PSC 4-11 - FSP
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PANORAMA<br />
PSYCHOSCOPE X-X/200X 4/20<strong>11</strong><br />
Traumata und Altersdepressionen sind zwei Themenschwerpunkte<br />
von Prof. Dr. Dr. Andreas Maercker.<br />
Schamgefühle sind für beide von grosser Bedeutung.<br />
«Schamgefühle spielen bei circa einem<br />
Drittel der Traumatherapien eine wesentliche<br />
Rolle», sagt Andreas Maercker.<br />
Der Forscher und Psychotherapeut<br />
ist u.a. auf Trauma/PTSD und<br />
Klinische Gerontopsychologie spezialisiert<br />
und wirkt seit 2005 als Ordinarius<br />
für Psychopathologie und Klinische<br />
Intervention am psychologischen Institut<br />
der Universität Zürich. «Ich bin<br />
leidenschaftlich gern Forscher», sagt<br />
Maercker, den als Vater eines Islamwissenschaften<br />
studierenden Sohnes<br />
aber auch die Arbeit mit Studierenden<br />
nicht kalt lässt.<br />
Der Alltag des Professors, der mit seinem<br />
langjährigen Lebenspartner in<br />
Zürich lebt, besteht derzeit zu gleichen<br />
Teilen aus Forschung, Lehre, psychotherapeutischer<br />
Praxis/Supervision –<br />
und Administration. «Dies entspricht<br />
mir, weil sich auch nach vielen Berufsjahren<br />
keine Routine ergibt.»<br />
Zur Zeit unseres Gesprächs bereitet<br />
der Professor gerade eine studentische<br />
Projektgruppe zur Erforschung komplizierter<br />
Trauer vor, in der ein neues<br />
Messverfahren des Sense of Coherence<br />
entwickelt und eingesetzt werden<br />
soll. Stolz stellt er fest, dass man<br />
an seinem Zürcher Institut laut kürzlicher<br />
Evaluation «ein sehr gutes internationales<br />
Standing» erreicht habe.<br />
Vor vier Jahren seien alle Lehrstühle<br />
des Instituts erstmals in ein gemeinsames<br />
Gebäude gezogen, was den Zusammenhalt<br />
und die Zusammenarbeit<br />
im Institut stark vorangebracht habe.<br />
Medizin statt Philosophie<br />
Als Wissenschaftler ist Prof. Dr. Dr.<br />
Andreas Maercker sowohl in der Medizin<br />
wie in der Psychologie verankert.<br />
«Das hat ganz spezielle, eigentlich politische<br />
Gründe», erklärt er. In Ostdeutschland<br />
geboren, hätte ihn zuerst<br />
Philosophie brennend interessiert.<br />
Angesichts der dozierten marxistischleninistischen<br />
Ideologie entscheidet<br />
sich der junge Mann für ein Medizinstudium<br />
an der Martin-Luther-Universität<br />
in Halle. «Das war eine andere<br />
Art, Menschen zu verstehen», resümiert<br />
der heutige Spitzenforscher. Und<br />
weil ihn psychologische Fragen besonders<br />
faszinieren, studiert er nach<br />
der Physikum-Vorprüfung zusätzlich<br />
noch Psychologie. Besonders gerne erinnert<br />
sich Andreas Maercker an den<br />
guten Dozentenkontakt, den die kleine<br />
Gruppe von nur 25 Psychologiestudenten<br />
damals ermöglicht hat. 1986 promoviert<br />
er an der Berliner Humboldt-<br />
Universität zum Doktor der Medizin<br />
und erhält die Approbation als Arzt,<br />
ein Jahr später schliesst er bereits das<br />
Psychologiestudium ab.<br />
Flucht in den Westen<br />
Wiederum aus politischen Gründen<br />
– Universitätskarriere ohne Offiziersrang<br />
gab es nicht – arbeitet Andreas<br />
Maercker nach dem Studium zuerst<br />
als Assistenzarzt an einem grossen<br />
psychiatrischen Krankenhaus.<br />
Noch vor der Wende versucht er in<br />
den Westen zu fliehen und landet im<br />
DDR-Gefängnis. – Heute stört sich<br />
Andreas Maercker daran, wie die<br />
Schweiz mit Flüchtlingen umgeht.<br />
Der Schritt in den Westen markiert<br />
dabei den endgültigen Wechsel zur<br />
Psychologie. Als Doktorand am Westberliner<br />
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung<br />
und später als Oberassistent<br />
am Institut für Klinische<br />
Psychologie und Psychotherapie der<br />
Technischen Universität Dresden kristallisieren<br />
sich bald die Themen und<br />
Klientengruppen heraus, mit denen er<br />
sich teilweise noch heute befasst. So<br />
beschäftigt sich Maercker im Rahmen<br />
seiner Dissertation mit der Weisheit älterer<br />
Menschen. Später in Dresden<br />
Foto: Vadim Frosio<br />
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Porträt