3 Grußwort des Vertreters des Hohen ... - Pro Asyl
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amt-Einzelentscheiders an das zuständige<br />
Verwaltungsgericht im Fall eines türkischen<br />
<strong>Asyl</strong>suchenden vom 4. Februar<br />
1999: »Auch bei der Rückkehrerbefragung<br />
im Falle einer Abschiebung ist der<br />
Kläger nicht gefährdet. Von Angehörigen<br />
der Deutschen Botschaft in der Türkei<br />
und Angehörigen der Deutschen<br />
Konsulate und der dort tätigen Liaison-<br />
Beamten <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>amtes werden in<br />
unregelmäßigen Abständen diese Rückkehrertransporte<br />
in Augenschein genommen.<br />
Diese Befragungen laufen völlig undramatisch<br />
ab und führen lediglich zu<br />
kurzen Aufenthalten bei den dortigen<br />
Polizeistellen, wenn die von den Heimatbehörden<br />
angeforderten Auskünfte sich<br />
verzögern. Wenn natürlich ein Abgeschobener<br />
einen neuen Ausreisegrund<br />
herbeiführen will und den dortigen Beamten<br />
sofort mit Schimpfwörtern überhäuft<br />
– auch dies soll vorkommen –<br />
kommt es natürlich zu einer anderen Behandlung.«<br />
Mitarbeiter der deutschen <strong>Asyl</strong>behörde<br />
mischen also nicht nur innerhalb der<br />
deutschen Auslandsvertretungen mit,<br />
sondern sind bei Befragungen durch die<br />
türkischen Sicherheitsbehörden dabei.<br />
Und offensichtlich identifizieren sie sich<br />
mit den netten Kollegen, die von den unbeherrschten<br />
Rückkehrern beschimpft<br />
werden. Daß sich die Fälle häufen, in denen<br />
in die Türkei Abgeschobene nach der<br />
Befragung unbehelligt den Flughafen verlassen<br />
dürfen, aber dann an Busbahnhöfen<br />
oder an ihren Heimatorten ganz<br />
andere Erfahrung mit den türkischen Sicherheitskräften<br />
machen, interessiert weder<br />
Bun<strong>des</strong>amt noch Auswärtiges Amt.<br />
Kontinuitäten …<br />
Thomas von der Osten-Sacken<br />
Otto Schily schien zufrieden, als<br />
das Innenministerium am 8. und<br />
9. Januar die neuen Zahlen bekannt<br />
gab: Erstmalig sei die Quote<br />
von 100.000 <strong>Asyl</strong>anträgen 1998 nicht<br />
überschritten worden; im gleichen Zeitraum<br />
wurden fast 91.000 »Illegale« an<br />
der deutschen Ostgrenze aufgegriffen.<br />
Befriedigt zeigte sich der neue Innenminister<br />
auch über die Kooperation mit den<br />
osteuropäischen Nachbarländern; vor<br />
allem Polen habe Fortschritte in der<br />
Bekämpfung von Flüchtlingen gemacht.<br />
Für Schily handelt es sich allerdings nur<br />
um einen Anfang: »Darauf aufbauend<br />
müssen weitere Schritte der konkreten<br />
Zusammenarbeit unternommen werden,<br />
um die illegale Einreise zu unterbinden.«<br />
In Klartext übersetzt: Die europäischen<br />
Außengrenzen müssen noch hermetischer<br />
gegen <strong>Asyl</strong>suchende abgeschottet<br />
werden.<br />
Eine erste derartige Maßnahme, die zeitlich<br />
mit der Übernahme <strong>des</strong> EU-Ratsvorsitzes<br />
der BRD zusammenfällt, kündigte<br />
das Innenministerium Anfang Januar an:<br />
Ein Beamter <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>grenzschutzes<br />
soll nach Athen entsandt werden, um<br />
dort an der deutschen Botschaft »gemeinsam<br />
mit der griechischen Regierung<br />
die Schleuserkriminalität zu bekämpfen«.<br />
Bisher sind BGS-Verbindungsbeamte<br />
bereits in Bulgarien, Polen und<br />
Tschechien in gleicher Funktion tätig.<br />
Besonders die griechisch-türkische<br />
Grenze gilt für die europäischen Flüchtlingsbekämpfer<br />
als zu durchlässig, da<br />
sie im Gegensatz zu der deutschen<br />
oder österreichischen Lan<strong>des</strong>grenze nur<br />
schwer kontrollierbar ist. Hunderte von<br />
Inseln ermöglichen es Schleppern, in<br />
Nacht- und Nebelaktionen Flüchtlinge<br />
für horrende Summen nach Griechenland<br />
zu schleusen, von wo aus in der Regel<br />
dann eine Weiterflucht nach Italien<br />
versucht wird. Teurere Alternative ist die<br />
direkte Flucht von Griechenland nach<br />
Italien. Eigenen Angaben zufolge zahlen<br />
Flüchtlinge bis zu 4.000 US-$ pro Person<br />
für eine »Passage« auf oft völlig seeuntüchtigen<br />
und überfüllten Schiffen. Wie<br />
viele diese Fahrten nach Italien nicht<br />
überleben, ist unklar …<br />
Das eigentliche <strong>Pro</strong>blem stellt in diesem<br />
Zusammenhang für die europäische<br />
Fluchtabwehrpolitik die Türkei dar, die<br />
sich mehr und mehr zu einem Auffangplatz<br />
und Transitlager für Flüchtlinge<br />
aus dem Irak, dem Iran, Afghanistan, Sri<br />
Lanka und anderen asiatischen, aber<br />
© Meester<br />
auch afrikanischen Ländern entwickelt<br />
hat. Aufgeschreckt durch die Bilder<br />
von überladenen Flüchtlingsschiffen, die<br />
im letzten Jahr an der italienischen<br />
Adriaküste landeten, hat schon unter Innenminister<br />
Kanther die alte Bun<strong>des</strong>regierung<br />
eine Zerschlagung der »Südroute«<br />
für Flüchtlinge zur Chefsache erklärt.<br />
Auf EU-Ebene wurde so bereits<br />
1997 eine Expertenkommission gegründet,<br />
die sich mit dem <strong>Pro</strong>blem beschäftigen<br />
sollte. Fernziel dieses Gremiums war<br />
es, ein Abkommen mit der Türkei zu<br />
schließen, um damit eine Weiterflucht<br />
effektiv verhindern zu helfen. In einem<br />
internen Papier schlug es im Oktober<br />
1997 vor, daß die »ideale Lösung ein<br />
Rücknahmeabkommen mit der Türkei<br />
sei, das auch für Angehörige für Dritt-<br />
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