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3/4/2006<br />

Überzeugungsarbeit<br />

für Rapsschrot<br />

kosten von<br />

Rapsschrot und<br />

Rapskuchen<br />

Lagerung und<br />

Qualität von<br />

Rapskuchen<br />

Lagerung von Rapsöl<br />

Mikrobiologische<br />

Beschaffenheit von<br />

Extraktionsschroten<br />

und Futtergetreide<br />

Rapsfuttermittel<br />

optimal in der<br />

Rinder- und<br />

Schweinefütterung<br />

So füttern Spitzenbetriebe<br />

in der<br />

Schweineproduktion<br />

Fütterung tragender<br />

Sauen – Schlüssel<br />

zum Erfolg in der<br />

Ferkelerzeugung<br />

Maisprodukte in der<br />

Milchkuhfütterung<br />

Propylenglykol<br />

oder Glycerin<br />

für Hochleistungskühe?<br />

Zeitschrift<br />

für Tierhaltung


Editorial<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

mit rund 5,3 Mio. t Rapssaat auf<br />

mehr als 1,4 Mio. ha Anbaufläche<br />

haben die deutschen<br />

Landwirte zur Ernte 2006 ihr<br />

bislang bestes Ergebnis erzielt.<br />

Der zunehmende Rohstoffbedarf<br />

der Biokraftstoffindustrie<br />

und die steigende Nachfrage nach Rapsspeiseöl eröffnen<br />

Chancen auf weiteres Wachstum in der Ölsaatenerzeugung.<br />

Rund 15 % der Ackerfläche oder<br />

1,8 Mio. ha können in Deutschland nachhaltig mit<br />

Winterraps bebaut werden.<br />

Insbesondere die starke Nachfrage zur Biodieselherstellung<br />

unterstützte zur Ernte 2006 die Durchsetzung<br />

höherer Rapspreise. Rückenwind erhält der<br />

europäische Ölsaatenmarkt aber auch aus Übersee.<br />

Die Idee von der Verringerung der Erdöl-Abhängigkeit<br />

durch den Einsatz von Biokraftstoffen führt vor<br />

allem in den traditionellen Anbauländern von Ölsaaten<br />

wie den USA, Südamerika, Malaysia und<br />

Indonesien zunehmend zum Bau von Anlagen zur<br />

Biodieselherstellung.<br />

In Deutschland wird die Rapsverarbeitungskapazität<br />

im Wirtschaftsjahr 2006/2007 weiterhin stark<br />

ansteigen. Im Ergebnis ist die Erzeugung von über<br />

4 Mio. t Rapsextraktionsschrot und Rapskuchen als<br />

Koppelprodukt der Ölgewinnung zu erwarten.<br />

Rapsfuttermittel finden heute bereits als hochwertige<br />

Proteinergänzer insbesondere in der Fütterung<br />

der Hochleistungsmilchkuh ein breites Einsatzgebiet.<br />

Aktuelle Ergebnisse aus Praxisversuchen belegen<br />

aber ebenfalls die hervorragende Eignung und<br />

Preiswürdigkeit von Rapsextraktionsschrot als Futterkomponente<br />

bei hohen Tierleistungen in der<br />

Schweinemast.<br />

Die UFOP wünscht Ihnen bei der Lektüre viel Vergnügen.<br />

Dr. Manuela Specht<br />

Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP)<br />

Rapsfuttermittel optimal in der<br />

Rinder- und Schweinefütterung einsetzen<br />

Dr. Jürgen Weiß, LLH Kassel<br />

Der Rapsanbau hat bei uns in den letzten Jahren ständig zugenommen und in 2006 mit<br />

1,43 Mio. ha einen neuen Höchststand erreicht. Der DBV erwartet für die Ernte 2007 einen erneuten<br />

Zuwachs auf 1,5 Mio. ha. Gründe sind neben pflanzenbaulichen Vorteilen die gestiegene<br />

Nachfrage nach Rapsöl für die Ernährungsindustrie und insbesondere die Biodieselherstellung.<br />

Dies führt zu attraktiven Marktpreisen.<br />

Abb. 1: Preisrelation Raps- zu Sojaschrot<br />

(rel. Rapspreis zu Sojapreis = 100)<br />

70<br />

65<br />

60<br />

55<br />

50<br />

Gleichgewichtspreis<br />

2006<br />

2005<br />

45<br />

Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

Quelle: ZMP<br />

Erläuterung: Wenn Rapsschrot rund 66 % von Sojaschrot<br />

kostet, sind die Nährstoffe gleich teuer wie in<br />

Sojaschrot. Kostet Rapsschrot weniger als 66 % von<br />

Sojaschrot, sind die Nährstoffe in Rapsschrot günstiger<br />

als in Sojaschrot.<br />

Aber Rapssaat besteht nicht nur aus Öl.<br />

Selbst bei einer 93%igen Ölausbeute über<br />

die Extraktion verbleiben je Tonne Rapssaat<br />

ca. 0,6 t Rapsextraktionsschrot (RES). Bei der<br />

Abpressung in dezentralen Ölmühlen fallen<br />

je nach Abpressgrad 0,7–0,8 t Rapskuchen<br />

(RK) an. Diese Nebenprodukte müssen verwertet<br />

werden, was bisher fast ausschließlich<br />

über die Fütterung erfolgt. Die dabei zu<br />

erzielenden Verkaufserlöse beeinflussen somit<br />

durchaus auch die Wirtschaftlichkeit des<br />

Rapsanbaues. Hierbei machen wir oft die Erfahrung,<br />

dass Tierhalter, insbesondere<br />

Schweinehalter, zwar Raps anbauen, aber<br />

selbst die Rapsfuttermittel nicht in ihrer Tierhaltung<br />

einsetzen. Es liegt deshalb auch im<br />

Interesse der Rapsanbauer, die Gewinnung<br />

von Erkenntnissen über die optimale Verwertung<br />

von Rapsextraktionsschrot und<br />

Rapskuchen über die Fütterung zu unterstützen<br />

und die Ergebnisse umzusetzen.<br />

Hierzu werden in dieser Ausgabe insbesondere<br />

aus der Schweinefütterung neue Versuchsergebnisse<br />

zusammengefasst und<br />

auch im Einzelnen vorgestellt und Einsatzempfehlungen<br />

gegeben.<br />

◆ Rapsschroteinsatz steigerungsfähig<br />

In Tabelle1 ist die Entwicklung des Marktes<br />

für Rapsschrot in Deutschland nach Angaben<br />

des Verbandes Deutscher Ölmühlen aufgeführt.<br />

In den nächsten Jahren ist mit einer<br />

erheblichen Kapazitätsausweitung der Rapsverarbeitung<br />

zu rechnen. Die geschätzte<br />

Rapsschrotproduktion steigt in 2007 gegenüber<br />

2005 um über 40 %. Aber schon heute<br />

wird die in Deutschland erzeugte Schrotmenge<br />

nur zu zweidrittel bei uns verfüttert,<br />

der Rest wird exportiert. Rapsschrot steht<br />

zwar bei uns an zweiter Stelle was den Verbrauch<br />

an Ölschroten betrifft. Aber der Löwenanteil<br />

liegt mit 61 % beim Sojaschrot,<br />

Rapsschrot ist „nur“ mit 27 % beteiligt. Da<br />

der Verbrauch an Ölschroten insgesamt eher<br />

leicht rückläufig ist, wird eine Steigerung des<br />

Einsatzes von einheimischem Rapsschrot zu<br />

Lasten von Sojaschrot erfolgen. Hierbei konkurriert<br />

Raps jedoch nicht nur mit Soja, sondern<br />

auch mit den Proteinfuttermitteln aus<br />

der Bioethanolherstellung, den Getreideschlempen.<br />

Da zudem nach FRAPI-Prognosen<br />

die Weltmarktpreise für pflanzliche Produkte<br />

bis 2015 kaum ansteigen werden,<br />

dürfte auch die Preisgestaltung den Einsatz<br />

entscheidend beeinflussen.<br />

Sowohl Soja- als auch Rapsschrot werden zu<br />

76 % in der Mischfutterindustrie verarbeitet<br />

und nur zu 24 % direkt von Tierhaltern verfüttert.<br />

Die Landwirte messen die Preiswürdigkeit<br />

von Rapsschrot allgemein an der Relation<br />

zum Sojaschrotpreis. In Abbildung 1<br />

ist diese im Monatsdurchschnitt für 2005<br />

und 2006 aufgeführt. Es zeigt sich, dass die<br />

auf Basis der Nährstoffgehalte unterstellte<br />

Grenzrelation von 66 % in jedem Fall unterschritten<br />

wird, was aus Sicht des Futterwertes<br />

für RES als sehr günstig zu beurteilen ist.<br />

Aber der Preis allein macht’s nicht. Rapsschrot<br />

ist noch kein allgemein etabliertes Futtermittel,<br />

was hauptsächlich aus Zeiten der<br />

eruca- und glucosinolatreichen Rapssorten<br />

herrührt. Wir haben zwar seit langem die erucasäurefreien<br />

und glucosinolatarmen 00-Sor-<br />

Tab. 1: Entwicklung des Marktes für Rapsschrot in<br />

Deutschland (ohne Rapskuchen aus dezentralen Ölpressen)<br />

Tatsächliche Produktion/<br />

Verbrauch von Rapsschrot<br />

in Mio. t<br />

ten, aber Vorurteile halten sich oft sehr lange.<br />

Aus diesem Grunde war und ist es dringend<br />

erforderlich, den Futterwert und die Einsatzmöglichkeiten<br />

der Rapsfuttermittel aus 00-<br />

Saat zu untersuchen und in praxisrelevante<br />

Fütterungsempfehlungen umzusetzen.<br />

◆ Zum Futterwert der Rapsfuttermittel<br />

Die Gehalte an Nährstoffen und Energie bestimmen<br />

generell den Futterwert. In der Tabelle<br />

2 sind die wichtigsten Rohnährstoffe<br />

von Rapskuchen und Rapsextraktionsschrot<br />

im Vergleich zu Sojaextraktionsschrot aufgeführt.<br />

RES ist in erster Linie ein Proteinfutter<br />

und deshalb interessiert der Rohproteingehalt,<br />

der bei etwa 78 % des Sojaschrotes liegt.<br />

Rapskuchen liegen im Proteingehalt niedriger,<br />

dafür ist der Rohfettgehalt höher. Je nach<br />

Abpressgrad sind hier zwei Fettbereiche aufgeführt.<br />

Der Phosphorgehalt ist in Rapsfuttermitteln<br />

bedeutend höher als im Sojaschrot.<br />

Zum Rapskuchen ist festzuhalten,<br />

dass mit steigendem Fettgehalt alle anderen<br />

Nährstoffe abnehmen (Verdünnungseffekt).<br />

Geschätzte Produktion/Verbrauch<br />

von Rapsschrot<br />

in Mio. t<br />

Jahr 1995 2000 2002 2004 2005* 2006 2007<br />

Produktion 1,9 2,5 2,6 2,8 3,2 3,9 4,6<br />

Netto Export 0,4 0,8 0,9 1,0 1,1 1,2 1,4<br />

Inlandverbrauch 1,5 1,7 1,7 1,8 2,1 2,7 3,2<br />

* geschätzte Verarbeitung Quelle: Verband Deutscher Oelmühlen<br />

Tab. 2: Futterwert von Rapsfuttermitteln<br />

im Vergleich zu SES<br />

(Gehalte in 1 kg Futter)<br />

Rapskuchen RES SES<br />

Rohfettgehalt 8–12 % 12–20 %<br />

Rohprotein g 333 315 349 449<br />

Rohfaser g 115 100 127 59<br />

Rohfett g 91 140 35 13<br />

Phosphor g 9 8 12 6<br />

MES MJ 11,2 12,3 9,9 13,0<br />

Lysin g 18 17,5 20 27<br />

Meth. + Cyst. g 15 14 17 13<br />

Threonin g 15 14 16 16<br />

NEL MJ 7,2 7,8 6,4 7,4<br />

UDP % 20 20 30 30<br />

nXP g 193 198 206 253<br />

RNB g 22 19 23 31<br />

RES= Rapsextraktionsschrot ; SES = Sojaextraktionsschrot<br />

Des Weiteren sind in der Tabelle 2 die wichtigsten<br />

Rationskriterien für die Schweineund<br />

Milchviehfütterung aufgeführt. Bei<br />

Schweinen interessiert der Aminosäuregehalt,<br />

der bei Methionin + Cystin höher<br />

und bei Threonin ungefähr gleichhoch<br />

wie im Sojaschrot ist. Der Lysingehalt ist<br />

um 26 % niedriger. Auch der Energiegehalt<br />

ist im Rapsextraktionsschrot erheblich,<br />

im Rapskuchen je nach Fettgehalt<br />

niedriger als im Sojaschrot. In der Milchviehfütterung<br />

ist der Energiegehalt des Rapsextraktionsschrotes<br />

ebenfalls niedriger einzustufen,<br />

allerdings ist hier der Abstand<br />

Futterwert Raps<br />

3<br />

VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006


Futterwert Raps<br />

4<br />

Tab. 3: Glucosinolatgehalte (GSL) in Rapsextraktionsschrot und Rapskuchen<br />

(Schumann, 2005, Weiß, 2005, Dusel 2006)<br />

Probenherkunft<br />

Probenzahl<br />

GSL-Gehalte (mmol/kg TM)<br />

Ø (Extremwerte)<br />

Rapsextraktionsschrot<br />

10 deutsche Ölmühlen 2000/03 637 8,3 (1–20)<br />

UFOP-Monitoring 2005 68 8,2 (4,4–11,2)<br />

geringer. Fettreicher Kuchen übertrifft sogar<br />

den Energiegehalt von Sojaschrot. Die Gehalte<br />

an nutzbarem Rohprotein (nXP) und die<br />

ruminale Stickstoffbilanz (RNB) sind ebenfalls<br />

niedriger, in Relation zum Rohproteingehalt<br />

jedoch günstig. Auch der relativ hohe<br />

Gehalt an schwefelhaltigen Aminosäuren<br />

Methionin und Cystin ist in der Wiederkäuerfütterung<br />

positiv zu bewerten.<br />

In der Tabelle 3 sind die Glucosinolatgehalte<br />

in Rapsextraktionsschrot und Rapskuchen<br />

aus aktuellen Untersuchungen aufgeführt.<br />

Die Mittelwerte im Schrot sind erfreulich<br />

niedrig. Die Streubreite ist allerdings zum<br />

Teil erheblich. Für Wiederkäuer begrenzen<br />

die gefundenen Glucosinolatgehalte nicht<br />

den mengenmäßigen Einsatz, wohl aber für<br />

Schweine. Hier sollte im Alleinfutter ein Glucosinolatgehalt<br />

von 1,5 mmol/kg nicht wesentlich<br />

überschritten werden, da sonst mit<br />

einem Rückgang der Futteraufnahme und in<br />

der Folge auch der Leistung zu rechnen ist.<br />

Im Rapskuchen ist der Glucosinolatgehalt erheblich<br />

höher. Ursache ist der fehlende<br />

Toastprozess, der im Extraktionsschrot einen<br />

Teil der Glucosinolate zerstört. In der<br />

Schweinefütterung muss aus diesem Grunde<br />

der mengenmäßige Einsatz von Kuchen<br />

entsprechend reduziert werden. In der<br />

Milchviehfütterung ist beim Kucheneinsatz<br />

der Fettgehalt begrenzend. Die ausgewiesenen<br />

Rohfettgehalte liegen im Durchschnitt<br />

Rohfettgehalt (% i. TM)<br />

Ø (Extremwerte)<br />

Rapskuchen<br />

6 Anlagen verschiedener Größe 85 22,1 (15–29) 12,6 ( 9–17)<br />

31 dezentrale Anlagen 94 15,9 (7–28) 15,1 ( 9–28)<br />

22 dezentrale Anlagen (Dusel 2006) 22 13,5 (5–22,4) 16,9 (12,9–24,3)<br />

auf einem relativ hohen Niveau, erschreckend<br />

ist allerdings die große Streubreite. Eine<br />

Deklaration des Rohfettgehaltes ist deshalb<br />

unbedingt erforderlich, im Übrigen<br />

auch futtermittelrechtlich vorgeschrieben,<br />

um einen sachgerechten Einsatz in der Rationsplanung<br />

sicherzustellen.<br />

Tab. 4: Milchviehversuche mit<br />

Rapsextraktionsschrot (RES)<br />

im Austausch gegen Sojaextraktionsschrot<br />

(SES)<br />

Versuchsansteller<br />

Grundration<br />

Einsatzmenge<br />

je Kuh +<br />

Tag<br />

Milchmenge<br />

Milchfett<br />

Milcheiweiß<br />

kg/Tag % %<br />

LWZ Haus Riswick: 5.–35. Laktationswoche<br />

1<br />

⁄3 MS<br />

+ 2 ⁄3 GS<br />

SES 2,3 kg 31,1 3,9 3,1<br />

RES 3,1 kg 31,3 3,9 3,2<br />

LWZ Haus Riswick: 2.–44. Laktationswoche<br />

TMR mit<br />

1<br />

⁄2 MS<br />

+ 25 % GS<br />

SES 1,6 kg 25,2 4,2 3,4<br />

RES 2,2 kg 25,8 4,1 3,4<br />

LVA Iden: bis 17. Laktationswoche<br />

TMR mit<br />

40 % MS<br />

+ LKS<br />

SES 4,0 kg 40,0 3,8 3,3<br />

+ 25 % GS RES 4,3 kg 40,5 3,9 3,3<br />

LVA Köllitsch: bis 17. Laktationswoche<br />

1<br />

⁄2 MS<br />

+ 1 ⁄2 GS<br />

SES 1,6 kg 31,2 3,9 3,4<br />

RES 2,0 kg 32,7 4,0 3,4<br />

MS = Maissilage; GS = Grassilage; LKS = Lieschkolbenschrotsilage<br />

◆ Raps in der Milchviehfütterung<br />

Die chemische Untersuchung der Futtermittel<br />

ist die eine Seite der Medaille. Die andere ist der<br />

Fütterungseffekt beim Tier. Hierzu sind aufwendige<br />

Fütterungsversuche erforderlich, aber<br />

auch notwendig, um den Tierhalter von der<br />

Qualität der Rapsfuttermittel zu überzeugen.<br />

Im Milchviehbereich sind umfangreiche wissenschaftliche<br />

Untersuchungen zur Proteinqualität<br />

vorangegangen. Hier geht es insbesondere<br />

um den UDP-Anteil im Rohprotein. Es<br />

konnte eindrucksvoll bewiesen werden, dass<br />

das Rapsprotein ebenso wertvoll wie das Sojaprotein<br />

ist. Auf dieser Basis wurden Fütterungsversuche<br />

angelegt, in denen der Effekt<br />

eines vollständigen Ersatzes von Sojaschrot<br />

durch Rapsschrot geprüft wurde. Die Ergebnisse<br />

der wichtigsten Versuche sind in der Tabelle<br />

4 zusammengefasst. Alle Versuche führten<br />

bei unterschiedlichen Leistungsniveaus<br />

und unterschiedlichen Laktationsabschnitten<br />

zu gleichen Ergebnissen. Der Ersatz von Sojaschrot<br />

durch Rapsschrot führte zum gleichen<br />

Ergebnis: Die Milchleistung und die Milchinhaltsstoffe<br />

waren sowohl in den Soja- als<br />

auch in den Rapsgruppen nahezu identisch!<br />

Zum Einsatz von Rapskuchen liegen noch<br />

keine so systematischen und umfangreichen<br />

Fütterungsversuche vor. Versuche aus<br />

dem Anfang der 1990er Jahre mit Rapssaat<br />

haben alle im Trend zu einer Erhöhung der<br />

Milchmenge bei gleichzeitiger Erniedrigung<br />

der Milchinhaltsstoffgehalte geführt. Dies<br />

deutet sich auch bei der Verfütterung von<br />

Rapskuchen an. Entscheidend ist der Rohfettgehalt,<br />

der 800–1.000 g in der Gesamtration<br />

nicht überschreiten soll. In der Tagesration<br />

einer Milchkuh kommen ca. 400 g<br />

Rohfett aus den Grobfuttermitteln. Kalkuliert<br />

man für die Kraftfutterration noch 100–<br />

200 g Rohfett, bleiben 200–300 g Rohfett für<br />

Rapskuchen übrig. Je nach Fettgehalt ergeben<br />

sich daraus mögliche Einsatzmengen<br />

zwischen 1–2 kg je Kuh und Tag.<br />

Tab. 5: Schweinemastversuche mit Rapsextraktionsschrot (RES)<br />

– Institutsversuche –<br />

Autoren<br />

Anzahl Schweine<br />

je Gruppe<br />

Weiss u.a. (2004)<br />

n= 47<br />

Weber u.a.<br />

n = 160 (2006)<br />

1) Anteil in der Anfangsmast/ Endmast<br />

Geprüfter Anteil<br />

Rapsfuttermittel<br />

(%)<br />

◆ Raps in der Schweinefütterung<br />

Während Rapsfuttermittel in der Rinderfütterung<br />

inzwischen besonders auf Grund der<br />

neuen Erkenntnisse zur Proteinqualität als<br />

etabliert angesehen werden können, trifft<br />

dies für die Schweinefütterung überhaupt<br />

noch nicht zu. Die Vorbehalte resultieren<br />

einmal aus den negativen Erfahrungen mit<br />

den alten Sorten hinsichtlich der Futteraufnahme.<br />

Dies ist auch im Zusammenhang mit<br />

den früher gebräuchlichen Pietrain-Kreuzungen<br />

zu sehen, die generell eine relativ<br />

niedrige Futteraufnahme aufwiesen. Da sich<br />

inzwischen beide Faktoren zum Positiven<br />

verändert haben, muss der Einsatz von<br />

Rapsfuttermitteln in der Schweinefütterung<br />

Lebendmassezunahme<br />

(g/Tag)<br />

Futteraufwand<br />

(kg/kg Zunahme)<br />

Muskelfleischanteil<br />

(%)<br />

Schilddrüsenmasse<br />

(g/100 kg<br />

Körpermasse)<br />

10 mmol Glucosinolate/kg RES<br />

0 797 2,84 56<br />

10 RES 821 2,80 57<br />

15 RES 813 2,79 57 8,6<br />

9 mmol Glucosinolate/kg RES<br />

0 850 3,06 55 nicht erfasst<br />

10/15 RES 1) 832 2.94 55 nicht erfasst<br />

15/20 RES 1) 825 2,96 56 nicht erfasst<br />

aktuell forciert werden. Die Ergebnisse zweier<br />

Institutsversuche sind in der Tabelle 5 zusammengefasst.<br />

In 2004 wurde der erste<br />

Exaktversuch mit bis zu 15 % Rapsextraktionsschrot<br />

in der Futtermischung im Tierzuchtzentrum<br />

Neu-Ulrichstein, Hessen,<br />

durchgeführt. Es ergaben sich keine fütterungsbedingten<br />

Differenzen in der Mastund<br />

Schlachtleistung im Vergleich zur Sojagruppe.<br />

Daraufhin wurden in 2006 mit Förderung<br />

durch die UFOP ein weiterer Versuch<br />

im Zentrum für Tierhaltung und Technik<br />

Iden in Sachsen-Anhalt durchgeführt. Einzelheiten<br />

zu diesem Versuch sind dem Artikel<br />

von Dr. Weber zu entnehmen (S. 16/17).<br />

Der RES-Anteil wurde in der Endmastmischung<br />

bis auf 20 % gesteigert, ohne dass<br />

Tab. 6: Schweinemastversuche mit Rapsextraktionsschrot (RES) – Praxisversuche –<br />

Versuchsansteller<br />

Fütterungstechnik<br />

% RES im<br />

Alleinfutter 1)<br />

Tageszunahmen<br />

g/Tier + Tag<br />

Futteraufwand 2)<br />

kg/kg Zuwachs<br />

Muskelfleischanteil in %<br />

bzw. Indexpunkte<br />

K V K V K V<br />

LK NRW 3) Breiautomat 5/10 790 784 +) +) 55,2 55,2<br />

LK NRW 3) Sensorfütterung 5/10 726 719 3,19 3,00 0,975 0,976 1)<br />

LK NRW 3) Flüssigfütterung 5/10 838 867 3,03 2,90 0,986 0,991 1)<br />

LLH Hessen 4) Breiautomat 5/10 796 826 2,66 2,59 59,2 59,1<br />

LLH Hessen 2) 4) Flüssigfütterung 10 717 721 3,35 3,39 56,3 55,9<br />

ZTT Sachsen-Anhalt 5) Flüssigfütterung 5/10 705 695 2,67 2,88 56,8 57,1<br />

1) Indexpunkte Auto FOM je kg Schlachtgewicht; 2) nur Endmast (70–120 kg LM); 3) Landw. Kammer Nordrhein-Westfalen, Koordinator Dr. Wolfgang Sommer; 4) Landesbetrieb<br />

Landwirtschaft Hessen, Koordinator Dr. Jürgen Weiß; 5) Zentrum für Tierhaltung und Technik Iden, Koordinator Dr. Manfred Weber; +) nicht erfasst<br />

