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Bildung macht reich - inpact-rlp.de

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Podiumsdiskussion<br />

uns das schon prognostiziert haben, mit welchen Theorien auch<br />

immer –, aber wir brauchen frisches Blut.<br />

A. Becker: Ihre Metapher <strong>de</strong>r ‚roten Teppiche’ hat mir gut gefallen.<br />

Dies gilt ja auch für <strong>de</strong>n Be<strong>reich</strong> <strong>de</strong>r Arbeitsmarktpolitik: Auch<br />

wenn im Moment alle auf das Problem <strong>de</strong>r über vier Millionen Arbeitslosen<br />

fixiert sind, gibt es schon jetzt das Problem, bestimmte<br />

Positionen und Stellen zu besetzen. Ich wür<strong>de</strong> nun aber gerne<br />

nochmals auf die an<strong>de</strong>re Erfahrung von Ihnen eingehen. Sie haben<br />

gesagt, dass Sie auf Migrantenorganisationen zugegangen sind und<br />

nicht <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rhall gefun<strong>de</strong>n haben, <strong>de</strong>n Sie sich gewünscht hatten.<br />

Nun sitzen in diesem Raum ja Vertreter von Migrantenorganisationen.<br />

Herr Badawia, was können Migrantenorganisationen<br />

einer Handwerkskammer o<strong>de</strong>r einem Betrieb an Unterstützung anbieten?<br />

T. Badawia: Migrantenorganisationen sind eine Welt für sich, die<br />

erst einmal erschlossen wer<strong>de</strong>n muss. Es ergab sich einfach aus<br />

<strong>de</strong>r geschichtlichen Entwicklung in Deutschland, dass sich viele<br />

sozusagen zurückziehen mussten in jene Welt. Nach<strong>de</strong>m sich darin<br />

zunächst die klassischen Gastarbeitervereine einrichteten, tut sich<br />

mittlerweile sehr vieles in diesem Be<strong>reich</strong>, dadurch dass gera<strong>de</strong><br />

auch Jugendliche mit <strong>de</strong>r Orientierung, mit <strong>de</strong>m Selbstverständnis<br />

dieser Organisationen nicht mehr zufrie<strong>de</strong>n sind. Diese Jugendliche<br />

setzen Entwicklungsprozesse in Bewegung.<br />

Migranteninstitutionen sind bekanntlich auch die ersten Anlaufstellen<br />

für soziale Probleme. Die Leute auszubil<strong>de</strong>n, die dort ehrenamtlich<br />

aktiv sind – vor allem im psychosozialen Be<strong>reich</strong> –, ist eine sehr<br />

wichtige Aufgabe. Ebenso halte ich es für sehr wichtig, Migranteninstitutionen<br />

mit ihren vielfältigen Potenzialen sozusagen auch intern<br />

aufzuwerten. In<strong>de</strong>m man aktiv auf diese Organisationen zugeht,<br />

bewirkt man auch von außen eine Öffnung, die ich für sehr<br />

sinnvoll halte. Die Kommunikation stimmt vielleicht beim ersten Mal<br />

noch nicht – da muss man einen langen Atem mitbringen, was die<br />

Überwindung bestimmter Missverständnisse, Vorurteile, Ängste<br />

angeht. Da wür<strong>de</strong> ich sagen, mit nur einem einzigen Kontakt bzw.<br />

<strong>de</strong>m Versuch zur Kontaktaufnahme wird dies wahrscheinlich nicht<br />

gelingen.<br />

A. Becker: Frau Chillemi-Jungmann, was kann die AGARP, was<br />

können ihre Mitglie<strong>de</strong>r in dieser Hinsicht anbieten? Können sie Hilfen<br />

geben o<strong>de</strong>r die Kontakte herstellen?<br />

F. Chillemi-Jungmann: Ja, ich <strong>de</strong>nke, da können die Auslän<strong>de</strong>rbeiräte<br />

vor Ort tatsächlich eine Brückenfunktion einnehmen. Nur<br />

haben Sie vielleicht nicht immer die hierfür erfor<strong>de</strong>rliche Zeit.<br />

Wichtig ist, dass eine Atmosphäre entsteht, in <strong>de</strong>r man zusammen<br />

arbeiten kann. Aber wenn eine Institution mit <strong>de</strong>m Auslän<strong>de</strong>rbeirat<br />

gut auskommt und <strong>de</strong>r Auslän<strong>de</strong>rbeirat mit <strong>de</strong>n Vereinen, ist es<br />

vielleicht leichter, eine dauerhafte Beziehung aufzubauen. Die Vereine<br />

wer<strong>de</strong>n dabei aber auch erwarten, dass aus diesem ersten<br />

Kontakt eine längerfristige Sache wird und dass es wirklich für alle<br />

etwas bringt. Ich <strong>de</strong>nke, für eine längerfristige Zusammenarbeit<br />

können die Auslän<strong>de</strong>rbeiräte vor Ort vielleicht eine Hilfe sein. Dies<br />

hängt natürlich auch von <strong>de</strong>r Zusammensetzung und <strong>de</strong>m Interesse<br />

