PSC 4-11 - FSP
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PsyG: Das entscheidende Ja des Nationalrats<br />
22<br />
ACTU <strong>FSP</strong> AKTUELL <strong>FSP</strong> AKTUELL: ???<br />
PSYCHOSCOPE X-X/200X 4/20<strong>11</strong><br />
Der Nationalrat hat am 9. März dem Psychologieberufegesetz<br />
(PsyG) ohne Differenz zum Ständerat mit 144:3<br />
Stimmen zugestimmt. Bei der <strong>FSP</strong> herrscht Freude über<br />
ein lang erkämpftes Happy-End.<br />
Um es vorwegzunehmen: Die Meinungen<br />
waren bereits vor der Debatte<br />
im Plenum weitgehend gemacht:<br />
Die Bundesratsparteien signalisierten<br />
vollumfängliche oder weitgehende<br />
Unterstützung für die Konzeption<br />
des Bundesrates, welche auch diejenige<br />
der <strong>FSP</strong> ist. Vielsagende Funkstille<br />
herrschte hingegen seitens der<br />
Grünen, wohl weil die Partei zentrale<br />
Punkte der Vorlage ablehnte.<br />
Debatte zur Psychotherapie<br />
Während der Schutz der Berufsbezeichnung<br />
Psychologe oder Psychologin<br />
auf Psychologie-Masterstufe im<br />
Nationalrat weitgehend unbestritten<br />
war, gab es Diskussionen zur Regelung<br />
der Psychotherapie. «Einfach<br />
gesagt geht es darum, den Wildwuchs<br />
im Bereich der Psychotherapie<br />
zu beseitigen», brachte Oskar Freysinger<br />
(SVP VS), deutschsprachiger<br />
Kommissionssprecher der nationalrätlichen<br />
Bildungskommission<br />
WBK-N, die Ausgangslage gleich zu<br />
Beginn auf den Punkt. «Der Schutz<br />
der psychischen Gesundheit und der<br />
Umstand, dass die Bürger vor irgendwelchen<br />
Betrügern geschützt werden<br />
müssen, rechtfertigen das vorliegende<br />
Gesetz.»<br />
Zur Sicherung der Qualität in der<br />
Psychotherapie durfte gemäss den<br />
SprecherInnen aller Bundesratsparteien<br />
deshalb künftig nur noch ein<br />
Master in Psychologie oder Medizin<br />
in Frage kommen.<br />
Voten zum Minderheitsantrag<br />
Anders argumentierten die Grünen,<br />
die als einzige Partei der realen<br />
Entwicklung partout nicht ins Auge<br />
blicken und alle «Sozial- oder Humanwissenschaften»<br />
in die Psychotherapie-Weiterbildungen<br />
zulassen<br />
wollten. Dieses Vorhaben motivierte<br />
Kommissionssprecher Freysinger zu<br />
einem Vergleich: «Ein Bäcker macht<br />
eine Lehre in einer Bäckerei und ein<br />
Maurer macht sie in der Maurerei,<br />
und dann geht es darum, eine Meisterprüfung<br />
zu machen. Jetzt kann<br />
man nicht sagen, ein Maurer werde<br />
einfach für eine Bäckermeister-Prüfung<br />
zugelassen, denn schliesslich<br />
sind Zement und Brotteig nicht dasselbe;<br />
da ist halt ein Grundwissen in<br />
der jeweiligen Materie vonnöten.»<br />
Auch der französischsprachige Kommissionssprecher<br />
Jacques Neirynck<br />
(CVP VD) zog eine – mit einiger<br />
Ironie gewürzte – Analogie heran:<br />
«Wäre es tolerierbar, wenn jemand<br />
mit einer Grundausbildung in Biologie<br />
eine medizinische Weiterbildung<br />
machen und anschliessend Kranke<br />
behandeln dürfte? Das ist genau dasselbe<br />
Problem. Ich hätte mich vielleicht<br />
für den Minderheitsantrag Prelicz-Huber<br />
erwärmen können, wenn<br />
man zu den Personen mit Grundausbildungen<br />
in Sozial- und Humanwissenschaften<br />
noch die Ingenieure hinzugefügt<br />
hätte: Ich weise darauf hin,<br />
dass am Brain Mind Institute der<br />
ETH Lausanne eine grosse Zahl von<br />
Ingenieuren sich derzeit mit künstlichen<br />
Neuronennetzwerken beschäftigt:<br />
Sollte man diese zur Psychotherapie-Weiterbildung<br />
zulassen?»<br />
Gesundheitsminister Didier Burkhalter,<br />
der sich explizit für die positiven<br />
Voten zugunsten des PsyG bedankte,<br />
hatte bereits zuvor erklärt, dass<br />
der Bundesrat eine schweizweit einheitliche<br />
Qualität bei der Psychotherapie<br />
wünsche. Human- oder Sozialwissenschaften,<br />
zum Beispiel die<br />
Theologie oder Soziologie, seien als<br />
wissenschaftliche Basis für die Psychotherapie<br />
nicht ausreichend. In<br />
der Tat gebe es «einen natürlichen<br />
Weg und einige andere, schwierigere<br />
Wege» zur Psychotherapie.<br />
In der Detailabstimmung wurde der<br />
Minderheitsantrag auf Zulassung der<br />
Human- und Sozialwissenschaften<br />
für die Psychotherapie mit 122:23<br />
Stimmen klar verworfen.<br />
Dank Unterstützung aller fünf Bundesratsparteien obsiegte die Position<br />
der <strong>FSP</strong> am 9. März im Nationalrat deutlich. Rechts und links am Bildrand:<br />
Hans-Jürg Fehr (SP SH) und Josiane Aubert (SP VD)<br />
Keine laschen Übergangsregeln<br />
Zu reden gaben schliesslich nur noch<br />
die Übergangsbestimmungen. Hier<br />
forderte ein Minderheitsantrag, wiederum<br />
von Katharina Prelicz-Huber