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5Futterwert Raps<br />

VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006


Futterwert Raps<br />

6<br />

Tab. 7: Schweinemastversuche mit Rapskuchen (RK)<br />

Autoren<br />

Anzahl Schweine<br />

je Gruppe<br />

Schöne u.a. (1997)<br />

n = 20 (Börge)<br />

Meyer u.a. (2006)<br />

n = 26<br />

Geprüfter Anteil Rapsfuttermittel<br />

Glucosinolate,<br />

GSL/kg Futter<br />

Futterverzehr<br />

(kg/Tag)<br />

Lebendmassezunahme<br />

(g/Tag)<br />

Futteraufwand<br />

(kg/kg<br />

Zunahme)<br />

Muskelfleischanteil<br />

(%) bzw. Indexpunkte<br />

AutoFOM °)<br />

21 mmol Glucosinolate/kg RK<br />

ohne RK 2,40 779 3,08 55<br />

7,5 % RK – 1,6 mmol 2,35 786 2,99 56<br />

15 % RK – 3,2 mmol 2,28 718 1) 3,17 2) 54<br />

16 mmol Glucosinolate/kg RK<br />

ohne RK 2,23 853 2,62 0,98<br />

10 % RK – 1,6 mmol 2,19 863 2,56 0,98<br />

1) je kg Schlachtgewicht , Signifikanz im Vergleich zur Kontrollgruppe; 2) Signifikanz im Vergleich zu der Gruppe mit 7,5 % RK im Alleinfutter; °) je kg Schlachtgewicht<br />

sich die Mastleistung signifikant verschlechtert<br />

hat. Die Futterverwertung hat sich im<br />

Trend sogar etwas verbessert.<br />

Zusätzlich wurden in einem weiteren UFOP-<br />

Projekt Fütterungsversuche in praktischen<br />

Schweinemastbetrieben durchgeführt. Hier<br />

sollten auch eventuelle Effekte unterschiedlicher<br />

Fütterungstechniken – Flüssigfütterung,<br />

Breiautomat, Sensorfütterung – mit einbezogen<br />

werden. Die bis jetzt vorliegenden Ergebnisse<br />

aus sechs Betrieben sind in der Tabelle 6<br />

zusammengefasst. Bei Mischungsanteilen<br />

von 5 % in der Anfangs- und 10 % in der Endmast<br />

zeigen die Ergebnisse bei den Tageszunahmen<br />

und der Futterverwertung keine signifikanten<br />

Unterschiede zur Kontrolle mit<br />

Sojaschrot als alleinige Proteinkomponente.<br />

Eine genaue Beschreibung der Versuchsanstellung<br />

und der erzielten Ergebnisse in den<br />

drei westfälischen Praxisbetrieben sind den<br />

Ausführungen von Dr. Sommer und Kollegen<br />

in diesem Heft zu entnehmen (S. 7/9). Über<br />

den Futterungsversuch in einem dieser Betriebe<br />

hat die Redaktion den Landwirt Höschen<br />

befragt (S. 10/11).<br />

Wie der Versuch in einem hessischen Praxisbetrieb<br />

ablief, wird in der Betriebsreportage<br />

auf Seite 14 ff geschildert. Von den sechs Betrieben<br />

haben vier die Futtermischungen als<br />

komplette Eigenmischungen mit Getreide,<br />

Soja- und Rapsschrot sowie Mineralfutter<br />

selbst hergestellt. In zwei Betrieben wurden<br />

zum Getreide industriell hergestellte Ergänzungsfutter<br />

eingemischt. Wie ein beteiligtes<br />

Mischfutterwerk auf das Versuchsergebnis<br />

reagiert, ist dem Bericht von B. Reuter<br />

auf Seite 12 ff zu entnehmen.<br />

Tab. 8: Einsatzempfehlungen für RES<br />

und RK (je Tier und Tag bzw.<br />

Mischungsanteil)<br />

Rapsextraktionsschrot<br />

Rapskuchen<br />

Milchkühe bis 4 kg 1,5–2,0 kg<br />

Rindermast bis 1,2 kg 1 kg<br />

Mastschweine bis 10 % 7–8 %<br />

Zuchtsauen 5–10 % 5–8 %<br />

Zum Einsatz von Rapskuchen liegen zur Zeit<br />

zwei Versuche vor, deren Ergebnisse in der<br />

Tabelle 7 zusammengefasst sind. Im Versuch<br />

von Schöne u.a. (1997) wurde ein Rapskuchen<br />

mit einem Glucosinolatgehalt von<br />

21 mmol/kg mit 7,5 und 15 % in der Futtermischung<br />

eingesetzt. Während die Variante<br />

7,5 % Rapskuchen mit 1,6 mmol Glucosinolate/kg<br />

Futter zu gleichen Ergebnissen wie in<br />

der Kontrollgruppe führte, waren die Futteraufnahme<br />

und Mastleistung in der Variante<br />

15 % mit 3,2 mmol Glucosinolate/kg Futter<br />

signifikant schlechter. Hieraus ist abzuleiten,<br />

dass ein GSL-Gehalt von 1,6 mmol/kg Alleinfutter<br />

nicht überschritten werden sollte.<br />

In einem in jüngster Zeit von Meyer u.a. (2006)<br />

durchgeführten Versuch mit einem Rapskuchen<br />

mit 16 mmol Glucosinolate/kg Futter<br />

wurden bei einem Einsatz von 10 % im Alleinfutter<br />

gleich gute Mast- und Schlachtleistungen<br />

erzielt. Der Glucosinolatgehalt im Alleinfutter<br />

lag zwischen 1,5–1,6 mmol/kg. Das<br />

Fettsäuremuster des Specks war hinsichtlich<br />

des Polyensäuregehaltes gegenüber der Sojagruppe<br />

nicht negativ verändert.<br />

◆ Schlussfolgerungen und<br />

Einsatzempfehlungen<br />

Rapsfuttermittel sind gut geeignete Proteinkomponenten<br />

sowohl in der Wiederkäuerals<br />

auch in der Schweinefütterung.<br />

In der Milchviehfütterung kann Sojaschrot<br />

komplett durch Rapsschrot ersetzt werden.<br />

Hierbei ist allerdings der geringere Energiegehalt<br />

zu kompensieren. In der Schweinefütterung<br />

ist der Glucosinolatgehalt einsatzbegrenzend.<br />

Da dieser im Kuchen etwa<br />

doppelt so hoch wie im Schrot ist, kann Kuchen<br />

nur in entsprechend geringerer Menge<br />

eingesetzt werden. Bei diesen Mengen hat<br />

das darin enthaltene Öl keinen negativen<br />

Einfluss auf die Speckkonsistenz.<br />

In der Milchviehfütterung begrenzt der Rohfettgehalt<br />

die Einsatzmenge von Rapskuchen.<br />

Die Fettverträglichkeit der Milchkühe<br />

liegt bei 5 % der Gesamttrockenmasseaufnahme,<br />

das sind 800–1.000 g je Kuh und Tag.<br />

Da alle Futtermittel Fett enthalten, steht für<br />

Rapskuchen nur etwa ein Drittel dieser Menge<br />

zur Verfügung.<br />

Die zurzeit von der Beratung vertretenen<br />

Einsatzempfehlungen sind in der Tabelle 8<br />

zusammengefasst. Ziel der Beratung ist es,<br />

optimale und nicht maximale Einsatzmengen<br />

zu empfehlen. Nichts ist schädlicher für<br />

das Image eines Futtermittels, als wenn Tierhalter<br />

damit negative Erfahrungen machen.<br />

Der direkte Draht<br />

Dr. Jürgen Weiß<br />

Telefon: 0561-65132<br />

E-Mail: rjweiss@gmx.de<br />

Rapsschrot für die Schweinemast<br />

Dr. W. Sommer, J. Bunge und Dr. O. Maier-Loeper, Landwirtschaftskammer NRW<br />

In der Mischfutterherstellung wird Rapsextraktionsschrot (RES) schon<br />

seit langem als Komponente für Schweinemischfutter verwendet. Für<br />

Schweinehalter mit Eigenmischung war RES bisher allerdings kaum ein<br />

Thema – im Gegensatz zur Rinderhaltung.<br />

Tab. 1: Inhaltsstoffe von Rapsextraktionsschrot<br />

(RES) und Sojaschrot<br />

(SES) im Vergleich (Angaben je kg)<br />

RES 1) SES 2)<br />

Trockenmasse g 891 890<br />

Rohprotein g 334 432<br />

Lysin g 18,9 26,8<br />

Methionin/Cystin g 14,4 14,0<br />

Threonin g 15,0 18,9<br />

Tryptophan g 4,7 6,3<br />

Rohasche g 71 61<br />

Rohfaser g 122 83<br />

Rohfett g 29 15<br />

Zucker g 70 94<br />

Stärke g 12 58<br />

Energie MJME 10,4 12,9<br />

Calcium g 6,6 3,4<br />

Phosphor g 11,7 6,4<br />

Glucosinolate mmol 8,2 –<br />

1) Werte UFOP/DLG; 2) Werte Rechenmeister LWK NRW<br />

Das könnte sich jedoch in Zukunft ändern,<br />

zumal RES im Verhältnis zum Standardeiweißträger<br />

Sojaschrot je nach Marktlage<br />

preisliche Vorteile haben kann. Voraussetzung<br />

ist natürlich, dass sich mit diesem Eiweißträger<br />

gute Leistungen in der Schweinehaltung<br />

erzielen lassen. Raps enthält<br />

nämlich Senfölverbindungen (Glucosinolate),<br />

die die Futteraufnahme und Leistung der<br />

Tiere beeinträchtigen können. Heutige 00-<br />

Raps-Sorten verfügen allerdings nur noch<br />

über Bruchteile an diesen so genannten sekundären<br />

Pflanzenstoffen. Durch das<br />

Verfahren beim Ölextrahieren werden zudem<br />

die vorhandenen Glucosinolate<br />

teilweise noch<br />

zerstört. Nach Untersuchungen<br />

der UFOP (Union zur Förderung von<br />

Oel- und Proteinpflanzen) ist bei aus<br />

deutschem Rapsanbau stammendem RES<br />

deshalb nur noch von durchschnittlich 8 (4,4–<br />

11,2) mmol Glucosinolaten je kg auszugehen<br />

(Tab. 1).<br />

◆ Rapsschrot mit besserer Qualität<br />

Tabelle 1 führt die den Futterwert bestimmenden<br />

Inhaltsstoffe von RES auf. Dieses Nebenprodukt<br />

enthält durchschnittlich 334 g<br />

Rohprotein und damit etwa ein Viertel weniger<br />

als Sojaschrot, rund 19 g Lysin, 14 g Methionin/Cystin,<br />

15 g Threonin und knapp 5 g<br />

Tryptophan je kg. Bezieht man diese Aminosäurengehalte<br />

jeweils auf 100 g Rohprotein,<br />

so ist das Protein von RES besonders bei den<br />

schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin/<br />

Cystin und Threonin reichhaltiger als das von<br />

Sojaschrot. Für die Rationsgestaltung sind natürlich<br />

die absoluten Aminosäurengehalte<br />

ausschlaggebend. Diese liegen unter den Werten<br />

von Sojaschrot. Hinzu kommt, dass im Allgemeinen<br />

Aminosäuren von Rapsprodukten<br />

eine um rund 20 % geringere Verdaulichkeit<br />

gegenüber Sojaschrot in der Schweinefütterung<br />

besitzen. Besonders bei proteinabgesenkten<br />

Futterrationen muss hierauf geachtet<br />

werden, um einen Mangel in der Aminosäurenzufuhr<br />

zu vermeiden.<br />

◆ Weniger Energie<br />

RES enthält zudem deutlich mehr Rohfaser<br />

als Sojaschrot, was sich im Energiegehalt widerspiegelt.<br />

Berechnet auf Basis der 1.<br />

Mischfutterformel ist im Mittel von 10,4 MJ<br />

ME/kg auszugehen. Der Energiewert von Sojaschrot<br />

beträgt für die in Tabelle 1 aufgeführte<br />

Qualität hingegen 12,9 MJ ME/kg,<br />

liegt also 20 % über dem Wert von RES. Bezüglich<br />

der Fütterung von Mastschweinen<br />

kann dieser geringere Energiegehalt allerdings<br />

von Vorteil sein, denn energiereduzierte<br />

Futtermischungen führen in der<br />

Endmast in der Regel zu höheren Muskelfleischanteilen.<br />

Die Calcium- und Phosphorgehalte sind fast<br />

doppelt so hoch wie beim Sojaschrot. Zu beachten<br />

ist jedoch, dass Phosphor wie beim<br />

Getreide überwiegend als Phytat vorliegt.<br />

Das bedeutet, dass die P-Verdaulichkeit von<br />

RES deutlich herabgesetzt ist. Hinzu kommt,<br />

dass das pflanzeneigene, Phosphor spaltende<br />

Enzym Phytase durch den bei der Ölgewinnung<br />

notwendigen Extraktionsprozess<br />

weitestgehend zerstört wird.<br />

◆ Praktische Fütterungsversuche<br />

Um den Futterwert heutiger, marktgängiger<br />

RES-Ware unter praxisüblichen Bedingungen<br />

zu testen und besser einschätzen zu können,<br />

wurden unter Federführung der Landwirtschaftskammer<br />

NRW von Oktober 2005<br />

7Praxisversuche<br />

VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006


Praxisversuche<br />

8<br />

Tab. 2: Zusammensetzung (%) und Inhaltsstoffe der Mastmischungen<br />

Anfangsmast<br />

Endmast<br />

Betrieb<br />

A B C A B C<br />

Kontrolle/Versuch K V K V K V K V K V K V<br />

Zusammensetzung<br />

RES 5 5 10 10<br />

SES 22,5 18,8 21,5 18 20 12,7 19 12,5<br />

Ergänzer ohne RES 22 20<br />

Ergänzer mit RES * ) 22 20<br />

Weizen 39 39 53 51,7 47,5 52 40 40 54 51,3 43 55<br />

Gerste 39 39 21,5 21,5 28 22 40 40 23,5 23,5 35,5 20<br />

Mineralfutter 3 3 3 3 2,5 2,5 2,5 2,5<br />

Inhaltsstoffe (bei 88 % T)<br />

Rohprotein % 17,4 17,4 18,5 18,4 17,6 17,6 16,9 16,9 17,8 17,7 16,6 17,9<br />

Energie MJ ME/kg 13,0 13,0 13,3 13,1 13,2 13,1 13,0 13,0 13,4 13,1 13,2 13,1<br />

Lysin : ME g/MJ ME 0,78 0,78 0,78 0,79 0,81 0,81 0,73 0,73 0,71 0,71 0,70 0,70<br />

Futterkosten EUR/dt 13,41 13,34 14,17 14,07 14,25 14,01 13,18 12,90 13,72 13,56 13,49 13,02<br />

* ) Die Ergänzer der Versuchsmischung wurden so eingestellt, dass der Rapsextraktionsschrotanteil in der Gesamtmischung 5 % in der Anfangs- bzw. 10 % in der Endmast entsprach.<br />

bis Anfang 2006 in drei westfälischen<br />

Schweinemastbetrieben gezielte Fütterungsversuche<br />

durchgeführt.<br />

Betrieb A: 208 Tiere Westhybrid<br />

(13 Tiere/Bucht); Flüssigfütterung<br />

am Quertrog.<br />

Betrieb B: 440 Tiere BHZP (37 Tiere/Bucht);<br />

Fütterung über Sensor in<br />

3 Blöcken (8.00, 12.00, 17.00 Uhr)<br />

Betrieb C: 160 Tiere Topigs<br />

(40 Tiere/Bucht); Fütterung<br />

mit Breiautomaten<br />

Alle drei Betriebe setzten ab der Einstallung<br />

bis zu einem Gewicht von 40 kg jeweils eine<br />

Mischung ohne RES-Ergänzung ein.<br />

Tabelle 2 zeigt die Zusammensetzung der verschiedenen<br />

Versuchsmischungen. Für die<br />

Rationsberechnung und -zusammenstellung<br />

lagen von allen Einzelfuttermitteln LUFA-Analysenergebnisse<br />

vor. Die Nährstoffausstattung<br />

der Mastmischungen erfolgte vornehmlich<br />

nach Vorgaben der Landwirte. Basis waren<br />

jeweils hohe Getreideanteile. Der RES-Anteil<br />

betrug in der Vormast jeweils 5 % und in der<br />

Endmast jeweils 10 %.<br />

Die Lysin : ME-Relationen liegen in allen drei<br />

Betrieben sowohl in der Anfangs- als auch<br />

Endmast auf nahezu gleichem Level. Die Untersuchungen<br />

des RES von Betrieb A ergaben<br />

5,4 bzw. 9,0 mmol Glucosinolate je kg TS.<br />

Diese Werte erreichen in etwa die Größenordnung,<br />

wie sie von der UFOP angegeben<br />

wird. Bei den Futterkosten (letzte Zeile der<br />

Tabelle 2) wurden keine Mahl- und Mischkosten<br />

einbezogen. Die Mastmischungen in den<br />

Versuchsgruppen (mit RES) schneiden kostenmäßig<br />

durchweg etwas günstiger ab als<br />

die Mischungen ohne RES. Die errechneten<br />

Kostenvorteile schwanken zwischen 0,07<br />

und 0,47 EUR pro dt fertige Mischung.<br />

◆ Gute Leistungen, geringere Kosten<br />

Die Mastdurchgänge verliefen in allen drei<br />

Betrieben störungsfrei. Bei Betrachtung der<br />

Mastleistungsergebnisse (Tab. 3) zeigt sich<br />

deutlich, dass der Einsatz von 5 % RES in der<br />

Vormast bzw. von 10 % RES in der Endmast<br />

keine Nachteile mit sich bringt. Im Gegenteil:<br />

im Betrieb A führt die Rapsschrotmischung<br />

zu einer deutlich höheren täglichen Zunahme<br />

(TZ) von durchschnittlich 29 g. In den<br />

beiden anderen Betrieben schneiden die Mischungen<br />

ohne Raps geringfügig um 7 g<br />

bzw. 6 g TZ besser ab. Insgesamt lässt sich<br />

feststellen, dass durch den Einsatz von RES<br />

kein Rückgang in den täglichen Zunahmen,<br />

sondern ein übliches Zunahmeniveau zu erwarten<br />

ist. In der Futterverwertung, die nur<br />

in zwei Betrieben gemessen wurde, schneiden<br />

die RES-Tiere in beiden Fällen sogar<br />

deutlich besser ab. Der Unterschied beträgt<br />

in Betrieb A 0,13 kg, in Betrieb B sogar 0,19 kg<br />

Futter je kg Zuwachs. In Verbindung mit den<br />

etwas geringeren Futterkosten in den Mischungen<br />

mit RES lassen sich somit durchaus<br />

niedrigere Futterkosten je Mastschwein<br />

zugunsten der RES-Tiere ableiten.<br />

In der durchschnittlichen Futteraufnahme je<br />

Tier und Tag fällt lediglich die RES-Gruppe in<br />

Betrieb B etwas ab. Da die Glucosinolatgehalte<br />

der untersuchten Rapsschrote insgesamt<br />

sehr niedrig waren, dürfte diesbezüglich<br />

aber kein Zusammenhang bestehen.<br />

In den Indexpunkten je kg Schlachtgewicht<br />

ergeben sich jeweils zwischen Kontroll- und<br />

Versuchsgruppe praktisch keine Unterschiede<br />

(Tab. 3). Auch im Betrieb C werden in bei-<br />

Tab. 3: Ergebnisse der Mastleistung und Schlachtkörperbewertung<br />

Betrieb A B C<br />

Kontrolle/Versuch K V K V K V<br />

Tierzahl 103 105 220 220 80 80<br />

Mastleistung<br />

Mastbeginn kg 39,6 39,5 30,15 26,97 30,1 27,8<br />

Mastende kg 121,2 122,1 115,26 117,81 118,86 117,71<br />

TZ g 838 867 726 719 790 784<br />

FVW 3,03 2,90 3,19 3,00 – –<br />

Futteraufnahme/Tag kg 2,50 2,50 2,32 2,16 – –<br />

Verluste % 1,0 1,0 2,70 3,20 1,0 1,0<br />

Schlachtkörperbewertung<br />

Schlachtgewicht (SG) kg 96,76 96,92 91,69 94,34 93,9 93,0<br />

Speckmaß mm 15,29 15,12 15,30 16,02 18,5 18,3<br />

Fleischmaß mm 66,01 66,76 63,43 64,67 63,0 63,6<br />

AutoFOM Indexpunkte je kg SG 0,986 0,991 0,975 0,976 – –<br />

FOM Muskelfleischanteil % 55,2 55,2<br />

den Fütterungsgruppen mit allerdings jeweils<br />

niedrigen 55,2 % die exakt gleichen<br />

Muskelfleischanteile ermittelt. Die bekanntermaßen<br />

geringere Aminosäurenverdaulichkeit<br />

von RES kommt in allen drei Betrieben<br />

– anscheinend wegen der insgesamt<br />

hohen Proteinversorgung – demnach nicht<br />

zum Tragen.<br />

◆ Fazit<br />

◆ Sowohl in den Mastleistungen als auch in<br />

der Schlachtkörperbewertung erweisen<br />

sich die Versuchsmischungen mit 5 % RES<br />

in der Anfangs- bzw. 10 % in der Endmast<br />

gegenüber den Mastmischungen ohne RES<br />

als gleichwertig. Tendenziell erzielen die<br />

mit RES gefütterten Tiere sogar eine bessere<br />

Futterverwertung.<br />

◆ Für die Futtermischungen mit RES lassen<br />

sich geringfügig niedrigere Futterkosten je<br />

dt errechnen. In Verbindung mit der besseren<br />

Futterverwertung resultieren hieraus<br />

Kostenvorteile pro Mastschwein.<br />

◆ Möglicherweise können die RES-Anteile in<br />

den Futtermischungen noch etwas gesteigert<br />

werden, um weitere Futterkosteneinsparungen<br />

zu erzielen. Nachteile sind<br />

nicht zu erwarten.<br />

Der direkte Draht<br />

Dr. Wolfgang Sommer<br />

Telefon: 0251-2376 8 60<br />

Telefax: 0251-2376 8 69<br />

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9Praxisversuche<br />

VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006


Mehr Rapsschrot – sehr gutes Ergebnis<br />

Interview mit Michael Höschen, Betrieb A des Fütterungsversuches der<br />

Landwirtschaftskammer NRW, und dessen Futtermittelberater Hubertus Leifeld<br />

vom Agravis Kornhaus Ostwestfalen<br />

Vater Hermann Höschen und sein Sohn Michael bewirtschaften am Rand der Stadt Brakel im<br />

Kreis Höxter 85 ha Ackerland und betreiben eine Schweinemast mit 1.300 Mastplätzen.<br />

VeredlungsProduktion: Wie kam es, dass<br />

Sie von der Landwirtschaftskammer für diesen<br />

Fütterungsversuch ausgewählt wurden?<br />

Tab. 1: Die im Fütterungsversuch verwendeten<br />

Ergänzer<br />

Produkte in %<br />

Bördeergänzer<br />

117 für Kontrollgruppe<br />

(bisher<br />

verwendet)<br />

Bördeergänzer<br />

für Anfangsmast<br />

ab<br />

40 kg (neu<br />

verwendet)<br />

Bördeergänzer<br />

117 Code-Nr.<br />

10 für Endmast<br />

(neu<br />

verwendet)<br />

Rapsschrot 15,0 22,68 50,00<br />

Sojaschrot HP 48 41,77 42,53 38,76<br />

Calciumcarbonat 4,87 4,67 4,37<br />

Premix Eco M 8733 1,98 1,95 1,95<br />

Viehsalz 1,92 1,92 1,89<br />

Lysin 1,62 1,46 1,50<br />

Phytase 250, Eco.99250 0,8 0,8 0,80<br />

Sojaöl 0,5 0,5 0,50<br />

Vitamin E 100, Eco 99510 0,2 0,18 0,19<br />

Aroma Schwein 0,04 0,04 0,04<br />

Normales Sojaschrot 15,5 10<br />

Sonnenblumenschrot 13,0 8,47<br />

Weizenkleie 1,69 4,8<br />

Monocalciumcarbonat 0,21<br />

Höschen: Ich habe im vergangenen Jahr<br />

mein Landwirtschaftsstudium in Soest abgeschlossen.<br />

Für meine Diplomarbeit hatte<br />

ich einen Schweinefütterungsversuch zur<br />

Verdaulichkeit von Aminosäuren mit Rapsschrot<br />

und Erbsen durchgeführt. Daher wurden<br />

wir von der Kammer in Münster angesprochen,<br />

ob wir uns an diesem Versuch beteiligen<br />

würden.<br />

VeredlungsProduktion: Mit wie vielen<br />

Schweinen wurde der Versuch durchgeführt<br />

und wie wurden die Rationen bestimmt?<br />

Höschen: Jede Gruppe bestand aus 100<br />

Schweinen. Die Ration wurde zusammen mit<br />

Dr. Maier-Loeper von der Landwirtschaftskammer<br />

NRW berechnet. Für die Kontrollgruppe<br />

haben wir unseren vom Agravis<br />

Kornhaus bezogenen Ergänzer beibehalten<br />

und die Ration nicht verändert. Anhand der<br />

Berechnung dieser Rationen wurden dann<br />

die Rationen für die Versuchsgruppe aufgestellt.<br />

Leifeld: Der im Betrieb zu der Getreidemischung<br />

verwendete „Bördeergänzer 117“<br />

enthält einen geringen Anteil Rapsschrot.<br />

Höschen: Die Versuchsgruppe erhielt für die<br />

Anfangsmast ab 40 kg einen vom Mischfutterwerk<br />

in Borgholz erstellten Ergänzer mit<br />

rund 23 % Rapsschrot, so dass die Ration 5 %<br />

Rapsschrot enthielt.<br />

VeredlungsProduktion: Haben Sie bei der<br />

Anfangsmast ab 40 kg irgendwelche Unterschiede<br />

festgestellt?<br />

Höschen: Nein, es waren keine Leistungsunterschiede<br />

zwischen den Gruppen festzustellen.<br />

In beiden Gruppen lief es gleich gut.<br />

VeredlungsProduktion: Wie sahen die Rationen<br />

für die Endmast aus?<br />

Höschen: In der Endmast bekam die Vergleichsgruppe<br />

die bei uns übliche Ration mit<br />

20 % „Bördeergänzer 117“, 40 % gemahlenem<br />

Weizen und 40 % Gerste. Die Versuchsgruppe<br />

erhielt zu dem gleichen Getreideanteil<br />

den speziell für diesen Versuch<br />

gemischten „Bördeergänzer 117 Code Nr. 10“<br />

mit 50 % Rapsschrot. Dadurch lagen dann in<br />

der fertigen Ration 10 % Rapsschrot vor.<br />

VeredlungsProduktion: Haben Sie in der<br />

Endmast Unterschiede festgestellt?<br />

Höschen: Auch die Endmast verlief in beiden<br />

Gruppen ohne Probleme. Bei der Versuchsgruppe<br />

ergab sich eine deutlich höhere<br />

Tageszunahme von ca. 30 g pro Tier. Die<br />

Futterverwertung der Gruppe mit dem größeren<br />

Rapsschrotanteil war also besser. Die<br />

Schlachtkörperauswertung ergab bei den<br />

Schweinen dieser Versuchsgruppe bei einem<br />

etwas geringeren Speckmaß ein paar Indexpunkte<br />

mehr pro Schwein.<br />

Zu den Futterkosten kann ich folgendes sagen:<br />

Der für den Versuch verwendete neue<br />

Ergänzer mit dem hohen Rapsschrotanteil<br />

kostet jetzt 1,00 Euro weniger als der bisher<br />

verwendete „Bördeergänzer 117“. Seitdem<br />

verwenden wir weiterhin diesen neuen Ergänzer<br />

für alle Tiere in der Endmast.<br />

Leifeld: Ein Schwein frisst rund 65 kg Ergänzer;<br />

ab 75 kg Gewicht dann immer noch gut<br />

die Hälfte, also ungefähr 35 kg. Bei dem um<br />

1,00 Euro geringeren Preis für den Ergänzer<br />

mit dem hohen Rapsschrotanteil ergibt das<br />

für diesen Betrieb pro Schwein einen Kostenvorteil<br />

von 35–40 Cent. Eigentlich müsste<br />

dieser im Versuch in der Endmast verwendete<br />

Ergänzer mit 50 % Rapsschrot mit einem<br />

» Plastikstalltafeln für Sauen<br />

Der Verband Deutscher Oelmühlen e.V. bietet<br />

seit vielen Jahren Plastikstalltafeln für die Sauenhaltung<br />

an. Nachdem die Vorräte völlig aufgebraucht<br />

waren, steht nunmehr eine Neuauflage<br />

in bewährter Qualität zur Verfügung. Aufgrund<br />

der drastisch angestiegenen Ölpreise war eine<br />

geringfügige Preisanhebung unvermeidlich:<br />

Bis 50 Stück.: 1,30 EUR je Stück<br />

50–100 Stück.: 1,10 EUR je Stück<br />

> 100 Stück.: 1,00 EUR je Stück<br />

Die Preise verstehen sich einschließlich MWSt.<br />

und Lieferung frachtfrei.<br />

Bestellungen können über den Internetshop unter<br />

www.veredlungsproduktion.de oder per Fax:<br />

Der verwendete neue Ergänzer<br />

mit dem hohen Rapsschrotanteil<br />

kostet jetzt<br />

1,00 Euro weniger als der<br />

bisher verwendete ‘Bördeergänzer<br />

117’. Michael Höschen<br />

Ergänzer verglichen werden, der ausschließlich<br />

Sojaschrot enthält, z.B. mit unserem<br />

„Bördeergänzer 115“. Entsprechend läge<br />

dann der Vorteil schnell bei über 80 Cent pro<br />

Mastschwein. Für einen Betrieb wie diesen<br />

mit 1.300 Schweinen wäre das schon eine<br />

Überlegung wert.<br />

Höschen: Ebenfalls wäre zu überlegen, den<br />

Rapsschrotanteil in der Endmast noch weiter<br />

zu erhöhen und den Sojaanteil entsprechend<br />

weiter zu verringern. Mit zunehmendem<br />

Rapsschrotanteil sinkt der Energiegehalt<br />

der Ration, so dass sich mit noch<br />

geringeren Kosten höhere Muskelfleischanteile<br />

und damit eine bessere Qualität erzielen<br />

lassen.<br />

0 30/72 62 59 99 erfolgen.<br />

Stallschilder aus Pappe werden vom Verband<br />

kostenlos zur Verfügung gestellt. Bestellungen<br />

ebenfalls an die oben genannten Adressen.<br />

» Infos<br />

Neue UFOP-Praxisinformationen<br />

zur Milchvieh- und Schweinefütterung<br />

anlässlich der<br />

EuroTier 2006<br />

Anlässlich der EuroTier vom 14. bis 17. November<br />

2006 präsentiert die Union zur Förderung<br />

von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP) auf<br />

ihrem Messestand D 15 in Halle 27 im Rahmen<br />

der BioEnergy Europe neu erstellte sowie<br />

grundlegend überarbeitete Faltblätter aus der<br />

Reihe der UFOP-Praxisinformationen. Es handelt<br />

sich hierbei um die Ausgaben<br />

◆ Zum Einsatz von Körnerleguminosen in der<br />

Milchviehfütterung im ökologischen Landbau<br />

◆ Rapsextraktionsschrot in der Schweinefütterung<br />

◆ Rapskuchen in der Schweinefütterung<br />

Das Angebot an UFOP-Praxisinformationen aus<br />

dem Bereich Tierernährung wird durch weitere<br />

Faltblätter abgerundet<br />

◆ Einsatz von 00-Rapsextraktionsschrot beim<br />

Wiederkäuer<br />

◆ Inhaltsstoffe, Futterwert und Einsatz von<br />

Erbsen in der Nutztierfütterung<br />

◆ Inhaltsstoffe, Futterwert und Einsatz von<br />

Ackerbohnen in der Nutztierfütterung<br />

◆ Inhaltsstoffe, Futterwert und Einsatz von<br />

Lupinen in der Nutztierfütterung<br />

Die Faltblattreihe der UFOP-Schriften stellt die<br />

Ergebnisse der von der UFOP geförderten Projektvorhaben<br />

in einer praxisgerechten Form<br />

und Sprache vor. Es werden konkrete Empfehlungen<br />

gegeben zu den Einsatzmöglichkeiten<br />

heimischer Öl- und Proteinpflanzen in der<br />

Nutztierfütterung sowie im Ackerbau Wege<br />

zur Erhöhung der Hektarerträge und zur Senkung<br />

der Stückkosten durch Optimierung des<br />

Anbaumanagements aufgezeigt.<br />

Darüber hinaus stehen Faltblätter zur Verfügung<br />

zur Herstellung von Rapsspeiseöl in dezentralen<br />

Ölmühlen sowie zum Einsatz von<br />

Biodiesel und Rapsölkraftstoff in der Landwirtschaft.<br />

Betriebsreportage<br />

11<br />

VeredlungsProduktion 3/4/2006<br />

VeredlungsProduktion 3/4/2006


Betriebsreportage<br />

12<br />

Überzeugungsarbeit für Rapsschrot<br />

L. Bertram Reuter, Wachtberg<br />

Der Betrieb Höschen in Brakel (vgl. Interview S. 10/11) bezog seine Futtermischung für den<br />

