Tauernfenster 2003
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GESUNDHEIT<br />
STRESS - EIN ZIVILISATIONSPHÄNOMEN<br />
Aus medizinischer<br />
Sicht bedeutet Stress<br />
die Versetzung des<br />
Organismus in eine<br />
Alarmbereitschaft, die<br />
den Körper befähigt,<br />
bei außergewöhnlichen<br />
Belastungen<br />
Höchstleistungen zu<br />
erbringen. Während<br />
einer Stresssituation<br />
werden im Körper sogenannte<br />
„Stresshor-<br />
Dr. med. Marlene Notdurfter<br />
mone“ (die Katecholamine<br />
Adrenalin und Noradrenalin sowie körpereigenes<br />
Kortison) freigesetzt, sie bewirken einen Anstieg<br />
von Blutdruck und Herzfrequenz und stellen im Blut<br />
schnell verwertbare Energieträger wie Zucker und<br />
Fette bereit, damit der Körper der Belastung oder<br />
einer Bedrohung effizient begegnen kann.<br />
Somit ist Stress im Grunde ein wertvoller und<br />
notwendiger Mechanismus: er versetzt uns in die<br />
Lage, kritische Situationen zu bewältigen und außergewöhnliche<br />
Leistungen zu erbringen (Eustress<br />
= Positivstress).<br />
In unserer Zeit hat das Wort Stress aber eine neue<br />
Bedeutung erhalten. Neben seiner ursprünglichen<br />
Funktion als Notfallsystem des Organismus ist Stress<br />
zunehmend zu einem chronischen Belastungsfaktor<br />
geworden (Dysstress = Negativstress). Der viel zitierte<br />
und viel strapazierte Begriff ist heute vorwiegend<br />
von psychosozialen Faktoren geprägt. Man assoziiert<br />
damit den übervollen Terminkalender vieler<br />
Politiker und Manager und - gerade jetzt – die<br />
Hektik und den Konsumzwang der Vorweihnachtszeit.<br />
Man denkt aber auch an die Schulkinder, die<br />
in ihrer Freizeit von einer Aktivität zur anderen<br />
hetzen, an die Jugendlichen, die neben den Anforderungen<br />
in Schule oder Beruf noch diversen<br />
Modetrends gerecht werden müssen, an die Frauen<br />
mit der Doppelbelastung Familie und Beruf, aber<br />
auch an die Frauen, die sich in ihrer Rolle als „nur“-<br />
Hausfrau und Mutter zu wenig anerkannt und<br />
gewürdigt fühlen. Und schließlich sind da die<br />
älteren Mitbürger, die zwar viel Zeit haben, aber mit<br />
oft wenig beachteten Belastungen umgehen müssen:<br />
mit Einsamkeit, Verlust von Bezugspersonen,<br />
Angst vor völliger Isolation und Krankheit.<br />
Der Wohlstand hat uns viele existentielle Probleme<br />
genommen, er hat aber eine Reihe von Konfliktsituationen<br />
im sozialen Bereich geschaffen: hohe<br />
Leistungsanforderungen, Mobbing, Konkurrenzdenken,<br />
Konflikte, soziale Zwänge, Reizüberflutung und<br />
nicht zu unterschätzen die Verschuldung. Dazu<br />
gesellen sich neue seelische Belastungen: Selbstunsicherheit<br />
trotz Selbstverwirklichung, Werteverlust<br />
und Werteumkehr, Sinnentleerung, Isolation, Kränkungen,<br />
Beziehungsschwierigkeiten, ...<br />
STRESS ALS KRANKHEITSFAKTOR<br />
Sowohl körperliche als auch psychosoziale Dauerbelastungen<br />
führen zu schädlichem Dauer-stress, der<br />
auf lange Sicht krankheitsfördernd ist.<br />
Es ist unumstritten, dass Dauerstress verschiedene<br />
körperliche Erkrankungen hervorrufen oder begünstigen<br />
kann. Dazu zählen<br />
•Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre<br />
•Bluthochdruck<br />
•Arteriosklerose mit den möglichen Folgen Schlaganfall<br />
und Herzinfarkt.<br />
Vorbestehende chronische Krankheiten können<br />
durch Dysstress im Verlauf ungünstig beeinflusst<br />
werden. Betroffene bemerken häufig Zusammenhänge<br />
von Belastungen mit dem Auftreten von<br />
Migräneattacken oder Asthmaanfällen, psychosozialer<br />
Stress kann akute Schübe von Neurodermitis<br />
oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen<br />
auslösen.<br />
Schließlich stehen auch psychische Erkrankungen in<br />
enger Korrelation mit chronischen Spannungszuständen:<br />
•Depressive Störungen<br />
• Angst- und Zwangserkrankungen<br />
• Chronische Erschöpfungszustände<br />
(Burn out - Syndrom)<br />
•Störungen im Essverhalten:<br />
sowohl die in erschreckender Weise zunehmende<br />
Magersucht (Anorexia nervosa) und Ess-Brechsucht<br />
(Bulimie) als auch die Fettsucht können<br />
Stresskompensationsmechanismen sein.<br />
•Psychosomatische Störungen:<br />
psychisch ausgelöste Beschwerden ohne organische<br />
Ursache.<br />
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