Ansehen/Downloaden! - ProteinMarkt
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3/4/2006<br />
Überzeugungsarbeit<br />
für Rapsschrot<br />
kosten von<br />
Rapsschrot und<br />
Rapskuchen<br />
Lagerung und<br />
Qualität von<br />
Rapskuchen<br />
Lagerung von Rapsöl<br />
Mikrobiologische<br />
Beschaffenheit von<br />
Extraktionsschroten<br />
und Futtergetreide<br />
Rapsfuttermittel<br />
optimal in der<br />
Rinder- und<br />
Schweinefütterung<br />
So füttern Spitzenbetriebe<br />
in der<br />
Schweineproduktion<br />
Fütterung tragender<br />
Sauen – Schlüssel<br />
zum Erfolg in der<br />
Ferkelerzeugung<br />
Maisprodukte in der<br />
Milchkuhfütterung<br />
Propylenglykol<br />
oder Glycerin<br />
für Hochleistungskühe?<br />
Zeitschrift<br />
für Tierhaltung
Editorial<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
mit rund 5,3 Mio. t Rapssaat auf<br />
mehr als 1,4 Mio. ha Anbaufläche<br />
haben die deutschen<br />
Landwirte zur Ernte 2006 ihr<br />
bislang bestes Ergebnis erzielt.<br />
Der zunehmende Rohstoffbedarf<br />
der Biokraftstoffindustrie<br />
und die steigende Nachfrage nach Rapsspeiseöl eröffnen<br />
Chancen auf weiteres Wachstum in der Ölsaatenerzeugung.<br />
Rund 15 % der Ackerfläche oder<br />
1,8 Mio. ha können in Deutschland nachhaltig mit<br />
Winterraps bebaut werden.<br />
Insbesondere die starke Nachfrage zur Biodieselherstellung<br />
unterstützte zur Ernte 2006 die Durchsetzung<br />
höherer Rapspreise. Rückenwind erhält der<br />
europäische Ölsaatenmarkt aber auch aus Übersee.<br />
Die Idee von der Verringerung der Erdöl-Abhängigkeit<br />
durch den Einsatz von Biokraftstoffen führt vor<br />
allem in den traditionellen Anbauländern von Ölsaaten<br />
wie den USA, Südamerika, Malaysia und<br />
Indonesien zunehmend zum Bau von Anlagen zur<br />
Biodieselherstellung.<br />
In Deutschland wird die Rapsverarbeitungskapazität<br />
im Wirtschaftsjahr 2006/2007 weiterhin stark<br />
ansteigen. Im Ergebnis ist die Erzeugung von über<br />
4 Mio. t Rapsextraktionsschrot und Rapskuchen als<br />
Koppelprodukt der Ölgewinnung zu erwarten.<br />
Rapsfuttermittel finden heute bereits als hochwertige<br />
Proteinergänzer insbesondere in der Fütterung<br />
der Hochleistungsmilchkuh ein breites Einsatzgebiet.<br />
Aktuelle Ergebnisse aus Praxisversuchen belegen<br />
aber ebenfalls die hervorragende Eignung und<br />
Preiswürdigkeit von Rapsextraktionsschrot als Futterkomponente<br />
bei hohen Tierleistungen in der<br />
Schweinemast.<br />
Die UFOP wünscht Ihnen bei der Lektüre viel Vergnügen.<br />
Dr. Manuela Specht<br />
Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP)<br />
Rapsfuttermittel optimal in der<br />
Rinder- und Schweinefütterung einsetzen<br />
Dr. Jürgen Weiß, LLH Kassel<br />
Der Rapsanbau hat bei uns in den letzten Jahren ständig zugenommen und in 2006 mit<br />
1,43 Mio. ha einen neuen Höchststand erreicht. Der DBV erwartet für die Ernte 2007 einen erneuten<br />
Zuwachs auf 1,5 Mio. ha. Gründe sind neben pflanzenbaulichen Vorteilen die gestiegene<br />
Nachfrage nach Rapsöl für die Ernährungsindustrie und insbesondere die Biodieselherstellung.<br />
Dies führt zu attraktiven Marktpreisen.<br />
Abb. 1: Preisrelation Raps- zu Sojaschrot<br />
(rel. Rapspreis zu Sojapreis = 100)<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
Gleichgewichtspreis<br />
2006<br />
2005<br />
45<br />
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
Quelle: ZMP<br />
Erläuterung: Wenn Rapsschrot rund 66 % von Sojaschrot<br />
kostet, sind die Nährstoffe gleich teuer wie in<br />
Sojaschrot. Kostet Rapsschrot weniger als 66 % von<br />
Sojaschrot, sind die Nährstoffe in Rapsschrot günstiger<br />
als in Sojaschrot.<br />
Aber Rapssaat besteht nicht nur aus Öl.<br />
Selbst bei einer 93%igen Ölausbeute über<br />
die Extraktion verbleiben je Tonne Rapssaat<br />
ca. 0,6 t Rapsextraktionsschrot (RES). Bei der<br />
Abpressung in dezentralen Ölmühlen fallen<br />
je nach Abpressgrad 0,7–0,8 t Rapskuchen<br />
(RK) an. Diese Nebenprodukte müssen verwertet<br />
werden, was bisher fast ausschließlich<br />
über die Fütterung erfolgt. Die dabei zu<br />
erzielenden Verkaufserlöse beeinflussen somit<br />
durchaus auch die Wirtschaftlichkeit des<br />
Rapsanbaues. Hierbei machen wir oft die Erfahrung,<br />
dass Tierhalter, insbesondere<br />
Schweinehalter, zwar Raps anbauen, aber<br />
selbst die Rapsfuttermittel nicht in ihrer Tierhaltung<br />
einsetzen. Es liegt deshalb auch im<br />
Interesse der Rapsanbauer, die Gewinnung<br />
von Erkenntnissen über die optimale Verwertung<br />
von Rapsextraktionsschrot und<br />
Rapskuchen über die Fütterung zu unterstützen<br />
und die Ergebnisse umzusetzen.<br />
Hierzu werden in dieser Ausgabe insbesondere<br />
aus der Schweinefütterung neue Versuchsergebnisse<br />
zusammengefasst und<br />
auch im Einzelnen vorgestellt und Einsatzempfehlungen<br />
gegeben.<br />
◆ Rapsschroteinsatz steigerungsfähig<br />
In Tabelle1 ist die Entwicklung des Marktes<br />
für Rapsschrot in Deutschland nach Angaben<br />
des Verbandes Deutscher Ölmühlen aufgeführt.<br />
In den nächsten Jahren ist mit einer<br />
erheblichen Kapazitätsausweitung der Rapsverarbeitung<br />
zu rechnen. Die geschätzte<br />
Rapsschrotproduktion steigt in 2007 gegenüber<br />
2005 um über 40 %. Aber schon heute<br />
wird die in Deutschland erzeugte Schrotmenge<br />
nur zu zweidrittel bei uns verfüttert,<br />
der Rest wird exportiert. Rapsschrot steht<br />
zwar bei uns an zweiter Stelle was den Verbrauch<br />
an Ölschroten betrifft. Aber der Löwenanteil<br />
liegt mit 61 % beim Sojaschrot,<br />
Rapsschrot ist „nur“ mit 27 % beteiligt. Da<br />
der Verbrauch an Ölschroten insgesamt eher<br />
leicht rückläufig ist, wird eine Steigerung des<br />
Einsatzes von einheimischem Rapsschrot zu<br />
Lasten von Sojaschrot erfolgen. Hierbei konkurriert<br />
Raps jedoch nicht nur mit Soja, sondern<br />
auch mit den Proteinfuttermitteln aus<br />
der Bioethanolherstellung, den Getreideschlempen.<br />
Da zudem nach FRAPI-Prognosen<br />
die Weltmarktpreise für pflanzliche Produkte<br />
bis 2015 kaum ansteigen werden,<br />
dürfte auch die Preisgestaltung den Einsatz<br />
entscheidend beeinflussen.<br />
Sowohl Soja- als auch Rapsschrot werden zu<br />
76 % in der Mischfutterindustrie verarbeitet<br />
und nur zu 24 % direkt von Tierhaltern verfüttert.<br />
Die Landwirte messen die Preiswürdigkeit<br />
von Rapsschrot allgemein an der Relation<br />
zum Sojaschrotpreis. In Abbildung 1<br />
ist diese im Monatsdurchschnitt für 2005<br />
und 2006 aufgeführt. Es zeigt sich, dass die<br />
auf Basis der Nährstoffgehalte unterstellte<br />
Grenzrelation von 66 % in jedem Fall unterschritten<br />
wird, was aus Sicht des Futterwertes<br />
für RES als sehr günstig zu beurteilen ist.<br />
Aber der Preis allein macht’s nicht. Rapsschrot<br />
ist noch kein allgemein etabliertes Futtermittel,<br />
was hauptsächlich aus Zeiten der<br />
eruca- und glucosinolatreichen Rapssorten<br />
herrührt. Wir haben zwar seit langem die erucasäurefreien<br />
und glucosinolatarmen 00-Sor-<br />
Tab. 1: Entwicklung des Marktes für Rapsschrot in<br />
Deutschland (ohne Rapskuchen aus dezentralen Ölpressen)<br />
Tatsächliche Produktion/<br />
Verbrauch von Rapsschrot<br />
in Mio. t<br />
ten, aber Vorurteile halten sich oft sehr lange.<br />
Aus diesem Grunde war und ist es dringend<br />
erforderlich, den Futterwert und die Einsatzmöglichkeiten<br />
der Rapsfuttermittel aus 00-<br />
Saat zu untersuchen und in praxisrelevante<br />
Fütterungsempfehlungen umzusetzen.<br />
◆ Zum Futterwert der Rapsfuttermittel<br />
Die Gehalte an Nährstoffen und Energie bestimmen<br />
generell den Futterwert. In der Tabelle<br />
2 sind die wichtigsten Rohnährstoffe<br />
von Rapskuchen und Rapsextraktionsschrot<br />
im Vergleich zu Sojaextraktionsschrot aufgeführt.<br />
RES ist in erster Linie ein Proteinfutter<br />
und deshalb interessiert der Rohproteingehalt,<br />
der bei etwa 78 % des Sojaschrotes liegt.<br />
Rapskuchen liegen im Proteingehalt niedriger,<br />
dafür ist der Rohfettgehalt höher. Je nach<br />
Abpressgrad sind hier zwei Fettbereiche aufgeführt.<br />
Der Phosphorgehalt ist in Rapsfuttermitteln<br />
bedeutend höher als im Sojaschrot.<br />
Zum Rapskuchen ist festzuhalten,<br />
dass mit steigendem Fettgehalt alle anderen<br />
Nährstoffe abnehmen (Verdünnungseffekt).<br />
Geschätzte Produktion/Verbrauch<br />
von Rapsschrot<br />
in Mio. t<br />
Jahr 1995 2000 2002 2004 2005* 2006 2007<br />
Produktion 1,9 2,5 2,6 2,8 3,2 3,9 4,6<br />
Netto Export 0,4 0,8 0,9 1,0 1,1 1,2 1,4<br />
Inlandverbrauch 1,5 1,7 1,7 1,8 2,1 2,7 3,2<br />
* geschätzte Verarbeitung Quelle: Verband Deutscher Oelmühlen<br />
Tab. 2: Futterwert von Rapsfuttermitteln<br />
im Vergleich zu SES<br />
(Gehalte in 1 kg Futter)<br />
Rapskuchen RES SES<br />
Rohfettgehalt 8–12 % 12–20 %<br />
Rohprotein g 333 315 349 449<br />
Rohfaser g 115 100 127 59<br />
Rohfett g 91 140 35 13<br />
Phosphor g 9 8 12 6<br />
MES MJ 11,2 12,3 9,9 13,0<br />
Lysin g 18 17,5 20 27<br />
Meth. + Cyst. g 15 14 17 13<br />
Threonin g 15 14 16 16<br />
NEL MJ 7,2 7,8 6,4 7,4<br />
UDP % 20 20 30 30<br />
nXP g 193 198 206 253<br />
RNB g 22 19 23 31<br />
RES= Rapsextraktionsschrot ; SES = Sojaextraktionsschrot<br />
Des Weiteren sind in der Tabelle 2 die wichtigsten<br />
Rationskriterien für die Schweineund<br />
Milchviehfütterung aufgeführt. Bei<br />
Schweinen interessiert der Aminosäuregehalt,<br />
der bei Methionin + Cystin höher<br />
und bei Threonin ungefähr gleichhoch<br />
wie im Sojaschrot ist. Der Lysingehalt ist<br />
um 26 % niedriger. Auch der Energiegehalt<br />
ist im Rapsextraktionsschrot erheblich,<br />
im Rapskuchen je nach Fettgehalt<br />
niedriger als im Sojaschrot. In der Milchviehfütterung<br />
ist der Energiegehalt des Rapsextraktionsschrotes<br />
ebenfalls niedriger einzustufen,<br />
allerdings ist hier der Abstand<br />
Futterwert Raps<br />
3<br />
VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006
Futterwert Raps<br />
4<br />
Tab. 3: Glucosinolatgehalte (GSL) in Rapsextraktionsschrot und Rapskuchen<br />
(Schumann, 2005, Weiß, 2005, Dusel 2006)<br />
Probenherkunft<br />
Probenzahl<br />
GSL-Gehalte (mmol/kg TM)<br />
Ø (Extremwerte)<br />
Rapsextraktionsschrot<br />
10 deutsche Ölmühlen 2000/03 637 8,3 (1–20)<br />
UFOP-Monitoring 2005 68 8,2 (4,4–11,2)<br />
geringer. Fettreicher Kuchen übertrifft sogar<br />
den Energiegehalt von Sojaschrot. Die Gehalte<br />
an nutzbarem Rohprotein (nXP) und die<br />
ruminale Stickstoffbilanz (RNB) sind ebenfalls<br />
niedriger, in Relation zum Rohproteingehalt<br />
jedoch günstig. Auch der relativ hohe<br />
Gehalt an schwefelhaltigen Aminosäuren<br />
Methionin und Cystin ist in der Wiederkäuerfütterung<br />
positiv zu bewerten.<br />
In der Tabelle 3 sind die Glucosinolatgehalte<br />
in Rapsextraktionsschrot und Rapskuchen<br />
aus aktuellen Untersuchungen aufgeführt.<br />
Die Mittelwerte im Schrot sind erfreulich<br />
niedrig. Die Streubreite ist allerdings zum<br />
Teil erheblich. Für Wiederkäuer begrenzen<br />
die gefundenen Glucosinolatgehalte nicht<br />
den mengenmäßigen Einsatz, wohl aber für<br />
Schweine. Hier sollte im Alleinfutter ein Glucosinolatgehalt<br />
von 1,5 mmol/kg nicht wesentlich<br />
überschritten werden, da sonst mit<br />
einem Rückgang der Futteraufnahme und in<br />
der Folge auch der Leistung zu rechnen ist.<br />
Im Rapskuchen ist der Glucosinolatgehalt erheblich<br />
höher. Ursache ist der fehlende<br />
Toastprozess, der im Extraktionsschrot einen<br />
Teil der Glucosinolate zerstört. In der<br />
Schweinefütterung muss aus diesem Grunde<br />
der mengenmäßige Einsatz von Kuchen<br />
entsprechend reduziert werden. In der<br />
Milchviehfütterung ist beim Kucheneinsatz<br />
der Fettgehalt begrenzend. Die ausgewiesenen<br />
Rohfettgehalte liegen im Durchschnitt<br />
Rohfettgehalt (% i. TM)<br />
Ø (Extremwerte)<br />
Rapskuchen<br />
6 Anlagen verschiedener Größe 85 22,1 (15–29) 12,6 ( 9–17)<br />
31 dezentrale Anlagen 94 15,9 (7–28) 15,1 ( 9–28)<br />
22 dezentrale Anlagen (Dusel 2006) 22 13,5 (5–22,4) 16,9 (12,9–24,3)<br />
auf einem relativ hohen Niveau, erschreckend<br />
ist allerdings die große Streubreite. Eine<br />
Deklaration des Rohfettgehaltes ist deshalb<br />
unbedingt erforderlich, im Übrigen<br />
auch futtermittelrechtlich vorgeschrieben,<br />
um einen sachgerechten Einsatz in der Rationsplanung<br />
sicherzustellen.<br />
Tab. 4: Milchviehversuche mit<br />
Rapsextraktionsschrot (RES)<br />
im Austausch gegen Sojaextraktionsschrot<br />
(SES)<br />
Versuchsansteller<br />
Grundration<br />
Einsatzmenge<br />
je Kuh +<br />
Tag<br />
Milchmenge<br />
Milchfett<br />
Milcheiweiß<br />
kg/Tag % %<br />
LWZ Haus Riswick: 5.–35. Laktationswoche<br />
1<br />
⁄3 MS<br />
+ 2 ⁄3 GS<br />
SES 2,3 kg 31,1 3,9 3,1<br />
RES 3,1 kg 31,3 3,9 3,2<br />
LWZ Haus Riswick: 2.–44. Laktationswoche<br />
TMR mit<br />
1<br />
⁄2 MS<br />
+ 25 % GS<br />
SES 1,6 kg 25,2 4,2 3,4<br />
RES 2,2 kg 25,8 4,1 3,4<br />
LVA Iden: bis 17. Laktationswoche<br />
TMR mit<br />
40 % MS<br />
+ LKS<br />
SES 4,0 kg 40,0 3,8 3,3<br />
+ 25 % GS RES 4,3 kg 40,5 3,9 3,3<br />
LVA Köllitsch: bis 17. Laktationswoche<br />
1<br />
⁄2 MS<br />
+ 1 ⁄2 GS<br />
SES 1,6 kg 31,2 3,9 3,4<br />
RES 2,0 kg 32,7 4,0 3,4<br />
MS = Maissilage; GS = Grassilage; LKS = Lieschkolbenschrotsilage<br />
◆ Raps in der Milchviehfütterung<br />
Die chemische Untersuchung der Futtermittel<br />
ist die eine Seite der Medaille. Die andere ist der<br />
Fütterungseffekt beim Tier. Hierzu sind aufwendige<br />
Fütterungsversuche erforderlich, aber<br />
auch notwendig, um den Tierhalter von der<br />
Qualität der Rapsfuttermittel zu überzeugen.<br />
Im Milchviehbereich sind umfangreiche wissenschaftliche<br />
Untersuchungen zur Proteinqualität<br />
vorangegangen. Hier geht es insbesondere<br />
um den UDP-Anteil im Rohprotein. Es<br />
konnte eindrucksvoll bewiesen werden, dass<br />
das Rapsprotein ebenso wertvoll wie das Sojaprotein<br />
ist. Auf dieser Basis wurden Fütterungsversuche<br />
angelegt, in denen der Effekt<br />
eines vollständigen Ersatzes von Sojaschrot<br />
durch Rapsschrot geprüft wurde. Die Ergebnisse<br />
der wichtigsten Versuche sind in der Tabelle<br />
4 zusammengefasst. Alle Versuche führten<br />
bei unterschiedlichen Leistungsniveaus<br />
und unterschiedlichen Laktationsabschnitten<br />
zu gleichen Ergebnissen. Der Ersatz von Sojaschrot<br />
durch Rapsschrot führte zum gleichen<br />
Ergebnis: Die Milchleistung und die Milchinhaltsstoffe<br />
waren sowohl in den Soja- als<br />
auch in den Rapsgruppen nahezu identisch!<br />
Zum Einsatz von Rapskuchen liegen noch<br />
keine so systematischen und umfangreichen<br />
Fütterungsversuche vor. Versuche aus<br />
dem Anfang der 1990er Jahre mit Rapssaat<br />
haben alle im Trend zu einer Erhöhung der<br />
Milchmenge bei gleichzeitiger Erniedrigung<br />
der Milchinhaltsstoffgehalte geführt. Dies<br />
deutet sich auch bei der Verfütterung von<br />
Rapskuchen an. Entscheidend ist der Rohfettgehalt,<br />
der 800–1.000 g in der Gesamtration<br />
nicht überschreiten soll. In der Tagesration<br />
einer Milchkuh kommen ca. 400 g<br />
Rohfett aus den Grobfuttermitteln. Kalkuliert<br />
man für die Kraftfutterration noch 100–<br />
200 g Rohfett, bleiben 200–300 g Rohfett für<br />
Rapskuchen übrig. Je nach Fettgehalt ergeben<br />
sich daraus mögliche Einsatzmengen<br />
zwischen 1–2 kg je Kuh und Tag.<br />
Tab. 5: Schweinemastversuche mit Rapsextraktionsschrot (RES)<br />
– Institutsversuche –<br />
Autoren<br />
Anzahl Schweine<br />
je Gruppe<br />
Weiss u.a. (2004)<br />
n= 47<br />
Weber u.a.<br />
n = 160 (2006)<br />
1) Anteil in der Anfangsmast/ Endmast<br />
Geprüfter Anteil<br />
Rapsfuttermittel<br />
(%)<br />
◆ Raps in der Schweinefütterung<br />
Während Rapsfuttermittel in der Rinderfütterung<br />
inzwischen besonders auf Grund der<br />
neuen Erkenntnisse zur Proteinqualität als<br />
etabliert angesehen werden können, trifft<br />
dies für die Schweinefütterung überhaupt<br />
noch nicht zu. Die Vorbehalte resultieren<br />
einmal aus den negativen Erfahrungen mit<br />
den alten Sorten hinsichtlich der Futteraufnahme.<br />
Dies ist auch im Zusammenhang mit<br />
den früher gebräuchlichen Pietrain-Kreuzungen<br />
zu sehen, die generell eine relativ<br />
niedrige Futteraufnahme aufwiesen. Da sich<br />
inzwischen beide Faktoren zum Positiven<br />
verändert haben, muss der Einsatz von<br />
Rapsfuttermitteln in der Schweinefütterung<br />
Lebendmassezunahme<br />
(g/Tag)<br />
Futteraufwand<br />
(kg/kg Zunahme)<br />
Muskelfleischanteil<br />
(%)<br />
Schilddrüsenmasse<br />
(g/100 kg<br />
Körpermasse)<br />
10 mmol Glucosinolate/kg RES<br />
0 797 2,84 56<br />
10 RES 821 2,80 57<br />
15 RES 813 2,79 57 8,6<br />
9 mmol Glucosinolate/kg RES<br />
0 850 3,06 55 nicht erfasst<br />
10/15 RES 1) 832 2.94 55 nicht erfasst<br />
15/20 RES 1) 825 2,96 56 nicht erfasst<br />
aktuell forciert werden. Die Ergebnisse zweier<br />
Institutsversuche sind in der Tabelle 5 zusammengefasst.<br />
In 2004 wurde der erste<br />
Exaktversuch mit bis zu 15 % Rapsextraktionsschrot<br />
in der Futtermischung im Tierzuchtzentrum<br />
Neu-Ulrichstein, Hessen,<br />
durchgeführt. Es ergaben sich keine fütterungsbedingten<br />
Differenzen in der Mastund<br />
Schlachtleistung im Vergleich zur Sojagruppe.<br />
Daraufhin wurden in 2006 mit Förderung<br />
durch die UFOP ein weiterer Versuch<br />
im Zentrum für Tierhaltung und Technik<br />
Iden in Sachsen-Anhalt durchgeführt. Einzelheiten<br />
zu diesem Versuch sind dem Artikel<br />
von Dr. Weber zu entnehmen (S. 16/17).<br />
Der RES-Anteil wurde in der Endmastmischung<br />
bis auf 20 % gesteigert, ohne dass<br />
Tab. 6: Schweinemastversuche mit Rapsextraktionsschrot (RES) – Praxisversuche –<br />
Versuchsansteller<br />
Fütterungstechnik<br />
% RES im<br />
Alleinfutter 1)<br />
Tageszunahmen<br />
g/Tier + Tag<br />
Futteraufwand 2)<br />
kg/kg Zuwachs<br />
Muskelfleischanteil in %<br />
bzw. Indexpunkte<br />
K V K V K V<br />
LK NRW 3) Breiautomat 5/10 790 784 +) +) 55,2 55,2<br />
LK NRW 3) Sensorfütterung 5/10 726 719 3,19 3,00 0,975 0,976 1)<br />
LK NRW 3) Flüssigfütterung 5/10 838 867 3,03 2,90 0,986 0,991 1)<br />
LLH Hessen 4) Breiautomat 5/10 796 826 2,66 2,59 59,2 59,1<br />
LLH Hessen 2) 4) Flüssigfütterung 10 717 721 3,35 3,39 56,3 55,9<br />
ZTT Sachsen-Anhalt 5) Flüssigfütterung 5/10 705 695 2,67 2,88 56,8 57,1<br />
1) Indexpunkte Auto FOM je kg Schlachtgewicht; 2) nur Endmast (70–120 kg LM); 3) Landw. Kammer Nordrhein-Westfalen, Koordinator Dr. Wolfgang Sommer; 4) Landesbetrieb<br />
Landwirtschaft Hessen, Koordinator Dr. Jürgen Weiß; 5) Zentrum für Tierhaltung und Technik Iden, Koordinator Dr. Manfred Weber; +) nicht erfasst<br />
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5Futterwert Raps<br />
VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006
Futterwert Raps<br />
6<br />
Tab. 7: Schweinemastversuche mit Rapskuchen (RK)<br />
Autoren<br />
Anzahl Schweine<br />
je Gruppe<br />
Schöne u.a. (1997)<br />
n = 20 (Börge)<br />
Meyer u.a. (2006)<br />
n = 26<br />
Geprüfter Anteil Rapsfuttermittel<br />
Glucosinolate,<br />
GSL/kg Futter<br />
Futterverzehr<br />
(kg/Tag)<br />
Lebendmassezunahme<br />
(g/Tag)<br />
Futteraufwand<br />
(kg/kg<br />
Zunahme)<br />
Muskelfleischanteil<br />
(%) bzw. Indexpunkte<br />
AutoFOM °)<br />
21 mmol Glucosinolate/kg RK<br />
ohne RK 2,40 779 3,08 55<br />
7,5 % RK – 1,6 mmol 2,35 786 2,99 56<br />
15 % RK – 3,2 mmol 2,28 718 1) 3,17 2) 54<br />
16 mmol Glucosinolate/kg RK<br />
ohne RK 2,23 853 2,62 0,98<br />
10 % RK – 1,6 mmol 2,19 863 2,56 0,98<br />
1) je kg Schlachtgewicht , Signifikanz im Vergleich zur Kontrollgruppe; 2) Signifikanz im Vergleich zu der Gruppe mit 7,5 % RK im Alleinfutter; °) je kg Schlachtgewicht<br />
sich die Mastleistung signifikant verschlechtert<br />
hat. Die Futterverwertung hat sich im<br />
Trend sogar etwas verbessert.<br />
Zusätzlich wurden in einem weiteren UFOP-<br />
Projekt Fütterungsversuche in praktischen<br />
Schweinemastbetrieben durchgeführt. Hier<br />
sollten auch eventuelle Effekte unterschiedlicher<br />
Fütterungstechniken – Flüssigfütterung,<br />
Breiautomat, Sensorfütterung – mit einbezogen<br />
werden. Die bis jetzt vorliegenden Ergebnisse<br />
aus sechs Betrieben sind in der Tabelle 6<br />
zusammengefasst. Bei Mischungsanteilen<br />
von 5 % in der Anfangs- und 10 % in der Endmast<br />
zeigen die Ergebnisse bei den Tageszunahmen<br />
und der Futterverwertung keine signifikanten<br />
Unterschiede zur Kontrolle mit<br />
Sojaschrot als alleinige Proteinkomponente.<br />
Eine genaue Beschreibung der Versuchsanstellung<br />
und der erzielten Ergebnisse in den<br />
drei westfälischen Praxisbetrieben sind den<br />
Ausführungen von Dr. Sommer und Kollegen<br />
in diesem Heft zu entnehmen (S. 7/9). Über<br />
den Futterungsversuch in einem dieser Betriebe<br />
hat die Redaktion den Landwirt Höschen<br />
befragt (S. 10/11).<br />
Wie der Versuch in einem hessischen Praxisbetrieb<br />
ablief, wird in der Betriebsreportage<br />
auf Seite 14 ff geschildert. Von den sechs Betrieben<br />
haben vier die Futtermischungen als<br />
komplette Eigenmischungen mit Getreide,<br />
Soja- und Rapsschrot sowie Mineralfutter<br />
selbst hergestellt. In zwei Betrieben wurden<br />
zum Getreide industriell hergestellte Ergänzungsfutter<br />
eingemischt. Wie ein beteiligtes<br />