Mastversuch der Landwirtschaftkammer NRW vom Agravis Futtermittelwerk in Borgholz. Das<br />

Werk ist eine Betriebsstätte der Agravis Kornhaus Ostwestfalen GmbH und liegt nur 12 km vom<br />

Betrieb Höschen entfernt.<br />

Die Kornhaus Ostwestfalen GmbH ist eine<br />

100%ige Tochter der Agravis-Zentrale Münster/Hannover.<br />

Sie betreibt außer an ihrem<br />

Hauptstandort in Brakel und dem Futtermittelwerk<br />

in Borgholz klassischen Landhandel<br />

an weiteren Standorten in Warburg, Eissen,<br />

Beverungen und Rimbeck. Im Einzugsgebiet<br />

werden mit 65 Mitarbeitern etwa 900–1.000<br />

Kunden betreut und ein jährlicher Umsatz<br />

von ca. 40 Mio. EUR erzielt. Die Landwirte<br />

dieses Gebietes betreiben vorwiegend<br />

Ackerbau und Schweinemast, aber auch<br />

Milchviehhaltung. „Einige Betriebe haben<br />

eine beachtliche Größe“, so Johannes Hofnagel,<br />

Geschäftsführer der Kornhaus Ostwestfalen<br />

GmbH. „Der größte Ackerbaubetrieb<br />

in der Region bewirtschaftet<br />

mehr als 1.000 ha. Die durchschnittliche<br />

Betriebsgröße liegt bei über 100 ha mit<br />

stark steigender Tendenz. Der größte<br />

Schweinemastbetrieb hat über 3.500<br />

Mastplätze, der größte Sauenbetrieb<br />

mehr als 800 Sauen und der<br />

größte Milchviehbetrieb zählt<br />

über 150 Kühe. In allen Bereichen<br />

wächst die Betriebsgröße, oft<br />

durch Übernahme ganzer Betriebe,<br />

die aufgegeben werden.“<br />

◆ Futtermittelwerk<br />

Kornhaus Borgholz<br />

Das Werk in Borgholz produziert<br />

mit einer Jahreskapazität<br />

von<br />

20.000 t Futtermittel<br />

für die Schweinemastbetriebe<br />

im<br />

Einzugs- und Versorgungsgebiet<br />

der<br />

Kornhaus Ostwestfalen<br />

GmbH. Die<br />

Hälfte der Produktionsmenge<br />

ist<br />

Die im Werk angelieferte Weizenernte wird begutachtet:<br />

in diesem Jahr zwar mit geringeren<br />

hl-Gewichten, aber einwandfrei trocken.<br />

Fertigfutter: Ferkelstarter für vier Gewichtsgruppen,<br />

zwölf verschiedene Fertigfutter<br />

für Vor-, Mittel- und Endmast und vier verschiedene<br />

Sauenfutter. Mengenmäßig gleiche<br />

Bedeutung hat die Produktion von Ergänzern<br />

für Betriebe, die das Futter mit<br />

betriebseigenem Getreide selbst mischen,<br />

wie z.B. der Betrieb Höschen in Brakel. Zwölf<br />

verschiedene „Bördeergänzer“ stehen diesen<br />

Betrieben zur Auswahl. Im Borgholzer<br />

Werk erfolgt auch auf Wunsch der Landwirte<br />

und in Absprache mit dem Futterberater die<br />

Herstellung betriebsspezifischer Futtermischungen<br />

und spezieller Ergänzer.<br />

In Mischfutterfragen steht den Landwirten<br />

der Berater Hubertus Leifeld zur Verfügung.<br />

Er bewirtschaftet selbst einen landwirtschaftlichen<br />

Betrieb mit Schweinemast und<br />

kennt deshalb die Wünsche seiner Berufskollegen<br />

genau.<br />

Viele Landwirte bringen ihr gesamtes Getreide<br />

zur Genossenschaft und lassen sich das<br />

Mischfutter vom Mischfutterwerk liefern.<br />

Andere Landwirte berät Hubertus Leifeld bei<br />

der Einlagerung und Gesunderhaltung des<br />

Getreides im eigenen Lager, bei der Erstellung<br />

der Rationen und beim Einsatz des Ergänzungsfutters.<br />

Ungefähr 1.000 t Rapsschrot pro Jahr verarbeitet<br />

das Werk in den verschiedenen Futter-<br />

Die Rationen berechnen Hubert Leifeld und Hans-<br />

Josef Müller mit dem DV-Programm Hybrimin und<br />

geben entsprechende Anweisungen an die Mischmeister<br />

des Mischfutterwerkes.<br />

mischungen. Die „Bördeergänzer“ 112 und<br />

117 enthalten 15 % Rapsschrot, so dass dann<br />

zusammen mit Gerste und Futterweizen die<br />

hofeigene Mischung ca. 4 % Rapsschrot enthält.<br />

In den anderen Ergänzern ist kein Rapsschrot<br />

enthalten.<br />

◆ Vorurteile unbegründet<br />

„Bei dem für den Fütterungsversuch auf<br />

dem Betrieb Höschen entwickelten neuen<br />

„Bördeergänzer 117 – Code-Nr. 10“ enthält<br />

die fertige Ration für die Endmast 10 % Rapsschrot.<br />

Die den Futterwert bestimmenden<br />

Inhaltstoffe dieses neuen Ergänzers sind genau<br />

gleich wie bei dem bisherigen Ergänzer<br />

mit dem hohen Sojaschrotanteil. Der Austausch<br />

von Sojaschrot durch Rapsschrot<br />

macht ihn auch preislich für die Landwirte<br />

interessant“, so Hubert Leifeld. „Deshalb bieten<br />

wir nun auch diesen neuen Ergänzer,<br />

den der Betrieb Höschen<br />

nach dem gelungenen<br />

Versuch weiter<br />

für die Endmast bei allen<br />

Tieren verwendet,<br />

den Mästern in unserer<br />

Region an. Die immer<br />

noch bestehenden<br />

Vorbehalte einiger Landwirte gegenüber<br />

Rapsschrot sind heute völlig unbegründet.<br />

Schon seit Jahren werden auch in unserer<br />

Region die neuen glucosinolatarmen Rapssorten<br />

angebaut. Wir kaufen das Rapsschrot<br />

bei einer westfälischen Ölmühle, die die regionale<br />

Rapssaat verarbeitet.<br />

Dort wird<br />

bei der Nachbehandlung<br />

des Schrotes<br />

der ohnehin schon<br />

geringe Glucosinolatgehalt<br />

durch Wasserdampf<br />

und Heißlufttrocknung<br />

noch weiter reduziert. In<br />

Fütterungsversuchen wurden schon mit höheren<br />

Rapsschrotanteilen gute Ergebnisse<br />

ohne Beeinträchtigungen der Futteraufnahme<br />

erzielt. Dies hat sich auch bei dem mit<br />

Flüssigfütterung durchgeführten Fütterungsversuch<br />

mit 10 % Rapsschrotanteil im<br />

Betrieb Höschen zweifelsfrei bestätigt.“<br />

Futtermischungen für Rinder und alle anderen<br />

Fertigfutter kauft das Kornhaus Ostwestfalen<br />

von anderen Futtermittelwerken der<br />

Agravis. Nur für die Landwirte in einem kleinen<br />

Grünlandgebiet stellt das Werk in Borgholz<br />

Fertig- und Ergänzungsfutter für Rinder<br />

her. Diese Betriebe mit 70–80 Milchkühen<br />

haben teilweise eigene Mahl- und Mischanlagen<br />

und füttern ihre Rinder mit TMR.<br />

◆ „Wir wollen noch mehr leisten“<br />

„Bei Gerste und Raps war die Ernte in diesem<br />

Jahr guter Durchschnitt. Bei Raps hatten wir<br />

einen leichten Zuwachs“, berichtet der Geschäftsführer<br />

Johannes Hofnagel. „Bei Weizen<br />

ist durch Auswuchs das Hektolitergewicht<br />

auf 72 kg<br />

Die Vorbehalte gegenüber<br />

Rapsschrot sind<br />

heute völlig unbegründet.<br />

Hubert Leifeld<br />

reduziert, so dass<br />

der gewichtsmäßige<br />

Ertrag etwa 10 %<br />

geringer ist. Der<br />

Wir möchten die Landwirte<br />

auch auf neuen<br />

Wegen begleiten.<br />

Weizen kommt<br />

aber in diesen Tagen<br />

sehr trocken<br />

herein. Mit unseren Serviceleistungen für die<br />

Landwirte, insbesondere für die Lagerung<br />

des Getreides durch die leistungsfähige Annahmetechnik,<br />

die Trocknung, Belüftung<br />

und Kühlung können wir das Getreide über<br />

das ganze Jahr in einem sehr guten hygienischen<br />

Zustand halten<br />

und damit auch bei<br />

den Futtermitteln<br />

immer einen hohen<br />

Qualitätsstandard garantieren.<br />

Unser Ziel<br />

ist es aber, noch<br />

mehr zu leisten und<br />

die Landwirte auch auf neuen Wegen zu begleiten.<br />

Daher haben wir uns für den Fütterungsversuch<br />

mit Rapsschrot engagiert. Ich<br />

hoffe, die guten Ergebnisse helfen, die<br />

Schweinemäster in unserer Region zu überzeugen,<br />

teures Sojaschrot stärker durch<br />

preiswerteres heimisches Rapsschrot in der<br />

Endmast zu ersetzen.“<br />

Johannes Hofnagel<br />

Der direkte Draht<br />

AGRAVIS Kornhaus Ostwestfalen GmbH<br />

Betriebsstätte Borgholz<br />

Telefon: 05645-78090<br />

Telefax: 05645-9226<br />

„Bördefutter“ ist die Hausmarke des Agravis<br />

Kornhauses Borgholz. (Im Bild vorne: Betriebsleiter<br />

Hans-Josef Müller und Futterberater Hubert<br />

Leifeld)<br />

Betriebsreportage<br />

13<br />

VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006


Betriebsreportage<br />

Praxisversuch mit Rapsschrot<br />

überzeugt Schweinemäster<br />

Hans-Georg Knapp, Kajo Hollmichel und Dr. Jürgen Weiß,<br />

Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH)<br />

Der Betrieb von Ulrich Riebeling ist einer der sieben Praxisbetriebe, in denen im Rahmen des<br />

UFOP-Projektes der Einsatz von Rapsextraktionsschrot (RES) versuchsmäßig geprüft wurde.<br />

Vor dem Versuch hatte sich der Schweinemäster noch keine Gedanken über RES als Proteinkomponente<br />

in seinen Mastmischungen gemacht.<br />

Riebeling ist Ackerbauer und Schweinemäster<br />

aus der Großgemeinde Willingshausen<br />

OT Zella im Schwalm-Eder-Kreis, der<br />

Schweinehochburg Hessens.<br />

Ulrich Riebeling (38) betreibt mit seiner Frau<br />

Kerstin (38) und seinem Vater Horst (71) einen<br />

129 ha großen Veredlungsbetrieb. Auf 123 ha<br />

Ackerland werden neben Weizen, Gerste und<br />

Zuckerrüben auch 20 ha Raps angebaut. Alle<br />

anfallenden Arbeiten, außer der Rübenernte<br />

und der Kalkausbringung, werden in Eigenmechanisierung<br />

erledigt. Das erzeugte Getreide<br />

verbleibt komplett im Betrieb, das Getreidelager<br />

hat eine Kapazität von 900 t.<br />

Nachdem das Betriebswachstum durch weitere<br />

Landzupacht nicht mehr möglich war, wurde<br />

in die Veredlungsproduktion investiert.<br />

Auf Grund der arbeitswirtschaftlichen Situation<br />

entschied man sich für die Schweinemast.<br />

Großraumbuchten haben sich bewährt<br />

Zufrieden nach erfolgreich abgeschlossenem<br />

Versuch: Stefan Reichel, Ulrich Riebeling und<br />

Hans-Georg Knapp<br />

Von 1998 bis 1999 wurde ein Schweinestall<br />

mit 1.092 Mastplätzen (MP) erstellt. Da die<br />

Schweinepreise in dieser Zeit niedrig waren,<br />

konnte bei relativ niedrigen Baukosten und<br />

mit viel Eigenleistung günstig gebaut werden.<br />

Die Kalkulation, in Zeiten niedriger Preise in<br />

die Schweinemast zu investieren, machte sich<br />

auch gleich bezahlt, da die ersten Schweine zu<br />

guten Preisen in der Hochpreisphase (Schweinezyklus)<br />

vermarktet werden konnten. In<br />

2003 erfolgte eine Erweiterung des Maststalls<br />

um weitere zwei Abteile mit 384 MP. Das Motto<br />

von Riebeling war es, einfach aber voll funktionsfähig<br />

zu bauen. Der Berater vom Hessischen<br />

Verband für Leistungs- und<br />

Qualitätsprüfungen in der Tierzucht (HVL),<br />

Stefan Reichel, war von 1996, also schon zu<br />

Beginn der Betriebsumstellung auf die<br />

Schweinemast, dabei. Herr Riebeling lobt die<br />

gute Zusammenarbeit mit der Beratung, sowohl<br />

die mit dem HVL als auch die mit dem<br />

Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH).<br />

Neu war damals die Einrichtung von Großbuchten.<br />

Hier machte man sich die Erfahrung<br />

westfälischer Betriebe zu nutze. Inzwischen<br />

wurde der alte Kuhstall direkt neben dem<br />

Wohnhaus zu einem Maststall mit weiteren ca.<br />

400 MP mit einer für 6 Monate ausreichenden<br />

Güllekapazität umgebaut, so dass jetzt ca.<br />

1.500 Mastplätze zur Verfügung stehen.<br />

Ulrich Riebeling ist Mitglied im Schweinekontrollring<br />

sowie im Arbeitskreis Schweinemast.<br />

Die Leistungen im Maststall lagen<br />

2005/06 bei 773 g täglichen Zunahmen, einer<br />

Futterverwertung von 1 : 2,8, Futterkosten<br />

von 0,40 EUR/kg Zuwachs und Verlusten<br />

von 3,3 % bei einer durchschnittlichen Mastdauer<br />

von 113 Tagen.<br />

Alle Abteile werden im konsequenten Rein-<br />

Raus-Verfahren betrieben. Die Desinfektion<br />

erfolgt thermisch. Die Fütterung erfolgt 3-<br />

phasig über Breifutterautomaten. Bei dem<br />

großen Stall handelt es sich um einen Doppelkammstall<br />

mit drei Futterleitungen, wovon<br />

eine nach Bedarf für die Einstallprophylaxe<br />

und die im Anschluss erfolgende<br />

Entwurmung im Vormastbereich genutzt<br />

wird. Die Futterzubereitung erfolgt voll automatisch<br />

über einen Wiegemischer und eine<br />

selbst ansaugende Schrotmühle. Die Heizung<br />

wird über eine Gasgebläseheizung<br />

betrieben. Nach Aussage des Betriebsleiters<br />

ist die Einweichanlage eines der wichtigsten<br />

Betriebsmittel: „Der Dreck lässt sich wesentlich<br />

einfacher und schneller mittels Einweichen<br />

entfernen. An trockenen, warmen Tagen<br />

kann ich die Anlage auch zur Kühlung<br />

der Schweine verwenden, was sich insbesondere<br />

im vergangenen Juli sehr bewährt<br />

hat“.<br />

2005 erfolgte eine Umorientierung im Ferkelbezug,<br />

da die Leistungen, insbesondere<br />

die täglichen Zunahmen, die Futteraufnahme<br />

sowie der Gesundheitsstatus der Schweine<br />

(Dreirassenkreuzung, DL x DE x Pi), nicht<br />

mehr den Vorstellungen des Betriebsleiters<br />

entsprachen. Die Umstellung erfolgte auf eine<br />

Hybridherkunft. Alle Leistungsparameter<br />

sind seitdem gestiegen und das Tiermaterial<br />

ist gleichmäßiger. Laut Berater Stefan Reichel<br />

werden aber noch weitere Verbesserungsmöglichkeiten<br />

gesehen!<br />

Ulrich Riebeling hat eine gute Vermarktung.<br />

Er vermarktet zu einem Preis in Anlehnung<br />

an den Vereinigungspreis. Da die Tiere vor<br />

der Vermarktung gewogen werden, kann er<br />

schnell den Erlös pro kg Lebendgewicht sowie<br />

die Ausschlachtung ausrechnen. Die Vermarktung<br />

erfolgt über einen Viehhändler,<br />

der gleichzeitig einen eigenen Schlachthof<br />

Tab. 1: Zusammensetzung der<br />

Futtermischungen<br />

Anfangsmast<br />

Endmast<br />

Futterkomponenten<br />

Kontrolle<br />

Versuch<br />

Kontrolle<br />

Versuch<br />

Weizen % 50 50 51 47,6<br />

Gerste % 24,8 23,3 28,6 29<br />

Sojaschrot % 21 17,5 17,5 10,5<br />

Rapsextraktionsschrot<br />

%<br />

5 10<br />

Rapsöl % 1,2 1,2 0,5 0,5<br />

Mineralfutter % 3 3 2,4 2,4<br />

Inhaltsstoffe<br />

Gehalte je kg<br />

Trockenmasse g 880 880 880 880<br />

Umsetzb. E. MJ ME 12,94 12,83 12,9 12,62<br />

Rohasche g 52 53 46 49<br />

Rohprotein g 172 173 163 165<br />

Lysin g 9,8 9,8 8,8 8,8<br />

Methionin<br />

+ Cystin g<br />

6 6,3 5,7 6,3<br />

Threonin g 6 6,1 5,6 5,9<br />

Rohfett g 29,6 29,8 23,3 24<br />

Rohfaser g 39 41 38 44<br />

Stärke g 412 402 435 413<br />

Zucker g 39 39 37 37<br />

Lysin : MJ ME 0,76 0,76 0,68 0,70<br />

mit ca. 600 Schlachtungen pro Woche betreibt.<br />

Ca. 10 % der Tiere gehen an Metzger.<br />

◆ So lief der Versuch ab<br />

Je Gruppe wurden 192 Tiere aufgestallt und<br />

je zur Hälfte auf zwei Stallabteile aufgeteilt.<br />

Die Fütterung erfolgte über Breifutterautomaten<br />

ad libitum. Ab Einstallung mit einem<br />

Gewicht von 31–33 kg wurden die Tiere bis<br />

ca. 40 kg identisch gefüttert. Ab 40 kg wurde<br />

in der Versuchsgruppe mit 5 % RES in der Anfangsmastmischung<br />

und in der Kontrolle ohne<br />

RES gefüttert. Mit einem durchschnittlichen<br />

Gewicht von ca. 77 kg erfolgte nach 59<br />

Masttagen die Umstellung in der Versuchsgruppe<br />

auf 10 % RES in der Endmastmischung.<br />

Für die Zusammenstellung der<br />

Tab. 2: Mastleistung und Schlachtkörperqualität<br />

Kontrolle Versuch<br />

Eingestallte Tiere Anz. 192 192<br />

Ausgewertete Tiere 187 187<br />

Mastleistung<br />

Gewicht Anfang kg 31,96 31,77<br />

Gewicht Ende Anfangsmast kg 76,4 77,4<br />

Gewicht Mastende kg 117,3 120,3<br />

Tägliche Zunahmen<br />

Anfangsmast g 821 845<br />

Endmast g 768 807<br />

Gesamt g 796 826<br />

Futteraufnahme<br />

Anfangsmast kg 1,74 1,75<br />

Endmast kg 2,51 2,53<br />

Gesamt kg 2,12 2,13<br />

Futteraufwand je kg Zuwachs<br />

Anfangsmast kg 2,12 2,1<br />

Endmast kg 3,26 3,1<br />

Gesamt kg 2,66 2,59<br />

Schlachtkörperbewertung<br />

Speckmaß mm 13,49 13,56<br />

Fleischmaß mm 63,94 63,74<br />

MFA % 59,24 59,09<br />

Die Waage ist eines der wichtigsten Betriebsmittel<br />

Futterration wurden von allen Einzelfuttermitteln<br />

Analysen gezogen, um die Mischungen<br />

zu optimieren. Eingesetzt wurden<br />

Getreide, Sojaextraktionschrot (SES), RES<br />

und Mineralfutter sowie Pflanzenöl zur<br />

Energieanreicherung und Staubbindung<br />

(s. Tab. 1). Zusätzlich wurden sowohl in der<br />

Anfangs- als auch in der Endmast die kompletten<br />

Mischungen analysiert. Die berechneten<br />

Werte konnten bestätigt werden.<br />

◆ Sehr gute Mast- und Schlachtleistungen<br />

Mastleistungen und erzielte Schlachtkörperqualitäten<br />

lagen insgesamt auf einem sehr<br />

hohen Niveau (Tab. 2). Sowohl in der Anfangs-<br />

als auch in der Endmast lagen die täglichen<br />

Zunahmen in der Versuchsgruppe höher,<br />

im gesamten Mastabschnitt um 30 g. Bei<br />

gleicher Futteraufnahme war der Futteraufwand<br />

je kg Zuwachs in der Versuchsgruppe<br />

um 0,07 kg niedriger. Insofern zeigte sich eine<br />

Überlegenheit der Rapsgruppe gegenüber<br />

der Kontrolle, die Differenzen waren allerdings<br />

statistisch nicht gesichert und<br />

müssen demzufolge als zufällig gelten.<br />

In der Schlachtkörperbewertung sind auf hohem<br />

Niveau in etwa gleiche Werte beim<br />

Speckmaß, Fleischmaß und Magerfleischanteil<br />

erzielt worden, wobei tendenziell die<br />

Kontrolle minimal besser war.<br />

Betriebsreportage<br />

15<br />

VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006


Betriebsreportage<br />

16<br />

Der Betriebsleiter an der Futtermischanlage für<br />

1.100 Mastplätze<br />

Bei der Berechnung der Kosten für die Futtermischungen<br />

ergibt sich in der Versuchsgruppe<br />

ein geringerer Dezitonnenpreis von 30<br />

Cent. Daraus resultieren je Mastschwein 0,68<br />

EUR und je Mastplatz 2,00 EUR geringere Futterkosten.<br />

Die monetäre Bewertung der höheren<br />

täglichen Zunahmen und der besseren<br />

Futterverwertung ist wegen der fehlenden<br />

statistischen Absicherung nicht zulässig.<br />

Zum Versuchsergebnis sagt Ulrich Riebeling:<br />

„Vor dem Versuch stand ich dem RES-Einsatz<br />

eher skeptisch gegenüber, jetzt bin ich nicht<br />

nur vom Wert dieses Proteinfuttermittels<br />

überzeugt, sondern möchte auch gerne prüfen,<br />

ob noch höhere Einsatzmengen möglich<br />

sind. Zudem hat mir der Versuch auch<br />

noch detaillierte Einblicke in meine Produktionstechnik<br />

gegeben, die mir künftig zu Nutze<br />

sein werden“.<br />

Der direkte Draht<br />

Dr. Jürgen Weiß<br />

Telefon: 0561-65132<br />

E-Mail: rjweiss@gmx.de<br />

Rapsextraktionsschrot<br />

auch in hohen Mengen vom<br />

Mastschwein gut verwertbar<br />

Dr. Manfred Weber, Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau Iden<br />

In verschiedenen Monitoring-Studien zur Qualität von Raps und Rapsprodukten hat sich<br />

herausgestellt, dass der zur Zeit in Deutschland verwendete Raps hohe Qualitäten besitzt und<br />

arm an Glucosinolaten ist. Diese antinutritiven Inhaltsstoffe wurden in der Vergangenheit immer<br />

wieder als Grund für eine eingeschränkte Verwendung von Rapsprodukten in der Schweineernährung<br />

genannt. Mehrere in jüngster Zeit durchgeführte Fütterungsversuche zeigten allerdings,<br />

dass durchaus Mengen von 10–15 % in den Rationen keine negativen Auswirkungen<br />

auf die Mastleistungen gezeigt haben. Durch die enormen Kapazitätsausweitungen der Ölmühlen<br />

und damit einem stark steigenden Anfall von Rapsextraktionsschrot wird es in Zukunft<br />

sicherlich notwendig und finanziell attraktiv, noch höhere Mengen zu verfüttern. Daher<br />

wurde an der LLFG in Iden ein Versuch zum Einsatz von bis zu 20 % Rapsextraktionsschrot konzipiert<br />

und durchgeführt, dessen Ergebnisse im Folgenden kurz zusammengefasst werden.<br />

