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AutoClassic<br />
AutoClassic<br />
4,20<br />
JULI/AUG 4 / 2014 OLDTIMER & YOUNGTIMER – DAS SERVICEMAGAZIN<br />
Auto<br />
Spaßzwerge<br />
Seite 116<br />
Triumph<br />
TR 4<br />
Kaufberatung<br />
Spaßzwerge<br />
<strong>der</strong> er<br />
50<br />
4,20 €<br />
Deutschland<br />
Österreich 4,85 €<br />
Belgien 4,95 €<br />
Luxemburg 4,95 €<br />
Griechenland 6,25 €<br />
Spanien 5,60 €<br />
Finnland 6,50 €<br />
Italien 5,40 €<br />
Schweiz 8,20 SFr<br />
www.autoclassic.de<br />
+ Aktuelle<br />
Aktuelle<br />
Marktwerte<br />
& Trends S. 24<br />
• Wie sie sich fahren<br />
• Was sie kosten<br />
• Warum wir sie lieben<br />
Seite 14<br />
Seite 74<br />
Zündapp Janus<br />
BMW Isetta<br />
SERVICE &<br />
WERKSTATT<br />
Anbauteile und<br />
Motor strahlen<br />
Dachhimmel<br />
Seite 106<br />
So beziehen Sie<br />
verschlissene Himmel neu<br />
Bremsleitungen<br />
selbst herstellen<br />
Workshop<br />
Seite 102<br />
Audi-Ersatzteile<br />
Was es gibt und was nicht<br />
Seite<br />
96<br />
Seite<br />
100<br />
Geheimtipp!<br />
Seite 44<br />
Fiat 500<br />
Giardiniera<br />
Seite 36<br />
Monza/Senator<br />
Fuldamobil S7<br />
Die Super-Schnäppchen <strong>der</strong> 70er<br />
Lada<br />
Russischer<br />
Gelände-Evergreen<br />
Das bieten die letzten<br />
OBERKLASSE-OPEL<br />
Niva<br />
DAF 44/55/66<br />
Vorkriegs-<br />
Rarität<br />
Problemlose<br />
Einstiegs-<br />
Klassiker<br />
Seite 112<br />
Peugeot 202<br />
Seite 32<br />
Mercedes-<br />
Benz<br />
600<br />
Traumklassiker<br />
Plus: Glas 1700 TS | MAC Museum | Ford Taunus 12 M (G 13) mit Patina | Pariser Autosalon 1928<br />
Seite 28<br />
Seite 59<br />
Seite 122
Editorial<br />
<br />
<br />
Nicht nur die Porsche <strong>der</strong> 60er- und 70er-Jahre sind im Aufwind. Generell zeigt die Statistik,<br />
dass die Zahl <strong>der</strong> richtig alten Fahrzeuge mit H-Zulassung schneller steigt als bei den<br />
Baujahren nach 1974. Egal, ob Opel, VW, Jaguar o<strong>der</strong> eben Porsche.<br />
Foto: Jörn-M. Müller-Neuhaus<br />
Es gibt keine Oldie-Schwemme<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
immer wie<strong>der</strong> ist in den Medien zu lesen, dass aufgrund <strong>der</strong> hohen Stückzahlen und <strong>der</strong> angenommenen<br />
Langlebigkeit von Fahrzeugen <strong>der</strong> 80er-Jahre eine „Oldtimer-Schwemme“ drohe, also immer<br />
mehr Fahrzeuge mit H-Kennzeichen als preiswerte Alltagsautos genutzt werden, mit angeblich<br />
gravierenden Auswirkungen auf das Steueraufkommen. Dass dem nicht so ist, zeigt eine aktuelle<br />
Studie des Verbandes <strong>der</strong> Automobilindustrie VDA.<br />
Demzufolge ist im vergangenen Jahr die Zahl <strong>der</strong> mindestens 40-jährigen Oldtimer im Verhältnis<br />
zu Fahrzeugen im Alter zwischen 30 und 39 weiter gestiegen. Am 1. Januar 2014 waren insgesamt<br />
313.815 Fahrzeuge mit H-Kennzeichen zugelassen, davon sind 125.849 30 bis 39 Jahre alt – das ist<br />
eine Zunahme zum Vorjahr von 3,9 Prozent. Die Zahl <strong>der</strong> Klassiker im Alter zwischen 40 und 49<br />
Jahren stieg im selben Zeitraum um 14,5 Prozent auf 189.727 Exemplare. Im Fünfjahresvergleich<br />
wird dies noch deutlicher: Die Anzahl <strong>der</strong> zugelassenen Fahrzeuge im Alter bis zu 39 Jahren stieg<br />
um 12,8 Prozent, die Zahl <strong>der</strong> Oldtimer, die 40 Jahre und älter sind, wuchs um knackige 89 Prozent<br />
auf insgesamt 60 Prozent des gesamten Bestandes an!<br />
In <strong>der</strong> aktuellen Ausgabe von <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> hingegen setzen wir ganz bewusst auf eine Schwemme<br />
an Oldtimern und Youngtimern aller Epochen, vom Vorkriegs-Peugeot bis zum Oberklasse-<br />
Opel <strong>der</strong> 80er-Jahre. Und in unserer Titelgeschichte<br />
baten wir drei Kleinstwagen <strong>der</strong> Wirtschaftswun<strong>der</strong>zeit<br />
zum genussvollen Vergleich und fanden heraus, wie sie<br />
heute fahren und warum wir diese Straßenzwerge so<br />
lieben. Nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen bei <strong>der</strong><br />
Lektüre <strong>der</strong> aktuellen Ausgabe von <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>!<br />
Ihr,<br />
Jörn-M. Müller-Neuhaus<br />
Foto: Alexandra Wurl<br />
GeraMond Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
Das neue<br />
Heft ist da.<br />
Jetzt am<br />
Kiosk!<br />
Jörn-M. Müller-Neuhaus<br />
Verantwortlicher Redakteur
Inhalt<br />
14<br />
Titelstory<br />
Spaßzwerge <strong>der</strong> <strong>50er</strong>-Jahre<br />
Mitte <strong>der</strong> <strong>50er</strong>-Jahre ging es wirtschaftlich mit Deutschland steil bergauf und viele Menschen<br />
gönnten sich einen Kleinstwagen, <strong>der</strong> für kleines Geld ein Dach über dem Kopf und mehr Platz<br />
bot als ein Motorrad. <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> vergleicht drei skurrile <strong>50er</strong>-Jahre-Minis.<br />
+<br />
Aktuelle<br />
Marktwerte<br />
Kleinstwagen und<br />
Rollermobile <strong>der</strong><br />
<strong>50er</strong> bis 70er.<br />
Service & Werkstatt<br />
96 Damit <strong>der</strong> Motor<br />
wie<strong>der</strong> strahlt ...<br />
Wir zeigen, wie man Motorgehäuse<br />
und Anbauteile korrekt und<br />
schonend säubert und veredelt.<br />
100 Der Vorsprung<br />
hat Verspätung<br />
Ersatzteilversorgung für klassische<br />
Audi – was es gibt und was es nicht<br />
gibt.<br />
102 Bremsleitung herstellen<br />
Wie man Bördel an Bremsleitungen<br />
korrekt herstellt und Leitungen<br />
perfekt biegt.<br />
106 Neuer Himmel<br />
fürs alte Dach<br />
Unser Youngtimer-Experte zeigt,<br />
wie man vergilbte Dachhimmel neu<br />
bezieht.<br />
14 Spaßzwerge <strong>der</strong> <strong>50er</strong>-Jahre<br />
Klein, aber oho!<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> stellt drei Zwerge<br />
vor und klärt, warum wir sie lieben und<br />
wie sie fahren.<br />
24 Markttrends<br />
Kleinstwagen <strong>der</strong> <strong>50er</strong> bis 70er:<br />
Halwart Schra<strong>der</strong> präsentiert die<br />
kleinsten, schönsten und praktischsten<br />
Kleinstwagen und Rollermobile.<br />
28 Lada Niva<br />
Held <strong>der</strong> Arbeit: Der Niva ist <strong>der</strong><br />
einzige Oldtimer, <strong>der</strong> noch neu gebaut<br />
wird. Wir stellen den Kraxler vor.<br />
32 Peugeot 202 Berline<br />
Der Stromlinien-Löwe: Der kleine<br />
Vorkriegsfranzose war mit seiner<br />
Art-Déco-Karosserie ein Trendsetter.<br />
36 Opel Senator A/Monza<br />
Germany’s last Top Opel: Die letzten<br />
Oberklasse-Modelle von Opel sind<br />
heute begehrte Youngtimer.<br />
42 Ford Taunus 12 M (G 13)<br />
In Ruhe gereift: Dieser über 60 Jahre<br />
alte Ford ist bis heute unrestauriert und<br />
ungeschweißt.<br />
44 Glas 1700 TS<br />
Ein Bayer mit italienischen Genen:<br />
Fritz Klein hat den seltenen Viertürer<br />
aus Dingolfing liebevoll restauriert.<br />
48 MAC Museum Art und Cars<br />
Kunst & Karossen: Das Museum in<br />
Singen fasziniert mit seinem Konzept.<br />
50 Fiat Barchetta<br />
Radlauf-Sanierung, Teil 2: Wir formen<br />
neue Bleche für den Radkasten<br />
und schweißen sie ein.<br />
54 Fiat 500 Giardiniera<br />
Wendige Gärtnerin: Der Kombi auf<br />
Basis des Fiat 500 bietet auf drei Metern<br />
viel Platz fürs Gepäck.<br />
59 Super-Schnäppchen <strong>der</strong> 70er<br />
Oldie-Spaß für<br />
kleines Geld:<br />
Unsere Super-<br />
Schnäppchen<br />
<strong>der</strong> 70er heißen<br />
Trabant 601,<br />
Citroën CX,<br />
Opel Ascona B,<br />
Lancia Beta,<br />
Mercedes 200<br />
(W 123), Ford<br />
Capri II und<br />
Peugeot 304<br />
Cabrio.<br />
94 Events 2014<br />
Rückblick und <strong>Vorschau</strong>: Nürburgring<br />
Classic Car Meeting, Oldtimer-<br />
Grand-Prix Nürburgring, Oldtimer-<br />
Reisen in <strong>der</strong> Schweiz, Zugspitzregion,<br />
Sound Of Speed Salzburgring.<br />
108 AH Kopitza, Rheinfelden<br />
Alles aus einer Hand: Der Fachbetrieb<br />
ist auf den Einbau von Servolenkungen<br />
in Oldtimer spezialisiert.<br />
4
Großes Porträt<br />
36<br />
Opel Senator A und Monza<br />
Die letzte Oberklasse aus Rüsselsheim<br />
Kaufberatung<br />
Kaufberatung<br />
Triumph TR4/TR4a<br />
Rarität<br />
Peugeot 202 Berline<br />
112 Daf 44, 55, 66 116<br />
54<br />
110 IG Renault 15/17 Deutschland<br />
Club <strong>der</strong> seltenen Gallier: Die IG<br />
kümmert sich seit 30 Jahren um die<br />
fast vergessenen Renault-Coupés.<br />
112 Daf 44, Daf 55, Daf 66<br />
Trio für Schaltfaule: Die Kleinwagen<br />
aus den Nie<strong>der</strong>landen sind bekannt<br />
für ihre stufenlose Automatik. <strong>AUTO</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong> zeigt ihre Schwächen.<br />
116 Triumph TR4/TR4a<br />
Erfolgstyp aus Coventry: Der TR4<br />
ist einer <strong>der</strong> populärsten britischen<br />
Roadster. <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> deckt auf,<br />
welche Probleme <strong>der</strong> kernige Brite bereiten<br />
kann.<br />
122 Mercedes-Benz 600 (W 100)<br />
Nicht nur für gekrönte Häupter<br />
Der Mercedes 600 ist eine Sternstunde<br />
des Automobilbaus. <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
erweist dem „besten Auto <strong>der</strong> Welt“<br />
die Referenz.<br />
RUBRIKEN<br />
3 Editorial<br />
6 Einsteigen bitte<br />
8 Panorama<br />
9 Kolumne<br />
11 Oldtimerrecht<br />
75 Kleinanzeigen<br />
90 Termine<br />
111 Deuvet-Info<br />
120 Pinnwand<br />
126 Medien<br />
127 Leserbriefe<br />
127 Impressum<br />
128 Rückblick<br />
130 <strong>Vorschau</strong><br />
Besuchen Sie uns im Internet:<br />
www.autoclassic.de<br />
Fiat 500<br />
Giardiniera<br />
Porträt<br />
28<br />
Porträt<br />
Lada Niva<br />
Mercedes-Benz 600 (W 100)<br />
Traumklassiker<br />
122<br />
FAHRZEUGE IN<br />
DIESER AUSGABE<br />
Alfa Romeo Spi<strong>der</strong>...................10<br />
BMW Isetta...............................14<br />
Citroën CX..........................59/IV<br />
Daf 44/55/66 ........................112<br />
Fiat Barchetta...........................50<br />
Fiat 500 Giardiniera.................54<br />
Ford Capri II .....................59/XII<br />
Ford Taunus 12M G13 ............42<br />
Fuldamobil S7 ..........................14<br />
Glas 1700 TS ............................44<br />
Glas Goggomobil .....................25<br />
Honda N360/N400/N600......25<br />
Lada Niva..................................28<br />
Lancia Beta Berlina........59/VIII<br />
Merc.-B. 200 (W 123) .....59/XIV<br />
Mercedes-B. 600 (W 100) .....122<br />
Messerschmitt KR 200............24<br />
Opel Ascona B...................59/VI<br />
Opel Monza ..............................36<br />
Opel Senator A.........................36<br />
Peel P50.....................................25<br />
Peugeot 202 Berline ................32<br />
Peugeot 205 GTI ........................9<br />
Peugeot 304 Cabrio............59/X<br />
Trabant 601 .........................59/II<br />
Triumph TR4/TR4a..............116<br />
VW Jetta II ...............................12<br />
Zündapp Janus.........................14<br />
32<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 5
Einsteigen bitte! | Jaguar E-Type<br />
Roaaarrrr!<br />
Foto: Jaguar<br />
Wenn diese schicken Rundungen den Betrachter heute nicht in Entzückung versetzen!<br />
Übrigens erging es den Besuchern des Genfer Autosalons im Jahre 1961,<br />
als Sir William Lyons den schnittigen Jaguar E-Type vorstellte, nicht an<strong>der</strong>s: Mit<br />
ihrer extrem langen Schnauze und dem dafür recht kurz geratenen Heck offenbarte die<br />
schicke Raubkatze eine Formgebung, wie es sie bis dato noch nicht gegeben hatte – und<br />
die den Automobildesignern sportlicher Flitzer in den nachfolgenden Jahrzehnten immer<br />
wie<strong>der</strong> als „Anregung“ dienen sollte. Enzo Ferrari selbst soll gesagt haben, <strong>der</strong> E-Type<br />
sei „das schönste Auto <strong>der</strong> Welt“. Doch nicht nur die stilvolle Hülle machte den außergewöhnlichen<br />
Briten berühmt, auch <strong>der</strong> spannende Inhalt ließ die Herzen höher schlagen:<br />
Der 265 SAE-PS leistende 3,8-Liter-Reihensechszylin<strong>der</strong> machte den Neuling seinerzeit<br />
zum schnellsten Serienauto <strong>der</strong> Welt. Und sein Brüllen schallt noch heute …<br />
6
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 7
Panorama<br />
Panorama<br />
NACHRICHTEN AUS DER KLASSIKERSZENE<br />
Camping light<br />
> URLAUB MAL ANDERS<br />
Wildes Durcheinan<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Karibik-Abteilung: Gelbe Telefonhäuschen<br />
und Bundesbahnwaggons sind am Strand von Waikiki eher selten.<br />
Camping – dieses Relikt aus den frühen<br />
70er-Jahren erhält einen ganz neuen<br />
Reiz. Statt morgens in klammer Wäsche<br />
durch kniehohen Mod<strong>der</strong> zum Waschhaus zu<br />
tapern, bleibt im überdachten Campingplatz<br />
„Base Camp“ in Bonn alles trocken.<br />
Das Konzept ist ebenso originell wie einfach:<br />
Man nehme eine ausgediente Lagerhalle, eine<br />
Handvoll älterer Wohnwagen und Wohnmobile,<br />
mische das Ganze mit den verrückten Gestaltungsideen<br />
einer Bühnenplastikerin – und fertig<br />
ist das Campinghotel.<br />
Eine witzige Idee für ein o<strong>der</strong> zwei Übernachtungen<br />
in großer Runde! Entwe<strong>der</strong> schläft man<br />
kuschelig in einem <strong>der</strong> 16 Zweier-Wohnwagen<br />
o<strong>der</strong> meldet den Bedarf für das skurrile Trabant<br />
Dachzelt an. Wer gerne in großer Runde übernachtet,<br />
nutzt die beiden geräumigen Airstream<br />
Wohnwagen. Ab 22:00 Uhr herrscht Nachtruhe<br />
bis morgens um 7:30 Uhr. Dann geht es, wie im<br />
richtigen Campingplatzleben, zu den Waschräumen;<br />
allerdings in <strong>der</strong> Halle.<br />
Rostige Deko-Oldtimer, eine große Freifläche<br />
und ein niedriges Preisniveau sorgen dafür, dass<br />
das „Base Camp“ auch für Oldtimer-Clubausfahrten<br />
infrage kommt, zumal die reizvolle Eifel<br />
und die Rheinlandschaft als ideales Tourengebiet<br />
durchgehen. Lediglich auf das abendliche<br />
Erzählen am Lagerfeuer muss zumindest in <strong>der</strong><br />
Halle verzichtet werden. Doch das kann man ja<br />
gegebenenfalls auf dem realen Campingplatz<br />
nachholen, denn so mancher kommt bei „Camping<br />
light“ auf den Geschmack.<br />
Weitere Infos gibt es unter www.basecampbonn.de,<br />
die Preise bewegen sich zwischen 24<br />
und 74 Euro pro Nacht.<br />
Für das Beach-Boys-Feeling gibt<br />
es zwei VW Camper. Lei<strong>der</strong><br />
stecken die Schlüssel nicht.<br />
Fotos: Sven Jürisch<br />
„Klassisch“ surfen<br />
><br />
Witzige und nützliche<br />
Websites, für Sie entdeckt<br />
Wer die Fotos des Amerikaners Michael Paul<br />
Smith sieht, staunt über stimmungsvolle Motive,<br />
die Automobile im Amerika <strong>der</strong> 1920erbis<br />
1960er-Jahre zeigen. Aber: Smiths Werk<br />
hat einen unglaublichen Haken …<br />
> www.visitelginpark.com<br />
Günstiger als originale Chromstoßstangen:<br />
„Bumperworld“ bietet alternativ Edelstahlstoßstangen<br />
für 42 Automarken an und verspricht<br />
exakte Kopien vom Original mit perfekter<br />
Passform. Ohne Rosten und Abblättern.<br />
> www.bumperworld.de<br />
8
Foto: Peugeot<br />
205<br />
><br />
> DAS „H“ WINKT<br />
GTI<br />
Um dem Golf GTI Einhalt zu gebieten,<br />
jagte ab 1984 <strong>der</strong> Peugeot<br />
205 GTI über Deutschlands Straßen.<br />
Zu Beginn befeuerte den<br />
Kraftzwerg ein 1,6-Liter-Motor<br />
mit stattlichen 105 PS. Front- und<br />
Heckspoiler, Kunststoffverbreiterungen<br />
an den Radläufen, breite<br />
Rammschutzleisten mit roten<br />
Zierleisten, Colorverglasung,<br />
185er-Breitreifen und ein roter<br />
Schriftzug auf <strong>der</strong> Heckklappe unterstrichen<br />
das Sportler-Image.<br />
19.295 DM rief Peugeot für den<br />
kleinen Löwen auf. Vorwiegend<br />
Männer unter 40 verfielen seinem<br />
Brüllen. Ab 1986 leistete er<br />
128 PS aus 1,9 Liter Hubraum und<br />
kostete 24.400 DM.<br />
Paul Hensler<br />
> MOTORENKONSTRUKTEUR GESTORBEN<br />
Mit <strong>der</strong> Weiterentwicklung von Porsche-Diesel-Schleppern<br />
hatte die<br />
Porsche-Laufbahn des Maschinenbauers<br />
Paul Hensler 1958 begonnen, bis er<br />
fünf Jahre später zu den Personenwagen<br />
wechselte und an Motoren tüftelte. Er leistete<br />
Pionierarbeit bei <strong>der</strong> Turbo-Aufladung von<br />
Otto-Motoren und verantwortete lange Zeit<br />
die Weiterentwicklung des Sechszylin<strong>der</strong>-Boxermotors<br />
des 911. Hensler mauserte sich zu<br />
einem <strong>der</strong> bedeutendsten Motorkonstrukteure.<br />
Auch die neuen Motorenkonzepte von Porsche<br />
928 und 944 verantwortete er. 1994 ging<br />
<strong>der</strong> gebürtige Freiburger in Rente und blieb<br />
Porsche weiterhin verbunden. Am 17. März<br />
starb Hensler im Alter von 85 Jahren.<br />
Oldtimer-Studie<br />
FIVA BEFRAGT 15 EU-LÄNDER<br />
Was bedeuten historische Fahrzeuge<br />
für unsere Gesellschaft und<br />
Wirtschaft? Um dieser Frage auf<br />
den Grund zu gehen, hat <strong>der</strong> Oldtimer-Weltverband<br />
FIVA eine Oldtimer-Studie in 15<br />
EU-Län<strong>der</strong>n gestartet (durchgeführt von <strong>der</strong><br />
GfK). Mit den Daten, die durch diese repräsentative<br />
Umfrage gewonnen werden, wird<br />
<strong>der</strong> FIVA eine fundierte und nachhaltige Interessenvertretung<br />
für die Klassikerszene ermöglicht.<br />
Folgende drei Zielgruppen können<br />
unter den entsprechenden Links noch bis<br />
16. Juni abstimmen:<br />
– Besitzer von historischen Fahrzeugen:<br />
http://online.gfk.com/fiva-survey-de/<br />
– Unternehmen, die sich mit historischen<br />
Fahrzeugen befassen (Restaurierungs-<br />
betriebe, Händler, Versicherungen etc.):<br />
www.fiva.org/site/en/business-survey<br />
– Oldtimer-Clubs: http://survey.fiva.org/<br />
index.php/462688/lang-de<br />
Abstimmung<br />
bis 16. Juni!<br />
Welche Bedeutung haben Oldies? Die<br />
Umfrage soll helfen, die Interessen <strong>der</strong><br />
Fangemeinde noch gezielter zu vertreten.<br />
Erst Traktoren, dann Sportwagen: 36 Jahre<br />
arbeitete Paul Hensler bei Porsche.<br />
Foto: Porsche AG Foto: ADAC<br />
KOLUMNE<br />
Youngtimer-Outing<br />
In <strong>der</strong> alten Nationalgalerie in Berlin läuft<br />
bis Juli eine Ausstellung des Künstlers<br />
Rembrandt Bugatti. Der jüngere Bru<strong>der</strong><br />
des Autobauers Ettore Bugatti gilt als ganz<br />
Großer seiner Kunst. Für eine Reportage hatte<br />
ich mich einen Tag vor Ausstellungseröffnung<br />
mit den Kuratoren verabredet. Ich war<br />
zu früh und wartete vor dem ehrwürdigen<br />
Bau. Parken darf im Hof eigentlich niemand<br />
und so standen nur Transporter und Handwerkerautos<br />
herum. Mittendrin entdeckte ich<br />
aber ein rotes BMW-E30-Cabriolet. Ungewaschen,<br />
mit Gebrauchsspuren, ein „Daily<br />
Driver“ sozusagen. Ich wurde neugierig.<br />
Im Straßencafé bleibe<br />
ich schon mal etwas länger<br />
sitzen, um zu beobachten,<br />
wer in welches Auto<br />
steigt. Meine Erfahrung:<br />
Youngtimer-Besitzer sind von ihrem Äußeren<br />
her schwer auszumachen. Da findet man alles,<br />
vom Hipster bis zum Rentner. Die Gemeinsamkeiten<br />
sind eher mentaler Natur:<br />
Man will sich unterscheiden, ohne anzugeben,<br />
man hat etwas gegen das Wegwerfen,<br />
ohne eine Ideologie daraus zu machen, man<br />
erfreut sich an ästhetischen Gegenständen,<br />
die Moden überdauern. Mein Tipp für den Besitzer<br />
des BMW-Cabriolets war deshalb klar:<br />
Der gehört einem <strong>der</strong> Kuratoren. Bingo! Als<br />
wir das Interview später für eine Pause unterbrachen,<br />
entpuppte sich einer <strong>der</strong> Kunst-<br />
Sachverständigen als stolzer Eigner des<br />
Youngtimers. Da ich mich als Angehöriger des<br />
gleichen Stammes outete, wurde die Gesprächsatmosphäre<br />
viel entspannter.<br />
Mein Gegenüber hatte längst bemerkt,<br />
dass ich von Kunst<br />
nicht viel verstand.<br />
Das war plötzlich entschuldigt,<br />
dank meines<br />
Automobilgeschmacks.<br />
Für mich<br />
war es <strong>der</strong> Beweis, dass Youngtimer nun<br />
auch in gleichsam geweihten Kunstkreisen<br />
zum Kulturgut aufgestiegen sind. Ach ja: Die<br />
Rembrandt-Bugatti-Ausstellung ist für Freunde<br />
schöner Dinge absolut empfehlenswert.<br />
Und nehmen Sie für die Anfahrt<br />
Ihren Youngtimer.<br />
Dirk Maxeiner<br />
Dirk Maxeiner,<br />
bekennen<strong>der</strong><br />
Old- und Young -<br />
timer-Fan, ist<br />
freier Publizist<br />
und Buchautor. Er<br />
schreibt unter an<strong>der</strong>em<br />
für „Die Welt“.<br />
Besitzerraten ist<br />
ein kleiner Freizeitspaß<br />
für mich.<br />
Mein Automobilgeschmack<br />
machte den<br />
mangelnden Kunstverstand<br />
wie<strong>der</strong> wett.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 9
Panorama<br />
RÜCKSPIEGEL<br />
Investment-<br />
Tipp<br />
1889 – Vor 125 Jahren<br />
Vom Mädchen zur Marke<br />
Foto: Daimler AG<br />
Geplant war es nicht, dass sich <strong>der</strong> Name<br />
Mercedes als Markenname durchsetzen würde.<br />
Die Tochter des Geschäftsmannes Emil<br />
Jellinek, Mercédès (siehe Bild), wurde vor<br />
125 Jahren am 16. September geboren. Der<br />
Vater meldete unter ihrem Namen Wagen <strong>der</strong><br />
Daimler-Motoren-Gesellschaft zu Rennen an.<br />
Die Fahrzeuge waren erfolgreich, <strong>der</strong> Name<br />
Mercédès in aller Munde. Ab April 1900 hießen<br />
Daimler-Fahrzeuge offiziell Mercedes.<br />
1894 – Vor 120 Jahren<br />
Das erste Mal im Doppelpack<br />
Keiler Typ<br />
> ALFA ROMEO SPIDER<br />
Wer schon immer bedauert hat, „damals,<br />
als sie noch billig waren“, keinen<br />
Duetto gekauft zu haben, erhält<br />
nun eine zweite Chance, in das Leben <strong>der</strong> offenen<br />
Alfas einzutauchen. Der Alfa Romeo<br />
Spi<strong>der</strong> aus den 90er-Jahren macht den 2014<br />
offenbar vorgezogenen Sommeranfang erst<br />
so richtig lebenswert. Bügellos offen, kompromisslos<br />
zweisitzig und mit Motoren wie aus<br />
dem Lehrbuch für motorische Leidenschaft<br />
spielt sich <strong>der</strong> zwischen 1994 und 2005 gebaute<br />
Keil auch in die Herzen <strong>der</strong> Nicht-Alfisti.<br />
Dank optimaler Gewichtsbalance und fahrdynamischer<br />
Abstimmung macht bereits die<br />
Basisversion jede Menge Fahrspaß, wenngleich<br />
richtige Fans zum optisch und soundtechnisch<br />
ungemein attraktiven 3,0 Liter V6<br />
greifen dürften. 192 bis 240 PS leistet diese<br />
Topmotorisierung und gilt als prominentester<br />
Anwärter auf den Klassikerstatus.<br />
Die Vierzylin<strong>der</strong> sind allerdings ebenfalls<br />
nicht zu verachten, denn auch rund 150 PS<br />
reichen im Alltag für den Spi<strong>der</strong> aus. Für rund<br />
3.000 Euro beginnt das Frischluftvergnügen,<br />
die V6 kosten einen Aufschlag von rund 1.500<br />
Euro, haben aber vermutlich ein höheres<br />
Klassikerpotenzial – Geheimtipp ist <strong>der</strong> nur<br />
551 Mal gebaute 3,2 Liter. Doch ganz gleich,<br />
welcher Spi<strong>der</strong> es sein darf, in spätestens zehn<br />
Jahren werden wir uns nach den letzten seiner<br />
Gattung die Hälse verdrehen, wie einst<br />
beim Duetto.<br />
Foto: Daimler AG<br />
Foto: GM Company<br />
Die erste Automobilwettfahrt <strong>der</strong> Welt schrieb<br />
die französische Zeitung „Le Petit Journal“<br />
aus. Daraufhin starteten 21 Fahrzeuge am<br />
22. Juli 1894 von Paris aus ins 126 Kilometer<br />
entfernte Rouen. 17 Fahrzeuge erreichten<br />
das Ziel, darunter auch das Fahrzeug von Alfred<br />
Vacheron mit Daimler-Motor (siehe Bild).<br />
Mehrere Wagen starteten mit Daimler-Motor,<br />
was gleichzeitig den Beginn <strong>der</strong> Motorsportkarriere<br />
von Daimler markierte.<br />
1899 – Vor 115 Jahren<br />
Der erste Opel<br />
Adam Opels Söhne erwarben 1899 für ihre<br />
zukünftige Automobilproduktion die „Anhaltische<br />
Motorwagenfabrik“ Friedrich Lutzmanns.<br />
Der erste Wagen wurde nach dem „Direktor<br />
des Kraftwagenbaues“ benannt: „Opel Patent<br />
Motorwagen System Lutzmann“. Ein 3,5 PS<br />
starker 1,5-Liter-Einzylin<strong>der</strong>motor mit offenem<br />
Kurbelgehäuse beschleunigte das kutschenähnliche<br />
Gefährt auf 20 Kilometer pro Stunde.<br />
Das Waterloo von Douvrin<br />
> 40 JAHRE EUROPA-V6<br />
Teilten sich<br />
den Europa-V6:<br />
Citroën XM, Volvo 760<br />
und Peugeot 604.<br />
Modell: Alfa Romeo Spi<strong>der</strong><br />
Leistung: 144 PS (1,8) bis 240 PS (3,2 l V6)<br />
Bauzeit: 1994–2005<br />
Stückzahl: 39.088<br />
Empfehlung: 2,0 JTS für den Alltag; 3,2 l V6 für<br />
die Sammlung<br />
Bloß nicht: Autos ohne Wartungshistorie, dauerfeuchte<br />
Laternenparker-Exemplare, verheizte<br />
Fünfthand-Mobile<br />
Preis: ab 2.500 Euro für Vierzylin<strong>der</strong>; ab 3.500<br />
Euro für Sechszylin<strong>der</strong><br />
Reparaturrücklage: rund 2.000 Euro bei intaktem<br />
Verdeck (Erneuerung ca. 1.800 Euro)<br />
Wertprognose: Tendenz steigend<br />
Als sich Anfang <strong>der</strong> 70er-Jahre Volvo, Renault<br />
und Peugeot verabredeten, einen<br />
Motor für künftige Oberklassefahrzeuge<br />
zu entwickeln, schien die Welt noch in Ordnung.<br />
Doch die ehrgeizige Planung eines V8-Motors<br />
versank in den Fluten <strong>der</strong> Ölkrise. 1974 kam ein<br />
trauriger Kastrat in Form eines Sechszylin<strong>der</strong>s<br />
heraus. Der hatte von dem einstigen V8-Entwurf<br />
gerade noch den Winkel <strong>der</strong> Zylin<strong>der</strong>bänke zueinan<strong>der</strong><br />
übernommen, auch wenn 90 Grad<br />
Spreizung nicht optimal für einen V6 waren.<br />
Dank unüblicher<br />
Zündreihenfolge<br />
(1–6–3–5–2–4) und <strong>der</strong> gemeinsamen<br />
Hubzapfen <strong>der</strong> sich gegenüberliegenden Zylin<strong>der</strong><br />
rüttelte <strong>der</strong> Motor im Renault 30, Peugeot<br />
604 o<strong>der</strong> Volvo 760 munter vor sich hin. Gemessen<br />
am Hubraum war die Leistungsausbeute<br />
dürftig und <strong>der</strong> Verbrauch zu hoch. Trotzdem<br />
hielt sich das Aggregat eine gefühlte Ewigkeit<br />
in den Autos. Selbst Sportwagen wie Renault<br />
Alpine o<strong>der</strong> elegante Limousinen wie Citroën<br />
XM wurden bis weit in die 90er mit Weiterentwicklungen<br />
ausgerüstet. 1998 fand <strong>der</strong> wenig<br />
rühmliche Auftritt des „Europa-Motors“ nach<br />
970.315 Exemplaren ein jähes Ende.<br />
Fotos: Peugeot, Citroën/Georges Guyot, Volvo Car Corp. Foto: Alfa Romeo<br />
10
Schon gewusst?<br />
> FORD MUSTANG CABRIOLET<br />
ALLES, WAS RECHT IST<br />
Auktion als Alternative?<br />
Ein Pony Car in 320 Meter Höhe<br />
– nichts, was ein Besucher des<br />
Empire State Buildings 1965 unbedingt<br />
erwartet hätte.<br />
Auf <strong>der</strong> New Yorker Weltausstellung<br />
1964 wurde <strong>der</strong> Ford Mustang <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
präsentiert. Stimmt, das ist<br />
nichts Neues. Aber: Wussten Sie schon, dass<br />
Ford 1965 einen Prototyp des aktuellen Mustang<br />
Cabriolets auf <strong>der</strong> 86. Etage des Empire<br />
State Buildings, des damals höchsten Gebäudes<br />
<strong>der</strong> Welt, ausstellte? Die Aussichtsplattform in<br />
Die Umfrage auf www.autoclassic.de – Sie haben abgestimmt:<br />
Wer sich keinen Porsche Speedster, AC Cobra o<strong>der</strong> gar Jaguar D-Type leisten kann, greift gerne<br />
zu einer Replika, also einem Fahrzeug, das optisch und oft auch technisch das Original kopiert.<br />
Was halten Sie von solchen Fahzeugen?<br />
14,2 %<br />
Für mich ist eine Replika, egal, wie gut sie gemacht ist, immer eine Fälschung.<br />
Sie hat meiner Ansicht nach in <strong>der</strong> Oldtimer-Szene nichts verloren.<br />
33,5 %<br />
Ich habe nichts gegen Repliken. Sie sollten allerdings auch technisch dem Original entsprechen,<br />
also vergleichbare Motoren und Fahrwerke besitzen. Voraussetzung ist, dass <strong>der</strong> Besitzer dazu<br />
steht, eine Replika zu besitzen, und kein Original vortäuscht.<br />
52,3 %<br />
Ich finde, je<strong>der</strong> sollte nach seiner Façon glücklich werden, und wenn das ein Bugatti-Nachbau<br />
mit Käfermotor ist, soll es mir auch recht sein!<br />
Besuchen Sie unsere Website und machen Sie bei <strong>der</strong> aktuellen Umfrage mit!<br />
Stoßdämpfer<br />
> JAGUAR E-TYPE 2+2<br />
Verstellbare Stoßdämpfer<br />
für den Jaguar E-<br />
Type (XKE) bietet die<br />
Firma GAZ schon länger an. Jetzt<br />
sind diese auch für die schwerere 2+2-<br />
Version erhältlich. Gemäß Fahrstrecken<br />
und Fahrstil kann <strong>der</strong> Fahrer individuell das<br />
Dämpfungsniveau an einem kleinen Regler an<br />
den Stoßdämpfern einstellen. Auf Wunsch erledigt<br />
dies GAZ – auch für Rennsporteinsätze.<br />
stattlichen 320 Meter Höhe erreichte das Pony<br />
Car natürlich nicht mithilfe eines mobilen<br />
Krans. Aber wie dann? Per Aufzug: Erst ein Jahr<br />
zuvor waren Aufzüge in dem Wolkenkratzer installiert<br />
worden, sodass das Cabriolet in zerlegtem<br />
Zustand in luftige Höhen transportiert und<br />
auf <strong>der</strong> 86. Etage wie<strong>der</strong> zusammengebaut werden<br />
konnte.<br />
Eine galvanische Verzinkung<br />
schützt die „Jaguar-Beine“.<br />
Mit zwei Jahren<br />
Garantie. Preis für<br />
vorne und hinten je<br />
65,06 Pfund zzgl.<br />
MwSt; mit einstellbarer<br />
Fe<strong>der</strong>plattform<br />
ab<br />
80,28 Pfund. Weitere<br />
Infos gibt es unter<br />
www.gazshocks.com.<br />
Foto: GAZ Fotos: Ford<br />
Worauf lässt man sich ein, wenn man<br />
ein Fahrzeug auf einer Versteigerung<br />
kaufen o<strong>der</strong> verkaufen möchte? Kein<br />
Auktionator handelt auf wirtschaftlich eigenes<br />
Risiko. Zumeist kommt mit dem Zuschlag ein<br />
Vertrag zwischen Bieter und Einlieferer zustande.<br />
Der Auktionator ist in <strong>der</strong> Regel außen vor.<br />
Er erhält zumeist vom Einlieferer des Wagens<br />
eine Zahlung für das Anbieten des Fahrzeugs –<br />
auch, wenn es nicht verkauft wird. Und wird es<br />
veräußert, erhält er eine zusätzliche Vergütung.<br />
Vom Einlieferer bekommt <strong>der</strong> Auktionator eine<br />
Provision, die aus dem erzielten Gebot/Verkaufspreis<br />
einbehalten wird. Vom Bieter erhält<br />
<strong>der</strong> Auktionator zusätzlich das „Aufgeld“.<br />
Das „Mindestgebot“ ist eine Weisung des<br />
Einlieferers an den Auktionator, unterhalb dieses<br />
Betrags keinen<br />
Zuschlag zu erteilen. Das Aufgeld fällt zusätzlich<br />
zum Gebot an,<br />
Was nicht heißt,<br />
dass <strong>der</strong> Auktionator ist also nicht im Gebot/<br />
mit den Geboten Kaufpreis enthalten!<br />
nicht unterhalb des<br />
Mindestgebotes anfangen könnte, um die Bieter<br />
in „Kaufrausch“ zu versetzen. Es bedeutet<br />
auch nicht, dass er bei Erreichen des Mindestgebotes<br />
einen Zuschlag erteilen muss. Das<br />
Mindestgebot wird in aller Regel nicht einmal<br />
„verraten“. Im Auktionskatalog steht zumeist<br />
nur die Preiserwartung des Auktionators.<br />
Es gibt das Gerücht, bei Auktionen kaufe<br />
man immer ohne Gewährleistung. Dies ist<br />
falsch, wie aus einem Urteil des Bundesgerichtshofs<br />
hervorgeht:<br />
Ein Auktionshaus<br />
hatte in schluss <strong>der</strong> Gewährleis-<br />
Der vollständige Aus-<br />
seinen Versteigerungsbedingungen<br />
„neuen Schuldrecht“<br />
tung ist in AGB nach dem<br />
die Gewährleistung nicht mehr möglich.<br />
vollständig ausgeschlossen<br />
– und war damit zu weit gegangen.<br />
Auch in Kaufverträgen, die durch Auktionen zustande<br />
kommen, darf die Gewährleistung nicht<br />
vollständig ausgeschlossen werden.<br />
Bei Versteigerungen in Deutschland muss<br />
es einen gedruckten Auktionskatalog geben.<br />
Darin sind die einzelnen Fahrzeuge dargestellt<br />
und beschrieben. Anhand dieser Beschreibung<br />
sollte das Fahrzeug auf<br />
Mängel hin untersucht<br />
werden.<br />
Dr. Götz Knoop<br />
Haben Sie Fragen<br />
aus dem Oldtimer -<br />
Bereich an unseren<br />
Rechtsexperten?<br />
Dann schicken<br />
Sie eine E-Mail an:<br />
redaktion@autoclassic.de<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 11
Panorama<br />
Ob Syncro o<strong>der</strong> Triumph: Jede „Anaconda“-Gürtelschnalle mit<br />
patentierter Schließe ist ein Unikat.<br />
Für Hosenträger<br />
> INDIVIDUELLE GÜRTELSCHNALLEN<br />
Damit die Hosen beim Schrauben o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> nächsten Ausfahrt nicht rutschen,<br />
gibt es jetzt passende Gürtel für den<br />
Old- und Youngtimer-Bereich. Unter dem Label<br />
„Anaconda“ fertigt Wilhelm Völp individuelle<br />
Gürtelschnallen: Wer sein Traumfahrzeug<br />
o<strong>der</strong> das zugehörige Markenlogo als Gürtelschnallenmotiv<br />
haben möchte, erhält seinen<br />
ganz persönlichen Wunschgürtel.<br />
Die Aluminiumschnallen fertigt Völp im<br />
Sandgussverfahren o<strong>der</strong> montiert alte Fahrzeug-Embleme<br />
auf stilvolle Trägermaterialien.<br />
Auch aus antiken Blechdosen, alten Telefonkarten,<br />
Edelhölzern, antikem Le<strong>der</strong> etc. entstehen<br />
die edlen Schnallen. Die Le<strong>der</strong>gürtel werden<br />
passend zur Schnalle geschnitten, die Endlänge<br />
wird nach Kundenmaß angepasst.<br />
Die Gürtelschnallen sind in zwei Onlineshops<br />
erhältlich: unter www.anaconda-guertel.de<br />
und unter www.dawanda.com (Shop<br />
„Wilhelm-96“).<br />
Fotos: Wilhelm Völp<br />
> 30 JAHRE VW JETTA II<br />
Golf<br />
Rucksack<br />
-<br />
HU-Frist<br />
> KEINE VERKÜRZUNGEN<br />
Müssen alle Fahrzeuge, die älter als sieben Jahre sind o<strong>der</strong><br />
eine Laufleistung von mehr als 160.000 Kilometern haben,<br />
jedes Jahr zur Hauptuntersuchung? Darüber debattierte<br />
das EU-Parlament. Da wären Young- und Oldtimer ganz vorne<br />
mit dabei gewesen. Ende März 2014 fiel die Entscheidung: Das<br />
„alte“ Prüfungsintervall von zwei Jahren bleibt doch bestehen. Da<br />
freut sich doch <strong>der</strong> Verbraucher.<br />
Foto: Volkswagen AG<br />
„Rentner-Gurke“ o<strong>der</strong> ähnlich Despektierliches<br />
musste sich <strong>der</strong> Jetta II anhören, <strong>der</strong> 1984 erschien.<br />
Schuld daran war das Stufenheck, das ihn in den<br />
Augen <strong>der</strong> jüngeren Leute recht bie<strong>der</strong> wirken ließ.<br />
Schade, gerade dieser „Rucksack“ machte ihn so<br />
praktisch, offenbarte <strong>der</strong> Kofferraummit 550 Litern<br />
schließlich unglaubliche Weiten. Doch die meisten<br />
entschieden sich für den kompakten Golf II. Eine<br />
reine Geschmacksfrage, denn die beiden VW waren<br />
technisch identisch. 2014 dürfen sich die ersten Jetta<br />
mit dem H-Kennzeichen schmücken.<br />
Weberknecht<br />
> ABGASKRÜMMER FÜR RENAULT<br />
Der neue Abgaskrümmer <strong>der</strong> britischen Firma Webcon ermöglicht<br />
es, einen einzelnen Weber 40DCOE in die Motoren <strong>der</strong> Renault-Modelle<br />
R8, R10, R12 und 1100 einzubauen. Das Teil (Artikelnummer<br />
MM4680A) kostet 151,84<br />
britische Pfund zuzüglich MwSt. und<br />
ist direkt bei Webcon und über offizielle<br />
Webcon-Händler weltweit erhältlich.<br />
Weitere Infos gibt es unter<br />
www.webcon.co.uk o<strong>der</strong> telefonisch<br />
bei <strong>der</strong> Firma Webcon unter Tel. +44/<br />
(0)1932/78 71 00.<br />
Foto: Webcon<br />
12
Son<strong>der</strong>ausstellung<br />
> LE MANS IN ZUFFENHAUSEN<br />
Bis 13. Juli 2014 bleibt das Porsche<br />
Museum noch als „Rennstrecke“ verwandelt:<br />
Le-Mans-Begeisterte haben<br />
bis dahin noch die Möglichkeit, die Son<strong>der</strong>ausstellung<br />
„24 Stunden für die Ewigkeit“<br />
zu besuchen. Mit nachgestellten Rennsituationen,<br />
über 20 Fahrzeugen ab 1969 und<br />
Kleinexponaten wie Helmen und dem Tagebuch<br />
von Ferry Porsche.<br />
Übrigens geht es nicht nur um Porsches<br />
bisherige Erfolge: Erstmals zeigt sich <strong>der</strong><br />
Porsche 919 Hybrid im Museum, <strong>der</strong> Anfang<br />
März 2014 in Genf seine Weltpremiere<br />
feierte. Am Le-Mans-Wochenende ist<br />
<strong>der</strong> Eintritt frei und das Rennen kann live<br />
beim Public Viewing verfolgt werden.<br />
Weitere Infos gibt es im Internet unter<br />
www.porsche.de/museum.<br />
Foto: Porsche<br />
Erstmals ausgestellt: Der Porsche 908/02<br />
Spy<strong>der</strong> LH, besser bekannt als „Haifischflosse“,<br />
holte 1969 den dritten Platz im<br />
Gesamtklassement.<br />
Foto: Archiv Alexandra Wurl<br />
Fundstück aus <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
> SEXAPPEAL IM ÜBERFLUSS<br />
Magnum-Gedächtnis-<br />
Schnurrbärte, weiße<br />
Tennissocken und<br />
(vermeintlich) vierfacher<br />
Sexappeal: Mit<br />
diesem Motiv bewarb<br />
Fiat seinen neuen<br />
Regata in <strong>der</strong> „auto<br />
motor und sport“<br />
3/1984. Die Botschaft<br />
des Ganzen?<br />
Die vier großen Runden<br />
passen in das<br />
kleine Eckige! Der<br />
hier vorenthaltene Text<br />
über dem Motiv weist<br />
darauf hin, dass die<br />
vier Schwergewichtler<br />
in dem „mo<strong>der</strong>nen<br />
Fünfkämpfer“ auf<br />
komfortable und<br />
schnelle Weise zur<br />
Europameisterschaft<br />
nach Spanien düsen<br />
können. Hoffentlich<br />
ohne Achsbruch …<br />
Gewonnen<br />
> DVD-VERLOSUNG<br />
In <strong>der</strong> letzten Ausgabe haben wir zum DVDund<br />
Blu-ray-Start <strong>der</strong> beiden Rennsportfilme<br />
„One – Leben am Limit“ und „Rush“ je zwei<br />
DVDs verlost.<br />
Je eine DVD von „One“ geht an: Horst B. aus<br />
Grünberg, Erich N. aus Steinfurt<br />
Je eine DVD von „Rush“ geht an: Andreas M.<br />
aus Varel, Franz B. aus Bad Heilbrunn<br />
Wir gratulieren den Gewinnern und wünschen<br />
einen spannenden Filmabend!<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 13
Titelstory | <strong>50er</strong>-Jahre-Kleinstwagen<br />
Rollermobile – Die Welt ist klein!<br />
Spaßzwerge<br />
BMW<br />
Isetta<br />
Fuldamobil S7<br />
Zündapp<br />
Janus<br />
Mitte <strong>der</strong> <strong>50er</strong>-Jahre geht es wirtschaftlich mit Deutschland steil bergauf<br />
und die Zukunft scheint rosig. Viele Menschen gönnen sich einen <strong>der</strong><br />
vielen Kleinstwagen, die zwar nicht an den Komfort eines „richtigen“<br />
Autos heranreichen, aber für kleines Geld ein Dach über dem Kopf und<br />
mehr Platz für Familie und Gepäck boten als ein Motorrad.<br />
14
<strong>der</strong><br />
50 er<br />
Mitte <strong>der</strong> 19<strong>50er</strong>-Jahre herrscht Vollbeschäftigung:<br />
Wer am Fließband steht<br />
o<strong>der</strong> im Büro sitzt, träumt vom eigenen<br />
Auto, egal wie klein: Hauptsache, man muss<br />
nicht mehr mit dem Motorrad durch Wind und<br />
Wetter! Doch das Dach überm Kopf soll sparsam<br />
und bezahlbar sein. Und das sind Mitte <strong>der</strong><br />
19<strong>50er</strong>-Jahre Kleinstwagen o<strong>der</strong> Rollermobile<br />
wie BMW Isetta, Fuldamobil, Zündapp Janus<br />
o<strong>der</strong> eines <strong>der</strong> vielen an<strong>der</strong>en Fahrzeuge pfiffiger<br />
Unternehmer und Erfin<strong>der</strong>. Sie sorgen für<br />
Mobilität und die erste große Reisewelle überhaupt<br />
– mit dem kleinen Wagen eroberte man<br />
die Alpen, fuhr nach Rimini o<strong>der</strong> an den Gardasee.<br />
Heute ist es kaum mehr vorstellbar, mit einem<br />
12 PS schwachen Minimobil samt Gepäck<br />
Alpenpässe zu erklimmen und mit maximal 85<br />
Sachen dem Ziel entgegenzuschleichen. Heute<br />
lieben wir die Zwerge wegen ihrer oft skurrilen<br />
Konstruktionen, <strong>der</strong> Aura von Pioniergeist und<br />
Abenteuer und natürlich all <strong>der</strong> Geschichten<br />
wegen, die unsere Großeltern und Eltern mit<br />
diesen Fahrzeugen erlebten und genossen.<br />
BMW Isetta – ein Bayer aus Italien<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg baut BMW erfolgreich<br />
Motorrä<strong>der</strong> und Automobile – allerdings<br />
nur für Besserverdiener. Die Modelle 501 und<br />
502 sind zu exklusiv für die Mehrheit. Eine bedrohliche<br />
Situation für den Münchner Hersteller.<br />
Das Problem: Für eine eigene Neuentwicklung<br />
fehlen Zeit und vor allem Geld. Etwas Luft<br />
zum Überleben gewinnen die Bayern, als sie auf<br />
dem Genfer Salon 1954 bei Iso <strong>der</strong>en Modell<br />
Isetta entdecken und augenblicklich eine Lizenzfertigung<br />
mit den Italienern vereinbaren.<br />
Schon ein Jahr später stellt BMW „seine“<br />
Isetta dem gespannten Publikum vor. Wichtigste<br />
Abweichung vom Original: Der Zweitakter-<br />
Twin wich dem bewährten Motorrad-Einzylin<strong>der</strong><br />
aus <strong>der</strong> BMW R25 mit nunmehr zwölf PS.<br />
Die kleine Knutschkugel kostet 2.580 DM, ein<br />
Standard-Käfer ist gut 1.200 DM teurer. Allein<br />
die Differenz entspricht in etwa dem durchschnittlichen<br />
Jahresnettoeinkommen <strong>der</strong> Deutschen<br />
zu dieser Zeit.<br />
Schlagloch-Suchgerät mit Klappdach<br />
Fast 22 Zentimeter kürzer als ein Smart <strong>der</strong> ersten<br />
Generation von Ende 1998, fährt die Isetta<br />
auf vier zierlichen Pneus im 10-Zoll-Format vor.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 15
Titelstory | <strong>50er</strong>-Jahre-Kleinstwagen<br />
Ein Rohrrahmen trägt das kugelige Blechkleid<br />
mit nur einem seitlich angeschlagenen Portal<br />
vorn. Damit die beiden Insassen sich nach einem<br />
Auffahrunfall aus dem beengten BMW retten<br />
können, ist ein Klappdach als Notausstieg<br />
serienmäßig. Das Instrumentarium ist mit drei<br />
Kontrolllampen und einem Mopedtacho karg<br />
bestückt und schwenkt mit <strong>der</strong> Tür nach außen.<br />
Hoch auf dem kleinen<br />
Wagen: Der Einstieg in die Isetta<br />
ist ungewohnt, aber einfach.<br />
So gelingt <strong>der</strong> Einstieg aufrecht stehend und die<br />
Luke schließt sich leicht, wenn <strong>der</strong> sitzende Fahrer<br />
am Dreispeichen-Lenkrad zieht. Parkt die<br />
Isetta gar quer zum stehenden Verkehr, können<br />
die Passagiere direkt den Bürgersteig betreten,<br />
wie ein damaliger Kinowerbespot blumig zeigt.<br />
1956 wächst <strong>der</strong> Hubraum auf 298 Kubikzentimeter,<br />
die Leistung steigt auf 13 PS. Höchstgeschwindigkeit<br />
und Verbrauch bleiben gleich.<br />
Das Drehzahlniveau sinkt und <strong>der</strong> Kaufpreis<br />
steigt um 306 auf 2.886 DM. Weil aber damals<br />
viele Deutsche nur den Führerschein Klasse IV<br />
besitzen, <strong>der</strong> auf 250 Kubikzentimeter Hubraum<br />
beschränkt ist, verkauft sich die kleine<br />
Isetta weiterhin bestens. Bis 1962 werden insgesamt<br />
mehr als 160.000 Exemplare gebaut.<br />
Unser Testwagen<br />
Die Isetta gehört Werner Honold aus dem<br />
mittelfränkischen Haundorf. Der 67-jährige<br />
Automechanikermeister hat im<br />
Laufe <strong>der</strong> Jahrzehnte eine beachtliche<br />
Kleinstwagen-Kollektion zusammengestellt.<br />
Kein Wun<strong>der</strong>:<br />
Schon Vater und Opa waren<br />
Sammler, Sohn Thomas und<br />
Enkel Kevin sind ebenfalls in -<br />
fiziert. Verständlich also, dass<br />
fast alle Rollermobile <strong>der</strong><br />
19<strong>50er</strong>, dazu zahllose Motorund<br />
Fahrrä<strong>der</strong> das kleine Museum<br />
schmücken, welches auch Besuchern<br />
offen steht. Diese Isetta<br />
fand schon vor fast 40 Jahren ihren<br />
Stellplatz auf dem Gelände <strong>der</strong> ehemaligen<br />
Peugeot-Vertretung. 1987 restaurierte<br />
Honold den bayerischen Zweisitzer<br />
komplett. Heute stehen keine 47.000<br />
Kilometer auf dem Zählwerk des weißroten<br />
Eintürers. Der Rundtacho geht bis<br />
100 Kilometer pro Stunde, doch bei maximal<br />
85 ist ohnehin Schluss. Und weil Honold mindestens<br />
30 weitere Rollermobile besitzt, kommt<br />
er nur selten dazu, die 57er-Isetta zu bewegen.<br />
Als furchtlose Testfahrerin ist Kollegin Alexandra<br />
Wurl an Bord, die stilecht im Pettycoat-Kleid<br />
erscheint … mit dem sich schon beim Entern<br />
<strong>der</strong> Knutschkugel erste Herausfor<strong>der</strong>ungen ergeben:<br />
Die ausladenden Tülllagen sind nicht<br />
ganz einfach im kleinen Zweisitzer unterzubringen.<br />
Auch die gewöhnungsbedürftige Geräuschkulisse<br />
nach dem Motorstart lässt Alexandra<br />
schmunzeln: „Die klingt ja wie ein Rasenmäher.“<br />
Eng, aber gemütlich hoppeln wir über die gut<br />
asphaltierte Straße von Haundorf. Die Fe<strong>der</strong>ung<br />
ist … nun ja, es gibt sie. Der Radstand liegt halt<br />
gerade mal bei 1,5 Metern! Die Lenkung ist<br />
Gemütlich: In <strong>der</strong> Isetta geht es naturgemäß beengt zu. Auf die Sitzbank<br />
passen jedoch Vater, Mutter und sogar noch ein Kleinkind.<br />
Erhellend: Trotz einer 12-Volt-Lichtanlage bringen die Scheinwerfer<br />
nur mäßig Licht ins Dunkel.<br />
16
leichtgängig und direkt übersetzt. Der achtern<br />
montierte Einzylin<strong>der</strong> werkelt munter schnarrend<br />
vor sich hin und gibt sich recht elastisch:<br />
Ab 40 Kilometer pro Stunde taugt <strong>der</strong> vierte<br />
Gang. Vor Ampeln legt man am besten die erste<br />
Stufe schon beim Ausrollen vorsichtig ein. Ansonsten<br />
lassen sich die Gänge ohne Gruß vom<br />
Getriebe leicht und präzise einlegen Über das<br />
Platzangebot zeigt sich Kollegin Wurl weniger<br />
begeistert: „Man muss sich schon mögen, wenn<br />
man zu zweit auf <strong>der</strong> schmalen, aber bequemen<br />
Sitzbank hockt.“ Auch die knappe Kopffreiheit<br />
wird moniert. Dafür ist die Rundumsicht in <strong>der</strong><br />
fast vollständig verglasten Isetta-Kuppel bestens.<br />
Fuldamobil – Plaste und Elaste aus Hessen<br />
Karl Schmitt betrieb im osthessischen Fulda eine<br />
Bosch-Vertretung sowie eine Reparaturwerkstatt.<br />
Die Geschäfte gehen gut und doch<br />
Im Volksmund hieß die Isetta „Knutschkugel“,<br />
weil man sich in ihr so nahe kam.<br />
ist <strong>der</strong> clevere Ingenieur immer auf <strong>der</strong> Suche<br />
nach profitablen Geschäftsideen. Da kam <strong>der</strong><br />
ehemalige Maschinenbaustudent und Journalist<br />
Norbert Stevenson 1949 mit Plänen zum Bau<br />
eines Kleinstwagens gerade recht. Keine zwei<br />
Jahre später beginnt die Serienfertigung des<br />
Fuldamobils, dessen Karosserie aus mit Kunstle<strong>der</strong><br />
bespanntem Sperrholz besteht. Als Antrieb<br />
dient ein Kettensägenmotor von Baker &<br />
Pölling mit acht PS und einem Dreiganggetriebe<br />
von Hurth aus München. Immerhin 63 Exemplare<br />
werden 1951 als türloser Roadster o<strong>der</strong> geschlossener<br />
Zweisitzer zum Preis von 2.250 DM<br />
verkauft. Es folgt <strong>der</strong> N2, dessen Aluminiumbeplankung<br />
im Volksmund schnell für den Kosenamen<br />
Silberfloh sorgt. Und weil die Motoren<br />
sich als wenig haltbar herausstellen, wechselt<br />
Schmitt den Zulieferer. Nun treibt ein 9,5-PS-<br />
Motor von Fichtel & Sachs aus Schweinfurth die<br />
Fuldamobile an.<br />
Der geschäftstüchtige Schmitt verkauft sogar<br />
internationale Lizenzen in die Nie<strong>der</strong>lande<br />
(Bambino), nach England (Nobel), Schweden<br />
(Fram-King), Argentinien, Chile (Bambi), Griechenland<br />
(Attica) und sogar nach Rhodesien<br />
Dank <strong>der</strong> üppigen Verglasung ist die Rundumsicht<br />
in <strong>der</strong> Isetta hervorragend.<br />
KAUFBERATUNG<br />
BMW Isetta<br />
Gute Isettas liegen preislich auf dem Niveau eines neuen 1er-BMW. Da lohnt<br />
die Restaurierung auch finanziell. Unbezahlbar dagegen ist <strong>der</strong> Sympathiewert<br />
des bayerischen Rundlings, <strong>der</strong> praktischer als ein Smart ist.<br />
Chromschmuck:<br />
Heute meist ein Fall<br />
für gute Galvaniker.<br />
Karosserie<br />
Es gibt keine Hohlräume und<br />
die Karosse kann problemlos<br />
vom Rahmen getrennt werden.<br />
Dennoch nagt <strong>der</strong> Zahn <strong>der</strong> Zeit<br />
meist heftig am bayerischen<br />
Blech. Gefährdet sind die Türkante,<br />
die vor<strong>der</strong>en und hinteren<br />
Radläufe sowie das Bodenblech.<br />
Der stabile Rohrrahmen<br />
hat allenfalls kosmetischen<br />
Rost. Schwachpunkt: Um den<br />
Motordeckel herum droht Rissbildung<br />
wegen <strong>der</strong> Vibrationen<br />
des munteren Singles. Und: Der<br />
Chromzierrat aus<br />
Zinkdruckguss<br />
bedarf<br />
heute meist einer<br />
teuren Galvanikbehandlung.<br />
Motor/Getriebe<br />
Der Motor stammt von <strong>der</strong> bewährten<br />
R 25, die BMW-Motorradtechnik<br />
gilt als langlebig und<br />
robust. Vorausgesetzt, das Ventilspiel<br />
des Viertakters wurde regelmäßig<br />
korrekt eingestellt.<br />
Und: Zu magere<br />
Vergasereinstellung<br />
kann zum Hitzetod<br />
führen. Auch die<br />
Bronzebuchsen <strong>der</strong><br />
Kipphebel „laufen“<br />
gelegentlich aus. Doch<br />
eine Reparatur <strong>der</strong> überschaubaren<br />
Technik kann fast<br />
je<strong>der</strong> Hinterhof-Mechaniker bewerkstelligen.<br />
Ölverlust ist ein<br />
chronisches Leiden des gebläsegekühlten<br />
Einzylin<strong>der</strong>s, das<br />
eigentlich nie ganz zu heilen ist.<br />
Ausgeschlagene Ventilführungen<br />
sorgen für blaue Abgase.<br />
Fahrwerk<br />
Viel ist nicht dran am kleinen<br />
Bayern. Ein guter Mechaniker<br />
kann die meisten Verschleißteile<br />
problemlos reparieren o<strong>der</strong><br />
wechseln. Lagerbuchsen sind<br />
verfügbar, Brems- und Fahr -<br />
werks teile auch. Mangelware:<br />
Die 10-Zoll-Stahlscheibenfelgen<br />
gibt es nur<br />
noch gebraucht.<br />
Innenraum<br />
Ein kleiner Innenraum<br />
bedeutet auch weniger<br />
Sanierungsbedarf. Das<br />
bescheidene Interieur <strong>der</strong><br />
Isetta lässt sich selbst in<br />
Heimarbeit in einen ordentlichen<br />
Zustand versetzen. Gut<br />
auch: Ersatz für beschädigte<br />
Scheiben ist noch erhältlich.<br />
Schwierig zu beschaffen sind<br />
Chromteile.<br />
Ersatzteilsituation<br />
Die Technik ist hun<strong>der</strong>ttausendfach<br />
im Zweiradbau<br />
verwendet worden. Zudem<br />
kümmert sich eine agile Clubszene<br />
um ordentlichen Teile -<br />
nachschub. Dazu kommt: BMW<br />
MARKTWERTE<br />
Antrieb: Ölverlust<br />
am Single-Viertakter<br />
ist normal.<br />
Rostherd: Die Karosse<br />
ist komplett<br />
Rostgefähr<strong>der</strong>t.<br />
hat vor wenigen Jahren Oldiebesitzer<br />
als weitere Einnahmequelle<br />
entdeckt. Daher gibt es<br />
unter www.bmw-classic.de beispielsweise<br />
neue Bremstrommeln<br />
(120 Euro)<br />
o<strong>der</strong> ein Emaille-Logo<br />
für die<br />
Fronttür (50 Euro).<br />
Marktwerte<br />
Zwar wurde kein Rollermobil<br />
öfter gebaut als die Isetta,<br />
dennoch werden gute Fahrzeuge<br />
mittlerweile bei 25.000<br />
Euro gehandelt; da lohnt die<br />
Komplettsanierung einer maroden<br />
Knutschkugel schon.<br />
Fazit<br />
Als einziger im Trio ist <strong>der</strong> Isetta-Hersteller<br />
BMW auch heute<br />
noch im Markt präsent. Das erleichtert<br />
die Teilesuche und die<br />
Restaurierung, denn die meisten<br />
Teile sind verfügbar, wenn<br />
auch oft zu hohen Preisen.<br />
Die Isetta gehört zu den populärsten Symbolen <strong>der</strong><br />
Wirtschaftswun<strong>der</strong>zeit. Das macht sie heute so teuer.<br />
Modelle: Isetta 250/300 Baujahr: 1955–62<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 25.000 2: 16.000 3: 10.500 4: 5.500 5: 2.000<br />
Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 17
Knapp geschnitten:<br />
Wer über 1,70 Meter groß ist, muss<br />
sich beim Einsteigen zusammenfalten.<br />
(Fuldamobil RSR) o<strong>der</strong> Indien (Vahaar). Auch<br />
inländische Lizenzen werden vergeben: an Zündapp,<br />
die jedoch die Lizenz zurückgeben. Und<br />
an „NWF – Nordwestdeutscher Fahrzeugbau“<br />
in Wilhelmshaven, die einen Ilo-Motor mit<br />
schlecht übersetztem Dreiganggetriebe in das<br />
S-Modell einbauen. Angeblich werden bei NWF<br />
rund 700 Fuldamobile gefertigt.<br />
Wahlweise Drei- o<strong>der</strong> Vierrad<br />
Das Fuldamobil S1 mit Alukarosse und praktischer<br />
Heckklappe erscheint im Frühjahr 1954.<br />
Und seit <strong>der</strong> S-4 auf <strong>der</strong> Frankfurter Automobilausstellung<br />
