Ansehen/Downloaden! - ProteinMarkt
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VEREDLUNGS<br />
PRODUKTION<br />
1/2001<br />
K 14123 F<br />
Postvertriebsstück „Entgelt bezahlt”<br />
TIERMEHLVERBOT –<br />
KANN SOJASCHROT<br />
DIE EIWEISSLÜCKE<br />
SCHLIESSEN?<br />
DIE AGRARWIRT-<br />
SCHAFT NACH BSE<br />
WIRD DER EINSATZ<br />
PFLANZLICHER<br />
PROTEINE ZUR<br />
KOSTENFRAGE?<br />
ERNÄHRUNG DER<br />
MILCHKUH VOR DEM<br />
KALBEN<br />
MISCHFUTTER IN<br />
DER PFERDE-<br />
FÜTTERUNG<br />
RÜCKBLICK<br />
EUROTIER<br />
GENTECHNISCH<br />
VERÄNDERTES<br />
SOJASCHROT<br />
SIND LANDWIRTE FÜR<br />
DAS E-BUSINESS<br />
BEREIT?<br />
IST GVO-FREIHEIT BEI<br />
FUTTERMITTELN ZU<br />
GEWÄHRLEISTEN?<br />
GUTE LEISTUNGEN<br />
MIT EIGENEN MAST-<br />
MISCHUNGEN!<br />
CIRCOVIRUS TYP 2<br />
IN NORDWEST-<br />
DEUTSCHLAND<br />
Zeitschrift<br />
für Tierhaltung
Editorial<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
Die ersten BSE-Fälle in Deutschland und das<br />
darauf erlassene Verfütterungsverbot von Tiermehl<br />
und Fischmehl haben vielen landwirtschaftlichen<br />
Betrieben in den letzten Wochen des Jahres 2000<br />
die Hoffnung auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen<br />
Situation gründlich verdorben.<br />
Inzwischen wird deutlich, dass von der BSE-Krise<br />
nicht nur die Rinderhalter, sondern die Landwirtschaft<br />
als Ganzes betroffen sein wird.<br />
Es zeichnet sich eine Entwicklung ab, die in der<br />
Umbenennung des „Landwirtschaftsministeriums”<br />
in „Ministerium für Verbraucherschutz, Ernährung<br />
und Landwirtschaft” ihren sichtbaren Ausdruck findet.<br />
Nicht nur in Deutschland – auch in der EU – wird<br />
dem Verbraucherschutz zukünftig ein noch höherer<br />
Stellenwert eingeräumt. Müssen sich die deutschen<br />
Landwirte völlig neu orientieren und ihre Betriebe<br />
grundlegend umstrukturieren?<br />
Der DLG-Präsident von dem Bussche bringt es<br />
auf den Punkt. Die Landwirtschaft hat sich in der<br />
Vergangenheit in einzelnen Bereichen möglicherweise<br />
zu stark von den wirtschaftlichen Zwängen<br />
leiten lassen, die letztlich vom Verbraucher ausgingen.<br />
Wenn der Verbraucher nunmehr erkennt und<br />
wünscht, dass Lebensmittel in erster Linie nicht billig,<br />
sondern gut und sicher sein sollen - und dass<br />
dies dann etwas mehr kosten muss, dann ergibt<br />
sich hieraus auch eine Chance für die Landwirtschaft.<br />
Die Landwirte müssen für eine breite Öffentlichkeit<br />
erkennbar machen, dass Landbewirtschaftung<br />
nach ökologischen Grundsätzen, artgerechte Tierhaltung,<br />
Qualitätssicherung und Produktsicherheit<br />
für die weitaus größte Zahl der landwirtschaftlichen<br />
Betriebe als so selbstverständlich angesehen werden,<br />
dass man darüber in der Vergangenheit kaum<br />
gesprochen hat. Hier muss die Landwirtschaft umdenken.<br />
„Tue Gutes und rede darüber” – dieser Grundsatz<br />
aus der Werbewirtschaft sollte in Zukunft auch von<br />
den Landwirten stärker beherzigt werden.<br />
Andere Wirtschaftszweige handeln konsequent<br />
nach diesem Motto. So präsentieren z. B. die Automobilindustrie<br />
oder die Telekommunikationsbranche<br />
immer wieder neue, verbesserte Technologien<br />
mit großem Aufwand und schaffen so Nachfrage<br />
beim Verbraucher. Kein Autokonzern könnte davon<br />
existieren, „Oldtimer” herzustellen – auch wenn diese<br />
bei Ausstellungen bewundert werden.<br />
Nur mit Nostalgie lässt sich auch in der Landwirtschaft<br />
die Zukunft nicht meistern. Neue, zukunftsträchtige<br />
Produktionsverfahren und innovative<br />
Technologien können auch in der Landwirtschaft<br />
dazu beitragen, die Produkte noch sicherer zu machen<br />
und damit dem Anliegen des Verbraucherschutzes<br />
gerecht zu werden.<br />
Ihr<br />
Dr. K.-J. Groß<br />
Tiermehlverbot – kann Sojaschrot<br />
die Eiweißlücke schließen?<br />
Die dramatischen letzten Wochen des Jahres 2000, die zu einem EU-weiten<br />
Verfütterungsverbot von Tiermehl (in Deutschland zusätzlich auch von<br />
Fischmehl) führten, sind sicher allen Landwirten noch in unguter Erinnerung. Hier<br />
soll nicht erörtert werden, ob diese Reaktion der Politiker auf erste BSE-Funde in<br />
Deutschland sachlich gerechtfertigt war und ob damit das Ziel – den Verbrauchern<br />
die „Angst vor dem Fleischkonsum” zu nehmen – erreicht werden kann, sondern<br />
hier soll die für viele Landwirte drängende Frage beantwortet werden: „Kann diese<br />
Eiweißlücke kurz- und langfristig geschlossen werden?”<br />
Bisherige Tiermehlproduktion<br />
In Deutschland sind in den vergangenen<br />
Jahren jeweils rd. 600.000 bis 650.000 t Tiermehl<br />
hergestellt worden, davon wurden jedoch<br />
zwischen 200.000 und 400.000 t exportiert, so<br />
dass für die Verfütterung in Deutschland im<br />
Durchschnitt pro Jahr 400.000 bis 450.000 t<br />
zur Verfügung standen. Da seit Dezember 2000<br />
Tiermehle in Deutschland nicht mehr verfüttert<br />
werden dürfen, gilt es, die im Tiermehl enthaltene<br />
Menge von rd. 200.000 t Eiweiß anderweitig<br />
zu beschaffen. Diese entsprechende Menge Eiweiß<br />
kann z. B. durch etwa 500.000 t bis<br />
600.000 t Sojaschrot gedeckt werden.<br />
Bisheriger Sojaschrot-Verbrauch<br />
Der Sojaschrot-Verbrauch in Deutschland<br />
lag im Durchschnitt der letzten Jahre bei rd.<br />
4 Mio. t und damit bei rd. der Hälfte des gesamten<br />
Ölschroteverbrauchs in Höhe von knapp<br />
8 Mio. t. Um die durch das Tiermehlverbot entstehende<br />
Eiweißlücke zu schließen, müsste der<br />
Sojaschrot-Verbrauch in Deutschland um reichlich<br />
10 % steigen.<br />
Weltversorgung mit Sojabohnen<br />
Angesichts der in den letzten Jahren hohen<br />
Sojabohnenernte von rd. 160 Mio. t sind die Lagerbestände<br />
auf fast 40 Mio. t angestiegen. Im<br />
Herbst 2000 wurde in den USA eine große Sojabohnenernte<br />
eingebracht und für das Frühjahr<br />
2001 werden – normaler Witterungsverlauf vorausgesetzt<br />
– ebenfalls Rekordernten in Brasilien<br />
und Argentinien erwartet. Vor diesem Hintergrund<br />
kann festgehalten werden, dass genügend<br />
Sojabohnen bzw. Sojaschrot zur Verfügung<br />
stehen, um diese Eiweißlücke nicht nur in<br />
Deutschland, sondern auch in der EU zu<br />
schließen.<br />
Andere Eiweißträger<br />
Neben Sojaschrot, das zweifellos auch aus<br />
Gründen der Eiweißqualität den größten Teil der<br />
entstehenden Eiweißlücke schließen wird, stehen<br />
zusätzlich andere Ölschrote (Rapsschrot,<br />
Sonnenblumenschrot, Kokosschrot usw.) zur<br />
Verfügung. Außerdem werden auf EU-Ebene<br />
Möglichkeiten geprüft, im Frühjahr 2001 verstärkt<br />
Eiweißpflanzen (Ackerbohnen, Erbsen)<br />
anzubauen; doch sind hier enge Grenzen gezogen<br />
aufgrund fehlenden zusätzlichen Saatgutes.<br />
Preistrends<br />
Der starke Preisanstieg bei Eiweißfuttermitteln<br />
nach Inkrafttreten des Verfütterungsverbots<br />
von Tiermehl ist vor allem dadurch bedingt,<br />
dass aus logistischen Gründen kurzfristig nicht<br />
beliebig große Mengen an zusätzlichen Ölschroten<br />
zur Verfügung gestellt werden können.<br />
Mittelfristig werden sich die Preise hier in<br />
Deutschland wieder auf Weltmarktniveau einpendeln.<br />
Wieder einmal hat sich jedoch bestätigt,<br />
dass es sinnvoll ist, bei relativ niedrigem Preisniveau<br />
den Bedarf an Sojaschrot über längerfristige<br />
Kontrakte abzusichern.<br />
Fazit<br />
Die durch das Verfütterungsverbot von Tiermehl<br />
und Fischmehl entstehende Eiweißlücke<br />
kann problemlos durch zusätzliche Mengen an<br />
Sojaschrot sowie anderen Ölschroten und alternativen<br />
Eiweißfuttermitteln gedeckt werden. ■<br />
Der direkte Draht<br />
Dr. K. J. Groß<br />
Tel.: 0 30/72 62 59 30<br />
Fax: 0 30/72 62 59 99<br />
Die Agrarwirtschaft nach BSE<br />
Zehn-Punkte-Katalog zur Wiedergewinnung von<br />
Glaubwürdigkeit und zur Neuausrichtung der Agrarwirtschaft<br />
DLG-Präsident Freiherr von dem Bussche<br />
1. Wir brauchen ein neues<br />
Selbstverständnis<br />
Der Agrarsektor muss ein neues Selbstverständnis<br />
entwickeln mit glaubwürdigen Botschaften<br />
für die Gesellschaft und die Politik.<br />
Es muss dabei deutlich werden, dass wir uns<br />
dem Verbraucher verpflichtet fühlen und dass<br />
wir schnell und wirksam die Problembereiche<br />
der Agrarwirtschaft neu organisieren wollen<br />
und werden. Es gab weder früher noch gibt es<br />
heute eine risikolose Lebensmittel-Erzeugung,<br />
aber wir verpflichten uns, die Risiken zu<br />
minimieren. Jede Stufe in der Wertschöpfungskette<br />
braucht für jedermann transparente<br />
Sicherheits- und Qualitätsstandards im Sinne<br />
einer freiwilligen Selbstverpflichtung. Die<br />
Beteiligten müssen für eine flächendeckende<br />
Einhaltung dieser Standards einstehen.<br />
2. Sichere Nahrungskette<br />
organisieren<br />
Wir müssen dem Verbraucher nun beweisen,<br />
dass wir in der Lage sind, eine sichere<br />
Nahrungskette zu organisieren. Hierfür sind<br />
geschlossene Wertschöpfungsketten vom Betriebsmittel<br />
über die Urproduktion, Verarbeitung<br />
bis hin zum Einzelhandel notwendig. Die<br />
Organisationsdichte im Agrarsektor ist bisher<br />
zu gering. Nur in Verbünden sind wir in der<br />
Lage, fortlaufende Qualitätsmanagementsysteme<br />
mit vollständiger Dokumentation vom<br />
Stall bis zur Ladentheke sicherzustellen. Nur<br />
mit diesen Verbünden können wir das Vertrauen<br />
der Verbraucher zurückgewinnen. Gerade<br />
nach dem BSE-Schock warten Verbraucher<br />
und Agrarwirtschaft auf solche Signale; wir<br />
können die Probleme nicht ungestraft von einer<br />
Stufe zur nächsten weiterreichen.<br />
3. Neuausrichtung auf Verbraucher<br />
Die „Erzeugerkette” für Lebensmittel von<br />
der Landwirtschaft bis zur Ladentheke muss<br />
neu auf den Verbraucher ausgerichtet werden,<br />
weil er durch Kaufentscheidungen bzw.<br />
Zurückhaltung den Prozess steuert. Die Erzeugung<br />
tierischer Lebensmittel war bisher zu<br />
stark auf die Angebotsseite ausgerichtet.<br />
4. Gemeinsamer Auftritt der Agrarund<br />
Ernährungswirtschaft<br />
Die deutsche Landwirtschaft muss sich als<br />
Teil der Agrar- und Ernährungswirtschaft begreifen<br />
und sich in klar geregelten Beziehungen<br />
mit den vor- und nachgelagerten Stufen<br />
neu organisieren. Durch unsere Zersplitterung<br />
in der Landwirtschaft<br />
selbst, aber<br />
auch zwischen den<br />
Stufen der Wertschöpfungskette,<br />
können wir nicht<br />
pro-aktiv wirken.<br />
Wir müssen wegkommen<br />
von der<br />
Rolle der ständig<br />
unter Druck stehenden<br />
Reakteure.<br />
Dies geht nur, wenn<br />
wir in den Grundfragen<br />
unserer Branche mit einer Stimme sprechen.<br />
5. Der Lebensmittel-Einzelhandel<br />
muss sich in die vorhandenen<br />
Ketten integrieren<br />
Der Lebensmittel-Einzelhandel muss sich<br />
seiner Verantwortung bewusst werden. Er<br />
agiert noch sehr losgelöst von den anderen<br />
Marktteilnehmern. Wir müssen weg kommen<br />
vom ausschließlichen Primat der Preise. Diese<br />
Abwärtsspirale erhöht den Druck auf die Margen<br />
aller Stufen und fördert nicht den Qualitätsgedanken.<br />
Der Handel muss mithelfen,<br />
die Wünsche der Verbraucher an die Land-<br />
Ausblick<br />
3<br />
VeredlungsProduktion 1/2001
4<br />
wirtschaft in Sachen Tierschutz, Haltung der<br />
Tiere und umweltgerechte Produkte zu erfüllen.<br />
Lebensmittel müssen wieder einen fairen<br />
Preis bekommen, der die Wertschätzung des<br />
Verbrauchers für eine sichere und qualitätsvolle<br />
Ernährung widerspiegelt.<br />
6. Mit „neuer Agrarpolitik” vorwärts<br />
und nicht zurück<br />
Die Forderungen nach einer „neuen Agrarpolitik”<br />
sollten sich auf eine zum Verbraucher<br />
hin orientierte, weitgehend gesicherte Lebensmittelproduktion<br />
konzentrieren. Eine<br />
„Rolle rückwärts” macht aber keinen Sinn,<br />
denn BSE hat nichts mit Betriebsgröße oder<br />
Betriebsausrichtung zu tun. Auch der nunmehr<br />
von allen Seiten geforderte Umbau des<br />
Agrarsektors in Richtung einer möglichst<br />
flächendeckenden ökologischen Landwirtschaft<br />
kann zur Zeit keine Sicherheit vor BSE<br />
bieten. So war es zum Beispiel Öko-Betrieben<br />
(laut AGÖL-Richtlinien) bisher erlaubt, Kno-<br />
Freiwillige<br />
Technikprüfungen<br />
fördern<br />
tiergerechte<br />
Haltung<br />
chenmehl, Blutmehl oder Federmehl auf die<br />
landwirtschaftlichen Nutzflächen als Dünger<br />
auszubringen. Sichere Systeme müssen in<br />
kleinen und großen Betrieben, in konventioneller<br />
und ökologischer Produktion und Verarbeitung<br />
flächendeckend eingeführt werden.<br />
Der Trend zum be- und verarbeiteten Lebensmittel<br />
ist ungebrochen. Landwirtschaft in zu<br />
kleinen Einheiten wäre volkswirtschaftlich teuer<br />
und bringt keinen Zuwachs an Verbrauchersicherheit.<br />
In der Welthandelsordnung<br />
der WTO wird die Weltmarktorientierung verstärkt<br />
werden. Mit kleinen Betrieben wären<br />
wir dann nicht mehr konkurrenzfähig mit unseren<br />
Nachbarn. Dieser Verlust von Marktanteilen<br />
würde bedeuten, dass dann weniger<br />
Produkte aus deutschen Familienbetrieben<br />
stammen. Sie müssten importiert werden.<br />
Aber das birgt die Gefahr von mehr Hormonen,<br />
mehr Massentierhaltung, weniger Tierschutz<br />
und unkontrolliertem Einsatz von genveränderten<br />
Organismen (GVO). Ziel der neuen<br />
Agrarpolitik muss daher auch eine europaweite,<br />
ja weltweite Harmonisierung der Kontroll-<br />
und Sicherheitsstandards sein.<br />
7. Moderne landwirtschaftliche<br />
Produktionsmethoden verbessern<br />
Tiergerechtheit, Umwelt und<br />
Produktsicherheit<br />
Es muss ein neues Vertrauen in moderne<br />
landwirtschaftliche Produktionsmethoden<br />
aufgebaut werden, sie verdienen es. Verbraucher<br />
setzen die Modernisierungen in der Tierhaltung<br />
vielfach gleich mit Massentierhaltung<br />
und Tierquälerei. In der Realität aber führt jeder<br />
neue Stall zu einer besseren Umwelt für<br />
die Tiere, einer besseren Tiergesundheit,<br />
mehr Hygiene, einer geordneten organischen<br />
Düngung und zu einem besseren Arbeitsklima<br />
bei deutlich weniger Belastung für den Landwirt.<br />
