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Fütterungsmanagement<br />

20<br />

Die Fütterung der tragenden Sauen als<br />

Schlüssel zum Erfolg in der Ferkelerzeugung<br />

Prof. Dr. Gerhard Schwarting, Fachhochschule Nürtingen<br />

Die heutigen modernen Hybridsauen sind gekennzeichnet durch die Bereitschaft zu einer<br />

hohen Leistung. Während noch vor 10 Jahren ca. 90 % der Betriebe nicht mehr als 16–19 abgesetzte<br />

Ferkel je Sau und Jahr erreichten, zeigen die aktuellen Ergebnisse, dass durchaus 24–27<br />

abgesetzte Ferkel je Sau und Jahr möglich sind.<br />

Wir unterscheiden in der Fütterung der tragenden<br />

Sauen drei Phasen, in denen die aufgenommenen<br />

Nährstoffe spezielle Aufgaben<br />

wahrnehmen müssen.<br />

◆ 1. Phase:<br />

Absetzen bis zum 50. Trächtigkeitstag<br />

In dieser Phase müssen die Sauen wieder<br />

trächtig werden und die Körpergewichtsabnahme<br />

aus der Säugezeit ausgleichen. Sauen,<br />

die in der Säugezeit mehr als 15 kg Lebendgewicht<br />

abgenommen haben, verlieren in dieser<br />

Phase für weitere 10–14 Tage an Gewicht.<br />

Es ist sehr wichtig, dass die Sauen ihre Gewichtsabnahme<br />

bis zum 50. Tag wieder ausgleichen.<br />

Eine spätere Fütterung auf BCS (z.B.<br />

70.–90. Trächtigkeitstag) führt zu einer geringen<br />

Futteraufnahme während der Laktation,<br />

Geburtsverzögerung, Verstopfung und MMA<br />

und damit zu weniger Kolostralmilch und zur<br />

schlechten Entwicklung der Ferkel.<br />

In den ersten 50 Tagen erfolgt auch die Anheftung<br />

der Embryonen. Eine verhaltene<br />

Fütterung in den ersten 3 Wochen (2,3 kg bei<br />

einem LG von 200 kg) ist angebracht, jedoch<br />

nur möglich bei Sauen, welche in der Säugezeit<br />

nicht soviel Gewicht verloren haben.<br />

Sauen, die mehr als 25 kg Gewicht in der Säugezeit<br />

abgenommen haben, werden mit 3–<br />

3,5 kg gefüttert – mit dem Risiko eines höheren<br />

Leberstoffwechsels und als Folge dessen<br />

eines geringeren Progesterongehaltes im<br />

Blut. Dadurch kann es zu Problemen bei der<br />

Einnistung der befruchteten Eier kommen.<br />

Die absolut kritische Zeit in der Einnistung<br />

sind die ersten 2–3 Tage nach der erfolgten<br />

Besamung. Nach 30 Tagen sollte die Futtermenge<br />

bei den Sauen auf 2,6 kg (mit einem<br />

LG von ca. 220 kg) gesteigert werden. Bei<br />

Sauen, die mehr als 220 kg LG zu Beginn der<br />

Trächtigkeit aufweisen, muss die Futter- und<br />

damit Energiemenge um 1 MJ ME je 10 kg LG<br />

erhöht werden. Die Futtermengen gehen<br />

zudem von einer Stalltemperatur von 19 °C<br />

aus oder im Zweiklimastall von der freien<br />

Wählbarkeit des Platzes durch die Sauen.<br />

◆ 2. Phase:<br />

51.– 90. Trächtigkeitstag<br />

In dieser Phase werden die Milch gebenden<br />

Zellen gebildet. Hier müssen ausreichende<br />

Mengen an Aminosäuren angeboten werden,<br />

da es sonst zu einem erhöhten Fettansatz im<br />

Gesäuge kommt. Dieser erhöhte Fettansatz<br />

führt zu einer unzureichenden Milchbildung<br />

in der Säugezeit mit den Folgen einer schlechten<br />

Entwicklung der Ferkel und dem direkten<br />

Einstieg in die Fruchtbarkeitsprobleme der<br />

Sauen. Für das Ferkel im Mutterleib findet in<br />

dieser Zeit bereits die Ausstattung mit Muskelfasern<br />

statt. Je mehr Aminosäuren die Sauen<br />

in dieser Zeit für die Ferkel zur Verfügung stellen,<br />

desto mehr Muskelfasern können ausgebildet<br />

werden. Die Zahl der hier entstandenen<br />

Muskelfasern (Sekundärfasern) macht dann<br />

am Ende beim Schlachtschwein ca. 80 % des<br />

Magerfleischansatzes aus (Problem vieler Kastraten<br />

