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Ablauf und methodisch didaktische Hinweise - PS-Chemieunterricht ...

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Allgemeine didaktisch-<strong>methodisch</strong>e <strong>Hinweise</strong><br />

Das Anwendungsbeispiel eines endothermen Lösungsvorganges bei einer Sofort-Kälte-<br />

Kompresse (kurz: Eispack) soll hier den Kontext bilden, um sich u.a. mit folgenden Fragen<br />

intensiv auseinander zu setzen:<br />

• Was sind Salze? Wie kann man ihre typischen Eigenschaften mit Hilfe ihres<br />

submikroskopischen Aufbaus erklären?<br />

• Was passiert beim Auflösen in Wasser?<br />

• Wie kann es dabei zu einer Abkühlung/Temperaturerniedrigung kommen?<br />

Diese Fragen bilden den „roten Faden“ der Unterrichtsreihe.<br />

Das Problem für den <strong>Chemieunterricht</strong>, dass es sich bei dem Inhaltstoff um Ammoniumnitrat<br />

handelt, d.h. um eine Ionenverbindung, die aus komplexen Molekülionen aufgebaut ist, kann<br />

erst einmal außer Acht gelassen werden, da sich die SuS die Ionenbindung am Beispiel des<br />

Natriumchlorids (<strong>didaktische</strong> Reduktion) erarbeiten. Die Betrachtung von Natriumchlorid<br />

(Bildung aus den Elementen <strong>und</strong> Lösungsvorgang) hat den Vorteil, dass hierzu gute<br />

unterstützende Medien verfügbar sind. Das Themenfeld Temperaturänderungen bei<br />

Lösungsvorgängen kann am Beispiel der vergleichenden Betrachtung der Lösungsvorgänge<br />

von Natriumchlorid, Kaliumchlorid <strong>und</strong> Calciumchlorid (<strong>didaktische</strong> Reduktion)<br />

vorgenommen werden. Für die Betrachtung der Molekülionen im Ammoniumnitrat sollte<br />

vorher die Elektronenpaarbindung besprochen worden sein. Wenn dies vorher nicht<br />

geschehen ist, kann dies auf den Zeitraum nach der Behandlung der Elektronenpaarbindung<br />

vertagt werden oder evtl. im Zusammenhang mit der Salzbildung durch<br />

Neutralisationsreaktionen (Säuren <strong>und</strong> Laugen im Alltag) erörtert werden.<br />

Das Ausprobieren der Sofort-Kälte-Kompresse <strong>und</strong> das Spüren der momentan auftretenden<br />

Kälte führt sofort dazu, dass die SuS Fragen nach dem Warum <strong>und</strong> ähnlichen Phänomenen<br />

stellen. Hierbei können <strong>und</strong> sollen auch Fragen gestellt, die über den oben angegebenen<br />

„roten Faden“ hinaus gehen. Gerade diese Fragen eignen sich teilweise besonders gut dazu,<br />

in selbst geplanten Experimenten untersucht zu werden.<br />

Phaseneinteilung der Unterrichtsreihe<br />

Hier bietet sich eine Phasierung analog der bei „Chemie im Kontext“ an.<br />

(aus: http://www.chik.de/index2.htm)<br />

• Begegnungsphase<br />

• Neugier- <strong>und</strong> Planungsphase<br />

• Erarbeitungsphase<br />

• Phase der Vernetzung


Begegnungsphase:<br />

In dieser Phase lernen die SuS die Sofort-Kühl-Kompresse kennen. L zeigt den SuS die Sofort-<br />

Kühl-Kompresse <strong>und</strong> fragt nach Vorerfahrungen/Vorwissen damit. Dann bekommen die SuS<br />

in einer Gruppenarbeit die Möglichkeit, die Sofort-Kühl-Kompresse näher kennenzulernen.<br />

Sie erhalten folgenden Arbeitsauftrag:<br />

Versuch 1: Funktion <strong>und</strong> Aufbau des Eispacks<br />

a) Aktivierung des Eispacks nach Vorschrift<br />

b) Benutzter Eispack wird in einer Kunststoffschale mit Hilfe einer Schere aufgeschnitten<br />

<strong>und</strong> auseinander genommen.<br />

c) Unbenutzter, auseinandergenommener Eispack kann am Lehrertisch angesehen<br />

werden.<br />

(evtl. noch dieser etwas weiterführende Versuch)<br />

Versuch 2: Gebt in ein kleines Becherglas einen Esslöffel der Kügelchen aus dem Eispack(vom<br />

Lehrertisch). Gebt nun Leitungswasser, dessen Temperatur vorher bestimmt wurde, hinzu<br />

