31.05.2014 Aufrufe

und weiterbildung in industrie - Pro Qualifizierung

und weiterbildung in industrie - Pro Qualifizierung

und weiterbildung in industrie - Pro Qualifizierung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> Industriebetrieben <strong>und</strong> bei privaten Dienstleistern<br />

AUGUST 2006<br />

BERUFLICHE FORT- UND<br />

WEITERBILDUNG IN INDUSTRIE-<br />

BETRIEBEN UND BEI PRIVATEN<br />

DIENSTLEISTERN<br />

Statistische Rahmendaten <strong>und</strong> Auswertungen über den Zugang zum Arbeitsmarkt <strong>und</strong> die Partizipation von Menschen mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> an Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungsmaßnahmen zur <strong>in</strong>terkulturellen Personalplanung <strong>und</strong> Organisationsentwicklung <strong>in</strong><br />

Unternehmen, Betrieben <strong>und</strong> öffentlichen Verwaltungen<br />

Gefördert durch das B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Arbeit <strong>und</strong> Soziales <strong>und</strong> den Europäischen Sozialfonds<br />

1


Berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> Industriebetrieben <strong>und</strong> bei privaten Dienstleistern<br />

INHALT<br />

Editorial 3<br />

Beteiligung bislang schwach – Anforderung groß: Umfrage <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen zu<br />

Weiterbildungsbedarfen von Zuwanderern 4<br />

Ausländische Unternehmen möchten ausbilden: Umfrage von Dien Hong im Raum Rostock 6<br />

Beratungsbedarf türkischer Erwerbspersonen: Untersuchung im Auftrag der<br />

Zentralstelle für Arbeitsvermittlung 8<br />

Ausländer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Ausländer erst seit 1997 im Blickfeld: Regelmäßige Berichte des<br />

Bildungsm<strong>in</strong>isteriums zu Weiterbildung 11<br />

„Weiche“ Formen der Weiterbildung auf dem Vormarsch: Erfahrungen der Betriebe 15<br />

Unterrepräsentiert, aber Chance: Informelles Lernen <strong>und</strong> Zuwanderer 16<br />

Erster flächendeckender Tarifvertrag zur betrieblichen Weiterbildung: Baden-Württemberg<br />

hat positive Erfahrungen gemacht 20<br />

Jährlicher Weiterbildungs-Innovations-Preis: Initiative des B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stituts für Berufsbildung 22<br />

Impressum 24<br />

2


Berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> Industriebetrieben <strong>und</strong> bei privaten Dienstleistern<br />

EDITORIAL<br />

Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren, liebe <strong>Pro</strong>jektpartner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> <strong>Pro</strong>jektpartner,<br />

der Newsletter „Datendienst Migration“ ersche<strong>in</strong>t im Bereich Migration & <strong>Qualifizierung</strong> des DGB Bildungswerk<br />

seit vier Jahren. Er wurde im Jahre 2002 im Rahmen des XENOS-<strong>Pro</strong>jektes „Aktionsformen für die Arbeitswelt“<br />

entwickelt <strong>und</strong> wird seit Ende dieser Förderung vom DGB Bildungswerk herausgegeben.<br />

Der Datendienst dient als Informationsmedium über migrationsspezifische Themen <strong>und</strong> bietet aufbereitete Daten<br />

<strong>und</strong> Statistiken <strong>in</strong> Schaubildern.<br />

Die <strong>Pro</strong>jektförderung durch Equal ermöglicht nun e<strong>in</strong> zusätzliches Ersche<strong>in</strong>en des Newsletters „Datendienst<br />

Migration“ im Rahmen der Entwicklungspartnerschaft „<strong>Pro</strong> <strong>Qualifizierung</strong>“. Innerhalb der <strong>Pro</strong>jektlaufzeit bis<br />

Ende 2007 wird der Newsletter mit dem thematischen Schwerpunkt „Berufliche <strong>Qualifizierung</strong> von Menschen<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> über 25 Jahren“ sechs Mal mit unterschiedlicher Ausrichtung der<br />