Mischfutterwerk auf das Versuchsergebnis<br />
reagiert, ist dem Bericht von B. Reuter<br />
auf Seite 12 ff zu entnehmen.<br />
Tab. 8: Einsatzempfehlungen für RES<br />
und RK (je Tier und Tag bzw.<br />
Mischungsanteil)<br />
Rapsextraktionsschrot<br />
Rapskuchen<br />
Milchkühe bis 4 kg 1,5–2,0 kg<br />
Rindermast bis 1,2 kg 1 kg<br />
Mastschweine bis 10 % 7–8 %<br />
Zuchtsauen 5–10 % 5–8 %<br />
Zum Einsatz von Rapskuchen liegen zur Zeit<br />
zwei Versuche vor, deren Ergebnisse in der<br />
Tabelle 7 zusammengefasst sind. Im Versuch<br />
von Schöne u.a. (1997) wurde ein Rapskuchen<br />
mit einem Glucosinolatgehalt von<br />
21 mmol/kg mit 7,5 und 15 % in der Futtermischung<br />
eingesetzt. Während die Variante<br />
7,5 % Rapskuchen mit 1,6 mmol Glucosinolate/kg<br />
Futter zu gleichen Ergebnissen wie in<br />
der Kontrollgruppe führte, waren die Futteraufnahme<br />
und Mastleistung in der Variante<br />
15 % mit 3,2 mmol Glucosinolate/kg Futter<br />
signifikant schlechter. Hieraus ist abzuleiten,<br />
dass ein GSL-Gehalt von 1,6 mmol/kg Alleinfutter<br />
nicht überschritten werden sollte.<br />
In einem in jüngster Zeit von Meyer u.a. (2006)<br />
durchgeführten Versuch mit einem Rapskuchen<br />
mit 16 mmol Glucosinolate/kg Futter<br />
wurden bei einem Einsatz von 10 % im Alleinfutter<br />
gleich gute Mast- und Schlachtleistungen<br />
erzielt. Der Glucosinolatgehalt im Alleinfutter<br />
lag zwischen 1,5–1,6 mmol/kg. Das<br />
Fettsäuremuster des Specks war hinsichtlich<br />
des Polyensäuregehaltes gegenüber der Sojagruppe<br />
nicht negativ verändert.<br />
◆ Schlussfolgerungen und<br />
Einsatzempfehlungen<br />
Rapsfuttermittel sind gut geeignete Proteinkomponenten<br />
sowohl in der Wiederkäuerals<br />
auch in der Schweinefütterung.<br />
In der Milchviehfütterung kann Sojaschrot<br />
komplett durch Rapsschrot ersetzt werden.<br />
Hierbei ist allerdings der geringere Energiegehalt<br />
zu kompensieren. In der Schweinefütterung<br />
ist der Glucosinolatgehalt einsatzbegrenzend.<br />
Da dieser im Kuchen etwa<br />
doppelt so hoch wie im Schrot ist, kann Kuchen<br />
nur in entsprechend geringerer Menge<br />
eingesetzt werden. Bei diesen Mengen hat<br />
das darin enthaltene Öl keinen negativen<br />
Einfluss auf die Speckkonsistenz.<br />
In der Milchviehfütterung begrenzt der Rohfettgehalt<br />
die Einsatzmenge von Rapskuchen.<br />
Die Fettverträglichkeit der Milchkühe<br />
liegt bei 5 % der Gesamttrockenmasseaufnahme,<br />
das sind 800–1.000 g je Kuh und Tag.<br />
Da alle Futtermittel Fett enthalten, steht für<br />
Rapskuchen nur etwa ein Drittel dieser Menge<br />
zur Verfügung.<br />
Die zurzeit von der Beratung vertretenen<br />
Einsatzempfehlungen sind in der Tabelle 8<br />
zusammengefasst. Ziel der Beratung ist es,<br />
optimale und nicht maximale Einsatzmengen<br />
zu empfehlen. Nichts ist schädlicher für<br />
das Image eines Futtermittels, als wenn Tierhalter<br />
damit negative Erfahrungen machen.<br />
Der direkte Draht<br />
Dr. Jürgen Weiß<br />
Telefon: 0561-65132<br />
E-Mail: rjweiss@gmx.de<br />
Rapsschrot für die Schweinemast<br />
Dr. W. Sommer, J. Bunge und Dr. O. Maier-Loeper, Landwirtschaftskammer NRW<br />
In der Mischfutterherstellung wird Rapsextraktionsschrot (RES) schon<br />
seit langem als Komponente für Schweinemischfutter verwendet. Für<br />
Schweinehalter mit Eigenmischung war RES bisher allerdings kaum ein<br />
Thema – im Gegensatz zur Rinderhaltung.<br />
Tab. 1: Inhaltsstoffe von Rapsextraktionsschrot<br />
(RES) und Sojaschrot<br />
(SES) im Vergleich (Angaben je kg)<br />
RES 1) SES 2)<br />
Trockenmasse g 891 890<br />
Rohprotein g 334 432<br />
Lysin g 18,9 26,8<br />
Methionin/Cystin g 14,4 14,0<br />
Threonin g 15,0 18,9<br />
Tryptophan g 4,7 6,3<br />
Rohasche g 71 61<br />
Rohfaser g 122 83<br />
Rohfett g 29 15<br />
Zucker g 70 94<br />
Stärke g 12 58<br />
Energie MJME 10,4 12,9<br />
Calcium g 6,6 3,4<br />
Phosphor g 11,7 6,4<br />
Glucosinolate mmol 8,2 –<br />
1) Werte UFOP/DLG; 2) Werte Rechenmeister LWK NRW<br />
Das könnte sich jedoch in Zukunft ändern,<br />
zumal RES im Verhältnis zum Standardeiweißträger<br />
Sojaschrot je nach Marktlage<br />
preisliche Vorteile haben kann. Voraussetzung<br />
ist natürlich, dass sich mit diesem Eiweißträger<br />
gute Leistungen in der Schweinehaltung<br />
erzielen lassen. Raps enthält<br />
nämlich Senfölverbindungen (Glucosinolate),<br />
die die Futteraufnahme und Leistung der<br />
Tiere beeinträchtigen können. Heutige 00-<br />
Raps-Sorten verfügen allerdings nur noch<br />
über Bruchteile an diesen so genannten sekundären<br />
Pflanzenstoffen. Durch das<br />
Verfahren beim Ölextrahieren werden zudem<br />
die vorhandenen Glucosinolate<br />
teilweise noch<br />
zerstört. Nach Untersuchungen<br />
der UFOP (Union zur Förderung von<br />
Oel- und Proteinpflanzen) ist bei aus<br />
deutschem Rapsanbau stammendem RES<br />
deshalb nur noch von durchschnittlich 8 (4,4–<br />
11,2) mmol Glucosinolaten je kg auszugehen<br />
(Tab. 1).<br />
◆ Rapsschrot mit besserer Qualität<br />
Tabelle 1 führt die den Futterwert bestimmenden<br />
Inhaltsstoffe von RES auf. Dieses Nebenprodukt<br />
enthält durchschnittlich 334 g<br />
Rohprotein und damit etwa ein Viertel weniger<br />
als Sojaschrot, rund 19 g Lysin, 14 g Methionin/Cystin,<br />
15 g Threonin und knapp 5 g<br />
Tryptophan je kg. Bezieht man diese Aminosäurengehalte<br />
jeweils auf 100 g Rohprotein,<br />
so ist das Protein von RES besonders bei den<br />
schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin/<br />
Cystin und Threonin reichhaltiger als das von<br />
Sojaschrot. Für die Rationsgestaltung sind natürlich<br />
die absoluten Aminosäurengehalte<br />
ausschlaggebend. Diese liegen unter den Werten<br />
von Sojaschrot. Hinzu kommt, dass im Allgemeinen<br />
Aminosäuren von Rapsprodukten<br />
eine um rund 20 % geringere Verdaulichkeit<br />
gegenüber Sojaschrot in der Schweinefütterung<br />
besitzen. Besonders bei proteinabgesenkten<br />
Futterrationen muss hierauf geachtet<br />
werden, um einen Mangel in der Aminosäurenzufuhr<br />
zu vermeiden.<br />
◆ Weniger Energie<br />
RES enthält zudem deutlich mehr Rohfaser<br />
als Sojaschrot, was sich im Energiegehalt widerspiegelt.<br />
Berechnet auf Basis der 1.<br />
Mischfutterformel ist im Mittel von 10,4 MJ<br />
ME/kg auszugehen. Der Energiewert von Sojaschrot<br />
beträgt für die in Tabelle 1 aufgeführte<br />
Qualität hingegen 12,9 MJ ME/kg,<br />
liegt also 20 % über dem Wert von RES. Bezüglich<br />
der Fütterung von Mastschweinen<br />
kann dieser geringere Energiegehalt allerdings<br />
von Vorteil sein, denn energiereduzierte<br />
Futtermischungen führen in der<br />
Endmast in der Regel zu höheren Muskelfleischanteilen.<br />
Die Calcium- und Phosphorgehalte sind fast<br />
doppelt so hoch wie beim Sojaschrot. Zu beachten<br />
ist jedoch, dass Phosphor wie beim<br />
Getreide überwiegend als Phytat vorliegt.<br />
Das bedeutet, dass die P-Verdaulichkeit von<br />
RES deutlich herabgesetzt ist. Hinzu kommt,<br />
dass das pflanzeneigene, Phosphor spaltende<br />
Enzym Phytase durch den bei der Ölgewinnung<br />
notwendigen Extraktionsprozess<br />
weitestgehend zerstört wird.<br />
◆ Praktische Fütterungsversuche<br />
Um den Futterwert heutiger, marktgängiger<br />
RES-Ware unter praxisüblichen Bedingungen<br />
zu testen und besser einschätzen zu können,<br />
wurden unter Federführung der Landwirtschaftskammer<br />
NRW von Oktober 2005<br />
7Praxisversuche<br />
VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006
Praxisversuche<br />
8<br />
Tab. 2: Zusammensetzung (%) und Inhaltsstoffe der Mastmischungen<br />
Anfangsmast<br />
Endmast<br />
Betrieb<br />
A B C A B C<br />
Kontrolle/Versuch K V K V K V K V K V K V<br />
Zusammensetzung<br />
RES 5 5 10 10<br />
SES 22,5 18,8 21,5 18 20 12,7 19 12,5<br />
Ergänzer ohne RES 22 20<br />
Ergänzer mit RES * ) 22 20<br />
Weizen 39 39 53 51,7 47,5 52 40 40 54 51,3 43 55<br />
Gerste 39 39 21,5 21,5 28 22 40 40 23,5 23,5 35,5 20<br />
Mineralfutter 3 3 3 3 2,5 2,5 2,5 2,5<br />
Inhaltsstoffe (bei 88 % T)<br />
Rohprotein % 17,4 17,4 18,5 18,4 17,6 17,6 16,9 16,9 17,8 17,7 16,6 17,9<br />
Energie MJ ME/kg 13,0 13,0 13,3 13,1 13,2 13,1 13,0 13,0 13,4 13,1 13,2 13,1<br />
Lysin : ME g/MJ ME 0,78 0,78 0,78 0,79 0,81 0,81 0,73 0,73 0,71 0,71 0,70 0,70<br />
Futterkosten EUR/dt 13,41 13,34 14,17 14,07 14,25 14,01 13,18 12,90 13,72 13,56 13,49 13,02<br />
* ) Die Ergänzer der Versuchsmischung wurden so eingestellt, dass der Rapsextraktionsschrotanteil in der Gesamtmischung 5 % in der Anfangs- bzw. 10 % in der Endmast entsprach.<br />
bis Anfang 2006 in drei westfälischen<br />
Schweinemastbetrieben gezielte Fütterungsversuche<br />
durchgeführt.<br />
Betrieb A: 208 Tiere Westhybrid<br />
(13 Tiere/Bucht); Flüssigfütterung<br />
am Quertrog.<br />
Betrieb B: 440 Tiere BHZP (37 Tiere/Bucht);<br />
Fütterung über Sensor in<br />
3 Blöcken (8.00, 12.00, 17.00 Uhr)<br />
Betrieb C: 160 Tiere Topigs<br />
(40 Tiere/Bucht); Fütterung<br />
mit Breiautomaten<br />
Alle drei Betriebe setzten ab der Einstallung<br />
bis zu einem Gewicht von 40 kg jeweils eine<br />
Mischung ohne RES-Ergänzung ein.<br />
Tabelle 2 zeigt die Zusammensetzung der verschiedenen<br />
Versuchsmischungen. Für die<br />
Rationsberechnung und -zusammenstellung<br />
lagen von allen Einzelfuttermitteln LUFA-Analysenergebnisse<br />
vor. Die Nährstoffausstattung<br />
der Mastmischungen erfolgte vornehmlich<br />
nach Vorgaben der Landwirte. Basis waren<br />
jeweils hohe Getreideanteile. Der RES-Anteil<br />
betrug in der Vormast jeweils 5 % und in der<br />
Endmast jeweils 10 %.<br />
Die Lysin : ME-Relationen liegen in allen drei<br />
Betrieben sowohl in der Anfangs- als auch<br />
Endmast auf nahezu gleichem Level. Die Untersuchungen<br />
des RES von Betrieb A ergaben<br />
5,4 bzw. 9,0 mmol Glucosinolate je kg TS.<br />
Diese Werte erreichen in etwa die Größenordnung,<br />
wie sie von der UFOP angegeben<br />
wird. Bei den Futterkosten (letzte Zeile der<br />
Tabelle 2) wurden keine Mahl- und Mischkosten<br />
einbezogen. Die Mastmischungen in den<br />
Versuchsgruppen (mit RES) schneiden kostenmäßig<br />
durchweg etwas günstiger ab als<br />
die Mischungen ohne RES. Die errechneten<br />
Kostenvorteile schwanken zwischen 0,07<br />
und 0,47 EUR pro dt fertige Mischung.<br />
◆ Gute Leistungen, geringere Kosten<br />
Die Mastdurchgänge verliefen in allen drei<br />
Betrieben störungsfrei. Bei Betrachtung der<br />
Mastleistungsergebnisse (Tab. 3) zeigt sich<br />
deutlich, dass der Einsatz von 5 % RES in der<br />
Vormast bzw. von 10 % RES in der Endmast<br />
keine Nachteile mit sich bringt. Im Gegenteil:<br />
im Betrieb A führt die Rapsschrotmischung<br />
zu einer deutlich höheren täglichen Zunahme<br />
(TZ) von durchschnittlich 29 g. In den<br />
beiden anderen Betrieben schneiden die Mischungen<br />
ohne Raps geringfügig um 7 g<br />
bzw. 6 g TZ besser ab. Insgesamt lässt sich<br />
feststellen, dass durch den Einsatz von RES<br />
kein Rückgang in den täglichen Zunahmen,<br />
sondern ein übliches Zunahmeniveau zu erwarten<br />
ist. In der Futterverwertung, die nur<br />
in zwei Betrieben gemessen wurde, schneiden<br />
die RES-Tiere in beiden Fällen sogar<br />
deutlich besser ab. Der Unterschied beträgt<br />
in Betrieb A 0,13 kg, in Betrieb B sogar 0,19 kg<br />
Futter je kg Zuwachs. In Verbindung mit den<br />
etwas geringeren Futterkosten in den Mischungen<br />
mit RES lassen sich somit durchaus<br />
niedrigere Futterkosten je Mastschwein<br />
zugunsten der RES-Tiere ableiten.<br />
In der durchschnittlichen Futteraufnahme je<br />
Tier und Tag fällt lediglich die RES-Gruppe in<br />
Betrieb B etwas ab. Da die Glucosinolatgehalte<br />
der untersuchten Rapsschrote insgesamt<br />
sehr niedrig waren, dürfte diesbezüglich<br />
aber kein Zusammenhang bestehen.<br />
In den Indexpunkten je kg Schlachtgewicht<br />
ergeben sich jeweils zwischen Kontroll- und<br />
Versuchsgruppe praktisch keine Unterschiede<br />
(Tab. 3). Auch im Betrieb C werden in bei-<br />
Tab. 3: Ergebnisse der Mastleistung und Schlachtkörperbewertung<br />
Betrieb A B C<br />
Kontrolle/Versuch K V K V K V<br />
Tierzahl 103 105 220 220 80 80<br />
Mastleistung<br />
Mastbeginn kg 39,6 39,5 30,15 26,97 30,1 27,8<br />
Mastende kg 121,2 122,1 115,26 117,81 118,86 117,71<br />
TZ g 838 867 726 719 790 784<br />
FVW 3,03 2,90 3,19 3,00 – –<br />
Futteraufnahme/Tag kg 2,50 2,50 2,32 2,16 – –<br />
Verluste % 1,0 1,0 2,70 3,20 1,0 1,0<br />
Schlachtkörperbewertung<br />
Schlachtgewicht (SG) kg 96,76 96,92 91,69 94,34 93,9 93,0<br />
Speckmaß mm 15,29 15,12 15,30 16,02 18,5 18,3<br />
Fleischmaß mm 66,01 66,76 63,43 64,67 63,0 63,6<br />
AutoFOM Indexpunkte je kg SG 0,986 0,991 0,975 0,976 – –<br />
FOM Muskelfleischanteil % 55,2 55,2<br />
den Fütterungsgruppen mit allerdings jeweils<br />
niedrigen 55,2 % die exakt gleichen<br />
Muskelfleischanteile ermittelt. Die bekanntermaßen<br />
geringere Aminosäurenverdaulichkeit<br />
von RES kommt in allen drei Betrieben<br />
– anscheinend wegen der insgesamt<br />
hohen Proteinversorgung – demnach nicht<br />
zum Tragen.<br />
◆ Fazit<br />
◆ Sowohl in den Mastleistungen als auch in<br />
der Schlachtkörperbewertung erweisen<br />
sich die Versuchsmischungen mit 5 % RES<br />
in der Anfangs- bzw. 10 % in der Endmast<br />
gegenüber den Mastmischungen ohne RES<br />
als gleichwertig. Tendenziell erzielen die<br />
mit RES gefütterten Tiere sogar eine bessere<br />
Futterverwertung.<br />
◆ Für die Futtermischungen mit RES lassen<br />
sich geringfügig niedrigere Futterkosten je<br />
dt errechnen. In Verbindung mit der besseren<br />
Futterverwertung resultieren hieraus<br />
Kostenvorteile pro Mastschwein.<br />
◆ Möglicherweise können die RES-Anteile in<br />
den Futtermischungen noch etwas gesteigert<br />
werden, um weitere Futterkosteneinsparungen<br />
zu erzielen. Nachteile sind<br />
nicht zu erwarten.<br />
Der direkte Draht<br />
Dr. Wolfgang Sommer<br />
Telefon: 0251-2376 8 60<br />
Telefax: 0251-2376 8 69<br />
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9Praxisversuche<br />
VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006
Mehr Rapsschrot – sehr gutes Ergebnis<br />
Interview mit Michael Höschen, Betrieb A des Fütterungsversuches der<br />
Landwirtschaftskammer NRW, und dessen Futtermittelberater Hubertus Leifeld<br />
vom Agravis Kornhaus Ostwestfalen<br />
Vater Hermann Höschen und sein Sohn Michael bewirtschaften am Rand der Stadt Brakel im<br />
Kreis Höxter 85 ha Ackerland und betreiben eine Schweinemast mit 1.300 Mastplätzen.<br />
VeredlungsProduktion: Wie kam es, dass<br />
Sie von der Landwirtschaftskammer für diesen<br />
Fütterungsversuch ausgewählt wurden?<br />
Tab. 1: Die im Fütterungsversuch verwendeten<br />
Ergänzer<br />
Produkte in %<br />
Bördeergänzer<br />
117 für Kontrollgruppe<br />
(bisher<br />
verwendet)<br />
Bördeergänzer<br />
für Anfangsmast<br />
ab<br />
40 kg (neu<br />
verwendet)<br />
Bördeergänzer<br />
117 Code-Nr.<br />
10 für Endmast<br />
(neu<br />
verwendet)<br />
Rapsschrot 15,0 22,68 50,00<br />
Sojaschrot HP 48 41,77 42,53 38,76<br />
Calciumcarbonat 4,87 4,67 4,37<br />
Premix Eco M 8733 1,98 1,95 1,95<br />
Viehsalz 1,92 1,92 1,89<br />
Lysin 1,62 1,46 1,50<br />
Phytase 250, Eco.99250 0,8 0,8 0,80<br />
Sojaöl 0,5 0,5 0,50<br />
Vitamin E 100, Eco 99510 0,2 0,18 0,19<br />
Aroma Schwein 0,04 0,04 0,04<br />
Normales Sojaschrot 15,5 10<br />
Sonnenblumenschrot 13,0 8,47<br />
Weizenkleie 1,69 4,8<br />
Monocalciumcarbonat 0,21<br />
Höschen: Ich habe im vergangenen Jahr<br />
mein Landwirtschaftsstudium in Soest abgeschlossen.<br />
Für meine Diplomarbeit hatte<br />
ich einen Schweinefütterungsversuch zur<br />
Verdaulichkeit von Aminosäuren mit Rapsschrot<br />
und Erbsen durchgeführt. Daher wurden<br />
wir von der Kammer in Münster angesprochen,<br />
ob wir uns an diesem Versuch beteiligen<br />
würden.<br />
VeredlungsProduktion: Mit wie vielen<br />
Schweinen wurde der Versuch durchgeführt<br />
und wie wurden die Rationen bestimmt?<br />
Höschen: Jede Gruppe bestand aus 100<br />
Schweinen. Die Ration wurde zusammen mit<br />
Dr. Maier-Loeper von der Landwirtschaftskammer<br />
NRW berechnet. Für die Kontrollgruppe<br />
haben wir unseren vom Agravis<br />
Kornhaus bezogenen Ergänzer beibehalten<br />
und die Ration nicht verändert. Anhand der<br />
Berechnung dieser Rationen wurden dann<br />
die Rationen für die Versuchsgruppe aufgestellt.<br />
Leifeld: Der im Betrieb zu der Getreidemischung<br />
verwendete „Bördeergänzer 117“<br />
enthält einen geringen Anteil Rapsschrot.<br />
Höschen: Die Versuchsgruppe erhielt für die<br />
Anfangsmast ab 40 kg einen vom Mischfutterwerk<br />
in Borgholz erstellten Ergänzer mit<br />
rund 23 % Rapsschrot, so dass die Ration 5 %<br />
Rapsschrot enthielt.<br />
VeredlungsProduktion: Haben Sie bei der<br />
Anfangsmast ab 40 kg irgendwelche Unterschiede<br />
festgestellt?<br />
Höschen: Nein, es waren keine Leistungsunterschiede<br />
zwischen den Gruppen festzustellen.<br />
In beiden Gruppen lief es gleich gut.<br />
VeredlungsProduktion: Wie sahen die Rationen<br />
für die Endmast aus?<br />
Höschen: In der Endmast bekam die Vergleichsgruppe<br />
die bei uns übliche Ration mit<br />
20 % „Bördeergänzer 117“, 40 % gemahlenem<br />
Weizen und 40 % Gerste. Die Versuchsgruppe<br />
erhielt zu dem gleichen Getreideanteil<br />
den speziell für diesen Versuch<br />
gemischten „Bördeergänzer 117 Code Nr. 10“<br />
mit 50 % Rapsschrot. Dadurch lagen dann in<br />
der fertigen Ration 10 % Rapsschrot vor.<br />
VeredlungsProduktion: Haben Sie in der<br />
Endmast Unterschiede festgestellt?<br />
Höschen: Auch die Endmast verlief in beiden<br />
Gruppen ohne Probleme. Bei der Versuchsgruppe<br />
ergab sich eine deutlich höhere<br />
Tageszunahme von ca. 30 g pro Tier. Die<br />
Futterverwertung der Gruppe mit dem größeren<br />
Rapsschrotanteil war also besser. Die<br />
Schlachtkörperauswertung ergab bei den<br />
Schweinen dieser Versuchsgruppe bei einem<br />
etwas geringeren Speckmaß ein paar Indexpunkte<br />
mehr pro Schwein.<br />
Zu den Futterkosten kann ich folgendes sagen:<br />
Der für den Versuch verwendete neue<br />
Ergänzer mit dem hohen Rapsschrotanteil<br />
kostet jetzt 1,00 Euro weniger als der bisher<br />
verwendete „Bördeergänzer 117“. Seitdem<br />
verwenden wir weiterhin diesen neuen Ergänzer<br />
für alle Tiere in der Endmast.<br />
Leifeld: Ein Schwein frisst rund 65 kg Ergänzer;<br />
ab 75 kg Gewicht dann immer noch gut<br />
die Hälfte, also ungefähr 35 kg. Bei dem um<br />
1,00 Euro geringeren Preis für den Ergänzer<br />
mit dem hohen Rapsschrotanteil ergibt das<br />
für diesen Betrieb pro Schwein einen Kostenvorteil<br />
von 35–40 Cent. Eigentlich müsste<br />
dieser im Versuch in der Endmast verwendete<br />
Ergänzer mit 50 % Rapsschrot mit einem<br />
» Plastikstalltafeln für Sauen<br />
Der Verband Deutscher Oelmühlen e.V. bietet<br />
seit vielen Jahren Plastikstalltafeln für die Sauenhaltung<br />
an. Nachdem die Vorräte völlig aufgebraucht<br />
waren, steht nunmehr eine Neuauflage<br />
in bewährter Qualität zur Verfügung. Aufgrund<br />
der drastisch angestiegenen Ölpreise war eine<br />
geringfügige Preisanhebung unvermeidlich:<br />
Bis 50 Stück.: 1,30 EUR je Stück<br />
50–100 Stück.: 1,10 EUR je Stück<br />
> 100 Stück.: 1,00 EUR je Stück<br />
Die Preise verstehen sich einschließlich MWSt.<br />
und Lieferung frachtfrei.<br />
Bestellungen können über den Internetshop unter<br />
www.veredlungsproduktion.de oder per Fax:<br />
Der verwendete neue Ergänzer<br />
mit dem hohen Rapsschrotanteil<br />
kostet jetzt<br />
1,00 Euro weniger als der<br />
bisher verwendete ‘Bördeergänzer<br />
117’. Michael Höschen<br />
Ergänzer verglichen werden, der ausschließlich<br />
Sojaschrot enthält, z.B. mit unserem<br />
„Bördeergänzer 115“. Entsprechend läge<br />
dann der Vorteil schnell bei über 80 Cent pro<br />
Mastschwein. Für einen Betrieb wie diesen<br />
mit 1.300 Schweinen wäre das schon eine<br />
Überlegung wert.<br />
Höschen: Ebenfalls wäre zu überlegen, den<br />
Rapsschrotanteil in der Endmast noch weiter<br />
zu erhöhen und den Sojaanteil entsprechend<br />
weiter zu verringern. Mit zunehmendem<br />
Rapsschrotanteil sinkt der Energiegehalt<br />
der Ration, so dass sich mit noch<br />
geringeren Kosten höhere Muskelfleischanteile<br />
und damit eine bessere Qualität erzielen<br />
lassen.<br />
0 30/72 62 59 99 erfolgen.<br />
Stallschilder aus Pappe werden vom Verband<br />
kostenlos zur Verfügung gestellt. Bestellungen<br />
ebenfalls an die oben genannten Adressen.<br />
» Infos<br />
Neue UFOP-Praxisinformationen<br />
zur Milchvieh- und Schweinefütterung<br />
anlässlich der<br />
EuroTier 2006<br />
Anlässlich der EuroTier vom 14. bis 17. November<br />
2006 präsentiert die Union zur Förderung<br />
von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP) auf<br />
ihrem Messestand D 15 in Halle 27 im Rahmen<br />
der BioEnergy Europe neu erstellte sowie<br />
grundlegend überarbeitete Faltblätter aus der<br />
Reihe der UFOP-Praxisinformationen. Es handelt<br />
sich hierbei um die Ausgaben<br />
◆ Zum Einsatz von Körnerleguminosen in der<br />
Milchviehfütterung im ökologischen Landbau<br />
◆ Rapsextraktionsschrot in der Schweinefütterung<br />
◆ Rapskuchen in der Schweinefütterung<br />
Das Angebot an UFOP-Praxisinformationen aus<br />
dem Bereich Tierernährung wird durch weitere<br />
Faltblätter abgerundet<br />