Schließlich sind diese Aspekte auch Gegenstand<br />
des Genehmigungsverfahrens.<br />
Scheinbare Interessengegensätze der an der<br />
Tierhaltung Beteiligten, nämlich die Ansprüche<br />
von Tier, Verbraucher und Landwirt,<br />
können auf einem höheren Niveau als bisher<br />
ausgeglichen werden. Moderne Verfahren der<br />
Tierhaltung verbessern in aller Regel die Umwelt<br />
der Tiere, steigern die Qualität und Sicherheit<br />
der Nahrungsmittel, verringern Gefahren<br />
und bewirken zudem für die Landwirte<br />
eine bessere Produktivität.<br />
Die Forderungen nach Produktsicherheit und<br />
Qualitätskontrollen werden zunehmen<br />
8. Freiwillige Technikprüfungen<br />
fördern tiergerechte Haltung<br />
Die Landwirte sollten sich der neuesten<br />
technologischen Entwicklungen bedienen<br />
und vor allem geprüfte Technik einsetzen, um<br />
den eingeschlagenen Weg zu einer nachhaltigen,<br />
tiergerechten und umweltschonenden<br />
Produktion weiter voranzutreiben. Die DLG<br />
verfügt inzwischen bei ihren Gebrauchswertprüfungen<br />
über Kriterienkataloge, die eine<br />
Gesamtbewertung der verschiedenen Haltungsverfahren<br />
in der Geflügel-, Schweine-,<br />
Milch- und Rindfleischerzeugung zulassen. Es<br />
muss künftig noch mehr als bisher auch Aufgabe<br />
unserer Kommissionen sein, neue Entwicklungen<br />
möglichst gesamtheitlich zu bewerten.<br />
Das erleichtert die Einschätzung dieser<br />
Verfahren durch den Landwirt, aber auch<br />
durch den Verbraucher. Auch damit kann<br />
neues Vertrauen aufgebaut werden. Für die<br />
Bewertung in der Tierhaltung eingesetzter<br />
Techniken bietet die DLG ein wichtiges Instrument.<br />
Deutschland verfügt damit über ein Beurteilungsverfahren,<br />
das technische Entwicklungen<br />
gerade auch in Richtung tiergerechter<br />
und umweltschonender Tierhaltung fördert.<br />
Damit ist eine objektive Bewertung verschiedener<br />
Techniken und Haltungsverfahren gewährleistet.<br />
9. Neues Denken und Handeln, auch<br />
beim Verbraucher<br />
Auch die Verbraucher müssen ihre Schlüsse<br />
aus der BSE-Krise ziehen. Seit Jahren hat<br />
sich bei ihnen die Einstellung verfestigt, dass<br />
Essen nur wenig kosten darf. Beim Griff nach<br />
den billigsten Nahrungsmitteln haben sie zu<br />
selten gefragt, ob diese Produkte zu diesen<br />
Preisen überhaupt noch unter natürlichen und<br />
sicheren Bedingungen erzeugt und verarbeitet<br />
werden können. Die Verbraucher müssen<br />
sich von ihrer Doppelmoral verabschieden,<br />
auf der einen Seite zunehmend nach Produktsicherheit,<br />
nach tiergerechter und umweltverträglicher<br />
Produktion zu rufen, aber auf der<br />
anderen Seite überwiegend nach Billigstprodukten<br />
zu greifen.<br />
10. Der DLG-Beitrag<br />
zur professionellen<br />
Qualitätssicherung und<br />
Entwicklung neuer Techniken<br />
für die Tierhaltung<br />
Die DLG wird ihre Fachkompetenz und ihre<br />
Möglichkeiten zur Lösung der BSE-Problematik<br />
und zur Wiedergewinnung der Glaubwürdigkeit<br />
beim Verbraucher einbringen. Sie sieht<br />
dabei ihren Beitrag vor allem in folgenden Maßnahmen:<br />
● Aktivierung der Selbsthilfe-Potenziale der<br />
Landwirte für eine professionelle und durchgehende<br />
Qualitätssicherung in der Lebensmittelerzeugung.<br />
Dazu sind notwendige<br />
Maßnahmen: die Organisation neuer überbetrieblicher<br />
Wertschöpfungsketten, der<br />
Einsatz moderner Technologien und eine<br />
bessere Orientierung der Erzeugung und<br />
Vermarktung hin auf den Verbraucher. Das<br />
ist in erster Linie eine kommunikative Aufgabe.<br />
● Mitarbeit bei der Beseitigung von Infektionsquellen<br />
für BSE im Futtermittelbereich durch<br />
die Koordination von Entwicklungsarbeiten<br />
und Maßnahmen im DLG-Arbeitskreis Futter<br />
und Fütterung sowie durch die Entwicklung<br />
und Durchführung geeigneter Kontrollverfahren.<br />
● Fachliche und besonders kommunikative<br />
Unterstützung der (staatlichen) Gremien zur<br />
BSE-Bekämpfung auf Bundes- und Länderebene,<br />
um die Informationen über notwendige<br />
Maßnahmen schnell und praktikabel<br />
an die Landwirte und ihre vor- und nachgelagerten<br />
Wirtschaftspartner zu bringen.<br />
● Organisation eines verbesserten Kenntnisaustausches<br />
für eine wirkungsvolle BSE-<br />
Vorsorge zwischen Human- und Veterinärmedizinern<br />
sowie Agrar- und Ernährungswissenschaftlern.<br />
● Intensivierung der Arbeit zur Prüfung und<br />
Entwicklung neuer Techniken für die Tierhaltung<br />
mit dem Ziel, den Tierschutz unter Nutzung<br />
des technischen Fortschrittes zu verbessern.<br />
● Verpflichtung der Hersteller DLG-prämierter<br />
Lebensmittel zu einem „Ehrenkodex” für die<br />
Verwendung hochwertiger Rohstoffe und<br />
einer verbraucherorientierten Deklaration<br />
der Inhaltsstoffe.<br />
■<br />
Gentechnisch verändertes Sojaschrot<br />
„Wo können wir Sojaschrot<br />
kaufen, das nicht<br />
gentechnisch verändert ist?”<br />
Diese Frage wurde uns während der Ausstellung<br />
EuroTier häufiger von Landwirten<br />
gestellt, die durch das Tiermehlverbot verunsichert<br />
waren, welche Futtermittel noch<br />
ohne Bedenken eingesetzt werden können.<br />
Hier noch einmal die Entwicklungen bei<br />
der gentechnisch veränderten Sojabohne<br />
(Roundup-ready), die mit einer Toleranz gegenüber<br />
dem Herbizid „Roundup” ausgestattet<br />
ist.<br />
Nachdem im April 1996 von der EU die<br />
Roundup-ready-Sojabohne nach umfangreichen<br />
Prüfungen ohne Beschränkungen<br />
und ohne besondere Kennzeichnungsvorschriften<br />
zugelassen wurde, kamen mit der<br />
1996er US-Sojabohnenernte erstmals Partien<br />
an Sojabohnen nach Europa, die Anteile<br />
der Roundup-ready-Sojabohnen enthielten.<br />
Eine Trennung zwischen herkömmlichen<br />
und „Roundup-ready”-Sojabohnen wird von<br />
den amerikanischen Farmern nicht vorgenommen.<br />
Daher kommt es schon auf den<br />
Erzeugerbetrieben zu Vermischungen; im<br />
Laufe der Logistikkette (Landhändler, Exportsilos<br />
am Mississippi, Importsilos, z. B. in<br />
Rotterdam, Rheintransport etc.) setzen sich<br />
diese Vermischungen fort. Gleiches gilt inzwischen<br />
auch für Sojaimporte aus Südamerika.<br />
Denn der Anbau der Roundup-ready-Sojabohne<br />
hat sich in wenigen Jahren<br />
wie folgt entwickelt:<br />
In USA werden rd. 50 % der Anbauflächen,<br />
in Brasilien schätzungsweise 5 bis<br />
15 % und in Argentinien über 70 % mit<br />
Roundup-ready-Sojabohnen bestellt.<br />
Daher ist es für die Deutschen und europäischen<br />
Ölmühlen derzeit nicht möglich,<br />
in den benötigten Größenordnungen (Partien<br />
von 50.000 t bis 100.000 t) garantiert<br />
„Gentechnik-freie” Sojabohnen zu beziehen.<br />
Aus diesem Grunde können auch die Ölmühlen<br />
kein garantiert Gentechnik-freies<br />
Sojaschrot anbieten. Für Nebenmärkte von<br />
wenigen 1.000 t kann auf regional eng begrenzte<br />
Angebote (z. B. Sojabohnen aus<br />
Österreich, Italien, Zentralbrasilien) zurückgegriffen<br />
werden, wenn einerseits sichergestellt<br />
ist, dass nur konventionelle Sojabohnen<br />
angebaut werden und andererseits<br />
durch strikt vom übrigen Sojahandel getrennte<br />
Logistiklinien (z. B. Containertransport)<br />
sichergestellt ist, dass es nicht auf<br />
dem Transportweg zu Vermischungen<br />
kommt.<br />
Ob es in Zukunft zu<br />
einer Trennung in<br />
größerem Umfang<br />
zwischen konventionellen<br />
und gentechnisch<br />
veränderten Sojabohnen<br />
kommen<br />
wird, erscheint eher<br />
zweifelhaft. Zahlreiche<br />
Untersuchungen –<br />
auch in Deutschland –<br />
haben bestätigt, dass Sojaschrot aus der<br />
Roundup-ready-Sojabohne absolut gleichwertig<br />
ist mit Sojaschrot aus herkömmlichen<br />
Sorten (substanzielle Äquivalenz); erkennbare<br />
Risiken für Mensch und Tier konnten in<br />
umfangreichen Untersuchungen weltweit<br />
nicht gefunden werden.<br />
Fütterungsversuche und<br />
futtermittelrechtliche Fragen<br />
In früheren Ausgaben dieser Zeitschrift haben<br />
wir bereits über Ergebnisse von Fütterungsversuchen<br />
berichtet. In den nächsten<br />
Heften werden wir aufgrund der aktuellen<br />
Diskussion über weitere, in der jüngsten Vergangenheit<br />
durchgeführte Versuche berichten.<br />
Über die futtermittelrechtliche Bewertung<br />
von Sojaschrot aus der Roundup-ready-Sojabohne<br />
(keine zusätzliche Kennzeichnung<br />
erforderlich etc.) haben wir ausführlich in Heft<br />
1/1997 berichtet. Sollten sich hier Änderungen,<br />
z. B. durch eine Novel-feed-Verordnung<br />
ergeben, werden wir an dieser Stelle diese<br />
Entwicklung ebenfalls darstellen.<br />
5<br />
VeredlungsProduktion 1/2001<br />
VeredlungsProduktion 1/2001
Fütterung<br />
6<br />
Wird der Einsatz pflanzlicher<br />
Proteine zur Kostenfrage?<br />
Dr. Jürgen Weiß, 34117 Kassel<br />
F<br />
ür die Tierernährung hat das Verbot<br />
der Verfütterung proteinhaltiger Erzeugnisse<br />
und von Gewebefetten<br />
warmblütiger Landtiere und Fischen<br />
Konzequenzen in Richtung Protein-,<br />
Energie- und Phosphorversorgung insbesondere<br />
bei Schweinen und Geflügel.<br />
Legt man die Einzelfuttermittelliste der futtermittelrechtlichen<br />
Vorschriften aus dem Jahr<br />
1997 zu Grunde, sind insgesamt 29 Einzelfuttermittel<br />
von dem Verbot betroffen.<br />
Die Zahlen zeigen stark schwankende<br />
Rohprotein-Gehalte der einzelnen Futtermittelkomponenten.<br />
Zur Beurteilung ist aber<br />
nicht nur der RP-Gehalt in der Trockenmasse<br />
(T) heranzuziehen, sondern auch dessen<br />
Qualität. Diese wird durch den Lysingehalt einerseits<br />
und durch das Verhältnis der nächst<br />
wichtigsten Aminosäuren Methionin/Cystin,<br />
Threonin und Tryptophan andererseits charakterisiert.<br />
In den Futtermischungen für<br />
Schweine sollte der Lysingehalt 5 bis 5,3 Prozent<br />
des Rohproteins ausmachen. Das Verhältnis<br />
Lysin zu Methionin/Cystin zu Threonin<br />
zu Tryptophan soll bei 1 : 0,6 : 0,6 : 0,2 liegen.<br />
In der Ferkelaufzucht sollte der Threoninanteil<br />
höher sein und 0,65 betragen.<br />
Verdaulichkeit der<br />
Aminosäuren entscheidend<br />
Die Leistungsfähigkeit von Futterkomponenten<br />
ist jedoch letztendlich von der Verfügbarkeit<br />
der Nährstoffe im Verdauungstrakt der<br />
Tiere abhängig. Im Falle der Aminosäuren<br />
wird diese in Form der praecaecalen Verdaulichkeit<br />
(Dünndarmverdaulichkeit) gemessen.<br />
Bezüglich Tiermehl muss von einer deutlich<br />
verringerten Verdaulichkeit der Aminosäuren<br />
ausgegangen werden, bedingt durch den<br />
sehr starken Erhitzungsprozess. Damit ist die<br />
Proteinqualität allenfalls als durchschnittlich<br />
anzusehen. Für Fischmehl trifft dies nicht zu,<br />
hier ist von einer guten Aminosäureverdaulichkeit<br />
auszugehen. Im Zusammenhang mit<br />
den hohen Protein- und Aminosäuregehalten<br />
ist diese Komponente als sehr hochwertige<br />
Eiweißquelle zu charakterisieren.<br />
Die Beurteilung der vom Verbot betroffenen<br />
Futtermittel darf sich allerdings nicht allein auf<br />
die Proteinkomponente beschränken. Es<br />
handelt sich hier auch um wesentliche Calzium-<br />
und Phosphorlieferanten.<br />
Wenn man wieder die Verdaulichkeit als<br />
Maß aller Dinge zu Grunde legt, muss man<br />
insbesondere für Phosphor von hervorragenden<br />
Werten (80 Prozent) ausgehen. Sojaschrot<br />
und alle anderen pflanzlichen Produkte<br />
haben nicht nur erheblich geringere absolute<br />
P-Gehalte, sondern auch wegen des<br />
hohen Phytatanteils wesentlich geringere Verdaulichkeiten<br />
(Soja: 35 Prozent). Bei dieser<br />
Überlegung ist der Bereich Protein einerseits<br />
und Phosphor andererseits zu betrachten. Als<br />
spezielle Komplexe sind Fett und Gelatine zu<br />
behandeln. Die Haupteiweißquelle in der<br />
Futtermittel<br />
In der Schweinefütterung können Tiermehle in<br />
erster Linie durch Sojaschrot und Rapsschrot<br />
ersetzt werden<br />
(Foto: Hensch)<br />
Schweine- und Geflügelernährung wird Sojaschrot<br />
sein. Für Mastschweine, Zuchtsauen<br />
und auch Legehennen kann man davon ausgehen,<br />
dass aus ernährungsphysiologischer<br />
Sicht die Proteinversorgung über pflanzliche<br />
Komponenten sicherzustellen ist.<br />
Bei den Futtermitteln der Tabelle 1 muss<br />
unterschieden werden zwischen solchen, die<br />
nur in sehr begrenzten Mengen zur Verfügung<br />
stehen – deshalb auch sehr teuer sind – und<br />
solchen, die zumindest in absehbarer Zeit in<br />
Tab. 1: Futterwert der wichtigsten Eiweißfuttermittel<br />
1 000 g Futtermittel enthalten:<br />
T Roh- Roh- Lysin Meth.+ Threo- Trypto- ME Ca P<br />
protein fett Cyst. nin phan<br />
g g g g g g g MJ g g<br />
Sojaschrot HP 890 488 12 30,3 14,2 19,0 6,3 14,6 2,8 7,1<br />
Sojaschrot (42 % Rp) 878 419 17 26,6 12,1 16,4 5,5 12,6 5,2 6,1<br />
Bierhefe, getrocknet 900 469 14 30,5 13,1 22,5 6,1 13,4 2,6 14,8<br />
Kartoffeleiweiß 906 765 15 55,5 29,1 21,5 9,5 18,2 0,9 2,6<br />
Maiskleber 900 637 47 10,8 26,7 21,7 3,2 18,3 0,6 5,0<br />
Rapsextraktionsschrot 890 355 22 19,8 16,0 15,7 4,6 11,0 6,6 11,7<br />
Ackerbohnen 880 262 14 16,5 5,3 9,4 2,4 13,0 1,2 4,8<br />
Erbsen 880 210 10 15,0 5,2 7,8 1,9 13,3 0,9 4,7<br />
Lupinen, blau, süß 897 280 63 13,3 5,4 9,3 1,9 10,9 3,9 4,5<br />
Magermilchpulver 960 350 5 27,4 11,9 15,7 4,5 16,5 13,0 10,1<br />
ausreichender Menge vorhanden<br />
sind. Zur ersteren Kategorie<br />
gehören Bierhefe, Kartoffeleiweiß<br />
und Maiskleber. In der letzten Zeile<br />
der Tabelle 1 ist auch Magermilchpulver<br />
als einzig noch zugelassenes<br />
tierisches Eiweißfutter aufgeführt.<br />
Es ist jedoch kaum anzunehmen,<br />
dass diese Komponente für<br />
Fütterungszwecke zur Verfügung<br />
steht, beziehungsweise bezahlbar<br />
ist. Die genannten Futtermittel<br />
zeichnen sich durch hohe Proteingehalte<br />
mit sehr guter Qualität und<br />
Verdaulichkeit aus und sind deshalb<br />
bevorzugt für die Jungtierernährung<br />
(Ferkel) einzusetzen.<br />
Die zweite Kategorie der in der<br />
Tabelle 1 aufgeführten Eiweißfuttermittel<br />
muss man zwar auch in<br />
erster Linie unter dem Aspekt der Deckung der<br />
durch das Verbot entstandenen Eiweißlücke<br />