Schwerpunktthematik ersche<strong>in</strong>en.<br />

Der Newsletter „Datendienst Migration“ richtet sich an Verantwortliche für Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> den<br />

Betrieben <strong>und</strong> <strong>in</strong> den öffentlichen Verwaltungen, Verantwortliche für Personal <strong>und</strong> Personalentwicklung,<br />

deutsche <strong>und</strong> ausländische Unternehmerverbände, Gewerkschaften, Kammern, Arbeitsagenturen, Botschaften,<br />

Experten <strong>in</strong> Politik <strong>und</strong> Wissenschaft, strategische <strong>und</strong> operative Partner des IQ Netzwerkes, Migrantenselbst<strong>und</strong><br />

Beratungsorganisationen, Medienschaffende, Arbeitnehmende <strong>und</strong> Arbeitslose mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> Frauen.<br />

In dieser Ausgabe wird der thematische Schwerpunkt auf der beruflichen Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong><br />

Industriebetrieben <strong>und</strong> bei privaten Dienstleistern liegen.<br />

Wir bedanken uns für Ihr Interesse an unserem Newsletter <strong>und</strong> wünschen Ihnen bei der Lektüre viel Freude.<br />

Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen <strong>und</strong> alles Gute<br />

Leo Monz<br />

3


Berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> Industriebetrieben <strong>und</strong> bei privaten Dienstleistern<br />

BETEILIGUNG BISLANG SCHWACH – ANFORDERUNG<br />

GROß<br />

Umfrage <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen zu Weiterbildungsbedarfen von Zuwanderern<br />

Mozaik geme<strong>in</strong>nützige Gesellschaft für <strong>in</strong>terkulturelle Bildungs- <strong>und</strong> Beratungsangebote hat als Partner <strong>in</strong> der<br />

EQUAL Entwicklungspartnerschaft <strong>Pro</strong> <strong>Qualifizierung</strong> im Rahmen des Beratungsnetzwerks Migrantenselbstorganisationen<br />

<strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen e<strong>in</strong>e Umfrage zu den Weiterbildungsbedarfen von Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Migranten durchgeführt.<br />

Bei den Ergebnissen fällt zunächst auf, dass mehr als die Hälfte der Befragten an ke<strong>in</strong>er Weiterbildung<br />

teilgenommen hat.<br />

4


Berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> Industriebetrieben <strong>und</strong> bei privaten Dienstleistern<br />

Fragen nach den Weiterbildungsteilnahmen bei den 37% derjenigen, die an Maßnahmen teilgenommen haben,<br />

ergaben, dass berufliche <strong>und</strong> betriebliche Weiterbildung mit fast drei Viertel ganz oben liegen.<br />

Die Ergebnisse der Befragung f<strong>in</strong>den sich im Internet unter: www.pro-qualifizierung.de/statistiken<br />

5


Berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> Industriebetrieben <strong>und</strong> bei privaten Dienstleistern<br />

AUSLÄNDISCHE UNTERNEHMEN MÖCHTEN<br />

AUSBILDEN<br />

Umfrage von Diên Hông im Raum Rostock<br />

Die ganz große Mehrheit der ausländischen Unternehmen im Raum Rostock hat bislang noch nicht ausgebildet.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs möchte e<strong>in</strong>e Mehrheit Informationen darüber, welche Vorteile es br<strong>in</strong>gt, Ausbildungsbetrieb zu se<strong>in</strong>.<br />

Dies ist das Ergebnis e<strong>in</strong>er Umfrage unter Betrieben mit e<strong>in</strong>em ausländischen Inhaber <strong>in</strong> der Region, die von dem<br />

Vere<strong>in</strong> Diên Hông e.V. durchgeführt wurde.<br />

Diên Hông ist Träger des Rostocker Teilprojekts der EQUAL Entwicklungspartnerschaft <strong>Pro</strong> <strong>Qualifizierung</strong>. In<br />

diesem Rahmen entwickelt es e<strong>in</strong> Unternehmensnetzwerk, <strong>in</strong> dem von Zuwanderern geführte Unternehmen<br />

besser untere<strong>in</strong>ander <strong>und</strong> mit Kammern <strong>und</strong> Wirtschafts- <strong>und</strong> Branchenverbänden vernetzt werden. Ziel ist es, die<br />