mit z.B. 52 % MFA durch die unzureichende<br />

Aminosäurenversorgung bereits im<br />

Mutterleib der Sau). Der Einsatz von L-Carnitin<br />

unterstützt in dieser Phase durch die bessere<br />

Energieausnutzung und durch den effizienteren<br />

Fett– und Eiweißstoffwechsel die Ausbildung<br />

der Muskelfasern.<br />

Kommt es in dieser Zeit zu einer Mangelversorgung<br />

an Aminosäuren, so wird die Ausbildung<br />

der Gebärmutter (Uterushörner) beeinträchtigt,<br />

wobei dieser Mangel während<br />

der gesamten Trächtigkeit durch eine bessere<br />

Fütterung zum späteren Zeitpunkt nicht<br />

mehr ausgeglichen werden kann. Ein Lebendversuch<br />

mit 399 Sauen zeigt, dass alle<br />

Sauen, die ausreichend mit Aminosäuren versorgt<br />

wurden, eine Uteruslänge von über 2 m<br />

aufwiesen. Als Folge davon wurden 12,41 Ferkel<br />

lebend geboren im Gegensatz zu den Sauen<br />

mit einer Uterushornlänge von unter 2 m,<br />

die nur 10,71 lebend geborene Ferkel erreichten.<br />

Die Zahl der totgeborenen Ferkel bei den<br />

Sauen mit unter 2 m Uterushornlänge von<br />

10,1 % zeigt zudem, dass für die Entwicklung<br />

der Ferkel im Uterus dieser Sauen kein ausreichender<br />

Platz vorhanden war (Tab. 1).<br />

◆ 3. Phase:<br />

91. Trächtigkeitstag bis zum Abferkeln<br />

In dieser Zeit werden 70 % des Gewichtes der<br />

Ferkel angelegt. In den letzten 14 Tagen der<br />

Tab. 1: Einfluss der Uterushornlänge<br />

auf die Zahl der geborenen<br />

Ferkel (Kiss und Bilkei, 2000)<br />

Gebärmutter<br />

Hornlänge<br />

(cm)<br />

Lebend<br />

geborene<br />

Ferkel<br />

Anteil<br />

totgeborener<br />

Ferkel/<br />

Wurf %<br />

194 Sauen < 200 10.71 10,1<br />

205 Sauen > 200 12.41 3,7<br />

Info<br />

Ausführungen zu Tierhaltung und<br />

Management:<br />

www.veredlungsproduktion.de<br />

Trächtigkeit wachsen die Ferkel um bis zu<br />

60–80 g je Tag (ca. 12 kg). Daneben muss von<br />

der Sau in dieser Phase das Gesäuge angelegt<br />

werden (über 10 kg). Um diese Zunahmen<br />

realisieren zu können, muss ausreichend<br />

hochwertiges Futter von den Tieren aufgenommen<br />

werden.<br />

Bei vielen Betrieben empfiehlt es sich, die<br />

Fütterung der tragenden Sauen auch in dieser<br />

Phase beizubehalten und dabei die bisherige<br />

Menge nur um 0,5 kg auf z.B. 3 kg bei<br />

den Sauen mit inzwischen 240 kg Lebendgewicht<br />

zu erhöhen.<br />

Andere Betriebe wechseln am 91. Trächtigkeitstag<br />

in die Säugemischung bei gleicher<br />

Futtermenge von z.B. 2,6 kg.<br />

Unabhängig von der Futtermischung, die in<br />

dieser Zeit den Sauen verabreicht wird, ist<br />

das Futter ist in keinem Falle zur Entleerung<br />

des Darmes gedacht sondern es ist zur Sicherstellung<br />

der benötigten Energie, den<br />

Aminosäuren, der quellfähigen Rohfaser sowie<br />

der gesamten Palette an notwendigen<br />

Wirkstoffen dringend erforderlich.<br />

◆ Bedarf für tragende Sauen je kg Futter<br />

(88 % TS)<br />

Bei der Energie handelt es sich um die Energie<br />

aus Getreide, Sojaschrot und etwas Sojaöl zur<br />

Staubbindung. Als Eiweißträger empfiehlt<br />

sich HP-Sojaschrot. Die Gründe hierfür sind<br />

die standardisierte Qualität und die Verdaulichkeit<br />

des darin angebotenen Eiweißes. Neben<br />

den Aminosäuren aus dem HP-Sojaschrot<br />

muss das Mineralfutter mit synthetischen<br />

Aminosäuren ergänzt worden sein.<br />

Grundsätzlich gilt dabei, dass die tragenden<br />

Sauen in ihrer Futtermischung alle Einzelfuttermittel<br />

erhalten, die später auch in der<br />

Säugemischung (in anderen Anteilen) enthalten<br />

