Vampir - Geschlecht - Studie - J. Reum
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
1. Einleitung<br />
When you're sad and when you're lonely<br />
And you haven't got a friend<br />
Just remember that death is not the end<br />
And all that you’ve held sacred<br />
Falls down and does not bend<br />
Just remember that death is not the end. 1<br />
Der Tod ist nicht das Ende. Ob Bob Dylan mit diesem Song ein Versprechen oder<br />
eine Drohung ausspricht, bleibt unklar. Fakt jedoch ist, dass der Gedanke an<br />
Wiederkehr und Auferstehung überall vertreten ist – von Kulturen, Epochen und<br />
Religionen unabhängig. Katrin Strübe vergleicht die Berühmtheit des <strong>Vampir</strong>s sogar<br />
mit der eines Big Macs. 2<br />
Im Laufe der Geschichte haben sich untote Wesen als sehr anpassungsfähig erwiesen<br />
und ihre Entwicklung reflektiert ihre Epochenzugehörigkeit in verschiedenster Weise.<br />
Der <strong>Vampir</strong>, als einer dieser untoten Wesen, vereint in sich viele Mythen, Ängste und<br />
auch Sehnsüchte. Er ist als komplexes Wesen des Schreckens abstoßend und<br />
anziehend zugleich. Der <strong>Vampir</strong>mythos beinhaltet ebenso eine beißende Ironie, denn<br />
der Mythos ist nicht totzukriegen, sondern erlebt nach jeder Flaute eine noch stärkere<br />
Konjunktur. Er geistert nicht nur durch alle literarischen, filmischen und<br />
kulinarischen Genres, sondern auch durch die Realität, wo uns der <strong>Vampir</strong> als<br />
Rollenspieler und auch als gefährlicher Serienmörder begegnet. Unser Alltag wurde<br />
sozusagen vampirisiert.<br />
Seit seiner Entstehung umschließt der <strong>Vampir</strong>ismus eine sexuelle und eine<br />
geschlechtliche Komponente, aufgrund derer er seine Berühmtheit erlangen konnte.<br />
Das Blutsaugen ist nicht nur eine Metapher für <strong>Geschlecht</strong>sverkehr, sondern hebt ein<br />
Stück weit die herrschenden <strong>Geschlecht</strong>erverhältnisse auf. Der <strong>Vampir</strong> orientiert sich<br />
meist am Geschmack und Geruch des Blutes, nicht am <strong>Geschlecht</strong> seiner Opfer. Im<br />
Laufe seiner Emanzipation hat er sich zu einem Ästheten gewandelt, der keiner<br />
Macht unterliegt, außer der eigenen. Er hat es sogar geschafft, seinen Fluch zu<br />
kontrollieren und sich von Tierblut zu ernähren.<br />
Die vorliegende Arbeit versucht der <strong>Vampir</strong>thematik auf den Zahn zu fühlen und sie<br />
anhand ausgewählter literarischer und filmischer Beispiele auf geschlechtsspezifische<br />
Konstrukte hin zu untersuchen. Es soll die Frage geklärt werden, ob es<br />
geschlechtliche Unterschiede gibt und wie sie dargestellt werden. Forscher haben<br />
bereits festgestellt, dass sich der <strong>Vampir</strong> als Monster einen Weg durch die Folklore<br />
gebahnt hat und langsam, eine eigene Sexualität und ein eigenes Gewissen<br />
entwickelnd, weiter alle Medien erobert. Aufgrund der Vermenschlichung des<br />
<strong>Vampir</strong>s wurde bisher vermehrt außer Acht gelassen, dass er sich auch in ein<br />
androgynes Wesen verwandelt hat. Und plötzlich, mit <strong>Vampir</strong>e Diaries, Twilight &<br />
1 Zit. n. Bob Dylan (1988): Death is not the end. Aus dem Album: Down in the Groove. Jet (Sony Music).<br />
2 Vgl. Strübe, Katrin (2006): After Nightfall. Zur Geschichte des <strong>Vampir</strong>s in Literatur und Film. Tectum<br />
Verlag. Marburg. S. 133.<br />
3