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Mittel<strong>de</strong>utsches Braunkohlenrevier<br />

Wandlungen<br />

und Perspektiven<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n


Mittel<strong>de</strong>utsches Revier


Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n<br />

Landschaften und Industriestandorte im Wan<strong>de</strong>l<br />

Der 1921 aufgeschlossene Tagebau Böhlen, ab 1969 als<br />

Tagebau Zwenkau weitergeführt, war mit seinem kleineren<br />

Nachbartagebau Cospu<strong>de</strong>n einer <strong>de</strong>r großen Betriebe <strong>de</strong>s<br />

mittel<strong>de</strong>utschen Braunkohlereviers. Im letzten Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

gingen von hier kräftige Impulse für die Industrialisierung<br />

sowie für <strong>de</strong>n wirtschaftlichen, technischen und wissenschaftlichen<br />

Fortschritt aus. Im Zuge <strong>de</strong>r Veredlung <strong>de</strong>r<br />

Braunkohle wur<strong>de</strong>n auch wichtige Entwicklungen <strong>de</strong>r chemischen<br />

Grundstoffindustrie initiiert. Die Tagebaue Böhlen/<br />

Zwenkau und Cospu<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n zwar in räumlich getrennten<br />

Abbaubereichen <strong>de</strong>s Kohlefel<strong>de</strong>s Böhlen/Zwenkau<br />

betrieben, doch es gab enge Nachbarschaftsbeziehungen.<br />

Diese bestan<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>r Überlagerung <strong>de</strong>r<br />

Grundwasserabsenkungsbereiche, <strong>de</strong>r bergbaulichen Wasserwirtschaft<br />

und beim Verkippungs- und För<strong>de</strong>rregime.<br />

So wur<strong>de</strong>n die gesamten Abraummassen <strong>de</strong>s Tagebaus<br />

Cospu<strong>de</strong>n im Tagebaubereich Zwenkau verkippt bzw. zur<br />

Wie<strong>de</strong>rnutzbarmachung <strong>de</strong>r Oberfläche eingesetzt.<br />

Seit <strong>de</strong>r Einstellung <strong>de</strong>s Braunkohleabbaus im Raum<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n hat sich die Landschaft südlich<br />

von Leipzig grundlegend gewan<strong>de</strong>lt. Die Restlöcher,<br />

die <strong>de</strong>r Bergbau hinterlassen hat, wer<strong>de</strong>n zu Seen. Aus<br />

<strong>de</strong>n Tagebauböschungen von einst sind längst gesicherte<br />

Seeufer mit vielgestaltiger Vegetation gewor<strong>de</strong>n. Strän<strong>de</strong><br />

wechseln sich mit naturnahen Bereichen, Häfen und<br />

Ferienhaussiedlungen ab. Unter großem Einsatz hat die<br />

Lausitzer und Mittel<strong>de</strong>utsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft<br />

(LMBV), bergrechtlich verantwortlich für die Rekultivierung<br />

und Wie<strong>de</strong>rnutzbarmachung <strong>de</strong>r stillgelegten<br />

Tagebaue, <strong>de</strong>r Region ein Stück Natur und <strong>de</strong>n Menschen<br />

eine neue Perspektive gegeben. Mit dieser Broschüre<br />

möchte Ihnen unser Unternehmen einen Einblick in die<br />

wechselvolle und oft spannen<strong>de</strong> Geschichte <strong>de</strong>s Tagebauraumes<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n bieten. Zugleich soll<br />

ver<strong>de</strong>utlicht wer<strong>de</strong>n, wie wichtig eine verantwortungsvolle<br />

und vorausschauen<strong>de</strong> Sanierung für die Zukunft <strong>de</strong>r<br />

Region ist, die am Cospu<strong>de</strong>ner See schon längst begonnen<br />

hat.<br />

Ein herzliches Glückauf!<br />

Dr. Ing. Mahmut Kuyumcu<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Geschäftsführung <strong>de</strong>r LMBV<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n<br />

1


2<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n


G E S T E R N<br />

Auftakt zum Bergbau<br />

Bergarbeiter vor einer Entwässerungsstrecke<br />

im Tagebau Böhlen, um 1921<br />

Kohlefun<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m Raum südlich von Leipzig sind bereits seit <strong>de</strong>m 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

bekannt. 1671 wur<strong>de</strong> beispielsweise zwischen Rositz und Meuselwitz<br />

die erste Braunkohle gefun<strong>de</strong>n. Bohrungen in <strong>de</strong>r Gegend Böhlen/Zwenkau<br />

gehen bis auf das Jahr 1860 zurück. Um 1870 begann die Tiefbautätigkeit in<br />

Gaschwitz, Großstädteln und am Ostrand von Zwenkau. Später ging man<br />

zum Tagebau über. Bis in die 1960er Jahre hinein wur<strong>de</strong>n jedoch Tiefbaustrecken<br />

für die Entwässerung im Ober- und Hauptflöz aufgefahren und teilweise<br />

bis zum Abschluss <strong>de</strong>r Sanierung genutzt. Die Riebeckschen Montanwerke<br />

Halle unternahmen ab 1910 erstmals großflächige geologische Erkundungen<br />

in diesem Raum. Per Gesetz gingen die Aktivitäten 1918 auf <strong>de</strong>n<br />

Sächsischen Staat über, in <strong>de</strong>ssen Auftrag ab 1919 geologisch-hydrologische<br />

Gutachten bearbeitet wur<strong>de</strong>n. Die Aktiengesellschaft Sächsische Werke<br />

(ASW) erhielt <strong>de</strong>n Auftrag zur Vorplanung <strong>de</strong>s Braunkohlenwerkes Böhlen als<br />

Standort <strong>de</strong>r staatlichen Energieversorgung in Westsachsen. Die Aufschlussarbeiten<br />

für <strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rbrückentagebau Böhlen begannen bereits 1921. Nach<br />

langer Aufschlussphase konnte die Abraumför<strong>de</strong>rbrücke (AFB) Böhlen I 1930<br />

in Betrieb genommen wer<strong>de</strong>n, aber bereits am 12. Mai 1937 stürzte sie durch<br />

Dampflöffelbagger beim Aufschluss<br />

<strong>de</strong>s Tagebaus Böhlen, 1921<br />

eine starke Gewitterböe ein und wur<strong>de</strong> am 30. Juli 1939 durch ihre größere<br />

Nachfolgerin Böhlen II ersetzt.<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n<br />

3


Braunkohlebergbau im Bornaer Revier<br />

Das Bornaer Revier wur<strong>de</strong> zu einem <strong>de</strong>r wichtigsten<br />

Wirtschaftspfeiler in Deutschland. Hier entstan<strong>de</strong>n<br />

Tagebaue Böhlen/Zwenkau<br />

und Cospu<strong>de</strong>n im Sü<strong>de</strong>n von Leipzig<br />

Brikettfabriken, Kraftwerke und Schwelereien. Die<br />

gesamte Region avancierte zu einem Zentrum <strong>de</strong>s<br />

Bergbaus und <strong>de</strong>r Karbochemie. Für die DDR war die<br />

Braunkohle wichtigster Energielieferant und damit ein<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r politischer und wirtschaftlicher Faktor.<br />

Die durch <strong>de</strong>n Bergbau bedingten Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

Kulturlandschaft prägen das Bild <strong>de</strong>r Region bis heute.<br />

Holzmangel und beginnen<strong>de</strong> Industrialisierung führten Anfang<br />

<strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts zu einer Forcierung <strong>de</strong>s Braunkohleabbaus.<br />

Das „Mandat über die Gewinnung<br />

<strong>de</strong>r Stein-, Braun- und Erdkohlen und <strong>de</strong>s Torfs“ vom<br />

10. September 1822 verpflichtete je<strong>de</strong>n Grundstücksbesitzer,<br />

auf seinem Grund und Bo<strong>de</strong>n lagern<strong>de</strong> Kohle abzubauen<br />

o<strong>de</strong>r die Abbaurechte an Interessierte abzutreten.<br />

Als erster Großbetrieb kann die 1864 gegrün<strong>de</strong>te Braunkohlenabbaugesellschaft<br />

Grube Mansfeld, die Vorläuferin<br />

<strong>de</strong>r Leipziger Braunkohlenwerke AG Kulkwitz, gelten. Mit<br />

<strong>de</strong>m Allgemeinen Berggesetz für das Königreich Sachsen<br />

von 1868, das durch die Trennung von Abbaurecht und<br />

Grun<strong>de</strong>igentum an <strong>de</strong>r Erdoberfläche die rechtlichen<br />

Voraussetzungen schuf, begann eine schnelle Expansion<br />

<strong>de</strong>s Braunkohlebergbaus südlich von Leipzig. Zusätzlichen<br />

Auftrieb erhielt die Entwicklung durch die französischen<br />

Reparationsgel<strong>de</strong>r nach 1871, das Ansteigen <strong>de</strong>r Preise für<br />

Steinkohle und die Eröffnung <strong>de</strong>r Eisenbahnstrecke Leipzig-<br />

Borna-Chemnitz. Mit 131 Betrieben wur<strong>de</strong> im Jahr 1872<br />

ein Höchststand erreicht. Die bald wie<strong>de</strong>r abflauen<strong>de</strong> Konjunktur<br />

bewirkte jedoch einen Rückgang <strong>de</strong>r Betriebszahl<br />

im Revier und för<strong>de</strong>rte die Ten<strong>de</strong>nz zur Konzentration. Eine<br />

neue Gründungswelle setzte kurz vor <strong>de</strong>r Jahrhun<strong>de</strong>rtwen<strong>de</strong><br />

ein, in <strong>de</strong>ren Verlauf erhebliches Kapital in <strong>de</strong>n Bergbau<br />

floss und die Kleinbetriebe zugunsten größerer Konzerne<br />

immer mehr in <strong>de</strong>n Hintergrund gedrängt wur<strong>de</strong>n.<br />

