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VEREDLUNGS<br />

PRODUKTION<br />

1/2002<br />

K 14123 F<br />

Postvertriebsstück „Entgelt bezahlt”<br />

EINFLUSSFAKTOREN<br />

AUF DAS<br />

ERGEBNIS IN DER<br />

SCHWEINEMAST<br />

PRRS UND CIRCO<br />

SCHAUKELN SICH<br />

GEGENSEITIG HOCH<br />

FERKELAUFZUCHT<br />

IN HÜTTEN<br />

VORTEILE DER NEUEN<br />

POSITIVLISTE<br />

FÜR FUTTERMITTEL<br />

„A.D. THAER“<br />

VERPFLICHTUNG UND<br />

HERAUSFORDERUNG<br />

KÖRNERKONSER-<br />

VIERUNG UND<br />

LAGERMANAGEMENT–<br />

EINDRÜCKE VON DER<br />

AGRITECHNICA<br />

EINE WOHN-<br />

GEMEINSCHAFT<br />

DIE EIER LEGT<br />

GRÜNE GENTECHNIK:<br />

EINSTIEG ODER<br />

AUSSTIEG?<br />

PANSENGESCHÜTZTES<br />

PROTEIN AUS<br />

RAPSEXPELLER<br />

DIE TIERGESUNDHEIT<br />

GEHT VOR<br />

WO LIEGEN DIE<br />

GRENZEN DER<br />

MILCHLEISTUNG?<br />

KOHLENHYDRATE<br />

IN DER MILCHVIEH-<br />

FÜTTERUNG<br />

Zeitschrift<br />

für Tierhaltung


Editorial<br />

Gentechnik und<br />

Landwirtschaft –<br />

eine Herausforderung<br />

für das 21. Jahrhundert<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

wohl über kein anderes Thema wird in Deutschland ähnlich<br />

kontrovers und emotional diskutiert. Das Spektrum der Meinungen<br />

über alle gesellschaftliche Gruppen reicht hierbei<br />

von unbedingter Zustimmung bis zu kategorischer Ablehnung.<br />

Die ersten gentechnisch veränderten Pflanzen wurden erstmals<br />

1996 kommerziell angebaut. Seit dieser Zeit hat die Anbaufläche<br />

von GMO-Pflanzen um das 25-fache zugenommen<br />

und beträgt nunmehr weltweit 52,6 Millionen Hektar, wovon<br />

sich 96% der Anbaufläche in Nord- und Südamerika befinden.<br />

Während in der EU Vorschläge zur Zulassung und Kennzeichnung<br />

sowie zur Rückverfolgbarkeit gentechnisch veränderter<br />

Lebens- und Futtermittel intensiv beraten werden,<br />

hat sich Amerika praktisch entschieden und nutzt die Chancen<br />

der grünen Gentechnik.<br />

Ziel der von der EU gemachten Vorschläge ist es, durch eine<br />

transparente Kennzeichnung dem Verbraucher die Wahl zu<br />

ermöglichen, aus GVO hergestellte Lebensmittel zu kaufen<br />

oder nicht. Gleiches gilt auch für die Futtermittel.<br />

Auf dem 22. Internationalen Forum Agrarpolitik, das im Rahmen<br />

der Grünen Woche in Berlin stattfand, äußerten sich Vertreter<br />

von Seiten der Verbraucher, Wissenschaft und Futtermittelhersteller<br />

zu den aktuellen Gesetzesvorhaben der Europäischen<br />

Union. Unterschiedliche Meinungen bestehen jedoch<br />

hinsichtlich einer prozeß- oder produktbasierten Kennzeichnung<br />

gentechnisch veränderter Lebens- und Futtermittel<br />

und den damit notwendigen getrennten Produktions-,<br />

Verarbeitungs- und Vermarktungsschienen. Unbeabsichtigte<br />

Vermischungen durch den internationalen Handel mit GVO<br />

werden auch zukünftig nicht vermeidbar sein, so daß hier<br />

einheitliche Schwellenwerte für Zulassung und Kennzeichnung<br />

erforderlich sind. Gefordert wurden deshalb praktikable<br />

Regelungen, die für alle Beteiligten nachvollziehbar, umsetzbar<br />

und kontrollierbar sind.<br />

Der weiter zunehmende Anbau von GVO in USA, Kanada, Argentinien<br />

und Brasilien steht einem wachsenden Bedürfnis<br />

bei den Verbrauchern nach Transparenz und Kennzeichnung<br />

von GVO in Europa gegenüber, so daß sich hier nicht die Frage<br />

nach dem „ob“, sondern vielmehr nach dem „wie“ im Umgang<br />

mit der grünen Gentechnik stellt. Um diese Entwicklung<br />

nicht weiter auseinander laufen zulassen, wird von den politischen<br />

Entscheidungsträgern auf EU-Ebene eine akzeptable<br />

Antwort erwartet.<br />

Ihr<br />

Dr. Markus Prüfe<br />

Vorteile der neuen Positivliste<br />

für Futtermittel<br />

Dr. Volker Potthast, LUFA Bonn, Vorsitzender der Normenkommission<br />

Eine von vielen Maßnahmen, Qualität und Sicherheit unserer Nahrungsmittel zu<br />

garantieren, ist die neue Positivliste für Futtermittel. Sie wurde im vergangenen<br />

Jahr von der Normenkommission des Zentralausschusses der Deutschen Landwirtschaft<br />

erstellt und im Dezember vorgelegt. Darin sind in 18 Gruppen alle zulässigen<br />

Einzelfuttermittel für die direkte Verfütterung und zur Herstellung von Futtermitteln<br />

für Nutztiere beschrieben. Dabei wird zwischen wirtschaftseigenen und<br />

Handelsfuttermitteln unterschieden. Die futtermittelrechtlich gesondert geregelten<br />

Mischfuttermittel und Zusatzstoffe sind nicht enthalten, ebenso Futtermittel für den<br />