1955 vorgestellt wurde, gibt es das<br />
Fuldamobil als Drei- o<strong>der</strong> Vierrad: Die Dreirä<strong>der</strong><br />
laufen zulassungstechnisch als Motorrad mit Beiwagen,<br />
sind steuerlich begünstigt und <strong>der</strong> Fahrer<br />
braucht keinen Autoführerschein. Das letzte Fuldamobil,<br />
<strong>der</strong> S7, erscheint 1957 – als Roadster<br />
o<strong>der</strong> 2+2-Sitzer, immer mit Polyester-Karosserie<br />
auf einem Stahlrohrrahmen. Ein Fichtel & Sachs-<br />
Motor mit zehn PS beschleunigt den 3,15 Meter<br />
kurzen Plasteflitzer auf 85 Kilometer pro Stunde,<br />
dabei verbraucht das 320 Kilogramm leichte<br />
Windei durchschnittlich nur 4,7 Liter Gemisch<br />
pro 100 Kilometer. Der S7 wird bis 1969 rund<br />
Die Kunden hatten die Wahl: Ab 1955 gab<br />
es das Fuldamobil mit drei o<strong>der</strong> vier Rä<strong>der</strong>n.<br />
700 Mal gebaut, die letzten 260 Stück seit 1965<br />
mit 10-PS-Viertakter von Heinkel und hydraulischer<br />
Vor<strong>der</strong>radbremse.<br />
Unser Testwagen<br />
Das Dreirad <strong>der</strong> siebten und letzten Serie wurde<br />
1960 für Dänemark produziert, 54 Jahre später<br />
stehen nur knapp 15.000 Kilometer auf <strong>der</strong> Uhr.<br />
Sammler Honold ist Vorsitzen<strong>der</strong> des Marken-<br />
Clubs, da muss sein Exemplar natürlich beson<strong>der</strong>s<br />
gut dastehen. In tiefdunklem Racing-Green<br />
glänzt die kühn geschwungene Kunststoffkarosse,<br />
die einst den Spitznamen Cellokasten erhielt.<br />
Auch innen verrät <strong>der</strong> S7 viel Liebe zum Detail,<br />
wirkt besser als neu: beigefarbene Polster, passende<br />
Teppiche – verständlich, dass Eigner Honold<br />
vor dem Betreten stets die Straßenschuhe<br />
auszieht. Das Fuldamobil ist <strong>der</strong> einzige<br />
„klassische“ Zweitürer in diesem<br />
Test, mit hinten angeschlagenen<br />
Selbstmör<strong>der</strong>türen. Einen Nachteil<br />
bemerkt Testerin Wurl schon beim<br />
Einstieg in den hübschen Hessen. „Passagiere<br />
über 1,70 Meter Körpergröße müssen gelenkig<br />
wie ein Yogameister sein.“ Und: „Das Fuldamobil<br />
ist weniger bequem als Isetta o<strong>der</strong> Janus, Knie<br />
und Kopf stoßen eigentlich immer irgendwo an.“<br />
Dafür ist es hinten größer als vorn und damit ein<br />
echter 2+2-Sitzer, weil im Fond zur Not zwei Kin<strong>der</strong><br />
o<strong>der</strong> Gepäck noch Platz finden.<br />
Mittelmotor und vier Rückwärtsgänge<br />
Wir starten: Die Drehrichtung des Schlüssels am<br />
mittig im Armaturenbrett platzierten Zündschloss<br />
entscheidet, ob die Fuhre vor- o<strong>der</strong> rück-<br />
Kleinkunst: Die schwungvolle Linienführung <strong>der</strong> Kunststoffkarosse<br />
erinnert von vorne entfernt an frühe Porsche.<br />
Wie ein „echtes Auto“: Das Armaturenbrett ist aus Stahlblech und<br />
schafft trotz spartanischer Ausstattung richtiges Pkw-Gefühl.<br />
18
wärts geht, weil <strong>der</strong> Starter so die Laufrichtung<br />
des Zweitakters vorgibt. Kupplung, erster Gang<br />
am Mittelschalthebel eingelegt, Druck auf die<br />
Gasrolle und Testerin Alexandra Wurl konstatiert<br />
kundig: „Der Hesse hat eine bessere Straßenlage<br />
als Bayerns Isetta.“ Das liegt auch am längsten<br />
Radstand (2.100 Millimeter) im Test und <strong>der</strong><br />
Grundkonstruktion: Der Zweitakter liegt kurz vor<br />
<strong>der</strong> Hinterachse, ist also ein Mittelmotor. Die<br />
Schaltbox ist die hakeligste im Vergleich: Aus<br />
dem Getriebe knurrt es beim Schalten wie Honolds<br />
Labradorhündin Milka, wenn man ihr den<br />
Knochen wegnehmen will. Zum Fahrverhalten<br />
nur so viel: In alten Prospekten wird hervorgehoben,<br />
dass wegen <strong>der</strong> unterschiedlichen Spurweiten<br />
<strong>der</strong> Achsen „Schlaglöcher entwe<strong>der</strong> nur<br />
mit den Vor<strong>der</strong>- o<strong>der</strong> nur den Hinterrä<strong>der</strong>n<br />
durchfahren werden.“ Wegen des geringen Leergewichtes<br />
reichen die seilzugbetätigten Trommelbremsen<br />
an <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>achse, um das hessischen<br />
Windei noch ausreichend zu verzögern.<br />
Janus – <strong>der</strong> Zündapp, <strong>der</strong> ein Dornier war<br />
Mitte <strong>der</strong> 19<strong>50er</strong>-Jahre bricht <strong>der</strong> Motorrad-<br />
Markt ein und <strong>der</strong> Motorradhersteller Zündapp<br />
ist gezwungen, über ein „richtiges“ Fahrzeug<br />
nachzudenken. Die Überlegungen gehen in unterschiedliche<br />
Richtungen. Auch, weil man den<br />
populären Rollermobilen mit einer gewissen<br />
Skepsis gegenübersteht. Auf <strong>der</strong> Suche nach<br />
einem angemessenen Fahrzeug wird man<br />
schließlich in München bei Dornier fündig. Ihr<br />
ungewöhnlicher Delta mit oben angeschlagenen<br />
Türen ist nahezu symmetrisch aufgebaut,<br />
die vier Passagiere sitzen paarweise Rücken an<br />
Rücken. Weil Claudius Dornier sich jedoch die<br />
Serienfertigung nicht leisten kann, übernehmen<br />
die in <strong>der</strong> Fließbandfertigung erfahrenen Zünd -<br />
app-Werke im Januar 1956 den Dornier Delta.<br />
Die Trapezform mit je einer Klapptür vorn und<br />
hinten bleibt erhalten, doch das rundliche<br />
Blechkleid wird zuvor noch ordentlich gebügelt.<br />
Dazu kommen mo<strong>der</strong>nste Zutaten: 12-Volt-<br />
Elektrik, Einzelradaufhängung mit Fe<strong>der</strong>beinen<br />
ringsum, vier hydraulisch betätigte Trommelbremsen,<br />
die zudem belüftet sind – und eine gute<br />
Achslastverteilung dank Mittelmotor.<br />
Im März 1956 erscheint ein Prototyp vom<br />
Zündapp Janus, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Fachpresse fast<br />
Labradorhündin Milka bleibt ganz cool,<br />
wenn Herrchen dem Hessen die Sporen gibt.<br />
KAUFBERATUNG<br />
Fuldamobil S7<br />
Der rare Hessen-Flitzer aus Kunststoff ist <strong>der</strong> Exot in diesem Vergleich. Das<br />
erschwert die Ersatzteillage. Der Antrieb stammt aus dem Fichtel & Sachs-<br />
Baukasten. Alles an<strong>der</strong>e ist eine Sache für gute Allround-Handwerker.<br />
Karosserie<br />
Das strömungsgünstige und<br />
leichte Kunststoffkleid ist eher<br />
ein Fall für den Bootsbauer<br />
o<strong>der</strong> Schrauber, die mit Glasfasermatten,<br />
Härter, Ziehspachtel<br />
und Schwingschleifer<br />
umgehen können. Typisch für<br />
ältere Plastekarossen: Spannungsrisse.<br />
Auch schwierig:<br />
unsachgemäß reparierte Unfallschäden.<br />
Die Scharniere<br />
<strong>der</strong> hinten angeschlagenen<br />
kleinen Türen sind eine typische<br />
Schwachstelle. Rost findet<br />
sich dagegen<br />
allenfalls am<br />
Tacho und Wischermotor<br />
können leicht<br />
repariert werden.<br />
Stahlblechtank,<br />
dem Rohrrahmen<br />
und den filigranen<br />
Fahrwerksteilen.<br />
Motor/Getriebe<br />
Bei den Zweitaktversionen drohen<br />
Kolbenkipper, wenn die<br />
Schmierung wegen zu hoher<br />
Drehzahlen abreißt. Die Varianten<br />
mit Viertakter leiden<br />
unter Undichtigkeiten<br />
und verzeihen mangelnde<br />
Pflege und<br />
Ventilspielkontrolle<br />
selten. Die Schaltbox<br />
ist empfindlich,<br />
weil unkundige Piloten<br />
die Zahnradpaarungen<br />
mangels Synchronisation<br />
häufig beim Gangwechsel regelrecht<br />
hinrichten.<br />
Fahrwerk<br />
Vorn hängen die Rä<strong>der</strong> direkt<br />
an einer quer liegenden Blattfe<strong>der</strong>.<br />
Der Übergang zum Radträger<br />
ist unterdimensioniert<br />
und daher kritisch. Die beiden<br />
Trommelbremsen vorn sind<br />
ebenfalls leicht überfor<strong>der</strong>t mit<br />
dem Kunststoff-Flitzer und unterliegen<br />
erhöhtem Verschleiß.<br />
Ansonsten gibt es nur altersbedingte<br />
Mängel.<br />
Innenraum<br />
Kleinstserien-Fahrzeuge<br />
wie das Fuldamobil unterscheiden<br />
sich häufig<br />
von Fahrzeug zu Fahrzeug,<br />
das macht die<br />
Instandsetzung bisweilen<br />
schwierig. Zeitgenössische<br />
Materialien fürs Interieur<br />
halten auf historische<br />
Fahrzeuge spezialisierte<br />
Sattler bereit. Und<br />
die Elektrik beherrscht je<strong>der</strong><br />
gute Kfz-Mechaniker.<br />
Ersatzteilsituation<br />
Außer <strong>der</strong> engagierten<br />
Fan- und Clubszene<br />
kümmert sich niemand<br />
um die Ersatzteilversorgung<br />
des hessischen<br />
Flohs. Manche Teile werden<br />
nachgefertigt, wie die Markenlogos<br />
an <strong>der</strong> rundlichen Frontpartie<br />
des raren Fuldamobils.<br />
MARKTWERTE<br />
Robust: Die Zweitakter<br />
überstehen locker<br />
30. 000 Kilometer.<br />
Doch an<strong>der</strong>e spezifische Teile<br />
sind echte Mangelware.<br />
Marktwerte<br />
Obwohl das Fuldamobil das<br />
seltenste Fahrzeug in diesem<br />
Vergleich ist, ist es auch das<br />
preisgünstigste: Gute Exemp -<br />
lare kosten nur<br />
selten mehr als<br />
Auf <strong>der</strong> Motorab -<br />
deckung ist Platz für<br />
den Wackeldackel.<br />
11.000 bis<br />
12.000 Euro, wobei<br />
aufgrund <strong>der</strong> geringen Stückzahl<br />
die tatsächlichen Preise<br />
stark streuen können.<br />
Fazit<br />
Das Fuldamobil ist ein sehr<br />
seltener Vertreter <strong>der</strong> Gattung<br />
Rollermobile. Mit seiner empfindlichen<br />
Kunststoffkarosserie<br />
und <strong>der</strong> geringen Verbreitung<br />
ist er heute fast ausgestorben.<br />
Und: Ersatzteilspen<strong>der</strong> sind<br />
nicht mehr vorhanden. Aber:<br />
Der einfache Aufbau macht<br />
Sanierungen auch in Eigenregie<br />
vergleichsweise einfach.<br />
Es wurden nur wenige Fuldamobile gebaut, noch weniger<br />
haben überlebt. Dennoch sind die Preise günstig.<br />
Modelle: Fuldamobil S7 Baujahr: 1957–69<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 14.000 2: 10.000 3: 6.500 4: 3.500 5: 1.500<br />
Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 19
Titelstory | <strong>50er</strong>-Jahre-Kleinstwagen<br />
Raumschiff: Der Janus ist <strong>der</strong><br />
Kürzeste im Vergleich, bietet<br />
aber den meisten Platz.<br />
durchweg gelobt wird: sehr gutes Fahrwerk, sichere<br />
Bremsen, viel Platz. Nur <strong>der</strong> laute Einzylin<strong>der</strong><br />
mit asthmatischen 14 PS erntet viel Kritik.<br />
Immerhin: 85 Kilometer pro Stunde Spitze sind<br />
drin. Die Kraftübertragung besorgt ein Viergang-Ziehkeilgetriebe<br />
mit Rückwärtsgang.<br />
Komfortabel wie ein Straßenkreuzer<br />
Auf knapp 2,9 Meter Länge offeriert <strong>der</strong> Janus<br />
ein üppiges Raumangebot für vier Erwachsene.<br />
Der Clou: Die Sitzbänke lassen sich zum Doppelbett<br />
umklappen, darunter bleibt Raum fürs<br />
Gepäck. Zündapp plant optimistische 15.000<br />
Stück pro Jahr ein. Zum stattlichen Preis von<br />
3.290 DM. Wobei eine Heizung, wie damals<br />
durchaus üblich, mit 42 DM extra berechnet<br />
wird. Ein Standard-Käfer kostet rund 3.800 DM.<br />
Und so wun<strong>der</strong>t es nicht, dass Zündapp im ersten<br />
Produktionsjahr lediglich 1.731 Exemplare<br />
absetzen kann. Zwar werden es im Folgejahr<br />
immerhin fast 5.200 Janus, doch Direktor Neumeyer<br />
muss im Sommer 1958 das Nürnberger<br />
Werk schließen und konzentriert sich auf den<br />
Zweiradbau im neuen Münchner Werk. Und so<br />
endet Janus, <strong>der</strong> doppelköpfige Gott des Anfangs<br />
und des Endes, im Oktober 1958 nach insgesamt<br />
nur 6.902 produzierten Exemplaren und<br />
schließt das kurze Nachkriegskapitel des Automobilbaus<br />
bei Zündapp.<br />
Unser Testwagen<br />
In <strong>der</strong> zeittypischen Farbkombi Weiß mit roten<br />
Seitenstreifen wirkt auch dieses 1958 gebaute<br />
Exemplar <strong>der</strong> Honold’schen Sammlung so, als<br />
die Fe<strong>der</strong>n. Nach vorn gebeugt, erreicht man<br />
mühsam die links angeschlagene Fronttür und<br />
zieht sie zu. Ein dürrer Stift mit beigem Plastikgriff<br />
dient als Schlüssel, <strong>der</strong> links <strong>der</strong> Lenksäule<br />
Licht und Zündung schaltet. Das Klang-Inferno<br />
des Motors erinnert an Kompositionen von<br />
Karlheinz Stockhausen. Zeitgenössische Berichte<br />
prangerten schon damals das Motorgeräusch<br />
zu Recht an. Der von <strong>der</strong> Bella 201 abgeleitete<br />
Zweitakter mit 250 Kubikzentimetern röhrt lautstark<br />
und das angeflanschte Kühlgebläse jault<br />
mit steigen<strong>der</strong> Drehzahl den<br />
Takt dazu. Alexandra Wurl erhebt<br />
denn auch die Stimme<br />
Doppeltes Flottchen: Für die Kin<strong>der</strong> im Heck gab<br />
es im Janus sogar eine Lenkradattrappe.<br />
zum ultimativen Testurteil:<br />
„Toll, mit Rückenmassage.“<br />
wäre es gerade vom Laufkran im Nürnberger Dies trifft das Fahrgefühl ziemlich gut: weil alle<br />
Werk abgehängt worden. Das rote Interieur mit Passagiere die Vibrationen des mittig angeordneten<br />
Zweitakters deutlich im Kreuz spüren.<br />
blaugrauen Karos ist makellos. Der Einstieg gelingt,<br />
obwohl das Lenkrad samt Tortenstück-Tacho<br />
beim Janus nicht mitschwenkt, fast so leicht gen <strong>der</strong> Fahrtrichtung zu sitzen, brauchen die<br />
Und weil es nicht je<strong>der</strong>manns Sache ist, entge-<br />
wie bei <strong>der</strong> Isetta. Die Karosse taucht unter <strong>der</strong> Fondpassagiere einen stabilen Magen. Gewöhnungsbedürftig<br />
ist auch die sequenzielle Last <strong>der</strong> einsteigenden Fahrgäste merklich in<br />
Schal-<br />
Fast wie in <strong>der</strong> Formel 1: Der Janus hat links vom Fahrer eine sequentielle<br />
Schaltung, die vom Motorroller abgeleitet ist.<br />
Luftig: Die Prototypen hatten seitliche Schiebefenster, in <strong>der</strong> Serie gab<br />
es ausstellbare Dreiecksfenster, die „Klimanlage des kleinen Mannes“.<br />
20
tung mit dem skurrilen Schaltschema R-0-1-0-<br />
2-3-4. Zur besseren Orientierung gibt es immerhin<br />
eine schwach beleuchtete Ganganzeige<br />
nördlich <strong>der</strong> drei Kontrolllampen oberhalb des<br />
Tachos.<br />
Genial – ein echter Viersitzer auf 2,9 Metern<br />
Mit vier schlanken Passagieren wiegt ein Janus<br />
über 700 Kilogramm – <strong>der</strong> 14-PS-Rollermotor<br />
hat viel Mühe, für angemessenen Vortrieb zu<br />
sorgen. Aus heutiger Sicht hoppelt <strong>der</strong> Janus<br />
zwar regelrecht über die Straßen, aber in diesem<br />
Vergleich wirkt er am komfortabelsten. Auch<br />
dank <strong>der</strong> einzeln aufgehängten Rä<strong>der</strong>, langer<br />
Fe<strong>der</strong>wege und einer guten Fahrwerksab -<br />
stimmung. Dazu hat <strong>der</strong> Doppelkopf noch das<br />
beste Raumangebot. Keiner offeriert mehr<br />
Platz auf so wenig Grundfläche. Testerin Wurl<br />
fasst ihr Urteil dazu süffisant zusammen: „Am<br />
besten knutscht man wohl im Janus – auch,<br />
weil die Hochfrisur <strong>der</strong> Damen dabei immer<br />
perfekt sitzt.“<br />
Vergleich: Wie sie sich fahren<br />
Eigentlich unglaublich, wie kreativ die Autoingenieure<br />
nach dem Krieg waren. Vermutlich<br />
konnten sie später nie wie<strong>der</strong> so unbefangen<br />
mit einem weißen Blatt Papier ihre Arbeit beginnen<br />
wie zu dieser Zeit. Entscheidend auch<br />
die Beschränkung von Rohstoffen und Ressourcen.<br />
Doch Knappheit wird halt mit Kreativität<br />
kompensiert. Und so entstanden Fahrzeuge wie<br />
Isetta, Fuldamobil o<strong>der</strong> Janus: echte Charakterdarsteller<br />
im damaligen Kleinstwagenmarkt.<br />
Der kleine Bayer mit seiner einsamen Fronttür<br />
ist ein gutes Beispiel dafür: Das Querparken haben<br />
eben nicht die Smart-Entwickler in den<br />
90ern, son<strong>der</strong>n die Männer um Signore Rivolta<br />
herum bereits in den 19<strong>50er</strong>n erfunden. Mit<br />
Elektrostarter, richtiger H-Schaltung, einem ordentlichen<br />
Lenkrad und <strong>der</strong> stehenden Pedalerie<br />
ist die Isetta ein richtiges Auto. Nur eben<br />
viel kleiner als beispielsweise die amerikanischen<br />
Straßenkreuzer jenseits des großen<br />
Teichs. Doch davon können die Deutschen wenige<br />
Jahre nach Ende des Kriegs nicht mal träumen.<br />
Aber so eine Isetta ist erreichbar, und<br />
reicht für Vater, Mutter plus Kleinkind dazwischen.<br />
Der Verbrauch liegt bei rund sechs Liter<br />
An<strong>der</strong>s als das Vorbild Dornier Delta hatte<br />
<strong>der</strong> Janus unterschiedliche Radausschnitte.<br />
KAUFBERATUNG<br />
Zündapp Janus<br />
Der symmetrische Aufbau macht Restaurierungen etwas einfacher. Und die<br />
braucht ein Janus auch. Denn fast 60 Jahre hat kein Zündapp unbeschadet<br />
überstanden. Auch die Technik ist weitgehend simpel.<br />
Karosserie<br />
Die größte Schwachstelle zuerst:<br />
Das dünne Blech gibt<br />
sich gern genüsslich dem Rost<br />
hin. Der gesamte Unterboden<br />
ist meist perforiert. Auch die<br />
Türen leiden unter dem Gilb –<br />
beson<strong>der</strong>s die Kanten. Radläufe<br />
und Dämpferaufnahmen<br />
sind ebenfalls meist mindestens<br />
einmal erneuert worden.<br />
Die planen Seitenscheiben<br />
können nachgefertigt werden.<br />
Motor/Getriebe<br />
Der Viertelliter-Antrieb ist genügsam<br />
und Zündapp-typisch<br />
zuverlässig. Zumeist<br />
können<br />
Radaubru<strong>der</strong>: Der<br />
Zweitakter entwickelt<br />
enorme Geräusche.<br />
die Einzelteile<br />
überarbeitet werden.<br />
Gut so, denn eine neue<br />
Kurbelwelle gibt’s beispielsweise<br />
nicht mehr. Das Ziehkeilgetriebe<br />
hakt traditionell,<br />
die zugehörige Welle verschleißt<br />
naturbedingt. Wer<br />
vor dem Schalten immer das<br />
Kupplungspedal ganz durchtritt,<br />
verlängert die Lebensdauer<br />
<strong>der</strong> filigranen<br />
Viergangbox.<br />
Fahrwerk<br />
Für die Gummilager<br />
<strong>der</strong> Achsen gibt<br />
es Reparatursätze,<br />
auch das Lenkritzel wird<br />
nachgefertigt. Und selbst<br />
manche Verbesserung ist erhältlich.<br />
Schwachstelle sind<br />
die Aufnahmen <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>achse.<br />
Abhilfe verschaffen neue<br />
Verstärkungsbleche. Dämpfer<br />
und Fe<strong>der</strong>n unterliegen normalem<br />
Verschleiß. Rostige<br />
Bremsleitungen können durch<br />
Meterware ersetzt, die Bremszylin<strong>der</strong><br />
aufgearbeitet werden.<br />
Innenraum<br />
Genial einfach und einfach genial<br />
– deshalb auch recht leicht<br />
in Eigenregie zu restaurieren.<br />
Der Tortenstück-Tacho mit seinen<br />
Kontrolllämpchen ist kein<br />
Hexenwerk. Auch die<br />
Elektrik ist schlicht gestrickt.<br />
Stilechte Sitzbankbezüge<br />
gibt es beim<br />
Sattler als Meterware.<br />
Ersatzteilsituation<br />
Die Technik des Doppelkopf-Mobils<br />
ist recht<br />
problemlos beschaffbar.<br />
Doch Blechteile und die<br />
Verglasung gibt es kaum.<br />
Abschlussbleche und Radläufe<br />
sind als Reparaturbleche verfügbar.<br />
Das Verstärkungsblech<br />
für den Lenkpunkt wurde<br />
neu aufgelegt. Alles<br />
an<strong>der</strong>e ist simpel<br />
aufgebaut und lässt sich<br />
überarbeiten o<strong>der</strong> ersetzen,<br />
wenn auch teilweise zu heftigen<br />
Preisen. Beispiel Dämpfer:<br />
MARKTWERTE<br />
Verschleißfreudig:<br />
die Aufnahme <strong>der</strong><br />
Vor<strong>der</strong>achse.<br />
Die Überholung kostet etwa<br />
750 Euro, die Rücklichtgläser<br />
werden nachgefertigt – für etwa<br />
120 Euro pro Stück.<br />
Gleichteile: Die Türen<br />
vorn und hinten<br />
sind identisch.<br />
Marktwerte<br />
Eigentlich ist <strong>der</strong> Janus die<br />
bessere Isetta mit mehr Platz<br />
und mehr Komfort. Trotzdem<br />
sind die wenigen erhaltenen<br />
Exemplare günstiger.<br />
Vorausgesetzt,<br />
man findet<br />
eines …<br />
Fazit<br />
Vermutlich haben nur wenige<br />
Hun<strong>der</strong>t Janus die Neuzeit<br />
erlebt. Mancher Teileträger<br />
schlummert vielleicht noch<br />
in einer abgelegenen Scheune.<br />
Eine Komplettrestaurierung<br />
lohnt nur für notorische Selbermacher.<br />
Aber <strong>der</strong> fränkische<br />
Doppelkopf ist von <strong>der</strong> Idee<br />
her absolut einzigartig. Und<br />
deshalb in jedem Fall erhaltenswert.<br />
Der Janus ist noch skurriler als Isetta o<strong>der</strong> Fuldamobil,<br />
hat den meisten Platz und das beste Fahrwerk.<br />
Modelle: Zündapp Janus Baujahr: 1957–58<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 18.000 2: 12.000 3: 8.000 4: 4.000 5: 1.500<br />
Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 21
Titelstory | <strong>50er</strong>-Jahre-Kleinstwagen<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller BMW AG,<br />
München<br />
Elektromaschinenbau<br />
Fulda GmbH<br />
Zündapp Werke<br />
GmbH, Nürnberg<br />
Modell Isetta 250/300 Fuldamobil S7 Janus<br />
Karosserie Motocoupé mit Fronttür und Kunststoffcoupé auf Rohr- Stahlblech mit Bodengruppe<br />
Faltdach, Stahlblech auf rahmen, 2 Türen verschweißt, je eine Front-<br />
Stahlrohrrahmen<br />
und Hecktür<br />
Motor 1-Zyl.-Viertakt, Gebläse- 1-Zyl.-Zweitakt, 1-Zyl.-Zweitakt, gebläsegekühlt,<br />
ohv im Heck Fichtel & Sachs, luftgekühlt gekühlt, Mittelmotor<br />
im Heck *<br />
Hubraum (ccm) 245–298 191 248<br />
Leistung (PS) 12–13 10 14<br />
Getriebe 4-Gang, Schaltung 4-Gang, Mittelschaltung 4-Gang, sequentielle<br />
links vom Fahrer<br />
Schaltung<br />
Antrieb Heck Heck Heck<br />
Fahrwerk vorne Schwingarme, Schrauben- senkrechte Führungsrohre, Kurbellenker, Fe<strong>der</strong>beine,<br />
fe<strong>der</strong>n, Teleskopstoßdämpfer Schraubenfe<strong>der</strong>n, hydr. Schraubenfe<strong>der</strong>n, Stabilisator<br />
Stoßdämpfer<br />
Fahrwerk hinten Starrachse, Viertelelliptikfe<strong>der</strong>, Schwingarm, 3 o<strong>der</strong> 4 Pendelachse, Fe<strong>der</strong>beine,<br />
Teleskopstoßdämpfer Rä<strong>der</strong>, Schraubenfe<strong>der</strong>n, Schraubenfe<strong>der</strong>n, Stabilisator<br />
hydr. Stoßdämpfer<br />
Radstand (mm) 1.500 2.100 1.825<br />
Spurweite v/h (mm) 1.200/520 1.250/400 (Vierrad) 1.115/1.118<br />
L x B x H (mm) 2.355 x 1.380 x 1.340 3.150 x 1.400 x 1.300 2.860 x 1.400 x 1.380<br />
Reifen/Felgen 4.80 x 10 4.40 x 8 4.40 x 12<br />
Bremsen v/h Trommeln, hydraulisch mech. Fußbremse auf Trommeln/Trommeln,<br />
Vor<strong>der</strong>rä<strong>der</strong><br />
hydraulisch<br />
Vmax (km/h) 80–85 80–85 80–85<br />
Gewicht leer (kg) 360 300 378<br />
Verbrauch (l/100 km) 4–5 4–5 4–5<br />
Bauzeit 1955–62 1957–69 1958–59<br />
Stückzahl ca. 160.000 ca. 700 plus 701 von NWF 6.902<br />
Neupreis (DM) 2.470–2.750 3.100 (1958) 3.290 (1958)<br />
Club/Weblink Isetta Club e. V., Tel. (02992) Fuldamobil Freundeskreis, Zündapp Janus IG,<br />
15 14, www.isetta-club.de www.fuldamobil.de Tel. (08241) 72 12,<br />
www.zuendapp-janus-ig.de<br />
*<br />
) ab 1965 mit Heinkel-Viertakter, 198 ccm, 10 PS<br />
auf 100 Kilometer – ein aktueller Smart schluckt<br />
deutlich mehr im Stadtverkehr. Wo ist da eigentlich<br />
<strong>der</strong> Fortschritt?<br />
Ganz mo<strong>der</strong>n ist eigentlich das Fuldamobil<br />
konzipiert. Um die mageren zehn PS des Sachs-<br />
Motors auszugleichen, verbessert konsequenter<br />
Leichtbau das Leistungsgewicht: filigraner<br />
Stahlrohrrahmen, dünne Bodenplatten aus<br />
Sperrholz, schnittige Karosserie aus fe<strong>der</strong>leichtem<br />
Kunststoff, dazu ein Mittelmotor – das<br />
klingt wie aus einer Bauanleitung für den Motorsport.<br />
Mit drei o<strong>der</strong> vier Rä<strong>der</strong>n, zwei Türen<br />
und vier zur Schlafstätte umklappbaren Sitzen<br />
wirkt das Fuldamobil mit Armaturenbrett,<br />
Knüppelschaltung und zuletzt sogar einem<br />
200er-Viertaktmotor von Heinkel fast wie ein<br />
ausgewachsenes Auto. Der Fahrkomfort ist<br />
besser als bei <strong>der</strong> Isetta und fast so gut wie<br />
beim Janus. Ausgesprochen schade, dass die<br />
Viergang-Schaltbox sich nur hakelnd betätigen<br />
lässt und <strong>der</strong> Einstieg allenfalls unter etwas artistischen<br />
Verrenkungen gelingt.<br />
Rücken an Rücken über die Straßen<br />
Völlig entspannt entern die Passagiere des Janus<br />
bequem die Sitzbänke vorn wie hinten. Der mittig<br />
angeordnete Antrieb mit daneben liegendem<br />
Kraftstofftank (22 Liter Öl-Benzin-Gemisch im<br />
Verhältnis 1:25) sorgt für eine ideale Gewichtsverteilung.<br />
Dazu kommt ein „richtiges“ Fahrwerk<br />
mit Fe<strong>der</strong>n, Stoßdämpfern und Trommelbremsen<br />
an allen vier Rä<strong>der</strong>n, die sich im beachtlichen<br />
12-Zoll-Format um Fahrbahnkontakt bemühen.<br />
Dank schmaler Dachpfosten ist die Rundumsicht<br />
viel besser als bei Konstruktionen <strong>der</strong> Neuzeit.<br />
Der Sitzkomfort auf den gemütlichen Bänken ist<br />
bestens. Beson<strong>der</strong>s, weil das aufwendige Fahrwerk<br />
die schlechten Straßen von einst regelrecht<br />
glatt bügelt. Lei<strong>der</strong> schafft <strong>der</strong> gebläsegekühlte<br />
Einzylin<strong>der</strong> es nur unter Mühen, die voll beladene<br />
Fuhre halbwegs angemessen zu beschleunigen.<br />
Dazu kommt die mäßige Geräuschdäm-<br />
Fotos: Christian Wimmer<br />
22
Volle Fahrt voraus:<br />
Gute 80 Kilometer pro Stunde mussten<br />
in den <strong>50er</strong>n für die große Fahrt genügen.<br />
mung zwischen den Sitzbänken, die enorme<br />
Lärmbelästigung wird von damaligen Testfahrern<br />
denn auch immer wie<strong>der</strong> bemängelt.<br />
Warum wir die Spaßzwerge lieben<br />
Isetta, Fuldamobil, Janus, alle haben eine bewegte<br />
Vergangenheit als Gebrauchsgegenstand<br />
erlebt und die meisten waren nach wenigen<br />
Jahren schon so verrostet, dass sie bei Sonnenschein<br />
nicht mal mehr einen Schatten warfen.<br />
Ein Fall für Heimwerker: Die simple Technik <strong>der</strong><br />
Zwerge kann problemlos restauriert werden.<br />
Doch die Restauration gelingt auch weniger<br />
geübten Schraubern. Wo nicht viel dran ist, ist<br />
halt auch nicht viel zu basteln. Dazu kommen<br />
das sympathische Kindchenschema, die niedrigen<br />
Betriebskosten und ihre Seltenheit. All das<br />
sorgt bei Liebhabern für Entzücken. Allerdings<br />
wissen die auch, dass die Fahrleistungen <strong>der</strong><br />
Zwerge heute nicht mal mehr reichen, um im<br />
Lkw-Windschatten hinterherzufahren. Rollermobile<br />
machen am meisten Spaß auf kurzen<br />
Ausflügen über einsame Landstraßen.<br />
Die wohl ausgereifteste Konstruktion ist die<br />
in großen Stückzahlen gefertigte Isetta: Die<br />
Knutschkugel wirkt stabil und durchdacht. Auch<br />
<strong>der</strong> Fahrkomfort kann gerade noch überzeugen.<br />
Die Technik ist simpel, aber solide. Das Raumangebot<br />
ist knapp ausreichend, größeres Gepäck<br />
wan<strong>der</strong>t auf einen Gepäckträger am kleinen<br />
Kurzheck. Die Straßenlage ist hoppelig,<br />
doch ausreichend. Der kleine BMW ist ein harmonischer<br />
Mini, <strong>der</strong> Freude bereitet. Weiteres<br />
Plus: Das Faltdach lässt Luft und Sonne in den<br />
kleinen Bayern – da macht die Clubausfahrt im<br />
Sommer gleich noch mal so viel Spaß.<br />
Von einer richtigen Serienfertigung kann man<br />
beim Fuldamobil eigentlich nicht sprechen. Das<br />
erschwert Restaurationen, weil kaum ein Wagen<br />
dem an<strong>der</strong>en gleicht. Es gibt zwar eine rührige<br />
Fanszene, doch ein Werksarchiv mit Produktionsdetails<br />
sucht man vergebens. Bei <strong>der</strong> Sanierung<br />
muss eben improvisiert werden. Aber so haben<br />
es die hessischen Mechaniker ja damals<br />
auch gemacht. Am Fuldamobil gefällt uns die<br />
clevere Grundkonzeption mit innovativen Ideen,<br />
Leichtbau und sportlichen Zutaten. Der S7 wirkt<br />
wie ein geschrumpftes Mittelklasse-Sportcoupé.<br />
Dennoch finden vier Passagiere Platz in <strong>der</strong> kleinen<br />
Hütte. Der Motor schiebt von<br />
hinten. Schade, dass die Gangwechsel<br />
so wi<strong>der</strong>spenstig sind.<br />
Der Zündapp Janus hatte alles,<br />
was ein Rollermobil <strong>der</strong> Zeit<br />
brauchte – und etwas mehr. Die pfiffige Lösung<br />
mit den beiden Türen macht ihn einzigartig in<br />
<strong>der</strong> Autohistorie. Dazu kommt das komfortabelste<br />
Fahrwerk im Vergleich. So weich fe<strong>der</strong>t<br />
keiner über Schlaglöcher. Und mehr Platz bietet<br />
Kleine Autos, große Preise?<br />
Ein Wort übrigens noch zu den genannten Marktpreisen:<br />
Spätestens seit <strong>der</strong> Versteigerung <strong>der</strong> Sammlung<br />
des US-Sammlers Bruce Weimer vor einigen<br />
Monaten herrscht bei vielen Kleinstwagenfreunden<br />
Goldgräberstimmung. Dort wurden beispielsweise<br />
92.000 Dollar für eine Isetta und 51.000 Dollar für<br />
einen Janus erzielt. Diese Preise sind jedoch wohl<br />
auch keiner. Allerdings wirkt auch keiner so müde.<br />
Viel Lärm um nichts – so könnte man die zähen<br />
Fahrleistungen treffend zusammenfassen.<br />
Das – und <strong>der</strong> vergleichsweise hohe Preis – waren<br />
wohl auch die Gründe dafür, dass <strong>der</strong> griechische<br />
Gott Janus nach gerade zwei Jahren<br />
Bauzeit für das schnelle Ende aller automobilen<br />
Pläne <strong>der</strong> Nürnberger Zweiradschmiede steht.<br />
Die Qual <strong>der</strong> Wahl<br />
Welchen nehmen? Wir würden den Janus wählen,<br />
wegen seiner skurrilen Form. Die Isetta lieben<br />
wir wegen des Cabrio-Feelings und das bildhübsche<br />
Fuldamobil überzeugt mit dem Gesamtpaket.<br />
Stefan Viktor<br />
Wir danken <strong>der</strong> Familie Honold, aus <strong>der</strong>en Oldtimersammlung<br />
alle drei Rollermobile stammen. Ihre<br />
Ausstellung kann besichtigt werden in 91729 Haundorf,<br />
Brand 27.<br />
eher dem Verkaufsgeschick des Auktionshauses und<br />
<strong>der</strong> Bekanntheit des Besitzers zuzuschreiben als einem<br />
tatsächlichen Marktwert. Im Grunde genommen<br />
ist es ja ohnehin so, dass jedes Liebhaberfahrzeug<br />
das kostet, was es dem potenziellen Käufer wert ist.<br />
Das kann <strong>der</strong> durchschnittliche Marktwert sein –<br />
o<strong>der</strong> eben deutlich mehr o<strong>der</strong> weniger.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 23
Titelstory | Trends & Marktwerte<br />
Spaßzwerge <strong>der</strong> <strong>50er</strong>– bis 70er-Jahre<br />
Aktuelle Markttrends, präsentiert von<br />
Halwart Schra<strong>der</strong> und <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
Kleinst, aber feinst<br />
Besitzer von Kleinstmobilen sind es gewohnt, dass man über ihre Vehikel Witze reißt. Aber keine hämischen<br />
o<strong>der</strong> verletzenden. Denn kleinen Wesen – egal ob Kin<strong>der</strong>n, Hunden, Katzen o<strong>der</strong> Rollermobilen –<br />
begegnet <strong>der</strong> erwachsene Mensch allgemein mit Wohlwollen. Alltagstauglich sind die Zwerge mittlerweile<br />
nicht mehr, dafür aber meist richtig gute Wertanlagen. Und Spaß bereiten sie auch noch.<br />
Im Sommer 1976 genoss ich zum ersten Mal<br />
das Vergnügen, von einem Isetta-Fahrer mitgenommen<br />
zu werden. Zwei Überraschungen<br />
blieben in meiner Erinnerung: einmal, dass<br />
beim Schließen <strong>der</strong> Tür diese nicht, wie ich befürchtet<br />
hatte, meine Kniescheiben zertrümmerte,<br />
und zum Zweiten, dass alle Verkehrsteilnehmer<br />
uns durchaus respektvoll wahrnahmen<br />
und sich so verhielten, wie es Paragraf 1 <strong>der</strong><br />
Straßenverkehrsordnung gebot. Ich war darauf<br />
gefasst gewesen, dass man uns wie ein lästiges<br />
Insekt irgendwo zerquetschen würde. Eine Befürchtung,<br />
die ich Jahrzehnte später dann aber<br />
doch einmal hatte. Und zwar am Lenkrad eines<br />
Smart bei Sauwetter auf <strong>der</strong> Autobahn. Da gehört<br />
ein Auto von zwergenhaften Ausmaßen<br />
auch nicht hin, wie ich inzwischen weiß.<br />
An Beliebtheit hat es den lieben Kleinen nie<br />
gefehlt, und die PS- und Hubraumzwerge <strong>der</strong><br />
Nachkriegsjahre bilden längst eine Elite im zunehmenden<br />
Kreis <strong>der</strong> spezialisierten Sammler<br />
Anlage-<br />
Zwerg<br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2):<br />
12.700–<br />
19.000 €<br />
Messerschmitt/FMR KR 200<br />
URIGER MOTORRADERSATZ MIT DACH<br />
Der „Karo“ ist wohl <strong>der</strong> Stereotyp des <strong>50er</strong>-Jahre-Rollermobils und eines<br />
<strong>der</strong> begehrtesten Kultmobile <strong>der</strong> Wirtschaftswun<strong>der</strong>zeit. Fritz Fend tat sich<br />
Anfang <strong>der</strong> <strong>50er</strong>-Jahre mit dem ehemaligen Flugzeugbauer Messerschmitt<br />
zusammen, <strong>der</strong> nach dem Krieg keine Flugzeuge mehr bauen durfte. Der<br />
Karo sah ein wenig aus wie eine Flugzeugkanzel auf Rä<strong>der</strong>n, die beiden<br />
Passagiere saßen hintereinan<strong>der</strong>, gelenkt wurde über eine Lenkstange<br />
wie beim Motorrad. Als Antrieb diente zunächst ein 175 Kubikzentimeter<br />
kleiner Zweizylin<strong>der</strong> mit neun PS, während <strong>der</strong> KR 200 aus 191 Kubik -<br />
zentimetern immerhin 10,2 PS mobilisierte, was für etwa 90 Kilometer<br />
pro Stunde Spitze sorgte. Mit einem Preis von nur 2.550 DM war <strong>der</strong><br />
Karo ein großer Erfolg, insgesamt entstanden in neun Produk tions jahren<br />
etwa 60.000 Exemplare des skurrilen Flitzers.<br />
Modell: Messerschmitt/FMR KR 200, Motor/Getriebe: 1-Zyl.-Zweitakt, 191 ccm Hubraum, 4-Gang, Leistung: 10,2 PS, Fahrleistungen: 90 km/h, Bauzeit: 1953–64,<br />
Neupreis: 2.100–2.600 DM, Club: Messerschmitt Club Deutschland e. V., Tel. 0170 874 89 01, www.messerschmitt-club-deutschland.de<br />
Foto: Jörn-M. Müller-Neuhaus, Dacheket, AlfvanBeem/CommonsMedia<br />
24
Alltags-<br />
Zwerg<br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2):<br />
6.600–<br />
9.900 €<br />
Halwart<br />
Schra<strong>der</strong><br />
DER OLDTIMER-<br />
EXPERTE<br />
Halwart Schra<strong>der</strong>, einer <strong>der</strong><br />
profiliertesten deutschen<br />
Motorjournalisten, leitete<br />
seit 1974 die erste deutsche<br />
Old timerzeitschrift überhaupt, die „Automobil Chronik“.<br />
Heute arbeitet er für den Marktwertespezialist Schwacke.<br />
und Jäger. Für top gepflegte o<strong>der</strong> spitzenmäßig<br />
restaurierte Exemplare werden hohe Preise verlangt<br />
und gezahlt, denn bei Liebhaber-Fahrzeugen<br />
geht es nicht nach Kilogramm o<strong>der</strong> Höchstgeschwindigkeit.<br />
Dennoch sind auch für schmale<br />
Budgets heute nach wie vor interessante<br />
Wirtschaftswun<strong>der</strong>-Kleinstmobile zu bekommen,<br />
vor allem im benachbarten Ausland. Zwar<br />
haben sechsstellige Dollarbeträge für einen Messerschmitt-Kabinenroller<br />
und ähnliche Fahrzeuge<br />
zuweilen für schockierende Schlagzeilen gesorgt,<br />
doch dabei handelte es sich meist um<br />
Transaktionen in <strong>der</strong> US-Auktionsszene, wo sich<br />
unendlich viele närrische Spekulanten tummeln<br />
... die überbieten sich schon einmal aus Gründen<br />
des Prestiges bis in die Unendlichkeit des texanisch-kalifornischen<br />
Universums, ohne dass <strong>der</strong><br />
Markt dadurch wirklich in Unordnung gerät.<br />
Ein Treffen <strong>der</strong> Kleinsten zu besuchen, verheißt<br />
gute Laune pur. Erlebnisreich ist eine Exkursion<br />
durch die Vielfalt <strong>der</strong> technischen Beson<strong>der</strong>heiten,<br />
<strong>der</strong> oft frappierenden Antworten<br />
auf antriebsmechanische Fragen und <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />
Konzepte optimaler Raumnutzung.<br />
Jedes Fabrikat, jedes Modell offenbart ein<br />
Stück individueller Genialität. Man erkennt,<br />
dass die meisten dieser Autos in einer Zeit entstanden<br />
sind, die durch Genügsamkeit und Entbehrung<br />
gekennzeichnet war und in <strong>der</strong> pfiffige<br />
Patentlösungen ebenso wichtig waren wie<br />
chromreiche „Power and Glory“ in <strong>der</strong> oberen<br />
Etage <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>erblühenden Autowun<strong>der</strong>welt.<br />
Halwart Schra<strong>der</strong><br />
Honda N360/N400/N600, 1966–73<br />
MODERNER WINZLING MIT ALLTAGSQUALITÄTEN<br />
Die ersten Pkw, die Honda in Deutschland zum<br />
Verkauf anbot, waren <strong>der</strong> Sportwagen S800 sowie<br />
die Kleinstwagen N360 und N600. Während <strong>der</strong><br />
Sportwagen weltweit Furore machte, waren die<br />
„Kei-Cars“ <strong>der</strong> N-Baureihe weniger spektakulär,<br />
aber erfolgreicher: Zwischen 1966 und 1973<br />
entstanden über eine Million Exemplare<br />
dieser Winzlinge. Die Motoren basierten<br />
auf dem bewährten Zweizylin<strong>der</strong>-Twin <strong>der</strong><br />
CB-Motorrad-Baureihe und beeindruckten<br />
mit hoher Leistungsausbeute und Dreh -<br />
freude. Mit Frontantrieb, variablem Kof ferraum<br />
dank umklappbarer Rücksitze und vor<strong>der</strong>en<br />
Scheibenbremsen war <strong>der</strong> N600 mehr als „up to<br />
date“. Er wurde seinerzeit gerne<br />
für Besitzer des alten Führerscheins Klasse<br />
IV auf 250 Kubikzentimeter gedrosselt,<br />
an <strong>der</strong>erseits aber auch für Bergrennen eingesetzt,<br />
weil er so leicht und leistungs fähig war.<br />
Modell: Honda N360/400/600, Motor/Getriebe: 2-Zyl.-Reihe, Hubraum: 354–599 ccm, 4-Gang o<strong>der</strong> Automatik, Leistung:<br />
27–42 PS, Fahrleistungen: 110–130 km/h, Bauzeit: 1966–73, Stückzahl: ca. 1 Mio., Neupreis: 4.894 DM (N 600),<br />
Club: kein deutscher Club bekannt, Info unter www.hondan600.net<br />
Peel P 50<br />
URIGER MOTORRADERSATZ MIT DACH<br />
Was den Deutschen die Brütsch Mopetta ist, war<br />
den Briten <strong>der</strong> Peel P 50: ein einsitziges Mobil mit<br />
einem Mopedmotor, das aussieht wie aus dem<br />
Kin<strong>der</strong>karussell entlaufen. Mit einer Länge von 1,34<br />
Metern und 62 Kilogramm Leergewicht gilt er als<br />
kleinstes Automobil <strong>der</strong> Welt. Der Mopedmotor<br />
quetscht etwa vier PS aus 50 Kubikzentimeter Hub -<br />
raum und bringt den Winzling auf etwa 70 Kilometer<br />
pro Stunde Topspeed. Vermutlich fühlt man sich aber<br />
schon bei 50 Sachen wie Michael Schuhmacher bei<br />
Vollgas! Zwischen 1961 und 1963 sind etwa 120<br />
Exemplare für je 199 britische Pfund Verkaufspreis<br />
entstanden, von denen etwa 40 heute noch<br />
existieren sollen. Doch <strong>der</strong> größte Witz: Seit 2011<br />
Spar-<br />
Zwerg<br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2):<br />
3.900–<br />
6.000 €<br />
Exoten-<br />
Zwerg<br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2):<br />
6.600–<br />
10.000 €<br />
wird <strong>der</strong> Peel P50 als Leichtkraftfahrzeug mit EUweiter<br />
Zulassung wie<strong>der</strong> gebaut … und zwar mit<br />
einem Elektromotor o<strong>der</strong> einem 50-ccm-Viertakter!<br />
Modell: Peel P 50, Motor/Getriebe: 1-Zyl.-Zweitakt, 50 ccm Hubraum, 3-Gang, Leistung: 4 PS, Fahrleistungen: 70 km/h,<br />
Gewicht: 62 kg, Bauzeit: 1961–63, Neupreis: 199 britische Pfund, Hersteller: Peel Engineering, ww.peelengineering.co.uk,<br />
Club: Peel P 50 Enthusiasts Club, www.rigsofrods.com/threads/52479-Peel-P50-Enthusiasts-Club<br />
Glas Goggomobil<br />
GERNEGROSS MIT KULTCHARAKTER<br />
Im Gegensatz zu den ähnlich teuren Klassenkollegen wie Janus o<strong>der</strong><br />
Fuldamobil wirkt das Goggomobil wie ein richtiges Auto. Und genau das<br />
machte den Zwerg so erfolgreich: mit 250 bis 400 Kubikzentimeter<br />
Hubraum und 13 bis 20 PS war er zwar nicht schneller als die Kon -<br />
kurrenz, bot aber mehr Platz und wirkte einfach „erwachsener“ als ein<br />
Rollermobil. Neben <strong>der</strong> etwas knubbeligen und vor allem innen etwas<br />
spartanisch wirkenden Limousine gab es ein bildhübsches kleines<br />
Coupé mit einem komfortablen elektromagnetischen Viergang-Vorwähl -<br />
getriebe (optional für die Limousine), mit dem man den kleinen Luxus<br />
<strong>der</strong> Wirtschaftswun<strong>der</strong>zeit genoss. Lange war das Goggo für viele Besitzer<br />
des alten Führerscheins <strong>der</strong> Klasse IV das Fahrzeug <strong>der</strong> Wahl, heute<br />
genießen Liebhaber aller Altersklassen den symphatischen Zwerg.<br />
Modell: Glas Goggomobil, Motor/Getriebe: 2-Zyl.-Zweitakt, 247–395 ccm Hubraum, 4-Gang, Leistung: 13,2–20 PS, Fahrleistungen: 785–100 km/h, Bauzeit: 1955–69,<br />
Neupreis: 3.097 DM (1958), Club: Glas Automobilclub Int., Tel. (089) 129 26 49, www.glasclub.org<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 25
Titelstory | Trends & Marktwerte<br />
MARKTPREISE UND –TRENDS Rollermobile und Kleinstwagen <strong>der</strong> <strong>50er</strong>– bis 70er-Jahre<br />
Marke Modell Motor ccm Bj. von bis Euro, Zust. 3–2 Trend<br />
Abarth (I) 500 Elaborazione GT R-2 479 57 63 13.500–20.000 <br />
595 R-2 594 63 71 13.500–20.000 <br />
595 S R-2 594 63 71 15.000–22.800 <br />
695 R-2 690 64 66 15.000–22.800 <br />
695 SS R-2 690 64 71 16.800–25.000 <br />
695 Assetto Corsa R-2 690 64 71 20.000–30.000 <br />
Aero (CS) 500 (10 HP) M-1 499 29 33 10.500–16.200 <br />
662 (18 HP) R-2 662 31 34 13.000–19.800 <br />
Minor R-2 615 45 50 5.800–9.900 <br />
Austin (GB) Seven Saloon R-4 747 22 34 7.200–11.000 <br />
Seven Chummy R-4 747 22 29 9.800–14.900 <br />
Seven Swallow R-4 747 29 32 12.000–18.000 <br />
Seven Ulster R-4 747 29 32 17.000–25.000 <br />
Seven Opal Cabrio R-4 747 33 39 8.500–13.000 <br />
Seven Nippy Roadster R-4 747 34 37 11.600–17.700 <br />
Seven Ruby R-4 747 34 39 7.800–12.000 <br />
Autobianchi (I)Bianchina 500 Trasformabile R-2 479 57 59 9.000–13.500 <br />
Bianchina 110 DB R-2 499 60 69 7.900–12.000 <br />
Bianchina 110 DB Convertible R-2 499 60 69 9.200–14.000 <br />
Bianchina 110 DB Panorama R-2 499 60 70 7.900–12.000 <br />
Bianchina 110 DB 4-posti R-2 499 62 69 6.100–9.400 <br />
Bianchina 110 DB Giardiniera R-2 499 70 77 7.100–10.900 <br />
AWS (D) Shopper R-2 248 53 54 4.900–7.500 <br />
Berkeley (GB) 322/328 Sports R-2 322/328 56 58 7.200–11.000 <br />
492 Sports R-2 492 57 59 8.300–12.500 <br />
B95/B105 Sports R-2 692 59 61 9.300–13.700 <br />
BMW (D) 3/15 PS/Dixi Cabrio R-4 748 27 32 15.000–22.500 <br />
3/15 PS/Dixi Roadster (Ihle) R-4 748 27 32 22.000–35.000 <br />
3/15 PS/Dixi Limousine R-4 748 27 32 12.800–18.900 <br />
3/15 PS/Dixi Tourer R-4 748 27 32 16.000–23.000 <br />
Isetta 250 M-1 245 55 62 10.000–15.000 <br />
Isetta 350 M-1 298 55 62 10.000–15.000 <br />
600 B-2 582 57 59 11.500–17.600 <br />
Bond (GB) Minicar M-1 122/248 49 66 5.900–8.900 <br />
Minicar B Twin V-2 246 62 66 5.300–8.600 <br />
Brütsch (D) 200 M-1 191 54 56 11.000–15.800 <br />
Champion (D) 250 M-1 248 48 51 10.000–15.000 <br />
400 R-2 398 51 56 9.000–13.500 <br />
Fiat (I) 500 A Topolino R-4 569 36 48 11.000–16.500 <br />
500 A Furgonico R-4 569 37 48 9.400–14.000 <br />
500 B Topolino R-4 569 48 49 9.900–15.000 <br />
500 B Giardiniera R-4 569 48 49 12.000–18.000 <br />
500 C Topolino R-4 569 49 55 9.900–15.000 <br />
500 C Giardiniera R-4 569 49 52 12.000–18.000 <br />
500 C Belve<strong>der</strong>e R-4 569 51 55 12.600–18.900 <br />
600 R-4 633 55 60 5.200–8.000 <br />
600 Jolly R-4 633 59 60 16.500–24.700 <br />
600 Multipla R-4 633 56 60 11.600–17.000 <br />
600 D R-4 767 60 69 5.200–8.000 <br />
600 D Multipla R-4 767 60 69 11.600–17.000 <br />
Nuova 500 R-2 479 57 60 8.200–12.400 <br />
Nouva 500 Sport R-2 479 58 60 8.500–12.800 <br />
500 D R-2 499 60 65 7.300–11.000 <br />
500 F R-2 499 65 75 7.300–11.000 <br />
500 L(usso) R-2 499 68 75 7.300–11.000 <br />
500 R R-2 594 72 75 7.100–10.700 <br />
500 Giardiniera R-2 499 60 75 7.800–11.900 <br />
500 Jolly R-2 499 65 72 16.800–25.000 <br />
126 B-2 643 72 83 2.500–4.000 <br />
Fuldamobil (F) Kabine M-1 200 54 60 8.000–12.000 <br />
Giannini (I) 500 TV/500 TVS R-2 498 60 72 8.700–13.000 <br />
590 GT/GTS R-2 586 63 72 10.000–15.000 <br />
Glas (D) Goggomobil T 250 R-2 247 55 69 6.400–9.700 <br />
Goggomobil T 300 R-2 296 55 65 6.600–9.900 <br />
Goggomobil T 400 R-2 395 57 67 6.600–10.000 <br />
Goggomobil TS 250 Coupé R-2 247 57 69 8.200–12.500 <br />
Goggomobil TS 300 Coupé R-2 296 57 65 8.200–12.500 <br />
Goggomobil TS 400 Coupé R-2 395 57 67 9.200–13.800 <br />
Goliath (D) Pionier Dreirad M-1 198 31 34 6.600–10.000 <br />
GP 700 R-2 688 50 57 5.000–7.700 <br />
Marke Modell Motor ccm Bj. von bis Euro, Zust. 3–2 Trend<br />
Gutbrod (D) Superior R-2 593 50 52 5.500–8.200 <br />
Hanomag (D) 2/10 PS Kommissbrot CabrioM-1 502 25 28 15.800–23.500 <br />
2/10 PS Kommissbrot CoupéM-1 502 25 28 14.700–22.000 <br />
Hansa (D) 400/500 R-2 396/494 33 34 11.300–17.000 <br />
Heinkel (D) Kabine 175/200 M-1 174/198/204 56 58 10.200–15.500 <br />
Honda (J) N 360/N 400/N 600 R-2 354/402/599 68 73 3.900–6.000 <br />
Inter (F) auto scooter M-1 174 53 56 10.200–15.500 <br />
Iso (I) Isetta M-1 198 53 57 10.000–15.000 <br />
Julien (F) MM5, MM7 M-1 325/368 47 49 9.000–14.000 <br />
Kleinschnittger (D) F 125 M-1 125 50 54 8.000–13.000 <br />
Kroboth (D) Dreirad M-1 196 54 56 8.000–13.000 <br />
Lloyd (D) LP 300 R-2 293 50 53 5.200–8.000 <br />
LC 300 Coupé R-2 293 51 53 6.600–9.800 <br />
LS 300 Kombi R-2 293 51 53 6.500–9.700 <br />
LT 500 Bus R-2 386 52 55 8.000–13.000 <br />
LP 400 R-2 386 53 57 5.100–7.900 <br />
LS 400 Kombi R-2 386 53 57 5.900–8.900 <br />
LC 400 Cabriolimousine R-2 386 55 57 6.600–10.000 <br />
LP 250 R-2 248 56 57 4.500–7.000 <br />
Maico (D) 500 R-2 452 56 58 8.400–12.500 <br />
Messerschmitt/FMR (D) KR 175 M-1 174 53 55 12.700–19.000 <br />
KR 200 M-1 198 55 56 12.700–19.000 <br />
FMR KR 200 M-1 198 57 64 12.700–19.000 <br />
FMR KR 201 Roadster M-1 198 57 64 15.000–22.500 <br />
FMR 500 Tiger Roadster R-2 498 58 61 27.000–40.000 <br />
Mochet (F) Velocar M-1 123/174/348 51 58 9.900–14.700 <br />
Nobel (IR/GB) 200 (Fuldamobil S7 Lizenz) M-1 198 59 62 6.500–9.700 <br />
NSU (D) Prinz I bis III R-2 583 58 62 6.000–9.000 <br />
Peel (GB) P 50 M-1 49 62 64 6.600–10.000 <br />
Trident M-1 49 65 66 7.300–11.000 <br />
Reliant (GB) Regent Threewheeler M-1 249 47 52 8.300–12500 <br />
Regal Threewheeler R-2 598/701 53 61 8.500–13.000 <br />
Rosengart (F) LR2/LR4 Coupé R-4 747 28 34 7.300–11.000 <br />
LR2/LR4 Roadster R-4 747 28 34 8.500–13.000 <br />
LR44/LR47 R-4 747 33 35 6.000–9.600 <br />
LR49 R-4 747 33 35 8.100–12.200 <br />
Rovin (F) D1/D2 M-1 258 51 58 7.100–10.800 <br />
Scootacar (GB)200 M-1 197 57 65 6.400–9.600 <br />
Siata (I) Amica 400 R-2 398 53 55 7.300–11.000 <br />
Amica 600 R-4 633 56 59 8.500–13.000 <br />
Simca (F) 5 Cabriolimousine R-4 569 36 48 9.500–14.500 <br />
5 Limousine R-4 569 36 48 8.500–13.000 <br />
5 Kombi R-4 569 36 48 10.000–15.000 <br />
6 Cabriolimousine R-4 569 48 51 9.200–13.900 <br />
6 Limousine R-4 569 48 51 9.000–13.600 <br />
Spatz (D) Victoria M-1 198 56 58 9.700–14.800 <br />
Steyr (A) 500 Cabriolimousine B-2 493 57 59 7.300–11.000 <br />
500 D B-2 493 59 69 7.000–10.500 <br />
500 DL/D1 B-2 493 59 62 7.300–11.000 <br />
700 C/E Kombi B-2 643 60 69 7.000–10.200 <br />
650 T B-2 643 62 69 10.000–15.000 <br />
650 TR B-2 660 62 65 12.400–18.800 <br />
650 TR II B-2 660 65 69 15.400–20.000 <br />
500 B-2 493 69 74 6.600–10.000 <br />
500 S B-2 493 68 62 6.900–10.500 <br />
126 B-2 643 74 75 2.500–3.900 <br />
Trabant (DDR) P 50 Limousine R-2 498 58 62 3.300–5.000 <br />
P 50 Universal Kombi R-2 498 58 62 3.400–5.200 <br />
P 60 Limousine R-2 594 62 64 3.100–4.900 <br />
P 60 Universal Kombi R-2 594 63 65 3.300–5.000 <br />
601 Limousine R-2 594 64 90 3.000–4.700 <br />
601 Universal Kombi R-2 594 65 90 3.000–4.700 <br />
601 NVA Kübelwagen R-2 594 70 89 3.600–5.600 <br />
601 Tramp R-2 594 70 90 3.600–5.600 <br />
Trojan (GB) 200 (Lizenz Heinkel) M-1 198 62 66 5.900–9.000 <br />
Vespa (F) 400 R-2 394 56 61 6.600–10.000 <br />
Velorex (CS) Oskar R-2 248 48 58 6.100–9.300 <br />
Oskar R-2 248 58 73 5.600–8.500 <br />
Voisin (F) Biscooter M-1 125 50 54 6.600–10.000 <br />
Zündapp (D) Janus 250 M-1 248 57 58 9.700–14.700 <br />
26
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Porträt | Lada Niva<br />
Lada<br />
Niva<br />
Der letzte bis<br />
heute gebaute<br />
Oldtimer?<br />
Seit 40 Jahren über Stock und Stein<br />
Manche Geländewagen werden seit Jahrzehnten ohne große Än<strong>der</strong>ungen gebaut.<br />
So durfte neben Landrover und dem Mercedes G-Modell auch <strong>der</strong> Niva über Jahrzehnte<br />
optisch nahezu unverän<strong>der</strong>t abseits <strong>der</strong> Straßen seinen Weg suchen. Zudem ist <strong>der</strong> Lada im<br />
Vergleich ein echtes Schnäppchen. Doch die Qualität ist lei<strong>der</strong> allzu oft recht lie<strong>der</strong>lich.<br />
28
Autos sind auch nur Menschen. Stimmt<br />
die These, ist <strong>der</strong> Lada Niva mit heute<br />
41 Jahren Bauzeit gerade im besten<br />
Mannesalter. Die ersten Prototypen liefen nämlich<br />
bereits 1973. Und doch erleidet <strong>der</strong> schwermütige<br />
Russe meist schon nach wenigen Lebensjahren<br />
eine heftige Midlife-Crisis. Väterchen<br />
Rost schlägt oft erbarmungslos zu. Und auch die<br />
sonstigen Qualitäten sind eher durchwachsen.<br />
Seine Karriere beginnt eigentlich Ende <strong>der</strong><br />
1960er-Jahre im neuen Autowerk VAZ in Stawropol.<br />
Die Kooperation mit Fiat startet mit einem<br />
Lizenzbau des Modells 124. Der italienische<br />
Kommunistenführer Palmiro Togliatti wird<br />
Namenspatron und von nun an heißt die Stadt<br />
mit <strong>der</strong> größten Automobilfabrik <strong>der</strong> Welt Togliatti<br />
(später Togliattigrad). Das Riesenwerk<br />
funktioniert etwa so: Auf <strong>der</strong> einen Seite kommt<br />
Eisenerz auf Schienen hinein und am an<strong>der</strong>en<br />
Ende rollen fertige Fahrzeuge vom Band. In mäßiger<br />
Qualität. Dazwischen wird von <strong>der</strong> Normschraube<br />
über Sitzbezüge bis zur Verglasung<br />
fast alles selbst gemacht.<br />
Niva – ein Auto für ganze Kerle<br />
Ende 1975 werden die ersten Serienexemplare<br />
des geländegängigen Niva in Togliatti gebaut.<br />
Im kubischen Design, als Dreitürer mit selbsttragen<strong>der</strong><br />
Karosserie, wirkt die Liebste (Lada)<br />
fürs Feld (Niva) wie ein aufgebockter Kompakt-<br />
Personenkraftwagen. Gut 3,7 Meter lang, vier<br />
Sitzplätze und ein Kofferraum, dessen Heckklappe<br />
nur von innen per Zuggriff links im Fond entriegelt<br />
werden kann. 982 Liter Stauvolumen bietet<br />
das etwas zerklüftete Gepäckabteil – wenn<br />
die Rückbank umgelegt ist. An den Enden schützen<br />
zwei grobe Aluprofile das Blech. Unter <strong>der</strong><br />
nach vorn klappenden Motorhaube werkelt ein<br />
1,6-Liter-Vierzylin<strong>der</strong>, <strong>der</strong> nominell 76 PS Leistung<br />
entwickeln soll. Doch die gebotenen Fahrleistungen<br />
sind eher bescheiden. Auch <strong>der</strong> Rest<br />
<strong>der</strong> Technik ist von simpler Natur: Vorn einzeln<br />
aufgehängte Rä<strong>der</strong> mit langen Fe<strong>der</strong>wegen, hinten<br />
Starrachse, permanenter Allradantrieb mit<br />
zweistufigem Verteilergetriebe und zuschaltba-<br />
Bitte nur mit<br />
Wun<strong>der</strong>baum: Das<br />
robuste Plastik-Interieur<br />
riecht arg nach billigen<br />
Kunststoffen.<br />
Frischer Aufschnitt: Bei uns heißt <strong>der</strong> offene<br />
Sonnenanbeter Lada Niva California.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 29
Porträt | Lada Niva<br />
KAUFBERATUNG<br />
Lada Niva<br />
Rai<strong>der</strong> heißt jetzt Twix – sonst än<strong>der</strong>t sich nix. Das gilt auch für den Niva, <strong>der</strong><br />
auch 4x4 und Taiga heißt. Sonst hat sich wenig geän<strong>der</strong>t. Das erleichtert die<br />
Ersatzteileversorgung. Und die braucht <strong>der</strong> Lada nach wenigen Jahren.<br />
Karosserie<br />
Russen-Roster – so könnte man<br />
etwas spöttisch schreiben. Der<br />
Niva gammelt eigentlich schon<br />
auf dem langen Transport von<br />
Togliatti nach Deutschland. Die<br />
Händler spendieren ihm seit<br />
ein paar Jahren vor Auslieferung<br />
eine Hohlraumversiegelung<br />
und Innenkotflügel. Das<br />
hilft etwas, <strong>der</strong> Gilb nagt dennoch.<br />
Betroffen:<br />
Frontblech,<br />
Fahrwerk: Die Gelenke<br />
leiden Offroad<br />
im Zeitraffer.<br />
Scheinwerfertöpfe,<br />
Motorhaube<br />
und -träger, Radläufe, Unterboden,<br />
Schweller, Achsaufnahmen,<br />
Tür kanten. Auch die<br />
Stahlqualität unterlag heftigen<br />
Schwankungen.<br />
Motor/Getriebe<br />
