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Futterwert Raps<br />
6<br />
Tab. 7: Schweinemastversuche mit Rapskuchen (RK)<br />
Autoren<br />
Anzahl Schweine<br />
je Gruppe<br />
Schöne u.a. (1997)<br />
n = 20 (Börge)<br />
Meyer u.a. (2006)<br />
n = 26<br />
Geprüfter Anteil Rapsfuttermittel<br />
Glucosinolate,<br />
GSL/kg Futter<br />
Futterverzehr<br />
(kg/Tag)<br />
Lebendmassezunahme<br />
(g/Tag)<br />
Futteraufwand<br />
(kg/kg<br />
Zunahme)<br />
Muskelfleischanteil<br />
(%) bzw. Indexpunkte<br />
AutoFOM °)<br />
21 mmol Glucosinolate/kg RK<br />
ohne RK 2,40 779 3,08 55<br />
7,5 % RK – 1,6 mmol 2,35 786 2,99 56<br />
15 % RK – 3,2 mmol 2,28 718 1) 3,17 2) 54<br />
16 mmol Glucosinolate/kg RK<br />
ohne RK 2,23 853 2,62 0,98<br />
10 % RK – 1,6 mmol 2,19 863 2,56 0,98<br />
1) je kg Schlachtgewicht , Signifikanz im Vergleich zur Kontrollgruppe; 2) Signifikanz im Vergleich zu der Gruppe mit 7,5 % RK im Alleinfutter; °) je kg Schlachtgewicht<br />
sich die Mastleistung signifikant verschlechtert<br />
hat. Die Futterverwertung hat sich im<br />
Trend sogar etwas verbessert.<br />
Zusätzlich wurden in einem weiteren UFOP-<br />
Projekt Fütterungsversuche in praktischen<br />
Schweinemastbetrieben durchgeführt. Hier<br />
sollten auch eventuelle Effekte unterschiedlicher<br />
Fütterungstechniken – Flüssigfütterung,<br />
Breiautomat, Sensorfütterung – mit einbezogen<br />
werden. Die bis jetzt vorliegenden Ergebnisse<br />
aus sechs Betrieben sind in der Tabelle 6<br />
zusammengefasst. Bei Mischungsanteilen<br />
von 5 % in der Anfangs- und 10 % in der Endmast<br />
zeigen die Ergebnisse bei den Tageszunahmen<br />
und der Futterverwertung keine signifikanten<br />
Unterschiede zur Kontrolle mit<br />
Sojaschrot als alleinige Proteinkomponente.<br />
Eine genaue Beschreibung der Versuchsanstellung<br />
und der erzielten Ergebnisse in den<br />
drei westfälischen Praxisbetrieben sind den<br />
Ausführungen von Dr. Sommer und Kollegen<br />
in diesem Heft zu entnehmen (S. 7/9). Über<br />
den Futterungsversuch in einem dieser Betriebe<br />
hat die Redaktion den Landwirt Höschen<br />
befragt (S. 10/11).<br />
Wie der Versuch in einem hessischen Praxisbetrieb<br />
ablief, wird in der Betriebsreportage<br />
auf Seite 14 ff geschildert. Von den sechs Betrieben<br />
haben vier die Futtermischungen als<br />
komplette Eigenmischungen mit Getreide,<br />
Soja- und Rapsschrot sowie Mineralfutter<br />
selbst hergestellt. In zwei Betrieben wurden<br />
zum Getreide industriell hergestellte Ergänzungsfutter<br />
eingemischt. Wie ein beteiligtes<br />
Mischfutterwerk auf das Versuchsergebnis<br />
reagiert, ist dem Bericht von B. Reuter<br />
auf Seite 12 ff zu entnehmen.<br />
Tab. 8: Einsatzempfehlungen für RES<br />
und RK (je Tier und Tag bzw.<br />
Mischungsanteil)<br />
Rapsextraktionsschrot<br />
Rapskuchen<br />
Milchkühe bis 4 kg 1,5–2,0 kg<br />
Rindermast bis 1,2 kg 1 kg<br />
Mastschweine bis 10 % 7–8 %<br />
Zuchtsauen 5–10 % 5–8 %<br />
Zum Einsatz von Rapskuchen liegen zur Zeit<br />
zwei Versuche vor, deren Ergebnisse in der<br />
Tabelle 7 zusammengefasst sind. Im Versuch<br />
von Schöne u.a. (1997) wurde ein Rapskuchen<br />
mit einem Glucosinolatgehalt von<br />
21 mmol/kg mit 7,5 und 15 % in der Futtermischung<br />
eingesetzt. Während die Variante<br />
7,5 % Rapskuchen mit 1,6 mmol Glucosinolate/kg<br />