Heimtierbereich.<br />

Diese Positivliste ist keine neue gesetzliche<br />

Regelung, sie verursacht auch keine neuen<br />

Kosten oder zusätzliche Kontrollen. Sie<br />

schafft Klarheit und sie ist eine Herausforderung<br />

zur Eigenverantwortlichkeit der Futtermittelhersteller.<br />

Sie erleichtert die Kontrollen,<br />

bietet den Futtermittelverwendern die notwendigen<br />

Informationen und liefert die fachlich<br />

korrekten Bezeichnungen für die Kennzeichnung<br />

der Inhalte der Futtermischung.<br />

Und der Landwirt kann anhand der Angaben<br />

den Nachweis für die Dokumentation und die<br />

Kontrolle des Produktionsablaufes liefern.<br />

Mehr Sicherheit für Futtermittel<br />

An die Stelle des alten Futtermittelgesetzes<br />

von 1975, das schon eine geschlossene Liste<br />

der zugelassenen Futtermittel enthielt, traten<br />

im Zuge der Anpassung an EU-Recht Rahmenbedingungen<br />

und Eckwerte, die eingehalten<br />

werden müssen. Das heutige Futtermittelrecht<br />

ist ganz auf den Verbraucherschutz<br />

ausgerichtet und in dieser Funktion<br />

sehr wirkungsvoll. Es enthält aber keine klare<br />

Definition der Einzelfuttermittel und Ausgangserzeugnisse<br />

für Futtermischungen.<br />

Nach dem gültigen Futtermittelrecht können<br />

viele Substanzen verwendet werden, wenn<br />

sie insgesamt den strengen Rahmenbestimmungen<br />

entsprechen. Das ist im Prinzip kein<br />

Nachteil, denn unsere Nutztiere können ähnlich<br />

wie Menschen ohne Einbußen bei Gesundheit<br />

und Wohlbefinden eine große Nahrungsvielfalt<br />

verwerten.<br />

Risikobewertung<br />

Die Positivliste<br />

❞<br />

ergänzt die bestehenden<br />

futtermittelrechtlichen<br />

Vorschriften.<br />

Es wird eine „Risikobewertung“<br />

der einzelnen<br />

Produkte<br />

eingeführt.❞<br />

Die Positivliste ergänzt die bestehenden<br />

futtermittelrechtlichen Vorschriften. Es wird<br />

eine „Risikobewertung“ der einzelnen Produk-<br />

Der Tipp<br />

Die Positivliste für Futtermittel kann bei der<br />

Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft,<br />

Eschborner Landstraße 122, 60489<br />

Frankfurt, Telefon 069/24788.110 oder<br />

über E-Mal info@dlg-frankfurt.de bestellt<br />

werden. Sie kostet 15 c. Bei der DLG sind<br />

auch Informationen im Internet abrufbar<br />

unter www.futtermittel.net<br />

VeredlungsProduktion 1/2002<br />

te eingeführt, denn die Experten der Normenkommission<br />

sind davon überzeugt, dass es<br />

einfacher und übersichtlicher ist, wenn die<br />

zulässigen Substanzen gelistet sind und Herstellung<br />

und Verwendung von Futtermitteln<br />

sich darauf beschränken. Für die Verwender<br />

der Futtermittel ist es nützlich, wenn die charakteristischen<br />

Anforderungen für die Produkte<br />

benannt und die anzugebenden Inhaltsstoffe<br />

auch aufgeführt sind. Wenn notwendig,<br />

fordert die Normenkommission Angaben über<br />

den Herstellungsprozess und im Hinblick auf<br />

eine HACCP-Beurteilung Hinweise auf chemische,<br />

physikalische und<br />

biologische Risiken. Von<br />

insgesamt mehr als 380<br />

bisher verwendeten Futtermitteln<br />

wurden rund<br />

330 nach strenger Prüfung<br />

in die Liste aufgenommen.<br />

Nicht enthalten sind aus<br />

den bekannten Gründen<br />

Produkte aus warmblütigen Landtieren. Es<br />

sind auch einige Produkte nicht in die Liste<br />

gekommen, deren Herkunft nicht eindeutig<br />

und schwer kontrollierbar erscheint. Die Liste<br />

ist nicht endgültig, sie wird aber als geschlossene<br />

Liste betrachtet. Die Aufnahme neuer<br />

Futtermittel muss der Hersteller oder der<br />

Händler beim Normenausschuss beantragen,<br />

auf einem vorgegebenen Produktblatt das<br />

Produkt sowie den Herstellungsprozess beschreiben<br />

und Ergebnisse geeigneter Analysen<br />

und von Fütterungsversuchen vorlegen.<br />

Die Kommission prüft dann den Futterwert,<br />

VeredlungsProduktion 1/2002<br />

Von insgesamt mehr als<br />

❞<br />

380 bisher verwendeten<br />

Futtermitteln wurden rund<br />

330 nach strenger Prüfung in<br />

die Liste aufgenommen.❞<br />

die Unbedenklichkeit<br />

und natürlich den Einklang<br />

mit geltenden<br />

Rechtsvorschriften. Die<br />

Positivliste kann so<br />

laufend auf den neuesten<br />

Erkenntnisstand<br />

gebracht werden.<br />

Aussagekräftige<br />

Deklaration<br />

Obwohl die offene<br />

Deklaration der Futtermittel<br />

in der EU erst ab<br />

September 2003 verbindlich vorgeschrieben<br />

ist, haben sich die Futtermittelhersteller in<br />

Deutschland schon jetzt für diese Art der Deklaration<br />

entschieden. Einige Futtermittelhersteller<br />

praktizieren das schon seit Jahren. Die<br />

Positivliste liefert die dazugehörige klare Beschreibung<br />

der bezeichneten Futtermittel. Die<br />

Positivliste ist keine gesetzliche Regelung sondern<br />

eine freiwillige Wirtschaftsvereinbarung.<br />

Die deutschen Futtermittelhersteller wollen<br />

sich verpflichten, die Grundsätze der Positivliste<br />

einzuhalten und sie werden durch eine<br />

Selbstverpflichtungserklärung dies ihren Abnehmern<br />

verbindlich mitteilen.<br />

Die Bezeichnungen<br />

der in der Liste enthaltenen<br />

Futtermittel sollen von den<br />

Herstellern zukünftig bei<br />

der Deklaration verwendet<br />

werden. Den Futtermittelverwendern,<br />

also den<br />

Landwirten, kann man nur<br />

dringend empfehlen, darauf beim Futtermittelkauf<br />

zu achten.<br />

Eigenkontrolle und Prüfinstitute<br />

Seitens der Normenkommission ist nicht<br />

vorgesehen, die Einhaltung der Positivliste<br />

durch die Futtermittelhersteller zu kontrollieren.<br />

Die Positivliste ist auch Bestandteil der<br />

QS-Charta), des stufenübergreifenden Qualitätssicherungssystems,<br />

das die Agrarwirtschaft<br />

und der Lebensmittelhandel zur Zeit<br />

-Hotline<br />

Weitergehende Informationen<br />

zum QS-Zeichen<br />

gibt es im Internet unter<br />

www.q-s.info Landwirte<br />

können auch telefonisch unter 0180/<br />

5 60 09 99 von Montag bis Freitag von<br />

9.00 bis 18.00 Uhr Antworten auf Fragen<br />

zum neuen Prüfzeichen erhalten und sich<br />

über die Teilnahme an dem Programm informieren.<br />

Für den Anrufer fallen dabei nur<br />

die Telefongebühren von 12 Cent/Minute<br />

an.<br />

einführen. Die an dem QS-System beteiligten<br />

Landwirte dürfen nur die in der Liste genannten<br />

Futtermittel füttern, und sie müssen in den<br />

vorgegebenen Lastenheften gegenüber ihren<br />

Abnehmern dokumentieren, dass sie nur Futtermittel<br />

verwenden, die nach den Bedingungen<br />

der Positivliste hergestellt sind. Die Futtermittelhersteller<br />

haben sich in diesem System<br />

freiwillig zu einer Teilnahme an einer entsprechenden<br />

Kontrolle ihrer Produktion und<br />

der Produkte verpflichtet. Sie werden durch<br />

unabhängige Kontrollinstitutionen im Rahmen<br />

des QS-Prüfsystem kontrolliert.<br />

Anregung für EU-weite Regelung<br />

Die Liste wurde hinsichtlich Aufbau, Kriterien<br />

und Umfang so erstellt, dass sie sich auch<br />

eignen könnte, eine europäische Regelung<br />

zustande zu bringen. Jedenfalls hat diese<br />

deutsche Initiative, eine Positivliste für Futtermittel<br />

einzuführen, bei der EU-Kommission<br />

und in den Nachbarländer sehr interessierten<br />

Anklang gefunden. Man prüft zur Zeit, ob auf<br />

dieser Grundlage eine europäische Positivliste<br />

zustande kommen kann.<br />

■<br />

Der direkte Draht<br />

Dr. Volker Potthast, LUFA, Bonn<br />

Tel: 02 28/4 34-22 00<br />

Fax: 02 28/4 34-427<br />

Futtermittel<br />

3


Wirtschaftlichkeit<br />

4<br />

Einflussfaktoren auf das<br />

Ergebnis in der Schweinemast<br />

Bernhard Kloth, Landwirtschaftskammer, 48653 Coesfeld<br />

Der Verfall der Schweinepreise im Wirtschaftsjahr<br />

1998/99 ist noch nicht<br />

vergessen und hat damals zu erheblichen<br />

Vermögensverlusten bei Schweinehaltern<br />

geführt. Diese Verluste konnten erst im<br />

Wirtschaftsjahr 2000/2001, das sehr<br />

gute Ergebnisse aufweist, wieder voll<br />

ausgeglichen werden.<br />

Ausgehend von einem Deckungsbeitrag von<br />

rund 26 c im Durchschnitt von fünf Jahren (96/97<br />

bis 01/02) und einer Gewinnrate (Gewinn in %<br />

des Umsatzes), die zwischen 4 % bei unterdurchschnittlichen<br />

und 19 % bei überdurchschnittlichen<br />

Leistungen schwankt, wurden Abweichungen<br />

einzelner Einflussfaktoren zum<br />

Deckungsbeitrag in westfälischen Betrieben ermittelt.<br />

Warum kommt es zu diesen<br />

Unterschieden?<br />

Wie sind überdurchschnittliche<br />

Betriebe organisiert? (WJ 00/01)<br />

Biologische Leistungen<br />

Futterverwertung 1 : 2,76<br />

tägl. Zunahmen<br />

758 g<br />

Futterkosten pro kg Zuwachs<br />

0,47 e/kg<br />

Tierverluste 1,57 %<br />

Organisation in den Betrieben %-Anteil<br />

geschlossenes System,<br />

Ferkel direkt aus max. 3 Betrieben 77 %<br />

Vermarktungsmanagement (Vertrag u. EZG) 39 %<br />

Stallbelegung: Rein – Raus 97 %<br />

Größe der zugekauften Ferkelpartien:<br />

über 200 Ferkel / Partie 49 %<br />

Getreide und CCM als<br />

Hauptfutterkomponente 82 %<br />

Großbuchten (> 17 Tiere/Bucht) 16 %<br />

Flüssigfütterung am Sensor 8 %<br />

mykoplasmen-geimpfte Ferkel 87 %<br />

Geschlechtertrennung und mehrphasige Fütterung gehören zum<br />

Standard<br />

1. Herkunft der Ferkel<br />

Es zeigt sich alle Jahre wieder, dass das geschlossene<br />

System erhebliche Vorteile für die<br />

Mast mit sich bringt. Der Deckungsbeitrag lag in<br />

diesen fünf Wirtschaftsjahren rund 4,86 c je<br />

Mastschwein über dem Mittelwert aller ausgewerteten<br />

Betriebe. In dieser Summe ist die eingesparte<br />

Handelsspanne enthalten. Die Ferkel<br />

sind in der Regel gegen Mykoplasmen geimpft.<br />

Es baut sich in diesem System eine Bestandsimmunität<br />

auf, so dass in der Mast in diesen Betrieben<br />

im Durchschnitt nur 1,48 c/Schwein für<br />

Tierarzt und Medikamente ausgegeben wurden.<br />

Zur Reduzierung des Infektionsdruckes (Mykoplasmen,<br />

PRRS, Circovirus etc.), geht es auch im<br />

geschlossenen System nicht ohne Reinigung<br />

und Unterbrechung der Infektionsketten. Dafür<br />

ist es notwendig, z. B. im 3-Wochen-Rhythmus<br />

abteilweise Rein-Raus zu fahren. Die biologischen<br />

Leistungen liegen im geschlossenen System<br />

über dem Durchschnitt. Das geschlossene<br />

System hat aber auch Nachteile, denn die Entwicklungsmöglichkeiten,<br />

besonders in flächenärmeren<br />

Betrieben sind stark eingeschränkt. Die<br />

Vieh- und Dungeinheitsgrenze sind schnell erreicht.<br />

Die Rationalisierungseffekte je Arbeitskraft,<br />

bei den Stallbaukosten, beim Futtermitteleinkauf,<br />

beim Schweineverkauf, sind gering.<br />

Die Ferkelherkunft bestimmt mind. 70 v. H.<br />

des Masterfolges. Der Mäster ist auf eine optimale<br />

Ferkelqualität, einheitliche Genetik, auf gleiches<br />

Alter und gleiches Einstallgewicht sowie einen<br />

guten Gesundheitsstatus der Ferkel angewiesen.<br />

Betriebe, die abteilweise Rein-Raus fahren,<br />

sollten sich verstärkt um Ferkelerzeuger<br />

bemühen und klar definierbares Tiermaterial im<br />

Direktbezug aus max. drei oder weniger Betrieben<br />

einkaufen. Leistungsdaten der im Direktbezug<br />

gemästeten Schweine liegen auf Platz 2, hinter<br />

dem geschlossenen System. Betriebsleiter,<br />

die den Bestand insgesamt Rein-Raus fahren,<br />

sind schlecht bedient, wenn sie sich auf Handelsferkel<br />

unbekannter Herkunft verlassen. Ferkel<br />

dieser Herkunft liegen beim Deckungsbeitrag<br />

in diesen fünf Jahren 1,76 c unter dem Mittelwert.<br />

1.000 eingestallte Ferkel können durchaus<br />

aus bis zu 20 und mehr Beständen kommen. Die<br />

Auswertungen zeigen, dass in diesen Fällen die<br />

Verlustraten 1 bis 3 % und die Tierarztkosten<br />

1,50 bis 3,00 c über dem Durchschnitt liegen.<br />

Hohe Sortierdifferenzen, eine verlängerte Mastdauer,<br />

geringere Umtriebe und unterdurchschnittliche<br />

Deckungsbeiträge sind die Folge.<br />

Für die meisten Betriebe bleibt beim Rein-Raus<br />

des Gesamtbetriebes nur die Möglichkeit, auf die<br />

sogenannten Systemläufer aus den Babyferkelaufzuchtbetrieben,<br />

die zumindest einen einheitlichen<br />

Hygiene- und Gesundheitsstatus bieten,<br />

zurückzugreifen oder der Mast einen eigenen<br />

Aufzuchtstall vorzuschalten. Wobei dieses System<br />

auch nur funktioniert, wenn der Aufzuchtstall<br />

die Ferkel aus möglichst wenigen Betrieben<br />

bezieht. Die biologischen Leistungen dieser Tiere<br />

fallen im Durchschnitt besser aus. Die Leistungsvorteile<br />

werden aber durch den höheren Ferkeleinkaufspreis<br />

wieder aufgezehrt, so dass die<br />

Deckungsbeiträge nur im Mittelfeld liegen. In einzelnen<br />

Betrieben, wo dieses Verfahren sehr gut<br />

läuft, erhöhen sich die Umtriebe durch die besse-<br />

ren biologischen Leistungen und damit auch der<br />

Deckungsbeitrag je Mastplatz deutlich. Dieses<br />

Verfahren ist somit dem Bezug von Handelsferkeln<br />

überlegen.<br />

2. Geschlechtertrennung<br />

Etwa 60 % der ausgewerteten Betriebe mästen<br />

nach Geschlechtern getrennt. Die Geschlechtertrennung<br />

ermöglicht eine gezielte Fütterung<br />

der Börge und der weiblichen Tiere.<br />

Durch die getrennte Aufstallung ist es möglich,<br />

das Futter bei den Börgen je nach Rasse in<br />

der Endmast bei z. B. 35 MJ-ME zu rationieren,<br />

um so höhere Magerfleischprozente zu erzielen.<br />

Die Geschlechtertrennung steigert die biologischen<br />

Leistungen (MFA und Futterverwertung),<br />

sie erleichtert aber auch den Rein-Raus Mästern<br />

eine optimale Auswertung der Stallplätze. Auch<br />

lassen sich so die Schweine eher in einheitlichen<br />

Partien nach den Vorgaben der Abrechnungsmasken<br />

verkaufen. Betriebsspezifische Verkaufsstrategien<br />

für Börge und weibliche Schweine<br />

sind notwendig, wenn man optimale Magerfleischprozente<br />

und geringe Sortierdifferenzen<br />

erzielen will. Im Ergebnis hat die Geschlechtertrennung<br />

in diesen fünf Jahren in der Mast einen<br />

Vorteil von 0,70 c im Vergleich zum Mittelwert<br />

beim Deckungsbeitrag gebracht und ist damit<br />

eine der kleinen Schrauben zur Optimierung der<br />

Produktion.<br />

3. Stallbelegung<br />

Zur besseren Auslastung der Stallplätze kann<br />

man das Rein-Raus-Verfahren durch folgende<br />

Maßnahmen optimieren:<br />

■ Ferkelbezug aus max. drei Betrieben oder aus<br />

Aufzuchtbetrieben, die die Tiere von möglichst<br />

einem oder wenigen Ferkelerzeugern<br />

beziehen.<br />

■ mind. 0,80 m 2 Nettoliegefläche<br />

■ Die Ferkelbezugsquelle der Stall- oder Abteilgröße<br />

anpassen<br />

■ Geschlechtertrennung<br />

■ Sensorfütterung, um 30 - 40 Tiere je Bucht<br />

– weniger Sortierdifferenzen,<br />

– 10 % mehr Tiere je Abteil,<br />

– 8–10 Tage kürzere Mastdauer,<br />

– ca. 30 g höhere Tageszunahmen.<br />

■ Heizung<br />

■ Phasenfütterung, dem Wachstumsverlauf der<br />

Tiere angepasst<br />

■ Auffangstall für untergewichtige Schweine<br />

(wenn dafür nicht neugebaut werden muss).<br />

Nur noch 3 % der Betriebe praktizieren beim<br />

Ferkelzukauf das kontinuierliche Verfahren. Vergleicht<br />

man das Ergebnis dieser Betriebe mit<br />

dem Rein-Raus-Verfahren, so hat das Rein-<br />

Raus-Verfahren in diesem Zeitraum beim<br />

Deckungsbeitrag 0,50 c je Mastschwein über<br />

dem Mittelwert aller ausgewerteten Betriebe. Im<br />

Vergleich zum kontinuierlichen Verfahren beträgt<br />

die Differenz sogar 1,60 c je gemästetem<br />

Schwein.<br />

4. Größe der zugekauften Ferkelgruppen<br />

Der Rein-Raus-Mäster benötigt große einheitliche<br />

Ferkelgruppen, die folgende Eigenschaften<br />

ausweisen: optimale Qualität, einheitliche Genetik,<br />

gleiches Alter, gleiches Einstallgewicht, guter<br />

Gesundheitsstatus.<br />

Große Ferkelgruppen, die diese Voraussetzungen<br />

erfüllen, sind teurer. So lag in diesen fünf<br />

Jahren der Preis für ein 25-kg Ferkel in einer<br />

Gruppe mit mehr als 200 Tieren 2,30 c über dem<br />

Preis eines Ferkels aus einer Kleingruppe unter<br />

100 Tieren. Trotz vieler guter Ansätze beziehen<br />

sich Gruppenzuschläge oft nur auf die Größe der<br />

zusammengestellten Gruppe, ohne das die Qualitätsanforderungen<br />

erfüllt wurden bzw. diese<br />

durch Begleitpapiere bzw. eine Bescheinigung<br />

des Tierarztes zum Gesundheitsstatus untermauert<br />

wurden.<br />

5. Einsatz von Nebenprodukten<br />

Etwa 20 % der ausgewerteten Betriebe setzen<br />

Nebenprodukte in irgendeiner Form ein. Das<br />

Ergebnis in diesen Betrieben lag je nach Höhe<br />

des Einsatzes zwischen 1,10 c und 3,80 c über<br />

dem Mittelwert aller ausgewerteten Betriebe.<br />

Allerdings muss beim Einsatz von Nebenprodukten<br />

folgendes beachtet werden:<br />

– die Nährstoffschwankungen in den angelieferten<br />

Produkten müssen in der Rationsgestaltung<br />

berücksichtigt werden.<br />

– Regelmäßige Futteruntersuchungen für exakte<br />

Mischungsberechnungen sind unbedingt<br />

erforderlich.<br />

– Lagerung und Hygiene im Betrieb müssen<br />

stimmen<br />

Der Einsatz von flüssigem Abfallfutter oder<br />

Nebenprodukten erfordert zusätzliche Investitionen<br />

für Lagerung und Technik. Die festen Kosten<br />

für diese Investitionen liegen je nach Bestandsgröße<br />

zwischen 1,30–2,10 c je Mastschwein.<br />

Die Investitionskosten für Tanks, Kreiselpumpe,<br />

Rührwerk, Fremdkörperabscheider, Elektroinstallation<br />

usw. sind vom errechneten Vorteil abzuziehen.<br />

Des weiteren sollten bei Vergleichsrechnungen<br />

für die Nährstoff-, Qualitäts-, und TS-<br />

Schwankungen Abschläge von 20–30 % in Ansatz<br />

gebracht werden.<br />

Kennwerte ausgewerteter Mastbetriebe Durchschnitt<br />

der drei Wirtschaftsjahre 98/99–00/01<br />

Leistungsniveau<br />

./. 25 % Ø + 25 %<br />

Ferkelgewicht (kg) 27,91 28,31 28,75<br />

Ferkelpreis (e/Ferkel) 54,90 53,34 52,40<br />

Schlachtgewicht (kg) 93,44 93,72 94,00<br />

Erlös je Schwein (e/Schwein) 123,53 126,86 129,59<br />

Futterverwertung (1 :) 2,99 2,91 2,88<br />

Tägl. Zunahme (g) 705,51 719,24 730,61<br />

Masttage 126,79 124,23 122,31<br />

Tierverluste (%) 3,52 3,1 2,80<br />

Futterkosten (e/Schwein) 44,38 42,36 40,58<br />

Kosten der Verluste (e/Schwein) 2,62 2,21 1,91<br />

Kosten, Tierarzt, Energie, Versicherungen,Sonstiges<br />

(e/Schwein) 3,57 3,25 3,01<br />

Variable Kosten ges. (e/Schwein) 105,47 101,16 97,90<br />

Deckungsbeitrag (e/Schwein) 18,06 25,70 31,69<br />

./. feste Kosten und Fremdkapitalzinsen(e/Schwein)<br />

13,82 13,27 12,55<br />

Gewinn (e/Schwein) 4,24 12,43 19,14<br />

Gewinnrate (Gewinn in % des<br />

Umsatzes) 3,43 9,8 14,77<br />

Umtriebe je Jahr 2,31 2,5 2,67<br />

Deckungsbeitrag je Mastplatz (e) 41,72 64,25 84,61<br />

Gewinn bzw. Entgelt für Arbeit und<br />