sind. Durch diese Maßnahmen treten<br />

keine Änderungen im Geschmack der Futtermischungen<br />

auf und es kommt zu keinen<br />

Umstellungsproblemen.<br />

Die Auswahl der<br />

richtigen Rohfaserträger<br />

bereitet zunehmend<br />

Schwierigkeiten,<br />

da die<br />

Zusammensetzung<br />

Bedarf für tragende<br />

Sauen je kg<br />

MJ ME 12,2– 12,3<br />

Rohprotein (g) 125–130<br />

Lysin (g) 7–7,5<br />

Rohfaser (%) 8,0<br />

ME : Lysin 1 : 0,6<br />

der Kohlenhydratfraktion<br />

in der Mischung<br />

einen großen Einfluss hat auf:<br />

◆ das Wohlbefinden der Sauen,<br />

◆ die Passagerate der Nahrung durch den<br />

Verdauungstrakt,<br />

◆ den Abbau der Nahrung im Dickdarm und<br />

◆ die Kotkonsistenz.<br />

Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung<br />

(Stand 07.04.06) schreibt vor: „Trächtige<br />

Jungsauen und Sauen sind bis eine Woche<br />

vor dem voraussichtlichen Abferkeltermin<br />

mit Alleinfutter mit einem Rohfasergehalt in<br />

der Trockenmasse von mindestens 8 % oder<br />

so zu füttern, dass die tägliche Aufnahme<br />

von mindestens 200 g Rohfaser je Tier gewährleistet<br />

ist.“ Diese 8 % sind bei einer täglichen<br />

Futtermenge für tragende Sauen von<br />

z.B. 2,5 kg (88 % TS) genau die geforderten<br />

200 g Rohfaser, die je Tag mit dem Futter angeboten<br />

werden müssen.<br />

◆ Welche Rohfaserträger eignen sich in<br />

den Mischungen für tragende Sauen?<br />

Gerste: Geschmackssicher, aber als alleiniger<br />

Rohfaserträger nicht ausreichend<br />

Kleien: Gefahr von Fusarientoxinen; Geschmack<br />

und Mahlfeinheit teilweise sehr<br />

problematisch<br />

Grünmehle: Geringe Verdaulichkeit des Eiweißes;<br />

hohe Kaligehalte; MMA-Risiko<br />

Trockenschnitzel: Hoher Calcium-Gehalt;<br />

keine optimale Zusammensetzung der Kohlenhydratfraktion<br />

Sojaschalen: Durch das hygienische Herstellungsverfahren<br />

positive Wirkung auf die Verdauung<br />

Apfeltrester: guter Geschmack, standardisierte<br />

Qualität, hoher Rohfaseranteil, gute<br />

Preiswürdigkeit im Vergleich zu den anderen<br />

Rohfaserträgern, niedriger pH-Wert<br />

Lignocellulosefasern: standardisierte Qualität;<br />

hohe Quellfähigkeit; Mykotoxinfrei; geringe<br />

Einsatzmengen sind zur Erreichung der erforderlichen<br />

Rohfasermenge notwendig<br />

Die in den Futtermitteln angebotene Rohfaser<br />

oder besser deren Anteil an „Bakteriell<br />

fermentierbarer Substanz“ füllt den Dickdarm<br />

gleichmäßig durch den langsameren<br />

Nährstoffaufschluss. Das führt zu einer Erhöhung<br />

des Sättigungsgefühls der Sauen<br />

und zu einer besseren Kotkonsistenz.<br />

In der Praxis ist es häufig so, dass durch eine<br />

Kombination aus z.B. drei der oben beschriebenen<br />

Rohfaserträger in unterschiedlichen<br />

Anteilen eine optimale Rohfaserversorgung<br />

möglich wird.<br />

Der direkte Draht<br />

Prof. Dr. G. Schwarting<br />

Telefon: 07022-201 311<br />

Telefax: 07022-201 303<br />

E-Mail: gerhard.schwarting@hfwn.de<br />

Mischungsbeispiel für tragende Sauen<br />

Futtermittel Anteile in %<br />

Wintergerste 35 68 30<br />

Winterweizen 40 10 47<br />

Sojaschrot HP 5 7 6<br />

Bierhefe 2 2 2<br />

Trockenschnitzel 4 – 2<br />

Mineralfutter 3 3 3<br />

Apfeltrester 4 6 4<br />

Arbocel – 2 2<br />

Sojaschalen 6 – 3<br />

Sojaöl 1 2 1<br />

Inhaltsstoffe:<br />

MJ ME 12,1 12,2 12,2<br />

Rohprotein (%) 13,1 13,1 13,3<br />

Rohfaser (%) 8 8 8<br />

Lysin (%) 7 7 7<br />

Fütterungsmanagement<br />

21<br />

VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006

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