Bereitschaft zur eigenen <strong>Qualifizierung</strong> zu erhöhen <strong>und</strong> die unternehmerischen Kompetenzen zu fördern.<br />

Perspektivisch sollen so auch zusätzliche Ausbildungs- <strong>und</strong> Arbeitsplätze entstehen.<br />

6


Berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> Industriebetrieben <strong>und</strong> bei privaten Dienstleistern<br />

Die Ergebnisse der Umfrage stehen im Internet unter: www.pro-qualifizierung.de/statistiken<br />

7


Berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> Industriebetrieben <strong>und</strong> bei privaten Dienstleistern<br />

BERATUNGSBEDARF TÜRKISCHER<br />

ERWERBSPERSONEN<br />

Untersuchung im Auftrag der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung<br />

Dass es e<strong>in</strong>e Selbsttäuschung war, ist seit langem bekannt. E<strong>in</strong>e im Jahr 2005 veröffentlichte Befragung belegte<br />

noch e<strong>in</strong>mal am Beispiel der Menschen aus der Türkei: Die große Mehrheit der Arbeitsmigrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> –<br />

migranten hat sich von der Idee verabschiedet, nach e<strong>in</strong>iger Zeit <strong>in</strong> Deutschland wieder <strong>in</strong> das Herkunftsland<br />

zurückzugehen. Beide Seiten – Zuwanderer wie Mehrheitsgesellschaft – haben über lange Zeit geglaubt,<br />

Arbeitsmigration sei e<strong>in</strong>e temporär begrenzte Ersche<strong>in</strong>ung.<br />

Die Daten stammen aus der Untersuchung „Der Beratungsbedarf türkischer Erwerbspersonen <strong>in</strong> Deutschland<br />

2004“, die von der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung <strong>in</strong> Auftrag gegeben worden war.<br />

Aus dieser Situation ergeben sich verschiedene Anforderungen. Die Arbeitsberatung der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />

muss die Betroffenen dabei unterstützen, mögliche Überlegungen über e<strong>in</strong>e Rückkehr <strong>in</strong>s Herkunftsland – oft der<br />

8


Berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> Industriebetrieben <strong>und</strong> bei privaten Dienstleistern<br />

Eltern oder Großeltern – auf e<strong>in</strong>e rationale Basis zu stellen. Das verlangt Kenntnisse über die<br />

Arbeitsmarktsituation <strong>und</strong> die sozialen Sicherungssysteme dort sowie Kenntnisse darüber, ob <strong>und</strong> wie<br />

Anwartschaften aus den Sozialsystemen mitgenommen werden können. Für die große Mehrheit, die <strong>in</strong><br />

Deutschland bleiben will, ist e<strong>in</strong>e Beratung nötig, wie diese Menschen <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt besser <strong>in</strong>tegriert<br />

werden können. Und aus e<strong>in</strong>er Beratung müssen Folgen erwachsen.<br />

Das freilich ist ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Unterfangen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Situation, <strong>in</strong> der der Arbeitsmarkt nach wie vor angespannt ist.<br />

Es geht darum, Nachteile E<strong>in</strong>zelner, die sich aus der sozialen Herkunft ergeben zu m<strong>in</strong>dern – etwa<br />

Sprachprobleme, ger<strong>in</strong>ge oder fehlende schulische <strong>und</strong> berufliche Bildung – parallel dazu fehlende Akzeptanz<br />

oder gar Ablehnung <strong>in</strong> der Mehrheitsgesellschaft zu überw<strong>in</strong>den. Es geht aber auch darum, potenzielle Vorteile<br />

zu nutzen, etwa die Kenntnis unterschiedlicher Kulturen. Um das erfolgreich angehen zu können, ist es s<strong>in</strong>nvoll,<br />

dass unterschiedliche Institutionen, Initiativen, E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> so weiter, die sich damit oder mit Teilaspekten<br />

beschäftigen zusammenarbeiten. Eben das macht die EQUAL Entwicklungspartnerschaft <strong>Pro</strong> <strong>Qualifizierung</strong>: Dazu<br />

beitragen, dass Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>en gleichberechtigten Zugang zum Arbeitsmarkt f<strong>in</strong>den.<br />