Tab. 2: Daten der biologischen<br />

Leistungen<br />

Kontrolle VG 1 VG2<br />

Einstallgewicht (kg) 30,9 30,9 30,8<br />

Ausstallgewicht (kg) 118,0 116,8 116,8<br />

Zunahmen Ges. (g/d) 850 832 825<br />

Futteraufnahme (kg/Tag) 2,57 2,42 2,41<br />

Futteraufwand (kg/kg) 3,06 2,94 2,96<br />

Schlachtgewicht (kg) 92,6 a 90,6 b 90,5 b<br />

Magerfleischanteil (%) 55,2 55,1 56,1<br />

a, b = Unterschiedliche Buchstaben kennzeichnen signifikante Unterschiede<br />

◆ Versuchsaufbau<br />

In die Untersuchung wurden 120 Mastschweine<br />

einbezogen. Es handelte sich dabei<br />

um Kreuzungsherkünfte (Pi x (DE x DL).<br />

Die Tiere wurden in drei Varianten unterteilt<br />

und parallel in zwei identischen Stallabteilen<br />

gemästet (jeweils eine Bucht pro Variante).<br />

Alle Tiere erreichten das Prüfungsende.<br />

Im Rahmen des Versuches wurde eine dreiphasige<br />

Fütterung durchgeführt. Bis ca.<br />

40 kg erhielten alle Schweine ein identisches<br />

Ferkelaufzucht-/Vormastfutter. Anschließend<br />

unterschieden sich die Futtermittel in<br />

ihrem Gehalt an Rapsextraktionsschrot<br />

(RES).<br />

Es wurde angestrebt, isonitrogene Mischungen<br />

herzustellen. Auf einen Energieausgleich<br />

in den Rapsgruppen wurde ausdrücklich verzichtet.<br />

Die eingemischten Rationsbestandteile<br />

sind Tabelle 1 zu entnehmen.<br />

Die angestrebte Verringerung des Energiegehaltes<br />

in den Gruppen mit höheren Rapsanteilen<br />

wurde nicht erzielt. Die übrigen Parameter<br />

lassen aber eine Vergleichbarkeit<br />

der Rationen erkennen. Die Glucosinolatgehalte<br />

des eingesetzten Rapsextraktionsschrotes<br />

lagen bei 9 mmol/kg, so dass sich je<br />

nach Einmischmenge Gesamtglucosinolatmengen<br />

von 0–1,8 mmol/kg ergaben.<br />

◆ Ergebnisse<br />

Die Einstallgewichte der drei Gruppen sind<br />

vergleichbar und nicht signifikant unterschiedlich.<br />

Die Ausstallgewichte liegen im marktüblichen<br />

Bereich. In den Zunahmeleistungen<br />

unterscheiden sich die drei Gruppen (Tab. 2)<br />

nicht signifikant. Insgesamt kann daraus geschlossen<br />

werden, dass sich die Zulagen an<br />

Rapsextraktionsschrot bis zu einer Höhe von<br />

20 % im Endmastfutter nur in geringem Maße<br />

auf die Zunahmeentwicklung auswirken.<br />

Die Futteraufnahmemenge dagegen scheint<br />

durch die Rapszulage leicht beeinflusst zu<br />

werden. Mit einer Aufnahme von 2,57 kg erreichen<br />

die Tiere der Kontrollgruppe deutlich<br />

höhere Werte als die der VG 2 mit 2,41 kg<br />

pro Tag. Diese etwas geringeren Mengen an<br />

Futter werden aber von den Tieren der höherprozentigen<br />

Rapsgruppen besser verwertet,<br />

was die Verbesserung im Futteraufwand<br />

um 0,1 zeigt.<br />

Korrespondierend zu den höheren Schlachtendgewichten<br />

ist in der Kontrollgruppe auch<br />

das Schlachtgewicht gegenüber den übrigen<br />

Versuchsgruppen signifikant erhöht. Beim<br />

Magerfleischanteil liegt jedoch die Versuchsgruppe<br />

2 mit über 56 % am höchsten. Grundlage<br />

dafür ist ein kontinuierliches Wachstum<br />

auf mittlerem Niveau. Die extrem hohen Zunahmen<br />

der Kontrollgruppe in der Anfangsmast<br />

überschreiten möglicherweise schon<br />

das Fleischansatzvermögen der mittelfleischigen<br />

Mastschweine und führen schon hier zum<br />

vermehrten Ansatz von Fett.<br />

◆ Finanzielle Betrachtungen<br />

Durch die Einmischung von Rapsextraktionsschrot<br />

und das Verdrängen von Sojaextraktionsschrot<br />

(SES) wurden die Mischungen<br />

finanziell günstiger. Die Futterkosten erreichten<br />

in der Kontrollgruppe 15,44 EUR/dt, in der<br />

VG 1 14,78 EUR und 14,51 EUR in der VG 2.<br />

Durch eine gleichzeitig günstigere Futterverwertung<br />

wurden in der VG 1 3,17 EUR und in<br />

der VG 2 4,02 EUR pro Schwein an Futterkosten<br />

eingespart. Rechnet man die Differenzen<br />

in den Zunahmen, den Magerfleischanteilen<br />

und den Schlachtmassen hinzu, konnten die<br />

Schweine der Versuchsgruppe 2 um ca.<br />

2,70 EUR günstiger produziert werden als die<br />

der Kontrollgruppe.<br />

» Biodiesel<br />

Smudo nimmt Bauern mit auf die Rennstrecke<br />

Aus dem Kuhstall direkt auf den Nürburgring: Landwirt tauscht für einen Tag Melkroboter<br />

gegen Biodiesel-Mustang<br />

Smudo, Rennfahrer und Musiker der „Fantastischen<br />

Vier“, hat im vierten Jahr seiner Nürburgring-Karriere<br />

beim Training zum ADAC Ruhr Pokal<br />

Rennen am 25. August den Landwirt Martin<br />

Bäumler mit auf die Rennstrecke genommen –<br />

und zwar in seinem neuen Ford Mustang GT RTD.<br />

Wie die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen<br />

e.V. (UFOP) in Berlin und die Fördergemeinschaft<br />

Nachhaltige Landwirtschaft (FNL)<br />

in Bonn mitteilen, tritt Smudos Mustang dabei als<br />

erstes Rennauto überhaupt mit einer Karosserie<br />

aus pflanzlicher Faser und Biodiesel-Motor an<br />

und beweist so, dass Umweltverträglichkeit auch<br />

im Automobilsport machbar ist.<br />

Der direkte Draht<br />

Dr. Manfred Weber<br />

Telefon: 039390-6283<br />

Telefax: 039390-6201<br />

E-Mail: manfred.weber@llg.mlu.lsa-net.de<br />

Tab. 1: Rationsbestandteile (in %)<br />

Anfangsmast<br />

Endmast<br />

Kontrolle VG 1 VG 2 Kontrolle VG 1 VG 2<br />

Weizen 20,77 38 38,5 9,875 29,7 34,26<br />

Gerste 34,5 15,0 13,0 48,0 24,5 20,0<br />

Triticale 20,0 15,0 20,0 20,0 20,0 20,0<br />

SES 18,2 11,0 7,2 16,0 5,0 1,0<br />

RES 10,0 15,0 15,0 20,0<br />

Melasse 1,0 0,55 0,9 3,0 3,0 2,0<br />

Calciumcarbonat 1,65 1,7 1,65 1,7 1,7 1,7<br />

Natriumchlorid 0,4 0,4 0,45 0,4 0,4 0,4<br />

L-Lysin 0,28 0,35 0,35 0,025 0,1 0,14<br />

Mineral-Mast 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5<br />

Sojaöl 2,2 2,2 2,2<br />

MCP 0,5 0,3 0,25 0,5 0,1<br />

Biodiesel ist echte Flowerpower, denn er ist aus<br />

Pflanzenöl erzeugter Kraftstoff. Unter den alternativen<br />

Treibstoffen ist er der bislang erfolgreichste.<br />

In Deutschland bieten rund 1.900 Tankstellen<br />

den in der Regel auf Basis von Rapsöl hergestellten<br />

Biodiesel an.<br />

Als Beifahrer bei der Testfahrt im Rennwagen ist<br />

diesmal der Landwirt Martin Bäumler mit dabei.<br />

Der Milchviehalter ist ein großer Technik-Fan:<br />

Seine 59 Kühe in der Oberpfalz melkt ein Melkroboter.<br />

Via Webcam und Internet sind sie darüber<br />

hinaus weltweit zu sehen. „Zu Smudo steige ich<br />

jetzt gewissermaßen als Botschafter der Landwirtschaft<br />

mit in den Wagen“, sagt Bäumler vor<br />

dem Start mit dem Bioconcept-Car des PSP Racing-Teams.<br />

„Das ist für mich eine weitere Möglichkeit,<br />

das Thema Landwirtschaft in all seinen<br />

Facetten in der Öffentlichkeit darzustellen und<br />

Werbung für eine gute Sache zu machen.“ Der<br />

26-jährige Landwirt bewirtschaftet in Obertresenfeld<br />

in Bayern einen 62 Hektar großen Betrieb.<br />

Fütterungsversuch<br />

17<br />

VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006


DLG-Umfrage<br />

18<br />

So füttern Spitzenbetriebe in der<br />

Schweineproduktion<br />

PD Dr. Martin Ziron, DLG-Projektleiter Schwein, Frankfurt a.M.<br />

Grundvoraussetzung für hohes tierisches Leistungsniveau ist in erster Linie eine optimale<br />

Futterversorgung der Tiere, wobei hier nicht nur die Qualität und Inhaltsstoffe des Futters,<br />

sondern auch die eingesetzte Technik für den Erfolg von Bedeutung sind.<br />

Wie füttern die Spitzenbetriebe in der<br />

Schweineproduktion? Was machen diese<br />

Landwirte anders als weniger erfolgreiche<br />

Mäster?<br />

Um dies zu ermitteln, wurde in der fünften<br />

DLG-Umfrage im Rahmen des Forums<br />

Spitzenbetriebe Schwein die „Fütterung“ als<br />

Schwerpunkt bei Spitzenmästern gewählt.<br />

Bei den befragten Mästern lagen die mittleren<br />

Leistungen je Zuwachstier bei 133 EUR.<br />

Abzüglich der Direktkosten von 104 EUR ergeben<br />

sich daraus direktkostenfreie Leistungen<br />

je Tier von knapp 29,48 EUR. Die Futterkosten<br />

lagen bei 37 EUR und machen 35 %<br />

der Direktkosten aus (Tab. 1).<br />

Welches Leistungsniveau die Spitzenbetriebe<br />

durch ihr Management erreichen, zeigen<br />

die Kennzahlen der Tabelle 2. Diese stellen<br />

die mittlere Leistung aller beteiligten<br />

Betriebe und die Top Ten dar.<br />

◆ Fütterung der Spitzenbetriebe<br />

Gefüttert werden die Mastschweine erwartungsgemäß<br />

bevorzugt (68 %) per Flüssigfütterung.<br />

Diese Fütterungsform setzt aber<br />

auch gewisse Mindestbestandsgrößen voraus,<br />

welche von den Spitzenbetrieben<br />

durchweg erfüllt werden.<br />

Ein Begrüßungsfutter in Absprache mit dem<br />

Lieferanten setzt lediglich ein Drittel der<br />

Mäster ein. Auch bei den Spitzenbetrieben<br />

liegt hier noch Steigerungspotenzial.<br />

Die Futterzuteilung in der Endmast wird in<br />

nahezu gleichen Anteilen rationiert bzw. ad<br />

libitum durchgeführt. Eine nach Geschlechtern<br />

getrennte Endmast (Börge rationiert und<br />

weibliche ad libitum) betreiben 17 % der Spitzenbetriebe.<br />

Die überwiegend eingesetzte<br />

Fütterungstechnik ist die Flüssigfütterung,<br />

wobei 40 % per Dosierhilfen mit Futterkurve<br />

(vollautomatisch) arbeiten und 25 % eine vollautomatische<br />

Sensorfütterung betreiben. Die<br />

technisch einfache Fütterung über Breifutterautomaten<br />

wird von knapp 30 % betrieben.<br />

Die Phasenfütterung ist Standard bei den Spitzenbetrieben.<br />

Die dreiphasige Fütterung wird<br />

von knapp der Hälfte zur Mast eingesetzt. Die<br />

Multiphasenfütterung findet zu 22 % Verwendung.<br />

Bei den verwendeten Futterkomponenten<br />

setzen alle Spitzenbetriebe, bis auf einzelne<br />

Ausnahmen, Getreide in der Futterration<br />

ein. Als Eiweißlieferant wird von drei Vierteln<br />

Soja zur Mast eingesetzt. Rapsextraktionsschrot<br />

verwendet zum jetzigen Zeitpunkt lediglich<br />

jeder Zehnte.<br />

Vorrangig über die Flüssigfütterung erfolgt<br />

bei 35 % der Mäster der Einsatz von CCM.<br />

Knapp ein Drittel ist in der Lage, auf kostengünstige<br />

Nebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie<br />

zurückzugreifen. Ein Ergänzungsfutter<br />

nutzen 31 %.<br />

Die zumeist eingesetzten Futterzusatzstoffe<br />

sind Säuren, bedingt durch den überwiegenden<br />

Anteil an Flüssigfütterungen. Der<br />

Trend, Kräuterextrakte zu nutzen, bestätigt<br />

Tab. 1.: Leistung je Tier (EUR)<br />

Alle<br />

Leistungen je Zuwachstier 133<br />

Schlachterlös je kg SG 1,41<br />

Direktkosten je Zuwachstier 104<br />

davon: Ferkelkosten 61<br />

davon: Futterkosten 37<br />

davon: Tierarzt/Medikamente 1,28<br />

davon: sonstige Kosten 4,21<br />

Direktkostenfreie Leistung<br />

je Zuwachstier<br />

29,48<br />

Direktkostenfreie Leistung<br />

je 100 kg Zuwachs<br />

33,33<br />

sich auch bei den Spitzenbetrieben. Der Anteil<br />

liegt zur Zeit bei 5 %.<br />

Eine nährstoffreduzierte Fütterung wird in<br />

den Regionen Süd und Nord-West von einem<br />

sehr hohen Anteil der Mäster (84 % und<br />

78 %) genutzt. Im Osten hingegen liegt der<br />

Anteil nur bei knapp 30 %. Wenn eine nährstoffreduzierte<br />

Fütterung praktiziert wird,<br />

dann nutzen 38 % Phytaseeinsatz und P-Absenkung,<br />

36 % N-reduziertes Futter und<br />

26 % beide Verfahren. Regelmäßige Futteruntersuchungen<br />

werden von 65 % der Betriebsleiter<br />

veranlasst. Mehr als die Hälfte<br />

überprüfen die Inhaltsstoffe, 10 % die Futterhygiene;<br />

ansonsten wird beides untersucht.<br />

◆ Eigenmischung oder Fertigfutter?<br />

Bei den Mästern füttern drei Viertel Eigenmischungen<br />

unabhängig davon, ob eine Flüssigfütterung<br />

oder Breifutterautomaten eingesetzt<br />

werden. Auffällig sind dabei die<br />

regionalen Unterschiede. In der Region Süd<br />

stellen alle Mäster ihr Futter selbst her. In der<br />

Region Ost etwa dreiviertel und im Nord-<br />

Westen noch jeder Zweite.<br />

◆ Faktoren für den Erfolg von<br />

erfolgreichen Mästern<br />

In Rahmen eines jährlichen Treffens Mitte<br />

Februar tauschen die Spitzenbetriebe ihre<br />

Erfahrungen aus und diskutieren diese ausführlich<br />

in Arbeitskreisen. Dass die nun folgenden<br />

beispielhaft aufgelisteten Faktoren<br />

für den Erfolg meist nicht gänzlich neu erfunden<br />

sind, sollte klar sein. Sie sollen vielmehr<br />

als eine Art Checkliste gedacht sein,<br />

um sich untereinander zu vergleichen und<br />

Anregungen zu bekommen.<br />

Tab. 2.: Leistungsniveau der Spitzenbetriebe<br />

Kennzahlen der<br />

Top Ten Mastbetriebe<br />

Mittel aller<br />

Spitzenbetriebe<br />

Futterration<br />

◆ Betrachten Sie die Werte bei Futterrationstabellen<br />

in Relation zum Gesundheitsstatus:<br />

bei niedrigem Status „Sicherheitszuschläge“.<br />

◆ Futterration möglichst immer aus den gleichen<br />

Komponenten zusammensetzen<br />

und nur das Verhältnis untereinander ändern.<br />

◆ Erbsen oder Ackerbohnen nicht über 10 %<br />

im Futter einsetzen.<br />

◆ Roggenanteil in der Ration: nicht mehr als<br />

15 % in der Vormast und 30 % in der Endmast.<br />

◆ Nicht nur der Lysin-Gehalt, sondern auch<br />

die Verhältnisse Lysin : Methionin und<br />

Cystin : Threonin : Thryptophan sind<br />

wichtig.<br />

◆ Energiegehalt an die Genetik anpassen.<br />

◆ Bei Bierhefe sehr hohe Schwankungen zwischen<br />

Sommer (dick) und Winter (dünn) beachten;<br />

Probe ziehen bei dünnem Zustand,<br />

um Mindestgehalte einzuhalten.<br />

◆ Ergänzer auf das vorhandene Getreide<br />

optimieren.<br />

◆ Bei Fertigfutter gilt die Devise „preiswert<br />

statt billig“.<br />

Kontrolle<br />

◆ Die Ration laufend überprüfen – speziell<br />

bei Milchnebenprodukten.<br />

◆ Futterrationsberechnung auch einmal von<br />

dritter Seite prüfen lassen.<br />

◆ Den Einsatz von Nebenprodukten nicht<br />

überreizen, ihre Qualität, den pH-Wert und<br />

TS der Rohstoffe überwachen.<br />

Top Ten<br />

Spitzenbetriebe<br />

Abweichungen<br />

Tageszunahme (g) 755 851 +96<br />

Futterverwertung (1 : …) 2,89 2,77 +0,12<br />

Futteraufnahme (kg je Tag) 2,18 2,33 +0,15<br />

Verluste (%) 2,63 2,48 +0,15<br />

Endgewicht (SG in kg) 94,3 95,2 +0,9<br />

◆ Alle Getreidepartien kontrollieren – ab<br />

13 % Feuchte nachtrocknen.<br />

◆ TS in den Nebenprodukten schätzen (lernen)<br />

und Labormessungen zur Kontrolle;<br />

TS-Probe bei jeder Lieferung.<br />

Hygiene<br />

◆ Lagerbehälter regelmäßig reinigen.<br />

◆ Das Getreide beim Eigenmischen vorreinigen.<br />

◆ Auf Belüftung aller Silos achten; regelmäßige<br />

Temperaturkontrolle.<br />

◆ Tränkwasser sollte immer „Trinkwasserqualität“<br />

haben; Spülen der Wasserleitungen.<br />

◆ Fazit<br />

Auch Spitzenbetriebe füttern ihre Tiere mit<br />

„normalem“ Futter und Wasser. Es gibt aber<br />

auch hier immer ein paar Schrauben, an denen<br />

gedreht werden kann.<br />

Eins bleibt festzuhalten: auch Spitzenbetriebe<br />

suchen ständig nach Verbesserungspotenzial.<br />

Vieles wird ausprobiert. Wenn es zu einem Erfolg<br />

führt, muss aber auch eine konsequente<br />

Umsetzung erfolgen. Wenn Sie Interesse am<br />

DLG Forum Spitzenbetriebe Schwein haben,<br />

nutzen Sie den direkten Draht.<br />

Der direkte Draht<br />

Dr. Martin Ziron<br />

Telefon: 069-24788 325<br />

E-Mail: M.Ziron@DLG.org<br />

DLG-Umfrage<br />

19<br />

VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006


Fütterungsmanagement<br />

20<br />

Die Fütterung der tragenden Sauen als<br />

Schlüssel zum Erfolg in der Ferkelerzeugung<br />

Prof. Dr. Gerhard Schwarting, Fachhochschule Nürtingen<br />

Die heutigen modernen Hybridsauen sind gekennzeichnet durch die Bereitschaft zu einer<br />

hohen Leistung. Während noch vor 10 Jahren ca. 90 % der Betriebe nicht mehr als 16–19 abgesetzte<br />

Ferkel je Sau und Jahr erreichten, zeigen die aktuellen Ergebnisse, dass durchaus 24–27<br />

