Gigantisches Skrotal- und Beinlymphödem - Prof-wendt.de
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KASUISTIK<br />
<strong>Gigantisches</strong> <strong>Skrotal</strong>- <strong>und</strong> Beinlymphö<strong>de</strong>m<br />
In <strong>de</strong>n ersten Tagen wur<strong>de</strong>n nur die<br />
Unterschenkel, danach die gesamten Beine<br />
bandagiert. Teilweise wur<strong>de</strong> auch das<br />
Skrotum gewickelt. In die tiefen Hautfalten<br />
wur<strong>de</strong> Schaumstoff eingelegt, damit<br />
keine Einschnürungen durch die Bandagen<br />
entstan<strong>de</strong>n. Die nicht zu strammen Kurzzugbin<strong>de</strong>n<br />
wur<strong>de</strong>n mit Langzugbin<strong>de</strong>n<br />
überwickelt. Nachts wur<strong>de</strong>n nur die Kurzzugbin<strong>de</strong>n<br />
belassen.<br />
Schon nach wenigen Tagen führten wir<br />
vor je<strong>de</strong>r MLD eine apparative intermittieren<strong>de</strong><br />
Kompression (AIK) mit Drücken<br />
von bis zu 100 mmHg über circa eine St<strong>und</strong>e<br />
durch. Dazu mussten anfangs zwei Stiefelerweiterungen<br />
beidseits eingezogen<br />
wer<strong>de</strong>n. Diese konnten mit zunehmen<strong>de</strong>r<br />
Ö<strong>de</strong>mabnahme nacheinan<strong>de</strong>r entfernt wer<strong>de</strong>n<br />
<strong>und</strong> waren zuletzt nicht mehr nötig.<br />
Auch während <strong>de</strong>r zweistündigen MLD<br />
wur<strong>de</strong> jeweils ein Bein durch einen Kompressionsstiefel<br />
apparativ komprimiert,<br />
während das an<strong>de</strong>re Bein manuell behan<strong>de</strong>lt<br />
wur<strong>de</strong> (Abb. 6). In <strong>de</strong>n letzten Wochen<br />
passte <strong>de</strong>r Patient sogar in eine apparative<br />
Kompressionshose, wodurch das Genital<br />
in die Kompressionstherapie mit einbezogen<br />
wur<strong>de</strong> (Abb. 7).<br />
Die W<strong>und</strong>versorgung bestand in täglichem<br />
Verbandswechsel mit Desinfektion<br />
<strong>de</strong>r W<strong>und</strong>en, Auflage einer Fettgaze <strong>und</strong><br />
sterilem Verband. Die ausge<strong>de</strong>hnte Mykose<br />
am linken Unterschenkel lateral <strong>und</strong><br />
interdigital beidseits wur<strong>de</strong> lokal antimykotisch<br />
versorgt. Die sehr trockene Haut<br />
wur<strong>de</strong> nach je<strong>de</strong>r Behandlung großzügig<br />
mit Massage-Öl eingerieben. Erst danach<br />
erfolgte die Bandagierung (Abb. 8).<br />
Komplikation:<br />
unsichtbares Erysipel<br />
Nach sechs Wochen kam es zu akuten<br />
Unterbauchbeschwer<strong>de</strong>n mit reduziertem<br />
Allgemeinbefin<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Krankheitsgefühl.<br />
Es fan<strong>de</strong>n sich bei nur subfebriler Temperatur<br />
stark schmerzhafte Leisten-LK links.<br />
Die zwischenzeitlich mit 12/22 mm normalisierte<br />
BSG stieg erneut an, eine Blutkultur<br />
war jedoch steril, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Antistreptolysintiter<br />
war nur grenzwertig. Der linke<br />
Unterschenkel war <strong>de</strong>utlich überwärmt.<br />
Abb. 11 Abb. 12<br />
Eine erysipeltypische Rötung war aufgr<strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>r dunklen Haut <strong>de</strong>s Patienten nicht<br />
zu sehen. Es han<strong>de</strong>lte sich <strong>de</strong>nnoch um ein<br />
Erysipel. Eintrittspforte für die Infektion<br />
war die ausge<strong>de</strong>hnte Mykose am linken<br />
Unterschenkel lateral. Eine Antibiotikatherapie<br />
führte hier zu einer raschen Heilung.<br />
Retrospektiv waren also die seit einem<br />
Jahr immer wie<strong>de</strong>r auftreten<strong>de</strong>n Bauchschmerzen<br />
jeweils Symptome von Erysipelen,<br />
was bisher nur nicht erkannt wor<strong>de</strong>n<br />
war.<br />
Therapieergebnis<br />
Nach elfwöchiger stationärer<br />
lymphologischer<br />
Behandlung<br />
war das Ö<strong>de</strong>m an bei<strong>de</strong>n<br />
Beinen um insgesamt<br />
65 Liter reduziert<br />
(Tab. 1), sodass<br />
das Entlassgewicht<br />
bei 114 kg lag (Abb.<br />
9). Das Gangbild war<br />
normalisiert: Der Patient<br />
konnte in <strong>de</strong>r Bestrumpfung<br />
normal<br />
springen <strong>und</strong> laufen.<br />
Die Mykose am lin-<br />
Abb. 13<br />
ken Unterschenkel war abgeheilt (Abb.<br />
10), ebenso alle Ulzera. Die Haut war weicher<br />
<strong>und</strong> geschmeidig, hing allerdings an<br />
<strong>de</strong>n Oberschenkeln in Falten herunter. Die<br />
körperliche Leistungsfähigkeit war<br />
wie<strong>de</strong>rhergestellt <strong>und</strong> altersentsprechend.<br />
Auch das <strong>Skrotal</strong>-Lymphö<strong>de</strong>m war kleiner<br />
gewor<strong>de</strong>n, sodass zuletzt sogar <strong>de</strong>r Penis<br />
sichtbar wur<strong>de</strong>.<br />
Nachstationäre Versorgung<br />
Der Patient wur<strong>de</strong> eine Woche vor Entlassung<br />
mit Kompressionstextilien versorgt.<br />
Er bekam eine Doppelbestrumpfung, jeweils<br />
in Kompressionsklasse 3 <strong>und</strong> flach-<br />
54 LymphForsch 11 (1) 2007; 51–55