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Betriebsreportage<br />
Praxisversuch mit Rapsschrot<br />
überzeugt Schweinemäster<br />
Hans-Georg Knapp, Kajo Hollmichel und Dr. Jürgen Weiß,<br />
Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH)<br />
Der Betrieb von Ulrich Riebeling ist einer der sieben Praxisbetriebe, in denen im Rahmen des<br />
UFOP-Projektes der Einsatz von Rapsextraktionsschrot (RES) versuchsmäßig geprüft wurde.<br />
Vor dem Versuch hatte sich der Schweinemäster noch keine Gedanken über RES als Proteinkomponente<br />
in seinen Mastmischungen gemacht.<br />
Riebeling ist Ackerbauer und Schweinemäster<br />
aus der Großgemeinde Willingshausen<br />
OT Zella im Schwalm-Eder-Kreis, der<br />
Schweinehochburg Hessens.<br />
Ulrich Riebeling (38) betreibt mit seiner Frau<br />
Kerstin (38) und seinem Vater Horst (71) einen<br />
129 ha großen Veredlungsbetrieb. Auf 123 ha<br />
Ackerland werden neben Weizen, Gerste und<br />
Zuckerrüben auch 20 ha Raps angebaut. Alle<br />
anfallenden Arbeiten, außer der Rübenernte<br />
und der Kalkausbringung, werden in Eigenmechanisierung<br />
erledigt. Das erzeugte Getreide<br />
verbleibt komplett im Betrieb, das Getreidelager<br />
hat eine Kapazität von 900 t.<br />
Nachdem das Betriebswachstum durch weitere<br />
Landzupacht nicht mehr möglich war, wurde<br />
in die Veredlungsproduktion investiert.<br />
Auf Grund der arbeitswirtschaftlichen Situation<br />
entschied man sich für die Schweinemast.<br />
Großraumbuchten haben sich bewährt<br />
Zufrieden nach erfolgreich abgeschlossenem<br />
Versuch: Stefan Reichel, Ulrich Riebeling und<br />
Hans-Georg Knapp<br />
Von 1998 bis 1999 wurde ein Schweinestall<br />
mit 1.092 Mastplätzen (MP) erstellt. Da die<br />
Schweinepreise in dieser Zeit niedrig waren,<br />
konnte bei relativ niedrigen Baukosten und<br />
mit viel Eigenleistung günstig gebaut werden.<br />
Die Kalkulation, in Zeiten niedriger Preise in<br />
die Schweinemast zu investieren, machte sich<br />
auch gleich bezahlt, da die ersten Schweine zu<br />
guten Preisen in der Hochpreisphase (Schweinezyklus)<br />
vermarktet werden konnten. In<br />
2003 erfolgte eine Erweiterung des Maststalls<br />
um weitere zwei Abteile mit 384 MP. Das Motto<br />
von Riebeling war es, einfach aber voll funktionsfähig<br />
zu bauen. Der Berater vom Hessischen<br />
Verband für Leistungs- und<br />
Qualitätsprüfungen in der Tierzucht (HVL),<br />
Stefan Reichel, war von 1996, also schon zu<br />
Beginn der Betriebsumstellung auf die<br />
Schweinemast, dabei. Herr Riebeling lobt die<br />
gute Zusammenarbeit mit der Beratung, sowohl<br />
die mit dem HVL als auch die mit dem<br />
Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH).<br />
Neu war damals die Einrichtung von Großbuchten.<br />
Hier machte man sich die Erfahrung<br />
westfälischer Betriebe zu nutze. Inzwischen<br />
wurde der alte Kuhstall direkt neben dem<br />
Wohnhaus zu einem Maststall mit weiteren ca.<br />
400 MP mit einer für 6 Monate ausreichenden<br />
Güllekapazität umgebaut, so dass jetzt ca.<br />