Kapitaleinsatz je Mastplatz (e) 9,79 31,08 51,10<br />

Kapitalverzinsung (%) 2,8 8,9 14,6<br />

6. Hauptfutterkomponente, Eiweißträger<br />

und Phasenfütterung<br />

Die Fütterung der Mastschweine ist ein wichtiger<br />

Einflussfaktor, der die Rentabilität der Mast<br />

entscheidend beeinflusst. Klar definierbare Energie-<br />

und Eiweißträger bringen Vorteile in der<br />

Mast. Sie sind berechenbar. Bei ständig wechselnden<br />

Rohstoffen besteht eher die Gefahr,<br />

5<br />

VeredlungsProduktion 1/2002<br />

VeredlungsProduktion 1/2002


6<br />

dass eine Partie dabei ist, die mit Bakterien, Pilzen<br />

oder Milben belastet ist. Toxische Belastungen,<br />

die bereits im Futter vorhanden sind, können<br />

durch Futterhygiene nicht aufgehoben werden.<br />

Landwirte, die ihr Futter selbst produzieren<br />

können besonders bei den Energieträgern Futterhygiene<br />

von der Ernte bis in den Trog betreiben.<br />

Neben der Futterhygiene sind für den Mastverlauf<br />

das richtige Verhältnis von Eiweiß und Energie<br />

sowie die richtige Zusammensetzung der<br />

Aminosäuren entscheidend.<br />

Welche Ferkel bringen dem Mäster Erfolg?<br />

Der Erfolg in der Mast hängt zu mindestens 70 % von der Ferkelqualität<br />

ab.<br />

Voraussetzung: Gesunde, frohwüchsige Ferkel einer Genetik<br />

und Herkunft, mit Begleitpapieren folgenden Inhalts:<br />

– Alter der Ferkel (mit 70 Lebenstagen mind. 25 kg)<br />

– entwurmt<br />

– 2 x Eiseninjektion<br />

– 2 x gegen Mykoplasmen geimpft<br />

– Auskunft über Futter und Medikamenteneinsatz<br />

Qualitätszuschläge für einheitliche Verkaufspartien sind nur<br />

berechtigt, wenn die Ferkel gesund sind (Bescheinigung vom<br />

Tierarzt)<br />

– frei von Schweinepest<br />

– frei von AK<br />

– frei von Schnüffelkrankheit<br />

– frei von Dysenterie<br />

– die Sauenherde 2 x jährlich gegen Endo- und Ektoparasiten behandelt<br />

(Nachweis: Kotprobenanalyseergebnisse)<br />

Management beim Sauenhalter muss stimmen<br />

– Rein-Raus in allen Bereichen<br />

– fester Lieferrhythmus<br />

– Personenschleuse<br />

– Quarantänestall<br />

– Verladeeinrichtung<br />

– Möglichkeiten zur Reinigung und Desinfektion (LKW und Verladebühne)<br />

Das Aminosäurenmuster ist bei der herkömmlichen<br />

Mast mit Getreide, CCM und Sojaschrot<br />

relativ ausgeglichen. Eine optimale Eiweiß-<br />

und Energieversorgung der Tiere setzt eine<br />

gleitende Bedarfsanpassung (Phasenfütterung)<br />

voraus. Als weiteres werden vor dem Hintergrund<br />

einer verschärften Umweltgesetzgebung<br />

überhöhe Stickstoff- und Phosphorausscheidungen<br />

durch eine konsequente Phasenfütterung<br />

vermindert. Durch Einsparung von Futterprotein<br />

und -phosphor werden darüber hinaus<br />

die Futterkosten verringert. Die Leistungsparameter<br />

wie Futterverwertung, Tageszunahmen,<br />

Muskelfleischanteil und damit die Wirtschaftlichkeit<br />

bleiben zumindest unbeeinflusst oder werden<br />

verbessert.<br />

Zusammengefasst errechnen sich im Fütterungsbereich<br />

bei der Auswertung im Durchschnitt<br />

der fünf Wirtschaftsjahre folgende positive<br />

Abweichungen vom durchschnittlichen<br />

Deckungsbeitrag:<br />

– Fütterung mit Getreide und CCM als Energieträger<br />

+ 0,54 g<br />

– Fütterung mit Sojaschrot inkl. Aminosäuren-Zusätze<br />

+ 0,60 g<br />

– Mehrphasige Fütterung (gleitende Bedarfsanpassung)<br />

+ 0,97 g<br />

Eine Mehrphasenfütterung mit einer gleitenden<br />

Bedarfsanpassung praktizieren inzwischen<br />

45 % der Betriebe. In über 60 % aller ausgewerteten<br />

Betriebe kommt Phytase zum Einsatz.<br />

Festzustellen ist auch, dass immer mehr Betriebe<br />

mit Alternativen zu antibiotischen Leistungsförderern<br />

– wie Probiotika, Säuren und Naturstoffkonzentrate<br />

– arbeiten. Die Leistungsdaten<br />

fallen in diesen Betrieben geringfügig schlechter<br />

aus als in den Betrieben mit Einsatz von antibiotischen<br />

Leistungsförderern. Der DB liegt knapp<br />

unter dem Mittelwert. Da antibiotische Leistungsförderer<br />

zunehmend vom Markt genommen<br />

werden und politisch, sowie vom Verbraucher<br />

nicht mehr gewollt sind, wird sich der Mäster<br />

mit diesen Alternativen auseinander setzen<br />

müssen.<br />

7. Fütterungstechnik<br />

Jede Futterumstellung hat einen Wachstumsstillstand<br />

zur Folge und schmälert den Gewinn je<br />

Mastschwein. Grundsätzlich gilt in der Fütterung,<br />

dass sämtliche Umstellungen und Änderungen<br />

möglichst fließend sein sollten. Das gilt sowohl<br />

für das Anfüttern der Ferkel als auch bei der Umstellung<br />

nach dem Einstallen von Trocken- auf<br />

Flüssigfutter. Ideal ist es deshalb, wenn bereits zu<br />

Beginn der Mast oder sogar in der Ferkelaufzucht<br />

flüssig angefüttert wird. Im Ergebnis<br />

schneidet die Flüssigfütterung am Sensor mit<br />

+ 0,70 c je Mastschwein über dem Mittelwert am<br />

günstigsten ab. Bei der Sensorfütterung oder<br />

dem Einsatz von Rohrbreiautomaten sollte mit<br />

Ferkelrettungsweste<br />

„Hat ein Ferkel<br />

nach der Geburt<br />

den Weg zur Wärmelampe<br />

oder<br />

Wärmeplatte nicht<br />

geschafft und ist<br />

kalt geworden,<br />

dann holt meine<br />

Tante Maria die<br />

Ferkelrettungsweste<br />

und einen Eimer mit 39–40°C warmen<br />

Wasser. Sie bindet dem Ferkel die Rettungsweste<br />

um den Hals und lässt das<br />

Ferkel schwimmen. Wie jeder weiß, wird<br />

das Ferkel im Wasser viel schneller warm<br />

als unter einer Wärmelampe. Sobald es<br />

warm geworden ist, strampelt es ganz<br />

doll. Meine Tante hebt es heraus, nimmt<br />

Ferkelrettungsweste ab, trocknet es ab<br />

und setzt es an das Gesäuge der Sau.”<br />

Die Ferkelrettungsweste gibt es bei:<br />

BEG Schulze Bremer GmbH, Welte 6,<br />

48249 Dülmen-Rorup<br />

Tel. 0 25 48/ 9 80 04, Fax 02 5 48/9 80 06,<br />

www.BEG-Schulze-Bremer.de<br />

Linda Bonekamp, 10 Jahre<br />

den tiergerechten Großbuchten gearbeitet werden.<br />

Ein Kurztrog oder Rohrbreiautomat reicht<br />

mind. für eine Doppelbucht aus, ideal sind um<br />

die 40 Tiere je Großgruppe. Diese Fütterungstechnik<br />

verbessert die Futteraufnahme der Tiere,<br />

besonders zu Beginn der Mast. Die Auswertungen<br />

bestätigen, dass dadurch verbesserte tägliche<br />

Zunahmen zu erzielen sind. Wichtig ist dabei,<br />

dass die Mäster die richtige Fütterungsstrategie<br />

für Herkünfte und Rassen zur Optimierung<br />

der Magerfleischanteile finden.<br />

8. Impfprogramm<br />

Im Gegensatz zur PRRS-Impfung erzielen gezielt<br />

gegen Mykoplasmen-geimpfte Ferkel höhere<br />

biologische Leistungen. Das zeigt sich in einem<br />

Rückgang der Verlustrate um 0,3 % zum<br />

Durchschnitt aller Betriebe. Mykoplasmengeimpfte<br />

Ferkel sind 1–1,50 c teurer. Nach Verrechnung<br />

dieser Mehrkosten liegen diese Ferkel<br />

in den einzelnen Jahren im Ergebnis 0,25–0,40 c<br />

über dem Durchschnitt. Die Gesamtdifferenz<br />

zwischen den nicht-geimpften und den geimpften<br />

Ferkeln beträgt im Durchschnitt 0,60 c.<br />

9. Vermarktungsmanagement<br />

Zu diesem Punkt ist folgendes festzuhalten<br />

– Die Vermarktungswege entscheiden nicht<br />

ausschließlich über den Erlös, sondern das<br />

Gesamtmanagement.<br />

– Sortierdifferenzen, bedingt durch Verkäufe<br />

außerhalb des Optimalbereiches der Abrechnungsmasken<br />

und Differenzen durch unterschiedliche<br />

Partiegrößen, haben einen wesentlich<br />

größeren Einfluss auf den Erlös und<br />

damit auf das wirtschaftliche Ergebnis, als unterschiedliche<br />

Vermarktungswege.<br />

Fazit<br />

Eine Optimierung aller Einflussfaktoren in der<br />

Schweinemast ist notwendig, um langfristig als<br />

Mäster überleben zu können. Folgende produktionstechnische<br />

Kennwerte sollten angestrebt<br />

und laufend kontrolliert werden:<br />

■ Verluste unter 2,9 %<br />

■ Futterverwertung besser als 1 : 2,95<br />

■ mittlere Futteraufnahme mind. 2,1 kg<br />

■ tägliche Zunahme mind. 720 g, besser 750 -<br />

800 g<br />

■ Magerfleischanteil von 54 bis 58 % für Versandschlachter<br />

und 58 - 61 % für Metzgerschweine<br />

■ oder mind. 0,98 Indexpunkte je kg Schlachtgewicht<br />

■ Schlachtgewicht von 90 - 95 kg (je nach Tiermaterial<br />

und Klassifizierungsverfahren)<br />

■ bei Auto-FOM-Klassifizierung, nach heutigem<br />

Stand:<br />

– fleischreiche Schweine<br />

58 – 60 % MFA, max. 90 kg<br />

– mittel-fleischreiche Schweine<br />

54 – 56 % MFA, 90 – 95 kg<br />

– fleischarme Schweine<br />

52 – 54 % MFA, 95 – 100 kg<br />

Der direkte Draht<br />

Bernhard Kloth<br />

Tel.: 0 25 41/9 10 48<br />

Fax: 0 25 41/9 10 33<br />

PRRS und Circo schaukeln<br />

sich gegenseitig hoch<br />

Dr. F. -W. Busse, 49082 Osnabrück<br />

Dr. G. Behrens, 55218 Ingelheim<br />

Wenn das PRRS-Virus und das<br />

porzine Circo-Virus-Typ 2 (PCV 2)<br />

gemeinsam auftreten, werden in den<br />

Betrieben häufig gravierende Schäden<br />

durch PMWS und PDNS beobachtet.<br />

Amerikanische Wissenschaftler haben<br />

auf dem Kongress der amerikanischen<br />

Schweinetierärzte (AASP) im Jahre<br />

2000 Ergebnisse vorgestellt, wonach<br />

die Praxisbeobachtungen in kontrollierten<br />

Laborversuchen bestätigt werden<br />

konnten.<br />

Schlussfolgerungen<br />

In einem kontrollierten Infektionsversuch<br />

konnte die Praxisbeobachtung bestätigt werden,<br />

dass bei Absetzferkeln die gleichzeitige<br />

Infektion mit PRRS-Virus und PCV 2 zu einer<br />

erheblichen Verstärkung der Atemwegserkrankungen<br />

und der Verlustraten führt.<br />

Praxistipp: PRRS Impfung<br />

mit System<br />

Gegen das Circovirus stehen noch keine<br />

Impfstoffe zur Verfügung und auch Antibiotika<br />

können dem Virus nichts anhaben. Somit<br />

bleibt neben der Verbesserung der Haltungsfaktoren<br />

und einer konsequenten Ausmerzung<br />

der Kümmerer nur die PRRS-Schutzimpfung<br />

zur Vermeidung der gravierendsten<br />

PMWS- und PDNS-Schäden.<br />

PMWS: Post Weaning Multisystemic Wasting<br />

Syndrome (Probleme nach dem Absetzen)<br />

PDNS: Porzines Dermatitis und Nephropathie<br />

Syndrom (Hautentzündungen und Nierenerkrankung).<br />

Sowohl PRRS-Virus als auch Circovirus<br />

können die Ferkel schon in den ersten Lebenstagen<br />

infizieren. Selbst intrauterine Infektionen<br />

treten auf. Aus diesem Grunde steht<br />

die Sauenimpfung plus frühe Ferkelimpfung<br />

im Zentrum jeder erfolgreichen PRRS-Impfstrategie.<br />

Eine Impfung der Ferkel auf dem Flatdeck<br />

oder bei Mastbeginn kommt häufig zu spät,<br />

da die Erreger sich zu diesem Zeitpunkt<br />

schon im Tier festgesetzt haben. Einen kritischen<br />

Punkt stellt häufig die Jungsaueneingliederung<br />

dar. Im Idealfall bezieht der Ferkelerzeuger<br />

PRRS-geimpfte Jungsauen, die bereits<br />

einen belastbaren Schutz mitbringen. Ist<br />

dies nicht möglich, erfolgt die Impfung sofort<br />

bei Ankunft im Isolierstall plus Wiederholungsimpfung<br />

nach 4 Wochen in Herden mit hohem<br />

Infektionsdruck.<br />

■<br />

Der direkte Draht<br />

Dr. Friedrich-Wilhelm Busse, Osnabrück<br />

Tel.: 05 41/5 60 08 37<br />

Fax: 05 41/5 60 08 50<br />

7<br />

VeredlungsProduktion 1/2002<br />

VeredlungsProduktion 1/2002


Haltung<br />

8<br />

Im Rahmen des Modellvorhabens „Stallbaulösungen<br />

für die Ferkelaufzucht“<br />

vom Bundeslandwirtschaftsministerium<br />

und unter Federführung des KTBL hat<br />

das Institut für angewandte Forschung<br />

an der Fachhochschule Nürtingen einen<br />

Außenklimastall in Form einer Hüttenanlage<br />

mit 1200 Aufzuchtplätzen untersucht.<br />

Der Betrieb ist Mitglied der arbeitsteiligen Ferkelproduktion<br />

und wird im Rein-Raus-Verfahren<br />

bewirtschaftet. Die Betriebsleiter haben 1998<br />

die Ferkelaufzucht als weiteren Schwerpunkt<br />

neben der Erzeugung von Marktfrüchten in den<br />

Betrieb aufgenommen. Darüber hinaus führen<br />

die Landwirte ein landwirtschaftliches Lohnunternehmen.<br />

Bei der Entscheidung für den Hüttenstall<br />

waren die verhältnismäßig geringen Investitionen<br />

und die Aussicht auf einen mit der<br />

Außenwirtschaft und dem Lohnunternehmen zu<br />

vereinbarenden Arbeitszeitaufwand maßgebend.<br />

Außerhalb des Wohnortes wurde eine<br />

Aufzuchtanlage mit 18 wärmegedämmten Aufzuchthütten<br />

errichtet.<br />

An die Hütten grenzt ein überdachter mit<br />

Stroh eingestreuter Auslauf an, der von variabel<br />

gestaltbaren Abtrennungen umfasst wird. Dadurch<br />

ist es möglich, die Gruppengröße sehr individuell<br />

zu gestalten. Mehrere Einzelhütten können<br />

dabei zu einer Bucht zusammengefasst<br />

werden, so dass auch die Aufzucht von Großgruppen<br />

mit bis zu 600 Ferkeln möglich ist.<br />

Die Hütten haben die Maße 4,50 m x 2,35 m<br />

x 1,30 m bei einer Grundfläche von<br />

10,5 m 2 . Der Auslauf je Hütte hat mit<br />

einer Länge von ca. 7,50 m und einer<br />

Breite von 2,50 m eine Grundfläche<br />

von 18,75 m 2 . Jedem Ferkel steht somit<br />

eine Fläche von 0,43 m 2 zur Verfügung<br />

(0,15 m 2 in der Hütte, 0,28 m 2<br />

im Auslauf). Die Hütten sind mit einer<br />

abnehmbaren Tür, herausnehmbarem<br />

PVC-Vorhang und 2 Lüftungsklappen<br />

(vorne und hinten) sowie einem verzinkten<br />

Futterautomat an der Rückseite<br />

ausgestattet (Abb. 1).<br />

Der Futterautomat wird von hinten<br />

in die Hütten eingestellt und hat 8<br />

Fressplätze. Daraus ergibt sich ein<br />

Stallanlage mit 18 Ferkelhütten<br />

Ferkelaufzucht in Hütten<br />

Tiergerecht und ökonomisch?<br />

Prof. Dr. G. Schwarting, 72622 Nürtingen<br />

Tier-Fressplatz-Verhältnis von 8:1. Die Fütterung<br />

erfolgt ad libitum über eine Futterspirale mit<br />

Handbefüllung.<br />

Als Tränke dient ein Kunststoff-Fass, an dem<br />

in verschiedenen Höhen 4 Niederdruck-Tränkenippel<br />

angebracht sind. Pro Hütte steht ein<br />

Wasserfass mit einem Fassungsvermögen von<br />

180 Litern zur Verfügung, woraus sich ein Tier-<br />

Tränke-Verhältnis von 17:1 ergibt. Die Wasserfässer<br />

befinden sich im Auslaufbereich entlang<br />

der Buchtenabtrennungen am Laufgang. Die<br />

gesamte Anlage einschließlich der Hütten weist<br />

ein Gefälle von 3 % auf. Die Außenfläche ist mit<br />

Abb. 1: Querschnitt der Hüttenanlage<br />

Knochensteinen ausgelegt. Um einen störungsfreien<br />

und von den Witterungseinflüssen unabhängigen<br />

Ablauf der Aufzucht zu gewährleisten,<br />

mussten die Betriebsleiter nachträglich einige<br />

Verbesserungen an der Anlage vornehmen. Um<br />

Zugluft zu verringern, wurden an den beiden<br />

Längsseiten Windbrechnetze angebracht. Zum<br />

Auffangen von Jauche und Wasser wurde eine<br />

Jaucherinne entlang des Laufganges sowie eine<br />

Jauchegrube errichtet.<br />

Zwischen den Hütten mussten Regenrinnen<br />

gebaut werden, da die Hütten im gleichen Gefälle<br />

wie der Auslaufbereich stehen. Zum Schutz<br />

der Tiere vor Wildtieren und Passanten wurde<br />

die gesamte Hüttenanlage 2 m hoch eingezäunt.<br />

Die Ferkelhütten werden zum Einstallen<br />

mit etwas Stroh eingestreut. Im<br />

Auslauf werden täglich abhängig von<br />

der Witterung und von der Anzahl der<br />

Ferkel ca. 180 kg Stroh verteilt. Das<br />

entspricht ungefähr 150 g je Tier und<br />

Tag.<br />

Nach jedem Durchgang wird die<br />

ca. 30 bis 40 cm hohe Mistmatratze<br />

abgefahren. Dazu werden alle Buchtenabtrennungen<br />

abgebaut, so dass<br />

die Entmistung mit einem kleinen<br />

Traktor mit Frontlader durchgeführt<br />

werden kann.<br />

Die Gruppengröße kann variabel gestaltet werden<br />

VeredlungsProduktion 1/2002<br />

Ausgewählte<br />

Untersuchungsergebnisse<br />

Artgerechte Haltung<br />

Die Verhaltensbeobachtung erfolgte per Video<br />

und ergab, dass die Ferkel die Bucht deutlich<br />

in die einzelnen Funktionsbereiche gliedern<br />

und diese auch entsprechend nutzen. Beim Einstallen<br />

blieben einige Hütten verschlossen, um<br />

durch eine erhöhte Tierzahl eine gute Erwärmung<br />

der Hütten sicherzustellen. Aus den verschlossenen<br />

Hütten wurden die Futterautomaten<br />

in den Auslauf vor die Hütten gestellt, um<br />

den Tieren eine ausreichende Futteraufnahme<br />

von Beginn an zu ermöglichen, da sich das Tier-<br />

Fressplatz-Verhältnis als unzureichend erwiesen<br />

hat. Die Untersuchungen zeigten, dass der Futterautomat<br />

im Auslauf rund um die Uhr besetzt<br />

war. Der Automat in der Hütte war insbesondere<br />

in Ruhezeiten deutlich weniger besucht. Die<br />

vom System vorgesehene Platzierung der Futterautomaten<br />

in den Hütten ist folglich ungünstig<br />

für eine ausreichende Versorgung der Tiere mit<br />

Futter. Hungrige Tiere haben keinen freien Zugang<br />

zum Fressplatz, da ruhende Artgenossen<br />

den Weg zum Futterautomaten in der Hütte versperren.<br />

Sowohl im Sommer, als auch im Winter wurden<br />

von den Ferkeln Kotbereiche im Auslauf angelegt.<br />

In den Sommerdurchgängen war ein<br />

ausgeprägtes Wühlverhalten der Ferkel zu beobachten.<br />

Sie versuchen sich durch das Eingraben<br />

in die nasse Mistmatratze abzukühlen.<br />

An sehr heißen Tagen wurden die Hütten<br />

kaum genutzt. Der Großteil der Ferkel hielt sich<br />

Tag und Nacht im Auslaufbereich auf. Dadurch<br />

VeredlungsProduktion 1/2002<br />

war der Zugang zu den ursprünglich angelegten<br />

Kotbereichen für die Ferkel erschwert. Die Ferkel<br />

koteten direkt an ihrem momentanen Aufenthaltsort,<br />

wodurch der gesamte Auslaufbereich<br />

stark durchnässt wurde. An sehr kalten Tagen<br />

im Winter lagen die Ferkel dicht gedrängt in den<br />

Hütten. Die Ferkel verließen die Hütten nur kurzzeitig<br />

und koteten in unmittelbarer Nähe der<br />

Hütte.<br />

Tiergesundheit und Hygiene<br />

Bei den wöchentlichen Bonitierungen zeigten<br />

die Ferkel keine Erkrankungen oder Veränderungen<br />

(z. B. an Gelenken oder Klauen), die auf das<br />

Haltungssystem zurückzuführen sind. Auffallend<br />

waren starke Verdreckungen der Tiere gegen<br />

Ende der Aufzucht, hervorgerufen durch die<br />

trotz Stroheinstreu schnell durchnässte Mistmatratze.<br />

Parallel zur wachsenden Mistmatratze<br />

wurde auch vermehrtes Niesen der Ferkel beobachtet,<br />

was auf die zunehmende Ammoniakbelastung<br />

zurückzuführen ist. Verhaltensstörungen<br />

wie z. B. Kannibalismus wurden nicht festgestellt.<br />

Verletzungen durch Rangkämpfe betrafen<br />

etwa 3 % der Ferkel. Dieser erfreulich geringe<br />

Prozentsatz resultiert aus den vorhandenen<br />

Auslauf- und Rückzugsmöglichkeiten, die dieses<br />

Haltungssystem für die Ferkel bietet.<br />

Stallklima<br />

Alle Parameter des Stallklimas wurden sowohl<br />

in der Hütte, als auch im Auslauf, in einem<br />

Sommer- und in einem Winterdurchgang erfasst.<br />

Die Messungen der Temperatur und der rela-<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

