PSC 5-12 - FSP
PSC 5-12 - FSP
PSC 5-12 - FSP
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
35<br />
Panorama<br />
psychoscope 5/20<strong>12</strong><br />
35<br />
PANORAMA<br />
PSYCHOSCOPE X-X/200X<br />
<strong>FSP</strong>-Autoren<br />
Zeit in der<br />
Therapie<br />
Die Krankenkassen erwarten kurze<br />
Behandlungen. Gehetzte Menschen<br />
gehören in der spätmodernen<br />
Zeit zur Normalität. Und die<br />
Diskussion um die am schnellsten<br />
wirkende Behandlungsmethode<br />
ist nie abgeschlossen. Im April<br />
publizierte die Fachpsychologin<br />
für Psychotherapie und Klinische<br />
Psychologie <strong>FSP</strong> Ulrike Borst<br />
zusammen mit dem Soziologen<br />
Bruno Hildenbrand einen<br />
Sammelband mit einem speziellen<br />
Fokus auf den Zeitaspekt.<br />
Die Beiträge verschiedener<br />
Fachpersonen zu unterschiedlichen<br />
Themen sind in vier Bereiche<br />
gegliedert: Zeit in der Psychiatrie,<br />
Zeit im Lebensverlauf, Zeit in<br />
Beratung und Therapie sowie Zeit<br />
in der Organisation. Neben Ulrike<br />
Borst, die sich mit «Therapie als<br />
Begegnung und ihr zeitlicher<br />
Rahmen» beschäftigt, steuert mit<br />
Andrea Lanfranchi ein weiterer<br />
Fachpsychologe für Psychotherapie<br />
und Klinische Psychologie <strong>FSP</strong><br />
einen Text bei: «Zeitdimensionen<br />
bei Migrantenfamilien». Wie<br />
vielfältig das Thema ist und wie<br />
wichtig der Faktor Zeit für Therapie<br />
sein kann, zeigen die Autorinnen<br />
und Autoren überzeugend auf.<br />
Zusammenfassungen von jedem<br />
Text und eine ansprechende<br />
optische Gestaltung erlauben ein<br />
interessengeleitetes und effizientes<br />
Lesen.<br />
Borst, U., & Hildenbrand, B. (Hrsg.)<br />
(20<strong>12</strong>). Zeit essen Seele auf. Der<br />
Faktor Zeit in Therapie und Beratung.<br />
Heidelberg: Carl-Auer.<br />
Drei Fragen an …<br />
Birgit Milz Meier, Fachpsychologin für Psychotherapie <strong>FSP</strong><br />
Welche Faktoren beeinflussen<br />
die Bindung zwischen<br />
Mutter und Kind?<br />
Eltern benötigen eine grosse Palette<br />
an Fähigkeiten, um ihrem<br />
Kind eine sichere Bindung zu ermöglichen.<br />
Der wichtigste Faktor<br />
ist die Feinfühligkeitskompetenz:<br />
die Fähig keit, die Signale des<br />
Kindes wahrnehmen, richtig interpretieren<br />
und adäquat in Intensität<br />
und Tempo darauf reagieren zu<br />
können. Diese Kompetenz kann<br />
durch äussere (etwa Geldschwierigkeiten<br />
oder Partnerschaftskonflikte)<br />
und innere Faktoren (zum Beispiel<br />
die eigene Bindungsgeschichte) eingeschränkt<br />
sein. Auch je nach intrauterinen<br />
oder Geburtserfahrungen<br />
sowie Temperament können sich<br />
Kinder in ihrer Ansprechbarkeit sehr<br />
unterscheiden.<br />
Wie entwickelt sich die Bindung<br />
zwischen Mutter und einem<br />
frühgeborenen Kind?<br />
Unter günstigen Umständen können<br />
auch Frühchen zu ihren Eltern eine<br />
sichere Bindung aufbauen. Die nötige<br />
Intensiv pflege erschwert oft lange die<br />
Ent wicklung elterlicher Kompetenzen.<br />
Um diese zu erwerben, ist psychosoziale<br />
und psychotherapeutische<br />
Unterstützung der Eltern nach einer<br />
Frühgeburt wesentlich. Die pflegende<br />
Fürsorge von Haut zu Haut ist<br />
zum Beispiel eine sehr gute Möglichkeit,<br />
mit dem Kind in einen intensiven<br />
Kontakt zu treten. Herzschlag,<br />
Rhythmus der Atmung und Temperatur<br />
des Säuglings gleichen<br />
sich dabei an und werden stabil.<br />
Diese positive Resonanz<br />
stärkt den Bindungsprozess.<br />
Im Dezember 2011 starteten Sie<br />
das Trainingsprogramm SAFE*.<br />
Das Ziel ist, eine sichere Bindung<br />
zwischen Eltern und Kindern zu<br />
fördern. Wie wird dies erreicht?<br />
Wir begleiten werdende Eltern ab<br />
der 20. Schwangerschaftswoche bis<br />
zum Ende des ersten Lebensjahres<br />
des Kindes. Einerseits vermitteln wir<br />
Grundlagen der Bindungstheorie<br />
und ermöglichen den Eltern, in Einzelgesprächen<br />
ihre eigene Bindungsgeschichte<br />
zu reflektieren. Bei Bedarf<br />
vermitteln wir psychotherapeutische<br />
Unterstützung. Andererseits geht es<br />
auch darum, sich mit den veränderten<br />
Rollen und den eigenen Erwartungen<br />
an sich, den Partner und ans Kind<br />
auseinanderzusetzen.<br />
Interview:<br />
Simone Eberhart<br />
Birgit Milz Meier ist Psychotherapeutin,<br />
EMDR-Practicioner und<br />
SAFE-Mentorin in eigener Praxis in<br />
Liestal. Die Behandlung von Komplikationen<br />
vor, während und nach<br />
der Geburt ist ein Schwerpunkt<br />
ihrer Praxistätigkeit. Sie arbeitet mit<br />
Erwachsenen und Paaren und gibt<br />
Weiterbildungen zur Bindungstheorie.<br />
*In Zusammenarbeit mit der leitenden<br />
Hebamme der Geburtsabteilung des<br />
Kantonsspitals Liestal, Jeanette Gröbli.<br />
www.safe-programm.de<br />
PANORAMA<br />
PSYCHOSCOPE 5/20<strong>12</strong>