sehen. Wegen der Preisentwicklung bei Sojaschrot<br />
sind sie jedoch auch unter dem<br />
Aspekt der Preiswürdigkeit als Ersatz von Sojaschrot<br />
zu betrachten.<br />
Im Aminosäurenmuster<br />
bestehen gravierende<br />
Unterschiede<br />
Futtermittel<br />
nerell niedriger als bei Sojaschrot. Besonders<br />
niedrig ist die Methionin/Cystin-Verdaulichkeit<br />
von Ackerbohnen und auch von Erbsen. Die<br />
hier aufgezeigten qualitativen Unterschiede<br />
müssen bei der Futteroptimierung berücksichtigt<br />
werden.<br />
Wie bei vielen Futtermitteln sind auch bei<br />
einigen pflanzlichen Eiweißfuttermitteln Mengenbegrenzungen<br />
in den Futtermischungen<br />
zu beachten. Diese sind durch spezifische,<br />
schädliche (antinutritive) Pflanzeninhaltsstoffe<br />
bedingt, die sich in größeren Mengen negativ<br />
auf die Futteraufnahme und auf die tierische<br />
Leistung und Gesundheit auswirken. Bei<br />
Rapsextraktionsschrot sind diese zum Beispiel<br />
die Glucosinolate, bei Körnerleguminosen<br />
Tanine, Glucoside sowie eventuell Alkaloide.<br />
In der Tabelle 2 sind Angaben zu Höchstmengen<br />
der verschiedenen Komponenten in<br />
den Futtermischungen aufgeführt. Diese Angaben<br />
beinhalten hohe Sicherheitszuschläge.<br />
Bei einzelnen Komponenten wurden in Tierversuchen<br />
zum Teil erheblich höhere Mengen<br />
ohne negative Auswirkungen eingesetzt.<br />
Phosphorversorgung künftig<br />
vorwiegend mineralisch<br />
Die Deckung des Phosphorbedarfes im<br />
Mischfutter wurde von den Herstellern bisher<br />
ausschließlich über tierische Futtermittel realisiert.<br />
Mineralische Phosphate in Form von<br />
Mono- und Dicalziumphosphaten wurden in<br />
erster Linie von den Mineralfutterherstellern<br />
Tab. 2: Empfohlene Höchstanteile von pflanzlichen Eiweißfuttermitteln<br />
in % im Alleinfutter (88 % T) für:<br />
Ferkel Zuchtsauen Mast- Geflügel Legetragend<br />
säugend schweine Aufzucht hennen<br />
und Mast<br />
Bierhefe, getrocknet 5 10 10 10 8 8<br />
Kartoffeleiweiß 5 3 5 5 – –<br />
Maiskleber 4 10 5 10 15 25<br />
Rapsextraktionsschrot 3 5 5 10 15 10<br />
Ackerbohnen 5 10 10 15 15 10<br />
Erbsen 5 10 10 20 20 20<br />
Süßlupinen, blau, süß 5 10 10 10 20 15<br />
*Braunleger 0 %<br />
Quelle: BLT Grub 1999 und Jahrbuch der Geflügelwirtschaft<br />
Was die praecaecale Verdaulichkeit der<br />
Aminosäuren betrifft, liegt diese bei Rapsextraktionsschrot<br />
und Körnerleguminosen geeingesetzt.<br />
Nunmehr muss auch im Mischfutterbereich<br />
auf die mineralischen Komponenten<br />
zurückgegriffen werden. Dies führt zu<br />
einem erheblichen Mehrbedarf, was unter<br />
dem Aspekt der begrenzten Rohphosphatvorkommen,<br />
der zum Teil erheblichen Belastung<br />
mit Schwermetallen (insbesondere<br />
Cadmium und Fluor), die eliminiert werden<br />
müssen, und des sehr energieaufwendigen<br />
Aufschlusses besonders kritisch zu betrachten<br />
ist. Die Preise, die wegen der höheren Energiekosten<br />
ohnehin gerade erhöht werden<br />
mussten, werden weiter steigen.<br />
Zur besseren Nutzung des in pflanzlichen<br />
Futtermitteln vorhandenen Phytinphosphors<br />
In der Geflügelfütterung muss nach dem Verbot<br />
der Tiermehle nicht nur die Eiweiß-, sondern<br />
auch die Mineralstoffversorgung im Auge<br />
behalten werden<br />
ist auch ein verstärkter Einsatz von Phytase<br />
denkbar.<br />
Hohe Energiedichte für<br />
Jungtieraufzucht nötig<br />
Die Einbeziehung von Tierfett in das Verbot<br />
bringt besonders in der Jungtierernährung<br />
(insbesondere Kälber, aber auch Ferkel) Probleme,<br />
die notwendigen hohen Energiedichten<br />
im Futter zu realisieren. Aber auch im<br />
Mischfutter für Schweine und Geflügel wurde<br />
Tierfett als Energieträger eingesetzt. Mit 24<br />
bis 35 MJ ME/kg ist der Energiegehalt in etwa<br />
doppelt so hoch wie zum Beispiel in Weizen.<br />
Ein Ersatz durch pflanzliche Öle, die zur Zeit<br />
7<br />
VeredlungsProduktion 1/2001<br />
VeredlungsProduktion 1/2001
Fütterung<br />
8<br />
recht preisgünstig sind, ist in der Schweinemast<br />
nicht möglich, da wegen des hohen Anteils<br />
ungesättigter Fettsäuren der Speck eine<br />
weiche Konsistenz bekommen würde, was<br />
seitens der Abnehmer abgelehnt wird. Die<br />
Empfehlungen liegen deshalb für Sojaöl bei<br />
maximal 1,5 und für Rapsöl bei maximal<br />
3Prozent in der Mischung.<br />
Aus qualitativer Sicht ist Tiermehl durch<br />
pflanzliche Proteinfuttermittel zu ersetzen. Ob<br />
Komponenten wie Kartoffeleiweiß, Bierhefe<br />
und Maiskleber in Kombination mit reinen<br />
Aminosäuren einen vollwertigen Ersatz besonders<br />
in der Jungtierernährung bieten können,<br />
muss die Praxis zeigen.<br />
Ausreichende<br />
Proteinversorgung – ein<br />
quantitatives Problem<br />
Das Verbot kommt zu einem Zeitpunkt hoher<br />
Sojaschrot- und Energiepreise. Dadurch<br />
bedingt war die Preisentwicklung bei Aminosäuren<br />
und mineralischen Futterphosphaten<br />
ohnehin nach oben gerichtet. Dieser Trend hat<br />
sich nunmehr gravierend fortgesetzt. Bei Aminosäuren<br />
und auch bei Futterphosphaten<br />
kommt es sogar zur Zeit zu Lieferengpässen.<br />
Insgesamt bringt das Verbot schon gravierende<br />
Einschnitte hinsichtlich der Futterrezepturgestaltung.<br />
Der derzeitige fachliche Kenntnisstand<br />
dürfte eine weitgehende Kompensation<br />
bei Aufrechterhaltung des Leistungspotenzials<br />
ermöglichen. Voraussetzung ist, dass am Rohstoffmarkt<br />
die erforderlichen Mengen an<br />
pflanzlichen Proteinkomponenten, Aminosäuren,<br />
Futterphosphaten und Zusatzstoffen (insbesondere<br />
Enzyme) verfügbar sind. Dies ist<br />
einmal ein Anpassungsproblem, zum anderen<br />
ein Preisproblem. Auf die Tierhaltung kommen<br />
somit auch von dieser Seite her höhere Kosten<br />
zu, die letztendlich an den Verbraucher weitergegeben<br />
werden müssen.<br />
■<br />
Der direkte Draht<br />
Dr. Jürgen Weiß<br />
Tel.: 05 61/72 99-273<br />
Fax: 05 61/72 99-220<br />
Gute Leistungen mit eigenen<br />
Mastmischungen!<br />
Bernhard Kloth, LK Münster, 48653 Coesfeld<br />
Eine erfolgreiche Schweinmast erfordert<br />
eine Optimierung aller Einflussfaktoren.<br />
Ergebnisse schwanken stark<br />
Auch die Ergebnisse aus dem Wirtschaftsjahr<br />
1999/2000 machten deutlich, dass die<br />
Deckungsbeiträge je Mastplatz von Betrieb zu<br />
Betrieb um mehr als 100 % schwanken.<br />
Die Übersicht zeigt, wie sehr sich unterschiedliche<br />
Kosten und unterschiedliche biologische<br />
Leistungen auf das wirtschaftliche Ergebnis<br />
auswirken.<br />
So erzielten erfolgreiche Betriebe mit hohen<br />
Leistungsdaten 99/00 noch Unternehmergewinne<br />
je Mastplatz. Die weniger erfolgreichen<br />
Betriebe, oft mit gleichem Produktionsumfang,<br />
mussten auch 1999/2000 Verluste verbuchen.<br />
Energie- und Eiweißträger<br />
optimieren<br />
Hofeigene Futtermischungen bringen Vorteile<br />
in der Mast<br />
Ein Einflussfaktor in der Mast, den es zu optimieren<br />
gilt, ist die Fütterung und der Einsatz<br />
von Energie- und Eiweißträgern.<br />
Der Einsatz von Getreide und CCM aus der<br />
eigenen Produktion in Verbindung mit Sojaschrot<br />
und Mineralfutter ist in Westfalen-Lippe<br />
weit verbreitet.<br />
Optimale, im Eiweiß-, Energieverhältnis ausgewogene<br />
Futtermischungen sind eine Grundvoraussetzung<br />
für hohe Leistungen in der Mast.<br />
Rund 90 % der westfälischen Mastbetriebe<br />
mischen ihr Futter selbst. Sie setzen als Energieträger<br />
das selbsterzeugte Getreide und<br />
CCM ein. Der niedrige pH-Wert beim CCM wirkt<br />
sich in der Fütterung stabilisierend aus und beeinflusst<br />
die biologischen Leistungen positiv.<br />
Die Eiweißergänzung erfolgt überwiegend<br />
durch Sojaschrot oder Eiweißkonzentrat. Rund<br />
46 % der Betriebe, die Sojaschrot einsetzen, ergänzen<br />
diesen Eiweißträger mit Aminosäuren.<br />
Der gezielte Einsatz von Aminosäuren im Futter<br />
ermöglicht eine Reduzierung des Rohproteingehaltes<br />
im Futter und damit eine Verringerung<br />
der N-Ausscheidungen.<br />
Das preiswürdige Lysin fördert diese Entwicklung.<br />
Bei der differenzierten Zuführung der<br />
einzelnen Aminosäuren ist es besonders im Jugendstadium<br />
der Tiere und bei Sensorfütterung<br />
gut möglich, das Fleischbildungsvermögen entsprechend<br />
der Genetik der Schweine voll<br />
auszuschöpfen. Mit diesem Verfahren sind die<br />
Voraussetzungen für optimale biologische und<br />
ökonomische Ergebnisse gegeben.<br />
Die Beratungsempfehlung, selbsterzeugte<br />
hochwertige Energieträger besonders dann,<br />
wenn dafür alle technischen Einrichtungen vorhanden<br />
sind, auch im eigenen Betrieb einzusetzen,<br />
wird durch die Betriebszweigergebnisse<br />
bestätigt.<br />
Das Alleinfutter kostete in den ausgewerteten<br />
Betrieben im Durchschnitt des Wirtschaftsjahres<br />
1999/2000 incl. MwSt. 33,14 DM. Für<br />
die Eigenmischung (Getreide und CCM) wurden<br />
incl. Mahl- und Mischkosten im Durchschnitt<br />
31,22 DM je dt ermittelt. Der Rückgang der Getreidepreise<br />
durch die EG-Agrarreform hat die<br />
Preise in den letzten Jahren auf dieses Niveau<br />
gedrückt. Da das Netz (der Interventionspreis)<br />
noch unter dem derzeitigen Getreidepreisniveau<br />
liegt, kann der Weltmarktpreis für Getreide<br />
bei hohen Erntemengen noch etwas absacken,<br />
wie die Erfahrung vergangener Jahre zeigt.<br />
Basis für die Ermittlung des dt-Preises der<br />
Eigenmischung ist der durchschnittlich erzielbare<br />
Verkaufserlös für Getreide aus dem Wirtschaftsjahr<br />
zzgl. Mahl- und Mischkosten.<br />
Der CCM-Preis wird davon unter Berücksichtigung<br />
des unterschiedlichen Trockensubstanzgehaltes<br />
und Eiweißergänzungsbedarfes<br />
abgeleitet. Mit dem Einsatz von Getreide/CCM<br />
als Energieträger erzielten die ausgewerteten<br />
Betriebe im Vergleich zum Einsatz von Alleinfutter<br />
nach Verrechnung der Ferkelpreis- und Erlösdifferenzen<br />
– eine Reduzierung des Futteraufwandes pro<br />
kg Zuwachs um 50 g<br />
– eine Einsparung bei den Futterkosten je kg<br />
Zuwachs um 7 Pf.<br />
– eine Differenz bei den Produktionskosten<br />
von 0,05 DM je kg Schlachtgewicht zugunsten<br />
der Eigenmischung<br />
Dieses Ergebnis wird auch bestätigt, wenn<br />
die Eiweißgrundlage untersucht wird. Bei den<br />
Betrieben, die Sojaschrot und Aminosäuren als<br />
Eiweißträger einsetzen, werden im Vergleich<br />
zum Einsatz von Ergänzungsfutter nach Verrechnung<br />
der Ferkelpreis- und Erlösdifferenzen<br />
auch Leistungsunterschiede deutlich. Diese<br />
Unterschiede reduzieren die Gesamtproduktionskosten<br />
der mit Sojaschrot und Aminosäuren<br />
ergänzten Getreide-/CCM-Mischung im Vergleich<br />
zum Einsatz von Ergänzungsfutter ebenfalls<br />
um 0,05 DM je kg Schlachtgewicht.<br />
Die Daten zeigen, dass die Eigenmischungen<br />
mit definierbaren Eiweißträgern (Soja +<br />
Aminosäuren) von hochwertiger Qualität sind<br />
und den Vergleich nicht scheuen müssen.<br />
Fazit<br />
Die Fütterung der Mastschweine ist ein wichtiger<br />
Einflussfaktor, der die Rentabilität der Mast<br />
entscheidend beeinflusst. Klar definierbare<br />
Energie- und Eiweißträger bringen Vorteile in<br />
der Mast. Sie sind berechenbar, sicher und werden<br />
auch vom Verbraucher akzeptiert.<br />
Bei ständig wechselnden Rohstoffen besteht<br />
eher die Gefahr, dass eine Partie dabei ist, die<br />
mit Bakterien, Pilzen oder Milben belastet ist.<br />
Auch für Eigenmischer gilt:<br />
Toxische Belastungen, die bereits im Futter<br />
vorhanden sind, können durch Futterhygiene<br />
nicht aufgehoben werden. Natürlich ist Futterhygiene,<br />
wie z. B. Reinigung der Futtertröge,<br />
Futterautomaten, Tränken, Anmischbehälter<br />
und Flüssigfütterungsleitungen notwendig, damit<br />
sich Bakterien und Pilze nicht rasend schnell<br />
vermehren oder sogar erst z. B. in den<br />
Flüssigfütterungsleitungen entstehen. Dabei ist<br />
festzustellen, dass die inzwischen weit verbreitete<br />
Sensorfütterung und das Ausfüttern über<br />
Stichleitungen Hygieneprobleme reduziert.<br />
Somit können Landwirte, die ihr Futter selbst<br />
produzieren, besonders bei den Energieträgern<br />
Futterhygiene von der Ernte bis in den Trog be-<br />
treiben, um dadurch die Mastergebnisse positiv<br />
zu beeinflussen. Futterhygiene fängt schon bereits<br />
bei der Ernte an.<br />
Getreide, das nach dem Mähdrusch zu lange<br />
zwischengelagert und vor der Trocknung nicht<br />
ausreichend belüftet wird, weist schon einen erhöhten<br />
Gehalt an Pilzen und Hefen auf. Blähungen<br />
und Durchfall können die Folge sein.<br />
Neben der Futterhygiene sind für den Mastverlauf<br />
das richtige Verhältnis von Eiweiß und<br />
Energie sowie die richtige Zusammensetzung<br />
der Aminosäuren entscheidend.<br />
Tab. 1: Einflussfaktoren auf wirtschaftliches<br />
Ergebnis<br />
Wirtschaftsjahr 1999/00<br />
Deckungsbeitrag je Mastplatz<br />
bis 50,00 DM über 125,00 DM<br />
Futterverwertung 1 3,04 2,85<br />
Ferkelpreis DM (25 kg) DM 98,00 91,00<br />
Erlös je kg SG (56 % MFA) DM 2,45 2,53<br />
Tierverluste % 4,10 2,80<br />
Umtrieb 2,15 2,70<br />
Futterkosten/Schwein DM 88,00 78,00<br />
Produktionskosten/kg SG DM 2,78 2,40<br />
U-Gewinn/Verlust/Platz DM –64,00 + 40,00<br />
Das Aminosäurenmuster ist bei der herkömmlichen<br />
Mast mit Getreide, CCM und Sojaschrot<br />
oder hochwertigem Eiweißkonzentrat<br />
relativ ausgeglichen. Hier gibt es deshalb wenig<br />
Probleme.<br />
Der Rückgang der Getreidepreise war durch<br />
die EG-Agrarreform vorgegeben. Wirtschaftlich<br />
wurde somit der Einsatz von Getreide und CCM<br />
für den Schweinemäster immer interessanter.<br />
Die Entwicklung zeigt, dass sich die Mastbetriebe<br />
zunehmend auf diese Situation einstellen<br />
und mehr Getreide in Verbindung mit Sojaschrot<br />
und Mineralfutter oder hochwertigem Eiweißkonzentrat<br />
einsetzen. Die BSE-Diskussion<br />
wird diesen Trend fördern.<br />
Besonders in der Mast mit Abfallfutter ist auf<br />
einen gezielten Ausgleich der Aminosäuren zu<br />
achten.<br />
Bei der Zusammensetzung der Futtermischungen<br />
sind die Orientierungsdaten der DLG<br />