° C<br />

tiven Luftfeuchte erfolgten über Thermohygrographen.<br />

Trotz großer Temperaturunterschiede<br />

im Außenbereich (Tag/Nacht; Sommer/Winter)<br />

konnten die Tiere die Temperatur in den Hütten<br />

relativ konstant bei 28 °C halten. Selbst bei sehr<br />

niedrigen Außentemperaturen im Winter gelang<br />

es den Ferkeln während des gesamten Tages<br />

die Hütten auf 26 °C zu erwärmen (Abb. 2).<br />

Auch bei der relativen Luftfeuchte zeigte sich<br />

ein deutlicher Unterschied zwischen den Messwerten<br />

im Sommer / Winter und dem Ort der<br />

Messung. In den Hütten war die relative Luftfeuchte<br />

deutlich<br />

niedriger und variierte<br />

nur gering.<br />

Im Sommer wurden<br />

durchschnittlich<br />

58 % und im<br />

Winter 53 % relative<br />

Luftfeuchte ermittelt.<br />

Zu keinem<br />

Zeitpunkt konnten<br />

Luftbewegungen in<br />

der Hütte gemessen<br />

werden.<br />

Als Tränke werden<br />

Kunststoff-Fässer mit je<br />

4 Tränkenippeln eingesetzt<br />

Eine erhöhte<br />

Ammoniakfreisetzung<br />

war mit wachsender<br />

Mistmatratze<br />

gegen Ende der Aufzucht festzustellen. Die<br />

stichprobenartig im Tierbereich gemessenen<br />

Ammoniakwerte lagen in der 5. Aufzuchtwoche<br />

im Auslauf bei 20 bis 25 ppm und in der Hütte<br />

bei 5 bis 7 ppm.<br />

Abb. 2: Temperaturverlauf vor und in der Hütte im Winter<br />

vor der Hütte<br />

in der Hütte<br />

15.12.00<br />

17.12.00<br />

19.12.00<br />

21.12.00<br />

23.12.00<br />

25.12.00<br />

27.12.00<br />

29.12.00<br />

31.12.00<br />

02.01.01<br />

04.01.01<br />

06.01.01<br />

08.01.01<br />

10.01.01<br />

12.01.01<br />

14.01.01<br />

16.01.01<br />

18.01.01<br />

20.01.01<br />

Datum<br />

9


10<br />

Tierleistungen<br />

Die Verlustrate bei den 10 untersuchten<br />

Durchgängen war im Durchschnitt 2,6 %. Die<br />

täglichen Zunahmen lagen im Durchschnitt bei<br />

420 g und einer Futterverwertung von 1:1,62. Es<br />

hat sich allerdings gezeigt, dass auch in diesem<br />

Haltungssystem die Tierleistungen mit der Ferkelqualität<br />

korrelieren, was sich vor allem auf die<br />

Höhe der Verluste auswirkt.<br />

Arbeitswirtschaft<br />

Für die Fütterung und Tierkontrolle ist ein täglicher<br />

Arbeitsaufwand von etwa fünf Stunden erforderlich.<br />

Das sind bei ca. 60 Aufzuchttagen<br />

etwa 15 Minuten je Ferkel. Ein erhöhter Betreuungsaufwand<br />

lässt sich in diesem Haltungssystem<br />

nicht vermeiden. Wird dieser nicht geleistet,<br />

schnellen die Verluste<br />

in die Höhe.<br />

Außerdem erfordert<br />

die Anlage ein hohes<br />

Maß an körperlicher<br />

Arbeit. Zur<br />

Tierkontrolle muss<br />

der Landwirt durch<br />

den 60 cm hohen<br />

Ferkelschlupf ins<br />

Der Standort des Futterautomaten<br />

ermöglicht<br />

keinen ungehinderten<br />

Zugang der Ferkel zum<br />

Futter<br />

Hütteninnere kriechen<br />

und alle Tiere<br />

in den Auslauf treiben.<br />

Das Futter für<br />

die Automaten im<br />

Auslauf muss mit<br />

einem Eimer über<br />

die Abtrennungen<br />

in die Buchten getragen werden. Das Einstreuen<br />

mit Stroh erfolgt ebenfalls von Hand (ca. 180<br />

kg/Tag). Müssen Ferkel sortiert oder behandelt<br />

werden, wird eine zweite Arbeitskraft unbedingt<br />

erforderlich.<br />

Ökonomie<br />

Die Investitionskosten pro Platz liegen bei der<br />

untersuchten Hüttenanlage ohne Erschließungskosten<br />

bei 102 c. Für die Ermittlung<br />

der Festkosten wurde davon ausgegangen,<br />

dass der Stallplatz auf 10 Jahre bei einer Verzinsung<br />

von 5 % abgeschrieben wird und Unterhaltskosten<br />

von 1 % anfallen. Daraus ergeben<br />

sich jährliche Festkosten in Höhe von 16,32 c je<br />

Platz. Ausgehend von 5,7 Durchgängen pro<br />

Jahr liegt die Arbeitszeit je Aufzuchtplatz und<br />

Jahr bei 1 Stunde und 30 Minuten. Wird zur Ermittlung<br />

der Lohnkosten ein Lohnansatz von<br />

12,78 c je AKh veranschlagt, entstehen Lohnkosten<br />

in Höhe von 19,17 c je Platz und Jahr.<br />

Fazit<br />

In dem Hüttenstall können die Ferkel ihre arteigenen<br />

Verhaltensweisen weitgehend leben.<br />

Durch die Einstreu und die Spielketten haben die<br />

Ferkel reichlich Beschäftigungsmöglichkeiten.<br />

Darüber hinaus trägt die frische Luft zur Gesundheit<br />

und Vitalität der Ferkel bei. Die Ferkel<br />

sind in diesem Haltungssystem keiner Zugluft<br />

ausgesetzt, da die windgeschützten Hütten jederzeit<br />

als Rückzugsmöglichkeit zur Verfügung<br />

stehen. Die ständig wachsende Mistmatratze<br />

führt zu Atemwegsreizungen und verdreckten<br />

Ferkeln. Die tägliche Strohmenge ist begrenzt,<br />

weil die Tiere gegen Ende eines Aufzuchtdurchgangs<br />

über die Buchtenabtrennungen gelangen<br />

können, wenn die Mistmatratze zu hoch ist.<br />

Folglich kann nicht so viel Stroh eingestreut werden,<br />

dass der Auslauf dauerhaft trocken gehalten<br />

werden kann. Als Lösung wäre die kontinuierliche<br />

Einstallung einer kleineren Ferkelgruppe<br />

denkbar. Würden alle 4 Wochen 600 Ferkel eingestallt,<br />

könnte die Mistmatratze nach jedem<br />

halben Durchgang einmal abgetragen werden.<br />

Die Ammoniakbelastung im Tierbereich wäre<br />

dadurch geringer und der Auslauf könnte deutlich<br />

trockener gehalten werden. Ohne die von<br />

den Landwirten nachträglich durchgeführten<br />

Verbesserungen ist die Funktionsfähigkeit des<br />

Hüttenstalls nicht gewährleistet. Die Investitionskosten<br />

für das Stallsystem sind niedrig, aber<br />

es ist ein erhöhter Arbeitsaufwand und hier vor<br />

allem viel Handarbeit notwendig, um durch kontinuierliche<br />

Tierkontrollen gute tägliche Zunahmen<br />

und geringe Verluste zu realisieren. Insofern<br />

kann das Hüttensystem in dieser Größe leicht<br />

zur Arbeitsfalle werden und ist deshalb als Stallbaulösung<br />

nicht oder nur bedingt geeignet. ■<br />

Der direkte Draht<br />

Prof. Dr. G. Schwarting<br />

Tel. 0 70 22/20 13 11<br />

Fax 0 70 22/20 13 03<br />

Körnerkonservierung und Lagermanagement<br />

Eindrücke von der Agritechnica<br />

Prof. Dr. Josef Eckl, Fachhochschule Weihenstephan, 85350 Freising<br />

Sowohl an Getreide für die Nahrungskette<br />

wie auch zur Verfütterung werden<br />

höchste Anforderungen an die einwandfreie<br />

qualitative Beschaffenheit gestellt.<br />

Teilweise gravierende Qualitätseinbußen<br />

entstehen entweder durch Fehler<br />

bei der Konservierung beziehungsweise<br />

bei der Lagerung. Der geforderte hohe<br />

Qualitätsstandard setzt deshalb im Einzelbetrieb<br />

eine sachkundige Konservierung<br />

wie auch ein fachlich fundiertes Lagermanagement<br />

voraus.<br />

Dameco zeigte neben anderen den Silo-Rundtrockner<br />

mit Stir-Ator-System<br />

Generell prägten leistungsfähige und in verschiedenen<br />

Details weiterentwickelte Umlaufund<br />

Durchlauftrockner auf der Agritechnica’2001<br />

das umfangreiche Ausstellungsangebot. Hierbei<br />

dominierten die Ausführungen als Dächertrockner.<br />

Speziell zur Maistrocknung waren aber auch<br />

Schachttrockner im Ausstellungsangebot vertreten.<br />

Daneben präsentierten verschiedene Hersteller<br />

Satztrockner, Anlagen zur Belüftungstrocknung<br />

sowie zur Körnerkühlung. Deutlich angestiegene<br />

Energiepreise verstärkten insbeson-<br />

Die Teströhrchen von Ruttmann zum Schnelltest<br />

von Getreidepartien auf Besatz mit bestimmten<br />

Mykotoxinen sind wohl in erster Linie<br />

für die aufnehmende Hand gedacht.<br />

dere in der letzten Zeit das Interesse nach anderweitigen<br />

Konservierungsformen.<br />

Warmlufttrocknung<br />

Neu auf der Ausstellung war ein Silotrockner<br />

mit eingebauten Rührschnecken zu sehen. Dieses<br />

Stir-Ator System wird seit den 80er Jahren in<br />

den Vereinigten Staaten eingesetzt. Mit Hilfe der<br />

Rührschnecken erfolgt während der Warmluftbelüftung<br />

im Silo ein ständiges Vermischen des<br />

Computergestützte weiterentwickelte Getreidelagerüberwachung<br />

(Temperaturüberwachung)<br />

für größere Körnerläger von Pfeuffer<br />

Erntegutes. Bei Warmlufttemperaturen bis etwa<br />

45 °C erfolgt auf diese Weise ein sehr energieschonender<br />

Trocknungsverlauf. Es können sowohl<br />

Rundsilos als auch Flachsilos, ausgestattet<br />

mit einem Belüftungsboden, mit dem Stir-Ator<br />

System ausgerüstet werden. Der Trocknungsbehälter<br />

kann, soweit es die betrieblichen Verhältnisse<br />

gestatten, auch als Lagerbehälter genutzt<br />

werden. Die vorliegenden Erfahrungen weisen<br />

darauf hin, dass das Stir-Ator-System auch<br />

bei der Maistrocknung sehr gut einsetzbar ist.<br />

Körnerkühlung und<br />

Belüftungstrocknung<br />

Auf der Agritechnica’2001 war nicht nur ein<br />

breites Angebot für die klassische Warmlufttrocknung<br />

zu sehen. Verschiedene Hersteller<br />

zeigten äußerst leistungsfähige Anlagen zur Körnerkühlung<br />

und zur Belüftungstrocknung. Generelle<br />

Neuheiten waren in diesen beiden Bereichen<br />

nicht zu sehen. Das Ausstellungsangebot konzentrierte<br />

sich wie bei der Trocknung auf weiter<br />

entwickelte und verbesserte Anlagenausführungen.<br />

Körner-Lagerüberwachung und<br />

Lagermanagement<br />

Verschiedene Hersteller zeigten auch auf der<br />

Agritechnica’2001 weiter entwickelte und verkleinerte<br />

Ausführungen von Getreide-Feuchtemessgeräten.<br />

Das Angebot zur Getreidelagerüberwachung<br />

reichte von der einfachen Temperaturmesslanze<br />

bis hin zur computergestützten<br />

Überwachung mit Temperatur-Messpendeln in<br />

den Lagerbehältern.<br />

■<br />

Der direkte Draht<br />

Prof. Dr. Josef Eckl<br />

Tel. 0 81 61/71 43 19<br />

Fax 0 81 61/71 44 96<br />

Der Warmlufterzeuger von Riela kann sowohl<br />

direkt als auch indirekt beheizt betrieben werden<br />

und ist für unterschiedliche Brennstoffe<br />

ausgelegt.<br />

Leistungsfähige Kühlgeräte bieten eine interessante<br />

Konservierungsalternative in Getreidebaubetrieben<br />

und ermöglichen beste Qualitätserhaltung<br />

im Lager. Fahrbare Geräte eignen<br />

sich auch für den überbetrieblichen Einsatz<br />

wie das abgebildete Gerät von Axima.<br />

Unterschiedliche Dosiergeräte für die Säurekonservierung<br />

von Zielger<br />

VeredlungsProduktion 1/2002


Interview<br />

12<br />

Pansengeschütztes Protein aus Rapsexpeller<br />

Interview mit Otto Schade, Raiffeisen-Hauptgenossenschaft Nord AG, 24768 Rendsburg<br />

VeredlungsProduktion: In welchen Futtermischungen<br />

verwenden Sie pansengeschütztes<br />

Protein?<br />

Schade: Wir haben allein für die Rinderfütterung<br />

etliche verschiedene Futtermischungen, die wir<br />

laufend weiterentwickeln. Darunter gibt es z.B.<br />

die Vormischung VMR 5 mit Sojaschrot und<br />

Rapsexpeller oder das Hochleistungsmilchviehfutter<br />

HaGe Perfekt 20 GT, dem wir das pansengeschützte<br />

Soypass ® und RaPass ® beimischen.<br />

Es gibt auch Betriebe, für die wir Sondermischungen<br />

herstellen. Die<br />

HaGe produziert Futtermittel<br />

in den Werken in<br />

Flensburg, Rendsburg,<br />

Hamburg und Neubrandenburg.<br />

VeredlungsProduktion:<br />

Wo und wie stellt die HaGe<br />

das pansengeschützte Eiweißfutter her?<br />

Schade: Die Anlage zur Herstellung von Ra-<br />

Pass ® und SoyPass ® steht in der HaGe-Ölmühle<br />

in Kiel. Theoretisch hat die Anlage eine Jahreskapazität<br />

von 60.000 t. Die Produktion läuft in Lizenz<br />

der Fa. Borregaard in Norwegen. In<br />

Deutschland ist die HaGe Kiel der einzige Hersteller.<br />

Weitere Produktionsstätten sind in Norwegen,<br />

Holland, USA und in Irland. Die Zusammensetzung<br />

der Produkte ist Bestandteil des<br />

Patentes. Dazu kann ich nur sagen, dass eine<br />

bestimmte Menge des natürlichen Rohstoffes<br />

Holzzucker bei 105–110 °C und ca. 25 % Feuchtigkeit<br />

dem HP-Sojaextraktionsschrot oder dem<br />

in der Ölmühle Kiel anfallenden Rapsexpeller zugesetzt<br />

werden. Das Produkt durchläuft große<br />

Mischer und Trockner.<br />

VeredlungsProduktion: Was hat Sie veranlasst,<br />

dieses Produkt herzustellen?<br />

Schade: Die Idee, mit pansengeschütztem Protein<br />

die Eiweißversorgung der Leistungskühe im<br />

Dünndarm zu erhöhen, ist nicht neu. Es gibt<br />

auch von anderen Herstellern pansengeschütztes<br />

Protein, bei dem der Schutz mit Formaldehyd<br />

erreicht wird, während bei unserem Produkt das<br />

Bei dem Grundfutter Gras- und Maissilage<br />

in unserer Region muss man bei<br />

❞<br />

Hochleistungskühen zwangsläufig mit<br />

einem pansenstabilen Produkt dagegen<br />

halten, das die Leber nicht belastet und<br />

den Stoffwechsel optimiert❞<br />

Protein mit Holzzucker ummantelt wird, einem<br />

natürlichen Rohstoff, der aus Hartholz gewonnen<br />

wird. Die Züchtung hier in Schleswig-Holstein<br />

und in Mecklenburg-Vorpommern, das auch zu<br />

unserem Beratungs- und Vertriebsgebiet gehört,<br />

hat einen Stand erreicht, bei dem die Hochleistungskühe<br />

mit dem normalen Leistungsfutter<br />

nicht mehr leistungsgerecht ausgefüttert werden<br />

können. Wir haben deshalb entsprechende<br />

Hochleistungsfuttermischungen entwickelt und<br />

mit SoyPass ® und RaPass ® einen Weg gefunden,<br />

mehr nutzbares Eiweiß in<br />

den Dünndarm gelangen<br />

zu lassen, damit es dort direkt<br />

für die Milchproduktion<br />

zur Verfügung steht.<br />

Das entlastet ganz erheblich<br />

den Stoffwechsel und<br />

die Leber der Hochleistungskühe.<br />

Vorbedingung<br />

ist dabei aber immer, dass zunächst die<br />

Pansenbakterien genügend mit Protein und Energie<br />

versorgt werden. Erst dann kann man anfangen,<br />

soviel wie möglich sowohl Energie<br />

als auch Protein in den Dünndarm rüberzuschieben.<br />

VeredlungsProduktion: Ist diese Methode und<br />

sind diese pansengeschützten Eiweißfuttermittel<br />

wissenschaftlich abgesichert?<br />

Vergleich der Proteinbewertung<br />

Otto Schade, verantwortlich für die Rezepturen<br />

und Versuchsanstellungen für Wiederkäuer<br />

und Geflügel<br />

Schade: Die ersten Versuche in dieser Richtung<br />

hat schon Professor Kaufmann in den frühen<br />

70er Jahren gemacht. 1995 berichtete auch die<br />

Bundesforschungsanstalt in Braunschweig über<br />

eine umfangreiche Untersuchung. Die Universität<br />

in Kiel hat unsere Produkte RaPass ® und Soy-<br />

Pass ® in vielen Fütterungsversuchen getestet<br />

und sehr positiv beurteilt und durch eigene Forschungsarbeiten<br />

viel zur Bewertung beigetragen.<br />

Und natürlich überprüfen wir laufend unsere<br />

Futtermittel in den Hochleistungsbetrieben. Da<br />

haben wir sehr positive Ergebnisse über die Verwendung<br />

des pansengeschützten HaGe-Rapsexpeller<br />

RaPass ® . Im vergangenen Jahr haben<br />

Dr. Südekum und Dr. Scharnack von der Uni Kiel<br />

TM Roh Roh- Roh- MJ-NEL MJ-ME UDP* nXP** Rumin. ltr. ltr.<br />

protein fett faser Milch- Rima Stickst.- Milch Milch<br />

vieh bilanz nXP NEL<br />

% % % % g g<br />

Soja HP 87,0 47,0 1,5 4,0 7,5 12,1 30,0 284 +30 3,3 2,4<br />

Sojaschrot normal 87,0 42,0 1,5 6,5 7,45 12,0 30,0 271 +24 3,2 2,3<br />

Rapsschrot 87,0 34,0 1,8 11,5 6,30 10,4 30,0 192 +-24 2,2 2,0<br />

Rapsexpeller Kiel 87,0 31,0 10,0 12,0 7,6 12,6 30,0 192 +19 2,2 2,4<br />

SoyPass ® 87,0 43,5 1,5 4,5 7,5 12,0 65,0 385 +10 4,5 2,4<br />

RoPass ® 87,0 30,0 10,0 11,0 7,6 12,6 70,0 302 ±0,0 3,5 2,4<br />

Raiffeisen HaGe Futter, mit den neuen Futterwerten (UDP) für Sojaschrot und Rapsschrot<br />

* UDP = unabbaubares Rohprotein in % des Proteins; ** NXP = Nutzbares Rohprotein<br />