Im und nach <strong>de</strong>m Ersten Weltkrieg wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Rohstoff<br />

Braunkohle verstärkt für die Elektrizitätsversorgung und<br />

später auch die Treibstoffgewinnung genutzt. Diese neuen<br />

technologischen Möglichkeiten führten dazu, dass sich <strong>de</strong>r<br />

Staat zunehmend im Braunkohlebergbau engagierte und<br />

sich mit <strong>de</strong>m Gesetz über das staatliche Kohlenbergbaurecht<br />

vom 14. Juni 1918 die Verfügung über die verbliebenen<br />

Kohlevorkommen sicherte. Durch <strong>de</strong>n Aufschluss<br />

Tagebaue<br />

Tagebaue Espenhain<br />

Waldflächen<br />

Sukzessionsflächen<br />

Landwirtschaftsflächen<br />

Verkehrsflächen<br />

Wasser<br />

Wohnen<br />

Gewerbeflächen<br />

Eisenbahn<br />

<strong>de</strong>s Tagebaus Böhlen sollte zunächst die Bekohlung<br />

<strong>de</strong>s benachbarten neu entstan<strong>de</strong>nen Großkraftwerkes<br />

gesichert wer<strong>de</strong>n. Der durch die Expansion <strong>de</strong>r Kraftfahrzeugindustrie<br />

gewaltig gestiegene Bedarf an Kraftstoffen<br />

und die erneuten Kriegsvorbereitungen führten ab 1935<br />

zum Bau <strong>de</strong>r ASW-Großschwelanlage und <strong>de</strong>s Brabag-<br />

Benzinwerkes Böhlen. Der Bedarf an Kohle erhöhte sich<br />

erheblich. Mit <strong>de</strong>m Tagebau Espenhain wur<strong>de</strong> ab 1937 ein<br />

„Reservetagebau“ aufgeschlossen. Parallel dazu entstand<br />

das Braunkohlenwerk Espenhain. Damit entwickelten sich<br />

auch Verbundbeziehungen zwischen <strong>de</strong>n Braunkohlenwerken<br />

Böhlen und Espenhain. Über einen Umla<strong>de</strong>bunker<br />

konnten die Kohleför<strong>de</strong>rströme zwischen <strong>de</strong>n Gleisnetzen<br />

bei<strong>de</strong>r Werke ausgetauscht wer<strong>de</strong>n.<br />

4 Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n


Aufschlussbaggerung<br />

im Tagebau Böhlen, um 1921<br />

Einweihung <strong>de</strong>r AFB Böhlen I, 1930<br />

Arbeiten im Tagebau Böhlen, um 1960<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n 5


Tagebau Böhlen<br />

Tagebau Böhlen/Zwenkau (1921-1999)<br />

Landinanspruchnahme: 3.582,6 ha<br />

(einschl. Aufschlusshal<strong>de</strong> Lippendorf)<br />

Rohkohleför<strong>de</strong>rung: 586 Mio. t<br />

Abraumbewegung: 1.450 Mio. m³<br />

1921 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r erste Großtagebau Mittel<strong>de</strong>utschlands,<br />

von Beginn an für <strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rbrückenbetrieb vorgesehen,<br />

aufgeschlossen. 1930 lief die Abraumför<strong>de</strong>rbrücke<br />

(AFB) Böhlen I an, eine <strong>de</strong>r damals größten beweglichen<br />

technischen Anlagen <strong>de</strong>r Welt. Trotz <strong>de</strong>s Einsatzes<br />

<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Technik war auch viel Handarbeit nötig.<br />

Der Tagebau Böhlen diente vor allem <strong>de</strong>r planmäßigen<br />

Versorgung <strong>de</strong>s Braunkohleveredlungsstandortes Böhlen<br />

und später auch <strong>de</strong>s Kraftwerkes Lippendorf sowie<br />

untergeordnet <strong>de</strong>r Brikettfabriken und Kraftwerke im<br />

Bornaer Revier. Das Abbaufeld erstreckte sich zunächst<br />

vom Aufschlussgebiet zwischen Böhlen und Zwenkau<br />

über das Waldgebiet „Harth“ bis nach Markkleeberg vor<br />

die Tore von Leipzig und im Osten bis an die Bahnlinie<br />

Leipzig-Altenburg. Während <strong>de</strong>r nördliche Fel<strong>de</strong>steil später<br />

<strong>de</strong>m Tagebau Cospu<strong>de</strong>n zugeordnet wur<strong>de</strong>, kam es im<br />

Ergebnis <strong>de</strong>r fehlgeschlagenen Erdöleinsatzstrategie <strong>de</strong>r<br />

DDR zur Baufel<strong>de</strong>rweiterung durch die Einbeziehung <strong>de</strong>s<br />

Braunkohlefel<strong>de</strong>s Eythra im Westen.<br />

Der eigentliche Aufschluss <strong>de</strong>s Tagebaus begann ab April<br />

1921 südwestlich von Böhlen. Von Anfang an war <strong>de</strong>r<br />

Einsatz einer För<strong>de</strong>rbrücke vorgesehen. Insgesamt wur<strong>de</strong>n<br />

22 Millionen Kubikmeter Aufschlussabraum auf die<br />

Hochhal<strong>de</strong> Lippendorf gefahren. Hier war in <strong>de</strong>n Jahren<br />

1921 bis 1927 eine große Ringspülkippe in Betrieb. Infolge<br />

<strong>de</strong>r Durchweichung <strong>de</strong>s Kippenfußes durch Sickerwässer<br />

brach am 24. Juni 1927 <strong>de</strong>r Damm <strong>de</strong>r Kippe. Dies führte<br />

zu einer Umweltkatastrophe, in <strong>de</strong>ren Ergebnis die Ortschaften<br />

Spahnsdorf und Lippendorf aufgegeben wer<strong>de</strong>n<br />

mussten. Da auch die Tagebauinfrastruktur durch das<br />

Unglück betroffen war, wur<strong>de</strong> eine Umprojektierung <strong>de</strong>r<br />

Abraum- und Kohleausfahrt notwendig.<br />

Die Brücke Böhlen I geht in Betrieb<br />

Von <strong>de</strong>r Allgemeinen Transportanlagengesellschaft mbH<br />

(ATG) im Jahr 1929 erbaut, ging die AFB Böhlen I am<br />

16. Dezember 1929 zunächst nur mit <strong>de</strong>m Tiefschnitteimerkettenbagger<br />

D 800 in <strong>de</strong>n Probebetrieb. Nach Anschluss<br />

<strong>de</strong>s Hochschnitteimerkettenbaggers D 700 über<br />

eine Zubringerbrücke begann ab <strong>de</strong>m 10. Januar 1930 <strong>de</strong>r<br />

Regelbetrieb. Im Tagebau kamen zwei Kohleflöze zum<br />

Tagebau Böhlen<br />

Tagebau Zwenkau<br />

Sonstige Braunkohleabbauflächen<br />

Waldflächen<br />

Sukzessionsflächen<br />

Landwirtschaftsflächen<br />

Verkehrsflächen<br />

Wasser<br />

Wohnen<br />

Gewerbeflächen<br />

Eisenbahn<br />

Abbau: das von einer 30 bis 35 Meter mächtigen Abraumschicht<br />

über<strong>de</strong>ckte Böhlener Oberflöz (Flöz IV) mit vier bis<br />

zehn Metern Mächtigkeit und das von diesem durch eine<br />

zehn Meter starke Zwischenabraumschicht getrennte,<br />

bis 18 Meter mächtige Bornaer Hauptflöz (Flöz II). An<br />

diese Lagerstättenbedingungen musste die För<strong>de</strong>rbrücke<br />

angepasst wer<strong>de</strong>n. Dazu besaß sie 200 Meter Stützweite<br />

und war rund 50 Meter hoch. Die kippenseitige Stabilisierung<br />

<strong>de</strong>r mit drei Stützen betriebenen Brücke erfolgte<br />

im Unterschied zu <strong>de</strong>n Lausitzer För<strong>de</strong>rbrücken erstmalig<br />

mittels Gleisanlagen auf <strong>de</strong>r unteren Arbeitsebene im<br />

Bornaer Hauptflöz. Durch diese Stützenanordnung gelang<br />

es, die Platzverhältnisse im Brückenbereich für <strong>de</strong>n Abbau<br />

von zwei Kohleflözen zu nutzen. Zur Leistungsverstärkung<br />

6 Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n


Abraumför<strong>de</strong>rbrücke Böhlen II, 1940<br />

wur<strong>de</strong>n 1936 ein nicht schwenkbarer Schaufelradbagger<br />

SR 450 im Hochschnitt und ein zweites baugleiches Tiefschnittgerät<br />

an die AFB angeschlossen. Dadurch konnten<br />

fast 2.000 Kubikmeter Abraum pro Stun<strong>de</strong> geför<strong>de</strong>rt<br />

und direkt in <strong>de</strong>n ausgekohlten Tagebaubereich verkippt<br />

wer<strong>de</strong>n. Zwischen <strong>de</strong>n Stützen, tief unter <strong>de</strong>r Brücke,<br />

gewannen an<strong>de</strong>re Eimerketten- und Schaufelradbagger in<br />

mehreren Schnitten die Kohle und <strong>de</strong>n Mittelabraum. Der<br />

Abtransport <strong>de</strong>r Kohle erfolgte mit Zügen über die Ostausfahrt<br />

zum Böhlener Braunkohlenwerk. Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Abraum über einen längeren Zeitraum auf die Außenkippe<br />

