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Beratung<br />
12<br />
Neue Fütterungsempfehlungen<br />
für Mastschweine<br />
Heinz-Werner Reichenbach, LWK Niedersachsen<br />
In den vergangenen Jahren ist das Leistungsniveau unserer Mastschweine deutlich gestiegen.<br />
Dies muss auch in der Fütterung berücksichtigt werden. Die Gesellschaft für Ernährungsphysiologie<br />
(GfE) hat deshalb neue Versorgungsempfehlungen herausgegeben, die auf Seiten<br />
der Landwirte vor allem für die Selbstmischer zu beachten sind.<br />
In den neuen Empfehlungen der GfE bleibt<br />
die Umsetzbare Energie (ME) als Bewertungsmaßstab<br />
für Schweinefutter erhalten,<br />
es gibt keinen Umstieg auf die viel diskutierte<br />
Nettoenergie. Der Fettgehalt eines Futtermittels<br />
wird künftig etwas höher bewertet.<br />
Die Korrektur für höhere Gehalte an Zucker<br />
und bakteriell fermentierbarer Substanz fällt<br />
weg. Der ME-Gehalt wird dadurch z.B. für<br />
Trockenschnitzel und einige Extraktionsschrote<br />
etwas höher ausfallen. Ein Vorteil<br />
der neuen Berechnung ist, dass der Energiegehalt<br />
proteinreduzierter Futter, speziell in<br />
der Endmast, genauer ermittelt wird.<br />
Neu sind die Versorgungsempfehlungen auf<br />
Basis der dünndarmverdaulichen Aminosäuren,<br />
nicht nur mehr auf Basis der Brutto-Aminosäuren.<br />
Für die Rationsberechnung müssen<br />
diese Gehalte in den Futtermitteln bekannt<br />
sein. Tabelle 1 zeigt die diesbezüglichen Unterschiede<br />
zwischen einzelnen Komponenten.<br />
In der Praxis heißt dies, dass zum Beispiel<br />
Tab. 1: Anteile verdaulicher<br />
Aminosäuren<br />
Lysin Methionin Threonin Tryptophan<br />
% % % %<br />
Gerste 73 82 76 76<br />
Weizen 88 88 90 88<br />
Sojaschrot 87 88 80 86<br />
Rapsschrot 73 82 69 68<br />
L-Lysin-HCL, DL-Methionin und L-Tryptophan sind zu 100 % verdaulich.<br />
(nach GfE, 2005)<br />
Rationen mit gleichen Brutto-Lysingehalten je<br />
nach verwendeten Komponenten unterschiedliche<br />
Werte an verdaulichem Lysin<br />
haben können. Der Einsatz von preislich interessanten<br />
Komponenten wie etwa Rapsprodukten<br />
kann mit den neuen Zahlen jetzt<br />
bei der Zusammenstellung einer »passenden«<br />
Ration genauer gerechnet werden.<br />
Für die Berechnung von Hofmischungen<br />
wird bei der Rationsberechnung bisher in<br />
der Regel auf Tabellenwerte für die verschiedenen<br />
Getreidearten, Sojaschrot etc. zurückgegriffen.<br />
Diese Methode ist jedoch zu<br />
ungenau. Grundsätzlich sollten Komponenten,<br />
die mit einem Anteil von mehr als 10 %<br />
in einer Ration eingesetzt werden, untersucht<br />
werden. Insbesondere die Haupteiweißkomponente<br />
Sojaschrot muss regelmäßig<br />
beprobt werden. Bei Getreide gibt es eine<br />
Bandbreite von etwa 7 bis 15 % Rohprotein,<br />
bei Sojaschrot sogar von 38 bis 50 %! Aus<br />
dem jeweiligen Rohproteingehalt können<br />
die verdaulichen Aminosäuren abgeleitet<br />
werden. Deren Berücksichtigung bei der Rationszusammenstellung<br />
bringt nur dann eine<br />
Leistungssteigerung, wenn der Rohproteingehalt<br />
der verwendeten Komponenten<br />
exakt bekannt ist.<br />
Die zugesetzten Aminosäuren im Mineralfutter<br />
unterliegen nicht diesen Schwankungen,<br />
sie sind zu 100 % verdaulich. Es ist dabei<br />
allerdings sehr wichtig zu prüfen, ob die vorgesehene<br />