oder der Landwirtschaftskammer, die die Anforderungen<br />
bei Phasenfütterung berücksichtigen,<br />
eine wichtige Hilfe.<br />
9<br />
VeredlungsProduktion 1/2001<br />
VeredlungsProduktion 1/2001
10<br />
Parameter für eine erfolgreiche Mast<br />
■ Optimale Ferkelqualität<br />
– einheitliche Genetik<br />
– gleiches Alter<br />
– gleiches Einstallgewicht<br />
– guter Gesundheitsstatus<br />
■ Fütterung nach Futterkurve<br />
■ Rationsgestaltung<br />
– Einsatz von hochverfügbaren<br />
Aminosäuren<br />
– Aminosäurenversorgung nach Herkunft<br />
und Geschlecht<br />
Phasenfütterung brachte<br />
wirtschaftliche Vorteile<br />
Die Phasenfütterung brachte im Wirtschaftsjahr<br />
1999/00 aufgrund der gestiegenen Eiweißpreise<br />
ebenfalls wirtschaftliche Vorteile. Die Betriebszweigauswertungen<br />
in westfälischen<br />
Mastbetrieben ergaben eine Steigerung des<br />
Deckungsbeitrages bei der mehrphasigen Fütterung<br />
von + 2,60 DM im Vergleich zur einphasigen<br />
Futterzuteilung. Zur Zeit füttern nur noch<br />
14 % der Betriebe einphasig. Mit zunehmendem<br />
Rein-Raus und mit den<br />
jetzt zur Verfügung stehenden modernen<br />
computergesteuerten Flüssigfütterungsanlagen<br />
nimmt der Anteil<br />
der Betriebe, die zwei-, drei- oder<br />
mehrphasig füttern ständig zu. Die<br />
Entwicklung ist zur Vermeidung von<br />
N- und P-Überschüssen in der Gülle<br />
und unter Berücksichtigung der Düngemittelanwendungsverordnung,<br />
die<br />
am 1. Juli 1996 in Kraft getreten ist, nur zu begrüßen.<br />
Wachstumsangepasste<br />
Nährstoffversorgung<br />
Eine wachstumsangepasste Nährstoffversorgung<br />
von Mastschweinen hat folgende Ziele:<br />
1. Vor dem Hintergrund einer verschärften Umweltgesetzgebung<br />
werden die Stickstoffund<br />
Phosphor-Ausscheidungen durch eine<br />
konsequente Phasenfütterung vermindert.<br />
Universalmastbetriebe liegen zwischen 62<br />
und 65 g N-Ausscheidung/kg Zuwachs und<br />
– Proteinversorgung nach Herkunft<br />
und Geschlecht<br />
– Phasenfütterung nach Herkunft und<br />
Geschlecht<br />
– Abgestimmte Wirkstoffversorgung<br />
■ Optimales Mastendgewicht entsprechend<br />
dem Wachstumsverlauf<br />
der Herkünfte<br />
■ Getrenntgeschlechtliche Mast<br />
■ Rein-Raus-Verfahren<br />
zwischen 12 und 15 g P-Ausscheidung/kg<br />
Zuwachs.<br />
Rechnet man diese Werte auf ein Mastschwein<br />
mit 90 kg Zuwachs um, so ergeben<br />
sich folgende Ausscheidungen:<br />
Stickstoff (N): 5,6–5,8 kg pro Mastschwein<br />
Phosphor (P): 1,1–1,4 kg pro Mastschwein<br />
(entspricht ca. 2,4–5,0 kg Phosphat)<br />
Schon bei einer konsequenten 2-Phasenmast<br />
sinken die Werte auf unter 60 g N-Ausscheidung/kg<br />
Zuwachs und unter 11 g P-<br />
Ausscheidung/kg Zuwachs. Durch den Einsatz<br />
von Aminosäuren und Phytase (bei<br />
gleichzeitiger Einhaltung der Nährstoffempfehlungen)<br />
können diese Ausscheidungen<br />
auf etwa 50 g N/kg Zuwachs und unter 10 g<br />
P/kg Zuwachs abgesenkt werden.<br />
2. Durch Einsparung von Futterprotein und<br />
-phosphor werden die Futterkosten verringert.<br />
3. Die Leistungsparameter wie Futterverwertung,<br />
Tageszunahmen, Muskelfleischanteil<br />
und damit die Wirtschaftlichkeit bleiben<br />
zumindest unbeeinflusst oder werden sogar<br />
verbessert.<br />
Die richtige Auswahl der Energie- und Eiweißträger<br />
ist ein Einflussfaktor zur Optimierung<br />
der Schweinemast. Weitere Parameter für eine<br />
erfolgreiche Mast sind im Überblick zusammengestellt.<br />
■<br />
Der direkte Draht<br />
Bernhard Kloth<br />
Tel.: 0 25 41/9 10 48 · Fax: 0 25 41/9 10 33<br />
Rückblick Euro Tier<br />
In der Zeit vom 28. November bis<br />
01. Dezember 2000 fand in Hannover wiederum<br />
die Fachmesse „EuroTier” statt, bei<br />
der der Verband Deutscher Oelmühlen mit<br />
einem Informationsstand in Halle 19 vertreten<br />
war.<br />
Alle Besucher werden sich erinnern, dass das<br />
Messegeschehen durch die dramatischen Entwicklungen<br />
in Sachen BSE/Tiermehlverbot dominiert<br />
wurde. So auch am Stand des Verbandes.<br />
Folglich waren auch die am häufigsten gestellten<br />
Fragen:<br />
Was machen die Sojaschrot-Preise?<br />
Gibt es genug Sojaschrot, um Tiermehl zu<br />
ersetzen?<br />
Während die erste Frage von uns nur annäherungsweise<br />
beantwortet werden konnte, da wir<br />
keinen Hellseher an unserem Stand hatten, konnten<br />
wir zur zweiten Frage konkrete Fakten nennen,<br />
die belegen, dass die Eiweißlücke infolge des Tiermehlverbotes<br />
durch Sojaschrot und andere Ölschrote<br />
problemlos geschlossen werden kann<br />
(siehe Beitrag auf Seite 2, 3 in diesem Heft).<br />
Neben diesem aktuellen Thema hatten viele<br />
Landwirte/Berater eine Vielzahl ganz konkreter<br />
Fragen und Anregungen. Weil in der Hektik des<br />
Messegeschäftes solche Dinge vielfach zu kurz<br />
kommen und weil viele dieser Themen von allgemeinem<br />
Interesse sind, wollen wir an dieser Stelle<br />
häufig gestellte Fragen nochmals kurz beantworten.<br />
Ist unser Sojaschrot aus gentechnisch veränderten<br />
Sojabohnen?<br />
Antwort: Siehe Bericht Seite 5, 22 dieser Ausgabe.<br />
Wie kommt es, dass Sojaschrot manchmal<br />
goldgelb und manchmal gelb/bräunlich ist?<br />
Antwort: Die unterschiedliche Farbe resultiert aus<br />
unterschiedlichen Farben der Schalen und des<br />
Kernmaterials. Während in den USA in erster Linie<br />
Sojabohnen mit gelber Schale und hellem Kernmaterial<br />
angebaut werden, die zu einem goldgelben<br />
Sojaschrot führen, werden in Südamerika<br />
häufig Sojabohnen mit einer dunkleren, fast braunen<br />
Schale angebaut, die dann auch zu einem<br />
deutlich dunkleren, fast bräunlichen Sojaschrot<br />
führen. Rückschlüsse auf die Qualität des Sojaschrotes<br />
(Eiweißgehalt, Rohfasergehalt etc.) lassen<br />
sich daraus nicht ziehen.<br />
Was ist Soypass bzw. Rapass?<br />
Antwort: Soypass und Rapass sind die Handelsnamen<br />
für pansengeschütztes Sojaschrot bzw.<br />
Rapsschrot. Gerade bei Hochleistungskühen<br />
kommt es darauf an, ausreichend darmverfügbares<br />
Eiweiß für eine hohe Milchleistung und optimale<br />
Milchinhaltsstoffe zur Verfügung zu stellen.<br />
Landwirte, die sich über die neuesten Erkenntnisse<br />
zur Proteinversorgung der Milchkühe informieren<br />
wollen, können die Broschüre „Pansengeschütztes<br />
Sojaschrot in der Milchviehfütterung”<br />
kostenlos anfordern bei der<br />
American Soybean Association<br />
Tel.: 040-41345500<br />
Fax: 040-41345508<br />
Lohnt der Einsatz von HP-Sojaschrot in der<br />
Schweinemast?<br />
Antwort: HP-Sojaschrot enthält mit rd. 48 %<br />
Rohprotein ca. 10 % mehr Eiweiß als normales<br />
Sojaschrot und mit 3,5 % Rohfaser deutlich weniger<br />
Faserstoffe. Durch die Verwendung von HP-<br />
Sojaschrot kann der Sojaschrot-Anteil zugunsten<br />
des Getreideanteils reduziert werden; der Energiegehalt<br />
der Ration steigt und die Futterverwertung<br />
wird verbessert. In vielen Mastrationen, in denen<br />
die Energiekonzentration der begrenzende<br />
Faktor für die Mastleistung ist, kann daher der Einsatz<br />
von HP-Sojaschrot und 1 bis 3 % Sojaöl bzw.<br />
Rapsöl zur Staubbindung und Energieanreicherung<br />
empfohlen werden. Sowohl aus Fütterungsversuchen<br />
als auch aus zahlreichen Praxiserfahrungen<br />
lässt sich insgesamt eine Verbesserung<br />
der Wirtschaftlichkeit ableiten.<br />
Kann man in der Bullenmast Sojaschrot<br />
durch Rapsschrot ersetzen?<br />
Antwort: Bei hohen Sojaschrot-Preisen suchen<br />
Bullenmäster immer wieder nach alternativen Eiweißfuttermitteln.<br />
00-Rapsschrot kann bei entsprechend<br />
günstigen Angeboten (Rapsschrot<br />
muss um mehr als 1/3 günstiger im Preis sein als<br />
Sojaschrot) durchaus problemlos rd. die Hälfte<br />
Tipp<br />
PIGGI WIN<br />
Neue kostenlose Up-date-Version<br />
im Internet<br />
Alle bisherigen PIGGI WIN-Anwender<br />
können eine up-date-Version Ihres Programms<br />
Piggi Win 1.0. kostenlos im Internet<br />
unter folgender Adresse abrufen:<br />
www.oelmuehlen.de. Installieren Sie das<br />
neue Programm in der üblichen Weise. Ihre<br />
vorhandene Datenbank wird beim ersten<br />
Start der neuen Version geringfügig angepasst.<br />
Dabei erscheint einmalig zu Beginn<br />
eine Sanduhr. Schon eingerichtete Datenbestände<br />
und Einstellungen bleiben davon<br />
unberührt.<br />
des Sojaschrotes in der Futterration ersetzen. Ein<br />
vollständiger Ersatz von Sojaschrot durch Rapsschrot<br />
– wie es von manchen Praxisbetrieben vorgenommen<br />
wird – kann derzeit noch nicht generell<br />
empfohlen werden. Sojaschrot wird bekanntlich<br />
wegen seiner Schmackhaftigkeit bevorzugt gefressen<br />
und kann somit zu einer insgesamt hohen<br />
Futteraufnahme beitragen. Ein völliger Verzicht auf<br />
Sojaschrot kann u. U. die Gesamtfutteraufnahme<br />
und damit letztlich die Tageszunahmen reduzieren.<br />
Daher empfiehlt es sich aus Sicherheitsgründen<br />
auch bei hohen Preisen, Sojaschrot nur teilweise<br />
zu ersetzen.<br />
Warum gibt es nicht immer Sonnenblumenschrot?<br />
Antwort: Meistens verarbeiten Ölmühlen Sonnenblumen<br />
im Wechsel mit Raps. Daher empfiehlt<br />
Gewinner – Preisausschreiben<br />
EuroTier<br />
1. Preis – 500 kg Sojaschrot<br />
Thomas Höing, Büren 23,<br />
48712 Gescher<br />
2. Preis – 100 l Sojaöl oder Rapsöl<br />
Andrea Mudde, Helmter Weg 4,<br />
26446 Horsten<br />
3. Preis – 100 l Biodiesel<br />
Otto Keller, Huppendorferstr. 4,<br />
96167 Königsfeld<br />
es sich für Landwirte, die Sonnenblumenschrot<br />
z. B. als Eiweiß- und Rohfaserträger<br />
in der Sauenfütterung einsetzen,<br />
bei der Bestellung ihren Lieferanten<br />
frühzeitig (2 bis 4 Wochen vor dem Liefertermin)<br />
zu informieren, damit dieser bei<br />
der Ölmühle rechtzeitig einen Liefertermin<br />
für die benötigte Menge an Sonnenblumenschrot<br />
festlegen kann.<br />
Wo kann ich Sojaöl oder Rapsöl zum reduzierten<br />
Mehrwertsteuersatz kaufen?<br />
Antwort: Das Steuerrecht sieht für rohe Pflanzenöle<br />
eine Belastung mit vollem Mehrwertsteuersatz<br />
(16 %) vor, während raffinierte Pflanzenöle nur<br />
mit dem ermäßigten Steuersatz belegt werden.<br />
Für rohe Pflanzenöle, die eindeutig für die Fütterung<br />
eingesetzt werden sollen, gibt es die Möglichkeit,<br />
ebenfalls den reduzierten Mehrwertsteuersatz<br />
zu erheben, wenn z. B. durch die Beimischung<br />
von Propionsäure oder die Zumischung<br />
von Fettsäuren eine eindeutige Zweckbestimmung<br />
(Fütterung) vorgenommen wird. Inzwischen<br />
ist u. a. ein derartiges Produkt unter der Handelsbezeichnung<br />
„Sojasil“ (91% Sojaöl + 9 % Propionsäure)<br />
am Markt.<br />
Erste Berater-CD vorgestellt<br />
Zur EuroTier hat der Verband Deutscher Oelmühlen<br />
eine erste Version einer „Berater-CD” vorgestellt,<br />
die neben aktuellen Informationen zum<br />
Sojaschrot- und Rapsschrot-Einsatz in der Rinder-,<br />
Schweine- und Geflügelfütterung – die ggf.<br />
auch ausgedruckt werden können – eine aktualisierte<br />
Fassung der Folienserie „Schwerpunkt<br />
Soja” sowie Demoversionen unserer Computer-<br />
Fütterungsprogramme PiggiWin ® und MILLIWin ®<br />
enthält.<br />
Fütterungsberater, die während der Ausstellung<br />
keine Gelegenheit hatten, „Ihre” Berater-CD<br />
abzuholen, können diese jetzt noch kostenlos<br />
beim Verband anfordern:<br />
Verband Deutscher Oelmühlen e.V.<br />
Am Weidendamm 1a, D-10117 Berlin<br />
Tel.: 030-72625900 - Fax: 030-72625999<br />
Allen Besuchern an unserem Stand in Hannover<br />
nochmals ein „Herzliches Dankeschön”. Den<br />
drei Hauptgewinnern unseres Preisrätsels einen<br />
besonderen Glückwunsch (siehe Kasten). ■<br />
Ausstellung<br />
11<br />
VeredlungsProduktion 1/2001<br />
VeredlungsProduktion 1/2001
Schweineproduktion und -fütterung<br />
gen beim Umgang mit bestimmten Säuren beziehungsweise<br />
alkalischen Reinigungsmitteln.<br />
Technik<br />
12<br />
Nachlese von der EuroTier'2000<br />
Prof. Dr. Josef Eckl, Fachhochschule Weihenstephan<br />
Auch im Jahr 2000 demonstrierte die EuroTier mit ihrem starken Besucherandrang<br />
wieder eindrucksvoll: sie ist nicht nur national, sondern auch international<br />
eine führende Fachausstellung für die Veredelungswirtschaft. Grundsätzlich erhält<br />
gegenwärtig bei allen Herstellern eine hochentwickelte, effektive Futter- und<br />
Fütterungshygiene als Grundvoraussetzung hoher Zucht-, Mast- und Schlachtleistungen<br />
einen immer höheren Stellenwert. Intelligentere Fütterungscomputer<br />
profitieren immer mehr von den Möglichkeiten moderner Kommunikationstechnologie.<br />
Nicht zuletzt war das Technikangebot für die Schweinehaltung auf der Euro-<br />
Tier’2000 auch durch die zu erwartenden Veränderungen einer überarbeiteten<br />
Schweinehaltungsverordnung beeinflusst.<br />
Datentransfer und Datenaustausch von der<br />
Handterminal-Empfangsstation – beispielsweise<br />
an der Tierwaage – bis zum Betriebs-PC<br />
und darüber hinaus über Vernetzung<br />
„Störung bei M16 – kein Futterfluss von Komponente<br />
5” so könnte eine Meldung des Fütterungscomputers<br />
über die Terminalstation an<br />
das Betriebsleiterhandy lauten<br />
Auch Spracherkennung ist für moderne Fütterungscomputer<br />
kein Problem<br />
Fütterungscomputer:<br />
leistungsfähiger, intelligenter<br />
und zunehmend vernetzt<br />
Insbesondere bei größeren Beständen haben<br />
sich Fütterungscomputer zur Steuerung<br />
des Fütterungsvorganges und zur Datenauswertung<br />
als Standardlösung eingeführt. Für die<br />
ständigen Arbeiten am Fütterungscomputer bilden<br />
ein benutzerfreundlich gestaltetes Fütterungsprogramm<br />
und eine leicht einzusehende<br />
und übersichtliche Datenanzeige sicherlich eine<br />
wesentliche Erleichterung. Neue Programmversionen<br />
lassen inzwischen auch bei der Prozesssteuerung<br />
sowie beim Bestandsmanagement<br />
kaum mehr Wünsche offen. Moderne Kommunikationstechnologie<br />
eröffnet bei der landwirtschaftlichen<br />
Computervernetzung immer mehr<br />
Möglichkeiten. Verschiedene Hersteller zeigten<br />
auf der EuroTier dazu unterschiedliche Ansätze.<br />
Befehlsvorgaben durch die Sprache sind in diesem<br />