Lippendorf verbracht wur<strong>de</strong>, erfolgte eine Umstellung auf<br />

Innenverkippung. Der Abraum wur<strong>de</strong> nun auf <strong>de</strong>r Kippenoberfläche<br />

zur Wie<strong>de</strong>rnutzbarmachung <strong>de</strong>r Landschaft<br />

eingesetzt.<br />

Sieben Jahre lang ging alles gut. Dann, am 12. Mai 1937,<br />

kam es zur zweiten Katastrophe im Tagebau: Eine Orkanböe<br />

schob die Brücke 60 Meter weit durch die Grube und<br />

stürzte sie um. Das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r AFB Böhlen I war besiegelt.<br />

Eine neue Brücke musste schnell zur Stelle sein, um<br />

<strong>de</strong>n Produktionsausfall so gering wie möglich zu halten.<br />

Geplant in sieben und gebaut in 16 Monaten nahm im<br />

Juli 1939 die neue För<strong>de</strong>rbrücke Böhlen II ihre Arbeit auf.<br />

Die Planungs- und Bauphase <strong>de</strong>r Brücke wur<strong>de</strong> durch<br />

Einrichtung eines provisorischen Zugbetriebes erfolgreich<br />

überbrückt. Wenig später begann <strong>de</strong>r Zweite Weltkrieg.<br />

Doch die Brücke überstand diese Zeit unbescha<strong>de</strong>t.<br />

Während <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Jahrzehnte wur<strong>de</strong>n aufgrund<br />

verän<strong>de</strong>rter geologischer Bedingungen <strong>de</strong>r Einsatz von<br />

zwei Eimerkettenschwenkbaggern Es 1600 im Jahr 1958<br />

und Umbauten an <strong>de</strong>n Brückenstützen und <strong>de</strong>m Kippenausleger<br />

erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n<br />

7


Tagebau Zwenkau<br />

Im Jahr 1969 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Tagebau Böhlen in Zwenkau umbenannt, jedoch ohne wesentliche Än<strong>de</strong>rungen im<br />

Betriebsregime. Eine Vielzahl technologischer Neuerungen verbesserte die Sicherheitsbedingungen im Tagebau.<br />

Anfang <strong>de</strong>r 1980er Jahre kam es zur bis dahin größten Ortsverlegung <strong>de</strong>r DDR. In <strong>de</strong>n letzten Jahren <strong>de</strong>s<br />

Tagebaus richtete man die Abbautechnologie an <strong>de</strong>n Sanierungserfor<strong>de</strong>rnissen aus.<br />

In <strong>de</strong>n 1950er und 1960er Jahren machten kleinere<br />

Kippenrutschungen <strong>de</strong>n Kumpeln das Leben schwer.<br />

Zunächst stellten sie keine unmittelbare Gefahr dar. Trotz<br />

zusätzlicher Drainagen und „Entspannungsbohrungen“<br />

kam es 1954 durch eine Kippenrutschung erstmalig zu<br />

einer Gefährdung <strong>de</strong>r Brücke. Häufigkeit und Intensität<br />

<strong>de</strong>r Rutschungen nahmen immer mehr zu. Die 1965 im<br />

Unternehmen gebil<strong>de</strong>te Abteilung Geotechnik erarbeitete<br />

schließlich einen funktionieren<strong>de</strong>n Lösungsvorschlag.<br />

Stützkippen am Fuß <strong>de</strong>r Hauptkippe sollten weitere<br />

Rutschungen verhin<strong>de</strong>rn. Realisiert wur<strong>de</strong> dies durch das<br />

Öffnen von Zwischenabwürfen am Kippenstützenausleger<br />

<strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rbrücke. So war es Anfang <strong>de</strong>r 1970er Jahre<br />

schließlich gelungen, die Sicherheit <strong>de</strong>r Brücke wie<strong>de</strong>r<br />

herzustellen und die Kohleverluste zu reduzieren.<br />

bis in Höhe <strong>de</strong>s Ortes Eythra einsetzen zu können. Nach<br />

diversen Umbauten war die AFB Böhlen II jedoch in <strong>de</strong>r<br />

Lage, das gesamte Feld Eythra zu überschwenken. Zur<br />

Beräumung <strong>de</strong>s Tagebauvorfel<strong>de</strong>s wur<strong>de</strong> zwischen 1980<br />

und 1987 die größte Ortsverlegung in <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r<br />

DDR durchgeführt: die Verlegung von Bösdorf und Eythra<br />

mit insgesamt 3.215 Einwohnern. Auch Teile <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rs<br />

schützenswerten Flussauenlandschaft <strong>de</strong>r Weißen<br />

Elster fielen <strong>de</strong>n Baggern zum Opfer. Mit <strong>de</strong>r Einrichtung<br />

<strong>de</strong>s Drehpunktes Eythra im Jahr 1986 legte man die weitere<br />

technologische Entwicklung <strong>de</strong>s Tagebaus fest. Ein<br />

Rückbau auf <strong>de</strong>n Drehpunkt Zwenkau geschah nicht, um<br />

das Eichholz westlich <strong>de</strong>r Ortslage weitgehend zu erhalten.<br />

Zur Zeit <strong>de</strong>r politischen und wirtschaftlichen Wen<strong>de</strong><br />

durchlief <strong>de</strong>r Tagebau eine Phase <strong>de</strong>r Neuorganisation mit<br />

<strong>de</strong>m Ziel <strong>de</strong>r mittelfristigen Stilllegung bis 1999 und <strong>de</strong>r<br />

anschließen<strong>de</strong>n Sanierung. Nun waren Böschungen zu<br />

sichern und Abraum zur Gestaltung <strong>de</strong>r Bergbaufolgelandschaft<br />

einzusetzen. Technik aus <strong>de</strong>m stillgelegten Tagebau<br />

Cospu<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> hierher umgesetzt und <strong>de</strong>r Brückenhochschnitt<br />

durch einen Abraumbandbetrieb ersetzt, um die<br />

Rekultivierungsrückstän<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rbrückenkippe zu<br />

reduzieren.<br />

Ab 1994 war <strong>de</strong>r Tagebau zur Überbrückung <strong>de</strong>r zeitweiligen<br />

Stilllegung <strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnisierungsbedürftigen<br />

Tagebaus Vereinigtes Schleenhain an die MIBRAG mbH<br />

verpachtet wor<strong>de</strong>n. Die Versorgung <strong>de</strong>r bis 1999 außer<br />

Betrieb gehen<strong>de</strong>n alten Kraftwerksanlagen konnte in<br />

Vorbereitung <strong>de</strong>r Inbetriebnahme <strong>de</strong>s Neubaukraftwerkes<br />

Lippendorf somit gesichert wer<strong>de</strong>n.<br />

Im Dezember 1998 ging die För<strong>de</strong>rbrücke außer Betrieb.<br />

Danach erfolgte die Restauskohlung. Der Tagebau Zwenkau<br />

wur<strong>de</strong> als letzte För<strong>de</strong>rstätte <strong>de</strong>r LMBV im Mittel<strong>de</strong>utschen<br />

Revier am 30. September 1999 stillgelegt.<br />

Der Abraum <strong>de</strong>s Tagebaus Zwenkau wur<strong>de</strong> im ausgekohlten<br />

Teil <strong>de</strong>s Tagebaus verkippt. Zwischen 1960 und 1975<br />

kamen noch einmal insgesamt 95 Millionen Kubikmeter<br />

aus <strong>de</strong>m Aufschlussabraum <strong>de</strong>s nahe gelegenen Tagebaus<br />

Peres dazu, die über eine 14 Kilometer lange Bandanlage<br />

und einen Bandabsetzer ans Ziel gelangten. Auch Abraum<br />

aus <strong>de</strong>m 1981 neu aufgeschlossenen Tagebau Cospu<strong>de</strong>n<br />

füllte die ausgekohlten Bereiche <strong>de</strong>s Tagebaus Zwenkau.<br />

So konnte ein größerer Teil <strong>de</strong>r in Anspruch genommenen<br />

Fläche rekultiviert wer<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>r ursprünglichen Konstruktion<br />

ging man bis 1970 davon aus, die Brücke nur<br />

Bagger 1529 im Tagebau Zwenkau,<br />

im Hintergrund: die stillgelegte AFB Böhlen II, 1999<br />

Gesprengte Abraumför<strong>de</strong>rbrücke Böhlen II, 2001<br />

8 Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n


AFB Böhlen II im aktiven<br />

Tagebau Zwenkau, 1994<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n<br />

9


Tagebau Cospu<strong>de</strong>n<br />

Die Kohle südlich <strong>de</strong>r Stadtgrenze von Markkleeberg-<br />

West wur<strong>de</strong> im Tagebau Zwenkau abgebaut. Das Kohlefeld<br />

westlich <strong>de</strong>r Ortslage war als „Böhlener Nordfeld“<br />

<strong>de</strong>m Tagebau Cospu<strong>de</strong>n zugeordnet. 1992 kam es im<br />

Tagebau Cospu<strong>de</strong>n (1981-1992)<br />

Landinanspruchnahme: 320,9 ha<br />

Rohkohleför<strong>de</strong>rung: 32 Mio. t<br />

Abraumbewegung*: 86,7 Mio. m³<br />

*bis En<strong>de</strong> 1992<br />

Ergebnis <strong>de</strong>s Engagements einer Bürgerbewegung<br />

zum vorzeitigen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tagebaus.<br />

Im Tagebau Cospu<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>m jüngsten und kurzlebigsten<br />

im Südraum Leipzig, rollten von 1981 bis 1992 die<br />

Kohlezüge. Etwa drei Quadratkilometer Fläche nahm<br />

er in Anspruch. Rund 87 Millionen Kubikmeter Abraum<br />

mussten bewegt wer<strong>de</strong>n, um 32 Millionen Tonnen Kohle<br />

zu för<strong>de</strong>rn.<br />

Der Aufschluss <strong>de</strong>s Tagebaus begann ab <strong>de</strong>m 1. April<br />

