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3 Grußwort des Vertreters des Hohen ... - Pro Asyl

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© Meester<br />

sprechende Weisung unbeachtlich sei und<br />

einen Eingriff in die Grundrechte darstelle,<br />

der einer gesonderten gesetzlichen<br />

Grundlage bedürfe. Außerdem bleibe<br />

bei Wegfall der Weisung ohnehin die<br />

Verpflichtung <strong>des</strong> Arbeitsamtes bestehen,<br />

im Einzelfall eine Arbeitsmarktprüfung<br />

vorzunehmen. Darüber hinaus hatte<br />

PRO ASYL darauf hingewiesen, daß<br />

schon in den 80er Jahren die Internationale<br />

Arbeitsorganisation ILO in Genf die<br />

Zwangsheranziehung von <strong>Asyl</strong>suchenden<br />

zu gemeinnütziger Arbeit bei gleichzeitigem<br />

absoluten Arbeitsverbot als<br />

Zwangsarbeit kritisiert hatte. Gewerkschafter<br />

Riester setzt nun also als Bun<strong>des</strong>arbeitsminister<br />

die Mißachtung eines<br />

internationalen Übereinkommens,<br />

das eine Errungenschaft der Arbeiterbewegung<br />

darstellt, fort.<br />

Cornelie Sonntag-Wolgast, damals<br />

stellvertretende innenpolitische Sprecherin<br />

der SPD-Bun<strong>des</strong>tagsfraktion, heute<br />

Staatssekretärin im Bun<strong>des</strong>innenministerium,<br />

hat am 20. Juni 1997 fast alles gesagt,<br />

was zum Arbeitsverbotserlaß zu sagen<br />

ist: »Das Arbeitsverbot für neu eingereiste<br />

<strong>Asyl</strong>bewerber wird keinen Deut<br />

dazu beitragen, die Massenarbeitslosigkeit<br />

zu lindern, dafür aber Vorbehalte<br />

in der Bevölkerung steigern. Die Bun<strong>des</strong>regierung<br />

handelt unaufrichtig und<br />

populistisch. Es ist allgemein bekannt,<br />

daß <strong>Asyl</strong>bewerber in der Regel nur<br />

solche Jobs erhalten, für die sich keine<br />

deutschen Bewerber gefunden haben.<br />

Ein Arbeitsverbot wird überdies die<br />

ohnehin hohen Sozialhilfekosten weiter<br />

nach oben treiben. Min<strong>des</strong>tens ebenso<br />

schlimm ist der gesellschaftliche Effekt:<br />

Mit der Entscheidung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>arbeitsministers<br />

erhalten all diejenigen Zulauf,<br />

die <strong>Asyl</strong>bewerber als ›Schmarotzer‹ einstufen,<br />

›die nichts tun und uns allen<br />

nur auf der Tasche liegen‹. Die Bun<strong>des</strong>regierung<br />

eröffnet auf Kosten von Minderheiten<br />

in diesem Land Nebenkriegsschauplätze<br />

anstatt die von ihr zu verantwortende<br />

Massenarbeitslosigkeit endlich<br />

mit geeigneten Mitteln wirkungsvoll<br />

zu bekämpfen.«<br />

Zu ergänzen ist hier nur: Die jetzige Bun<strong>des</strong>regierung<br />

hält Nebenkriegsschauplätze<br />

weiter offen, die die alte Bun<strong>des</strong>regierung<br />

eröffnet hatte.<br />

Verantwortungsbereich <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong>ministers <strong>des</strong> Innern<br />