Beides prinzipiell unkaputtbar.<br />
Regelmäßige Ölwechsel allerspätestens<br />
nach 10.000 Kilometern<br />
vorausgesetzt. Achtung:<br />
Die Steuerkette sollte alle<br />
100.000 Kilometer erneuert<br />
werden. Der<br />
Antrieb verliert<br />
chronisch Schmierstoff.<br />
Und die Zahnrä<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Getriebe<br />
verzeihen harten Geländeeinsatz<br />
nicht. Weiterer<br />
Schwachpunkt: Die Elektrik.<br />
Es ist zwar nicht viel drin<br />
im Niva – doch korrodierte<br />
Steckverbindungen gehören<br />
zum Alltag.<br />
Fahrwerk<br />
Wie alle Geländegänger leidet<br />
auch <strong>der</strong> Niva abseits befestigter<br />
Straßen im Zeitraffer. Betroffen<br />
sind die Kugelbolzen an<br />
<strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>achse, Radlager und<br />
sämtliche Gelenke (beson<strong>der</strong>s<br />
Kreuzgelenke <strong>der</strong> Kardanwelle).<br />
Die Lenkung hat von Haus<br />
aus schon Spiel, das im Alter<br />
naturgemäß größer wird. Die<br />
Bremsen erfüllen die<br />
gesetzlichen Vorgaben<br />
– mehr auch nicht.<br />
Innenraum<br />
Wer sich an die ersten koreanischen<br />
Autos und ihren Geruch<br />
erinnert, <strong>der</strong> weiß, wie Ladas<br />
noch heute riechen.<br />
Die billigen Kunststoffe<br />
verströmen eine Duftmischung<br />
aus Kläranlage<br />
und einem Wäschekorb<br />
voll schmutziger Sportsocken.<br />
Die Materialien sind billigst,<br />
das Plastik knackt im<br />
Fahrbetrieb und reißt oft ein.<br />
Die Sitze sind eher atmungspassiv,<br />
bis die Bezüge<br />
durchgescheuert<br />
sind und <strong>der</strong><br />
Schaum stoff etwas Luftaustausch<br />
bietet.<br />
Ersatzteilsituation<br />
Der langen Bauzeit sei dank:<br />
Es gibt nichts, was es nicht<br />
MARKTWERTE<br />
Rost: Die Nahtstellen<br />
<strong>der</strong> Karosse neigen<br />
zum Gilb.<br />
gibt. Und dazu auch noch zu<br />
erstaunlich günstigen Preisen,<br />
Das spiegelt lei<strong>der</strong> oft auch die<br />
mangelnde Qualität <strong>der</strong> Teile<br />
wi<strong>der</strong>. Weiterer Vorteil: Der Gebraucht-<br />
und Zubehörmarkt ist<br />
ebenfalls gut. Lada-Manko:<br />
Das Händlernetz ist im Westen<br />
arg ausgedünnt.<br />
Meist kann <strong>der</strong><br />
Cockpit: Billige Materialien,<br />
dafür nahezu<br />
unverwüstlich.<br />
Importeur in<br />
Buxtehude bei<br />
Hamburg weiterhelfen.<br />
Fazit<br />
Es gibt ihn noch als Neuwagen<br />
für gut 10.000 Euro, Grauimporte<br />
sind noch rund zwei Riesen<br />
billiger. Nach fünf Jahren<br />
ist meist eine Sanierung fällig,<br />
die lohnt sich deshalb nur für<br />
Überzeugungstäter. Dennoch:<br />
Die „Liebste“ wird von den<br />
Fans geliebt, weil sie so einfach<br />
ist. Die Technik ist antiquiert<br />
– doch ein Niva kommt<br />
immer noch durch, wenn mo<strong>der</strong>ne<br />
SUV schon längst die<br />
Rä<strong>der</strong> gestreckt haben.<br />
Lada Niva<br />
Frühe Lada Niva sind fast nicht mehr existent, und die<br />
wenigen Überlebenden sind preiswert.<br />
Modelle: Lada Niva (2121) Baujahr: seit 1976<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: keine Nennung 2: 3.000–4.000 3: 1.200–2.500<br />
4: 400–600 5: ein Kasten Bier Quelle: EurotaxSchwacke/IC<br />
rer Differenzialsperre in <strong>der</strong> Mitte. Der Niva hat<br />
keinen klassischen Leiterrahmen – dennoch<br />
taugt er ganz ausgezeichnet fürs Gelände. Seine<br />
beachtliche Steigfähigkeit liegt bei 58 Prozent.<br />
Auch 65 Zentimeter tiefe Gewässer durchfährt<br />
er problemlos. Und die meisten Russen kippen<br />
schneller ein Glas Wodka, als ein Niva am Hang<br />
umfällt – erst ab 48 Grad Seitenneigung wird es<br />
gefährlich. Ganz klischeehafter Russe, ist <strong>der</strong> Lada<br />
trinkfest wie ein Schnapsbrenner: In <strong>der</strong> Stadt<br />
und auf dem Feld konsumiert er locker 16 Liter<br />
Kraftstoff, die seit dem Facelift 1995 durch einen<br />
Solex-Vergaser zu einem zündfähigen Gemisch<br />
aufbereitet werden. Da ist ein 42-Liter-Tank<br />
schnell zu klein. Etwas genügsamer im Energieverbrauch<br />
sind die Peugeot-Diesel mit 69 PS, die<br />
von 1999 bis 2007 angeboten werden. Wer im<br />
wahrsten Sinne Gas geben will im Niva, wählt<br />
eine <strong>der</strong> beim Importeur umgerüsteten Autogas-<br />
Versionen und tankt für die Hälfte. Seit Baujahr<br />
2008 erfüllt <strong>der</strong> angebotene Benziner immerhin<br />
die Schadstoffnorm Euro 3 und Hydrostößel ersparen<br />
die Ventilspiel-Einstellung.<br />
Vor vier Jahren brachte eine sehr kleine Modellpflege<br />
Detailverbesserungen wie größere<br />
Blinker. 2011 dann eine kleine Revolution: Seitdem<br />
übernimmt eine Bosch-Multipoint-Einspritzanlage<br />
die Gemischaufbereitung (Euro 5).<br />
Dennoch wird <strong>der</strong> Niva dadurch nicht zum<br />
Spritknauser. Rund 13 Liter sind es im Kurzstreckenbetrieb<br />
immer noch, die alle 100 Kilometer<br />
fällig sind. Der überarbeitete Vierzylin<strong>der</strong>motor<br />
schöpft nun aus 1,7 Liter Hubraum 83 PS. Im<br />
selben Jahr zieht auch eine mo<strong>der</strong>ne Antiblockierbremse<br />
(ABS) neben das Reserverad unter<br />
<strong>der</strong> Motorhaube ein. Neben dem klassischen<br />
Niva mit drei Türen gibt es seit 1985 auch ein<br />
Cabriolet, bei uns California genannt, und eine<br />
verlängerte Version mit wahlweise zwei o<strong>der</strong><br />
vier Türen plus Heckklappe seit dem Jahr 1993.<br />
Offroad fast unschlagbar<br />
Mit drei Schlüsseln und einem Transpon<strong>der</strong> für<br />
die nachgerüstete Wegfahrsperre in <strong>der</strong> Hand<br />
gehen wir zu unserem Testwagen, einen Niva<br />
4x4, wie <strong>der</strong> heutige Taiga noch 2008 bei uns<br />
heißt. Zum Öffnen reicht ein simpler Einbartschlüssel,<br />
auch fürs links <strong>der</strong> Lenksäule angeordnete<br />
Zündschloss kann ein weiteres einseitig<br />
gezacktes Stück Blech nur in eine Richtung eingesteckt<br />
werden. Nach dem Motorstart poltert<br />
es aus dem Maschinenabteil. Erster Gang, und<br />
<strong>der</strong> Niva setzt sich unter Getöse in Bewegung.<br />
Der Antrieb schüttelt sich lärmend, die mechanischen<br />
Geräusche <strong>der</strong> im Untergrund grummelnden<br />
Zahnrä<strong>der</strong> sind enorm, klappernde<br />
Klappen und knarzende Kunststoffe im Interieur,<br />
dazu die grobstolligen Allterrain-Reifen auf hartem<br />
Asphalt – ginge es nach <strong>der</strong> deutschen Arbeitsplatz-Schutzverordnung,<br />
Niva-Insassen<br />
müssten ab einem Tempo von 30 Kilometern<br />
pro Stunde Gehörschutz tragen.<br />
Die Lenkung des kargen Kraxlers ist sehr indirekt<br />
und gefühllos abgestimmt. Erschwerend<br />
für den Lada-Lenker kommt hinzu, dass ein zu<br />
großes Lenkungsspiel schon ab Werk serienmä-<br />
Fotos: Stefan Viktor, first_generation/CommonsMedia<br />
30
Dafür wurde er gebaut: Die Domäne des<br />
Russen ist abseits <strong>der</strong> Wege. Hier bewährt<br />
sich die simple Technik bestens.<br />
ßig ist. Der Sitzkomfort reicht für Fahrer bis gut<br />
1,80 Meter. Das weiche Gestühl bietet jedoch<br />
kaum Seitenhalt und wirkt auch neu irgendwie<br />
schon durchgesessen. Auf die Fondplätze passen<br />
durchschnittlich gewachsene Mitteleuropäer<br />
gerade noch so. Allerdings gibt es hinten nicht<br />
mal Kopfstützen. Auf <strong>der</strong> Straße wippt <strong>der</strong> Russe<br />
nach Bodenwellen heftig nach. In schnellen Kurven<br />
ist die Seitenneigung fast schon bedenklich.<br />
Das liegt an <strong>der</strong> weichen Fahrwerksabstimmung,<br />
die allerdings<br />
in schwerem Gelände<br />
durchaus so etwas wie Restkomfort<br />
bietet.<br />
Glasklar: Nivas Bestimmung liegt jenseits fester<br />
Straßen. Neben dem dürren Schalthebel<br />
liegt noch ein kürzerer für die Untersetzung und<br />
einer für die Differenzialsperre. Sind alle Hebel<br />
aktiviert, wühlt sich <strong>der</strong> Kantling offroad auch<br />
durch dicksten Morast und Schlamm. Zwar jault<br />
dann <strong>der</strong> schwache Vierzylin<strong>der</strong> noch erbärmlicher,<br />
doch am Ende erklimmt Lada auch die<br />
höchsten Höhen mit Gebrüll.<br />
Fazit<br />
Der Niva ist ein automobiler Anachronismus,<br />
<strong>der</strong> robust und unbeirrt auch im schwierigsten<br />
Gelände seine Bahnen zieht. Bis heute kommt<br />
Elektronik? Nein, danke: Sie findet sich lediglich<br />
bei dem neueren Modell mit Bosch-Einspritzung.<br />
er ohne Schnickschnack aus: ESP o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
elektronische Helferlein wie Spurhalteassistent<br />
o<strong>der</strong> Kollisionswarner gibt es nicht. Und genau<br />
das macht wohl den Charme eines Lada Niva<br />
aus. Und sollte er wirklich mal stehen bleiben,<br />
kann je<strong>der</strong> Dorfschmied ihn mit Hammer, Zange,<br />
Englän<strong>der</strong>, einer Rolle Blumendraht und<br />
Kontaktspray wie<strong>der</strong> zum Laufen bringen. Frühe<br />
Exemplare hätten längst ein H-Kennzeichen<br />
– wenn es noch welche gäbe. Väterchen Rost<br />
hat die kargen Kraxler von <strong>der</strong> Wolga längst<br />
gnadenlos dahingerafft. Aber: Es gibt ihn heute<br />
noch mit null Kilometern auf <strong>der</strong> Uhr – beim<br />
Lada-Händler. Doch wer jetzt einen neuen Oldtimer<br />
kaufen will, muss sich beeilen. Denn: Die<br />
Tage des Taiga sind gezählt: Im kommenden<br />
Jahr wollen die Eurokraten in Brüssel kein Auge<br />
mehr zudrücken. Und das bedeutet das jähe Ende<br />
für den ruppigen Russen, <strong>der</strong> sich den Segnungen<br />
<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Autoentwicklung so lange<br />
erfolgreich entziehen konnte. Stefan Viktor<br />
Wir danken dem Autohaus Spies in Heilbronn, von<br />
dem unser Test-Lada Niva 4x4 stammt.<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
AwtoWAS, Togliatti, Russland<br />
Modell Lada Niva (auch Taiga, 4x4, Modell 2121)<br />
Karosserie selbsttragend, 3 Türen<br />
Motor<br />
4-Zyl.-Reihe, ohv, wassergekühlt<br />
Hubraum (ccm) 1.568–1.690/Diesel: 1.905<br />
Leistung (PS) 76–83, Diesel: 69 PS<br />
Getriebe<br />
4-Gang mit Zwischengetriebe<br />
Antrieb<br />
permanenter Allradantrieb<br />
Fahrwerk vorne Querlenker, Teleskopdämpfer, Schraubenfe<strong>der</strong>n<br />
Fahrwerk hinten Blattfe<strong>der</strong>, Teleskopdämpfer, Schraubenfe<strong>der</strong>n<br />
Bremsen v/h Scheiben/Trommeln<br />
Radstand (mm) 2.200–2.700<br />
Spurweite (mm) 1.440/1.420<br />
Maße L x B x H (mm) 3.720–4.240 x 1.680 x 1.640<br />
Leergewicht (kg) 1.150–1.390<br />
Vmax (km/h) 130–140<br />
Verbrauch (l/100 km) 10–15<br />
Bauzeit seit 1976<br />
Neupreis (DM/Euro) 15.600 (DM, 1979)/11.250 (Euro, 2014)<br />
Club<br />
lada-niva.ig.de<br />
Trinkt wie ein Kosake: Die Vierzylin<strong>der</strong> sind nicht<br />
beson<strong>der</strong>s kräftig, dafür aber trinkfest und haltbar.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 31
Rarität | Peugeot 202 Berline<br />
Art-déco-Schönheit aus Frankreich<br />
Der Stromlinien-Löwe<br />
Scheinwerfer unter <strong>der</strong> Motorhaube? Und sie zeigen sich trotzdem – durch den Kühlergrill.<br />
Nicht nur dieser optische Clou ist charakteristisch für den Peugeot 202. Der kleine Löwe<br />
zeugt auch vom Mut und <strong>der</strong> Kreativität, sich komplett dem Zeitgeist zu unterwerfen.<br />
Peugeot<br />
202<br />
Wenn Friedhelm Bei <strong>der</strong> Kellen mal wie<strong>der</strong><br />
in seinen schwarzen Peugeot 202<br />
steigt und durch das Osnabrücker<br />
Land fährt, ist ihm die Aufmerksamkeit am Straßenrand<br />
gewiss. Kaum einer <strong>der</strong> staunenden Beobachter<br />
hat je auch nur ein vergleichbares Auto<br />
gesehen. Und keiner würde glauben, dass Konstruktion<br />
und Design schon fast 80 Jahre alt sind.<br />
1938 folgte <strong>der</strong> 202 als dritter und kleinster Vertreter<br />
einer Fahrzeugreihe, die schon 1935 mit<br />
den größeren Modellen 402 und 302 ihren Anfang<br />
genommen hatte. Ganzstahlkarosserie war<br />
das neue Zauberwort, denn die Ära <strong>der</strong> Coach-<br />
Bauweise – ein Holzunterbau mit angesetzten<br />
Kotflügeln und Trittbrettern auf einem Rahmen<br />
– näherte sich in Europa ihrem Ende. Doch damit<br />
nicht genug: Die Ingenieure entdeckten zudem<br />
die Stromlinienform für ihre Zwecke.<br />
Diese kombinierten die Designer vor allem in<br />
Frankreich und Italien mit kunstvollen Applikationen<br />
und Accessoires – ganz im Stil des Art déco<br />
<strong>der</strong> 1930er-Jahre. Kaum eine Marke ging dabei<br />
so weit wie Peugeot, die ihre gesamte Modellpalette<br />
stromlinienförmig verpackte. So linste<br />
<strong>der</strong> Peugeot 202 mit seinen Hauptscheinwerfern<br />
durch den Kühlergrill wie durch eine Jalousie.<br />
Von <strong>der</strong> rund anlaufenden Schnauze schwang<br />
sich das trittbrettlose Blechkleid aus einem Guss,<br />
bis es am Heck in einem leichten Bogen, <strong>der</strong> von<br />
den vollständig verkleideten Kotflügeln aufgenommen<br />
wurde, auslief. Waren die größeren Modelle<br />
<strong>der</strong> Gallier noch eher Luxusfahrzeuge für<br />
eine betuchtere Klientel, so sollte Peugeots ein-<br />
Avantgardistischer<br />
Franzose<br />
Eigentümer<br />
Friedhelm Bei <strong>der</strong> Kellen<br />
Meyerhofweg 17<br />
49086 Osnabrück<br />
32
Raffiniert: Der Tankstutzen<br />
versteckt sich hinter <strong>der</strong><br />
Chromblende am Reserverad.<br />
Wie<strong>der</strong> heil: Nach einem leichten Auffahrunfall waren die Reserveradauf -<br />
nahme eingedellt und <strong>der</strong> linke Kotflügel verbogen. Kostenpunkt: 20.000 Euro.<br />
Mo<strong>der</strong>n: Der Peugeot 202<br />
verfügt über eine Ganzstahlkarosserie,<br />
die ein<br />
stromlinienförmiges<br />
Blechkleid ziert.<br />
zige eigenständige Entwicklung in <strong>der</strong> unteren<br />
Mittelklasse Fuß fassen. Größentechnisch reihte<br />
sich <strong>der</strong> 202 zwischen Opel Kadett und Olympia<br />
ein. Da es in Frankreich bis dato nichts Vergleichbares<br />
gab, sollte er in etwa in die Rolle des „französischen<br />
Käfers“ schlüpfen.<br />
Nur eine futuristische Verpackung? Keineswegs,<br />
auch technisch war <strong>der</strong> 202 ein hochmo<strong>der</strong>nes<br />
Automobil: Eine Zwölf-Volt-Anlage versorgte<br />
ihn mit Strom und <strong>der</strong> wassergekühlte Reihenvierzylin<strong>der</strong><br />
war nicht mehr nach dem bisher<br />
üblichen Thermosyphonprinzip konstruiert, bei<br />
dem das Kühlwasser einzig über den Temperaturunterschied<br />
und den Dichtegradienten in Bewegung<br />
gehalten wurde,<br />
son<strong>der</strong>n verfügte bereits<br />
über eine Wasserpumpe. An<br />
an<strong>der</strong>er Stelle zeigte sich allerdings<br />
noch traditioneller<br />
Motorenbau, <strong>der</strong> heute Instandsetzungen aufwendig<br />
werden lässt. Die hohlen Pleuellager waren<br />
mit Weichmetall ausgegossen. Der Elektroingenieur<br />
Friedhelm Bei <strong>der</strong> Kellen kennt sich damit<br />
inzwischen aus, da er den Motor komplett<br />
überholen musste – und auf Kurioses stieß: Die<br />
Kolben, die sich heute in seinem 202 bewegen,<br />
stammen aus einem 1982er-VW Polo 1,2 Liter.<br />
„Die teuer gekauften Nachbauten <strong>der</strong> Originalkolben<br />
aus Frankreich musste ich auf Anweisung<br />
meines Instandsetzers zurückschicken, weil die<br />
nichts taugten“, erzählt er. Die Buchsen mussten<br />
Die teuren Kolbennachbauten taugten nichts, <strong>der</strong><br />
Instandsetzer bediente sich bei einem VW Polo.<br />
zwar ausgeschliffen werden, passten aber bis auf<br />
einen hun<strong>der</strong>tstel Millimeter.<br />
Auch das Fahrwerk war auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Zeit<br />
und stützte einen Tiefbettrahmen über Blattfe<strong>der</strong>n<br />
ab. Vorne lag eine Querblattfe<strong>der</strong>, während<br />
an <strong>der</strong> starren Hinterachse zwei Viertelelliptik-<br />
Pfiffig: Drückt man auf<br />
die Hupe, gibt sie einen<br />
Laut – dreht man sie,<br />
schalten sich die Scheinwerfer<br />
ein.<br />
Fotos: Bodo Wistinghausen<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 33
Rarität | Peugeot 202 Berline<br />
Kunstvoll: Auf den Hinterradver -<br />
kleidungen zeigt sich <strong>der</strong> stilisierte<br />
Löwenkopf mit wallen<strong>der</strong> Mähne.<br />
fe<strong>der</strong>n verbaut waren. Die Konstruktion auf<br />
dem eigens entwickelten Stahlblechprofil erlaubte<br />
es in Verbindung mit <strong>der</strong> Einzelrad -<br />
aufhängung, Motor und Kühler sehr tief in den<br />
Rahmen einzulassen. Mit <strong>der</strong> vorne unter <strong>der</strong><br />
Haube angebrachten Batterie sowie den<br />
Scheinwerfern wurde so die starke Neigung des<br />
Frontgrills erst möglich. Mit einem Leergewicht<br />
von rund 835 Kilogramm schaffte es <strong>der</strong> 30 PS<br />
starke Motor tatsächlich, den Löwen bis auf<br />
Tempo 100 zu beschleunigen. Dafür musste ein<br />
recht simples Dreiganggetriebe reichen, das nur<br />
in den oberen beiden Stufen synchronisiert war.<br />
Dass Getriebe und Differenzial noch gut in<br />
Schuss waren, freute den Peugeot-Freund sehr.<br />
Die beweglichen Rä<strong>der</strong> dieser Getriebe bestanden<br />
aus einer speziellen Bronzelegierung und<br />
benötigten beson<strong>der</strong>e Pflege. Für die Schmierung<br />
waren spezielle Pflanzenöle erfor<strong>der</strong>lich,<br />
die keinesfalls mit herkömmlichen Mineralölen<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
gemischt werden durften – was bei Peugeot<br />
noch bis in die 70er-Jahre Usus war. Einzig bei<br />
<strong>der</strong> Verzögerung setzten die Franzosen völlig<br />
auf Althergebrachtes: Die Seilzugbremsen waren<br />
nicht nur recht überschaubar in <strong>der</strong> Wirkung,<br />
sie sind heute kaum so einzustellen, dass<br />
sie dauerhaft gleichmäßig ansprechen – was<br />
Unpraktisch: Um an den Kofferraum zu gelangen,<br />
muss die Rücksitzlehne ausgebaut werden.<br />
Hersteller<br />
Peugeot, Sochaux, Frankreich<br />
Modell<br />
202 Berline<br />
Karosserie Ganzstahl auf Tiefbettrahmen<br />
Motor<br />
4-Zyl.-Reihe, 4-Takt, wassergekühlt, vorne längs eingebaut, einfacher Solex-Vergaser, hängende<br />
Ventile über Stoßstangen/Kipphebel, seitliche Nockenwelle über Kette angetrieben (OHV)<br />
Hubraum (ccm) 1.133<br />
Leistung (PS) 30 bei 4.000 U/min<br />
Getriebe<br />
3-Gang, 1. Gang unsynchronisiert<br />
Fahrwerk vorne Einzelradaufhängung mit unten liegen<strong>der</strong> Querblattfe<strong>der</strong>, obere Dreieckslenker<br />
Fahrwerk hinten starre Hinterachse mit Viertelelliptikfe<strong>der</strong>n, Schubstreben<br />
Bremsen v/h Trommeln/Trommeln über Seilzug<br />
Reifen 155 x 400<br />
Tief hinter dem Kühler:<br />
Radstand (mm) 2.450<br />
Dem Reihenvierer<br />
Spurweite v/h (mm) 1.150/1.180<br />
sieht man den<br />
Maße L x B x H (mm) 4.110 x 1.500 x 1.500<br />
Leergewicht (kg) 835<br />
Ursprung<br />
Vmax (km/h) 100<br />
in den 30er-<br />
Verbrauch (l/100 km) 7–8,5<br />
Jahren<br />
Bauzeit 1938–49*<br />
nicht an.<br />
Neupreis (F) k. A.<br />
Stückzahl 104.126<br />
Link<br />
www.vorkriegs-peugeot.de<br />
* 1942–46: kriegsbedingte Unterbrechung<br />
beim TÜV für Diskussionsstoff sorgt. Erst kurz<br />
vor Produktionsende erhielt <strong>der</strong> 202 ein hydraulisches<br />
System.<br />
Auch <strong>der</strong> Innenraum des Löwen bot diverse<br />
Beson<strong>der</strong>heiten: Die bequemen Sitze versprühten<br />
Wohnzimmer-Flair und das Cockpit gefiel<br />
mit Kunstfertigkeit und Raffinesse. Der in den<br />
<strong>50er</strong>-Jahren nachträglich installierte Blinker verfügte<br />
über eine Abstellfunktion: Eine spieluhrartige<br />
Mechanik am Hebel schaltete den Blinker<br />
aus, wenn die Zeit abgelaufen war. Serienmäßige<br />
Winker waren erst in den späteren Baureihen zu<br />
haben. Die Hupe an <strong>der</strong> Lenkradnabe diente<br />
durch Drehen statt Drücken gleichzeitig als<br />
Lichtschalter, und für den Scheibenwischer gab<br />
es einen separaten Hebel,<br />
falls <strong>der</strong> Motor einmal ausfiel.<br />
Das zentrale Multifunktionsinstrument<br />
hatte neben<br />
Tankanzeige und Spannungsmesser<br />
auch eine kleine Uhr. Ebenfalls<br />
luxuriös war das große Stahlschiebedach, unpraktisch<br />
hingegen, dass <strong>der</strong> kleine Kofferraum<br />
nur von innen erreichbar war, wofür die Passagiere<br />
die Rücksitzlehne entfernen mussten. Nur<br />
eine Sache ärgert Friedhelm Bei <strong>der</strong> Kellen<br />
heute: Das hintere Kennzeichen malten die<br />
Franzosen auf eine von innen beleuchtete<br />
Glasplatte – hier blieb <strong>der</strong> TÜV unerbittlich, sodass<br />
<strong>der</strong> Osnabrücker einen Einsatz fertigen<br />
lassen musste, <strong>der</strong> den Vorschriften entsprach.<br />
Applaus für den kleinen Löwen<br />
Ob Limousine, Cabrio o<strong>der</strong> Lieferwagen: Bei<br />
<strong>der</strong> Kundschaft kam <strong>der</strong> avantgardistische kleine<br />
Peugeot seinerzeit so gut an, dass er – mit<br />
einer kriegsbedingten Produktionsunterbrechung<br />
zwischen 1942 und 1946 – den Zweiten<br />
Weltkrieg überdauerte. Bis zu seiner Einstellung<br />
drei Jahre später rühmte er sich sogar als das<br />
einzige Modell <strong>der</strong> Gallier. Obwohl die Nachkriegsfertigung<br />
von außen unverän<strong>der</strong>t daherkam,<br />
sorgten kleine Abweichungen in den Blechen<br />
dafür, dass späte Modelle nicht als Teil -<br />
träger für die Vorkriegsexemplare herhalten<br />
konnten – wie <strong>der</strong> Osnabrücker bereits selbst<br />
feststellen musste, als er sich ein Schlachtfahrzeug<br />
von 1948 besorgt hatte.<br />
Fast 140.000 Exemplare des kleinen Erfolgs-<br />
Löwen verließen das Werk in Sochaux, von denen<br />
bis heute nur ein Bruchteil überlebt hat.<br />
Und in Deutschland, wo <strong>der</strong> Peugeot 202 nie<br />
offiziell verkauft wurde, gilt er umso mehr als<br />
Rarität.<br />
Bodo Wistinghausen<br />
34
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Porträt | Opel Senator A, Opel Monza A<br />
Oberklasse-Trumpf aus Rüsselsheim<br />
Germany’ s last<br />
Der seriöse Senator und <strong>der</strong><br />
sportive Monza waren die bis<br />
heute letzten Versuche <strong>der</strong><br />
Rüsselsheimer, in <strong>der</strong> Ober -<br />
klasse Fuß zu fassen. Das gelang<br />
nicht wirklich, aber heute<br />
sind die 1978 präsentierten<br />
Oberklasse-Opel begehrte und<br />
unkomplizierte Youngtimer.<br />
Opel und die Oberklasse, das war seit<br />
den 70er-Jahren ein schwieriges Kapitel.<br />
Während die Rüsselsheimer bis zur<br />
gehobenen Mittelklasse immer erfolgreich waren,<br />
wurden we<strong>der</strong> <strong>der</strong> Commodore noch die<br />
zweite KAD-Baureihe so richtig geliebt. Die<br />
großen Limousinen von Opel – das Triumvirat<br />
Kapitän, Admiral und Diplomat – fristeten da<br />
schon ein eher belächeltes Nischendasein, wie<br />
Relikte aus längst vergangenen Zeiten. Ende<br />
<strong>der</strong> 1970er-Jahre deutete eigentlich nichts darauf<br />
hin, dass sich das än<strong>der</strong>n könnte. Die Zeit<br />
war eher vertrackt für die Autokonzerne, die<br />
erste Ölkrise noch frisch im Gedächtnis. Die<br />
Aufbruchsstimmung in Richtung schneller<br />
und stärker hatte einen Dämpfer bekommen.<br />
Das Gespenst <strong>der</strong> Vernunft ging um, obwohl<br />
die Kunden durchaus nach mehr Leistung<br />
und mehr Komfort bei neuen Automobilen<br />
verlangten.<br />
Als Opel die Nachfolger <strong>der</strong> behäbigen Großdampfer<br />
aus <strong>der</strong> KAD-Reihe vorstellte, war das<br />
auf den ersten Blick für die Autowelt keine große<br />
Sache: Dem heute als Corporate Design bekannten<br />
und bei Opel schon seit Jahren gepflegten<br />
Vorgehen folgend, war <strong>der</strong> viertürige Sena-<br />
36
Top Opel<br />
Opel<br />
Senator &<br />
Monza<br />
Günstige<br />
Oberklasse-<br />
Youngtimer<br />
tor optisch eine vergrößerte Variante des ein<br />
Jahr zuvor eingeführten Rekord E.<br />
Nichts Beson<strong>der</strong>es also aus Rüsselsheim, wäre<br />
da nicht <strong>der</strong> zweite Neuzugang in <strong>der</strong> Rüsselsheimer<br />
Oberklasse gewesen: Opel stellte<br />
dem Senator mit dem Monza-Coupé einen echten<br />
Hingucker zur Seite. Die niedrige Gürtellinie<br />
und das schnittige Fastback versprachen Dynamik<br />
und die große Heckklappe mit dem darunter<br />
liegenden üppigen Stauraum und den umklappbaren<br />
Rücksitzlehnen machte den Flitzer<br />
dann auch noch familien- und urlaubstauglich:<br />
Der Monza war 1978 tatsächlich ein Auto, wie<br />
Opels Anspruch: Beim Fahrkomfort<br />
etwas besser zu sein als die Konkurrenz.<br />
es hierzulande kein zweites gab. Zum ersten<br />
Mal paarten sich die von Opel erwarteten Tugenden<br />
wie Vernunft, Zuverlässigkeit und vergleichsweise<br />
niedrige Anschaffungspreise mit<br />
einer auffälligen und fast extravaganten Linienführung.<br />
In diesem Glanz durfte sich auch <strong>der</strong><br />
optisch weniger glamouröse Senator sonnen,<br />
<strong>der</strong> mit dem markant kurzen Heck und <strong>der</strong> abfallenden<br />
Kofferraumlinie immerhin ein wenig<br />
von <strong>der</strong> Dynamik des Coupés profitieren sollte.<br />
Das gelang auch, zumindest bei den durchaus<br />
überzeugenden Fahrleistungen. Zwar war <strong>der</strong><br />
Motor ein alter Grauguss-Bekannter aus dem<br />
Admiral, aber <strong>der</strong> Drei-Liter-Einspritzer<br />
mit 180 PS machte die großen Opel zu<br />
den schnellen Vertretern im damaligen<br />
Verkehr. Neben dem guten cW-Wert lag<br />
das auch an einem vergleichsweise niedrigen<br />
Gewicht. Natürlich hatte die Fachpresse<br />
wie immer etwas zu nörgeln an einem Auto, das<br />
schon in <strong>der</strong> Überschrift eines zeitgenössischen<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 37
Porträt | Opel Senator A, Opel Monza A<br />
KAUFBERATUNG<br />
Opel Senator A, Monza A<br />
Die zeitgenössische Fachpresse warf den seinerzeit größten<br />
Opel-Modellen eine schlechte Verarbeitung im Vergleich zur<br />
Premiumkonkurrenz vor. Heute darf das getrost ein wenig relativiert<br />
werden, auch wenn es durchaus Prekäres über Monza<br />
und Senator zu berichten gibt.<br />
Karosserie<br />
Wer hätte das gedacht: Rost ist ein<br />
gravierendes Problem <strong>der</strong> Oberklasse-<br />
Opel. Das beginnt mit den vor<strong>der</strong>en<br />
Fe<strong>der</strong>domen, von denen dann in aller<br />
Regel auch die Innenkotflügel angesteckt<br />
sind. Am Übergang in den Wasserkasten<br />
geht es nach<br />
hinten weiter mit den<br />
Schwachstellen: die<br />
Schloßträger zu den<br />
Scheinwerfern hin.<br />
neuralgischen Stellen.<br />
Im Motorraum vermittelt<br />
<strong>der</strong> Zustand <strong>der</strong> Schlossträger<br />
am Übergang zu den Scheinwerfern<br />
einen ersten Eindruck, <strong>der</strong> hinter den<br />
Lampentöpfen verifiziert werden sollte.<br />
Dazu sind die Scheinwerfer zu entfernen.<br />
Idealerweise werden gleich die –<br />
verschraubten – Kotflügel abgebaut,<br />
um den Bereich von Lampentopf bis<br />
zur A-Säule zu überprüfen. Beson<strong>der</strong>e<br />
Beachtung verlangen die Schiebedächer.<br />
Bei <strong>der</strong> A1-Serie kommt es mitunter<br />
sogar zu Glattflächenkaries neben<br />
<strong>der</strong> Öffnung im Dach selbst. Beson<strong>der</strong>s<br />
beim Monza sind die Abläufe<br />
zu kontrollieren. Über Schläuche laufen<br />
sie durch die Hohlräume <strong>der</strong> hinteren<br />
Kotflügel. Löst sich eine Durchführung,<br />
bleibt das Wasser in den Endspitzen.<br />
Die schwere Heckklappe arbeitet in<br />
den Aufhängungen und rutscht über<br />
die Jahre nach unten. Erkennbar ist die<br />
Folge <strong>der</strong> Schwerkraft daran, dass sich<br />
ein Daumen zwischen Karosserie<br />
und Klappe schieben lässt. Sieht<br />
nicht schön aus, ist aber in <strong>der</strong><br />
Regel völlig folgenlos und dazu<br />
unabdingbar. Lästiger ist da die<br />
Alterung <strong>der</strong> Teleskopdämpfer.<br />
Häufiges Utensil von Monza-Fahrern<br />
ist ein Besenstiel im Kofferraum,<br />
um die Klappe oben zu halten.<br />
Motor und Getriebe<br />
Opel-Motoren galten immer als vorbildlich<br />
langlebig und unkompliziert<br />
– da gibt es hier keine Ausnahme.<br />
Die frühen Modelle, beson<strong>der</strong>s beim<br />
3,0 E, sollen auf drastische Vollgasfahrten<br />
mit thermischen Problemen<br />
wegen unterdimensionierter Wasserpumpen<br />
reagiert haben. Außerdem<br />
sollen hier gebrochene Kurbelwellen<br />
aufgetreten sein. Dem Vortrieb zu<br />
schaffen machten aber eher so<br />
unerfreuliche Probleme wie<br />
durchgerostete Tanks. Die letzten<br />
Modelle sind mit geregeltem Kat<br />
sogar umweltzonentauglich.<br />
Fahrwerk und Bremsen<br />
Die Bremsscheiben sind unterdimensioniert,<br />
entsprechend wird die Bremskraft<br />
als etwas schwach eingestuft.<br />
Ansonsten sind die Bremsen unkompliziert.<br />
In den letzten Modellen gab es<br />
ABS, das macht die Technik natürlich<br />
für Bastler komplizierter. Das hintere<br />
Fahrwerk war das Aushängeschild und<br />
ist heute eine Problemstelle: Die un -<br />
teren Fe<strong>der</strong>teller an den Dreiecksschwingen<br />
gammeln gerne von unten<br />
durch. Die Leitungen <strong>der</strong> Servolenkung<br />
liegen auf dem Träger im Motorraum<br />
und damit oft in <strong>der</strong> Feuchtigkeit.<br />
Sie rosten beson<strong>der</strong>s gerne im<br />
Bereich unter <strong>der</strong> Batterie durch.<br />
Innenraum und Elektrik<br />
Beson<strong>der</strong>s bei den A2-Modellen sorgt<br />
UV-Licht im Normalfall für gerissene<br />
Armaturenbretter. Dafür weisen die<br />
Polster nur selten gravierende Schäden<br />
auf, einzig bei den Recarositzen<br />
kommen durchgescheuerte Kanten<br />
schon mal vor. Die Kabel<br />
für Zentralverriegelung<br />
Totalschaden: Die<br />
Fe<strong>der</strong>beindome<br />
sind rostanfällig.<br />
und Fensterheber gehen<br />
ziemlich ungeschützt<br />
durch die Türscharniere und sind<br />
durch die Bewegung oft abgescheuert<br />
o<strong>der</strong> geknickt. Mit einem quietschenden<br />
Heizungslüfter deutet sich zumeist<br />
ein beginnen<strong>der</strong> Schaden an, <strong>der</strong><br />
nicht durch Nachschmieren behoben<br />
werden kann. Wird <strong>der</strong> Wärmetauscher<br />
nicht warm, genügt es oft, den Teil<br />
durchzuspülen, weil nur die Poren verstopft<br />
sind. Dazu müssen die Schläuche<br />
an <strong>der</strong> Durchführung<br />
vom Motorraum<br />
gelöst und dann mit<br />
einem Gartenschlauch<br />
mit Wasser durchgepustet werden.<br />
Hilft das nicht, ist <strong>der</strong> Wärmetauscher<br />
kaputt. Zur Reparatur muss das komplette<br />
Armaturenbrett ausgebaut werden.<br />
Etwas an<strong>der</strong>s sieht es bei Klimaanlagen<br />
aus, hier ist <strong>der</strong> Wärmetauscher<br />
im Motorraum verbaut. Die<br />
Schweinwerfer-Reinigungsanlagen<br />
sind häufig in <strong>der</strong> Mechanik verharzt –<br />
eine Fummelei, aber harmlos.<br />
MARKTWERTE<br />
Verrostete Endspitzen<br />
verbergen sich<br />
oft unter Blenden.<br />
Die hinteren Dreieckslenker<br />
rosten<br />
von innen durch.<br />
Fazit und Ersatzteile<br />
Die Alltagseigenschaften <strong>der</strong><br />
großen Opel sind exzellent. Je<br />
höher die Motorisierung, desto<br />
beliebter sind die Modelle. Die<br />
Vierzylin<strong>der</strong> waren schon früher selten<br />
und sind heute rar, weil die Motoren<br />
oft für Kadett-C-Umbauten verwendet<br />
wurden. Die Teilelage ist wegen <strong>der</strong> geringen<br />
Stückzahlen eher schlecht. Das<br />
betrifft neben den Karosserieblechen<br />
teilweise auch die Technik. Es gab, mit<br />
Ausnahme <strong>der</strong> Motoren, nur sehr begrenzt<br />
Gleichteile zu an<strong>der</strong>en Modellen.<br />
Rar sind etwa hintere Bremsscheiben<br />
und für den Monza sogar Auspuffanlagen,<br />
die beim Übergang in den<br />
Endtopf rosten. Ersatz gibt es von Spezialunternehmen,<br />
die aus Edelstahl<br />
Nachfertigungen anbieten. Auch getönte<br />
Windschutzscheiben mit Antenne<br />
sind schlecht zu bekommen. Es gibt<br />
auch keine Dichtungsgummis mehr<br />
dafür. Durchgerostete Tanks können<br />
beim Senator durch die kleineren<br />
Tanks vom Rekord E ersetzt werden,<br />
beim Monza passt <strong>der</strong> Tank vom Omega<br />
Caravan. Auch zwischen den Modellreihen<br />
A1 und A2 sind nicht alle<br />
Teile kompatibel, zudem gab es noch<br />
eine Zwitterserie mit A2-Motoren im<br />
alten Kleid (A1-Karosserie und Interieur).<br />
Außer Technik gibt es bei Opel<br />
so gut wie gar keine Neuteile mehr.<br />
Daher ist <strong>der</strong> Kontakt zu einem Club<br />
fast unerlässlich, da hier regelmäßig<br />
Gebrauchtteile angeboten werden.<br />
Außerdem gibt es zumindest vereinzelt<br />
Nachfertigungen, etwa von<br />
Bremsscheiben. „Monza-Guru“<br />
Dirk Lating hat<br />
einen abschließenden Tipp:<br />
„Bei <strong>der</strong> Suche nach einem guten<br />
Fahrzeug sollten die einfachen Ausstattungen<br />
im Fokus stehen. Erfahrungsgemäß<br />
haben die Käufer, die sich etwa<br />
den Senator CD leisten konnten, ihre<br />
Autos weniger liebevoll gepflegt als <strong>der</strong><br />
„Emporkömmling“, <strong>der</strong> sich seinen<br />
Traum vom großen Opel zusammensparen<br />
musste. Außerdem blieben diese<br />
Fahrzeuge länger im Erstbesitz und<br />
entgingen häufiger dem Verheizen jugendlicher<br />
Gebrauchtwagenkäufer.“<br />
Opel Senator A, Monza A<br />
Gute Senator und Monza sind mittlerweile keine Superschnäppchen<br />
mehr. Größere Reparaturen o<strong>der</strong> gar eine Restaurierung<br />
lohnen wirtschaftlich nicht, deshalb gilt: Das bessere Auto ist das<br />
billigere Auto.<br />
Modelle: Senator A/Monza A Baujahr: 1978–86<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 8.000/10.000 2: 5.100/6.400 3: 3.400/4.200<br />
4: 1.400/1.800 5: 500/600 Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic<br />
Fotos: Christian Wimmer, Bodo Wistinghausen<br />
38
Clubs, Ersatzteile<br />
Club:<br />
Interessengemeinschaft zur Erhaltung älterer<br />
Opelmodelle, Dirk Lating, Wettringener Straße 24,<br />
48629 Metelen, www.monzaguhru.de<br />
Weitere Adressen<br />
www.senator-monza.de, www.senatorman.de<br />
Ersatzteile<br />
O.T.R. Opel-Ersatzteile, 34454 Bad Arolsen<br />
Tel. (05691) 62 85 03, www.o-t-r.de<br />
Tests als „Emporkömmling“ abqualifiziert wurde:<br />
So klagten sie neben mäßiger Verarbeitung<br />
auch über die unkultivierte Maschine.<br />
Doch was die Experten anprangerten, war<br />
den leistungshungrigen Fahrern durchaus recht.<br />
Immerhin liefen die großen Opel über 200 Sachen<br />
und lagen auch bei Topspeed noch wie ein<br />
Brett auf <strong>der</strong> Straße. Dank <strong>der</strong> spurtstarken Maschine<br />
erlaubte beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Monza sportlich<br />
ambitionierten Fahrern<br />
auch schon mal einen<br />
spektakulären Drift bei<br />
<strong>der</strong> Kurvenhatz. Dazu<br />
kam: Beson<strong>der</strong>s die Einspritzer<br />
galten mit einem Verbrauch von etwa<br />
11 Litern pro 100 Kilometer als vorbildlich sparsam.<br />
Mitverantwortlich dafür war natürlich auch<br />
die fünfte, lang übersetzte Gangstufe, die 1979<br />
Zusatzausstattungen wie<br />
die Scheinwerfer-Waschanlage<br />
unterstrichen den<br />
Oberklasse-Anspruch des<br />
Senator A.<br />
Opel selbst hielt die Sitze für die<br />
besten, die es seinerzeit gab.<br />
Eingang in die Produktion fand. Das Aushängeschild<br />
<strong>der</strong> großen Opel im klasseninternen Vergleich<br />
war die hervorragende Straßenlage. Noch<br />
bei Tests gegen Ende <strong>der</strong><br />
Bauzeit setzte sich <strong>der</strong><br />
Opel in diesem Punkt<br />
gegen seine Konkurrenz<br />
durch, die immer bei<br />
Mercedes und BMW angesiedelt wurde. Dafür<br />
hatten die Konstrukteure auch einiges getan. Die<br />
Baureihe war die erste bei Opel mit hinterer Einzelrad-Aufhängung:<br />
Eine mo<strong>der</strong>ne Schräglenker-Hinterachse<br />
stützte sich über sogenannte<br />
Miniblockfe<strong>der</strong>n gegen die Karosserie ab.<br />
Das Image blieb bie<strong>der</strong><br />
Auch wenn die Ähnlichkeit im Innenraum zu<br />
den kleineren Modellen auf den ersten Blick etwas<br />
zu eindeutig ausfiel, konnte Opel die Distanz<br />
doch wahren. Das Armaturenbrett war üppig<br />
bestückt und beim Senator mit dem klassen -<br />
üblichen Holz(imitat) an den Türen und dem Armaturenbrett<br />
äußerst wohnlich eingerichtet,<br />
während beim Monza sportlicher schwarzer<br />
Plüschig: Das Ausstattungs-Nonplusultra waren die bequemen Sitze<br />
mit Velour-Bezügen in typischen 70er-Jahre-Farben.<br />
Kommandozentrale: Senator und Monza teilten sich dasselbe Armaturenbrett,<br />
beim Monza wurde auf die Holzapplikationen verzichtet.<br />
Audiophil: Das Blaupunkt-Cassettenradio mit Equalizer am<br />
Schwanenhals war damals ein absolutes High-End-Gerät.<br />
Saft und Kraft: Vor allem die Dreiliter-Einspritz-Motoren überzeugten<br />
mit hoher Leistung bei niedrigem Verbrauch.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 39
Porträt | Opel Senator A, Opel Monza A<br />
Praktisch: Die große<br />
Heckklappe machte den<br />
Monza zum Reisecoupé.<br />
Klassisch: Das konventionelle<br />
Dreibox-Design erinnerte<br />
stark an den Rekord.<br />
„Ich fahre Monza, weil <strong>der</strong><br />
Anspruch an das fahrerische<br />
Können mit diesem 31 Jahre<br />
alten Oberklasse-Coupé als<br />
Ganzjahresfahrzeug für mich<br />
die tägliche Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
ist.“<br />
KLAUS HADELER<br />
Kunststoff dominierte. Beiden gemein war die<br />
opulente Oberklasse-Ausstattung mit bequemen<br />
Sitzen, die in den gehobenen Ausstattungsvarianten<br />
mit plüschigem Velours bezogen waren.<br />
Elektrische Fensterheber waren gegen Aufpreis<br />
ebenso verfügbar wie Klimaanlagen, Zentralverriegelung<br />
o<strong>der</strong> Metalliclack. Im Senator<br />
wurde für das luxuriöse Gesamtpaket die CD-<br />
Ausführung geschaffen. Der Monza war in <strong>der</strong><br />
S-Variante vom Fahrwerk noch mal sportlicher<br />
abgestimmt, die im Übrigen auch für den Senator<br />
erhältlich war. So gingen vier Jahre ins Land,<br />
aber aus Gründen, die rational kaum erklärbar<br />
sind, wurden we<strong>der</strong> Monza noch Senator überwältigende<br />
Verkaufserfolge. Die Verkaufszahlen<br />
blieben hinter den Erwartungen zurück, obwohl<br />
die großen Opel ein bestechendes Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
boten. Von <strong>der</strong> heute als A1 bezeichneten<br />
ersten Modellreihe konnten nur<br />
27.218 Monza und 69.321 Senator verkauft werden<br />
(in Großbritannien gab es vergleichbare<br />
Vauxhall und in Australien Holden). Im Bemühen,<br />
die Absätze zu steigern, verfiel Rüsselsheim<br />
dann jedoch auf eine Taktik, die für viele – beson<strong>der</strong>s<br />
rückblickend – ein Fiasko darstellte und<br />
Senator sowie noch mehr dem Monza schlicht<br />
ihren ursprünglichen Charakter nahmen.<br />
Modellpflegen ohne Fortune<br />
Bei <strong>der</strong> Modellpflege gab es eine Reiher optischer<br />
Verän<strong>der</strong>ungen, wichtiger aber war, dass<br />
Opel für die A2-Baureihe die Motorenpalette<br />
nach unten ergänzte. Es mag noch nachvollziehbar<br />
erscheinen, den durstigen 2,8-Liter-Vergasermotor<br />
durch einen mo<strong>der</strong>neren 2,5-Liter-<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
Adam Opel AG, Rüsselsheim<br />
Modell Monza/Senator A Senator A<br />
2,0 E 2,2 i 2,5 E/2,5 i 2,8 S 3,0 S/3,0 E, 3,0 i 2,3 TD/2,3 D Comprex<br />
Karosserie selbsttragend, Coupé 2-türig, Limousine 4-türig selbsttragend, Coupé 2-türig, Limousine 4-türig selbsttragend, Limousine 4-türig<br />
Motor 4-Zyl.-Reihe, obenliegende 6-Zyl.-Reihe, obenliegende Nockenwelle (CiH), Reihen-4-Zylin<strong>der</strong>,<br />
Nockenwelle (CiH), wassergekühlt Bosch L-/LE o<strong>der</strong> Solex-4A1-Fallstrom-Registervergaser) Turbodiesel/Comprex<br />
Bosch-L/LE-Jetronic)<br />
Hubraum (ccm) 1.979 2.197 2.490 2.784 2.968 2.260<br />
Leistung (PS) 115 115 136/140 140 150/180 86/95<br />
Getriebe<br />
4-Gang-Schaltgetriebe, ab 1979 5-Gang, optional Dreigangautomatik, ab 1985 4-Gang (CD serienmäßig)<br />
Antrieb Heck Heck Heck Heck Heck Heck<br />
Fahrwerk vorn Einzelradaufhängung, McPherson-Fe<strong>der</strong>beine, Drehstabilisator<br />
Fahrwerk hinten Einzelradaufhängung, Dreieckschräglenker, Schraubenfe<strong>der</strong>n (Miniblock), Drehstabilisator<br />
Radstand (mm) 2.668 (Monza)/2.683 (Senator) 2.683<br />
Spurweite v/h (mm) 1.443/1.472 1.443/1.472 1.443/1.472 1.443/1.472 1.443/1.472 1.443/1.472<br />
Reifen<br />
175/70VR 15, 195/70VR 15, 205/60 VR15<br />
Bremsen v/h Scheibenbremsen Scheibenbremsen Scheibenbremsen Scheibenbremsen Scheibenbremsen Scheibenbremsen<br />
0–100 km/h (s) 13,5 13,5 11 10 9 (3,0E) k. A.<br />
Vmax (km/h) 180 180 190 190 193/215 (E-Modelle) 160<br />
L x B x H (mm) 4.692 x 1.734 x 1.380 mm (Monza)/4.811 x 1.728 x 1.415 mm (Senator A)<br />
Gewicht leer (kg) Senator: 1.335–1.375/Monza: 1.375<br />
Verbrauch (l/100 km) 13 13 12 14 14 / 11 (E-Modelle) 8<br />
Bauzeit 1983/84 1984–86 1981–86 1978–81 1978–86 1983–86<br />
Stückzahl<br />
43.812 (alle Monza), 129.644 (alle Senator)<br />
Neupreis Senator (DM)28.250 (1984) 29.000 (1985) 31.000 (2,5E, 1984) 25.610 (1981) 26.468–35.679 37.300<br />
Neupreis Monza (DM) 29.770 (1984) 30.500 (1985) 32.520 (1984) 27.725 (1981) 31.866 (3,0 E, 1981) 37.300 (Senator 3,0E CD, 1978)<br />
40
„Ich fahre Senator, weil mich seit<br />
Kin<strong>der</strong>tagen das edle Interieur<br />
<strong>der</strong> luxuriösen CD-Ausstattung<br />
so geprägt hat, dass ich mich<br />
auch mehr als 30 Jahre später<br />
noch gerne in die ,Senator-<br />
Lounge‘ begebe.“ HOLGER PAULUS<br />
Der Spoiler mit integrierten<br />
Nebelscheinwerfern sorgte<br />
fürs Überhol-Prestige.<br />
Sechszylin<strong>der</strong> mit Einspritzung zu ersetzen.<br />
Aber die Einführung <strong>der</strong> Vierzylin<strong>der</strong> aus dem<br />
Rekord war eine echte Abwertung. Aus <strong>der</strong><br />
Oberklasse wurde so Mittelmaß, wobei <strong>der</strong><br />
schwerere Senator – außer dem brillanten Fahrwerk<br />
– nur noch wenige Vorteile gegenüber<br />
dem Rekord bot, für den zudem mittlerweile<br />
ebenfalls gut ausgestattete CD-Ausführungen<br />
angeboten wurden. Das Premiumsegment bei<br />
Opel wurde damit aufgegeben.<br />
Und <strong>der</strong> Oberklasse-Bonus wurde vollends<br />
vernichtet, als für den Senator sogar Dieselmotoren<br />
zu haben waren, die selbst mit Turboaufladung<br />
gerade mal 95 PS auf die Straße brachten.<br />
Für ein Spitzenmodell war das ein bisschen<br />
zu viel Vernunft. Bei den Ausstattungen hin -<br />
gegen blieben Monza und Senator<br />
Oberklasse. Bis zum<br />
Schluss wuchsen die Möglichkeiten<br />
bis hin zu Bordcomputer,<br />
ABS, Scheinwerfer-Wasch -<br />
anlage o<strong>der</strong> Sitzheizung. Die Zen-tralverrieglung<br />
erhielt einen Crash-Sensor, <strong>der</strong> im Falle<br />
eines Unfalls alle Türen entsperrte, und es gab<br />
sowohl elektrisch verstellbare, beheizbare Außenspiegel<br />
wie eine Fahrer-Sitzhöhenverstellung.<br />
1982 lösten Kunststoffstoßfänger in Wagenfarbe<br />
die Chromstangen ab, das Armaturenbrett<br />
wurde etwas weniger eckig gestaltet. Ein<br />
Grund für den geringen Aufwand, den Opel bei<br />
<strong>der</strong> Überarbeitung <strong>der</strong> Optik machte, lag wohl<br />
in den mäßigen Stückzahlen, die an den Mann<br />
gebracht werden konnten. Immerhin feierte<br />
beim Monza die GSE-Version eine Wie<strong>der</strong>auferstehung.<br />
Verbunden mit <strong>der</strong> Spitzenmotorisierung<br />
gab es viel Plastik an den Flanken und<br />
Falsche Bescheidenheit: Die Vierzylin<strong>der</strong>-Benziner<br />
und <strong>der</strong> Diesel konnten nicht überzeugen.<br />
Spoiler an <strong>der</strong> Klappe. Der Chromzierat wich<br />
dynamischen schwarzen Applikationen. Im Innenraum<br />
reüssierten Recaro-Sitze, aber die digitalen<br />
Instrumente waren etwas überkandidelt<br />
für ein Fahrzeug, was trotz des sportlichen<br />
Anspruchs vor allem eine seriöse und konservative<br />
Klientel ansprechen sollte. Nur auf ausdrücklichen<br />
Wunsch konnte das hypermo<strong>der</strong>ne<br />
„Mäusekino“ abbestellt werden. Eine Option,<br />
von <strong>der</strong> reichhaltig Gebrauch gemacht worden<br />
sein soll.<br />
Vom Monza <strong>der</strong> A2-Serie konnten bis 1986<br />
denn auch nur noch schlappe 16.594 Einheiten<br />
abgesetzt werden. Dem Senator mit immerhin<br />
60.323 Exemplaren wurde vor seinem endgültigen<br />
Nie<strong>der</strong>gang noch ein letztes Update zugestanden.<br />
Das Siechtum währte bis 1993. Noch<br />
mehr als die Klassenkonkurrenten fielen die –<br />
preislich günstigeren – Opel danach in großer<br />
Zahl dem Verheizen durch oft weniger seriöse<br />
und finanzschwächere Folgebesitzer anheim.<br />
Mittlerweile sind die wenigen gut erhaltenen<br />
o<strong>der</strong> fachgerecht restaurierten Senator und<br />
Monza meist im Besitz von Liebhabern, die das<br />
klare Design lieben sowie das gute Fahrwerk<br />
und die überzeugenden Fahrleistungen. Und<br />
dabei das plüschige Wohnzimmerambiente als<br />
Symbol einer vergangenen Epoche in Kauf nehmen!<br />
Bodo Wistinghausen<br />
Seriös o<strong>der</strong> sportiv: Mit Senator und Monza wollte Opel vor allem<br />
die Kunden von Mercedes vom Umstieg überzeugen.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 41
Leserauto | Ford 12 M<br />
Seine 61 Jahre sieht man Manfred Palms<br />
„Weltkugel-Taunus“ wahrlich nicht an.<br />
Seit 1974 sind die beiden unzertrennlich.<br />
Vom Hühnerstall in die Garage<br />
In Ruhe gereift<br />
Ford<br />
12 M<br />
Originaler<br />
geht nicht<br />
Ein über 60 Jahre alter Ford – und bis heute nicht nur unrestauriert, son<strong>der</strong>n auch nie geschweißt. So<br />
etwas gibt es nicht? In <strong>der</strong> Garage von Manfred Palm im westfälischen Hagen parkt <strong>der</strong> Gegenbeweis.<br />
Gevelsberg im Bergischen Land, Sommer<br />
1953: Der Besitzer eines Zeitschriftenhandels<br />
leistete sich den Luxus eines<br />
Neuwagens. Seine Wahl fiel auf einen Ford 12 M,<br />
wegen seines Frontemblems als „Weltkugel-<br />
Taunus“ bekannt. Ein Golde Stoffschiebedach<br />
gehörte ebenso zur bestellten Son<strong>der</strong>ausstattung<br />
wie ein Blaupunkt Radio und die Lackierung<br />
mit Metalleffekt. Letztere war bereits drei<br />
Jahre später Geschichte: Ein unliebsamer Kontakt<br />
mit einem an<strong>der</strong>en Fahrzeug führte zu einer<br />
größeren Ausbeul-Aktion und zu einer Neulackierung<br />
des kompletten Wagens. „Die Lackiererei<br />
war offenbar nicht in <strong>der</strong> Lage, den Einschicht-Metallic-Lack<br />
zu bearbeiten. Also bekam<br />
<strong>der</strong> Taunus eine Zweifarb-Lackierung in<br />
Uni-Farben“, berichtet Manfred Palm. In Hellgrün<br />
und Elfenbein versah <strong>der</strong> Wagen weiterhin<br />
zuverlässig seinen Dienst, bis er im Herbst 1968<br />
Bereits als Manfred Palm den Taunus fand, wusste<br />
er, dass er auf etwas Beson<strong>der</strong>es gestoßen war.<br />
bei einem Tachostand von lediglich 77.000 Kilometern<br />
ausgemustert wurde.<br />
Langzeitquartier Hühnerstall<br />
Manfred Palm hörte 1974 von diesem inzwischen<br />
recht raren Zweitürer. Der ausgebildete<br />
Industriekaufmann war durch seinen Bru<strong>der</strong><br />
und einen Freund zum Fan <strong>der</strong> Kölner Autoschmiede<br />
geworden, denn beide hatten bei örtlichen<br />
Ford-Händlern ihre Lehre zum Autoschlosser<br />
gemacht. Zu dritt schraubten sie nun<br />
in einer Hobby-Werkstatt<br />
an ihren Vehikeln. Jener<br />
Schrauberfreund war es<br />
auch, <strong>der</strong> Palm erzählte,<br />
dass auf einem Bauernhof<br />
im Westen von Hagen noch ein alter Ford herumstand.<br />
Das ließ den Mann, <strong>der</strong> seine Autofahrer-Karriere<br />
mit einem Buckel-Taunus begonnen<br />
hatte, hellhörig werden. Die beiden<br />
machten sich auf die Suche und wurden fündig<br />
– in einem Hühnerstall! Dort stand <strong>der</strong> mehr als<br />
20 Jahre alte 12 M. Total verdreckt, aber augenscheinlich<br />
unverbastelt. Das orginale Inspekti-<br />
Fotos: Michael Grote<br />
42
Formschön: Die selbsttragende<br />
Ponton-Karosserie des G 13<br />
war eine völlig neue Kons -<br />
truktion <strong>der</strong> Kölner.<br />
Überblick:<br />
Der Tacho zeigt zwar 140 Sachen an, doch<br />
bei 112 Kilometer pro Stunde ist Schluss.<br />
Der 2,5 Liter fassende Öltank macht regelmäßige<br />
Kontrollen des Ölstandes nötig.<br />
Links im Motorraum die 6-Volt-Batterie.<br />
onsheft war noch vorhanden, <strong>der</strong> Fahrzeugbrief<br />
lei<strong>der</strong> nicht mehr.<br />
Bei einer ersten gründlichen Durchsicht erwies<br />
sich <strong>der</strong> Ford als erstaunlich stabil in <strong>der</strong><br />
Substanz. Der Motor sprang nach wenigen<br />
Startversuchen an, das Dreiganggetriebe ließ<br />
sich schalten und die Ponton-Karosserie zeigte<br />
sich verblüffend rostarm. „An dem Wagen ist<br />
bis heute nichts geschweißt worden“, betont <strong>der</strong><br />
Ford-Fan. Mit <strong>der</strong> Instandsetzung, die in erster<br />
Linie eine Überholung <strong>der</strong> Einkreis-Bremsanlage<br />
umfasste, ließ er sich Zeit. Zweieinhalb Jahre<br />
nach dem Fund bestand <strong>der</strong> grüne Zweitürer<br />
Anfang 1977 auf Anhieb die Vollabnahme.<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
Ford Werke AG,<br />
Köln<br />
Modell<br />
Ford Taunus 12 M<br />
Motor<br />
4-Zyl.-Reihe,<br />
wassergekühlt,<br />
seitengesteuert,<br />
Solex Fallstrom -<br />
vergaser<br />
Hubraum (ccm) 1.173<br />
Leistung (PS) 38 bei 4.250 U/min<br />
Getriebe 3-Gang, Lenkrad -<br />
schaltung<br />
Fahrwerk v/h Doppelquerlenker,<br />
Schraubenfe<strong>der</strong>n/<br />
Starrachse, Halb -<br />
fe<strong>der</strong>n<br />
Bremsen v/h Trommeln/Trommeln<br />
Reifen 5,60/5,90–13<br />
Radstand (mm) 2.489<br />
Spur v/h (mm) 1.220/1.220<br />
Maße L x B x H (mm) 4.060 x 1.580 x<br />
1.560<br />
Leergewicht (kg) 850<br />
Vmax (km/h) 112<br />
Bauzeit 1952–59<br />
Neupreis (DM) 6.760 (1953)<br />
Stückzahl 215.265<br />
Marktwert (€)* 7.000<br />
*Zustand 2, Quelle: EurotaxSchwacke/InterClassic<br />
Son<strong>der</strong>ausstattung: Durch das geöffnete Golde<br />
Stoffschiebedach wird <strong>der</strong> Blick auf das Armaturenbrett<br />
mit dem Blaupunkt Radio frei.<br />
Ungeschweißt bis heute<br />
Dass er da etwas sehr Seltenes hatte, war Palm<br />
schon damals klar. „Deshalb habe ich den Taunus<br />
auch nie im Alltag eingesetzt. Dafür hatte<br />
ich größere Ford vom P5 bis zum Granada. Die<br />
habe ich als Unfallwagen gekauft, hergerichtet<br />
und sie eine Weile gefahren. Dann kam <strong>der</strong><br />
nächste. Aber <strong>der</strong> 12 M blieb. Er hat bei mir selten<br />
Regen und we<strong>der</strong> Eis noch Salz gesehen.“<br />
Die weiteste Tour seiner Laufbahn hat <strong>der</strong> Zweitürer<br />
im Jahr 2000, zum Treffen <strong>der</strong> Alt Ford<br />
Freunde im sauerländischen Bad Berleburg, absolviert.<br />
Das waren rund 140 Kilometer. Die<br />
fuhr Palm, seit Jahren aktives Mitglied des Vereins,<br />
über Land, denn auf <strong>der</strong> Autobahn fühlen<br />
sich <strong>der</strong> Taunus mit seinen 38 PS aus 1,2 Liter<br />
Hubraum und sein Fahrer nicht wohl.<br />
Der wohl am originalsten erhaltene 12 M<br />
Das Ergebnis <strong>der</strong> schonenden Behandlung<br />
spricht für sich: Der „Weltkugel-Taunus“ dürfte<br />
nach mehr als sechs Jahrzehnten und etwas<br />
mehr als 120.000 Kilometer Gesamtlaufleistung<br />
<strong>der</strong> wohl am originalsten erhaltene seiner Art<br />
sein. Die meisten <strong>der</strong> über 215.000 Exemplare<br />