1981 durch die Aufweitung <strong>de</strong>r nördlichen Randböschung<br />

<strong>de</strong>s Tagebaus Zwenkau. Zwei übereinan<strong>de</strong>r gelagerte<br />

Kohleflöze, das Böhlener Oberflöz mit einer Mächtigkeit<br />

von acht bis zwölf Metern sowie das Bornaer Hauptflöz<br />

mit einer Mächtigkeit zwischen zwei und zehn Metern kamen<br />

hier zum Abbau. Mit einem Abraum-Kohle-Verhältnis<br />

von 2,7:1 zählte <strong>de</strong>r Tagebau zu <strong>de</strong>n rentabelsten Kohlegewinnungsstätten<br />

in Mittel<strong>de</strong>utschland.<br />

Die Kohleför<strong>de</strong>rung startete En<strong>de</strong> August 1981 durch<br />

<strong>de</strong>n Schaufelradbagger 1470. Die Leistungen im Abraumbetrieb<br />

mit <strong>de</strong>m Eimerkettenbagger 1256 waren<br />

nie<strong>de</strong>rschmetternd. Die Arbeitsebene <strong>de</strong>s Baggers lag im<br />

Muschelschluff – also in einem nicht tragfähigen Bereich.<br />

Eine stabilisieren<strong>de</strong> Bekiesung <strong>de</strong>r Strosse war nicht<br />

möglich, da die Platzverhältnisse unter <strong>de</strong>m Bagger dies<br />

nicht zuließen. Daher war eine Erweiterung <strong>de</strong>s Geräteeinsatzes<br />

um einen Schaufelradbagger SRs 1300 im<br />

ersten Abraumschnitt, verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Umstellung <strong>de</strong>s<br />

Abraumbetriebes auf Bandför<strong>de</strong>rung ab Oktober 1983,<br />

unausweichlich. Im April 1985 wur<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n Einsatz<br />

<strong>de</strong>s vom Tagebau Peres hierher transportierten Eimerkettenbaggers<br />

1264 E 1120 im zweiten Abraumschnitt <strong>de</strong>r<br />

Bagger 1256 für die Arbeit an <strong>de</strong>r Abraumför<strong>de</strong>rbrücke 17<br />

im Tagebau Espenhain frei, wodurch dort ein verschlissenes<br />

Gerät verschrottet wer<strong>de</strong>n konnte. Im Sommer<br />

1989 war das Baufeld II um <strong>de</strong>n Drehpunkt 1 ausgekohlt,<br />

und <strong>de</strong>r Drehpunkt 2 wur<strong>de</strong> eingenommen. Nun konnte<br />

<strong>de</strong>r Abbau im Baufeld III beginnen.<br />

Tagebau Cospu<strong>de</strong>n<br />

Tagebau Zwenkau<br />

Waldflächen<br />

Sukzessionsflächen<br />

Landwirtschaftsflächen<br />

Verkehrsflächen<br />

Wasser<br />

Wohnen<br />

Gewerbeflächen<br />

Eisenbahn<br />

Mit <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> formierte sich ein breiter Wi<strong>de</strong>rstand gegen<br />

die Fortführung <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung im Baufeld III. Am 11. Januar<br />

1990 wur<strong>de</strong> die Bürgerinitiative „Stoppt Cospu<strong>de</strong>n“ gegrün<strong>de</strong>t,<br />

die am 18. März <strong>de</strong>s Jahres einen Sternmarsch zum<br />

Tagebau organisierte. Über 10.000 Menschen nahmen teil –<br />

mit Erfolg. Am 20. April 1990 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Regelbetrieb <strong>de</strong>s Tagebaus,<br />

zunächst mit befristeter Einstellung <strong>de</strong>s Vorschnittes,<br />

gestoppt. Den Abschlussbetriebsplan zur Stilllegung und<br />

Sanierung <strong>de</strong>s Tagebaus reichte das Braunkohlenwerk Borna<br />

am 30. September 1991 beim Bergamt Borna ein. Große Gebiete<br />

<strong>de</strong>s südlichen Auwal<strong>de</strong>s konnten so gerettet wer<strong>de</strong>n.<br />

Am 7. Oktober 1992 verließ <strong>de</strong>r letzte Kohlezug <strong>de</strong>n Tagebau;<br />

nun begannen umfassen<strong>de</strong> Sanierungsarbeiten.<br />

10 Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n


Abraumzugbetrieb<br />

im Tagebau Cospu<strong>de</strong>n, um 1985<br />

Abraumbagger 1522<br />

im Tagebau Cospu<strong>de</strong>n, 1985<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n<br />

11


Kohle für <strong>de</strong>n Industriestandort Böhlen<br />

Anfang <strong>de</strong>r 1920er Jahre entstand das Braunkohlen- und Großkraftwerk am Industriestandort Böhlen im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Erschließung <strong>de</strong>s Tagebaus Böhlen. Seitens <strong>de</strong>r Aktiengesellschaft Sächsische Werke und <strong>de</strong>r<br />

Braunkohle Benzin AG wur<strong>de</strong>n Produktionsanlagen zur Kohleverarbeitung sowie zur Elektroenergie- und Kraftstofferzeugung<br />

errichtet. Der Standort wuchs zu einem be<strong>de</strong>utsamen Industrieschwerpunkt <strong>de</strong>r Region heran.<br />

Die Böhlener Braunkohlenveredlungswerke<br />

Umfang, Qualität und Lagerungsverhältnisse <strong>de</strong>r Braunkohle<br />

in <strong>de</strong>n Baufel<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Tagebaue Böhlen/Zwenkau<br />

und Cospu<strong>de</strong>n waren ein wesentlicher Standortfaktor zur<br />

Errichtung <strong>de</strong>r Böhlener Werke. Die Braunkohle-Benzin<br />

AG (Brabag) war 1934 mit <strong>de</strong>m Ziel gegrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n,<br />

Treibstoffe und Schmieröle auf <strong>de</strong>r Basis von Braunkohle<br />

herzustellen. Nach nur einem knappen Jahr Bauzeit<br />

konnte im Februar 1936 das Hydrierwerk Böhlen das erste<br />

Benzin erzeugen. Während <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges wur<strong>de</strong><br />

das Werk stark zerstört. Am 3. Oktober 1945 ordnete<br />

die Zentralverwaltung <strong>de</strong>r Brennstoffindustrie <strong>de</strong>r Sowjetischen<br />

Besatzungszone die Auflösung <strong>de</strong>r Hauptverwaltung<br />

<strong>de</strong>r Brabag in Berlin an. Die Brabag-Werke waren ihr<br />

von nun an unterstellt. Rund zwei Monate später gab die<br />

Lan<strong>de</strong>sverwaltung Sachsen das Hydrierwerk Böhlen in<br />

eine treuhän<strong>de</strong>rische Verwaltung. Nach<strong>de</strong>m das Werk als<br />

Reparationsleistung am 1. August 1946 in das Eigentum<br />

<strong>de</strong>r UdSSR überging, firmierte es von nun an als „Sowjetische<br />

Aktiengesellschaft <strong>de</strong>r Brennstoffindustrie in<br />

Deutschland Kombinat Böhlen“.<br />

1952 übergab die UdSSR das Kombinat in das Eigentum<br />

<strong>de</strong>r DDR. Mit <strong>de</strong>m Kombinat „Otto Grotewohl“ entstand<br />

nun ein organisierter Verbund von Tagebau, Kohleveredlung,<br />

Kraft- und Benzinwerk unter einer Leitung. Auch<br />

danach gab es zahlreiche Anpassungen <strong>de</strong>r Unternehmensstrukturen.<br />

Im Ergebnis <strong>de</strong>r Neuordnung <strong>de</strong>r Chemieindustrie<br />

<strong>de</strong>r DDR und unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt eines<br />

verstärkten Ausbaus <strong>de</strong>r Erdölverarbeitung wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Tagebau aus <strong>de</strong>m Verbund ausgeglie<strong>de</strong>rt. Durch die Privatisierung<br />

Anfang <strong>de</strong>r 90er Jahre kam es zu grundlegen<strong>de</strong>n<br />

Verän<strong>de</strong>rungen. Die Produktionslinien <strong>de</strong>r Kohleverarbeitung<br />

mit Brikettfabrik, Schwelerei und Benzinwerk wur<strong>de</strong>n<br />

komplett eingestellt und zurückgebaut.<br />

Die Kraftwerke am Standort Böhlen-Lippendorf<br />

Das 1925 von <strong>de</strong>r ASW erbaute Großkraftwerk Böhlen I<br />

versorgte auch das Böhlener Chemiewerk mit Energie und<br />

wur<strong>de</strong> bis 1990 betrieben. Mit <strong>de</strong>r Entscheidung für <strong>de</strong>n<br />

Bau eines weiteren 600 MW-Großkraftwerkes am Standort<br />

Lippendorf zerschlugen sich die Pläne <strong>de</strong>s Chemiekombinates<br />

Böhlen zur Errichtung eines eigenen Industriekraftwerkes.<br />

Das 1965 neu erbaute Kraftwerk Lippendorf<br />

wur<strong>de</strong> statt <strong>de</strong>ssen als kombiniertes Kraftwerk, bestehend<br />

aus einem Kon<strong>de</strong>nsationskraftwerk zur Lan<strong>de</strong>sstromerzeugung<br />

und einem Industriekraftwerk zur Versorgung <strong>de</strong>s Industriekomplexes<br />