Futter zu gleichen Ergebnissen wie in<br />
der Kontrollgruppe führte, waren die Futteraufnahme<br />
und Mastleistung in der Variante<br />
15 % mit 3,2 mmol Glucosinolate/kg Futter<br />
signifikant schlechter. Hieraus ist abzuleiten,<br />
dass ein GSL-Gehalt von 1,6 mmol/kg Alleinfutter<br />
nicht überschritten werden sollte.<br />
In einem in jüngster Zeit von Meyer u.a. (2006)<br />
durchgeführten Versuch mit einem Rapskuchen<br />
mit 16 mmol Glucosinolate/kg Futter<br />
wurden bei einem Einsatz von 10 % im Alleinfutter<br />
gleich gute Mast- und Schlachtleistungen<br />
erzielt. Der Glucosinolatgehalt im Alleinfutter<br />
lag zwischen 1,5–1,6 mmol/kg. Das<br />
Fettsäuremuster des Specks war hinsichtlich<br />
des Polyensäuregehaltes gegenüber der Sojagruppe<br />
nicht negativ verändert.<br />
◆ Schlussfolgerungen und<br />
Einsatzempfehlungen<br />
Rapsfuttermittel sind gut geeignete Proteinkomponenten<br />
sowohl in der Wiederkäuerals<br />
auch in der Schweinefütterung.<br />
In der Milchviehfütterung kann Sojaschrot<br />
komplett durch Rapsschrot ersetzt werden.<br />
Hierbei ist allerdings der geringere Energiegehalt<br />
zu kompensieren. In der Schweinefütterung<br />
ist der Glucosinolatgehalt einsatzbegrenzend.<br />
Da dieser im Kuchen etwa<br />
doppelt so hoch wie im Schrot ist, kann Kuchen<br />
nur in entsprechend geringerer Menge<br />
eingesetzt werden. Bei diesen Mengen hat<br />
das darin enthaltene Öl keinen negativen<br />
Einfluss auf die Speckkonsistenz.<br />
In der Milchviehfütterung begrenzt der Rohfettgehalt<br />
die Einsatzmenge von Rapskuchen.<br />
Die Fettverträglichkeit der Milchkühe<br />
liegt bei 5 % der Gesamttrockenmasseaufnahme,<br />
das sind 800–1.000 g je Kuh und Tag.<br />
Da alle Futtermittel Fett enthalten, steht für<br />
Rapskuchen nur etwa ein Drittel dieser Menge<br />
zur Verfügung.<br />
Die zurzeit von der Beratung vertretenen<br />
Einsatzempfehlungen sind in der Tabelle 8<br />
zusammengefasst. Ziel der Beratung ist es,<br />
optimale und nicht maximale Einsatzmengen<br />
zu empfehlen. Nichts ist schädlicher für<br />
das Image eines Futtermittels, als wenn Tierhalter<br />
damit negative Erfahrungen machen.<br />
Der direkte Draht<br />
Dr. Jürgen Weiß<br />
Telefon: 0561-65132<br />
E-Mail: rjweiss@gmx.de<br />
Rapsschrot für die Schweinemast<br />
Dr. W. Sommer, J. Bunge und Dr. O. Maier-Loeper, Landwirtschaftskammer NRW<br />
In der Mischfutterherstellung wird Rapsextraktionsschrot (RES) schon<br />
seit langem als Komponente für Schweinemischfutter verwendet. Für<br />
Schweinehalter mit Eigenmischung war RES bisher allerdings kaum ein<br />
Thema – im Gegensatz zur Rinderhaltung.<br />
Tab. 1: Inhaltsstoffe von Rapsextraktionsschrot<br />
(RES) und Sojaschrot<br />
(SES) im Vergleich (Angaben je kg)<br />
RES 1) SES 2)<br />
Trockenmasse g 891 890<br />
Rohprotein g 334 432<br />
Lysin g 18,9 26,8<br />
Methionin/Cystin g 14,4 14,0<br />
Threonin g 15,0 18,9<br />
Tryptophan g 4,7 6,3<br />
Rohasche g 71 61<br />
Rohfaser g 122 83<br />
Rohfett g 29 15<br />
Zucker g 70 94<br />
Stärke g 12 58<br />
Energie MJME 10,4 12,9<br />
Calcium g 6,6 3,4<br />
Phosphor g 11,7 6,4<br />
Glucosinolate mmol 8,2 –<br />
1) Werte UFOP/DLG; 2) Werte Rechenmeister LWK NRW<br />
Das könnte sich jedoch in Zukunft ändern,<br />
zumal RES im Verhältnis zum Standardeiweißträger<br />
Sojaschrot je nach Marktlage<br />