eine neue Arbeit über die Proteinbeständigkeit<br />

und die Bewertung der pansengeschützten und<br />

der anderen Eiweißfuttermittel vorgestellt. Die<br />

Uni Kiel hat dafür pansen- und dünndarmfistulierte<br />

Kühe, mit denen im Versuch der Nachweis<br />

über die Pansenstabilität erbracht wurde, bevor<br />

das Produkt in die Praxis ging. Die Ergebnisse<br />

dieser Versuche waren sehr gut für unsere beiden<br />

Produkte. Bei den Versuchen der Uni Kiel<br />

wurden nicht nur SoyPass ® und Sojaschrot und<br />

RaPass ® und Rapsexpeller verglichen sondern<br />

auch alle anderen gängigen Eiweißkomponenten<br />

der Milchviehfütterung. Die neuen Ergebnisse<br />

wurden mit den Angaben der DLG-Futterwerttabellen<br />

verglichen. Dabei traten erhebliche Unterschiede<br />

beim Sojaschrot zutage. Sojaschrot<br />

stand in der DLG-Futterwerttabelle mit 35 %<br />

UDP und am Tier wurden nun bei den Versuchen<br />

der Uni Kiel 30 % gefunden. Beim Rapsschrot<br />

standen 25 % UDP in der DLG-Futterwerttabelle<br />

und gefunden wurden auch 30 %. Beim pansengeschützen<br />

RaPass ® liegt die Proteinbeständigkeit<br />

bei gleicher Produktionstechnik bei 72 bis<br />

74 % UDP, dagegen 67 bis 68 % UDP bei<br />

SoyPass ® .<br />

VeredlungsProduktion: Verkauft die HaGe Ra-<br />

Pass ® und SoyPass ® nur in Schleswig-Holstein<br />

und Mecklenburg-Vorpommern?<br />

Schade: 30 bis 35 % davon bleiben in Schleswig-Holstein<br />

und ungefähr ein gleicher Anteil<br />

geht nach Mecklenburg-Vorpommern. Dort haben<br />

die Betriebe mit intensiver Milchviehhaltung<br />

eine enorme Leistungssteigerung erreicht. Es ist<br />

bewundernswert, was dort in den letzten 10<br />

Jahren passiert ist. Wir machen in diesen Betrieben<br />

gerne und viele Fütterungsversuche, weil<br />

man wegen der Größenordnung auch relativ<br />

schnell die Ergebnisse bekommt. Bei uns kaufen<br />

auch andere große Genossenschaften und auch<br />

Wettbewerber RaPass ® und SoyPass ® . Soy-<br />

Pass ® exportieren wir auch in mehrere Länder<br />

Europas und nach Nahost.<br />

VeredlungsProduktion: Gibt es bei der HaGe<br />

Kiel Überlegungen, die Kapazität der Produktionsanlage<br />

für RaPass ® und SoyPass ® zu erweitern?<br />

Schade: Die Entscheidung für eine Erweiterung<br />

der Anlage ist noch nicht gefallen. Man muss dabei<br />

bedenken, dass Hochleistungsfutter ca. 10<br />

bis 20 % dieser Futterkomponente enthalten.<br />

Das bedeutet, dass wir 500.000 bis 600.000 t<br />

Milchviehfutter damit ausstatten könnten. Dafür<br />

muss es auch eine Nachfrage geben.<br />

VeredlungsProduktion: Sie haben lange Erfahrung<br />

in der Mischfutterherstellung. Wohin geht<br />

nach Ihrer Meinung die weitere Entwicklung?<br />

Schade: Seit in den letzten Jahren immer mehr<br />

Futtermischwagen eingesetzt werden, geht die<br />

Fütterung in die Richtung, den Eiweißausgleich<br />

durch abgestimmte Kraftfuttermischungen über<br />

den Futtermischwagen für die ganze Herde zu<br />

geben und dann gezielt die Hochleistungskühe<br />

über den Transponder auszufüttern. Für den Futtermischwagen<br />

haben wir diese sehr erfolgreiche<br />

Vormischung VMR 5. Sie enthält 57 % Sojaschrot<br />

und 43 % Rapsexpeller. Und die läuft super.<br />

Bei dem Grundfutter Gras- und Maissilage in<br />

unserer Region muss man bei Hochleistungskühen<br />

zwangsläufig mit einem pansenstabilen<br />

Produkt dagegen halten, das die Leber nicht belastet<br />

und den Stoffwechsel optimiert. Da bieten<br />

sich das pansengeschützte RaPass ® auf Basis<br />

Rapsexpeller und SoyPass ® auf Basis HP-Soja<br />

an. Für Voll-TMR-Betriebe haben wir unsere<br />

HaGe Synchro ® Typen als Hochleistungsfutter<br />

mit SoyPass ® und RaPass ® entwickelt.<br />

VeredlungsProduktion: Lassen sich die heute<br />

schon sehr hohen Milchleistungen noch weiter<br />

steigern?<br />

Schade: In Herden mit einer Jahresdurchschnittsleistung<br />

von über 10.000 Litern sind<br />

auch Kühe, die 14.000 oder 15.000 Liter geben.<br />

Warum soll nicht die ganze Herde irgendwann<br />

diese Leistung geben? Im Milchwirtschaftsjahr<br />

2000/2001 differierten in Schleswig-Holstein die<br />

Deckungsbeiträge zwischen einer 6.000-Liter-<br />

Kuh mit 1.306,35 c und einer 9.000-Liter-Kuh<br />

mit 2.004,26 c. Die Deckungsbeiträge sind für<br />

die Landwirte ganz entscheidend, so dass die<br />

Leistung durch Züchtung und Fütterung weiter<br />

steigen wird.<br />

■<br />

Der direkte Draht<br />

Otto Schade<br />

Tel. 0 43 31/59 08 44<br />

Fax 0 43 31/59 08 29<br />

Bt-Mais seltener von<br />

Fusariumpilzen<br />

befallen<br />

Die Bekämpfung des Maiszünslers ist an<br />

zahlreichen Standorten in manchen Jahren<br />

von entscheidender Bedeutung für den<br />

wirtschaftlichen Erfolg des Maisanbaus. Das<br />

praxisübliche Verfahren – ein Spritzen von Pyrethroiden<br />

– stellt nur eine Notlösung dar.<br />

Denn diese Insektizide müssen in der Regel<br />

so spät ausgebracht werden, dass man Stelzenschlepper<br />

zur Fahrt durch den Maisacker<br />

benötigt. Zum zweiten sind Pyrethroide nicht<br />

nützlingsschonend. Einen Ausweg aus dieser<br />

Situation bietet die Gentechnik. In einige<br />

Mais-Sorten hat man ein Gen des<br />

Bakteriums Bacillus thuringiensis<br />

eingeschleust, das in der Pflanze<br />

eine für den Maiszünsler giftige<br />

Substanz erzeugt. Bt-Maispflanzen<br />

werden in Deutschland und<br />

anderswo seit vielen Jahren auf<br />

ihre Sicherheit für Mensch, Vieh<br />

und Umwelt hin untersucht. Alle<br />

seriösen Versuche zeigen ganz deutlich, dass<br />

von diesem gentechnisch veränderten Mais<br />

keine Gefahren ausgehen. Im Gegenteil:<br />

Nützlinge fühlen sich in Bt-Mais-Feldern weit<br />

wohler als in solchen, die mit Pyrethroiden behandelt<br />

werden. Fütterungsversuche haben<br />

ergeben, dass Milchkühe Bt-Silo-Mais genauso<br />

gerne fressen wie gewöhnliche Maissorten<br />

und mit diesem Futter die gleiche Leistung erbringen.<br />

Nicht zuletzt profitiert der Mensch<br />

auch direkt vom gentechnisch veränderten<br />

Mais: Bt-Mais wird nämlich nachweislich seltener<br />

von Fusarium-Pilzen befallen als herkömmliche<br />

Maissorten. Diese Pilze bilden gefährliche,<br />

krebserregende Toxine. Bt-Mais<br />

kann dazu beitragen, den Gehalt an diesen<br />

Pilzgiften erheblich zu senken.<br />

Auch für die Aussaat 2002 stehen der<br />

Landwirtschaft wieder Bt-Mais-Sorten zur<br />

Verfügung. Wessen Maisfelder von starkem<br />

Zünslerdruck bedroht sind, sollte diese Sorten<br />

nutzen.<br />

Gentechnik-News<br />

Maiszünslerlarven<br />

■<br />

Dr. Sebastian Messerschmid<br />

13<br />

VeredlungsProduktion 1/2002<br />

VeredlungsProduktion 1/2002


Diskussion<br />

14<br />

Grüne Gentechnik: Einstieg oder Ausstieg?<br />

Ralf Stephan, Chefredakteur Bauernzeitung, 10713 Berlin<br />

Ein hochrangig besetztes Perspektivforum<br />

des Deutschen Bauernverbandes<br />

versuchte diese Frage klären.<br />

Die Antwort fiel eindeutiger aus, als manche<br />

erwartet hatten.<br />

Hochrangige Vertreter der US-amerikanischen<br />

Regierung kehren vor Landwirten und<br />

Agrarpolitikern unermüdlich die Chancen der<br />

Gentechnik für die Welternährung hervor. Die<br />

neuesten Statistiken weisen eine Zunahme der<br />

weltweit mit gentechnisch verändertem Saatgut<br />

bestellten Flächen um fast ein Fünftel in nur einem<br />

Jahr auf über 50 Mio. ha aus. Etwa die Hälfe<br />

aller in Deutschland gehandelten Futtermittel<br />

für Schweine enthält nach Schätzungen des<br />

Bundeslandwirtschaftsministeriums Spuren<br />

transgenen Sojas. Fährt der Zug der grünen<br />

Gentechnik unaufhaltsam ab? Überrollt uns<br />

wieder einmal eine Entwicklung aus Übersee<br />

oder können wir – Landwirte, Verbraucher,<br />

Deutschland, die EU – unsere Rolle dabei selbst<br />

bestimmen? Gibt es überhaupt noch die Chance<br />

zum Aussteigen? Oder hätten wir, da nun<br />

selbst Indonesien „Gen-Macht“ wurde, besser<br />

vielleicht schon längst einsteigen sollen? Diese<br />

und ähnliche Fragen zu diskutieren, hatte der<br />

Deutsche Bauernverband (DBV) am 26. und<br />

27. Februar zu seinem Perspektivforum „Die<br />

Zukunft der grünen Gentechnik in Deutschland<br />

– Einstieg oder Ausstieg?“ nach Berlin eingeladen.<br />

Die Debatte zerfiel in zwei Teile. Der erste<br />

Tag galt der politischen Erörterung, an dem sich<br />

alle mehr oder minder direkt mit den praktischen<br />

Auswirkungen befassten gesellschaftlichen<br />

Gruppen äußerten: von der Bioindustrie<br />

über Landwirte (konventionell wie ökologisch),<br />

Getreideimporteure, Mischfutterhersteller,<br />

Ernährungsindustrie und Lebensmitteleinzelhandel<br />

bis zu Verbraucherschützern einschließlich<br />

Greenpeace. Letztere hinterließen den<br />

schwächsten Eindruck, denn die Chefin des<br />

deutschen Zweiges der Regenbogen-Aktivisten,<br />

Brigitte Behrens, versuchte die Totalverweigerung<br />

ihrer Organisation mit einer Aneinanderreihung<br />

von Vermutungen und von Ergebnissen<br />

aus zum Teil schon widerlegter Studien<br />

aus der – wie ihr ein Diskussionsredner vorhielt<br />

– „Steinzeit der Gentechnik“ zu begründen.<br />

Erstaunlich abgeklärt ging dagegen die Präsidentin<br />

des Deutschen Hausfrauenbundes, Pia<br />

Gaßmann, das Thema an: Nach ihrer Ansicht ist<br />

der Einstieg in die grüne Gentechnik schon erfolgt,<br />

und in wenigen Jahren werden entsprechend<br />

hergestellte Erzeugnisse in den Supermarktregalen<br />

die Mehrheit bilden. Als eigentliche<br />

Herausforderungen nannte Frau Gaßmann<br />

die Pflicht zur Verbraucheraufklärung, die Prüfung<br />

von Vor- und Nachteilen der neuen Technologien<br />

in allen Anwendungsbereichen, eine<br />

klare Kennzeichnung sowie Grenzwerte für Verunreinigungen<br />

gentechnikfreier Produkte von<br />

„erheblich unter einem Prozent“.<br />

Die übrigen Redner wollten sich, wohl aufgrund<br />

ihrer fundierten Kenntnis der damit verbundenen<br />

Probleme, mehrheitlich nicht auf<br />

konkrete Grenzwerte festlegen. Lediglich DBV-<br />

Präsident Gerd Sonnleitner meinte, die in Brüssel<br />

diskutierte Ein-Prozent-Schwelle für Futterund<br />

Lebensmittel erscheine ihm realistisch –<br />

und erntete keinen Widerspruch. Die Mehrheit<br />

der an der Lebensmittelkette Beteiligten sprach<br />

sich für eine Kennzeichnung von Erzeugnissen<br />

aus, an denen gentechnische Veränderungen<br />

nachweisbar sind. Lediglich der Sprecher des<br />

deutschen Lebensmittelhandels, Bundesverbandsgeschäftsführer<br />

Dr. Marcus Girnau, plädierte<br />

für die so genannte Prozesskennzeichnung,<br />

nach der jedes Produkt zu markieren ist,<br />

das im Laufe seines Werdegangs mit der Gentechnik<br />

in Berührung kam. Landwirte wie Verarbeiter<br />

lehnten dies als undurchführbar und<br />

wettbewerbsverzerrend ab. In Deutschland mit<br />

Sojaöl (dem transgene Herkunft nicht nachzuweisen<br />

ist) gefütterte Hähnchen zu kennzeichnen<br />

könnte den Verbrauchern die Lust auf<br />

deutsche Broiler vergällen und sie zu Importen<br />

greifen lassen. Diese würden zwar genauso<br />

ernährt, aber zur Kennzeichnung als GVO könne<br />

man keinen Exporteur zwingen, da man<br />

zum Zweck der Nachweisführung vorher seinen<br />

gesamten Herstellungsprozeß durchleuchten<br />

müsste – in der Praxis unvorstellbar. Die Folge:<br />

Die heimische Landwirtschaft würde weitere<br />

Möglichkeiten der Wertschöpfung an das<br />

Ausland verlieren.<br />

Fast noch mehr Zündstoff als in der Auseinandersetzung<br />

mit Greenpeace scheint die Debatte<br />

mit den Ökolandwirten zu bergen. Denn<br />

für die Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau<br />

(Agöl) forderte deren Vorsitzender, Dr. Felix<br />

Prinz zu Löwenstein, das Recht auf gentechnikfreie<br />

Felder. Für die Biobauern ist die neue Technologie<br />

überflüssig wie ein Kropf. Wenn sie sich<br />

Gentechnik machts möglich: Mehr Minimalbodenbearbeitung<br />

In einer umfangreichen Studie hat die Organisation der amerikanischen Sojabohnenfarmer (ASA) bei rd.<br />

500 Farmern in 19 Bundesstaaten untersuchen lassen, welchen Einfluss die Einführung der Roundup<br />

Ready-Sojabohne auf den Umfang der konservierenden Bodenbearbeitung in den landwirtschaftlichen<br />

Betrieben hatte. Dabei fanden die Forscher heraus, dass über 50 % der Farmer seit 1996 (Erstmaliger<br />

Anbau der gentechnisch veränderten Roundup Ready-Sojabohne) den Anteil der Fläche in ihrem Betrieb,<br />

den sie unter dem Aspekt der konservierenden Bodenbearbeitung bewirtschaften, deutlich ausgedehnt<br />

haben. Über die Hälfte der Farmer geben als Hauptgrund für diese Umstellung auf einen umweltschonende<br />

Wirtschaftsweise, die Roundup Ready-Sojabohne an.<br />

Bart Ruth, Sojafarmer aus Nebraska und Präsident der ASA fasst die Erfahrungen im eigenen Betrieb wie<br />

folgt zusammen:<br />

„Diese Technologie hilft mir Kosten einzusparen, weil ich meine Flächen nicht mehr so häufig befahren und<br />

bearbeiten muss. Das reduziert den Verschleiß und die Abschreibungen an meinem Maschinenpark.<br />

Außerdem spare ich Diesel und das trägt dazu bei, die Luftqualität zu verbessern. Und zum erstenmal in<br />

der jüngeren Geschichte haben wir eine Technologie, die es uns ermöglicht, unser Land nachhaltig zu<br />

bewirtschaften und den Boden sowie die Bodenfruchtbarkeit für zukünftige Generationen zu erhalten.”<br />

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie sind für interessierte unter folgender Adresse im Internet abrufbar:<br />

www.soygrowers.com<br />

schon nicht verhindern lässt, dann müssten Sicherheitsabstände<br />

zu den Flächen der Ökolandwirte<br />

eingehalten und Haftungsfragen bei<br />

unbeabsichtigten Verunreinigungen geklärt<br />

werden. Futtermittel und Erntegut sollten auf<br />

getrennten Wegen und unter genauer Dokumentation<br />

befördert werden.<br />

Der zweite Teil der sehr konstruktiven Debatte<br />

gehörte der Wissenschaft. Namhafte Professoren<br />

mit den Spezialgebieten Pflanzenzucht<br />

(Wolfgang Friedt, Universität Gießen), Mikrobiologie<br />

(Knut Heller, Institut für Milchforschung,<br />

Kiel) und Humanernährung (Helmut Erbersdobler,<br />

Universität Kiel) stellten Möglichkeiten und<br />

Grenzen der grünen Gentechnik vor. Dabei wurde<br />

offenkundig, dass sie nicht nur in Gestalt importierter<br />

Futtermittel, sondern auch in der Verarbeitung<br />

landwirtschaftlicher Rohstoffe beinahe<br />

schon allgegenwärtig ist. So entstanden<br />

neun von zehn der zur Stärkeverwertung<br />

benötigten Enzyme mit Hilfe gentechnisch veränderter<br />

Mikroorganismen, selbst Bäcker greifen<br />

zu 50 Prozent auf sie zurück. Als Starteroder<br />

Reifungskulturen sind GVO-Bakterien aus<br />

Käsereien nicht mehr wegzudenken.<br />

Dass die Öffentlichkeit dennoch überwiegend<br />

ablehnend auf das Thema grüne Technik<br />

reagiert, hat sich die Land- und Ernährungswirtschaft<br />

zum Teil selbst zuzuschreiben. Diesen<br />

Schluss zog Dr. Jürgen Hampel von der badenwürttembergischen<br />

Akademie für Technikfolgeabschätzung.<br />

Zum einen fehlt noch immer der<br />

überzeugende Nachweis des konkreten Nutzens<br />

für den Verbraucher, zum anderen beruht<br />

in der Selbstdarstellung der Ernährungswirtschaft<br />

die Lebensmittelqualität auf den Säulen<br />

Tradition und Natürlichkeit. In dieses Muster<br />

lässt sich eine neue, „künstliche“ Technologie<br />

kaum glaubwürdig einpassen.<br />

Fazit der sehr ausgiebigen Diskussion: Einstieg<br />

oder Ausstieg – das ist offenkundig nicht<br />

mehr die Frage. Deutschland ist schon drin in<br />

der grünen Gentechnik. Nun muss man schnell<br />

lernen, damit umzugehen. Gesetzliche Klarheit<br />

ist nötig, damit der Agrar-, aber auch der Wissenschaftsstandort<br />

Deutschland nicht den Anschluss<br />

verliert. Nötig ist aber auch die Bereitschaft<br />

aller Marktpartner, ausdauernd gemeinsam<br />

zu arbeiten und sich immer wieder selbstkritisch<br />

mit den Sorgen Außenstehender und<br />

den Bedenken der Kritiker zu befassen. ■<br />

VeredlungsProduktion 1/2002<br />

Weltweit immer mehr<br />

transgene Kulturpflanzen<br />

Zu den dominierenden gentechnisch veränderten<br />

Kulturen zählt nach wir vor die Sojabohne,<br />

deren Anbau 2001 auf weltweit rund<br />

33,3 Mio. ha zugenommen hat (Abb. 1). Im<br />

Vergleich zu 2000 mit 25,8 Mio. ha ist das ein<br />

Zuwachs von 29 %. Damit wuchs der Sojaanteil<br />

an der Gesamtfläche von GV-Pflanzen<br />

weltweit (52,6 Mio. ha) von 58 auf 63 %. Gut<br />

drei Viertel des Flächenzuwachses entfällt auf<br />

die USA, wo mehr als 70 % der Soja-Anbaufläche<br />

mit transgenen Sorten bestellt werden.<br />

Der Anteil der GV-Sojabohnen an der globalen<br />

Sojafläche stieg somit deutlich von 36 % in<br />

2000 auf 46 % in 2001 an.<br />

Die transgenen Sojabohnen nehmen im<br />

Vergleich zu anderen gentechnisch veränderten<br />

Pflanzen (GVP) eine Sonderstellung ein:<br />

■ Anteil an der GV-Pflanzenanbaufläche:<br />

Transgene Sojabohnen nehmen mit 63 %<br />

an der weltweiten GV-Pflanzenanbaufläche<br />

den größten Anteil ein, gefolgt von transgenem<br />

Mais (19 %), transgener Baumwolle<br />

(13 %) und transgenem Raps (5 %).<br />

■ Flächenzuwachs: Transgene Sojabohnen<br />

verzeichnen gegenüber 2000 den höchsten<br />

Flächenzuwachs (+ 7,8 Mio. ha), gefolgt<br />

von transgener Baumwolle (+ 1,5 Mio.<br />

ha). Transgener Mais und Raps zeigten im<br />

Anbaujahr 2001 geringfügige Flächenabnahmen<br />

(-0,5 und -0,1 Mio. ha)<br />

Hauptanbauländer transgener Sojabohnen<br />

sind derzeit die USA und Argentinien (s. Tab. 1).<br />

Hierbei handelt es sich fast ausschließlich um<br />

Abb. 2: GV-Pflanzenbau in Industrieund<br />

sich entwickelnden Ländern<br />

in Mio. ha<br />

40<br />

Industrieländer<br />

35 sich entwickelnde Länder<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001<br />