Böhlen mit Elektro-energie und Dampf,<br />

konzipiert. Am 31. März 2000 ging das Kraftwerk vom<br />

Netz. Durch die nach 1990 gültigen Rechtsvorschriften<br />

war eine Nachrüstung mit mo<strong>de</strong>rner umweltfreundlicher<br />

Kraftwerkstechnik wirtschaftlich nicht vertretbar. Deshalb<br />

gaben die Vereinigten Energiewerke AG (VEAG) und die<br />

Südpartner Bayernwerk AG, Energieversorgung Schwaben<br />

AG und Ba<strong>de</strong>nwerk AG 1993 bekannt, auf <strong>de</strong>m Gelän<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s früheren Großkraftwerkes Böhlen einen mo<strong>de</strong>rnen<br />

Kraftwerksneubau mit zwei Blöcken <strong>de</strong>r 800 MW-Klasse,<br />

befeuert mit Braunkohle, zu errichten. Vier Jahre nach <strong>de</strong>r<br />

Grundsteinlegung am 29. November 1995 ging 1999 <strong>de</strong>r<br />

erste Kraftwerksblock ans Netz. Im Jahr 2000 wur<strong>de</strong> das<br />

Kraftwerk schließlich durch <strong>de</strong>n damaligen Bun<strong>de</strong>skanzler<br />

Gerhard Schrö<strong>de</strong>r feierlich eingeweiht. Es wird heute mit<br />

durchschnittlich 10 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr aus<br />

<strong>de</strong>m Tagebau Vereinigtes Schleenhain <strong>de</strong>r MIBRAG beliefert.<br />

Mit <strong>de</strong>r Inbetriebnahme <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Neubaublöcke<br />

begann ab 1997 die schrittweise Stilllegung und <strong>de</strong>r Rückbau<br />

<strong>de</strong>s Altkraftwerkes Lippendorf. Der erste Kühlturm<br />

wur<strong>de</strong> am 6. Dezember 1997 gesprengt, <strong>de</strong>r zweite 2005<br />

zurückgebaut. Am 27. August 2005 fiel <strong>de</strong>r 300 Meter<br />

hohe Schornstein.<br />

Schwelerei Böhlen, um 1955<br />

Mittelstraße im Altwerk <strong>de</strong>s Benzinwerkes Böhlen, um 1960<br />

12 Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n


Benzinwerk Böhlen nach<br />

<strong>de</strong>m Wie<strong>de</strong>raufbau, um 1960<br />

13


Verlorene Orte, überbaggerte Landschaften<br />

Der Abbau <strong>de</strong>r Braunkohle in <strong>de</strong>n Tagebauen Böhlen/Zwenkau und Cospu<strong>de</strong>n erfor<strong>de</strong>rte die Überbaggerung <strong>de</strong>r<br />

über <strong>de</strong>n Kohlefel<strong>de</strong>rn liegen<strong>de</strong>n Dörfer. Etliche Orte bzw. Ortsteile mit insgesamt 5.624 Einwohnern mussten<br />

weichen. Die ursprünglich geplante vollständige Inanspruchnahme von Zwenkau wur<strong>de</strong> nicht realisiert.<br />

Die insgesamt 78 Jahre währen<strong>de</strong> Abbautätigkeit in <strong>de</strong>n<br />

Tagebauen Böhlen/Zwenkau und Cospu<strong>de</strong>n erzwang die<br />

Entsie<strong>de</strong>lung <strong>de</strong>s gesamten 31 Quadratkilometer umfassen<strong>de</strong>n<br />

Abbaugebietes. Das östlich <strong>de</strong>s Tagebaus Zwenkau<br />

gelegene Siedlungsband Markkleeberg-Gaschwitz-<br />

Groß<strong>de</strong>uben wur<strong>de</strong> zwar durch <strong>de</strong>n Abbau nicht komplett<br />

überbaggert, aber zu einem großen Teil beansprucht.<br />

Neben vielen Siedlungsteilen mussten wichtige Straßen,<br />

wie die heutige B 2 zwischen Markkleeberg-Zöbigker und<br />

Zwenkau und die B 186 zwischen Hartmannsdorf und<br />

Zwenkau, verlegt wer<strong>de</strong>n, um das Baufeld für <strong>de</strong>n voranschreiten<strong>de</strong>n<br />

Tagebau freizumachen. Einige Ortsverbindungsstraßen<br />

wur<strong>de</strong>n für immer gekappt, Leitungstrassen<br />

umgelegt und Industrie- und Gewerbestandorte sowie<br />

Landwirtschaftsbetriebe umgesie<strong>de</strong>lt. Zwischen 1972 und<br />

1977 musste die Weiße Elster auf 11 Kilometern Länge<br />

zwischen Wie<strong>de</strong>rau und Hartmannsdorf um <strong>de</strong>n Abbaubereich<br />

herum verlegt wer<strong>de</strong>n. Auch die Bahnstrecke<br />

Leipzig-Zeitz wur<strong>de</strong> neu trassiert, während die Strecke<br />

Gaschwitz-Zwenkau abgegraben aber nicht ersetzt wur<strong>de</strong>.<br />

Der Floßgraben wird im Rahmen <strong>de</strong>r Tagebausanierung auf<br />

<strong>de</strong>r Kippe <strong>de</strong>s Tagebaus Zwenkau zur Ableitung <strong>de</strong>s Überschusswassers<br />

aus <strong>de</strong>m Zwenkauer See neu entstehen.<br />

Die Stadt Zwenkau war beson<strong>de</strong>rs betroffen. Sie wur<strong>de</strong><br />

letztlich zwar nicht vollständig überbaggert, <strong>de</strong>nnoch gab<br />

es auch hier gravieren<strong>de</strong> Einschnitte. Mehrere Teilorts-<br />

verlegungen, die Staub- und Lärmbelastungen durch <strong>de</strong>n<br />

Tagebaubetrieb und die Inanspruchnahme von großen<br />

Teilen <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>fläche waren für Zwenkau ein hartes<br />

Los. Ursprünglich war sogar die Überbaggerung <strong>de</strong>s Ortes<br />

bis 2015 geplant. Auch die Randbereiche <strong>de</strong>r Stadt Leipzig<br />

wur<strong>de</strong>n in Mitlei<strong>de</strong>nschaft gezogen. Rund 70 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Flächen <strong>de</strong>s Tagebaus Cospu<strong>de</strong>n befan<strong>de</strong>n sich auf<br />

<strong>de</strong>m Territorium <strong>de</strong>r Stadt Leipzig. Wertvolle Auenwaldbereiche,<br />

die <strong>de</strong>n Leipzigern als Erholungsgebiet dienten,<br />

wur<strong>de</strong>n überbaggert. Die Zwenkauer, die Zitschener und<br />

die Knautnaundorfer haben am Grubenrand jahrzehntelang<br />

mit <strong>de</strong>m Staub und Lärm <strong>de</strong>r Großbagger gelebt. Nun ist<br />

Stille eingekehrt, und ein neues Kapitel beginnt.<br />

Überbaggerte Ortschaften im Tagebauraum Überbaggerte natürliche Wasserflächen im Tagebauraum Überbaggerte Waldflächen im Tagebauraum<br />

14 Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n


Ansicht vom überbaggerten Dorf Eythra, um 1955<br />

Ortsinanspruchnahmen<br />

Ort Jahr betroffene<br />

Einwohner<br />

Zeschwitz 1953 402<br />

Groß<strong>de</strong>uben-West 1956-63 530<br />

Gaschwitz (teilw.) 1964-65 767<br />

Prö<strong>de</strong>l 1969/70 339<br />

Zwenkau (Ziegelei Kinne) 1971/72 20<br />

Zwenkau (Nord I/II) 1973/74 166<br />

Zwenkau (Weiße Mark) 1974/75 24<br />

Hartmannsdorf (teilw.) 1975 80<br />

Bösdorf 1980-82 1.115<br />

Eythra 1983-87 2.100<br />

Cospu<strong>de</strong>n 1973 38<br />

Zöbigker (teilw.) 1978/79 18<br />

Knauthain (teilw.) 1984/86 25<br />

Summe 5.624<br />

15


16<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n


H E U T E<br />

Sanierung einer Landschaft<br />

Errichtung <strong>de</strong>s<br />

Hafenbeckens Zwenkau, 2009<br />

Wie an<strong>de</strong>rnorts auch hinterließen die Tagebaue Böhlen/Zwenkau und Cospu<strong>de</strong>n<br />

riesige Restlöcher. Im September 1999 en<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r Betriebspachtvertrag<br />

<strong>de</strong>r LMBV mit <strong>de</strong>r MIBRAG mbH, und im Tagebau Zwenkau begann <strong>de</strong>r<br />

endgültige Übergang zum Sanierungsbergbau. Damit übernahm wie<strong>de</strong>r die<br />

LMBV das Regime in <strong>de</strong>r Grube. Der Tagebau Cospu<strong>de</strong>n war zu diesem Zeitpunkt<br />

bereits weitgehend saniert und fast vollständig geflutet.<br />

Bergbaulich beanspruchte Gebiete wur<strong>de</strong>n durch die Braunkohlesanierung in<br />

neue Kulturlandschaften verwan<strong>de</strong>lt. Neben forst- und landwirtschaftlichen<br />

Flächen entstehen von Menschenhand geschaffene Seen mit großem touristischen<br />

Potenzial. Hinzu kommen Areale für <strong>de</strong>n Naturschutz, die zu einer<br />

ökologischen Aufwertung <strong>de</strong>r Region beitragen wer<strong>de</strong>n. Schließlich entstehen<br />

auf <strong>de</strong>n ehemaligen sanierten Standorten <strong>de</strong>r Braunkohleveredlung neue mo<strong>de</strong>rne<br />

Industrie- und Gewerbegebiete, wie zum Beispiel in Böhlen-Lippendorf.<br />

Eine Brückenfunktion zwischen <strong>de</strong>r Ära <strong>de</strong>s aktiven Braunkohlebergbaus und<br />

