Jahr des Wassers
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JAHR DES WASSERS<br />
der Etsch bei. Zunehmend wird der Ahr auch Wasser<br />
durch Ableitungen zur Stromerzeugung entnommen.<br />
Sie hat somit über lange Strecken ihre Natürlichkeit<br />
verloren. Nichts <strong>des</strong>to Trotz sind gerade die<br />
Ahrauen zwischen Sand in Taufers und Bruneck ein<br />
Kleinod der Südtiroler Landschaft. Sie sind so<br />
wertvoll, dass ein erheblicher Bereich als Natura<br />
2000 Gebiet ausgewiesen wurde und somit unter<br />
dem Schutz der EU steht.<br />
Unsere Verbauungsaktivitäten sind nun das eine –<br />
die Wasserverschmutzung das andere. Durch Einleitung<br />
von Abwassern, illegaler Müllentsorgung und<br />
zu intensiver Landwirtschaft wird das Wasser der<br />
Ahr verschmutzt. Die Abwassereinleitung hat durch<br />
den Bau der Abwasserkanalisation und der Kläranlage<br />
in St. Lorenzen stark abgenommen. Die wilden<br />
Müllhalden bzw. die Entsorgung <strong>des</strong> Mülls in Fließgewässern,<br />
sowie die intensive Landwirtschaft wirkt<br />
sich hingen heute (wieder) zunehmend negativ auf<br />
die Wasserqualität bzw. Wassergüte aus. Daher hat<br />
die Ahr in den letzten <strong>Jahr</strong>en nicht die Güteklasse<br />
1 also Trinkwasserqualität erreicht, sondern besitzt<br />
bereits ab Prettau nur Güteklasse 2. Wir übergeben<br />
also die Ahr bereits mäßig belastet an die Ahrntaler.<br />
Diese Güteklasse behält sie bis kurz vor der Mündung<br />
in die Rienz. Entlang der Ahrauen erholt sich<br />
die Ahr nämlich wieder bis zu einer Güteklasse von<br />
1-2. Ihr Seitenzufluss, der Mühlwalder Bach, hat<br />
sich hingegen in den letzten <strong>Jahr</strong>en durch die<br />
Abwasserkanalisation merklich verbessert: im Oberlauf<br />
weist er eine erste Güteklasse auf und auch im<br />
Unterlauf ist er kaum belastet. Das gleiche gilt für<br />
den Reinbach. Die Gewässergüte wird im Übrigen<br />
über die Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften<br />
der Kleintiere (Makrozoobenthos) erhoben.<br />
Zu den wichtigsten Zeigerarten gehören etwa Insektenlarven<br />
und Würmer. Nebenbei gesagt, die Artenvielfalt<br />
ist in den Süßwasserökosystemen sehr hoch.<br />
Obwohl sie nur 0,8% der Landfläche der Erde<br />
einnehmen, sind 44.000 Arten bekannt - mehr<br />
Arten als aus allen Meeren zusammen! Oder anders<br />
gesagt, ganze 12% aller beschriebenen Tierarten<br />
sind Süßwasserbewohner!<br />
Wie man sieht, wir können für die Zukunft unseres<br />
<strong>Wassers</strong> oder besser gesagt für die Zukunft <strong>des</strong><br />
<strong>Wassers</strong> jener Menschen, die von unserem Wasser<br />
abhängig sind, aktiv etwas tun. Aber wir sind nicht<br />
die alleinigen Herren unseres <strong>Wassers</strong>!<br />
DIE ZUKUNFT UNSERES WASSERS<br />
Im Gegenzug zu der immer knapper werdenden<br />
Ressource Trinkwasser wird im Rahmen der GATS-<br />
Verandlungen (General Agreement on Trade in<br />
Services - zu deutsch: Allgemeines Abkommen über<br />
den Handel mit Dienstleistungen) überlegt, die<br />
staatlichen Wassermonopole zu lockern und den<br />
privaten Konzernen zu öffnen. Die Betreiber der<br />
GATS-Verhandlungen verfolgen im Allgemeinen das<br />
Ziel eines grenzenlosen Weltmarkts, auf dem Kapital<br />
und Waren sich ungehindert entsprechend Angebot<br />
und Nachfrage bewegen können. Ökologische Kriterien,<br />
Armutsbekämpfung und sogar Menschenrechte<br />
werden hinter das Ziel <strong>des</strong> Freihandels zurückgestellt.<br />
Das GATS-Abkommen, das gegenwärtig neu<br />
verhandelt wird, soll somit sämtliche Dienstleistungsmärkte<br />
faktisch unumkehrbar liberalisieren.<br />
Zu den zentralen Dienstleistungsmärkten gehören<br />
etwa Bereiche wie Energieversorgung, Transportund<br />
Gesundheitswesen, aber auch die Bildung.<br />
Bisher hat die Wasserversorgung in diesem Abkommen<br />
gefehlt. Ausgerechnet die EU-Kommission hat<br />
jedoch bei der WTO (Welthandelsorganisation) den<br />
Vorschlag eingebracht, den Sektor „Wasser für<br />
menschlichen Gebrauch und Abwassermanagement“<br />
als zukünftige Dienstleistungen aufzunehmen.<br />
Das heißt im Konkreten, dass die Trinkwasserversorgung<br />
privatisiert werden soll. Hintergrund<br />
dafür sind die – staatlich geförderten – Expansionsbestrebungen<br />
der großen Wasserversorgungsunternehmen<br />
aus Frankreich, Deutschland und Großbritannien.<br />
Führend sind die französischen Konzerne<br />
Vivendi und Suez. Die beiden besitzen oder kontrollieren<br />
gemeinsam kleinere Wasserfirmen in fast 120<br />
Ländern auf fünf Kontinenten. Auch die Weltfirma<br />
Coca Cola kauft sich verstärkt in diesen Markt ein.<br />
Sie hat erst kürzlich die österreichische Wassermarke<br />
Römerquelle gekauft. Andere – wie die Mineralwasserfirma<br />
Plose - könnten folgen. Diese Großkonzerne<br />
sind sehr bestrebt den Markt weiter zu<br />
erschließen. Ein für sie günstiges GATS-Abkommen<br />
würde es ihnen ermöglichen. Nationale und regionale<br />
Regierungen wären bei Zukunftsentscheidungen<br />
aus dem Rennen.<br />
Ausgerechnet im UN-<strong>Jahr</strong> <strong>des</strong> Süßwassers wird<br />
dieses Thema von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen.<br />
So gibt es auch in Südtirol nur vereinzelte<br />
Wortmeldungen, etwa von der Südtiroler HochschülerInnenschaft<br />
und vom Abgeordneten Hans<br />
Widmann. Jene die sich melden, stehen den Entwicklungen<br />
in der Trinkwasserversorgung sehr kritisch<br />
gegenüber. Und das mit Recht! Die Erfahrungen<br />
mit der Privatisierung <strong>des</strong> Wassermarktes sind<br />
schlecht. Regierungen stehen in der Verantwortung,<br />
allen Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser<br />
und sanitärer Versorgung zu gewähren. Wird die<br />
Wasserversorgung privatisiert, ändert sich die Situation<br />
radikal. Die globalen Konzerne sind am maximalen<br />
Profit, nicht am Allgemeinwohl interessiert.<br />
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