Zielgruppe s<strong>in</strong>d Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten, die älter als 25 Jahre s<strong>in</strong>d.<br />

Gleichberechtigter Zugang heißt nicht, irgendwie, irgendwo re<strong>in</strong>rutschen. Es geht auch darum, Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Migranten die Möglichkeit zu geben, sich <strong>in</strong> ihrem Beruf wohlzufühlen <strong>und</strong> die Möglichkeit zu haben, weiter zu<br />

kommen. Und der Anteil jener – wiederum bezogen auf die Befragungen unter Menschen aus der Türkei –, die<br />

mit ihrer derzeitigen Situation unzufrieden s<strong>in</strong>d, beträgt fast e<strong>in</strong> Drittel.<br />

9


Berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> Industriebetrieben <strong>und</strong> bei privaten Dienstleistern<br />

Die Gründe derer, die unzufrieden s<strong>in</strong>d (eher oder sehr unzufrieden) gestalten sich so:<br />

Der Beratungsbedarf türkischer Erwerbspersonen <strong>in</strong> Deutschland 2004 – Ergebnisbericht e<strong>in</strong>er Untersuchung im<br />

Auftrag der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) steht im Internet unter: www.proqualifizierung.de/beratungsbedarf<br />

10


Berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> Industriebetrieben <strong>und</strong> bei privaten Dienstleistern<br />

AUSLÄNDERINNEN UND AUSLÄNDER ERST SEIT<br />

1997 IM BLICKFELD<br />

Regelmäßige Berichte des Bildungsm<strong>in</strong>isteriums zu Weiterbildung<br />

Das B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF) veröffentlicht <strong>in</strong> regelmäßigen Abständen e<strong>in</strong>en<br />

Gesamtbericht zur Weiterbildungssituation <strong>in</strong> Deutschland. Gr<strong>und</strong>lage s<strong>in</strong>d die seit 1979 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Dreijahresturnus durchgeführten mündlichen Repräsentativbefragungen. In diesem Jahr ist das so genannte<br />

Berichtssystem Weiterbildung (BSW) zum neunten Mal erschienen.<br />

E<strong>in</strong>bezogen <strong>in</strong> die Befragung s<strong>in</strong>d Inländer im Alter zwischen 19 <strong>und</strong> 64 Jahren, Ausländer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Ausländer<br />

erst seit 1997. Allerd<strong>in</strong>gs werden zur Vermeidung zusätzlicher Maßnahmen nur diejenigen befragt, deren<br />

Deutschkenntnisse für e<strong>in</strong> Interview ausreichen. Die Fallzahlen der Befragungen lassen ke<strong>in</strong>e Aufschlüsselung<br />

nach Nationalitäten zu, e<strong>in</strong> Vergleich Deutsche – Ausländer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Ausländer ist aber möglich. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d<br />

auf Gr<strong>und</strong> der vergleichsweise kle<strong>in</strong>en statistischen Basis die ausgewiesenen Ergebnisse nicht als prozentgenaue<br />

Zahlen, sondern als Größenordnungen zu <strong>in</strong>terpretieren.<br />

Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> wurden erst <strong>in</strong> die Befragung 2003 e<strong>in</strong>bezogen.<br />

11


Berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> Industriebetrieben <strong>und</strong> bei privaten Dienstleistern<br />

Die Daten belegen, dass Ausländer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Ausländer deutlich weniger an beruflicher Weiterbildung<br />

teilnehmen als Deutsche. Am größten ist der Unterschied bei den Anpassungskursen <strong>und</strong> bei sonstigen<br />

Lehrgängen/ Kursen im Beruf. E<strong>in</strong>e Verbesserung der Situation ist aus der Zeitreihe nicht ablesbar.<br />

12


Berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> Industriebetrieben <strong>und</strong> bei privaten Dienstleistern<br />

Die ger<strong>in</strong>gere Teilnahme von Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> (oder Lebensh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> wie es <strong>in</strong> dieser<br />