(Otto Schily)<br />

Daß die Mehrheit der SPD – und<br />

für diese Linie steht gerade auch<br />

der jetzige Innenminister – nicht<br />

zu ernsthaften Korrekturen in der <strong>Asyl</strong>gesetzgebung<br />

bereit ist, zeigte sich bereits<br />

während der Koalitionsverhandlungen.<br />

Aber auch unterhalb der Ebene der Gesetzesänderung<br />

ließe sich im Sinne von<br />

mehr Fairneß für <strong>Asyl</strong>suchende einiges<br />

tun. Die im übrigen nicht unbedingt<br />

flüchtlingsfreundliche New Labour-Regierung<br />

unter Tony Blair hat eine Marke<br />

gesetzt. Vorrangig durch Maßnahmen<br />

im administrativen Bereich stieg die Anerkennungsquote<br />

für <strong>Asyl</strong>bewerber in<br />

Großbritannien von 6 auf 16 %.<br />

Doch der entsprechende Ruck geht<br />

nicht durch das Bun<strong>des</strong>amt. Anerkennungszahlen<br />

fallen in den Keller, was mit<br />

der Realität in den Herkunftsstaaten und<br />

den Fluchtgründen der Menschen, die in<br />

Deutschland <strong>Asyl</strong> suchen, nichts zu tun<br />

hat. Dabei könnte zumin<strong>des</strong>t der Bereich<br />

<strong>des</strong> Abschiebungsschutzes im Rahmen<br />

<strong>des</strong> § 53 AuslG per Dienstanweisung realitätsnäher<br />

gestaltet werden. Nach wie<br />

vor hat der Bun<strong>des</strong>innenminister von<br />

dieser Möglichkeit keinen Gebrauch gemacht.<br />

Er könnte das Bun<strong>des</strong>amt z.B.<br />

anweisen, sexuelle Übergriffe als Abschiebungshindernis<br />

i.S.d. § 53 AuslG zu<br />

werten, solange im Herkunftsstaat die<br />

gesellschaftliche Realität ein Leben der<br />

Frau in Würde nicht erwarten läßt.<br />

Auch in anderer Hinsicht gibt es rotgrüne<br />

Kontinuität:<br />

Der Bun<strong>des</strong>beauftragte für <strong>Asyl</strong>angelegenheiten,<br />

der Weisungen <strong>des</strong> Innenministers<br />

unterliegt, klagt nach wie vor<br />

regelmäßig gegen Anerkennungen <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong>amtes. Dabei ist das Vorbringen<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>beauftragten in vielen Fällen<br />

stereotyp und unsubstantiiert. Der<br />

Ausschuß Ausländer- und <strong>Asyl</strong>recht <strong>des</strong><br />

Republikanischen Anwaltsvereins hat zu<br />

Recht darauf hingewiesen, daß der Bun<strong>des</strong>beauftragte<br />

sein Amt als <strong>Pro</strong>zessiermaschine<br />

mißversteht und seine Aufgabe<br />

darin sieht, nahezu jede positive Entscheidung<br />

durch die Instanzen zu treiben,<br />

was für die betroffenen Flüchtlinge Jahre<br />

der Unsicherheit bedeutet.<br />

Flächendeckend werden inzwischen<br />

Widerrufsverfahren gegen Kurden aus<br />

dem Irak eingeleitet mit dem Ziel, ihre<br />

Anerkennung als Flüchtlinge im Sinne<br />

der Genfer Flüchtlingskonvention zu widerrufen.<br />

Die unter dem damaligen Innenminister<br />

Kanther im Frühjahr 1997<br />

eingeleitete Abwehrpolitik gegen Kurden<br />

aus dem Irak wird bruchlos fortgesetzt.<br />

Die auf Bestellung <strong>des</strong> Innenministeriums<br />

damals angefertigten veränderten Lageeinschätzungen<br />

<strong>des</strong> Auswärtigen Amtes<br />

werden mit geringfügigen Nuancen fortgeschrieben.<br />

Die Anerkennungsquoten<br />

sinken. Dem Recht auf Familienzusammenführung<br />

zu den hier lebenden <strong>Asyl</strong>berechtigten<br />

gelten auch die koordinierten<br />

Abwehrbestrebungen der neuen<br />

Bun<strong>des</strong>regierung: Wird die Familienzusammenführung<br />

beantragt, so werden<br />

die Antragsteller mit Widerrufsverfahren<br />

überzogen. Nicht Fluchtursachen werden<br />

bekämpft, sondern Flüchtlinge – alles<br />

beim alten.<br />

Auch beim Flughafenverfahren gibt es<br />

mit Ausnahme einiger weniger humanitärer<br />

Härtefälle, die geregelt werden<br />

konnten, nichts Positives zu vermelden.<br />

Die neue Bun<strong>des</strong>regierung hatte in der<br />

Koalitionsvereinbarung angekündigt, die<br />

Dauer <strong>des</strong> Flughafenverfahrens im Lichte<br />

<strong>des</strong> Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes<br />

zu überprüfen, was im Klartext bereits<br />

ein Ergebnis nahe Null ist. Innenminister<br />

Otto Schily, die Ausländerbeauftragte der<br />

Bun<strong>des</strong>regierung Marieluise Beck, der Innenausschuß<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>tages u.a. haben<br />

inzwischen den Flughafen besichtigt.<br />

Schritte zu menschlicherem Umgang mit<br />

Flüchtlingen werden sehr zögerlich angegangen.<br />

Man möchte offensichtlich nur

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