<strong>de</strong>r Zukunft übernimmt <strong>de</strong>r Pavillon Zwenkau. An <strong>de</strong>r Nordspitze <strong>de</strong>s Ortes<br />

am Kap Zwenkau gelegen, bietet <strong>de</strong>r Pavillon nicht nur einen Rundumblick,<br />

Sanierungsarbeiten im Bereich <strong>de</strong>s<br />

künftigen Zwenkauer Hafens, 2008<br />

son<strong>de</strong>rn veranschaulicht mit einer Ausstellung und einem Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Abraumför<strong>de</strong>rbrücke<br />

die Geschichte <strong>de</strong>s Tagebaus.<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n<br />

17


Vorausschauend planen<br />

Schon in <strong>de</strong>n letzten Jahren <strong>de</strong>r Kohleför<strong>de</strong>rung hatten die Großgeräte das Restloch Zwenkau für die geplante<br />

wasserwirtschaftliche Nutzung grob profiliert. Der Tagebau wur<strong>de</strong> auf seine Stilllegung vorbereitet, die ersten<br />

Sanierungsmaßnahmen bereits Anfang <strong>de</strong>r neunziger Jahre eingeleitet. So konnten die „Feinarbeiten“ an <strong>de</strong>n<br />

Restlöchern und die Vorbereitung <strong>de</strong>r Flutung auf Basis <strong>de</strong>s Abschlussbetriebsplanes beginnen.<br />

Sanierungsleistungen im Bereich Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n<br />

1994-2008<br />

Massenbewegungen 25,6 Mio. m³<br />

Massenverdichtung<br />

1,9 Tm³<br />

Herstellung land- und forstwirtschaftl. Flächen<br />

455,4 ha<br />

Rückbau, Demontage und Verschrottung<br />

78.000 t<br />

Wassererhebung, Reinigung, Ableitung 89,1 Mio. m³<br />

Wassereinleitung durch Fremdflutung 7,4 Mio. m³<br />

Abbruch bauliche Anlagen<br />

114,8 Tm³<br />

Verfüllung von Grubenräumen<br />

77,6 Tm³<br />

Bereits die Bergbaufolgenutzungsplanung <strong>de</strong>r DDR sah<br />

aufgrund <strong>de</strong>r Lage <strong>de</strong>s Abbaugebietes am Leipziger Stadtrand<br />

nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kohleför<strong>de</strong>rung die komplette<br />

Wasserfüllung <strong>de</strong>s Restloches Cospu<strong>de</strong>n und die Schaffung<br />

freizeitorientierter Nutzungsmöglichkeiten vor. Diese<br />

Kerni<strong>de</strong>e wur<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Revitalisierung <strong>de</strong>s Tagebauumfel<strong>de</strong>s,<br />

<strong>de</strong>r Gewässerherstellung und <strong>de</strong>r Einbindung <strong>de</strong>r<br />

neuen Gewässer in <strong>de</strong>n Gebietswasserhaushalt beibehalten<br />

und im Braunkohlenplan festgeschrieben. Durch<br />

die abrupte Stilllegung <strong>de</strong>s Tagebaus Cospu<strong>de</strong>n war <strong>de</strong>r<br />

erfor<strong>de</strong>rliche Planungsvorlauf für die Sanierung zunächst<br />

nicht gegeben, doch bereits am 10. Oktober 1991 wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Abschlussbetriebsplan zur Zulassung beim zuständigen<br />

Bergamt eingereicht.<br />

Ein im Auftrag <strong>de</strong>r Treuhandanstalt 1991/92 erstelltes<br />

Gutachten entwickelte eine sanierungsseitige Verknüpfung<br />

<strong>de</strong>r Tagebaubereiche Zwenkau und Espenhain als<br />

Vorzugsvariante. Danach sollten <strong>de</strong>r Tagebau Zwenkau bis<br />

unmittelbar westlich an das Eichholz herangeführt wer<strong>de</strong>n<br />

und <strong>de</strong>r in Espenhain benötigte Sanierungsabraum<br />

mittels einer Bandtrasse dorthin gebracht wer<strong>de</strong>n. Was<br />

bergtechnisch plausibel klang, war mit <strong>de</strong>n Zwenkauern<br />

nicht zu machen, wie bereits in <strong>de</strong>n ersten Sitzungen <strong>de</strong>s<br />

Braunkohlenausschusses En<strong>de</strong> 1992 <strong>de</strong>utlich wur<strong>de</strong>. Am<br />

17. Februar 1992 kulminierten die Ereignisse in einer Lichterkette<br />

am Tagebau und in einer nachfolgen<strong>de</strong>n hitzigen<br />

Bürgerversammlung in Zwenkau. In <strong>de</strong>r Folge wur<strong>de</strong> im<br />

Zusammenwirken zwischen Bergbaubetrieb, Regionalplanung<br />

und Wissenschaft nach einer technologischen<br />

Alternative gesucht, die mit <strong>de</strong>r Entkoppelung <strong>de</strong>r Sanierung<br />

bei<strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rstätten, <strong>de</strong>r Einrichtung eines lokalen<br />

Bandbetriebs in Zwenkau und einer Kippenrückgewinnung<br />

in Espenhain in bislang nicht praktizierten Dimensionen<br />

gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n konnte. Mit <strong>de</strong>r im Gelän<strong>de</strong> sichtbaren<br />

Markierung <strong>de</strong>r neuen, die Flächen<strong>de</strong>vastierung reduzieren<strong>de</strong>n<br />

Tagebauendstellung erfolgte eine weitere vertrauensbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Maßnahme als Grundlage für ein bis heute<br />

anhalten<strong>de</strong>s gutes Einvernehmen zwischen Bergbau und<br />

Kommunen im Sanierungsgebiet.<br />

Die Sanierung für Zwenkau wird vorbereitet<br />

1990 entstand aus <strong>de</strong>m ehemaligen VE Braunkohlenkombinat<br />

Bitterfeld die MIBRAG. Drei Jahre später wur<strong>de</strong> von<br />

<strong>de</strong>r MIBRAG die MBV abgespalten – ein Rechtsvorgänger<br />

<strong>de</strong>r heutigen LMBV, zuständig für die Stilllegung und Sanierung<br />

<strong>de</strong>r nicht privatisierungsfähigen mittel<strong>de</strong>utschen<br />

Tagebaue und Braunkohleveredlungsanlagen. Die 1994<br />

gegrün<strong>de</strong>te MIBRAG mbH, setzte das aktive Bergbaugeschäft<br />

im Südraum von Leipzig als Privatunternehmen<br />

fort. Der Tagebau Zwenkau wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r LMBV übertragen,<br />

die ihn von 1994 bis 1999 an die MIBRAG mbH<br />

verpachtete. In dieser Zeit hatte die MIBRAG mbH die<br />

lan<strong>de</strong>splanerischen und bergrechtlichen Ziele <strong>de</strong>r späteren<br />

Sanierung und Wie<strong>de</strong>rnutzbarmachung <strong>de</strong>s Tagebaues zu<br />

beachten und bereits teilweise im Einklang mit <strong>de</strong>n Maßnahmen<br />

<strong>de</strong>r LMBV im Rahmen von gemeinschaftlichen<br />

Hauptbetriebsplänen umzusetzen. Die Großgeräte- und<br />

Bandanlagentechnik aus <strong>de</strong>m Tagebau Cospu<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>n Tagebau Zwenkau umgesetzt, so dass das grundlegen<strong>de</strong><br />

Relief <strong>de</strong>s Restloches Zwenkau mit optimierten<br />

Zielstellungen geschaffen wer<strong>de</strong>n konnte. Nach Beendigung<br />

<strong>de</strong>s Betriebspachtvertrages im September 1999<br />

übernahm die LMBV wie<strong>de</strong>r die bergrechtliche Verantwortung<br />

für <strong>de</strong>n gesamten Tagebau und führt seit<strong>de</strong>m<br />

die notwendigen Sanierungsarbeiten durch. Grundlagen<br />

hierzu sind die Zulassungen <strong>de</strong>s Abschlussbetriebsplanes,<br />

<strong>de</strong>s Betriebsplanes „Folgen Grundwasserwie<strong>de</strong>ranstieg“<br />

und die seit kurzem vorliegen<strong>de</strong>n wasserrechtlichen<br />

Planfeststellungsbeschlüsse. Der Rückbau <strong>de</strong>r bergtechnischen<br />

Anlagen und Tagebaugroßgeräte ist been<strong>de</strong>t und<br />

die Wie<strong>de</strong>rnutzbarmachung <strong>de</strong>r Kippenflächen weitgehend<br />

abgeschlossen. Die Hoffnungen und Initiativen von<br />

regionalen Akteuren zum Erhalt <strong>de</strong>r Abraumför<strong>de</strong>rbrücke<br />

Zwenkau als technisches Denkmal und Zeitzeuge <strong>de</strong>s<br />

mittel<strong>de</strong>utschen Braunkohlebergbaus waren im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s Sanierungskonzeptes aus technischen und wirtschaftlichen<br />

Grün<strong>de</strong>n jedoch nicht umsetzbar.<br />

18 Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n


Rahmenplan Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n, 2002<br />

Wassertouristisches Nutzungskonzept Region Leipzig, 2006<br />

Braunkohlenplan als Sanierungsrahmenplan Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n, 2006<br />

Sicherung <strong>de</strong>r Uferböschungen <strong>de</strong>s<br />

künftigen Zwenkauer Sees, 2005<br />

19


Wasseraufgang im Tagebau Cospu<strong>de</strong>n, 1998<br />

20<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n


Schnelle Flutung für Cospu<strong>de</strong>n<br />

Am Restloch Cospu<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n Böschungen gesichert und abwechslungsreich geformt sowie zahlreiche Flächen<br />

aufgeforstet. Durch die Flutung <strong>de</strong>s Restloches entstand <strong>de</strong>r Cospu<strong>de</strong>ner See, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n ehemaligen Tagebau<br />

