Vampir - Geschlecht - Studie - J. Reum
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selbstständige Frauen aufgeben, denn in einer Welt, in der jede Art der Sexualität<br />
erlaubt ist, zählt für sie nur mehr die wahre Liebe.<br />
<strong>Vampir</strong>figuren wie Edward Cullen und Stefan Salvatore bieten mehr als ein Mensch<br />
es jemals könnte. Sie offerieren Sicherheit, ewige Jugend, Weisheit und Erfahrung,<br />
aber auch edle Zurückhaltung, lodernde Leidenschaft und intensivere<br />
Lebenserfahrungen. Ohne echte Schattenseiten und ohne wirkliche Feinde, haben sie<br />
es geschafft ihre böse Natur zu besiegen und ein menschenähnliches Dasein unter<br />
Menschen zu führen.<br />
6. Schlussbemerkung<br />
Dreams of war, dreams of liars (…)<br />
And of things that will bite<br />
Sleep with one eye open<br />
Gripping your pillow tight (…)<br />
Now I lay me down to sleep<br />
pray the Lord my soul to keep<br />
If I die before I wake<br />
pray the Lord my soul to take. 182<br />
Der <strong>Vampir</strong> ist aus der Folklore auferstanden. Er entwickelt sich von einem<br />
schrecklichen, übel riechenden Monster zu einem vagen und mysteriösen literarischen<br />
<strong>Vampir</strong>, der erst später seine Blutrünstigkeit à la Dracula findet. Der Mythos führt<br />
den <strong>Vampir</strong> weiter zu einem erotischen, androgynen Wesen – zur Femme fatale und<br />
zum Don Juan – bis hin zum amerikanisierten und vermenschlichten Teenie-<strong>Vampir</strong><br />
der Jetztzeit.<br />
Im Zuge der <strong>Vampir</strong>geschichte wurde die <strong>Geschlecht</strong>ertrennung Schritt für Schritt<br />
aufgehoben und die geschlechtliche Differenzierung ist vor allem dank Anne Rice<br />
sinnlos geworden. 183 Der <strong>Vampir</strong> war, seit seinem Einzug in die Literatur, schon<br />
immer ein Wesen, das für kulturelle Experimente genutzt wurde. Auf ihn wurden<br />
Sehnsüchte, Wünsche und auch Ängste projiziert. Deshalb ist er so vielschichtig,<br />
denn diese Projektionen ändern sich der Zeit entsprechend. Er ist Ausdrucksmedium<br />
für Tabus hauptsächlich sexueller Natur, was mitunter ein Grund für seine<br />
Berühmtheit ist. Der <strong>Vampir</strong> hat gezeigt, dass das Modell der Androgynität und<br />
Homoerotik funktionieren kann, doch nur, solange er <strong>Vampir</strong> ist und nicht Mensch.<br />
Ein weiterer Grund für seine Berühmtheit ist die herrschende Verdrängung des<br />
Todes, den der <strong>Vampir</strong> überwunden hat. 184 In einer atheistisch eingestellten Welt ist<br />
die Unsterblichkeit der Seele bzw. ein Leben nach dem Tod nicht mehr gesichert. Der<br />
<strong>Vampir</strong> hingegen verspricht uns das Leben nach dem Tod – die Unsterblichkeit. Der<br />
wahre Grund aber ist, dass „[g]erade weil die Gestalt des <strong>Vampir</strong>s so tief ehrlich in<br />
182 Zit. n. Metallica (1991): Enter Sandman. Aus: Black Album. Vertigo.<br />
183 Vgl. Kührer (2010): S. 221.<br />
184 Vgl. Duchek (2006): S. 246.<br />
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