preisliche Vorteile haben kann. Voraussetzung<br />
ist natürlich, dass sich mit diesem Eiweißträger<br />
gute Leistungen in der Schweinehaltung<br />
erzielen lassen. Raps enthält<br />
nämlich Senfölverbindungen (Glucosinolate),<br />
die die Futteraufnahme und Leistung der<br />
Tiere beeinträchtigen können. Heutige 00-<br />
Raps-Sorten verfügen allerdings nur noch<br />
über Bruchteile an diesen so genannten sekundären<br />
Pflanzenstoffen. Durch das<br />
Verfahren beim Ölextrahieren werden zudem<br />
die vorhandenen Glucosinolate<br />
teilweise noch<br />
zerstört. Nach Untersuchungen<br />
der UFOP (Union zur Förderung von<br />
Oel- und Proteinpflanzen) ist bei aus<br />
deutschem Rapsanbau stammendem RES<br />
deshalb nur noch von durchschnittlich 8 (4,4–<br />
11,2) mmol Glucosinolaten je kg auszugehen<br />
(Tab. 1).<br />
◆ Rapsschrot mit besserer Qualität<br />
Tabelle 1 führt die den Futterwert bestimmenden<br />
Inhaltsstoffe von RES auf. Dieses Nebenprodukt<br />
enthält durchschnittlich 334 g<br />
Rohprotein und damit etwa ein Viertel weniger<br />
als Sojaschrot, rund 19 g Lysin, 14 g Methionin/Cystin,<br />
15 g Threonin und knapp 5 g<br />
Tryptophan je kg. Bezieht man diese Aminosäurengehalte<br />
jeweils auf 100 g Rohprotein,<br />
so ist das Protein von RES besonders bei den<br />
schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin/<br />
Cystin und Threonin reichhaltiger als das von<br />
Sojaschrot. Für die Rationsgestaltung sind natürlich<br />
die absoluten Aminosäurengehalte<br />
ausschlaggebend. Diese liegen unter den Werten<br />
von Sojaschrot. Hinzu kommt, dass im Allgemeinen<br />
Aminosäuren von Rapsprodukten<br />
eine um rund 20 % geringere Verdaulichkeit<br />
gegenüber Sojaschrot in der Schweinefütterung<br />
besitzen. Besonders bei proteinabgesenkten<br />
Futterrationen muss hierauf geachtet<br />
werden, um einen Mangel in der Aminosäurenzufuhr<br />
zu vermeiden.<br />
◆ Weniger Energie<br />
RES enthält zudem deutlich mehr Rohfaser<br />
als Sojaschrot, was sich im Energiegehalt widerspiegelt.<br />
Berechnet auf Basis der 1.<br />
Mischfutterformel ist im Mittel von 10,4 MJ<br />
ME/kg auszugehen. Der Energiewert von Sojaschrot<br />
beträgt für die in Tabelle 1 aufgeführte<br />
Qualität hingegen 12,9 MJ ME/kg,<br />
liegt also 20 % über dem Wert von RES. Bezüglich<br />
der Fütterung von Mastschweinen<br />
kann dieser geringere Energiegehalt allerdings<br />
von Vorteil sein, denn energiereduzierte<br />
Futtermischungen führen in der<br />
Endmast in der Regel zu höheren Muskelfleischanteilen.<br />
Die Calcium- und Phosphorgehalte sind fast<br />
doppelt so hoch wie beim Sojaschrot. Zu beachten<br />
ist jedoch, dass Phosphor wie beim<br />
Getreide überwiegend als Phytat vorliegt.<br />
Das bedeutet, dass die P-Verdaulichkeit von<br />
RES deutlich herabgesetzt ist. Hinzu kommt,<br />
dass das pflanzeneigene, Phosphor spaltende<br />
Enzym Phytase durch den bei der Ölgewinnung<br />
notwendigen Extraktionsprozess<br />
weitestgehend zerstört wird.<br />
◆ Praktische Fütterungsversuche<br />
Um den Futterwert heutiger, marktgängiger<br />
RES-Ware unter praxisüblichen Bedingungen<br />
zu testen und besser einschätzen zu können,<br />
wurden unter Federführung der Landwirtschaftskammer<br />
NRW von Oktober 2005<br />
7Praxisversuche<br />
VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006