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Vampir - Geschlecht - Studie - J. Reum

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Co., scheint der <strong>Vampir</strong> alles vergessen zu haben, wofür er jahrhundertelang<br />

gekämpft, verführt und getötet hat. Der <strong>Vampir</strong> erreicht nicht nur eine ultimative<br />

Menschlichkeit, sondern fällt in eine klassisch-stereotype Rollenteilung zurück.<br />

Diese Arbeit verfolgt anhand verschiedener Medien einen kulturhistorischen Ansatz,<br />

um zu demonstrieren, dass sich gender, unabhängig vom biologischen <strong>Geschlecht</strong>,<br />

weiterentwickeln kann und es möglich ist, stereotype Rollenteilung unberücksichtigt<br />

zu lassen. Diese Entwicklung wird anhand einer Randfigur, eines Außenseiters,<br />

dargestellt – dem <strong>Vampir</strong>. Er ist aufgrund seines Wesens dazu geeignet, neue<br />

Modelle auszuloten und Grenzen zu überschreiten. Die Frage allerdings bleibt: Wird<br />

er es schaffen, mit seiner Macht, Schönheit und Sexualität, das perfekte androgyne<br />

Wesen zu werden und über gender zu stehen?<br />

Das erste Kapitel dient als Einführung in den Themenbereich <strong>Geschlecht</strong> und<br />

versucht die Problematik einer Definition, vor allem einer dichotomen Definition,<br />

aufzuzeigen. Besonderes Augenmerk liegt auf dem <strong>Geschlecht</strong> als soziale<br />

Konstruktion sowie auf dem Liebes- bzw. Machtdiskurs zwischen den <strong>Geschlecht</strong>ern.<br />

Im Anschluss erfolgt ein kulturhistorischer Überblick über den <strong>Vampir</strong>ismus, seine<br />

folkloristische Entstehung und seine Entwicklung zum Mythos, zu immerwährendem<br />

Ruhm und immer weiterführender Vermenschlichung. Im weiteren Verlauf ist<br />

speziell die literarische Entwicklung des <strong>Vampir</strong>s und der <strong>Vampir</strong>in Ausgangspunkt.<br />

Anhand der Literatur wird eine geschlechtliche Beschreibung und Unterscheidung der<br />

beiden Wesen angestrebt, inwieweit sie fähig sind, gender zu umgehen und inwiefern<br />

sie Rollenstereotype bestätigen oder umkehren. Als Abschluss folgt eine filmische<br />

Analyse unter denselben Aspekten. Literatur und Film dienen dazu, die Entwicklung<br />

des <strong>Vampir</strong>s von einem Menschen, zu einem untoten Monster, weiter zu einem<br />

gottgleichen, androgynen Wesen und zurück zu einer Art Übermensch à la Nietzsche<br />

darzustellen.<br />

2. <strong>Geschlecht</strong> und Gesellschaft<br />

Es ist immer besser, enthaltsam zu leben, wenn man es vermag –<br />

Das <strong>Geschlecht</strong> in sich zu töten, wenn man es vermag,<br />

Das heißt, nicht Mann oder Frau zu sein, sondern Mensch. 3<br />

Wenn man gar nicht einmal die <strong>Geschlecht</strong>er an den Kleidungen erkennen könnte,<br />

Sondern auch noch sogar das <strong>Geschlecht</strong> erraten müsste,<br />

So würde eine neue Welt von Liebe entstehen. 4<br />

Das biologische <strong>Geschlecht</strong> – sex – war vor der Emanzipationsbewegung eine<br />

Klassifizierungskategorie der westlichen Gesellschaft, die aufgrund der äußeren<br />

<strong>Geschlecht</strong>smerkmale zwanghaft in Mann und Frau unterteilt hat und diese darauf<br />

reduzierte. Im Laufe der Zeit, vor allem nach der Emanzipation, wurden vermehrt<br />

Unterschiede beider <strong>Geschlecht</strong>er hervorgehoben, nicht aber ihre Ähnlichkeiten. Fakt<br />

3 Zit. n. Leo N. Tolstoi: http://www.wortpfau.de/zitate/<strong>Geschlecht</strong>-2.html.<br />

4 Zit. n. Georg Christoph Lichtenberg: http://www.wortpfau.de/zitate/<strong>Geschlecht</strong>-2.html .<br />

4

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