1.500 Mastplätze zur Verfügung stehen.<br />
Ulrich Riebeling ist Mitglied im Schweinekontrollring<br />
sowie im Arbeitskreis Schweinemast.<br />
Die Leistungen im Maststall lagen<br />
2005/06 bei 773 g täglichen Zunahmen, einer<br />
Futterverwertung von 1 : 2,8, Futterkosten<br />
von 0,40 EUR/kg Zuwachs und Verlusten<br />
von 3,3 % bei einer durchschnittlichen Mastdauer<br />
von 113 Tagen.<br />
Alle Abteile werden im konsequenten Rein-<br />
Raus-Verfahren betrieben. Die Desinfektion<br />
erfolgt thermisch. Die Fütterung erfolgt 3-<br />
phasig über Breifutterautomaten. Bei dem<br />
großen Stall handelt es sich um einen Doppelkammstall<br />
mit drei Futterleitungen, wovon<br />
eine nach Bedarf für die Einstallprophylaxe<br />
und die im Anschluss erfolgende<br />
Entwurmung im Vormastbereich genutzt<br />
wird. Die Futterzubereitung erfolgt voll automatisch<br />
über einen Wiegemischer und eine<br />
selbst ansaugende Schrotmühle. Die Heizung<br />
wird über eine Gasgebläseheizung<br />
betrieben. Nach Aussage des Betriebsleiters<br />
ist die Einweichanlage eines der wichtigsten<br />
Betriebsmittel: „Der Dreck lässt sich wesentlich<br />
einfacher und schneller mittels Einweichen<br />
entfernen. An trockenen, warmen Tagen<br />
kann ich die Anlage auch zur Kühlung<br />
der Schweine verwenden, was sich insbesondere<br />
im vergangenen Juli sehr bewährt<br />
hat“.<br />
2005 erfolgte eine Umorientierung im Ferkelbezug,<br />
da die Leistungen, insbesondere<br />
die täglichen Zunahmen, die Futteraufnahme<br />
sowie der Gesundheitsstatus der Schweine<br />
(Dreirassenkreuzung, DL x DE x Pi), nicht<br />
mehr den Vorstellungen des Betriebsleiters<br />
entsprachen. Die Umstellung erfolgte auf eine<br />
Hybridherkunft. Alle Leistungsparameter<br />
sind seitdem gestiegen und das Tiermaterial<br />
ist gleichmäßiger. Laut Berater Stefan Reichel<br />
werden aber noch weitere Verbesserungsmöglichkeiten<br />
gesehen!<br />
Ulrich Riebeling hat eine gute Vermarktung.<br />
Er vermarktet zu einem Preis in Anlehnung<br />
an den Vereinigungspreis. Da die Tiere vor<br />
der Vermarktung gewogen werden, kann er<br />
schnell den Erlös pro kg Lebendgewicht sowie<br />
die Ausschlachtung ausrechnen. Die Vermarktung<br />
erfolgt über einen Viehhändler,<br />
der gleichzeitig einen eigenen Schlachthof<br />
Tab. 1: Zusammensetzung der<br />
Futtermischungen<br />
Anfangsmast<br />
Endmast<br />
Futterkomponenten<br />
Kontrolle<br />
Versuch<br />
Kontrolle<br />
Versuch<br />
Weizen % 50 50 51 47,6<br />
Gerste % 24,8 23,3 28,6 29<br />
Sojaschrot % 21 17,5 17,5 10,5<br />
Rapsextraktionsschrot<br />
%<br />
5 10<br />
Rapsöl % 1,2 1,2 0,5 0,5<br />
Mineralfutter % 3 3 2,4 2,4<br />
Inhaltsstoffe<br />
Gehalte je kg<br />
Trockenmasse g 880 880 880 880<br />
Umsetzb. E. MJ ME 12,94 12,83 12,9 12,62<br />
Rohasche g 52 53 46 49<br />
Rohprotein g 172 173 163 165<br />
Lysin g 9,8 9,8 8,8 8,8<br />
Methionin<br />
+ Cystin g<br />
6 6,3 5,7 6,3<br />
Threonin g 6 6,1 5,6 5,9<br />
Rohfett g 29,6 29,8 23,3 24<br />
Rohfaser g 39 41 38 44<br />
