Stellungnahme zu den Berichten âBeurteilung der ... - PTKA
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Prof.Dr.Rolf Bertram<br />
SONDERVOTUM<br />
<strong>zu</strong> <strong>den</strong> Machbarkeitsstudien<br />
Da Schließungsmaßnahmen insbeson<strong>der</strong>e bei Umlagerung und Verfüllung Auswirkungen auf<br />
die Langzeitsicherheit haben, können belastbare Bewertungen nur unter Berücksichtigung <strong>der</strong><br />
in <strong>der</strong> Nachbetriebsphase auftreten<strong>den</strong> Verän<strong>der</strong>ungen des Asse-Systems vorgenommen<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
In <strong>den</strong> vorliegen<strong>den</strong> Machbarkeitsstudien sind unvermeidbare Folgewirkungen nicht bzw.<br />
nicht mit <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Tiefe beachtet wor<strong>den</strong>. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br />
erwähne ich (aus meiner Sicht) im Folgen<strong>den</strong> einige Defizite<br />
1. Die Annahme , das geochemische System bewege sich schließlich auf ein Gleichgewicht<br />
<strong>zu</strong>, ist nicht haltbar. Bekannt ist, daß Reaktionsverläufe in multikomponentigen<br />
Mehrphasensystemen nicht prognostizierbar sind. Beson<strong>der</strong>s in Systemen, bei <strong>den</strong>en<br />
durch radioaktive Zerfallsprozesse permanent Energie <strong>zu</strong>geführt wird, lassen sich<br />
langfristige Sytemverän<strong>der</strong>ungen nicht mehr modellieren.<br />
An<strong>der</strong>s als etwa bei Klimamodellen, <strong>zu</strong> <strong>der</strong>en Erstellung ebenfalls eine Fülle von<br />
Einflußgrößen beachtet wer<strong>den</strong>, fehlt hier die Möglichkeit, die Modellierungen auf ihre<br />
Verlässlichkeit <strong>zu</strong> testen und ggf. <strong>zu</strong> korrigieren. In chaotischen chemischen Systemen<br />
sind sogar "run-away"-Effekte nicht aus<strong>zu</strong>schließen, d.h. <strong>der</strong> Systemverlauf kann<br />
schlimmstenfalls <strong>zu</strong> dramatischen nicht vorhersehbaren Ereignissen aber nie <strong>zu</strong> einem<br />
Gleichgewicht führen.<br />
2. Wie mehrfach (von mir) schon angemahnt sind die strahlenchemischen und<br />
gaschemischen Prozesse viel <strong>zu</strong> wenig beachtet. Die Beschränkung <strong>der</strong> Betrachtung auf<br />
wenige Gase (z.B. Wasserstoff, Methan) wird dem tatsächlichen Sachverhalt nicht<br />
gerecht. Bei <strong>der</strong> Fülle <strong>der</strong> nachgewiesenen Gase hätte man Hinweise erwartet auf die<br />
Bildung sicherheitsgefähr<strong>den</strong>de Gasgemische (Entzündbarkeit) verbun<strong>den</strong> mit<br />
Störfallereignissen.<br />
3. Ein grundlegen<strong>der</strong> Mangel liegt in <strong>der</strong> Nichtbeachtung <strong>der</strong> jüngsten Korrektur des<br />
Radioaktiven Inventars. Diese Korrektur (Pu !!) stellt eine eine erhebliche Verän<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Ausgangssituation dar. Die in <strong>den</strong> Machbarkeitsstudien dargestellten Tabellen über die<br />
radioaktiven Inventare in <strong>den</strong> einzelnen Einlagerungskammern fußen auf einer<br />
unrealistischen Datenlage. Solange eine solche Korrektur nicht berücksichtigt wird, sind<br />
Abschät<strong>zu</strong>ngen über die radiologischen Folgen we<strong>der</strong> für die Schließungsphase noch für<br />
die Nachbetriebsphase belastbar.<br />
4. Nicht hinnehmbar ist auch die defizitäre Betrachtung <strong>der</strong> Strahlenwirkung. Obwohl<br />
bekannt ist, daß die verschie<strong>den</strong>en eingelagerten Radionuklide ganz unterschiedliche<br />
radiologische und radiochemische Prozesse auslösen (siehe z.B. Alpha-Radiolyse,<br />
Radiotoxizität, spezifische Aktivität) fin<strong>den</strong> sich da<strong>zu</strong> in <strong>den</strong> Machbarkeitsstudien keine<br />
o<strong>der</strong> nur un<strong>zu</strong>reichende Hinweise.<br />
5. Nicht beachtet wer<strong>den</strong> Reaktionssynergismen , d.h. die gegenseitige Beeinflussung <strong>der</strong><br />
Vielfältigen chemischen und strahlenchemischen Prozesse. Durch verstärkende<br />
Rückkopplung können sicherheitsgefähr<strong>den</strong>de Prozesse initiiert wer<strong>den</strong>, <strong>der</strong>en<br />
Eskalation wegen <strong>der</strong> Komplexität we<strong>der</strong> kontrollierbar noch modellierbar sind.