abgesetzte Ferkel je Sau und Jahr möglich sind.<br />

Wir unterscheiden in der Fütterung der tragenden<br />

Sauen drei Phasen, in denen die aufgenommenen<br />

Nährstoffe spezielle Aufgaben<br />

wahrnehmen müssen.<br />

◆ 1. Phase:<br />

Absetzen bis zum 50. Trächtigkeitstag<br />

In dieser Phase müssen die Sauen wieder<br />

trächtig werden und die Körpergewichtsabnahme<br />

aus der Säugezeit ausgleichen. Sauen,<br />

die in der Säugezeit mehr als 15 kg Lebendgewicht<br />

abgenommen haben, verlieren in dieser<br />

Phase für weitere 10–14 Tage an Gewicht.<br />

Es ist sehr wichtig, dass die Sauen ihre Gewichtsabnahme<br />

bis zum 50. Tag wieder ausgleichen.<br />

Eine spätere Fütterung auf BCS (z.B.<br />

70.–90. Trächtigkeitstag) führt zu einer geringen<br />

Futteraufnahme während der Laktation,<br />

Geburtsverzögerung, Verstopfung und MMA<br />

und damit zu weniger Kolostralmilch und zur<br />

schlechten Entwicklung der Ferkel.<br />

In den ersten 50 Tagen erfolgt auch die Anheftung<br />

der Embryonen. Eine verhaltene<br />

Fütterung in den ersten 3 Wochen (2,3 kg bei<br />

einem LG von 200 kg) ist angebracht, jedoch<br />

nur möglich bei Sauen, welche in der Säugezeit<br />

nicht soviel Gewicht verloren haben.<br />

Sauen, die mehr als 25 kg Gewicht in der Säugezeit<br />

abgenommen haben, werden mit 3–<br />

3,5 kg gefüttert – mit dem Risiko eines höheren<br />

Leberstoffwechsels und als Folge dessen<br />

eines geringeren Progesterongehaltes im<br />

Blut. Dadurch kann es zu Problemen bei der<br />

Einnistung der befruchteten Eier kommen.<br />

Die absolut kritische Zeit in der Einnistung<br />

sind die ersten 2–3 Tage nach der erfolgten<br />

Besamung. Nach 30 Tagen sollte die Futtermenge<br />

bei den Sauen auf 2,6 kg (mit einem<br />

LG von ca. 220 kg) gesteigert werden. Bei<br />

Sauen, die mehr als 220 kg LG zu Beginn der<br />

Trächtigkeit aufweisen, muss die Futter- und<br />

damit Energiemenge um 1 MJ ME je 10 kg LG<br />

erhöht werden. Die Futtermengen gehen<br />

zudem von einer Stalltemperatur von 19 °C<br />

aus oder im Zweiklimastall von der freien<br />

Wählbarkeit des Platzes durch die Sauen.<br />

◆ 2. Phase:<br />

51.– 90. Trächtigkeitstag<br />

In dieser Phase werden die Milch gebenden<br />

Zellen gebildet. Hier müssen ausreichende<br />

Mengen an Aminosäuren angeboten werden,<br />

da es sonst zu einem erhöhten Fettansatz im<br />

Gesäuge kommt. Dieser erhöhte Fettansatz<br />

führt zu einer unzureichenden Milchbildung<br />

in der Säugezeit mit den Folgen einer schlechten<br />

Entwicklung der Ferkel und dem direkten<br />

Einstieg in die Fruchtbarkeitsprobleme der<br />

Sauen. Für das Ferkel im Mutterleib findet in<br />

dieser Zeit bereits die Ausstattung mit Muskelfasern<br />

statt. Je mehr Aminosäuren die Sauen<br />

in dieser Zeit für die Ferkel zur Verfügung stellen,<br />

desto mehr Muskelfasern können ausgebildet<br />

werden. Die Zahl der hier entstandenen<br />

Muskelfasern (Sekundärfasern) macht dann<br />

am Ende beim Schlachtschwein ca. 80 % des<br />

Magerfleischansatzes aus (Problem vieler Kastraten<br />

mit z.B. 52 % MFA durch die unzureichende<br />

Aminosäurenversorgung bereits im<br />

Mutterleib der Sau). Der Einsatz von L-Carnitin<br />

unterstützt in dieser Phase durch die bessere<br />

Energieausnutzung und durch den effizienteren<br />

Fett– und Eiweißstoffwechsel die Ausbildung<br />

der Muskelfasern.<br />

Kommt es in dieser Zeit zu einer Mangelversorgung<br />

an Aminosäuren, so wird die Ausbildung<br />

der Gebärmutter (Uterushörner) beeinträchtigt,<br />

wobei dieser Mangel während<br />

der gesamten Trächtigkeit durch eine bessere<br />

Fütterung zum späteren Zeitpunkt nicht<br />

mehr ausgeglichen werden kann. Ein Lebendversuch<br />

mit 399 Sauen zeigt, dass alle<br />

Sauen, die ausreichend mit Aminosäuren versorgt<br />

wurden, eine Uteruslänge von über 2 m<br />

aufwiesen. Als Folge davon wurden 12,41 Ferkel<br />

lebend geboren im Gegensatz zu den Sauen<br />

mit einer Uterushornlänge von unter 2 m,<br />

die nur 10,71 lebend geborene Ferkel erreichten.<br />

Die Zahl der totgeborenen Ferkel bei den<br />

Sauen mit unter 2 m Uterushornlänge von<br />

10,1 % zeigt zudem, dass für die Entwicklung<br />

der Ferkel im Uterus dieser Sauen kein ausreichender<br />

Platz vorhanden war (Tab. 1).<br />

◆ 3. Phase:<br />

91. Trächtigkeitstag bis zum Abferkeln<br />

In dieser Zeit werden 70 % des Gewichtes der<br />

Ferkel angelegt. In den letzten 14 Tagen der<br />

Tab. 1: Einfluss der Uterushornlänge<br />

auf die Zahl der geborenen<br />

Ferkel (Kiss und Bilkei, 2000)<br />

Gebärmutter<br />

Hornlänge<br />

(cm)<br />

Lebend<br />

geborene<br />

Ferkel<br />

Anteil<br />

totgeborener<br />

Ferkel/<br />

Wurf %<br />

194 Sauen < 200 10.71 10,1<br />

205 Sauen > 200 12.41 3,7<br />

Info<br />

Ausführungen zu Tierhaltung und<br />

Management:<br />

www.veredlungsproduktion.de<br />

Trächtigkeit wachsen die Ferkel um bis zu<br />

60–80 g je Tag (ca. 12 kg). Daneben muss von<br />

der Sau in dieser Phase das Gesäuge angelegt<br />

werden (über 10 kg). Um diese Zunahmen<br />

realisieren zu können, muss ausreichend<br />

hochwertiges Futter von den Tieren aufgenommen<br />

werden.<br />

Bei vielen Betrieben empfiehlt es sich, die<br />

Fütterung der tragenden Sauen auch in dieser<br />

Phase beizubehalten und dabei die bisherige<br />

Menge nur um 0,5 kg auf z.B. 3 kg bei<br />

den Sauen mit inzwischen 240 kg Lebendgewicht<br />

zu erhöhen.<br />

Andere Betriebe wechseln am 91. Trächtigkeitstag<br />

in die Säugemischung bei gleicher<br />

Futtermenge von z.B. 2,6 kg.<br />

Unabhängig von der Futtermischung, die in<br />

dieser Zeit den Sauen verabreicht wird, ist<br />

das Futter ist in keinem Falle zur Entleerung<br />

des Darmes gedacht sondern es ist zur Sicherstellung<br />

der benötigten Energie, den<br />

Aminosäuren, der quellfähigen Rohfaser sowie<br />

der gesamten Palette an notwendigen<br />

Wirkstoffen dringend erforderlich.<br />

◆ Bedarf für tragende Sauen je kg Futter<br />

(88 % TS)<br />

Bei der Energie handelt es sich um die Energie<br />

aus Getreide, Sojaschrot und etwas Sojaöl zur<br />

Staubbindung. Als Eiweißträger empfiehlt<br />

sich HP-Sojaschrot. Die Gründe hierfür sind<br />

die standardisierte Qualität und die Verdaulichkeit<br />

des darin angebotenen Eiweißes. Neben<br />

den Aminosäuren aus dem HP-Sojaschrot<br />

muss das Mineralfutter mit synthetischen<br />

Aminosäuren ergänzt worden sein.<br />

Grundsätzlich gilt dabei, dass die tragenden<br />

Sauen in ihrer Futtermischung alle Einzelfuttermittel<br />

erhalten, die später auch in der<br />

Säugemischung (in anderen Anteilen) enthalten<br />

sind. Durch diese Maßnahmen treten<br />

keine Änderungen im Geschmack der Futtermischungen<br />

auf und es kommt zu keinen<br />

Umstellungsproblemen.<br />

Die Auswahl der<br />

richtigen Rohfaserträger<br />

bereitet zunehmend<br />

Schwierigkeiten,<br />

da die<br />

Zusammensetzung<br />

Bedarf für tragende<br />

Sauen je kg<br />

MJ ME 12,2– 12,3<br />

Rohprotein (g) 125–130<br />

Lysin (g) 7–7,5<br />

Rohfaser (%) 8,0<br />

ME : Lysin 1 : 0,6<br />

der Kohlenhydratfraktion<br />

in der Mischung<br />

einen großen Einfluss hat auf:<br />

◆ das Wohlbefinden der Sauen,<br />

◆ die Passagerate der Nahrung durch den<br />

Verdauungstrakt,<br />

◆ den Abbau der Nahrung im Dickdarm und<br />

◆ die Kotkonsistenz.<br />

Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung<br />

(Stand 07.04.06) schreibt vor: „Trächtige<br />

Jungsauen und Sauen sind bis eine Woche<br />

vor dem voraussichtlichen Abferkeltermin<br />

mit Alleinfutter mit einem Rohfasergehalt in<br />

der Trockenmasse von mindestens 8 % oder<br />

so zu füttern, dass die tägliche Aufnahme<br />

von mindestens 200 g Rohfaser je Tier gewährleistet<br />

ist.“ Diese 8 % sind bei einer täglichen<br />

Futtermenge für tragende Sauen von<br />

z.B. 2,5 kg (88 % TS) genau die geforderten<br />

200 g Rohfaser, die je Tag mit dem Futter angeboten<br />

werden müssen.<br />

◆ Welche Rohfaserträger eignen sich in<br />

den Mischungen für tragende Sauen?<br />

Gerste: Geschmackssicher, aber als alleiniger<br />

Rohfaserträger nicht ausreichend<br />

Kleien: Gefahr von Fusarientoxinen; Geschmack<br />

und Mahlfeinheit teilweise sehr<br />

problematisch<br />

Grünmehle: Geringe Verdaulichkeit des Eiweißes;<br />

hohe Kaligehalte; MMA-Risiko<br />

Trockenschnitzel: Hoher Calcium-Gehalt;<br />

keine optimale Zusammensetzung der Kohlenhydratfraktion<br />

Sojaschalen: Durch das hygienische Herstellungsverfahren<br />

positive Wirkung auf die Verdauung<br />

Apfeltrester: guter Geschmack, standardisierte<br />

Qualität, hoher Rohfaseranteil, gute<br />

Preiswürdigkeit im Vergleich zu den anderen<br />

Rohfaserträgern, niedriger pH-Wert<br />

Lignocellulosefasern: standardisierte Qualität;<br />

hohe Quellfähigkeit; Mykotoxinfrei; geringe<br />

Einsatzmengen sind zur Erreichung der erforderlichen<br />

Rohfasermenge notwendig<br />

Die in den Futtermitteln angebotene Rohfaser<br />

oder besser deren Anteil an „Bakteriell<br />

fermentierbarer Substanz“ füllt den Dickdarm<br />

gleichmäßig durch den langsameren<br />

Nährstoffaufschluss. Das führt zu einer Erhöhung<br />

des Sättigungsgefühls der Sauen<br />

und zu einer besseren Kotkonsistenz.<br />

In der Praxis ist es häufig so, dass durch eine<br />

Kombination aus z.B. drei der oben beschriebenen<br />

Rohfaserträger in unterschiedlichen<br />

Anteilen eine optimale Rohfaserversorgung<br />

möglich wird.<br />

Der direkte Draht<br />

Prof. Dr. G. Schwarting<br />

Telefon: 07022-201 311<br />

Telefax: 07022-201 303<br />

E-Mail: gerhard.schwarting@hfwn.de<br />

Mischungsbeispiel für tragende Sauen<br />

Futtermittel Anteile in %<br />

Wintergerste 35 68 30<br />

Winterweizen 40 10 47<br />

Sojaschrot HP 5 7 6<br />

Bierhefe 2 2 2<br />

Trockenschnitzel 4 – 2<br />

Mineralfutter 3 3 3<br />

Apfeltrester 4 6 4<br />

Arbocel – 2 2<br />

Sojaschalen 6 – 3<br />

Sojaöl 1 2 1<br />

Inhaltsstoffe:<br />

MJ ME 12,1 12,2 12,2<br />

Rohprotein (%) 13,1 13,1 13,3<br />

Rohfaser (%) 8 8 8<br />

Lysin (%) 7 7 7<br />

Fütterungsmanagement<br />

21<br />

VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006


Markt<br />

Sojaschrot, Rapsschrot, Rapskuchen & Co.<br />

Wo gibt es die aktuellsten Informationen über Preise und Märkte<br />

L. Bertram Reuter, Wachtberg<br />

Wer Sojaschrot in der Fütterung durch Rapsschrot ersetzen will, fragt natürlich auch, wie<br />

viel kann ich damit sparen? Für den Preisvergleich gibt es mehrere Quellen. Die nächstliegende<br />

ist, bei der örtlichen Genossenschaft oder dem Landhandel ein Angebot frei Hof einzuholen.<br />

Dabei ist zu berücksichtigen, ob die Ladung abgekippt oder in ein Silo geblasen wird. Auch<br />

für hofeigene Futtermischungen kann der Lieferant auf Anfrage eine entsprechende vergleichende<br />

Kalkulation erstellen.<br />

◆ Wöchentliche und monatliche<br />

Marktdaten<br />

Zur allgemeinen Information veröffentlichen<br />

viele landwirtschaftliche Wochenblätter auf<br />

ihren Marktseiten u.a. die von der ZMP erfassten<br />

Großhandelspreise für Ölsaaten, Ölschrote<br />

und Futtermittel von den regionalen Börsenplätzen<br />

und zumeist auch die Preise von<br />

den internationalen Börsen. Auf der letzten<br />

Seite dieser Zeitschrift beschreiben in jeder<br />

Ausgabe die zuständigen Mitarbeiter der ZMP<br />

die Entwicklung des Soja- und des Rapsmarktes<br />

sowie die Marktentwicklung bei den<br />

Ölschroten. Darüber kann man auch wöchentlich<br />

aktualisierte Berichte auf der Internet-Seite<br />

www.veredlungsproduktion.de lesen.<br />

Sehr umfangreiche „Marktinformationen,<br />

Ölsaaten und Biokraftstoffe“ bietet auch die<br />

UFOP monatlich unter www.ufop.de. Diese<br />

Informationen der UFOP werden ebenfalls<br />

zu einem großen Teil von der ZMP erstellt.<br />

◆ Die aktuellen Preise von der ZMP<br />

Wer diese Markt- und Preisinformationen<br />

ausführlicher und bundesweit dargestellt<br />

lieber gedruckt per Post beziehen will, bestellt<br />

den wöchentlich erscheinenden Marktbericht<br />

„Getreide – Ölsaaten<br />

– Futtermittel“, den<br />

die ZMP jeweils am<br />

Martin Schraa, ZMP<br />

» Große Preisunterschiede bei Rapskuchen<br />

Freitag verschickt. Der Leser findet Markttendenzen<br />

und Preise für Getreide und Ölsaaten<br />

auf den verschiedenen Marktstufen,<br />

Preise und Tendenzen aus dem Ausland, Terminmarktnotierungen<br />

und Informationen<br />

über Außenhandel, Verarbeitung etc. Einmal<br />

im Monat berichtet die ZMP in diesem Informationsdienst<br />

in regionaler Auflistung über<br />

die Einkaufspreise der Landwirte für Rapsschrot,<br />

für Sojaschrot, für Mischfuttermittel<br />

und über die Einkaufspreise weiterer Einzelfuttermittel<br />

frei Hof (ohne Mehrwertsteuer).<br />

Diese Preise erheben die Landwirtschaftskammern<br />

und in Süddeutschland die<br />

Bauernverbände.<br />

Dieser Informationsdienst der ZMP ist drei<br />

Wochen kostenlos zur Ansicht. Danach kostet<br />

der Bezug 15,52 EUR monatlich. Ein spezieller<br />

Bericht nur über den Markt und die<br />

Preise für Ölsaaten, Ölschrote und pflanzliche<br />

Öle, das „Ölsaaten Spezialinfo“, kostet<br />

monatlich 9,86 EUR. Alle diese Informationen<br />

sind u.a. über www.zmp.de zu bestellen.<br />

◆ Wöchentlich per E-Mail<br />

◆ Täglich die ZMP Märkte online<br />

Auf der ZMP-Internetseite „Märkte online“<br />

kann man sich für den Bezug der verschiedenen<br />

ZMP-Informationsdienste über Internet<br />

anmelden. Dafür vergibt die ZMP eine Zugangskennung,<br />

mit denen jederzeit ein Zugriff<br />

auf die aktuellen Marktinformationen der<br />

ZMP möglich ist. Neben den wöchentlich aktualisierten<br />

Informationen mit Marktkommentaren<br />

und Preisinformationen profitieren<br />

die Kunden dabei auch von tagesaktuellen<br />

Terminmarkt- und Börsennotierungen. Die<br />

ZMP bietet diesen Dienst ebenfalls wie die gedruckten<br />

Informationsdienste zunächst drei<br />

Wochen kostenlos an. Danach kann der Bezug<br />

der Daten in ein normales Abonnement umgewandelt<br />

werden für 19,72 EUR (für Getreide,<br />

Ölsaaten, Futtermittel) bzw. 9,86 EUR im<br />

Monat (für Ölsaaten).<br />

Die aktuellen Marktberichte für Getreide, Ölsaaten<br />

und Futtermittel werden in der ZMP<br />

von Martina Menz, Wienke von Schenck und<br />

Martin Schraa erstellt. Letzterer berichtet: „Es<br />

gibt viele Landwirte, die sich laufend an diesen<br />

Daten orientieren und auch über die Entwicklung<br />

an den internationalen Börsen bestens<br />

informiert sind. Es ist bekannt, dass es eine<br />

Korrelation zwischen den Sojaschrotkursen in<br />

den USA und der Preisentwicklung für Ölschrote<br />

in Deutschland gibt. Gerade jetzt wird<br />

eine große Sojaernte erwartet, größer als bisher<br />

vermutet. Das wird sich auch bei uns bemerkbar<br />

machen. Dies wird auch von denen,<br />

die aktiv das Marktgeschehen verfolgen, berücksichtigt.<br />

Große Unterschiede erkennen<br />

wir auch bei den Preisen für Rapspresskuchen,<br />

über die wir in Kürze laufend berichten<br />

werden. Dieser Markt wächst sehr stark, ist<br />

bisher aber noch sehr unübersichtlich“.<br />

Verband Deutscher Oelmühlen:<br />

Besuchen Sie uns<br />

auf der EuroTier 2006<br />

Vom 14.–17. November 2006 lädt die DLG wieder die<br />

Tierhalter aus Deutschland und Europa zur weltgrößten<br />

Fachmesse „EuroTier“ nach Hannover ein.<br />

Der Verband Deutscher Oelmühlen erwartet wieder<br />

an seinem „Stammplatz“ in Halle 19<br />

(Stand 19 G10) Berater und Tierhalter zum<br />

fachlichen Informationsaustausch.<br />

◆ Raps + Soja und mehr<br />

„Rapsschrot startet durch“ – unter diesem Slogan<br />

stellen wir die aktuelle Marktentwicklung bei Raps<br />

vor. Die Nachfrage nach Rapsöl im Bereich Ernährung<br />

und Bioenergie machte eine Ausweitung der<br />

Verarbeitungskapazitäten erforderlich. Das bedeutet<br />

mehr Nachfrage nach Rapssaat und ein höheres<br />

Angebot an Rapsschrot. Welche neuen Möglichkeiten<br />

sich dadurch in der Fütterung ergeben,<br />

möchten wir Ihnen vorstellen.<br />

Weitere aktuelle Detailinformationen finden Sie<br />

unter www.veredlungsproduktion.de<br />

Neue Erkenntnisse zum Glucosinolatabbau während<br />

des Toastens und Praxis-Erfahrungen mit einer<br />

Eiweißversorgung von Hochleistungskühen ausschliesslich<br />

über Rapsschrot sind nur zwei Beispiele,<br />

über die sich Landwirte ausführlich informieren<br />

können. Natürlich stehen auch alle aktuellen Informationen<br />

rund um Sojaschrot, HP-Sojaschrot, Sojaöl,<br />

Rapsöl und Glycerin für Sie zur Verfügung.<br />

◆ Preise, Kontrake und mehr<br />

Ganz gleich, ob Sie über die aktuelle Preisentwicklung<br />

bei Eiweißfuttermitteln, die Vorteile längerfristiger<br />

Kontrakte, die Bezugsmöglichkeiten für<br />

geschützte Proteinfuttermittel oder Glycerin<br />

sprechen wollen – am Stand der Ölmühlen finden<br />

Sie die geeigneten Ansprechpartner.<br />

Wer aktuell schnelle Informationen zum Ölsaatenmarkt<br />

haben möchte, kann den wö-<br />

„Die Preise für Rapspresskuchen sind viel Kuchen. Bei der Lieferung auf den Hof nehmen<br />

wir den Preis für die Lieferung von weni-<br />

schriftlich, digital<br />

◆ Informationen – mündlich,<br />

schwieriger zu erfassen als die Preise für die<br />

Ölschrote“ berichtet Martin Schraa. „Die ger als 6 t und über 6 t. Auch dabei haben wir chentlichen „E-Mail-Service Ölsaaten“ abonnieren.<br />

Darin werden die Preise für<br />

und landwirtschaftliche Praktiker stehen Ihnen am<br />

Fachleute aus Ölmühlen, Wissenschaftler, Berater<br />

Presskuchen haben z.B. bei unterschiedlichem<br />

Ölgehalt auch unterschiedliche Preise. Restölgehalt bilden wir zwei Gruppen: bis Rapsextraktionsschrot und Rapspressku-<br />

Stand der Ölmühlen für mündliche Auskünfte und ◆ Besuchen und gewinnen<br />

gravierende Unterschiede gefunden. Beim<br />

Zudem ist die Struktur der dezentralen Ölmühlen<br />

aufgrund der unterschiedlichen Be-<br />

Rapskuchen sehr große Unterschiede gibt, auch die Preise für die Rohprodukte übernen<br />

Sie Informationen in schriftlicher Form mit mer ein Gewinn, nicht nur für diejenigen, die bei<br />

12,5 % und über 12,5 %. Weil es im Markt für chen, für Sojaschrot, pflanzliche Öle und<br />

Beratungen zur Verfügung. Darüber hinaus kön-<br />

Ein Besuch am Stand der Ölmühlen ist für Sie imtriebsgrößen<br />

sehr heterogen, was zu einer notieren wir zum Durchschnittspreis einer<br />

mittelt. Diese Informationen werden immer<br />

nach Hause nehmen und auf CD stehen neben vielen<br />

Fachinformationen auch Testversionen unse-<br />

Schreibunterlage, ein Notizbuch, eine Schreib-<br />

unserem Preisausschreiben eine praktische<br />

stärkeren Preisdifferenzierung zwingt. Wir erheben<br />

einmal im Monat den Abgabepreis ab Ausgabe dieser Zeitschrift werden wir erst-<br />

Der direkte Draht<br />

rer beiden Computerprogramme (PIGGIWIN<br />

Region auch die Preisspanne. In der nächsten<br />

direkt nach Redaktionsschluss Mittwoch<br />

Ölmühle in EUR/t. Dabei machen wir einen mals eine verkürzte Fassung dieser neuen nachmittags um 17 Uhr per E-Mail versandt.<br />

® und mappe oder einen der vielen wertvollen Sachpreise<br />

gewinnen werden.<br />

Martin Schraa/Wienke von Schenck<br />

MILLIWIN ® ) kostenlos zur Abholung bereit. Gerne<br />

Schnitt bei einer Monatsproduktion von weniger<br />

als 100 t und mehr als 100 t hergestelltem chen.“<br />

stehen dann aber auch im umfangreichen<br />

E-Mail: Martin.Schraa@zmp.de<br />

optimale Ration für Ihre Mastbullen, Milchkühe Das Team der Ölmühlen freut sich auf<br />

Preisübersicht für Rapskuchen veröffentli-<br />

Sie kosten 15,66 EUR im Monat. Diese Daten<br />

Telefon: 0228-9777264<br />

können Sie an Ort und Stelle die für Ihren Betrieb<br />

22 Internet-Angebot.<br />

Wienke.von.Schenck@zmp.de<br />

oder Schweine errechnen lassen.<br />

Ihren Besuch. Bis bald in Hannover !!!<br />

23<br />

VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006


Rapsprodukte in der Rinderfütterung<br />

Dr. Thomas Jilg, Bildungs- und Wissenszentrum Aulendorf<br />

Futtermittel dort zu erzeugen, wo sie verbraucht werden, macht Sinn. Vor allem dann,<br />

wenn auch wirtschaftliche Gründe dafür sprechen. Erzeugung, Verarbeitung und Verbrauch<br />

steigern die Wertschöpfung in der Region. Darüber hinaus wird die „regionale Nährstoffbilanz“<br />

verbessert.<br />

teile im Hinblick auf die Zuwachsleistung<br />

bringt. Die Kraftfutterverzehrsmengen in<br />

der 12-wöchigen Aufzuchtperiode betrugen<br />

bei dem Kraftfutter mit Raproplus 67 kg,<br />

beim Kraftfutter mit RES 71 kg, beim Kraftfutter<br />

mit SES 75 kg und beim Kraftfutter mit<br />

Rapskuchen 73 kg bei gleichem Milchverzehr<br />

(Tränkeperiode 8 Wochen) (Abb. 1).<br />

◆ Rapsprodukte in der<br />

Milchviehfütterung<br />

Am Bildungs- und Wissenszentrum Aulendorf<br />

wurde 1995 ein Versuch durchgeführt,<br />

in dem die Wirkung eines Versuchskraftfutters<br />

(7,8 MJ NEL/kg TM, 19,8 % Rohprotein<br />

i.TM) mit 30 % Rapskuchen und 8 % Sojaextraktionsschrot<br />

im Vergleich zu einem Kontrollkraftfutter<br />

(7,9 MJ NEL/kg TM, 20,8 %<br />

Rohprotein i.TM) mit 23 % Sojaextraktions-<br />

Rapsextraktionschrot<br />

Fütterungsversuche<br />

24<br />

Der Rapsanbau bekommt durch die gestiegene<br />

Nachfrage nach Biodiesel neue Impulse.<br />

Die dabei anfallenden Nebenprodukte<br />

wie Rapskuchen und Rapsextraktionsschrot<br />

suchen einen Markt. Was liegt näher, als diese<br />

Produkte vor Ort als Futtermittel einzusetzen.<br />

Durch futtermitteltechnologische<br />

Bearbeitung kann außerdem die ernährungsphysiologische<br />

Qualität dieser Futtermittel<br />

noch gesteigert werden. In bezug auf<br />

Rapsprodukte ist hier die Senkung der Glucosinolatgehalte<br />

und die Erhöhung des pansenbeständigen<br />

Proteinanteils (UDP) zu<br />

nennen. In Tabelle 1 werde einige Alternativen<br />

zu Sojaextraktionsschrot dargestellt.<br />

Im folgenden wird aber ausschließlich auf<br />

den Einsatz von Rapsprodukten eingegangen,<br />

weil dieser zur Zeit an Bedeutung gewinnt.<br />

Die zur Verfügung stehenden Rapsprodukte<br />

stellt Tabelle 2 dar.<br />

Tab. 1: Alternativen zu Sojaextraktionsschrot<br />

Rapsprodukte<br />

Körnerleguminosen<br />

Grünlandprodukte<br />

und Ackerfutter<br />

Sonstige<br />

Rapskuchen, Rapsextraktionsschrot,<br />

Raproplus, Rapass<br />

Ackerbohnen, Erbsen, Lupinen<br />

Eiweißreiche Grünlandaufwüchse,<br />

Grünmehlpellets, eiweißreiches<br />

Feldfutter wie Rotklee,<br />

Kleegras, Luzerne<br />

Biertreber, Sonnenblumenextraktionsschrot,<br />

Getreideschlempe<br />

getr. , Futterharnstoff<br />

Tab. 2: Rapsprodukte<br />

NEL XL XP UDP nXP RNB GSL<br />

MJ/kg TM g/kg TM g/kg TM % g/kg TM g/kg TM µmol/g/TM<br />

Rapskuchen 8,66 120–150 314 20 179 27<br />

Rapsextraktionsschrot<br />

7,31 25 399 30 242 25<br />

Rapskuchen wird in der Regel in Anlagen<br />

beim Landhandel, bei Maschinenringen oder<br />

sogar auf dem landwirtschaftlichen Betrieb<br />

durch Kaltpressung mit Expellerpressen hergestellt.<br />

Rapskuchen werden oft auch mit<br />

dem traditionellen Begriff Rapsexpeller bezeichnet.<br />

Beim Bezug ist darauf zu achten,<br />

dass der Fettgehalt erstens bekannt ist und<br />

zweitens möglichst 15 % nicht übersteigt.<br />

Dies ist für die Sicherheit in der Rationsplanung<br />

notwendig.<br />

Rapsextraktionsschrot wird in den großen<br />

Ölmühlen hergestellt. Verfahrensbedingt ist<br />

der Restfettgehalt sehr niedrig. Dies macht<br />

sich im einerseits geringeren Energiegehalt,<br />

andererseits im höheren Rohproteingehalt<br />

bemerkbar.<br />

Raproplus wird in derselben Verfahrenslinie<br />

wie Rapsextraktionsschrot hergestellt. Das<br />

Material wird zusätzlich einer druckthermischen<br />

Behandlung unterzogen. Dadurch<br />

Ø 16,1<br />

14–20<br />

Ø 9,2<br />

(8–11)<br />

Raproplus 7,30 25 355 60 296 9 4–6<br />

Rapass 7,30 15 370 70 346 4 nicht bekannt<br />

XL = Rohfett, XP= Rohprotein; Jilg-LVVG 2006<br />

steigt die Pansenbeständigkeit des Proteins<br />

von 30 % auf 60 % UDP.<br />

Eine höhere Pansenbeständigkeit hat auch<br />

das Produkt Rapass. Dieses wird durch Behandlung<br />

mit Holzzucker aus Rapsextraktionsschrot<br />

oder aus Rapskuchen gewonnen.<br />

◆ Einsatz von Rapsprodukten in der<br />

Rinderaufzucht und Rindermast<br />

Schon in den 90iger Jahren wurden mit Rapskuchen<br />

Versuche mit Mastbullen und mit<br />

Milchkühen gemacht. Es zeigte sich, dass in<br />

der Bullenmast Sojaextraktionsschrot vollständig<br />

durch Rapskuchen ersetzt werden<br />

kann. Inzwischen liegen auch Erfahrungen<br />

zur Kombination von Rapskuchen und Raproplus<br />

aus Aulendorf vor. Diese Kombination ist<br />

interessant, weil Raproplus mehr pansenbeständiges<br />

Eiweiß und weniger Glucosinolate<br />

enthält als Rapsextraktionsschrot. Die Erfahrungen<br />

zeigen, dass auch bei einem Leistungsniveau<br />

von über 1.400 g Zunahme pro<br />

Abb. 1: Kraftfutterverzehr bei rapshaltigen<br />

Kälberstartern im<br />

Vergleich zu einem Starter mit<br />

Sojaextraktionsschrot<br />

g/Tag<br />

2.250<br />

2.000<br />

1.750<br />

1.500<br />

1.250<br />

1.000<br />

750<br />

500<br />

250<br />

0<br />

Raproplus<br />

Rapsextraktionsschrot<br />

Sojaextraktionsschrot<br />

Rapskuchen<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />

Lebenswoche<br />

Tag in der Hauptwachstumsphase Sojaschrot<br />

durch eine Kombination von Rapskuchen und<br />

Raproplus ersetzt werden kann. (Veredlungsproduktion<br />

4/2005, S. 18).<br />

Neuere Exaktversuche aus Aulendorf zeigen,<br />

dass sich Rapsprodukte auch in der Kälberaufzucht<br />

einsetzen lassen. Die in Tabelle<br />

3 aufgeführten Aufzuchtfuttermischungen<br />

wurden in einem Aufzuchtversuch in Aulendorf<br />

getestet.<br />

Die Ergebnisse (Tab. 4) zeigen, dass der Verzicht<br />

auf Sojaextraktionsschrot keine Nach-<br />

Tab. 3: Zusammensetzung der Kälberaufzuchtfutter<br />

in % (Schrot)<br />

Futtermittel<br />

KF-<br />

SES<br />

KF-<br />

RES<br />

KF-Raproplus<br />

KF-Rapskuchen<br />

Trockenschnitzel, % 20 20 20 20<br />

Gerste, % 15 14 14 14<br />

Hafer, % 15 11 11 11<br />

Weizen, % 14 14 14 14<br />

Sojaextrakt.schrot., % 15 – – –<br />

Rapsextr.schrot, % – 20 – –<br />

Raproplus, % – – 20 –<br />

Rapskuchen, % – – – 20<br />

Leinkuchen, % 12 12 12 12<br />

Melasse, % 5 5 5 5<br />

Mineralfutter, % 4 4 4 4<br />

Summe, % 100 100 100 100<br />

TM, g/kg 892 883 882 895<br />

NEL, MJ/kg FM 6,60 6,40 6,43 6,55<br />

Rohprotein, g/kg FM 176 173 173 166<br />

nXP, g/kg TM/FM 159 154 158 151<br />

Rohfaser, g/kg FM 86 97 98 97<br />

Rohfaser, g/kg FM 86 97 98 97<br />

GSL in Rapskomponente,<br />

µmol/g TM<br />

– 10,4 5,5 17,0<br />

Rapskuchen<br />

Raproplus<br />

Rapsextraktionsschrot hat<br />

weniger Fett und Energie, aber<br />

mehr Eiweiß als Rapskuchen.<br />

Rapskuchen sollte nicht mehr<br />

als 15 % Fett haben, wenn bis<br />

zu 2,0 kg eingesetzt werden.<br />

Raproplus mit 60 % pansenbeständigem<br />

Eiweiß kann bei<br />

hohen Leistungen die Eiweißversorgung<br />

verbessern und<br />

die ruminale N-Bilanz senken.<br />

Fütterungsversuche<br />

25<br />

VeredlungsProduktion 3/4/2006<br />

VeredlungsProduktion 3/4/2006


Fütterungsversuche<br />

Abb. 2: Milchleistung beim Einsatz von<br />

Rapskuchen (LVVG 1995)<br />

kg , %<br />

schrot auf die Milchleistung untersucht wurde.<br />

Die Kraftfutter unterschieden sich im<br />

Energiegehalt um 0,1 MJ NEL und im Rohproteingehalt<br />

um 1 %. Die Milchleistung und<br />

die Milchinhaltsstoffe waren beim Einsatz<br />

von Rapskuchen (Versuch) in der Tendenz<br />

eher höher (Abb. 2) als bei ausschließlichem<br />

Einsatz von Sojaextraktionsschrot. Das<br />

Milchfett war weicher.<br />

Unter Berücksichtigung auch anderer Versuchsergebnisse<br />

sind folgende Einsatzmengen<br />

von Rapskuchen zu empfehlen: Der<br />

Rapskuchen sollte nicht mehr als 15 % Rohfett,<br />

die Futterration maximal 4 % Rohfett<br />

enthalten. In der TMR-Ration können dann<br />

maximal bis zu 2,5 kg pro Kuh und Tag eingesetzt<br />

werden, im Kraftfutter bis zu 25 %. Bei<br />

der Neueinführung von Rapskuchen sollte<br />

mit 1 kg begonnen werden. Beim Mineralfutter<br />

ist auf ausreichend Jod (100 mg/kg) zu<br />

achten. Außerdem werden 750 mg Vitamin E<br />

über das Mineralfutter zugeführt. Rapskuchen<br />

sollte wegen der Gefahr der Peroxidbildung<br />

aus ungesättigten Fettsäuren nicht<br />

länger als drei Monate gelagert werden.<br />

Tab. 4: Zunahmen der Kälber bei Verwendung<br />

unterschiedlicher<br />

Proteinträger Im Kälberstarter<br />

Lebenswoche<br />

1– 3 4–7 8–12 1–7 1–12<br />

Raproplus n=10 443 b 657 ab 980 a 565 738<br />

RES n=10 476 b 757 a 837 ab 637 720<br />

SES n=11 485 b 656 ab 740 b 583 648<br />

Rapskuchenn=11 654 a 594 b 834 ab 620 709<br />

a, b: Unterschiedliche Buchstaben stehen für gesicherte Unterschiede p


Fütterung<br />

Einsatz von Maisprodukten<br />

in der Milchkuhfütterung<br />

Dr. Katrin Mahlkow-Nerge, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein<br />