Bereich genauso möglich wie eine Verbindung<br />
der computergesteuerten Flüssigfütterungsanlage<br />
zum Telefon-Handy, um auch bei<br />
Aufenthalten außerhalb des Stalles automatisch<br />
Informationen über Anlagenstörungen übermittelt<br />
zu bekommen und eventuell sofort auf telefonischem<br />
Wege Abhilfe zu schaffen. Zum anderen<br />
lassen sich verschiedene Betriebscomputer<br />
über eine Busleitung miteinander vernetzen,<br />
um innerhalb und über eine Datenschnittstelle<br />
auch außerhalb der betrieblichen Ebene<br />
eine Datenübertragung und Anbindung beispielsweise<br />
zu Handelspartnern oder Zuchtverbänden<br />
zu ermöglichen.<br />
Gesamtkonzepte für eine<br />
hochentwickelte Fütterungshygiene<br />
Wie bei der vorhergehenden EuroTier waren<br />
auch diesmal im Bereich der Fütterungshygie-<br />
oben: Computergesteuerte Flüssigfütterungssysteme<br />
mit ihrem universellen Futtermitteleinsatz<br />
entwickeln sich bei allen Herstellern zu<br />
einer Technik sowohl für die Mastschweine-,<br />
Zuchtschweine- als auch Ferkelfütterung<br />
rechts: Säurenebler zur Reinigung des Anmischbehälters<br />
und der Rohrleitungen wurden<br />
von einer Vielzahl von Herstellern gezeigt<br />
(im Bild Silohaake)<br />
Von der Gülle verbleiben beim Ecobestverfahren<br />
von Weda nur noch Pellets<br />
ne interessante Weiterentwicklungen und Neuheiten<br />
zu sehen. Von der Aufbereitung bis hin<br />
zur Ausdosierung präsentierten alle Aussteller<br />
Techniken, um Beeinträchtigungen der Futterqualität<br />
zu vermeiden beziehungsweise zu reduzieren.<br />
Insbesondere durch den Einsatz von<br />
Säuren, aber auch alkalisch wirkenden Reinigungsmitteln<br />
wurden sehr effektive Reinigungssysteme<br />
für die Flüssigfütterung entwickelt,<br />
um eine einwandfreie Anlagenhygiene<br />
sicherzustellen. Praxiserfahrungen haben gezeigt,<br />
dass durch einen Säurenebel der<br />
Schmierfilm im Anmischbehälter vermieden<br />
werden kann. Nicht übersehen werden dürfen<br />
in diesem Zusammenhang allerdings die erforderlichen<br />
sicherheitstechnischen Vorkehrun-<br />
Haltungs- und<br />
Fütterungssysteme für die<br />
gruppenweise Zuchtsauenhaltung<br />
Hersteller und Fachleute erwarten von der in<br />
absehbarer Zeit kommenden, überarbeiteten<br />
Schweinehaltungsverordnung im Bereich der<br />
Zuchtsauenhaltung ähnlich wie in mehreren<br />
anderen europäischen Ländern eine stärkere<br />
Orientierung zur gruppenweisen Haltung zumindest<br />
von tragenden Sauen. Diesem Trend<br />
trugen viele Hersteller Rechnung, indem sie<br />
Gruppenfütterungs- und Haltungssysteme<br />
präsentierten. Eine Weiterentwicklung der bisherigen<br />
Abruffütterung stellt die „Belados-Abrufstation”<br />
dar. Sie besteht lediglich aus einem<br />
kleinen Trog für die computergesteuerte Flüssigfutterzuteilung<br />
in sehr kleinen Portionen von<br />
einem drittel Liter. Die bekannten beziehungsweise<br />
weiterentwickelten Dribbelfütterungen,<br />
Breinuckelstationen sowie Flüssigfütterungen<br />
in unterschiedlichster Ausstattung zeigten verschiedene<br />
Hersteller als Lösungsansätze für<br />
die Haltung und Fütterung in Sauengruppen.<br />
Umwelt und Energie<br />
Dass derzeit ein erhebliches Interesse von<br />
Tierhaltern an der Biogastechnik besteht, bewiesen<br />
nicht nur die zahlreichen Aussteller auf<br />
der EuroTier’2000, sondern auch der starke<br />
Besucherandrang an diesen Ständen. Reges<br />
Interesse fand ein System zur Bearbeitung und<br />
Beseitigung von Gülle in einem geschlossenen<br />
Stallkonzept. Wenn auch die Notwendigkeit eines<br />
derartigen Systems derzeit für die breite<br />
deutsche Praxis nicht gegeben ist, so bildet es<br />
doch einen interessanten Ansatz für die<br />
zukünftige Lösung des Gülleproblems. ■<br />
Der direkte Draht<br />
Prof. Dr. Josef Eckl<br />
Tel.: 0 81 61/71 43 19<br />
Fax: 0 81 61/71 44 96<br />
Von oben nach unten: Im direkten Vergleich<br />
und praktischen Einsatz auf der EuroTier 2000<br />
– die herkömmliche Abruffütterung, die Breinuckelfütterung<br />
sowie das Belados-System<br />
von Duräumat für größere Sauengruppen<br />
Technik<br />
13<br />
VeredlungsProduktion 1/2001<br />
VeredlungsProduktion 1/2001
Fütterung<br />
14<br />
Ernährung der Milchkuh<br />
vor dem Kalben<br />
Dr. Karl-Heinz Südekum, 24118 Kiel<br />
Im Kontrast zu den intensiven Bemühungen um eine leistungsgerechte Ernährung<br />
der Milchkuh in der Frühlaktation steht die Fütterung im Zeitraum vom Trockenstellen<br />
bis zur Kalbung. Sowohl die Körperkondition der Tiere zum Zeitpunkt des<br />
Trockenstellens als auch die Ernährung der Trockensteher sind von hervorragender<br />
Bedeutung für den Erfolg aller Fütterungsstrategien in der Frühlaktation im Hinblick<br />
auf Leistung und Gesundheit der Tiere.<br />
Während der Trockenstehphase bestehen<br />
nur sehr geringe Möglichkeiten, die Körperkondition<br />
der Tiere zu beeinflussen. Wenn eine Körperkonditionsbewertung<br />
nach dem „Body Condition<br />
Score“ (BCS) vorgenommen wird, sollten<br />
Kühe zum Trockenstellen einen Wert von 3 – 3,5<br />
(max 3,75) auf der von 1 (abgemagert) bis 5 (total<br />
verfettet) reichenden BCS-Skala haben<br />
(HUTJENS, 1996). Dünnere Tiere haben keine<br />
Energiereserven für die nachfolgende Laktation<br />
(1 kg mobilisiertes Körperfett liefert Energie für 7<br />
bis 10 kg Milch), dickere Tiere haben häufig zu<br />
Beginn der Laktation einen zu geringen Appetit<br />
und entsprechend unzureichende TM-Aufnahmen.<br />
Energieversorgung<br />
Unter Ernährungsgesichtspunkten muss die<br />
Trockenstehzeit in wenigstens zwei Phasen unterteilt<br />
werden. In der ersten Phase (vom<br />
Trockenstellen bis zur 4. Woche vor dem Kalben)<br />
sollte die Energie- und Rohproteinversorgung<br />
knapp, aber nicht unausgewogen erfolgen.<br />
Wenn als Richtschnur der Energieversorgung<br />
die Aussage „Energie für Erhaltung + 4 kg<br />
Milch“ gilt, dann bedeutet dies bei TM-Aufnahmen<br />
von 10 – 12 kg/Tag eine erforderliche mittlere<br />
Energiedichte der Ration von < 5 MJ<br />
NEL/kg TM. Der geringe Energiebedarf der Tiere<br />
ist deshalb am besten durch Rationen zu<br />
decken, die hohe Anteile an hygienisch einwandfreiem<br />
Raufutter geringer Energiedichte<br />
(Stroh, Heu) enthalten. In der zweiten Phase der<br />
Trockenstehzeit („Übergangs-“ oder „Transit“-<br />
Periode; ab 3. Woche vor dem Kalben) sollte<br />
sich die Ration in der Zusammensetzung schon<br />
der Laktationsration annähern – u. a. durch<br />
höhere Energie- (5,9 – 6,7 MJ NEL/kg TM) und<br />
Rohproteinkonzentrationen (13 – 14 % in der<br />
TM) –, um eine ausreichende Anpassung der<br />
Kühe schon vor dem Kalben zu gewährleisten<br />
(Van SAUN und SNIFFEN, 1996). Dieses Vorgehen<br />
kann wesentlich dazu beitragen, den Rückgang<br />
der Futteraufnahme im geburtsnahen<br />
Zeitraum zu begrenzen. Dies ist deshalb von<br />
großer Bedeutung, weil Tiere, die kurz vor dem<br />
Kalben wenig fressen, häufig auch in der<br />
Frühlaktation unzureichende Futteraufnahmen<br />
aufweisen und dadurch entsprechend häufiger<br />
von Stoffwechselstörungen und damit einhergehenden<br />
Leistungsdepressionen betroffen<br />
sind. Der Einfluss der Fütterung von Rationen<br />
mit höherer Energiedichte vor der Geburt auf<br />
den Gesundheitsstatus und die Leistung von<br />
Milchkühen wird über die folgenden Wirkungen<br />
vermittelt (GRUMMER 1995):<br />
■ Höhere Energieaufnahmen vor und nach der<br />
Geburt verbessern den energetischen Status<br />
der Kuh und verringern Fettmobilisation<br />
und damit die Ketosegefahr.<br />
■ Höhere Energiedichten gehen einher mit<br />
höheren Anteilen schnell fermentierbarer<br />
Kohlenhydrate. Dies fördert die Entwicklung<br />
der Papillen in der Pansenwand und erhöht<br />
die Aufnahme an kurzkettigen Fettsäuren<br />
durch die Pansenwand (DIRKSEN et al.,<br />
1985) ins Blut und verringert dadurch die Gefahr<br />
einer Pansenacidose.<br />
Tabelle 1: Stoffwechselstörungen im Zusammenhang mit der Energie- und<br />
Rohproteinversorgung vor dem Kalben und Maßnahmen zur Beseitigung oder<br />
Milderung der Störung (nach STUDER, 1998).<br />
Störung<br />
Hochleistende dünne Kühe (Rückgang des Body Condition<br />
Score [BCS) um 0,75 – 1,0 Einheit) mit Anöstrus<br />
(Brunstlosigkeit)<br />
Fette Kühe (BCS > 4); besonders empfänglich für Milchfieber,<br />
Nachgeburtsverhaltung, Metritis, Fettleber, Ketose<br />
Erstkalbende Tiere mit guter Leistung, aber verlängerter<br />
Brunstlosigkeit<br />
Gesunde Milchkühe mit schlechter Konzeptionsrate<br />
und hohen Gehalten an Milch- oder Blutharnstoff<br />
Linksseitige Labmagenverlager (SHAVER, 1997)<br />
(UDP, undegradable protein: im Pansen unabbaubares Rohprotein)<br />
Rohproteinversorgung<br />
Die Bedeutung einer ausreichenden Rohprotein-<br />
und vor allem UDP-Versorgung (UDP = undegradable<br />
protein, im Pansen unabbaubares Rohprotein)<br />
kurz vor der Kalbung werden durch wissenschaftliche<br />
Untersuchungen bestätigt. Bei der<br />
Verfütterung von Rationen mit höherem Rohprotein-<br />
und UDP-Gehalt an Erstkalbinnen ergaben<br />
sich in den ersten sechs Laktationswochen höhere<br />
Eiweißgehalte in der Milch. Neben einer günstigeren<br />
Körperkonditionsbewertung (BCS 3,24) der<br />
Tiere mit höherer Rohproteinversorgung, wird bei<br />
Milchkühen ab der zweiten Laktation durch höhere<br />
UDP-Anteile am Rohprotein der Ration das Auftreten<br />
klinischer Ketosen vermindert.<br />
Stoffwechselstörungen<br />
im Zusammenhang mit der<br />
Energie- und Rohproteinversorgung<br />
vor dem Kalben<br />
Post partum auftretende Stoffwechselstörungen<br />
können eine ursächliche Bezie-<br />
➞ Ursache, Vorkommen und Maßnahmen<br />
➞ Negative Energiebilanz ausgleichen<br />
➞ Rückgang der Trockenmasseaufnahme vor der Geburt<br />
verringern; Propylenglykol, Niacin (?); Angewöhnung<br />
an UDP1 und geschütztes Fett in der Übergangsperiode<br />
➞ Junge (< 24 Monate), leichte (< 545 kg) Tiere, die<br />
viel Körperkondition einbüßen<br />
➞ Zu hoher Rohproteingehalt (> 18 %) und (oder) zu<br />
geringer Anteil an UDP in der Ration begünstigt<br />
frühe Embryosterblichkeit; Erhöhung des UDP auf<br />
38 – 40 % des Rohproteins<br />
➞ Geringe Futteraufnahme vor und nach dem Kalben<br />
(geringe Pansenfüllung); Reduzierte Pansenmotilität;<br />
Zu hoher (kurzkettige Fettsäuren) oder zu niedriger<br />
Kraftfutteranteil (fehlende Anpassung der Pansenmikroorganismen<br />
und der Pansenwand); Hypokalzämie<br />
(reduzierte Motilität des Pansens und des<br />
Labmagens)<br />
hung zur Energie- und Rohproteinversorgung<br />
vor dem Kalben haben. Tabelle 1 zeigt Stoffwechselstörungen<br />
auf, bei denen dieser Zusammenhang<br />
als gesichert gilt oder zumindest<br />
vermutet werden kann<br />
Obwohl in vielen Fällen eine eindeutige Zuordnung<br />
von Stoffwechselstörungen zu bestimmten<br />
Ursachen schwierig sein dürfte,<br />
wird die große Bedeutung einer dem Bedarf<br />
angepassten Energie- und Rohproteinversorgung<br />
von Milchkühen im geburtsnahen Zeitraum<br />
für Leistung und Gesundheit deutlich.<br />
Selbstverständlich spielen weitere Faktoren<br />
eine ganz entscheidende Rolle, um Milchkühe<br />
während des Trockenstehens optimal<br />
auf die folgende Laktation vorbereiten zu können.<br />
Insbesondere die Mineralstoffversorgung<br />
ist hier zu nennen.<br />
■<br />
Der direkte Draht<br />
Dr. Karl-Heinz Südekum<br />
Tel.: 04 31/8 80 25 38<br />
Fax: 04 31/8 80 15 28<br />
Fütterung<br />
15<br />
VeredlungsProduktion 1/2001<br />
VeredlungsProduktion 1/2001
Mischfutter<br />
in der Pferdefütterung<br />
Otfried Lengwenat, 31319 Sehnde-Haimar<br />
Dies soll kein Artikel werden, in dem Mischfutter verschiedener Firmen miteinander<br />
verglichen werden, es geht nur um die Beurteilung der Inhaltsstoffe mit<br />
Hilfe der Deklaration auf dem Sackanhänger.<br />
Als Mischfutter bezeichnet man jede<br />
Mischung aus zwei oder mehr Futtermitteln.<br />
Wirtschaftseigenes Mischfutter kann im Betrieb<br />
selbst oder mit einer fahrbaren Mischan-<br />
Tab. 1: Beispiel eines Sackanhängers<br />
Handelsname<br />
Pferde Super<br />
Typ<br />
Ergänzungsfutter für Pferde<br />
Gehalt an Inhaltsstoffen 11 % Rohprotein 12 % Rohasche<br />
2,5 % Rohfett 2 % Calcium<br />
14 % Rohfaser 0,6 % Phosphor<br />
Zusatzstoffe 40000 I.E. Vit. A 200 mcg Biotin<br />
4000 I.E. Vit. D<br />
150 mg Vit. E<br />
Haltbarkeit<br />
Haltbarkeit für Vitamine 4 Monate nach<br />
Herstellung<br />
Zusammensetzung Haferschälkleie, Grünmehl,<br />
Rübensamen Weizenkleie, Gerste,<br />
Hafer, Maiskleber, Melasseschnitzel,<br />
Melasse, Vormischung,<br />
Calciumcarbonat, Natriumchlorid<br />
Herstellungsdatum 21. 12. 2000<br />
Adresse des Herstellers XYZ<br />
Nettogewicht<br />
50 kg / bei „lose” Lieferung<br />
s. Lieferschein<br />
Tab. 3:<br />
Deckungslücke DXP DE Ca P Vit. A Vit. D<br />
für (g) (MJ) (g) (g) (IE) (IE)<br />
Erhaltung 9 24,64 0 3,6 28200 900<br />
Leichte Arbeit 54 33,64 1 3,6 28200 900<br />
Mittlere Arbeit 144 51,64 2 3,6 28200 900<br />
Tab. 4: Rationen für ein 600 kg-Pferd<br />
Erhaltung leichte Arbeit mittlere Arbeit<br />
Heu 6 kg 6 kg 6 kg<br />
Mischfutter 1 kg 1 kg 1 kg<br />
Getreide 1,3 kg 2 kg 3,5 kg<br />
lage gemischt werden, außerdem werden industriell<br />
hergestellte Mischfutter vom Handel<br />
angeboten.<br />
Einteilung von Mischfutter in:<br />
a) Alleinfutter: wird als einziges Futter, ohne<br />
weitere Zusätze, gefüttert;<br />
b) Ergänzungsfutter: wird als Ergänzung zu<br />
einer Ration gefüttert, z. B. Eiweißkonzentrat<br />
als Ergänzung zu einer Getreidemischung,<br />
Milchleistungsfutter zu Saft- u.<br />
Raufutter, Ergänzungsfutter für Pferde zu<br />
Getreide, Heu und Stroh; Mineralfutter als<br />
Ergänzung zu allen Futterrationen.<br />
Bei den Mischfuttermitteln sind die Gehalte<br />
an allen folgenden Inhaltsstoffen auf die<br />
Originalsubstanz in % anzugeben. Bei Pferden:<br />
Rohprotein, Rohfett, Rohfaser und Rohasche.<br />
Der Tierhalter erhält nach den neuen futterrechtlichen<br />
Bestimmungen beim Kauf von<br />
Mischfutter folgende Daten auf den Säcken<br />
bzw. bei Loseware auf dem Warenbegleitpapier<br />