◆ Einsatz von 00-Rapsextraktionsschrot beim<br />
Wiederkäuer<br />
◆ Inhaltsstoffe, Futterwert und Einsatz von<br />
Erbsen in der Nutztierfütterung<br />
◆ Inhaltsstoffe, Futterwert und Einsatz von<br />
Ackerbohnen in der Nutztierfütterung<br />
◆ Inhaltsstoffe, Futterwert und Einsatz von<br />
Lupinen in der Nutztierfütterung<br />
Die Faltblattreihe der UFOP-Schriften stellt die<br />
Ergebnisse der von der UFOP geförderten Projektvorhaben<br />
in einer praxisgerechten Form<br />
und Sprache vor. Es werden konkrete Empfehlungen<br />
gegeben zu den Einsatzmöglichkeiten<br />
heimischer Öl- und Proteinpflanzen in der<br />
Nutztierfütterung sowie im Ackerbau Wege<br />
zur Erhöhung der Hektarerträge und zur Senkung<br />
der Stückkosten durch Optimierung des<br />
Anbaumanagements aufgezeigt.<br />
Darüber hinaus stehen Faltblätter zur Verfügung<br />
zur Herstellung von Rapsspeiseöl in dezentralen<br />
Ölmühlen sowie zum Einsatz von<br />
Biodiesel und Rapsölkraftstoff in der Landwirtschaft.<br />
Betriebsreportage<br />
11<br />
VeredlungsProduktion 3/4/2006<br />
VeredlungsProduktion 3/4/2006
Betriebsreportage<br />
12<br />
Überzeugungsarbeit für Rapsschrot<br />
L. Bertram Reuter, Wachtberg<br />
Der Betrieb Höschen in Brakel (vgl. Interview S. 10/11) bezog seine Futtermischung für den<br />
Mastversuch der Landwirtschaftkammer NRW vom Agravis Futtermittelwerk in Borgholz. Das<br />
Werk ist eine Betriebsstätte der Agravis Kornhaus Ostwestfalen GmbH und liegt nur 12 km vom<br />
Betrieb Höschen entfernt.<br />
Die Kornhaus Ostwestfalen GmbH ist eine<br />
100%ige Tochter der Agravis-Zentrale Münster/Hannover.<br />
Sie betreibt außer an ihrem<br />
Hauptstandort in Brakel und dem Futtermittelwerk<br />
in Borgholz klassischen Landhandel<br />
an weiteren Standorten in Warburg, Eissen,<br />
Beverungen und Rimbeck. Im Einzugsgebiet<br />
werden mit 65 Mitarbeitern etwa 900–1.000<br />
Kunden betreut und ein jährlicher Umsatz<br />
von ca. 40 Mio. EUR erzielt. Die Landwirte<br />
dieses Gebietes betreiben vorwiegend<br />
Ackerbau und Schweinemast, aber auch<br />
Milchviehhaltung. „Einige Betriebe haben<br />
eine beachtliche Größe“, so Johannes Hofnagel,<br />
Geschäftsführer der Kornhaus Ostwestfalen<br />
GmbH. „Der größte Ackerbaubetrieb<br />
in der Region bewirtschaftet<br />
mehr als 1.000 ha. Die durchschnittliche<br />
Betriebsgröße liegt bei über 100 ha mit<br />
stark steigender Tendenz. Der größte<br />
Schweinemastbetrieb hat über 3.500<br />
Mastplätze, der größte Sauenbetrieb<br />
mehr als 800 Sauen und der<br />
größte Milchviehbetrieb zählt<br />
über 150 Kühe. In allen Bereichen<br />
wächst die Betriebsgröße, oft<br />
durch Übernahme ganzer Betriebe,<br />
die aufgegeben werden.“<br />
◆ Futtermittelwerk<br />
Kornhaus Borgholz<br />
Das Werk in Borgholz produziert<br />
mit einer Jahreskapazität<br />
von<br />
20.000 t Futtermittel<br />
für die Schweinemastbetriebe<br />
im<br />
Einzugs- und Versorgungsgebiet<br />
der<br />
Kornhaus Ostwestfalen<br />
GmbH. Die<br />
Hälfte der Produktionsmenge<br />
ist<br />
Die im Werk angelieferte Weizenernte wird begutachtet:<br />
in diesem Jahr zwar mit geringeren<br />
hl-Gewichten, aber einwandfrei trocken.<br />
Fertigfutter: Ferkelstarter für vier Gewichtsgruppen,<br />
zwölf verschiedene Fertigfutter<br />
für Vor-, Mittel- und Endmast und vier verschiedene<br />
Sauenfutter. Mengenmäßig gleiche<br />
Bedeutung hat die Produktion von Ergänzern<br />
für Betriebe, die das Futter mit<br />
betriebseigenem Getreide selbst mischen,<br />
wie z.B. der Betrieb Höschen in Brakel. Zwölf<br />
verschiedene „Bördeergänzer“ stehen diesen<br />
Betrieben zur Auswahl. Im Borgholzer<br />
Werk erfolgt auch auf Wunsch der Landwirte<br />
und in Absprache mit dem Futterberater die<br />
Herstellung betriebsspezifischer Futtermischungen<br />
und spezieller Ergänzer.<br />
In Mischfutterfragen steht den Landwirten<br />
der Berater Hubertus Leifeld zur Verfügung.<br />
Er bewirtschaftet selbst einen landwirtschaftlichen<br />
Betrieb mit Schweinemast und<br />
kennt deshalb die Wünsche seiner Berufskollegen<br />
genau.<br />
Viele Landwirte bringen ihr gesamtes Getreide<br />
zur Genossenschaft und lassen sich das<br />
Mischfutter vom Mischfutterwerk liefern.<br />
Andere Landwirte berät Hubertus Leifeld bei<br />
der Einlagerung und Gesunderhaltung des<br />
Getreides im eigenen Lager, bei der Erstellung<br />
der Rationen und beim Einsatz des Ergänzungsfutters.<br />
Ungefähr 1.000 t Rapsschrot pro Jahr verarbeitet<br />
das Werk in den verschiedenen Futter-<br />
Die Rationen berechnen Hubert Leifeld und Hans-<br />
Josef Müller mit dem DV-Programm Hybrimin und<br />
geben entsprechende Anweisungen an die Mischmeister<br />
des Mischfutterwerkes.<br />
mischungen. Die „Bördeergänzer“ 112 und<br />
117 enthalten 15 % Rapsschrot, so dass dann<br />
zusammen mit Gerste und Futterweizen die<br />
hofeigene Mischung ca. 4 % Rapsschrot enthält.<br />
In den anderen Ergänzern ist kein Rapsschrot<br />
enthalten.<br />
◆ Vorurteile unbegründet<br />
„Bei dem für den Fütterungsversuch auf<br />
dem Betrieb Höschen entwickelten neuen<br />
„Bördeergänzer 117 – Code-Nr. 10“ enthält<br />
die fertige Ration für die Endmast 10 % Rapsschrot.<br />
Die den Futterwert bestimmenden<br />
Inhaltstoffe dieses neuen Ergänzers sind genau<br />
gleich wie bei dem bisherigen Ergänzer<br />
mit dem hohen Sojaschrotanteil. Der Austausch<br />
von Sojaschrot durch Rapsschrot<br />
macht ihn auch preislich für die Landwirte<br />
interessant“, so Hubert Leifeld. „Deshalb bieten<br />
wir nun auch diesen neuen Ergänzer,<br />
den der Betrieb Höschen<br />
nach dem gelungenen<br />
Versuch weiter<br />
für die Endmast bei allen<br />
Tieren verwendet,<br />
den Mästern in unserer<br />
Region an. Die immer<br />
noch bestehenden<br />
Vorbehalte einiger Landwirte gegenüber<br />
Rapsschrot sind heute völlig unbegründet.<br />
Schon seit Jahren werden auch in unserer<br />
Region die neuen glucosinolatarmen Rapssorten<br />
angebaut. Wir kaufen das Rapsschrot<br />
bei einer westfälischen Ölmühle, die die regionale<br />
Rapssaat verarbeitet.<br />
Dort wird<br />
bei der Nachbehandlung<br />
des Schrotes<br />
der ohnehin schon<br />
geringe Glucosinolatgehalt<br />
durch Wasserdampf<br />
und Heißlufttrocknung<br />
noch weiter reduziert. In<br />
Fütterungsversuchen wurden schon mit höheren<br />
Rapsschrotanteilen gute Ergebnisse<br />
ohne Beeinträchtigungen der Futteraufnahme<br />
erzielt. Dies hat sich auch bei dem mit<br />
Flüssigfütterung durchgeführten Fütterungsversuch<br />
mit 10 % Rapsschrotanteil im<br />
Betrieb Höschen zweifelsfrei bestätigt.“<br />
Futtermischungen für Rinder und alle anderen<br />
Fertigfutter kauft das Kornhaus Ostwestfalen<br />
von anderen Futtermittelwerken der<br />
Agravis. Nur für die Landwirte in einem kleinen<br />
Grünlandgebiet stellt das Werk in Borgholz<br />
Fertig- und Ergänzungsfutter für Rinder<br />
her. Diese Betriebe mit 70–80 Milchkühen<br />
haben teilweise eigene Mahl- und Mischanlagen<br />
und füttern ihre Rinder mit TMR.<br />
◆ „Wir wollen noch mehr leisten“<br />
„Bei Gerste und Raps war die Ernte in diesem<br />
Jahr guter Durchschnitt. Bei Raps hatten wir<br />
einen leichten Zuwachs“, berichtet der Geschäftsführer<br />
Johannes Hofnagel. „Bei Weizen<br />
ist durch Auswuchs das Hektolitergewicht<br />
auf 72 kg<br />
Die Vorbehalte gegenüber<br />
Rapsschrot sind<br />
heute völlig unbegründet.<br />
Hubert Leifeld<br />
reduziert, so dass<br />
der gewichtsmäßige<br />
Ertrag etwa 10 %<br />
geringer ist. Der<br />
Wir möchten die Landwirte<br />
auch auf neuen<br />
Wegen begleiten.<br />
Weizen kommt<br />
aber in diesen Tagen<br />
sehr trocken<br />
herein. Mit unseren Serviceleistungen für die<br />
Landwirte, insbesondere für die Lagerung<br />
des Getreides durch die leistungsfähige Annahmetechnik,<br />
die Trocknung, Belüftung<br />
und Kühlung können wir das Getreide über<br />
das ganze Jahr in einem sehr guten hygienischen<br />
Zustand halten<br />
und damit auch bei<br />
den Futtermitteln<br />
immer einen hohen<br />
Qualitätsstandard garantieren.<br />
Unser Ziel<br />
ist es aber, noch<br />
mehr zu leisten und<br />
die Landwirte auch auf neuen Wegen zu begleiten.<br />
Daher haben wir uns für den Fütterungsversuch<br />
mit Rapsschrot engagiert. Ich<br />
hoffe, die guten Ergebnisse helfen, die<br />
Schweinemäster in unserer Region zu überzeugen,<br />
teures Sojaschrot stärker durch<br />
preiswerteres heimisches Rapsschrot in der<br />
Endmast zu ersetzen.“<br />
Johannes Hofnagel<br />
Der direkte Draht<br />
AGRAVIS Kornhaus Ostwestfalen GmbH<br />
Betriebsstätte Borgholz<br />
Telefon: 05645-78090<br />
Telefax: 05645-9226<br />
„Bördefutter“ ist die Hausmarke des Agravis<br />
Kornhauses Borgholz. (Im Bild vorne: Betriebsleiter<br />
Hans-Josef Müller und Futterberater Hubert<br />
Leifeld)<br />
Betriebsreportage<br />
13<br />
VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006
Betriebsreportage<br />
Praxisversuch mit Rapsschrot<br />
überzeugt Schweinemäster<br />
Hans-Georg Knapp, Kajo Hollmichel und Dr. Jürgen Weiß,<br />
Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH)<br />
Der Betrieb von Ulrich Riebeling ist einer der sieben Praxisbetriebe, in denen im Rahmen des<br />
UFOP-Projektes der Einsatz von Rapsextraktionsschrot (RES) versuchsmäßig geprüft wurde.<br />
Vor dem Versuch hatte sich der Schweinemäster noch keine Gedanken über RES als Proteinkomponente<br />
in seinen Mastmischungen gemacht.<br />
Riebeling ist Ackerbauer und Schweinemäster<br />
aus der Großgemeinde Willingshausen<br />
OT Zella im Schwalm-Eder-Kreis, der<br />
Schweinehochburg Hessens.<br />
Ulrich Riebeling (38) betreibt mit seiner Frau<br />
Kerstin (38) und seinem Vater Horst (71) einen<br />
129 ha großen Veredlungsbetrieb. Auf 123 ha<br />
Ackerland werden neben Weizen, Gerste und<br />
Zuckerrüben auch 20 ha Raps angebaut. Alle<br />
anfallenden Arbeiten, außer der Rübenernte<br />
und der Kalkausbringung, werden in Eigenmechanisierung<br />
erledigt. Das erzeugte Getreide<br />
verbleibt komplett im Betrieb, das Getreidelager<br />
hat eine Kapazität von 900 t.<br />
Nachdem das Betriebswachstum durch weitere<br />
Landzupacht nicht mehr möglich war, wurde<br />
in die Veredlungsproduktion investiert.<br />
Auf Grund der arbeitswirtschaftlichen Situation<br />
entschied man sich für die Schweinemast.<br />
Großraumbuchten haben sich bewährt<br />
Zufrieden nach erfolgreich abgeschlossenem<br />
Versuch: Stefan Reichel, Ulrich Riebeling und<br />
Hans-Georg Knapp<br />
Von 1998 bis 1999 wurde ein Schweinestall<br />
mit 1.092 Mastplätzen (MP) erstellt. Da die<br />
Schweinepreise in dieser Zeit niedrig waren,<br />
konnte bei relativ niedrigen Baukosten und<br />
mit viel Eigenleistung günstig gebaut werden.<br />
Die Kalkulation, in Zeiten niedriger Preise in<br />
die Schweinemast zu investieren, machte sich<br />
auch gleich bezahlt, da die ersten Schweine zu<br />
guten Preisen in der Hochpreisphase (Schweinezyklus)<br />
vermarktet werden konnten. In<br />
2003 erfolgte eine Erweiterung des Maststalls<br />
um weitere zwei Abteile mit 384 MP. Das Motto<br />
von Riebeling war es, einfach aber voll funktionsfähig<br />
zu bauen. Der Berater vom Hessischen<br />
Verband für Leistungs- und<br />
Qualitätsprüfungen in der Tierzucht (HVL),<br />
Stefan Reichel, war von 1996, also schon zu<br />
Beginn der Betriebsumstellung auf die<br />
Schweinemast, dabei. Herr Riebeling lobt die<br />
gute Zusammenarbeit mit der Beratung, sowohl<br />
die mit dem HVL als auch die mit dem<br />
Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH).<br />
Neu war damals die Einrichtung von Großbuchten.<br />
Hier machte man sich die Erfahrung<br />
westfälischer Betriebe zu nutze. Inzwischen<br />
wurde der alte Kuhstall direkt neben dem<br />
Wohnhaus zu einem Maststall mit weiteren ca.<br />
400 MP mit einer für 6 Monate ausreichenden<br />
Güllekapazität umgebaut, so dass jetzt ca.<br />
1.500 Mastplätze zur Verfügung stehen.<br />
Ulrich Riebeling ist Mitglied im Schweinekontrollring<br />
sowie im Arbeitskreis Schweinemast.<br />
Die Leistungen im Maststall lagen<br />
2005/06 bei 773 g täglichen Zunahmen, einer<br />
Futterverwertung von 1 : 2,8, Futterkosten<br />
von 0,40 EUR/kg Zuwachs und Verlusten<br />
von 3,3 % bei einer durchschnittlichen Mastdauer<br />
von 113 Tagen.<br />
Alle Abteile werden im konsequenten Rein-<br />
Raus-Verfahren betrieben. Die Desinfektion<br />
erfolgt thermisch. Die Fütterung erfolgt 3-<br />
phasig über Breifutterautomaten. Bei dem<br />
großen Stall handelt es sich um einen Doppelkammstall<br />
mit drei Futterleitungen, wovon<br />
eine nach Bedarf für die Einstallprophylaxe<br />
und die im Anschluss erfolgende<br />
Entwurmung im Vormastbereich genutzt<br />
wird. Die Futterzubereitung erfolgt voll automatisch<br />
über einen Wiegemischer und eine<br />
selbst ansaugende Schrotmühle. Die Heizung<br />
wird über eine Gasgebläseheizung<br />
betrieben. Nach Aussage des Betriebsleiters<br />
ist die Einweichanlage eines der wichtigsten<br />
Betriebsmittel: „Der Dreck lässt sich wesentlich<br />
einfacher und schneller mittels Einweichen<br />
entfernen. An trockenen, warmen Tagen<br />
kann ich die Anlage auch zur Kühlung<br />
der Schweine verwenden, was sich insbesondere<br />
im vergangenen Juli sehr bewährt<br />
hat“.<br />
2005 erfolgte eine Umorientierung im Ferkelbezug,<br />
da die Leistungen, insbesondere<br />
die täglichen Zunahmen, die Futteraufnahme<br />
sowie der Gesundheitsstatus der Schweine<br />
(Dreirassenkreuzung, DL x DE x Pi), nicht<br />
mehr den Vorstellungen des Betriebsleiters<br />
entsprachen. Die Umstellung erfolgte auf eine<br />
Hybridherkunft. Alle Leistungsparameter<br />
sind seitdem gestiegen und das Tiermaterial<br />
ist gleichmäßiger. Laut Berater Stefan Reichel<br />
werden aber noch weitere Verbesserungsmöglichkeiten<br />
gesehen!<br />
Ulrich Riebeling hat eine gute Vermarktung.<br />
Er vermarktet zu einem Preis in Anlehnung<br />
an den Vereinigungspreis. Da die Tiere vor<br />
der Vermarktung gewogen werden, kann er<br />
schnell den Erlös pro kg Lebendgewicht sowie<br />
die Ausschlachtung ausrechnen. Die Vermarktung<br />
erfolgt über einen Viehhändler,<br />
der gleichzeitig einen eigenen Schlachthof<br />
Tab. 1: Zusammensetzung der<br />
Futtermischungen<br />
Anfangsmast<br />
Endmast<br />
Futterkomponenten<br />
Kontrolle<br />
Versuch<br />
Kontrolle<br />
Versuch<br />
Weizen % 50 50 51 47,6<br />
Gerste % 24,8 23,3 28,6 29<br />
Sojaschrot % 21 17,5 17,5 10,5<br />
Rapsextraktionsschrot<br />
%<br />
5 10<br />
Rapsöl % 1,2 1,2 0,5 0,5<br />
Mineralfutter % 3 3 2,4 2,4<br />
Inhaltsstoffe<br />
Gehalte je kg<br />
Trockenmasse g 880 880 880 880<br />
Umsetzb. E. MJ ME 12,94 12,83 12,9 12,62<br />
Rohasche g 52 53 46 49<br />
Rohprotein g 172 173 163 165<br />
Lysin g 9,8 9,8 8,8 8,8<br />
Methionin<br />
+ Cystin g<br />
6 6,3 5,7 6,3<br />
Threonin g 6 6,1 5,6 5,9<br />
Rohfett g 29,6 29,8 23,3 24<br />
Rohfaser g 39 41 38 44<br />
Stärke g 412 402 435 413<br />
Zucker g 39 39 37 37<br />
Lysin : MJ ME 0,76 0,76 0,68 0,70<br />
mit ca. 600 Schlachtungen pro Woche betreibt.<br />
Ca. 10 % der Tiere gehen an Metzger.<br />
◆ So lief der Versuch ab<br />
Je Gruppe wurden 192 Tiere aufgestallt und<br />
je zur Hälfte auf zwei Stallabteile aufgeteilt.<br />
Die Fütterung erfolgte über Breifutterautomaten<br />
ad libitum. Ab Einstallung mit einem<br />
Gewicht von 31–33 kg wurden die Tiere bis<br />
ca. 40 kg identisch gefüttert. Ab 40 kg wurde<br />
in der Versuchsgruppe mit 5 % RES in der Anfangsmastmischung<br />
und in der Kontrolle ohne<br />
RES gefüttert. Mit einem durchschnittlichen<br />
Gewicht von ca. 77 kg erfolgte nach 59<br />
Masttagen die Umstellung in der Versuchsgruppe<br />
auf 10 % RES in der Endmastmischung.<br />
Für die Zusammenstellung der<br />
Tab. 2: Mastleistung und Schlachtkörperqualität<br />
Kontrolle Versuch<br />
Eingestallte Tiere Anz. 192 192<br />
Ausgewertete Tiere 187 187<br />
Mastleistung<br />
Gewicht Anfang kg 31,96 31,77<br />
Gewicht Ende Anfangsmast kg 76,4 77,4<br />
Gewicht Mastende kg 117,3 120,3<br />
Tägliche Zunahmen<br />
Anfangsmast g 821 845<br />
Endmast g 768 807<br />
Gesamt g 796 826<br />
Futteraufnahme<br />
Anfangsmast kg 1,74 1,75<br />
Endmast kg 2,51 2,53<br />
Gesamt kg 2,12 2,13<br />
Futteraufwand je kg Zuwachs<br />
Anfangsmast kg 2,12 2,1<br />
Endmast kg 3,26 3,1<br />
Gesamt kg 2,66 2,59<br />
Schlachtkörperbewertung<br />
Speckmaß mm 13,49 13,56<br />
Fleischmaß mm 63,94 63,74<br />
MFA % 59,24 59,09<br />
Die Waage ist eines der wichtigsten Betriebsmittel<br />
Futterration wurden von allen Einzelfuttermitteln<br />
Analysen gezogen, um die Mischungen<br />
zu optimieren. Eingesetzt wurden<br />
Getreide, Sojaextraktionschrot (SES), RES<br />
und Mineralfutter sowie Pflanzenöl zur<br />
Energieanreicherung und Staubbindung<br />
(s. Tab. 1). Zusätzlich wurden sowohl in der<br />
Anfangs- als auch in der Endmast die kompletten<br />
Mischungen analysiert. Die berechneten<br />
Werte konnten bestätigt werden.<br />
◆ Sehr gute Mast- und Schlachtleistungen<br />
Mastleistungen und erzielte Schlachtkörperqualitäten<br />
lagen insgesamt auf einem sehr<br />
hohen Niveau (Tab. 2). Sowohl in der Anfangs-<br />
als auch in der Endmast lagen die täglichen<br />
Zunahmen in der Versuchsgruppe höher,<br />
im gesamten Mastabschnitt um 30 g. Bei<br />
gleicher Futteraufnahme war der Futteraufwand<br />
je kg Zuwachs in der Versuchsgruppe<br />
um 0,07 kg niedriger. Insofern zeigte sich eine<br />
Überlegenheit der Rapsgruppe gegenüber<br />
der Kontrolle, die Differenzen waren allerdings<br />
statistisch nicht gesichert und<br />
müssen demzufolge als zufällig gelten.<br />
In der Schlachtkörperbewertung sind auf hohem<br />
Niveau in etwa gleiche Werte beim<br />
Speckmaß, Fleischmaß und Magerfleischanteil<br />
erzielt worden, wobei tendenziell die<br />
Kontrolle minimal besser war.<br />
Betriebsreportage<br />
15<br />
VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006
Betriebsreportage<br />
16<br />
Der Betriebsleiter an der Futtermischanlage für<br />
1.100 Mastplätze<br />
Bei der Berechnung der Kosten für die Futtermischungen<br />
ergibt sich in der Versuchsgruppe<br />
ein geringerer Dezitonnenpreis von 30<br />
Cent. Daraus resultieren je Mastschwein 0,68<br />
EUR und je Mastplatz 2,00 EUR geringere Futterkosten.<br />
Die monetäre Bewertung der höheren<br />
täglichen Zunahmen und der besseren<br />
Futterverwertung ist wegen der fehlenden<br />
statistischen Absicherung nicht zulässig.<br />
Zum Versuchsergebnis sagt Ulrich Riebeling:<br />
„Vor dem Versuch stand ich dem RES-Einsatz<br />
eher skeptisch gegenüber, jetzt bin ich nicht<br />
nur vom Wert dieses Proteinfuttermittels<br />
überzeugt, sondern möchte auch gerne prüfen,<br />
ob noch höhere Einsatzmengen möglich<br />
sind. Zudem hat mir der Versuch auch<br />
noch detaillierte Einblicke in meine Produktionstechnik<br />
gegeben, die mir künftig zu Nutze<br />
sein werden“.<br />
Der direkte Draht<br />
Dr. Jürgen Weiß<br />
Telefon: 0561-65132<br />
E-Mail: rjweiss@gmx.de<br />
Rapsextraktionsschrot<br />
auch in hohen Mengen vom<br />
Mastschwein gut verwertbar<br />
Dr. Manfred Weber, Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau Iden<br />
In verschiedenen Monitoring-Studien zur Qualität von Raps und Rapsprodukten hat sich<br />
herausgestellt, dass der zur Zeit in Deutschland verwendete Raps hohe Qualitäten besitzt und<br />
arm an Glucosinolaten ist. Diese antinutritiven Inhaltsstoffe wurden in der Vergangenheit immer<br />
wieder als Grund für eine eingeschränkte Verwendung von Rapsprodukten in der Schweineernährung<br />
genannt. Mehrere in jüngster Zeit durchgeführte Fütterungsversuche zeigten allerdings,<br />
dass durchaus Mengen von 10–15 % in den Rationen keine negativen Auswirkungen<br />
auf die Mastleistungen gezeigt haben. Durch die enormen Kapazitätsausweitungen der Ölmühlen<br />
und damit einem stark steigenden Anfall von Rapsextraktionsschrot wird es in Zukunft<br />
sicherlich notwendig und finanziell attraktiv, noch höhere Mengen zu verfüttern. Daher<br />
wurde an der LLFG in Iden ein Versuch zum Einsatz von bis zu 20 % Rapsextraktionsschrot konzipiert<br />
und durchgeführt, dessen Ergebnisse im Folgenden kurz zusammengefasst werden.<br />
Tab. 2: Daten der biologischen<br />
Leistungen<br />
Kontrolle VG 1 VG2<br />
Einstallgewicht (kg) 30,9 30,9 30,8<br />
Ausstallgewicht (kg) 118,0 116,8 116,8<br />
Zunahmen Ges. (g/d) 850 832 825<br />
Futteraufnahme (kg/Tag) 2,57 2,42 2,41<br />
Futteraufwand (kg/kg) 3,06 2,94 2,96<br />
Schlachtgewicht (kg) 92,6 a 90,6 b 90,5 b<br />
Magerfleischanteil (%) 55,2 55,1 56,1<br />
a, b = Unterschiedliche Buchstaben kennzeichnen signifikante Unterschiede<br />
◆ Versuchsaufbau<br />
In die Untersuchung wurden 120 Mastschweine<br />
einbezogen. Es handelte sich dabei<br />
um Kreuzungsherkünfte (Pi x (DE x DL).<br />
Die Tiere wurden in drei Varianten unterteilt<br />
und parallel in zwei identischen Stallabteilen<br />
gemästet (jeweils eine Bucht pro Variante).<br />
Alle Tiere erreichten das Prüfungsende.<br />
Im Rahmen des Versuches wurde eine dreiphasige<br />
Fütterung durchgeführt. Bis ca.<br />
40 kg erhielten alle Schweine ein identisches<br />
Ferkelaufzucht-/Vormastfutter. Anschließend<br />
unterschieden sich die Futtermittel in<br />
ihrem Gehalt an Rapsextraktionsschrot<br />