Die Maispflanze bietet wie kaum eine andere Futterpflanze die Möglichkeit, durch die Wahl<br />

dessen, was von der gesamten Pflanze geerntet und genutzt werden soll, die Nährstoff- und<br />

Energiekonzentration in dem fertigen Produkt zu beeinflussen. Das Futtermittel wird umso<br />

nährstoffkonzentrierter, je enger das Kolben:Restpflanzen-Verhältnis ist (Tab. 1).<br />

◆ Futterwert der Maisprodukte<br />

Der Futterwert der Lieschkolbenschrotsilage<br />

(LKS) hängt entscheidend davon ab, in<br />

welchem Umfang bei der Ernte Grobbestandteile<br />

abgesiebt werden.<br />

Bei der Herstellung von Corn-Cob-Mix (CCM)<br />

geht die Praxis vermehrt zu niedrigeren Spindelanteilen,<br />

um die Energiedichte zu erhöhen.<br />

Der Trockenmassegehalt beträgt dann ca. 60 %<br />

und der Stärkegehalt ca. 70 %, wie Untersuchungen<br />

von insgesamt 400 CCM-Proben aus<br />

NRW zeigten (SOMMER, 2005).<br />

Grundsätzlich ist es ratsam, alle Maiskornund<br />

Maiskolbenprodukte vor dem Einsatz in<br />

Tab. 1: Zusammensetzung der Maisprodukte<br />

Verfahren<br />

Maisprodukt<br />

Exakthäcksler<br />

Silomais<br />

Silomais mit<br />

Hochschnitt<br />

Pflückhäcksler<br />

(4–2 Reihen)<br />

LKS<br />

Zusammensetzung<br />

ganze Pflanze,<br />

12 cm Stoppel<br />

ganze Pflanze,<br />

30–45 cm Stoppel<br />

4 Reihen ganze Pflanzen<br />

+ 2 Reihen Kolben<br />

100 % Körner<br />

+100 % Spindeln<br />

+ 80–100 % Lieschen<br />

+ bis 20 % Stängel<br />

NEL MJ/<br />

kg TM<br />

~6,5<br />

~6,8<br />

~6,8<br />

~7,4<br />

CCM<br />

100 % Körner<br />

+ 20–80 % Spindeln<br />

~8,2<br />

Feuchtmais 100 % Körner ~8,6<br />

der Milchkuhfütterung stets untersuchen zu<br />

lassen, da die futterwertbestimmenden<br />

Merkmale – je nach Verfahren – großen<br />

Schwankungen unterliegen können und<br />

deshalb Tabellenwerte zu ungenau sind.<br />

Feuchtmais ist im Vergleich zu den beiden<br />

anderen Maisprodukten für viele unserer<br />

Landwirte ein eher neueres Futtermittel,<br />

welches aber bereits in einigen ostdeutschen,<br />

v.a. größeren Betrieben zunehmend<br />

Beliebtheit erlangt.<br />

Feuchtmais ist also Körnermais, der nicht<br />

getrocknet, sondern frisch einsiliert wird.<br />

Unmittelbar nach dem Drusch müssen die<br />

feuchten Maiskörner mit einer Hammermühle<br />

vermahlen werden. Denkbar sind<br />

aber auch die Konservierung von ganzen<br />

Maiskörnern mit Säuren und die anschließende<br />

Zerkleinerung dieser dann unmittelbar<br />

vor der Verfütterung.<br />

Feuchtmaissilagen sind von allen Maisprodukten<br />

(abgesehen Körnermais) am energiereichsten.<br />

Ein weiterer Vorteil gegenüber<br />

Maisprodukten mit Spindelanteilen ist die<br />

geringere Gefahr einer Mykotoxin- und<br />

Schimmelbildung in der Silage.<br />

Grundsätzlich muss das Erntegut ausreichend<br />

zerkleinert werden, da Milchkühe ansonsten<br />

diese Energie nicht verwerten können und<br />

stattdessen ganze, aber auch halbe Maiskörner<br />

mit dem Kot wieder ausscheiden. Mehr als<br />

80 % der Teilchen sollen kleiner als 2 mm, aber<br />

max. 50 % wiederum kleiner als 1 mm sein.<br />

Der Futterwert wird in erster Linie vom Trockenmassegehalt<br />

des Futtermittels bestimmt.<br />

Die drei Maisprodukte zeichnen sich<br />

neben einem höheren Trockenmassegehalt<br />

(LKS: ca. 50 %, CCM: ca. 60 %, Feuchtmais:<br />

60–70 %) vor allem durch wesentlich mehr<br />

Stärke aus als Maissilage (Tab. 2).<br />

Als besonderer Vorteil von Maisprodukten ist<br />

der langsamere Abbau der Stärke im Pansen<br />

im Vergleich zu anderen Stärketrägern wie<br />

z.B. Getreide zu bewerten. Erwartet werden<br />

dadurch ein geringerer pH-Wert-Abfall im<br />

Vormagen und ein verändertes Fermentationsmuster<br />

im Vergleich zur getreidereichen<br />

Fütterung ohne Mais.<br />

Der geringere pH-Wert-Abfall sollte günstigere<br />

Bedingungen für den Zellwandabbau im<br />

Pansen schaffen mit der Folge einer besseren<br />

scheinbaren Rohfaserverdaulichkeit. Im Gegensatz<br />

dazu zeigten häufig Untersuchungen<br />

(JENTSCH et al., 1992) eine deutliche Abnahme<br />

der scheinbaren Verdaulichkeit der Rohfaser<br />

bei Zulage von Getreideschrot, während<br />

beim Maiszusatz nur ein allmählicher Abfall zu<br />

beobachten war.<br />

Von besonderem Interesse ist die Pansenstabilität<br />

der Stärke. Stärke in Maissilagen ist wesentlich<br />

umfangreicher im Pansen der Kuh<br />

abbaubar als Stärke in frischem Silomais. Das<br />

heißt, dass die Pansenstabilität der Stärke in<br />

einer Maissilage deutlich geringer ist als die<br />

von frischem Silomais.<br />

Die Silierung führt zu einer teilweisen Auflösung<br />

der Proteinmatrix des Endosperms im<br />

Maiskorn. Dadurch wird die Stärke für die Mikroorganismen<br />

im Pansen besser angreifbar.<br />

Möglicherweise trägt auch die Quellung der<br />

Stärke während des Silierens dazu bei.<br />

Da auch LKS, CCM und Feuchtmais siliert<br />

werden, müssen wir davon ausgehen, dass<br />

auch hier ebensolche Zusammenhänge<br />

wirksam werden, wenn auch in möglicherweise<br />

nicht so großem Umfang (aufgrund<br />

des höheren Trockenmassegehaltes und des<br />

normalerweise im Vergleich zum Silomais<br />

etwas späteren Erntezeitpunktes der drei<br />

Produkte). Diese Besonderheiten sind bei<br />

der Rationsgestaltung zu berücksichtigen,<br />

ebenso die Tatsache, dass alle Maisprodukte<br />

relativ arm an Kalzium und Natrium sowie<br />

Spurenelementen und Vitaminen sind.<br />

◆ Einsatz in der Fütterung<br />

LKS, CCM und erst recht Feuchtmais werden<br />

in der Rationsgestaltung als Kraftfuttermittel<br />

eingesetzt. Deshalb müssen deren Erzeugungskosten<br />

auch mit den Kosten für<br />

andere Energieträger unter den Kraftfuttermitteln<br />

verglichen werden.<br />

Während Maissilage ein Grundfutter mit<br />

Strukturlieferung ist, zählen LKS und CCM<br />

zu den Kraftfuttermitteln ohne nennenswerte<br />

Strukturwirkung. Feuchtmais verursacht<br />

im Tier keine Strukturwirkung. Dennoch<br />

dürfte bei Verfütterung dieser<br />

Futtermittel die Gefahr einer Pansenübersäuerung<br />

bei weitem nicht so schnell entstehen<br />

wie beim Einsatz großer Getreidemengen,<br />

aufgrund des oben beschriebenen<br />

langsameren Abbaus der Maisstärke im Pansen.<br />

Die vielleicht größte Besonderheit (und<br />

mit weitreichenden Konsequenzen) dieser<br />

drei Maisprodukte im Gegensatz zu<br />

fast allen anderen Kraftfuttermitteln besteht<br />

darin, dass sie nicht leistungsbezogen<br />

(über Kraftfutterautomaten) einsetzbar<br />

sind, sondern mit der Grundration<br />

verabreicht werden müssen. So erhalten<br />

alle Tiere der Herde – also auch diejenigen,<br />

die am Laktationsende bei geringerer Leistung<br />

möglicherweise bereits eine deutliche<br />

Überkondition aufweisen, und davon gibt es<br />

in zahlreichen Herden recht viele – dieses<br />

Kraftfutter. Und gerade Maisprodukte mit ihrem<br />

hohen Stärkegehalt begünstigen die<br />

Körperfettbildung. Damit verbunden ist<br />

nicht nur ein teuer erkaufter Luxuskonsum,<br />

sondern – und das wiegt weitaus schwerer –<br />

deutlich größere Probleme derart überversorgter,<br />

verfetteter Kühe besonders während<br />

des Kalbezeitraumes und der Frühlaktation<br />

(Schwergeburten, Ketose, Mastitis,<br />

Labmagenverlagerung, Endometritis,…).<br />

In größeren Herden besteht die Möglichkeit,<br />

durch das Einrichten verschiedener Fütterungsgruppen<br />

bei den laktierenden Kühen,<br />

die Einsatzmenge dieser Maisprodukte entsprechend<br />

des Bedarfes der jeweiligen Gruppe<br />

zu variieren. In kleineren Bestandsgrößen<br />

aber finden wir v.a. aus arbeitsorganisatorischen<br />

und/oder baulichen Gründen kaum<br />

verschiedene Fütterungsgruppen. Das erschwert<br />

prinzipiell den bedarfsgerecht und<br />

darüber hinaus auch betriebswirtschaftlich<br />

sinnvollen Einsatz von Maisprodukten.<br />

In mais(produkt)reichen Rationen ist neben<br />

einem notwendigen Eiweißausgleich auch<br />

auf die Ruminale Stickstoffbilanz (RNB) zu<br />

achten. Diese sollte nicht negativ sein. Gegebenenfalls<br />

ist der Einsatz von Futterharnstoff<br />

– eine bestmögliche Einmischung in die<br />

Ration vorausgesetzt – sinnvoll.<br />

Ist ein Futtermischwagen im Einsatz, wird<br />

häufig als erstes die Grundfutterration mit<br />

einem bzw. zwei notwendigen Eiweißträger/n<br />

(Soja- und Rapsextraktionsschrot)<br />

aufgewertet. Im nächsten Schritt – bei einer<br />

weiteren Aufwertung der vorgelegten<br />

Ration – kommt meistens ein Energieträger<br />

(häufig Getreide) hinzu. Eine derart<br />

aufgewertete Ration reicht für eine Milchleistung<br />

von ca. 24–26 kg. Darüber hinaus<br />

verwenden viele Landwirte, die über eine<br />

transpondergestützte tierindividuelle<br />

Tab. 2: Futterwerteigenschaften der<br />

Maisprodukte<br />

Merkmal<br />

Häcksler<br />

mit Pflückvorsatz<br />

Pflückdrescher<br />

Körnermais<br />

trocken<br />

Körnermais<br />

feucht<br />

(65 % TM)<br />

CCM<br />

Kraftfuttergabe verfügen, ein Milchleistungsfutter.<br />

Bei der Wahl eines geeigneten Milchleistungsfutters<br />

ist dessen Stärkegehalt zu beachten.<br />

Mit einem stärkeärmeren Milchleistungsfutter<br />

(eher auf der Basis von z.B.<br />

Trockenschnitzeln) kann die Gesamt-Stärkemenge<br />

einer maisreichen Ration begrenzt<br />

werden (je nach Ration, max. 20 % Stärke).<br />

Grundsätzlich ergeben sich für den Einsatz<br />

von CCM, LKS und Feuchtmais in den Milchkuhrationen<br />

ähnliche Maßnahmen. Jedoch<br />

leitet sich die genaue Einsatzmenge des jeweiligen<br />

Maisproduktes aus dessen Stärkegehalt<br />

und daraus folgend dem Erreichen<br />

der verdauungsphysiologischen Obergrenze<br />

für leicht verdauliche Kohlenhydrate (Zucker<br />

+ pansenverfügbare Stärke) ab.<br />

Besteht beispielsweise die Grundfutterration<br />

aus 2 ⁄3 Maissilage und 1 ⁄3 Grassilage, so dürfte<br />

in etwa mit einer Einsatzmenge von 3,5 kg<br />

TM LKS bzw. 3,2 kg TM CCM bzw. 3 kg TM<br />

Feuchtmais aus Sicht der Stärkeanflutung<br />

die obere Grenze erreicht ist. Nennenswerte<br />

Getreidemengen können dann aber nicht<br />

mehr eingesetzt werden.<br />

LKS<br />

Stärke, g/kg TM 660 660 630 500<br />

Pansenstabilität<br />

der Stärke, %<br />

~ 40 ~ 30–35 ~ 25–30 ~ 20–25<br />

XP, g/kg TM 102 100 105 90<br />

UDP, % des XP 40 40 35 35<br />

XF, g/kg TM 30 30 52 120<br />

Der direkte Draht<br />

Dr. Katrin Mahlkow-Nerge<br />

Telefon: 04381-900 949<br />

Telefax: 04381-900 918<br />

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Fütterung<br />

29<br />

VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006


Spezialfuttermittel<br />

Propylenglykol oder Glycerin<br />

für Hochleistungskühe?<br />

Dr. Katrin Mahlkow-Nerge, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein<br />

Der Zusatz energiereicher Einzelfuttermittel zur Ration bildet einen Ansatz zur Stabilisierung<br />

und Verbesserung der Stoffwechselgesundheit und der Leistungsfähigkeit (Milch, Reproduktion)<br />

von Kühen mit hohem Milchleistungspotenzial. In der Vergangenheit war diesbezüglich<br />

Propylenglykol das Mittel der Wahl. Zahlreiche Untersuchungen beweisen die<br />

ketoseprophylaktischen Wirkungen dieses Zusatzes. Auch leistungssteigernde Effekte wurden<br />

häufig nachgewiesen. Es sind jedoch wiederholt Hinweise zu verringerter Akzeptanz und<br />

zu Verzehrsdepressionen zu verzeichnen.<br />

Tab. 1: Charakterisierung der Versuchstiere<br />

Variante<br />

Milch<br />

(kg)<br />

Vorlaktationsleistung<br />

Fett<br />

(%)<br />

Gruppe 1: Glycerin (n=29; davon 12 Färsen)<br />

Eiweiß<br />

(%)<br />

Fett- und<br />

Eiweiß (kg)<br />

Mittelwert 11.10.05 2,34 9237 4,3 3,39 707<br />

Mittelwert 7.10.05 2,32 9107 4,3 3,37 695<br />

Kalbetermin<br />

Laktations-Nr.<br />

Standardabweichung<br />

1,67 1610 0,4 0,15 120,19<br />

Gruppe 2: Propylenglykol (n=25; davon 7 Färsen)<br />

Standardabweichung<br />

1,22 1928 0,5 0,2 154,16<br />

Ein alternativer Zusatzstoff für Milchkühe<br />

vor allem für die Phase nach dem Kalben ist<br />

Glycerin. Hohe Kosten dieses Produktes haben<br />

den Einsatz in der Vergangenheit stark<br />

eingeschränkt. Aktuell haben sich die Preise<br />

auf den internationalen Märkten aber deutlich<br />

reduziert, da Glycerin ein Sekundärprodukt<br />

der Biodieselproduktion aus Raps- und<br />

Sojaöl ist. Das allein lässt den Einsatz dieses<br />

Futterzusatzes aus Kostengründen interessant<br />

erscheinen.<br />

Dem Glycerin wird in entsprechenden Anwendungsempfehlungen<br />

eine ähnliche Wirkung<br />

zugeschrieben wie dem Propylenglykol<br />

und der Einsatz als Energieträger auch im<br />

Austausch von Propylenglykol in Milchviehrationen<br />

empfohlen.<br />

Sowohl Fütterungseigenschaften als auch<br />

Energiegehalt des Glycerins werden mit denen<br />

schnellfermentierbarer Kohlenhydratträger<br />

(z.B. Weizen) verglichen. Aufgrund<br />

des süßen Geschmacks ist die Akzeptanz des<br />

Glycerins hoch und könnte die Futteraufnahme<br />

positiv beeinflussen.<br />

In einem dreimonatigen Fütterungsversuch<br />

der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein<br />

mit hochleistenden Milchkühen wurden<br />

mögliche Auswirkungen des Einsatzes von<br />

Glycerin im Austausch gegen Propylenglykol<br />

auf Leistungs- und Gesundheitsparameter untersucht.<br />

Dabei interessierte besonders, ob<br />

mit dem Einsatz von Glycerin vergleichbare Effekte<br />

für die Stabilisierung des Stoffwechsels<br />

(Ketoseprophylaxe) erreicht werden können<br />

wie mit dem Einsatz von Propylenglykol und<br />

ob mit dem Einsatz der unterschiedlichen Produkte<br />

Differenzen hinsichtlich Futteraufnahme,<br />

Leistung und Tiergesundheit auftreten.<br />

◆ Material und Methodik<br />

54 Kühe und Färsen wurden ca. 1 Woche vor<br />

dem errechneten Kalbetermin in verschiedene<br />

Abkalbeboxen überführt, in denen sie<br />

entweder die Ration mit Propylenglykol oder<br />

Einsatz von Glycerin zur Ketoseprophylaxe scheint<br />

eine Alternative zum Propylenglykolzusatz zu sein.<br />

Tab. 2: Zusammensetzung Futterration<br />

Futtermittel<br />

Gruppe 1<br />

Glycerin<br />

kg TM<br />

Gruppe 2<br />

Propylenglykol<br />

kg TM<br />

Maissilage 2004 8,5 8,5<br />

Wiesengrassilage<br />

1. Schnitt 2005<br />

3,2 3,2<br />

Kraftfuttermischung 8,6 9,1<br />

Futterharnstoff 0,05 0,05<br />

Weizenstroh 0,3 0,3<br />

Futterkalk 0,13 0,13<br />

Mineralfutter * 0,2 0,2<br />

* enthält Biotin, Hefen, Natriumbicarbonat<br />

aber mit Glycerin erhielten. Die Aufteilung<br />

der Tiere in die beiden Gruppen erfolgte anhand<br />

der Laktationsnummer, Milchleistung<br />

während der Vorlaktation und der Körpermasse<br />

(Tab. 1).<br />

Die Futterration (TMR) für beide Gruppen<br />

war hinsichtlich Energie- und Nährstoffgehalte<br />

vergleichbar. Die zugesetzte Propylenglykolmenge<br />

je Tier und Tag betrug 250 g,<br />

eingemischt in die Futterration. Glycerin<br />

wurde stattdessen mit einer Menge von 800<br />

g (Reinglycerin) eingesetzt. Diese etwas größere<br />

Menge wurde mit der Kraftfuttermenge,<br />

speziell der Menge an eingesetztem Getreide,<br />

verrechnet. Daraus ergab sich für die<br />

Gruppe 1 (Glycerin) eine um 0,5 kg geringere<br />

Kraftfuttermenge je Tier und Tag (Tab. 2)<br />

und eine geringfügig veränderte Kraftfutterzusammensetzung<br />

(5 % weniger Roggen im<br />

Kraftfutter). Die Tagesration enthielt für alle<br />

Tiere mit 10,54 (Glycerin) bzw. 10,58 kg (Propylenglykol)<br />

die gleiche Menge an Kraftfutter<br />

plus Zusatz.<br />

◆ Ergebnisse<br />

Die mit Glycerin gefütterten Färsen nahmen<br />

während des Versuchszeitraumes mit<br />

16,2 kg TM durchschnittlich 1,2 kg TM (statistisch<br />

signifikant) mehr Futter auf als die Färsen<br />

der Propylenglykolgruppe (15,0 kg TM).<br />

Besonders groß war der Unterschied im Mittel<br />

der ersten 40 Laktationstage (14,6 bzw.<br />

13,1 kg TM) (Abb. 1).<br />

Diese insgesamt sehr niedrigen Werte zeigen,<br />

dass die Färsen zu diesem Zeitpunkt<br />

noch nicht ihre maximale Futteraufnahme<br />

erreicht hatten. Das durchschnittliche Laktationsstadium<br />

aller ausgewerteten Versuchstiere<br />

betrug 41 (Glycerin) bzw. 44 (Propylenglykol)<br />

Tage.<br />

Auch bei den älteren Kühe mit mehr als zwei<br />

Laktationen wurden ähnliche Entwicklungen<br />

deutlich. Die Kühe der Glyceringruppe<br />

wiesen mit 21,5 kg TM insgesamt eine um<br />

1 kg höhere TM-Aufnahme auf als ihre<br />

Vergleichstiere der Propylenglykolvariante<br />

(20,5 kg TM), wobei auch hier die größten<br />

Differenzen innerhalb der ersten 40 Tage<br />

nach dem Kalben auftraten (Glycerin:<br />

20,2 kg TM, Propylenglykol: 18,7 kg TM).<br />

Abb. 1: TM-Aufnahme (kg/Tier und Tag)<br />

kg TM<br />

19<br />

17<br />

15<br />

13<br />

11<br />

9<br />

7<br />

5<br />

Färsen Glycerin<br />

Färsen Propy<br />

1 4 7 101316192225283134374043464952555861646770737679<br />

Laktationstag<br />

» Fütterungsversuch in Iden<br />

Ein weiterer Fütterungsversuch – durchgeführt<br />

in der Landesanstalt Sachsen-Anhalt,<br />

Iden (Engelhard u.a., 2006) – beschäftigte sich<br />

mit der gleichen Fragestellung. Im Gegensatz<br />

zum Versuch der LK Schleswig-Holstein wurde<br />

dort die Einsatzmenge an Propylenglykol und<br />

Glycerin nicht variiert, sondern betrug jeweils<br />

250 g je Tier und Tag (250 g Propylenglykol,<br />

310 g Rohglycerin mit einem unterstellten<br />

Reinglyceringehalt von 80 %).<br />

Dieser Versuch zeigte bei einer tendenziell höheren<br />

Futteraufnahme der Glycerintiere keine<br />

Unterschiede in der Milchleistung und den gemessenen<br />

Stoffwechselparametern zwischen<br />

beiden Tiergruppen.<br />

Ähnlich wie die<br />

Futteraufnahme<br />

reagierte auch die<br />

Milchmenge. Die<br />

Tiere der mit Glycerin<br />

gefütterten<br />

Versuchsgruppe<br />

Tab. 3: Milchleistung<br />

Variante<br />

Glycerin Propylenglykol<br />

Färsen 28,8 25,2<br />

Kühe 41,6 38,8<br />

gaben, wenn auch nicht statistisch signifikant,<br />

mehr Milch als die Tiere der Propylenglykolgruppe<br />

(Tab. 3) bei insgesamt gleichen<br />

Milchinhaltstoffen.<br />

Daraus ergab sich für die mit Glycerin versorgten<br />

Färsen eine tägliche Menge an 29,5<br />

kg ECM (energiekorrigierte Milchleistung),<br />

die mit 3,9 kg statistisch signifikant höher<br />

war als die der Vergleichstiere der Propylenglykolvariante<br />

(25,6 kg ECM). Die um 1,9 kg<br />

Trockenmasse höhere Futteraufnahme der<br />

Färsen der Glyceringruppe erklärt diesen<br />

Leistungsunterschied.<br />

Dabei muss allerdings die insgesamt geringe<br />

Färsenanzahl in beiden Gruppen (12 Färsen<br />

in Glyceringruppe, 7 Färsen in Propylenglykolgruppe)<br />

berücksichtigt werden.<br />

Die älteren Kühe der Glyceringruppe gaben<br />

im Mittel 42,2 kg ECM, die der Propylenglykolvariante<br />

39,5 kg ECM.<br />

Bei einem mittleren Gewicht der Versuchstiere<br />

von 619 kg war die Gewichtsabnahme<br />

aller Tiere vom Zeitpunkt der Kalbung bis<br />

zum Versuchsende in beiden Versuchsgruppen<br />

nahezu gleich. Das traf für die Färsen als<br />

auch für die älteren Kühe gleichermaßen zu.<br />

Unterschiede bei der Körperkondition der<br />

Tiere wurden zwischen den Varianten nicht<br />

festgestellt. Gleiches galt für die Stoffwechselparameter,<br />

besonders zur Beurteilung<br />

des Kohlenhydrat-Fett-Stoffwechsels und<br />

für die Erkrankungs- und Behandlungshäufigkeit<br />

der Tiere beider Gruppen.<br />

Energiereiche Zusatzfuttermittel (hier Propylenglykol)<br />

sollen Stoffwechsel und Leistungsfähigkeit<br />

von Frischabkalbern stabilisieren und verbessern<br />

◆ Zusammenfassung<br />

Der Glycerinzusatz wirkte sich im Vergleich<br />

zum Propylenglykoleinsatz weder nachteilig<br />

auf Produktions-, noch Stoffwechsel- und<br />

Gesundheitsdaten der Tiere aus. Eher war<br />

das Gegenteil der Fall. Die Färsen und auch<br />

älteren Kühe der Glyceringruppe hatten bei<br />

einer insgesamt höheren Futteraufnahme –<br />

möglicherweise aufgrund des süßen Geschmacks<br />

des Glycerins – eine höhere Milchleistung.<br />

Die abschließende ökonomische Bewertung,<br />

die sich lediglich auf die in diesem Versuch<br />

erzielten Ergebnisse bezieht, zeigte einen<br />

klaren Vorteil für die mit Glycerin<br />

gefütterten Tiere.<br />

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31<br />

VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006


Lagerung<br />

32<br />

Lagerung von Rapskuchen im<br />

landwirtschaftlichen Betrieb<br />

Dr. Balthasar Spann, Institut für Tierernährung, Grub<br />

Rapskuchen ist ein energie- und proteinreiches Futtermittel, das in vielen rinder- und schweinehaltenden<br />

