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News <strong>Pro</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Säckingen</strong><br />

Ein Mann auf Spurensuche<br />

Der Holländer Kurt Broszius verbrachte<br />

seine früheste Kindheit am<br />

Hochrhein und wandelt jetzt auf<br />

den Spuren seiner Vergangenheit<br />

„Gibt es das Flüchtlingslager aus dem<br />

zweiten Weltkrieg und kann man<br />

heute noch etwas besichtigen?“, steht<br />

auf einem kleinen Zettel. Der Zettel<br />

liegt in der Hand eines Mannes. Mit<br />

der anderen Hand deutet er, dass er<br />

nicht sprechen kann. Eine Krankheit<br />

hat dem heute 69-jährigen Kurt Broszius<br />

die Stimme genommen, aber<br />

nicht den Mut, sich auf die Suche nach<br />

seiner Vergangenheit zu machen.<br />

Denn „Kurti“, wie ihn damals alle nannten,<br />

kam 1945 zusammen mit seiner<br />

Mutter und seinen beiden Brüdern<br />

Falko und Dietmar mit einem französischen<br />

Flüchtlingszug aus Hamburg<br />

nach <strong>Bad</strong> <strong>Säckingen</strong> ins Flüchtlingslager.<br />

An Einzelheiten über sein<br />

Leben hier am Hochrhein kann sich<br />

der heutige Kurt kaum mehr erinnern,<br />

denn er war gerade mal ein Jahr alt,<br />

als er nach <strong>Bad</strong> <strong>Säckingen</strong> und kurze<br />

Zeit später nach Schwörstadt kam, wo<br />

er viele Jahre lebte.<br />

1997 erkrankte er zum ersten Mal an<br />

Krebs, zehn Jahre später kam der<br />

Rückfall. Über seine Krankheit möchte<br />

Kurt Broszius nicht sprechen, er<br />

möchte lieber nach vorne schauen.<br />

Lediglich ein paar Fragen aus seiner<br />

frühen Kindheit lassen ihm keine<br />

Ruhe. „Solange ich noch gesund<br />

genug bin, möchte ich noch einmal die<br />

vielen schönen Wege aus meiner<br />

Vergangenheit gehen“, schreibt er.<br />

„Mein Sohn hat mich ebenfalls dazu<br />

ermutigt“. So machte sich Broszius<br />

aus seiner heutigen Heimat Gouda in<br />

Holland auf den Weg an den Hochrhein.<br />

Der Aufenthalt in <strong>Bad</strong> <strong>Säckingen</strong><br />

damals währte wohl nur kurz.<br />

Dann wurde die Familie vom Flüchtlingslager<br />

im westlichen Teil von <strong>Bad</strong><br />

<strong>Säckingen</strong> aus nach Schwörstadt eingeteilt.<br />

„Ab da beginnen meine Erinnerungen“,<br />

so Broszius. „Die erste<br />

Wohnung war ein Zimmer mit Küche<br />

auf dem Frankenhof, die zweite bei<br />

Bächle in Niederschwörstadt und die<br />

dritte bei Bergers neben der Bäckerei<br />

Barholzer“. Dort lernte die Mutter<br />

ihren zweiten Mann kennen und heiratete.<br />

Die ganze Familie wechselte<br />

dann in die Schulstraße, wo 1954 die<br />

Stiefschwester zur Welt kam. „Mein<br />

Stiefvater war Metzger von Beruf, hat<br />

aber nach dem Krieg nicht mehr in<br />

diesem Beruf gearbeitet“, so Broszius<br />

weiter. Der Stiefvater machte sich als<br />

Handelsvertreter<br />

selbstständig „und verkaufte alles von<br />

Bürsten bis zu Möbeln“. Das aber<br />

offensichtlich erfolgreich, denn die<br />

Familie war eine der ersten in Schwörstadt,<br />

die ein Auto besessen hat. Im<br />

Alter von 13 Jahren fand Kurt Broszius<br />

zusammen mit seinen Freunden<br />

eine Schädeldecke, als sie sich im<br />

Wald unter einem Felsvorsprung eine<br />

Höhle graben wollten. „Wir haben den<br />

Fund unserer Lehrerin abgegeben<br />

und sie hat in die Wege geleitet, dass<br />

dieser Fund untersucht wird“, schreibt<br />

er. „Sogar die Kriminalpolizei<br />

beschäftigte sich mit diesem Fund“,<br />

weiß Broszius. Was allerdings damit<br />

passiert ist, hat Kurt Broszius nie<br />

erfahren. Bis er jetzt auf seiner Spurensuche<br />

das Heimatmuseum im<br />

Trompeterschloss besuchte.<br />

„Dort war so eine Schädeldecke wie<br />

ich sie damals fand, ausgestellt“, keimte<br />

ein kleiner Hoffnungsschimmer auf.<br />

Leider wurde dieser wieder zunichte<br />

gemacht. Denn wie Stadtarchivar<br />

Peter Müller bestätigte, wurde die im<br />

Museum ausgestellte Schädeldecke<br />

bereits in den frühen 1920-er Jahren<br />

gefunden.<br />

Heute lebt Kurt Broszius zusammen<br />

mit seiner Familie in Holland. „Aber<br />

hier in Holland fehlen mir die Berge<br />

und der Dialekt“, schreibt er. Im kommenden<br />

Jahr kehrt Kurt Broszius wieder<br />

zurück an den Hochrhein. „Dann<br />

haben wir unser 70-jähriges Klassentreffen.<br />

Ich freue mich sehr, alle<br />

wiederzusehen, denn ich bin vielen zu<br />

Dank verpflichtet“, freut er sich jetzt<br />

schon auf seine Rückkehr.<br />

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