(RES).<br />
Es wurde angestrebt, isonitrogene Mischungen<br />
herzustellen. Auf einen Energieausgleich<br />
in den Rapsgruppen wurde ausdrücklich verzichtet.<br />
Die eingemischten Rationsbestandteile<br />
sind Tabelle 1 zu entnehmen.<br />
Die angestrebte Verringerung des Energiegehaltes<br />
in den Gruppen mit höheren Rapsanteilen<br />
wurde nicht erzielt. Die übrigen Parameter<br />
lassen aber eine Vergleichbarkeit<br />
der Rationen erkennen. Die Glucosinolatgehalte<br />
des eingesetzten Rapsextraktionsschrotes<br />
lagen bei 9 mmol/kg, so dass sich je<br />
nach Einmischmenge Gesamtglucosinolatmengen<br />
von 0–1,8 mmol/kg ergaben.<br />
◆ Ergebnisse<br />
Die Einstallgewichte der drei Gruppen sind<br />
vergleichbar und nicht signifikant unterschiedlich.<br />
Die Ausstallgewichte liegen im marktüblichen<br />
Bereich. In den Zunahmeleistungen<br />
unterscheiden sich die drei Gruppen (Tab. 2)<br />
nicht signifikant. Insgesamt kann daraus geschlossen<br />
werden, dass sich die Zulagen an<br />
Rapsextraktionsschrot bis zu einer Höhe von<br />
20 % im Endmastfutter nur in geringem Maße<br />
auf die Zunahmeentwicklung auswirken.<br />
Die Futteraufnahmemenge dagegen scheint<br />
durch die Rapszulage leicht beeinflusst zu<br />
werden. Mit einer Aufnahme von 2,57 kg erreichen<br />
die Tiere der Kontrollgruppe deutlich<br />
höhere Werte als die der VG 2 mit 2,41 kg<br />
pro Tag. Diese etwas geringeren Mengen an<br />
Futter werden aber von den Tieren der höherprozentigen<br />
Rapsgruppen besser verwertet,<br />
was die Verbesserung im Futteraufwand<br />
um 0,1 zeigt.<br />
Korrespondierend zu den höheren Schlachtendgewichten<br />
ist in der Kontrollgruppe auch<br />
das Schlachtgewicht gegenüber den übrigen<br />
Versuchsgruppen signifikant erhöht. Beim<br />
Magerfleischanteil liegt jedoch die Versuchsgruppe<br />
2 mit über 56 % am höchsten. Grundlage<br />
dafür ist ein kontinuierliches Wachstum<br />
auf mittlerem Niveau. Die extrem hohen Zunahmen<br />
der Kontrollgruppe in der Anfangsmast<br />
überschreiten möglicherweise schon<br />
das Fleischansatzvermögen der mittelfleischigen<br />
Mastschweine und führen schon hier zum<br />
vermehrten Ansatz von Fett.<br />
◆ Finanzielle Betrachtungen<br />
Durch die Einmischung von Rapsextraktionsschrot<br />
und das Verdrängen von Sojaextraktionsschrot<br />
(SES) wurden die Mischungen<br />
finanziell günstiger. Die Futterkosten erreichten<br />
in der Kontrollgruppe 15,44 EUR/dt, in der<br />
VG 1 14,78 EUR und 14,51 EUR in der VG 2.<br />
Durch eine gleichzeitig günstigere Futterverwertung<br />
wurden in der VG 1 3,17 EUR und in<br />
der VG 2 4,02 EUR pro Schwein an Futterkosten<br />
eingespart. Rechnet man die Differenzen<br />
in den Zunahmen, den Magerfleischanteilen<br />
und den Schlachtmassen hinzu, konnten die<br />
Schweine der Versuchsgruppe 2 um ca.<br />
2,70 EUR günstiger produziert werden als die<br />
der Kontrollgruppe.<br />
» Biodiesel<br />
Smudo nimmt Bauern mit auf die Rennstrecke<br />
Aus dem Kuhstall direkt auf den Nürburgring: Landwirt tauscht für einen Tag Melkroboter<br />
gegen Biodiesel-Mustang<br />
Smudo, Rennfahrer und Musiker der „Fantastischen<br />
Vier“, hat im vierten Jahr seiner Nürburgring-Karriere<br />
beim Training zum ADAC Ruhr Pokal<br />
Rennen am 25. August den Landwirt Martin<br />
Bäumler mit auf die Rennstrecke genommen –<br />
und zwar in seinem neuen Ford Mustang GT RTD.<br />
Wie die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen<br />
e.V. (UFOP) in Berlin und die Fördergemeinschaft<br />
Nachhaltige Landwirtschaft (FNL)<br />
in Bonn mitteilen, tritt Smudos Mustang dabei als<br />
erstes Rennauto überhaupt mit einer Karosserie<br />
aus pflanzlicher Faser und Biodiesel-Motor an<br />
und beweist so, dass Umweltverträglichkeit auch<br />
im Automobilsport machbar ist.<br />
Der direkte Draht<br />
Dr. Manfred Weber<br />
Telefon: 039390-6283<br />
Telefax: 039390-6201<br />
E-Mail: manfred.weber@llg.mlu.lsa-net.de<br />
Tab. 1: Rationsbestandteile (in %)<br />
Anfangsmast<br />
Endmast<br />
Kontrolle VG 1 VG 2 Kontrolle VG 1 VG 2<br />
Weizen 20,77 38 38,5 9,875 29,7 34,26<br />
Gerste 34,5 15,0 13,0 48,0 24,5 20,0<br />
Triticale 20,0 15,0 20,0 20,0 20,0 20,0<br />
SES 18,2 11,0 7,2 16,0 5,0 1,0<br />
RES 10,0 15,0 15,0 20,0<br />
Melasse 1,0 0,55 0,9 3,0 3,0 2,0<br />
Calciumcarbonat 1,65 1,7 1,65 1,7 1,7 1,7<br />
Natriumchlorid 0,4 0,4 0,45 0,4 0,4 0,4<br />
L-Lysin 0,28 0,35 0,35 0,025 0,1 0,14<br />
Mineral-Mast 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5<br />
Sojaöl 2,2 2,2 2,2<br />
MCP 0,5 0,3 0,25 0,5 0,1<br />
Biodiesel ist echte Flowerpower, denn er ist aus<br />
Pflanzenöl erzeugter Kraftstoff. Unter den alternativen<br />
Treibstoffen ist er der bislang erfolgreichste.<br />
In Deutschland bieten rund 1.900 Tankstellen<br />
den in der Regel auf Basis von Rapsöl hergestellten<br />
Biodiesel an.<br />
Als Beifahrer bei der Testfahrt im Rennwagen ist<br />
diesmal der Landwirt Martin Bäumler mit dabei.<br />
Der Milchviehalter ist ein großer Technik-Fan:<br />
Seine 59 Kühe in der Oberpfalz melkt ein Melkroboter.<br />
Via Webcam und Internet sind sie darüber<br />
hinaus weltweit zu sehen. „Zu Smudo steige ich<br />
jetzt gewissermaßen als Botschafter der Landwirtschaft<br />
mit in den Wagen“, sagt Bäumler vor<br />
dem Start mit dem Bioconcept-Car des PSP Racing-Teams.<br />
„Das ist für mich eine weitere Möglichkeit,<br />
das Thema Landwirtschaft in all seinen<br />
Facetten in der Öffentlichkeit darzustellen und<br />
Werbung für eine gute Sache zu machen.“ Der<br />
26-jährige Landwirt bewirtschaftet in Obertresenfeld<br />
in Bayern einen 62 Hektar großen Betrieb.<br />
Fütterungsversuch<br />
17<br />
VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006
DLG-Umfrage<br />
18<br />
So füttern Spitzenbetriebe in der<br />
Schweineproduktion<br />
PD Dr. Martin Ziron, DLG-Projektleiter Schwein, Frankfurt a.M.<br />
Grundvoraussetzung für hohes tierisches Leistungsniveau ist in erster Linie eine optimale<br />
Futterversorgung der Tiere, wobei hier nicht nur die Qualität und Inhaltsstoffe des Futters,<br />
sondern auch die eingesetzte Technik für den Erfolg von Bedeutung sind.<br />
Wie füttern die Spitzenbetriebe in der<br />
Schweineproduktion? Was machen diese<br />
Landwirte anders als weniger erfolgreiche<br />
Mäster?<br />
Um dies zu ermitteln, wurde in der fünften<br />
DLG-Umfrage im Rahmen des Forums<br />
Spitzenbetriebe Schwein die „Fütterung“ als<br />
Schwerpunkt bei Spitzenmästern gewählt.<br />
Bei den befragten Mästern lagen die mittleren<br />
Leistungen je Zuwachstier bei 133 EUR.<br />
Abzüglich der Direktkosten von 104 EUR ergeben<br />
sich daraus direktkostenfreie Leistungen<br />
je Tier von knapp 29,48 EUR. Die Futterkosten<br />
lagen bei 37 EUR und machen 35 %<br />
der Direktkosten aus (Tab. 1).<br />
Welches Leistungsniveau die Spitzenbetriebe<br />
durch ihr Management erreichen, zeigen<br />
die Kennzahlen der Tabelle 2. Diese stellen<br />
die mittlere Leistung aller beteiligten<br />
Betriebe und die Top Ten dar.<br />
◆ Fütterung der Spitzenbetriebe<br />
Gefüttert werden die Mastschweine erwartungsgemäß<br />
bevorzugt (68 %) per Flüssigfütterung.<br />
Diese Fütterungsform setzt aber<br />
auch gewisse Mindestbestandsgrößen voraus,<br />
welche von den Spitzenbetrieben<br />
durchweg erfüllt werden.<br />
Ein Begrüßungsfutter in Absprache mit dem<br />
Lieferanten setzt lediglich ein Drittel der<br />
Mäster ein. Auch bei den Spitzenbetrieben<br />
liegt hier noch Steigerungspotenzial.<br />
Die Futterzuteilung in der Endmast wird in<br />
nahezu gleichen Anteilen rationiert bzw. ad<br />
libitum durchgeführt. Eine nach Geschlechtern<br />
getrennte Endmast (Börge rationiert und<br />
weibliche ad libitum) betreiben 17 % der Spitzenbetriebe.<br />
Die überwiegend eingesetzte<br />
Fütterungstechnik ist die Flüssigfütterung,<br />
wobei 40 % per Dosierhilfen mit Futterkurve<br />
(vollautomatisch) arbeiten und 25 % eine vollautomatische<br />
Sensorfütterung betreiben. Die<br />
technisch einfache Fütterung über Breifutterautomaten<br />
wird von knapp 30 % betrieben.<br />
Die Phasenfütterung ist Standard bei den Spitzenbetrieben.<br />
Die dreiphasige Fütterung wird<br />
von knapp der Hälfte zur Mast eingesetzt. Die<br />
Multiphasenfütterung findet zu 22 % Verwendung.<br />
Bei den verwendeten Futterkomponenten<br />
setzen alle Spitzenbetriebe, bis auf einzelne<br />
Ausnahmen, Getreide in der Futterration<br />
ein. Als Eiweißlieferant wird von drei Vierteln<br />
Soja zur Mast eingesetzt. Rapsextraktionsschrot<br />
verwendet zum jetzigen Zeitpunkt lediglich<br />
jeder Zehnte.<br />
Vorrangig über die Flüssigfütterung erfolgt<br />
bei 35 % der Mäster der Einsatz von CCM.<br />
Knapp ein Drittel ist in der Lage, auf kostengünstige<br />
Nebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie<br />
zurückzugreifen. Ein Ergänzungsfutter<br />
nutzen 31 %.<br />
Die zumeist eingesetzten Futterzusatzstoffe<br />
sind Säuren, bedingt durch den überwiegenden<br />
Anteil an Flüssigfütterungen. Der<br />
Trend, Kräuterextrakte zu nutzen, bestätigt<br />
Tab. 1.: Leistung je Tier (EUR)<br />
Alle<br />
Leistungen je Zuwachstier 133<br />
Schlachterlös je kg SG 1,41<br />
Direktkosten je Zuwachstier 104<br />
davon: Ferkelkosten 61<br />
davon: Futterkosten 37<br />
davon: Tierarzt/Medikamente 1,28<br />
davon: sonstige Kosten 4,21<br />
Direktkostenfreie Leistung<br />
je Zuwachstier<br />
29,48<br />
Direktkostenfreie Leistung<br />
je 100 kg Zuwachs<br />
33,33<br />
sich auch bei den Spitzenbetrieben. Der Anteil<br />
liegt zur Zeit bei 5 %.<br />
Eine nährstoffreduzierte Fütterung wird in<br />
den Regionen Süd und Nord-West von einem<br />
sehr hohen Anteil der Mäster (84 % und<br />
78 %) genutzt. Im Osten hingegen liegt der<br />
Anteil nur bei knapp 30 %. Wenn eine nährstoffreduzierte<br />
Fütterung praktiziert wird,<br />
dann nutzen 38 % Phytaseeinsatz und P-Absenkung,<br />
36 % N-reduziertes Futter und<br />
26 % beide Verfahren. Regelmäßige Futteruntersuchungen<br />
werden von 65 % der Betriebsleiter<br />
veranlasst. Mehr als die Hälfte<br />
überprüfen die Inhaltsstoffe, 10 % die Futterhygiene;<br />
ansonsten wird beides untersucht.<br />
◆ Eigenmischung oder Fertigfutter?<br />
Bei den Mästern füttern drei Viertel Eigenmischungen<br />
unabhängig davon, ob eine Flüssigfütterung<br />
oder Breifutterautomaten eingesetzt<br />
werden. Auffällig sind dabei die<br />
regionalen Unterschiede. In der Region Süd<br />
stellen alle Mäster ihr Futter selbst her. In der<br />
Region Ost etwa dreiviertel und im Nord-<br />
Westen noch jeder Zweite.<br />
◆ Faktoren für den Erfolg von<br />
erfolgreichen Mästern<br />
In Rahmen eines jährlichen Treffens Mitte<br />
Februar tauschen die Spitzenbetriebe ihre<br />
Erfahrungen aus und diskutieren diese ausführlich<br />
in Arbeitskreisen. Dass die nun folgenden<br />
beispielhaft aufgelisteten Faktoren<br />
für den Erfolg meist nicht gänzlich neu erfunden<br />
sind, sollte klar sein. Sie sollen vielmehr<br />
als eine Art Checkliste gedacht sein,<br />
um sich untereinander zu vergleichen und<br />
Anregungen zu bekommen.<br />
Tab. 2.: Leistungsniveau der Spitzenbetriebe<br />
Kennzahlen der<br />
Top Ten Mastbetriebe<br />
Mittel aller<br />
Spitzenbetriebe<br />
Futterration<br />
◆ Betrachten Sie die Werte bei Futterrationstabellen<br />
in Relation zum Gesundheitsstatus:<br />
bei niedrigem Status „Sicherheitszuschläge“.<br />
◆ Futterration möglichst immer aus den gleichen<br />
Komponenten zusammensetzen<br />
und nur das Verhältnis untereinander ändern.<br />
◆ Erbsen oder Ackerbohnen nicht über 10 %<br />
im Futter einsetzen.<br />
◆ Roggenanteil in der Ration: nicht mehr als<br />
15 % in der Vormast und 30 % in der Endmast.<br />
◆ Nicht nur der Lysin-Gehalt, sondern auch<br />
die Verhältnisse Lysin : Methionin und<br />
Cystin : Threonin : Thryptophan sind<br />
wichtig.<br />
◆ Energiegehalt an die Genetik anpassen.<br />
◆ Bei Bierhefe sehr hohe Schwankungen zwischen<br />
Sommer (dick) und Winter (dünn) beachten;<br />
Probe ziehen bei dünnem Zustand,<br />
um Mindestgehalte einzuhalten.<br />
◆ Ergänzer auf das vorhandene Getreide<br />
optimieren.<br />
◆ Bei Fertigfutter gilt die Devise „preiswert<br />
statt billig“.<br />
Kontrolle<br />
◆ Die Ration laufend überprüfen – speziell<br />
bei Milchnebenprodukten.<br />
◆ Futterrationsberechnung auch einmal von<br />
dritter Seite prüfen lassen.<br />
◆ Den Einsatz von Nebenprodukten nicht<br />
überreizen, ihre Qualität, den pH-Wert und<br />
TS der Rohstoffe überwachen.<br />
Top Ten<br />
Spitzenbetriebe<br />
Abweichungen<br />
Tageszunahme (g) 755 851 +96<br />
Futterverwertung (1 : …) 2,89 2,77 +0,12<br />
Futteraufnahme (kg je Tag) 2,18 2,33 +0,15<br />
Verluste (%) 2,63 2,48 +0,15<br />
Endgewicht (SG in kg) 94,3 95,2 +0,9<br />
◆ Alle Getreidepartien kontrollieren – ab<br />
13 % Feuchte nachtrocknen.<br />
◆ TS in den Nebenprodukten schätzen (lernen)<br />
und Labormessungen zur Kontrolle;<br />
TS-Probe bei jeder Lieferung.<br />
Hygiene<br />
◆ Lagerbehälter regelmäßig reinigen.<br />
◆ Das Getreide beim Eigenmischen vorreinigen.<br />
◆ Auf Belüftung aller Silos achten; regelmäßige<br />
Temperaturkontrolle.<br />
◆ Tränkwasser sollte immer „Trinkwasserqualität“<br />
haben; Spülen der Wasserleitungen.<br />
◆ Fazit<br />
Auch Spitzenbetriebe füttern ihre Tiere mit<br />
„normalem“ Futter und Wasser. Es gibt aber<br />
auch hier immer ein paar Schrauben, an denen<br />
gedreht werden kann.<br />
Eins bleibt festzuhalten: auch Spitzenbetriebe<br />
suchen ständig nach Verbesserungspotenzial.<br />
Vieles wird ausprobiert. Wenn es zu einem Erfolg<br />
führt, muss aber auch eine konsequente<br />
Umsetzung erfolgen. Wenn Sie Interesse am<br />
DLG Forum Spitzenbetriebe Schwein haben,<br />
nutzen Sie den direkten Draht.<br />
Der direkte Draht<br />
Dr. Martin Ziron<br />
Telefon: 069-24788 325<br />
E-Mail: M.Ziron@DLG.org<br />
DLG-Umfrage<br />
19<br />
VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006
Fütterungsmanagement<br />
20<br />
Die Fütterung der tragenden Sauen als<br />
Schlüssel zum Erfolg in der Ferkelerzeugung<br />
Prof. Dr. Gerhard Schwarting, Fachhochschule Nürtingen<br />
Die heutigen modernen Hybridsauen sind gekennzeichnet durch die Bereitschaft zu einer<br />
hohen Leistung. Während noch vor 10 Jahren ca. 90 % der Betriebe nicht mehr als 16–19 abgesetzte<br />
Ferkel je Sau und Jahr erreichten, zeigen die aktuellen Ergebnisse, dass durchaus 24–27<br />
abgesetzte Ferkel je Sau und Jahr möglich sind.<br />
Wir unterscheiden in der Fütterung der tragenden<br />
Sauen drei Phasen, in denen die aufgenommenen<br />
Nährstoffe spezielle Aufgaben<br />
wahrnehmen müssen.<br />
◆ 1. Phase:<br />
Absetzen bis zum 50. Trächtigkeitstag<br />
In dieser Phase müssen die Sauen wieder<br />
trächtig werden und die Körpergewichtsabnahme<br />
aus der Säugezeit ausgleichen. Sauen,<br />
die in der Säugezeit mehr als 15 kg Lebendgewicht<br />
abgenommen haben, verlieren in dieser<br />
Phase für weitere 10–14 Tage an Gewicht.<br />
Es ist sehr wichtig, dass die Sauen ihre Gewichtsabnahme<br />
bis zum 50. Tag wieder ausgleichen.<br />
Eine spätere Fütterung auf BCS (z.B.<br />
70.–90. Trächtigkeitstag) führt zu einer geringen<br />
Futteraufnahme während der Laktation,<br />
Geburtsverzögerung, Verstopfung und MMA<br />
und damit zu weniger Kolostralmilch und zur<br />
schlechten Entwicklung der Ferkel.<br />
In den ersten 50 Tagen erfolgt auch die Anheftung<br />
der Embryonen. Eine verhaltene<br />
Fütterung in den ersten 3 Wochen (2,3 kg bei<br />
einem LG von 200 kg) ist angebracht, jedoch<br />
nur möglich bei Sauen, welche in der Säugezeit<br />
nicht soviel Gewicht verloren haben.<br />
Sauen, die mehr als 25 kg Gewicht in der Säugezeit<br />
abgenommen haben, werden mit 3–<br />
3,5 kg gefüttert – mit dem Risiko eines höheren<br />
Leberstoffwechsels und als Folge dessen<br />
eines geringeren Progesterongehaltes im<br />
Blut. Dadurch kann es zu Problemen bei der<br />
Einnistung der befruchteten Eier kommen.<br />
Die absolut kritische Zeit in der Einnistung<br />
sind die ersten 2–3 Tage nach der erfolgten<br />
Besamung. Nach 30 Tagen sollte die Futtermenge<br />
bei den Sauen auf 2,6 kg (mit einem<br />
LG von ca. 220 kg) gesteigert werden. Bei<br />
Sauen, die mehr als 220 kg LG zu Beginn der<br />
Trächtigkeit aufweisen, muss die Futter- und<br />
damit Energiemenge um 1 MJ ME je 10 kg LG<br />
erhöht werden. Die Futtermengen gehen<br />
zudem von einer Stalltemperatur von 19 °C<br />
aus oder im Zweiklimastall von der freien<br />
Wählbarkeit des Platzes durch die Sauen.<br />
◆ 2. Phase:<br />
51.– 90. Trächtigkeitstag<br />
In dieser Phase werden die Milch gebenden<br />
Zellen gebildet. Hier müssen ausreichende<br />
Mengen an Aminosäuren angeboten werden,<br />
da es sonst zu einem erhöhten Fettansatz im<br />
Gesäuge kommt. Dieser erhöhte Fettansatz<br />
führt zu einer unzureichenden Milchbildung<br />
in der Säugezeit mit den Folgen einer schlechten<br />
Entwicklung der Ferkel und dem direkten<br />
Einstieg in die Fruchtbarkeitsprobleme der<br />
Sauen. Für das Ferkel im Mutterleib findet in<br />
dieser Zeit bereits die Ausstattung mit Muskelfasern<br />
statt. Je mehr Aminosäuren die Sauen<br />
in dieser Zeit für die Ferkel zur Verfügung stellen,<br />
desto mehr Muskelfasern können ausgebildet<br />
werden. Die Zahl der hier entstandenen<br />
Muskelfasern (Sekundärfasern) macht dann<br />
am Ende beim Schlachtschwein ca. 80 % des<br />
Magerfleischansatzes aus (Problem vieler Kastraten<br />
mit z.B. 52 % MFA durch die unzureichende<br />
Aminosäurenversorgung bereits im<br />
Mutterleib der Sau). Der Einsatz von L-Carnitin<br />
unterstützt in dieser Phase durch die bessere<br />
Energieausnutzung und durch den effizienteren<br />
Fett– und Eiweißstoffwechsel die Ausbildung<br />
der Muskelfasern.<br />
Kommt es in dieser Zeit zu einer Mangelversorgung<br />
an Aminosäuren, so wird die Ausbildung<br />
der Gebärmutter (Uterushörner) beeinträchtigt,<br />
wobei dieser Mangel während<br />
der gesamten Trächtigkeit durch eine bessere<br />
Fütterung zum späteren Zeitpunkt nicht<br />
mehr ausgeglichen werden kann. Ein Lebendversuch<br />
mit 399 Sauen zeigt, dass alle<br />
Sauen, die ausreichend mit Aminosäuren versorgt<br />
wurden, eine Uteruslänge von über 2 m<br />
aufwiesen. Als Folge davon wurden 12,41 Ferkel<br />
lebend geboren im Gegensatz zu den Sauen<br />
mit einer Uterushornlänge von unter 2 m,<br />
die nur 10,71 lebend geborene Ferkel erreichten.<br />
Die Zahl der totgeborenen Ferkel bei den<br />
Sauen mit unter 2 m Uterushornlänge von<br />
10,1 % zeigt zudem, dass für die Entwicklung<br />
der Ferkel im Uterus dieser Sauen kein ausreichender<br />
Platz vorhanden war (Tab. 1).<br />
◆ 3. Phase:<br />
91. Trächtigkeitstag bis zum Abferkeln<br />
In dieser Zeit werden 70 % des Gewichtes der<br />
Ferkel angelegt. In den letzten 14 Tagen der<br />
Tab. 1: Einfluss der Uterushornlänge<br />
auf die Zahl der geborenen<br />
Ferkel (Kiss und Bilkei, 2000)<br />
Gebärmutter<br />
Hornlänge<br />
(cm)<br />
Lebend<br />
geborene<br />
Ferkel<br />
Anteil<br />
totgeborener<br />
Ferkel/<br />
Wurf %<br />
194 Sauen < 200 10.71 10,1<br />
205 Sauen > 200 12.41 3,7<br />
Info<br />
Ausführungen zu Tierhaltung und<br />
Management:<br />
www.veredlungsproduktion.de<br />
Trächtigkeit wachsen die Ferkel um bis zu<br />
60–80 g je Tag (ca. 12 kg). Daneben muss von<br />
der Sau in dieser Phase das Gesäuge angelegt<br />
werden (über 10 kg). Um diese Zunahmen<br />
realisieren zu können, muss ausreichend<br />
hochwertiges Futter von den Tieren aufgenommen<br />
werden.<br />
Bei vielen Betrieben empfiehlt es sich, die<br />
Fütterung der tragenden Sauen auch in dieser<br />
Phase beizubehalten und dabei die bisherige<br />
Menge nur um 0,5 kg auf z.B. 3 kg bei<br />
den Sauen mit inzwischen 240 kg Lebendgewicht<br />
zu erhöhen.<br />
Andere Betriebe wechseln am 91. Trächtigkeitstag<br />
in die Säugemischung bei gleicher<br />
Futtermenge von z.B. 2,6 kg.<br />
Unabhängig von der Futtermischung, die in<br />
dieser Zeit den Sauen verabreicht wird, ist<br />
das Futter ist in keinem Falle zur Entleerung<br />
des Darmes gedacht sondern es ist zur Sicherstellung<br />
der benötigten Energie, den<br />
Aminosäuren, der quellfähigen Rohfaser sowie<br />
der gesamten Palette an notwendigen<br />
Wirkstoffen dringend erforderlich.<br />
◆ Bedarf für tragende Sauen je kg Futter<br />
(88 % TS)<br />
Bei der Energie handelt es sich um die Energie<br />
aus Getreide, Sojaschrot und etwas Sojaöl zur<br />
Staubbindung. Als Eiweißträger empfiehlt<br />
sich HP-Sojaschrot. Die Gründe hierfür sind<br />
die standardisierte Qualität und die Verdaulichkeit<br />
des darin angebotenen Eiweißes. Neben<br />
den Aminosäuren aus dem HP-Sojaschrot<br />
muss das Mineralfutter mit synthetischen<br />
Aminosäuren ergänzt worden sein.<br />
Grundsätzlich gilt dabei, dass die tragenden<br />
Sauen in ihrer Futtermischung alle Einzelfuttermittel<br />
erhalten, die später auch in der<br />
Säugemischung (in anderen Anteilen) enthalten<br />
sind. Durch diese Maßnahmen treten<br />
keine Änderungen im Geschmack der Futtermischungen<br />
auf und es kommt zu keinen<br />
Umstellungsproblemen.<br />
Die Auswahl der<br />
richtigen Rohfaserträger<br />
bereitet zunehmend<br />
Schwierigkeiten,<br />
da die<br />
Zusammensetzung<br />
Bedarf für tragende<br />