Untersuchung genannt wird) an Weiterbildung <strong>in</strong>sgesamt ist wie beim Vergleich Deutsche – Ausländer auch hier<br />

erkennbar. Interessanter Weise s<strong>in</strong>d Deutsche mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> erkennbar stärker an beruflicher<br />

Weiterbildung beteiligt als Ausländer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Ausländer. E<strong>in</strong>e Erklärung dafür bietet die Untersuchung nicht. Zu<br />

den Daten heißt es zusammenfassend: „Die dargestellten Ergebnisse korrespondieren <strong>in</strong>sofern mit den PISA-<br />

Ergebnissen, als hier nun die Vermutung e<strong>in</strong>es schwereren Zugangs zu Weiterbildung bei Gruppen mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> mit Daten unterlegt wird.“<br />

13


Berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> Industriebetrieben <strong>und</strong> bei privaten Dienstleistern<br />

Aus der Zeitreihe lässt sich ablesen, dass die Werte relativ stabil s<strong>in</strong>d. Das deutet darauf h<strong>in</strong>, dass die<br />

branchenspezifischen E<strong>in</strong>flüsse auf die Weiterbildung bislang – negativ wie positiv – nachhaltig s<strong>in</strong>d.<br />

Der Gesamtbericht zur Weiterbildungssituation <strong>in</strong> Deutschland – Berichtssystem Weiterbildung IX (BSW IX) –<br />

kann im Internet herunter geladen werden unter: www.pro-qualifizierung.de/BSW_IX oder<br />

www.migration-onl<strong>in</strong>e.de/BSW_IX<br />

14


Berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> Industriebetrieben <strong>und</strong> bei privaten Dienstleistern<br />

„WEICHE“ FORMEN DER WEITERBILDUNG AUF<br />

DEM VORMARSCH<br />

Erfahrungen der Betriebe<br />

Neben klassischen organisierten Formen der Weiterbildung <strong>in</strong> Lehrgängen, Kursen <strong>und</strong> so weiter, haben sich seit<br />

e<strong>in</strong>iger Zeit auch andere, so genannte „weiche“ Formen des Lernens etabliert. Bei den Def<strong>in</strong>itionen gibt es<br />

durchaus Unterschiede.<br />

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) richtet die Def<strong>in</strong>ition vor allem <strong>in</strong> Abgrenzung der betrieblichen – nicht<br />

weiter gefasst beruflichen – zur allgeme<strong>in</strong>en Weiterbildung. Zur betrieblichen Weiterbildung zählen demnach<br />

„neben den klassischen organisierten Weiterbildungsveranstaltungen <strong>in</strong> Form externer <strong>und</strong> <strong>in</strong>terner Sem<strong>in</strong>are<br />

auch Informationsveranstaltungen, Umschulungen sowie arbeitsplatznahe <strong>und</strong> selbst gesteuerte Lernformen zur<br />

betrieblichen Weiterbildung. Relevant ist dabei e<strong>in</strong> beruflicher Bezug <strong>in</strong> Abgrenzung zur allgeme<strong>in</strong>en<br />

Weiterbildung.“<br />

Die Daten beruhen auf Umfragen unter den Betrieben (2.029 auswertbare Fragebögen). Das hat auch zur Folge,<br />

dass ke<strong>in</strong>e spezifischen Gruppen wie Ausländer ausgeworfen werden. „Weichere“ Formen dom<strong>in</strong>ieren<br />

gegenüber klassisch organisierten Weiterbildungsveranstaltungen.<br />

15


Berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> Industriebetrieben <strong>und</strong> bei privaten Dienstleistern<br />

UNTERREPRÄSENTIERT, ABER CHANCE<br />

Informelles Lernen <strong>und</strong> Zuwanderer<br />

Im Berichtsystem Weiterbildung IX (BWS) wird dem <strong>in</strong>formellen beruflichen Lernen e<strong>in</strong> eigenes Kapitel gewidmet.<br />

Als Gr<strong>und</strong> für die Attraktivität dieser Lernformen wird zum e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e höhere Effektivität angenommen. E<strong>in</strong><br />

anderes, auch für Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten wichtiges Argument: „Auch sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong>formelles berufliches<br />

