Neue Wohnprojekte für ältere Menschen - Allbau
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Haus- und Wohngemeinschaft Rotingdorf Werther<br />
„Die Schwächsten gehören in die Mitte der Gesellschaft!“<br />
Davon ist Michael Zerbst überzeugt, und<br />
diese Überzeugung hat er schrittweise<br />
umgesetzt: 1986, als er mit Freunden<br />
„aus dem sozialen Bereich“ den Verein<br />
„Lebensbaum – soziale Hilfen e.V.“ in<br />
Werther gründete, um etwas gegen die<br />
Benachteiligung alter, kranker und behinderter<br />
<strong>Menschen</strong> zu unternehmen. Den<br />
damals 23-Jährigen hatte der Zivildienst<br />
im Krankenhaus und ein Praktikum in<br />
Bethel nachdenklich gemacht. In solchen<br />
Institutionen wollte er nicht arbeiten. Was<br />
ihn gestört hat? „Sie sind zu groß, zu unpersönlich,<br />
zu unbeweglich – Anstalten<br />
halt – aus Arbeitsabläufen geplante Gebäude,<br />
in denen <strong>Menschen</strong> wohnen sollen.“<br />
Doch die Arbeit in der Altenhilfe und<br />
häuslichen Pflege im Verein Lebensbaum<br />
löste nicht alle Probleme: „Wir mussten<br />
im Lauf der Jahre feststellen, dass ambulante<br />
Pflege in vielen Fällen nicht mehr<br />
ausreicht, unsere Kundschaft aber nicht<br />
ins Pflegeheim wollte.“ Zerbst teilte ihre<br />
Vorbehalte: „Alte und Hilfsbedürftige gehören<br />
nicht in ghettoartige Pflegeeinrichtungen,<br />
sondern in die Mitte der Gesellschaft“,<br />
darin war sich Zerbst mit den<br />
anderen Mitgliedern des Vereins Lebensbaum<br />
einig. Bei der Suche nach humanen<br />
Alternativen erhielten die Lebensbaum-<br />
Mitglieder manche Anregung vom Biele-<br />
felder Verein Alt und Jung, der bereits<br />
über Erfahrungen im Zusammenleben mit<br />
pflegebedürftigen <strong>Menschen</strong> verfügte.<br />
Eine Idee nimmt Gestalt an<br />
Die Vorstellung vom gemeinschaftlichen<br />
Wohnen mit Pflegemöglichkeit konkretisierte<br />
sich durch das Angebot eines ehemaligen<br />
Bauernhofes in Rotingdorf. Es<br />
gab jedoch keine Förderrichtlinien <strong>für</strong> eine<br />
Bezuschussung des kostenaufwendigen<br />
Pilotprojektes. Langwährende, kräftezehrende<br />
Verhandlungen mit dem Amtsschimmel<br />
in Form ständig wechselnder<br />
(Nicht-)Zuständigkeiten waren auszufechten.<br />
Zerbst schüttelt den Kopf, wenn er<br />
an diese Zeit denkt. Der Trägerverein<br />
„Umbruch – wohnen und mehr“ wurde gegründet,<br />
um Zuschüsse des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
<strong>für</strong> den Hausumbau zu ermöglichen.<br />
Mit dem Kauf des geräumigen<br />
Backsteingebäudes 1991 nahm der Traum<br />
vom Zusammenleben von Jung und Alt<br />
mit Pflegemöglichkeit endlich Gestalt an.<br />
1992 zog Zerbst „mit Leuten, die sich<br />
schon aus dem Sandkasten kannten“, in<br />
die bislang einzigartige Haus- und Pflegegemeinschaft<br />
ein. Seitdem hat der Pflegeverein<br />
Lebensbaum in Werther noch<br />
drei weitere <strong>Wohnprojekte</strong> mit Pflegewohngruppen<br />
initiiert und sich zur gemeinnützigen<br />
GmbH mit breitem Aktionsfeld<br />
weiterentwickelt. Michael Zerbst<br />
unterstützt heute als ausgebildeter Projektberater<br />
und erfahrene Pflegekraft neue<br />
Wohngruppen und Projektinitiativen.<br />
Versorgungssicherheit<br />
– ein Zukunftsmodell?<br />
13 Jahre lebt der 41-Jährige jetzt schon mit<br />
Frau und Kindern – seiner „kleinen Wahlfamilie“<br />
in der „großen Wahlfamilie“. Sein