Sauen je kg<br />
MJ ME 12,2– 12,3<br />
Rohprotein (g) 125–130<br />
Lysin (g) 7–7,5<br />
Rohfaser (%) 8,0<br />
ME : Lysin 1 : 0,6<br />
der Kohlenhydratfraktion<br />
in der Mischung<br />
einen großen Einfluss hat auf:<br />
◆ das Wohlbefinden der Sauen,<br />
◆ die Passagerate der Nahrung durch den<br />
Verdauungstrakt,<br />
◆ den Abbau der Nahrung im Dickdarm und<br />
◆ die Kotkonsistenz.<br />
Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung<br />
(Stand 07.04.06) schreibt vor: „Trächtige<br />
Jungsauen und Sauen sind bis eine Woche<br />
vor dem voraussichtlichen Abferkeltermin<br />
mit Alleinfutter mit einem Rohfasergehalt in<br />
der Trockenmasse von mindestens 8 % oder<br />
so zu füttern, dass die tägliche Aufnahme<br />
von mindestens 200 g Rohfaser je Tier gewährleistet<br />
ist.“ Diese 8 % sind bei einer täglichen<br />
Futtermenge für tragende Sauen von<br />
z.B. 2,5 kg (88 % TS) genau die geforderten<br />
200 g Rohfaser, die je Tag mit dem Futter angeboten<br />
werden müssen.<br />
◆ Welche Rohfaserträger eignen sich in<br />
den Mischungen für tragende Sauen?<br />
Gerste: Geschmackssicher, aber als alleiniger<br />
Rohfaserträger nicht ausreichend<br />
Kleien: Gefahr von Fusarientoxinen; Geschmack<br />
und Mahlfeinheit teilweise sehr<br />
problematisch<br />
Grünmehle: Geringe Verdaulichkeit des Eiweißes;<br />
hohe Kaligehalte; MMA-Risiko<br />
Trockenschnitzel: Hoher Calcium-Gehalt;<br />
keine optimale Zusammensetzung der Kohlenhydratfraktion<br />
Sojaschalen: Durch das hygienische Herstellungsverfahren<br />
positive Wirkung auf die Verdauung<br />
Apfeltrester: guter Geschmack, standardisierte<br />
Qualität, hoher Rohfaseranteil, gute<br />
Preiswürdigkeit im Vergleich zu den anderen<br />
Rohfaserträgern, niedriger pH-Wert<br />
Lignocellulosefasern: standardisierte Qualität;<br />
hohe Quellfähigkeit; Mykotoxinfrei; geringe<br />
Einsatzmengen sind zur Erreichung der erforderlichen<br />
Rohfasermenge notwendig<br />
Die in den Futtermitteln angebotene Rohfaser<br />
oder besser deren Anteil an „Bakteriell<br />
fermentierbarer Substanz“ füllt den Dickdarm<br />
gleichmäßig durch den langsameren<br />
Nährstoffaufschluss. Das führt zu einer Erhöhung<br />
des Sättigungsgefühls der Sauen<br />
und zu einer besseren Kotkonsistenz.<br />
In der Praxis ist es häufig so, dass durch eine<br />
Kombination aus z.B. drei der oben beschriebenen<br />
Rohfaserträger in unterschiedlichen<br />
Anteilen eine optimale Rohfaserversorgung<br />
möglich wird.<br />
Der direkte Draht<br />
Prof. Dr. G. Schwarting<br />
Telefon: 07022-201 311<br />
Telefax: 07022-201 303<br />
E-Mail: gerhard.schwarting@hfwn.de<br />
Mischungsbeispiel für tragende Sauen<br />
Futtermittel Anteile in %<br />
Wintergerste 35 68 30<br />
Winterweizen 40 10 47<br />
Sojaschrot HP 5 7 6<br />
Bierhefe 2 2 2<br />
Trockenschnitzel 4 – 2<br />
Mineralfutter 3 3 3<br />
Apfeltrester 4 6 4<br />
Arbocel – 2 2<br />
Sojaschalen 6 – 3<br />
Sojaöl 1 2 1<br />
Inhaltsstoffe:<br />
MJ ME 12,1 12,2 12,2<br />
Rohprotein (%) 13,1 13,1 13,3<br />
Rohfaser (%) 8 8 8<br />
Lysin (%) 7 7 7<br />
Fütterungsmanagement<br />
21<br />
VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006
Markt<br />
Sojaschrot, Rapsschrot, Rapskuchen & Co.<br />
Wo gibt es die aktuellsten Informationen über Preise und Märkte<br />
L. Bertram Reuter, Wachtberg<br />
Wer Sojaschrot in der Fütterung durch Rapsschrot ersetzen will, fragt natürlich auch, wie<br />
viel kann ich damit sparen? Für den Preisvergleich gibt es mehrere Quellen. Die nächstliegende<br />
ist, bei der örtlichen Genossenschaft oder dem Landhandel ein Angebot frei Hof einzuholen.<br />
Dabei ist zu berücksichtigen, ob die Ladung abgekippt oder in ein Silo geblasen wird. Auch<br />
für hofeigene Futtermischungen kann der Lieferant auf Anfrage eine entsprechende vergleichende<br />
Kalkulation erstellen.<br />
◆ Wöchentliche und monatliche<br />
Marktdaten<br />
Zur allgemeinen Information veröffentlichen<br />
viele landwirtschaftliche Wochenblätter auf<br />
ihren Marktseiten u.a. die von der ZMP erfassten<br />
Großhandelspreise für Ölsaaten, Ölschrote<br />
und Futtermittel von den regionalen Börsenplätzen<br />
und zumeist auch die Preise von<br />
den internationalen Börsen. Auf der letzten<br />
Seite dieser Zeitschrift beschreiben in jeder<br />
Ausgabe die zuständigen Mitarbeiter der ZMP<br />
die Entwicklung des Soja- und des Rapsmarktes<br />
sowie die Marktentwicklung bei den<br />
Ölschroten. Darüber kann man auch wöchentlich<br />
aktualisierte Berichte auf der Internet-Seite<br />
www.veredlungsproduktion.de lesen.<br />
Sehr umfangreiche „Marktinformationen,<br />
Ölsaaten und Biokraftstoffe“ bietet auch die<br />
UFOP monatlich unter www.ufop.de. Diese<br />
Informationen der UFOP werden ebenfalls<br />
zu einem großen Teil von der ZMP erstellt.<br />
◆ Die aktuellen Preise von der ZMP<br />
Wer diese Markt- und Preisinformationen<br />
ausführlicher und bundesweit dargestellt<br />
lieber gedruckt per Post beziehen will, bestellt<br />
den wöchentlich erscheinenden Marktbericht<br />
„Getreide – Ölsaaten<br />
– Futtermittel“, den<br />
die ZMP jeweils am<br />
Martin Schraa, ZMP<br />
» Große Preisunterschiede bei Rapskuchen<br />
Freitag verschickt. Der Leser findet Markttendenzen<br />
und Preise für Getreide und Ölsaaten<br />
auf den verschiedenen Marktstufen,<br />
Preise und Tendenzen aus dem Ausland, Terminmarktnotierungen<br />
und Informationen<br />
über Außenhandel, Verarbeitung etc. Einmal<br />
im Monat berichtet die ZMP in diesem Informationsdienst<br />
in regionaler Auflistung über<br />
die Einkaufspreise der Landwirte für Rapsschrot,<br />
für Sojaschrot, für Mischfuttermittel<br />
und über die Einkaufspreise weiterer Einzelfuttermittel<br />
frei Hof (ohne Mehrwertsteuer).<br />
Diese Preise erheben die Landwirtschaftskammern<br />
und in Süddeutschland die<br />
Bauernverbände.<br />
Dieser Informationsdienst der ZMP ist drei<br />
Wochen kostenlos zur Ansicht. Danach kostet<br />
der Bezug 15,52 EUR monatlich. Ein spezieller<br />
Bericht nur über den Markt und die<br />
Preise für Ölsaaten, Ölschrote und pflanzliche<br />
Öle, das „Ölsaaten Spezialinfo“, kostet<br />
monatlich 9,86 EUR. Alle diese Informationen<br />
sind u.a. über www.zmp.de zu bestellen.<br />
◆ Wöchentlich per E-Mail<br />
◆ Täglich die ZMP Märkte online<br />
Auf der ZMP-Internetseite „Märkte online“<br />
kann man sich für den Bezug der verschiedenen<br />
ZMP-Informationsdienste über Internet<br />
anmelden. Dafür vergibt die ZMP eine Zugangskennung,<br />
mit denen jederzeit ein Zugriff<br />
auf die aktuellen Marktinformationen der<br />
ZMP möglich ist. Neben den wöchentlich aktualisierten<br />
Informationen mit Marktkommentaren<br />
und Preisinformationen profitieren<br />
die Kunden dabei auch von tagesaktuellen<br />
Terminmarkt- und Börsennotierungen. Die<br />
ZMP bietet diesen Dienst ebenfalls wie die gedruckten<br />
Informationsdienste zunächst drei<br />
Wochen kostenlos an. Danach kann der Bezug<br />
der Daten in ein normales Abonnement umgewandelt<br />
werden für 19,72 EUR (für Getreide,<br />
Ölsaaten, Futtermittel) bzw. 9,86 EUR im<br />
Monat (für Ölsaaten).<br />
Die aktuellen Marktberichte für Getreide, Ölsaaten<br />
und Futtermittel werden in der ZMP<br />
von Martina Menz, Wienke von Schenck und<br />
Martin Schraa erstellt. Letzterer berichtet: „Es<br />
gibt viele Landwirte, die sich laufend an diesen<br />
Daten orientieren und auch über die Entwicklung<br />
an den internationalen Börsen bestens<br />
informiert sind. Es ist bekannt, dass es eine<br />
Korrelation zwischen den Sojaschrotkursen in<br />
den USA und der Preisentwicklung für Ölschrote<br />
in Deutschland gibt. Gerade jetzt wird<br />
eine große Sojaernte erwartet, größer als bisher<br />
vermutet. Das wird sich auch bei uns bemerkbar<br />
machen. Dies wird auch von denen,<br />
die aktiv das Marktgeschehen verfolgen, berücksichtigt.<br />
Große Unterschiede erkennen<br />
wir auch bei den Preisen für Rapspresskuchen,<br />
über die wir in Kürze laufend berichten<br />
werden. Dieser Markt wächst sehr stark, ist<br />
bisher aber noch sehr unübersichtlich“.<br />
Verband Deutscher Oelmühlen:<br />
Besuchen Sie uns<br />
auf der EuroTier 2006<br />
Vom 14.–17. November 2006 lädt die DLG wieder die<br />
Tierhalter aus Deutschland und Europa zur weltgrößten<br />
Fachmesse „EuroTier“ nach Hannover ein.<br />
Der Verband Deutscher Oelmühlen erwartet wieder<br />
an seinem „Stammplatz“ in Halle 19<br />
(Stand 19 G10) Berater und Tierhalter zum<br />
fachlichen Informationsaustausch.<br />
◆ Raps + Soja und mehr<br />
„Rapsschrot startet durch“ – unter diesem Slogan<br />
stellen wir die aktuelle Marktentwicklung bei Raps<br />
vor. Die Nachfrage nach Rapsöl im Bereich Ernährung<br />
und Bioenergie machte eine Ausweitung der<br />
Verarbeitungskapazitäten erforderlich. Das bedeutet<br />
mehr Nachfrage nach Rapssaat und ein höheres<br />
Angebot an Rapsschrot. Welche neuen Möglichkeiten<br />
sich dadurch in der Fütterung ergeben,<br />
möchten wir Ihnen vorstellen.<br />
Weitere aktuelle Detailinformationen finden Sie<br />
unter www.veredlungsproduktion.de<br />
Neue Erkenntnisse zum Glucosinolatabbau während<br />
des Toastens und Praxis-Erfahrungen mit einer<br />
Eiweißversorgung von Hochleistungskühen ausschliesslich<br />
über Rapsschrot sind nur zwei Beispiele,<br />
über die sich Landwirte ausführlich informieren<br />
können. Natürlich stehen auch alle aktuellen Informationen<br />
rund um Sojaschrot, HP-Sojaschrot, Sojaöl,<br />
Rapsöl und Glycerin für Sie zur Verfügung.<br />
◆ Preise, Kontrake und mehr<br />
Ganz gleich, ob Sie über die aktuelle Preisentwicklung<br />
bei Eiweißfuttermitteln, die Vorteile längerfristiger<br />
Kontrakte, die Bezugsmöglichkeiten für<br />
geschützte Proteinfuttermittel oder Glycerin<br />
sprechen wollen – am Stand der Ölmühlen finden<br />
Sie die geeigneten Ansprechpartner.<br />
Wer aktuell schnelle Informationen zum Ölsaatenmarkt<br />
haben möchte, kann den wö-<br />
„Die Preise für Rapspresskuchen sind viel Kuchen. Bei der Lieferung auf den Hof nehmen<br />
wir den Preis für die Lieferung von weni-<br />
schriftlich, digital<br />
◆ Informationen – mündlich,<br />
schwieriger zu erfassen als die Preise für die<br />
Ölschrote“ berichtet Martin Schraa. „Die ger als 6 t und über 6 t. Auch dabei haben wir chentlichen „E-Mail-Service Ölsaaten“ abonnieren.<br />
Darin werden die Preise für<br />
und landwirtschaftliche Praktiker stehen Ihnen am<br />
Fachleute aus Ölmühlen, Wissenschaftler, Berater<br />
Presskuchen haben z.B. bei unterschiedlichem<br />
Ölgehalt auch unterschiedliche Preise. Restölgehalt bilden wir zwei Gruppen: bis Rapsextraktionsschrot und Rapspressku-<br />
Stand der Ölmühlen für mündliche Auskünfte und ◆ Besuchen und gewinnen<br />
gravierende Unterschiede gefunden. Beim<br />
Zudem ist die Struktur der dezentralen Ölmühlen<br />
aufgrund der unterschiedlichen Be-<br />
Rapskuchen sehr große Unterschiede gibt, auch die Preise für die Rohprodukte übernen<br />
Sie Informationen in schriftlicher Form mit mer ein Gewinn, nicht nur für diejenigen, die bei<br />
12,5 % und über 12,5 %. Weil es im Markt für chen, für Sojaschrot, pflanzliche Öle und<br />
Beratungen zur Verfügung. Darüber hinaus kön-<br />
Ein Besuch am Stand der Ölmühlen ist für Sie imtriebsgrößen<br />
sehr heterogen, was zu einer notieren wir zum Durchschnittspreis einer<br />
mittelt. Diese Informationen werden immer<br />
nach Hause nehmen und auf CD stehen neben vielen<br />
Fachinformationen auch Testversionen unse-<br />
Schreibunterlage, ein Notizbuch, eine Schreib-<br />
unserem Preisausschreiben eine praktische<br />
stärkeren Preisdifferenzierung zwingt. Wir erheben<br />
einmal im Monat den Abgabepreis ab Ausgabe dieser Zeitschrift werden wir erst-<br />
Der direkte Draht<br />
rer beiden Computerprogramme (PIGGIWIN<br />
Region auch die Preisspanne. In der nächsten<br />
direkt nach Redaktionsschluss Mittwoch<br />
Ölmühle in EUR/t. Dabei machen wir einen mals eine verkürzte Fassung dieser neuen nachmittags um 17 Uhr per E-Mail versandt.<br />
® und mappe oder einen der vielen wertvollen Sachpreise<br />
gewinnen werden.<br />
Martin Schraa/Wienke von Schenck<br />
MILLIWIN ® ) kostenlos zur Abholung bereit. Gerne<br />
Schnitt bei einer Monatsproduktion von weniger<br />
als 100 t und mehr als 100 t hergestelltem chen.“<br />
stehen dann aber auch im umfangreichen<br />
E-Mail: Martin.Schraa@zmp.de<br />
optimale Ration für Ihre Mastbullen, Milchkühe Das Team der Ölmühlen freut sich auf<br />
Preisübersicht für Rapskuchen veröffentli-<br />
Sie kosten 15,66 EUR im Monat. Diese Daten<br />
Telefon: 0228-9777264<br />
können Sie an Ort und Stelle die für Ihren Betrieb<br />
22 Internet-Angebot.<br />
Wienke.von.Schenck@zmp.de<br />
oder Schweine errechnen lassen.<br />
Ihren Besuch. Bis bald in Hannover !!!<br />
23<br />
VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006
Rapsprodukte in der Rinderfütterung<br />
Dr. Thomas Jilg, Bildungs- und Wissenszentrum Aulendorf<br />
Futtermittel dort zu erzeugen, wo sie verbraucht werden, macht Sinn. Vor allem dann,<br />
wenn auch wirtschaftliche Gründe dafür sprechen. Erzeugung, Verarbeitung und Verbrauch<br />
steigern die Wertschöpfung in der Region. Darüber hinaus wird die „regionale Nährstoffbilanz“<br />
verbessert.<br />
teile im Hinblick auf die Zuwachsleistung<br />
bringt. Die Kraftfutterverzehrsmengen in<br />
der 12-wöchigen Aufzuchtperiode betrugen<br />
bei dem Kraftfutter mit Raproplus 67 kg,<br />
beim Kraftfutter mit RES 71 kg, beim Kraftfutter<br />
mit SES 75 kg und beim Kraftfutter mit<br />
Rapskuchen 73 kg bei gleichem Milchverzehr<br />
(Tränkeperiode 8 Wochen) (Abb. 1).<br />
◆ Rapsprodukte in der<br />
Milchviehfütterung<br />
Am Bildungs- und Wissenszentrum Aulendorf<br />
wurde 1995 ein Versuch durchgeführt,<br />
in dem die Wirkung eines Versuchskraftfutters<br />
(7,8 MJ NEL/kg TM, 19,8 % Rohprotein<br />
i.TM) mit 30 % Rapskuchen und 8 % Sojaextraktionsschrot<br />
im Vergleich zu einem Kontrollkraftfutter<br />
(7,9 MJ NEL/kg TM, 20,8 %<br />
Rohprotein i.TM) mit 23 % Sojaextraktions-<br />
Rapsextraktionschrot<br />
Fütterungsversuche<br />
24<br />
Der Rapsanbau bekommt durch die gestiegene<br />
Nachfrage nach Biodiesel neue Impulse.<br />
Die dabei anfallenden Nebenprodukte<br />
wie Rapskuchen und Rapsextraktionsschrot<br />
suchen einen Markt. Was liegt näher, als diese<br />
Produkte vor Ort als Futtermittel einzusetzen.<br />
Durch futtermitteltechnologische<br />
Bearbeitung kann außerdem die ernährungsphysiologische<br />
Qualität dieser Futtermittel<br />
noch gesteigert werden. In bezug auf<br />
Rapsprodukte ist hier die Senkung der Glucosinolatgehalte<br />
und die Erhöhung des pansenbeständigen<br />
Proteinanteils (UDP) zu<br />
nennen. In Tabelle 1 werde einige Alternativen<br />
zu Sojaextraktionsschrot dargestellt.<br />
Im folgenden wird aber ausschließlich auf<br />
den Einsatz von Rapsprodukten eingegangen,<br />
weil dieser zur Zeit an Bedeutung gewinnt.<br />
Die zur Verfügung stehenden Rapsprodukte<br />
stellt Tabelle 2 dar.<br />
Tab. 1: Alternativen zu Sojaextraktionsschrot<br />
Rapsprodukte<br />
Körnerleguminosen<br />
Grünlandprodukte<br />
und Ackerfutter<br />
Sonstige<br />
Rapskuchen, Rapsextraktionsschrot,<br />
Raproplus, Rapass<br />
Ackerbohnen, Erbsen, Lupinen<br />
Eiweißreiche Grünlandaufwüchse,<br />
Grünmehlpellets, eiweißreiches<br />
Feldfutter wie Rotklee,<br />
Kleegras, Luzerne<br />
Biertreber, Sonnenblumenextraktionsschrot,<br />
Getreideschlempe<br />
getr. , Futterharnstoff<br />
Tab. 2: Rapsprodukte<br />
NEL XL XP UDP nXP RNB GSL<br />
MJ/kg TM g/kg TM g/kg TM % g/kg TM g/kg TM µmol/g/TM<br />
Rapskuchen 8,66 120–150 314 20 179 27<br />
Rapsextraktionsschrot<br />
7,31 25 399 30 242 25<br />
Rapskuchen wird in der Regel in Anlagen<br />
beim Landhandel, bei Maschinenringen oder<br />
sogar auf dem landwirtschaftlichen Betrieb<br />
durch Kaltpressung mit Expellerpressen hergestellt.<br />
Rapskuchen werden oft auch mit<br />
dem traditionellen Begriff Rapsexpeller bezeichnet.<br />
Beim Bezug ist darauf zu achten,<br />
dass der Fettgehalt erstens bekannt ist und<br />
zweitens möglichst 15 % nicht übersteigt.<br />
Dies ist für die Sicherheit in der Rationsplanung<br />
notwendig.<br />
Rapsextraktionsschrot wird in den großen<br />
Ölmühlen hergestellt. Verfahrensbedingt ist<br />
der Restfettgehalt sehr niedrig. Dies macht<br />
sich im einerseits geringeren Energiegehalt,<br />
andererseits im höheren Rohproteingehalt<br />
bemerkbar.<br />
Raproplus wird in derselben Verfahrenslinie<br />
wie Rapsextraktionsschrot hergestellt. Das<br />
Material wird zusätzlich einer druckthermischen<br />
Behandlung unterzogen. Dadurch<br />
Ø 16,1<br />
14–20<br />
Ø 9,2<br />
(8–11)<br />
Raproplus 7,30 25 355 60 296 9 4–6<br />
Rapass 7,30 15 370 70 346 4 nicht bekannt<br />
XL = Rohfett, XP= Rohprotein; Jilg-LVVG 2006<br />
steigt die Pansenbeständigkeit des Proteins<br />
von 30 % auf 60 % UDP.<br />
Eine höhere Pansenbeständigkeit hat auch<br />
das Produkt Rapass. Dieses wird durch Behandlung<br />
mit Holzzucker aus Rapsextraktionsschrot<br />
oder aus Rapskuchen gewonnen.<br />
◆ Einsatz von Rapsprodukten in der<br />
Rinderaufzucht und Rindermast<br />
Schon in den 90iger Jahren wurden mit Rapskuchen<br />
Versuche mit Mastbullen und mit<br />
Milchkühen gemacht. Es zeigte sich, dass in<br />
der Bullenmast Sojaextraktionsschrot vollständig<br />
durch Rapskuchen ersetzt werden<br />
kann. Inzwischen liegen auch Erfahrungen<br />
zur Kombination von Rapskuchen und Raproplus<br />
aus Aulendorf vor. Diese Kombination ist<br />
interessant, weil Raproplus mehr pansenbeständiges<br />
Eiweiß und weniger Glucosinolate<br />
enthält als Rapsextraktionsschrot. Die Erfahrungen<br />
zeigen, dass auch bei einem Leistungsniveau<br />
von über 1.400 g Zunahme pro<br />
Abb. 1: Kraftfutterverzehr bei rapshaltigen<br />
Kälberstartern im<br />
Vergleich zu einem Starter mit<br />
Sojaextraktionsschrot<br />
g/Tag<br />
2.250<br />
2.000<br />
1.750<br />
1.500<br />
1.250<br />
1.000<br />
750<br />
500<br />
250<br />
0<br />
Raproplus<br />
Rapsextraktionsschrot<br />
Sojaextraktionsschrot<br />
Rapskuchen<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
Lebenswoche<br />
Tag in der Hauptwachstumsphase Sojaschrot<br />
durch eine Kombination von Rapskuchen und<br />
Raproplus ersetzt werden kann. (Veredlungsproduktion<br />
4/2005, S. 18).<br />
Neuere Exaktversuche aus Aulendorf zeigen,<br />
dass sich Rapsprodukte auch in der Kälberaufzucht<br />
einsetzen lassen. Die in Tabelle<br />
3 aufgeführten Aufzuchtfuttermischungen<br />
wurden in einem Aufzuchtversuch in Aulendorf<br />
getestet.<br />
Die Ergebnisse (Tab. 4) zeigen, dass der Verzicht<br />
auf Sojaextraktionsschrot keine Nach-<br />
Tab. 3: Zusammensetzung der Kälberaufzuchtfutter<br />
in % (Schrot)<br />
Futtermittel<br />
KF-<br />
SES<br />
KF-<br />
RES<br />
KF-Raproplus<br />
KF-Rapskuchen<br />
Trockenschnitzel, % 20 20 20 20<br />
Gerste, % 15 14 14 14<br />
Hafer, % 15 11 11 11<br />
Weizen, % 14 14 14 14<br />
Sojaextrakt.schrot., % 15 – – –<br />
Rapsextr.schrot, % – 20 – –<br />
Raproplus, % – – 20 –<br />
Rapskuchen, % – – – 20<br />
Leinkuchen, % 12 12 12 12<br />
Melasse, % 5 5 5 5<br />
Mineralfutter, % 4 4 4 4<br />
Summe, % 100 100 100 100<br />
TM, g/kg 892 883 882 895<br />
NEL, MJ/kg FM 6,60 6,40 6,43 6,55<br />
Rohprotein, g/kg FM 176 173 173 166<br />
nXP, g/kg TM/FM 159 154 158 151<br />
Rohfaser, g/kg FM 86 97 98 97<br />
Rohfaser, g/kg FM 86 97 98 97<br />
GSL in Rapskomponente,<br />
µmol/g TM<br />
– 10,4 5,5 17,0<br />
Rapskuchen<br />
Raproplus<br />
Rapsextraktionsschrot hat<br />
weniger Fett und Energie, aber<br />
mehr Eiweiß als Rapskuchen.<br />
Rapskuchen sollte nicht mehr<br />
als 15 % Fett haben, wenn bis<br />
zu 2,0 kg eingesetzt werden.<br />
Raproplus mit 60 % pansenbeständigem<br />
Eiweiß kann bei<br />
hohen Leistungen die Eiweißversorgung<br />
verbessern und<br />
die ruminale N-Bilanz senken.<br />
Fütterungsversuche<br />
25<br />
VeredlungsProduktion 3/4/2006<br />
VeredlungsProduktion 3/4/2006
Fütterungsversuche<br />
Abb. 2: Milchleistung beim Einsatz von<br />
Rapskuchen (LVVG 1995)<br />
kg , %<br />
schrot auf die Milchleistung untersucht wurde.<br />
Die Kraftfutter unterschieden sich im<br />
Energiegehalt um 0,1 MJ NEL und im Rohproteingehalt<br />
um 1 %. Die Milchleistung und<br />
die Milchinhaltsstoffe waren beim Einsatz<br />
von Rapskuchen (Versuch) in der Tendenz<br />
eher höher (Abb. 2) als bei ausschließlichem<br />
Einsatz von Sojaextraktionsschrot. Das<br />
Milchfett war weicher.<br />
Unter Berücksichtigung auch anderer Versuchsergebnisse<br />
sind folgende Einsatzmengen<br />
von Rapskuchen zu empfehlen: Der<br />
Rapskuchen sollte nicht mehr als 15 % Rohfett,<br />
die Futterration maximal 4 % Rohfett<br />
enthalten. In der TMR-Ration können dann<br />
maximal bis zu 2,5 kg pro Kuh und Tag eingesetzt<br />
werden, im Kraftfutter bis zu 25 %. Bei<br />
der Neueinführung von Rapskuchen sollte<br />
mit 1 kg begonnen werden. Beim Mineralfutter<br />
ist auf ausreichend Jod (100 mg/kg) zu<br />
achten. Außerdem werden 750 mg Vitamin E<br />
über das Mineralfutter zugeführt. Rapskuchen<br />
sollte wegen der Gefahr der Peroxidbildung<br />
aus ungesättigten Fettsäuren nicht<br />
länger als drei Monate gelagert werden.<br />
Tab. 4: Zunahmen der Kälber bei Verwendung<br />