Lernen, vor allem das arbeits<strong>in</strong>tegrierte Lernen, nicht zuletzt auch wegen der niedrigeren Zugangsschwellen,<br />

neue Chancen zur Nachqualifizierung bildungsferner Personen zu eröffnen.“<br />

Allerd<strong>in</strong>gs ist dieser Bereich empirisch schwer zu erfassen. Auch s<strong>in</strong>d Zeitreihen nur <strong>in</strong> Ausnahmen möglich, da<br />

die Kategorien modifiziert wurden.<br />

Insgesamt haben 61 <strong>Pro</strong>zent der Erwerbstätigen an e<strong>in</strong>er oder mehreren Maßnahmen <strong>in</strong>formeller beruflicher<br />

Weiterbildung teilgenommen. E<strong>in</strong>e Schlussfolgerung: „Unterrepräsentiert s<strong>in</strong>d vor allem Erwerbstätige ohne<br />

abgeschlossene Berufsausbildung, Arbeiter <strong>und</strong> ausländische Erwerbstätige.“<br />

16


Berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> Industriebetrieben <strong>und</strong> bei privaten Dienstleistern<br />

Die Daten belegen, dass bestimmte Gruppen schwerer Zugang zu <strong>in</strong>formeller Weiterbildung f<strong>in</strong>den. Allerd<strong>in</strong>gs ist<br />

die Teilnahme von Ausländer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Ausländern an Maßnahmen der <strong>in</strong>formellen beruflichen Bildung<br />

überdurchschnittlich hoch. Die Quote von 46 <strong>Pro</strong>zent liegt sehr viel höher als die von 13 <strong>Pro</strong>zent, mit der<br />

Ausländer an beruflicher Weiterbildung <strong>in</strong>sgesamt teilgenommen haben. Diese Formen des Lernens sche<strong>in</strong>en eher<br />

Ansatzpunkte für e<strong>in</strong>e Weiterqualifizierung zu bieten als andere.<br />

17


Berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> Industriebetrieben <strong>und</strong> bei privaten Dienstleistern<br />

18


Berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> Industriebetrieben <strong>und</strong> bei privaten Dienstleistern<br />

Die Teilnehmerquote an beruflicher Weiterbildung (hier ist im Wesentlichen formale Weiterbildung geme<strong>in</strong>t) ist<br />

nach ihren Höchstständen <strong>in</strong> allen vier Wirtschaftsbereichen <strong>in</strong> den Jahren 1997 <strong>und</strong> 2000 wieder zurückgefallen,<br />

liegt aber immer noch über den Ausgangsdaten von 1991. Anders sieht es beim Zeitaufwand für die berufliche<br />

Weiterbildung aus. Da liegen die Höchstwerte 1991, danach verläuft die Kurve <strong>in</strong> Sprüngen abwärts. In der<br />

Industrie hat sich der Zeitaufwand bis 2003 mehr als halbiert. Die anderen Rückgänge s<strong>in</strong>d nicht ganz so<br />

dramatisch, aber auch sehr deutlich. Das Handwerk hatte se<strong>in</strong>e Spitzenstellung von 1991 zwischenzeitlich<br />

verloren, im Jahr 2003 aber wiedererlangt.<br />

Vergleicht man die Teilnehmerquote an beruflicher Weiterbildung, bei der das Handwerk 2003 mit e<strong>in</strong>em Anteil<br />

von 25 <strong>Pro</strong>zent am schlechtesten abschneidet, mit dem Zeitaufwand für Weiterbildung, heißt das: Im Handwerk<br />

nehmen vergleichsweise wenige an Weiterbildung teil, diejenigen, die das tun, wenden aber viel Zeit dafür auf.<br />

Die hier aufgezeigte Entwicklung kontrastiert mit den vom Institut der Deutschen Wirtschaft veröffentlichten<br />

E<strong>in</strong>schätzungen der Unternehmen über künftige Weiterbildungstendenzen.<br />