des intern G13 genannten Modells, die zwischen<br />
1952 und <strong>der</strong> Ablösung durch eine modifizierte<br />
Version ohne Weltkugel im Sommer 1959 die<br />
Werkshallen in Köln verließen, sind längst verschollen<br />
o<strong>der</strong> wurden inzwischen mindestens<br />
einmal restauriert. Nicht so bei dem Auto von<br />
Manfred Palm: Lack und Chrom tragen ihre Patina<br />
in Würde, aber es sieht nichts auch nur entfernt<br />
gammelig aus. Lediglich die Außenhaut des<br />
Stofffaltdachs hat Palm vor einigen Jahren erneuert.<br />
„Aber eben nur außen“, wie er betont,<br />
„<strong>der</strong> Innenhimmel ist immer noch original.“<br />
So wird er auch weiterhin in <strong>der</strong> Saison unterwegs<br />
sein, meistens zu Oldtimer-Veranstaltungen<br />
in <strong>der</strong> Umgebung und oftmals begleitet von<br />
seinem Sohn Markus. Der ist nämlich längst angesteckt<br />
von <strong>der</strong> Begeisterung für den alten Ford,<br />
den er liebevoll „Oma“ nennt. Michael Grote<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 43
Leserauto | Glas 1700 TS<br />
Einmal Glas, immer Glas<br />
Ein Bayer mit<br />
Glas<br />
1700 TS<br />
Technisch anspruchsvoller<br />
Exot<br />
italienischen Genen<br />
Den meisten wird Glas nur als Hersteller des Goggomobil ein Begriff sein. Dabei hatten die Dingol -<br />
finger eine Modellpalette von Klein- und Mittelklassewagen bis zum Oberklasse-V8 im Programm.<br />
Fritz Klein ist von Jugend auf Glas-Fan und hat einen <strong>der</strong> seltenen 1700-TS-Viertürer restauriert.<br />
Viele erinnern sich nicht mehr an die Mittelklasse-Limousine<br />
aus Dingolfing.<br />
Manche kennen noch die sportlichen<br />
04er-Typen o<strong>der</strong> den seltenen V8, <strong>der</strong> „Glaserati“<br />
genannt wurde, weil er dem Maserati<br />
Quattroporte so ähnlich sah. Aber <strong>der</strong> 1700?<br />
Die Legende sagt, dass die Karosserie ursprünglich<br />
für den Nachfolger <strong>der</strong> Borgward Isabella<br />
vorgesehen war und Glas sie nach dem Borgward-Konkurs<br />
günstig übernommen hatte. „Tatsächlich<br />
ist es die unverkennbare Handschrift<br />
des italienischen Designers Pietro Frua, <strong>der</strong> beide<br />
Karosserien zeichnete und so für eine gewisse<br />
Ähnlichkeit sorgte“, stellt Fritz Klein klar. Der<br />
pensionierte Maschinenbaumeister aus Höhr-<br />
Grenzhausen muss es wissen: Er ist seit <strong>der</strong> offiziellen<br />
Gründung des Glas Automobilclubs International<br />
am Nürburgring dabei und hatte<br />
schon alles aus <strong>der</strong> Glas-Palette außer einem<br />
Goggo. Die kleinen Zweitakter sind nicht sein<br />
Ding. Mittlerweile besitzt Klein wie<strong>der</strong> einen<br />
1700 TS, seinen vierten o<strong>der</strong> fünften – so genau<br />
Der Glas 1700 war geräumig wie ein großer Ford<br />
Taunus o<strong>der</strong> Opel Rekord, aber deutlich teurer.<br />
weiß er das nicht mehr: „Die Glas galten als<br />
technisch anspruchsvoll, aber empfindlich. Nockenwellen<br />
mit Zahnriemenantrieb waren damals<br />
Neuland. Nachdem BMW die Firma übernommen<br />
und kurz darauf die Produktion eingestellt<br />
hatte, wurden die Autos regelrecht verramscht.<br />
Die standen mit saurem Motor rum<br />
und man hat sie für 100 bis 150 Mark mitgenommen.“<br />
Verbrauchen und wegwerfen war die<br />
Devise, „was schade war und unverdient“.<br />
Bei seinem ersten, einem blau-weißen Glas<br />
Isar, war das noch nicht so und<br />
<strong>der</strong> Grund für den Kauf ein<br />
profaner: „Ich hatte einen Käfer,<br />
bei dem die Heizung nie<br />
richtig arbeitete. Die des Isar<br />
roch zwar etwas, aber sie funktionierte.“ Es folgte<br />
ein 85 PS starker 1304 TS mit Fünfganggetriebe<br />
und Sperre, „damals ein schnelles Auto,<br />
mit dem man schon die Straßen beherrscht hat“.<br />
Und 1700er-Limousinen, weil darin auch eine<br />
Fotos: Harald Hartmann<br />
44
Vorsorge: In Kleins Lager stehen Teile wie diese<br />
überholte Achse für schnellen Austausch bereit.<br />
Großer Fundus: Das Ersatzteillager mit Motoren,<br />
Getrieben, Kleinteilen und vielem mehr.<br />
Noch ein Blick in das reich sortierte Teileparadies:<br />
Angst vor Pannen kennt Fritz Klein nicht.<br />
Familie mit vier Kin<strong>der</strong>n gut Platz hatte. Selbst<br />
einen V8 gab es mal im Hause Klein. Sein Vater<br />
fuhr den von Sohn Fritz restaurierten großen<br />
Dingolfinger, hatte aber mit Kfz-Technik wenig<br />
am Hut. Klein senior baute Autobahnen für die<br />
junge Bundesrepublik, weshalb man 1957 aus<br />
dem hessischen Taunus in den rheinland-pfälzischen<br />
Westerwald zog. Übernehmen mochte<br />
Fritz Klein den Achtzylin<strong>der</strong> jedoch nicht. Er war<br />
noch jung und <strong>der</strong> nur in homöopathischen Dosen<br />
vom Band getröpfelte Oberklasse-Glas zu<br />
kapriziös: „Ich sage nur: Zündkerzenwechsel!“<br />
Problemlose Sanierung dank Teilelager<br />
Seinen aktuellen 1967er-1700 TS, noch von <strong>der</strong><br />
„Hans Glas Maschinenbaufabrik“ und nicht von<br />
BMW gebaut, kaufte er 2004 von einem Clubmitglied<br />
bei Bad Windsheim. 3.200 Euro kostete<br />
<strong>der</strong> verbeulte, aber substanziell solide Nie<strong>der</strong>bayer<br />
– nicht billig, aber durch wenig Rost und<br />
nur rund 60.000 Kilometer Laufleistung gerechtfertigt.<br />
Der leichte Pleuellagerschaden an einem<br />
Zylin<strong>der</strong> ließ Klein kalt. Schließlich ist sein Ersatzteillager<br />
sehr gut bestückt und den Motor<br />
wollte er ohnehin komplett zerlegen. Es sollte<br />
außer den Lagerschalen nichts dazukommen.<br />
Die Schweißarbeiten erledigte Klein selbst.<br />
Schweller, Endspitzen, Radläufe – das Übliche.<br />
Neue Kotflügel hatte er noch im Bestand, aus<br />
den noch brauchbaren alten schnitt er die Radläufe<br />
aus, um sie nach dem Sandstrahlen hinten<br />
einzupassen. Was diverse VW- und Opel-Youngtimerpiloten<br />
als „optisches Tuning“ an ihren<br />
Golfs und Astras praktizieren, ist hier völlig korrekt.<br />
Der gleiche Radius macht’s möglich. Hilfe<br />
holte er sich nur bei <strong>der</strong> Frontmaske und <strong>der</strong><br />
HANS GLAS MASCHINENBAU GMBH – VOM GOGGO BIS ZUM V8-COUPÉ<br />
Die 1883 gegründete Hans Glas Maschinenbau<br />
GmbH im nie<strong>der</strong>bayerischen Dingolfing stellte zunächst<br />
Landmaschinen und ab 1951 den Goggo-<br />
Roller her. Der Name war eine Abwandlung des<br />
Kosenamens „Goggi“, den ein Kin<strong>der</strong>mädchen aus<br />
dem Rheinland Glas-Sohn Andreas gegeben hatte.<br />
Bekannt wurde Glas mit dem ab 1952 entwickelten<br />
und 1955 auf den Markt gebrachten Goggomobil,<br />
<strong>der</strong> gern von Inhabern des alten Führerscheins<br />
<strong>der</strong> Klasse 4 gekauft wurde. Es folgten <strong>der</strong><br />
kleine Viertakter Isar, die auch im Rennsport erfolgreiche<br />
Baureihe 1004, 1204, 1304 und die<br />
vom italienischen Designer Pietro Frua gestalteten<br />
Modelle 1700, 1300, <strong>der</strong> 1300/1700 GT und <strong>der</strong><br />
2600 V8. Die Fabrik geriet, auch wegen <strong>der</strong> großen<br />
Modellpalette, in wirtschaftliche Schwierigkeiten<br />
und wurde im November 1966 von BMW übernommen.<br />
BMW baute den 1700 und die 04er bis<br />
1967, den auf drei Liter vergrößerten V8 und den<br />
GT mit eigenem 1,6-Liter-Motor noch bis 1968<br />
weiter, das Goggomobil bis 1969. Die Karosserie<br />
des 1700 lebte in den in Südafrika hergestellten<br />
Neue-Klasse-Derivaten BMW 1800/2000 SA und<br />
1804/2004 noch bis 1973 weiter.<br />
Dachhaut zwischen Schiebedach und Windschutzscheibe,<br />
wo sich durch fehlende Konservierung<br />
feinster, nadelstichartiger Rost zeigte.<br />
Meister Hoffmann vom BMW-Spezialist Ickenroth<br />
im nahen Ransbach-Baumbach – Motorsportfreunde<br />
kennen Ottmar Ickenroth und seinen<br />
02er von Tourenwagenrennen – kannte Glas<br />
noch als Neuwagen und auch das Korrosionsproblem<br />
am Dach war ihm nicht fremd. Der Karosserieprofi<br />
schweißte die Maske passgenau ein<br />
und kurierte das Dach mit einem selbst gedengelten<br />
Blech und perfektem Ergebnis. Der Rest<br />
<strong>der</strong> Restaurierung, sonst bei nicht mehr existierenden<br />
Herstellern eine echte Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />
lief dank des schier unerschöpflichen Fundus im<br />
Klein’schen Keller problemlos und planmäßig.<br />
Zuverlässig dank kleiner Optimierungen<br />
Und weil Fritz Klein nicht nur vom Fach, son<strong>der</strong>n<br />
auch Praktiker ist, trieb er so ganz nebenbei<br />
seinem Glas auch diverse Kin<strong>der</strong>krankheiten<br />
aus. Die Sechs-Volt-Elektrik etwa, die er auf<br />
zeitgemäße zwölf Volt umbaute, die heikle Benzinpumpe,<br />
die er durch eine elektrische von<br />
Bosch ersetzte, und die eigentlich für einen Mercedes<br />
vorgesehene Nachrüst-Transistorzündung.<br />
Nicht zu vergessen das H4-Licht, weshalb<br />
zum Fototermin auch die Scheinwerfer-Zierringe<br />
noch fehlten. Keine Probleme gibt es dagegen<br />
heute mit dem seinerzeit exotischen Zahnriemen:<br />
Der ist inzwischen als Industrie-Normteil<br />
zu haben. In einem Qualitätsstandard, von<br />
dem man damals nur träumen konnte.<br />
Der eigentliche Leckerbissen des Klein-Glas<br />
sind aber die mechanischen Optimierungen wie<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 45
Leserauto | Glas 1700 TS<br />
Elegant: Die Handschrift<br />
Pietro Fruas ist<br />
unverkennbar, Ähnlichkeiten<br />
mit dem<br />
Glas V8 gewollt.<br />
Leckerbissen: oben liegende Nockenwelle mit verbesserter Kipphebelführung aus Messing.<br />
ein selbst konstruierter Zahnriemenspanner<br />
und die Messingführungen für die empfindlichen<br />
Kipphebel: „Original sind die nur mit einer<br />
kleinen Schraube gesichert und wirklich nicht<br />
ordentlich geführt. Hat man den Motor dann<br />
einmal überdreht, gab es einen kapitalen Motorschaden.<br />
Bei meinen Motoren ist noch nie<br />
ein Kipphebel abgeflogen.“ Die Verbesserungen<br />
sprachen sich natürlich schnell herum und so<br />
sind die Klein-Zahnriemenspanner und -kipphebelführungen<br />
in Glas-Kreisen begehrt. Auch<br />
für den V8 hat er diese Spezialteile schon auf<br />
Nachfrage hin konstruiert. Den dafür nötigen<br />
Referenzmotor bekam Fritz Klein innerhalb weniger<br />
Tage aus <strong>der</strong> Nachbarschaft angeliefert …<br />
Das Resultat spricht für sich und die Urteile <strong>der</strong><br />
Glas-Liebhaber sind einhellig: „Etwas Besseres<br />
gibt es nicht. Jetzt fahre ich meinen Glas mit ruhigem<br />
Gewissen.“<br />
Überhaupt hat Fritz Klein schon so einiges<br />
mit seinen Glas angestellt, von Fünfganggetrieben<br />
über Vergasertuning bis hin zu scharfen Nockenwellen<br />
– die Motorsportaktivitäten des Dingolfinger<br />
Werks sorgten für reichhaltige Auswahl.<br />
Seinen 1700 TS aber rüstete er ab: „Die<br />
gesperrte Hinterachse hat er noch, aber die<br />
Schleicher-Nockenwelle, die originalen Doppelvergaser<br />
und das Fünfganggetriebe habe ich<br />
durch Serienwelle, Vierganggetriebe und Einfachvergaser<br />
ersetzt. Fünf Gänge braucht man<br />
bei dem langhubigen Motor nicht, darüber freut<br />
sich jetzt ein Clubkamerad. Und mit den Doppelvergasern<br />
und <strong>der</strong> scharfen Nockenwelle<br />
war er mir einfach zu giftig. Ich nutze gern sein<br />
Drehmoment, man wird ja älter.“<br />
Abrüstung: Die originale Vergaserbatterie<br />
wich dem sanfteren Einfachvergaser.<br />
Sixties pur: Bandtacho, Holzimitat und <strong>der</strong><br />
verchromte Hupenring galten als chic.<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
Hans Glas Maschinenbau<br />
GmbH, Dingolfing<br />
Modell<br />
1700 TS<br />
Karosserie Limousine, 4-türig, Design<br />
Pietro Frua<br />
Motor<br />
4-Zyl.-Reihe, ohc<br />
(Zahnriemen), zwei Solex<br />
Vergaser 40 RH<br />
Hubraum (ccm) 1.670<br />
Leistung (PS) 100<br />
Getriebe 4-Gang Mittelschaltung,<br />
Heckantrieb<br />
Fahrwerk vorne Querlenker, Schraubenfe<strong>der</strong>n,<br />
Teleskopdämpfer, Stabilisator<br />
Fahrwerk hinten Starrachse, Blattfe<strong>der</strong>n, Teleskopdämpfer,<br />
Stabilisator<br />
Radstand (mm) 2.500<br />
Spurweite v/h (mm) 1.320/1.320<br />
Bremsen v/h Scheiben/Trommeln, hydraulisch,<br />
Bremskraftverstärker<br />
Rä<strong>der</strong>/Reifen 4 1/2 J x 14, 6.00 S 14<br />
Maße L x B x H (mm)4.415 x 1.610 x 1.390<br />
Leergewicht (kg) 1.054<br />
0–100 km/h (s) 13,6<br />
Vmax (km/h) 163<br />
Verbrauch (l/100 km)10,4<br />
Bauzeit 9/1964–12/1967<br />
Stückzahl 12.863/928<br />
(1770/1700 TS)<br />
Neupreis (DM) 9.750 (1966)<br />
Lackiert in seltener Originalfarbe<br />
Auch die anthrazitgraue Lackierung wollte<br />
Klein ursprünglich zugunsten einer freundlicheren,<br />
helleren Farbe än<strong>der</strong>n. Der Hinweis eines<br />
Glas-Club-Freundes, dass nur dieses eine Auto<br />
in ebendiesem Farbton bekannt sei, ließ ihn umdenken.<br />
Zumal <strong>der</strong> Originallack nahezu identisch<br />
RAL-Farbe 7016 ist – was sich angenehm<br />
bei den Kosten <strong>der</strong> Neulackierung bemerkbar<br />
machte. Das dunkle Grau steht dem 1700 ausgezeichnet<br />
und auch Fritz Klein gefällt die Farbe<br />
inzwischen. Nur das original cognacfarbene Gestühl<br />
wollte nicht so recht dazu passen. Abhilfe<br />
fand sich in Nie<strong>der</strong>zier bei Düren, wo er aus einem<br />
ganz späten 1700 aus BMW-Produktion eine<br />
recht ordentliche blaue Innenausstattung<br />
ausbaute. Ein pensionierter Sattlermeister sorgte<br />
dann mit neuen Stoffmittelteilen zum Sozialtarif<br />
für das i-Tüpfelchen. Inzwischen stehen<br />
die Differenziallager zum Tausch an und die eine<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e kleine Roststelle muss instand<br />
gesetzt werden. Fritz Klein arbeitet auf Vorrat:<br />
Eine überholte Vor<strong>der</strong>achse steht ebenso einbaubereit<br />
im Keller wie Hinterachsteile mit verbesserter<br />
Radbefestigung und Achswellenabdichtung:<br />
„Dann geht <strong>der</strong> Tausch ruckzuck!“<br />
Der Goggo-Roller, <strong>der</strong> zurzeit gerade mit originalem<br />
alten Steib-Boot auf Seitenwagenbetrieb<br />
umgebaut wird, ist da nur eine Fingerübung.<br />
Harald Hartmann<br />
46
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Entwicklung und Design.<br />
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Die Heckflosse war das Markenzeichen<br />
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bis 1976, heute ist er ein beliebter Oldtimer: 14.000 Strich-Achter<br />
mit H-Kennzeichen sind noch auf unseren Straßen unterwegs. Bei<br />
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Museum | MAC – Museum Art & Cars, Singen<br />
Außergewöhnliche Oldtimer-Ausstellung<br />
Raritäten aus <strong>der</strong> berühmten Sammlung Schlumpf<br />
zeigt die Eröffnungsausstellung des MAC.<br />
Kunst und<br />
Karossen<br />
Die Stadt Singen liegt einen Katzensprung vom Bodensee<br />
entfernt und ist um eine Attraktion reicher geworden.<br />
Zu Füßen <strong>der</strong> markanten Hegauberge öffnete kürzlich ein<br />
Museum seine Pforten, das aus dem Rahmen fällt.<br />
Bereits von außen wirkt <strong>der</strong> Museumsbau<br />
spektakulär mit seiner Architektur, die<br />
weit entfernt ist von Gewöhnlichem: In<br />
Form und Farbe nimmt die gekrümmte Fassade<br />
den Charakter <strong>der</strong> oberhalb auf dem Hohentwiel<br />
thronenden Burgruine auf. Mit <strong>der</strong> Er -<br />
öffnungsausstellung „Wachgeküsst“ werden<br />
Oldtimer und Bil<strong>der</strong> präsentiert, die bislang im<br />
Verborgenen geschlummert haben. Das Französische<br />
Nationalmuseum für Automobile mit<br />
<strong>der</strong> weltberühmten Sammlung <strong>der</strong> Gebrü<strong>der</strong><br />
Schlumpf holte dafür eine Reihe hochkarätiger<br />
Fahrzeuge aus seinem Fundus.<br />
Das Beson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Automobile liegt darin,<br />
dass sie sich in einem völlig unberührten Originalzustand<br />
befinden. Die Fahrzeuge wie <strong>der</strong><br />
Bugatti Typ 251 o<strong>der</strong> Mercedes-Benz Silberpfeil<br />
W 154 werden so gezeigt, wie sie einst die<br />
Straße verließen. Damit sind sie unmittelbare<br />
Zeitzeugen einer viele Jahrzehnte zurücklie-<br />
DIE FAKTEN<br />
MAC – Museum<br />
Art & Cars<br />
Die Ausstellung präsentiert acht ausgewählte Oldtimer<br />
gemeinsam mit Gemälden <strong>der</strong> klassischen<br />
Mo<strong>der</strong>ne aus <strong>der</strong> Sammlung <strong>der</strong> Südwestdeutschen<br />
Kunststiftung. Die Eröffnungsausstellung<br />
„Wachgeküsst“ mit Raritäten<br />
aus <strong>der</strong> Sammlung Schlumpf<br />
ist bis September 2014 zu sehen.<br />
Anschrift<br />
Parkstraße 1<br />
78224 Singen<br />
Tel. (07731) 926 53 74<br />
www.museum-art-cars.com<br />
Öffnungszeiten<br />
Mi–Fr 15:00–18:00 Uhr<br />
Sa 13:00–18:00 Uhr<br />
Sonn- und Feiertage 11:00–17:00 Uhr<br />
Eintrittspreise<br />
Erwachsene 6 €, ermäßigt 4 €, Familienticket<br />
16 €, Kin<strong>der</strong> bis 6 Jahre frei<br />
Führungen<br />
Mi–So ohne Anmeldung 15:00 Uhr<br />
(ca. 1 Std.),<br />
Aufpreis zum Eintritt 3 € p. P. (Kin<strong>der</strong> gratis)<br />
Gruppenführungen (bis 30 Pers.) 50 €<br />
Fotos: Frank Wündsch<br />
48
Zeitzeugen: Die Automobile<br />
werden so gezeigt,<br />
wie sie vor Jahrzehnten<br />
die Straßen verließen.<br />
Im Foyer empfängt die Besucher eine<br />
stark patinierte Peugeot Bébé-Karosserie.<br />
Reizvoller Kontrast:<br />
erstarrte<br />
Automobile und<br />
Bil<strong>der</strong> voller<br />
Dynamik.<br />
Das Interieur des<br />
Isotta Fraschini<br />
8A wirkt noch<br />
immer elegant.<br />
genden Epoche. Im Museum erfahren wir, dass<br />
die Fahrzeuge nach Ende <strong>der</strong> Singener Ausstellung<br />
wie<strong>der</strong> zurückkehren in den <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
nicht zugänglichen Teil <strong>der</strong> Cité de l’Automobile.<br />
Zum Einstieg geleitet uns die Museumsführerin<br />
in einen Raum mit abstrakter Malerei aus<br />
dem 20. Jahrhun<strong>der</strong>t. Die Kunstwerke <strong>der</strong> klassischen<br />
Mo<strong>der</strong>ne stammen aus <strong>der</strong> 3.000 Exponate<br />
umfassenden Sammlung <strong>der</strong> Südwestdeutschen<br />
Kunststiftung.<br />
Zu den Werken regionaler<br />
Künstler gesellt sich<br />
ein Lorraine Dietrich<br />
von 1910. Leise Musik<br />
trägt dazu bei, den Museumsbesuch zu einem<br />
ganzheitlichen Erlebnis zu machen. Dann betreten<br />
wir den „Schwarzraum“. Thema ist hier<br />
die Vergänglichkeit, illustriert durch Werke von<br />
Rainer Schoch. Auch den Automobilen sieht<br />
man ihr Alter an: Da ist zunächst die völlig eingestaubte,<br />
ganz offensichtlich nicht mehr fahrbereite<br />
Karosse des Th. Schnei<strong>der</strong> Typ 11700<br />
aus dem Jahr 1911. Ohne Motorhaube leuchtet<br />
gegenüber <strong>der</strong> blaue, einsitzige Bugatti 251 aus<br />
<strong>der</strong> Ära Roland Bugatti, eines von zwei 1955<br />
zum Versuch eines Neuanfangs in <strong>der</strong> Formel 1<br />
hergestellten Exemplaren. Ein beson<strong>der</strong>es<br />
Highlight ist sicherlich <strong>der</strong> von seiner Fronthaube<br />
befreite Mercedes-Benz Silberpfeil W 154.<br />
Es handelt sich um das Fahrzeug, mit dem Fahrer<br />
wie Rudolf Caracciola, Hermann Lang und<br />
Manfred von Brauchitsch Ende <strong>der</strong> 1930er-Jahre<br />
große Erfolge feierten. Die Faszination <strong>der</strong><br />
Das Spannende und Beson<strong>der</strong>e an den Automobilen<br />
ist ihr völlig unberührter Originalzustand.<br />
Szenerie wird verstärkt durch den praktisch völlig<br />
dunklen Raum. Eine aufwendige Lichttechnik<br />
lässt die Oldtimer und Bil<strong>der</strong> erstrahlen.<br />
Musik erklingt auch im nächsten Raum. Kontraste<br />
stehen im Mittelpunkt. Die nicht fahrbereiten,<br />
statisch wirkenden Fahrzeuge bilden einen<br />
Gegenpol zu den expressiv und explosiv<br />
wirkenden Werken von Günter Scholz. Gezeigt<br />
werden <strong>der</strong> seltene Charron X 12 sowie <strong>der</strong> extravagante<br />
Voisin VC7. Ein weiterer Star <strong>der</strong><br />
Ausstellung ist <strong>der</strong> an Eleganz schwer zu übertreffende<br />
Isotta Fraschini 8A. Die geöffneten<br />
Türen geben Blicke aufs hochwertige Interieur<br />
frei. Das Gemälde „Schrökken <strong>der</strong> Höllen“ erzeugt<br />
eine intensive Spannung dazu.<br />
Das Obergeschoss ist weiteren Gemälden<br />
und Plastiken gewidmet. Das MAC-Museum<br />
präsentiert Autos und gemalte Kunstwerke auf<br />
Augenhöhe. Gepaart mit dem einzigartigen architektonischen<br />
Ambiente wird <strong>der</strong> Museumsbau<br />
selbst zur Kunst.<br />
Ein beson<strong>der</strong>es Erlebnis verspricht die MAC-<br />
Museumsnacht: Zu speziellen Abendterminen<br />
werden diese nächtlichen Führungen mit Begrüßungscocktail<br />
und Diashow, mitunter sogar<br />
inklusive eines Drei-Gänge-Menüs angeboten.<br />
Nach dem Rundgang lässt es sich bei Kaffee<br />
und einem Stück Hohentwieltorte im Bistro<br />
o<strong>der</strong> Museumsgarten mit Blick auf die Burgruine<br />
prächtig über das Gesehene diskutieren. Das<br />
MAC-Museum könnte sich nicht nur formal zu<br />
einem Wahrzeichen <strong>der</strong> Region entwickeln.<br />
Frank Wündsch<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 49
Restaurierung | Fiat Barchetta, Teil 5<br />
Neuaufbau Radkasten hinten rechts<br />
Radlauf-Sanierung<br />
Serie Teil 5<br />
Restaurierung<br />
Fiat<br />
Barchetta<br />
Fast <strong>der</strong> gesamte hintere rechte Radlauf war morsch – das Blech unter dem auf den ersten Blick gut<br />
aussehenden Unterbodenschutz fiel bereits beim Drücken mit <strong>der</strong> Hand wie Blätterteig in sich zusammen.<br />
Ersatzbleche für die Barchetta waren nicht zu finden, also mussten wir sie selber herstellen.<br />
In <strong>der</strong> letzten Ausgabe von <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
zeigten wir die Vorbereitung <strong>der</strong> Ersatzblechteile.<br />
An einem Stahlrohr wird ein Teil<br />
des Blechs umgebogen. Als Vorlage dient das<br />
aus dem Radlauf herausgetrennte, verrostete<br />
alte Blech. Die abgewinkelte Flanke ist nun geformt.<br />
Wie man aber an dem herausgetrennten<br />
Ersatzblech erkennen kann, hat das Ersatzblech<br />
eine leichte Wölbung in <strong>der</strong> Längsrichtung. Es<br />
gibt verschiedene Methoden, diese Wölbung in<br />
die Ersatzbleche zu formen. Drei Möglichkeiten<br />
zeigen wir Ihnen in dieser Folge.<br />
So arbeitet <strong>der</strong> Profi<br />
Die einfachste Methode ist das Umformen mit<br />
einem professionellen Stauchgerät. Dieses<br />
Werkzeug funktioniert über zwei Backenpaare,<br />
die mit Druck das Blech greifen und es zusammenziehen.<br />
Das Stauchen erfolgt in mehreren<br />
WAS BISHER GESCHAH<br />
• Im ersten Schritt wurden die Durchrostungen an<br />
den vor<strong>der</strong>en Kotflügeln entfernt, rechts musste<br />
ein kleines Blech eingeschweißt werden, links<br />
war lediglich Abschleifen und Entrosten nötig.<br />
Dann wurden die reparierten Bereiche rostgeschützt<br />
und provisorisch lackiert und die vor<strong>der</strong>en<br />
Bremsscheiben und Bremsklötze getauscht.<br />
• In <strong>der</strong> letzten Ausgabe von <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> haben<br />
wir damit begonnen, den fast vollständig weggerosteten<br />
hinteren rechten Radkasten zu erneuern.<br />
• In dieser Ausgabe formen wir die nötigen Reparaturbleche<br />
und beginnen damit, sie einzuschweißen.<br />
Durchgängen, um das Blech nicht zu sehr zu<br />
strapazieren. Je sanfter man das Blech umformt,<br />
desto leichter und präziser entsteht die<br />
Wölbung. Begonnen wird am äußeren Rand, indem<br />
das Blech nur die halbe Backentiefe in die<br />
Backen geführt wird. In weiteren Durchgängen<br />
wird das Blech immer tiefer in die Backen geführt.<br />
Deutlich erkennt man die feinen Falten,<br />
die durch das Zusammenstauchen <strong>der</strong> Backen<br />
im Blech entstehen.<br />
Faltenziehen leicht gemacht<br />
Damit sind wir schon bei <strong>der</strong> zweiten Methode,<br />
mit <strong>der</strong> wir gearbeitet haben. Hierbei wird das<br />
Blech mit einer Faltengabel o<strong>der</strong> Zange stückweise<br />
gefaltet. Dabei dreht man die Gabel etwa<br />
um 90 Grad in eine Richtung, setzt ab und setzt<br />
die nächste Falte in die an<strong>der</strong>e Richtung. Durch<br />
die wechselnde Faltensetzung wird das Blech<br />
Fotos: Kay MacKenneth, Jörn-M. Müller-Neuhaus<br />
50
gewölbt. Die Falten werden jeweils an <strong>der</strong> Spitze<br />
mit einem Hammer leicht angeflacht. Danach<br />
können die Falten mit einem Glätte- o<strong>der</strong><br />
Schlichthammer geglättet werden.<br />
Wir zeigen das Prinzip an einer einzelnen Falte.<br />
Das Blech wird in <strong>der</strong> Hälfte geknickt, bis eine<br />
weiche Biegung entsteht. An <strong>der</strong> äußeren Spitze<br />
<strong>der</strong> Biegung wird mit einem Hammer die Kante<br />
leicht angeklopft und damit etwas angekantet.<br />
Achten Sie darauf, dass kein scharfer Knick entsteht.<br />
Die Kante sollte nur weich abgerundet<br />
sein. Dann wird das Blech wie<strong>der</strong> flach gedrückt.<br />
Es bleibt eine runde Wölbung. Diese wird nun<br />
flach getrieben. Man treibt das Blech dabei von<br />
innen nach außen in Richtung <strong>der</strong> äußeren Kante.<br />
Das Blech entwickelt an dieser Stelle eine<br />
leichte Wölbung. Nun erzeugt man an <strong>der</strong> Kante<br />
mehrere solcher Falten mit einem Faltenzieher.<br />
Wir verwenden hierfür eine Spitzzange. Werden<br />
diese nun von innen nach außen flach getrieben,<br />
erkennt man bereits eine deutliche Wölbung. Die<br />
Falten dürfen nicht zu schnell flach getrieben<br />
werden, da ansonsten leicht scharfe Knicke entstehen,<br />
die später zu Rissen führen können. Diese<br />
Technik des Stauchens machen wir uns auch bei<br />
<strong>der</strong> Anfertigung unseres Ersatzblechs zunutze.<br />
Um die gewünschte Wölbung zu erreichen,<br />
muss dieser Vorgang meist mehrfach wie<strong>der</strong>holt<br />
werden. Es gibt jedoch ein Hilfsmittel, um<br />
das Stauchen etwas zu beschleunigen: Das<br />
Blechteil wird mit einer Faltengabel o<strong>der</strong> einer<br />
Zange erst einmal auf die notwendige Form gebracht.<br />
Ist die Wölbung komplett, wird mit zwei<br />
Gripzangen eine flache Stahlstange jeweils an<br />
beiden Enden <strong>der</strong> Rundung verspannt. Dies<br />
verhin<strong>der</strong>t, dass das Blech seine Form verliert,<br />
während mit dem Treibhammer das Blech<br />
flach getrieben wird. Die Falten werden während<br />
des Treibens an <strong>der</strong> Spitze angeschlagen.<br />
Dies verhin<strong>der</strong>t das Einknicken <strong>der</strong> Falten. Die<br />
Technik, das Blech während des Treibens<br />
durch eine Querstrebe zu fixieren, ist vielseitig<br />
anwendbar und erleichtert beson<strong>der</strong>s bei Rundungen<br />
die passgenaue Arbeit beim Stauchen<br />
von Blechteilen.<br />
Falten lassen sich aber auch durch gezieltes<br />
Erhitzen mit einer Autogenflamme mit dem<br />
Hammer glätten. Die Falten werden dabei zum<br />
Glühen gebracht, und auf einem Amboss wird<br />
die Falte entsprechend mit einem Hammer<br />
geglättet. Dabei härtet das Blech aber außer -<br />
ordentlich stark aus und lässt sich nur noch<br />
sehr schlecht umformen.<br />
Blechpuzzle als einfache Lösung<br />
Auch wer we<strong>der</strong> die Hilfsmittel o<strong>der</strong> Erfahrung<br />
in <strong>der</strong> Blechbearbeitung besitzt, kann komplexere<br />
Formen bauen und verschweißen. Die<br />
Wölbung für das Ersatzblech wird durch kleinere<br />
Blechsegmente geformt. Dabei wird das zuvor<br />
abgekantete Blech an mehreren Stellen eingeschnitten<br />
und die Wölbung entsprechend gebogen.<br />
Die Blechsegmente überschneiden sich<br />
nun. Die Überlappungen werden mit einem Stift<br />
markiert und das überstehende Blech mit <strong>der</strong><br />
Blechschere entfernt. Nun werden die einzelnen<br />
So arbeitet <strong>der</strong> Profi: Mit Stauchgerät ist das Blechformen beson<strong>der</strong>s einfach.<br />
1 2<br />
Beim Stauchgerät wird das zu Blech ein -<br />
gelegt und von zwei Backen fixiert.<br />
Faltenziehen leicht gemacht: Mit <strong>der</strong> Faltengabel kommt Wölbung ins Blech.<br />
1<br />
Mit <strong>der</strong> Faltengabel dreht man das Blech etwa um 90 Grad in eine Richtung, setzt ab und<br />
setzt die nächste Falte in die an<strong>der</strong>e Richtung, um das Blech zu wölben.<br />
2 3<br />
Eine verspannte Stahlstange verhin<strong>der</strong>t, dass<br />
das Blech seine Form verliert, während es<br />
mit dem Treibhammer flach getrieben wird.<br />
4 5<br />
Gleichmäßige Wölbungen können auch mithilfe<br />
eines Stahlrohrs erzeugt werden.<br />
Blechelemente Stoß auf Stoß gesetzt und mit<br />
mehreren Schweißpunkten fixiert. Um das<br />
Durchbrennen <strong>der</strong> Stoßnaht zu verhin<strong>der</strong>n, wird<br />
auf <strong>der</strong> Gegenseite ein Stück Kupfer gegengehalten.<br />
Nun wird Punkt für Punkt die Naht verschlossen.<br />
Setzen Sie immer etwa sechs Punk -<br />
te hintereinan<strong>der</strong> und setzen Sie ab, um die<br />
Das Stauchzen erfolgt in mehreren Durchgängen,<br />
um das Blech nicht zu strapazieren.<br />
Die beim Stauchen entstandenen Falten<br />
werden mit einem Glätte- o<strong>der</strong> Schlichthammer<br />
vorsichtig geglättet.<br />
Die fertiggestellte Wölbung wird zum Abschluss<br />
mit <strong>der</strong> Flex geglättet.<br />
Schweißnaht auskühlen zu lassen. Die Nähte<br />
können anschließend mit einem Winkelschleifer<br />
geglättet werden.<br />
Die Quersicke am Radlauf<br />
Das Ersatzblech hat in <strong>der</strong> Wölbung noch eine<br />
Quersicke. Diese wird am Schraubstock mit ei-<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 51
Restaurierung | Fiat Barchetta, Teil 5<br />
Vom Puzzle zur Wölbung: Kanten und Wölbungen können mit Blechschere und Schweißgerät hergestellt werden.<br />
1 2<br />
Für die Wölbung wird das zuvor abgekantete<br />
Blech an mehreren Stellen eingeschnitten<br />
und die Wölbung entsprechend gebogen.<br />
Nun werden die einzelnen Blechelemente<br />
Stoß auf Stoß gesetzt und mit mehreren<br />
Schweißpunkten fixiert.<br />
3<br />
Nachdem alle Schweißpunkte gesetzt sind,<br />
können die Nähte anschließend mit einem<br />
Winkelschleifer geglättet werden.<br />
Herstellen einer Quersicke: Mit Blechhammer, Schraubstock und Gefühl entstehen auch komplexe Blechformen.<br />
1 2<br />
Das neue Blech benötigt noch eine Quersicke,<br />
die mit einem Finnen- o<strong>der</strong> Stauchhammer<br />
in das Blech getrieben wird.<br />
Der Schraubstock wird so weit geöffnet, wie<br />
die Sicke breit ist, dann wird die Sicke entlang<br />
<strong>der</strong> Backenkanten herausgearbeitet.<br />
3<br />
Um das Blech einschweißen zu können,<br />
wird mit einer Gripzange noch eine etwa<br />
ein Zentimeter hohe Kante umgelegt.<br />
Die Anprobe: Vor dem Schweißen wird das angefertigte Blech bestmöglich in den Radkasten eingepasst.<br />
1 2<br />
Bevor das Schweißgerät in Aktion tritt, wird<br />
das neue Blech eingepasst und fixiert.<br />
Machen Sie alle paar Schweißpunkte eine<br />
Pause, um Hitzeverzug zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
3<br />
Das fertig eingeschweißte Blech wird mit<br />
Dichtmasse und Rostschutz versiegelt.<br />
nem Finnen- o<strong>der</strong> Stauchhammer in das Blech<br />
geformt. Die Backen des Schraubstocks werden<br />
auf die Breite <strong>der</strong> Sicke geöffnet und das Blech<br />
aufgelegt. Nun wird entlang <strong>der</strong> Backenkanten<br />
das Blech mit <strong>der</strong> Finne des Hammers getrieben.<br />
Stückweise entsteht so die Sicke. Das Blech<br />
kann nun erstmals an den Radlauf angepasst<br />
werden. Um das Blech einschweißen zu können,<br />
benötigt es noch eine abgekantete Sicke<br />
entlang <strong>der</strong> inneren Kante. Mit einer Faltgabel<br />
wird die Kante etwa einen Zentimeter tief umgelegt.<br />
Wahlweise geht dies auch mit einer Gripzange,<br />
in die eine Mutter für die Tiefenjustierung<br />
eingeklemmt ist. An einem Amboss wird<br />
mit einem Glättehammer die umgelegte Kante<br />
geglättet. In <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> gewölbten Form bildet<br />
sich auch hier eine Falte. Diese lässt sich einfach<br />
durch das Erhitzen mit <strong>der</strong> Autogenflamme<br />
flach treiben.<br />
Anprobieren, schweißen, fertig!<br />
Nun ist das erste Blech fertig für die Montage<br />
in den offen liegenden Radlauf. Das Blech wird<br />
eingesetzt und mit einer Gripzange fixiert.<br />
Wenn das Blech passt, werden entlang <strong>der</strong> Stoßkanten<br />
einige Fixierpunkte geschweißt. So wird<br />
nun Blech für Blech nacheinan<strong>der</strong> angefertigt,<br />
eingesetzt und fixiert. Wenn alle Bleche an Ort<br />
und Stelle sitzen, kann jedes Teil ordentlich verschweißt<br />
werden. Auch hier empfiehlt es sich,<br />
die Nähte durch aneinan<strong>der</strong> gesetzte Punkte zu<br />
schließen. Dies verhin<strong>der</strong>t eventuelles Durchbrennen<br />
<strong>der</strong> Bleche.<br />
Der Radlauf ist nun repariert und eine Versiegelung<br />
<strong>der</strong> Nähte mit Karosseriedichtmasse<br />
und das anschließende Aussprühen des Rad -<br />
laufes mit Steinschlagschutz garantieren noch<br />
viele weitere Jahre Fahrspaß.<br />
Kay MacKenneth<br />
52
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Porträt | Fiat 500 Giardiniera<br />
Fiat 500<br />
Giardiniera<br />
Kleines<br />
Ladewun<strong>der</strong><br />
Italienischer Drei-Meter-Kombi<br />
Wendige Gärtnerin<br />
Wer kennt sie nicht, die verwinkelten und schmalen Gassen in Italiens Altstädten? Um den dortigen<br />
Ladenbesitzern und Händlern den Transport ihrer Waren zu vereinfachen, zauberte Dante Giacosa<br />
aus dem Fiat 500 einen wendigen Mini-Kombi, die „Giardiniera“.<br />
Wer einmal Italiens Altstädte besucht<br />
hat, den wun<strong>der</strong>t es nicht, dass die<br />
dreirädrige Piaggio Ape dort bis heute<br />
verbreitet ist: enge Gassen, verwinkelte Plätze,<br />
schmale Hofdurchfahrten … Um Ladenbesitzern,<br />
Metzgereien und Gemüsehändlern in<br />
diesem eingeschränkten Umfeld das Leben zu<br />
erleichtern, plante Fiat einen Kombi auf Basis<br />
des neuen 500, <strong>der</strong> ab 1957 den populären Topolino<br />
ersetzte. Konstrukteur des „Nuova 500“<br />
war <strong>der</strong> des alten 500: Dante Giacosa. Ihm fiel<br />
die Aufgabe zu, aus dem 500 ein viersitziges<br />
Ladewun<strong>der</strong> zu schaffen. Sein Name: Giardi -<br />
niera – wie bereits beim Topolino Kombi –, zu<br />
Deutsch: Gärtnerin.<br />
Schon zu Beginn gab es ein massives Problem:<br />
Der Zweizylin<strong>der</strong>motor im „Gesäß“ des 500 war<br />
<strong>der</strong> Heckklappe im Weg. Die Lösung: ein „Unterflurmotor“,<br />
ein Aggregat, das seitlich um 90<br />
Grad gekippt unter dem Ladeboden verschwand.<br />
Klang einfach, doch dafür musste <strong>der</strong> Motor fast<br />
völlig neu konstruiert werden. Nur so konnte er<br />
Die Giardiniera kostete in Deutschland<br />
fast so viel wie <strong>der</strong> VW Käfer.<br />
in liegen<strong>der</strong> Position das Getriebe samt Differenzial<br />
aufnehmen. Da Luft das Kühlmittel bleiben<br />
sollte, legte Giacosa Kanäle an, die hoch in die<br />
C-Säulen führten. Ein Gebläse auf <strong>der</strong> Kurbelwelle<br />
saugte Luft in ein den Motorblock und die<br />
Zylin<strong>der</strong> umgebendes Gehäuse, von dem aus<br />
durch Öffnen einer Klappe auch <strong>der</strong> Innenraum<br />
beheizt werden konnte. So bekam Giacosa das<br />
Aggregat gekühlt, den Ladeboden flach und eine<br />
weit öffnende Hecktür, <strong>der</strong>en Bedienung ein wenig<br />
an das Öffnen eines Kühlschranks erinnert.<br />
Um einem möglichen Überladen <strong>der</strong> Giardiniera<br />
entgegenzuwirken, verstärkte Giacosa<br />
die Bodengruppe und die Achsen – immerhin<br />
konnte <strong>der</strong> Kombi fast zwei Drittel<br />
seines Leergewichts zuladen. Doch nicht<br />
alle <strong>der</strong> rund 170.000 Abnehmer hielten<br />
sich daran, son<strong>der</strong>n packten ein, was hineinpasste.<br />
Fraglich blieb, warum Fiat eine Limousine<br />
zu einem Nutzfahrzeug umwidmete, ohne<br />
diesem für die erhöhte Nutzlast mehr Pfeffer in<br />
den „se<strong>der</strong>e“ zu blasen. Steigungen waren nur<br />
in den unteren Gängen zu bewältigen, während<br />
Geschwindigkeit und Motorgeräusch in ein<br />
Fotos: Michael Schäfer, Fiat<br />
54
Der Rucksack macht den Unterschied: Nur flüchtig hingesehen könnte dieser 500er-Kombi<br />
auch eine Limousine sein, denn von vorne betrachtet sind die beiden Modelle identisch.<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
Fiat, Turin, Italien<br />
Modell<br />
Fiat 500 Giardiniera<br />
Karosserie Kombi, Ganzstahl,<br />
selbsttragend<br />
Motor<br />
2-Zyl.-Reihe, 4-Takt,<br />
luftgekühlt, unten lie -<br />
gende Nockenwelle<br />
über Kette angetrieben,<br />
hängende Ventile,<br />
Leichtmetall<br />
Hubraum (ccm) 499,5<br />
Leistung (PS) 17,5 bei 4.400 U/min<br />
Getriebe<br />
4-Gang, unsynchronisiert<br />
Antrieb<br />
Heck<br />
Fahrwerk vorne Einzelradaufhängung<br />
an Dreieckslenkern,<br />
Teleskopstoßdämpfer,<br />
Querblattfe<strong>der</strong><br />
Fahrwerk hinten Einzelradaufhängung<br />
an Schräglenkern mit<br />
Schraubenfe<strong>der</strong>n,<br />
Teleskopstoßdämpfer<br />
Bremsen v/h Trommeln/Trommeln<br />
Reifen 125 R 12 auf Stahl -<br />
felgen 3,5 x 12<br />
Radstand (mm) 1.940<br />
Spurweite v/h (mm) 1.120/1.130<br />
Maße L x B x H (mm) 3.180 x 1.590 x<br />
1.350<br />
Leergewicht (kg) 555<br />
Vmax (km/h) 95<br />
Verbrauch (l/100 km) 5,5<br />
Bauzeit 1960–75<br />
Stückzahl ca. 170.000<br />
Neupreis (DM) 3.990 (1960)<br />
Der Innenraum kann mit dem Wort „filigran“ recht zutreffend bezeichnet werden.<br />
Um eine glatte Ladefläche zu schaffen, wurde <strong>der</strong> Motor um 90 Grad gedreht.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 55
Porträt | Fiat 500 Giardiniera<br />
KAUFBERATUNG<br />
Fiat 500 Giardiniera<br />
In Sachen Karosserie und Technik ist die sympathische Signorina eine kleine Diva. Interessenten müssen sich auch darüber<br />
im Klaren sein, dass es kaum noch Ersatzteile gibt. Je besser <strong>der</strong> Zustand, desto weniger Ärger.<br />
Karosserie<br />
Das gesamte Blechkeid <strong>der</strong> Giardiniera<br />
ist rostanfällig. Das Problem: Im<br />
Gegensatz zu den Limousinen sind<br />
viele Blechteile für den Kombi (zu<br />
knackigen Preisen) kaum bis gar nicht<br />
mehr zu bekommen. Daher ist es<br />
wichtig, speziell die Karosserie äußerst<br />
kritisch unter die Lupe zu nehmen.<br />
Sämtliche Kanten und Falze können<br />
befallen sein. Achten Sie im vor<strong>der</strong>en<br />
Bereich auf Unfallschäden und Auflösungserscheinungen<br />
durch auslaufende<br />
Batteriesäure. Auch den Bereich<br />
um die Scheinwerfer und die Frontscheibe<br />
sowie den Kofferraumboden<br />
(eingedrungenes Regenwasser) untersuchen.<br />
Um Korrosion zu vertuschen,<br />
wird gerne großzügig Unterbodenschutz<br />
aufgetragen.<br />
Neben den<br />
Bodenblechen (Teppich<br />
anheben!)<br />
sollten auch die<br />
Schweller und die<br />
Türen gecheckt werden.<br />
Letztere rosten leicht<br />
von innen nach außen. Das Gleiche<br />
betrifft die Heckklappe. Da sich im<br />
Heck die Luftkanäle für die Motorkühlung<br />
befinden, bilden diese Hohlräume,<br />
die gerne übersehen werden.<br />
Motor und Getriebe<br />
Der Antriebsstrang ist simpel, aber<br />
nicht problemlos. Kondensator, ausgeschlagene<br />
Drosselklappenwelle, Zylin<strong>der</strong>kopfdichtung,<br />
Benzinpumpe: Ist<br />
<strong>der</strong>en Membran gerissen, kann Benzin<br />
aus dem höher liegenden Tank ins<br />
Kurbelgehäuse laufen und sich von<br />
dort mit dem Motoröl unter dem Wagen<br />
ausbreiten. Dichtigkeit ist überhaupt<br />
so ein Thema: Ein Tropfen Öl<br />
zur Markierung des Reviers ist<br />
normal. Pfützen entstehen<br />
durch undichte Achsmanschetten,<br />
Öleinfülldeckel,<br />
Schaltgestänge, Stößelrohre,<br />
Ventildeckel o<strong>der</strong> durch die Öffnung<br />
des Ölmessstabs. Wenn <strong>der</strong><br />
Motor gar nicht o<strong>der</strong> nur unwillig anspringt,<br />
kann dies am Zündverteiler<br />
o<strong>der</strong> Vergaser liegen, an mangeln<strong>der</strong><br />
Kompression (mindestens sieben<br />
Regenwasser<br />
lässt die Türkanten<br />
rosten.<br />
Bar) durch verschlissene Kolbenringe<br />
o<strong>der</strong> falsch eingestellten Ventilen. Die<br />
Kerzengewinde sind sehr empfindlich<br />
und nicht selten endet <strong>der</strong> Versuch<br />
des Kerzentauschs beim Motorinstandsetzer.<br />
Bei einer Testfahrt<br />
muss sich<br />
die Klappe des<br />
Thermostatgehäuses<br />
bei warmem Motor öffnen,<br />
sonst droht Überhitzung.<br />
Das unsynchronisierte Getriebe ist<br />
robust, aber nicht unkaputtbar, und<br />
es ist viel Gefühl beim Gangwechsel<br />
gefragt. Oft wurde deswegen das vollsynchronisierte<br />
Getriebe des Fiat 126<br />
verbaut. Die Antriebswellen <strong>der</strong> Giardiniera<br />
verschleißen am Ruckdämpfer<br />
<strong>der</strong> Schiebestücke und <strong>der</strong> Verzahnungen.<br />
Was sich meist erst zeigt, wenn<br />
man den Pannendienst rufen muss.<br />
Fahrwerk<br />
Alles, was aus Gummi besteht, altert<br />
und sollte auf Verschleiß überprüft<br />
werden. Hinzu kommen ausgeschlagene<br />
vor<strong>der</strong>e Achsschenkel und/o<strong>der</strong><br />
Querlenker, spürbar durch<br />
eine schwergängige<br />
Zwischen Motor und<br />
Getriebe ist Ölverlust<br />
nicht selten.<br />
Lenkung, mangelhaften<br />
Geradeauslauf und unregelmäßige<br />
Abnutzung <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>reifen.<br />
Ist die Querblattfe<strong>der</strong> vorne weich<br />
o<strong>der</strong> gebrochen, haut die Aufhängung<br />
direkt auf<br />
die Anschlaggummis.<br />
Defekte<br />
Stoßdämpfer<br />
sind schon bei <strong>der</strong><br />
Sichtprüfung durch Verölung zu erkennen.<br />
An <strong>der</strong> Hinterachse können die<br />
Schraubenfe<strong>der</strong>n und die Schwingen<br />
<strong>der</strong> Aufhängung brechen und/o<strong>der</strong><br />
stark angerostet sein. Ziehen die<br />
Bremsen nur einseitig, ist ein defekter<br />
Radbremszylin<strong>der</strong> die häufigste Ursache.<br />
Muss das Pedal tief versenkt<br />
werden, bis eine Verzögerung erfolgt,<br />
sind vermutlich die Bremsbacken runter.<br />
Diesen Verdacht unterstützt auch<br />
ein langer Hebelweg <strong>der</strong> Handbremse,<br />
die auf die Hinterrä<strong>der</strong> wirkt.<br />
Innenraum<br />
UV-Strahlung bleicht die<br />
Sitzbezüge aus, das<br />
Gestühl kann durchgesessen<br />
sein. Die<br />
Rücksitzbank sollte<br />
problemlos zu klappen<br />
und das Verdeck zu<br />
öffnen sein. Die Elektrik ist<br />
sehr überschaubar und simpel aufgebaut,<br />
kann aber vom Kupferwurm befallen<br />
sein, was dank schlechter Kontakte<br />
MARKTWERTE<br />
Hupt's? Elektrik im<br />
Spritzwasserbereich<br />
neigt zur Korrosion.<br />
und Masseverbindungen<br />
zu Problemen<br />
führen kann.<br />
Ersatzteilsituation<br />
Von allen Fiat 500 hat die Giardiniera<br />
die größten Probleme: In Sachen Motortechnik<br />
hilft schon mal Material<br />
des Fiat 126 aus, aber passgenaue<br />
Blechteile sind rar und entsprechend<br />
kostspielig.<br />
Fazit<br />
Wenn überhaupt, kommen noch<br />
überlebende Gärtnerinnen aus dem<br />
streusalzarmen Süditalien. Da die<br />
geschäftstüchtigen Signori dort inzwischen<br />
festgestellt haben, welche Rarität<br />
sie da besitzen, wird schnell auf<br />
„schön“ restauriert, hübsch lackiert<br />
und anschließend ein Mondpreis<br />
aufgerufen. Unbedingt einen<br />
Rost nistet auch<br />
rund um die<br />
Scheinwerfer.<br />
Fachmann<br />
mit zur Besichtigung<br />
nehmen!<br />
Die Markenclubs<br />
helfen hier gegen einen<br />
kleinen Obolus gerne aus, <strong>der</strong> gut<br />
eingesetzt ist, bevor man eine völlig<br />
überteuerte Dauerbaustelle in Glitzerpapier<br />
erwirbt.<br />
Fiat 500 Giardiniera<br />
Modelle: Fiat 500 D/F Giardiniera Baujahr: 1960–65/1965–75<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 18.000/16.000 2: 11.200/10.200 3: 7.200/6.700<br />
4: 3.600/3.200 5: 1.100/1.000 Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic<br />
56
Wussten Sie eigentlich, ...<br />
... dass Fiat den 500 mit dem<br />
Inkrafttreten des Selbstmör<strong>der</strong>türen-Verbots<br />
1961 in<br />
Deutschland nur mit einer behördlichen<br />
Ausnahmegenehmigung<br />
vertreiben durfte?<br />
Angler-Idylle anno 1960: Fiat bewarb<br />
die Gärtnerin auch als praktische Freizeit-Kumpeline.<br />
wechselseitiges Verhältnis zueinan<strong>der</strong> verfielen:<br />
Das eine sank, das an<strong>der</strong>e stieg – frei nach<br />
dem Motto: Eile mit Weile. 17,5 PS bekam die<br />
Gärtnerin zugestanden – mehr sollten es nie<br />
werden, während <strong>der</strong> Limousine im Zuge von<br />
Modellpflegemaßnahmen die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
zusätzliche Pferdestärke gegönnt wurde. Nein,<br />
die Giardiniera musste sich mit dem begnügen,<br />
was <strong>der</strong> umgekippte Zweizylin<strong>der</strong> mit dem<br />
Klang eines getunten Rasenmähers zu leisten<br />
vermochte. Obwohl die Kolben parallel liefen,<br />
schüttelte sich <strong>der</strong> Wagen kein bisschen, so<br />
weich und flexibel wurde die Lagerung des<br />
Triebwerkes gewählt.<br />
Fahren will geübt sein<br />
Noch heute ist Anpassungsfähigkeit beim Fahrer<br />
nicht nur in Sachen Motorleistung gefor<strong>der</strong>t,<br />
son<strong>der</strong>n auch im ergonomischen Bereich. Eine<br />
bequeme Sitzposition ist für langbeinige Menschen<br />
kaum erreichbar, zumal das Gaspedal<br />
deutlich weiter vorne sitzt als Kupplung und<br />
Bremse. Auch <strong>der</strong> Wechsel <strong>der</strong> unsynchronisierten<br />
Gänge erfor<strong>der</strong>t Fuß- und Fingerspitzengefühl<br />
sowie Ruhe beim Durchziehen des Schalthebels.<br />
Er gibt dabei nur wenig Rückmeldung,<br />
welche und ob überhaupt eine Übersetzung erfolgreich<br />
eingelegt wurde.<br />
Sehr fein ist das große Faltdach, das die Sonne<br />
hereinlässt und die Mitnahme von Transportgut,<br />
das nicht einmal in heutige Kombis<br />
passen würde, erlaubt. Zwar schränkt <strong>der</strong><br />
schwachbrüstige Motor das Transportvolumen<br />
ein, dafür verzögern die Bremsen so, wie <strong>der</strong><br />
Wagen nicht beschleunigt – nämlich schnell.<br />
Doch diese Nachteile werden von einem gewaltigen<br />
Sympathiebonus wie<strong>der</strong> aufgehoben.<br />
Wem <strong>der</strong> Anblick dieses rollenden Blechbrotkastens<br />
heute kein Lächeln aufs Gesicht zaubert,<br />
dem ist wohl kaum noch zu helfen.<br />
Kleiner Wagen, großer Stauraum<br />
In Innenstädten ist <strong>der</strong> kleine Kombi unschlagbar<br />
– o<strong>der</strong> kennen Sie ein Nutzfahrzeug vergleichbarer<br />
Größe, das noch eine Waschmaschine<br />
aufnehmen kann? So anspruchsvoll die kleine<br />
Signoria in ihrer Bedienung ist, so erstaunlich<br />
gut fe<strong>der</strong>t sie. Verglichen mit dem angelsächsischen<br />
Konkurrenten Mini Van erfreut sie auch<br />
voll beladen durch einen fast sänftenartigen<br />
Charakter. Unterstützt wird dies noch durch das<br />
überraschend bequeme Gestühl, wobei die<br />
Rückbank für eine Verlängerung <strong>der</strong> Ladefläche<br />
Nicht nur Waschmaschinen, auch Haustiere finden ausreichend Platz im La<strong>der</strong>aum <strong>der</strong><br />
Gärtnerin. Langes und sperriges Gut kann durch das geöffnete Dach geführt werden.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 57
Porträt | Fiat 500 Giardiniera<br />
Ein sympathisches Duo: Besitzerin<br />
Bianca Obermaier<br />
aus dem badischen Laudenbach<br />
ist größenmäßig perfekt<br />
an ihre heiß geliebte Giardiniera<br />
angepasst.<br />
mit einem Handgriff umgelegt werden kann.<br />
Und dann diese Wendigkeit – wo an<strong>der</strong>e erst<br />
das Lenkrad einschlagen, ist <strong>der</strong> Fiat schon um<br />
die Kurve geflitzt. Da kein Motorgewicht auf<br />
den Vor<strong>der</strong>rä<strong>der</strong>n liegt, bleibt die Lenkung angenehm<br />
leichtgängig.<br />
Die Mo<strong>der</strong>ne zieht ungeachtet vorbei<br />
So wuselte sich die Gärtnerin durch ihr natürliches<br />
Habitat <strong>der</strong> pittoresken Altstädte – jedoch<br />
in einer Art Zeitblase, da an ihr sämtliche<br />
Mo<strong>der</strong>nisierungen vorbeigingen, welche Fiat<br />
<strong>der</strong> Limousine angedeihen ließ. Die Selbstmör<strong>der</strong>türen<br />
blieben ihr bis zum Produktionsende<br />
1976 erhalten. Bei <strong>der</strong> Limousine hingegen<br />
ein geän<strong>der</strong>tes Markenzeichen trugen. Letzten<br />
Endes wurde die Giardiniera jedoch von <strong>der</strong><br />
Zeit überholt. Mitte <strong>der</strong> 70er-Jahre noch die<br />
Motorleistung, Getriebetechnik und Ausstattung<br />
aus den <strong>50er</strong>n anzubieten, war auch dem<br />
hingebungsvollsten Gärtnerinnen-Liebhaber<br />
nicht mehr zu vermitteln. Denn es ging um Geld<br />
und an <strong>der</strong>e Mütter hatten auch hübsche Töchter<br />
– mit mehr PS und mo<strong>der</strong>nerer Ausstattung.<br />
Ob allerdings mit mehr Charakter wie die Giardiniera,<br />
bleibt jedem selbst überlassen …<br />
Michael Schäfer<br />
Ein Kombi muss nicht automatisch<br />
groß sein – 3,18 Meter Länge<br />
reichen <strong>der</strong> Giardiniera völlig aus.<br />
wurden sie 1965 auf hinteren Anschlag umkonstruiert<br />
– mit Einführung <strong>der</strong> F-Serie des 500.<br />
Seit dem Inkrafttreten des Selbstmör<strong>der</strong>türen-<br />
Verbots 1961 durfte Fiat den 500 in Deutschland<br />
nur mit einer behördlichen Ausnahmegenehmigung<br />
vertreiben. Später war <strong>der</strong> deutsche<br />
Markt für den „Familiare“, wie die Giardiniera<br />
hierzulande hieß, verschlossen. Ersetzt wurde<br />
sie durch den Autobianchi Panoramio – die<br />
Edelvariante des 500 Kombi.<br />
Ab März 1968 übergab Fiat aus Kapazitätsgründen<br />
die Giadiniera-Produktion an Autobianchi,<br />
weshalb diese Exemplare an <strong>der</strong> Front<br />
Ein schöner Vorher-Nacher-Vergleich: Die Verwandtschaft <strong>der</strong> beiden 500er ist eindeutig.<br />
58
Die Super-Schnäppchen <strong>der</strong> 70er<br />
Mercedes-Benz W 123 • Trabant 601 • Citroën CX • Opel Ascona B • Lancia Beta • Peugeot 304 Cabrio • Ford Capri Mk. II<br />
Die Super-Schnäppchen<br />
70<br />
<strong>der</strong><br />
Sportsfreund<br />
Seite XII<br />
Alltags-<br />
Schnäppchen<br />
6.400 €<br />
Coupé-<br />
Schnäppchen<br />
7.400 €<br />
Komfort-<br />
Schnäppchen<br />
4.700 €<br />
Cabrio-<br />
Schnäppchen<br />
9.000 €<br />
er<br />
Klein-<br />
wagen-<br />
Schnäppchen<br />
2.800 €<br />
Treuer<br />
Freund<br />
Seite II<br />
Dauerläufer Seite XIV<br />
Captain Future<br />
Seite IV<br />
Design-<br />
Schnäppchen<br />
Frischluft-Löwe<br />
Seite X<br />
Familien-<br />
Schnäppchen<br />
4.700 €<br />
4.000 €<br />
Alltags-Kumpel Seite VI Bella Figura Seite VIII<br />
Lust auf ein schickes 70er-Jahre-Automobil, aber keine Lust, zu viel<br />
Geld dafür auszugeben? Zudem sind Sie noch unsicher, was Sie<br />
eigentlich suchen – zum Beispiel etwas Sportliches, Familientaug -<br />
liches o<strong>der</strong> Exotisches? <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> hat für Sie die Super-Schnäppchen<br />
<strong>der</strong> 70er (Zustand 2) zusammengestellt und nach Alltagstauglichkeit,<br />
Sportlichkeit, Komfort, Reparaturfreundlichkeit, Ersatzteilversorgung<br />
und Spaßfaktor bewertet – übersichtlich dargestellt mit<br />
0 (schlecht) bis 5 (sehr gut) Schraubenschlüssel-Symbolen.