unterschiedlicher<br />
Proteinträger Im Kälberstarter<br />
Lebenswoche<br />
1– 3 4–7 8–12 1–7 1–12<br />
Raproplus n=10 443 b 657 ab 980 a 565 738<br />
RES n=10 476 b 757 a 837 ab 637 720<br />
SES n=11 485 b 656 ab 740 b 583 648<br />
Rapskuchenn=11 654 a 594 b 834 ab 620 709<br />
a, b: Unterschiedliche Buchstaben stehen für gesicherte Unterschiede p
Fütterung<br />
Einsatz von Maisprodukten<br />
in der Milchkuhfütterung<br />
Dr. Katrin Mahlkow-Nerge, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein<br />
Die Maispflanze bietet wie kaum eine andere Futterpflanze die Möglichkeit, durch die Wahl<br />
dessen, was von der gesamten Pflanze geerntet und genutzt werden soll, die Nährstoff- und<br />
Energiekonzentration in dem fertigen Produkt zu beeinflussen. Das Futtermittel wird umso<br />
nährstoffkonzentrierter, je enger das Kolben:Restpflanzen-Verhältnis ist (Tab. 1).<br />
◆ Futterwert der Maisprodukte<br />
Der Futterwert der Lieschkolbenschrotsilage<br />
(LKS) hängt entscheidend davon ab, in<br />
welchem Umfang bei der Ernte Grobbestandteile<br />
abgesiebt werden.<br />
Bei der Herstellung von Corn-Cob-Mix (CCM)<br />
geht die Praxis vermehrt zu niedrigeren Spindelanteilen,<br />
um die Energiedichte zu erhöhen.<br />
Der Trockenmassegehalt beträgt dann ca. 60 %<br />
und der Stärkegehalt ca. 70 %, wie Untersuchungen<br />
von insgesamt 400 CCM-Proben aus<br />
NRW zeigten (SOMMER, 2005).<br />
Grundsätzlich ist es ratsam, alle Maiskornund<br />
Maiskolbenprodukte vor dem Einsatz in<br />
Tab. 1: Zusammensetzung der Maisprodukte<br />
Verfahren<br />
Maisprodukt<br />
Exakthäcksler<br />
Silomais<br />
Silomais mit<br />
Hochschnitt<br />
Pflückhäcksler<br />
(4–2 Reihen)<br />
LKS<br />
Zusammensetzung<br />
ganze Pflanze,<br />
12 cm Stoppel<br />
ganze Pflanze,<br />
30–45 cm Stoppel<br />
4 Reihen ganze Pflanzen<br />
+ 2 Reihen Kolben<br />
100 % Körner<br />
+100 % Spindeln<br />
+ 80–100 % Lieschen<br />
+ bis 20 % Stängel<br />
NEL MJ/<br />
kg TM<br />
~6,5<br />
~6,8<br />
~6,8<br />
~7,4<br />
CCM<br />
100 % Körner<br />
+ 20–80 % Spindeln<br />
~8,2<br />
Feuchtmais 100 % Körner ~8,6<br />
der Milchkuhfütterung stets untersuchen zu<br />
lassen, da die futterwertbestimmenden<br />
Merkmale – je nach Verfahren – großen<br />
Schwankungen unterliegen können und<br />
deshalb Tabellenwerte zu ungenau sind.<br />
Feuchtmais ist im Vergleich zu den beiden<br />
anderen Maisprodukten für viele unserer<br />
Landwirte ein eher neueres Futtermittel,<br />
welches aber bereits in einigen ostdeutschen,<br />
v.a. größeren Betrieben zunehmend<br />
Beliebtheit erlangt.<br />
Feuchtmais ist also Körnermais, der nicht<br />
getrocknet, sondern frisch einsiliert wird.<br />
Unmittelbar nach dem Drusch müssen die<br />
feuchten Maiskörner mit einer Hammermühle<br />
vermahlen werden. Denkbar sind<br />
aber auch die Konservierung von ganzen<br />
Maiskörnern mit Säuren und die anschließende<br />
Zerkleinerung dieser dann unmittelbar<br />
vor der Verfütterung.<br />
Feuchtmaissilagen sind von allen Maisprodukten<br />
(abgesehen Körnermais) am energiereichsten.<br />
Ein weiterer Vorteil gegenüber<br />
Maisprodukten mit Spindelanteilen ist die<br />
geringere Gefahr einer Mykotoxin- und<br />
Schimmelbildung in der Silage.<br />
Grundsätzlich muss das Erntegut ausreichend<br />
zerkleinert werden, da Milchkühe ansonsten<br />
diese Energie nicht verwerten können und<br />
stattdessen ganze, aber auch halbe Maiskörner<br />
mit dem Kot wieder ausscheiden. Mehr als<br />
80 % der Teilchen sollen kleiner als 2 mm, aber<br />
max. 50 % wiederum kleiner als 1 mm sein.<br />
Der Futterwert wird in erster Linie vom Trockenmassegehalt<br />
des Futtermittels bestimmt.<br />
Die drei Maisprodukte zeichnen sich<br />
neben einem höheren Trockenmassegehalt<br />
(LKS: ca. 50 %, CCM: ca. 60 %, Feuchtmais:<br />
60–70 %) vor allem durch wesentlich mehr<br />
Stärke aus als Maissilage (Tab. 2).<br />
Als besonderer Vorteil von Maisprodukten ist<br />
der langsamere Abbau der Stärke im Pansen<br />
im Vergleich zu anderen Stärketrägern wie<br />
z.B. Getreide zu bewerten. Erwartet werden<br />
dadurch ein geringerer pH-Wert-Abfall im<br />
Vormagen und ein verändertes Fermentationsmuster<br />
im Vergleich zur getreidereichen<br />
Fütterung ohne Mais.<br />
Der geringere pH-Wert-Abfall sollte günstigere<br />
Bedingungen für den Zellwandabbau im<br />
Pansen schaffen mit der Folge einer besseren<br />
scheinbaren Rohfaserverdaulichkeit. Im Gegensatz<br />
dazu zeigten häufig Untersuchungen<br />
(JENTSCH et al., 1992) eine deutliche Abnahme<br />
der scheinbaren Verdaulichkeit der Rohfaser<br />
bei Zulage von Getreideschrot, während<br />
beim Maiszusatz nur ein allmählicher Abfall zu<br />
beobachten war.<br />
Von besonderem Interesse ist die Pansenstabilität<br />
der Stärke. Stärke in Maissilagen ist wesentlich<br />
umfangreicher im Pansen der Kuh<br />
abbaubar als Stärke in frischem Silomais. Das<br />
heißt, dass die Pansenstabilität der Stärke in<br />
einer Maissilage deutlich geringer ist als die<br />
von frischem Silomais.<br />
Die Silierung führt zu einer teilweisen Auflösung<br />
der Proteinmatrix des Endosperms im<br />
Maiskorn. Dadurch wird die Stärke für die Mikroorganismen<br />
im Pansen besser angreifbar.<br />
Möglicherweise trägt auch die Quellung der<br />
Stärke während des Silierens dazu bei.<br />
Da auch LKS, CCM und Feuchtmais siliert<br />
werden, müssen wir davon ausgehen, dass<br />
auch hier ebensolche Zusammenhänge<br />
wirksam werden, wenn auch in möglicherweise<br />
nicht so großem Umfang (aufgrund<br />
des höheren Trockenmassegehaltes und des<br />
normalerweise im Vergleich zum Silomais<br />
etwas späteren Erntezeitpunktes der drei<br />
Produkte). Diese Besonderheiten sind bei<br />
der Rationsgestaltung zu berücksichtigen,<br />
ebenso die Tatsache, dass alle Maisprodukte<br />
relativ arm an Kalzium und Natrium sowie<br />
Spurenelementen und Vitaminen sind.<br />
◆ Einsatz in der Fütterung<br />
LKS, CCM und erst recht Feuchtmais werden<br />
in der Rationsgestaltung als Kraftfuttermittel<br />
eingesetzt. Deshalb müssen deren Erzeugungskosten<br />
auch mit den Kosten für<br />
andere Energieträger unter den Kraftfuttermitteln<br />
verglichen werden.<br />
Während Maissilage ein Grundfutter mit<br />
Strukturlieferung ist, zählen LKS und CCM<br />
zu den Kraftfuttermitteln ohne nennenswerte<br />
Strukturwirkung. Feuchtmais verursacht<br />
im Tier keine Strukturwirkung. Dennoch<br />
dürfte bei Verfütterung dieser<br />
Futtermittel die Gefahr einer Pansenübersäuerung<br />
bei weitem nicht so schnell entstehen<br />
wie beim Einsatz großer Getreidemengen,<br />
aufgrund des oben beschriebenen<br />
langsameren Abbaus der Maisstärke im Pansen.<br />
Die vielleicht größte Besonderheit (und<br />
mit weitreichenden Konsequenzen) dieser<br />
drei Maisprodukte im Gegensatz zu<br />
fast allen anderen Kraftfuttermitteln besteht<br />
darin, dass sie nicht leistungsbezogen<br />
(über Kraftfutterautomaten) einsetzbar<br />
sind, sondern mit der Grundration<br />
verabreicht werden müssen. So erhalten<br />
alle Tiere der Herde – also auch diejenigen,<br />
die am Laktationsende bei geringerer Leistung<br />
möglicherweise bereits eine deutliche<br />
Überkondition aufweisen, und davon gibt es<br />
in zahlreichen Herden recht viele – dieses<br />
Kraftfutter. Und gerade Maisprodukte mit ihrem<br />
hohen Stärkegehalt begünstigen die<br />
Körperfettbildung. Damit verbunden ist<br />
nicht nur ein teuer erkaufter Luxuskonsum,<br />
sondern – und das wiegt weitaus schwerer –<br />
deutlich größere Probleme derart überversorgter,<br />
verfetteter Kühe besonders während<br />
des Kalbezeitraumes und der Frühlaktation<br />
(Schwergeburten, Ketose, Mastitis,<br />
Labmagenverlagerung, Endometritis,…).<br />
In größeren Herden besteht die Möglichkeit,<br />
durch das Einrichten verschiedener Fütterungsgruppen<br />
bei den laktierenden Kühen,<br />
die Einsatzmenge dieser Maisprodukte entsprechend<br />
des Bedarfes der jeweiligen Gruppe<br />
zu variieren. In kleineren Bestandsgrößen<br />
aber finden wir v.a. aus arbeitsorganisatorischen<br />
und/oder baulichen Gründen kaum<br />
verschiedene Fütterungsgruppen. Das erschwert<br />
prinzipiell den bedarfsgerecht und<br />
darüber hinaus auch betriebswirtschaftlich<br />
sinnvollen Einsatz von Maisprodukten.<br />
In mais(produkt)reichen Rationen ist neben<br />
einem notwendigen Eiweißausgleich auch<br />
auf die Ruminale Stickstoffbilanz (RNB) zu<br />
achten. Diese sollte nicht negativ sein. Gegebenenfalls<br />
ist der Einsatz von Futterharnstoff<br />
– eine bestmögliche Einmischung in die<br />
Ration vorausgesetzt – sinnvoll.<br />
Ist ein Futtermischwagen im Einsatz, wird<br />
häufig als erstes die Grundfutterration mit<br />
einem bzw. zwei notwendigen Eiweißträger/n<br />
(Soja- und Rapsextraktionsschrot)<br />
aufgewertet. Im nächsten Schritt – bei einer<br />
weiteren Aufwertung der vorgelegten<br />
Ration – kommt meistens ein Energieträger<br />
(häufig Getreide) hinzu. Eine derart<br />
aufgewertete Ration reicht für eine Milchleistung<br />
von ca. 24–26 kg. Darüber hinaus<br />
verwenden viele Landwirte, die über eine<br />
transpondergestützte tierindividuelle<br />
Tab. 2: Futterwerteigenschaften der<br />
Maisprodukte<br />
Merkmal<br />
Häcksler<br />
mit Pflückvorsatz<br />
Pflückdrescher<br />
Körnermais<br />
trocken<br />
Körnermais<br />
feucht<br />
(65 % TM)<br />
CCM<br />
Kraftfuttergabe verfügen, ein Milchleistungsfutter.<br />
Bei der Wahl eines geeigneten Milchleistungsfutters<br />
ist dessen Stärkegehalt zu beachten.<br />
Mit einem stärkeärmeren Milchleistungsfutter<br />
(eher auf der Basis von z.B.<br />
Trockenschnitzeln) kann die Gesamt-Stärkemenge<br />
einer maisreichen Ration begrenzt<br />
werden (je nach Ration, max. 20 % Stärke).<br />
Grundsätzlich ergeben sich für den Einsatz<br />
von CCM, LKS und Feuchtmais in den Milchkuhrationen<br />
ähnliche Maßnahmen. Jedoch<br />
leitet sich die genaue Einsatzmenge des jeweiligen<br />
Maisproduktes aus dessen Stärkegehalt<br />
und daraus folgend dem Erreichen<br />
der verdauungsphysiologischen Obergrenze<br />
für leicht verdauliche Kohlenhydrate (Zucker<br />
+ pansenverfügbare Stärke) ab.<br />
Besteht beispielsweise die Grundfutterration<br />
aus 2 ⁄3 Maissilage und 1 ⁄3 Grassilage, so dürfte<br />
in etwa mit einer Einsatzmenge von 3,5 kg<br />
TM LKS bzw. 3,2 kg TM CCM bzw. 3 kg TM<br />
Feuchtmais aus Sicht der Stärkeanflutung<br />
die obere Grenze erreicht ist. Nennenswerte<br />
Getreidemengen können dann aber nicht<br />
mehr eingesetzt werden.<br />
LKS<br />
Stärke, g/kg TM 660 660 630 500<br />
Pansenstabilität<br />
der Stärke, %<br />
~ 40 ~ 30–35 ~ 25–30 ~ 20–25<br />
XP, g/kg TM 102 100 105 90<br />
UDP, % des XP 40 40 35 35<br />
XF, g/kg TM 30 30 52 120<br />
Der direkte Draht<br />
Dr. Katrin Mahlkow-Nerge<br />
Telefon: 04381-900 949<br />
Telefax: 04381-900 918<br />
E-Mail: kmahlkow@lksh.de<br />
Fütterung<br />
29<br />
VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006
Spezialfuttermittel<br />
Propylenglykol oder Glycerin<br />
für Hochleistungskühe?<br />
Dr. Katrin Mahlkow-Nerge, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein<br />
Der Zusatz energiereicher Einzelfuttermittel zur Ration bildet einen Ansatz zur Stabilisierung<br />
und Verbesserung der Stoffwechselgesundheit und der Leistungsfähigkeit (Milch, Reproduktion)<br />
von Kühen mit hohem Milchleistungspotenzial. In der Vergangenheit war diesbezüglich<br />
Propylenglykol das Mittel der Wahl. Zahlreiche Untersuchungen beweisen die<br />
ketoseprophylaktischen Wirkungen dieses Zusatzes. Auch leistungssteigernde Effekte wurden<br />
häufig nachgewiesen. Es sind jedoch wiederholt Hinweise zu verringerter Akzeptanz und<br />
zu Verzehrsdepressionen zu verzeichnen.<br />
Tab. 1: Charakterisierung der Versuchstiere<br />
Variante<br />
Milch<br />
(kg)<br />
Vorlaktationsleistung<br />
Fett<br />
(%)<br />
Gruppe 1: Glycerin (n=29; davon 12 Färsen)<br />
Eiweiß<br />
(%)<br />
Fett- und<br />
Eiweiß (kg)<br />
Mittelwert 11.10.05 2,34 9237 4,3 3,39 707<br />
Mittelwert 7.10.05 2,32 9107 4,3 3,37 695<br />
Kalbetermin<br />
Laktations-Nr.<br />
Standardabweichung<br />
1,67 1610 0,4 0,15 120,19<br />
Gruppe 2: Propylenglykol (n=25; davon 7 Färsen)<br />
Standardabweichung<br />
1,22 1928 0,5 0,2 154,16<br />
Ein alternativer Zusatzstoff für Milchkühe<br />
vor allem für die Phase nach dem Kalben ist<br />
Glycerin. Hohe Kosten dieses Produktes haben<br />
den Einsatz in der Vergangenheit stark<br />
eingeschränkt. Aktuell haben sich die Preise<br />
auf den internationalen Märkten aber deutlich<br />
reduziert, da Glycerin ein Sekundärprodukt<br />
der Biodieselproduktion aus Raps- und<br />
Sojaöl ist. Das allein lässt den Einsatz dieses<br />
Futterzusatzes aus Kostengründen interessant<br />
erscheinen.<br />
Dem Glycerin wird in entsprechenden Anwendungsempfehlungen<br />
eine ähnliche Wirkung<br />
zugeschrieben wie dem Propylenglykol<br />
und der Einsatz als Energieträger auch im<br />
Austausch von Propylenglykol in Milchviehrationen<br />
empfohlen.<br />
Sowohl Fütterungseigenschaften als auch<br />
Energiegehalt des Glycerins werden mit denen<br />
schnellfermentierbarer Kohlenhydratträger<br />
(z.B. Weizen) verglichen. Aufgrund<br />
des süßen Geschmacks ist die Akzeptanz des<br />
Glycerins hoch und könnte die Futteraufnahme<br />
positiv beeinflussen.<br />
In einem dreimonatigen Fütterungsversuch<br />
der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein<br />
mit hochleistenden Milchkühen wurden<br />
mögliche Auswirkungen des Einsatzes von<br />
Glycerin im Austausch gegen Propylenglykol<br />
auf Leistungs- und Gesundheitsparameter untersucht.<br />
Dabei interessierte besonders, ob<br />
mit dem Einsatz von Glycerin vergleichbare Effekte<br />
für die Stabilisierung des Stoffwechsels<br />
(Ketoseprophylaxe) erreicht werden können<br />
wie mit dem Einsatz von Propylenglykol und<br />
ob mit dem Einsatz der unterschiedlichen Produkte<br />
Differenzen hinsichtlich Futteraufnahme,<br />
Leistung und Tiergesundheit auftreten.<br />
◆ Material und Methodik<br />
54 Kühe und Färsen wurden ca. 1 Woche vor<br />
dem errechneten Kalbetermin in verschiedene<br />
Abkalbeboxen überführt, in denen sie<br />
entweder die Ration mit Propylenglykol oder<br />
Einsatz von Glycerin zur Ketoseprophylaxe scheint<br />
eine Alternative zum Propylenglykolzusatz zu sein.<br />
Tab. 2: Zusammensetzung Futterration<br />
Futtermittel<br />
Gruppe 1<br />
Glycerin<br />
kg TM<br />
Gruppe 2<br />
Propylenglykol<br />
kg TM<br />
Maissilage 2004 8,5 8,5<br />
Wiesengrassilage<br />
1. Schnitt 2005<br />
3,2 3,2<br />
Kraftfuttermischung 8,6 9,1<br />
Futterharnstoff 0,05 0,05<br />
Weizenstroh 0,3 0,3<br />
Futterkalk 0,13 0,13<br />
Mineralfutter * 0,2 0,2<br />
* enthält Biotin, Hefen, Natriumbicarbonat<br />
aber mit Glycerin erhielten. Die Aufteilung<br />
der Tiere in die beiden Gruppen erfolgte anhand<br />
der Laktationsnummer, Milchleistung<br />
während der Vorlaktation und der Körpermasse<br />
(Tab. 1).<br />
Die Futterration (TMR) für beide Gruppen<br />
war hinsichtlich Energie- und Nährstoffgehalte<br />
vergleichbar. Die zugesetzte Propylenglykolmenge<br />
je Tier und Tag betrug 250 g,<br />
eingemischt in die Futterration. Glycerin<br />
wurde stattdessen mit einer Menge von 800<br />
g (Reinglycerin) eingesetzt. Diese etwas größere<br />
Menge wurde mit der Kraftfuttermenge,<br />
speziell der Menge an eingesetztem Getreide,<br />
verrechnet. Daraus ergab sich für die<br />
Gruppe 1 (Glycerin) eine um 0,5 kg geringere<br />
Kraftfuttermenge je Tier und Tag (Tab. 2)<br />
und eine geringfügig veränderte Kraftfutterzusammensetzung<br />
(5 % weniger Roggen im<br />
Kraftfutter). Die Tagesration enthielt für alle<br />
Tiere mit 10,54 (Glycerin) bzw. 10,58 kg (Propylenglykol)<br />
die gleiche Menge an Kraftfutter<br />
plus Zusatz.<br />
◆ Ergebnisse<br />
Die mit Glycerin gefütterten Färsen nahmen<br />
während des Versuchszeitraumes mit<br />
16,2 kg TM durchschnittlich 1,2 kg TM (statistisch<br />
signifikant) mehr Futter auf als die Färsen<br />
der Propylenglykolgruppe (15,0 kg TM).<br />
Besonders groß war der Unterschied im Mittel<br />
der ersten 40 Laktationstage (14,6 bzw.<br />
13,1 kg TM) (Abb. 1).<br />
Diese insgesamt sehr niedrigen Werte zeigen,<br />
dass die Färsen zu diesem Zeitpunkt<br />
noch nicht ihre maximale Futteraufnahme<br />
erreicht hatten. Das durchschnittliche Laktationsstadium<br />
aller ausgewerteten Versuchstiere<br />
betrug 41 (Glycerin) bzw. 44 (Propylenglykol)<br />
Tage.<br />
Auch bei den älteren Kühe mit mehr als zwei<br />
Laktationen wurden ähnliche Entwicklungen<br />
deutlich. Die Kühe der Glyceringruppe<br />
wiesen mit 21,5 kg TM insgesamt eine um<br />
1 kg höhere TM-Aufnahme auf als ihre<br />
Vergleichstiere der Propylenglykolvariante<br />
(20,5 kg TM), wobei auch hier die größten<br />
Differenzen innerhalb der ersten 40 Tage<br />
nach dem Kalben auftraten (Glycerin:<br />
20,2 kg TM, Propylenglykol: 18,7 kg TM).<br />
Abb. 1: TM-Aufnahme (kg/Tier und Tag)<br />
kg TM<br />
19<br />
17<br />
15<br />
13<br />
11<br />
9<br />
7<br />
5<br />
Färsen Glycerin<br />
Färsen Propy<br />
1 4 7 101316192225283134374043464952555861646770737679<br />
Laktationstag<br />
» Fütterungsversuch in Iden<br />
Ein weiterer Fütterungsversuch – durchgeführt<br />
in der Landesanstalt Sachsen-Anhalt,<br />
Iden (Engelhard u.a., 2006) – beschäftigte sich<br />
mit der gleichen Fragestellung. Im Gegensatz<br />
zum Versuch der LK Schleswig-Holstein wurde<br />
dort die Einsatzmenge an Propylenglykol und<br />
Glycerin nicht variiert, sondern betrug jeweils<br />
250 g je Tier und Tag (250 g Propylenglykol,<br />
310 g Rohglycerin mit einem unterstellten<br />
Reinglyceringehalt von 80 %).<br />
Dieser Versuch zeigte bei einer tendenziell höheren<br />
Futteraufnahme der Glycerintiere keine<br />
Unterschiede in der Milchleistung und den gemessenen<br />
Stoffwechselparametern zwischen<br />
beiden Tiergruppen.<br />
Ähnlich wie die<br />
Futteraufnahme<br />
reagierte auch die<br />
Milchmenge. Die<br />
Tiere der mit Glycerin<br />
gefütterten<br />
Versuchsgruppe<br />
Tab. 3: Milchleistung<br />
Variante<br />
Glycerin Propylenglykol<br />
Färsen 28,8 25,2<br />
Kühe 41,6 38,8<br />
gaben, wenn auch nicht statistisch signifikant,<br />
mehr Milch als die Tiere der Propylenglykolgruppe<br />
(Tab. 3) bei insgesamt gleichen<br />
Milchinhaltstoffen.<br />
Daraus ergab sich für die mit Glycerin versorgten<br />
Färsen eine tägliche Menge an 29,5<br />
kg ECM (energiekorrigierte Milchleistung),<br />
die mit 3,9 kg statistisch signifikant höher<br />
war als die der Vergleichstiere der Propylenglykolvariante<br />
(25,6 kg ECM). Die um 1,9 kg<br />
Trockenmasse höhere Futteraufnahme der<br />
Färsen der Glyceringruppe erklärt diesen<br />
Leistungsunterschied.<br />
Dabei muss allerdings die insgesamt geringe<br />
Färsenanzahl in beiden Gruppen (12 Färsen<br />
in Glyceringruppe, 7 Färsen in Propylenglykolgruppe)<br />
berücksichtigt werden.<br />
Die älteren Kühe der Glyceringruppe gaben<br />
im Mittel 42,2 kg ECM, die der Propylenglykolvariante<br />
39,5 kg ECM.<br />
Bei einem mittleren Gewicht der Versuchstiere<br />
von 619 kg war die Gewichtsabnahme<br />
aller Tiere vom Zeitpunkt der Kalbung bis<br />
zum Versuchsende in beiden Versuchsgruppen<br />
nahezu gleich. Das traf für die Färsen als<br />
auch für die älteren Kühe gleichermaßen zu.<br />
Unterschiede bei der Körperkondition der<br />
Tiere wurden zwischen den Varianten nicht<br />
festgestellt. Gleiches galt für die Stoffwechselparameter,<br />
besonders zur Beurteilung<br />
des Kohlenhydrat-Fett-Stoffwechsels und<br />
für die Erkrankungs- und Behandlungshäufigkeit<br />
der Tiere beider Gruppen.<br />
Energiereiche Zusatzfuttermittel (hier Propylenglykol)<br />
sollen Stoffwechsel und Leistungsfähigkeit<br />
von Frischabkalbern stabilisieren und verbessern<br />
◆ Zusammenfassung<br />
Der Glycerinzusatz wirkte sich im Vergleich<br />
zum Propylenglykoleinsatz weder nachteilig<br />
auf Produktions-, noch Stoffwechsel- und<br />
Gesundheitsdaten der Tiere aus. Eher war<br />
das Gegenteil der Fall. Die Färsen und auch<br />
älteren Kühe der Glyceringruppe hatten bei<br />
einer insgesamt höheren Futteraufnahme –<br />
möglicherweise aufgrund des süßen Geschmacks<br />
des Glycerins – eine höhere Milchleistung.<br />
Die abschließende ökonomische Bewertung,<br />
die sich lediglich auf die in diesem Versuch<br />
erzielten Ergebnisse bezieht, zeigte einen<br />
klaren Vorteil für die mit Glycerin<br />
gefütterten Tiere.<br />
Der direkte Draht<br />
Dr. Katrin Mahlkow-Nerge<br />
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31<br />
VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006
Lagerung<br />
32<br />
Lagerung von Rapskuchen im<br />
landwirtschaftlichen Betrieb<br />
Dr. Balthasar Spann, Institut für Tierernährung, Grub<br />
Rapskuchen ist ein energie- und proteinreiches Futtermittel, das in vielen rinder- und schweinehaltenden<br />
Betrieben verfüttert wird. Begrenzt wird der Einsatz durch den Fettgehalt, der<br />
zwischen 12 und 20 % schwankt. In vielen Rationen können durch den Einsatz von Rapskuchen<br />
die Futterkosten gesenkt werden.<br />
Unsicherheiten bestehen oft noch aufgrund<br />
der Lagerstabilität. Dabei werden Fragen<br />
nach der notwendigen Ausstattung des Futterlagers,<br />
