Bildung macht reich - inpact-rlp.de
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Alles Pisa?<br />
Ursula Neumann<br />
4. Vorschlag für die Gestaltung<br />
eines Innovationsprogramms zur<br />
För<strong>de</strong>rung von Kin<strong>de</strong>rn und<br />
Jugendlichen mit Migrationshintergrund<br />
In Anbetracht <strong>de</strong>r <strong>Bildung</strong>svoraussetzungen<br />
und <strong>de</strong>r bildungspolitischen Maßnahmen <strong>de</strong>r<br />
Vergangenheit, die sich auf die För<strong>de</strong>rung von<br />
Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen mit Migrationshintergrund<br />
bezogen und die ich hier nicht<br />
im einzelnen darstellen kann, sind Ingrid<br />
Gogolin, Hans-Joachim Roth und ich zu <strong>de</strong>m<br />
Schluss gekommen, ein Innovationsprogramm<br />
vorzuschlagen, das sich auf die<br />
sprachliche <strong>Bildung</strong> konzentriert. Es sollte<br />
sich um ein umfassen<strong>de</strong> Konzept han<strong>de</strong>ln, das<br />
die sprachliche Gesamtkompetenz <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />
und Jugendlichen umfasst. Damit ist gemeint,<br />
dass<br />
1. sprachliche <strong>Bildung</strong> und För<strong>de</strong>rung nicht<br />
nur auf die kognitive Dimension ‚sprachliche<br />
Kompetenz’ gerichtet sein darf, son<strong>de</strong>rn<br />
auf die För<strong>de</strong>rung von<br />
Kommunikationsfähigkeit und Literalität in<br />
einem umfassen<strong>de</strong>n Verständnis und<br />
2. sprachliche <strong>Bildung</strong> und För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />
Deutschen, die weiteren Lebenssprachen<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen (Herkunftssprachen)<br />
sowie das Lernen von Fremdsprachen<br />
einbeziehen muss.<br />
Vorgeschlagen wer<strong>de</strong>n drei Handlungslinien, mit <strong>de</strong>nen an bisher<br />
erfolg<strong>reich</strong>e Ansätze im <strong>de</strong>utschen <strong>Bildung</strong>ssystem angesetzt und<br />
diese ausgebaut wer<strong>de</strong>n sollen, zugleich aber auch Lücken geschlossen<br />
und Fehlentwicklungen überwun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n:<br />
1. Ergänzung bzw. Modifikation laufen<strong>de</strong>r Programme o<strong>de</strong>r vorgesehener<br />
Initiativen;<br />
2. Innovative Entwicklungen für die Praxis;<br />
3. Grundlagen für ein Qualitätsmanagement.<br />
In <strong>de</strong>r ersten Handlungslinie soll es darum gehen, vorhan<strong>de</strong>ne Programme<br />
<strong>de</strong>r BLK, wie z.B. das Projekt „Steigerung <strong>de</strong>r Effizienz<br />
Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Unterrichts (SINUS)“ in seinen<br />
einzelnen Modulen um die Aspekte sprachlicher Gestaltung und<br />
Diagnose zu ergänzen.<br />
In <strong>de</strong>r zweiten Handlungslinie geht es um die Entwicklung, Evaluation<br />
und Verbreitung konkreter Ansätze zur Verbesserung <strong>de</strong>r sprachlichen<br />
<strong>Bildung</strong> auf verschie<strong>de</strong>nen Ebenen <strong>de</strong>s <strong>Bildung</strong>swesens. Der<br />
Schwerpunkt soll dabei auf <strong>de</strong>n „Schnittstellen“ <strong>de</strong>s <strong>Bildung</strong>swesens<br />
liegen, d.h. einerseits auf <strong>de</strong>n Übergängen zwischen <strong>de</strong>n Schulstufen<br />
und an<strong>de</strong>rerseits auf <strong>de</strong>r Kooperation von verschie<strong>de</strong>nen,<br />
an <strong>de</strong>r sprachlichen <strong>Bildung</strong> und För<strong>de</strong>rung beteiligten Instanzen<br />
(<strong>Bildung</strong>sinstitutionen und Eltern; schulische und außerschulische<br />
<strong>Bildung</strong>seinrichtungen; Selbstorganisationen und staatliche Einrichtungen).<br />
Drei Module sind <strong>de</strong>nkbar, die hierbei inhaltliche Schwerpunkte<br />
bil<strong>de</strong>n können:<br />
1. Eine För<strong>de</strong>rdiagnostik mit anschließen<strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rstrategien.<br />
Der größte Bedarf scheint hierbei im Moment im Elementarbe<strong>reich</strong><br />
bzw. beim Eintritt in die Grundschule zu liegen. Weiter könnten<br />
Ansätze wie das „Sprachenportfolio“ auf Basis <strong>de</strong>s „Europäischen<br />
Referenzrahmen für Sprachen: Lehren, Lernen, Beurteilen“<br />
(Europarat 2001) weiterentwickelt wer<strong>de</strong>n.<br />
2. Wie bereits oben ange<strong>de</strong>utet, besteht das Problem <strong>de</strong>r Vermittlung<br />
<strong>de</strong>r „Sprache <strong>de</strong>r Schule“ d.h. die Entwicklung einer Praxis,<br />
bei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Umgang mit <strong>de</strong>r sprachlichen Heterogenität von Lerngruppen<br />
und die Entwicklung von Sprachför<strong>de</strong>rkonzepten in je<strong>de</strong>m<br />
Unterricht an die Stelle von sprachbezogenen Einzelmaßnahmen<br />
(För<strong>de</strong>runterricht) tritt. Dabei stehen drei Komponenten<br />
sprachlicher För<strong>de</strong>rung in Verbindung, nicht in Konkurrenz<br />
zueinan<strong>de</strong>r: die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Deutschen als „Sprache <strong>de</strong>r<br />
Schule“, die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r individuellen Zweisprachigkeit und<br />
die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r sozialen Mehrsprachigkeit. Synergieeffekte<br />
können erzielt wer<strong>de</strong>n, wenn in die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Deutschen<br />
und die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Zweisprachigkeit <strong>de</strong>r Unterricht in <strong>de</strong>n<br />
Herkunftssprachen sowie <strong>de</strong>r Fremdsprachen einbezogen wer<strong>de</strong>n.<br />
3. Eine Weiterentwicklung <strong>de</strong>r erfolg<strong>reich</strong>en Mo<strong>de</strong>lle bilingualer Erziehung<br />
in Richtung auf die mehrsprachigen Situationen, die an<br />
<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Schulen die zu bewältigen<strong>de</strong> Realität darstellen.<br />
Es soll versucht wer<strong>de</strong>n, an<strong>de</strong>re organisatorische und inhaltliche<br />
Lösungen zu fin<strong>de</strong>n, die auch an<strong>de</strong>re als die im Mo<strong>de</strong>ll privilegierten<br />
Herkunftssprachen von Kin<strong>de</strong>rn in die Sprachför<strong>de</strong>rung<br />
integrieren und auch <strong>de</strong>n einsprachig <strong>de</strong>utschen Kin<strong>de</strong>rn zugänglich<br />
machen.<br />
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