Cospu<strong>de</strong>n sowie einen kleinen Teil <strong>de</strong>s Tagebaus Zwenkau über<strong>de</strong>ckt. Bevor <strong>de</strong>r See im Jahr 2000 im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r EXPO zur Nutzung übergeben wer<strong>de</strong>n konnte, war jedoch einiges zu tun.<br />

Der ehemalige Tagebau Cospu<strong>de</strong>n war nach <strong>de</strong>m bereits in<br />

<strong>de</strong>n 1970er Jahren sanierten Abbaugebiet bei Kulkwitz das<br />

erste vollständig wie<strong>de</strong>r nutzbar gemachte Bergbausanierungsgebiet<br />

in <strong>de</strong>r Region Leipzig. Da das Risiko <strong>de</strong>r Gewässerversauerung<br />

bekannt war, musste durch eine schnelle<br />

Flutung <strong>de</strong>r Eintrag sauren Wassers gering gehalten wer<strong>de</strong>n.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r EXPO 2000 konnte <strong>de</strong>r Cospu<strong>de</strong>ner<br />

See für die öffentliche Nutzung freigegeben wer<strong>de</strong>n, da die<br />

Wasserqualität <strong>de</strong>n gefor<strong>de</strong>rten Kriterien entsprach.<br />

Durch die EXPO 2000 beflügelt<br />

Ein wesentlicher Aspekt auch bei <strong>de</strong>r Flutung <strong>de</strong>s Cospu<strong>de</strong>ner<br />

Sees war die Normalisierung <strong>de</strong>s durch <strong>de</strong>n Bergbau<br />

beeinflussten Wasserhaushaltes. Die natürliche Füllung<br />

<strong>de</strong>s Restloches allein durch das ansteigen<strong>de</strong> Grundwasser<br />

hätte Jahrzehnte in Anspruch genommen und zu einer<br />

Versauerung <strong>de</strong>s Sees durch Pyritoxidation geführt. Auch<br />

wäre bei einer langsamen Flutung eine wesentlich aufwändigere<br />

Sanierung <strong>de</strong>r Böschungen und möglicherweise<br />

eine weit über die einstigen Tagebaugrenzen<br />

hinausreichen<strong>de</strong> Flächeninanspruchnahme notwendig<br />

gewor<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n dabei zu beachten<strong>de</strong>n Risiken in <strong>de</strong>r<br />

Phase <strong>de</strong>s Grundwasserwie<strong>de</strong>ranstiegs wirkungsvoll<br />

zu begegnen. Die Nutzung <strong>de</strong>r Bergbaufolgelandschaft<br />

hätte sich unnötig verzögert. Allerdings stand im Südraum<br />

Leipzig geeignetes Flusswasser nur sehr begrenzt für<br />

eine Fremdflutung zur Verfügung. Die Lösung lag in <strong>de</strong>r<br />

Nutzung <strong>de</strong>s Sümpfungswassers aus <strong>de</strong>m aktiven<br />

Sanierungsarbeiten im Restloch Cospu<strong>de</strong>n, 1996<br />

Teilweise geflutetes Restloch Cospu<strong>de</strong>n, um 1996<br />

Restloch Cospu<strong>de</strong>n, 1993<br />

MIBRAG-Tagebau Profen, <strong>de</strong>r bis etwa Mitte <strong>de</strong>s 21. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

Braunkohle för<strong>de</strong>rn wird. Mit diesem Wasser war<br />

eine schnelle Flutung möglich. Es ergab sich nun die Chance,<br />

die Nachnutzung <strong>de</strong>s ehemaligen Tagebaus Cospu<strong>de</strong>n in<br />

einem überschaubaren Zeitraum und mit einer akzeptablen<br />

Wasserqualität vorzubereiten. Im Rahmen <strong>de</strong>s durch die<br />

LMBV und die MIBRAG mbH erarbeiteten Flutungskonzeptes<br />

für <strong>de</strong>n Südraum Leipzig und auf Basis eines Wasserlieferungsvertrages<br />

erfolgte ab 1998 die Überleitung von<br />

hochqualitativem Grubenwasser aus <strong>de</strong>m aktiven Tagebau<br />

Profen in das Restloch Cospu<strong>de</strong>n. Schon vier Jahre zuvor<br />

war mit <strong>de</strong>r Zuführung von Sümpfungswasser aus <strong>de</strong>m<br />

Tagebau Zwenkau begonnen wor<strong>de</strong>n. Im Frühjahr 2000<br />

erreichte <strong>de</strong>r See seinen Endwasserspiegel mit neutralen<br />

Wasserverhältnissen. Er wur<strong>de</strong> am 1. Juni 2000 feierlich <strong>de</strong>r<br />

Öffentlichkeit übergeben und zählt heute zu <strong>de</strong>n attraktivsten<br />

Naherholungsgebieten in das Region Leipzigs.<br />

Auch wenn <strong>de</strong>r See bereits seit Jahren gefüllt war, ging<br />

die Flutung fast unbemerkt weiter. Die jahrzehntelange<br />

Absenkung <strong>de</strong>s Grundwassers in <strong>de</strong>r Region durch <strong>de</strong>n<br />

Braunkohlebergbau ließ einen Teil <strong>de</strong>s Wassers im Cospu<strong>de</strong>ner<br />

See und <strong>de</strong>n Nachbarseen langsam versickern.<br />

Die Grundwasserleiter holten sich zurück, was ihnen einst<br />

genommen wur<strong>de</strong>. Um <strong>de</strong>n Endwasserspiegel und die<br />

bereits erreichten Wasserqualitäten zu halten, wur<strong>de</strong> auch<br />

nach Beendigung <strong>de</strong>r Sanierung Wasser aus <strong>de</strong>m Entwässerungsbetrieb<br />

<strong>de</strong>s aktiven Braunkohletagebaus Profen<br />

eingeleitet. Die Nachsorge ist heute im Cospu<strong>de</strong>ner See<br />

praktisch been<strong>de</strong>t und wird auch in Zukunft nicht mehr<br />

erfor<strong>de</strong>rlich sein. Die Grundwasserleiter haben sich weitgehend<br />

wie<strong>de</strong>r aufgefüllt, und <strong>de</strong>r See produziert nunmehr<br />

Überschusswasser, das zum Floßgraben abgeleitet wird.<br />

Cospu<strong>de</strong>n ist ein gelungenes Beispiel für die wasserwirtschaftliche<br />

Sanierung eines ehemaligen Tagebaus.<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n<br />

21


22<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n<br />

Flutungsleitung<br />

zum Restloch Zwenkau, 2007


Wasser für das Restloch Zwenkau<br />

Mit 970 Hektar Wasserfläche wird <strong>de</strong>r Zwenkauer See größer als <strong>de</strong>r Tegernsee und damit <strong>de</strong>r größte <strong>de</strong>r insgesamt<br />

sieben großen Bergbaufolgeseen <strong>de</strong>r LMBV im Leipziger Sü<strong>de</strong>n sein. 2007 hieß es beim Fremdflutungsbeginn zum<br />

letzten Mal im Südraum Leipzig „Wasser marsch!“ . Im Jahr 2014 wird <strong>de</strong>r See seinen Endwasserstand erreicht haben.<br />

Sicherung <strong>de</strong>r Kippenböschungen<br />

Bevor man mit <strong>de</strong>r Flutung beginnen konnte, mussten die<br />

zum Teil steilen Bruchkanten <strong>de</strong>r Abraumkippen gesichert<br />

und in <strong>de</strong>n oberen Teilen <strong>de</strong>s Böschungssystems gemäß<br />

<strong>de</strong>n Vorgaben <strong>de</strong>r Standsicherheitsuntersuchungen abgeflacht<br />

wer<strong>de</strong>n. Es war dabei zu prüfen, ob es Bereiche von<br />

Ablagerungen aus gleichförmigem, feinsandigem Material<br />

gibt, in <strong>de</strong>nen es bei wie<strong>de</strong>ransteigen<strong>de</strong>m Grundwasserspiegel<br />

zu einer Verflüssigung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns, einem Setzungsfließen,<br />

kommen könnte. Um ein Setzungsfließen<br />

zu verhin<strong>de</strong>rn, wer<strong>de</strong>n neben so genannten versteckten<br />

Dämmen zur Verdichtung <strong>de</strong>s Untergrun<strong>de</strong>s auch dammartige<br />

Stützkörper aus geeigneten Erdstoffen vor <strong>de</strong>n<br />

gefähr<strong>de</strong>ten Böschungen hergestellt. In <strong>de</strong>n Tagebaube-<br />

reichen Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n waren <strong>de</strong>rartige Maßnahmen<br />

nur an wenigen Stellen erfor<strong>de</strong>rlich, da <strong>de</strong>r Bergbau hier<br />

vorrangig Mischbo<strong>de</strong>nkippen hinterlassen hatte. Erst<br />

als die Flutungsbereitschaft gutachterlich überprüft und<br />

nachgewiesen war und die notwendigen berg- und wasserrechtlichen<br />

Genehmigungen vorlagen, konnte mit <strong>de</strong>r<br />

Flutung durch Grundwasserwie<strong>de</strong>ranstieg und zusätzlicher<br />

Einleitung von Fremdwasser begonnen wer<strong>de</strong>n.<br />

Zum letzten Mal „Wasser marsch!”<br />

Im April 2006 wur<strong>de</strong> mit Einstellung <strong>de</strong>r Hauptwasserhaltung<br />

auf <strong>de</strong>r Tagebausohle die Füllung <strong>de</strong>s Zwenkauer<br />