der möglichen Lagerdauer und der<br />
Gefahr des Ranzigwerdens des Kuchens gestellt.<br />
◆ Acht Wochen bei loser Lagerung<br />
In einem Versuch an der Landesanstalt in Grub<br />
wurden die Auswirkungen unterschiedlicher<br />
Lagerbedingungen auf die Qualität des Rapskuchens<br />
überprüft. Es zeigte sich, dass bei<br />
Rapskuchen (Fettgehalt ca. 18 %) bei loser Lagerung<br />
in einer Scheune, weder bei kalter<br />
noch bei warmer Jahreszeit nach achtwöchiger<br />
Lagerzeit ein nennenswerter Anstieg im<br />
Pilz bzw. Gesamtkeimbesatz auftrat. Auch die<br />
Befürchtung, Oxidationen der ungesättigten<br />
Fettsäuren könnten zu Ranzigkeiten im Futter<br />
führen, war unbegründet. In wieweit sich diese<br />
Ergebnisse mit Erfahrungen aus der Praxis<br />
decken, wurde in einigen Praxisbetrieben<br />
überprüft.<br />
◆ Rapsölmühle Hohenbrunn<br />
In der Rapsölmühle Hohenbrunn werden<br />
jährlich 4.500 t Raps verarbeitet. Bei der Anlieferung<br />
durch die Landwirte wird der Rapssamen<br />
grundsätzlich gereinigt und wenn<br />
notwendig getrocknet. Bei der Verarbeitung<br />
liegt der Wassergehalt bei maximal 8 %. Der<br />
Rapskuchen wird in Hohenbrunn pelletiert.<br />
In Hohenbrunn kann Rapskuchen lose oder<br />
in Big Bags, Gewicht ca. 600–800 kg, bezogen<br />
werden.<br />
◆ Mit Frontlader in Mischwagen<br />
Im Milchviehbetrieb Gasteiger in Bichl wird<br />
seit mehreren Jahren Rapskuchen von Hohenbrunn<br />
bezogen. Im Betrieb stehen 60<br />
Fleckviehkühe, die Leistung liegt bei ca.<br />
9.000 kg Milch. Die grasbetonte Ration besteht<br />
aus einer aufgewerteten Mischration<br />
ergänzt mit Milchleistungsfutter.<br />
Tab. 1: Gesamtkeim- und Pilzgehalt einzelner Rapskuchenlieferungen<br />
Lieferung 1 – kalte Jahreszeit<br />
Lieferung 3 – warme Jahreszeit<br />
Rapskuchen<br />
Probe 1 – Januar Probe 2 – März Probe 1 – Mai Probe 2 – Juli<br />
Gesamtkeimgehalt Tsd/g 1,2 x 10 4 7,6 x 10 4 4,3 x 10 3 3,3 x 10 3<br />
Rapskuchen-Lagerung<br />
in einer Scheune auf einem<br />
Holzboden (Betrieb Gasteiger in Bichl)<br />
In die aufgewertete Mischung werden pro<br />
Kuh und Tag ca. 1,5 kg Rapskuchen eingemischt.<br />
Der Kuchen wird alle 6–8 Wochen bezogen.<br />
Er wird in einer alten Scheune auf einem<br />
Holzboden gelagert und mit dem<br />
Frontlader in den Mischwagen gebracht. Mit<br />
der Qualität des Rapskuchens, auch nach<br />
längerer Lagerung, hat der Betrieb keinerlei<br />
Probleme. Es kommt weder zu einer Klumpenbildung<br />
noch zur Verschimmelung oder<br />
sonstig erkennbarem Futterverderb.<br />
◆ Acht Wochen im Fahrsilo<br />
Martin Sigl aus Glonn setzt für seine 100 Holsteinkühe<br />
ebenfalls Rapskuchen ein. Auch in<br />
diesem Betrieb werden pro Kuh und Tag in<br />
der Mischration etwa 1,5 kg Rapskuchen verfüttert.<br />
Die Leistung liegt ebenfalls bei<br />
9.000 kg Milch.<br />
Gelagert wird der Kuchen etwa 6–8 Wochen<br />
in einem Fahrsilo, allerdings auf Beton. Von<br />
dort wird das Futter mit dem Radlader in den<br />
Mischwagen transportiert. Auch bei Sigl traten<br />
bisher keine Probleme bei diesem Lagersystem<br />
auf, weder im Sommer noch im Winter.<br />
◆ Klumpen nur bei Feuchte<br />
Franz Bachmeier aus Englmeng produziert<br />
mit seiner betriebseigenen Kleinpresse<br />
Rapsöl zum Verkauf. Den anfallenden Kuchen<br />
verfüttert er an seine 50 Milchkühe.<br />
Auch bei diesem Betrieb wird der Kuchen auf<br />
Beton gelagert. Er berichtet, dass es bei der<br />
Stabilität nur dann zu Problemen führt,<br />
wenn der Kuchen unmittelbar mit Feuchte in<br />
Berührung kommt. Dann bilden sich Klumpen,<br />
Verschimmelung ist die Folge.<br />
◆ Rapspresse in St. Wolfgang<br />
In der Rapspresse RWG Erdinger Land in St.<br />
Wolfgang werden im Jahr 2.500 t Raps verarbeitet,<br />
der Rapskuchen wird im Gegensatz<br />
zu Hohenbrunn nicht pelletiert.<br />
Franz Ostermaier aus Bergham bezieht von<br />
dieser Presse seinen Kuchen. Für seine 40<br />
Milchkühe erstellt er eine Hofmischung, die<br />
sich etwa zu 25 % aus Rapskuchen, ergänzt<br />
mit Getreide und Mineralstoffen, zusammensetzt.<br />
Diese Mischung wird dann in einem<br />
Trevirasack für 4–5 Wochen zwischengelagert<br />
und von Hand entnommen.<br />
Qualitätsprobleme gibt es keine.<br />
Bei der Rieselfähigkeit der Hofmischung hat<br />
der Betriebsleiter folgende Erfahrung gemacht:<br />
es gibt keine Probleme, wenn der<br />
unpelletierte Kuchen erst nach dem Schroten<br />
des Getreides beigemischt wird. Das<br />
gemeinsame Schroten von Kuchen und Getreide<br />
dagegen reduziert die Rieselfähigkeit<br />
deutlich und ist nicht empfehlenswert.<br />
◆ Drei Monate im Trevirasack<br />
Josef Schwarzenbeck aus Weger, lagert den<br />
Rapskuchen für seine 40 Milchkühe und die<br />
Lagerung von Rapskuchen in Big Bags in der<br />
Ölmühle Hohenbrunn<br />
Mastbullen ohne Vermischen für drei Monate<br />
problemlos in einem Trevirasack.<br />
Die Entnahme des Kuchens aus diesem Sack<br />
ist aber nur von Hand möglich, da er immer<br />
wieder etwas „nachhelfen“ muss, wenn das<br />
Gut Brücken bildet und schlecht nachläuft.<br />
◆ Bei höherem Fettgehalt<br />
Brückenbildung<br />
Josef Schneider aus Leitenbach und Franz<br />
Göschl aus Schönbrunn sind zwei Schweinemäster,<br />
die ebenfalls Rapskuchen einsetzen.<br />
Der Anteil in der jeweiligen Mischung beträgt<br />
etwa 5 %. Der Kuchen wird in einem Big Bag<br />
bei Göschl 14 Tage und bei Schneider vier<br />
Wochen gelagert. Die Entnahme erfolgt bei<br />
beiden von Hand. Beide Betriebsleiter berichten,<br />
dass die Qualität konstant gut sei,<br />
die Rieselfähigkeit des nicht gemischten Kuchens<br />
allerdings zu Wünschen übrig lasse<br />
und es immer wieder zu Brückenbildung<br />
kommt. Sie berichten aber auch, dass bei geringerem<br />
Fettgehalt dieses Problem vermindert<br />
ist.<br />
◆ Rapskuchen wird nicht ranzig<br />
Insgesamt bestätigt sich in der Praxis die Erfahrung,<br />
die mit der Lagerung des Rapskuchens<br />
in Grub gemacht worden ist. Rapskuchen,<br />
pelletiert oder unpelletiert, ist<br />
genauso lagerfähig wie z.B. Sojaextraktionsschrot.<br />
Bei entsprechend trockener Lagerung<br />
gibt es weder Klumpenbildung noch<br />
Verschimmelung. Auch das früher befürchtete<br />
Ranzigwerden des fettreichen Kuchens<br />
wurde in der Praxis nicht beobachtet.<br />
Die Rieselfähigkeit des Gutes, wenn es nicht<br />
mit anderen Komponenten vermischt wird,<br />
ist allerdings unbefriedigend.<br />
Der direkte Draht<br />
Dr. Balthasar Spann<br />
Tel: 089-99141 401<br />
Pilzgehalt Tsd/g < 10 2 < 10 2 < 10 2 < 10 2<br />
Fax: 089-99141 142<br />
E-Mail: Tierernaehrung@Lfl.bayern.de<br />
» Veranstaltung<br />
UFOP auf der EuroTier!<br />
Vom 14.–17. November 2006 öffnet die<br />
EuroTier in Hannover wieder ihre Pforten.<br />
Ein Besuch für alle Tierhalter und Interessenten<br />
im Bereich Bioenergie ist sehr<br />
lohnenswert.<br />
Die UFOP präsentiert ihren Messestand in<br />
Halle 27 – Stand D 15 im<br />
Rahmen der BioEnergy Europe<br />
mit aktuellen Informationen zu Biodiesel<br />
und Rapsölkraftstoff, den Einsatzmöglichkeiten<br />
heimischer Öl- und Proteinpflanzen<br />
in der Nutztierfütterung und<br />
Rapsspeiseöl.<br />
Fütterungsexperten der Länderdienststellen<br />
und erfahrene Praktiker stehen Ihnen<br />
für die Beantwortung Ihrer Fragen<br />
zur Verfügung.<br />
Das UFOP-Team freut sich auf Ihren<br />
Besuch – bis bald in Hannover!<br />
Lagerung<br />
33<br />
VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006
Qualität<br />
Qualitätsschwankungen im Rapskuchen<br />
Peter Schreiner und Prof. Dr. Georg Dusel, Fachhochschule Bingen<br />
In der Diskussion zum Einsatz von Biokraftstoffen durch die Landwirtschaft wurde bislang<br />
dem Nebenprodukt Rapskuchen eine nur sehr geringe Beachtung geschenkt. Rapskuchen<br />
fällt in erster Linie in den dezentralen Ölmühlen an, in denen das Öl aus der Rapssaat durch mechanisches<br />
Abpressen, ohne nachfolgende Extraktion, gewonnen wird. Bei der Pressung von<br />
1 kg Rapssaat fallen etwa 1 ⁄3 Rapsöl und 2 ⁄3 Rapskuchen an. Die Verwertung dieses Nebenproduktes<br />
ist sehr vielfältig. So kann der energetisch hochwertige Rapskuchen neben dem Einsatz für<br />
die Energiegewinnung (Biogasanlagen, Verbrennung in Biomasseöfen), welche aber durch die<br />
politischen Rahmenbedingungen zum Teil eingeschränkt ist, auch als Düngemittel Verwendung<br />
finden. In erster Linie eignet sich Rapskuchen jedoch als kostengünstiges Eiweiß- und<br />
Energiefuttermittel in der Tierernährung. Der Einsatz erfolgt nicht nur über die Mischfutterindustrie.<br />
In zunehmenden Umfang wird Rapskuchen aus dezentralen Ölmühlen regional direkt<br />
an die Landwirte vermarktet.<br />
Die Inhaltsstoffe von Rapskuchen aus dezentralen<br />
Ölmühlen variieren oftmals sehr<br />
stark und könnten daher zu Problemen in<br />
der Fütterung führen. Die rasant zunehmende<br />
Zahl der Ölmühlen in Rheinland-Pfalz und<br />
das immer größer werdende Interesse, den<br />
Rapskuchen als Eiweiß- und Energiefuttermittel<br />
einzusetzen, gab den Anlass, einen<br />
Vergleich der futterrelevanten Inhaltsstoffe<br />
durchzuführen.<br />
◆ 22 Rapskuchen im Monitoring<br />
ziehen zu können, wurden eine Reihe weiterer<br />
Parameter bei der Probenziehung des<br />
Rapskuchens dokumentiert (Tab. 1).<br />
Die Auswertung des gesammelten Datenpools<br />
zeigt zwischen den dezentralen Ölmühlen<br />
große Unterschiede in dem verwendeten<br />
Rohstoff (Rapssaat) und dem Pressverfahren<br />
sowie eine hohe Variabilität in den<br />
futterrelevanten Inhaltstoffen im Rapskuchen.<br />
Die Betriebe verwenden zur Produktion von<br />
Rapsöl bzw. Rapskuchen die verschiedensten<br />
Sorten (Express, Viking, Oase, Kapitol,<br />
Smart, Moikan, Artus, Zenit, Elektra und Hybridraps).<br />
Am häufigsten wurde die Sorte Express<br />
verwendet, die sich nach Angaben der<br />
Ölmühlenbetreiber durch eine hohe Ölausbeute<br />
auszeichnet. Die zur Pressung benutzte<br />
Saat wies Feuchtgehalte von 5–9 %<br />
auf. Weiterhin war festzustellen, dass viele<br />
unterschiedliche Pressenfabrikate zum Einsatz<br />
kommen, die in der Durchsatzmenge<br />
zwischen 10 und 500 kg Rapssaat je Stunde<br />
stark variieren.<br />
Tab. 1: Allgemeine Datenerhebung<br />
Parameter<br />
22 dezentrale Ölmühlen (Rheinland-Pfalz/Saarland)<br />
Technische Parameter<br />
Pressverfahren/-technik Schneckenpresse (21x) + Strahlenpresse (1x) verschiedene Fabrikate<br />
» Info<br />
BDOEL e.V. präsentiert sich auf<br />
der EuroTier 2006<br />
Der im Juni 2005 gegründete Bundesverband<br />
Dezentraler Ölmühlen (BDOELe.V.) präsentiert<br />
sich in diesem Jahr erstmals auf der EuroTier.<br />
Interessierte können sich in Halle 27, Stand E 11<br />
detailliert über das breite Servicespektrum des<br />
BDOEL e.V. informieren. Der Verband vertritt<br />
die Interessen von Speise- und Kraftstoffölproduzenten<br />
gleichermaßen. Die Mitglieder verfügen<br />
derzeit über eine jährliche Verarbeitungskapazität<br />
von 200.000 t Ölsaaten.<br />
Am 17.11. um 13.00 Uhr hält Günter Hell, Vorsitzender<br />
des BDOEL e.V., im Rahmen des Forumsprogramms<br />
Bioenergie (Halle 27, Forum<br />
2) einen Vortrag zum Thema „Das Absatzpotenzial<br />
von kaltgepresstem Rapsöl der Landwirtschaft<br />
– Welche Marktentwicklung ist zu erwarten?<br />
Welche politischen Konsequenzen<br />
können sich daraus ergeben?“<br />
Wie bei der Durchsatzmenge zeichnen sich<br />
auch bei den Temperaturen am Presskopf Unterschiede<br />
ab, welche sich in Bereichen von<br />
45–78 °C bewegen. Die Lagerung des Rapskuchens<br />
erfolgte in Big Bags oder auf Schüttböden<br />
bzw. nach der Abkühlung auch in Hochsilos.<br />
Da die regionale Nachfrage meist sehr<br />
groß ist und somit derzeit keine Absatzprobleme<br />
auftreten, liegt die Lagerdauer bei 60 %<br />
der beprobten Betriebe unter 14 Tagen.<br />
Rapskuchen wird hauptsächlich in der Fütterung<br />
von Milchkühen, Rindern und Schweinen<br />
eingesetzt. Die produktionsintensiven<br />
Ölmühlen liefern auch größere Mengen<br />
an die Mischfutterindustrie. Die Erhebung<br />
zeigt, dass erfreulicherweise<br />
ca. 2 ⁄3 der Betriebe regelmäßige<br />
(min. einmal jährlich)<br />
Analysen auf futterrelevante<br />
Inhaltsstoffe durchführen.<br />
◆ Rapskuchen in der Fütterung<br />
Rapskuchen ist ein energiereiches Eiweißfuttermittel,<br />
welches in der Fütterung landwirtschaftlicher<br />
Nutztiere gut eingesetzt<br />
werden kann. Wegen des hohen Gehaltes an<br />
Rohfaser, welcher durch den Schalenanteil<br />
der Saat verursacht wird, ist der Wiederkäuer<br />
prädestiniert für eine möglichst effiziente<br />
Verwertung dieses Produktes. Bei der Verfütterung<br />
an landwirtschaftliche Nutztiere<br />
müssen dennoch zwei Aspekte Beachtung<br />
finden:<br />
◆ Höhe des Fettgehaltes (Wiederkäuer)<br />
◆ Höhe des Glucosinolatgehaltes (Schwein)<br />
Der Restölgehalt (Rohfett-Anteil) im Rapskuchen<br />
kann als begrenzender Faktor in der Ration<br />
für Wiederkäuer betrachtet werden. Die<br />
Fetttoleranzgrenze einer Milchkuh ist in der<br />
Literatur mit 4 % Fett bzw. etwa 800 g Gesamtfett<br />
je Kuh und Tag festgelegt. In der<br />
Fütterung von Milchkühen sollte diese Toleranzgrenze<br />
nicht überschritten werden, da<br />
sonst die allgemeinen Verdauungsprozesse<br />
im Pansen gestört werden könnten.<br />
Ein weiterer Begrenzungsfaktor für den Einsatz<br />
als Futtermittel ist der Glucosinolatgehalt.<br />
Zu hohe Konzentrationen in der Futterration<br />
haben einen gestörten Stoffwechsel<br />
der Schilddrüse, eine Reduktion der Futteraufnahme<br />
sowie Einflüsse auf andere Körperorgane<br />
zur Folge. Insbesondere beim<br />
Schwein sind der Glucosinolat- und der Rohfasergehalt<br />
die begrenzenden Faktoren. Bei<br />
zu hohem Einsatz in der Fütterung könnte<br />
auch der Fettgehalt einen negativen Einfluss<br />
auf die Fleischqualität bewirken.<br />
◆ Nährstoffvariabilität von Rapskuchen<br />
Die Untersuchungsergebnisse zeigen eine<br />
hohe Variabilität der Gehalte an Rohfett- und<br />
Rohprotein. Die negative Korrelation von<br />
r = –0,72 zwischen diesen beiden Parametern<br />
zeigt, dass mit steigendem Fettgehalt<br />
der Proteingehalt sinkt und umgekehrt. Der<br />
Fettgehalt liegt im Mittel der Untersuchung<br />
bei 16,9 %. Der weite Schwankungsbereich<br />
zwischen 12,9 und 24,3 % Rohfett deutet auf<br />
eine uneinheitliche Ware bzw. Unterschiede<br />
in der Rapssaatbehandlung und dem Pressverfahren<br />
hin (Abb. 1). Der Gehalt an Rohprotein<br />
liegt bei 28,9 % (24,4–32,0 %) auf<br />
dem Niveau, das auch in verschiedenen Literaturstellen<br />
angegeben ist. Insbesondere als<br />
Folge des variierenden Fettgehaltes zeigten<br />
sich auch in den Energiewerten ME-Schwein,<br />
ME-Rind und NEL sehr große Unterschiede<br />
(Tab. 1).<br />
Tab. 2: Ergebnisse des Rapskuchen –<br />
Monitorings (n=22)<br />
Im Rahmen einer Diplomarbeit an der Fachhochschule<br />
Bingen und mit finanzieller Unter-<br />
Temperatur am<br />
Pressendurchsatz (kg/h) 10– 500 kg/h (Durchsatzleistung), davon 15 Pressen < 50 kg/h<br />
Mittelwert<br />
Inhaltsstoffe<br />
SD Min–Max<br />
zwischen 45 °C und 78 °C (davon 38 % der Betriebe > 75 °C)<br />
stützung des Arbeitskreises Futter/Fütterung Presskopf in °C<br />
TM- Gehalt % 10,1 1,1 7,5–11,9 10<br />
Rheinland-Pfalz wurden 22 dezentrale Ölmühlen<br />
(Rheinland-Pfalz, Saarland) beprobt.<br />
In ca. 16 der 22 Ölmühlen wird die Sorte Express verwendet; große Sortenvielfalt (Viking,<br />
Rapssaat/Herkunft<br />
Gehalte je 1.000 g Futtermittel (90 % TS)<br />
Sortenwahl<br />
Rohasche g 57 3 50–63 62<br />
Die Rapskuchenproben wurden von der LU-<br />
Oase, Kapitol, Smart, Moikan, Artus, Zenit, Elektra und weitere Hybridrapssorten)<br />
Rohprotein g 289 22 244–320 315<br />
FA Speyer auf futterrelevante Nährstoffe untersucht<br />
und von der Landesforschungsan-<br />
Rapskuchenlagerung und -verwertung<br />
Feuchtgehalt in % Feuchtgehalt der zur Pressung verwendeten Saat lag bei 5–9 %<br />
Rohfaser g 106 5 96–116 100<br />
stalt für Landwirtschaft und Fischerei in<br />
Rohfett g 169 28 129–243 140<br />
Sehr vielfältig (Big Bags, Schüttboden in Lagerhallen, offene Behälter, Silo, Anhänger);<br />
Mecklenburg-Vorpommern im Rahmen des Lagerung<br />
Zucker g 89 7 65–98<br />
zum Teil nach vorheriger Abkühlung<br />
UFOP-Monitorings auf den Glucosinolatgehalt<br />
analysiert.<br />
ME-Schwein MJ 14,0 0,6 13,1–15,3 –12,3 3)<br />
Glucosinolate mmol 13,5 4,2 5,0–22,4 –18,0 2)<br />
Lagerungsdauer<br />
1 Tag bis ca. 2 Monate (60 % der Betriebe verwerten den Rapskuchen innerhalb von 2 Wochen)<br />
Alle Betriebe setzen den anfallenden Rapskuchen als Futter ein (Mischfutterindustrie,<br />
Um Rückschlüsse auf mögliche Einflussfaktoren,<br />
wie Pressverfahren/-technik und ver-<br />
NEL MJ 8,0 0,3 7,6– 8,6 7,8<br />
Verwertung<br />
ME-Rind MJ 13,0 0,4 12,4–13,9 12,6<br />
Milchvieh, Mastrinder und Schweine)<br />
wendete Rapssaat, auf die Qualitätsparameter<br />
und Inhaltstoffe des Rapskuchens<br />
63 % der Betriebe mit regelmäßiger (min. 1x jährlicher) Nährstoffanalyse<br />
Nährstoffanalysen<br />
1) DLG Futterwerttabellen Rind; 2) UFOP (Datenerhebung); 3) DLG Futterwerttabelle<br />
34 (Rohfett, Rohprotein)<br />
Schwein (RK >8 % Rohfett)<br />
35<br />
Tabellenwert<br />
1)<br />
RK 12–<br />
20 % Fett<br />
Qualität<br />
VeredlungsProduktion 3/4/2006<br />
VeredlungsProduktion 3/4/2006
Abb. 1: Rohfettgehalte im Rapskuchen von<br />
22 dezentralen Ölmühlen<br />
Rohfettehalte in % der FM<br />
GSL mmol/kg<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10111213141516171819202122<br />
Nach der Auswertung wurde deutlich, wie<br />
wichtig eine Reinigung und Trocknung der<br />
Saat vor der Pressung ist. Die Variation der Inhaltsstoffe<br />
im Rapskuchen steht stark unter<br />
dem Einfluss des Fremdbesatzanteils und<br />
der Rapsfeuchte. Die puffernde Wirkung des<br />
Fremdbesatzes verhindert eine optimale<br />
Auspressung der Saat, wodurch ein hoher<br />
Rohölgehalt im Nebenprodukt Rapskuchen<br />
zu finden ist.<br />
Abb. 2: Glucosinolatgehalte (GSL) im Rapskuchen<br />
von 22 dezentralen Ölmühlen<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10111213141516171819202122<br />
In den heutigen 00-Rapssorten sollte max. ein<br />
Glucosinolatgehalt von 25 µmol/g Saat enthalten<br />
sein, was von großer Bedeutung für die<br />
Einsatzmenge des Rapskuchens in der Fütterung<br />
ist. Die Rapssaat ist in erster Linie verantwortlich<br />
für die Höhe des Glucosinolatgehaltes<br />
im Rapskuchen. Des Weiteren nehmen<br />
Durchwuchs glucosinolathaltiger Unkräuter<br />
sowie die Schwefelversorgung Einfluss auf die<br />
Konzentration. Mehrjährige repräsentative<br />
Erhebungen der UFOP zeigen bei Rapskuchen<br />
im Mittel 18 mmol/kg Glucosinolate. Die<br />
Werte der untersuchten Rapskuchenproben<br />
variieren zwischen 5,0 und 22,4 mmol sehr<br />
stark, wie aus Abbildung 2 hervorgeht. Im<br />
Mittel liegen die Glucosinolatgehalte bei<br />
13,5 mmol je kg Rapskuchen. Insbesondere<br />
die relativ niedrigen Glucosinolatgehalte der<br />
Ölmühlen (< 10 mmol/kg) bedürfen weiterer<br />
Betrachtung hinsichtlich eingesetzter Rapssorten<br />
sowie dem Pressverfahren.<br />
Rapskuchen ist ein energiereiches Eiweißfuttermittel,<br />
das in der Fütterung von landwirtschaftlichen<br />
Nutztieren gezielt als Rationsergänzung<br />
eingesetzt werden kann. In<br />
der Milchviehfütterung können bei niedrigen<br />
Fettgehalten im Rapskuchen bis zu 2 kg<br />
pro Kuh und Tag ernährungsphysiologisch<br />
und ökonomisch sinnvoll verfüttert werden.<br />
Bei hohen Rohfettgehalten dagegen sollte<br />
die Einsatzmenge auf 1 kg pro Kuh und Tag<br />
reduziert werden. Die Einsatzmengen von<br />
Rapskuchen im Schweinefutter sollte so begrenzt<br />
werden, dass der Orientierungswert<br />
von 1,5 mmol Glucosinolat je kg Alleinfutter<br />
keinesfalls überschritten wird.<br />
Auf Grund der stark variierenden Inhaltsstoffe<br />
verschiedener Rapskuchenchargen ist es<br />
für Landwirt und Mischfutterindustrie unerlässlich,<br />
die futterrelevanten Nährstoffe<br />
genau zu kennen, um die Leistungsfähigkeit<br />
oder Gesundheit der Tierbestände nicht zu<br />
gefährden.<br />
Der direkte Draht<br />
Prof. Dr. Georg Dusel<br />
Telefon: 06721-409 180<br />
Telefax: 06721-409 188<br />
E-Mail: dusel@fh-bingen.de<br />
Ein wichtiger Aspekt der Qualitätssicherung<br />
bei der Verwendung von Rapsölen ist<br />
die Lagerung der Öle nach der Herstellung<br />
bis zur weiteren Verarbeitung. Dabei liegt die<br />
Herausforderung darin, das Öl über einen<br />
möglichst langen Zeitraum ohne Qualitätseinbußen<br />
zu lagern.<br />
Beeinflusst wird die Ölqualität während der<br />
Lagerung durch Faktoren, die von außen auf<br />
das Öl wirken, Temperatur, Sauerstoff und<br />
Licht, sowie durch Parameter, die sich aus<br />
der Zusammensetzung des Öles ergeben,<br />
wie Fettsäurezusammensetzung, antioxidativ<br />
und oxidativ wirkende Substanzen oder<br />
auch Minorkomponenten. Die seit einigen<br />
Jahren auf dem Markt erhältlichen kaltgepressten<br />
Öle weisen darüber hinaus noch eine<br />
besondere Problematik auf. Aufgrund<br />
des relativ einfachen Herstellungsprozesses,<br />
der keine Möglichkeit lässt, die Qualität des<br />
Öles zu verbessern, sind sowohl an den Prozess<br />
selbst, aber auch an die Reinigung des<br />
gewonnenen Rohöles besondere Anforderungen<br />