Einmischrate auch wirklich eingehalten<br />
wird und ob auf der Strecke vom Mischer<br />
zum Trog keine Entmischungen stattfinden.<br />
Die Sensorfütterung hat beim<br />
Anmischen kleiner Mengen zum Beispiel in<br />
der Einstallphase oft Probleme mit der Dosiergenauigkeit<br />
des Mineralfutters und damit<br />
auch der darin enthaltenen kristallinen<br />
Aminosäuren. Diese können sich bei lose geliefertem<br />
Mineralfutter sowohl beim Befüllen<br />
des Silos als auch bei der Entnahme entmischen.<br />
Eine regelmäßige Beprobung<br />
(zweimal jährlich je Futtertyp) der fertigen<br />
Mischung gibt darüber Aufschluss, ob die<br />
berechneten Werte passen.<br />
Neben der neuen Bewertung der Futterbestandteile<br />
gibt es auch neue Empfehlungen<br />
bezüglich der Fütterung in den einzelnen Altersabschnitten,<br />
da, wie bereits erwähnt, das<br />
Leistungsniveau in den vergangenen Jahren<br />
gestiegen ist. Bei günstigen Haltungsbedingungen<br />
können in der Schweinemast heute<br />
850 bis 900 g Tageszunahmen erreicht werden.<br />
Für Betriebe, die zurzeit bei 700 bis<br />
750 g liegen, ist die Versorgungsempfehlung<br />
für 800 g der passende Wert.<br />
Der Energieaufwand je kg Zuwachs (MJ ME/kg<br />
Zuwachs) ist eine wichtige Kennzahl in der<br />
Schweinemast, er liegt in der Praxis heute<br />
überwiegend zwischen 38 bis 43 MJ ME/kg<br />
Zuwachs. Bei einer mittleren täglichen Zunahme<br />
von 800 g im Abschnitt zwischen 30 und<br />
118 kg ergeben sich mit den neuen Werten bei<br />
110 Futtertagen 37 MJ ME/kg Zuwachs. Bei<br />
sehr fleischreichen und wüchsigen Typen sind<br />
auch 35 bis 36 MJ ME möglich. Steigende Futterkosten<br />
können damit zum Teil kompensiert<br />
werden. Gleichzeitig steigt auch die<br />
Nährstoffeffizienz, das heißt, die bessere Ausnutzung<br />
des Futters hat geringere N- und P-<br />
Ausscheidungen zur<br />
Folge. Die Verbesserung<br />
der Leistungen<br />
im Schweinestall<br />
ist also als<br />
umweltgerecht einzustufen,<br />
die neuen<br />
Empfehlungen bieten<br />
dafür eine gute<br />
Grundlage.<br />
Die GfE hat ihre neuen<br />
Empfehlungen in<br />
10-kg-Gewichtsstufen<br />
für Zunahmen<br />
im Bereich von 500<br />
bis 1.100 g/Tag für<br />
den Bereich von 30<br />
bis 120 kg angegeben.<br />
In den Tabellen<br />
2 und 3 sind diese Angaben in gekürzter<br />
Form für 800 und 900 g Tageszunahmen dargestellt.<br />
Die Erhöhung der Tageszunahmen<br />
um 100 g erfordert zum Beispiel bei Lysin jeweils<br />
eine Zulage von 1,7 bis 1,8 g verdaulichem<br />
Lysin pro Tier und Tag.<br />
Bei 800 g Tageszunahme im Schnitt (Tabelle<br />
2), beginnt die Kurve mit 700 g, steigt in der<br />
Mitte auf 950 g an und flacht zum Mastende<br />
auf 750 g ab. Bei 110 Masttagen und 88 kg<br />
Zuwachs werden dafür rund 38 MJ ME/kg<br />
Zuwachs benötigt. Die Erhöhung der Tageszunahmen<br />
um 100 g bedeutet 2 bis 3 MJ ME<br />
pro Tag mehr.<br />
Tabelle 3 zeigt eine durchschnittliche Zunahme<br />
von 900 g/Tag. Die Ferkel brauchen dafür<br />
nach der Einstallung einen sehr guten<br />
Start, in der Spitze sind 1.050 g/Tag erforderlich.<br />
Zum Mastende sind rund 38 MJ ME<br />
pro Tag nötig, damit 850 bis 900 g auch in<br />
dieser Phase erzielt werden. Der durchschnittliche<br />
Energiebedarf sinkt aber auf<br />
35,5 MJ ME/kg Zuwachs. Da die Mastdauer<br />