<strong>de</strong>r Auslän<strong>de</strong>rbeiräte ab, aber ich <strong>de</strong>nke, dass die Kontaktaufnahme<br />

leichter sein kann.<br />

A. Becker: Die mögliche Rolle von<br />

Migrantenorganisationen – im Hinblick auf die<br />

Herstellung von Kontakten, die Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r Elternarbeit, aber auch das Einbringen<br />

von interkultureller Kompetenz dort, wo sie<br />

für Konzepte, für Curricula, für Maßnahmen<br />

gebraucht wird –, ist ein Thema, das viele<br />

Handlungsfel<strong>de</strong>r berührt. Frau Ahnen, haben<br />

Sie bestimmte Erwartungen an Organisationen<br />

wie AGARP, aber auch an die vielen unterschiedlichen<br />

Migrantenorganisationen und<br />

-vereine? Gibt es Be<strong>reich</strong>e, wo <strong>de</strong>ren Hilfe<br />

für Sie beson<strong>de</strong>rs wichtig sein kann?<br />

D. Ahnen: Ich möchte zunächst gerne noch<br />

sagen, dass ich in <strong>de</strong>m bisher Gesagten positive<br />

Ansätze sehe, an <strong>de</strong>nen man sich orientieren<br />

kann, und die auch Hilfestellungen<br />

geben, wenn es darum geht, über konkrete<br />

Einzelmaßnahmen zu entschei<strong>de</strong>n. Zu Ihrer<br />

Frage: Wir haben in <strong>de</strong>r Tat ein großes Problem,<br />

zu <strong>de</strong>ssen Lösung wir die Mitwirkung<br />

<strong>de</strong>r Migrantenorganisationen und Auslän<strong>de</strong>rbeiräte<br />

brauchen. Wir befin<strong>de</strong>n uns <strong>de</strong>rzeit<br />

in einer Situation, in <strong>de</strong>r es darum geht, dass<br />

alle Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz<br />

suchen, diesen auch bekommen. Es gibt im<br />

Moment viele Kin<strong>de</strong>r mit Migrationshintergrund,<br />

die die Schule nicht abschließen<br />

o<strong>de</strong>r zwar <strong>de</strong>n Schulabschluss haben,<br />

dann aber bewusst keine Ausbildung machen.<br />

Man muss meines Erachtens im Rahmen einer<br />

solchen Veranstaltung ehrlich sagen, dass<br />

es Jugendliche gibt, die sich bewusst gegen<br />

<strong>de</strong>n Abschluss o<strong>de</strong>r eine Ausbildung entschei<strong>de</strong>n<br />

– und die auch von ihren Eltern nicht<br />

dazu motiviert wer<strong>de</strong>n. Dieses Problem betrifft<br />

zwar auch Kin<strong>de</strong>r ohne Migrationshintergrund,<br />

aber wir re<strong>de</strong>n nun ja über<br />

Migrantinnen und Migranten und da fehlen<br />

uns oft die Zugänge. Da sind wir in erster<br />

Linie als Pädagogen gefor<strong>de</strong>rt. Wir müssen<br />

aber auch bewusst die Diskussion vor allem<br />

mit <strong>de</strong>n Eltern und auch mit <strong>de</strong>n Auslän<strong>de</strong>rbeiräten<br />

und Migrantenorganisationen über<br />

diesen Sachverhalt und <strong>de</strong>n Stellenwert <strong>de</strong>r<br />

<strong>Bildung</strong> in unserer Gesellschaft suchen. Ich<br />

glaube, in dieser Debatte muss man offen<br />

mit diesem Problem umgehen und <strong>de</strong>utlich<br />

machen, dass es von Seiten <strong>de</strong>s <strong>Bildung</strong>ssystems<br />

klare Erwartungen und auch Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

gibt. Und da brauchen wir<br />

Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner<br />

auf Seiten <strong>de</strong>r Migranten, die uns ein Stück<br />

weit die Türen öffnen. Dafür muss sicherlich<br />

erst Verständnis und dann auch gegenseitiges<br />

Vertrauen geschaffen wer<strong>de</strong>n. Aber ich<br />

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