Super-Schnäppchen <strong>der</strong> 70er | Kleinwagen-Schnäppchen<br />
Trabant 601<br />
Treuer<br />
Freund<br />
Klein-<br />
wagen-<br />
Schnäppchen<br />
2.800 €<br />
Für die meisten DDR-Bürger<br />
war ein Trabi ein begehrtes und<br />
geliebtes Familienmitglied.<br />
Nach <strong>der</strong> Wende wurden Trabis<br />
für einen Kasten Bier verhökert,<br />
verheizt, verhunzt und ihre<br />
Besitzer mitleidig belächelt.<br />
Heute gelten originale<br />
Trabanten als charmante<br />
und günstige Spaß-Klassiker.<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
VEB Sachsenring,<br />
Zwickau<br />
Modell Trabant 601<br />
Motor<br />
2-Zyl.-Zweitakt, luftgekühlt,<br />
vorne quer eingebaut<br />
Hubraum (ccm) 595<br />
Leistung (PS) 23–26<br />
Getriebe<br />
4-Gang, synchr., Freilauf im<br />
vierten Gang<br />
Antrieb<br />
Frontantrieb<br />
Fahrwerk vorne Querblattfe<strong>der</strong>, Querlenker<br />
Fahrwerk hinten Querblattfe<strong>der</strong>, Dreieckslenker,<br />
Teleskopdämpfer<br />
Reifen<br />
145SR13<br />
Bremsen v/h Trommeln/Trommeln<br />
Maße L x B x H (mm) 3.555 (Universal: 3.560) x<br />
1.510 x 1.437<br />
Vmax (km/h) 100<br />
0–100 km/h (s) k. A.<br />
Leergewicht (kg) 615–650<br />
Verbrauch (l/100 km) 6–9<br />
Bauzeit 1964–90<br />
Stückzahl 2.818.547<br />
Neupreis (Ostmark) 10.887 (1990)<br />
Clubliste<br />
http://trabiigunterfr.bplaced.<br />
net/clubliste/index.htm<br />
Das Flossenheck war in den 60ern topaktuell.<br />
Ausstellfenster hinten sorgen für Frischluft.<br />
Das Interieur<br />
ist schmucklos,<br />
eine<br />
Tankuhr gab<br />
es erst in den<br />
letzten<br />
Baujahren.<br />
Der Zweitakter<br />
verbirgt<br />
sich unter<br />
dem Kühl -<br />
gebläse und<br />
dem Luft -<br />
filtergehäuse.<br />
II<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> EXTRA
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-TIPP<br />
Unbedingt<br />
checken<br />
· Ist das Blech unter <strong>der</strong><br />
Duroplast-Außenhülle in gutem, rostfreiem<br />
Zustand?<br />
• Sind die Fahrwerksbuchsen und das<br />
Lenkgetriebe in gutem, spielfreiem Zustand?<br />
• Radbremszylin<strong>der</strong> können schon nach<br />
kurzer Standzeit festrosten. Prüfen, dass<br />
<strong>der</strong> Wagen beim Bremsen gleichmäßig<br />
zieht.<br />
Der Trabant 601 erblickte 1964 das Licht<br />
<strong>der</strong> Welt und war seinerzeit selbst aus<br />
westlicher Sicht noch nicht wirklich veraltet.<br />
Auch DKW und Saab hatten noch bis Mitte<br />
<strong>der</strong> 60er-Jahre Modelle mit Zweitaktmotoren<br />
im Programm. In <strong>der</strong> DDR war <strong>der</strong> „Trabi“ das<br />
wohl populärste Auto, für das man allerdings<br />
DDR-typisch lange Wartezeiten in Kauf nehmen<br />
musste. Vor allem in <strong>der</strong> geräumigeren<br />
Kombivariante „Universal“ war <strong>der</strong> Trabant<br />
durchaus familien- und kurzreisetauglich.<br />
Die Außenhaut des DDR-Volkswagens besteht<br />
aus Duroplast, einem robusten Kunststoff,<br />
<strong>der</strong> mit dem Stahlblechaufbau des Fahrzeugs<br />
verklebt, verschraubt und vernietet wurde. Rost<br />
ist dennoch das größte Problem des Kleinen,<br />
denn unter dem Duroplast blüht <strong>der</strong> Gilb meist<br />
in gefährlichem Maße. Dies kann auch bei „restaurierten“<br />
Exemplaren <strong>der</strong> Fall sein, weil viele<br />
den hohen Aufwand scheuen, die Karosse von<br />
<strong>der</strong> Struktur zu trennen und dem versteckten<br />
Rost den Garaus zu machen. Außer den Radkästen<br />
sind auch Schweller, Stoßdämpferaufnahmen<br />
in den Radkästen, Bodenbleche und<br />
<strong>der</strong> vor<strong>der</strong>e Querträger stark rostgefährdet. Die<br />
an sich sehr simple Technik verlangt nach intensiver<br />
Pflege.<br />
Im Heck war nur Platz für kleinere Lasten.<br />
MARKTWERTE<br />
Modell: Trabant 601 Limousine/Universal<br />
Baujahr: 1964–90<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 4.500/4.800 2: 2.800/3.000<br />
3: 1.800/1.900 4: 800/900<br />
5: 200/200<br />
Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic<br />
BEWERTUNG<br />
Alltagstauglichkeit<br />
Sportlichkeit<br />
Komfort<br />
Reparaturfreundlichkeit<br />
Ersatzteilversorgung<br />
Spaßfaktor<br />
Wertprognose<br />
FAZIT<br />
stabil<br />
Wer sich mental auf den kleinen Racker<br />
einlässt, hat viel Spaß mit einem ganz speziellen<br />
Fahrgefühl.<br />
Fotos: Fre<strong>der</strong>ik E. Scherer<br />
Simple Technik, hoher Wartungsbedarf<br />
Da <strong>der</strong> Zweitakter oft noch befriedigend läuft,<br />
wenn er schon längst neue Haupt- o<strong>der</strong> Pleuellager<br />
bräuchte, sind größere Schäden nicht selten.<br />
Der 600 Kubikzentimeter große Zweizylin<strong>der</strong>-Zweitakter<br />
liefert 23 bis 26 PS über ein synchronisiertes<br />
Vierganggetriebe an die schmalen<br />
Vor<strong>der</strong> rä<strong>der</strong>, was für etwa 100 Kilometer pro<br />
Stunde in <strong>der</strong> Spitze ausreicht. Bei guter Pflege<br />
hat <strong>der</strong> Motor in <strong>der</strong> Regel eine Lebensdauer<br />
von etwa 80.000 Kilometern, bevor größere Reparaturen<br />
o<strong>der</strong> ein Austauschmotor (650 Euro<br />
beim Fachmann) fällig werden.<br />
Das Fahrwerk benötigt regelmäßige Schmierdienste,<br />
um den Verschleiß an Buchsen und Lagern<br />
im Zaum zu halten, und die Bremsen mögen<br />
keine monatelangen Standzeiten – die Radbremszylin<strong>der</strong><br />
gehen schnell fest und dann zieht<br />
die Fuhre beim Bremsen unkontrolliert nach<br />
links o<strong>der</strong> rechts.<br />
Nicht perfekt ohne Mängel<br />
Aber all die kleinen Mängel machen den Trabi<br />
ja erst so charmant. Er verlangt eben viel Liebe<br />
und Verständnis von seinem Besitzer, dankt es<br />
ihm aber dann mit einem urtümlichen Fahrgenuss,<br />
<strong>der</strong> nichts mit dem eines mo<strong>der</strong>nen Automobils<br />
zu tun hat.<br />
Man sitzt vor einem kargen Armaturenbrett,<br />
das Zweispeichenlenkrad (ein umschäumtes Sicherheitslenkrad<br />
gab es erst ab 1988) vor <strong>der</strong><br />
Brust. Das wichtigste Instrument ist <strong>der</strong> Tacho,<br />
eine Tankanzeige gibt es nicht – <strong>der</strong> Kraftstoffvorrat<br />
wird mit einer Holzleiste durch den Einfüllstutzen<br />
kontrolliert. Der Motor meldet sich<br />
mit typischem Zweitaktton und einem blauen<br />
Wölkchen am Heck arbeitsbereit und man muss<br />
fleißig schalten, um den Lärm in spürbare Vorwärtsbewegung<br />
umzusetzen. Ein Radio ist dabei<br />
überflüssig, auch Unterhaltungen sind ab<br />
Tempo 80 nicht mehr wirklich unterhaltsam.<br />
Jörn-M. Müller-Neuhaus<br />
Super-Schnäppchen <strong>der</strong> 70er<br />
III
Super-Schnäppchen <strong>der</strong> 70er | Komfort-Schnäppchen<br />
Citroën CX 2000/2200 Pallas<br />
Captain Future<br />
Reisen wie Gott in Frankreich: Geschwindigkeitsrekorde<br />
stellt man in <strong>der</strong> Kommandozentrale des<br />
futuristischen CX 2000 o<strong>der</strong> 2200 Pallas<br />
zwar nicht auf, doch Citroëns<br />
Raumschiff ist günstig, plüschig,<br />
sparsam und komfortabel –<br />
das perfekte Reisemobil.<br />
Komfort-<br />
Schnäppchen<br />
4.700 €<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
Citroën, Aulnay-sous-<br />
Bois, Frankreich<br />
Modell Citroën CX 2000/<br />
2200 Pallas<br />
Motor<br />
4-Zyl.-Reihe, ohc,<br />
wassergekühlt<br />
Hubraum (ccm) 1.985/2.175<br />
Leistung (PS) 102/112 bei 5.500 U/min<br />
Getriebe<br />
4-Gang<br />
Antrieb<br />
Frontantrieb<br />
Fahrwerk vorne Einzelradaufhängung,<br />
Doppelquerlenker, Querstabi<br />
Fahrwerk hinten Einzelradaufhängung,<br />
Längsschwingen, Querstabi<br />
Reifen 185 R 14<br />
Bremsen v/h Scheiben/Scheiben<br />
Vmax (km/h) 178/182<br />
0–90 km/h (s) 8,4/7,8<br />
Leergewicht (kg) 1.265/1.285<br />
Verbrauch (l/100 km) 9<br />
Bauzeit 1974–79<br />
Stückzahl 1.170.645 (alle Modelle)<br />
Neupreis (DM) 19.950 (2200, 1976)<br />
Club/Weblink www.citroencx.de,<br />
www.cx-basis.de<br />
Hebelfrei: Blinker und Scheibenwischer werden<br />
an dem linken Bediensatelliten betätigt.<br />
Windschnittig: Die konvexe Heckscheibe<br />
verbessert den Cw-Wert.<br />
Futuristisch: Dieses<br />
Armaturenbrett<br />
gehört zum<br />
Prestige, doch<br />
<strong>der</strong> Blick auf<br />
Walzentacho und<br />
Bediensatelliten<br />
bleibt beim 2000/<br />
2200 gleich.<br />
Vererbt:<br />
Der Vierzylin<strong>der</strong><br />
stammt<br />
aus <strong>der</strong> DS.<br />
IV<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> EXTRA
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-TIPP<br />
Unbedingt<br />
checken<br />
· Durchrostungen an den<br />
unteren Enden <strong>der</strong> B-Säule: nicht kaufen!<br />
· Rost am hinteren Fahrschemel: Schweißen<br />
ist offiziell nicht erlaubt.<br />
· Manschetten und Lager an <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>achse<br />
prüfen.<br />
· Die Elektrik sollte funktionieren.<br />
· Eine harte Fe<strong>der</strong>ung weist auf verschlissene<br />
Fe<strong>der</strong>kugeln hin.<br />
· Rostige Druckleitungen <strong>der</strong> Hydropneumatik<br />
checken.<br />
· Richtig teuer: verrostete Rahmenaufnahmen<br />
an den vor<strong>der</strong>en Radkästen und kaputte<br />
Schwingarmlager <strong>der</strong> Hinterachse.<br />
Extravagant ist wohl das erste Wort, das<br />
dem Betrachter des Citroën CX 2000/<br />
2200 Pallas in den Sinn kommt. Der Nachfolger<br />
<strong>der</strong> DS, <strong>der</strong> optisch an den GS angelehnt<br />
ist, tritt auch ganz an<strong>der</strong>s in Erscheinung als seine<br />
Zeitgenossen: Der Windkanal formte ihn wie<br />
ein Ufo, dessen Bodenblech auf <strong>der</strong> Straße klebt,<br />
was elegantes Einsteigen fast unmöglich macht.<br />
Doch wer sich in das von Robert Opron designte<br />
Gefährt traut, wird mit plüschigen Sitzen und,<br />
dank quer eingebauten Motors, mit viel Platz in<br />
<strong>der</strong> ersten Reihe belohnt. Unweigerlich folgt<br />
meist ein großes Fragezeichen, nämlich wenn<br />
<strong>der</strong> Blick auf das Armaturenbrett fällt: Den Walzentacho<br />
und die Bediensatelliten verdankt <strong>der</strong><br />
CX Michel Hermand – wenn da mal kein Enterprise-Feeling<br />
aufkommt. Einspeichen-Lenkrad,<br />
we<strong>der</strong> Blinker- noch Scheibenwischerhebel, dafür<br />
jede Menge bunte Kontrollleuchten.<br />
Plüschig: Auf den Rück- wie auf den Vor<strong>der</strong>sitzen<br />
genießt man echtes Fernsehsessel-Feeling.<br />
MARKTWERTE<br />
Modell: Citroën CX 2000/2200 Pallas<br />
Baujahr: 1976–79<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 7.500 2: 4.700<br />
3: 3.000 4: 1.400<br />
5: 300 Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic<br />
BEWERTUNG<br />
Alltagstauglichkeit<br />
Sportlichkeit<br />
Komfort<br />
Reparaturfreundlichkeit<br />
Ersatzteilversorgung<br />
Spaßfaktor<br />
Wertprognose<br />
FAZIT<br />
stabil<br />
So viel Komfort für so wenig Geld. Der CX<br />
punktet auch mit spannen<strong>der</strong> Technik und<br />
aufregendem Design. Wer ihn beherrscht,<br />
wird ihn lieben.<br />
Fotos: Fre<strong>der</strong>ik Scherer<br />
Technische Beson<strong>der</strong>heit à la Citroën<br />
Nach dem Starten baut die Hydropneumatik so<br />
lange Druck zum Heben des Wagenhecks auf,<br />
bis <strong>der</strong> Druckregler klackt, erst dann darf <strong>der</strong><br />
Vierzylin<strong>der</strong> mit 102 PS (CX 2000) bzw. 112 PS<br />
(2200 Pallas) gefüttert werden. Das von <strong>der</strong> DS<br />
vererbte Aggregat gilt als äußerst robust, Laufleistungen<br />
von über 300.000 Kilometern sind keine<br />
Seltenheit. CX-Fans schwärmen vom bequemen<br />
Dahingleiten. In Sachen Ausstattung ist <strong>der</strong><br />
Pallas die bessere Wahl, <strong>der</strong> Name steht für Komfort<br />
schlechthin. So verfügt <strong>der</strong> 2200 Pallas beispielsweise<br />
über Servolenkung, <strong>der</strong> 2000 ist die<br />
„spartanische“ Basisvariante – richtigen Luxus<br />
bot seinerzeit nur die DS. Kaum hatte sie abgedankt,<br />
begann die „Ausstattungsmanie“ im CX.<br />
Der Franzose soll das Reisefahrzeug par excellence<br />
sein – doch bis dahin erfor<strong>der</strong>t es ein<br />
wenig Fahrpraxis. Auf hektisches Kurbeln in Kurven<br />
dank mangeln<strong>der</strong> Servo sollte man sich beim<br />
CX 2000 zu Beginn einstellen und bei beiden Modellen<br />
auf plötzliches Nachvorneschnellen <strong>der</strong><br />
Insassen dank brachial wirken<strong>der</strong> Bremskräfte.<br />
Auch gewöhnungsbedürftig: die Diravi-Lenkung<br />
aus dem SM in den Modellen ab 1976. Alle Lenkbefehle<br />
werden hydraulisch ausgeführt. Je höher<br />
das Fahrtempo, desto mehr Kraftaufwand ist<br />
nötig; und wenn <strong>der</strong> Wagen hält, dreht sich das<br />
Lenkrad, sobald es losgelassen wird, selbstständig<br />
in seine Ausgangsposition zurück.<br />
Auf und nie<strong>der</strong>, immer wie<strong>der</strong><br />
Für den absoluten Komfortkick sorgt die Hydropneumatik:<br />
Sie lässt nahezu keine Unebenheiten<br />
zu den Insassen vordringen, André Barthélémy<br />
machte das Fahrwerk noch stabiler, indem er<br />
Motor, Getriebe, Vor<strong>der</strong>- und Hinterachse in verschraubten<br />
Fahrschemeln fixierte und diese mit<br />
flachen Längsträgern verband. Das Ganze wurde<br />
über Gummipuffer mit <strong>der</strong> Karosserie verschraubt,<br />
was die Fe<strong>der</strong>ung weiter verbessert.<br />
Und das Vorurteil, die Hydropneumatik sei sehr<br />
anfällig? Stimmt nicht, sie ist äußerst zuverlässig,<br />
sagen die CX-Fans. Fe<strong>der</strong>kugeln und Druckspeicher<br />
sind die Hauptverschleißteile: Fe<strong>der</strong>t das<br />
Auto hart, müssen die Kugeln ausgetauscht werden.<br />
Alle 30.000 bis 40.000 Kilometer steht ein<br />
Ölwechsel an – wer sich daran hält und seinen<br />
CX brav wartet, darf fahren wie Gott in Frankreich.<br />
Alexandra Wurl<br />
Super-Schnäppchen <strong>der</strong> 70er<br />
V
Super-Schnäppchen <strong>der</strong> 70er | Familien-Schnäppchen<br />
Opel Ascona B<br />
Alltags-<br />
Kumpel<br />
Fahrschulen und Familienväter<br />
griffen eifrig zu, als Opel mit dem<br />
Ascona B die Lücke zwischen<br />
Kadett und Rekord schloss.<br />
Solide, zuverlässig und<br />
wirtschaftlich sind bis<br />
heute seine Prädikate.<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
Opel, Rüsselsheim<br />
Modell<br />
Opel Ascona B 1,2 N–2,0 E<br />
Motor<br />
4-Zyl.-Reihe, wassergekühlt,<br />
ohv; Dieselmotor (2,0 D)<br />
Hubraum (ccm) 1.196–1.988<br />
Leistung (PS) 55–110<br />
Getriebe<br />
4-Gang, 3-Gang-Automatik<br />
(außer 1,2 N/S und 1,3 N/S)<br />
Antrieb<br />
Heck<br />
Fahrwerk vorne Doppelquerlenker, Schraubenfe<strong>der</strong>n,<br />
Drehstab-Stabi<br />
Fahrwerk hinten Deichsel-Starrachse, Längslenker,<br />
Panhardstab, Schraubenfe<strong>der</strong>n,<br />
Drehstab-Stabi<br />
Reifen/Felgen 165 SR 13, 185/70 SR 13,<br />
185/70 HR 13<br />
Bremsen v/h Scheiben/Trommeln<br />
Vmax (km/h) 138–187<br />
0–100 km/h (s) 11–24,5<br />
Leergewicht (kg) 900–1.080<br />
Verbrauch (l/100 km) 9–13 (Benzin), 9–10 (Diesel)<br />
Bauzeit 1975–81<br />
Stückzahl 1,3 Mio. (+216.000 als<br />
Vauxhall Cavalier in England)<br />
Neupreis (DM) ab 10.400<br />
Club/Weblink www.ascona-a-b-ig.de<br />
Zierde: Chromteile sind rar bis nicht mehr<br />
vorhanden und entsprechend teuer.<br />
Gesucht: Zweitürer sind in <strong>der</strong> Fan-Gemeinde<br />
beliebter als die viertürige Variante.<br />
Plastik über alles:<br />
Das Armaturenbrett<br />
(hier des 2,0<br />
D, 1978) zeigt sich<br />
übersichtlich und<br />
schnörkellos.<br />
Nicht ungewöhnlich:<br />
Über<br />
200.000 Kilometer<br />
können die<br />
Motoren bereits<br />
geleistet haben.<br />
VI<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> EXTRA
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-TIPP<br />
Unbedingt<br />
checken<br />
· Rostvorsorge gab es<br />
nicht; untersuchen Sie die Karosserie<br />
gründlich!<br />
· Restaurierten Exemplaren sofort eine<br />
Hohlraumversiegelung spendieren.<br />
· Lange Probe fahren, denn dickes Motor -<br />
öl kann Klappergeräusche kurzfristig<br />
verbergen.<br />
· Motorraum auf Dichtigkeit prüfen, Ölwanne,<br />
Ölpumpe und Kurbelwellenabdichtring<br />
können auffällig sein.<br />
· Prüfen Sie, ob alle Teile vorhanden sind:<br />
Intakte Türverkleidungen, Sitze und <strong>der</strong>en<br />
Bezüge sind rar.<br />
Der Ascona B – ein typischer Mittelklasse-Opel?<br />
Stimmt. Und <strong>der</strong> bekannte<br />
Werbespruch „Opel, <strong>der</strong> Zuverlässige“<br />
passt wie die Faust aufs Auge. Klingt ein wenig<br />
langweilig? Für einige mag das Design <strong>der</strong> zweiten<br />
Ascona-Generation bie<strong>der</strong> wirken, doch Kritiker<br />
sollten bedenken, dass <strong>der</strong> B noch heute<br />
bei korrekter, nicht aufwendiger Pflege ein langlebiger<br />
und alltagstauglicher Begleiter ist. Mit<br />
Platz für Familie und Gepäck. Im Vergleich zu<br />
seinem Vorgänger hat <strong>der</strong> Ascona B in einigen<br />
Punkten positiv zugelegt: Das Fahrwerk wartete<br />
mit verbesserter Radaufhängung vorne auf, die<br />
Karosserie wuchs um 20 Zentimeter und bot<br />
den Insassen dadurch mehr Beinfreiheit. Größere<br />
Fensterscheiben sorgten für eine bessere<br />
Rundumsicht. Bequeme Vollschaumsitze machten<br />
längere Fahrten erträglicher. Als Caravan<br />
hat es ihn nie gegeben, nur als zwei- und viertürige<br />
Limousine. Neben <strong>der</strong> Grundausstattung<br />
bot Opel noch den eleganteren L, den plüschigen<br />
Berlina und den sportlichen SR an.<br />
Sportlicher SR: schwarzer Lack auf den Seitenstreifen<br />
und zwischen den Rücklichtern.<br />
MARKTWERTE<br />
Modell: Opel Ascona B<br />
Baujahr: 1975–81<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 7.500 2: 4.700<br />
3: 3.000 4: 1.200<br />
5: 300<br />
Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic<br />
BEWERTUNG<br />
Alltagstauglichkeit<br />
Sportlichkeit<br />
Komfort<br />
Reparaturfreundlichkeit<br />
Ersatzteilversorgung<br />
Spaßfaktor<br />
Wertprognose<br />
FAZIT<br />
Familien-<br />
Schnäppchen<br />
4.700 €<br />
stabil<br />
Solide, verlässlich und einfach zu handhaben<br />
– wer das sucht und Platz für die Familie<br />
braucht, liegt mit dem Ascona B genau<br />
richtig.<br />
Fotos: Peter Böhlke, Opel Classic Archiv <strong>der</strong> Adam Opel AG, Weickinger/Commonsmedia<br />
Verlässlich statt aufregend<br />
Solide und simpel ist die Technik, einfach und<br />
übersichtlich die Bedienung. Nicht umsonst versahen<br />
viele Ascona B als Fahrschulauto ihren<br />
Dienst. Bis heute kommen auch weniger versierte<br />
Schrauber mit dem Rüsselsheimer zurecht.<br />
Richtige Problemzonen suche man übrigens<br />
vergebens, so die Fan-Gemeinde. Auch<br />
wenn die kurzhubigen Frontmotoren als zuverlässig<br />
und langlebig gelten, sollte <strong>der</strong> Besitzer<br />
keinen Wartungsstau heraufbeschwören. Nicht<br />
wun<strong>der</strong>n beim Kauf: Laufleistungen von über<br />
200.000 Kilometern sind nicht ungewöhnlich –<br />
<strong>der</strong> Ascona galt als typisches Gebrauchsauto.<br />
Doch Vorsicht: Scheppernde Motorgeräusche<br />
und kleine Lecks „kurieren“ reparaturfaule Ascona-Verkäufer<br />
gern mit dickerem Motoröl. Nur<br />
wer den entsprechenden Wagen lange Probe<br />
fährt und auf Temperatur bringt, kann die verräterischen<br />
Geräusche ausmachen.<br />
Was <strong>der</strong> Familienkutsche am meisten zu<br />
schaffen macht? Rost. Daher sollte beim Kauf<br />
beson<strong>der</strong>s gründlich untersucht werden, an welchen<br />
Stellen Reparaturbleche zum Tragen kommen,<br />
wie zum Beispiel an den Übergängen vom<br />
Schweller zum Seitenblech. Fehlt dort die senkrechte<br />
Sicke, handelt es sich um ein Ersatzblech.<br />
Vollständig statt puzzelig<br />
Die Ersatzteillage hat sich in den letzten Jahren<br />
verschlechtert, vieles ist nicht mehr lieferbar.<br />
Das A und O ist daher ein vollständiger Wagen.<br />
Chromteile gibt es kaum noch, Türverkleidungen,<br />
Sitze und Bezüge zu finden gestaltet sich<br />
schwer. Und Bleche? Bevor qualitativ oft min<strong>der</strong>wertigere<br />
Neuteile verwendet werden, lieber<br />
gebrauchte Originalteile aufarbeiten! In Sachen<br />
Technik hilft das Baukastensystem weiter, denn<br />
Ascona B und Manta B sind technisch baugleich.<br />
Wer Glück hat, findet einen Ascona aus Rentnerhand<br />
– die sind meist gut gepflegt o<strong>der</strong> standen<br />
länger still. Und dann darf er sich über einen<br />
treuen und vor allem sparsamen Gesellen<br />
freuen, sodass bei dem einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Tankstopp noch etwas Geld für ein Eis übrig<br />
bleibt, um die Jugend auf dem Rücksitz ruhig<br />
zu stellen.<br />
Alexandra Wurl<br />
Super-Schnäppchen <strong>der</strong> 70er<br />
VII
Super-Schnäppchen <strong>der</strong> 70er | Design-Schnäppchen<br />
Lancia Beta Berlina<br />
Bella figura<br />
Der Lancia Beta Berlina war bei seiner<br />
Präsentation 1972 seiner Zeit voraus,<br />
kam aber in Deutschland nie über<br />
einen Achtungserfolg hinaus.<br />
Noch heute ist er praktisch,<br />
stilvoll und zudem<br />
preiswert. Ein echter<br />
Fall für Kenner!<br />
Design-<br />
Schnäppchen<br />
4.000 €<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
Lancia, Turin, Italien<br />
Modell<br />
Beta Berlina<br />
Motor<br />
4-Zyl.-Reihe, wassergekühlt,<br />
dohc<br />
Hubraum (ccm) 1.297–1.995<br />
Leistung (PS) 82–119<br />
Getriebe<br />
5-Gang<br />
Antrieb<br />
Frontantrieb<br />
Fahrwerk vorne McPherson-Fe<strong>der</strong>beine,<br />
Querstabilisator<br />
Fahrwerk hinten Querlenker, Fe<strong>der</strong>nbeine,<br />
Schraubenfe<strong>der</strong>, Stabilisator<br />
Reifen<br />
155SR14–175/70HR14<br />
Bremsen v/h Scheiben/Scheiben<br />
Maße L x B x H (mm) 3.975 x 1.555 x 1.320<br />
Vmax (km/h) 160–180<br />
0–100 km/h (s) 10–15<br />
Leergewicht (kg) 1.120<br />
Verbrauch (l/100 km) 9–12<br />
Bauzeit 1972–82<br />
Stückzahl 194.916<br />
Neupreis (DM) 14.490 (Beta 1600, 1976)<br />
Club<br />
Lancia IG e. V.,<br />
Tel. (06131) 622 32 56,<br />
www.lancia-ig.de<br />
Markant: Ab 1976 stecken die Doppelscheinwerfer<br />
hinter rechteckigem Glas.<br />
Unpraktisch: Die kleine Kofferklappe blieb<br />
während <strong>der</strong> ganzen Bauzeit unverän<strong>der</strong>t.<br />
Typisch 70er: das Armaturenbrett<br />
mit dem<br />
Mischmasch aus runden<br />
und eckigen Instrumenten.<br />
Es ist<br />
komplett bestückt.<br />
Trendsetter: Mit<br />
zwei oben liegenden<br />
Nockenwellen, Fünfganggetriebe<br />
und<br />
Frontantrieb war dieser<br />
Fiat-Motor <strong>der</strong><br />
Konkurrenz voraus.<br />
VIII<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> EXTRA
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-TIPP<br />
Unbedingt<br />
checken<br />
• Ist die Innenausstattung<br />
komplett und in gutem Zustand? Ersatzteile<br />
sind schwer zu bekommen.<br />
• Wenn größere Durchrostungen an tragenden<br />
Teilen o<strong>der</strong> Anbauteilen wie Türen<br />
o<strong>der</strong> Hauben auffallen, ist eine Instandsetzung<br />
meist nicht wirtschaftlich.<br />
• Generell ist die Teileversorgung bei<br />
Technikteilen akzeptabel, bei Blech und<br />
Innenausstattung schlecht bis sehr<br />
schlecht.<br />
Lancia stand seit Gründung <strong>der</strong> Marke für<br />
technisch eigenwillige und optisch markante<br />
Fahrzeuge mit hohem Qualitätsanspruch.<br />
Als Beispiel seien nur die Appia-, Fulvia-<br />
und Flavia-Baureihen <strong>der</strong> <strong>50er</strong>- und 60er-<br />
Jahre mit dem kompakten V4-Zylin<strong>der</strong> mit<br />
extrem kleinem Zylin<strong>der</strong>winkel genannt.<br />
Auch <strong>der</strong> 1972 vorgestellte Lancia Beta war<br />
seiner Zeit voraus. Die Schräghecklimousine war<br />
zwar optisch kein Hingucker, dafür aber mo<strong>der</strong>n,<br />
praktisch, geräumig und sehr familientauglich.<br />
Das Konzept einer Schräghecklimousine war damals<br />
noch neu und nicht nur die Fachpresse war<br />
begeistert. Einziger Kritikpunkt über die ganze<br />
Bauzeit blieb die kleine Kofferraumklappe, die<br />
das Beladen unnötig erschwerte.<br />
Die vorne quer eingebauten Doppelnockenwellen-Motoren<br />
mit 1,3 bis zwei Liter Hubraum<br />
und 82 bis 119 PS waren überarbeitete Fiat-Aggregate<br />
und trieben die Vor<strong>der</strong>rä<strong>der</strong> über ein<br />
Fünfganggetriebe an. Presse und Besitzer waren<br />
voll des Lobes über die Motoren, die rundum<br />
überzeugende Straßenlage, die guten Bremsen<br />
mit Scheiben an allen vier Rä<strong>der</strong>n und den<br />
hohen Komfort, was den Beta für die sportlich<br />
angehauchte Familie attraktiv machte.<br />
Sachlich: Versenkte Türgriffe sorgen für<br />
glatte Linien und leichte Handhabung.<br />
MARKTWERTE<br />
Modell: Lancia Beta Berlina (Limousine)<br />
Baujahr: 1972–82<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 6.500 2: 4.000<br />
3: 2.600 4: 1.300<br />
5: 400 Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic<br />
BEWERTUNG<br />
Alltagstauglichkeit<br />
Sportlichkeit<br />
Komfort<br />
Reparaturfreundlichkeit<br />
Ersatzteilversorgung<br />
Spaßfaktor<br />
Wertprognose<br />
FAZIT<br />
stabil<br />
Der Lancia Beta ist in gutem Zustand ein<br />
problemloser, praktischer und günstiger Oldie<br />
mit guten Fahrleistungen. Den Exotenbonus<br />
gibt es sozusagen kostenlos dazu!<br />
Fotos: Magiccarpics<br />
Schwerer Stand für den Exot<br />
Theoeretisch hätte <strong>der</strong> Beta also ein Bombenerfolg<br />
werden sollen, doch zumindest in<br />
Deutschland blieb ihm dieses Glück verwehrt.<br />
Das lag wohl auch daran, dass <strong>der</strong> Lancia Beta<br />
hierzulande deutlich teurer war als die Klassenkollegen<br />
von Fiat, Opel, Ford und an<strong>der</strong>en. 1976<br />
kostete <strong>der</strong> Beta mit 1,6-Liter-Motor 14.500 DM,<br />
während ein vergleichbarer Fiat 131 und sogar<br />
ein deutlich größerer Ford Granada 1.7 nur etwa<br />
11.000 bis 12.000 DM kosteten. Dazu kamen<br />
ein dünnes Händler- und Werkstättennetz und<br />
die geringe Bekanntheit <strong>der</strong> Marke. Wenn überhaupt,<br />
kannte und kaufte man die Sportwagen<br />
aus dem Hause Lancia. Gut für die Italiener,<br />
dass sie neben <strong>der</strong> Limousine eine verwirrende<br />
Vielzahl von sportlichen Coupés mit dem Namen<br />
Beta auf den Markt brachten: das Beta<br />
Coupé und den bis auf das herausnehmbare<br />
Targadach identischen Beta Spi<strong>der</strong>, das für vier<br />
Personen ausgelegte Kombicoupé Beta HPE sowie<br />
den Mittelmotorflitzer Beta Monte Carlo.<br />
Rost ist <strong>der</strong> größte Feind<br />
Die Verarbeitungsqualität und vor allem die fehlende<br />
Rostvorsorge sorgten für Zurückhaltung<br />
bei deutschen Familienoberhäuptern, die auf<br />
<strong>der</strong> Suche nach einem neuen Automobil waren.<br />
Der Zustand <strong>der</strong> Karosserie ist auch heute das<br />
entscheidende Kaufkriterium: Der Beta kann an<br />
allen klassischen Punkten, von den Schwellern<br />
über die Türen und Hauben bis hin zu Radläufen<br />
und Kotflügeln, gerne und kräftig rosten.<br />
Größere Reparaturen sind bei den relativ niedrigen<br />
Marktwerten <strong>der</strong> Limousine wirtschaftlich<br />
nicht sinnvoll. All das hat den ohnehin niedrigen<br />
Bestand an Beta-Limousinen in Deutschland<br />
stark dezimiert: Wäre <strong>der</strong> Beta ein Tier, stünde<br />
er auf <strong>der</strong> roten Liste. Umso reizvoller ist ein<br />
gut erhaltener Beta daher für italienisch angehauchte<br />
Oldtimer-Liebhaber: Er ist selten, praktisch<br />
und fährt sich doch fast wie ein Sportwagen.<br />
Allora!!! Jörn-M. Müller-Neuhaus<br />
Super-Schnäppchen <strong>der</strong> 70er<br />
IX
Super-Schnäppchen <strong>der</strong> 70er | Cabrio-Schnäppchen<br />
Peugeot 304 Cabrio<br />
Frischluft-<br />
Löwe<br />
Cabrio-<br />
Schnäppchen<br />
9.000 €<br />
Cabrios galten in den<br />
70er-Jahren als aussterbende<br />
Gattung. Neben Rolls-Royce,<br />
VW, Alfa und einigen Briten bot<br />
nur noch Peugeot Oben-ohne-Modelle an.<br />
Hübsch, komfortabel, zuverlässig und bezahlbar:<br />
Diese Eigenschaften machten das 304-Cabrio damals so<br />
erfolgreich und bieten bis heute günstigen Frischluftspaß.<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
S. A. des Automobiles<br />
Peugeot, Frankreich<br />
Modell<br />
304/304S Cabrio<br />
Motor<br />
4-Zyl. ohv, wassergekühlt<br />
Hubraum (ccm) 1.288<br />
Leistung (PS) 65–75<br />
Getriebe<br />
4-Gang, synchronisiert,<br />
Mittelschaltung<br />
Antrieb<br />
Frontantrieb<br />
Fahrwerk vorne McPherson-Fe<strong>der</strong>beine,<br />
Stabi<br />
Fahrwerk hinten Längslenker, Fe<strong>der</strong>beine<br />
Reifen<br />
145SR14<br />
Bremsen v/h Scheiben/Trommeln<br />
Maße L x B x H (mm) 3.760 x 1.560 x 1.320<br />
Vmax (km/h) 155–165<br />
0–100 km/h (s) 14–16<br />
Leergewicht (kg) 895<br />
Verbrauch (l/100 km) 8–9,5<br />
Bauzeit 1969–80<br />
Stückzahl 18.647<br />
Neupreis (DM) 12.195 (1976)<br />
Club IG Peugeot 204/<br />
304 Cabrio & Coupé,<br />
Tel. (06034) 920 44<br />
Das klar gezeichnete Heck ist zeitlos hübsch.<br />
Erst 1973 wich<br />
<strong>der</strong> Bandtacho<br />
den schöneren<br />
Rund -<br />
instrumenten.<br />
Typisch für die 70er-Jahre: das Markenlogo.<br />
Der Vierzylin<strong>der</strong><br />
gilt als<br />
robust und<br />
langlebig.<br />
X<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> EXTRA
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-TIPP<br />
Unbedingt<br />
checken<br />
Achten Sie darauf, dass<br />
<strong>der</strong> Wagen komplett ist und keine Durchrostungen<br />
zeigt, die Blechersatz benötigen<br />
– den gibt es praktisch nicht.<br />
Der Himmel ist das schönste Dach, wenn<br />
das Wetter mitspielt. Und das Peugeot<br />
304 Cabrio eine <strong>der</strong> preiswerteren Möglichkeiten,<br />
70er-Jahre-Klassiker ohne Dach zu<br />
genießen. Die zeitlos schicke Karosse stammt<br />
von Pininfarina, die Technik von <strong>der</strong> 304-Limousine.<br />
Und an<strong>der</strong>s als seine britischen Gefährten<br />
ist <strong>der</strong> 304 ein kultivierter Tourer und<br />
kein knochenharter Sportler. Das macht den beson<strong>der</strong>en<br />
Reiz des kleinen Franzosen aus.<br />
Aus 1,3 Liter Hubraum erzeugt <strong>der</strong> robuste<br />
ohv-Vierzylin<strong>der</strong> zwischen 65 und 75 PS, die<br />
über ein Vierganggetriebe die Vor<strong>der</strong>rä<strong>der</strong> antreiben.<br />
Das langt allemal für flottes Vorwärtskommen.<br />
Die Knüppelschaltung des Getriebes<br />
ist etwas hakelig und unexakt, aber bis auf gelegentliche<br />
Schwächen <strong>der</strong> Synchronisation<br />
problemlos. Sollte wirklich ein größerer Getriebedefekt<br />
anfallen, wird es jedoch schwierig, weil<br />
viele Teile nicht mehr lieferbar sind.<br />
Der 304 ist ein übler Roster<br />
Beson<strong>der</strong>es Augenmerk sollte <strong>der</strong> Karosse gelten,<br />
die wie die meisten Fahrzeuge <strong>der</strong> 70er-<br />
Jahre ohne jeglichen Rostschutz das Werk verließ.<br />
Rost ist demnach an praktisch jedem Blech<br />
möglich, angefangen bei den Radläufen sowie<br />
den A- und B-Säulen, dem Unterboden, den unter<br />
dem Innenraumteppich verborgenen Innenschwellern<br />
<strong>der</strong> Frontmaske und den Stehblechen<br />
unter den geschraubten Kotflügeln. Ist <strong>der</strong><br />
Innenschweller am Übergang zum Bodenblech<br />
verfault, ist vermutlich auch <strong>der</strong> restliche Bereich<br />
nach außen hin angegriffen. Beson<strong>der</strong>es<br />
Augenmerk verdient das Blech im Fußraum<br />
hinter den Pedalen sowie sein Pendant auf <strong>der</strong><br />
Beifahrerseite. Wenigstens die vor<strong>der</strong>en Kotflügel<br />
und die vor<strong>der</strong>en Fe<strong>der</strong>beinaufnahmen sind<br />
etwas rostresistenter.<br />
Schnörkellose Front mit zierlicher Scheibe.<br />
MARKTWERTE<br />
Modell: Peugeot 304 Cabrio<br />
Baujahr: 1970–75<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 14.000 2: 9.000<br />
3: 5.900 4: 2.800<br />
5: 800 Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic<br />
BEWERTUNG<br />
Alltagstauglichkeit<br />
Sportlichkeit<br />
Komfort<br />
Reparaturfreundlichkeit<br />
Ersatzteilversorgung<br />
Spaßfaktor<br />
Wertprognose<br />
FAZIT<br />
stabil<br />
Der 304 ist ein herrliches Schönwetter-<br />
Auto für Frischluftfreunde, die mehr Wert<br />
auf Komfort als auf Sportlichkeit legen. Im<br />
304 rast man nicht, man reist entspannt.<br />
Fotos: Peugeot<br />
Hauptproblem Teileversorgung<br />
Das größte Hin<strong>der</strong>nis für ein sorgenfreies Klassikerleben<br />
ist jedoch die schlechte Versorgung<br />
mit Ersatzteilen. Bleche gibt es fast gar nicht<br />
mehr, und auch Technikersatz ist nicht mehr so<br />
leicht zu finden, Verschleißteile wie Bremsbeläge<br />
einmal ausgenommen. Hier hilft die Mitgliedschaft<br />
in einem Peugeot-Club ungemein,<br />
weil man unter Markenkollegen eher Tipps und<br />
auch Ersatzteile findet als auf dem freien Markt.<br />
Komfortable Sonnenbank<br />
An<strong>der</strong>s als seine meist knochenharten britischen<br />
Kollegen bietet die hübsche Französin ihren<br />
beiden Insassen ein kultiviertes Fahrerlebnis:<br />
Der kleine Vierzylin<strong>der</strong> ist zwar leistungsstark,<br />
da bei aber erstaunlich leise und laufruhig.<br />
Die Sitze sind komfortabel, <strong>der</strong> Innenraum geräumig<br />
und das Fahrwerk zeigt sich ebenfalls<br />
von <strong>der</strong> sanften Seite. Die Geschwindigkeit zeigte<br />
ein Bandtacho an, auf einen Drehzahlmesser<br />
musste <strong>der</strong> Pilot verzichten. Erst 1973, im auf<br />
75 PS erstarkten 304S, wich <strong>der</strong> Bandtacho drei<br />
sportlicheren Rundinstrumenten, darunter auch<br />
einem Drehzahlmesser. Mit <strong>der</strong> starken Maschine<br />
lief das kleine Cabrio dann flotte 160 Kilometer<br />
pro Stunde und muss sich damit auch<br />
heute nicht vor vielen vermeintlich sportlicheren<br />
Klassenkollegen verstecken.<br />
Jörn-M. Müller-Neuhaus<br />
Super-Schnäppchen <strong>der</strong> 70er<br />
XI
Super-Schnäppchen <strong>der</strong> 70er | Coupé-Schnäppchen<br />
Ford Capri Mk. II<br />
Sportsfreund<br />
Coupé-Spaß geht nur ohne Familie? Nein!<br />
Für hippe Väter gab es ab 1969 den Ford<br />
Capri. Der Nachfolger Mk. II ist heute<br />
günstig, bietet mehr Komfort und<br />
macht genauso viel Spaß<br />
wie <strong>der</strong> erste Capri.<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
Ford, Köln und<br />
Dagenham, England<br />
Modell Ford Capri Mk. II 1300,<br />
1600, 1,6<br />
Motor<br />
4-Zyl.-Reihe, hängende<br />
Ventile, wassergekühlt<br />
Hubraum (ccm) 1.297–1.593<br />
Leistung (PS) 54–88<br />
Getriebe<br />
4-Gang<br />
Antrieb<br />
Fahrwerk vorne<br />
Heck<br />
McPherson-Fe<strong>der</strong>beine,<br />
Querlenker, Schrauben -<br />
fe<strong>der</strong>n, Querstabi<br />
Fahrwerk hinten Starrachse, Halbfe<strong>der</strong>n,<br />
Querstabi<br />
Reifen/Felgen 165 SR 13/5 J x 13<br />
Bremsen v/h Scheiben/Trommeln<br />
Vmax (km/h) 140–170<br />
0–100 km/h (s) 14–22,5<br />
Leergewicht (kg) 1.010–1.070<br />
Verbrauch (l/100 km) 11–13,5 (Super)<br />
Bauzeit 1974–79 (1,6 bis 1976)<br />
Stückzahl ca. 86.000<br />
Neupreis (DM) ab 9.855 (1300 L, 03/1974)<br />
Club/Weblink<br />
www.capri-clubdeutschland.de<br />
Praktisch: Die große Heckklappe war neu.<br />
232 Liter schluckt <strong>der</strong> Kofferraum.<br />
Typisch: das Stummelheck. Die großen<br />
Fenster machen den Capri übersichtlich.<br />
Genügsam:<br />
Instrumentenvielfalt<br />
gab es erst<br />
ab dem GT.<br />
Reihen-Vierer:<br />
Auch <strong>der</strong> 1,6-Liter<br />
stammt aus<br />
dem Taunusund<br />
Cortina-<br />
Programm.<br />
XII<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> EXTRA
Unser ganz beson<strong>der</strong>es Fotomodell<br />
steht übrigens zum Verkauf,<br />
siehe Kleinanzeigen S. 80.<br />
Aufwertung: Ab Mai 1976 erhielt <strong>der</strong> L unter<br />
an<strong>der</strong>em serienmäßige Sportfelgen.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-TIPP<br />
Unbedingt<br />
checken<br />
· Fast alle Capri II sind geschweißt,<br />
viele auch gespachtelt: Magneten<br />
einsetzen.<br />
· Innenausstattung und Zierleisten sind<br />
schwer zu bekommen.<br />
· Komplett verbastelt? Lieber weitersuchen!<br />
· Keine Ersatzteile mehr in Deutschland?<br />
In England gab es auch Ersatzteillager.<br />
Coupé-<br />
Schnäppchen<br />
7.400 €<br />
MARKTWERTE<br />
Modell: Ford Capri Mk. II Reihen-Vierzylin<strong>der</strong><br />
Baujahr: 1974–78<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 12.000 2: 7.400<br />
3: 4.800 4: 2.400<br />
5: 700<br />
Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic<br />
BEWERTUNG<br />
Alltagstauglichkeit<br />
Sportlichkeit<br />
Komfort<br />
Reparaturfreundlichkeit<br />
Ersatzteilversorgung<br />
Spaßfaktor<br />
Wertprognose<br />
FAZIT<br />
stabil<br />
Die Vierzylin<strong>der</strong> sind zwar günstig, werden<br />
aber <strong>der</strong> sportlichen Form des Capri nicht<br />
gerecht. Dennoch: Der Mk. II ist schick,<br />
praktisch und gemütlich!<br />
Fotos: Marco Russ<br />
Sicher, <strong>der</strong> Ur-Capri mag das beliebtere<br />
und erfolgreichere Coupé sein. Doch <strong>der</strong><br />
Mk. II ist günstiger und praktischer, ein<br />
formschöner Hingucker und kann genauso viel<br />
Freude bereiten. Wer beson<strong>der</strong>s sparen möchte,<br />
wählt eines <strong>der</strong> Vierzylin<strong>der</strong>-Modelle mit 54, 72<br />
o<strong>der</strong> 88 PS – er spart damit allerdings auch an<br />
Sportlichkeit und Spritzigkeit, denn den richtigen<br />
Biss, <strong>der</strong> auch zur Form des Wagens passt,<br />
beschert dem Coupé nur einer <strong>der</strong> V6-Motoren<br />
– die jedoch teurer sind. Wer auf Rennerfolge<br />
auf <strong>der</strong> linken Spur verzichten kann, aber ein<br />
schickes und günstiges Coupé sucht, ist mit<br />
dem Mk. II gut beraten.<br />
„Diana“ – gemäß <strong>der</strong> griechischen Göttin <strong>der</strong><br />
Jagd – lautete die werksinterne Bezeichnung<br />
für die zweite Capri-Generation. Wer gejagt<br />
werden sollte? Der Opel Manta, was sich jedoch<br />
als fast chancenloser Konkurrenzkampf für den<br />
Kölner herausstellte. Und dabei hat das dreitürige<br />
Coupé viel zu bieten. Die Ausstattungen L<br />
und XL waren nur mit Vierzylin<strong>der</strong>n, GT, Ghia<br />
und S nur mit Sechszylin<strong>der</strong>n erhältlich. Womit<br />
unser Coupé-Schnäppchen lockt? Die Variante<br />
L bietet unter an<strong>der</strong>em Mittelschaltung,<br />
eine Ablage unter dem Armaturenbrett, Zigarettenanzün<strong>der</strong><br />
und Armlehnen. Der XL wartet<br />
mit beheizbarer Heckscheibe, Teppichboden,<br />
Handbremskontrollleuchte und abblendbarem<br />
Innenspiegel auf. Dies ist <strong>der</strong> Stand von 1974.<br />
Jährlich kamen neue Aufwertungen hinzu: Ab<br />
1975 gab es serienmäßig Scheibenbremsen vorne,<br />
einen Bremskraftverstärker und eine elekt -<br />
rische Frontscheiben-Waschanlage.<br />
Übersichtlich, praktisch, reisetauglich<br />
Ford verpasste auch dem Mk. II die lange<br />
Schnauze und das Capri-typische Stummelheck,<br />
begradigte aber die Karosserie und schuf<br />
mehr Platz für die Fensterflächen, die Frontscheibe<br />
blieb dabei gleich. Die neue große<br />
Heckklappe schluckte 232 Liter Stauraum, <strong>der</strong><br />
dank serienmäßig umklappbarer Rücksitze auf<br />
530 Liter wuchs – ein dickes Plus in Sachen Reisetauglichkeit.<br />
Auch heute nehmen die Insassen tief Platz,<br />
die Sitze sind breit, bequem und bieten Seitenhalt,<br />
das Raumgefühl ist unglaublich. Das Armaturenbrett<br />
zeigt sich karg, erst im GT gibt es<br />
jede Menge Bordhelferlein wie Drehzahlmesser<br />
und Tageskilometerzähler. Das Fahrwerk des<br />
Mk. II wurde nur mäßig überarbeitet, die hintere<br />
Starrachse mit Blattfe<strong>der</strong>n blieb erhalten. Auf<br />
<strong>der</strong> Geraden wie in <strong>der</strong> Kurve hält das Coupé<br />
sauber die Spur, doch an seine Grenzen getrieben<br />
setzt es seinen eigenen Kopf durch – das<br />
Fahrwerk hätte feiner abgestimmt werden müssen.<br />
Wird es uneben, „rumpelt“ die Hinterachse<br />
ein wenig. Den echten Capri-Fan stört das nicht.<br />
Ungeschweißte Mk. II gibt es praktisch nicht<br />
mehr, viele wurden auch komplett verbastelt.<br />
Rost war und bleibt ein Problem, und dass 1977<br />
das Kölner Teilelager abgebrannt ist, macht die<br />
Suche nach Ersatzteilen nicht leichter. Doch die<br />
Produktion lief bis 1978, zudem wurden auch<br />
in England Teile gehortet, wo man noch fündig<br />
werden kann. Technik wie Motor, Getriebe und<br />
Achsen aufzutreiben, ist kein Problem, Teile für<br />
die Innenausstattung zu kriegen, ist pfiffig.<br />
Alexandra Wurl<br />
Super-Schnäppchen <strong>der</strong> 70er<br />
XIII
Super-Schnäppchen <strong>der</strong> 70er | Alltags-Schnäppchen<br />
Mercedes-Benz 200 (W 123)<br />
Dauerläufer<br />
1976 ist das schwäbische Auto-Universum<br />
festgefügt. Die Markenwelt beginnt<br />
mit einem Viertürer <strong>der</strong> gehobenen<br />
Mittelklasse: dem Bestseller <strong>der</strong><br />
Baureihe W 123, dem 200er.<br />
Sein Motto: Sicherheit<br />
über alles.<br />
Alltags-<br />
Schnäppchen<br />
6.400 €<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
Mercedes-Benz,<br />
Untertürkheim<br />
Modell 200 (Baureihe W 123)<br />
Motor<br />
4-Zyl.-Reihe, wassergekühlt,<br />
ohc<br />
Hubraum (ccm) 1.998<br />
Leistung (PS) 94–109<br />
Getriebe<br />
4-Gang, 5-Gang, Automatik<br />
Antrieb<br />
Heckantrieb<br />
Fahrwerk vorne Doppelquerlenker, Schraubenfe<strong>der</strong>n,<br />
Teleskopdämpfer<br />
Fahrwerk hinten Pendelachse, Schraubenfe<strong>der</strong>n,<br />
Teleskopdämpfer<br />
Reifen 175 SR 14<br />
Bremsen v/h Scheiben/Scheiben<br />
Maße L x B x H (mm) 4.725 x 1.786 x 1.438<br />
Vmax (km/h) 160–168<br />
0–100 km/h (s) 10,2–12,3<br />
Leergewicht (kg) 1.340<br />
Verbrauch (l/100 km) 10<br />
Bauzeit 1976–85<br />
Stückzahl 376.087 (nur 200er-Benziner)<br />
Neupreis (DM) 19.857 (1979)<br />
Club<br />
W123 Club e. V., www.123-<br />
club.de; Verein f. Freunde des<br />
W123, vfw.jk-works.de<br />
Sehhilfe: Breitbandschweinwerfer sorgen für<br />
gutes Licht in allen Lebenslagen.<br />
In flotten Kehren schiebt <strong>der</strong> W123 über die<br />
Vor<strong>der</strong>rä<strong>der</strong> – er untersteuert.<br />
Innere Werte: Hier absolviert<br />
man auch lange Reisen<br />
entspannt und mit viel Platz.<br />
Guter Kumpel:<br />
Der Zweiliter-<br />
Vierzylin<strong>der</strong><br />
gilt als solide<br />
und genügsam.<br />
XIV<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> EXTRA
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-TIPP<br />
Unbedingt<br />
checken<br />
• Durchrostungen an<br />
Schwellern, Türen, Radläufen, A-Säulen<br />
und um die Motorhaubenscharniere sind<br />
tödlich: Die Sanierungskosten sind beim<br />
aktuellen Marktwert zu hoch.<br />
• Verschleiß an Lenkung und Servohilfe.<br />
• Verwohnte Innenausstattung o<strong>der</strong> eingerissene<br />
Sitze zeugen von schlechter Behandlung<br />
durch Vorbesitzer.<br />
Der Strich-Acht-Nachfolger ist schon<br />
im Frühjahr 1974 fertig. Aber <strong>der</strong> Ahne<br />
verkauft sich zu gut. Daher gelangt <strong>der</strong><br />
W 123 erst zwei Jahre später zu den Händlern.<br />
Die optisch wenig revolutionäre Limousine mit<br />
einem Platzangebot auf Heckflossenniveau ist<br />
auf Anhieb ein Erfolg – mit langen Lieferfristen.<br />
Schwerpunkt <strong>der</strong> Entwicklung war eine weiter<br />
erhöhte passive Sicherheit: Beispiel Keilzapfentürschlösser:<br />
Sie verhin<strong>der</strong>n im Überschlag das<br />
Aufspringen <strong>der</strong> Türen. Innen dominieren softe<br />
Materialien – die weiche Polyurethan-Landschaft<br />
verhin<strong>der</strong>t Verletzungen.<br />
Technisch überrascht <strong>der</strong> Neue weniger. Bis<br />
auf den 2<strong>50er</strong>-Sechszylin<strong>der</strong> werden alle Antriebe<br />
vom Strich-Acht übernommen. Eleganz<br />
mit zwei Türen weniger verspricht ab März<br />
1977 das Coupé (C 123) mit Breitband-Scheinwerfern.<br />
Zur IAA 1977 erscheint das T-Modell<br />
(S 123), <strong>der</strong> erste serienmäßige Mercedes-Kombi.<br />
In jedem Fall sind 123er gediegene Reiselimousinen:<br />
heckgetrieben, komfortabel, mit indirekter<br />
Lenkung. Auf <strong>der</strong> Autobahn können<br />
selbst 200er mit ihren bis zu 109 PS auch heute<br />
noch im Verkehr mitschwimmen. Aber: In<br />
schnellen Kurven untersteuert die Karosse<br />
spürbar. Der Fahrer muss sich dann am Lenkrad<br />
festhalten, denn die weichen Polster bieten keinen<br />
Seitenhalt. Doch für die Kurvenhatz waren<br />
sie nie gebaut: Ihre Bestimmung ist entspanntes<br />
Gleiten bei Richtgeschwindigkeit.<br />
Saubermänner: Die geriffelten Rückleuchten<br />
bleiben auch bei Dreckswetter sichtbar.<br />
MARKTWERTE<br />
Modell: Mercedes-Benz 200<br />
Baujahr: 1976–85<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 10.000 2: 6.400<br />
3: 4.200 4: 2.000<br />
5: 600<br />
Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic<br />
BEWERTUNG<br />
Alltagstauglichkeit<br />
Sportlichkeit<br />
Komfort<br />
Reparaturfreundlichkeit<br />
Ersatzteilversorgung<br />
Spaßfaktor<br />
Wertprognose<br />
FAZIT<br />
stabil<br />
Komfort und viel Sicherheit machen den<br />
Reiz des W 123 aus. Und: Man macht immer<br />
eine gute Figur, egal, ob vor <strong>der</strong> Oper,<br />
auf Reisen o<strong>der</strong> vor dem Kin<strong>der</strong>garten.<br />
Fotos: Stefan Viktor<br />
Auch Benze haben Problemzonen<br />
Ab 1982 hat die dritte Serie <strong>der</strong> Baureihe vorn<br />
Plastik-Innenkotflügel, die Rostnester verhin<strong>der</strong>n<br />
sollen. Dennoch: Alle 123er kämpfen mit<br />
dem Gilb. Betroffen: Kotflügel vorne und <strong>der</strong>en<br />
Verschraubung an den Stehblechen. Auch Batteriekasten,<br />
A-Säulen, Türen, Wagenheberaufnahmen,<br />
Radläufe hinten, Schweller samt Endspitzen,<br />
Heckblech und die Kofferraumecken<br />
gehören zu den weiteren Schwachstellen. Beim<br />
Fahrwerk stört Lenkungsspiel und die Servounterstützung<br />
kann lecken. Die Hardyscheibe versprödet,<br />
das Differenzial schwitzt, die mechanischen<br />
Getriebe haken. Begehrt: Die drehzahlschonenden<br />
Fünfgangvarianten (Option ab<br />
1982). Die Antriebe sind haltbar wie Schiffsmotoren<br />
– Ölwechsel vorausgesetzt. Im Innenraum<br />
ist die äußere Wange des Fahrersitzes oft durchgescheuert.<br />
Die umschäumte Kunststofflandschaft<br />
des Interieurs leidet bei Sonnenschein,<br />
die Hutablage wird unter UV-Strahlung nicht<br />
braun – son<strong>der</strong>n erbleicht. Insgesamt werden<br />
bis Ende 1985 fast 2,7 Millionen 123er, davon<br />
über 370.000 Basismodelle, mit dem zwei Liter<br />
großen Vierzylin<strong>der</strong>-Benziner gefertigt.<br />
Fazit<br />
Raumangebot, Fahrkomfort und die problemlose<br />
Teileversorgung machen den W 123 zum<br />
Klassiker für jeden Tag. Fahrbare Autos gibt’s<br />
um 2.500 Euro. In einer an<strong>der</strong>en Preisklasse bewegen<br />
sich gute T-Modelle, (ultrarar). Insgesamt<br />
gilt: Wirklich rostfreie 123er finden sich<br />
selten. Eine Restauration lohnt nicht. Bester<br />
Kauf ist ein W 123 <strong>der</strong> dritten Serie mit wenig<br />
Vorbesitzern und geringer Laufleistung – auch,<br />
weil <strong>der</strong>en Rostvorsorge deutlich besser ist.<br />
Stefan Viktor<br />
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Markt | Termine<br />
Old- und Youngtimer-Treffen,<br />
Teilemärkte, Rallyes und mehr<br />
Für die Terminankündigungen sind ausschließlich die Veranstalter verantwortlich. Verlag und<br />
Redaktion übernehmen keine Haftung. Bitte tragen Sie ihre Termine und Veranstaltungen<br />
kostenlos ein auf <strong>der</strong> Web-Seite www.autoclassic.de<br />
PLZ 0<br />
28.06.14<br />
02739 Kottmar, OT Eibau Oberlausitzer<br />
Oldtimerwan<strong>der</strong>n, Tel. (03586) 30 20 10,<br />
oberlausitzer-oldtimerwan<strong>der</strong>n@web.de,<br />
www.oberlausitzer-oldtimerwan<strong>der</strong>n.de<br />
19.07.–20.07.14<br />
02979 Bluno, Old- und Youngtimertreffen,<br />
Gasthof „Zur Einkehr“, Dorfaue 12,<br />
Reto Hesse, Tel. 0175 841 6528<br />
13.09.14<br />
04107 Leipzig, 114. Leipziger Automodellbörse<br />
Universitätsstr. 5 Matthias<br />
Günsel, Tel. (0341) 301 60 34, Fax (0341)<br />
301 60 36, m_guensel@t-online.de,<br />
www.modellautoboerse-leipzig.de<br />
PLZ 1<br />
07.06.–09.06.14<br />
14621 Schönwalde-Glien, Die Oldtimer<br />
Show MAFZ Erlebnispark, Simone Peppel,<br />
Tel. (030) 832 17 92 22,<br />
info@agentur-peppel.de,<br />
www.dieoldtimershow.de<br />
30.08.–31.08.14<br />
15831 Die<strong>der</strong>sdorf, US Car Classics,<br />
Schloss Die<strong>der</strong>sdorf, Simone Peppel,<br />
Tel. (030) 832 17 92 22,<br />
info@agentur-peppel.de,<br />
www.uscarclassics.de<br />
PLZ 2<br />
13.06.–15.06.14<br />
26345 Bockhorn, 33. Oldtimertreffen für<br />
A + M + T bis Bj. 1980, mit Teilemarkt,<br />
Herbert Ahlers, Tel. (04453) 73 33,<br />
Fax (04453) 728 88,<br />
www.bockhorner-oldtimermarkt.de<br />
13.06.–15.06.14<br />
26345 Bockhorn, „American way of<br />
drive“ bis Bj. 1980, Herbert Ahlers,<br />
Tel. (04453) 73 33, Fax (04453) 728 88,<br />
www.bockhorner-oldtimermarkt.de<br />
15.06.14<br />
26345 Bockhorn, 32. Freisland-Rallye für<br />
A + M bis Bj. 1967, Herbert Ahlers,<br />
Tel. (04453) 73 33, Fax (04453) 728 88,<br />
www.bockhorner-oldtimermarkt.de<br />
15.06.14<br />
26345 Bockhorn, 6. Youngtimertreffen<br />
bis Bj. 1989, Herbert Ahlers, Tel. (04453)<br />
73 33, Fax (04453) 728 88,<br />
www.bockhorner-oldtimermarkt.de<br />
24.06.14<br />
22761 Hamburg, VW Bus & lt Stammtisch,<br />
Shovel Road, Gasstr. 2,<br />
info@vw-bus-stammtisch-hamburg.de,<br />
www.vw-bus-stammtisch-hamburg.de<br />
28.06.14<br />
20539 Hamburg, 1. Norddeutsches Langroof-<br />
und Kombi-Meeting bis Bj. 1984, Bilhorner<br />
Röhrendamm 4, Tel. (040) 78 25 64<br />
05.07.14<br />
20539 Hamburg, Alt-Opel-Treffen Bilhorner<br />
Röhrendamm 4, Tel. (040) 78 25 64<br />
11.07.–13.07.14<br />
29614 Soltau, 3. Bullis-verbinden-<br />
Treffen, Campingplatz Imbrock, Imbrock 4,<br />
info@bullis-verbinden.de,<br />
www.bullis-verbinden.de<br />
29.07.14<br />
22761 Hamburg, VW Bus & lt Stammtisch<br />
Shovel Road, Gasstr. 2,<br />
info@vw-bus-stammtisch-hamburg.de,<br />
www.vw-bus-stammtisch-hamburg.de<br />
02.08.14<br />
20457 Hamburg, 8. Tagestreffen,<br />
am Hafen, hinter Schuppen 50 u. 51,<br />
Australiastr.,<br />
info@vw-bus-stammtisch-hamburg.de,<br />
www.vw-bus-stammtisch-hamburg.de<br />
03.08.14<br />
29223 Celle, 23. Käfer-Treffen,<br />
Schützenplatz, 1. Käfer-Club Celle e.V.,<br />
pressewart@kaeferclub-celle.de,<br />
www.kaefertreffen-celle.de<br />
08.08.–10.08.14<br />
26871 Papenburg, Drachenfahrt,<br />
peter@toyota-heaven.de,<br />
www.drachenfahrt.de<br />
23.08.–24.08.14<br />
24537 Neumünster, Klassiker-Tage<br />
Schleswig-Holstein Holstenhallen,<br />
mb@klassiker-tage-sh.de,<br />
www.klassiker-tage-sh.de<br />
Hamburgs Oldtimer Grand Prix<br />
13. Hamburger Stadtpark-Revival<br />
26.08.14<br />
22761 Hamburg, VW Bus & lt Stammtisc,h<br />
Shovel Road, Gasstr. 2,<br />
info@vw-bus-stammtisch-hamburg.de,<br />
www.vw-bus-stammtisch-hamburg.de<br />
PLZ 3<br />
13.06.–15.06.14<br />
31737 Rinteln, Int. VW Corrado-Jahrestreffen<br />
am Doktorsee, www.corradoclub.de<br />
15.06.14<br />
33397 Rietberg, Käfer & Co.-Treffen,<br />
Gartenschaupark, Tel. 0171 314 20 20,<br />
www.mobile-klassiker.de<br />
22.06.14<br />
32108 Bad Salzuflen-Schötmar,<br />
2. Großes Jahrestreffen <strong>der</strong> Alt-Opel-Freunde<br />
e.V., Eduard Wolff, Str. 12, Schützenplatz<br />
und Schützenhaus G. Frewert, Tel.<br />
0176 32 13 96 56 und 0176 47 02 52 70,<br />
info@altopelfreunde.de,<br />
www.altopelfreunde.de<br />
28.06.–29.06.14<br />
39365 Marienborn, 25 Jahre<br />
Grenzöffnung für zivile Fzg. bis Bj. 1989,<br />