Abb. 1: Globale Anbaufläche der<br />

wichtigsten GV-Kulturen<br />

in Mio. ha<br />

35<br />

30<br />

25<br />

Sojabohnen<br />

Mais<br />

Baumwolle<br />

Raps<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001<br />

die Herbizid-tolerante Roundup Ready ® -Sojabohne.<br />

Tab. 1: Transgene Soja-Anbauflächen (in Mio. ha)<br />

1996 1997 1998 1999 2000 2001<br />

USA 0,5 3,6. 10,2 15,0 16,2 20,4<br />

Argentinien 1,4 4,3 6,0 9,0 k. A.<br />

Brasilien 1,4 3,6 k. A.<br />

Kanada 0,001 0,04 0,245 0,28 0,515<br />

Rumänien 0,014 0,045 k. A.<br />

Quelle: www.transgen.de (Januar 2002)<br />

* Für die südamerikanischen Länder beziehen sich die Jahresangaben auf die Aussaat<br />

gegen Ende des jeweiligen Kalenderjahres.<br />

GV-Pflanzenanbaufläche in sich<br />

entwickelnden Ländern wächst<br />

Der größte Anteil von GV-Pflanzenbau wird<br />

nach wie vor in den Industrieländern betrieben,<br />

wobei der Anteil der sich entwickelnden Länder<br />

wie z. B. China, Südafrika und Indonesien<br />

in den vergangenen Jahren stetig angewachsen<br />

ist (s. Abb. 2). Mit 24 % liegen rund ein<br />

Viertel der GV-Pflanzenanbaufläche weltweit in<br />

sich entwickelnden Ländern. Der absolute<br />

Flächenzuwachs in den Industrieländern mit<br />

einem Plus von 5,6 Mio. ha liegt aber im Vergleich<br />

zu sich entwickelnden Ländern mit plus<br />

2,8 Mio. ha doppelt so hoch. Prozentual gesehen<br />

nimmt aber der Anbau transgener Kulturen<br />

in sich entwickelnden Ländern deutlicher<br />

zu als in den Industrieländern.<br />

■<br />

15


Reportage<br />

16<br />

Die Tiergesundheit geht vor<br />

Ein holländischer Milcherzeuger in Dänemark<br />

Fred Aafjes, Grongaardvej 24, DK 6270 Tonder<br />

Fred Aafjes bewirtschaftet auf seinem<br />

Milchviehbetrieb im dänischen<br />

Tonder insgesamt eine Fläche von 62<br />

ha, davon 46 ha als Grünland und 16<br />

ha als Maisanbaufläche. Die Bodenart<br />

des ehemaligen Heidestandortes ist<br />

anmooriger Sand, mit einer Eisenverdichtung<br />

im Untergrund.<br />

Jerseys für die Milchproduktion<br />

Die Herde des aus Holland stammenden<br />

Milcherzeugers umfasst 100 Jersey-Kühe mit<br />

80 Jungtieren. Der Anteil der Jersey-Rasse<br />

liegt in Dänemark sehr hoch, ungefähr bei<br />

80.000 Tieren, mit steigender Tendenz. Auch<br />

in den USA verzeichnet diese Rasse einen<br />

steigenden Anteil an den für die Milchproduktion<br />

gehaltenen Rinderrassen.<br />

Die weiblichen Kälber der Jersey-Kühe gehen<br />

auf dem Betrieb von Fred Aafjes in die eigene<br />

Aufzucht, die Bullenkälber werden verkauft.<br />

Zusätzlich widmet sich der Milchviehhalter<br />

der Aufzucht von einem oder zwei<br />

Zuchtbullen, die bei entsprechender Eignung<br />

und Zuchtqualität später ebenfalls zum Verkauf<br />

stehen.<br />

Grünlandmanagement<br />

Der Milchviehhalter praktiziert das System<br />

einer rationierten Weidehaltung. Diese Art des<br />

Grünlandmanagements erlernte er in Holland<br />

und setzt es heute auf seinem Betrieb in Dänemark<br />

ganz konsequent um.<br />

Die Flächen werden gemäht und nach jeweils<br />

14-tägiger Ruhezeit zwei- bis dreimal<br />

abgegrast. Insgesamt stehen drei bis vier Parzellen<br />

für den Weidegang zur Verfügung.<br />

Nach weiteren zwei bis drei Wochen Ruhephase<br />

wird dann auf diesen Flächen das Gras<br />

für die Grassilage gemäht. Insgesamt ergibt<br />

sich demnach folgende Einteilung der Grünlandbereiche:<br />

14 ha werden für die Kühe genutzt<br />

sowie eine Teilfläche für das Jungvieh.<br />

Der Rest wird gemäht. So steht die ganze Zeit<br />

über frisches Gras zur Verfügung. Bei gutem<br />

Ich vertraue ganz auf die<br />

❞<br />

Beratung durch die HaGe-Kiel als<br />

Futtermittellieferant und auf unseren<br />

Fütterungsberater. Die Rationen<br />

sollen Leute berechnen, die mehr<br />

davon verstehen. Ich habe im Betrieb<br />

genug anderes zu tun.❞<br />

Witterungsverlauf lassen die Flächen vier bis<br />

fünf Schnitte im Jahr zu.<br />

Fred Aafjes: „In Holland sagt man, das Weiden<br />

der Kühe hat Vorrang, aber das Mähen<br />

muss den Kühen nutzen. Wenn man genügend<br />

Fläche mähen kann, hat man auch genug<br />

Fläche zum Abgrasen.“<br />

Viele Betriebe reduzieren den Weidegang,<br />

weil für sie die Weide einen zu großen Unsicherheitsfaktor<br />

darstellt. Fred Aafjes hält seine<br />

Tiere täglich mindestens von 8 bis 17 Uhr<br />

draußen, denn er beurteilt den Weidegang für<br />

die Gesundheit seiner Zuchtherde als sehr<br />

wichtig.<br />

Fütterungsmanagement<br />

Durch die Nutzung der Weide in den Sommermonaten<br />

gehen auch die Fettprozente in<br />

der Milch zurück, wenn nicht etwas für die<br />

Strukturversorgung der Kühe getan wird. In<br />

seinem Betrieb wird mit einem Futtermischwagen<br />

(Vertikalmischer mit zwei<br />

Schnecken) das Grundfutter vorgelegt: Gras-,<br />

Mais- und Biertrebersilage. Den Biertreber<br />

kauft der Landwirt ganzjährig als Futterkomponente<br />

zu.<br />

Für die Kühe mit hoher Leistung wird zusätzlich<br />

ein konzentriertes Kraftfutter mit entsprechend<br />

hoher Energie benötigt. So erhalten<br />

die Kühe mit Spitzenleistung im Sommer<br />

„HaGe Perfekt“ als Leistungsfutter zur Grundfutterration.<br />

Das Kraftfutter wird im Melkstand<br />

verabreicht, da der Landwirt die Transpondertechnik<br />

für die Kraftfutterzuteilung in seinem<br />

Falle als zu teuer erachtet. „Ich selbst kenne<br />

meine Kühe. Ich habe sie aber auch zusätzlich<br />

mit schwarzen und roten Klebestreifen an<br />

den Schwänzen gekennzeichnet, so dass ihnen<br />

dementsprechend das Leistungsfutter im<br />

Melkstand zugeteilt werden kann.“<br />

Fred Aarfjes und HaGe-Futterberater Peter<br />

Jürgensen (li.)<br />

Leistungsdaten der Herde<br />

Die Herdendurchschnittsleistung lag in den<br />

letzten 12 Monaten bei 6.770 kg Milch mit<br />

5,90 % Fett (490 Fett/kg) und 4,07 % Milcheiweiß<br />

(275 Eiweiß/kg). Die Färsen beginnen<br />

nach der ersten Kalbung mit ca. 22 kg Milch<br />

und 6,25 % Fett. Umgerechnet auf 4 % Fett<br />

ergibt das ca. 30 Liter Milch, bei Spitzentieren<br />

sogar 35 bis 40 Liter. Aber Färsen mit 25 Litern<br />

betrachtet der Landwirt als auch schon<br />

sehr gut. Besonderen Wert legt Fred Aafjes<br />

auf eine gute Euterqualität. Bullen mit einer<br />

Euterbonitierung von weniger als 103/104<br />

kommen als Vererber nicht in Frage. Wenn die<br />

Kühe die dritte Laktation überstanden haben,<br />

bleiben sie meistens bis zur 7. oder 8. Laktation<br />

in der Herde. Jerseys zeigen trotz ihrer hohen<br />

Leistung eine gute Langlebigkeit.<br />

Eine hohe Herdenleistung hat<br />

viele Gründe<br />

„Mit einem normalen Kraftfutter hätten wir<br />

unseren jetzigen hohen Leistungsstand niemals<br />

erreichen können. Aber die Fütterung ist<br />

nicht alles. Die Zucht ist ein ebenso wichtiger<br />

Faktor und für den Leistungsstand einer Herde<br />

spielen immer mehrere Gründe eine Rolle:<br />

ein gesunder Stall, viele qualitativ gute Tiere,<br />

gute Herdengesundheit und ausgewogene<br />

Leistungsfütterung. Die Jerseys sind eine robuste,<br />

langlebige, mit einem gesundem Fundament<br />

ausgestattete Rinderrasse.“ Mit seiner<br />

Herdenleistung ist der holländische Milcherzeuger<br />

sehr zufrieden. Er ist sich allerdings<br />

sicher, dass die Leistung noch weiter<br />

gesteigert werden kann.<br />

Als Futtermittellieferant und Fütterungsberater<br />

vertraut er dabei ganz auf die HaGe-Kiel.<br />

Es ist für die Zukunft eine neue Futtermischung<br />

vereinbart worden, durch die sich die<br />

Herdenleistung weiter verbessern soll. ■<br />

Der direkte Draht<br />

Fred Aafjes<br />

Grongaardvej 24<br />

DK 6270 Tonder<br />

Rinder-Report 2001<br />

Wo liegen die Grenzen der Milchleistung?<br />

Der neue Jahresbericht der Rinder-Spezialberatung<br />

Schleswig-Holstein ist für Rinderhalter<br />

eine Messlatte für Spitzenleistung.<br />

Er enthält auf 130 Seiten die betriebswirtschaftlichen<br />

Ergebnisse aus 15 Spezialberatungsringen<br />

mit zusammen 1.500 Betrieben,<br />

104.120 Milchkühen, rund 50.600 Färsen<br />

und 43.050 gemästeten Bullen. Das sind 22<br />

% der Milchkuhbetriebe und 30 % aller Milchkühe<br />

in Schleswig-Holstein.<br />

Grundlage für den Rinder-Report ist die<br />

Datenerfassung und Auswertung mit dem<br />

von der Landwirtschaftskammer Schleswig-<br />

Holstein mit genau definierten Leistungs- und<br />

Kostendefinitionen für die Betriebszweigauswertung<br />

und den Betriebsvergleich entwickelten<br />

und seit 1991 flächendeckend eingeführten<br />

PC-Programm „BZA-RIND“. Eindeutig<br />

ergibt sich aus dem Bericht die hohe<br />

Effizienz dieser Beratung und einen hohen<br />

Nutzen für die Betriebe. Im Beratungsjahr<br />

stiegen<br />

■ der durchschnittliche Kuhbestand um 3,2<br />

Stück auf 70,4 Kühe<br />

■ die Grundfutterleistung um 266 kg auf<br />

3.357 kg<br />

■ der Deckungsbeitrag je Kuh um 234 auf<br />

1.655 c<br />

■ der Gesamtdeckungsbeitrag aus dem Betriebszweig<br />

Rindviehhaltung/Futterbau um<br />

über 19.430 c auf ca. 130.000 c.<br />

Das obere Viertel der erfolgreichen Betriebe<br />

erzielte gegenüber den letzten 25 % der<br />

Skala<br />

■ mit 8.109 kg 2.189 kg mehr Milch<br />

■ mit 3.335 c einen um 870 c höheren Ertrag<br />

je Kuh<br />

■ mit 1.997 c einen um 694 c höheren<br />

Deckungsbeitrag. Bei einem Durchschnittsbetrieb<br />

mit 70 Kühen sind das immerhin<br />

ca. 48.570 c.<br />

Der Bericht zeigt, wie sich die absolute<br />

Kraftfuttermenge mit zunehmenden Leistungen<br />

erhöht. Er zeigt aber auch z.B. bei den<br />

SCHWARZBUNTEN über alle Leistungsbereiche<br />

einen ziemlich gleichmäßigen Verbrauch<br />

von 250 bis 280 g je kg FCM. Dabei benötigen<br />

die besten 15 % der Betriebe durch hervorragendes<br />

Futtermanagement mit höherer<br />

Kraftfuttereffizienz 50 g weniger je kg Milch.<br />

Die Autoren diese Berichtes meinen, dass<br />

sich die Leistungssteigerung fortsetzen und<br />

im Jahr 2008, wenn voraussichtlich die Milchquoten<br />

auslaufen, 1.000 bis 1.500 kg mehr<br />

Milch je Kuh erzeugt werden. Die genetischen<br />

und produktionstechnischen Voraussetzungen<br />

für ein mittleres Leistungsniveau von<br />

9.000 bis 9.500 kg für SCHWARZBUNTE<br />

seien durchaus vorhanden. Leistungsstarke<br />

Betriebe mit einem Herdendurchschnitt von<br />

heute 10.000 kg würden dann bei praktisch<br />

gleicher Faktorausstattung 12.000 kg erreichen.<br />

Bestellung des „Rinder-Report 2001”:<br />

Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein,<br />

Abteilung Betriebsführung und Beratung,<br />

24100 Kiel, Fax 0431-9797-120,<br />

Schutzgebühr 10,– c.<br />

Aufwand und Ertrag der Milchviehhaltung– 1997/98 im Vergleich zu 2000/01<br />

Milchleistung in kg FCM Ertrag in e Spezialaufwand in e Deckungsbeitrag in e<br />

25 % 25 % 25 % 25 % 25 % 25 % 25 % 25 %<br />

leistungs- leistungs- leistungs- leistungs- leistungs- leistungs- leistungs- leistungsstarke<br />

schwache starke schwache starke schwache starke schwache<br />

Jahr Betriebe Betriebe Betriebe Betriebe Betriebe Betriebe Betriebe Betriebe<br />

97/98 7829 5875 2817 2147 1197 1119 1620 1038<br />

00/01 8109 5920 3336 2466 1339 1165 1997 1303<br />

im Durchschnitt der von der Spezialberatung betreuten Betriebe<br />

Quelle: Rinder-Report 1998 + 2001<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