Betrieben verfüttert wird. Begrenzt wird der Einsatz durch den Fettgehalt, der<br />

zwischen 12 und 20 % schwankt. In vielen Rationen können durch den Einsatz von Rapskuchen<br />

die Futterkosten gesenkt werden.<br />

Unsicherheiten bestehen oft noch aufgrund<br />

der Lagerstabilität. Dabei werden Fragen<br />

nach der notwendigen Ausstattung des Futterlagers,<br />

der möglichen Lagerdauer und der<br />

Gefahr des Ranzigwerdens des Kuchens gestellt.<br />

◆ Acht Wochen bei loser Lagerung<br />

In einem Versuch an der Landesanstalt in Grub<br />

wurden die Auswirkungen unterschiedlicher<br />

Lagerbedingungen auf die Qualität des Rapskuchens<br />

überprüft. Es zeigte sich, dass bei<br />

Rapskuchen (Fettgehalt ca. 18 %) bei loser Lagerung<br />

in einer Scheune, weder bei kalter<br />

noch bei warmer Jahreszeit nach achtwöchiger<br />

Lagerzeit ein nennenswerter Anstieg im<br />

Pilz bzw. Gesamtkeimbesatz auftrat. Auch die<br />

Befürchtung, Oxidationen der ungesättigten<br />

Fettsäuren könnten zu Ranzigkeiten im Futter<br />

führen, war unbegründet. In wieweit sich diese<br />

Ergebnisse mit Erfahrungen aus der Praxis<br />

decken, wurde in einigen Praxisbetrieben<br />

überprüft.<br />

◆ Rapsölmühle Hohenbrunn<br />

In der Rapsölmühle Hohenbrunn werden<br />

jährlich 4.500 t Raps verarbeitet. Bei der Anlieferung<br />

durch die Landwirte wird der Rapssamen<br />

grundsätzlich gereinigt und wenn<br />

notwendig getrocknet. Bei der Verarbeitung<br />

liegt der Wassergehalt bei maximal 8 %. Der<br />

Rapskuchen wird in Hohenbrunn pelletiert.<br />

In Hohenbrunn kann Rapskuchen lose oder<br />

in Big Bags, Gewicht ca. 600–800 kg, bezogen<br />

werden.<br />

◆ Mit Frontlader in Mischwagen<br />

Im Milchviehbetrieb Gasteiger in Bichl wird<br />

seit mehreren Jahren Rapskuchen von Hohenbrunn<br />

bezogen. Im Betrieb stehen 60<br />

Fleckviehkühe, die Leistung liegt bei ca.<br />

9.000 kg Milch. Die grasbetonte Ration besteht<br />

aus einer aufgewerteten Mischration<br />

ergänzt mit Milchleistungsfutter.<br />

Tab. 1: Gesamtkeim- und Pilzgehalt einzelner Rapskuchenlieferungen<br />

Lieferung 1 – kalte Jahreszeit<br />

Lieferung 3 – warme Jahreszeit<br />

Rapskuchen<br />

Probe 1 – Januar Probe 2 – März Probe 1 – Mai Probe 2 – Juli<br />

Gesamtkeimgehalt Tsd/g 1,2 x 10 4 7,6 x 10 4 4,3 x 10 3 3,3 x 10 3<br />

Rapskuchen-Lagerung<br />

in einer Scheune auf einem<br />

Holzboden (Betrieb Gasteiger in Bichl)<br />

In die aufgewertete Mischung werden pro<br />

Kuh und Tag ca. 1,5 kg Rapskuchen eingemischt.<br />

Der Kuchen wird alle 6–8 Wochen bezogen.<br />

Er wird in einer alten Scheune auf einem<br />

Holzboden gelagert und mit dem<br />

Frontlader in den Mischwagen gebracht. Mit<br />

der Qualität des Rapskuchens, auch nach<br />

längerer Lagerung, hat der Betrieb keinerlei<br />

Probleme. Es kommt weder zu einer Klumpenbildung<br />

noch zur Verschimmelung oder<br />

sonstig erkennbarem Futterverderb.<br />

◆ Acht Wochen im Fahrsilo<br />

Martin Sigl aus Glonn setzt für seine 100 Holsteinkühe<br />

ebenfalls Rapskuchen ein. Auch in<br />

diesem Betrieb werden pro Kuh und Tag in<br />

der Mischration etwa 1,5 kg Rapskuchen verfüttert.<br />

Die Leistung liegt ebenfalls bei<br />

9.000 kg Milch.<br />

Gelagert wird der Kuchen etwa 6–8 Wochen<br />

in einem Fahrsilo, allerdings auf Beton. Von<br />

dort wird das Futter mit dem Radlader in den<br />

Mischwagen transportiert. Auch bei Sigl traten<br />

bisher keine Probleme bei diesem Lagersystem<br />

auf, weder im Sommer noch im Winter.<br />

◆ Klumpen nur bei Feuchte<br />

Franz Bachmeier aus Englmeng produziert<br />

mit seiner betriebseigenen Kleinpresse<br />

Rapsöl zum Verkauf. Den anfallenden Kuchen<br />

verfüttert er an seine 50 Milchkühe.<br />

Auch bei diesem Betrieb wird der Kuchen auf<br />

Beton gelagert. Er berichtet, dass es bei der<br />

Stabilität nur dann zu Problemen führt,<br />

wenn der Kuchen unmittelbar mit Feuchte in<br />

Berührung kommt. Dann bilden sich Klumpen,<br />

Verschimmelung ist die Folge.<br />

◆ Rapspresse in St. Wolfgang<br />

In der Rapspresse RWG Erdinger Land in St.<br />

Wolfgang werden im Jahr 2.500 t Raps verarbeitet,<br />

der Rapskuchen wird im Gegensatz<br />

zu Hohenbrunn nicht pelletiert.<br />

Franz Ostermaier aus Bergham bezieht von<br />

dieser Presse seinen Kuchen. Für seine 40<br />

Milchkühe erstellt er eine Hofmischung, die<br />

sich etwa zu 25 % aus Rapskuchen, ergänzt<br />

mit Getreide und Mineralstoffen, zusammensetzt.<br />

Diese Mischung wird dann in einem<br />

Trevirasack für 4–5 Wochen zwischengelagert<br />

und von Hand entnommen.<br />

Qualitätsprobleme gibt es keine.<br />

Bei der Rieselfähigkeit der Hofmischung hat<br />

der Betriebsleiter folgende Erfahrung gemacht:<br />

es gibt keine Probleme, wenn der<br />

unpelletierte Kuchen erst nach dem Schroten<br />

des Getreides beigemischt wird. Das<br />

gemeinsame Schroten von Kuchen und Getreide<br />

dagegen reduziert die Rieselfähigkeit<br />

deutlich und ist nicht empfehlenswert.<br />

◆ Drei Monate im Trevirasack<br />

Josef Schwarzenbeck aus Weger, lagert den<br />

Rapskuchen für seine 40 Milchkühe und die<br />

Lagerung von Rapskuchen in Big Bags in der<br />

Ölmühle Hohenbrunn<br />

Mastbullen ohne Vermischen für drei Monate<br />

problemlos in einem Trevirasack.<br />

Die Entnahme des Kuchens aus diesem Sack<br />

ist aber nur von Hand möglich, da er immer<br />

wieder etwas „nachhelfen“ muss, wenn das<br />

Gut Brücken bildet und schlecht nachläuft.<br />

◆ Bei höherem Fettgehalt<br />

Brückenbildung<br />

Josef Schneider aus Leitenbach und Franz<br />

Göschl aus Schönbrunn sind zwei Schweinemäster,<br />

die ebenfalls Rapskuchen einsetzen.<br />

Der Anteil in der jeweiligen Mischung beträgt<br />

etwa 5 %. Der Kuchen wird in einem Big Bag<br />

bei Göschl 14 Tage und bei Schneider vier<br />

Wochen gelagert. Die Entnahme erfolgt bei<br />

beiden von Hand. Beide Betriebsleiter berichten,<br />

dass die Qualität konstant gut sei,<br />

die Rieselfähigkeit des nicht gemischten Kuchens<br />

allerdings zu Wünschen übrig lasse<br />

und es immer wieder zu Brückenbildung<br />

kommt. Sie berichten aber auch, dass bei geringerem<br />

Fettgehalt dieses Problem vermindert<br />

ist.<br />

◆ Rapskuchen wird nicht ranzig<br />

Insgesamt bestätigt sich in der Praxis die Erfahrung,<br />

die mit der Lagerung des Rapskuchens<br />

in Grub gemacht worden ist. Rapskuchen,<br />

pelletiert oder unpelletiert, ist<br />

genauso lagerfähig wie z.B. Sojaextraktionsschrot.<br />

Bei entsprechend trockener Lagerung<br />

gibt es weder Klumpenbildung noch<br />

Verschimmelung. Auch das früher befürchtete<br />

Ranzigwerden des fettreichen Kuchens<br />

wurde in der Praxis nicht beobachtet.<br />

Die Rieselfähigkeit des Gutes, wenn es nicht<br />

mit anderen Komponenten vermischt wird,<br />

ist allerdings unbefriedigend.<br />

Der direkte Draht<br />

Dr. Balthasar Spann<br />

Tel: 089-99141 401<br />

Pilzgehalt Tsd/g < 10 2 < 10 2 < 10 2 < 10 2<br />

Fax: 089-99141 142<br />

E-Mail: Tierernaehrung@Lfl.bayern.de<br />

» Veranstaltung<br />

UFOP auf der EuroTier!<br />

Vom 14.–17. November 2006 öffnet die<br />

EuroTier in Hannover wieder ihre Pforten.<br />

Ein Besuch für alle Tierhalter und Interessenten<br />

im Bereich Bioenergie ist sehr<br />

lohnenswert.<br />

Die UFOP präsentiert ihren Messestand in<br />

Halle 27 – Stand D 15 im<br />

Rahmen der BioEnergy Europe<br />

mit aktuellen Informationen zu Biodiesel<br />

und Rapsölkraftstoff, den Einsatzmöglichkeiten<br />

heimischer Öl- und Proteinpflanzen<br />

in der Nutztierfütterung und<br />

Rapsspeiseöl.<br />

Fütterungsexperten der Länderdienststellen<br />

und erfahrene Praktiker stehen Ihnen<br />

für die Beantwortung Ihrer Fragen<br />

zur Verfügung.<br />

Das UFOP-Team freut sich auf Ihren<br />

Besuch – bis bald in Hannover!<br />

Lagerung<br />

33<br />

VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006


Qualität<br />

Qualitätsschwankungen im Rapskuchen<br />

Peter Schreiner und Prof. Dr. Georg Dusel, Fachhochschule Bingen<br />

In der Diskussion zum Einsatz von Biokraftstoffen durch die Landwirtschaft wurde bislang<br />

dem Nebenprodukt Rapskuchen eine nur sehr geringe Beachtung geschenkt. Rapskuchen<br />

fällt in erster Linie in den dezentralen Ölmühlen an, in denen das Öl aus der Rapssaat durch mechanisches<br />

Abpressen, ohne nachfolgende Extraktion, gewonnen wird. Bei der Pressung von<br />

1 kg Rapssaat fallen etwa 1 ⁄3 Rapsöl und 2 ⁄3 Rapskuchen an. Die Verwertung dieses Nebenproduktes<br />

ist sehr vielfältig. So kann der energetisch hochwertige Rapskuchen neben dem Einsatz für<br />

die Energiegewinnung (Biogasanlagen, Verbrennung in Biomasseöfen), welche aber durch die<br />

politischen Rahmenbedingungen zum Teil eingeschränkt ist, auch als Düngemittel Verwendung<br />

finden. In erster Linie eignet sich Rapskuchen jedoch als kostengünstiges Eiweiß- und<br />

Energiefuttermittel in der Tierernährung. Der Einsatz erfolgt nicht nur über die Mischfutterindustrie.<br />

In zunehmenden Umfang wird Rapskuchen aus dezentralen Ölmühlen regional direkt<br />

an die Landwirte vermarktet.<br />

Die Inhaltsstoffe von Rapskuchen aus dezentralen<br />

Ölmühlen variieren oftmals sehr<br />

stark und könnten daher zu Problemen in<br />

der Fütterung führen. Die rasant zunehmende<br />

Zahl der Ölmühlen in Rheinland-Pfalz und<br />

das immer größer werdende Interesse, den<br />

Rapskuchen als Eiweiß- und Energiefuttermittel<br />

einzusetzen, gab den Anlass, einen<br />

Vergleich der futterrelevanten Inhaltsstoffe<br />

durchzuführen.<br />

◆ 22 Rapskuchen im Monitoring<br />

ziehen zu können, wurden eine Reihe weiterer<br />

Parameter bei der Probenziehung des<br />

Rapskuchens dokumentiert (Tab. 1).<br />

Die Auswertung des gesammelten Datenpools<br />

zeigt zwischen den dezentralen Ölmühlen<br />

große Unterschiede in dem verwendeten<br />

Rohstoff (Rapssaat) und dem Pressverfahren<br />

sowie eine hohe Variabilität in den<br />

futterrelevanten Inhaltstoffen im Rapskuchen.<br />

Die Betriebe verwenden zur Produktion von<br />

Rapsöl bzw. Rapskuchen die verschiedensten<br />

Sorten (Express, Viking, Oase, Kapitol,<br />

Smart, Moikan, Artus, Zenit, Elektra und Hybridraps).<br />

Am häufigsten wurde die Sorte Express<br />

verwendet, die sich nach Angaben der<br />

Ölmühlenbetreiber durch eine hohe Ölausbeute<br />

auszeichnet. Die zur Pressung benutzte<br />

Saat wies Feuchtgehalte von 5–9 %<br />

auf. Weiterhin war festzustellen, dass viele<br />

unterschiedliche Pressenfabrikate zum Einsatz<br />

kommen, die in der Durchsatzmenge<br />

zwischen 10 und 500 kg Rapssaat je Stunde<br />

stark variieren.<br />

Tab. 1: Allgemeine Datenerhebung<br />

Parameter<br />

22 dezentrale Ölmühlen (Rheinland-Pfalz/Saarland)<br />

Technische Parameter<br />

Pressverfahren/-technik Schneckenpresse (21x) + Strahlenpresse (1x) verschiedene Fabrikate<br />

» Info<br />

BDOEL e.V. präsentiert sich auf<br />

der EuroTier 2006<br />

Der im Juni 2005 gegründete Bundesverband<br />

Dezentraler Ölmühlen (BDOELe.V.) präsentiert<br />

sich in diesem Jahr erstmals auf der EuroTier.<br />

Interessierte können sich in Halle 27, Stand E 11<br />

detailliert über das breite Servicespektrum des<br />

BDOEL e.V. informieren. Der Verband vertritt<br />

die Interessen von Speise- und Kraftstoffölproduzenten<br />

gleichermaßen. Die Mitglieder verfügen<br />

derzeit über eine jährliche Verarbeitungskapazität<br />

von 200.000 t Ölsaaten.<br />

Am 17.11. um 13.00 Uhr hält Günter Hell, Vorsitzender<br />

des BDOEL e.V., im Rahmen des Forumsprogramms<br />

Bioenergie (Halle 27, Forum<br />

2) einen Vortrag zum Thema „Das Absatzpotenzial<br />

von kaltgepresstem Rapsöl der Landwirtschaft<br />

– Welche Marktentwicklung ist zu erwarten?<br />

Welche politischen Konsequenzen<br />

können sich daraus ergeben?“<br />

Wie bei der Durchsatzmenge zeichnen sich<br />

auch bei den Temperaturen am Presskopf Unterschiede<br />

ab, welche sich in Bereichen von<br />

45–78 °C bewegen. Die Lagerung des Rapskuchens<br />

erfolgte in Big Bags oder auf Schüttböden<br />

bzw. nach der Abkühlung auch in Hochsilos.<br />

Da die regionale Nachfrage meist sehr<br />

groß ist und somit derzeit keine Absatzprobleme<br />

auftreten, liegt die Lagerdauer bei 60 %<br />

der beprobten Betriebe unter 14 Tagen.<br />

Rapskuchen wird hauptsächlich in der Fütterung<br />

von Milchkühen, Rindern und Schweinen<br />

eingesetzt. Die produktionsintensiven<br />

Ölmühlen liefern auch größere Mengen<br />

an die Mischfutterindustrie. Die Erhebung<br />

zeigt, dass erfreulicherweise<br />

ca. 2 ⁄3 der Betriebe regelmäßige<br />

(min. einmal jährlich)<br />

Analysen auf futterrelevante<br />

Inhaltsstoffe durchführen.<br />

◆ Rapskuchen in der Fütterung<br />

Rapskuchen ist ein energiereiches Eiweißfuttermittel,<br />

welches in der Fütterung landwirtschaftlicher<br />

Nutztiere gut eingesetzt<br />

werden kann. Wegen des hohen Gehaltes an<br />

Rohfaser, welcher durch den Schalenanteil<br />

der Saat verursacht wird, ist der Wiederkäuer<br />

prädestiniert für eine möglichst effiziente<br />

Verwertung dieses Produktes. Bei der Verfütterung<br />

an landwirtschaftliche Nutztiere<br />

müssen dennoch zwei Aspekte Beachtung<br />

finden:<br />

◆ Höhe des Fettgehaltes (Wiederkäuer)<br />

◆ Höhe des Glucosinolatgehaltes (Schwein)<br />

Der Restölgehalt (Rohfett-Anteil) im Rapskuchen<br />

kann als begrenzender Faktor in der Ration<br />

für Wiederkäuer betrachtet werden. Die<br />

Fetttoleranzgrenze einer Milchkuh ist in der<br />

Literatur mit 4 % Fett bzw. etwa 800 g Gesamtfett<br />

je Kuh und Tag festgelegt. In der<br />

Fütterung von Milchkühen sollte diese Toleranzgrenze<br />

nicht überschritten werden, da<br />

sonst die allgemeinen Verdauungsprozesse<br />

im Pansen gestört werden könnten.<br />

Ein weiterer Begrenzungsfaktor für den Einsatz<br />

als Futtermittel ist der Glucosinolatgehalt.<br />

Zu hohe Konzentrationen in der Futterration<br />

haben einen gestörten Stoffwechsel<br />

der Schilddrüse, eine Reduktion der Futteraufnahme<br />

sowie Einflüsse auf andere Körperorgane<br />

zur Folge. Insbesondere beim<br />

Schwein sind der Glucosinolat- und der Rohfasergehalt<br />

die begrenzenden Faktoren. Bei<br />

zu hohem Einsatz in der Fütterung könnte<br />

auch der Fettgehalt einen negativen Einfluss<br />

auf die Fleischqualität bewirken.<br />

◆ Nährstoffvariabilität von Rapskuchen<br />

Die Untersuchungsergebnisse zeigen eine<br />

hohe Variabilität der Gehalte an Rohfett- und<br />

Rohprotein. Die negative Korrelation von<br />

r = –0,72 zwischen diesen beiden Parametern<br />

zeigt, dass mit steigendem Fettgehalt<br />

der Proteingehalt sinkt und umgekehrt. Der<br />

Fettgehalt liegt im Mittel der Untersuchung<br />

bei 16,9 %. Der weite Schwankungsbereich<br />

zwischen 12,9 und 24,3 % Rohfett deutet auf<br />

eine uneinheitliche Ware bzw. Unterschiede<br />

in der Rapssaatbehandlung und dem Pressverfahren<br />

hin (Abb. 1). Der Gehalt an Rohprotein<br />

liegt bei 28,9 % (24,4–32,0 %) auf<br />

dem Niveau, das auch in verschiedenen Literaturstellen<br />

angegeben ist. Insbesondere als<br />

Folge des variierenden Fettgehaltes zeigten<br />

sich auch in den Energiewerten ME-Schwein,<br />

ME-Rind und NEL sehr große Unterschiede<br />

(Tab. 1).<br />

Tab. 2: Ergebnisse des Rapskuchen –<br />

Monitorings (n=22)<br />

Im Rahmen einer Diplomarbeit an der Fachhochschule<br />

Bingen und mit finanzieller Unter-<br />

Temperatur am<br />

Pressendurchsatz (kg/h) 10– 500 kg/h (Durchsatzleistung), davon 15 Pressen < 50 kg/h<br />

Mittelwert<br />

Inhaltsstoffe<br />

SD Min–Max<br />

zwischen 45 °C und 78 °C (davon 38 % der Betriebe > 75 °C)<br />

stützung des Arbeitskreises Futter/Fütterung Presskopf in °C<br />

TM- Gehalt % 10,1 1,1 7,5–11,9 10<br />

Rheinland-Pfalz wurden 22 dezentrale Ölmühlen<br />

(Rheinland-Pfalz, Saarland) beprobt.<br />

In ca. 16 der 22 Ölmühlen wird die Sorte Express verwendet; große Sortenvielfalt (Viking,<br />

Rapssaat/Herkunft<br />

Gehalte je 1.000 g Futtermittel (90 % TS)<br />

Sortenwahl<br />

Rohasche g 57 3 50–63 62<br />

Die Rapskuchenproben wurden von der LU-<br />

Oase, Kapitol, Smart, Moikan, Artus, Zenit, Elektra und weitere Hybridrapssorten)<br />

Rohprotein g 289 22 244–320 315<br />

FA Speyer auf futterrelevante Nährstoffe untersucht<br />

und von der Landesforschungsan-<br />

Rapskuchenlagerung und -verwertung<br />

Feuchtgehalt in % Feuchtgehalt der zur Pressung verwendeten Saat lag bei 5–9 %<br />

Rohfaser g 106 5 96–116 100<br />

stalt für Landwirtschaft und Fischerei in<br />

Rohfett g 169 28 129–243 140<br />

Sehr vielfältig (Big Bags, Schüttboden in Lagerhallen, offene Behälter, Silo, Anhänger);<br />

Mecklenburg-Vorpommern im Rahmen des Lagerung<br />

Zucker g 89 7 65–98<br />

zum Teil nach vorheriger Abkühlung<br />

UFOP-Monitorings auf den Glucosinolatgehalt<br />

analysiert.<br />

ME-Schwein MJ 14,0 0,6 13,1–15,3 –12,3 3)<br />

Glucosinolate mmol 13,5 4,2 5,0–22,4 –18,0 2)<br />

Lagerungsdauer<br />

1 Tag bis ca. 2 Monate (60 % der Betriebe verwerten den Rapskuchen innerhalb von 2 Wochen)<br />

Alle Betriebe setzen den anfallenden Rapskuchen als Futter ein (Mischfutterindustrie,<br />

Um Rückschlüsse auf mögliche Einflussfaktoren,<br />

wie Pressverfahren/-technik und ver-<br />

NEL MJ 8,0 0,3 7,6– 8,6 7,8<br />

Verwertung<br />

ME-Rind MJ 13,0 0,4 12,4–13,9 12,6<br />

Milchvieh, Mastrinder und Schweine)<br />

wendete Rapssaat, auf die Qualitätsparameter<br />

und Inhaltstoffe des Rapskuchens<br />

63 % der Betriebe mit regelmäßiger (min. 1x jährlicher) Nährstoffanalyse<br />

Nährstoffanalysen<br />

1) DLG Futterwerttabellen Rind; 2) UFOP (Datenerhebung); 3) DLG Futterwerttabelle<br />

34 (Rohfett, Rohprotein)<br />

Schwein (RK >8 % Rohfett)<br />

35<br />

Tabellenwert<br />

1)<br />

RK 12–<br />

20 % Fett<br />

Qualität<br />

VeredlungsProduktion 3/4/2006<br />

VeredlungsProduktion 3/4/2006


Abb. 1: Rohfettgehalte im Rapskuchen von<br />

22 dezentralen Ölmühlen<br />

Rohfettehalte in % der FM<br />

GSL mmol/kg<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10111213141516171819202122<br />

Nach der Auswertung wurde deutlich, wie<br />

wichtig eine Reinigung und Trocknung der<br />

Saat vor der Pressung ist. Die Variation der Inhaltsstoffe<br />

im Rapskuchen steht stark unter<br />

dem Einfluss des Fremdbesatzanteils und<br />

der Rapsfeuchte. Die puffernde Wirkung des<br />

Fremdbesatzes verhindert eine optimale<br />

Auspressung der Saat, wodurch ein hoher<br />

Rohölgehalt im Nebenprodukt Rapskuchen<br />

zu finden ist.<br />

Abb. 2: Glucosinolatgehalte (GSL) im Rapskuchen<br />

von 22 dezentralen Ölmühlen<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10111213141516171819202122<br />

In den heutigen 00-Rapssorten sollte max. ein<br />

Glucosinolatgehalt von 25 µmol/g Saat enthalten<br />

sein, was von großer Bedeutung für die<br />

Einsatzmenge des Rapskuchens in der Fütterung<br />

ist. Die Rapssaat ist in erster Linie verantwortlich<br />

für die Höhe des Glucosinolatgehaltes<br />

im Rapskuchen. Des Weiteren nehmen<br />

Durchwuchs glucosinolathaltiger Unkräuter<br />

sowie die Schwefelversorgung Einfluss auf die<br />

Konzentration. Mehrjährige repräsentative<br />

Erhebungen der UFOP zeigen bei Rapskuchen<br />

im Mittel 18 mmol/kg Glucosinolate. Die<br />

Werte der untersuchten Rapskuchenproben<br />

variieren zwischen 5,0 und 22,4 mmol sehr<br />

stark, wie aus Abbildung 2 hervorgeht. Im<br />

Mittel liegen die Glucosinolatgehalte bei<br />

13,5 mmol je kg Rapskuchen. Insbesondere<br />

die relativ niedrigen Glucosinolatgehalte der<br />

Ölmühlen (< 10 mmol/kg) bedürfen weiterer<br />

Betrachtung hinsichtlich eingesetzter Rapssorten<br />

sowie dem Pressverfahren.<br />

Rapskuchen ist ein energiereiches Eiweißfuttermittel,<br />

das in der Fütterung von landwirtschaftlichen<br />

Nutztieren gezielt als Rationsergänzung<br />

eingesetzt werden kann. In<br />

der Milchviehfütterung können bei niedrigen<br />

Fettgehalten im Rapskuchen bis zu 2 kg<br />

pro Kuh und Tag ernährungsphysiologisch<br />

und ökonomisch sinnvoll verfüttert werden.<br />

Bei hohen Rohfettgehalten dagegen sollte<br />

die Einsatzmenge auf 1 kg pro Kuh und Tag<br />

reduziert werden. Die Einsatzmengen von<br />

Rapskuchen im Schweinefutter sollte so begrenzt<br />

werden, dass der Orientierungswert<br />

von 1,5 mmol Glucosinolat je kg Alleinfutter<br />

keinesfalls überschritten wird.<br />

Auf Grund der stark variierenden Inhaltsstoffe<br />

verschiedener Rapskuchenchargen ist es<br />

für Landwirt und Mischfutterindustrie unerlässlich,<br />

die futterrelevanten Nährstoffe<br />

genau zu kennen, um die Leistungsfähigkeit<br />

oder Gesundheit der Tierbestände nicht zu<br />

gefährden.<br />

Der direkte Draht<br />

Prof. Dr. Georg Dusel<br />

Telefon: 06721-409 180<br />

Telefax: 06721-409 188<br />

E-Mail: dusel@fh-bingen.de<br />

Ein wichtiger Aspekt der Qualitätssicherung<br />

bei der Verwendung von Rapsölen ist<br />

die Lagerung der Öle nach der Herstellung<br />

bis zur weiteren Verarbeitung. Dabei liegt die<br />

Herausforderung darin, das Öl über einen<br />

möglichst langen Zeitraum ohne Qualitätseinbußen<br />

zu lagern.<br />

Beeinflusst wird die Ölqualität während der<br />

Lagerung durch Faktoren, die von außen auf<br />

das Öl wirken, Temperatur, Sauerstoff und<br />

Licht, sowie durch Parameter, die sich aus<br />

der Zusammensetzung des Öles ergeben,<br />

wie Fettsäurezusammensetzung, antioxidativ<br />

und oxidativ wirkende Substanzen oder<br />

auch Minorkomponenten. Die seit einigen<br />

Jahren auf dem Markt erhältlichen kaltgepressten<br />

Öle weisen darüber hinaus noch eine<br />

besondere Problematik auf. Aufgrund<br />

des relativ einfachen Herstellungsprozesses,<br />

der keine Möglichkeit lässt, die Qualität des<br />

Öles zu verbessern, sind sowohl an den Prozess<br />

selbst, aber auch an die Reinigung des<br />

gewonnenen Rohöles besondere Anforderungen<br />

zu stellen, wenn das Öl über einen<br />

längeren Zeitraum gelagert werden soll.<br />

Schwierigkeiten können insbesondere dann<br />

auftreten, wenn die Öle nach dem eigentlichen<br />

Ölgewinnungsprozess nicht mehr oder<br />

nur unzureichend von Trubstoffen befreit<br />

werden.<br />

◆ Einfluss von Trubstoffen auf<br />

die Ölqualität<br />

Bei diesen Trubstoffen handelt es sich um<br />

Pflanzenteile, die infolge des Pressprozesses<br />

in das Öl gelangen. Während in der intakten<br />

Saat Enzyme wie Myrosinase oder Lipasen<br />

von den entsprechenden Substraten,<br />

Auswirk ungen einer nicht sachgerechten<br />

Lager ung von Rapsöl auf die Ölqualität<br />

VeredlungsProduktion 3/4/2006<br />

Dr. Bertrand Matthäus, Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel, Münster<br />