sich um zehn Tage verkürzt, wird dadurch<br />
weniger Futter für die Erhaltung verbraucht.<br />
Bei der 800-g-Kurve sind bei einem Lebend-<br />
Tab. 2: Eckwerte für Mastfutter bei 800 g Tageszunahmen<br />
Gewicht kg 30 40 50 60 70 80 90 100 110<br />
Tageszunahme g 700 800 900 950 900 850 800 800 750<br />
ME MJ/Tag 18 23 27 31 32 32,5 33 35 35,5<br />
verd. Lysin g/Tag 13,6 15,3 17,0 17,8 16,8 15,8 14,8 14,7 13,8<br />
ME MJ /kg Futter 13,4 13,4 13,4 13,4 13,0 13,0 13,0 13,0 13,0<br />
verd. Lysin g/kg 10,1 8,9 8,4 7,7 6,8 6,3 5,8 5,5 5,1<br />
(nach GfE, 2006)<br />
Tab. 3: Eckwerte für Mastfutter bei 900 g Tageszunahmen<br />
Gewicht kg 30 40 50 60 70 80 90 100 110<br />
Tageszunahme g 800 850 1.000 1.050 1.050 950 900 900 850<br />
ME MJ/Tag 20 24 29 33 35 35 36 38 38,5<br />
verd. Lysin g/Tag 15,5 16,2 18,8 19,6 19,4 17,6 16,5 16,4 15,5<br />
ME MJ /kg Futter 13,4 13,4 13,4 13,4 13,0 13,0 13,0 13,0 13,0<br />
verd. Lysin g/kg 10,4 9,0 8,7 8,0 7,2 6,5 6,0 5,6 5,2<br />
(nach GfE, 2006)<br />
» EuroTier Rückblick<br />
Hightec für Schweine<br />
auf der EuroTier 2006<br />
Prof. Dr. Josef Eckl, Fachhochschule<br />
Weihenstephan<br />
Die hochgradig besetzte EuroTier 2006 zeigte<br />
mit mehreren Neuheiten sowie vielen interessanten<br />
Weiterentwicklungen und Verbesserungen<br />
eindrucksvoll wie breit das Angebot an<br />
moderner Fütterungs-, Haltungs- und Lüftungstechnik<br />
für Schweine angewachsen ist.<br />
Vom einfachen handbefüllten Futterautomaten<br />
bis zu modernsten computergesteuerten<br />
und vernetzten »Hightech-Fütterungsanlagen«<br />
bot die Ausstellung für jeden Besucher interessante<br />
Perspektiven.<br />
Generelle Technik-Trends in der<br />
Schweinehaltung<br />
Grundsätzlich lassen sich die generellen Messeeindrücke<br />
wie folgt zusammen fassen:<br />
• Alle Hersteller versuchen durch eine hochentwickelte,<br />
leistungsfähige und tiergerechte Fütterungstechnik<br />
in Verbindung mit einer effektiven<br />
Futter- und Fütterungshygiene die<br />
technischen Grundvoraussetzungen für hohe<br />
Zucht-, Mast- und Schlachtleistungen zu bieten.<br />
• Seit den vergangenen krisenhaften Ereignissen<br />
in der Veredlungswirtschaft wird nicht<br />
nur ein präziser Herkunftsnachweis mit<br />
Rückverfolgbarkeit gesetzlich gefordert; immer<br />
mehr rückt eine lückenlose Dokumentation<br />
der Produktion im Rahmen der Qualitätssicherung<br />
in den Vordergrund.<br />
• Durch die EU-Lebensmittel- und Futtemittelhygieneverordnung<br />
erlangen Futter- und<br />
Fütterungshygiene weiter an Bedeutung.<br />
• Der Einsatz von Computern in der Produktion<br />
tierischer Nahrungsmittel nimmt immer<br />
mehr zu. Bislang handelte es sich dabei zumeist<br />
um sogenannte Insellösungen, d.h. die<br />
Geräte verschiedener Hersteller waren nicht<br />
kompatibel. Inzwischen sind die Entwicklungen<br />
des ISOagriNET-Standards in der Innenwirtschaft<br />
relativ weit gediehen. Prozessrechner<br />
unterschiedlicher Hersteller sowie<br />
Prozessrechner und PC´s mit Managementprogrammen<br />
lassen sich auf einer genormten<br />
Netz- und Schnittstellenbasis zukünftig<br />
leichter vernetzen.<br />
Ausführlicher Bericht und Bilder:<br />
www.veredlungsproduktion.de<br />
EuroTier-Rückblick<br />
13<br />
VeredlungsProduktion 1/2007<br />
VeredlungsProduktion 1/2007