Gedenkstätte an <strong>der</strong> BAB 2,<br />
S. Maier, Tel. 0160 345 57 95<br />
Anmeldung: E. Bartels,<br />
bartels-redaktion@web.de, www.deuvet.de<br />
29.06.14<br />
32825 Blomberg, Old- und Youngtimertreffen,<br />
Ostring 35, Parkfläche hinter <strong>der</strong><br />
Schießhalle, Tel. (052359) 99 26 90,<br />
diestelbach@aol.com, www.facebook.com/<br />
OldtimerfreundeBlomberg<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
13.07.14<br />
31319 Sehnde, OT Wehmingen, Treffen<br />
hist. Traktoren, Lkw, Busse, Hannoversches<br />
Straßenbahn-Museum, besucher@trammuseum.de,<br />
www.tram-museum.de<br />
25.07.–27.07.14<br />
35435 Wettenberg, 25. Festival Golden<br />
Oldies, Corinna Bonnekamp<br />
info@golden-oldies.de, www.golden-oldies.de<br />
08.08.–10.08.14<br />
37627 Stadtoldendorf, 16. Int. Lada<br />
Niva-Treffen, Freizeitpark Mammut, Ron<br />
Vollrath, info@lada-niva-treffen.de,<br />
www.lada-niva-treffen.de<br />
30.08.–31.08.14<br />
31606 Warmsen, 7. Old- und Youngtimertreffen<br />
A + M + T, OT Bohnhorst, Wilfried<br />
San<strong>der</strong>, oldtimerfreunde@rgbohnhorst.de,<br />
www.rgbohnhorst.de<br />
PLZ 4<br />
07.06.14<br />
45966 Gladbeck, Rumblers Ruhrpott BBQ,<br />
Maschienenhalle, www.rumblersruhrpott.de<br />
15.06.14<br />
49808 Lingen, Große Bernd Rosemeyer-<br />
Classic-Städte-Tour, Golfclub Emstal e.V.,<br />
Beversun<strong>der</strong>n, Barbara Nußbaum,<br />
barbara.nussbaum@liesen.de,<br />
www.Bernd-Rosemeyer-Lingen.de<br />
20.06.14<br />
49090 Osnabrück, Historisches Treffen<br />
„Rund um Osnabrück“, Museum Industriekultur,<br />
Süberweg, schulz.wolfgang@allianz.de,<br />
www.oldtimer-ig-osnabrueck.de<br />
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Anzeigenschluss Kleinanzeigen<br />
für die Ausgabe 5/2014 ist <strong>der</strong><br />
27.06.2014<br />
Termine | Markt<br />
21.06.14–22.06.14<br />
49356 Aschen/Diepholz, 18. Oldtimertreffen<br />
A + M + T mit Ausfahrt und<br />
Teilemarkt Museumsdorf, H. Hüntemann,<br />
Tel. 0151 17 14 46 91,<br />
hhuentemann@t-online.de,<br />
www.dieoldieschrauber.de<br />
06.07.14<br />
49090 Osnabrück, Old- und Youngtimer-Frühschoppen<br />
Museum<br />
Industriekultur, Fürstenauer Weg 171,<br />
schulz.wolfgang@allianz.de,<br />
www.oldtimer-ig-osnabrueck.de<br />
02.08.–03.08.14<br />
49176 Hilter/Borgloh, 47. Int.<br />
Osnabrücker ADAC Bergrennen<br />
Uphöfener Berg, Bernd Stegmann,<br />
bernd.stegmann@gmx.de,<br />
www.msc-osnabrueck.com<br />
03.08.14<br />
49090 Osnabrück, Old- und Youngtimer-Frühschoppen,<br />
Museum Industriekultur,<br />
Fürstenauer Weg 171,<br />
schulz.wolfgang@allianz.de,<br />
www.oldtimer-ig-osnabrueck.de<br />
09.08.–10.08.14<br />
44357 Dortmund, Dortmund Classic<br />
Days Schloss Westhusen,<br />
Tel. (0231) 83 84 83,<br />
info@dortmund-classic-days.de,<br />
www.dortmund-classic-days.de<br />
16.08.–17.08.14<br />
47929 Grefrath, 9. US Car & Bike Show<br />
mit Airbrush-Festival EisSport & EventPark<br />
Motor Events + Media,<br />
info@us-car-show.de, www.us-car-show.de<br />
30.08.–31.08.14<br />
49393 Lohne, Oldtimertreffen mit<br />
Teilemarkt, Parkplatz Raststätte Jägerheim,<br />
Dinklager Str. 93, Klaus W. D. Landau,<br />
Tel. 0163 616 49 90 yago1305@gmx.de<br />
PLZ 5<br />
13.06.–15.06.14<br />
53520 Nürburg, BMW 02 Tour 2014,<br />
Region Eifel/Mosel/Saar, Tel. (02191)<br />
464 82 50, office@bmw-02-club.de,<br />
www.bmw-02-club.de<br />
13.06.–15.06.14<br />
59889 Cobbenrode, 1.000 Berge<br />
Classic, Manfred Habbel,<br />
Tel. 0171 832 28 28<br />
info@car-tour-event-habbel.de,<br />
www.car-tour-event-habbel.de<br />
14.06.14<br />
55469 Simmern, 4. Schin<strong>der</strong>hannes-<br />
Classic, Bernd Halffmann, Tel. (06746) 98 69<br />
info@schin<strong>der</strong>hannes-classic.de,<br />
www.schin<strong>der</strong>hannes-classic.de<br />
27.06.–29.06.14<br />
53518 Wimbach, 24. Int. ADAC Adenau<br />
Classic Adenau/Nürburgring Alfred Novotny,<br />
Tel. (02691) 39 33,<br />
alfred.novotny@mscadenau.de,<br />
www.mscadenau.de<br />
Foto: via Bernd Stegmann<br />
27.06.–29.06.14<br />
54595 Prüm, 19. Old- und Youngtimertreffen<br />
Prümer Sommer,<br />
Tel. 0157 196 77 81 o<strong>der</strong> (06551) 952 00<br />
info@msc-pruem.de, www.msc-pruem.de<br />
29.06.14<br />
52078 Aachen, 17. Int. DMV-Oldtimer-<br />
Rallye und 4. Int. DMV-Oldtimer-Ausfahrt<br />
Toyota-Center (Start), Rainer Keuser,<br />
Tel. +32(0)87 65 64 72,<br />
Rainer.Keuser@skynet.de,<br />
www.ecurie-aachen.de<br />
29.06.14<br />
52538 Selfkant-Hillensberg, Oldtimertreffen<br />
für A + M + T Bergstr., am Ortseingang<br />
Mario Borgans mmsrborgans@gmx.de<br />
06.07.14<br />
51373 Leverkusen, Oldtimer- und<br />
Youngtimer-Treffen Wiesdorfer Platz Cölln<br />
Konzept, Tel. (0221) 23 53 65,<br />
bruno@coelln-konzept.de,<br />
www.coelln-konzept.de<br />
18.07.–20.07.14<br />
59889 Cobbenrode, Classic Berg und<br />
Tal Hochsauerland, Manfred Habbel,<br />
Tel. 0171 832 28 28,<br />
info@car-tour-event-habbel.de,<br />
www.car-tour-event-habbel.de<br />
20.07.14<br />
56253 Tais Karden, Mosel, Rhein<br />
und ein Bierchen Moselstr. 6,<br />
oldtimertreffen@live.de,<br />
www.pasion.de<br />
02.08.–03.08.14<br />
50678 Köln, Oldtimer-Youngtimer-Treffen,<br />
Rheinauhafen Cölln Antik&Design, Tel.<br />
0177 840 07 82, bruno@coelln-konzept.de,<br />
www.coelln-antik-design.de,<br />
www.oldtimer-young.com<br />
08.08.–10.08.14<br />
53520 Nürburg, AvD-Oldtimer-Grand-<br />
Prix Nürburgring, avd-presseinfo@avd.de<br />
17.08.14<br />
55232 Alzey, 5. Alzeyer Oldtimertreffen,<br />
Klassik-Freunde-Alzey, Tel. (06731) 993969,<br />
autoglassan<strong>der</strong>@t-online.de,<br />
www.autoglassan<strong>der</strong>.de<br />
22.08.–24.08.14<br />
59889 Cobbenrode, Classic Sportwagentour,<br />
Manfred Habbel, Tel. 0171-832 2828,<br />
info@car-tour-event-habbel.de,<br />
www.car-tour-event-habbel.de<br />
24.08.14<br />
57580 Gebhardshain, 3. Gebhards--<br />
hainer Old- und Youngtimertreffen,<br />
webmaster@afc-marina.de,<br />
www.afc-marina.de<br />
31.08.14<br />
50266 Frechen-Hebbelrath, 8. Oldtimer-<br />
und Treckertreffen, Antoniusstr.,<br />
Feuerwehrgerätehaus, Franz-Xaver Petz,<br />
Tel. (02234) 34 71 o<strong>der</strong> 0172 173 22 94,<br />
franz-xaver.petz@koeln.de<br />
Foto: via Cathrin von <strong>der</strong> Heide<br />
05.09.–07.09.14<br />
59889 Cobbenrode, Classic Höhenflug,<br />
Manfred Habbel, Tel. 0171 832 28 28,<br />
info@car-tour-event-habbel.de,<br />
www.car-tour-event-habbel.de<br />
06.09.14<br />
56564 Neuwied, 5. Food Rallye, IG<br />
Young-Oldtimer-Neuwied e.V.,<br />
info@young-oldtimer-neuwied.de,<br />
www.young-oldtimer-neuwied.de<br />
PLZ 6<br />
15.06.14<br />
61231 Bad Nauheim, Youngtimertreffen<br />
„Lebendige Automobilgeschichte“, Dolce,<br />
Terrassenstr. 10, F.-J. Hüter, Tel. (06422)<br />
921 36, info@kreativ-innovativ.de,<br />
www.oldtimer-touristk.de<br />
27.06.–29.06.14<br />
63911 Klingenberg, DKW Schnellaster-<br />
und DKW Universal-Treffen,<br />
Andreas Ptack<br />
andreas.ptack@auto-union-veteranenclub.de,<br />
www.auto-union-veteranen-club.de<br />
05.07.–06.07.14<br />
68526 Ladenburg, Carl Benz Classic<br />
durch das Rheintal, Automuseum Dr. Carl<br />
Benz, Ilvesheimer Str. 26 (Start und Ziel),<br />
www.carl-benz-classic.de<br />
06.07.14<br />
61231 Bad Nauheim, Oldtimertreffen<br />
„Lebendige Automobilgeschichte“, Dolce,<br />
Terrassenstr. 10 F.-J. Hüter, Tel. (06422)<br />
921 36, info@kreativ-innovativ.de,<br />
www.oldtimer-touristk.de<br />
06.07.14<br />
68527 Ladenburg, Sommerfest rund<br />
um das Automuseum Automuseum<br />
Dr. Carl Benz, Ilvesheimer Str. 26, Tel.<br />
(06203) 18 17 86, Fax (06203) 25 03<br />
19.07.14<br />
69168 Wiesloch, Oldies im Park, Gerbersruhpark,<br />
Freunde historischer Fahrzeuge<br />
Wiesloch, Tel. (06222) 588 12 13,<br />
kontakt@freunde-historischer-fahzrzeuge.org,<br />
www.freunde-historischer-fahrzeuge.org<br />
23.07.–27.07.14<br />
65719 Hofheim-Diedenbergen, 6. Int.<br />
Deutschlandtreffen <strong>der</strong> Freunde des 2CV,<br />
Speedwaybahn in <strong>der</strong> Wildsachsener Str.,<br />
Euro-Ducks e.V., verein@euro-ducks.de,<br />
www.det2014.de<br />
03.08.14<br />
61231 Bad Nauheim, Oldtimertreffen<br />
„Lebendige Automobilgeschichte“, Dolce,<br />
Terrassenstr. 10 F.-J. Hüter,<br />
Tel. (06422) 921 36<br />
info@kreativ-innovativ.de,<br />
www.oldtimer-touristk.de<br />
03.08.14<br />
67346 Speyer, Benzingespräch beim<br />
Frühschoppen, Technik Museum Speyer,<br />
Am Technik Museum 1, Corinna Handrich,<br />
Tel. (06232) 67 08 68<br />
handrich@technik-museum.de,<br />
www.technik-museum.de<br />
08.08.–10.08.14<br />
67716 Heltersberg, Fiat 600-Festtage<br />
mit allg. Oldtimertreffen, Schwarzbachstr. 36,<br />
Erster Fiat 600 Club Deutschland/Club<br />
Seat 600 Deutschl., Tel. (06333) 60 27 78<br />
o<strong>der</strong> 0175 614 91 15 und<br />
01520 423 74 95,<br />
webmaster@fiat600club.de<br />
09.08.14<br />
67105 Schifferstadt, 7. Oldtimerfahrt<br />
„Goldener Hut“, Marc Glaser, Tel. (06232)<br />
67 32-0, Fax (06232) 67 32-99,<br />
marcglaser@stb-glaser.de,<br />
www.mac-schifferstadt.de<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 91
Markt | Termine<br />
14.08.–17 .08.14<br />
65582 Bad Ems, Die romantische Lahn,<br />
ceo@classic-event-organisation.de,<br />
www.classic-event-organisation.de<br />
16.08.–17.08.14<br />
68307 Mannheim, Oldtimer- und<br />
Traktortreffen, Reit- und Fahrverein,<br />
Riedspitze 8 1. Sandhofener Oldtimer- &<br />
Traktorfreunde 2013 e.V., Uwe Schäfer,<br />
Tel. 0179 224 17 03,<br />
u.schaefer@ws-metallbau.de<br />
17.08.14<br />
60386 Frankfurt, Käfertreffen<br />
Klassikstadt, Orberstr. 4a,<br />
luftgekuehlte@kaeferfreundemain-spessart.de,<br />
www.kaeferfreunde-main-spessart.de<br />
24.08.14<br />
65201 Wiesbaden, Benzinparty auf <strong>der</strong><br />
Tanke, Schönaustr. 78,<br />
oldtimertreffen@live.de, www.pasion.de<br />
07.09.14<br />
61231 Bad Nauheim, Oldtimertreffen<br />
„Lebendige Automobilgeschichte“, Dolce,<br />
Terrassenstr. 10 F.-J. Hüter, Tel. (06422)<br />
921 36 info@kreativ-innovativ.de,<br />
www.oldtimer-touristk.de<br />
07.09.14<br />
67346 Speyer, Benzingespräch beim<br />
Frühschoppen, Technik Museum Speyer,<br />
Am Technik Museum 1, Corinna Handrich,<br />
Tel. (06232) 67 08 68,<br />
handrich@technik-museum.de,<br />
www.technik-museum.de<br />
PLZ 7<br />
18.07.–20.07.14<br />
72458 Albstadt, Saabtreffen „Die Alb<br />
ruft“, Uwe Seidel, Tel. 0174 164 43 36<br />
mobil@seidel-privat.de, www.saab-cars.de<br />
26.07.14<br />
76532 Baden-Baden, 10. Historik-<br />
Baden, Norbert Mutz, Tel. (07221) 674 97,<br />
n.mutz@mx.de, www.historik-baden.de<br />
01.08.–03.08.14<br />
74306 Bad Rappenau-Heinsheim,<br />
3. „Tierisches“ Treffen für alle Kfz mit<br />
Tiernamen/tierischen Ursprungs,<br />
Thomas Urban, Tel. (07136) 97 27 83<br />
o<strong>der</strong> Schnuffel, Tel. 0172 636 20 75,<br />
www.kaefernarren-jagstfeld.de<br />
16.08.–17.08.14<br />
73770 Denkendorf, Zweitakt- und<br />
Ostfahrzeugtreffen Süddeutschland 2014,<br />
Parkplatz Heerweg 23, Klaus Hornung,<br />
khornung@zweitakterzsued.de,<br />
www.zweitakterzsued.de<br />
14.09.14<br />
79777 Ühlingen-Birkendorf, DKW<br />
Munga-Treffen, Andreas Ptack,<br />
andreas.ptack@auto-union-veteranenclub.de,<br />
www.auto-union-veteranen-club.de<br />
PLZ 8<br />
14.06.–14.06.14<br />
82380 Peißenberg, 3. Gasoline-<br />
Gang Oldtimertreffen, Tiefstollen 1,<br />
rund um die Tiefstollenhalle,<br />
gasoline-gang@web.de,<br />
www.gasoline-gang.de<br />
15.06.14<br />
82296 Schöngeising, Auto Union 1000<br />
Sp-Treffen, Andreas Ptack,<br />
andreas.ptack@auto-union-veteranenclub.de,<br />
www.auto-union-veteranen-club.de<br />
19.06.14<br />
84326 Zell, Kleinsaugerl-Treffen<br />
beim Schnauferl-Wirt,<br />
info@rottaler-veteranen-freunde.de,<br />
www.rottaler-veteranen-freunde.de<br />
26.06.–28.06.14<br />
85057 Ingolstadt, Donau Classic,<br />
Ingolstadt, Altmühltal, Hallertau,<br />
Donaumoos u.a., Tel. (0841) 885 99 40,<br />
info@donau-classic.de,<br />
www.donau-classic.de<br />
29.06.14<br />
82110 Germering, 333-Minuten-Rallye,<br />
Tel. (089) 84 20 84, info@pascal-kapp.de,<br />
www.pascal-kapp.de<br />
04.07.-06.07.14<br />
84326 Zell, 6. Enten-Treffen beim<br />
Schnauferl-Wirt, Tel. 0157 77 45 02 74,<br />
www.rottaler-veteranen-freunde.de<br />
06.07.14<br />
86551 Aichach-Klingen, Klassiker meets<br />
Klassik, Vom Münchner Norden zum Schloss<br />
Blumenthal, www.klassiker-meets-Klassik<br />
03.08.14<br />
84307 Eggenfelden, Retro-Tour, Fzg. bis<br />
Bj. ’90, www.rottaler-veteranen-freunde.de<br />
06.09.–07.09.14<br />
88212 Ravensburg, motoMarkt,<br />
Oberschwabenhalle, Stephan Drescher,<br />
motomarkt@ravensburg.de,<br />
www.motomarkt-ravensburg.de<br />
07.09.14<br />
84307 Eggenfelden, 38. Veteranen-Treffen,<br />
www.rottaler-veteranen-freunde.de<br />
PLZ 9<br />
13.06.14<br />
91126 Schwabach, Altmühltal Classic<br />
Sprint, Nürnberg, Weißenburg, Nürnberg<br />
Uwe Wiessmath, info@classic-sprint.de,<br />
www.classic-sprint.de<br />
19.06.14<br />
94374 Schwarzach, 8. Oldtimertreffen<br />
mit Teilemarkt bis Bj. 1986, Schulparkplatz,<br />
Christian Feldmeier, Tel. (09962) 24 12<br />
o<strong>der</strong> 0175 524 61 13,<br />
19.06.14<br />
96106 Ebern, Oldtimertreffen im Schloss,<br />
Schloss Eyrichshof, Tel. (09531) 9400 44,<br />
gspaletten@aol.com, www.ac-ebern.de<br />
Foto: Donau Classic<br />
21.06.14<br />
99734 Nordhausen, Junge Legenden<br />
zum Tag <strong>der</strong> Verkehrssicherheit, BBZ Autodrom<br />
C. Hack, junge-legenden@ace-online.de,<br />
www.ace-online.de/junge-legenden<br />
27.06.–29.06.14<br />
94522 Wallersdorf, 19. Nie<strong>der</strong>bayerisches<br />
VW-Kübeltreffen, Thomas Raith, Tel.<br />
(09424) 82 95 und 0176 54 78 32 93,<br />
raith.thomas@web.de,<br />
www.kuebel-tom.jimdo.com<br />
06.07.14<br />
94034 Passau, 3rd Classic Car Day,<br />
Schloss Freudenhain, Freunde klass. Automobile<br />
Passau, fz.duetto@googlemail.com,<br />
www.passau-classics.de<br />
13.07.14<br />
90411 Nürnberg, Sommerfest -<br />
Großes Franzosentreffen, Ofenwerk,<br />
Klingenhofstr. 72, Riedhammer,<br />
info@ofenwerk.de, www.ofenwerk.de<br />
08.08.–10.08.14<br />
90403 Nürnberg, Die „100 Meilen um<br />
Nürnberg“ 2014, Wolfgang Apel<br />
w.apel@highlights-mediagroup.de,<br />
www.noris100.de<br />
31.08.14<br />
90408 Nürnberg, Meilenstein Sommer-<br />
Ausfahrt für Genießer 2014, Wolfgang Apel,<br />
ausfahrten@meilenstein-magazin.de,<br />
www.meilenstein-magazin.de<br />
31.08.14<br />
96106 Ebern, ADAC Ebern Klassik Rallye<br />
alte Kaserne, Gotthard Schleicher,<br />
Tel. (09531) 94 00 44,<br />
gspaletten@aol.com, www.ac-ebern.de<br />
Großbritannien<br />
26.06.–29.06.14<br />
Goodwood, Festival of Speed, Tel.<br />
+44(0)243 75 50 55, www.goodwood.co.uk<br />
12.09.–14.09.14<br />
Chichester, Goodwood Revival, Tel.<br />
+44(0)243 75 50 55,<br />
www.goodwood.co.uk<br />
Schweiz<br />
07.06.14<br />
CH-3125 Toffen, Classic Car Auction,<br />
Tel. +41(0)318 19 61 61,<br />
www.oldtimergalerie.ch<br />
21.09.14<br />
CH-9423 Altenrhein, Historische<br />
Verkehrsschau Flugplatz,<br />
www.vhvaltenrhein.ch<br />
Foto: Jörn Müller-Neuhaus<br />
Foto: vis Fredy Pillinger<br />
92
Promotion | Markt<br />
Deutschlands „schönste Oldiefete“<br />
25. Festival Golden Oldies Wettenberg, 25.–27. Juli 2014<br />
Neun Bühnen, 50 Livebands und 2.000 Oldtimerfahrzeuge<br />
lassen dieses Festival zu einer Zeitreise in die <strong>50er</strong>- bis<br />
70er-Jahre werden. Klassische Automobile, die Musik und<br />
das Lebensgefühl dieser Zeit werden hier gefeiert.<br />
Die Mädels tragen Petticoats und Hüte, die Jungs wollen<br />
sein wie James Dean. Unter dem Motto „Musik, Motoren,<br />
Emotionen“ wird dies im Wettenberger Ortsteil Krofdorf<br />
Realität. An den drei Festivaltagen ist die Gemeinde für den<br />
Durchgangsverkehr gesperrt und <strong>der</strong> Besucher taucht ein in<br />
das Wirtschaftwun<strong>der</strong>-Deutschland <strong>der</strong> <strong>50er</strong>-, 60er- und<br />
70er-Jahre. Wie in den letzten Jahren erwartet <strong>der</strong> Veranstalter<br />
über 70.000 Besucher, die das Festival Golden<br />
Oldies zur wohl größten <strong>der</strong>artigen Veranstaltung in<br />
Deutschland machen.<br />
Info: Gemeinde Wettenberg, Tel.: (0641) 804-62,<br />
www.golden-oldies.de<br />
Fotos: Jörn-M. Müller-Neuhaus, Golden Oldies<br />
Fotomotive<br />
gibt es während<br />
des Festivals<br />
in den<br />
Straßen von<br />
Krofdorf in<br />
großer Auswahl!
Events | VORSCHAU 2014<br />
Events<br />
RÜCKBLICK UND VORSCHAU 2014<br />
Letzte Vorbereitungen an den Fahrzeugen in <strong>der</strong> Box, die<br />
es für die Team-Meldung dazu gab.<br />
Fotos: Pascal Kapp<br />
Ein tolles Gefühl, mit dem eigenen Klassiker auf<br />
<strong>der</strong> Start- und Zielgerade <strong>der</strong> Grand-Prix-Strecke<br />
zu stehen und zu wissen: Gleich geht’s los!<br />
> RÜCKBLICK: NÜRBURGRING <strong>CLASSIC</strong> CAR MEETING, 19.–21. APRIL 2014<br />
Formel-1-Feeling am Nürburgring<br />
Eigentlich ist <strong>der</strong> Name <strong>der</strong> vom MSC Adenau und <strong>der</strong> Nürburgring GmbH organisierten Veranstaltung irreführend:<br />
Es geht weniger ums „Treffen“ als ums „Fahren“. Auf <strong>der</strong> Grand-Prix-Strecke.<br />
Am Osterwochenende fand das erste Nürburgring<br />
Classic Car Meeting statt und<br />
wir wollen es kurz machen: Die Veranstalter<br />
haben da ein wirkliches „Schmankerl“ für<br />
Oldtimer-Liebhaber auf die Beine gestellt: Fahren,<br />
so oft man will über zwei Tage und das für<br />
238 Euro. Das gibt es sonst nicht und schon gar<br />
nicht für diesen Preis!!!<br />
Und weil wir uns als Racoon Racing Team mit<br />
mehreren Klassikern gemeldet hatten, gab es<br />
noch eine <strong>der</strong> Formel-1-Boxen an <strong>der</strong> Start- und<br />
Zielgeraden als Zugabe! Und so eine Box ist<br />
schon eine Ansage: Zwischen den Runden nur<br />
kurz in die Box, alle Systeme prüfen, Öl und Luftdruck<br />
checken und ab geht es zu den nächsten<br />
Runden!<br />
Das Wetter war absolut perfekt: trocken und<br />
sonnig, wenn auch ein wenig windig. Und auch<br />
die Zuschauer waren zufrieden, denn <strong>der</strong> Eintritt<br />
war für sie kostenfrei; sie bekamen zwar keine<br />
gezeiteten Rennen zu sehen, dafür aber eine bunte<br />
Mischung an Klassikern, die von ihren Piloten<br />
zumeist durchaus ehrgeizig und zügig bewegt<br />
wurden. Nicht zu vergessen das umfangreiche<br />
Rahmenprogramm mit Clubtreffen, Fahrzeugausstellung<br />
und Teilemarkt. Wir sind in jedem<br />
Fall 2015 wie<strong>der</strong> am Start und jetzt schon auf <strong>der</strong><br />
Suche nach einigen zusätzlichen PS!!!<br />
Info: MSC Adenau e. V. im ADAC, Tel. (02691)<br />
39 33, www.mscadenau.de<br />
> VORSCHAU: 42. AVD-OLDTIMER-GRAND-PRIX NÜRBURGRING, 8.–10. AUGUST 2014<br />
Der Saisonhöhepunkt für Fans historischer Rennen<br />
Weit über 500 Rennwagen machen den AvD-Oldtimer-Grand-Prix<br />
zu einem wahren Festival des historischen<br />
Motorsports und zu einer <strong>der</strong> größten und beliebtesten<br />
Oldtimer-Rennveranstaltungen auf <strong>der</strong> Welt.<br />
Am zweiten August-Wochenende können sich Oldtimer-Fans<br />
wie<strong>der</strong> auf eine spektakuläre und einzigartige<br />
Zeitreise durch sieben Jahrzehnte Motorsportgeschichte<br />
freuen. Die Zuschauer erwarten heraus -<br />
ragende Starterfel<strong>der</strong>, in denen sich seltene und<br />
wertvolle Klassiker tummeln. Von Tourenwagen und<br />
GTs über Sportprototypen bis hin zu Formel-1-Boliden<br />
<strong>der</strong> 70er- und frühen 80er-Jahre ist dabei die<br />
ganze Palette motorsportlicher Faszination zu bestaunen.<br />
Die Highlights im Programm sind das für<br />
Besucher offene Fahrerlager, Rennen mit historischen<br />
Formel-1- und Grand-Prix-Fahrzeugen,<br />
die Jaguar E-Type Challenge, das Revival<br />
Deutsche Rennsportmeisterschaft sowie <strong>der</strong><br />
AvD-Historic-Marathon mit Tourenwagen und<br />
GT-Fahrzeugen auf <strong>der</strong> Nordschleife.<br />
Info: AVD, Eintrittskarten ab 14,40 Euro,<br />
Wochenendkarte 46,40 Euro, www.avd.de/<br />
ogpracing/index.shtml<br />
Wie in jedem Jahr ist die Demonstration<br />
des LeMans-Start ein Höhepunkt<br />
im Rennprogramm.<br />
Foto: AvD<br />
94
KULTUR, KULINARIK UND OLDTIMER IN DER SCHWEIZ<br />
Berner Land, Kaiserstuhl<br />
und Graubünden erfahren<br />
Maximal zwölf Teams erleben den Fahrgenuss<br />
in den schönsten Regionen <strong>der</strong> Schweiz.<br />
Wer mit dem eigenen Oldtimer<br />
die schönsten Regionen <strong>der</strong><br />
Schweiz kennenlernen möchte,<br />
wird bei „Oldtimer Kulturreisen“<br />
fündig: Dieser Veranstalter bietet<br />
drei- bis fünftägige Touren<br />
für maximal je zwölf Fahrzeuge<br />
in die schönsten Regionen <strong>der</strong> Schweiz an. Im<br />
Juni, Juli und August stehen mehrere Touren zu<br />
den Berglandschaften Graubündens auf dem Programm,<br />
vom 13. bis 18. Juli geht es in den südlichen<br />
Schwarzwald und den Kaiserstuhl und im<br />
September warten mit <strong>der</strong> „Hornberg Classic“ an<br />
vier Tagen vier gemütliche Ausfahren ins Berner<br />
Oberland auf die Klassikerbesitzer. Neben dem<br />
Oldtimer-Wan<strong>der</strong>n: Es geht ohne jeden Stress<br />
hoch hinauf in die Schweizer Bergwelt.<br />
Fahrgenuss<br />
durch atemberaubende Berglandschaften warten<br />
natürlich hochklassige Gastronomie und Hotels<br />
auf die Teilnehmer.<br />
Info: Oldtimer-Kulturreisen Schweiz, Preise<br />
pro Person ab 950 Schweizer Franken inklusive<br />
Vollpension, Roadbook und Reisebegleitung,<br />
www.oldtimer-kulturreisen.ch<br />
Fotos: Oldtimer-Kulturreisen<br />
> OLDTIMER-REISE IN DIE ZUGSPITZREGION,<br />
AUGUST 2014<br />
Sommerfrische für<br />
Klassikerfreunde<br />
Sonne, Alpen, Oldtimer:<br />
Was gibt es Schöneres<br />
für einen Kurzurlaub!<br />
> ADAC SALZBURGRING <strong>CLASSIC</strong> 2014, 23. AUGUST<br />
Grand-Prix-Atmosphäre<br />
im Salzburger Land<br />
Freies Fahren auf dem Salzburgring: Startberechtigt sind Vorkriegssportwagen,<br />
Formel- und Rennsportwagen bis einschließlich Baujahr<br />
1976 sowie GT- und Tourenwagen bis Baujahr 1971. Gefahren wird<br />
in sechs Gruppen mit Zeitenservice.<br />
Auch die Zuschauer erleben ein Festival <strong>der</strong> Sinne, wenn sich <strong>der</strong> Duft<br />
von verbranntem Gummi, heißem Öl und Benzin über den Salzburgring<br />
legt. Im Fahrerlager können sie unter die Motorhauben <strong>der</strong> historischen<br />
Boliden blicken und mit den Besitzern fachsimpeln. Für Besucher, die mit<br />
einem Oldtimer bis Baujahr 1983 anreisen, ist, solange Platz verfügbar, ein<br />
Parkplatz reserviert, die Fahrer erhalten jeweils eine Gratis-Eintrittskarte.<br />
Info: Termin: 23.8.2014, 8:00–18:00 Uhr, Nenngeld für Teilnehmer:<br />
295 Euro, Nennschluss: 1.8.2014, Eintritt: 10 Euro inklusive Parkplatz und<br />
Zutritt zum Fahrerlager, Kin<strong>der</strong> bis 15 Jahren kostenfrei, Tel. (089) 519 51 16,<br />
www.salzburgringclassic.de<br />
Foto: Jörn-M. Müller-Neuhaus<br />
Wer keinen eigenen Klassiker besitzt, aber dennoch Oldtimer liebt, wird dieses<br />
Angebot schätzen: Eine 4-Tage-Sommertour mit einem Miet-Oldie durch<br />
die atemberaubenden Landschaften <strong>der</strong> Zugspitzregion, des Ammer- und<br />
Karwendelgebirges und <strong>der</strong> Stubaier Alpen. Ausgangspunkt ist das Grandhotel<br />
Sonnenbichl in Garmisch-Partenkirchen. Ziele <strong>der</strong> insgesamt drei Ausfahrten<br />
sind unter an<strong>der</strong>em Schloss Neuschwanstein, die berühmte Wieskirche,<br />
<strong>der</strong> Passionsspielort Oberammergau, das Kloster Ettal, Fernpass, die<br />
Stubaier Alpen und Innsbruck.<br />
Info: Preis inklusive Übernachtung im DZ, 3 Ausfahrten im Miet-Oldtimer<br />
(inklusive Kraftstoff) und Tourenbegleitung pro Person 845 Euro, Termine:<br />
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Palette <strong>der</strong> Klassiker, die auf dem Salzburgring Fahrspaß pur bieten.<br />
Foto: ADAC<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 95
Service & Werkstatt<br />
Damit <strong>der</strong><br />
Motor wie<strong>der</strong><br />
strahlt ...<br />
Metalle säubern<br />
und veredeln<br />
Seite 96<br />
Der Vorsprung<br />
hat<br />
Verspätung<br />
Ersatzteile bei<br />
Audi Tradition<br />
Seite 100<br />
Brems -<br />
leitung<br />
herstellen<br />
Workshop<br />
Bremsen<br />
Seite 102<br />
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Seite 106<br />
Motor und Anbauteile schonend reinigen<br />
Damit <strong>der</strong> Motor<br />
wie<strong>der</strong> strahlt …<br />
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Wenn man einen Motor überholt, ist <strong>der</strong> erste Schritt immer die gründliche<br />
Reinigung aller Oberflächen von Dreck und Ölrückständen. Nicht nur<br />
Ver gaser, son<strong>der</strong>n alle Bauteile an und in einem Motor werden mit einem<br />
Sandstrahlgerät und dem richtigen Strahlgut schnell wie<strong>der</strong> „wie neu“.<br />
96
Vergaser reinigen: Das richtige Strahlgut entscheidet über das Oberflächen-Finish des Bauteils.<br />
1 2<br />
Vernebelt: Das Strahlen (hier mit Nussschalen)<br />
sollte immer in einer Kabine o<strong>der</strong> wenigstens<br />
mit Schutzbrille erfolgen.<br />
Sauber patiniert: Der mit Nussschalen gestrahlte<br />
Vergaser behält die „antike“ Optik<br />
und ist dennoch absolut sauber.<br />
3<br />
Das perlt: Beim Strahlen mit Glasperlen wird<br />
die Oberfläche „besser als neu“. Oft ist das<br />
im Sinne <strong>der</strong> Originalität nicht erwünscht.<br />
In <strong>der</strong> letzten Ausgabe von <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
haben wir einzelne Strahlmittel und ihre<br />
Wirkungsweise vorgestellt. In dieser Folge<br />
zeigen wir am Beispiel eines zu reinigenden Motors,<br />
wie diese Strahlmittel angewendet werden.<br />
Mit Unterstützung <strong>der</strong> Sandstrahlerei Breuer in<br />
Hohenbrunn bei München sind wir <strong>der</strong> Anwendung<br />
<strong>der</strong> einzelnen Strahlmittel auf den Grund<br />
gegangen.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-TIPP<br />
Vorsicht bei<br />
Kolben<br />
Kolben werden beim<br />
Strahlen mit Korund, Soda o<strong>der</strong> Glasperlen<br />
zerstört! Die Schürze eines Kolbens ist<br />
ganz speziell dafür konstruiert, eine optimale<br />
Ölversorgung <strong>der</strong> Lauffläche zu sichern<br />
und die Nuten <strong>der</strong> Kolbenringe haben<br />
absichtlich scharfe Kanten. Die Oberflächenstruktur<br />
des Kolbens sollte nicht<br />
verän<strong>der</strong>t werden.<br />
Patina gefällig?<br />
Beson<strong>der</strong>s im Hinblick auf den Trend, bei einer<br />
Restaurierung den Klassiker möglichst original<br />
zu belassen und die Spuren <strong>der</strong> Zeit nicht zu beseitigen,<br />
werden neue Verfahren gebraucht, die<br />
Patina zu erhalten. Um nun Motorenteile entsprechend<br />
sanft zu reinigen und die Oberfläche<br />
möglichst „patiniert“ zu erhalten, können Nussschalen<br />
für das Strahlen <strong>der</strong> Bauteile verwendet<br />
werden. Dieses Granulat ist zwar hart, verän<strong>der</strong>t<br />
aber die Oberflächenstruktur nicht, da die Nussschalen<br />
stumpf auf <strong>der</strong> Oberfläche auftreffen<br />
und von <strong>der</strong> Konsistenz her weicher als das Motormaterial<br />
sind. Die Nussschalen reinigen die<br />
Oberfläche, lassen aber die ursprüngliche Patina<br />
unverän<strong>der</strong>t. So behält zum Beispiel <strong>der</strong> Vergaser<br />
sein „antikes“ Aussehen. Ein weiterer Vorteil<br />
ist auch, dass das Granulat nicht in die feinen<br />
Düsen und Kanäle eindringen und so <strong>der</strong> Vergaser<br />
nicht verstopft werden kann. Beim Strahlen<br />
mit Korund o<strong>der</strong> Glasperlen ist ein anschließendes<br />
Durchblasen mit Druckluft extrem wichtig,<br />
da ansonsten die feinen Granulate in den<br />
Kraftstoff kommen können und eventuell die<br />
Funktion des Vergasers stören. Gelangen sie gar<br />
in den Brennraum, sind die Schäden an Kolben<br />
o<strong>der</strong> Zylin<strong>der</strong>wand erheblich.<br />
Schonend strahlen<br />
Wenn es an das Innenleben des Motors geht,<br />
sind herkömmliche Strahlmittel wie Glasperlen<br />
grundsätzlich zu aggressiv. Würde man etwa<br />
Kolben o<strong>der</strong> Laufflächen mit solchen abrasiven<br />
Strahlmitteln behandeln, würde zum einen die<br />
Oberflächenstruktur zerstört und zum an<strong>der</strong>en<br />
durch das Glasperlenstrahlen auch die Oberfläche<br />
verdichtet und damit geschrumpft werden,<br />
was die Grundmaße des Kolbens nachhaltig<br />
verän<strong>der</strong>n würde. Daher verwendet die Industrie<br />
bereits seit vielen Jahren das Soda-Strahlverfahren.<br />
Soda, also Natriumhydrogencarbonat,<br />
wirkt sehr sanft auf die Oberfläche. Das<br />
Vorher – nachher: Den direkten Unterschied zwischen „dreckig“ und „gestrahlt“ sehen Sie hier.<br />
1 2<br />
Der zerlegte Motor ist nach <strong>der</strong> manuellen<br />
Reinigung vom gröbsten Dreck befreit, aber<br />
noch lange nicht „sauber“.<br />
Patiniert o<strong>der</strong> perfekt: Die linke Hälfte des<br />
Kurbelgehäuses wurde mit Soda gestrahlt,<br />
die rechte mit Salz.<br />
3<br />
Jahrzehnte werden ungeschehen gemacht:<br />
Der Zylin<strong>der</strong> (links) wurde mit Korund gestrahlt<br />
und sieht danach aus wie neu (rechts).<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 97
Service & Werkstatt | Metalle säubern und veredeln, Teil 2<br />
Kopfarbeit : Das Strahlen von Brennraum und Ventilen kann stundenlange mühsame Handarbeit vermeiden.<br />
1 2<br />
Ventile und Brennräume können mit Nussschalen<br />
o<strong>der</strong> Kunststoff-Granulat gestrahlt<br />
werden.<br />
Vergleich: Der linke Zylin<strong>der</strong>kopf wurde<br />
mit Kunststoff-Granulat gestrahlt, <strong>der</strong> rechte<br />
mit Nussschalen.<br />
3<br />
Nahaufnahme: So perfekt sind die Brennräume<br />
und Ventile nach dem Strahlen mit<br />
Nussschalen.<br />
Strahlmittel hat allerdings nichts mit handelsüblichem<br />
Backpulver gemein, da die Struktur<br />
von Backpulver viel zu fein wäre und beim<br />
Strahlen nur stauben würde. Bereits in den<br />
1970er-Jahren wurde in Kanada Soda zum Reinigen<br />
von Motorenteilen eingesetzt. Natriumhydrogencarbonat<br />
hat eine Mohs-Härte von<br />
etwa drei, während Glasperlen eine Härte von<br />
circa 6,5 und Korund von circa neun besitzt.<br />
(Anmerkung: Eine gängige Einheit zur Bestimmung<br />
des Härtegrades ist die Ritzhärte nach<br />
Strahlstaub ist gesundheitsschädlich: Arbeiten<br />
Sie immer mit Atemschutz und in einer Kabine!<br />
Friedrich Mohs. Danach besitzt ein Diamant mit<br />
Härte zehn die höchste Mohs-Härtestufe). Sodastrahlgut<br />
ist ungiftig und umweltfreundlich.<br />
Zudem hat Soda einen bleichenden Effekt. Das<br />
Reinigen <strong>der</strong> Bauteile mit Soda dauert in <strong>der</strong> Regel<br />
allerdings wesentlich länger als das Strahlen<br />
mit Korund o<strong>der</strong> Glasperlen. Nach dem Strahlen<br />
mit Soda sollten alle Motorenteile gut mit<br />
Druckluft gereinigt werden, auch wenn sich Soda<br />
an sich nicht auf die Motorfunktion negativ<br />
auswirken würde.<br />
Oberflächen ohne Materialabtrag reinigen<br />
Um Motorenteile zu reinigen und zu veredeln,<br />
ohne dabei das Grundmaterial, also Aluminium<br />
o<strong>der</strong> Guss- respektive Weißmetall abzutragen,<br />
kommen Strahlmittel mit einer Mohs-Härte<br />
von unter 2,5 zum Einsatz. Dafür sind drei<br />
Strahlmittel ideal: Salz mit einer Mohs-Härte<br />
von 1,5 bis zwei, Nussschalen mit einer Mohs-<br />
Härte von zwei bis 2,5 und Kunststoff mit <strong>der</strong><br />
Mohs-Härte zwei.<br />
Strahlen mit Salz<br />
Eine Form des schonenden Reinigens von Motoren<br />
und Motorteilen ist das Strahlen mit Salz<br />
bei etwa fünf bis sechs Bar. Diese Strahlmethode<br />
wird schon seit Langem<br />
in <strong>der</strong> Automobilindustrie bei<br />
Motoren von Rennfahrzeugen<br />
eingesetzt. Beson<strong>der</strong>s für das<br />
Strahlen des gesamten Motorblocks<br />
ist Salz die optimale Lösung. Salz ist zwar<br />
im Rohzustand kristallin, wird aber in Verbindung<br />
mit Wasser bekannterweise gelöst. Sollte<br />
sich also im Motor das eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Salzkorn<br />
verirren, würde es sich auf jeden Fall im<br />
Kühlwasser o<strong>der</strong> Öl auflösen. Dennoch: Verschließen<br />
Sie beim Strahlen des Motorblocks<br />
alle Zylin<strong>der</strong> mit einem Gummistopfen. Die Zylin<strong>der</strong>buchsen<br />
sind beson<strong>der</strong>s empfindlich und<br />
Salzrückstände können sehr schnell zu Flugrost<br />
an den Laufflächen führen. Doch auch dann<br />
können die Laufbuchsen mit einem Hohngerät<br />
problemlos entrostet werden.<br />
Salz löst an Kolben alle Verharzungen am<br />
Kolbenboden und in den Kolbenringnuten.<br />
Selbst hoffnungslos erscheinende Kolben können<br />
so wie<strong>der</strong> zu hochglänzenden Teilen werden.<br />
Weisen Sie keinerlei an<strong>der</strong>e Schäden o<strong>der</strong><br />
Abnutzungserscheinungen auf, können sie so<br />
auch wie<strong>der</strong> verwendet werden.<br />
Salz verliert übrigens während des Strahlens<br />
seine Wirkung und muss zwischendurch nachgefüllt<br />
o<strong>der</strong> ausgetauscht werden, denn durch<br />
das Auftreffen auf die Oberfläche zersplittert<br />
Kolben strahlen : So werden auch „hoffnungslose“ Kolben wie neu.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-TIPP<br />
Keine Chance<br />
bei Rost<br />
We<strong>der</strong> mit Nussschalen<br />
noch mit Kunststoff kann Rost entfernt<br />
werden. Zwar beseitigt das Strahlmittel die<br />
oberflächlichen Unreinheiten, doch <strong>der</strong><br />
Rost an sich bleibt.<br />
1 2<br />
Strahlen mit Salz löst alle Verharzungen am<br />
Kolbenboden und den Kolbenringnuten ohne<br />
Beschädigungen am Material.<br />
Wenn <strong>der</strong> Kolben nach dem Strahlen keine<br />
Beschädigungen zeigt, kann er mit neuen<br />
Kolbenringen wie<strong>der</strong> verwendet werden.<br />
Fotos: Kay MacKenneth<br />
98
Das richtige Strahlmittel<br />
Mit diesen Strahlmitteln strahlen Sie Ihre Motorenteile:<br />
· Zylin<strong>der</strong>deckel: zuerst mit Korund/anschließend Glasperlen<br />
· Zylin<strong>der</strong>kopf aus Aluminium: Salz/Nussschalen/Kunststoff<br />
· Zylin<strong>der</strong>kopf Gussstahl: Nussschalen/Kunststoff<br />
· Ventile: Nussschalen<br />
· Kolben: Salz/Kunststoff<br />
· Nockenwelle/Kurbelwelle: Nussschalen/Kunststoff<br />
· Weißmetall-Lagerschalen: Salz<br />
· Pleuel ohne Lager: Soda/Feinkorund/Glasperlen<br />
· Motorblock ohne Lager: Soda/Salz<br />
· Vergaser ohne Düsen (neuwertiger Zustand): Zuerst mit Korund/<br />
anschließend Glasperlen<br />
· Vergaser patiniert erhalten: Nussschalen<br />
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das Granulat und am Ende bleibt nur Staub. Deshalb sollte auch mit<br />
dem Öffnen <strong>der</strong> Strahlkabine gewartet werden, denn das Einatmen<br />
des Salzstaubs ist stark reizend.<br />
Strahlen mit Nussschalen<br />
Nitrierte o<strong>der</strong> gehärtete Teile des Motors wie Kurbel- o<strong>der</strong> Nockenwelle<br />
o<strong>der</strong> Ventile werden am besten mit Nussschalen bei ungefähr<br />
drei Bar Druck gestrahlt. Nussschalen besitzen die Eigenschaft, sehr<br />
gut zu reinigen, die Oberfläche durch ihre geringe Härte nicht anzuritzen<br />
(man spricht in <strong>der</strong> Fachsprache von Ritzen, wenn ein Material<br />
mit einer höheren Mohs-Härte das angegriffene Material verän<strong>der</strong>t).<br />
So werden zwar Harz und Ölrückstände sehr gut beseitigt, aber die<br />
Oberflächen nicht beschädigt. Soda ist dafür bereits zu hart und kann<br />
bei zu hohem Druck die Oberfläche beschädigen. Auch beim Strahlen<br />
von Zylin<strong>der</strong>köpfen können mit Nussschalen-Granulat die besten Ergebnisse<br />
erreicht werden, denn das Material reinigt Ventilsitze und<br />
Brennräume äußerst schonend und ohne Materialabtrag.<br />
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Strahlen mit Kunststoff-Granulat<br />
Eine Alternative zum Strahlen mit Nussschalen ist Kunststoff-Granulat.<br />
Ähnlich wie bei Nussschalen hat Kunststoff ebenfalls keine Ritzwir-<br />
Drahtbürstenaufsätze,<br />
kung auf Metall. So können auch Aluminiumguss o<strong>der</strong> empfindliche<br />
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Motorenteile mit Kunststoff gestrahlt werden, wie zum Beispiel Zy-<br />
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lin<strong>der</strong>köpfe, Wellen o<strong>der</strong> auch Ventile. Lediglich Ölverkrustungen lassen<br />
sich mit Nussschalen nicht so gut entfernen. Auch Kolben können<br />
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mit Kunststoff-Granulat ebenso gut wie mit Salz-Granulat hervorragend<br />
aufbereitet werden.<br />
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Strahlen mit Korund und Glasperlen<br />
Das klassische Sandstrahlen mit Korund und Glasperlen-Granulat hat<br />
natürlich auch weiterhin seine Einsatzgebiete. Es kommt immer noch<br />
Ring-Maulschlüssel,<br />
beim Strahlen von Motorblöcken, Anbauteilen o<strong>der</strong> Zylin<strong>der</strong>aufnahmen<br />
von außen zum Einsatz. Auch hier gilt: unbedingt die Laufbuchsen<br />
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mit einem Stöpsel dicht verschließen. Anschließendes Glasperlen-<br />
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strahlen vergütet die Oberfläche und das Teil glänzt wie<strong>der</strong>.<br />
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Fazit<br />
Sie sehen, es gibt für jedes Motorenbauteil ein entsprechendes Strahlmittel.<br />
Die richtige Wahl des Strahlmittels richtet sich immer nach<br />
dem Material des zu strahlenden Bauteils. Je schonen<strong>der</strong> gestrahlt<br />
werden soll, desto sicherer muss man sich mit <strong>der</strong> Auswahl des<br />
Strahlmittels sein. Aber grundsätzlich gilt, dass jedes Bauteil eines<br />
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Motors o<strong>der</strong> eines Getriebes gestrahlt werden kann.<br />
Wenn <strong>der</strong> Motor und seine Anbauteile fertig gestrahlt sind, müssen<br />
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Dringend zu empfehlen ist auch das anschließende Durchfluten aller<br />
Hohlräume mit Waschbenzin o<strong>der</strong> Isopropyl-Alkohol.<br />
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Service & Werkstatt | Ersatzteilversorgung bei Audi Tradition<br />
Auf Teilejagd: Sammeln und<br />
Erfassen ist die große Heraus -<br />
for<strong>der</strong>ung für die Audi Tradition.<br />
Ingolstädter Ersatzteil-Puzzle<br />
Der Vorsprung hat<br />
Verspätung<br />
Lange galt die Ersatzteilversorgung für historische Audi als schwierig. Doch nun geben die Ingolstädter<br />
mächtig Gas, um den Rückstand aufzuholen. Die Fehler <strong>der</strong> Vergangenheit aber rächen sich.<br />
Wer sich in die Marke mit den vier Ringen<br />
verguckt hat, hat es schwer. Denn<br />
wenn es ans Restaurieren ging, war<br />
bislang bei Audi meist Schluss mit lustig. Der<br />
Konzern hatte im Eifer des Aufstiegs zur Premiummarke<br />
schlicht vergessen, dass die Traditionspflege<br />
bereits einen Tag nach Bandstillstand<br />
anfängt. Ein Umstand, <strong>der</strong> sich in den letzten<br />
Jahren zu rächen begann.<br />
Spätestens mit Beginn <strong>der</strong> 2000er-Jahre trat<br />
Audi aus dem Dasein als simpler „Wegwerfauto-Hersteller“<br />
hervor, dessen alte Modelle nur<br />
noch als billige Verbrauchsautos gesehen wurden.<br />
Mit dem Eintritt in die Premiumliga wurden<br />
Modelle wie <strong>der</strong> Audi quattro, <strong>der</strong> RS2 o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Audi V8 plötzlich auch für die Liebhaberkreise<br />
interessant, die sonst am Porsche-, Mercedes-<br />
o<strong>der</strong> BMW-Teiletresen standen. Audi dagegen<br />
musste regelmäßig passen, wenn es um<br />
die Teileversorgung für die Oldies ging – obwohl<br />
die Preise und das Interesse an den populären<br />
Modellen spürbar anstiegen.<br />
Schwieriges Unterfangen<br />
Erst kurz vor zwölf machte sich die lange Zeit<br />
wie gelähmt wirkende Audi Tradition daran, die<br />
riesigen Bestände von Volkswagen Classic zu<br />
sichten und die Teile zuzukaufen, die für den Erhalt<br />
<strong>der</strong> eigenen Fahrzeugflotte notwendig waren<br />
– darunter jedoch Tausende Artikel, <strong>der</strong>en<br />
Notwendigkeit sich bis heute kaum jemandem<br />
erschließt, wohingegen es an zahllosen Teilen<br />
für die Fahrbereitschaft fehlte. Eine scheinbar<br />
ausweglose Situation, denn inwieweit man den<br />
Etat für Teilenachproduktionen simpler Audis<br />
vom Schlage eines Audi 80 aufbrauchen wollte,<br />
war lange umstritten, zumal <strong>der</strong> Bedarf aufgrund<br />
eines riesigen Gebrauchtteilemarktes in<br />
<strong>der</strong> Vergangenheit nur schwer zu ermitteln war.<br />
Entscheidung für Premium<br />
Die Lösung des Problems brachte die Konzentration<br />
auf das Wesentliche. Natürlich ist es bedauerlich,<br />
wenn Teile für Millionenseller wie<br />
den Audi 80 Typ 89 nicht mehr lieferbar sind,<br />
allerdings ist die Nachfrage nach <strong>der</strong>artigen Positionen<br />
heute ähnlich gering wie die Bereitschaft<br />
<strong>der</strong> Kunden, für diese Teile gegebenen-<br />
Fotos: Audi Tradition<br />
100
Da <strong>der</strong> Sport quattro bei den Sammlern mehr steht als fährt,<br />
kann Audi dort in Sachen Teileversorgung aufatmen.<br />
Mühsam klaubt man in Ingolstadt Restbestände zusammen. Zur Not<br />
helfen auch Gebrauchtteile, die Lücken zu schließen.<br />
falls einen Betrag hinzublättern, <strong>der</strong> deutlich höher<br />
ist als <strong>der</strong> damalige Neupreis.<br />
Hinzu kommt, dass diese „Brot- und Butter-<br />
Autos“ nur noch bedingt in das Image-Konzept<br />
<strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit so dynamisch auftretenden Ingolstädter<br />
passen. Eine Aufgabe, die Urquattro, Audi<br />
RS2 o<strong>der</strong> Audi V8 besser erledigen. Ein Grund<br />
mehr, gerade für diese Modelle die Lücken in <strong>der</strong><br />
Ersatzteilversorgung zu schließen. Erst kürzlich<br />
wurden für den RS2 Heckblende, Klimaleitungen<br />
und Schriftzüge neu aufgelegt; in den nächsten<br />
Monaten soll für den Audi V8 die innenumfasste<br />
Bremsscheibe an <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>achse folgen,<br />
sobald die Restbestände aufgebraucht und die<br />
Fertigungswerkzeuge instand gesetzt sind.<br />
Der Weg zu solchen Entscheidungen ist lang.<br />
Nach <strong>der</strong> Bedarfsermittlung, bei <strong>der</strong> auch die<br />
internationale Clubszene abstimmt, beginnt die<br />
Audi Tradition mit <strong>der</strong> Überprüfung <strong>der</strong> Lieferfähigkeit<br />
bei den ehemaligen Herstellern – sofern<br />
diese noch am Markt sind. Und oft wurden<br />
die Produktionsmaschinen bereits verschrottet.<br />
Mühsam müssen dann einzelne Lösungen gefunden<br />
werden, die angesichts <strong>der</strong> geringen<br />
Stückzahlen ins Geld gehen: Der Nachbau eines<br />
Abgaskrümmers für die Fünfzylin<strong>der</strong>-Turbomotoren<br />
(Zehnventiler) kann mit einem Verkaufspreis<br />
von rund 700 Euro das Achtfache des ursprünglichen<br />
Teilpreises betragen. Für Besitzer<br />
eines Audi Urquattro mag dies angesichts des<br />
beständig steigenden Fahrzeugwertes noch akzeptabel<br />
sein, für die Eigentümer des motorisch<br />
baugleichen Audi 200 mit deutlich geringerem<br />
Wert dagegen nicht.<br />
Völlig überteuert<br />
Dass das Geschäft mit einer optimalen Ersatzteilversorgung<br />
ein Geschäft ist, das auf Gegenseitigkeit<br />
beruht, kommt in Ingolstadt offenbar<br />
nur langsam an. Denn wer es zulässt, dass seine<br />
einstigen Aushängeschil<strong>der</strong> mit flapperndem<br />
Offenbar hat Audi wenig Verständnis für die Situation<br />
<strong>der</strong> Liebhaber und kassiert bei den Teilen ungeniert ab.<br />
Abgaskrümmer o<strong>der</strong> Blinkergläsern aus dem<br />
Zubehör für Gespött auf Messen sorgen,<br />
braucht sich über eine geringe Reputation in <strong>der</strong><br />
Szene nicht zu wun<strong>der</strong>n. Hinzu kommt, dass <strong>der</strong><br />
Oldie-Fahrer in <strong>der</strong> Regel bereits reichlich Geld<br />
in die Anschaffung und den Erhalt seines<br />
Schätzchens investiert hat und nicht zur „Melkkuh“<br />
des Herstellers werden möchte. Drastische<br />
Preiserhöhungen, wie unlängst für den rostgefährdeten<br />
Tank <strong>der</strong> Audi-C- und -D-Baureihen<br />
(Preisanstieg von 650 auf 1.367 Euro!), haben<br />
wenig mit Traditionspflege zu tun. Vorwürfe wie<br />
„gezielte Abzocke“ und „Marktbereinigung“<br />
werden laut. Angesichts <strong>der</strong> Milliardengewinne<br />
des Herstellers in den letzten Jahren wäre Audi<br />
gut beraten, ansteigende Lager- und Handlingkosten<br />
für Bestandteile nicht komplett an die<br />
Oldie-Kunden, die meist loyalsten Anhänger <strong>der</strong><br />
Marke, weiterzugeben.<br />
Auch wenn die Auswahl <strong>der</strong> zu unterstützenden<br />
Modelle <strong>der</strong> Vergangenheit einfach ist, wird<br />
es für die Oldies <strong>der</strong><br />
Zukunft angesichts<br />
des ausufernden Modellprogramms<br />
und<br />
<strong>der</strong> schnelllebigeren<br />
Produktpalette kaum gelingen, eine funktionierende<br />
Teileversorgung aufzubauen. Vielleicht<br />
Anlass genug, sich mit <strong>der</strong> Optimierung <strong>der</strong> Teileversorgung<br />
für die aktuellen Old- und Youngtimer<br />
intensiv zu beschäftigen, denn einfacher<br />
als heute wird es kaum werden. Sven Jürisch<br />
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Auch für den V8 ist die Teilesituation<br />
<strong>der</strong>zeit bescheiden.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 101
Service & Werkstatt | Workshop Bremsen<br />
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Bördel korrekt anfertigen und Leitungen perfekt biegen<br />
Bremsen<br />
sind lebenswichtig!<br />
Wie für alle Arbeiten an sicherheitsrelevanten<br />
Baugruppen gilt: Führen Sie diese Arbeiten<br />
nur selbst durch, wenn Sie zu 100<br />
Prozent sicher sind, perfekte Arbeit zu liefern.<br />
Dies gilt vor allem für das Bördeln. Im<br />
Zweifelsfall konfektionieren Sie die Leitungen<br />
in <strong>der</strong> richtigen Länge und lassen die<br />
Bördel von einem Fachbetrieb herstellen.<br />
Der Einbau und das Biegen können wie<strong>der</strong><br />
in Heimarbeit erledigt werden.<br />
Bremsleitung herstellen<br />
Bremsleitungen kann man als vorgefertigte Leitungssätze kaufen o<strong>der</strong> selbst anfertigen. In beiden<br />
Fällen müssen die meist als Rolle gelieferten Leitungen in die korrekte Form gebogen werden.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> zeigt, wie man Leitungen selbst herstellt und fachgerecht biegt.<br />
Die Kraft einer hydraulischen Bremsan -<br />
lage wird durch die Bremsflüssigkeit<br />
aus dem Hauptbremszylin<strong>der</strong> über die<br />
Bremsleitungen an die einzelnen Radbrems -<br />
zylin<strong>der</strong> übertragen. Ist eine dieser Bremsleitungen<br />
defekt, verliert das Fahrzeug Bremswirkung<br />
und im schlimmsten Fall kommt es zum<br />
kompletten Ausfall <strong>der</strong> Bremsleistung. Daher<br />
sollten Bremsleitungen regelmäßig auf Rostbefall<br />
und an<strong>der</strong>e Schäden wie Knicke o<strong>der</strong><br />
beschädigte und undichte Verschraubungen<br />
gecheckt werden. Oft werden Bremsleitungen<br />
bei einer Restaurierung außer Acht gelassen,<br />
da sie augenscheinlich noch gut aussehen.<br />
Doch Bremsleitungen sind – vor allen an<br />
versteckten Stellen unter dem Fahrzeug – häufig<br />
von Korrosion befallen, und auch die Spannung,<br />
die über Jahre auf die Leitungen gewirkt<br />
hat, macht sie spröde. Beson<strong>der</strong>s an den Karosseriehaltepunkten<br />
besteht Gefahr, dass Leitungen<br />
durch Korrosion undicht werden.<br />
Bremsleitungen können aus verschiedenen<br />
Materialien sein. An Oldtimern aus <strong>der</strong> Vor- und<br />
Nachkriegszeit finden sich häufig Leitungen aus<br />
einer Kupfer-Nickel-Legierung. Bei manchen<br />
Fahrzeugen wurden ab Werk auch Bremsleitungen<br />
aus Stahl verbaut, die natürlich im Laufe<br />
<strong>der</strong> Jahrzehnte rosten können. Heutzutage werden<br />
vor allem Leitungen aus KUNIFER verbaut.<br />
Beim Bördeln niemals zu viel Druck auf die<br />
Leitung ausüben. Das gebördelte Ende kann<br />
sonst reißen o<strong>der</strong> auch leichte Risse bekommen.<br />
Die Bezeichnung entstammt <strong>der</strong> Zusammensetzung<br />
aus Kupfer (Cu), Nickel (Ni) und Eisen<br />
(Fe). KUNIFER-Bremsleitungen sind leicht zu<br />
biegen, weil das Material relativ weich ist, und<br />
sie sind rostfrei, was sie sehr langlebig macht.<br />
Die alten Bremsleitungen müssen zuerst einmal<br />
ausgebaut werden. Oft sitzen diese richtig<br />
fest und lassen sich an den Verschraubungen<br />
nur schwer lösen. Das Lösen geht am besten<br />
mit einem Bremsenschlüssel – das ist ein Ringschlüssel,<br />
<strong>der</strong> einen Spalt hat und somit über<br />
die Bremsleitung passt. Mit etwas Kraft und<br />
eventuell unter dosierter Zufuhr von Hitze lässt<br />
sich die Verschraubung so lösen. An den jeweiligen<br />
Enden haben die Bremsleitungen einen<br />
sogenannten Bördel. Dieser<br />
dichtet die Leitung durch die<br />
Spannung <strong>der</strong> Verschraubung<br />
ab. Welche Bördelform für ein<br />
Fahrzeug zulässig ist, finden<br />
Sie im zum Fahrzeug gehörenden<br />
Werkstatthandbuch. Gängig sind in <strong>der</strong><br />
Regel die Bördel E und F. Bördel E ist eine doppelt<br />
gebördelte Form, sprich, sie wird in zwei<br />
Durchgängen geformt.<br />
Um die Leitungen zu bördeln, benötigt man<br />
ein Bördelgerät. Diese Geräte gibt es in den<br />
verschiedensten Ausführungen. Bei einem sol-<br />
Fotos: Kay MacKenneth, Jörn-M. Müller-Neuhaus<br />
102
Neue Bremsleitungen<br />
gibt es als einbaufertige<br />
Kits o<strong>der</strong> zum Selbermachen<br />
von <strong>der</strong> Rolle.<br />
Unter dem Dreck <strong>der</strong><br />
Jahrzehnte verbirgt<br />
sich oft Rostfraß.<br />
chen Gerät zu sparen, zahlt sich auf keinen Fall<br />
aus. Die auf dem Markt befindlichen Billig -<br />
geräte sind in <strong>der</strong> Regel für sanitäre Messingo<strong>der</strong><br />
Kupferleitungen konzipiert, nicht aber<br />
für die härteren Bremsleitungen. Ein schlechter<br />
Bördel kann lebensbedrohlich sein, da er<br />
nicht richtig abdichtet. Das kann zu Undichtigkeiten<br />
und im Ernstfall zum Totalausfall <strong>der</strong><br />
Bremsanlage führen.<br />
Das Maßnehmen<br />
Die Leitung wird zuerst auf die richtige Länge<br />
zugeschnitten. Als Vorlage dient die alte Bremsleitung.<br />
Das Abschneiden einer Bremsleitung<br />
sollte nur mit einem Rollenrohrschnei<strong>der</strong> durchgeführt<br />
werden, <strong>der</strong> einen geraden und sauberen<br />
Schnitt ohne Späne garantiert. Denn ein<br />
Schnitt mit <strong>der</strong> Eisensäge produziert feine Späne,<br />
die in die Bremsleitung und damit eventuell<br />
später auch in den Bremskreislauf gelangen<br />
kann. Dort können die Späne die Bremszylin<strong>der</strong><br />
beschädigen. Wenn die Leitung mit dem Rollenrohrschnei<strong>der</strong><br />
getrennt wurde, müssen die<br />
Enden außen und innen entgratet werden. An<br />
besseren Rollenrohrschnei<strong>der</strong> finden sich solche<br />
Entgrater im Drehgriff.<br />
Wird die Leitung nicht entgratet, kann es später<br />
beim Bördeln zu Rissen kommen. Wenn die<br />
Kanten entgratet sind, verteilt sich die Spannung<br />
des Materials gleichmäßig und die Bördelkante<br />
bleibt unbeschädigt.<br />
Zuerst wird die Verschraubung über die Leitungsenden<br />
gesetzt und die Leitung in die beiden<br />
Spannbacken eingepasst. Verschiedene<br />
Einsätze dienen dazu, den entsprechenden<br />
Bördel zu erzeugen. Man unterscheidet, wie<br />
bereits erwähnt, zwei gängige Bördelformen.<br />
Beim F-Bördel ist nur ein Bördeldurchgang<br />
