Bildung macht reich - inpact-rlp.de
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Alles Pisa?<br />
Ursula Neumann<br />
Die negativen Ergebnisse <strong>de</strong>r Schulen zeigen<br />
sich aber auch in diesen Daten sehr <strong>de</strong>utlich und<br />
sind vor allen Dingen in ihrer Ten<strong>de</strong>nz besorgniserregend.<br />
Zwar sind die Migrantinnen und<br />
Migranten als „Ausländische Schüler“ heute erfolg<strong>reich</strong>er<br />
als ausländische Schülerinnen und<br />
Schüler vor zwanzig Jahren. Doch haben sich in<br />
diesem Zeitraum auch die <strong>Bildung</strong>sabschlüsse<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Jugendlichen verbessert, und<br />
zwar im selben Maß. Der Abstand, d.h. die Position<br />
<strong>de</strong>r nichtgewan<strong>de</strong>rten Jugendlichen gegenüber<br />
<strong>de</strong>n Migranten, hat sich trotz aller Anstrengungen<br />
nicht verringert, so dass im Konkurrenzkampf<br />
um Ausbildungsplätze, Studienplätze und<br />
gesellschaftliche Positionen die Jugendlichen mit<br />
Migrationshintergrund auch weiterhin die Verlierer<br />
sind.<br />
2. Migration und ihre Entwicklung in Deutschland<br />
Es sind z.Zt. min<strong>de</strong>stens sieben verschie<strong>de</strong>ne Formen von Zuwan<strong>de</strong>rung<br />
nach Deutschland zu beobachten, von <strong>de</strong>nen die drei wichtigsten<br />
<strong>de</strong>r Nachzug von Ehegatten und Kin<strong>de</strong>rn zu Deutschen o<strong>de</strong>r<br />
Auslän<strong>de</strong>rn, die Einwan<strong>de</strong>rung von Spätaussiedlern und Asylzuwan<strong>de</strong>rung<br />
sind. Sowohl die absolute Zahl als auch <strong>de</strong>r relative<br />
Anteil <strong>de</strong>r Spätaussiedler und Asylsuchen<strong>de</strong>n nimmt gegenwärtig<br />
ab, Prognosen über die Entwicklung sind bei letztgenannter Gruppe<br />
kaum möglich, da Kriege und an<strong>de</strong>re Krisen (gottlob!) nicht voraussagbar<br />
sind. Zu erwarten ist, dass die Zuwan<strong>de</strong>rung nach<br />
Deutschland zukünftig wie<strong>de</strong>r zunehmen wird, trotz <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen<br />
um das Zuwan<strong>de</strong>rungsgesetz, das auch nur in sehr<br />
begrenztem Umfang Neuzuwan<strong>de</strong>rungen vorsieht. Die Grün<strong>de</strong> dafür<br />
liegen in <strong>de</strong>mographischen Trends sowie Entwicklungen <strong>de</strong>s Arbeitsmarktes<br />
(vgl. Gogolin, Neumann & Roth 2003, S. 26-29). Des weiteren<br />
ist anzunehmen, dass sich die Ten<strong>de</strong>nz zur „Transmigration“<br />
(Pries 1997; 2000) fortsetzen wird und es mehr temporäre Migrationen<br />
zwischen mehreren Län<strong>de</strong>rn geben wird. Hierfür ist u.a. die<br />
EU-Freizügigkeit sowie die zunehmen<strong>de</strong> Einbürgerung von<br />
Migrantinnen und Migranten ursächlich, die ihnen ein freies Kommen<br />
und Gehen zwischen Herkunfts- und Aufnahmeland sowie evtl.<br />
weiteren Staaten ermöglicht. Im Transmigrationsprozess wer<strong>de</strong>n<br />
Herkunfts- und Ankunftskontext zu einem neuen verbun<strong>de</strong>n. Die<br />
Menschen erleben ihre Alltagswelt über nationalstaatliche Grenzen<br />
hinweg. Dies eröffnet insbeson<strong>de</strong>re Jugendlichen Lebensperspektiven<br />
und berufliche Orientierungen, die sowohl die Integration<br />
in die hiesige Gesellschaft als auch das Offenhalten einer<br />
Perspektive in einem an<strong>de</strong>ren Land ermöglicht.<br />
<strong>Bildung</strong>spolitisch be<strong>de</strong>utet diese nur sehr grob skizzierte Migrationssituation,<br />
dass auch künftig und auf Dauer Maßnahmen aufrecht<br />
zu erhalten bzw. zu etablieren sind, die <strong>de</strong>r Ersteinglie<strong>de</strong>rung von<br />
neuzuwan<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Familien bzw. Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen dienen.<br />
Die Erfahrung <strong>de</strong>r letzten Jahre hat gezeigt, dass solche Maßnahmen<br />
wirkungsvoller sind, wenn sie die neuzuwan<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Elternteile,<br />
insbeson<strong>de</strong>re junge Mütter, einbeziehen und an <strong>de</strong>n mitgebrachten<br />
Sprachen und kulturellen Traditionen <strong>de</strong>r Herkunft anknüpfen.<br />
3. <strong>Bildung</strong>svoraussetzungen <strong>de</strong>r<br />
Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen mit<br />
Migrationshintergrund<br />
Migrantenkin<strong>de</strong>r haben in verschie<strong>de</strong>ner Hinsicht<br />
beson<strong>de</strong>re <strong>Bildung</strong>svoraussetzungen<br />
bzw. Lebensbedingungen, die ihre <strong>Bildung</strong>sprozesse<br />
beeinflussen. Zu nennen sind<br />
insbeson<strong>de</strong>re die rechtliche Situation, die<br />
sprachliche Sozialisation sowie die Einbindung<br />
in Familie, ethnische Community und religiöse<br />
Gemeinschaften. Nicht nur diese Bedingungen<br />
selber haben Einfluss, son<strong>de</strong>rn auch<br />
die Bil<strong>de</strong>r und Einstellungen, die darüber in<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Gesellschaft herrschen, also<br />
die Konstruktion von Ethnizität im gesellschaftlichen<br />
Diskurs.<br />
3.1 Die rechtliche Situation<br />
Etwa die Hälfte aller Migrantenkin<strong>de</strong>r unterliegt<br />
<strong>de</strong>m Auslän<strong>de</strong>rrecht, das sich dann negativ<br />
auswirkt, wenn diese Kin<strong>de</strong>r einen<br />
„ungesicherten Aufenthaltsstatus“<br />
(Aufenthaltsgestattung, -befugnis, Duldung)<br />
besitzen. In Kombination mit <strong>de</strong>m Arbeitserlaub-nisrecht<br />
(SGB III) führt dies<br />
insbeson<strong>de</strong>re bei Flüchtlingsjugendlichen zu<br />
Restriktionen bei <strong>de</strong>r Teilnahme an Ausbildungen<br />
im Dualen System, an Praktika und<br />
an Ausbildungs-för<strong>de</strong>rmaßnahmen (vgl. Neumann<br />
u.a. 2003).<br />
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