19


Berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> Industriebetrieben <strong>und</strong> bei privaten Dienstleistern<br />

20


Berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> Industriebetrieben <strong>und</strong> bei privaten Dienstleistern<br />

ERSTER FLÄCHENDECKENDER TARIFVERTRAG<br />

ZUR BETRIEBLICHEN WEITERBILDUNG<br />

Baden-Württemberg hat positive Erfahrungen gemacht<br />

Im Frühjahr 2006 haben die IG Metall <strong>und</strong> der Arbeitgeberverband Gesamtmetall erstmals e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>heitlichen<br />

Tarifvertrag zur Weiterbildung <strong>in</strong> der Metall<strong>in</strong>dustrie abgeschlossen. Der Vertrag lehnt sich stark an den<br />

<strong>Qualifizierung</strong>starifvertrag an, den die Tarifvertragsparteien 2001 für Baden-Württemberg vere<strong>in</strong>bart hatten.<br />

In der Präambel heißt es: „Die Frage der <strong>Qualifizierung</strong> <strong>und</strong> des lebenslangen Lernens ist e<strong>in</strong> Schlüssel für die<br />

Sicherung der Wettbewerbs- <strong>und</strong> Innovationsfähigkeit der Betriebe, der Sicherung der Arbeitsplätze <strong>und</strong> der<br />

Beschäftigungsfähigkeit der Beschäftigten im Betrieb.“ Es geht wie bei allen Tarifverträgen, die nicht auf Entgelt<br />

abzielen, nicht nur um die Wahrung beiderseitiger Interessen, sondern um das F<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>es Korridors<br />

geme<strong>in</strong>samer Interessen, um die eigene Situation zu verbessern.<br />

Im Mittelpunkt des Tarifvertrags steht das so genannte <strong>Qualifizierung</strong>sgespräch. E<strong>in</strong>mal jährlich sollen im<br />

Gespräch zwischen Arbeitgeber <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Beschäftigten dessen <strong>in</strong>dividueller <strong>Qualifizierung</strong>sbedarf ermittelt<br />

werden. Wird e<strong>in</strong>e <strong>Qualifizierung</strong> als notwendig erachtet, muss dem Beschäftigten die Möglichkeit e<strong>in</strong>er<br />

Teilnahme an e<strong>in</strong>er Weiterbildung gewährt werden. E<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividueller Anspruch <strong>in</strong> Form von Zeitkont<strong>in</strong>genten oder<br />

Zeit<strong>in</strong>tervallen wie <strong>in</strong> den Bildungsurlaubsgesetzen besteht allerd<strong>in</strong>gs nicht.<br />

Wenn Änderungen im Betriebsablauf e<strong>in</strong>e <strong>Qualifizierung</strong> nötig machen, trägt der Arbeitgeber die Kosten der<br />

Weiterbildung <strong>und</strong> die Kosten der Arbeitszeit der Betroffenen. Bei e<strong>in</strong>er Aufstiegsqualifizierung trägt der<br />

Arbeitgeber die Kosten für die Weiterbildung. Die Kosten für die Arbeitszeit werden zwischen Arbeitgeber <strong>und</strong><br />

Arbeitnehmer geteilt.<br />

Da der Tarifvertrag sich an dem Übere<strong>in</strong>kommen aus Baden-Württemberg orientiert, s<strong>in</strong>d die dort gemachten<br />

Erfahrungen sicherlich von Bedeutung. Das Forschungs<strong>in</strong>stitut für Arbeit, Technik <strong>und</strong> Kultur (FATK) an der<br />

Universität Tüb<strong>in</strong>gen hat die Umsetzung des Tarifvertrags im Auftrag des B<strong>und</strong>esbildungsm<strong>in</strong>isteriums<br />

wissenschaftlich begleitet. In e<strong>in</strong>em im April 2005 erschienen Abschlussbericht kommt das Institut zu e<strong>in</strong>em<br />

positiven Ergebnis. So hat es <strong>in</strong> 35 bis 40 <strong>Pro</strong>zent der Betriebe kle<strong>in</strong>e <strong>und</strong> mittlere Veränderungen gegeben. In 10<br />

bis 15 <strong>Pro</strong>zent der Betriebe wirkte der Tarifvertrag als Initialzündung. Auch befragte Betriebsräte <strong>und</strong> Manager<br />

kommen zu e<strong>in</strong>er positiven Bewertung (siehe nebenstehende Grafik). Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die Akteure <strong>in</strong> den Betrieben<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Punkt eher enttäuscht. Nur 23 <strong>Pro</strong>zent der Betriebsräte <strong>und</strong> 15 <strong>Pro</strong>zent der Manager sehen ihre<br />