Glucosinolate oder Triglyceride getrennt<br />

sind, ist diese Trennung in den Pflanzenteilen<br />

aufgehoben, so dass die Enzyme wirken<br />

können. Das Ergebnis ist ein Abbau der Speicherstoffe<br />

der Saat, aber auch des Öles, was<br />

wiederum zur Bildung von entsprechenden<br />

Abbauprodukten führt. Dies sind in der Regel<br />

kurzkettige Verbindungen, die sich entweder<br />

geschmacklich oder auch geruchlich<br />

bemerkbar machen. So werden beispielsweise<br />

Glucosinolate durch Myrosinase zu<br />

Isothiocyanaten und Nitrilen abgebaut, die<br />

z.T. auch im Öl zu finden sind. Dahingegen<br />

bauen Lipasen Triglyceride zu freien Fettsäuren<br />

ab, die deutlich oxidationsanfälliger sind<br />

als die entsprechenden Fettsäuren, die noch<br />

im Triglycerid gebunden sind. Dies führt zu<br />

einer deutlich verringerten Stabilität der Öle<br />

während der Lagerung, wenn der Gehalt an<br />

freien Fettsäuren ansteigt.<br />

Ein weiterer Aspekt bei der Betrachtung des<br />

Einflusses von Trubstoffen auf die Lagerstabilität<br />

von Rapsölen ist, dass Trubstoffe einerseits<br />

mit Mikroorganismen besiedelt<br />

sind, die zum Abbau von Ölinhaltsstoffen<br />

und somit zu einer Verschlechterung der Ölqualität<br />

führen und andererseits Feuchtigkeit<br />

in das Öl einbringen. Diese Feuchtigkeit<br />

begünstigt das Wachstum von Schimmel,<br />

Hefen und Bakterien und bestimmt die Geschwindigkeit,<br />

mit der Stoffwechselprozesse<br />

ablaufen.<br />

Probleme treten vor allem dann auf, wenn<br />

Lagertanks nicht regelmäßig gereinigt werden<br />

und somit Mikroorganismen auf den<br />

Pflanzenteilen die Möglichkeit gegeben<br />

wird, sich unter idealen Bedingungen – entsprechende<br />

Feuchtigkeit sowie Angebot an<br />

Substraten, die verstoffwechselt werden<br />

VeredlungsProduktion 3/4/2006<br />

können – zu vermehren. Das Ergebnis einer<br />

solchen Besiedelung ist Schimmelbildung<br />

auf den Trubstoffen mit der daraus resultierenden<br />

Bildung von Abbauprodukten, die<br />

sich im Öl sehr rasch sensorisch negativ bemerkbar<br />

machen, aber auch die Stabilität der<br />

Öle während der Lagerung verringern.<br />

Bei einer nicht sachgerechten Lagerung des<br />

Öles und einer entsprechenden Schimmelbildung<br />

findet man in den Ölen eine Reihe<br />

von Stoffwechselprodukten wie Essigsäure,<br />

Propionsäure, Buttersäure oder auch 2-Methylpropanol,<br />

die den Geschmack des Öles<br />

sehr unangenehm werden lassen. Dies ist<br />

insbesondere dann wichtig, wenn das Öl für<br />

die Verwendung als Speiseöl vorgesehen ist.<br />

Aber auch bei einer Verwendung des Öles als<br />

Futteröl in der Tierernährung werden die<br />

Tiere aufgrund ihrer empfindlichen Geruchsorgane<br />

Futtermittel, die unter Verwendung<br />

eines solchen Öles hergestellt worden<br />

sind, ablehnen. Es kann zu deutlichen Leistungseinbussen<br />

und geringerer Gewichtszunahme<br />

kommen.<br />

Seit Juli 2006 liegt nunmehr die rechtsverbindliche<br />

Vornorm für Rapsölkraftstoff – DIN V<br />

51605 – vor. Dieses Normungsvorhaben wurde<br />

aus Mitteln der UFOP mit dem Ziel gefördert,<br />

verbindliche Mindestanforderungen zwischen<br />

Kraftstoff- und Motorenherstellern sowie Umrüstern<br />

abzustimmen. Mit der Ausweisung dieser<br />

Norm in den Kaufverträgen sichert der<br />

Rapsölkraftstoffhersteller bzw. -lieferant die in<br />

der Norm vorgegebenen Qualitätsanforderungen<br />

zu. Gemäß des vorliegenden Regierungsentwurfes<br />

zur Änderung des Energiesteuergesetzes<br />

ist die Erfüllung der Normanforderung<br />

zukünftig Voraussetzung für die Steuerbegünstigung<br />

für Rapsölkraftstoff.<br />

Beschleunigt werden solche Prozesse, wenn<br />

Lagertanks höheren Temperaturen ausgesetzt<br />

sind, z.B. durch Sonneneinstrahlung<br />

oder auch durch größere Temperaturschwankungen<br />

während der Lagerung, da so<br />

durch die Bildung von Kondenswasser ebenfalls<br />

die Lebensbedingungen von Mikroorganismen<br />

verbessert werden.<br />

◆ Fazit<br />

Bei der Lagerung von Rapsöl ist neben der Beeinflussung<br />

der Qualität durch Faktoren wie<br />

Temperatur, Licht und Sauerstoff auch eine<br />

Verschlechterung der Qualität durch Trubstoffe,<br />

die durch unvollständige Reinigung im Öl<br />

enthalten sind, zu berücksichtigen. Aufgrund<br />

von Feuchtigkeit, Enzymaktivität und einer<br />

Besiedelung mit Mikroorganismen können<br />

diese Trubstoffe bei einem unzureichenden<br />

Qualitätsmanagement zu einer starken Beeinträchtigung<br />

der Ölqualität führen. Dies macht<br />

sich insbesondere durch die Bildung von<br />

Stoffwechselprodukten in der sensorischen<br />

Beurteilung der Öle bemerkbar, so dass diese<br />

sowohl beim menschlichen Verzehr als auch<br />

in der Tierernährung abgelehnt werden.<br />

Der direkte Draht<br />

Dr. Bertrand Matthäus<br />

Telefon: 0251-48167 14<br />

Telefax: 0251-519275<br />

E-Mail: matthaus@uni-muenster.de<br />

» DIN-Vornorm für Rapsöl als Kraftstoff rechtsverbindlich<br />

Normparameter DIN V 51605<br />

Parameter<br />

Wert<br />

Dichte (15 °C) 900–930 kg/m 3<br />

Flammpunkt 220 °C<br />

Heizwert<br />

36.000 kJ/kg<br />

Kinematische Viskosität (40 °C) 36 mm 2 /s<br />

Koksrückstand<br />

0,40 Masse-%<br />

Iodzahl 95–125<br />

Schwefelgehalt<br />

10 mg/kg<br />

Gesamtverschmutzung<br />

24 mg/kg<br />

Neutralisationszahl<br />

2,0 mg KOH/g<br />

Oxidationsstabilität (110 °C) 6,0<br />

Phosphorgehalt<br />

12 mg/kg<br />

Aschegehalt<br />

0,01 Masse-%<br />

Ca, Mg-Gehalt<br />

20 mg/kg<br />

Wassergehalt<br />

0,075 Masse-%<br />

Säurezahl<br />

2,0 mg KOH/g<br />

Zündwilligkeit<br />

39<br />

Quelle: DIN V 51605 (07/2006)<br />

Qualität<br />

37


Qualität<br />

Mikrobiologische Beschaffenheit von<br />

Extraktionsschroten und Futtergetreide<br />

Dr. Erwin Bucher und Dr. Katja Banzhaf, Bayer. Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim<br />

Die Qualität und Sicherheit tierischer Lebensmittel steht in engem Zusammenhang mit der<br />

Qualität der eingesetzten Futtermittel. Qualitätsverminderte Futtermittel beeinträchtigen die<br />

Leistungsfähigkeit landwirtschaftlicher Nutztiere.<br />

Nach § 24 Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch<br />

(LFGB) übernimmt der Veräußerer<br />

von Futtermitteln die Gewähr für die<br />

handelsübliche Reinheit und Unverdorbenheit,<br />

sofern keine anderen Angaben über die<br />

Beschaffenheit des Produktes gegeben werden.<br />

Die Unverdorbenheit eines Futtermittels<br />

wird unter anderem mit Hilfe mikrobiologischer<br />

Untersuchungen beurteilt. Dabei<br />

wird der Umfang der Belastung des Futtermittels<br />

mit Bakterien, Schimmelpilzen und<br />

Hefen mittels standardisierter Methoden<br />

des Verbands Deutscher Landwirtschaftlicher<br />

Untersuchungs- und Forschungsanstalten<br />

(VDLUFA) bestimmt.<br />

» Info<br />

Sojaschrot-Produkte in der<br />

Fütterung<br />

Während in Deutschland HP-Sojaschrot und Soy-<br />

Pass (Ausgangsmaterial von SoyPass ist HP-Sojaschrot,<br />

welches einem speziellen hydro-thermischen<br />

Verfahren unterzogen wurde, d.h. einer<br />

Behandlung mit zuckerhaltigen Lignosulfonaten,<br />

die zu einer erhöhten Pansenstabilität des<br />

Eiweißes führt.) am Markt sind, gibt es in den<br />

USA weitere Spezialprodukte aus Sojaschrot.<br />

Mehr Informationen über diese Sojaschrot-<br />

Produkte (AminoPlus, SoyBest, SoyMax, Soy-<br />

Plus), die auch für Deutschland interessant<br />

sind, gibt es unter:<br />

www.ussoyexports.org/<br />

www.soymeal.org/<br />

◆ Keimbelastung von Futtermitteln<br />

Pflanzliche Futtermittel weisen einen natürlich<br />

bedingten, mehr oder weniger starken<br />

Keimbesatz (Feldflora) auf. Dazu gehören<br />

beispielsweise Gelbkeime (Bakterien),<br />

Schwärzepilze oder Fusarien. In Abhängigkeit<br />

vom landwirtschaftlichen Bewirtschaftungssystem<br />

oder auch ungünstigen Witterungsbedingungen<br />

können Futtermittel<br />

bereits zum Zeitpunkt der Ernte überhöhte<br />

Keimzahlen aufweisen. Im Laufe der Lagerung<br />

kann es dann zur entscheidenden Veränderung<br />

im Keimbesatz kommen. Unter<br />

ungünstigen Bedingungen entwickeln sich<br />

Verderb anzeigende Keime wie z. B. Bacillus,<br />

Schimmelpilze oder Hefen.<br />

Bei der Bearbeitung von Getreide und Ölsaaten<br />

verändert sich der Keimbesatz deutlich: Nach<br />

der Verarbeitung von Getreide sind die Keime<br />

überwiegend in den Kleien zu finden, während<br />

das Mehl recht keimarm ist. Die Rückstände<br />

der Ölsaaten (z. B. Sojaextraktionsschrot) sind<br />

sehr keimarm infolge der Extraktion der Fette<br />

und Öle mit Lösungsmitteln und der hohen<br />

Temperaturbelastung durch das Toasten (Behandlung<br />

mit überhitztem Wasserdampf).<br />

Diese Unterschiede sind bei der Beurteilung<br />

der Qualität zu berücksichtigen.<br />

Mikrobiologische Qualität von<br />

Extraktionschroten und Getreide –<br />

4 Qualitätsstufen (QS I bis IV)<br />

Anteil an Proben in %<br />

100,0<br />

80,0<br />

60,0<br />

40,0<br />

20,0<br />

0,0<br />

85,7<br />

3277 Proben verschiedenster Einzel- und<br />

Mischfuttermittel wurden mikrobiologische<br />

Normen als so genannte Orientierungswerte<br />

(OW) geschaffen, welchen den Normalzustand<br />

der Keimbelastung beschreiben. Differenziert<br />

wird hierbei zwischen 19 produkttypischen<br />

bzw. Verderb anzeigenden Keimen,<br />

die zu sieben Keimgruppen zusammengefasst<br />

sind. Jedes Futtermittel erhielt daher<br />

sieben Orientierungswerte.<br />

Anhand der Orientierungswerte für die<br />

maximal zulässigen Keimgehalte erfolgt die<br />

Einstufung des Futtermittels in eine Qualitätsstufe<br />

(QS):<br />

◆ Ergebnisse<br />

9,8<br />

1,2 3,3<br />

Extraktionschrote<br />

(N=244)<br />

51,7<br />

22,4<br />

Getreide<br />

(N=201)<br />

QS I<br />

QS II<br />

QS III<br />

QS IV<br />

12,4 13,4<br />

Abbildung 1 zeigt ausgewählte Ergebnisse<br />

von 244 Extraktionsschroten und 201 Getreidearten,<br />

die in dem genannten Zeitraum<br />

zur Untersuchung kamen.<br />

◆ Extraktionsschrote<br />

Alle Extraktionsschrote (von Soja, Lein, Raps)<br />

werden nach den gleichen Orientierungswerten<br />

beurteilt. Der Anteil in Qualitätsstufe<br />

I beträgt 85,7 %. Differenziert nach Ölfrüchten<br />

ist erkennbar, dass der Anteil der Qualitätsstufe<br />

I bei Leinextraktionsschroten am<br />

niedrigsten liegt (64,7 %). Extraktionsschrote<br />

von Soja (88,1 %) und Raps (94,3 %)<br />

schneiden hingegen deutlich besser ab.<br />

Fasst man die Qualitätsstufen I und II zusammen<br />

(beide erfüllen den §24 LFBG), so ergeben<br />

sich insgesamt recht zufrieden stellende<br />

Anteile: 91,2 % Lein, 96,0 % Soja und<br />

97,1 % Raps.<br />

◆ Getreide<br />

Beim Getreide erreichten nur 51,7 % der untersuchten<br />

Proben die Qualitätsstufe I bzw.<br />

74,2 % die Qualitätsstufen I und II. Die Anteile<br />

in den Qualitätsstufen III und IV lagen bei<br />

12,4 bzw. 13,4 %.<br />

Differenziert nach einzelnen Getreidefrüchten<br />

erreichen lediglich 51,5 % der untersuchten<br />

Haferproben die Qualitätsstufen I<br />

oder II. Bei Weizen, Gerste und Mais weisen<br />

mind. 80 % eine gute bis ausreichende Futterqualität<br />

auf. Nicht zufrieden stellend ist<br />

der hohe Anteil (48,6 %) verdorbener Proben<br />

und deutlich herabgesetzter Qualitäten<br />

beim Hafer. Hier könnten durch geeignete<br />

Sortenwahl und ackerbauliche Maßnahmen<br />

sowie angepasste Verarbeitungsprozesse<br />

(Hafer entspelzen) bessere Qualitäten erreicht<br />

werden.<br />

VeredlungsProduktion<br />

11. Jahrgang, 3/4/2006<br />

Herausgeber:<br />

Verband Deutscher Oelmühlen e.V., Berlin<br />

Redaktion:<br />

Dr. K. J. Groß, Verband Deutscher<br />

Oelmühlen e.V.<br />

Dr. M. Prüfe, CMA Centrale Marketing-Gesellschaft<br />

der deutschen Agrarwirtschaft mbH<br />

Dr. M. Specht<br />

Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V.<br />

Konzeption, Gestaltung, Produktion:<br />

AgroConcept GmbH,<br />

Clemens-August-Straße 12–14, 53115 Bonn,<br />

Telefon 0228 969426-0, Telefax 0228 630311<br />

www.agroconcept.de<br />

Bezugspreis: jährlich EUR 10,– inkl. Versandkosten und<br />

MwSt. Einzelpreis EUR 3,– netto.<br />

Die in VEREDLUNGSPRODUKTION veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich<br />

geschützt, Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung.<br />

Beiträge mit Verfassernamen geben nicht unbedingt die Meinung des Verbandes<br />

Deutscher Oelmühlen und der Redaktion wieder. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte, Fotografien u. a. Materialien wird keine Haftung übernommen.<br />

Verband Deutscher Oelmühlen e.V.,<br />

Abt. Futtermittel<br />

Am Weidendamm 1A, 10117 Berlin<br />

Telefon: 030 72625930<br />

Telefax: 030 72625999<br />

E-Mail: gross@oelmuehlen.de,<br />

www.oelmuehlen.de.<br />

www.veredlungsproduktion.de<br />

Mit Unterstützung der<br />

Centrale Marketing-Gesellschaft der<br />

deutschen Agrarwirtschaft mbH<br />

Koblenzer Str. 148, 53117 Bonn<br />

Telefon 0228 8470, Telefax 0228 847202<br />

E-Mail: info@cma.de, www.cma.de<br />

In den Jahren 2002 bis 2005 untersuchte das<br />

UFOP– Union zur Förderung<br />

◆ Orientierungswerte (OW) und<br />

Weitere Informationen sowie Teilnahmebedingungen<br />

sind als Download unter<br />

Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin<br />

von Oel- und Proteinpflanzen e.V.<br />

Futtermittellabor des Bayerischen Landesamts<br />

für Gesundheit und Lebensmittel-<br />

Dr. Katja Banzhaf<br />

www.dgfett.de/rapsoelmedaille/index.htm<br />

Telefon: 030 31904202,<br />

Qualitätsstufen (QS)<br />

Der direkte Draht<br />

Im Rahmen eines bundesweiten Pilotprojektes<br />

von Januar 1994 bis Februar 1996 mit auf ihre mikrobiologische Beschaffenheit.<br />

E-Mail: katja.banzhaf@lgl.bayern.de<br />

sicherheit (LGL) 2359 Futtermittelproben<br />

Telefax: 030 31904485<br />

www.veredlungsproduktion.de<br />

Telefon: 089-31560 0<br />

verfügbar.<br />

38 E-Mail: info@ufop.de, www.ufop.de<br />

39<br />

» Info<br />

UFOP begrüßt Verleihung von<br />

Rapsöl-Medaille<br />

Die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen<br />

e.V. (UFOP) begrüßt das Engagement<br />

der Deutschen Gesellschaft für Fettwissenschaften<br />

(DGF) zur Verleihung der DGF-<br />

Rapsöl-Medaille 2006 für ausgezeichneten Geschmack<br />

nativer Rapsspeiseöle.<br />

Hochwertige native Rapsspeiseöle erfreuen<br />

sich durch ihr angenehm frisches und saatiges<br />

Aroma mit einem leicht nussigen Nachgeschmack<br />

steigender Beliebtheit bei den Verbrauchern.<br />

Für die Qualität der Öle sind dabei<br />

die sensorischen Eigenschaften ausschlaggebend.<br />

Um das Vertrauen der Konsumenten in das<br />

Produkt „natives Rapsspeiseöl“ zu stärken und<br />

zur Transparenz auf dem Markt beizutragen,<br />

zeichnet die Deutsche Gesellschaft für Fettwissenschaften<br />

(DGF) in Zusammenarbeit mit<br />

dem Institut für Lipidforschung der Bundesforschungsanstalt<br />

für Ernährung und Lebensmittel<br />

(BfEL) sensorisch hochwertige native<br />

Rapsspeiseöle aus. Die Rapsöle werden hierzu<br />

von einer geschulten, unabhängigen Prüfergruppe<br />

verkostet, bewertet und bei Erfüllung<br />

der Qualitätskriterien mit der DGF-Rapsöl-Medaille<br />

ausgezeichnet. Die Verleihung der DGF-<br />

Rapsöl-Medaille erfolgt im Rahmen einer<br />

öffentlichkeitswirksamen Veranstaltung, wobei<br />

Teilnehmer, deren Öle die Auszeichnung<br />

erreichen, mit der DGF-Rapsöl-Medaille für ihr<br />

Produkt werben dürfen. Teilnahmeberechtigt<br />

ist unter Beachtung der DGF-Bedingungen<br />

grundsätzlich jeder Hersteller und Vermarkter<br />

von nativen kaltgepressten Rapsspeiseölen,<br />

wobei die Produkte regelmäßig im Handel vertreten<br />

sein müssen.<br />

VeredlungsProduktion 3/4/2006 VeredlungsProduktion 3/4/2006


- Marktinfos<br />

Unter www.veredlungsproduktion.de finden<br />

Sie 14tägig Markt-Informationen der ZMP zu<br />

Ölsaaten, Ölschroten und Pflanzenölen.<br />

◆ Markt für Ölsaaten<br />

Europas Rapsverarbeitern steht im Wirtschaftsjahr<br />

2006/07 ein nahezu gleich großes<br />

Angebot zur Verfügung wie im Vorjahr.<br />

Ungünstige Witterungsbedingungen begrenzten<br />

zwar auf vielen Standorten die Erträge,<br />

doch die Rapsernte in der EU-25 fiel<br />

mit geschätzten 15,4 Mio. t fast auf Vorjahreshöhe<br />

aus, blieb damit aber unter den erwarteten<br />

16 Mio. t, denn immerhin wurden<br />

über 5 Mio. ha Raps angebaut. Ein enttäuschendes<br />

Ergebnis wurde in diesem Jahr in<br />

Frankreich erzielt. In anderen Hauptanbaugebieten<br />

wie z.B. in Deutschland und in Polen<br />

wird zwar das Vorjahresergebnis leicht<br />

überstiegen, aber nur weil die Flächenausdehnung<br />

den Ertragsrückgang kompensierte.<br />

Überdurchschnittliche Erträge gepaart<br />

mit einer Flächenausdehnung führten in<br />

Großbritannien, in Tschechien, in Dänemark,<br />

in Ungarn und in Schweden zu mehr Raps als<br />

2005. Damit wird das Gesamtangebot inklusive<br />

den Überhangsbeständen wieder rund<br />

16,7 Mio. t betragen.<br />

Demgegenüber steht eine anhaltend wachsende<br />

Nachfrage. Innerhalb der vergangenen<br />

drei Jahre stieg die Rapsverarbeitung in<br />

der EU-25 um knapp 6 Mio. t auf geschätzte<br />

16 Mio. t für 2006/07. Damit würde in diesem<br />

Wirtschaftsjahr zum ersten Mal seit 1994/95<br />

die Verarbeitung die Erzeugung übersteigen.<br />

Daher werden für 2006/07 umfangreichere<br />

Importe und sinkende Bestände erwartet.<br />

Doch auch in anderen rapserzeugenden Ländern<br />

erhielt die Rapsernte 2006 witterungsbedingt<br />

einen Dämpfer.<br />

In Europa weist der Verlauf der<br />

Rapskurse in dieser Kampagne<br />

die gleiche Richtung wie im<br />

Vorjahreszeitraum auf, allerdings<br />

auf einem ganz anderen<br />

Niveau. Ex Ernte 2006 gab es<br />

keinen Preisdruck, denn die<br />

durch Regen verzögerte, lang<br />

andauernde Ernte und die<br />

schwer abschätzbaren Erträge<br />

ließen die Erzeuger sehr verhalten<br />

offerieren. Kleine Mengen,<br />

die über Kontraktware<br />

hinaus angeboten wurden,<br />

nahm der Markt rasch auf, so<br />

dass örtlich sogar Angebotsknappheit herrschte.<br />

Die November-Position am MATIF tendierte<br />

fest und erreichte Anfang September<br />

2006 mit 264,25 EUR/t ihren vorläufigen Höhepunkt.<br />

Untermauert wurde der kräftige<br />

Kursanstieg durch lebhafte Umsatztätigkeit.<br />

Seit Anfang Oktober steht der Rapskontrakt<br />

allerdings unter dem Einfluss schwacher US-<br />

Sojanotierungen. So erreichte der November-<br />

Kontrakt am 04.10. die Marke von<br />

254,50 EUR/t. Und wieder begleitet von regem<br />

Kontraktgeschäft.<br />

◆ Markt für Ölschrote<br />

Der Rapsschrotmarkt zeigte sich indes in den<br />

vergangenen Wochen trotz des deutlich höheren<br />

Ausstoßes der Ölmühlen regelrecht<br />

leergefegt. Die Preise für vordere Ware tendieren<br />

mit rund 113 bis 115 EUR/t fob Mühle<br />

weiterhin fest und liegen rund 7,50 EUR/t<br />

Ölnotierungen laufen auseinander<br />

EUR/t<br />

260<br />

240<br />

220<br />

200<br />

180<br />

160<br />

jeweils vordere Terminnotierung<br />

Matif-Raps<br />

© ZMP 2006<br />

CboT-Sojabohnen<br />

140<br />

Jan Apr Jul Okt Jan Apr Jul Okt<br />

2005<br />

2006<br />

Adressänderungen bitte unter<br />

Telefon 0228-969426-0 oder Fax 0228-630311<br />

über Vorjahr. Dennoch bleibt Rapsschrot für<br />

die Futterwirtschaft ein preiswerter Eiweißträger,<br />

was durch den zunehmenden Einsatz<br />

von Rapsschrot im Mischfutter deutlich belegt<br />

wird.<br />

◆ Markt für pflanzliche Öle<br />

Das bisherige Zugpferd für den Markt – Rapsöl<br />

für den Biodieselsektor – ist lahm. Das Geschäft<br />

entwickelt sich nicht nach den Vorstellungen<br />

der Ölmühlen. Relativ hohe Preise im<br />

Vergleich zu Sojaöl, aber auch im Vergleich zu<br />

Rapsöl anderer Herkunft bremsen die Nachfrage<br />

spürbar. Zwar liegt der Einsatz von Rapsöl<br />

im technischen Bereich noch immer bei<br />

knapp 77 %. Allerdings wird es immer häufiger<br />

durch Öl aus anderen Rohstoffen oder durch<br />

Rapsöl aus anderen Ländern ersetzt. Das belegen<br />

die Außenhandelszahlen. Der Import an<br />

Rapsöl ist 2005/06 auf knapp 885.000 t angestiegen,<br />

620.000 t mehr als im Vorjahr. Gut<br />

zwei Drittel stammen aus EU-Nachbarländern<br />

wie den Niederlanden und Polen. Aber gut<br />

145.000 t kommen allein aus Kanada und dies<br />

erst seit der Freigabe von GMO-Importen im<br />

Januar 2006. Genauso wie die knapp 25.000 t<br />

aus den USA und die knapp 20.000 t aus China.<br />

Stark angestiegen ist auch der Einsatz von Sojaöl<br />

im technischen Bereich. Im Wirtschaftsjahr<br />

2005/06 waren es knapp 90.000 t und damit<br />

mehr als doppelt so viel als 2004/05.<br />

ZMP - Wienke von Schenck

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