notwendig. Der Einsatz wird in das Bördelgerät<br />
eingesetzt und zentriert. Die Bördelspitzen<br />
müssen immer zentrisch auf das Rohr <strong>der</strong><br />
Bremsleitung passen. Die Leitung wird im<br />
Bördelgerät zwischen die beiden Backen gespannt.<br />
Das hier gezeigte Handbördelgerät<br />
lässt sich auch sehr gut direkt am Fahrzeug<br />
verwenden. Die Spindel mit dem Bördeleinsatz<br />
wird gedreht und damit auf das Leitungsende<br />
gepresst. Das Leitungsende wird so unter<br />
Spannung gesetzt und staucht sich zusammen.<br />
Für den F-Bördel, <strong>der</strong> einen Flankenwinkel<br />
von 115 Grad besitzen sollte, wird in den beiden<br />
Spannbacken die schräge Aussparung ge-<br />
Das richtige Werkzeug: Die Werkzeugqualität ist für perfekte Bördel ausschlaggebend.<br />
20-Euro-Sets aus dem Internet sollten vermieden werden.<br />
Preiswerte Geräte gibt es ab 20 Euro; sie<br />
taugen eigentlich nur für einfache Bördel.<br />
Hochwertige Sets kosten ab 180 Euro, produzieren<br />
aber perfekte und sichere Bördel.<br />
Das Bördel-Alphabet: Ob die Leitungen Bördel vom „Typ E“ o<strong>der</strong> „Typ F“ erhalten müssen,<br />
hängt vom Fahrzeugtyp ab.<br />
Kurvenkünstler: Nur knickfreie Leistungen sichern optimale Bremswirkung.<br />
1 2<br />
Enge Radien können mit <strong>der</strong> Hand praktisch<br />
nicht ohne funktionseinschränkende Knicke<br />
o<strong>der</strong> Verengungen gebogen werden.<br />
Mit einer Rohrbiegezange entstehen Radien<br />
bis zum Durchmesser <strong>der</strong> Biegerolle ohne<br />
Verengungen und Knicke.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 103
Service & Werkstatt | Workshop Bremsen<br />
So entsteht ein Bördel: Mit dem richtigen Werkzeug ist das Herstellen von Bördeln keine große Kunst.<br />
1 2<br />
Zum Lösen <strong>der</strong> alten, oft festkorrodierten<br />
Schraubverbin<strong>der</strong> sind halboffene Bremsenringschlüssel<br />
ideal, weil sie mehr Kraft zum<br />
Öffnen übertragen können.<br />
Die neue Bremsleitung wird von <strong>der</strong> Rolle<br />
mit einem Rollenrohrschnei<strong>der</strong> abgetrennt.<br />
Die nötige Länge wird von <strong>der</strong> alten Bremsleitung<br />
übernommen.<br />
3<br />
Das abgeschnittene Leitungsende wird anschließend<br />
außen und innen vorsichtig entgratet,<br />
damit beim Bördeln keine Risse am<br />
neuen Bördel entstehen.<br />
4 5<br />
Auf das entgratete Leitungsende wird nun<br />
die Bremsleitungsverschraubung geschoben;<br />
nach Möglichkeit sollten immer neue<br />
Verschraubungen verwendet werden.<br />
Das zu bördelnde Ende <strong>der</strong> Bremsleitung<br />
wird in die Klemmvorrichtung des Bördelgeräts<br />
eingelegt. Die Verschraubung wird<br />
dazu nach hinten geschoben.<br />
6<br />
Das Leitungsende wird nun im Schraubstock<br />
fixiert und das Bördelgerät mit dem passenden<br />
Einsatz versehen, <strong>der</strong> auf die Leitung<br />
gedrückt wird und den Bördel erzeugt.<br />
7 8<br />
So sieht ein perfekter F-Bördel aus, <strong>der</strong> garantiert<br />
nicht undicht ist und jedem Profi<br />
zur Ehre gereichen würde.<br />
Wenn das Leitungsende nicht entgratet o<strong>der</strong><br />
beim Bördeln zu viel Druck ausgeübt wurde,<br />
kann <strong>der</strong> Bördel einreißen und ist damit<br />
unbrauchbar.<br />
9<br />
Bei preiswerten Bördelgeräten ist die zuverlässige<br />
Zentrierung des Druckstücks oft<br />
schwierig, was zu solch schiefen Bördeln<br />
führt: sofort wegwerfen!!<br />
wählt. Die flache eckige Aussparung staucht<br />
die Leitung flacher zusammen.<br />
Schneller geht es mit einem hydraulischen<br />
Bördelgerät, das in einen Schraubstock eingespannt<br />
wird. Über eine Drehpalette wird die<br />
korrekte Bördelspitze gewählt. Die Leitung wird<br />
zwischen die Backen gespannt und <strong>der</strong> Bördel<br />
in die Leitung gepresst.<br />
Mit verschiedenen Spitzen und Aussparungen<br />
in den Spannbacken können unterschiedlichste<br />
Bördel erstellt werden. Verwendet man<br />
die gerade Seite des Spannklotzes, entsteht ein<br />
F-Bördel mit 180 Grad Flankenwinkel. Dieser<br />
ist auf einer Seite flach und weist auf <strong>der</strong> Oberseite<br />
einen Flankenwinkel von 115 Grad auf. Für<br />
einen E-Bördel wird zuerst ein F-Bördel gepresst<br />
und dieser anschließend mit dem keilförmigen<br />
Bördeleinsatz nochmals gepresst. Das<br />
Ergebnis ist ein doppelwandiger E-Bördel.<br />
Achtung: Kurve!<br />
Bremsleitungen verlaufen immer wie<strong>der</strong> um<br />
Ecken und Rundungen und müssen entsprechend<br />
gebogen werden. Das Biegen enger Leitungsradien,<br />
beispielsweise um 90 Grad, mit <strong>der</strong><br />
Hand o<strong>der</strong> einer Zange sollte unbedingt vermieden<br />
werden, denn allzu leicht führt dies zu<br />
Verengungen an <strong>der</strong> gebogenen Stelle. An diesen<br />
Verengungen kann die Bremsflüssigkeit<br />
nicht frei fließen und das beeinträchtigt so die<br />
Bremswirkung beträchtlich. Leichte Biegungen<br />
um wenige Grad o<strong>der</strong> mit sehr großen Radien,<br />
etwa um <strong>der</strong> Wölbung eines Innenkotflügels zu<br />
folgen, können natürlich vorsichtig mit <strong>der</strong><br />
Hand gebogen werden!<br />
Abhilfe schafft ein spezielles Werkzeug zum<br />
Biegen von Rundrohren (erhältlich im Modellbaubedarf).<br />
Die Leitung wird über zwei Rollen<br />
gebogen. So entsteht kein Knick und die Bremsflüssigkeit<br />
kann frei fließen. Dabei ist unbedingt<br />
zu beachten, dass <strong>der</strong> engste Kurvenradius, mit<br />
dem eine Bremsleitung gebogen werden darf,<br />
dem dreifachen Leitungsdurchmesser entspricht.<br />
Auch größere Radien lassen sich mit einer Rohrbiegezange<br />
formen. Kay MacKenneth<br />
104
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1
Service & Werkstatt | Dachhimmel beim Youngtimer erneuern<br />
Dachhimmel neu beziehen<br />
Neuer Himmel<br />
fürs alte Dach<br />
Seit den 80er-Jahren haben immer mehr Autos Dachhimmel, die<br />
aus einem mit Stoff überzogenen Formteil bestehen. Alternde<br />
Kleber lassen die Verbindung von Dachhimmel und Bezug schwächeln.<br />
Wir zeigen, wie man in Eigenregie den Himmel neu bezieht<br />
und dem Innenraum so eine Aufwertung verpasst.<br />
Materialliste<br />
Für den neuen Dachhimmel führt kein Weg<br />
vorbei am örtlichen Sattlerbedarf:<br />
• Neben dem Alcantara (Materialstärke ca. 0,8<br />
Millimeter) benötigt man vor allem eine scharfe<br />
Schere, ein Teppichmesser, eine kleine Nagelschere<br />
sowie einen Stift zum Markieren.<br />
• Ein Stahllineal wäre nützlich, aber nicht unbedingt<br />
notwendig.<br />
• Der Kleber lässt sich natürlich am besten großflächig<br />
mit einer Pistole auftragen, zur Not tut<br />
es aber auch ein Pinsel-Set aus dem Baumarkt,<br />
was am Ende den alten Dachhimmel -<br />
bezug im Mülleimer Gesellschaft leisten kann.<br />
• Den Kleber selbst bezieht man am besten vom<br />
Autosattler, da nur er über entsprechend hitzebeständigen<br />
Klebstoff verfügt.<br />
• Ein Korb Wäscheklammern und ein Tapeziertisch<br />
sowie ein möglichst regenfreier Tag, um im<br />
Freien zu arbeiten, wären von Vorteil.<br />
Irgendwann trifft es nahezu jeden Young -<br />
timer-Liebhaber. Beim Blick in den Rückspiegel<br />
denkt man zunächst an eine optische<br />
Täuschung; die nächste Rast offenbart<br />
dann das Grauen. Das, was da als flatteriges<br />
Element erschien, war nicht etwa <strong>der</strong> schmucke<br />
Schal <strong>der</strong> weiblichen Begleitung, son<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> sich im Frühlingswind lösende Dachhimmel.<br />
Der Bezugstoff des Formteil-Dachhimmels<br />
hängt wie ein schlaffer Jutesack vom<br />
Himmel des 80er-Jahre-Schätzchens. Eine<br />
spontane Rettungsaktion mit einem Kästchen<br />
bunter Reißzwecken bewirkt zwar kurzfristig<br />
den Rückzug <strong>der</strong> sich immer bedrohlicher nähernden<br />
Stoffbahn, schafft aber irgendwie die<br />
Atmosphäre eines Studentenmobils auf dem<br />
Smarties-Trip und kann Youngtimer-Liebhaber<br />
nicht wirklich befriedigen.<br />
Zeit schafft neue Wunden<br />
Schuld ist die Kombination aus Zeit und Material.<br />
Nach 30 Jahren ist <strong>der</strong> Klebstoff zwischen<br />
Stoffbezug und dem isolierenden Schaumstoffuntergrund<br />
(<strong>der</strong> Fachmann spricht von Schaum-<br />
Fotos: Sven Jürisch<br />
106
Der Himmel wird aufgeräumt: Nachdem <strong>der</strong> Formteil-Dachhimmel aus dem Auto ausgebaut wurde, wird <strong>der</strong> alte<br />
Bezug vorsichtig entfernt. Ein Heißluftfön leistet dafür gute Dienste.<br />
1 2<br />
Nach dem Ausbau zeigt sich <strong>der</strong> Schrecken<br />
<strong>der</strong> himmlischen Tragödie: Der Bezugsstoff<br />
ist eingerissen, verdreckt und haltlos.<br />
Der alte Bezug wird unter Zuhilfenahme eines<br />
Föns zum Lösen des alten Klebers vollständig<br />
abgezogen.<br />
3<br />
Gelegentlich tauchen dabei auch alte Reparaturen<br />
am Dachhimmel, wie hier ein Riss<br />
am Schiebedachaussschnitt, auf.<br />
rücken) so kraftlos, dass an eine feste Verbindung<br />
zwischen den beiden einstigen Traumpartnern<br />
nicht mehr zu denken ist. Starke Sonneneinstrahlung<br />
und die damit verbundene Hitze<br />
unter dem Blechdach, die mechanische Belastung<br />
durch den Luftzug bei geöffnetem Fenster<br />
und die oft durch die komplexe Formgebung des<br />
Dachhimmels vorhandene Materialspannung<br />
for<strong>der</strong>n ihren Tribut. Ein neuer Formteil-Dachhimmel<br />
wäre die optimale Lösung, denn an ein<br />
Nachkleben <strong>der</strong> sich großflächig ablösenden<br />
Stoffbahn ist aufgrund <strong>der</strong> Durchlässigkeit des<br />
Bezugmaterials nicht zu denken. Doch wie so<br />
oft in den Nie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Gebrauchs-Oldies<br />
<strong>der</strong> 80er und 90er, ist <strong>der</strong> gewünschte Himmel<br />
seit Jahren ersatzlos entfallen, und selbst wenn er<br />
noch lieferbar wäre, wäre er unverschämt teuer.<br />
Selbst ist <strong>der</strong> Youngtimer-Fan<br />
Doch man kann den Youngtimer auch in Eigenregie<br />
himmlisch aufwerten. Ein Dachhimmel<br />
mit Alcantara-Bezug lässt sich problemlos anfertigen,<br />
schafft eine noble Atmosphäre und ist<br />
preiswerter, als man denkt. Dass für den Umbau<br />
<strong>der</strong> defekte Formteil-Dachhimmel demontiert<br />
werden muss, ist dabei die wohl größte Schwierigkeit.<br />
Je nach Fahrzeugtyp gestaltet sich dieser<br />
Vorgang mitunter sehr langwierig und kompliziert,<br />
da <strong>der</strong> abgelöste Himmel nicht, wie einst<br />
bei <strong>der</strong> Produktion, durch die Frontscheibenöffnung,<br />
son<strong>der</strong>n durch die Tür ins Freie gelangen<br />
muss. Wichtig ist dabei, dass <strong>der</strong> starre Himmel<br />
möglichst wenig geknickt werden darf, denn <strong>der</strong><br />
aus Pappe o<strong>der</strong> Kunststofffasern bestehende<br />
Rücken bildet die Basis für unseren anzufertigenden<br />
Alcantara-Himmel.<br />
Liebe zum Detail<br />
Neben <strong>der</strong> relativ einfachen Aufgabe, den kompletten<br />
Dachhimmel mit Alcantara zu bekleben,<br />
steht allerdings auch das friemelige Bekleben<br />
<strong>der</strong> Säulenverkleidungen mit dem ungefütterten<br />
Material auf dem Plan. Dank vieler Kurven und<br />
Ecken ist dies die deutlich aufwendigere Tätigkeit,<br />
die viel Sorgfalt erfor<strong>der</strong>t, will man zu einem<br />
vorzeigbaren Ergebnis kommen. Ruhe und<br />
ein großer Korb voll Wäscheklammern sind unabdingbare<br />
Begleiter auf diesem Weg. Wichtig<br />
ist auch die Auswahl des Klebers: Ein preiswerter<br />
Sprühkleber aus dem Baumarkt kann das Ergebnis<br />
<strong>der</strong> stundenlangen Bemühungen nach<br />
nur einer Saison wie<strong>der</strong> zunichte machen, denn<br />
seine Hitzebeständigkeit hat Grenzen, die beim<br />
Abstellen des Autos in <strong>der</strong> prallen Sonne schnell<br />
erreicht sind. Ablösendes Alcantara sowie Blasenbildung<br />
sind dann die stummen Zeugnisse<br />
von falscher Sparsamkeit. Profis setzen daher<br />
auf Spezialkleber aus dem Sattlereibedarf, <strong>der</strong><br />
beidseitig dünn mit dem Pinsel aufgetragen<br />
werden muss. Das fertig zugeschnittene Alcantara<br />
muss dann allerdings beim ersten Versuch<br />
sitzen, denn Lösen lässt sich die Verbindung<br />
später kaum noch. Vor dem Wie<strong>der</strong>einbau des<br />
Himmels sollte man dem Kleber mindestens<br />
zwei Tage Zeit zum Ablüften geben, an<strong>der</strong>nfalls<br />
riecht das Fahrzeug danach wie ein Chemielabor.<br />
Doch spätestens, wenn <strong>der</strong> neue Dachhimmel<br />
samt edel verkleideter Säulen montiert ist,<br />
sind die Strapazen vergessen und <strong>der</strong> Himmel<br />
in <strong>der</strong> Oldie-Mensch-Beziehung hängt wie<strong>der</strong><br />
voller Geigen.<br />
Sven Jürisch<br />
So wird <strong>der</strong> Himmel besser als neu: Alcantara eignet sich hervorragend als<br />
optisch überzeugen<strong>der</strong> Bezug für den neuen Himmel.<br />
1 2<br />
Nachdem das Alcantara zugeschnitten wurde,<br />
wird es mit Spezialkleber vom Autosattler<br />
auf dem Formteil aufgeklebt.<br />
3 4<br />
Mit einem Fön wird <strong>der</strong> Alcantara-Bezug<br />
endgültig im Form gebracht und so jede Falte<br />
ausgebessert, die beim ersten Aufkleben<br />
entstanden sein kann.<br />
Der neue Bezug sollte beim ersten Versuch<br />
bestmöglich sitzen, denn ein nachträgliches<br />
Verrutschen ist nur in Grenzen möglich.<br />
Neben dem Dachhimmel sollte man auch<br />
die Bezüge <strong>der</strong> A-, B- und C-Säulen am Auto<br />
beziehen, um ein einheitliches Erscheinungsbild<br />
zu erhalten.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 107
Werkstattporträt | Autohaus Kopitza – Oldtimer & Classic Cars, Rheinfelden<br />
Experten-Tipp: Norbert und<br />
Elvira Kopitza, Geschäftsführer<br />
Mancher Oldtimer enthüllt eine fragwürdige Substanz.<br />
Auch wenn er teilrestauriert erworben wurde,<br />
kann <strong>der</strong> Kaufpreis noch beträchtlich sein. Der von<br />
uns bevorzugte, komplette Neuaufbau samt Dokumentation<br />
ist ein aufwendiger Prozess. Dafür kann<br />
<strong>der</strong> Kunde sicher sein, einen wirklich hochwertigen<br />
Oldtimer zu bekommen. Die Nachrüstung einer Servo-Unterstützung<br />
kann speziell für ältere Klassikerfahrer<br />
einen Komfortgewinn bedeuten.<br />
Majestätische Karossen auf Kundenwunsch<br />
Alles aus einer Hand<br />
Seit rund 25 Jahren betreiben Elvira und Norbert Kopitza ihre Oldtimer-Werkstatt in Rheinfelden.<br />
Auf Kundenwunsch suchen sie exklusive Klassiker und kümmern sich um <strong>der</strong>en komplette<br />
Restaurierung – Farbe, Polster und Ausstattung sind dabei frei wählbar.<br />
Für ihre Kunden ist Elvira Kopitza weltweit<br />
auf <strong>der</strong> Suche nach restaurierungswür -<br />
digen Klassikern. In Europa sind diese<br />
Mangelware, daher kommen heute viele aus<br />
den USA. Der Fokus liegt zwar auf historischen<br />
Jaguar-Modellen, aber auch Rolls-Royce, Bentley,<br />
Aston Martin, Mercedes und Porsche feiern<br />
bei den Kopitzas in Rheinfelden Wie<strong>der</strong>geburt:<br />
Sie bieten Fahrzeuge auf Kundenwunsch zum<br />
Festpreis – Farbe, Polster und Ausstattung sind<br />
wählbar. Norbert Kopitza verwandelt bedroh -<br />
te Schönheiten in glänzende Schmuckstücke<br />
und versucht, möglichst viel Originalsubstanz<br />
zu erhalten: „Ich schneide nur das marode<br />
Blech weg.“ Neben Restaurierung, Sattelarbeiten<br />
und Verkauf führt die Fachwerkstatt auch<br />
Wartungen und Reparaturen durch – alles aus<br />
einer Hand.<br />
Wäre nicht eines Tages ein Kunde von einer<br />
Oldiemesse mit einem Prospekt in die Werkstatt<br />
gekommen, hätten die umfassenden Dienstleistungen<br />
von Autohaus Kopitza möglicherweise<br />
eine Facette weniger. Der Kunde interessierte<br />
sich für eine elektrische Servolenkung – heute<br />
bietet das Unternehmen den Einbau <strong>der</strong> Servounterstützung<br />
für die Lenkanlage an. Doch<br />
<strong>der</strong> Weg war weit: „Zunächst hatten wir Bedenken.<br />
Würden wir damit nicht den Originalzustand<br />
verhunzen?“, fragte sich <strong>der</strong> Klassikerprofi.<br />
Nachdem die EZ Electric Power Steering zu<br />
Testzwecken in einen Jaguar XK 150 montiert<br />
war, verblüffte den Jaguar-Fachmann die Resonanz.<br />
Eifrig probierten die Kunden die Nach-<br />
Fotos: Frank Wündsch<br />
108
Elvira und Norbert Kopitza haben sich auf die Wartung,<br />
Instandsetzung und Restaurierung edler Klassiker<br />
spezialisiert, egal ob es sich um britische Fahrzeu -<br />
ge wie Jaguar o<strong>der</strong> Bentley, rassige Ferrari, Porsche<br />
o<strong>der</strong> Mercedes-Benz handelt. Auf Wunsch rüsten sie<br />
EZ-Electric-Power-Steering-Servolenkungen nach.<br />
rüst-Lenkhilfe aus und testeten das neue Fahrgefühl.<br />
Fazit: Gleich 14 Klassikerfreunde wollten<br />
ihre Fahrzeuge nachrüsten! Norbert Kopitza<br />
selbst sieht den Einbau durchaus distanziert:<br />
„Im Grunde könnte man die Servolenkung im<br />
Oldtimer als Stilbruch sehen.“ Puristen lehnen<br />
das Hilfsmittel ab. „Doch wir erfüllen die Wünsche<br />
<strong>der</strong> Kunden.“ Und die seien begeistert.<br />
An <strong>der</strong> Rohkarosserie eines Jaguar XK er -<br />
läutert uns Norbert Kopitza die Nachrüstung:<br />
Die vorhandene Muskelkraft-Lenkanlage wird<br />
An den Wänden hängen unzählige Schablonen<br />
zur Nachfertigung maro<strong>der</strong> Bleche.<br />
durch den Austausch <strong>der</strong> Lenksäule zu einer<br />
Hilfskraft-Lenkanlage. Elektromotor und Ge -<br />
triebe stecken in einem kleinen Kasten an <strong>der</strong><br />
Lenksäule, <strong>der</strong> unterhalb des Armaturenbretts<br />
in <strong>der</strong> Regel hinter den Verkleidungen verschwindet.<br />
Mitunter sind geringfügige Karosseriemodifikationen<br />
erfor<strong>der</strong>lich, aber die Lenkung<br />
lässt sich auch wie<strong>der</strong> zurückbauen. Doch<br />
dazu ist es bei den Kopitzas bis heute nicht gekommen.<br />
Zu überzeugend sei die Wirkung <strong>der</strong><br />
kleinen Box.<br />
Wir probieren es aus: Kaum ist <strong>der</strong> Zündschlüssel<br />
gedreht, lässt sich das Lenkrad des XK<br />
spielend drehen – dank <strong>der</strong> elektrischen Unterstützung<br />
auch bei ruhendem Motor. „Und die<br />
Passfahrten werden zum Genuss!“, schwärmt<br />
Kopitza. In Deutschland ist das Fahrzeug unter<br />
Vorlage des jeweiligen, für einige Dutzend Typen<br />
vorliegenden Gutachtens zur Abnahme<br />
des Um- bzw. Einbaus bei einem amtlich anerkannten<br />
Sachverständigen o<strong>der</strong><br />
Prüfer für den Kraftfahrzeugverkehr<br />
vorzuführen. Bei <strong>der</strong> Zulassungsbehörde<br />
erfolgt dann im<br />
Auftrag des Halters die Berichtigung<br />
<strong>der</strong> Fahrzeugpapiere (Zulassungsbescheinigung<br />
Teil I und Teil II).<br />
Norbert Kopitza führt uns in seine blitzsaubere<br />
Werkstatt. Momentan arbeitet er an einem<br />
Peugeot-Veteran aus <strong>der</strong> Vorkriegszeit, schräg<br />
gegenüber steht ein 19<strong>50er</strong>-Jahre-Porsche, daneben<br />
ein eleganter Ferrari-Klassiker. An den<br />
Wänden hängen unzählige Schablonen für die<br />
Nachfertigung maro<strong>der</strong> Blechteile. Die Vielfalt<br />
an Marken und Baujahren ist beeindruckend.<br />
Nach rund einem Jahr stehen die neugeborenen<br />
Klassiker mit kompletter Fotodokumentation<br />
zur Abholung bereit. Frank Wündsch<br />
DIE FAKTEN<br />
Leistungsangebot<br />
Teil-/Komplettrestaurierungen und Wartung klassischer<br />
Automobile (Jaguar, Bentley, Mercedes<br />
etc.), Verkauf vollrestaurierter Old -<br />
timer nach Kundenwunsch, Nach -<br />
rüstung von EZ-Electric-Power-<br />
Steering-Servolenkungen.<br />
Anschrift<br />
AH Kopitza, Am Rhein 13,<br />
79618 Rheinfelden<br />
Tel. (07623) 43 63,<br />
OldtimerCars-Kopitza@web.de<br />
Weitere Infos<br />
EZ Power Steering Vertrieb Deutschland,<br />
Wolfgang Hüttner, Tel. (05448) 98 84 75, info@<br />
ezpowersteering.nl, www.ezpowersteering.nl<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 109
Clubporträt | IG Renault 15/17 Deutschland e. V.<br />
Extravagant und extrem selten: R15/R17<br />
Der Club <strong>der</strong><br />
seltenen Gallier<br />
Die französische Autowelt <strong>der</strong> 1970er-Jahre war dominiert von Ente, R4 und DS.<br />
Doch es gab mehr Vielfalt. Schon seit fast 30 Jahren kümmert sich auch hierzulande<br />
ein Club um die fast vergessenen 70er-Jahre-Coupés von Renault.<br />
Die Bedeutung von Clubs ist nicht immer<br />
an <strong>der</strong> schieren Größe zu messen. Gerade<br />
kleine Vereine stellen den Erhalt <strong>der</strong><br />
Markenvielfalt sicher. Und alle sind so einzigartig<br />
wie die Modelle, für die sie sich einsetzen.<br />
Die IG Renault 15/17 Deutschland e. V. zeigt<br />
das exemplarisch. „Was ist denn ein Renault 15<br />
beziehungsweise 17?“ Diese Frage hören die<br />
Mitglie<strong>der</strong> häufiger, und so beginnt die Selbstdarstellung<br />
auf <strong>der</strong> Clubseite im Internet lapidar:<br />
„Vorgestellt wurden die Modelle Renault<br />
15 und 17 (…). Hiermit wollte Renault auf die<br />
Welle <strong>der</strong> sportlichen Coupés aufspringen, wobei<br />
<strong>der</strong> Erfolg <strong>der</strong> bekanntesten Vertreter (…),<br />
Ford Capri und Opel Manta, sich nicht einstellen<br />
sollte.“ Weiter heißt es: „(…) eine für die<br />
70er-Jahre extravagante Karosserie. (…) Im Interieur<br />
setzte sich das ausgefallene Styling fort,<br />
(…).“ Schon nach wenigen Worten wird klar,<br />
dass es sich beim Renault 15 und Renault 17 um<br />
interessante Klassiker handeln muss, für <strong>der</strong>en<br />
Erhalt sich die kleine Interessengemeinschaft<br />
engagiert einsetzt.<br />
Internationale Kontakte<br />
Schon 1985 hatten sich die ersten Enthusiasten<br />
zusammengefunden, um ihre Erfahrungen austauschen<br />
und weiterreichen zu können. Aus diesen<br />
Anfängen mit einmal jährlich veranstalteten<br />
Treffen hat sich eine Plattform entwickelt, die<br />
über das reine Interesse am Fahrzeug hinausgeht.<br />
Um den Zusammenhalt <strong>der</strong> über ganz<br />
Deutschland verstreuten Renault-15- und -17-<br />
Besitzer zu verbessern, halten regelmäßige Infoschreiben<br />
über Neuigkeiten, Szenenachrichten<br />
und Veranstaltungstermine die Mitglie<strong>der</strong><br />
auf dem Laufenden. Neben <strong>der</strong> Weitergabe von<br />
Fahrzeug- und Teilegesuchen sowie -angeboten<br />
gibt es innerhalb des Clubs Ansprechpartner für<br />
alle Fragen in technischen Belangen. Beson<strong>der</strong>s<br />
auch Erfahrungen und Hilfestellungen bei Restaurierungen<br />
sind wichtiger Bestandteil <strong>der</strong><br />
Clubaktivitäten. Vereinzelt werden auch Teile<br />
durch private Initiative von Clubmitglie<strong>der</strong>n angefertigt<br />
– wie auch etwa über die Kontakte in<br />
die französische Heimat des R 15/R17. Mit den<br />
dortigen Renault-Freunden werden mitunter<br />
Nachfertigungen wie beispielsweise Dichtleisten<br />
o<strong>der</strong> Zündkabelsätze angestoßen. Auch<br />
dadurch haben sich mittlerweile enge internationale<br />
Kontakte geknüpft. So werden zudem<br />
zunehmend Veranstaltungen an<strong>der</strong>er Clubs,<br />
vornehmlich in Holland, aber auch Schweden<br />
o<strong>der</strong> Österreich, besucht.<br />
Die Clubmitglie<strong>der</strong> gehen mit ihren Fahrzeugen auch mit „Sack und Pack“ auf große Reise.<br />
Die international zusammengesetzten Ausfahrten<br />
gestalten sich auch schon mal sportlich<br />
ausgeprägt, wie hier auf dem Salzburg-Ring.<br />
Überraschende Vielfalt<br />
Für Besitzer von Exoten wie den Renault-Coupés<br />
ist <strong>der</strong> Kontakt zu einem Club beson<strong>der</strong>s<br />
wichtig, obwohl die Fahrzeuge im Grunde unkompliziert<br />
sind. Technisch setzten die Franzosen<br />
nämlich auf eine solide Baukastenstrategie,<br />
die sich natürlich heute in <strong>der</strong> Teileversorgung<br />
bemerkbar macht. Beide Coupés wurden aufgebaut<br />
auf <strong>der</strong> Bodengruppe des Renault 12,<br />
von dem in <strong>der</strong> Basisversion auch <strong>der</strong> Antrieb<br />
stammt. Die stärkeren Motorisierungen – immerhin<br />
kann ein R17 bis zu einer Leistung von<br />
108 PS viel Spaß bereiten – gehen auf den R16<br />
zurück. Und mit Targa- beziehungsweise Faltdachversionen<br />
kommen auch die Frischluft-<br />
Fotos: Archiv Ralf Geilser<br />
110
Regelmäßige internationale Treffen sind<br />
ein wichtiger Bestandteil <strong>der</strong> Clubaktivitäten;<br />
hier kommen dann schon mal zwei<br />
Dutzend <strong>der</strong> raren Coupés zusammen.<br />
Info<br />
www.deuvet.de, E-Mail: info@deuvet.de, Tel. (08628) 987 99 35, Fax:<br />
(03212) 137 49 17, Bundesverband DEUVET e. V., Postfach 1102, 83166<br />
Obing, Büro Peter Schnei<strong>der</strong>, werktags 8–17 Uhr, Tel. (02204) 613 46<br />
Eine Information des DEUVET, Bundesverband für Clubs klassischer Fahrzeuge<br />
freunde auf ihre Kosten. Es gab sogar eine Automatikausführung.<br />
Mit all ihrer Tradition aus fast drei Jahrzehnten<br />
will die im Deuvet organisierte IG Renault<br />
15/17 Deutschland e. V. auch weiterhin dazu<br />
beitragen, dass diese Fahrzeuge nicht in Vergessenheit<br />
geraten. Noch sind die Coupés ein Geheimtipp<br />
im Reigen <strong>der</strong> Klassiker, aber die Enthusiasten<br />
sind optimistisch, dass sich immer<br />
mehr Klassikerfreunde in Zukunft <strong>der</strong> extravaganten<br />
Formensprache <strong>der</strong> 1970er-Jahre und<br />
dem typischen französischen Komfort nicht<br />
werden entziehen können.<br />
Bodo Wistinghausen<br />
DIE FAKTEN<br />
Club<br />
IG Renault 15/17 Deutschland<br />
e. V.<br />
Gründungsjahr 1985 (seit 1997 e. V.)<br />
Mitglie<strong>der</strong> ca. 50<br />
Mitgliedsbeitrag 30 Euro jährlich (Auslandsmitglie<strong>der</strong><br />
40 Euro, einmalige<br />
Aufnahmegebühr 5 Euro)<br />
Clubaktivitäten Treffen/Ausfahrten, Hilfe<br />
und Beratung bei Reparatur,<br />
Restaurierung und Teile -<br />
beschaffung, internationale<br />
Kontakte<br />
Kontakt Ralf Geisler, Vorsitzen<strong>der</strong><br />
Drüpter Straße 35<br />
46519 Alpen<br />
Tel. (02802) 47 23<br />
Web<br />
www.r15r17.de<br />
Pro und Contra<br />
Wie original muss es sein?<br />
Die Zahl <strong>der</strong> Fahrzeuge mit H-Kennzeichen<br />
steigt, gleichzeitig werden wir aus <strong>der</strong> EU mit<br />
Neuerungen konfrontiert, welche die Originalität<br />
von Oldtimern stärker betonen, als<br />
dies in deutschem Recht <strong>der</strong>zeit <strong>der</strong> Fall ist.<br />
Nach dem Kriterienkatalog zum H-Kennzeichen<br />
ist es erlaubt, Än<strong>der</strong>ungen vorzunehmen,<br />
welche innerhalb <strong>der</strong> ersten zehn Jahre<br />
nach Zulassung möglich waren; dabei spielt es<br />
keine Rolle mehr, wann <strong>der</strong> Umbau erfolgte. Seit<br />
einiger Zeit können Fahrzeuge mit H-Kennzeichen<br />
auch gewerblich genutzt werden. Und sollten<br />
modifizierte Fahrzeuge<br />
das H-Kennzeichen er -<br />
halten und Fahrzeugnutzungen<br />
gestattet werden,<br />
die mit <strong>der</strong> Pflege kraftfahrzeugtechnischen<br />
Kulturgutes<br />
nicht wirklich etwas<br />
zu tun haben?<br />
Kein Missbrauch des<br />
H-Kennzeichens!<br />
Dr. Götz Knoop, Vizepräsident<br />
DEUVET<br />
Bei allen Argumenten gegen<br />
eine Oldtimer-Schwemme<br />
– Missbrauch fällt im<br />
Für die Szene<br />
Oldtimer-Treffen Marienborn 2014<br />
Am 28. und 29. Juni 2014 findet<br />
an <strong>der</strong> Gedenkstätte Marienborn<br />
das dritte historische<br />
Fahrzeugtreffen zur Erinnerung<br />
an die Öffnung <strong>der</strong> innerdeutschen<br />
Grenzübergänge statt.<br />
Teilnehmen können Automobile<br />
bis Baujahr 1989. Da nur<br />
Fahrzeuge, die tatsächlich die<br />
Grenze passieren durften, dort<br />
Foto: Deuvet/Eckhart Barthels<br />
Foto: Götz Knoop<br />
Frevel o<strong>der</strong> erlaubte Individualisierung?<br />
Die Meinungen zu solchen Umbauten<br />
gehen stark auseinan<strong>der</strong>.<br />
präsentiert werden, dürfen<br />
lei<strong>der</strong> keine Motorrä<strong>der</strong> teilnehmen,<br />
da diesen die Durchfahrt<br />
durch die DDR verwehrt<br />
wurde. Zur Planung <strong>der</strong> Veranstaltung<br />
bitte unbedingt per<br />
E-Mail an Kommunikationvorstand@deuvet.de<br />
anmelden.<br />
Ein Kostenbeitrag von<br />
5 Euro wird vor Ort erhoben.<br />
Grenzenlos<br />
offen: Fahrzeuge<br />
bis<br />
Baujahr<br />
1989 treffen<br />
sich am<br />
ehemaligen<br />
Kontrollpunkt<br />
Marienborn.<br />
Straßenbild auf und kann zu einer kritischen Haltung<br />
gegenüber Oldtimern führen. Die EU geht davon aus,<br />
dass ein Oldtimer keine wesentlichen Verän<strong>der</strong>ungen<br />
erfahren hat und gar nicht – o<strong>der</strong> zumindest sehr wenig<br />
– im Straßenverkehr genutzt wird. In dieser Situation<br />
ist es schädlich, wenn wir Missbrauch von<br />
H-Kennzeichen tolerieren.<br />
Eine gewerbliche Nutzung von Fahrzeugen mit<br />
H-Kennzeichen ohne Bezug zur Pflege kraftfahrzeugtechnischen<br />
Kulturgutes ist Missbrauch. Hochzeitsfahrten<br />
haben einen Bezug zum Oldtimer, es geht um<br />
das Fahrerlebnis. Ein Taxi o<strong>der</strong> ein Abschleppwagen<br />
mit H-Kennzeichen haben keinen Bezug zur Pflege<br />
kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes. Hier besteht<br />
Handlungsbedarf! Auch bei vielen Än<strong>der</strong>ungen geht<br />
es nicht um Pflege kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes,<br />
son<strong>der</strong>n um „coole“ Phantasieprodukte. Hier<br />
hat das H-Kennzeichen nichts zu suchen.<br />
Die Oldtimer-Szene ist aus<br />
einer Bastlerszene entstanden,<br />
außerdem gibt es keine<br />
Oldtimer-Schwemme.<br />
Oldtimer-Liebhaber Enrico<br />
Convertus<br />
Ich finde, man muss einen Oldtimer<br />
optimieren dürfen, solange<br />
die Sicherheitsvorschriften<br />
nicht verletzt werden. Mancher<br />
Bulli o<strong>der</strong> Käfer wirkt doch erst<br />
richtig durch Tieferlegen und<br />
verchromte Felgen. Auch nachempfundene<br />
Filmfahrzeuge<br />
o<strong>der</strong> phantasiereich gestaltete<br />
Abwandlungen eines historischen Fahrzeugs beleben<br />
die Szene und lockern den Einheitsbrei originaler Fahrzeuge<br />
auf. Und dann erst die überraschten Gesichter<br />
auf <strong>der</strong> Autobahn, wenn ein Ovali mit 190 Kilometern<br />
pro Stunde an einem A4 vorbeizieht!<br />
Aus <strong>der</strong> Politik<br />
Parlamentskreis<br />
Automobiles Kulturgut<br />
Am 5. Mai 2014 tagte <strong>der</strong> Parlamentskreis<br />
Automobiles Kulturgut.<br />
Die Leitung wurde von Thomas<br />
Jarzombek MdB an Carsten<br />
Müller MdB (beide CDU)<br />
übergeben, <strong>der</strong> seit<br />
Gründung des Parlamentskreises<br />
2009 dabei<br />
und selbst Besitzer<br />
einiger Oldtimer ist. Der<br />
DEUVET trug in dieser<br />
ersten Sitzung <strong>der</strong> neuen<br />
Wahlperiode die ungelösten<br />
Probleme <strong>der</strong><br />
Nutzfahrzeugszene vor.<br />
Sobald das offizielle Protokoll<br />
veröffentlicht wird,<br />
ist dieses auf <strong>der</strong> Homepage<br />
des DEUVET für<br />
Mitglie<strong>der</strong> verfügbar.<br />
Foto: Carsten Müller<br />
Neuer Vorsitzen<strong>der</strong><br />
des<br />
Parlamentarischen<br />
Arbeitskreises<br />
Automobiles<br />
Kulturgut:<br />
Carsten<br />
Müller MdB.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014<br />
111
Kaufberatung | Daf 44, 55 und 66<br />
Variomatic-Flitzer im Kommen<br />
Trio für Schaltfaule<br />
Ob Rückwärtsrennen o<strong>der</strong> Nonnenshuttle. Ein Daf sorgte<br />
schon immer für Heiterkeit und Spott. Das kann den<br />
jetzigen Liebhabern egal sein: Die kleinen Variomatic-<br />
Flitzer werden langsam gesucht. <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
nennt die Stärken und Schwächen des für<br />
Einsteiger interessanten Oldtimers.<br />
Daf<br />
44/55/66<br />
Einsteiger -<br />
Oldie für kleines<br />
Geld<br />
Gäbe es einen Preis für die gelungenste<br />
Verbindung von Marke und Produkt,<br />
Hollands einzige Automarke Daf wäre<br />
auf einem Spitzenplatz. Mit dem stufenlosen<br />
Automatikgetriebe „Variomatic“ gelang es Daf,<br />
ihren Kleinwagen über Generationen hinweg in<br />
den Köpfen <strong>der</strong> Autofahrer zu verankern. Allerdings<br />
nicht nur positiv, denn das vorwärts wie<br />
rückwärts gleich schnelle Vehikel driftete bereits<br />
zu Lebzeiten in den Bereich <strong>der</strong> mobilen<br />
Verkehrshin<strong>der</strong>nisse ab. Schuld daran war die<br />
Tatsache, dass <strong>der</strong> simpel zu bedienende Daf<br />
vor allem bei den „Golden Girls“, jener Generation<br />
von Damen mit Perlenkette, silbrigem Haar<br />
und meist gemütlichem Fahrstil, außerordentlich<br />
beliebt war. Auch <strong>der</strong> im Dezember 1966<br />
eingeführte Daf 44 schaffte es nicht, eine dynamischere<br />
Zielgruppe anzusprechen. Wie auch?<br />
Die Neuauflage des einst von dem „berühmten<br />
italienischen Formgestalter Michelotti“ (Zitat<br />
Daf-Prospekt) grazil gezeichneten Limousine<br />
war zwar erwachsener geraten, wirkte allerdings<br />
plump und unfreiwillig komisch. Auch<br />
Sporteinsätze in den frühen 70er-Jahren än<strong>der</strong>ten<br />
nichts an dem betulichen Image. We<strong>der</strong> Erfolge<br />
im Rallye-Cross mit einem vierradgetriebenen<br />
Daf 55 Coupé, noch Einsätze in <strong>der</strong> Formel<br />
3 verhalfen Daf zu einem Imagewandel.<br />
Auf <strong>der</strong> Straße versuchten die Hollän<strong>der</strong> die<br />
Kunden mit simplen Sportfahrertricks zu überzeugen.<br />
Rallyestreifen, Dreispeichenlenkrä<strong>der</strong><br />
und Doppelscheinwerfer machten aus dem Daf<br />
55 zwar eine „Marathon“-Version, aber eben<br />
keinen Sportwagen.<br />
Der Motor: Altbackenes aus Frankreich<br />
Motorisch blieb es bei dem bekannten 1,3-Liter-Vierzylin<strong>der</strong><br />
von Renault, dessen Geräuschkulisse<br />
sowie Leistungsentfaltung immer weni-<br />
112
Ein Daf 55:<br />
Zusatzscheinwerfer<br />
und<br />
Alufelgen<br />
sorgen für<br />
sportliches<br />
Flair.<br />
Unter <strong>der</strong> Fronthaube des zierlichen Daf 44<br />
müht sich ein Zweizylin<strong>der</strong>-Boxer ab.<br />
Der Daf 66 wirkt nach dem Facelift deutlich erwachsener als sein Vorgänger Daf 55.<br />
MODELLGESCHICHTE DAF 44, DAF 55, DAF 66<br />
Mit dem Narzisschen fing alles an. Die 1932 gegründete<br />
Van Doorne’s Anhängerfabrik in Limburg<br />
präsentierte am 23. März 1959 ihren ersten Variomatic-PKW,<br />
den Daf 600, Spitzname Narzisschen.<br />
Der Erfolg des schrulligen Kleinwagens war beachtlich,<br />
weshalb Daf das Programm zügig ausbaute<br />
und 1966 neben dem Daf 33 eine weitere Version<br />
aus <strong>der</strong> Taufe hob: den bis 1974 gebauten Daf 44.<br />
Die grazil gezeichnete Limousine wurde mit geringen,<br />
zumeist optischen Retuschen auch bei den<br />
Nachfolgern Daf 55 und Daf 66 verwendet.<br />
Unter <strong>der</strong> Daf-44-Karosse verbarg sich <strong>der</strong> leicht<br />
überarbeitete und auf 0,85 Liter Hubraum vergrößerte<br />
Zweizylin<strong>der</strong>-Boxer des Daf 33.<br />
Im Dezember 1969 folgte dann <strong>der</strong> Daf 55, <strong>der</strong><br />
unter <strong>der</strong> kaum verän<strong>der</strong>ten Karosse des Daf 44<br />
den 45 PS starken Vierzylin<strong>der</strong> aus dem Renault 8<br />
und eine DeDion-Hinterachse verbarg und damit<br />
durchaus ansprechende Fahrleistungen erreichte.<br />
Wenige Monate später folgten das Coupé und <strong>der</strong><br />
Kombi. 1972 erschien als Nachfolger <strong>der</strong> Daf 66,<br />
<strong>der</strong> nun mit einem 1,3-Liter-Motor bis zu 57 PS an<br />
die Variomatic lieferte.<br />
1975 dann <strong>der</strong> Todesstoß für die Marke: Volvo<br />
übernahm die Hollän<strong>der</strong>, aus dem Daf 66 wurde<br />
<strong>der</strong> mit dicken Stoßfängern bestückte Volvo 66. Er<br />
blieb bis 1980 als Limousine und Kombi im Programm<br />
und wurde dann ersatzlos gestrichen. Den<br />
von den Hollän<strong>der</strong>n geplanten „Großen Daf“<br />
brachte Volvo 1976 mit verän<strong>der</strong>ter Karosserie als<br />
Volvo 340 auf den Markt, wahlweise mit Variomatic<br />
o<strong>der</strong> konventio neller Handschaltung.<br />
Das hübsche Daf Marathon Coupé<br />
gehört heute zu den gesuchten Raritäten.<br />
ger zeitgemäß war. Die Kundschaft kaufte trotzdem.<br />
Meist zum dritten o<strong>der</strong> vierten Mal, denn<br />
wer einmal das Fahren mit <strong>der</strong> stufenlosen Automatik<br />
gewohnt war, stieg nur ungern wie<strong>der</strong><br />
in ein herkömmliches Auto um. Das ging auch<br />
lange gut, denn ein Daf war durchaus durabel,<br />
und auch nach <strong>der</strong> Übernahme durch Volvo<br />
blieb das Variomatic-Mobil bis 1980 als Volvo<br />
66 im Programm. Danach wurden die Hollän<strong>der</strong><br />
vor allem als billige Studentenautos aufgebraucht.<br />
Ging etwas kaputt, halfen bis Mitte <strong>der</strong><br />
80er Volvo-Werkstätten und ehemalige Daf-<br />
Händler weiter, doch auch diese Zeit ging An-<br />
fang <strong>der</strong> 90er zu Ende. Die verbliebenen Dafs<br />
rotteten im Kat-Zeitalter häufig im Freien ihrem<br />
Tod entgegen. Erst in letzter Zeit wird das kultige<br />
Mobil aus Holland wie<strong>der</strong>entdeckt.<br />
Die Karosserie: Zäh bis ins hohe Alter<br />
Die intern als „B-Body“ bezeichnete Karosse <strong>der</strong><br />
Daf 44, 55 und 66 ist bis auf optische Retuschen<br />
identisch und durchaus solide. Rost ist nach 40<br />
Einfache Technik und ein hoher Sympathiewert<br />
machen den Daf zum idealen Einsteiger-Oldie.<br />
Jahren natürlich ein Thema, allerdings gibt es<br />
immer noch nahezu rostfreie Daf. Rost-klassiker<br />
sind vor allem die vor<strong>der</strong>en Kotflügel, wo sich<br />
mangels Radhausschalen <strong>der</strong> Straßenschmutz<br />
im Bereich <strong>der</strong> Lampentöpfe einnistet und für<br />
braune Pickel sorgt. Sind die mit <strong>der</strong> Karosse<br />
verschweißten Kotflügel durch, hilft nur <strong>der</strong><br />
Trennschleifer. Gleiches gilt für die stark rostgefährdete<br />
A-Säule. Die hinteren Wagenheberaufnahmen,<br />
die Schweißkante am Kofferraumboden<br />
sowie die Scheibenrahmen, an denen im<br />
Endstadium <strong>der</strong> Rost unter <strong>der</strong> Dichtung gut<br />
sichtbar herauswuchert, sind ebenfalls häufig ein<br />
Fall fürs Schweißgerät. Problemloser sind die<br />
Anbauteile. Kantenrost an Türen und Hauben<br />
lässt sich schnell beseitigen,<br />
entwe<strong>der</strong> mit dem Drahtbürstenaufsatz<br />
o<strong>der</strong> durch Austauschen.<br />
Noch ein Wort zum<br />
Schiebedach: Es ist sehr selten<br />
verbaut und häufig aufgrund verstopfter Abläufe<br />
ein Fall für Entrostungsarbeiten.<br />
Chrom und Innenraum sind robust<br />
Der üppig verbaute Chromschmuck rostet dagegen<br />
nur selten. Solange die Bauteile nicht me-<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 113
Kaufberatung | Daf 44, 55 und 66<br />
Der 10-Punkte-Check<br />
Die Schwachstellen des kleinen Hollän<strong>der</strong>s.<br />
Viele Daf haben eine geringe Laufleistung und entsprechend gute Technik.<br />
Aber: Jahrelange Standzeiten, oft unter Bäumen, haben meist die grundsätzlich<br />
solide Karosse und das Interieur ruiniert.<br />
7<br />
6<br />
1. Wasser marsch: Die Wasserkühler sind häufig<br />
undicht. Ersatz gibt es problemlos, wenn auch<br />
nicht ganz billig, beim Kühlerbauer.<br />
2. Spannungstief: Die Zündanlage freut sich auf<br />
neue Unterbrecherkontakte, Leitungen und Kerzenstecker,<br />
denn die Originalbestückung ist nach<br />
vierzig Jahren ein Fall für den Müll.<br />
3. Rahmenrost: Quillt <strong>der</strong> Rost schon unter <strong>der</strong><br />
Dichtung hervor, steht eine aufwendige Instandsetzung<br />
des Scheibenrahmens bevor.<br />
4. Sollbruchstelle: Die Motorhaube hängt am<br />
seidenen Faden, wenn die Haubenscharniere fast<br />
abgerostet sind. Ersatz ist beim 44/55 schwierig.<br />
5. Strukturproblemfall: Ein wesentliches Gütemerkmal<br />
ist das Blech des Radkastens. Ist <strong>der</strong><br />
8<br />
3<br />
5<br />
Daf hier durchgerostet,<br />
ist er meist ein Fall für<br />
die Presse.<br />
6. Weich wie Käse: Die<br />
4<br />
2<br />
1 hinteren Endspitzen sind<br />
häufig ein Opfer <strong>der</strong> Zerstörungswut<br />
von Rost.<br />
Mitunter hat sich auch<br />
schon ein Amateur -<br />
schweißer an dieser<br />
Stelle versucht.<br />
7. Rutschprüfung: Wenn<br />
<strong>der</strong> Daf beim Anfahren in höheren Drehzahlen<br />
aufjault, sind oft die Treibriemen <strong>der</strong> Variomatic<br />
verschlissen.<br />
8. Langlebig: Die Kunstle<strong>der</strong>ausstattungen gelten<br />
als robust, die Stoffbezüge hingegen streiken nach<br />
40 Jahren UV-Bestrahlung oft und sind stark verschlissen.<br />
9. Abfahrtsprüfung: Die korrekte Funktion des<br />
Bergabfahrschalters (rechts unter dem Radio)<br />
kann nur <strong>der</strong> Fachmann testen, wenn nicht gerade<br />
ein Berg in <strong>der</strong> Nähe ist.<br />
10. Elektrolurch: Radios und Lautsprecher wurden<br />
oft via Freilandverdrahtung im Auto installiert.<br />
Die serienmäßige Daf-Elektrik kann das jedoch<br />
nur in Ausnahmefällen lahmlegen.<br />
1 2 3 4<br />
5 6 7<br />
8 9 10<br />
9<br />
10<br />
chanisch beschädigt sind, lässt sich vieles mit<br />
etwas Pflege wie<strong>der</strong> retten; im schlimmsten Fall<br />
kann man einzelne Teile neu verchromen.<br />
Der Innenraum <strong>der</strong> Hollän<strong>der</strong> macht nur selten<br />
richtig Arbeit. Zum einen, weil die häufig<br />
greise Vorbesitzerin es gewohnt war, ihren Liebling<br />
nur mit gestrickten Spitzenhandschuhen zu<br />
pilotieren und die ihr eigene Ordnung und Sauberkeit<br />
auch in ihrem fahrbaren Untersatz zu<br />
pflegen, zum an<strong>der</strong>en, weil das Interieur durchaus<br />
haltbar ist. Dass die Stoffsitzbezüge inzwischen<br />
zu Staub zerfallen, mag man dem Variomatic-Mobil<br />
ebenso nachsehen wie die wenigen,<br />
sich zusammenziehenden Kunststoffteile.<br />
Alles an<strong>der</strong>e ist ohne Fehl und Tadel und bietet,<br />
ähnlich wie die simpel aufgebaute Zwölf-Volt-<br />
Elektrik (nur <strong>der</strong> Daf 44 hatte größtenteils noch<br />
sechs Volt) kaum Anlass für schlaflose Nächte.<br />
Technik für Anfänger<br />
Die beiden Renault-Vierzylin<strong>der</strong> mit 1,1 Liter<br />
Hubraum im Daf 55 und 1,3 Liter im Daf 66<br />
sind äußerst robust. Undichtigkeiten lassen sich<br />
ebenso in Eigenregie beheben wie <strong>der</strong> Wechsel<br />
<strong>der</strong> mitunter zickigen mechanischen Kraftstoffpumpe.<br />
Sonst ist <strong>der</strong> Motor nahezu wartungsfrei,<br />
nicht zuletzt aufgrund seiner übersichtlichen<br />
Konstruktion mit seitlicher Nockenwelle.<br />
Lediglich das Ventilspiel ist regelmäßig zu kontrollieren.<br />
Läuft <strong>der</strong> Daf im Stand unruhig, müssen<br />
es aber nicht zwangsläufig die Ventile sein,<br />
auch ein abgerutschter Schlauch des verzweigten<br />
Unterdrucksystems <strong>der</strong> Variomatic-Steuerung<br />
kann die Ursache sein.<br />
Wer einen Daf 44 mit „dem auch für sportliche<br />
Extremsituationen ausreichenden“ (O-Ton<br />
Werbeprospekt) Zweizylin<strong>der</strong>-Boxer mit 34 PS<br />
im Bug besitzt, muss eher mit Ärger rechnen,<br />
was vor allem an seiner Peripherie liegt. Verliert<br />
er Öl, muss er zur Überholung aus dem Motorraum<br />
ausziehen, ebenso, wenn er in den Gummilagern<br />
vor sich hin knattert und schüttelt;<br />
dann ist häufig ein Ventil verbrannt. Ebenfalls<br />
anfällig: Die Heizbirnen und das Ansauggeweih.<br />
Sie rosten durch und lassen die Besatzung eine<br />
Ahnung davon bekommen, welche Temperaturen<br />
auf <strong>der</strong> allerletzten Fahrt herrschen werden.<br />
Zentrales Element und meist das Kaufargument<br />
für den Daf ist jedoch nicht <strong>der</strong> Motor,<br />
son<strong>der</strong>n die bis heute faszinierende Variomatic.<br />
Der Kraftfluss erfolgt vom Motor via Fliehkraftkupplung<br />
auf eine kleine Kardanwelle zu<br />
dem aus zwei Radpaaren bestehenden Variomatic-Getriebe.<br />
Problemzone Nummer eins ist<br />
die Zweistufen-Reibungskupplung, die bei falscher<br />
Einstellung vorzeitig verschleißt. Sie<br />
muss im Idealfall bei 1.200 Umdrehungen pro<br />
Minute schleifen und ab 2.000 Umdrehungen<br />
pro Minute komplett schließen. Jault <strong>der</strong> Motor<br />
beim Anfahren in höheren Drehzahlen, sind<br />
die Beläge abgenutzt und müssen ersetzt werden.<br />
Das gilt auch für die Treibriemen, wenn<br />
es bei <strong>der</strong> Probefahrt laut im Heck rumpelt. Sie<br />
sind aus Gummi, in den meisten Fällen so alt<br />
wie das Auto und damit steinhart. Allerdings<br />
sind oft nicht nur die Riemen an den Geräu-<br />
Fotos: Sven Jürisch, Magiccarpics, AlfvanBeem, Jost J. Bakker, Mark van Seeters, Anrie<br />
114
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
Van Doorne’s Automobiel Fabriek N.V. (Daf), Limburg, Nie<strong>der</strong>lande<br />
Modell 44 55, 66<br />
Karosserie 2-türige Limousine, 3-türiger Kombi, 2-türige Limousine, Coupé, 3-türiger Kombi,<br />
selbsttragend<br />
selbsttragend<br />
Motor (Benziner) 2-Zyl.-Boxer, luftgekühlt 4-Zyl.-Reihe, ohv, wassergekühlt (von Renault 8)<br />
Hubraum (ccm) 844 1.108–1.289<br />
Leistung (PS) 34–45 47–57<br />
Getriebe stufenlose Automatik stufenlose Automatik<br />
Antrieb Heckantrieb Heckantrieb<br />
Fahrwerk vorn Querblattfe<strong>der</strong> mit senkr. Führungsrohren, Querlenker mit senkr. Führungsrohren,<br />
Teleskopdämpfer<br />
Teleskopdämpfer, Torsionsfe<strong>der</strong>n, Querstabi<br />
Fahrwerk hinten Dreiecksschräglenker, Schraubenfe<strong>der</strong>n, 55: wie 44, 66: DeDion-Achse,<br />
Teleskopdämpfer<br />
Dreiecksschräglenker, Teleskopdämpfer<br />
Radstand (mm) 2.250 2.250<br />
Spurweite v/h (mm) 1.280/1.250 1.280/1.250<br />
Reifen 135 SR 14 135 SR 14 optional 155 SR 13<br />
Bremsen v/h Trommel/Trommel Scheiben/Trommel (selbstnachstellend)<br />
0-100 km/h (s) 25 24<br />
Vmax (km/h) 123 136–145<br />
L x B x H (mm) 3.850 x 1.540 x 1.380 3.880 x 1.540 x 1.380 (Coupé: 1.310)<br />
Gewicht leer (kg) 785 Limousine und Coupe : 835, Kombi: 870<br />
Verbrauch (l/100 km) 7–8 7,5–9 (Daf 55), 9–11 (Daf 66)<br />
Bauzeit 1966–74 55: 1968–72, 66: 1972–75<br />
Stückzahl 167.902 164.231 (Daf 55), 146.297 (Daf 66)<br />
Neupreis (DM) 5.690 (1967) 55 Coupé: 6.660 (1969)<br />
Club/Weblink www.dafclub.de, www.dafclub.nl<br />
Ersatzteile<br />
Info über den Club<br />
Das Variomatic-Getriebe und <strong>der</strong> von Renault<br />
stammende Motor erweisen sich auch im Alter<br />
als robuste und pflegeleichte Gesellen.<br />
schen schuld, son<strong>der</strong>n auch die Scheiben <strong>der</strong><br />
Variomatic. Sie weisen mitunter tiefe Kerben<br />
an <strong>der</strong> Oberfläche auf o<strong>der</strong> sind bei lange stehenden<br />
Fahrzeugen völlig verrostet. Austauschen<br />
o<strong>der</strong> Abschleifen ist die Lösung. Komplikationen<br />
verursachen auch die Membrane<br />
<strong>der</strong> Primär- und Sekundärscheiben sowie das<br />
elektromagnetische Vakuumventil <strong>der</strong> Unterdrucksteuerung<br />
<strong>der</strong> Variomatic. Prüfung und<br />
Ersatz dieser Bauteile sind aufwendig und sollten,<br />
sofern das Getriebe nicht ordnungsgemäß<br />
arbeitet, mit in das Kaufbudget einkalkuliert<br />
werden, denn Undichtigkeiten o<strong>der</strong> verklebte<br />
Noch heute findet das geniale Prinzip <strong>der</strong> Variomatic<br />
bei aktuellen CVT-Getrieben Anwendung.<br />
Gummidichtungen in den Ventilen sind keine<br />
Seltenheit. Beschleunigt <strong>der</strong> Daf dagegen zügig<br />
hoch und fällt die Drehzahl bei gleichbleiben<strong>der</strong><br />
Geschwindigkeit wie<strong>der</strong> ab, ist, zumindest<br />
vor<strong>der</strong>gründig, alles in Ordnung.<br />
Solide Grundlage: Das Fahrwerk<br />
Robust präsentiert sich auch das Fahrwerk. Die<br />
Vor<strong>der</strong>achse mit Drehstabfe<strong>der</strong>n sowie die Hinterachsen<br />
– eine Pendelachse im 44 und eine De-<br />
Dion-Achse beim 55 und 66 – sind problemlos,<br />
lediglich Stoßdämpfer und einige Gummibuchsen<br />
verschleißen und müssen meist erneuert<br />
werden. Rost an Fahrwerksteilen ist eher selten<br />
ein Problem. Das trifft auch für die Bremsanlage<br />
zu, die nach langer Standzeit o<strong>der</strong> wegen betulicher<br />
Fahrweise <strong>der</strong> meisten Vorbesitzer zwar<br />
über verglaste Beläge und verrostete Scheiben<br />
verfügen dürfte, nach einer Überholung, frischer<br />
Bremsflüssigkeit und neuen Bremsschläuchen<br />
aber problemlos ihren Dienst verrichtet.<br />
Entwarnung hinsichtlich <strong>der</strong> Teilesituation<br />
gibt es vor allem für den Daf 66. Trotz Abwrack-<br />
prämie haben in den Garagen und Wintergärten<br />
<strong>der</strong> Republik erstaunlich viele Volvo 66 überlebt,<br />
die in vielen Belangen als Teilespen<strong>der</strong> dienen<br />
können.<br />
Ersatzteilsituation<br />
Meist braucht man als Daf-Besitzer danach<br />
nicht einmal zu suchen, denn aus unerfindlichen<br />
Gründen kommen diese Fahrzeuge wie von<br />
selbst auf einen zu, wenn <strong>der</strong> eigene Daf erst<br />
einmal auf <strong>der</strong> Auffahrt steht. Beim 55 und vor<br />
allem beim 44 sieht es an<strong>der</strong>s aus, hier sind gute<br />
Kontakte zur regen Clubszene ratsam. Über diese<br />
bekommt man dann nahezu<br />
alle Teile, die man braucht,<br />
sogar die Antriebsriemen werden<br />
inzwischen wie<strong>der</strong> als<br />
Neuteile angeboten. Knapp<br />
sind naturgemäß Zier- und Innenausstattungsteile.<br />
Hier lohnt <strong>der</strong> Besuch von Oldtimer-Märkten<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Blick in die einschlägigen Foren.<br />
Fazit<br />
Mit geringem Anschaffungspreis, übersichtlicher<br />
Technik und relativ haltbarer Karosserie<br />
ist <strong>der</strong> Daf ideal für den Einsteiger in das Oldtimer-Hobby.<br />
Das Fahrzeug macht vor allem<br />
in seinen frühen Versionen 44 und 55 bei Ausfahrten<br />
eine gute Figur, hat einen hohen Sympathiewert<br />
und legt langsam an Wert zu. Der<br />
66 ist dagegen ideal für die, die ihren Daf auch<br />
im Alltag nutzen möchten, denn er ist <strong>der</strong> Einzige,<br />
dem es gelingt, im heutigen Verkehr halbwegs<br />
mitzuhalten. Sein Preis bewegt sich <strong>der</strong>zeit<br />
noch auf niedrigerem Niveau, wird aber<br />
speziell bei den Kombis und Coupés in Kürze<br />
anziehen. Wie fast immer gilt auch hier: Das<br />
bessere Auto ist immer einem Sanierungsfall<br />
vorzuziehen: Komplettrestaurationen lohnen<br />
nicht, da gute Autos im Prinzip dauerhaft erhältlich<br />
sind.<br />
Sven Jürisch<br />
MARKTWERTE<br />
Gab es Dafs vor zehn Jahren noch geschenkt, ziehen die<br />
Preise nun an. Marathon Coupés sind zehn bis 20 Prozent<br />
teurer als Limousine, normales Coupé und Kombi.<br />
DAF 44, 55 und 66<br />
Der Daf-Kombi bot mehr Platz fürs Gepäck,<br />
ohne damit sein Kleinwagen-Image ablegen<br />
zu können.<br />
Modell: Daf 44/Daf 55/Daf 66<br />
Baujahr: 1966–74/1968–72/1972–75<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 4.500/5.000–6.000 2: 2.800/3.100–3.700<br />
3: 1.800/2.000–2.600 4: 800/900–1.200<br />
5: 200/200–300<br />
Dafs mit Schiebedach sind eine große Rarität<br />
und entsprechend gefragt in <strong>der</strong> Szene.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 115
Kaufberatung | Triumph TR4, TR4 IRS, TR4a<br />
Kräftig, kernig und wertstabil<br />
Erfolgstyp<br />
aus Coventry<br />
Triumph<br />
TR4/TR4a<br />
Sympathischer<br />
Roadster für<br />
Sommertage<br />
Einer <strong>der</strong> populärsten britischen Sportwagen <strong>der</strong> 60er ist <strong>der</strong> Triumph TR4 , <strong>der</strong> Roadster-Fans<br />
so mo<strong>der</strong>ne Dinge wie abschließbare Türen, Kurbelfenster und rudimentären Komfort aufzwang.<br />
Welche Probleme auf potenzielle Besitzer des kernigen Briten warten, haben wir aufgedeckt.<br />