(Tab. 1):<br />
1. Verbindliche Bezeichnung des Mischfutters<br />
2. Die Gehalte an Inhaltsstoffen und die Einzelfuttermittel<br />
in absteigender Reihenfolge<br />
3. Das Nettogewicht<br />
4. Die Zeit der Herstellung nach Tag, Monat<br />
und Jahr<br />
5. Hinweise für sachgerechte Verwendung,<br />
soweit diese nicht aus der Bezeichnung<br />
hervorgeht<br />
6. Der Name und die Anschrift des Herstellers<br />
7. Art und/oder Gehalt an Zusatzstoffen und<br />
eventuelle Haltbarkeitsdauer<br />
8. Höchstalter der Tiere bei Verfütterung und<br />
Wartezeiten bei Mischfuttern mit bestimmten<br />
Zusatzstoffen<br />
Tab. 2:<br />
Futtermittel DXP (g) DE (MJ) DXP : DE<br />
Hafer 80 11 7,27 : 1<br />
Gerste 83,5 12,6 6,63 : 1<br />
Mais 66,8 13,7 4,88 : 1<br />
Pferde Super 88 9,93 8,86 : 1<br />
Sojaextr.schrot 414 14,5 28,55 : 1<br />
Nach Futtermittelgesetz vorgeschrieben<br />
darf maximal 14 % Feuchtigkeit im Futter enthalten<br />
sein. Bei höheren Feuchtegehalten wie<br />
z. B. bei melassiertem Hafer muss der Feuchtegehalt<br />
angegeben werden z. B. 17 %. Der<br />
Verbraucher muss dabei berücksichtigen,<br />
dass diese Futtermittel nicht lange haltbar<br />
sind. Nach dem Futtermittelgesetz darf die<br />
Energie nicht angegeben werden (es gibt keine<br />
verbindliche Formel). Dieses Problem ist<br />
erkannt, man arbeitet an einer neuen Schätzformel.<br />
Die Energie kann aber nach der herkömmlichen<br />
Formel von Prof. Meyer geschätzt werden,<br />
sie gilt allerdings nur für herkömmliche<br />
Mischfuttermittel, die nicht mehr als 5 % Fett<br />
und nicht höhere Rohfaserwerte haben als<br />
15 %.<br />
Mischfuttereinsatz in der<br />
Pferdefütterung<br />
Die wichtigste Grundlage in der Ration<br />
ist immer das Grundfutter. Es muss mindestens<br />
1 kg Raufutter pro 100 kg Lebendgewicht<br />
eingesetzt werden. In diesem Beispiel<br />
nehmen wir ein 600 kg-Pferd, es bekommt<br />
6 kg Heu. Damit werden folgende Werte abgedeckt:<br />
DXP 356 g, DE 48,36 MJ, Ca 30 g,<br />
P 14,4 g, Vit. A 16800 IE, Vit. D 3600 IE<br />
Im Heu ist kein Vitamin A enthalten, sondern<br />
die Vorstufe ß-Karotin, es ist in diesem<br />
Fall umgerechnet worden. Bei längerer Lagerung<br />
nimmt der Karotingehalt ab, so dass ein<br />
Zuschlag an Vit. A in der Ration gegeben werden<br />
kann.<br />
Die Deckungslücke für Erhaltung und<br />
verschiedene Leistungen ist aus Tab. 3 zu<br />
ersehen. Wie aus dieser Deckungslücke zu<br />
ersehen, nimmt mit zunehmender Arbeit der<br />
Bedarf an Energie und im Verhältnis 5 : 1 auch<br />
das verdauliche Eiweiß zu. Mineralstoffe (mit<br />
Ausnahme der Elektrolyte Cl, Na und K, die<br />
über den Schweiß verloren gehen) und Vitamine<br />
werden nicht mehr benötigt als bei Erhaltung.<br />
Wenn die Energie nur über dieses Mischfutter<br />
ausgeglichen wird, benötigt man bei der<br />
Erhaltung ca. 2,5 kg, bei leichter Arbeit ca.<br />
3,4 kg und bei mittlerer Arbeit ca. 5,2 kg, um<br />
die Differenz abzudecken.<br />
In der Berechnung wird deutlich, dass es<br />
schon bei der Deckung des Erhaltungsbedarfes<br />
zu einer deutlichen Überversorgung mit<br />
Mineralstoffen und Vitaminen kommt. Mit steigendem<br />
Mischfuttereinsatz wird diese immer<br />
größer. In unserem Beispiel darf maximal ein<br />
Kilo Mischfutter eingesetzt werden, der Rest<br />
muss über Getreide ausgeglichen werden<br />
(Tab. 4).<br />
Mischfutter gibt in pelletierter Form oder als<br />
sog. Müsli.<br />
Müsli enthält häufig hydrothermisch aufgeschlossenes<br />
Getreide, z. B. Mais oder Weizen<br />
gepoppt oder als Flocke. Durch den Aufschluss<br />
wird die Verdaulichkeit der Stärke erhöht.<br />
Das Müsli hat den Vorteil, dass man die<br />
meisten Komponenten noch erkennen kann.<br />
Müsli lässt sich auch aufgrund seines Aussehens<br />
gut verkaufen.<br />
Nachteile des Müslis: Durch die große<br />
Oberfläche und zusätzliche Anreicherung mit<br />
Melasse ist das Futter nur begrenzt haltbar, es<br />
verdirbt schneller.<br />
Auch das Pelletieren von Futter hat Vorund<br />
Nachteile<br />
Vorteile des Pelletierens:<br />
– hohes hl-Gewicht, geringer Raumbedarf;<br />
einfache Handhabung<br />
– homogene Mischung, kaum Entmischung<br />
möglich<br />
– staubfrei, wenn nicht zu hoher Abrieb<br />
– Hygiene gut, durch Erhitzung Abtöten der<br />
Keime und kleine Oberfläche<br />
Nachteile des Pelletierens:<br />
– Die feine Vermahlung der Rohfaser führt zu<br />
einer starken Senkung der Verdaulichkeit.<br />
– Zu starke Zerkleinerung (Mehle) bewirken<br />
schlechteres Kauverhalten und Klumpenbildung<br />
im Magen.<br />
– durch hohe Hitze Denaturierung des Rohproteins<br />
– Vitamine sind Eiweiße, sie werden stark beeinträchtigt.<br />
– schwierige Kontrolle der Futtermittelkomponenten<br />
Amtliche Futtermittelkontrolle<br />
– Überwachung der Vorschriften des Futtermittelgesetzes<br />
ist eine Aufgabe der Länderbehörde<br />
– Regierungspräsident –<br />
– Es werden Stichproben oder gezielte Untersuchungen<br />
in bestimmten Bereichen<br />
vorgenommen.<br />
– Proben können gezogen werden: beim<br />
Hersteller, Handel u. Käufer<br />
– ist kein Instrument zur Information der Öffentlichkeit<br />
– Ergebnisse u. evtl. Verstöße werden mit<br />
den zuständigen Verantwortlichen geregelt<br />
– Kontrollergebnis steht dem Käufer nicht<br />
zur Verfügung, auch wenn die Probe im<br />
Betrieb gezogen wurde.<br />
Freiwillige Futtermittelkontrolle<br />
Bezeichnung: FPM Freiwillige Produktinformation<br />
Mischfutter. Untersuchungsbefunde<br />
werden jedes Jahr veröffentlicht!<br />
– Es wird die Richtigkeit der Deklaration<br />
überprüft.<br />
– Die gesamte Produktion unterliegt der<br />
Kontrolle.<br />
– Eine bestimmte Probenzahl muss im Verlauf<br />
eines Jahres untersucht werden.<br />
– Die Proben können im Betrieb gezogen<br />
werden und diesem das Ergebnis mitgeteilt<br />
werden.<br />
– Auch der Energiegehalt wird untersucht.<br />
– Die Untersuchungsergebnisse werden unter<br />
Firmennennung veröffentlicht.<br />
Der direkte Draht<br />
O. Lengwenat<br />
Tel.: 0 51 38 / 29 93<br />
Fax: 0 51 38 / 35 79<br />
– Die der Kontrolle angeschlossenen Firmen<br />
führen ein Verbandszeichen (FPM).<br />
Träger der Kontrolle ist ein Verein, dessen<br />
Mitglieder die Spitzenverbände der Landwirtschaft<br />
und der Futtermittelindustrie sind.<br />
Eine weitere freiwillige Mischfutterkontrolle<br />
erfolgt über das DLG-Gütezeichen, das z. T. in<br />
der FPM integriert ist.<br />
■<br />
2. Pferde-Workshop<br />
am 31. März 2001, 9.30 – 17.30 Uhr<br />
Silage und Gärheu „unter die Lupe genommen“<br />
O. Lengwenat<br />
Pro und Kontra zum Silageeinsatz<br />
Dr. G. Pahlow<br />
Alte Grundsätze und neue Ansätze<br />
zur Bereitung hochwertiger Pferdesilagen<br />
W. Kröger<br />
Praxistipps für top Silagen<br />
Prof. Dr. H. Böhnel<br />
Botulismus, alte Krankheit – neue<br />
Gesichtspunkte<br />
K. Bemmann<br />
Futtermittel im Licht der Produktionshaftung<br />
M. Sommer<br />
Die Beurteilung von Silagen und Gärheu<br />
Worauf kommt es an?<br />
(Eine praktische Demonstration)<br />
Dr. H. Ende<br />
Stellen Silagen ein Durchfallrisiko dar?<br />
Prof. Dr. M. Krüger<br />
Kann die Darmflora durch die Fütterung<br />
geschützt werden? (Präbiose)<br />
Dr. A. Zeyner<br />
Was ist bei der Rationsgestaltung mit Silagen<br />
zu beachten?<br />
O. Lengwenat<br />
Praktische Rationsgestaltung mit<br />
unterschiedlichen Silagen und Gärheu<br />
(Demonstration am PC)<br />
Anmeldung bis 01. März 2001<br />
Justus-von Liebig-Schule Hannover<br />
Heisterbergallee 8<br />
30453 Hannover (Ahlen)<br />
Telefon: 05 11-40 04 98 30<br />
Telefax: 05 11-40 04 98 59<br />
Tagungsgebühr: 60,– DM<br />
Fütterung<br />
17<br />
VeredlungsProduktion 1/2001<br />
VeredlungsProduktion 1/2001
@<br />
Internet<br />
in Prozent<br />
18<br />
45,0<br />
40,0<br />
35,0<br />
30,0<br />
25,0<br />
20,0<br />
15,0<br />
10,0<br />
5,0<br />
0,0<br />
Sind Landwirte für das e-Business bereit?<br />
Interview mit Prof. Dr. Reiner Doluschitz, Universität Hohenheim, Stuttgart<br />
Herr Prof. Doluschitz, wie steht es generell<br />
um den EDV-Einsatz in der Landwirtschaft?<br />
Der EDV-Einsatz in der Landwirtschaft hat<br />
in größerem Umfang bereits vor 10 Jahren begonnen<br />
und durch die zunehmende Bedeutung<br />
der Internet-Dienste in jüngster Vergangenheit<br />
einen positiven Impuls erfahren. Dies<br />
zeigten die Ergebnisse einer Befragung, die<br />
von uns im Frühsommer 2000 bei 483 Ausbildungsbetrieben<br />
in Baden-Württemberg<br />
durchgeführt wurde. 90 % der Befragten haben<br />
einen oder mehrere Computer. Der Anteil<br />
der Betriebe mit mehreren Computern liegt<br />
bei 23 %. Von den 434 Computer-Eigentümern<br />
besitzen 17,5 % ihre Geräte bereits seit<br />
über 10 Jahren, sollten also mit der EDV voll<br />
vertraut sein. Die meisten Landwirte (ca.<br />
42 %) haben ihre EDV-Ausstattung vor<br />
6–10 Jahren beschafft, 16 % wurden vor<br />
3–5 Jahren und knapp ein Viertel im Verlauf<br />
der letzten 3 Jahre gekauft. Hieraus sind<br />
durchaus Impulse durch die zunehmende<br />
Verbreitung der Internet-Dienste in jüngerer<br />
Vergangenheit erkennbar.<br />
Grafik 1: Standardsoftware<br />
(Mehrfachnennungen möglich)<br />
Ackerschlagkartei<br />
Kuhplaner<br />
Sauenplaner<br />
Buchführungsprogramme<br />
Sonstige keine keine<br />
Angaben<br />
Von den Betrieben ohne Computer wird<br />
in über 90 % der Fälle angegeben, dass ein<br />
Computer künftig angeschafft werden soll,<br />
wobei diese Entscheidung bei knapp 50 %<br />
der Betroffenen noch im folgenden Jahr,<br />
also im Zeitraum 2000/01 zur Ausführung<br />
gelangen wird. Der überwiegende Teil der<br />
Stichprobe (ca. 53 %) nutzt den Computer<br />
mehrmals wöchentlich, knapp 30 % sogar<br />
täglich. Hierbei überwiegt eindeutig die geschäftliche<br />
gegenüber der privaten Nutzung.<br />
Der Grad der Computer- und Internet-Nutzung<br />
ist jeweils unabhängig von den jeweiligen<br />
Produktionsschwerpunkten der Betriebe.<br />
Die Ergebnisse vergleichbarer Untersuchungen<br />
bestätigen übrigens diese Aussagen<br />
mit einem recht hohen Grad an Übereinstimmung,<br />
so dass wir berechtigter Weise davon<br />
ausgehen, dass unsere Ergebnisse großteils<br />
auch auf andere Regionen übertragbar sind.<br />
Wo liegen die Anwendungsschwierigkeiten<br />
der EDV in der Landwirtschaft?<br />
Die genutzte Software basiert in landwirtschaftlichen<br />
Ausbildungsbetrieben zu fast<br />
100 % auf Microsoft-Betriebssystemen (Windows<br />
unterschiedlicher Generationen), was<br />
deutlich über dem allgemein feststellbaren<br />
Marktanteil dieser Software-Produkte liegt,<br />
der weltweit auf ca. 87 % geschätzt wird. Die<br />
Nutzung funktionsneutraler Software wird eindeutig<br />
von der Textverarbeitung vor der Tabellenkalkulation<br />
sowie Grafik- und Datenbank-<br />
Anwendungen dominiert, die branchenspezifischen<br />
Anwendungen von Ackerschlagkarteien<br />
vor EDV-Buchführung, Kuh- und<br />
Sauenplanern (Grafik 1). Hierbei ist ganz deutlich<br />
eine Tendenz hin zu integrierten Systemen,<br />
wie etwa allgemeine Office-Pakete bzw.<br />
Agrar-Office-Pakete, erkennbar.<br />
Nennenswerte sonstige Software, die u. a.<br />
im Betrieb genutzt wird, wird für die Abwicklung<br />
von Bankgeschäften, für die Fütterungsplanung<br />
und für die Überwachung von Mastprozessen<br />
eingesetzt.<br />
Wie steht es um die Online-Anbindung<br />
von Rechnern in landwirtschaftlichen<br />
Unternehmen?<br />
Der Anteil der Internet-Zugänge unter den<br />
von uns befragten Computer-Nutzern ist in<br />
landwirtschaftlichen Unternehmen mit knapp<br />
65 % bereits heute sehr hoch, wurde schwerpunktmäßig<br />
in den letzten Jahren etabliert<br />
und wird weiterhin kurzfristig erhöht. Von den<br />
Betrieben ohne Internet-Anschluss (206 in<br />
unserer Untersuchung) haben gut 80 % vor,<br />
sich einen Internet-Anschluss zu beschaffen,<br />
wobei von knapp 60 % dieses Vorhaben noch<br />
im kommenden Jahr, also 2000/01 umgesetzt<br />
werden soll.<br />
Auch von den Betrieben ohne PC signalisieren<br />
ca. 65 % das Vorhaben, künftig einen<br />
Internet-Anschluss einzurichten.<br />
Dabei dominieren ISDN-Anschlüsse deutlich<br />
über Modem-Verbindungen, wobei unter<br />
den Providern mit großem Abstand T-Online<br />
vor AOL und Compuserve rangiert.<br />
Wofür wird das Internet von landwirtschaftlichen<br />
Unternehmen<br />
schwerpunktmäßig genutzt?<br />
Die Nutzung des Internets wird von der Informationsversorgung<br />
(vor allem zeitsensitive<br />
Informationen wie Wetter, Marktdaten, Fachpresse)<br />
vor der Geschäftsabwicklung (v. a.<br />
Bankgeschäfte und Meldungen zur HIT), der<br />
Kommunikation (v. a. E-Mail) und (noch) mit<br />
weitem Abstand der Unternehmenspräsentation<br />
(v. a. allgemeine Betriebsvorstellung) dominiert<br />
(Grafik 2).<br />
Welche Geschäfte werden konkret<br />
schon heute in nennenswertem Umfang<br />
in elektronischer Form abgewickelt?<br />
Die Geschäftsabwicklung beschränkt sich<br />
derzeit schwerpunktmäßig auf Bankgeschäfte<br />
und Meldungen zur HIT; auch die Umsatzanteile<br />
der Geschäftsabwicklung über das Internet<br />
sind derzeit noch vergleichsweise gering.<br />
Bei knapp 24,6 % der Befragten liegt der<br />
Geschäftsanteil im Bereich zwischen 1 bis<br />
5%, 13,3 % gaben einen Geschäftsanteil von<br />
6–10 % und 11,3 % einen Geschäftsanteil von<br />
über 10 % an. Eindeutig ist hingegen der<br />
künftige Trend: Über zwei Drittel derjenigen,<br />
die derzeit das Internet zur Geschäftsabwicklung<br />
nutzen, geben an, diesen Anteil künftig<br />
ausdehnen zu wollen; dies lässt auch den<br />
Schluss zu, dass neue Geschäftsfelder mit<br />
einbezogen werden.<br />
Damit sind die potenziellen Geschäftspartner<br />
aus den verschiedensten Branchen gut<br />
Grafik 2: Geschäftsabwicklung über<br />
Internet (Mehrfachnennungen möglich)<br />
HIT<br />
56,9<br />
Homebanking<br />
Verwaltung/Behörden/<br />
77,4<br />
17,4<br />
Verbände<br />
Direktvermarktung 8,7<br />
überbetr.<br />
Arbeitserledigung 3,1<br />
vor- und nachgelagerter<br />
Bereich<br />
17,4<br />