<strong>und</strong> rührt vorsichtig mit einem Thermometer um.<br />

Arbeitsauftrag:<br />

Notiert Eure Beobachtungen! Sammelt in Eurer Gruppe Begriffe <strong>und</strong> Fragen – möglichst<br />

stichwortartig formuliert - , die Euch zum Eispack einfallen.<br />

Orga/Erste Begegnung mit dem Eispack:<br />

Pro Gruppe oder pro zwei Gruppen sollte ein Eispack ausgeteilt werden, der aktiviert <strong>und</strong><br />

später auseinander geschnitten wird. Am Lehrertisch steht ein nicht aktivierter, auseinander<br />

geschnittener Eispack zum Ansehen <strong>und</strong> ggf. noch weitere Kügelchen zum Experimentieren.<br />

Nach der Beendigung der Experimente sollte der gesamte Inhalt der aktivierten Eispacks aus<br />

den SV vorne am Pult in einer großen, flachen Kunststoffschale gesammelt werden <strong>und</strong> offen<br />

bis zur nächsten St<strong>und</strong>e stehen gelassen werden. Das Salz kristallisiert dann sehr schön aus<br />

<strong>und</strong> führt spätestens bei der Betrachtung der Kristalle zu der Frage der Wiederholung des<br />

Kühleffektes. Interessanterweise äußerte einer meiner Schüler die Hypothese, dass die<br />

Abkühlung nicht mehr zu wiederholen sei, da die Kälte ein für allemal raus aus dem Salz sei!?<br />

Dies wurde dann experimentell überprüft (s.u.).<br />

Der in der Begegnungsphase gestellte Arbeitsauftrag leitet bereits über zur<br />

Neugier- <strong>und</strong> Planungsphase:<br />

Orga/Zettelpräsentation:<br />

Der/die Lehrer/in gibt jeder Gruppe einige Zettel (DIN-A5-quer) <strong>und</strong> Eddings. Die SuS<br />

schreiben ihre Fragen <strong>und</strong> Begriffe zum Eispack stichwortartig in großer Druckschrift auf die


Zettel. Sind alle Gruppen fertig, werden die Zettel in jeder Gruppe (nahezu) gleichmäßig<br />

unter der Gruppenmitgliedern verteilt. Wer seine eigene Idee vorstellen möchte, sollte die<br />

Gelegenheit dazu bekommen. Nun gehen die Gruppenmitglieder der ersten Gruppe<br />

gemeinsam zu einer Wand, an der ein großer Zettel mit der Aufschrift „Eispack“ hängt <strong>und</strong><br />

erklären ihre Fragen <strong>und</strong> Begriffe einzeln <strong>und</strong> nacheinander <strong>und</strong> hängen die Zettel an die<br />

Wand. Wenn es mindestens soviele Zettel gibt, wie Gruppenmitglieder, erklärt jedes<br />

Gruppenmitglied mindestens einen Zettel. Auch bereits vorgestellte Begriffe sollten nochmal<br />

aus der Sicht der Gruppe erläutert werden <strong>und</strong> entsprechend geclustert (thematisch<br />

geordnet) aufgehängt werden. Zum Abschluss werden die SuS gebeten, strukturierende<br />

Überschriften oder Fragen zu den Zetteln zu formulieren. Hierbei sollte der zu Beginn<br />

erwähnte rote Faden schon deutlich werden.<br />

Über den roten Faden hinaus haben die SuS weitere ganz konkrete Fragen wie …<br />

• Flüssigkeit im Innenbeutel: Leitungswasser oder destilliertes Wasser?<br />

• Führen auch andere Flüssigkeiten zur Temperaturerniedrigung? (z.B. Benzin, Alkohol,<br />

Salzwasser… )<br />

• Welches ist die tiefste Temperatur, die wir mit dem Kugelmaterial erreichen können?<br />

• Wie lange hält der Kühleffekt an? Wie ist der Temperaturverlauf?<br />

• Kann man den Rückstand nach dem Verdunsten des Wassers wieder verwenden?<br />

Wenn ja, kühlt er genauso gut?<br />

Ausgehend von den konkreten Fragen beginnt die erste Planungsphase:<br />

Arbeitsteilig sollen die Fragen experimentell untersucht werden. Dazu sucht sich jede<br />

Gruppe eine Frage aus <strong>und</strong> plant hierzu ein entsprechendes Experiment. Alle Fragen sollten<br />

mindestens einmal vergeben werden. Die Planungsergebnisse werden folgendermaßen auf<br />

einer OHP-Folie im DIN-A5-quer-Format dokumentiert:<br />

• Fragestellung als Überschrift<br />

• beschrifteter Versuchsaufbau, ggf. mit kurzen Erklärungen<br />

• noch etwas Platz lassen für die Versuchsbeobachtungen <strong>und</strong> die Auswertung;<br />

In einer kurzen Präsentation stellt jede Gruppe ihr geplantes Experiment vor. Die Zuhörer<br />

bekommen den Auftrag zu überprüfen, ob das geplante Experiment aussagekräftig zur<br />

Beantwortung der Frage ist <strong>und</strong> ob die Ergebnisse reproduzierbar sind, d.h. dass eine<br />

Wiederholung des Experimentes zum gleichen Ergebnis führt. Das beurteilen die SuS in der<br />

Feedbackphase, die immer mit einem Positivfeedback beginnt. Sinnvolle Ergänzungen <strong>und</strong><br />

Verbesserungen werden aufgenommen.<br />

Sind die wichtigsten Fragen geklärt beginnt die Experimentierphase. Die SuS geben ihre Folie<br />

nach Abschluss der Experimente wieder ab. Der/die Lehrer/in kopiert sie in verkleinertem<br />

Maßstab als Ergebnissicherung.