17<br />

VeredlungsProduktion 1/2002


Beispiele für Futtermischungen<br />

Reportage<br />

18<br />

„A.D. Thaer“ Verpflichtung<br />

und Herausforderung<br />

Der Name Albrecht Daniel Thaer und<br />

sein 4-bändiges Hauptwerk „Grundsätze<br />

der rationellen Landwirtschaft“ genießt<br />

auch fast 200 Jahre nach der ersten<br />

Drucklegung bei Agrarwissenschaftlern<br />

unterschiedlichster Fachdisziplinen<br />

nach wie vor hohes <strong>Ansehen</strong>.<br />

Wenn man – wie Herr Burkhard Schiele –<br />

Geschäftsführer einer Agrargenossenschaft ist,<br />

die diesen Namen trägt<br />

und aus einer LPG gleichen<br />

Namens hervorgegangen<br />

ist, so ist der<br />

Name „A.D. Thaer“ Verpflichtung<br />

und Herausforderung<br />

gleichermaßen.<br />

Für Herrn<br />

Schiele und seine<br />

Mannschaft waren und<br />

sind die Grundsätze einer rationellen aber auch<br />

nachhaltigen Landwirtschaft Zielvorgaben bei<br />

der Neuausrichtung der ehemaligen Ackerbau-<br />

LPG „A.D. Thaer“ mit rd. 7.500 ha in eine<br />

Agrargenossenschaft mit Rinder- und<br />

Schweinehaltung in Schulzendorf.<br />

„Unter rein ökonomischen Gesichtspunkten<br />

wäre unser Betrieb als reiner Ackerbaubetrieb<br />

mit rd. 6.000 ha leichter und mit weniger Risiken<br />

zu organisieren“, erläutert Herr Schiele.<br />

„Aber wir sehen auch unsere Verpflichtung für<br />

möglichst viele Menschen in der Region einen<br />

Arbeitsplatz in der Landwirtschaft zu erhalten,<br />

und das ist nur bei entsprechender Tierhaltung<br />

möglich. Außerdem trägt die Tierhaltung gerade<br />

auf den leichteren Böden maßgeblich zur<br />

Humusanreicherung und damit zur Fruchtbarkeit<br />

der Böden bei.“<br />

Tierhaltung<br />

■ 500 Milchkühe - Ø 8.000 L<br />

■ 320 Mutterkühe + Mast der männlichen Rinder<br />

Aber wir sehen auch unsere Verpflichtung<br />

für möglichst viele Men-<br />

❞<br />

schen in der Region einen Arbeitsplatz<br />

in der Landwirtschaft zu erhalten, und<br />

das ist nur bei entsprechender<br />

Tierhaltung möglich.❞<br />

■ 2000 Sauen (3 Standorte)<br />

■ 4800 Ferkelaufzuchtplätze<br />

■ 6000 Mastplätze (3 Mastanlagen)<br />

Die Phase der Umstrukturierung nach der<br />

Wiedervereinigung war auch für die LPG A.D.<br />

Thaer eine grosse Herausforderung. Bemühungen,<br />

mit verschiedenen Tierproduktionsbetrieben<br />

zu einer engen Zusammenarbeit zu kommen,<br />

waren in den meisten Fällen nicht von Erfolg<br />

gekrönt. Erst später boten sich Gelegenheiten,<br />

kleinere Betriebe oder Betriebsteile aus<br />

wirtschaftlich gescheiterten<br />

Unternehmen zu<br />

übernehmen.<br />

So weit wie möglich<br />

wurden vorhandene<br />

Gebäude – nach entsprechender<br />

Modernisierung<br />

– für die Tierproduktion<br />

genutzt. So<br />

wurde z.B. ein früherer<br />

Kuhstall in Eigenleistung zu einem Bullenmaststall<br />

für die Absetzer-Endmast umgerüstet. Neu<br />

erbaut wurde hingegen eine Sauenanlage mit<br />

800 Plätzen. Im Ackerbau ist inzwischen praktisch<br />

die gesamte Landtechnik einmal umgesetzt<br />

worden. 30–40% der Fläche werden noch<br />

gepflügt, der Rest wird mit Scheibenegge und<br />

Gefüllte Plastikflaschen haben<br />

sich als „Spielzeug” in<br />

der Ferkelaufzucht bewährt<br />

Grubber in Minimalbodenbearbeitung bestellt.<br />

Bei der Düngung wird zum einen die Gülle gezielt<br />

eingesetzt, andererseits wird die N-Düngung<br />

inzwischen komplett in Form von Flüssigdünger<br />

ausgebracht, was insbesondere in<br />

Trockenphasen die Wirkung beschleunigt.<br />

Die Lagerkapazität für Getreide ist zwischenzeitlich<br />

von 12.000 t auf fast 20.000 t erweitert<br />

worden. Bis 2000 wurde in der Fütterung<br />

ausschliesslich Mischfutter eingesetzt, inzwischen<br />

ist in allen Betriebsteilen auf Eigenmischung<br />

(TMR bei Kühen und fahrbare Mahl- +<br />

Mischanlage im Schweinebereich) umgestellt<br />

worden. Zwischenzeitlich besteht auch die<br />

Möglichkeit, Getreide mit Säure zu konservieren.<br />

Dies wird u.a. auch in solchen Jahren genutzt,<br />

wenn ein Teil der Maisflächen – aufgrund<br />

hoher Erträge – nicht mehr als Silomais, sondern<br />

als Körnermais geerntet wird.<br />

Tierhaltung<br />

Betriebsspiegel<br />

Anbaufläche ha<br />

Ø Erträge in dt/ha<br />

Roggen 1300 71,7<br />

Triticale 800 61,5<br />

Weizen 600 66,2<br />

Gerste 600 70,1<br />

Raps 800 19,4<br />

Silomais 600 366,3<br />

Zuckerrüben 100 515,2<br />

Kartoffeln 100 327,-<br />

Ackerfutterbau 700 402,-<br />

An zwei Standorten werden insgesamt rd.<br />

500 Kühe gehalten, die bei Ø 8.000 l Milchleis-<br />

Frau Schiele (rechts) ist für den Gesamtbereich<br />

Tierproduktion und Frau Medejczyk<br />

(links) ist für den Ferkelaufzuchtsbereich verantwortlich<br />

tung die Milchquote von 4,2 Mio. kg erbringen.<br />

Basis ist eine SMR-Herde, die systematisch in<br />

Richtung Holstein züchterisch weiterentwickelt<br />

wird. 1999 wurde auf TMR-Fütterung umgestellt,<br />

was – zusammen mit einigen anderen<br />

Maßnahmen – in diesem Jahr zu einer Steigerung<br />

der Milchleistung um fast 1.000 l führte. Es<br />

werden Altstallungen genutzt, die bereits z.T.<br />

umgebaut wurden, doch sind hier weitere Maßnahmen<br />

geplant, um den Kuhkomfort zu erhöhen.<br />

Neben den Milchkühen werden noch<br />

320 Mutterkühe gehalten (Fleckvieh/Charolais/Limousin).<br />

Die Absetzer werden im Stall auf<br />

Basis Maissilage + 1 kg Getreide/Sojaschrot<br />

ausgemästet. Dabei werden Lebenstageszunahmen<br />

von 1 100–1 300 g erzielt. In der<br />

Schweinehaltung werden z.T . umgebaute Altställe<br />

genutzt. Hier wurden aber auch erhebliche<br />

Mittel in eine große Neuanlage investiert.<br />

Insgesamt werden 2000 Sauen an 3 Standorten<br />

gehalten, auch die Reproduktion erfolgt zu<br />

100 % aus dem eigenen Betrieb. Die Aufzucht<br />

Mit Hilfe einer fahrbaren Mahl- und Mischanlage<br />

werden inzwischen alle Futtermischungen<br />

im Betrieb selbst erstellt<br />

der Babyferkel aus der Neuanlage erfolgt auf<br />

4800 Plätzen nach dem SEW-Verfahren. Ein<br />

Großteil der Absetzer wird an 4 Mäster geliefert,<br />

mit denen seit mehreren Jahren vertragliche<br />

Bindungen bestehen. Es werden jeweils altersspezifische<br />

Gruppen ausgeliefert, wobei für<br />

jede Lieferpartie dem Abnehmer mit Zertifikat<br />

garantiert wird, dass die Tiere max. 70 Tage alt<br />

sind und mind. 28 kg im Durchschnitt wiegen.<br />

Die Fütterung erfolgt inzwischen mit hofeigenen<br />

Mischungen, die mit einer eigenen fahrbaren<br />

Mahl- und Mischanlage in den einzelnen<br />

Betriebsteilen erstellt werden.<br />

In allen Betrieben wird konsequent Phasenfütterung<br />

betrieben, was nicht nur tier- und umweltgerecht,<br />

sondern auch ökonomisch ist.<br />

Futterbasis ist eigenes Getreide (Weizen,<br />

Gerste, Triticale), das mit Sojaschrot, entsprechenden<br />

Mineralfuttern, Vitaminen und Sojaöl<br />

zur Staubbindung und Energieanreicherung ergänzt<br />

wird.<br />

Beispiele für Rationen<br />

Im Gespräch mit den Verantwortlichen der<br />

Agrogenossenschaft „A.D.Thaer“ Schulzendorf<br />

und nach einem Betriebsrundgang wird deutlich,<br />

dass dieser Betrieb seinem Namensgeber<br />

„A.D. Thaer“ gerecht wird, denn hier wird eine<br />

zukunftsorientierte, rationelle Landwirtschaft<br />

betrieben. Dafür spricht nicht zuletzt die Tatsache,<br />

dass der Betrieb seit rd. 2 Jahren ISO-zertifiziert<br />

ist und damit bereits jetzt zukünftigen<br />

Anforderungen entspricht, die aus dem QS-<br />

Siegel und einer immer stärker praktizierten<br />

Rückverfolgbarkeit der Lebensmittel von der<br />

Theke bis zum Stall entstehen. Enttäuscht zeigt<br />

sich Herr Schiele, dass die mit nicht unbeträchtlichen<br />

finanziellen Vorleistungen verbundene<br />

Zertifizierung weder bei Schlachtunternehmen<br />

noch bei Molkereien honoriert wurde,<br />

nicht einmal auf dem<br />

Höhepunkt der BSE-<br />

Krise. Doch Herr Schiele<br />

und seine Mitarbeiter<br />

sehen die nahezu<br />

lückenlose Dokumentation<br />

aller Produktionsschritte<br />

als eine Investition<br />

in die Zukunft. Transparenz<br />

und Offenheit<br />

Sauenfutter<br />

Tragend<br />

Säugend<br />

Tragend Säugend<br />

Weizen 30 20<br />

Triticale 30 37<br />

Gerste 30 24<br />

Sojaschrot 7 13<br />

Mineralfutter 2,5 3,5<br />

Sojaöl 0,5 2,5<br />

Ferkelfutter<br />

1 2 4 12 20<br />

Weizen 46,8 40 45,5 28 31,5<br />

Gerste - 14 20 26 28<br />

Triticale - - - 20 16<br />

Sojaschrot 20 20 20 19 19<br />

Prestarter 1 25 16 7 - -<br />

Prestarter 4 4 4 4 4 3<br />

Sojaöl 3 3 2,5 2 1,5<br />

Ameisensäure 1,2 1 1 1 1<br />

sollte nach Meinung der „Schulzendorfer“ auch<br />

die Landwirtschaft gegenüber Verbrauchern<br />

und politisch Verantwortlichen zeigen, um an<br />

konkreten Beispielen<br />

deutlich zu machen,<br />

dass moderne<br />

Produktionsverfahren<br />

durchaus mit<br />

Tier- und Umweltschutz<br />

in Übereinstimmung<br />

gebracht<br />

werden können. Zur<br />

Transparenz können<br />

neben den persönlichen<br />

Kontakten<br />

natürlich auch die modernen Medien beitragen.<br />

Und wer gerne mehr über das Agrounternehmen<br />

Schulzendorf wissen möchte, kann im<br />

Internet unter www.agroverbund.de nachschauen.<br />

■<br />

Der direkte Draht<br />

Burkhard Schiele<br />

Tel.: 03 34 56/45 70<br />

Fax: 03 34 56/4 57 10<br />

Email: info@agroverbund.de<br />

19<br />

VeredlungsProduktion 1/2002<br />

VeredlungsProduktion 1/2002


Haltung<br />

20<br />

Eine Wohngemeinschaft die Eier legt<br />

Unter dieser und ähnlichen Überschriften<br />

haben verschiedene Zeitungen<br />

in Norddeutschland über ein<br />

Pilotprojekt mit Gruppenhaltung von<br />

Legehennen im Geflügelhof Mohr in<br />

Bahrenfleth berichtet.<br />

Hans Mohr entschloss sich nach einem<br />

Grossbrand die bisherigen Käfige durch eine<br />

sog. Kleingruppenhaltung zu ersetzen.<br />

Kleingruppenhaltung<br />

Dabei leben jeweils 40 Hühner in einer Art<br />

Wohngemeinschaft in einem 2,4 x 1,5 m<br />

grossen Gehege mit Nest- und Ruheraum,<br />

Sitzstangen und einem Stück Kunstrasen,<br />

das artgerechtes Scharren ermöglicht.<br />

Im Gegensatz zur Auslaufhaltung ist in diesem<br />

System sichergestellt, dass weder die<br />

Tiere selbst noch die Eier mit Kot in Berührung<br />

kommen – ein wesentlicher Hygienefaktor.<br />

Bisherige Erfahrung<br />

Hans Mohr ist nach den ersten Monaten<br />

von den Vorteilen dieser Haltung überzeugt,<br />

weil sowohl die Belange<br />

des Tierschutzes<br />

(Möglichkeit für artgerechtes<br />

Verhalten, wie<br />

z.B. Scharren) als auch<br />

die Belange des Verbraucherschutzes<br />

(Hygiene<br />

und Qualität der<br />

Eier) berücksichtigt<br />

werden.<br />

Hans Mohr stellt das<br />

Futter für seine Legehennen<br />

selbst her. Dabei<br />

stellt der im eigenen<br />

Betrieb erzeugte Weizen<br />

die Basis dar, ergänzt<br />

mit Sojaschrot,<br />

Sojaöl und Mineralstoffen.<br />

Bereits in Heft<br />

3/1990 hatten wir über<br />

den Geflügelhof Mohr<br />

berichtet. Als Besonderheit<br />

ist bis heute<br />

festzuhalten, dass die<br />

Futtermischung zu 2/3<br />

aus gebrochenen Wei-<br />

In Dänemark ist es so, dass man<br />

❞<br />

seit 5 Jahren keine Käfiganlagen<br />

genehmigt hat. Die haben so starke<br />

Probleme mit Salmonellen und<br />

coli-Bakterien, dass jetzt eine neue<br />

Anlage genehmigt worden ist in Kleingruppenhaltung.<br />

In Dänemark empfiehlt<br />

die Verbraucherzentrale sogar<br />

Eier aus Käfighaltung zu essen.❞<br />

Hans Mohr<br />

zenkörnern besteht,<br />

die mit rd. 1/3 Ergänzungsfutter mit Eiweiß<br />

und Mineralstoffen angereichert wird. Um eine<br />

Entmischung und selektives Fressen der Legehennen<br />

zu verhindern,<br />

setzt Mohr 2 –<br />

3% Sojaöl zu, das das<br />

Ergänzungsfutter an<br />

die Weizenkörner<br />

„klebt“.<br />

Sorgen bereitet<br />

Hans Mohr hingegen<br />

das für Deutschland<br />

beschlossene vorgezogene<br />

Verbot der Käfighaltung, das möglicherweise<br />

auch die Kleingruppenhaltung betreffen<br />

wird. Hans Mohr ist daher sehr ungehalten,<br />

dass viele Politiker nicht bereit sind, sich an<br />

Ort und Stelle sachkundig zu machen und<br />

solche neuen Haltungssysteme selbst einmal<br />

in Augenschein zu nehmen, bevor Entscheidungen<br />

gefällt werden, die zwar vordergründig<br />

dem Tierschutz dienen, möglicherweise<br />

aber zu erheblichen hygienischen Problemen<br />

bei den Eiern führen können.<br />

Interessierte Politiker aber auch Landwirte<br />

und Verbraucher können sich direkt mit Hans<br />

Mohr in Verbindung setzen.<br />

■<br />

Der direkte Draht<br />

Geflügelhof Hans Mohr<br />

Tel.: 0 48 24/5 97<br />

Kohlenhydrate in der Milchviehfütterung<br />

Dr. H. Spiekers und Dr. W. Sommer, LK Bonn/Münster<br />

In Rationen für hochleistende Milchkühe ist neben der Sicherstellung der Versorgung<br />

mit Energie, Eiweiß, Mineral- und Wirkstoffen die Zusammensetzung der<br />

Kohlenhydrate zu beachten. Über eine gezielte Fütterung mit Kohlenhydraten können<br />

die Umsetzungen im Pansen und die Bildung von Milch und Milchinhaltsstoffen<br />

gesteuert werden. Hierzu wurden konkrete Orientierungswerte festgelegt und<br />

die Rationsplanung entsprechend erweitert.<br />

Strukturwirkung der Ration<br />

Die Art der Kohlenhydrate beeinflusst im<br />

starken Maß den Speichelfluss und die Bildung<br />

der flüchtigen Fettsäuren (Essigsäure, Propionsäure<br />

etc.) im Vormagen. Für die Kuh ist es<br />

wichtig, dass im Vormagen der pH-Wert und<br />

somit der Grad der Säuerung nahezu konstant<br />

ist, um günstige Voraussetzungen für die Aktivität<br />

der Pansenbakterien zu gewährleisten.<br />

Über den Speichel kann die Kuh Säure abpuffern<br />

und somit neutralisieren. Faserbestandteile<br />

fördern die Speichelbildung. Die Bildung der<br />

Fettsäuren im Pansen hinsichtlich Menge, Zusammensetzung<br />

und Geschwindigkeit hängt<br />

von der Art der Kohlenhydrate ab. Stärke und<br />

Zucker werden in der Regel schnell umgesetzt<br />

und führen daher zu einer starken Anflutung von<br />

Säure im Pansen, die zur Absenkung des pH-<br />

Wertes bis zur Pansenübersäuerung führen<br />

kann. Bei der Stärke bestehen jedoch starke<br />

Unterschiede in der Geschwindigkeit und des<br />

Ausmaßes des Abbaus im Pansen. Während<br />

Stärke aus Getreide schnell und zu einem sehr<br />

großen Anteil im Pansen abgebaut wird, ist die<br />

Stärke aus Mais oder Kartoffeln eher beständig<br />

und wird zu einem größeren Teil im Darm abgebaut<br />

(s. Abbildung 1).<br />

Gefasst werden sollen die beschriebenen<br />

Einflüsse auf die Strukturwirkung im Vormagen<br />

durch den Strukturwert (SW). Der SW hat deshalb<br />

die Rohfaser als entscheidende Beurteilungsgröße<br />

der Strukturwirkung der Ration abgelöst.<br />

Selbstverständlich ist für den SW neben<br />

der Kohlenhydrat-Zusammensetzung auch die<br />

Futterstruktur, wie Teilchenlänge und Starrheit<br />

von Belang, da auch dadurch der Speichelfluss<br />

und die Schichtung im Vormagen beeinflusst<br />

werden. Wenig Aussage erlaubt der SW auf die<br />

Beeinflussung der Kotkonsistenz.<br />

Wachstum der Mikroben<br />

Angestrebt wird ein hohes mikrobielles<br />

Wachstum im Pansen, um insbesondere viel<br />

Mikrobeneiweiß zu bilden. Über die Kohlenhydratversorgung<br />

kann hier erheblich Einfluss genommen<br />

werden. Maßgebend für das Wachstum<br />

der Bakterien, Einzeller (Protozoen) und Pilze<br />

im Vormagen ist die Versorgung mit Energie<br />

und den weiteren Nährstoffen. Im Pansen abgebaute<br />

Mengen an Zucker, Stärke und Pektin<br />

sind hervorragende Energiequellen für die Pansenbewohner.<br />

Dies erklärt über eine verstärkte<br />

Bildung von Mikrobeneiweiß den vielfach positiven<br />

Effekt von Getreide auf den Milcheiweißgehalt.<br />

Bildung von Milchzucker,<br />

Milchfett und Milcheiweiß<br />

Über die Zufuhr an Kohlenhydraten kann neben<br />

dem Milcheiweiß auch die weitere Zusam-<br />

Abb. 1: Beständigkeit der Stärke (%) im<br />

Vormagen; CVB, 2000<br />

Hafer, GPS-Weizen,<br />

Maiskleberfuttersilage<br />

Gerste, Triticale, Roggen,<br />

Weizen, Schlempe<br />

Ackerbohnen<br />

Erbsen, Kartoffelpülpe<br />

CCM, Kartoffeln<br />

Mais<br />

Maissilage<br />

je nach Ausreifegrad 20–30 %<br />

mensetzung der Milch und die Höhe der<br />

Milchmenge beeinflusst werden. Für den Milchfettgehalt<br />

ist maßgebend, wie die Relation von<br />

Essig- und Propionsäure im Pansen ist und welche<br />

Mengen an Fett im Euter neu gebildet werden.<br />

Angestrebt wird in etwa eine Relation von<br />

Essig- zu Propionsäure von 3 zu 1. Die faserigen<br />

Kohlenhydrate fördern die Bildung von Essigsäure<br />

und somit von Milchfett. Im Pansen abgebaute<br />

Stärke liefert Propionsäure und senkt<br />

somit den Fettgehalt. Zucker kann in gewissen<br />

Mengen den Fettgehalt positiv beeinflussen.<br />

Weitgehend fest ist der prozentische Gehalt<br />

an Milchzucker (Laktose) in der Milch. Wird zu<br />

wenig Laktose gebildet, muss die Kuh die<br />

Milchmenge senken, da der Gehalt an Lactose<br />

aus regulatorischen Gründen nicht abgesenkt<br />

werden kann. Die Bildung von Milchzucker erfolgt<br />

aus Propionsäure, Glukose und Aminosäuren.<br />

Aus der im Pansen nicht abgebauten Stärke<br />

kann die Kuh im Darm direkt die Vorstufen für<br />

die Milchzuckerbildung gewinnen. Dies erklärt<br />

unter anderem die positiven Effekte der Zulage<br />

von Mais oder Kartoffelprodukten zu grassilagereichen<br />

Rationen. Die Versorgung mit beständiger<br />

Stärke und Energie wird verbessert. Das<br />

nutzbare Protein kann effektiv für die Bildung<br />

von Milcheiweiß genutzt werden. Milchleistung<br />

und Milchinhaltsstoffe sind dadurch verbessert.<br />

Höhe der Futteraufnahme<br />

Für die Futteraufnahme der Tiere sind die<br />

Geschwindigkeit des Futterabbaus, die Verweildauer<br />

der Futterbestandteile im Pansen und<br />

die gebildeten Säuremengen maßgebend. Auf<br />

all diese Punkte hat die Kohlenhydratversorgung<br />

einen erheblichen Einfluss. Durch die gezielte<br />

Steuerung der Zufuhr von pansenverfügbaren<br />

Kohlenhydraten kann daher die Futteraufnahme<br />

positiv beeinflusst werden.<br />

Hormonelle Steuerung<br />

Die Leistung der Kuh wird in starkem Maß<br />

über die hormonelle Situation beeinflusst. Von<br />

Fütterung<br />

21<br />

VeredlungsProduktion 1/2002<br />

VeredlungsProduktion 1/2002<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Prozent


Tab. 1: Mittlere Gehalte an Kohlenhydraten<br />

in Futter für Milchkühe<br />

NEL Roh- Zucker Stärke bestän. Strukturfaser<br />

Stärke wert<br />

MJ/kg T g/kg T /kg T<br />

Grassilage 6,2 250 50 - - 2,93<br />

Maissilage, gut 6,6 185 15 350 105 1,57<br />

Rapsschrot 7,2 143 98 12 1 0,33<br />

Sojaschrot 8,6 67 108 69 7 0,20<br />

Weizen 8,5 29 33 662 99 - 0,15<br />

Mais 8,4 26 19 694 291 0,22<br />

Tab. 2: Orientierungswerte für die Versorgung von<br />

Milchkühen mit Kohlenhydraten nach<br />

Leistungsniveau und Laktationsstand;<br />

Spanne in der Gesamtration<br />

Phase An- Frischmelk Altmelk<br />

Leistungsniveau fütterung<br />

der Herde, .... kg 10.000 8.000 10.000 8.000<br />

Milch, kg/Tag 42 37 25 22<br />

unbeständige Stärke und Zucker, g/kg T<br />

– Minimum 100 150 125 75 75<br />

– Maximum 200 250 250 225 200<br />

beständige Stärke, g/kg T<br />

– Minimum 15* 30 20 - -<br />

– Maximum - 60 60 30 30<br />

* je nach Leistungshöhe und Rationstyp<br />

Tab. 4: Beispielsrationen für Milchkühe (650 kg LM)<br />

mit 40 kg Milch/Tag, 4,1 % Fett, 3,4 %Eiweiß<br />

Ration 1 (Grassilage) 2 (50 % Maissila.)<br />

Grundration, kg T/Tag 14,4 14,7 15,2 16,0<br />

MLF:<br />

160/3 1 ) kg/Tag 11,0 - 10,3 -<br />

180/7,0 – Gras 2 ) kg/Tag - 10,4 - -<br />

180/7,0 – Mais 3 ) kg/Tag - - - 9,2<br />

Futteraufnahme gesamt,kg T/Tag 24,1 23,9 24,3 24,1<br />

Gehalte in der Gesamtration<br />

Strukturwert (SW), /kg T 1,40 1,42 1,23 1,26<br />

Zucker, g/kg T 67 61 57 51<br />

beständige Stärke, g/kg T 14 37 36 45<br />

unbest. Stärke u. Zucker, g/kg T 149 171 183 216<br />

1 ) 160 g nXP, 6,7 MJ NEL/kg, 15 g beständige Stärke, 175 g Zucker und unbeständige<br />

Stärke/kg, RNB = 3 g/kg<br />

2 ) 180 g nXP, 7,0 MJ NEL/kg, 70 g beständige Stärke, 230 g Zucker und unbeständige<br />

Stärke/kg, RNB = 2 g/kg<br />

3 ) 180 g nXP, 7,0 MJ NEL/kg, 35 g beständige Stärke, 265 g Zucker und unbeständige<br />