mit anderen<br />
landw. Betrieben<br />
7,2<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />
in Prozent<br />
beraten, die laufenden Entwicklungen aufmerksam<br />
zu beobachten und zum richtigen<br />
Zeitpunkt mit einem angepassten Angebot<br />
bereitzustehen.<br />
Wie schätzen die Landwirte die<br />
Möglichkeiten und v. a. Effektivität der<br />
Internet-Nutzung ein?<br />
Die Effektivität der Internet-Nutzung wird in<br />
allen untersuchten Bereichen (Informationsversorgung,<br />
Kommunikation, Geschäftsabwicklung<br />
und Unternehmenspräsentation)<br />
höher als diejenige herkömmlicher Medien<br />
www.farmpartner.com<br />
Die farmpartner.com AG, Deutschlands<br />
führendes B2B-Agrarhandelsportal, veranstaltet<br />
seit Dezember wöchentliche Ferkelauktionen<br />
im Internet. Bis zu 1.000 Ferkel<br />
werden jede Woche online in Echtzeit versteigert.<br />
Die Ferkelauktionen führt farmparnter.<br />
com in Kooperation mit dem Viehhandelsunternehmen<br />
Heinz Dieter Haller aus<br />
Lienen bei Münster durch.<br />
Alle Partien, die zur Versteigerung kommen,<br />
sind aus Ferkeln einheitlicher Herkunft<br />
und Genetik zusammengestellt. Impfstatus,<br />
Herkunft und Gewicht werden genau beschrieben.<br />
Sowohl für Ferkelerzeuger als auch<br />
Schweinemäster eröffnet die virtuelle Auktion<br />
große Einsparungspotenziale.<br />
Um an den Online-Auktionen mitmachen<br />
zu können, ist lediglich die kostenlose Registrierung<br />
bei farmparter.com erforderlich. Weitere<br />
Informationen bei: farmpartner.com<br />
AG, Vanessa Nowack, Tel: 089/76776-170,<br />
E-Mail: vanessa.nowack@farmpartner.com■<br />
Der Web-Tipp!<br />
www.reg-ferkelboerse.de<br />
Im November startete die Rheinische Erzeugergemeinschaft<br />
für Qualitätsferkel w. V.<br />
(REG) ihre erste Internet-Ferkelauktion unter<br />
www.reg-ferkelboerse.de. Die REG gibt<br />
dadurch den Landwirten die Möglichkeit, individuell<br />
und aktiv die Preisbildung am Ferkelmarkt<br />
zu beeinflussen. Für 2001 sollen pro<br />
Monat 4000 Ferkel online vermarktet werden.<br />
Die geschäftliche Abwicklung sowie die Kontrolle<br />
der Qualitätsstandards werden weiterhin<br />
von der REG garantiert.<br />
Als Ausgleich für eventuell nötige Investitionen<br />
im Hardware-Bereich gewährt die<br />
REG jedem registrierten Käufer ein Bonus-<br />
Guthaben von 700,– DM. Pro ersteigertem<br />
Ferkel werden dem Käufer 0,70 DM gutgeschrieben<br />
und vom Rechnungsbetrag<br />
abgezogen. Die Guthabenerstellung erfolgt<br />
bis zum 31. 01. 2001, die Laufzeit des Guthabens<br />
ist bis zum 31.12.2001 möglich. Bei<br />
Fragen zur REG-Ferkelbörse wenden Sie<br />
sich bitte an die REG-Geschäftsstelle, Tel:<br />
02831/88404 o. 0281/2074477, E-Mail:<br />
info@reg-online.de. Ausführliche Informationen<br />
natürlich auch unter www.reg-ferkelboerse.de.<br />
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www.vetion.de<br />
Vetion.de ist ein neues Informationssystem,<br />
mit dem Landwirte und Tierärzte schnell<br />
und gezielt Informationen zu Themen der<br />
Tierhaltung und -gesundheit abrufen können:<br />
wichtige Fachbeiträge für Milcherzeuger,<br />
Thema des Monats, nützliche Web-Adressen,<br />
Tierärzteverzeichnis, Internet-Lexikon,<br />
tiermedizinisch relevante Gesetze (Milchgüteverordnung,<br />
Tierschutzgesetz ...) u.a.<br />
Bestimmte<br />
Bereiche des<br />
Web-Angebotes<br />
sind aufgrund<br />
gesetzlicher<br />
Bestimmungen<br />
nur für<br />
Tierärzte zugänglich.<br />
Das neue Internetportal<br />
finden<br />
Sie unter<br />
www.vetion.de, persönliche Anfragen beantwortet<br />
gern Herr Prof. Heuwieser, heuwieser@vetmed.fu-berlin.de.<br />
■<br />
@<br />
Internet<br />
19<br />
VeredlungsProduktion 1/2001<br />
VeredlungsProduktion 1/2001
@<br />
Internet<br />
20<br />
bzw. Bahnen und Formen der Geschäftsabwicklung<br />
eingeschätzt.<br />
Grafik 3: Effektivität der Informationsversorgung<br />
via Internet<br />
(Mehrfachnennungen möglich)<br />
keine Angabe<br />
4,1 %<br />
besser<br />
57,3 %<br />
schlechter<br />
3,3 %<br />
gleich<br />
35,3 %<br />
reich Information, Kommunikation und Geschäftsabwicklung.<br />
Ebenfalls vergleichsweise<br />
hoch eingeschätzt wird der Zeitaufwand für<br />
die Einarbeitung, während die Kosten, eventuell<br />
mangelndes persönliches Interesse oder<br />
ein zu begrenztes Informationsangebot eher<br />
von untergeordneter Bedeutung sind. Ebenfalls<br />
bemängelt werden die zu geringen Schulungsmöglichkeiten<br />
im Bereich der Internet-<br />
Nutzung, die vergleichsweise deutliche Unübersichtlichkeit<br />
des Internets, ungeklärte<br />
Rechtsfragen, Störanfälligkeit, teilweise zu<br />
geringe Aktualität der Seiten sowie eine zu geringe<br />
Aufmerksamkeit, die der Landwirtschaft<br />
im Bereich der Internet-Dienste zukommt.<br />
Was kann Ihrer Meinung nach getan<br />
werden, um die Akzeptanz moderner<br />
Wo werden seitens der Landwirtschaft<br />
schwerpunktmäßig die Problemfelder im<br />
Zusammenhang mit der Internet-Nutzung<br />
gesehen?<br />
Von nahezu der Hälfte der von uns Befragten<br />
(48 %) werden Probleme im Zusammenhang<br />
mit dem Datenschutz gesehen. Jeweils<br />
knapp ein Drittel vermutet bzw. erwartet Unsicherheiten<br />
bei der Datenübertragung und einen<br />
vergleichsweise hohen Zeitaufwand bei<br />
der Nutzung des Internets als Medium im Beelektronischer<br />
Medien und Formen der<br />
Geschäftsentwicklung in der Landwirtschaft<br />
zu erhöhen?<br />
Allgemein ist festzuhalten, dass die Agrarund<br />
Ernährungswirtschaft aufgrund ihrer typischen<br />
Strukturmerkmale und durch traditionell<br />
zahl- und umfangreiche vernetzte Strukturen<br />
außerordentlich gute Voraussetzungen<br />
für elektronische Geschäftsformen bietet.<br />
Aufgrund eben dieser spezifischen Strukturmerkmale<br />
ist eine unternehmensinterne<br />
@<br />
und eigenständige Beurteilung neuer technischer<br />
Möglichkeiten und deren zügige und<br />
nachhaltige Umsetzung mangels personeller<br />
und instrumenteller Ausstattung sowie mangels<br />
einschlägiger Kenntnisse und Erfahrungen<br />
in den Unternehmen aus eigener Kraft<br />
nicht oder nur sehr eingeschränkt zu erwarten.<br />
Vielmehr ist die Unterstützung und Begleitung<br />
entsprechender Maßnahmen durch<br />
wissenschaftliche Untersuchungen und Beratungsmaßnahmen<br />
unter Bereitstellung konkreter<br />
und pragmatischer Umsetzungshilfen<br />
dringend geboten, wodurch sich eine hohe<br />
Notwendigkeit für die Erarbeitung und rezipientenfreundliche<br />
Aufbereitung einschlägiger<br />
Ergebnisse ergibt.<br />
Insbesondere für das Agrar- und Ernährungsgewerbe<br />
und vor allem für die Betreiber<br />
moderner Agrarportale ergibt sich hieraus die<br />
Notwendigkeit, dass im Rahmen einer effizienten<br />
Aus- und Weiterbildungstätigkeit mit<br />
landwirtschaftlichen Unternehmern als Zielgruppe<br />
moderne (elektronische) Geschäftsund<br />
Informationspraktiken erforscht und zeitnah<br />
zu den erwartbaren Ergebnissen etabliert<br />
werden, um dadurch eine auf Nachhaltigkeit<br />
und internationale Wettbewerbsfähigkeit ausgerichtete<br />
Agrar- und Ernährungswirtschaft<br />
sicherzustellen und zudem neue Dienstleistungsaufgaben<br />
an den Sektor zu binden.<br />
Herr Prof. Doluschitz, wir danken Ihnen<br />
für dieses Gespräch.<br />
■<br />
Der direkte Draht<br />
Prof. Dr. R. Doluschitz<br />
Tel.: 07 11 / 4 59 28 41<br />
Fax: 07 11 / 4 59 34 81<br />
Circovirus Typ 2 in Nordwest-Deutschland<br />
Dr. F.-W. Busse, 49082 Osnabrück, LWK, Weser-Ems<br />
Seit fast 10 Jahren beobachten wir<br />
eine Erkrankung der Schweine<br />
„PMWS” (bedeutet: Kümmern der Ferkel<br />
nach dem Absetzen), die überwiegend<br />
bei Ferkeln und Mastschweinen<br />
mit unterschiedlichen klinischen Erkrankungen<br />
in der Mast auftritt. Zuerst<br />
wurde PMWS in Kanada 1991 beobachtet<br />
und später dort und in den<br />
USA, Frankreich, Spanien und<br />
Deutschland beschrieben. Bereits<br />
1991 wurde in Deutschland (U.<br />
Schmidt, LWK W. -L. ) eine Lungenerkrankung<br />
(„PNP” bedeutet: wucherndes,<br />
absterbendes entzündliches<br />
Lungengewebe) der Mastschweine<br />
festgestellt, die man keinem<br />
bisher bekannten Erreger zuordnen<br />
konnte. Heute wissen wir, dass bei dieser<br />
Erkrankung überwiegend das<br />
PRRS- und das Circovirus Typ 2<br />
gleichzeitig im Labor nachgewiesen<br />
werden.<br />
Symptome<br />
Die klinischen Symptome des PMWS treten<br />
überwiegend im Flatdeckbereich auf. In<br />
Beständen mit einem hohen Infektionsdruck<br />
beobachten wir aber auch bereits unter den<br />
Saugferkeln Schniefen, feuchte Tränenkanäle<br />
und Rüsselscheiben sowie Auseinanderwachsen<br />
der Ferkel. Zum klinischen Bild des<br />
PMWS gehören, nach dem Absetzen ab der<br />
sechsten Lebenswoche, verzögertes Wachstum,<br />
vergrößerte Lymphknoten, eine helle<br />
Haut, Ikterus und Magengeschwüre (Tab. 1).<br />
Die Erkrankung tritt überwiegend im Alter<br />
zwischen 6 und 12 Wochen auf, wobei auch<br />
ältere Schweine bis zum Alter von 15 Wochen<br />
betroffen sein können. Die Erkrankungshäufigkeit<br />
schwankt zwischen 1–60 % und die<br />
Sterblichkeit zwischen 50 und 90 %. Da<br />
gleichzeitig andere bakterielle und virale Erkrankungen,<br />
besonders PRRS, auftreten können,<br />
sind damit die hohen Erkrankungsraten<br />
zu erklären. Schlechte Haltungsbedingungen,<br />
wie zahlreiche Herkünfte, Überbelegung oder<br />
schlechtes Stallklima, begünstigen das Auftreten<br />
von PMWS.<br />
Diagnose<br />
Die Diagnose PMWS wird aufgrund der beschriebenen<br />
Klinik und der pathologischanatomischen<br />
Veränderungen gestellt. Zusätzlich<br />
lassen sich Antikörper von PCV Typ 2<br />
nachweisen. Dazu sind Serumproben, Nasentupfer<br />
oder Gewebeproben, wie Lymphknoten,<br />
Lunge, Milz, Niere von frisch infizierten<br />
Schweinen erforderlich. Neben dem Circovirus<br />
Typ 2 findet man bei PMWS auch andere<br />
bakterielle und virale Erreger in den erkrankten<br />
Schweinen.<br />
Diese Erreger kommen in Abhängigkeit<br />
vom Infektionsgeschehen unterschiedlich<br />
häufig in den erkrankten Schweineherden vor.<br />
Neben dem PRRS-Virus wird auch häufig das<br />
Parvovirus in den untersuchten Schweinen<br />
nachgewiesen.<br />
Verbreitung des Circovirus<br />
Über die Ausbreitungswege des Circovirus<br />
Typ 2 ist bisher bekannt, dass sich Ferkel bereits<br />
im Mutterleib mit dem Virus infizieren<br />
können. Auch kann der Erreger in der akuten<br />
Phase der Virusvermehrung im Tier über Ausscheidungssekrete<br />
wie das Sperma übertragen<br />
werden. In den meisten Fällen erfolgt die<br />
Infektion über die Atemwege über Tröpfchen<br />
durch direkten Kontakt der Schweine untereinander<br />
(Tab. 2). In Abhängigkeit von der<br />
Schweinedichte und der Zahl der Schweineherkünfte<br />
aus anderen Regionen muss damit<br />
gerechnet werden, dass sich das Circovirus<br />
bereits auf viele Schweinebestände Deutschlands<br />
ausgebreitet hat. In Abhängigkeit von<br />
Management, Hygiene und durchgeführten<br />
Impfungen treten geringe oder starke klinische<br />
Erkrankungen der Läuferschweine auf,<br />
obwohl das Circovirus in fast allen Beständen<br />
zu finden ist.<br />
Therapie und Prophylaxe<br />
Da PMWS ein Geschehen ist, bei dem neben<br />
dem Circovirus Typ 2 auch andere Erreger<br />
beteiligt sein können, muss je nach Erregernachweis<br />
in den Laborproben neben Parvovirose-<br />
und Rotlauf-Impfung der Sauen<br />
auch gegen PRRS und Influenza der Sauen<br />
sowie Mycoplasmen- und PRRS-Impfung der<br />
Ferkel eventuell noch gegen weitere Infektionskrankheiten<br />
geimpft werden. Antibiotikabehandlungen<br />
können je nach Erregernachweis<br />
durchgeführt werden; sie führen aber<br />
häufig nicht zum Eindämmen des Krankheitsgeschehens.<br />
Durch die Optimierung der Haltung,<br />
die Reduzierung der Bestandsdichte,<br />
durch ein konsequentes Rein – Raus – Verfahren<br />
in Aufzucht und Mast, durch das sofortige<br />
Ausmerzen von erkrankten Tieren und<br />
von Kümmerern und durch die Beschränkung<br />
auf wenige Herkünfte in der Mast lässt sich<br />
das PMWS- Geschehen eindämmen.<br />
Die Säugezeit der Ferkel soll zwischen 21<br />
und 24 Tage betragen und abgesetzte Ferkel<br />
unterschiedlichen Alters dürfen nicht vermischt<br />
werden. Ferkelaufzüchter dürfen nur<br />
Ferkel mit gleicher Säugezeit aus maximal drei<br />
Betrieben erhalten.<br />
Ausblick<br />
Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass<br />
die Schwere und Länge der Erkrankung<br />
PMWS sehr unterschiedlich sein kann. Auch<br />
nach einer akuten Erkrankung kommen über<br />
Tab. 1: Klinik bei PMWS und Circovirus Typ 2<br />
in den Beständen (N = 109)<br />
(Ohlinger, V. F. u. a. , 1999)<br />
klinische Symptome Vorkommen (%)<br />
Husten, Pumpen, Schniefen, Pneumonie 60<br />
Kümmern, meist nach dem Absetzen 33<br />
Verluste bei Saug- und Absatzferkeln 30<br />
Aborte 19<br />
Durchfall 18<br />
Blässe 14<br />
Fieber (< 41. 5°C) 14<br />
verzögerte Geburt, MMA-Komplex 8<br />
vergrößerte Lymphknoten 6<br />
Nierenentzündung 4<br />
Ohrspitzenentzündung 4<br />
Magengeschwüre 4<br />
Darmdrehung 4<br />
Tab. 2: Erhebungen zum Vorkommen<br />
von Circovirus Typ 2 in den Betrieben (N=78)<br />
des Weser-Ems–Gebietes<br />
Altersgruppe Circovirus Typ 2 nachgewiesen (%)<br />
Sauen 4.9<br />
abortierte Ferkel 10.1<br />
Saugferkel 9.9<br />
Absatzferkel 57.8<br />
Schlachtschweine 17.3<br />
mehrere Monate immer wieder Schweine vor,<br />
die nicht infiziert sind und damit die Infektion<br />
durch Serokonversation aufrecht halten und<br />
zu einer neuen Infektionswelle mit Klinik<br />
führen können. Inzwischen liegen Erfahrungen<br />
vor, dass die Schweine über mehrere<br />
Jahre an PMWS erkranken können, wenn<br />
Haltungs- und Managementverbesserungen<br />
nicht umgesetzt und Impfprogramme nicht<br />
durchgeführt werden.<br />
■<br />
Der direkte Draht<br />
Prof. Dr. F.-W. Busse<br />
Tel.: 05 41/5 60 08 37<br />
Fax: 05 41/5 60 08 50<br />
21<br />
VeredlungsProduktion 1/2001<br />
VeredlungsProduktion 1/2001
Futtermittel<br />
