Vampir - Geschlecht - Studie - J. Reum
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seinen Trieben und Leidenschaften ist, und in ihrem Handeln unabhängig von<br />
gesellschaftlichen Tabus bleibt, konnte er zur globalen Mythe aufsteigen.“ 185<br />
Wohin führt der Weg des <strong>Vampir</strong>s?<br />
Die neueste Tendenz ist die absolute Vermenschlichung und Verweichlichung des<br />
<strong>Vampir</strong>s und die Erhebung der romantischen, wahren Liebe innerhalb des Motivs.<br />
Der Blutmythos hat seine Farbe verloren, denn die Ästhetik des Blutes spielt keine<br />
große Rolle mehr. Deshalb hat der <strong>Vampir</strong> auch ein Stück weit seine Androgynität<br />
eingebüßt. Ab sofort sucht sich der <strong>Vampir</strong> nämlich wieder Opfer des anderen<br />
<strong>Geschlecht</strong>s. Als Teenieschwarm und Gemüsevampir 186 der Kinderliteratur hält er die<br />
Welt weiterhin in Atem.<br />
Kann der <strong>Vampir</strong>mythos die ultimative Vermenschlichung und Verniedlichung<br />
überleben, oder ist die Kinderliteratur das letzte Medium? Was geschieht mit dem<br />
einst so stolzen, erotischen Grafen, der seine lüsternen Gespielinnen um sich schart?<br />
Wird er sich zum vollkommenen androgynen Wesen weiterentwickeln können? Oder<br />
wird er, endlich wieder zum Menschen geworden, sterben? Wir werden sehen, halten<br />
Sie dennoch für alle Fälle immer einen Pflock griffbereit, falls er seine<br />
Verniedlichung satthat und wieder zu einem blutrünstigen Monster mutiert, das auf<br />
Rache sinnt.<br />
Requiescat in pace.<br />
185 Zit. n. Borrmann (2000): S. 321.<br />
186 z. B.: Bunnicula von James Howe<br />
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