Hoffnung bestätigt, dass bislang benachteiligte Beschäftigte stärker e<strong>in</strong>bezogen werden.<br />

Der Tarifvertrag kann herunter geladen werden unter: www.pro-qualifizierung.de/tarif_metall oder<br />

www.migration-onl<strong>in</strong>e.de/tarif_metall<br />

21


Berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> Industriebetrieben <strong>und</strong> bei privaten Dienstleistern<br />

Die Evaluierung des Tarifvertrags durch das Forschungs<strong>in</strong>stitut für Arbeit, Technik <strong>und</strong> Kultur (FATK) an der<br />

Universität Tüb<strong>in</strong>gen steht im Internet unter: www.pro-qualifizierung.de/fatk_evaluierung oder www.migrationonl<strong>in</strong>e.de/fatk_evaluierung<br />

22


Berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> Industriebetrieben <strong>und</strong> bei privaten Dienstleistern<br />

JÄHRLICHER WEITERBILDUNGS-<br />

INNOVATIONS-PREIS<br />

Initiative des B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stituts für Berufsbildung<br />

Seit dem Jahr 2000 verleiht das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung (BIBB) jährlich den Weiterbildungs-Innovations-<br />

Preis (WIP). Das BIBB möchte damit <strong>in</strong>novative Weiterbildungskonzepte fördern, die sich an künftigen<br />

Qualifikationsanforderungen orientieren. Neue Anforderungen <strong>in</strong> Arbeit <strong>und</strong> Beruf werden im Bildungswesen<br />

zuerst <strong>in</strong> der beruflichen bzw. betrieblichen Weiterbildung aufgegriffen. Deshalb haben neue Konzepte immer<br />

auch Pilotcharakter für andere stärker reglementierte Bildungsbereiche.<br />

Es werden jährlich fünf gleichwertige Preise vergeben, die mit je 2.500 Euro dotiert s<strong>in</strong>d. Die Preise werden auf<br />

der jährlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen B<strong>und</strong>esland stattf<strong>in</strong>denden Bildungsmesse verliehen, wobei der jeweilige<br />

M<strong>in</strong>isterpräsident die Schirmherrschaft übernimmt.<br />

Teilnehmen können Bildungsdienstleister, Organisationen, Unternehmen <strong>und</strong> so weiter. Die Bewerbungsfrist läuft<br />

jeweils von Anfang März bis Ende Juli.<br />

Weiter Informationen unter: www.bibb.de<br />

23


Berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> Industriebetrieben <strong>und</strong> bei privaten Dienstleistern<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER:<br />

DGB Bildungswerk e.V.<br />

Vorsitzender: Dietmar Hexel<br />

Geschäftsführer: Dr. Dieter Eich<br />

DGB Bildungswerk<br />

Verantwortlich für den Inhalt: Leo Monz<br />

Bereich Migration & <strong>Qualifizierung</strong><br />

Koord<strong>in</strong>ation: Esther Rae<br />

<strong>Pro</strong> <strong>Qualifizierung</strong><br />

Redaktion: Bernd Mansel (Medienbüro Arbeitswelt), Berl<strong>in</strong><br />

Hans-Böckler-Straße 39<br />

Layout: Gitte Becker, Esther Rae<br />

40476 Düsseldorf Erstellungen der Schaubilder: Arzu Akal<strong>in</strong>, Begoña Monz<br />

Tel.: +49-0211-4301-199<br />

Fax: +49-0211-4301-134<br />

migration@dgb-bildungswerk.de<br />

www.migration-onl<strong>in</strong>e.de<br />

24

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!