Stärke g 412 402 435 413<br />
Zucker g 39 39 37 37<br />
Lysin : MJ ME 0,76 0,76 0,68 0,70<br />
mit ca. 600 Schlachtungen pro Woche betreibt.<br />
Ca. 10 % der Tiere gehen an Metzger.<br />
◆ So lief der Versuch ab<br />
Je Gruppe wurden 192 Tiere aufgestallt und<br />
je zur Hälfte auf zwei Stallabteile aufgeteilt.<br />
Die Fütterung erfolgte über Breifutterautomaten<br />
ad libitum. Ab Einstallung mit einem<br />
Gewicht von 31–33 kg wurden die Tiere bis<br />
ca. 40 kg identisch gefüttert. Ab 40 kg wurde<br />
in der Versuchsgruppe mit 5 % RES in der Anfangsmastmischung<br />
und in der Kontrolle ohne<br />
RES gefüttert. Mit einem durchschnittlichen<br />
Gewicht von ca. 77 kg erfolgte nach 59<br />
Masttagen die Umstellung in der Versuchsgruppe<br />
auf 10 % RES in der Endmastmischung.<br />
Für die Zusammenstellung der<br />
Tab. 2: Mastleistung und Schlachtkörperqualität<br />
Kontrolle Versuch<br />
Eingestallte Tiere Anz. 192 192<br />
Ausgewertete Tiere 187 187<br />
Mastleistung<br />
Gewicht Anfang kg 31,96 31,77<br />
Gewicht Ende Anfangsmast kg 76,4 77,4<br />
Gewicht Mastende kg 117,3 120,3<br />
Tägliche Zunahmen<br />
Anfangsmast g 821 845<br />
Endmast g 768 807<br />
Gesamt g 796 826<br />
Futteraufnahme<br />
Anfangsmast kg 1,74 1,75<br />
Endmast kg 2,51 2,53<br />
Gesamt kg 2,12 2,13<br />
Futteraufwand je kg Zuwachs<br />
Anfangsmast kg 2,12 2,1<br />
Endmast kg 3,26 3,1<br />
Gesamt kg 2,66 2,59<br />
Schlachtkörperbewertung<br />
Speckmaß mm 13,49 13,56<br />
Fleischmaß mm 63,94 63,74<br />
MFA % 59,24 59,09<br />
Die Waage ist eines der wichtigsten Betriebsmittel<br />
Futterration wurden von allen Einzelfuttermitteln<br />
Analysen gezogen, um die Mischungen<br />
zu optimieren. Eingesetzt wurden<br />
Getreide, Sojaextraktionschrot (SES), RES<br />
und Mineralfutter sowie Pflanzenöl zur<br />
Energieanreicherung und Staubbindung<br />
(s. Tab. 1). Zusätzlich wurden sowohl in der<br />
Anfangs- als auch in der Endmast die kompletten<br />
Mischungen analysiert. Die berechneten<br />
Werte konnten bestätigt werden.<br />
◆ Sehr gute Mast- und Schlachtleistungen<br />
Mastleistungen und erzielte Schlachtkörperqualitäten<br />
lagen insgesamt auf einem sehr<br />
hohen Niveau (Tab. 2). Sowohl in der Anfangs-<br />
als auch in der Endmast lagen die täglichen<br />
Zunahmen in der Versuchsgruppe höher,<br />
im gesamten Mastabschnitt um 30 g. Bei<br />
gleicher Futteraufnahme war der Futteraufwand<br />
je kg Zuwachs in der Versuchsgruppe<br />
um 0,07 kg niedriger. Insofern zeigte sich eine<br />
Überlegenheit der Rapsgruppe gegenüber<br />
der Kontrolle, die Differenzen waren allerdings<br />
statistisch nicht gesichert und<br />
müssen demzufolge als zufällig gelten.<br />
In der Schlachtkörperbewertung sind auf hohem<br />
Niveau in etwa gleiche Werte beim<br />
Speckmaß, Fleischmaß und Magerfleischanteil<br />
erzielt worden, wobei tendenziell die<br />
Kontrolle minimal besser war.<br />
Betriebsreportage<br />
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VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006