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Vampir - Geschlecht - Studie - J. Reum

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und Liebesbekundungen des anderen, der damit eine Macht auf den Liebenden<br />

ausüben kann. Diese Macht ist nur durch eine Gegenmacht – Gegenliebe –<br />

begrenzbar. Damit das <strong>Geschlecht</strong>erverhältnis funktionieren kann, muss eine<br />

Machtbalance zwischen den Polen gewahrt werden. 19<br />

Die Macht über den Partner äußert sich einerseits durch Durchsetzungsvermögen,<br />

andererseits durch Nachgeben und kann spielerisch leicht in Gewalt umschlagen. 20<br />

Derjenige, der Gegenstand des Begehrens ist, kann mühelos zum Opfer werden, dabei<br />

ist das <strong>Geschlecht</strong> allerdings nicht immer von Belang, dieses wird erst in der<br />

Wahrnehmung von Gewalt wichtig. 21<br />

(…) als Täter erhalten Männer (negative) Aufmerksamkeit, als Opfer keine. Da es um<br />

Macht, Überlegenheit und Zerbrechlichkeit des Gegenübers geht, der<br />

Verletzungsmacht die Verletzungsoffenheit gegenüber steht, fällt die Macht der<br />

Verletzungsleugnung auf den Leugnenden zurück, indem er sich seine eigene<br />

Verwundbarkeit nicht eingestehen kann. Das eigene Opfersein als Mann will nicht<br />

wahrgenommen werden, da dies doppelt blockierend an die eigene ‚Schwäche‘ und<br />

das eigene Versagen erinnert. Die Widerfahrnisse von Ohnmacht, Passivität und das<br />

Ausgeliefertsein werden abgewehrt. 22<br />

Im Gegensatz zu gewalttätigen Frauen stehen Frauen, die Männern jegliche Macht,<br />

Stärke und Aggression überlassen, um ihr Selbstbild als Opfer, schwaches <strong>Geschlecht</strong><br />

und personifizierte Selbstlosigkeit aufrechtzuerhalten und somit auch vor jeglicher<br />

Verantwortung zu fliehen. Generell gilt, dass Gewalt ausübende Frauen das<br />

gesellschaftliche Bild der Frau als Opfer entmystifizieren und „[d]ie Tatsache, dass<br />

Männer Gewalt erleiden, entmystifiziert wiederum ein bestimmtes Bild von<br />

Männlichkeit, in dem Männer als machtvoll, stark und unverletzbar erscheinen.“ 23<br />

Die Frau schwankt somit zwischen Aktivität und Passivität, nicht nur in Bezug auf<br />

Gewalt, sondern auch Sexualität, denn Begehren, Macht und Stärke werden im<br />

Allgemeinen der Männlichkeit zugeschrieben.<br />

Liebe wurde im Laufe der Zeit als Krankheit angesehen, später als Heilung, danach<br />

kam der Aspekt der Sexualität und der (inneren) Schönheit hinzu. Liebe ist Leben<br />

und ohne Liebe gibt es kein Leben. 24 Liebe hat Macht und diese Macht steht mit<br />

(sexueller) Gewalt in Verbindung, denn der Sexualverkehr kann durchaus<br />

gewalttätige Züge annehmen und zum Spielplatz der Machtverhältnisse werden. 25<br />

Vor allem die Literatur versucht die Karten des <strong>Geschlecht</strong>erkampfes neu zu mischen<br />

und propagiert die Emanzipation der Frau, ergo auch die Liebe außerhalb bürgerlicher<br />

19 Vgl. Dux (1994): S. 43, 51.<br />

20 Gleichgeschlechtliche Paare werden dabei nicht ausgeschlossen!<br />

21 Vgl. Lenz (2007): S. 21-45.<br />

22 Zit. n. ebd. S. 28.<br />

23 Zit. n. Ohms, Constance (2007): Gewaltdiskurs und <strong>Geschlecht</strong>. In: Gahleitner, Silke Brigitta/Lenz, Hans-<br />

Joachim (Hrsg.) (2007): Gewalt und <strong>Geschlecht</strong>erverhältnis. Interdisziplinäre und geschlechtersensible<br />

Analysen und Perspektiven. Juventa Verlag. Weinheim und München. S. 230.<br />

24 Vgl. Reinhardt-Becker (2005): S. 79.<br />

25 Vgl. Nebenführ, Christa (1997): Sexualität zwischen Liebe und Gewalt. Eine Ambivalenz und ihre<br />

Rationalisierung. MILENA Verlag. Wien. S. 11.<br />

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