Stärke/kg, RNB = 6 g/kg<br />

erheblicher Bedeutung ist unter anderem das<br />

Insulin. Über Art und Menge der gefütterten<br />

Kohlenhydrate ist eine Beeinflussung möglich.<br />

Zu vermeiden ist zum Beispiel eine übermäßige<br />

Versorgung mit Maisstärke (beständiger Stärke)<br />

bei altmelkenden Kühen und Jungrindern, da<br />

diese zu einem starken Fettansatz führen kann.<br />

Rationsplanung mit<br />

Kohlenhydraten<br />

Die aufgezeigten Punkte belegen, dass bei<br />

steigendem Leistungsniveau die Kohlenhydrate<br />

in die Rationsplanung einzubeziehen sind. Hierzu<br />

bedarf es zunächst der erweiterten Analytik.<br />

Empfohlen wird die Verwendung von Stärke<br />

und Zucker unter Einbeziehung der Stärkebeständigkeit.<br />

Diese Größen sind, was die Stärke<br />

und den Zucker angeht, von der Analyse nachhaltbar<br />

und Erfahrungswerte unter hiesigen Fütterungsbedingungen<br />

liegen vor. Für die Beständigkeit<br />

der Stärke im Vormagen Tabellenwerte<br />

und Schätzverfahren Anwendung.<br />

Für die konkrete Rationsplanung müssen die<br />

Gehalte in den Futtern bekannt sein und Empfehlungen<br />

zur Ausgestaltung der Rationen vorliegen.<br />

Bei der Grassilage werden deshalb<br />

durch die LUFA der Gehalt an Zucker und bei<br />

der Maissilage die Gehalte an Stärke und die<br />

kalkulierte Menge an beständiger Stärke mit<br />

ausgewiesen. Für die Einzelkomponenten sind<br />

die Werte den aktuellen „Futterwerttabellen<br />

Milchkühe“ der Landwirtschaftskammern zu<br />

entnehmen. Ein Auszug ist aus der Tabelle 1 ersichtlich.<br />

Stärketräger sind in erster Linie Maisprodukte<br />

und Getreide. Zucker ist im hohen<br />

Maße in Melasse und auch in Melasseschnitzeln<br />

enthalten.<br />

Aus der Abbildung 1 sind Beständigkeiten<br />

der Stärke ersichtlich. Sehr niedrig ist der Anteil<br />

mit 10 % bei Hafer und Ganzpflanzensilage. Von<br />

Einfluss auf die Beständigkeit der Stärke sind<br />

die Art der Stärke, der Ausreifegrad, der Vermahlungsgrad<br />

und die weitere technische Verarbeitung.<br />

Dies erklärt auch die niedrige Beständigkeit<br />

in der Maiskleberfuttersilage obwohl der<br />

Mais aus dem die Silage nach der Stärkegewinnung<br />

resultiert über eine hohe Beständigkeit der<br />

Stärke verfügt. Beim Silomais wird die Beständigkeit<br />

der Stärke aus dem Stärkegehalt geschätzt.<br />

Die Werte schwanken zwischen 20 und<br />

30 %. Bei der Maissilage in Tabelle 1 ergibt sich<br />

bei einer Beständigkeit der Stärke von 30 % ein<br />

Gehalt an beständiger Stärke von 105 g/kg<br />

Trockenmasse. Beim Mischfutter schwanken<br />

die Gehalte merklich. Dies gilt sowohl für Futter<br />

der Energiestufe 3 als auch > 3 (7,0 MJ NEL/kg<br />

und größer). In der Tendenz steigt der Stärkegehalt<br />

mit dem Energiegehalt. Dies ist durch zunehmende<br />

Anteile an Nebenprodukten von Getreide<br />

und Getreideerzeugnissen zu erklären.<br />

Sollen die Gehalte an Stärke und Zucker in der<br />

Rationsplanung Verwendung finden, so sind<br />

konkrete Aussagen für die einzelnen Futtertypen<br />

erforderlich. Entsprechend einer Vereinbarung<br />

mit der Futtermittelwirtschaft sind die erforderlichen<br />

Angaben im Rahmen der Produktinformation<br />

vorgesehen.<br />

Orientierungsgrößen<br />

Für die Rationsplanung sind Empfehlungen<br />

für die anzustrebenden Gehalte an Kohlenhydraten<br />

erforderlich. Der Tabelle 2 sind die über<br />

den DLG-Arbeitskreis Futter und Fütterung<br />

bundesweit abgestimmte Orientierungswerte<br />

zu entnehmen. Die Orientierungsgrößen beziehen<br />

sich auf Zucker, unbeständige Stärke und<br />

Zucker und die beständige Stärke. Die Menge<br />

an leicht löslichen Kohlenhydraten ist nach oben<br />

insgesamt zu begrenzen, um Pansenübersäuerungen<br />

und Probleme mit der Futteraufnahme<br />

zu vermeiden. Beim Zucker sind Gehalte bis<br />

75 g/kg T der Gesamtration als unproblematisch<br />

zu erachten. Bei den im Pansen verfügbaren<br />

Kohlenhydraten Zucker und unbeständige<br />

Stärke soll der Gehalt zu Laktationsbeginn<br />

je nach Leistung zwischen 150 und 250 g<br />

je kg Trockenmasse liegen. Hohe Werte erfordern<br />

zur Vermeidung der Pansenacidose eine<br />

sachgerechte Vorbereitungs- und Anfütterung,<br />

das passende Fütterungssystem und eine gute<br />

Rationskontrolle.<br />

Für Betriebe mit einer Leistungshöhe von<br />

9.000 kg Milch je Kuh und Jahr und mehr empfehlen<br />

sich in der ersten Laktationshälfte Gehalte<br />

an unbeständiger Stärke und Zucker von<br />

etwa 200 g/kg Trockenmasse. Bei den altmelkenden<br />

Kühen sollte generell der Anteil an beständiger<br />

Stärke und somit an Mais- und Kartoffelprodukten<br />

geringer gehalten werden, um<br />

die bereits angeführte Verfettung zu vermeiden.<br />

Tab. 3: Beispielsrationen für Milchkühe<br />

(650 kg LM) mit 25 kg Milch je<br />

Tag; 4,2 % Fett, 3,5 % Eiweiß<br />

Ration 1 2<br />

Grassilage, 35 % T kg/Tag 37 20<br />

Maissilage, 32 % T kg/Tag - 22<br />

Biertrebersilage, kg/Tag 7 7<br />

Rapsschrot, kg/Tag - 1,5<br />

Weizen, kg/Tag 2 1,5<br />

MLF (160/3), kg/Tag 2 1,5<br />

Mineralfutter: (Ca/P/Na)<br />

(-/-/10), " 0,05 -<br />

(25/-/10), " - 0,1<br />

Futteraufnahme ges., kg T/Tag 18,5 18,4<br />

Gehalte in der Gesamtration<br />

Strukturwert (SW), /kg T 2,17 1,79<br />

Zucker, g/kg T 50 37<br />

beständige Stärke, g/kg T 11 47<br />

unbest. Stärke und Zucker, g/kg T 116 173<br />

Rationsbeispiele<br />

Den Tabellen 3 und 4 sind einfache Rationsbeispiele<br />

zu entnehmen. In der Tabelle 3 sind<br />

zwei aufgewertete Grundrationen Rationen für<br />

25 kg Tagesleistung erstellt, einmal auf Basis<br />

Grassilage und einmal auf Basis Gras- und<br />

Maissilage. Neben dem Grobfutter enthalten die<br />

Rationen Biertrebersilage, Getreide, Rapsextraktionsschrot<br />

und Milchleistungsfutter. Die Ration<br />

1 auf Basis Grassilage zeichnet sich durch<br />

sehr geringe Gehalte an beständiger Stärke und<br />

vergleichsweise niedrige Gehalte an unbeständiger<br />

Stärke und Zucker aus. Im Gegensatz<br />

dazu ist die maisbetonte Ration mit 47 g beständiger<br />

Stärke und 173 g unbeständiger Stärke<br />

und Zucker je kg Trockenmasse erheblich<br />

reicher an Kohlenhydraten. Werden diese nun<br />

über die Grundration hinaus mit einem üblichen<br />

Milchleistungsfutter 160/3 ergänzt, so ergeben<br />

sich die in Tabelle 4 aufgeführten Gehalte.<br />

Für die grasbetonte Ration 1 verbleibt der<br />

Gehalt an beständiger Stärke bei einem Niveau<br />

von 14 g je kg Trockenmasse. Dieser Wert ist für<br />

hochleistende Tiere erheblich zu niedrig. Eine<br />

entsprechende Anhebung ist erforderlich. Dies<br />

kann einmal durch den gezielten Einsatz von<br />

Mais- oder Kartoffelprodukten erfolgen oder<br />

durch die Verfütterung geeigneter Mischfutter.<br />

Im Beispiel der Tabelle 4 wird daher ein Milchleistungsfutter<br />

für Grasprodukte eingesetzt. Das<br />

Kraftfutter 180/7,0-Gras enthält 70 g beständige<br />

Stärke je kg und 230 g Zucker und unbeständige<br />

Stärke je kg. Bei 7,0 MJ NEL/kg beträgt<br />

der Gehalt an nXP 180 g je kg bei einer<br />

niedrigen RNB von 2 g je kg. Wird statt 11 kg<br />

MLF 160/3 dieses spezielle MLF eingesetzt, so<br />

verschiebt sich die Kohlenhydratversorgung erheblich.<br />

Der Gehalt an beständiger Stärke steigt<br />

von 14 auf 37 g je kg Trockenmasse und liegt<br />

damit innerhalb der in Tabelle 3 angeführten<br />

Bandbreite von 30 bis 60 g kg T. Ebenfalls ansteigend<br />

ist der Gehalt an unbeständiger Stärke<br />

und Zucker von 149 auf 171 g je kg.<br />

Bei maisbetonten Rationen ist auch bei Einsatz<br />

der bisher üblichen Milchleistungsfutter<br />

eine noch ausreichende Versorgung mit Kohlenhydraten<br />

gegeben. Um aber auch diese Rationen<br />

auszureizen, empfiehlt sich ggf. eine Anhebung<br />

des Gehalts an unbeständiger Stärke<br />

und Zucker. Im Beispiel ist mit dem MLF<br />

180/7,0-Mais ein Futter mit gleichen Gehalten<br />

an Energie, nXP, Stärke und Zucker, aber im<br />

Vergleich zu dem Futter zu Grassilage unterschiedlicher<br />

Beständigkeit der Stärke eingesetzt.<br />

Im Vergleich zum MLF 160/3 erhöhen<br />

sich in der Ration die Gehalte an Kohlenhydraten.<br />

Der Gehalt an unbeständiger Stärke und<br />

Zucker ist mit 216 g/kg TM schon im Grenzbereich.<br />

Nur Betriebe mit gutem Management und<br />

hohen Leistungen sollten die Ration derartig<br />

ausreizen. Die Strukturwerte der Rationen liegen<br />

mit etwa 1,4 bei den Grassilage betonten<br />

Rationen und mit 1,2 bei mehr Maissilage betonten<br />

über dem Grenzwert von 1,1/kg T. Bedingt<br />

ist dies unter anderem durch den Einsatz<br />

hochwertiger Grobfutter und dem Einsatz von<br />

Biertrebersilage.<br />

■<br />

Der direkte Draht<br />

Dr. Hubert Spiekers<br />

Tel.: 02 28/7 03-1424<br />

E-Mail: hubert.spiekers@<br />

lwk-rheinland.nrw.de<br />

VEREDLUNGSPRODUKTION<br />

7. Jahrgang, 1/2002<br />

Herausgeber:<br />

Verband Deutscher Oelmühlen e.V., Berlin<br />

Verlag Th. Mann,<br />

Nordring 10, 45894 Gelsenkirchen<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Ing. Dr. K. J. Groß<br />

Verband Deutscher Oelmühlen e.V.<br />

Dr. M. Prüfe<br />

CMA Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen<br />

Agrarwirtschaft mbH<br />

Konzeption, Gestaltung, Produktion:<br />

AgroConcept GmbH,<br />

Clemens-August-Straße 12–14, 53115 Bonn,<br />

Telefon 02 28/9 69 42 60,<br />

Telefax 02 28/63 03 11<br />

Druck:<br />

Buersche Druckerei Dr. Neufang KG,<br />

45894 Gelsenkirchen<br />

Bezugspreis: jährlich DM 20,– inkl. Versandkosten<br />

und MwSt. Einzelpreis DM 6,– netto.<br />

Die in VEREDLUNGSPRODUKTION veröffentlichten<br />

Beiträge sind urheberrechtlich geschützt,<br />

Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit<br />

schriftlicher Genehmigung. Beiträge mit<br />

Verfassernamen geben nicht unbedingt die Meinung<br />

des Verbandes Deutscher Oelmühlen und der<br />

Redaktion wieder.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotografien<br />

u. a. Materialien wird keine Haftung übernommen.<br />

Verband Deutscher Oelmühlen e.V.,<br />

Abt. Futtermittel<br />

Am Weidendamm 1A, 10117 Berlin<br />

Telefon: 0 30 / 72 62 59 30<br />

Telefax: 0 30 / 72 62 59 99<br />

e-mail: gross@oelmuehlen.de<br />

www.oelmuehlen.de.<br />

Mit Unterstützung der<br />

Centrale Marketing-Gesellschaft der<br />

deutschen Agrarwirtschaft mbH<br />

Koblenzer Str. 148, 53117 Bonn<br />

Telefon 02 28/84 70<br />

Telefax 02 28 /84 72 02<br />

e-mail: info@cma.de<br />

www. cma.de<br />

Fütterung<br />

23


28<br />

27<br />

26<br />

25<br />

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23<br />

22<br />

21<br />

20<br />

19<br />

18<br />

-Marktinfos<br />

Markt für Ölsaaten<br />

Das Angebot an Raps aus Erzeugerhand<br />

bzw. vom Erfassungshandel an die Ölmühlen<br />

war in den zurückliegenden Wochen sehr klein.<br />

Meist beschränkten sich Lieferungen auf Vertragsmengen,<br />

Neugeschäfte kamen kaum zustande.<br />

Mit Schuld daran ist die Preisentwicklung<br />

seit der Ernte. Damals galten Preise von<br />

mehr 22 EUR/dt. Diese kamen unter dem Eindruck<br />

der anfangs schwierigen Erntebedingungen<br />

sowie kleinerer Anbauflächen in den deutschen<br />

Anrainerstaaten zustande. So wurden damals<br />

bereits bedeutende Mengen von den Ölmühlen<br />

unter Vertrag genommen. Als dann die<br />

Raps-Einkaufspreise der Ölmühlen – franko Ölmühle<br />

EUR/dt<br />

2001/02<br />

Nord<br />

Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jan. Febr. März April Mai Juni<br />

Erntemenge in Deutschland feststand – mit 4,12<br />

Mio. t und damit 0,6 Mio. t mehr als in der Ernte<br />

2000 deutlich größer als zuerst erwartet – gab<br />

es für die Erzeugerpreise kaum noch Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

Erst seit Ende des Vorjahres<br />

befestigten sich die Preise wieder. Allerdings<br />

besteht von Abgeberseite zur Zeit wenig Interesse,<br />

die ohnehin nicht mehr umfangreich vorhandenen<br />

freien Mengen jetzt zu vermarkten. Auch<br />

die Ölmühlen signalisieren nur geringen Ergänzungsbedarf.<br />

Raps von Australien, der im Vorjahr<br />

in einer Größenordnung von ca. 300.000 t<br />

bei uns eintraf, fehlt bisher noch. Die vorläufigen<br />

Anbauflächen von Winterraps zur Ernte 2002<br />

lassen auf eine mengenmäßig nochmals größere<br />

Ernte als im Jahre zuvor schließen. Die Landwirte<br />

dehnten den Rapsanbau – einschließlich<br />

Non-Food-Raps – um knapp 13 % aus. Damit<br />

Süd<br />

West<br />

2000/01<br />

wurden im Herbst 2001 so viele<br />

Flächen mit Raps bestellt wie<br />

noch nie zuvor in Deutschland.<br />

Die Nachfrage nach Rapsöl<br />

ist nach dem Abfluss von hohen<br />

Absatzmengen vor dem Jahreswechsel<br />

wieder auf ein deutlich<br />

niedrigeres Niveau gesunken.<br />

Dies zieht eine reduzierte<br />

Verarbeitung von Raps und<br />

Produktion von Rapsschrot<br />

nach sich. Zuletzt musste für<br />

Rapsschrot ab norddeutscher<br />

Ölmühle etwa 162 EUR/t bezahlt<br />

werden.<br />

Den Markt für Sojabohnen<br />

prägen zur Zeit die Prognosen<br />

über Anbauumfang sowie die<br />

Wettermeldungen aus Südamerika. In den beiden<br />

nach den USA größten Sojabohnen-Anbauländern<br />

– Brasilien und Argentinien – wurde<br />

die Anbaufläche zur Ernte 2002 deutlich ausgedehnt.<br />

Sollte die Vegetation normal verlaufen,<br />

dürften die Landwirte in Brasilien in diesem Jahr<br />

ca. 42,5 Mio. t und in Argentinien knapp 29 Mio.<br />

t Sojabohnen ernten. Dies wären die bisher<br />

größten Ernten dieser Länder.<br />

Markt für Ölschrote<br />

Adressänderung unter folgender<br />

Telefon-Nr. 02 09 / 93 04 - 183<br />

Fax-Nr. 02 09 / 93 04 - 185<br />

Der Kurs von Sojaschrot wurde zuletzt durch<br />

wechselnde Wettermeldungen über den<br />

Wachstumsstand der Bohnen in Südamerika<br />

sowie durch Währungsschwankungen stark beeinflusst.<br />

Dadurch gab es für die Preise sowohl<br />

für Sojabohnen als auch für Sojaschrot an der<br />

Terminbörse in Chicago ein deutliches Auf und<br />

Ab. Mitte Februar erreichten die Kurse wieder<br />

den Stand etwa wie zum Beginn des Jahres<br />

2002. Diese Achterbahnfahrt gab es auch bei<br />

den Preisen für Sojaschrot. Ab Hamburg waren<br />

am Jahresanfang 200 EUR/t zu bezahlen. Mitte<br />

Januar kletterte der Preis dann auf 229 EUR/t<br />

und rutschte bis zur Monatsmitte Februar auf<br />

212 EUR/t zurück. Kontrakte für den Zeitraum<br />

Mai/Oktober wurden Ende Januar mit ca. 192<br />

EUR/t angeboten. Das Angebot ist nicht zu<br />

reichlich. Mischfutterwerke und sonstige Abnehmer<br />

ziehen im Rahmen von Vorkontrakten zügig<br />

Ware ab. Kontrakte auf spätere Termine werden<br />

nur verhalten abgeschlossen, da bei vielen Abnehmern<br />

die Meinung vorherrscht, dass die<br />

Preise in den kommenden Monaten aufgrund<br />

der angeführten „bearishen“ Faktoren eher unter<br />

Druck geraten können.<br />

Markt für Öle<br />

Die deutschen Ölmühlen verarbeiteten von<br />

Juli bis November 2001 deutlich mehr Ölsaaten<br />

als in der gleichen Periode im Jahr zuvor. Knapp<br />

3,8 Mio. t bedeuten ein Plus von 5,4 % gegenüber<br />

dem Vorjahreszeitraum (3,59 Mio. t). Daran<br />

waren Raps mit 1,8 Mio. (Vj.: 1,84 Mio.) t und<br />

Sojabohnen mit 1,78 Mio. (Vj.: 1,5 Mio.) t beteiligt.<br />

Nach der großen Inlandsernte 2001 sank<br />

der Anteil von Rapsimporten deutlich, während<br />

aus heimischer Erzeugung erheblich mehr Raps<br />

als im Jahr zuvor eingesetzt wurde. Allein im November<br />

stieg der Anteil von Inlandsware um 20<br />

% auf 306.600 t an, während aus dem EU-Ausland<br />

mit 42.900 t nur noch gut die Hälfte importiert<br />

wurde. Zuletzt blieb die Nachfrage nach Öl<br />

schwach. Händler führten unter anderem hohe<br />

Absatzmengen vor dem Jahreswechsel als<br />

Grund dafür an. Zusätzlich ging preisbedingt die<br />

Nachfrage nach Biodiesel zurück. Inzwischen<br />

könnte aufgrund des wieder gestiegenen Preisniveaus<br />

für mineralisches Öl die Attraktivität für<br />

Biodiesel zugenommen haben. Der Preisunterschied<br />

zwischen Raps- und Sojaöl blieb zuletzt<br />

stabil. Sojaöl weist gegenüber Rapsöl einen<br />

deutlichen Preisvorteil auf.<br />

ZMP – Hermann Menth

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