Als <strong>der</strong> TR4 im Jahre 1961 das Licht <strong>der</strong><br />
Sportwagenwelt erblickte, war <strong>der</strong> Aufschrei<br />
<strong>der</strong> Traditionalisten – wie eigentlich<br />
immer, wenn ein englischer Hersteller etwas<br />
Neues wagte – erwartungsgemäß groß: Der<br />
Neue hatte eine richtige Karosse mit richtigen<br />
Türen und man konnte zu zweit drin sitzen, ohne<br />
sich beengt zu fühlen – im Vergleich zum<br />
TR3 war das Cockpit breiter und geräumiger.<br />
Aber auch die Fans <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne heulten auf,<br />
denn für sie blieb <strong>der</strong> TR4 ein Relikt vergangener<br />
Zeiten. So schrieb Henry Keller in <strong>der</strong> „Auto<br />
Motor & Sport“-Ausgabe 14/1967 in einem launigen<br />
Vergleichtest zum TR4 IRS: „Er ist ein feines<br />
Auto, <strong>der</strong> Triumph. Nur eines scheint an<br />
ihm nicht zu stimmen: das Baujahr. Ich würde<br />
sagen, er stammt aus den 30er-Jahren.“ Aber<br />
1967 war immerhin das letzte Produktionsjahr<br />
des hübschen Briten und er musste gegen italienische<br />
Feinmechanik in Form eines Fiat 124<br />
Spi<strong>der</strong> und eines Alfa Spi<strong>der</strong> antreten.<br />
Karosserie und Chassis<br />
Aber beginnen wir doch mit dem Kaufcheck,<br />
denn wer sich für einen TR4 interessiert, lacht<br />
Den TR4a gab es mit unabhängiger Radaufhängung<br />
und als US-Version mit <strong>der</strong> Starrachse des Vorgängers.<br />
ohnehin über die verweichlichten Italo-Fans<br />
und ihre Sonnenbänke. Die von dem italienischen<br />
Stylisten Michelotti gezeichnete Roadsterkarosse<br />
thront auf dem vom Vorgänger TR3<br />
übernommenen Leiterrahmen, <strong>der</strong> an einigen<br />
Stellen verstärkt wurde und mit einer breiteren<br />
Spur vorne wie hinten bessere Fahreigenschaften<br />
versprach. Ob <strong>der</strong> Rahmen hält, was die<br />
hübsche Karosserie verspricht, sieht man nur<br />
auf einer Hebebühne richtig. Der vor<strong>der</strong>e Rahmenteil<br />
bis etwa zur Fahrzeugmitte ist wenig<br />
rostanfällig, weil sich hier im Laufe <strong>der</strong> Jahrzehnte<br />
meist eine<br />
schützende Schicht<br />
aus Öl und Schmutz<br />
gebildet hat. Die vier<br />
Längsträger sollten<br />
allerdings auf unter dem Unterbodenschutz<br />
vielleicht versteckten Rost abgeklopft werden.<br />
Die Rahmenspitzen sind anfällig für Knicke und<br />
Stauchungen, die durch falsches Aufbocken<br />
Fotos: Magiccarpics, Jörn-M. Müller-Neuhaus<br />
116
o<strong>der</strong> Aufsetzer entstanden sind. Checken Sie die<br />
Aufhängungen <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>en Dreieckslenker, die<br />
mit den Haltern <strong>der</strong> Zahnstangenlenkung verschweißt<br />
sind. Sie sind zu schwach dimensioniert<br />
und können einreißen. Bei <strong>der</strong> Reparatur<br />
sollten unbedingt Verstärkungsbleche eingeschweißt<br />
werden. Die Aufnahmepunkte <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>en<br />
Fe<strong>der</strong>beine und oberen Querlenker können<br />
rosten o<strong>der</strong> durch Unfälle verzogen sein;<br />
hier kann ein kritischer Blick viel Reparaturaufwand<br />
und Kosten sparen! Der hintere Teil des<br />
Rahmens ist beim TR4 mit seiner blattgefe<strong>der</strong>ten<br />
Starrachse meist in akzeptablem Zustand.<br />
Mehr Probleme bereitet <strong>der</strong> Rahmen des TR4<br />
IRS mit seiner unanhängigen Radaufhängung.<br />
Um die bereits in <strong>der</strong> großen Triumph-Limousine<br />
verwendete Hinterachse mit Schräglenkern<br />
und Schraubenfe<strong>der</strong>n unterzubringen, musste<br />
<strong>der</strong> hintere Rahmenteil umkonstruiert werden.<br />
Die Rahmen-Querträger, die die Alu-Schwingen<br />
aufnehmen, rosten gerne von innen durch und<br />
auch die Aufhängung des Differenzials zwischen<br />
den Längsträgern ist anfällig. Das Differenzial<br />
wird von vier Bolzen gehalten, die im<br />
Laufe <strong>der</strong> Jahre ausbrechen können. Wie stark<br />
dieser Bereich tatsächlich angegriffen ist, sieht<br />
man jedoch erst bei ausgebautem Differenzial.<br />
Die Karosserie rostet an den üblichen Bereichen:<br />
Die Türschweller faulen an <strong>der</strong> A-Säule<br />
und im hinteren Bereich, die Bodenbleche am<br />
Übergang zu den Schwellern und natürlich unter<br />
den – praktisch immer – feuchten Teppichen.<br />
An <strong>der</strong> Front sind die Scheinwerferhalterungen<br />
und die Schottbleche zwischen Innenund<br />
Außenkotflügel sowie A-Säule gefährdet.<br />
Im Heckbereich rosten die Kotflügelkanten hinter<br />
<strong>der</strong> Tür (hier ist das Blech doppelt) und an<br />
den oberen Kanten, an denen die Kotflügel zum<br />
Kofferraum hin verschraubt sind. Die Motorhaube<br />
ist nicht beson<strong>der</strong>s rostanfällig, <strong>der</strong> Kofferraumdeckel<br />
zeigt gerne Rostansätze am unteren<br />
Ende, an dem die doppelten Bleche die<br />
Feuchtigkeit halten können. Die Türen rosten<br />
auf den unteren zehn Zentimetern <strong>der</strong> Türhaut,<br />
an den Kanten und auf <strong>der</strong> Unterseite des Türrahmens.<br />
Ein weiteres Problem sind ausgeschlagene<br />
Scharniere, die man erkennt, wenn<br />
man die Tür hinten leicht anheben kann.<br />
Motor – robust und simpel aufgebaut<br />
Die TR4-Motoren sind robuste Vierzylin<strong>der</strong> von<br />
simpler Konstruktion, die bereits im TR3 Verwendung<br />
fanden. Grundsätzlich sind die Aggregate<br />
problemlos, gute Wartung und korrekte<br />
Behandlung vorausgesetzt. Dennoch sollte man<br />
genauer hinschauen, denn Verschleißschäden<br />
können teuer werden. Leichter Ölnebel an den<br />
Dichtflächen vom Motor zum Zylin<strong>der</strong>kopf ist<br />
normal, ebenso an an<strong>der</strong>en Dichtflächen. Ein<br />
Kompressionstest bei warmem Motor sollte auf<br />
jedem Zylin<strong>der</strong> um die zehn Bar anzeigen und<br />
auf allen Zylin<strong>der</strong>n möglichst gleich hoch sein.<br />
Eine Schwachstelle des Motors ist die hintere<br />
Kurbelwellenabdichtung, die ab Werk keinen<br />
Simmerring besitzt, <strong>der</strong> aber im Zuge einer Motorüberholung<br />
problemlos nachgerüstet werden<br />
Raumschiff: Verglichen<br />
mit dem Fassungsvermögen<br />
mo<strong>der</strong>ner Cabrio-<br />
Kofferräume und mancher<br />
Zeitgenossen bietet <strong>der</strong> TR4<br />
üppig Platz fürs Reisegepäck.<br />
Der TR4 war einer <strong>der</strong> ersten Sportwagen<br />
mit Lüftungsdüsen im Armaturenbrett. Holz<br />
gab es erst beim TR4a, obwohl viele beim<br />
ersten TR4 Holz nachgerüstet haben.<br />
MODELLGESCHICHTE TRIUMPH TR4<br />
Die Geschichte des TR4 beginnt eigentlich schon<br />
1957, als Triumph einen Entwicklungsauftrag für<br />
den T3-Nachfolger an Giovanni Michelotti vergab.<br />
Der schuf auf einem TR3-Chassis ein mo<strong>der</strong>n wirkendes<br />
Cabrio, das zwar nie in Serie ging, aber<br />
dem Stardesigner den Entwicklungsauftrag für den<br />
endgültigen TR4 einbrachte. Der TR4 basierte technisch<br />
auf dem TR3, <strong>der</strong> Leiterrahmen erhielt allerdings<br />
vorne wie hinten eine breitere Spur, was <strong>der</strong><br />
Fahrsicherheit und dem Komfort im Cockpit zugute<br />
Verdeck und <strong>der</strong> Klappmechanismus verschwinden<br />
ordentlich hinter <strong>der</strong> Persenning.<br />
MARKTWERTE<br />
Das Angebot an TR4 in allen Zustandsnoten ist immer<br />
noch gut, es gibt also keinen Grund, den erstbesten zu<br />
nehmen, <strong>der</strong> in das eigene Budget passt. Der seltene<br />
TR4 IRS ist am teuersten, <strong>der</strong> TR4a am günstigsten,<br />
<strong>der</strong> Fahrspaß ist <strong>der</strong>selbe.<br />
Modell: TR4/TR4 IRS/TR4a (US)<br />
Baujahr: 1961–65/1965–67/1965–67<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 36.000/40.000/33.000<br />
2: 23.800/26.400/21.800<br />
3: 15.800/17.600/14.500 4: 8.600/9.600/7.900<br />
5: 3.600/4.000/3.300 Quelle: EurotaxSchwacke/IC<br />
kam. Der 2,2 Liter große Stoßstangen-Vierzylin<strong>der</strong><br />
aus dem TR3 mit etwa 100 PS sorgte für gute Fahrleistungen,<br />
das Vierganggetriebe war optional mit<br />
einem drehzahlsenkenden Overdrive ausgestattet.<br />
1965 erschien <strong>der</strong> TR4a in zwei Varianten: als TR4<br />
IRS mit hinterer Einzelradaufhängung und parallel<br />
dazu für die USA mit <strong>der</strong> Starrache des TR4. Bis<br />
zum Produktionsende entstanden exakt 68.717<br />
TR4, davon 28.465 TR4a. Man schätzt, dass etwa<br />
10.000 TR4a mit Starrachse ausgeliefert wurden.<br />
Die seitlichen Chromleisten mit Standlicht<br />
und Blinker gab es erst beim TR4a.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 117
Kaufberatung | Triumph TR4, TR4 IRS, TR4a<br />
Der 10-Punkte-Check<br />
Die Schwachstellen des kernigen Briten<br />
Da <strong>der</strong> Rahmen und die Karosserie voneinan<strong>der</strong> getrennt werden können, ist<br />
eine Restaurierung zwar aufwendig, aber nicht kompliziert. Antriebstechnik<br />
und Fahrwerk leiden meist nur an den üblichen Verschleißerscheinungen.<br />
10<br />
8<br />
1. Kantenrost: Die Türen rosten am Rahmen und<br />
am Türblatt, wenn Wasserabläufe verstopft sind.<br />
2. Durchhänger: Die Türscharniere können verschleißen,<br />
dann hängt die Tür und kann im Scharnier<br />
nach oben und unten bewegt werden.<br />
3. Untergeschoss: Die Endspitzen und Schweller<br />
sind durch den ständigen Beschuss mit Straßendreck<br />
und Feuchtigkeit sehr rostgefährdet.<br />
4. Säurefraß: Austretende Batteriesäure kann<br />
den Batteriekasten und das Schottblech zum<br />
Rostnest machen; Gleiches gilt für Bremsflüssigkeit<br />
bei undichten Hyraulikzylin<strong>der</strong>n.<br />
5. Lucas lässt grüßen: Die Lucas-Elektrik leidet<br />
oft an schlechten Kontakten und Kabelbruch, ist<br />
aber leicht instand zu halten und in gutem Zustand<br />
sehr zuverlässig.<br />
6. Aufhängungs-Check: Die Gummibuchsen <strong>der</strong><br />
Vor<strong>der</strong>achse sind meist verschlissen, ebenso die<br />
Spurstangenköpfe <strong>der</strong> Zahnstangenlenkung.<br />
7. Fe<strong>der</strong>spannung: Auch die Buchsen am oberen<br />
Querlenker und an <strong>der</strong> Teleskopdämpferaufnahme<br />
sind meist porös und weich.<br />
8. Hinterachse: Das Differenzial darf leichte Öl -<br />
nebel zeigen und sollte beim Fahren nur wenige<br />
Geräusche machen. Auch gerne fest gegammelt:<br />
die Handbremsumlenkung.<br />
9. Rahmenlehre: Rost am Chassis ist seltener als<br />
befürchtet, Knicke und Stauchungen durch Unfallschäden<br />
sind das größere Problem.<br />
10. Blattfe<strong>der</strong>-Check: Prüfen Sie, ob an den<br />
Fe<strong>der</strong>n einzelne Fe<strong>der</strong>blätter gebrochen und die<br />
Aufnahmen vorne wie hinten rostfrei sind.<br />
1 2 3 4<br />
5 6 7<br />
8 9 10<br />
1<br />
9<br />
2<br />
4<br />
3<br />
6<br />
7<br />
5<br />
kann. Wenn es unter dem Ventildeckel richtig<br />
laut klappert, können die Kipphebelwellen ausgeschlagen<br />
sein. Ist <strong>der</strong> Leerlauf unregelmäßig,<br />
sind wahrscheinlich die Drosselklappenwellen<br />
ausgeschlagen und ziehen Nebenluft; eine Reparatur<br />
ist möglich und relativ preiswert.<br />
Schrauben Sie die Zündkerzen heraus. Sind sie<br />
schwarz o<strong>der</strong> unregelmäßig gefärbt, stimmt vermutlich<br />
die Einstellung <strong>der</strong> beiden SU- o<strong>der</strong><br />
Strombergvergaser nicht. Schlechte Leistungsabgabe<br />
kann auf eine falsch eingestellte Zündung<br />
o<strong>der</strong> einen verschlissenen Verteiler hindeuten.<br />
Die Zündverstellung erfolgt über Fe<strong>der</strong>n<br />
im Verteiler, die verschleißen und brechen<br />
können. Oft wurde auch irgendwann ein äußerlich<br />
passen<strong>der</strong> Verteiler eingebaut, <strong>der</strong> aber an<strong>der</strong>e<br />
Zündverstellwerte hat als nötig.<br />
Getriebe – besser mit Overdrive<br />
Bei warmem Motor sollte <strong>der</strong> Öldruck bei 3.000<br />
Umdrehungen pro Minute noch mindestens 40<br />
psi (drei Bar) betragen, <strong>der</strong> Motor muss dann<br />
ohne Ruckeln und Leistungslöcher hochdrehen.<br />
Mehr als 5.000 Umdrehungen pro Minute muss<br />
man dem Langhuber dabei nicht zumuten, er<br />
holt seine Leistung dank eines hohen Drehmoments<br />
eher aus dem Drehzahlkeller.<br />
Bei <strong>der</strong> Probefahrt sollte <strong>der</strong> Motor keine ungewöhnlichen<br />
Geräusche von sich geben und<br />
beim Lastwechsel und Beschleunigen we<strong>der</strong><br />
weiße noch blaue o<strong>der</strong> schwarze Wolken aus<br />
dem Auspuff pusten. Das bis auf den ersten<br />
Gang synchronisierte Getriebe sollte sich ohne<br />
Hakeln und Krachen schalten und die Gänge<br />
dürfen bei Lastwechseln nicht herausspringen.<br />
Ist ein Overdrive vorhanden, sollte er nach <strong>der</strong><br />
Betätigung ohne große Verzögerung einschalten<br />
und die Drehzahl um etwa 20 Prozent senken.<br />
Der Overdrive kann im zweiten bis vierten Gang<br />
aktiviert werden. Wenn bei getretener Kupplung<br />
ein Malmen aus dem Bereich von Getriebe und<br />
Kupplung zu hören ist, kann dies sowohl auf zu<br />
großes Axialspiel <strong>der</strong> Kurbelwelle hindeuten wie<br />
– wahrscheinlicher – auf defekte Haupt- o<strong>der</strong><br />
Vorgelegelager.<br />
Fahrwerk/Bremsen<br />
An <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>achse sorgen je zwei Dreiecks-<br />
Querlenker mit Teleskopdämpfern und Schraubenfe<strong>der</strong>n<br />
für Fahrbahnkontakt. Die Gummibuchsen<br />
<strong>der</strong> Querlenker müssen spielfrei und<br />
in gutem Zustand sein; oft sind sie porös und<br />
sehr weich, was sich in schwammigem Fahrverhalten<br />
zeigt. Verschleißfreudig sind die<br />
Achsschenkel, ihre Messingschwenklager und<br />
die oberen Kugelköpfe. Wird nicht regelmäßig<br />
abgeschmiert, ist Verschleiß – und ein Durchfallen<br />
bei <strong>der</strong> nächsten HU-Untersuchung –<br />
programmiert. Die vor<strong>der</strong>en Scheibenbremsen<br />
sind problemlos, beson<strong>der</strong>e Schwächen nicht<br />
bekannt.<br />
Die Starrachse des TR4 ist grundsätzlich solide<br />
und bis auf den üblichen Verschleiß ohne<br />
beson<strong>der</strong>e Schwächen. Achten Sie auf Klackern<br />
beim Lastwechsel, dann könnten die Steckachsen<br />
o<strong>der</strong> das Teller- und Kegelradpaar verschlis-<br />
118
Mit seiner schlichten und<br />
klaren Linie wirkt <strong>der</strong> von Michelotti<br />
gezeichnete TR4 heute noch attraktiv.<br />
sen sein. Wenn <strong>der</strong> Wagen sehr tief liegt o<strong>der</strong><br />
links und rechts ungleich hoch ist, kann eine <strong>der</strong><br />
Blattfe<strong>der</strong>n gebrochen o<strong>der</strong> einfach ausgeleiert<br />
sein. Ersatz ist problemlos und preiswert.<br />
Auch die Hinterachse des TR4 IRS hat, abgesehen<br />
von den bereits erwähnten Problemen<br />
mit <strong>der</strong> Differenzialbefestigung, keine beson<strong>der</strong>en<br />
Schwächen. Verschleiß an den Antriebswellen<br />
äußert sich in Klackgeräuschen. Wenn die<br />
Gummibälge <strong>der</strong> Antriebswellen<br />
Risse haben, sind die Kugelgelenke<br />
vermutlich länger trocken gelaufen<br />
und damit ein Fall für Neuteile.<br />
Über die Bremsanlage – vorne Scheiben, hinten<br />
Trommeln – ist wenig zu sagen. Außer üblichem<br />
Verschleiß und gelegentlichen Undichtigkeiten<br />
an Rad und Hauptbremszylin<strong>der</strong>n gibt<br />
es keine Auffälligkeiten. Eine Überholung ist allerdings<br />
nicht ganz billig, denn Hauptbremszylin<strong>der</strong><br />
und Servo sind richtig teuer.<br />
Die Technik beim TR4 ist simpel und bei guter<br />
Wartung langlebig, Teile sind kein Problem.<br />
Innenraum/Anbauteile/Elektrik<br />
Der Innenraum ist simpel und leicht instand zu<br />
setzen. Sitze (original Kunstle<strong>der</strong>) und Verkleidungen<br />
sind als Neuteile verfügbar, auch Instrumente<br />
und Schalter gibt es bei den einschlägigen<br />
Händlern zu allerdings recht hohen Preisen.<br />
Der TR4 hat ein lackiertes Armaturenbrett, beim<br />
TR4 IRS sitzen die Insassen vor einem Holzarmaturenbrett,<br />
das im Laufe <strong>der</strong> Jahre Risse bekommen<br />
kann. Chromteile und Beschläge sind<br />
verfügbar, doch nicht immer in originaler Qualität<br />
und oft in schlechter Passform. Und die<br />
Elektrik? Ist bei Weitem nicht so anfällig wie oft<br />
kolportiert: Die größten Probleme bereiten korrodierte<br />
Kabelverbin<strong>der</strong>, schlechte Masseverbindungen<br />
und nachträgliche, oft undokumentierte<br />
„Verbesserungen“ durch die Vorbesitzer.<br />
Fazit<br />
Der TR4 ist aus gutem Grund so beliebt, denn<br />
er bietet viel Fahrvergnügen, tollen Sound und<br />
ausreichend Leistung. Ist <strong>der</strong> TR4 in gutem Zustand,<br />
sind Pflegeaufwand und Unterhaltskosten<br />
kein großer Etatposten. Eine Restaurierung<br />
hingegen geht richtig ins Geld und kann schon<br />
mal den Marktwert des fertigen Schätzchens<br />
übersteigen. Jörn-M. Müller-Neuhaus<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
Triumph/Standard Motor Co., Coventry, England<br />
Modell TR 4 TR 4A<br />
Karosserie Cabrio, Stahlkarosse auf Cabrio, Stahlkarosse auf<br />
Leiterrahmen, 2 Türen Leiterrahmen, 2 Türen<br />
Motor (Benziner) 4-Zyl.-Viertakt, ohv 4-Zyl.-Viertakt, ohv<br />
Hubraum (ccm) 2.138 (auf Wunsch auch 1.991) 2.138 (auf Wunsch auch 1.991)<br />
Leistung (PS) 100 104<br />
Getriebe 4-Gang, Overdrive optional 4-Gang, Overdrive optional<br />
Antrieb Heckantrieb Heckantrieb<br />
Fahrwerk vorne obere und untere Querlenker, Teleskopdämpfer, Schraubenfe<strong>der</strong>n,<br />
Stabilisator<br />
Fahrwerk hinten Starrachse an Blattfe<strong>der</strong>n, Einzelradaufhängung, Schräglenker, He-<br />
Hebelstoßdämpfer<br />
belstoßdämpfer (US-Version: Starrachse)<br />
Radstand (mm) 2.240 2.240<br />
Spurweite v/h (mm) 1.225/1.220 1.225/1.220<br />
Reifen 5.50/5.90 x 15, 165 HR 15 5.50/5.90 x 15, 165 HR 15<br />
Bremsen v/h Scheiben/Trommeln Scheiben/Trommeln<br />
0–100 km/h (s) 11–12 11–12<br />
Vmax (km/h) 170–180 170–180<br />
L x B x H (mm) 3.960 x 1.470 x 1.270 3.960 x 1.470 x 1.270<br />
Gewicht leer (kg) 940 940<br />
Verbrauch (l/100 km) 10–12 10–12<br />
Bauzeit 1961–65 1965–67<br />
Stückzahl 40.253 28.645 (davon ca. 10.000 Starrachser)<br />
Neupreis (DM) 11.990 (1963) 12.750 (1965)<br />
Club/Weblink TR-Register Deutschland e. V., Tel. (040) 57 20 12 89, www.tr-register.de<br />
Der robuste 2,2-Liter-Vierzylin<strong>der</strong> überzeugt mit Leistung<br />
aus dem Keller und simpler Konstruktion.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 119
Pinnwand | Reise in die Vergangenheit<br />
Aus den Fotoalben<br />
unserer Leser<br />
Kohldampf!<br />
Wie praktisch: Der treue<br />
Bulli von Ehepaar Hilgert<br />
transportierte nicht nur<br />
den Nachwuchs, son<strong>der</strong>n<br />
auch alles Nötige für ein<br />
spontanes Picknick unterwegs.<br />
Hier schmiert<br />
Ingrid Hilgert die Butterbrote<br />
für ihre hungrigen<br />
Kin<strong>der</strong> Carsten (links)<br />
und Anke. Eingesandt<br />
von Anke Hilgert<br />
aus<br />
Lutter.<br />
1971<br />
VW Bus<br />
T1<br />
1974<br />
Renault<br />
In Schale geworfen<br />
4<br />
„Das Bild stammt von 1974 und zeigt meine Mutter vor einem<br />
unserer Renault-4-Lieferwagen. Von diesem Typ hatten wir<br />
im Laufe <strong>der</strong> Jahre sicherlich fünf bis sechs Stück. Ein genialer kleiner<br />
Wagen mit riesigem La<strong>der</strong>aum und einem preiswerten, aber guten Konzept“,<br />
erinnert sich Alexan<strong>der</strong> H. Kraft aus Feuchtwangen.<br />
Autoverrückt<br />
„Das wäre die richtige Bezeichnung für meine Familie. Wenn in den<br />
19<strong>50er</strong>-Jahren Geld für Sprit da war, ging es sofort auf Tour. Vor dem Haus<br />
(Polizeistation) meines Opas posieren mein Vater Norbert,<br />
19<strong>50er</strong><br />
DKW<br />
1000<br />
mein Onkel Armin und Opa Heinrich voller Stolz vor ihren<br />
DKW“, schreibt Markus Hartmann.<br />
120
1978<br />
Saab<br />
96 L V4<br />
Zwischenstopp<br />
„Führerschein und Fahrzeugpapiere, bitte!“ Nein,<br />
sicher wurden Philipp Simons Eltern nicht von diesem braungebrannten<br />
Herrn im kurzen Beinkleid auf einem Stopp in<br />
<strong>der</strong> Schweiz 1978 kontrolliert. Mit ihrem gerade erworbenen,<br />
opalgrünen Saab 96 L V4, Baujahr 1976, waren sie unterwegs<br />
in den Campingurlaub nach Finale Ligure in Italien.<br />
1970er<br />
Peugeot<br />
104 SR<br />
1969<br />
DKW<br />
1000 S<br />
Früh übt sich<br />
„1969 half ich meinem Vater bei Reparaturen an seinem Heiligtum, einem DKW 1000 S. Da es<br />
mir sehr viel Spaß machte, blieb ich unserem DKW immer verbunden, und seit fünf Jahren habe ich<br />
selber einen. Jedes Mal, wenn ich in diesem Auto sitze, denke ich an meine Kindheit zurück“, schreibt<br />
Bernd Berghänel aus Illingen.<br />
Löwenstark<br />
In Mutters seltenem Peugeot<br />
104 SR von 1976 mit Rallye -<br />
streifen, 53-PS-Motor, großen<br />
Scheinwerfern und großer<br />
Heckklappe ging es für Thorsten<br />
Hambusch aus Landshut,<br />
<strong>der</strong> hier mit seinem Vater<br />
posiert, zum Akkordeon-<br />
Unterricht und zur Schule.<br />
Nach zehn Jahren und nur<br />
50.000 Kilometern verschied<br />
<strong>der</strong> Löwe lei<strong>der</strong> wegen<br />
totaler Durchrostung.<br />
1980er<br />
Simca<br />
1100, Ford<br />
Capri RS<br />
Wallemähnen<br />
Stolz präsentieren die Brü<strong>der</strong> Hartmann ihre schicken fahrbaren Untersätze:<br />
Carsten seinen Simca 1100 und Markus seinen Ford Capri RS. Doch<br />
<strong>der</strong> Spaß auf vier Rä<strong>der</strong>n will bezahlt werden, sodass das Geld für den<br />
Friseur wohl nicht mehr gereicht hat …<br />
19<strong>50er</strong><br />
Opel<br />
Rekord<br />
Abgestellt<br />
„Das Foto zeigt meine heutige Frau im Alter<br />
von fünf Jahren auf <strong>der</strong> Haube eines ’57er-<br />
Opel Rekord Caravan, mit dem die Familie damals<br />
oft in den Campingurlaub gefahren ist. Und das Praktische:<br />
Die Kin<strong>der</strong> konnten im La<strong>der</strong>aum bequem schlafen“,<br />
schreibt Lothar Gutjahr aus Hochheim.<br />
Machen Sie mit!<br />
Hier zeigt die <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-Redaktion die besten<br />
Einsen dungen für die Pinnwand. Haben Sie einen (historischen)<br />
Schnappschuss von Ihrem eigenen Old- o<strong>der</strong><br />
Youngtimer? Dann senden Sie uns Ihre Motive an:<br />
Redaktion <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>, „Pinnwand“,<br />
Postfach 40 02 09, 80702 München o<strong>der</strong><br />
per E-Mail an: redaktion@autoclassic.de<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 121
Traumklassiker | Mercedes-Benz 600 (W 100)<br />
Das beste Auto <strong>der</strong> Welt?<br />
Nicht nur für<br />
gekrönte Häupter<br />
Bewun<strong>der</strong>ung und Respekt, vielleicht sogar Hochachtung? Unbedingt! Aber Bauchkribbeln?<br />
Kaum: Die ganz großen Gefühle weckt <strong>der</strong> Mercedes 600 nicht, dazu ist diese Sternstunde des<br />
Automobilbaus zu unnahbar, zu perfekt. Zu unnahbar? Wir versuchen es trotzdem!<br />
Nicht nur für Chauffeure: Die Kommandozentrale des „Großen Mercedes“ geizt nicht mit<br />
Luxus, edlen Materialien und viel Komfort.<br />
Rollendes Büro: Im Fond herrschte Luxus pur. Neben hölzernen Klapptischen gab es auch<br />
Telefon, Fax, TV und eine Bar.<br />
122
suchschef Karl Wilfert sowie den Designern<br />
Friedrich Geiger und Paul Bracq. Wirklich aufregend<br />
aber ging es unter <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Rahmenbodenanlage<br />
verschweißten Karosserie zu. Seine<br />
Konstrukteure hatten alle Register<br />
Darf es etwas mehr sein? Sonst vornehmer<br />
Zurückhaltung verpflichtet, gab<br />
sich die Daimler-Benz AG diesmal vollmundig:<br />
„Der Mercedes-Benz 600 ist das technisch<br />
fortschrittlichste Automobil unserer<br />
Zeit“, hieß es in einem Prospekt. Erstaunlich!<br />
Noch erstaunlicher freilich war, dass niemand<br />
wi<strong>der</strong>sprach. Im Gegenteil. Fachleute rund um<br />
den Erdball waren sich einig, dass dies mächtige,<br />
intern W 100 genannte Monument auf<br />
vier Rä<strong>der</strong>n nicht nur das seinerzeit technisch<br />
Machbare verkörperte, son<strong>der</strong>n seine Besitzer<br />
auch mit höchstem Komfort, feinster Verarbeitung<br />
sowie enormer Leistung bei souveränem<br />
Fahrverhalten verwöhnte. Fast folgerichtig<br />
ging <strong>der</strong> inoffizielle, aber doch klangvolle Titel<br />
„Best Car in the World“ von Rolls-Royce an<br />
den „Großen Mercedes“ über, wie <strong>der</strong> schwäbische<br />
Autobauer sein Prunkstück in Anlehnung<br />
an den zwischen 1930 und 1943 gebauten<br />
770 nannte.<br />
Vorgestellt im September 1963 auf <strong>der</strong> IAA<br />
in Frankfurt am Main, rückte <strong>der</strong> pompöse De-<br />
gezogen und dem 600 ein V8-<br />
Der Mercedes-Benz 600 galt seinerzeit noch<br />
Triebwerk verpasst, das ein paar<br />
vor Rolls-Royce als das „beste Auto <strong>der</strong> Welt“. Jahre später aus dem 300 SEL 6.3<br />
eine <strong>der</strong> schnellsten Limousinen<br />
bütant sofort in den Mittelpunkt. „Eleganz heißt, <strong>der</strong> Welt machen sollte. Die Ventilsteuerung<br />
in Rufweite hinter <strong>der</strong> Mode zu sein“, hatte ein übernahm eine oben liegende Nockenwelle je<br />
Mercedes-Vorstand einst definiert.<br />
Zylin<strong>der</strong>bank, die Gemischaufbereitung eine<br />
Saugrohreinspritzung von Bosch, und die Leistung<br />
des 6,3-Liter-Aggregats lag bei 250 DIN-PS<br />
Technische Avantgarde im seriösen Outfit<br />
Diese Philosophie setzte <strong>der</strong> 600er perfekt bei gelassenen 4.000 Umdrehungen pro Minute<br />
um. Die betont sachliche Form mit niedriger – genug für gut 200 Kilometer pro Stunde. Eine<br />
Gürtellinie und Chromornamenten orientierte Viergangautomatik mit hydraulischer Kupplung,<br />
sich am kurz zuvor gezeigten Mercedes-Benz ein Sperr differenzial, Zweikreis-Scheibenbremsen<br />
mit Druckluft-Bremshilfe sowie eine 230 SL und war das Werk von Karosserie-Ver-<br />
aufwen-<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 123
Traumklassiker | Mercedes-Benz 600 (W 100)<br />
Im Pullman Landaulet präsentierten<br />
sich Politiker, Herrscher und Promis<br />
dem jubelnden Volk.<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
Daimler-Benz AG, Untertürkheim<br />
Typ 600 (W 100)<br />
Karosserie<br />
Limousine, Pullman mit 4 und 6 Türen, Landaulet<br />
Motor<br />
V8 (M 100) ohv, wassergekühlt<br />
Hubraum (ccm) 6.332<br />
Leistung (PS bei U/min) 250 bei 4.000<br />
Getriebe<br />
4-Gang-Automatik<br />
Fahrwerk vorne Trapezdreiecksquerlenker, Luftfe<strong>der</strong>n mit<br />
Gummizusatzfe<strong>der</strong>n, Teleskopstoßdämpfer<br />
Fahrwerk hinten Eingelenk-Pendelachse, Schubstreben,<br />
Drehstabilisator, Luftfe<strong>der</strong>n mit Gummizusatzfe<strong>der</strong>n,<br />
Teleskopstoßdämpfer<br />
Bremsen<br />
Dunlop, 4 Scheiben (Zweikreis), servounterstützt<br />
Felgen/Reifen Stahlfelgen/9,00 H 15<br />
Radstand (mm) Limousine: 3.200, Pullman/Landaulet: 3.900<br />
Spur v/h (mm) 1.590/1.580<br />
Maße L x B x H (mm) Limousine: 5.540 x 1.950 x 1.485<br />
Pullman/Landaulet: 6.240 x 1.950 x 1.500<br />
Gewicht (kg) Limousine: 2.470, Pullman: 2.640, Landaulet: 2.690<br />
Vmax (km/h) Limousine: 210, Pullman/Landaulet: 200<br />
Bauzeit Limousine/Pullman: 1964–81, Landaulet: 1965–81<br />
Stückzahl Limousine: 2.190, Pullman: 428, Landaulet: 59<br />
Neupreis (1964/79, DM) Limousine: 56.500/141.232<br />
Pullman: 63.500/171.920<br />
Info<br />
M100 Club Deutschland (www.m100.de)<br />
Der 6,3-Liter-V8<br />
liefert 250 PS, die für<br />
eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von etwa 200 km/h sorgen.<br />
Fotos: Daimler-Benz AG, Magiccarpics<br />
124
MARKTWERTE<br />
In den letzten Jahren sind die Preise für gute 600er kräftig<br />
gestiegen, die im Vergleich zu vielen Prestige-Fahrzeugen<br />
an<strong>der</strong>er Marken aber immer noch recht akzeptabel<br />
sind – vor allem, wenn man den hohen technischen Anspruch<br />
des 600ers zum Maßstab nimmt.<br />
Modell: Mercedes-Benz 600/600 Pullman (W 100)<br />
Baujahr: 1964–81<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 120.000/140.000 2: 82.000/95.000<br />
3: 55.000/64.000 4: 31.200/36.400<br />
5: 14.400/16.800 Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic<br />
dige Luftfe<strong>der</strong>ung mit Niveauregulierung und<br />
während <strong>der</strong> Fahrt verstellbaren Teleskopstoßdämpfern<br />
waren weitere Highlights. Durch den<br />
600 zog sich ein mehrere Hun<strong>der</strong>t Meter dichtes<br />
Geflecht aus Öl- und Luftdruckleitungen, das<br />
mittels Pumpen und Kompressoren das Leben<br />
<strong>der</strong> Passagiere erleichterte: Es zog die Türen und<br />
den Kofferdeckel ins Schloss (um sie pneumatisch<br />
zu verriegeln und zu öffnen), hob und senkte<br />
die Seitenfenster, bewegte Sitze, Schiebedach<br />
und Belüftungsklappen. Ergänzt wurde das komplexe<br />
System durch zahlreiche elektronische Helfer,<br />
<strong>der</strong>en Stromversorgung zwei Drehstromgeneratoren<br />
mit je 490 Watt sicherten.<br />
Länge läuft<br />
Den in Handarbeit gefertigten, auf Wunsch auch<br />
gepanzerten „Großen Mercedes“ gab es als viertürigen,<br />
5,54 Meter langen Fünfsitzer sowie als<br />
noch gewaltigeren, sieben- bis achtsitzigen Pullman,<br />
<strong>der</strong> sich auf 6,24 Meter streckte und bald<br />
auch mit sechs Türen zu haben war; das Landaulet<br />
genannte Halb-Cabriolet war dagegen nur<br />
auf Bestellung lieferbar. Als 1964 die Serienfertigung<br />
anlief, schlugen <strong>der</strong> Fünfsitzer mit 56.500<br />
Mark und <strong>der</strong> Pullman mit 63.500 Mark zu Buche.<br />
Das war viel Geld – ein Mercedes 200 kostete damals<br />
stramme 10.800 Mark. 1979, als <strong>der</strong> bis Mai<br />
1981 gebaute 600 letztmals in den Listen erschien,<br />
wurden bereits 141.232 Mark für die Normalausführung<br />
und 171.920 Mark für den Sechstürer<br />
aufgerufen. Insgesamt entstanden 2.190<br />
Normal- und 428 Stretch-Limousinen, 59 Landaulets<br />
sowie zwei Coupés auf verkürztem Radstand.<br />
Der 600er als Coupé? Schwer vorstellbar.<br />
Und so blieb es bei den beiden Prototypen, von<br />
denen eines von Vorstandsmitglied Fritz Nallinger<br />
auch privat genutzt wurde. Karosserie Pollmann<br />
schließlich wandelte 1969 einen Fünfsitzer zum<br />
Bestatter um, und bb Auto Exklusiv in Frankfurt<br />
komponierte für einen Prinzen aus dem Morgenland<br />
eine bordeauxrote Sinfonie des Grauens. Obwohl<br />
ein Zuschussgeschäft, dürfte die Daimler-<br />
Benz AG durch den enormen Prestigegewinn<br />
dennoch auf ihre Kosten gekommen sein: Königshäuser,<br />
Staatsmänner und Diktatoren, <strong>der</strong><br />
Stellvertreter Gottes auf Erden, Playboys, Filmund<br />
Showstars schmückten sich neben betuchten<br />
Bürgern mindestens mit einem „Großen Mercedes“:<br />
Mao Zedong bestückte seinen Fuhrpark mit<br />
gleich elf Exemplaren. Auch im Kommunismus<br />
sind manche Genossen eben doch gleicher als<br />
<strong>der</strong> Rest des Volkes!<br />
Dieter Günther<br />
Nur die „600“ am Heck zeigt, dass man vom besten Automobil <strong>der</strong> Welt überholt wurde.<br />
Die Frontpartie<br />
wirkt trotz<br />
des üppig verwendeten<br />
Chromschmucks<br />
nicht überladen<br />
o<strong>der</strong> übermäßig protzig.<br />
Heiliger Stuhl mit Beinfreiheit: Das Mercedes-Benz 600 Pullman-Landaulet, das Mercedes-Benz<br />
1965 für Papst Paul VI. produzierte.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 125
Medien | Für Sie gelesen<br />
Colin Comer: Shelby.<br />
256 Seiten,<br />
372 Abb., Format<br />
25 x 28 x 2,8 cm,<br />
Hardcover mit Schuber,<br />
Heel, 49,95 €,<br />
ISBN 978-3-<br />
86852-810-7<br />
Schnelle Träume aus Amerika<br />
So streng und giftig das Cover auch<br />
wirken mag: Inwendig mangelt es<br />
dieser Shelby-Geschichte beileibe nicht<br />
an Witz und Ironie. Es mag daran liegen,<br />
dass Autor Colin Comer selbst Shelby-Liebhaber<br />
ist – sicher aber auch daran, dass Carroll<br />
Shelby so leckere Kraftpakete wie die Cobra 427<br />
o<strong>der</strong> die Daytona-Coupés baute, über die Comer<br />
zum Beispiel schreibt: „Ich würde glattweg Körperteile,<br />
über die oft gescherzt wird, für eins dieser Dinger<br />
hergeben.“ Shelbys schnelle Mustang, aber<br />
auch Ran<strong>der</strong>scheinungen wie das „ungeliebte Stiefkind“<br />
Sunbeam Tiger, werden nicht vergessen.<br />
Schade nur, dass Tabellen mit technischen Daten<br />
meist fehlen.<br />
Fazit: Colin Comer erzählt die Shelby-Ge schich -<br />
te so unverkrampft, dass auch Mitteleuropäer<br />
daran Freude finden. Da sind kleine Schwächen<br />
schnell verziehen!<br />
4<br />
Herbert W. Hes -<br />
selmann, Halwart<br />
Schra<strong>der</strong>: Sleeping<br />
Beauties – Schlafende<br />
Schönheiten.<br />
212 Seiten,<br />
135 Abb., Format<br />
24,5 x 28,5 x 2,5 cm,<br />
Hardcover, Monsenstein<br />
& Vannerdat,<br />
35 €, ISBN 978-3-<br />
942153-16-4<br />
Kostbares aus dem<br />
Märchengarten<br />
Die Geschichte von Pierre, <strong>der</strong> in seinem<br />
Garten Bugattis und artverwandte Hochpreis-<br />
Oldtimer verrotten ließ, gehört zu den großen Legenden<br />
<strong>der</strong> Autowelt. Herbert Hesselmann durfte die Autos<br />
1983 fotografieren – er musste Pierre aber genauso<br />
wie Autor Halwart Schra<strong>der</strong> versprechen, we<strong>der</strong><br />
den Ort, noch den Namen zu nennen. Als die Bil<strong>der</strong><br />
um die Welt gingen, brachten sie Hesselmann mehrfach<br />
Auszeichnungen ein; Pierre aber, <strong>der</strong> eigentlich<br />
Michel Dovaz heißt, brachten sie große Sorgen: Wo<br />
sich sein Anwesen befand, hatten Neugierige Zaungäste<br />
schnell erspäht: Die Autos mussten umziehen,<br />
doch <strong>der</strong> Mythos <strong>der</strong> „Sleeping Beauties“ blieb.<br />
Fazit: Hesselmanns Fotos sind heute noch so<br />
faszinierend wie vor 30 Jahren. Schon deshalb<br />
gehört dieses Buch in jede Oldtimer-Bibliothek.<br />
Die Neuauflage erzählt erstmals die ganze<br />
Geschichte!<br />
5<br />
Edwin Baaske<br />
(Hg.): 911 Love.<br />
360 Seiten, 265<br />
Abb., Format 31 x<br />
31 x 3,5 cm, Hardcover<br />
mit Lesebändchen,<br />
Delius Klasing,<br />
98 €, ISBN<br />
978-3-7688-3664-7<br />
Der 911 und seine Geisteskin<strong>der</strong><br />
Der 911 ist 50, und so porscht es weiter.<br />
Vor allem in den Bücherregalen.<br />
Selektiv zu schmökern beugt Boxer-<br />
Übersättigung vor, deshalb sei vor allem<br />
„911 Love“ empfohlen: Das ist zwar kein billiges<br />
Buch, dafür aber mal ganz was an<strong>der</strong>es. Auto-<br />
Mensch-Beziehungen bilden seinen bunten Kern:<br />
„Materie ist nichts, Gesundheit und Natur ist alles“,<br />
gibt ein Mediziner zu Protokoll, <strong>der</strong> mit seinen Elfern<br />
gerne querfeldein fährt. Und berühmte Porsche-<br />
Sammler wie Magnus Walker o<strong>der</strong> Jerry Seinfeld<br />
kommen auch zu Wort. Der 911, ein „Passepartout<br />
für jede Dekade“, ist dabei immer ein dankbares Modell<br />
für hochwertige Fotos.<br />
Fazit: Sicher – mit dem 911-Pathos, das auch<br />
hier dick aufgetragen wird, kommt nicht je<strong>der</strong><br />
klar. Aber <strong>der</strong> Versuch, das Wesen des Elfers<br />
über seine Besitzer einzufangen, war selten<br />
konsequenter (und schöner!) gefasst als hier.<br />
4<br />
Frie<strong>der</strong> Bach:<br />
Fahrzeugspuren in<br />
Chemnitz. 216 Seiten,<br />
ca. 540 Abb.,<br />
Format 22,5 x 23 x<br />
1,5 cm, Hardcover<br />
mit Lesebändchen,<br />
Mironde, 24,90 €,<br />
ISBN 978-3-<br />
937654-77-5<br />
(Fast) Vergessenes<br />
aus Chemnitz<br />
Viel ist vom einst so glorreichen Fahrzeugbau<br />
<strong>der</strong> Stadt Chemnitz nicht übrig geblieben.<br />
Frie<strong>der</strong> Bach hat trotzdem über Jahrzehnte so einiges<br />
zusammengetragen: nicht nur zu Wan<strong>der</strong>er und<br />
<strong>der</strong> Auto-Union, son<strong>der</strong>n auch zu Presto, Diamant,<br />
o<strong>der</strong> Mollmobil, zu Karosseriebauern, Zulieferern und<br />
Rennfahrern. Jedes Kapitel lässt sich dabei unabhängig<br />
von den an<strong>der</strong>en lesen, lei<strong>der</strong> fehlt aber ein Register<br />
zum zielgerichteten Nachschlagen. Über seine historischen<br />
Betrachtungen hinaus widmet sich Bach in<br />
einem Schwesterband den „Chemnitzer Oldtimergeschichte(n)“<br />
und erzählt darin, „wie die Stadt zu einem<br />
Fahrzeugmuseum kam“ (Mironde Verlag, 12,50 €).<br />
Fazit: Natürlich fehlt es nicht an Lokalpatriotismus.<br />
Auch wirkt das Buch stellenweise<br />
„überillustriert“. Doch <strong>der</strong> Autor beweist eben<br />
Enthusiasmus für sein Thema – und das macht<br />
dieses Buch so sympathisch.<br />
3<br />
Die einzelnen Gänge bedeuten: 5 = Perfekt. 4 = Absolut empfehlenswert. 3 = Ganz gut. 2 = Mäßig. 1 = Nicht empfehlenswert.<br />
Tipps und Tricks<br />
fürs Schrauber-Hobby<br />
Neuerscheinung!<br />
Was könnte größere Freude machen, als eigenhändig ein automobiles<br />
Schmuckstück originalgetreu zu restaurieren? Eben! Doch wo anfangen?<br />
Woher Ersatzteile beziehen? Worauf achten? Die erfahrenen Autoschrauber Kay<br />
MacKenneth und Johannes Ücker beantworten alle wichtigen Fragen, die Schraubern<br />
unter den Nägeln brennen. Sie informieren fachkundig von <strong>der</strong> Lackbehandlung<br />
über die Innenraumaufbereitung bis hin zur Reparatur defekter Achsen und<br />
Getriebe. Ergänzt um viele Praxisbeispiele und Bild-für-Bild-Erklärungen. Der perfekte<br />
Werkstatthelfer für Einsteiger ins Schrauber-Hobby, aber auch für Aufsteiger<br />
und Könner gibt es viele Tipps und Tricks zum Abgucken!<br />
Kay MacKenneth, Johannes<br />
Ücker: Das große Auto-<br />
Schrauberbuch. Reparatur –<br />
Restaurierung – Werkzeug.<br />
192 Seiten, ca. 300 Abb., Format<br />
19,3 x 26 cm, Hardcover,<br />
GeraMond Verlag, 19,99 €,<br />
ISBN 978-3-86245-648-2<br />
126
Nummer 50 | 4/14 | Juli/August | 9. Jahrgang<br />
Post<br />
Zu <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 3/2014<br />
Es lebe <strong>der</strong> Sport<br />
Glückwunsch zu Ihrem Beitrag, ich habe<br />
mich sehr gefreut. Aber als Liebhaber und<br />
gelernter Schrauber an Glas-Fahrzeugen bitte<br />
ich um Richtigstellung: Gerd Bodmer hat die<br />
DTM 1965 gewonnen, aber nicht auf einem<br />
1300er- o<strong>der</strong> 1700er-GT, son<strong>der</strong>n auf einem<br />
Glas 1204/TS. Der Zahnriemen des Glas-Motors<br />
braucht ein gewisses Spiel, er darf nicht zu<br />
stramm sein. Die von Ihnen erwähnte Spannrolle<br />
ist bei korrekter Montage nicht lebens -<br />
verlängernd, da nicht erfor<strong>der</strong>lich. Es könnte<br />
auch das Gegenteil eintreten. Nicht <strong>der</strong> Glas<br />
GT wurde „Glaserati“ genannt, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />
Glas V8, da dieser gewisse Ähnlichkeiten zum<br />
Quattroporte zeigte. Beide Autos zeichnete<br />
Pietro Frua. Aber nichts für ungut, man kann<br />
nicht alles wissen.<br />
Franz Degler, Baden-Baden, per Fax<br />
Das waren schon sehr attraktive und vor allem<br />
gerade noch bezahlbare Sportwagen<br />
in den 60er-Jahren – auch wenn es für viele<br />
Menschen unerreichbare Traumwagen waren.<br />
„Nur fliegen ist schöner“ schlug ein wie eine<br />
Bombe. Die Fahrleistungen des Opel GT 1900<br />
waren beachtlich: Von null auf hun<strong>der</strong>t in gut<br />
zehn Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 185 Kilometer<br />
pro Stunde. Im Vergleich mit den an<strong>der</strong>en<br />
Sportwagen kommt dies nicht ganz zum<br />
Ausdruck, obwohl <strong>der</strong>en Fahrleistungsdaten<br />
ganz ähnlich sind. Als Fahrer eines Opel GT<br />
und Lotus-Fan habe ich mich sehr über vier attraktiven<br />
Autos gefreut.<br />
Hermann Lehleiter, Metzingen, per E-Mail<br />
Zu <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 3/2014<br />
Reine Formsache!<br />
Danke für den Beitrag über die Audi-Coupés.<br />
Perfektes Timing für mich, denn ich spiele<br />
momentan mit dem Gedanken, mir ein B3-Coupé,<br />
am liebsten einen S2, zu kaufen. Dass die<br />
Teile für den S2 so teuer sind, lese ich nicht gerne,<br />
doch ich bin sehr dankbar für diesen Hinweis.<br />
Im Beitrag ist mir noch etwas aufgefallen:<br />
Auf Seite 34 haben Sie die Motorbil<strong>der</strong> vertauscht,<br />
das linke zeigt den Sechszylin<strong>der</strong> und<br />
das rechte den Fünfzylin<strong>der</strong> – nicht umgekehrt.<br />
Oskar Brosowski, per Fax<br />
Zu <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 3/2014<br />
Briefe an die Redaktion<br />
Redaktion <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>, Postfach 40 02 09, 80702 München<br />
Fax: (089) 13 06 99-700, E-Mail: briefe@autoclassic.de<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen.<br />
MINI-Revoluzzer<br />
In <strong>der</strong> letzten Zeit liest man viel über den Mini.<br />
Es ist doch schon alles gesagt, daher frage<br />
ich mich oft, warum <strong>der</strong> Wagen noch besprochen<br />
wird. Deswegen war ich neugierig auf Ihre<br />
Geschichte und hätte gewettet, dass Sie<br />
nichts Neues erzählen können. Doch ich habe<br />
tatsächlich neue Facetten gelesen, die mir bisher<br />
unbekannt waren. Die drei „Wussten Sie eigentlich“-Zitate<br />
fand ich dabei beson<strong>der</strong>s interessant.<br />
Herbert Sachs, per E-Mail<br />
Zu <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 3/2014<br />
Die Magie <strong>der</strong> Isabella<br />
Als langjähriger Isabella-Fahrer habe ich<br />
mich beson<strong>der</strong>s über diesen Beitrag gefreut.<br />
Es ist schön, nicht immer nur über Technik<br />
zu lesen, son<strong>der</strong>n auch über das Lebensgefühl,<br />
das dieser traumhafte Wagen seit Jahrzehnten<br />
vermittelt.<br />
Anton Bergmeister, per Fax<br />
Zu <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />
Der vergessene Luxusgleiter<br />
Vielen Dank für den schönen Bericht über<br />
den Peugeot 604! Sie könnten auch mal<br />
schreiben, wie schwierig es ist, zukünftige Klassiker<br />
als Normalbürger zu kaufen, und da ist<br />
Peugeot ein absolut passendes Beispiel. Die<br />
Deutschen haben immer Angst, ein Oberklasse-Franzose<br />
sei im Dauerbetrieb zu teuer. Dabei<br />
ist gerade <strong>der</strong> Dauerbetrieb günstiger, da<br />
Ersatzteile nicht so teuer sind. In Afrika gibt es<br />
grundsätzlich Teile, wenn Frankreich/Europa<br />
nichts mehr liefern kann. Und das sollten Peugeot-Amis<br />
einfach wissen. Man bekommt wirklich<br />
alle Teile für wenig Geld.<br />
Stefan Prediger, Lübeck, per Post<br />
Zu <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />
Gibt’s nicht geht nicht<br />
Beim Lesen des Beitrages vermutete ich zuerst<br />
einen Aprilscherz. Ich bin „lei<strong>der</strong>“ Besitzer<br />
eines VW Bulli, Baujahr 1962, und eines<br />
T4, Baujahr 1995. Der seit Jahren gewonnene<br />
Eindruck ist, dass für VW ein guter Kunde nur<br />
<strong>der</strong> Käufer eines Neuwagens ist. Zum T1: Sehen<br />
Sie sich das „umfangreiche“ Teilesortiment<br />
bei VW Classic mal an. Zum T4: Viele Teile<br />
sind bei VW nicht mehr erhältlich, das Auto ist<br />
keine 20 Jahre alt! Lapidare Antwort <strong>der</strong> VW<br />
Händler: „Nicht mehr lieferbar.“ Durch Zufall<br />
kam ich darauf, dass diese Teile teilweise bei<br />
VW Classic vertrieben werden – natürlich zu<br />
hohen Preisen. Jede technische Anfrage o<strong>der</strong><br />
Ersatzteilbeschaffung bei VW war ein Ärgernis!<br />
Nach meiner Erfahrung mit VW müsste man,<br />
gäbe es keine freien Händler und Clubs, seinen<br />
Bulli besser verschrotten; dies würde viel Ärger<br />
ersparen. Christian Hirsch, per E-Mail<br />
Internet: www.autoclassic.de<br />
Redaktionsanschrift<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
Tel.: +49 (0) 89.13 06 99-720, Fax: +49 (0) 89.13 06 99-700<br />
E-Mail: redaktion@autoclassic.de<br />
Redaktion<br />
Jörn-M. Müller-Neuhaus (verantwortlicher Redakteur),<br />
Michael Krische (Chefredakteur), Alexandra Wurl (CvD)<br />
Redaktionsassistenz<br />
Doreen Wolff<br />
Ständige Mitarbeiter<br />
Sven Jürisch, Götz Knoop, Kay MacKenneth,<br />
Dirk Maxeiner, Annelie Nau, Halwart Schra<strong>der</strong>,<br />
Stefan Viktor, Frank Wündsch, Bodo Wistinghausen<br />
Grafische Konzeption<br />
Werner Bauer<br />
Layout<br />
Rico Kummerlöwe<br />
Leserservice<br />
Kundenservice, GeraMond-Programm<br />
Tel.: 0180 – 5.32 16 17 (14 ct/min)<br />
Fax: 0180 – 5.32 16 20 (14 ct/min)<br />
E-Mail: leserservice@autoclassic.de<br />
Gesamtanzeigenleitung: Rudolf Gruber,<br />
Tel.: +49 (0) 89.13 06 99-527, Fax: +49 (0) 89. 13 06 99-100,<br />
E-Mail: rudolf.gruber@verlagshaus.de<br />
Anzeigenleitung: Helmut Gassner,<br />
Tel.: +49 (0) 89.13 06 99-520, Fax: +49 (0) 89. 13 06 99-100,<br />
E-Mail: helmut.gassner@verlagshaus.de<br />
Medienberatung: MedienAgentur Peter Fabich<br />
Tel.: +49 (0) 6433.94 93 10, Fax: +Fax: +49 (0) 6433.70 837,<br />
E-Mail: peter.fabich@t-online.de<br />
Anzeigendisposition: Johanna Eppert<br />
Tel.: +49 (0) 89.13 06 99 130, Fax: +49 (0) 89.13 06 99 100,<br />
E-Mail: johanna.eppert@verlagshaus.de<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 9 vom 01.01.2014.<br />
www.verlagshaus-media.de<br />
Druckvorstufe: Cromika, Verona<br />
Druck<br />
Stürtz, Würzburg<br />
Verlag<br />
GeraMond Verlag GmbH<br />
Infanteriestr. 11a, 80797 München<br />
www.geramond.de<br />
Geschäftsführung<br />
Clemens Hahn, Carsten Leininger<br />
Herstellungsleitung Zeitschriften<br />
Sandra Kho<br />
Vertriebsleitung<br />
Dr. Regine Hahn<br />
Vertrieb/Auslieferung<br />
Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel:<br />
MZV, Unterschleißheim<br />
Im selben Verlag erscheinen außerdem:<br />
SCHIFFClassic<br />
MODELLFAN MILITÄR & GESCHICHTE CLAUSEWITZ<br />
FLUGMODELL SCHIFFSMODELL<br />
BAHN EXTRA LOK MAGAZIN STRASSENBAHN MAGAZIN<br />
Preise: Einzelheft EUR 4,20 (D), EUR 4,50 (A), sFr 7,60 (CH)<br />
(bei Einzelversand zzgl. Versandkosten); Jahresabopreis<br />
(6 Hefte): EUR 22,68 inkl. MwSt. und Versandkosten; für<br />
Mitglie<strong>der</strong> des DEUVET Bundesverband für Clubs klassischer<br />
Fahrzeuge e. V. gilt ein Verbandspreis von EUR 17,64 pro Jahr<br />
(6 Ausgaben). Bestellungen direkt an DEUVET.<br />
Ausland: EUR 22,68 inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten.<br />
ISSN: 1867-9838<br />
Erscheinen und Bezug: <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> erscheint sechsmal jährlich.<br />
Sie erhalten <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> in Deutschland, in Österreich<br />
und in <strong>der</strong> Schweiz im Bahnhofsbuchhandel, an gut sortierten<br />
Zeitschriftenkiosken sowie direkt beim Verlag.<br />
© 2014 by GeraMond Verlag. Die Zeitschrift und alle ihre<br />
enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts erwirbt <strong>der</strong><br />
Verlag das ausschließliche Recht zur Veröffentlichung. Für<br />
unverlangt eingesandte Fotos und Manuskripte wird keine<br />
Haftung übernommen.<br />
Gerichtsstand ist München. Verantwortlich für den redaktionellen<br />
Inhalt: Jörn-M. Müller-Neuhaus; verantwortlich für Anzeigen:<br />
Rudolf Gruber, beide Infanteriestraße 11a, 80797 München.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014
Rückspiegel | Pariser Autosalon 1928<br />
Stuttgarter Chic<br />
an <strong>der</strong> Seine<br />
Wer heute an Automessen<br />
denkt, dem fallen vor<br />
allem überfüllte Hallen<br />
und pompöse, überladene Stände<br />
schon für die einfachsten Alltagsmobile<br />
ein. Um wie viel vornehmer<br />
und entspannter das Messegeschäft<br />
in den „Golden Twenties“ scheinbar<br />
ablief, dokumentiert dieses<br />
Foto. Es zeigt den kleinen, aber<br />
äußerst feinen Stand <strong>der</strong> Mercedes-<br />
Benz AG auf dem Pariser Autosalon<br />
1928. Im Vor<strong>der</strong>grund links wird<br />
ein Spezial-Kompressor-Sport -<br />
wagen Typ S mit einer Karosserie<br />
von Saoutchik präsentiert.<br />
128
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/2014 129<br />
Foto: Daimler-Benz AG
<strong>Vorschau</strong><br />
Austin 1100/1300 (ADO16), Ford Taunus P4, Renault 8<br />
Ungewöhnliche Klassiker<br />
nicht nur für Neueinsteiger<br />
Käfer o<strong>der</strong> Mini kann je<strong>der</strong>. Wir<br />
präsentieren in <strong>der</strong> großen Titelgeschichte<br />
drei Alternativen, die<br />
man nicht auf jedem Treffen sieht<br />
und die dennoch günstig in <strong>der</strong><br />
Anschaffung, unkompliziert und<br />
preiswert im Unterhalt sind. Der<br />
Austin 1100/1300 ist <strong>der</strong> „große“<br />
Mini TITELSTORY<br />
mit mehr Komfort und Platz;<br />
<strong>der</strong> Ford Taunus P4 ist <strong>der</strong> erste<br />
Fronttriebler von Ford und <strong>der</strong><br />
Renault 8 <strong>der</strong> letzte Heckmotorwagen<br />
<strong>der</strong> Franzosen.<br />
Youngtimer-Porträt<br />
BMW 3er-Baureihe<br />
(E36)<br />
Allmählich wird auch <strong>der</strong> Nachfolger <strong>der</strong> E30-Baureihe<br />
von Liebhabern als attraktiver und sportiver<br />
Youngtimer geschätzt, <strong>der</strong> zudem noch unkom -<br />
pliziert und preiswert im Unterhalt ist. <strong>AUTO</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong> stellt die bisher noch leicht unterbewertete<br />
Baureihe vom 316i bis zum M3 vor.<br />
Porträt<br />
NSU Prinz 1–4,<br />
1958–73<br />
Vier Prinzen-Generationen<br />
sicherten<br />
in den <strong>50er</strong>- bis 70er-<br />
Jahren preiswerte Mobilität für alle. Heute gelten die kleinen<br />
Prinzen als umkomplizierte und günstige Klassiker, die<br />
viel Fahrspaß und<br />
Besitzerstolz bieten.<br />
Fotos: Ralf Berger, Fiat, Rodrigo, OSX/CommonsMedia, Poco a poco/CommonsMedia, Chr. Späth, Allan Watkin, Bertold Werner<br />
Kaufberatungen<br />
Fiat X1/9, 1972–82 Saab 96, 1960–80<br />
Das kleine Targacabriolet mit Mittelmotor markierte<br />
für Fiat die Abkehr vom Heckmotorprinzip<br />
und begeisterte mit guten Fahrleistungen und<br />
hervorragen<strong>der</strong> Straßenlage. Wie es um die<br />
Rostanfälligkeit und die technische Zuverlässigkeit<br />
des keilförmigen Sportlers steht, hat unser<br />
Experte für Sie recherchiert.<br />
Lieber Leser,<br />
Sie haben Freunde,<br />
die sich ebenso für<br />
Oldtimer begeistern<br />
wie Sie? Dann empfehlen Sie uns<br />
doch weiter! Ich freue mich über<br />
jeden neuen Leser.<br />
Ihr Jörn-M. Müller-Neuhaus<br />
Verantwortlicher Redakteur<br />
Exakt 20 Jahre wurde <strong>der</strong> schwedische Rundling<br />
produziert, bis 1966 mit einem Dreizylin<strong>der</strong>-<br />
Zweitakter, danach mit Ford-Vierzylin<strong>der</strong>n. Über<br />
eine halbe Million Fahrzeuge entstanden in dieser<br />
Zeit. Wie sie die Stärken und Schwächen <strong>der</strong><br />
Überlebenden erkennen, erfahren Sie in <strong>der</strong><br />
kommenden Ausgabe von <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>.<br />
AUSSERDEM Porträt: Alfa Romeo Montreal |<br />
Leserauto: VW do Brasil SP2 | Rarität: Studebaker<br />
Comman<strong>der</strong> | Restaurierung: Fiat 1500 Berlina |<br />
Report: Historische Polizeifahrzeuge | Museum:<br />
AUDI-Museum, Ingolstadt | Reise: Oldtimer-Trip<br />
entlang <strong>der</strong> Weser | Service: Festgerostete Muttern<br />
lösen | Service: Das richtige Kühlmittel für den Oldie |<br />
Report: Ersatzteilversorgung für klassische BMW<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 5/2014<br />
erscheint am<br />
28.7.2014 …<br />
… o<strong>der</strong> schon zwei Tage<br />
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und Geschenkprämie.<br />
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Ihrer Wahl,<br />
beispielsweise<br />
das praktische und<br />
attraktive Cap.<br />
Porträt<br />
Alle DDRund<br />
Ost-Cabrios<br />
Auch in <strong>der</strong> Planwirtschaft wurden Cabrios gebaut,<br />
wenn auch in geringerem Umfang. <strong>AUTO</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong> präsentiert die schönsten Modelle –<br />
vom Trabant „Kübel“ über IFA F8/F9, Wartburg<br />
311 und Skoda Felicia bis zum Sachsenring P240.<br />
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