Erarbeitungsphase:<br />

Durch diese Experimente haben die SuS bereits sehr selbstständig wichtige Aspekte des<br />

Themas erarbeitet, wenn gleich einige noch nicht näher erklärt werden können, wie z.B. das<br />

verschiedene „Lösungsverhalten“ in den untersuchten Lösungsmitteln.<br />

Hiernach steuert der/die Lehrer/in wieder etwas mehr den Unterrichtsprozess entlang des<br />

roten Fadens. Ausgehend von verschiedenen Lehrer- oder Schülerversuchen erarbeiten sich<br />

die SuS die Gr<strong>und</strong>lagen der Ionenbindung, das Phänomen der Hydratisierung sowie das der<br />

Temperaturänderung bei Lösungsvorgängen.<br />

Hierzu eigen z.B.<br />

• Lehrerversuch: Reaktion von Natrium mit Chlorgas<br />

• Verschiedene modellhafte Darstellungen <strong>und</strong> Flash-Animationen im Internet z.B.<br />

http://www.chemiedidaktik.uni-wuppertal.de/<br />

www.lgl.lu (Atommodelle <strong>und</strong> chemische Bindung) u.v.a.m.<br />

• Schülerversuch: Bildung von Zinkiodid aus den Elementen in wässriger Lösung mit<br />

anschließendem Eindampfen<br />

• Modellhafte Darstellung der Hydratation z.B. mit Folienschnipseln<br />

• Schülerversuch: Vergleich Temperaturänderung beim Lösen von Natrium-, Kalium<strong>und</strong><br />

Calciumchlorid in Wasser<br />

• Auswertung einfacher Energiediagramme (Gitterenergie, Hydratationsenergie,<br />

Lösungswärme);<br />

• ….<br />

Phase der Vernetzung:<br />

In dieser Phase bekommen die SuS die Gelegenheit ihr neu gewonnenes Wissen über<br />

• den submikroskopischen Aufbau von Salzen aus Ionen, welcher auch zur Erklärung<br />

der charakteristischen Eigenschaften herangezogen werden kann<br />

• die Salzbildung aus den Elementen<br />

• die Hydratation <strong>und</strong><br />

• die Temperaturänderung beim Auflösen von Salzen in Wasser<br />

im Zusammenhang mit einem neuen Kontext anzuwenden.<br />

Hier bietet sich u.a. der Einsatz von Calciumchlorid in selbsterwärmenden Espressobechern<br />

(s.u.) oder die Verwendung von Taschenwärmen auf der Basis von Natriumacetat-Trihydrat<br />

an.


Cool bleiben mit Eispacks oder die Einführung in die Ionenbindung<br />

Aufgabe: Wie funktioniert der selbsterwärmende Espressobecher?<br />

Vorgaben:<br />

Eine italienische Firma hatte einen sich selbsterhitzenden Espresso-Becher auf den<br />

Markt gebracht. Der fertige Espresso ist darin in einem Aluminiumbecher<br />

eingeschlossen, der von einem gut isolierenden Kunststoffbecher umgeben ist. Dieser<br />

Kunststoffbecher enthält zwei Kammern, die hermetisch von Getränk getrennt sind.<br />

Die eine Kammer enthält wasserfreies Calciumchlorid, die andere eine bestimmte<br />

Menge Wasser. Mit einem Plastikstift am Becherboden (nicht eingezeichnet) kann die<br />

Aluminiumfolie durch Druck durchstoßen werden, so dass die Wärmeentwicklung<br />

einsetzen kann. Anschließend kann nach Abziehen der oberen Aluminiumlasche das<br />

heiße Getränk genossen werden.<br />

Aufgabenstellung:<br />

1. Stelle die Reaktionsgleichungen (Wortgleichung, Darstellung mit<br />

Außenelektronen <strong>und</strong> Gesamtgleichung) zur Bildung von Calciumchlorid aus<br />

den Elementen auf <strong>und</strong> erläutere allgemeine Prinzipien der Ionenbindung!<br />

2. Erläutere unter Verwendung der entsprechenden Fachbegriffe, was beim<br />

Aufeinandertreffen von Calciumchlorid <strong>und</strong> Wasser passiert!<br />

3. Gib Gründe an, warum sich der Espressobecher nicht am Markt durchsetzen<br />

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