22<br />
Ist GVO-Freiheit bei Futtermitteln<br />
zu gewährleisten?<br />
Dr. H. Grote, Deutscher Verband Tiernahrung, 53225 Bonn<br />
Die Mischfutterhersteller sind auf importierte Rohstoffe aus Übersee angewiesen.<br />
Bei den großen Mais- und Sojaexporteuren USA und Argentinien stammt der<br />
größte Teil der Ernte aus dem Anbau gentechnisch veränderter Sorten. In Brasilien<br />
wird ein umfangreicher illegaler Anbau dieser Sorten vermutet. Europäische Futtermittelhersteller<br />
stellen sich deshalb die Frage: Können wir noch garantieren, dass<br />
unsere Futtermittel frei von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) sind?<br />
Die EU importiert jährlich 35 bis 40 Mio. t<br />
Futtermittel, ein Großteil davon sind Sojaschrot<br />
und Maiskleberfutter. Hinzu kommen<br />
noch einmal 14 bis 16 Mio. t Sojabohnen, die<br />
in Europa zu Sojaschrot verarbeitet werden.<br />
Alle diese Produkte könnten potenziell gentechnisch<br />
verändert sein.<br />
Die Futtermittel, insbesondere Sojaschrot<br />
und Maiskleberfutter, stammen im Wesentlichen<br />
aus den USA, Argentinien und Brasilien.<br />
Diesjährige Ernteergebnisse aus den USA zeigen<br />
einen Anteil von 54 Prozent GV-Sojabohnen,<br />
in Argentinien beläuft sich dieser Anteil<br />
an der Gesamternte auf 81 Prozent. In Brasilien,<br />
wo offiziell kein Anbau von GV-Sojabohnen<br />
erlaubt ist, wird der illegale Anbau auf 5<br />
bis 10 Prozent der Anbaufläche geschätzt.<br />
Wie sollen Importeure eine hundertprozentige<br />
GVO-Freiheit bei Futtermitteln, insbesondere<br />
Sojaschrot und Maiskleberfutter, garantieren<br />
können?<br />
Die USA und Argentinien zeigen keine<br />
Bemühungen, in großem Maßstab konventionelle<br />
und gentechnisch veränderte Ware zu<br />
trennen. Brasilien als potenzieller Lieferant für<br />
Sojaschrot mit geringem Anteil an GVO hingegen<br />
kann auch nur mit einigen Regionen des<br />
Landes im Norden und Nordosten aufwarten,<br />
in denen der GVO-Anteil unter 1 Prozent liegt.<br />
Diese Regionen exportierten in der vergangenen<br />
Ernte 1,5 bis 2 Mio. t nach Europa, beschränkt<br />
auf die Monate April bis Oktober.<br />
Steigt jetzt die Nachfrage nach Sojaschrot<br />
mit einem garantiert geringen GVO-Anteil,<br />
wäre dies evtl. nur über vertraglich geregelte<br />
Anbaumaßnahmen mit Prämienzahlungen zu<br />
bewerkstelligen. Eine Verteuerung von Sojaschrot<br />
wäre unumgänglich und wird auf ca.<br />
5 DM/t geschätzt.<br />
Doch wer ist bereit, diese Mehrkosten zu<br />
tragen? Die Bereitschaft ist auf allen Stufen<br />
der Lebensmittelkette recht verhalten.<br />
Falls zusätzlich auch in großen Teilen der<br />
Schweine- und Geflügelmast GVO-freie Ware<br />
eingesetzt werden soll, wären damit 20 bis 30<br />
Prozent des europäischen Verbrauchs zu garantieren.<br />
Große logistische Veränderungen,<br />
um eine Trennung der Warenströme aufrechtzuerhalten,<br />
würden zu einer<br />
weiteren Verteuerung führen.<br />
Grenzwertdiskussion<br />
Beim Nachweis von gentechnisch verändertem<br />
Material müssen drei Fälle unterschieden<br />
werden:<br />
■ Beimengungen von GV-Produkten, die in<br />
Europa eine Zulassung besitzen<br />
■ Beimengungen solcher Sorten, die vor In-<br />
Kraft-Treten der Novel-Food-Verordnung<br />
eine Zulassung besessen haben<br />
■ Beimengungen solcher Herkünfte, die in<br />
Europa nicht zugelassen sind.<br />
Die formalen Schwellenwerte beziehen sich<br />
auf die ersten beiden Fälle.<br />
Die EU-Kommission hat einen ersten Entwurf<br />
zur Novel-Feed-Verordnung herausgebracht.<br />
Darin ist aber noch kein Grenzwert bezüglich<br />
GVO in Futtermitteln enthalten gewesen.<br />
Nach Erfahrungen mit der Novel-Food-<br />
Verordnung ist eine Diskussion um Grenzwerte<br />
im Mischfutter mindestens so kompliziert<br />
wie im Lebensmittelbereich. Realistisch gesehen<br />
ist davon auszugehen, dass der Schwellenwert<br />
bei der Novel-Feed-Verordnung höher<br />
liegen muss als im Lebensmittelbereich. Konsequenterweise<br />
sollte sich also die Grenzwertdiskussion<br />
mit dem Beginn der Kette befassen,<br />
mit dem Saatgut. Im weiteren Produktions-<br />
und Verarbeitungsstrom gilt es dann,<br />
praktikable Grenzwerte einzusetzen. Langfristig<br />
gesehen benötigen wir bei der Grenzwertsetzung<br />
international harmonisierende Regelungen.<br />
Diskutiert werden das Biosafety-Protokoll<br />
und ein Biosafety-Clearinghouse, bei<br />
dem die einzelnen Länder ihre genehmigten<br />
Produkte anmelden müssen. Mit diesem Instrument<br />
wäre ersichtlich, welches Produkt<br />
auf der Welt zu welchem Zweck zugelassen<br />
ist. Aber auch schon bei der Entwicklung gentechnischer<br />
Konstrukte sollte daran gedacht<br />
werden, dass diese auf dem Markt zu kontrollieren<br />
bzw. zu analysieren sind. Nur so können<br />
Kotrollsysteme in allen Zwischenstufen bis<br />
zum Endverbraucher greifen.<br />
■<br />
Der direkte Draht<br />
Dr. H. Grote<br />
Tel.: 02 28 / 97 56 80<br />
Fax: 02 28 / 9 75 68 68<br />
Aktuelles zur Gentechnik<br />
Ausführliches Dokument einsehbarauf den Internetseiten der Europäischen Kommission unter:<br />
http://europa.eu.int/comm/agriculture/publi/gmo/full_en.pdf<br />
Die von der EU erstellte Übersicht zum weltweiten Anbau von gentechnisch veränderten<br />
Pflanzen zeigt, dass der Schwerpunkt des Anbaus in Nord- und<br />
Südamerika liegt, dass aber auch in anderen Regionen der Welt (z. B. Asien, Australien)<br />
bereits kommerziell gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut werden.<br />
Anbaupläne<br />
der US-Farmer für 2001<br />
Eine jüngste Studie von Reuters bei Farmern<br />
in den USA hat folgende Ergebnisse gezeigt:<br />
1. Die US-Farmer werden im Frühjahr 2001<br />
wieder rd. 50 % ihrer Anbaufläche mit<br />
„Roundup-ready-Sojabohnen” bestellen.<br />
2. Bei Mais und Baumwolle wird der Anbau<br />
von „Roundup-ready-Sorten” um voraussichtlich<br />
6 bzw. 12 % steigen.<br />
3. Durch den Anbau der herbizidresistenten<br />
„Roundup-ready-Sojabohnen” konnten die<br />
Farmer einerseits den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln<br />
verringern, andererseits<br />
die Erträge erhöhen.<br />
4. Obwohl inzwischen auch in den USA das<br />
Thema „Gentechnik” intensiver diskutiert<br />
wird, werden über 80 % der Farmer<br />
keine Vorkehrungen treffen, um eine Trennung<br />
von herkömmlichen und gentechnisch<br />
veränderten Sojabohnen vorzunehmen.<br />
Kosten einer Trennung von<br />
herkömmlichen und gentechnisch<br />
veränderten Sojabohnen<br />
Die OECD hat in einer Studie ermittelt, welche<br />
zusätzlichen Kosten entstehen würden,<br />
falls man eine Trennung zwischen herkömmlichen<br />
und gentechnisch veränderten Sojabohnen<br />
vornehmen würde. Dabei ergeben sich<br />
erhebliche Unterschiede, je nachdem, wie<br />
strikt die Trennung vorgenommen wird. Will<br />
man eine 100%ige Trennung garantieren,<br />
dann erhöhen sich die Kosten für Sojabohnen<br />
um rd. 50 %. Lässt man eine „Vermischung”<br />
von 1 % zu, dann erhöhen sich die Kosten um<br />
etwa 15 %. Der komplette Text dieser Studie<br />
kann in englischer Sprache im Internet<br />
abgerufen werden unter: www.oecd.org/<br />
media/release/agriculture1200.htm ■<br />
VEREDLUNGSPRODUKTION<br />
6. Jahrgang, 1/2001<br />
Herausgeber:<br />
Verband Deutscher Oelmühlen e.V., Berlin<br />
Verlag Th. Mann,<br />
Nordring 10, 45894 Gelsenkirchen<br />
Redaktion:<br />
Dipl.-Ing. Dr. K. J. Groß<br />
Verband Deutscher Oelmühlen e.V.<br />
Dr. Verena Rappaport,<br />
CMA Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen<br />
Agrarwirtschaft mbH<br />
Konzeption, Gestaltung, Produktion:<br />
AgroConcept GmbH,<br />
Clemens-August-Straße 12–14, 53115 Bonn,<br />
Telefon 02 28/9 69 42 60,<br />
Telefax 02 28/63 03 11<br />
Druck:<br />
Buersche Druckerei Dr. Neufang KG,<br />
45894 Gelsenkirchen<br />
Bezugspreis: jährlich DM 20,– inkl. Versandkosten<br />
und MwSt. Einzelpreis DM 6,– netto.<br />
Die in VEREDLUNGSPRODUKTION veröffentlichten<br />
Beiträge sind urheberrechtlich geschützt,<br />
Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit<br />
schriftlicher Genehmigung. Beiträge mit<br />
Verfassernamen geben nicht unbedingt die Meinung<br />
des Verbandes Deutscher Oelmühlen und der<br />
Redaktion wieder.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotografien<br />
u. a. Materialien wird keine Haftung übernommen.<br />
Verband Deutscher Oelmühlen e.V.,<br />
Abt. Futtermittel<br />
Am Weidendamm 1A, 10117 Berlin<br />
Telefon: 0 30 / 72 62 59 30<br />
Telefax: 0 30 / 72 62 59 99<br />
e-mail: gross@oelmuehlen.de<br />
www.oelmuehlen.de.<br />
Gentechnik<br />
23<br />
VeredlungsProduktion 1/2001<br />
VeredlungsProduktion 1/2001
Markt für Ölsaaten<br />
Die Kurve der Rapspreise zeigt nach dem Aufschwung<br />
der vergangenen zur Zeit nach unten.<br />
Während vor dem Jahreswechsel, stimuliert<br />
durch den hohen Dollarkurs und die „BSE-Krise”<br />
für Raps frei Erfasserlager noch bis zu 41 DM/dt<br />
erzielt werden konnten, sind nun keine 40 DM/dt<br />
Raps- und Sojaschrot<br />
Großhandelsabgabepreis fob Hamburg<br />
DM/dt<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
Sojaschrot 2001<br />
Rapsschrot 2001<br />
Sojaschrot 1999<br />
-Marktinfos<br />
Sojaschrot 2000<br />
mehr möglich.<br />
Zum einen tragen<br />
die Rapspreise<br />
damit dem gesunkenen<br />
Dollarkurs<br />
Rechnung,<br />
der einen Rückgang<br />
von 9 % in<br />
4 Wochen verzeichnet,<br />
zum<br />
Rapsschrot 2000<br />
anderen wächst<br />
Rapsschrot 1999 der Druck schwächerer<br />
Nachproduktpreise<br />
und<br />
rückläufiger US-Sojamärkte. Die Schlaglöhne<br />
der Ölmühlen waren ja bereits im November immer<br />
knapper geworden, sodass die Verarbeitung<br />
zugunsten von Sojabohnen gedrosselt wurde.<br />
Das hatte zudem den Vorteil schwindenden<br />
Ölausstoßes, denn im Gegensatz zum Raps fallen<br />
aus einer Tonne Sojabohnen ja „nur” ca. 0,2 t<br />
Sojaöl und ca. 0,7 t Schrot an, während das Verhältnis<br />
beim Raps 0,4 t Öl zu 0,5 t Schrot ist. Und<br />
Schrot lässt sich derzeit glatter vermarkten.<br />
Außerdem bringen Sojabohnen hinsichtlich der<br />
Rohstoffbeschaffung für die Mühlen Vorteile,<br />
denn in der zweiten Hälfte unseres Wirtschaftsjahres<br />
schrumpft das Rapsangebot aus heimischer<br />
Erzeugung, während Sojabohnen auf<br />
Grund der Ernten in den USA und etwas später<br />
aus Südamerika überreichlich verfügbar sind.<br />
Erst kürzlich brach der Sojabohnenkurs wegen<br />
einer korrigierten US-Sojaernte von 75,38 Mio. t<br />
(Vorjahr 72,22 Mio. t) und den erwarteten 23,5<br />
(20,7) Mio. t Sojabohnen aus Argentinien sowie<br />
34,5 (32,5) Mio. t aus Brasilien ein. An der US-<br />
Börse in Chicago wurden Sojabohnen unter 4,80<br />
US-$/bushel (= ca. 36,15 DM/dt) notiert; so niedrig<br />
wie zuletzt im Oktober 1999.<br />
Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez.<br />
Markt für Ölschrote<br />
Nach dem BSE-Schock, der<br />
hierzulande mit einem Nachfrageboom<br />
nach Ölschroten einherging,<br />
hat sich der Markt<br />
deutlich beruhigt, zumal der labile<br />
Dollarkurs auf spürbar niedrigerem<br />
Niveau zusätzlich verunsichert.<br />
Von den Spitzenpreisen<br />
Anfang Dezember – für<br />
Rapsschrot wurden fob Mühle<br />
37,50 DM/dt gezahlt – sind wir<br />
wieder weit entfernt. Die zuletzt<br />
vom Großhandel franko Verarbeiter<br />
geforderten 33 DM/dt<br />
nähern sich der November-Linie<br />
und tendieren weiterhin<br />
schwach. Der Umsatz ist indes<br />
spürbar zurückgegangen. Mischfutterhersteller<br />
hatten sich nach dem Tiermehlverbot umfangreich<br />
eingedeckt, sodass ihr Rohstoffpolster teilweise<br />
bis April reichen soll. Rapsschrot verliert<br />
gegenüber Sojaschrot bei sinkendem Dollarkurs<br />
– zuletzt bei 2,05 DM – außerdem an Zugkraft.<br />
Durchschnittlich wurden für Eiweiß aus Sojaschrot<br />
in der ersten Hälfte des Wirtschaftsjahres<br />
2000/01 rund 1,02 DM/ Proteinprozent gezahlt,<br />
aus Rapsschrot hingegen nur 0,89<br />
DM/Proteinprozent. Im Januar hat sich Sojaschroteiweiß<br />
um 4 Pfennig je Proteinprozent<br />
verteuert, während bei Rapsschrot knapp 10<br />
Pfennig zu Buche schlugen. Dies begrenzt die<br />
Nachfrage. Indes schwindet auch das Angebot,<br />
da ja die Ölmühlen die Rapsverarbeitung deutlich<br />
reduzieren.<br />
Entwicklung der Pflanzenölpreise<br />
Rapsöl- und Sojaölpreise fob dt. Mühle<br />
Adressänderung unter folgender<br />
Telefon-Nr. 02 09 / 93 04 - 183<br />
Fax-Nr. 02 09 / 93 04 - 185<br />
Markt für pflanzliche Öle<br />
Die Preise bewegen sich für Pflanzenöle nach<br />
unten. Auch hier zeigt der schwache Dollar in Relation<br />
zu Euro und D-Mark seine Wirkung. Darüber<br />
hinaus gehen auch am Weltmarkt die Kurse zurück.<br />
Allem voran wird Palmöl aus Malaysia angebotsbedingt<br />
immer günstiger bewertet, sodass die Pflanzenöle<br />
aus hiesiger Verarbeitung unter erheblichem<br />
Konkurrenzdruck stehen. Nur Sonnenblumenöl<br />
kann sich seinen Spezialöl-Charakter erhalten und<br />
etwas von der allgemeinen Preis- und Absatzentwicklung<br />
abkoppeln. Die Rapsöl- und vor allem die<br />
Sojaölbestände wachsen indes weiter an und<br />
drücken zusätzlich auf die Preise. In Rotterdam hat<br />
sich der Vorrat an Rapsöl von 119.012 t Ende September<br />
auf noch immer erhebliche 101.430 t bis<br />
Mitte Januar reduziert, während Sojaöl mit 10.900 t<br />
(4.551 t im Sept.) mehr als doppelt so umfangreich<br />
lagert. Daher stehen auch vor allem die Sojaölpreise<br />
unter Druck. Zuletzt wurden für Rapsöl fob Mühle<br />
70 DM/dt verlangt, 5 DM/dt weniger als im Vormonat,<br />
wäh-rend die Sojaölforderungen von 71,75<br />
DM/dt Mitte Dezember auf 63,75 DM/dt Mitte Januar<br />
nachgaben und damit auf ein Niveau wie zuletzt<br />
im Oktober 1992 (!) abgerutscht sind. Damit<br />
wird auch deutlich, in welchem Maße sich in den<br />
vergangenen Monaten die Erlösrelationen an<br />
den Öl- und Ölschrotmärkten verändert haben.<br />
Von den Ölmühlen glatt zu vermarkten sind die<br />
Ölschrote als wichtige Eiweißfuttermittel; Pflanzenöl<br />
wird zum „Nebenprodukt”.<br />
■