zu stellen, wenn das Öl über einen<br />
längeren Zeitraum gelagert werden soll.<br />
Schwierigkeiten können insbesondere dann<br />
auftreten, wenn die Öle nach dem eigentlichen<br />
Ölgewinnungsprozess nicht mehr oder<br />
nur unzureichend von Trubstoffen befreit<br />
werden.<br />
◆ Einfluss von Trubstoffen auf<br />
die Ölqualität<br />
Bei diesen Trubstoffen handelt es sich um<br />
Pflanzenteile, die infolge des Pressprozesses<br />
in das Öl gelangen. Während in der intakten<br />
Saat Enzyme wie Myrosinase oder Lipasen<br />
von den entsprechenden Substraten,<br />
Auswirk ungen einer nicht sachgerechten<br />
Lager ung von Rapsöl auf die Ölqualität<br />
VeredlungsProduktion 3/4/2006<br />
Dr. Bertrand Matthäus, Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel, Münster<br />
Glucosinolate oder Triglyceride getrennt<br />
sind, ist diese Trennung in den Pflanzenteilen<br />
aufgehoben, so dass die Enzyme wirken<br />
können. Das Ergebnis ist ein Abbau der Speicherstoffe<br />
der Saat, aber auch des Öles, was<br />
wiederum zur Bildung von entsprechenden<br />
Abbauprodukten führt. Dies sind in der Regel<br />
kurzkettige Verbindungen, die sich entweder<br />
geschmacklich oder auch geruchlich<br />
bemerkbar machen. So werden beispielsweise<br />
Glucosinolate durch Myrosinase zu<br />
Isothiocyanaten und Nitrilen abgebaut, die<br />
z.T. auch im Öl zu finden sind. Dahingegen<br />
bauen Lipasen Triglyceride zu freien Fettsäuren<br />
ab, die deutlich oxidationsanfälliger sind<br />
als die entsprechenden Fettsäuren, die noch<br />
im Triglycerid gebunden sind. Dies führt zu<br />
einer deutlich verringerten Stabilität der Öle<br />
während der Lagerung, wenn der Gehalt an<br />
freien Fettsäuren ansteigt.<br />
Ein weiterer Aspekt bei der Betrachtung des<br />
Einflusses von Trubstoffen auf die Lagerstabilität<br />
von Rapsölen ist, dass Trubstoffe einerseits<br />
mit Mikroorganismen besiedelt<br />
sind, die zum Abbau von Ölinhaltsstoffen<br />
und somit zu einer Verschlechterung der Ölqualität<br />
führen und andererseits Feuchtigkeit<br />
in das Öl einbringen. Diese Feuchtigkeit<br />
begünstigt das Wachstum von Schimmel,<br />
Hefen und Bakterien und bestimmt die Geschwindigkeit,<br />
mit der Stoffwechselprozesse<br />
ablaufen.<br />
Probleme treten vor allem dann auf, wenn<br />
Lagertanks nicht regelmäßig gereinigt werden<br />
und somit Mikroorganismen auf den<br />
Pflanzenteilen die Möglichkeit gegeben<br />
wird, sich unter idealen Bedingungen – entsprechende<br />
Feuchtigkeit sowie Angebot an<br />
Substraten, die verstoffwechselt werden<br />
VeredlungsProduktion 3/4/2006<br />
können – zu vermehren. Das Ergebnis einer<br />
solchen Besiedelung ist Schimmelbildung<br />
auf den Trubstoffen mit der daraus resultierenden<br />
Bildung von Abbauprodukten, die<br />
sich im Öl sehr rasch sensorisch negativ bemerkbar<br />
machen, aber auch die Stabilität der<br />
Öle während der Lagerung verringern.<br />
Bei einer nicht sachgerechten Lagerung des<br />
Öles und einer entsprechenden Schimmelbildung<br />
findet man in den Ölen eine Reihe<br />
von Stoffwechselprodukten wie Essigsäure,<br />
Propionsäure, Buttersäure oder auch 2-Methylpropanol,<br />
die den Geschmack des Öles<br />
sehr unangenehm werden lassen. Dies ist<br />
insbesondere dann wichtig, wenn das Öl für<br />
die Verwendung als Speiseöl vorgesehen ist.<br />
Aber auch bei einer Verwendung des Öles als<br />
Futteröl in der Tierernährung werden die<br />
Tiere aufgrund ihrer empfindlichen Geruchsorgane<br />
Futtermittel, die unter Verwendung<br />
eines solchen Öles hergestellt worden<br />
sind, ablehnen. Es kann zu deutlichen Leistungseinbussen<br />
und geringerer Gewichtszunahme<br />
kommen.<br />
Seit Juli 2006 liegt nunmehr die rechtsverbindliche<br />
Vornorm für Rapsölkraftstoff – DIN V<br />
51605 – vor. Dieses Normungsvorhaben wurde<br />
aus Mitteln der UFOP mit dem Ziel gefördert,<br />
verbindliche Mindestanforderungen zwischen<br />
Kraftstoff- und Motorenherstellern sowie Umrüstern<br />
abzustimmen. Mit der Ausweisung dieser<br />
Norm in den Kaufverträgen sichert der<br />
Rapsölkraftstoffhersteller bzw. -lieferant die in<br />
der Norm vorgegebenen Qualitätsanforderungen<br />
zu. Gemäß des vorliegenden Regierungsentwurfes<br />
zur Änderung des Energiesteuergesetzes<br />
ist die Erfüllung der Normanforderung<br />
zukünftig Voraussetzung für die Steuerbegünstigung<br />
für Rapsölkraftstoff.<br />
Beschleunigt werden solche Prozesse, wenn<br />
Lagertanks höheren Temperaturen ausgesetzt<br />
sind, z.B. durch Sonneneinstrahlung<br />
oder auch durch größere Temperaturschwankungen<br />
während der Lagerung, da so<br />
durch die Bildung von Kondenswasser ebenfalls<br />
die Lebensbedingungen von Mikroorganismen<br />
verbessert werden.<br />
◆ Fazit<br />
Bei der Lagerung von Rapsöl ist neben der Beeinflussung<br />
der Qualität durch Faktoren wie<br />
Temperatur, Licht und Sauerstoff auch eine<br />
Verschlechterung der Qualität durch Trubstoffe,<br />
die durch unvollständige Reinigung im Öl<br />
enthalten sind, zu berücksichtigen. Aufgrund<br />
von Feuchtigkeit, Enzymaktivität und einer<br />
Besiedelung mit Mikroorganismen können<br />
diese Trubstoffe bei einem unzureichenden<br />
Qualitätsmanagement zu einer starken Beeinträchtigung<br />
der Ölqualität führen. Dies macht<br />
sich insbesondere durch die Bildung von<br />
Stoffwechselprodukten in der sensorischen<br />
Beurteilung der Öle bemerkbar, so dass diese<br />
sowohl beim menschlichen Verzehr als auch<br />
in der Tierernährung abgelehnt werden.<br />
Der direkte Draht<br />
Dr. Bertrand Matthäus<br />
Telefon: 0251-48167 14<br />
Telefax: 0251-519275<br />
E-Mail: matthaus@uni-muenster.de<br />
» DIN-Vornorm für Rapsöl als Kraftstoff rechtsverbindlich<br />
Normparameter DIN V 51605<br />
Parameter<br />
Wert<br />
Dichte (15 °C) 900–930 kg/m 3<br />
Flammpunkt 220 °C<br />
Heizwert<br />
36.000 kJ/kg<br />
Kinematische Viskosität (40 °C) 36 mm 2 /s<br />
Koksrückstand<br />
0,40 Masse-%<br />
Iodzahl 95–125<br />
Schwefelgehalt<br />
10 mg/kg<br />
Gesamtverschmutzung<br />
24 mg/kg<br />
Neutralisationszahl<br />
2,0 mg KOH/g<br />
Oxidationsstabilität (110 °C) 6,0<br />
Phosphorgehalt<br />
12 mg/kg<br />
Aschegehalt<br />
0,01 Masse-%<br />
Ca, Mg-Gehalt<br />
20 mg/kg<br />
Wassergehalt<br />
0,075 Masse-%<br />
Säurezahl<br />
2,0 mg KOH/g<br />
Zündwilligkeit<br />
39<br />
Quelle: DIN V 51605 (07/2006)<br />
Qualität<br />
37
Qualität<br />
Mikrobiologische Beschaffenheit von<br />
Extraktionsschroten und Futtergetreide<br />
Dr. Erwin Bucher und Dr. Katja Banzhaf, Bayer. Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim<br />
Die Qualität und Sicherheit tierischer Lebensmittel steht in engem Zusammenhang mit der<br />
Qualität der eingesetzten Futtermittel. Qualitätsverminderte Futtermittel beeinträchtigen die<br />
Leistungsfähigkeit landwirtschaftlicher Nutztiere.<br />
Nach § 24 Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch<br />
(LFGB) übernimmt der Veräußerer<br />
von Futtermitteln die Gewähr für die<br />
handelsübliche Reinheit und Unverdorbenheit,<br />
sofern keine anderen Angaben über die<br />
Beschaffenheit des Produktes gegeben werden.<br />
Die Unverdorbenheit eines Futtermittels<br />
wird unter anderem mit Hilfe mikrobiologischer<br />
Untersuchungen beurteilt. Dabei<br />
wird der Umfang der Belastung des Futtermittels<br />
mit Bakterien, Schimmelpilzen und<br />
Hefen mittels standardisierter Methoden<br />
des Verbands Deutscher Landwirtschaftlicher<br />
Untersuchungs- und Forschungsanstalten<br />
(VDLUFA) bestimmt.<br />
» Info<br />
Sojaschrot-Produkte in der<br />
Fütterung<br />
Während in Deutschland HP-Sojaschrot und Soy-<br />
Pass (Ausgangsmaterial von SoyPass ist HP-Sojaschrot,<br />
welches einem speziellen hydro-thermischen<br />
Verfahren unterzogen wurde, d.h. einer<br />
Behandlung mit zuckerhaltigen Lignosulfonaten,<br />
die zu einer erhöhten Pansenstabilität des<br />
Eiweißes führt.) am Markt sind, gibt es in den<br />
USA weitere Spezialprodukte aus Sojaschrot.<br />
Mehr Informationen über diese Sojaschrot-<br />
Produkte (AminoPlus, SoyBest, SoyMax, Soy-<br />
Plus), die auch für Deutschland interessant<br />
sind, gibt es unter:<br />
www.ussoyexports.org/<br />
www.soymeal.org/<br />
◆ Keimbelastung von Futtermitteln<br />
Pflanzliche Futtermittel weisen einen natürlich<br />
bedingten, mehr oder weniger starken<br />
Keimbesatz (Feldflora) auf. Dazu gehören<br />
beispielsweise Gelbkeime (Bakterien),<br />
Schwärzepilze oder Fusarien. In Abhängigkeit<br />
vom landwirtschaftlichen Bewirtschaftungssystem<br />
oder auch ungünstigen Witterungsbedingungen<br />
können Futtermittel<br />
bereits zum Zeitpunkt der Ernte überhöhte<br />
Keimzahlen aufweisen. Im Laufe der Lagerung<br />
kann es dann zur entscheidenden Veränderung<br />
im Keimbesatz kommen. Unter<br />
ungünstigen Bedingungen entwickeln sich<br />
Verderb anzeigende Keime wie z. B. Bacillus,<br />
Schimmelpilze oder Hefen.<br />
Bei der Bearbeitung von Getreide und Ölsaaten<br />
verändert sich der Keimbesatz deutlich: Nach<br />
der Verarbeitung von Getreide sind die Keime<br />
überwiegend in den Kleien zu finden, während<br />
das Mehl recht keimarm ist. Die Rückstände<br />
der Ölsaaten (z. B. Sojaextraktionsschrot) sind<br />
sehr keimarm infolge der Extraktion der Fette<br />
und Öle mit Lösungsmitteln und der hohen<br />
Temperaturbelastung durch das Toasten (Behandlung<br />
mit überhitztem Wasserdampf).<br />
Diese Unterschiede sind bei der Beurteilung<br />
der Qualität zu berücksichtigen.<br />
Mikrobiologische Qualität von<br />
Extraktionschroten und Getreide –<br />
4 Qualitätsstufen (QS I bis IV)<br />
Anteil an Proben in %<br />
100,0<br />
80,0<br />
60,0<br />
40,0<br />
20,0<br />
0,0<br />
85,7<br />
3277 Proben verschiedenster Einzel- und<br />
Mischfuttermittel wurden mikrobiologische<br />
Normen als so genannte Orientierungswerte<br />
(OW) geschaffen, welchen den Normalzustand<br />
der Keimbelastung beschreiben. Differenziert<br />
wird hierbei zwischen 19 produkttypischen<br />
bzw. Verderb anzeigenden Keimen,<br />
die zu sieben Keimgruppen zusammengefasst<br />
sind. Jedes Futtermittel erhielt daher<br />
sieben Orientierungswerte.<br />
Anhand der Orientierungswerte für die<br />
maximal zulässigen Keimgehalte erfolgt die<br />
Einstufung des Futtermittels in eine Qualitätsstufe<br />
(QS):<br />
◆ Ergebnisse<br />
9,8<br />
1,2 3,3<br />
Extraktionschrote<br />
(N=244)<br />
51,7<br />
22,4<br />
Getreide<br />
(N=201)<br />
QS I<br />
QS II<br />
QS III<br />
QS IV<br />
12,4 13,4<br />
Abbildung 1 zeigt ausgewählte Ergebnisse<br />
von 244 Extraktionsschroten und 201 Getreidearten,<br />
die in dem genannten Zeitraum<br />
zur Untersuchung kamen.<br />
◆ Extraktionsschrote<br />
Alle Extraktionsschrote (von Soja, Lein, Raps)<br />
werden nach den gleichen Orientierungswerten<br />
beurteilt. Der Anteil in Qualitätsstufe<br />
I beträgt 85,7 %. Differenziert nach Ölfrüchten<br />
ist erkennbar, dass der Anteil der Qualitätsstufe<br />
I bei Leinextraktionsschroten am<br />
niedrigsten liegt (64,7 %). Extraktionsschrote<br />
von Soja (88,1 %) und Raps (94,3 %)<br />
schneiden hingegen deutlich besser ab.<br />
Fasst man die Qualitätsstufen I und II zusammen<br />
(beide erfüllen den §24 LFBG), so ergeben<br />
sich insgesamt recht zufrieden stellende<br />
Anteile: 91,2 % Lein, 96,0 % Soja und<br />
97,1 % Raps.<br />
◆ Getreide<br />
Beim Getreide erreichten nur 51,7 % der untersuchten<br />
Proben die Qualitätsstufe I bzw.<br />
74,2 % die Qualitätsstufen I und II. Die Anteile<br />
in den Qualitätsstufen III und IV lagen bei<br />
12,4 bzw. 13,4 %.<br />
Differenziert nach einzelnen Getreidefrüchten<br />
erreichen lediglich 51,5 % der untersuchten<br />
Haferproben die Qualitätsstufen I<br />
oder II. Bei Weizen, Gerste und Mais weisen<br />
mind. 80 % eine gute bis ausreichende Futterqualität<br />
auf. Nicht zufrieden stellend ist<br />
der hohe Anteil (48,6 %) verdorbener Proben<br />
und deutlich herabgesetzter Qualitäten<br />
beim Hafer. Hier könnten durch geeignete<br />
Sortenwahl und ackerbauliche Maßnahmen<br />
sowie angepasste Verarbeitungsprozesse<br />
(Hafer entspelzen) bessere Qualitäten erreicht<br />
werden.<br />
VeredlungsProduktion<br />
11. Jahrgang, 3/4/2006<br />
Herausgeber:<br />
Verband Deutscher Oelmühlen e.V., Berlin<br />
Redaktion:<br />
Dr. K. J. Groß, Verband Deutscher<br />
Oelmühlen e.V.<br />
Dr. M. Prüfe, CMA Centrale Marketing-Gesellschaft<br />
der deutschen Agrarwirtschaft mbH<br />
Dr. M. Specht<br />
Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V.<br />
Konzeption, Gestaltung, Produktion:<br />
AgroConcept GmbH,<br />
Clemens-August-Straße 12–14, 53115 Bonn,<br />
Telefon 0228 969426-0, Telefax 0228 630311<br />
www.agroconcept.de<br />
Bezugspreis: jährlich EUR 10,– inkl. Versandkosten und<br />
MwSt. Einzelpreis EUR 3,– netto.<br />
Die in VEREDLUNGSPRODUKTION veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich<br />
geschützt, Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung.<br />
Beiträge mit Verfassernamen geben nicht unbedingt die Meinung des Verbandes<br />
Deutscher Oelmühlen und der Redaktion wieder. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte, Fotografien u. a. Materialien wird keine Haftung übernommen.<br />
Verband Deutscher Oelmühlen e.V.,<br />
Abt. Futtermittel<br />
Am Weidendamm 1A, 10117 Berlin<br />
Telefon: 030 72625930<br />
Telefax: 030 72625999<br />
E-Mail: gross@oelmuehlen.de,<br />
www.oelmuehlen.de.<br />
www.veredlungsproduktion.de<br />
Mit Unterstützung der<br />
Centrale Marketing-Gesellschaft der<br />
deutschen Agrarwirtschaft mbH<br />
Koblenzer Str. 148, 53117 Bonn<br />
Telefon 0228 8470, Telefax 0228 847202<br />
E-Mail: info@cma.de, www.cma.de<br />
In den Jahren 2002 bis 2005 untersuchte das<br />
UFOP– Union zur Förderung<br />
◆ Orientierungswerte (OW) und<br />
Weitere Informationen sowie Teilnahmebedingungen<br />
sind als Download unter<br />
Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin<br />
von Oel- und Proteinpflanzen e.V.<br />
Futtermittellabor des Bayerischen Landesamts<br />
für Gesundheit und Lebensmittel-<br />
Dr. Katja Banzhaf<br />
www.dgfett.de/rapsoelmedaille/index.htm<br />
Telefon: 030 31904202,<br />
Qualitätsstufen (QS)<br />
Der direkte Draht<br />
Im Rahmen eines bundesweiten Pilotprojektes<br />
von Januar 1994 bis Februar 1996 mit auf ihre mikrobiologische Beschaffenheit.<br />
E-Mail: katja.banzhaf@lgl.bayern.de<br />
sicherheit (LGL) 2359 Futtermittelproben<br />
Telefax: 030 31904485<br />
www.veredlungsproduktion.de<br />
Telefon: 089-31560 0<br />
verfügbar.<br />
38 E-Mail: info@ufop.de, www.ufop.de<br />
39<br />
» Info<br />
UFOP begrüßt Verleihung von<br />
Rapsöl-Medaille<br />
Die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen<br />
e.V. (UFOP) begrüßt das Engagement<br />
der Deutschen Gesellschaft für Fettwissenschaften<br />
(DGF) zur Verleihung der DGF-<br />
Rapsöl-Medaille 2006 für ausgezeichneten Geschmack<br />
nativer Rapsspeiseöle.<br />
Hochwertige native Rapsspeiseöle erfreuen<br />
sich durch ihr angenehm frisches und saatiges<br />
Aroma mit einem leicht nussigen Nachgeschmack<br />
steigender Beliebtheit bei den Verbrauchern.<br />
Für die Qualität der Öle sind dabei<br />
die sensorischen Eigenschaften ausschlaggebend.<br />
Um das Vertrauen der Konsumenten in das<br />
Produkt „natives Rapsspeiseöl“ zu stärken und<br />
zur Transparenz auf dem Markt beizutragen,<br />
zeichnet die Deutsche Gesellschaft für Fettwissenschaften<br />
(DGF) in Zusammenarbeit mit<br />
dem Institut für Lipidforschung der Bundesforschungsanstalt<br />
für Ernährung und Lebensmittel<br />
(BfEL) sensorisch hochwertige native<br />
Rapsspeiseöle aus. Die Rapsöle werden hierzu<br />
von einer geschulten, unabhängigen Prüfergruppe<br />
verkostet, bewertet und bei Erfüllung<br />
der Qualitätskriterien mit der DGF-Rapsöl-Medaille<br />
ausgezeichnet. Die Verleihung der DGF-<br />
Rapsöl-Medaille erfolgt im Rahmen einer<br />
öffentlichkeitswirksamen Veranstaltung, wobei<br />
Teilnehmer, deren Öle die Auszeichnung<br />
erreichen, mit der DGF-Rapsöl-Medaille für ihr<br />
Produkt werben dürfen. Teilnahmeberechtigt<br />
ist unter Beachtung der DGF-Bedingungen<br />
grundsätzlich jeder Hersteller und Vermarkter<br />
von nativen kaltgepressten Rapsspeiseölen,<br />
wobei die Produkte regelmäßig im Handel vertreten<br />
sein müssen.<br />
VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006
- Marktinfos<br />
Unter www.veredlungsproduktion.de finden<br />
Sie 14tägig Markt-Informationen der ZMP zu<br />
Ölsaaten, Ölschroten und Pflanzenölen.<br />
◆ Markt für Ölsaaten<br />
Europas Rapsverarbeitern steht im Wirtschaftsjahr<br />
2006/07 ein nahezu gleich großes<br />
Angebot zur Verfügung wie im Vorjahr.<br />
Ungünstige Witterungsbedingungen begrenzten<br />
zwar auf vielen Standorten die Erträge,<br />
doch die Rapsernte in der EU-25 fiel<br />
mit geschätzten 15,4 Mio. t fast auf Vorjahreshöhe<br />
aus, blieb damit aber unter den erwarteten<br />
16 Mio. t, denn immerhin wurden<br />
über 5 Mio. ha Raps angebaut. Ein enttäuschendes<br />
Ergebnis wurde in diesem Jahr in<br />
Frankreich erzielt. In anderen Hauptanbaugebieten<br />
wie z.B. in Deutschland und in Polen<br />
wird zwar das Vorjahresergebnis leicht<br />
überstiegen, aber nur weil die Flächenausdehnung<br />
den Ertragsrückgang kompensierte.<br />
Überdurchschnittliche Erträge gepaart<br />
mit einer Flächenausdehnung führten in<br />
Großbritannien, in Tschechien, in Dänemark,<br />
in Ungarn und in Schweden zu mehr Raps als<br />
2005. Damit wird das Gesamtangebot inklusive<br />
den Überhangsbeständen wieder rund<br />
16,7 Mio. t betragen.<br />
Demgegenüber steht eine anhaltend wachsende<br />
Nachfrage. Innerhalb der vergangenen<br />
drei Jahre stieg die Rapsverarbeitung in<br />
der EU-25 um knapp 6 Mio. t auf geschätzte<br />
16 Mio. t für 2006/07. Damit würde in diesem<br />
Wirtschaftsjahr zum ersten Mal seit 1994/95<br />
die Verarbeitung die Erzeugung übersteigen.<br />
Daher werden für 2006/07 umfangreichere<br />
Importe und sinkende Bestände erwartet.<br />
Doch auch in anderen rapserzeugenden Ländern<br />
erhielt die Rapsernte 2006 witterungsbedingt<br />
einen Dämpfer.<br />
In Europa weist der Verlauf der<br />
Rapskurse in dieser Kampagne<br />
die gleiche Richtung wie im<br />
Vorjahreszeitraum auf, allerdings<br />
auf einem ganz anderen<br />
Niveau. Ex Ernte 2006 gab es<br />
keinen Preisdruck, denn die<br />
durch Regen verzögerte, lang<br />
andauernde Ernte und die<br />
schwer abschätzbaren Erträge<br />
ließen die Erzeuger sehr verhalten<br />
offerieren. Kleine Mengen,<br />
die über Kontraktware<br />
hinaus angeboten wurden,<br />
nahm der Markt rasch auf, so<br />
dass örtlich sogar Angebotsknappheit herrschte.<br />
Die November-Position am MATIF tendierte<br />
fest und erreichte Anfang September<br />
2006 mit 264,25 EUR/t ihren vorläufigen Höhepunkt.<br />
Untermauert wurde der kräftige<br />
Kursanstieg durch lebhafte Umsatztätigkeit.<br />
Seit Anfang Oktober steht der Rapskontrakt<br />
allerdings unter dem Einfluss schwacher US-<br />
Sojanotierungen. So erreichte der November-<br />
Kontrakt am 04.10. die Marke von<br />
254,50 EUR/t. Und wieder begleitet von regem<br />
Kontraktgeschäft.<br />
◆ Markt für Ölschrote<br />
Der Rapsschrotmarkt zeigte sich indes in den<br />
vergangenen Wochen trotz des deutlich höheren<br />
Ausstoßes der Ölmühlen regelrecht<br />
leergefegt. Die Preise für vordere Ware tendieren<br />
mit rund 113 bis 115 EUR/t fob Mühle<br />
weiterhin fest und liegen rund 7,50 EUR/t<br />
Ölnotierungen laufen auseinander<br />
EUR/t<br />
260<br />
240<br />
220<br />
200<br />
180<br />
160<br />
jeweils vordere Terminnotierung<br />
Matif-Raps<br />
© ZMP 2006<br />
CboT-Sojabohnen<br />
140<br />
Jan Apr Jul Okt Jan Apr Jul Okt<br />
2005<br />
2006<br />
Adressänderungen bitte unter<br />
Telefon 0228-969426-0 oder Fax 0228-630311<br />
über Vorjahr. Dennoch bleibt Rapsschrot für<br />
die Futterwirtschaft ein preiswerter Eiweißträger,<br />
was durch den zunehmenden Einsatz<br />
von Rapsschrot im Mischfutter deutlich belegt<br />
wird.<br />
◆ Markt für pflanzliche Öle<br />
Das bisherige Zugpferd für den Markt – Rapsöl<br />
für den Biodieselsektor – ist lahm. Das Geschäft<br />
entwickelt sich nicht nach den Vorstellungen<br />
der Ölmühlen. Relativ hohe Preise im<br />
Vergleich zu Sojaöl, aber auch im Vergleich zu<br />
Rapsöl anderer Herkunft bremsen die Nachfrage<br />
spürbar. Zwar liegt der Einsatz von Rapsöl<br />
im technischen Bereich noch immer bei<br />
knapp 77 %. Allerdings wird es immer häufiger<br />
durch Öl aus anderen Rohstoffen oder durch<br />
Rapsöl aus anderen Ländern ersetzt. Das belegen<br />
die Außenhandelszahlen. Der Import an<br />
Rapsöl ist 2005/06 auf knapp 885.000 t angestiegen,<br />
620.000 t mehr als im Vorjahr. Gut<br />
zwei Drittel stammen aus EU-Nachbarländern<br />
wie den Niederlanden und Polen. Aber gut<br />
145.000 t kommen allein aus Kanada und dies<br />
erst seit der Freigabe von GMO-Importen im<br />
Januar 2006. Genauso wie die knapp 25.000 t<br />
aus den USA und die knapp 20.000 t aus China.<br />
Stark angestiegen ist auch der Einsatz von Sojaöl<br />
im technischen Bereich. Im Wirtschaftsjahr<br />
2005/06 waren es knapp 90.000 t und damit<br />
mehr als doppelt so viel als 2004/05.<br />
ZMP - Wienke von Schenck