Sees mit aufsteigen<strong>de</strong>m Grundwasser eingeleitet.<br />

Versinken<strong>de</strong> Rippenstrukturen<br />

im Restloch Zwenkau, 2008<br />

Flutungsstart am Zwenkauer See, 2007<br />

Böschungsarbeiten im<br />

Hafenbereich Zwenkau, 2009<br />

Die Errichtung <strong>de</strong>s Ableiters Zwenkau-West aus <strong>de</strong>r Flutungswasserleitung<br />

vom 20 Kilometer entfernten Tagebau<br />

Profen im Jahr 2005 hatte die Möglichkeit <strong>de</strong>r schnellen<br />

Fremdflutung geschaffen. Aber erst am 9. März 2007<br />

waren alle genehmigungsrechtlichen und sanierungstechnischen<br />

Voraussetzungen erfüllt und es hieß „Wasser<br />

marsch!“ Voraussichtlich im Jahr 2014 soll <strong>de</strong>r Endwasserstand<br />

erreicht wer<strong>de</strong>n. Der Seekörper wird nach<br />

Beendigung <strong>de</strong>r Flutung ein Volumen von 174 Millionen<br />

Kubikmetern haben. Zur Sicherung <strong>de</strong>r Wasserqualität und<br />

<strong>de</strong>r Einhaltung <strong>de</strong>s Flutungstermines soll ab En<strong>de</strong> 2011<br />

auch Wasser aus <strong>de</strong>r Weißen Elster anteilig verwen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Zwenkauer See wird in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren<br />

zu einem Landschaftssee mit Hochwasserschutz- und<br />

Naherholungsfunktion entwickelt. Dank einer Staulamelle<br />

von 2,1 Metern über <strong>de</strong>m mittleren Endwasserstand<br />

von 113,5 m NHN kann er bis zu 19 Millionen Kubikmeter<br />

Wasser aus <strong>de</strong>r Weißen Elster bei einem extremen Hochwasserereignis,<br />

d. h. im Katastrophenfall, aufnehmen.<br />

Parallel zu <strong>de</strong>r ab März 2007 gestarteten Fremdflutung<br />

<strong>de</strong>s Restloches wur<strong>de</strong> die Planung für <strong>de</strong>n Yachthafen am<br />

Kap Zwenkau erstellt. Als so genannte §4-Maßnahme im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r Verbesserung <strong>de</strong>s Folgenutzungsstandards<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Hafen im „Trockenen“ bis 2009 errichtet.<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n<br />

23


24<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n<br />

Blick über das sanierte und teilweise<br />

geflutete Tagebaurestloch Zwenkau, 2008


Sicherung <strong>de</strong>r Gewässergüte hat künftig Vorrang<br />

Mit <strong>de</strong>r Gewässerherstellung geht die wasserwirtschaftliche Nachsorge einher. Wasserstand und Wassergüte<br />

müssen während, aber auch in <strong>de</strong>n Jahren nach Beendigung <strong>de</strong>r Flutung ständig kontrolliert wer<strong>de</strong>n. Die LMBV<br />

betreibt hierfür ein großräumiges Überwachungssystem mit Messstellen für das Grund- und Oberflächenwasser.<br />

Nur so kann überprüft wer<strong>de</strong>n, ob das angestrebte Qualitätsziel eingehalten wird.<br />

Wasserqualität als oberste Prämisse<br />

Im Jahr 2008 wur<strong>de</strong> die Flutungskonzeption für <strong>de</strong>n Südraum<br />

Leipzig aktualisiert. Auf Basis <strong>de</strong>s fortgeschriebenen<br />

langfristigen Wasserlieferungsvertages soll die Konzeption<br />

bis 2011 von <strong>de</strong>r LMBV unter teilweiser Mitwirkung <strong>de</strong>r<br />

MIBRAG mbH schrittweise umgesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Ziel <strong>de</strong>s neuen Konzeptes ist eine komplexe Bewertung<br />

und Anpassung <strong>de</strong>s Flutungsregimes im Südraum Leipzig<br />

an die wasserwirtschaftlichen Erfor<strong>de</strong>rnisse. Beson<strong>de</strong>re<br />

Berücksichtigung fin<strong>de</strong>t dabei die Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

Wasserbeschaffenheit und Liefermengen <strong>de</strong>s Sümp-<br />

fungswassers <strong>de</strong>r MIBRAG mbH. Dabei ist es notwendig,<br />

die behördlich festgelegten Ausleitgrenzwerte für das<br />

Überschusswasser in die Vorflut sicher einzuhalten. Hierfür<br />

müssen die zu erreichen<strong>de</strong>n Wasserqualitäten in <strong>de</strong>n<br />

zu fluten<strong>de</strong>n Tagebauseen kontinuierlich kontrolliert und<br />

gesteuert wer<strong>de</strong>n.<br />

Unter <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Lösungsvarianten für diese<br />

Konzeption verzichtet die Vorzugsvariante auf die Nutzung<br />

von Sümpfungswasser aus <strong>de</strong>m Tagebau Vereinigtes<br />

Schleenhain ab 2010, während die Flutung mit Sümpfungswasser<br />

aus Profen fortgesetzt wird. Statt<strong>de</strong>ssen<br />

wird ersatzweise Flusswasser aus <strong>de</strong>r Weißen Elster<br />

Beginn <strong>de</strong>r Fremdflutung, 2007<br />

Sanierungsschiff auf<br />

<strong>de</strong>m Haselbacher See, 2009<br />

Flutungsleitung zum Zwenkauer See, 2009<br />

entnommen. Ab 2011 sollen etwa 70 Millionen Kubikmeter<br />

im Bereich <strong>de</strong>r Hochwasser-Zulaufanlage Zitzschen<br />

direkt in <strong>de</strong>n Zwenkauer See abgeleitet wer<strong>de</strong>n. Dadurch<br />

könnte <strong>de</strong>r geplante Endwasserstand in Zwenkau bereits<br />

bis En<strong>de</strong> 2013 erreicht sein. Die Verwendung von Wasser<br />

aus <strong>de</strong>r Weißen Elster zur Flutung wur<strong>de</strong> einer limnologischen<br />

Bewertung unterzogen. Die Errichtung <strong>de</strong>s<br />

Entnahmebauwerkes begann im September 2009. Somit<br />

kann das Wasser <strong>de</strong>r Weißen Elster ab Oktober 2011 zur<br />

Flutung <strong>de</strong>s Bergbaufolgesees Zwenkau genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Bevor <strong>de</strong>r Zwenkauer See seinen Endwasserstand<br />

erreicht hat und die Ausleitung <strong>de</strong>s Überschusswassers<br />

über <strong>de</strong>n Floßgraben zur Pleiße erfolgen kann, ist eine<br />

Wasserbehandlung durch In-Lake-Maßnahmen zur Neutralisierung<br />

<strong>de</strong>s Sees vorgesehen. Hierzu wird voraussichtlich<br />

Kalkhydrat mittels einer Sprühanlage o<strong>de</strong>r einem<br />

so genannten Sanierungsschiff in <strong>de</strong>n See eingebracht.<br />

Auch nach <strong>de</strong>m Abschluss <strong>de</strong>r Flutung ist eine bergbaubedingte<br />

Nachsorge für <strong>de</strong>n Zwenkauer See erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

In erster Linie soll diese Nachsorge mit Sümpfungswasser<br />

aus <strong>de</strong>m aktiven Tagebau Profen und gegebenenfalls<br />

mit Wasser aus <strong>de</strong>r Weißen Elster geschehen.<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n<br />

25


Zeitschiene<br />

Tagebau BÖHLEN/Zwenkau<br />

1671 Erste Braunkohle bei Meuselwitz gefun<strong>de</strong>n<br />

1860 Bohrungen im Raum Böhlen/Zwenkau<br />

1870 Beginn <strong>de</strong>r Tiefbautätigkeit in<br />

Gaschwitz, Großstädteln und<br />

am Ostrand von Zwenkau<br />

1920 Beginn <strong>de</strong>r Vorarbeiten zum<br />

Aufschluss <strong>de</strong>s Tagebaus Böhlen<br />

1921 Aufschluss <strong>de</strong>s Tagebaus Böhlen<br />

1924 Beginn <strong>de</strong>r Kohleför<strong>de</strong>rung<br />

im Tagebau Böhlen<br />

1927 Dammbruch <strong>de</strong>r Ringspülkippe<br />

im Tagebau Böhlen<br />

1929 Baubeginn <strong>de</strong>r<br />

Abraumför<strong>de</strong>rbrücke Böhlen I<br />

1930 Aufnahme <strong>de</strong>s Regelbetriebs <strong>de</strong>r<br />

Abraumför<strong>de</strong>rbrücke Böhlen I<br />

1937 Einsturz <strong>de</strong>r Abraumför<strong>de</strong>rbrücke Böhlen I<br />

1939 Bau und Inbetriebnahme <strong>de</strong>r Abraumför<strong>de</strong>rbrücke<br />

Böhlen II<br />

1955 Auslegerverlängerung an <strong>de</strong>r<br />

AFB Böhlen II um 18 Meter<br />

auf 128 Meter<br />

1954 Rutschung an bei<strong>de</strong>n Strossenen<strong>de</strong>n mit<br />

Aufpressungen <strong>de</strong>r Kippenstützengleise<br />

1670<br />

71 >> 1860 61 62 63 64 65 66 67 68 69 1870 >> 1920 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56<br />

1927 zweiter Ausbau Großkraftwerk Böhlen<br />

1925-29 zweite Ausbaustufe <strong>de</strong>r Brikettfabrik<br />

1924 erster Ausbau Großkraftwerk Böhlen<br />

und erste Ausbaustufe Brikettfabrik<br />

1938/39 Ausbau <strong>de</strong>r Schwelkapazitäten<br />

1935/36 Bau <strong>de</strong>r ASW-Schwelerei<br />

und <strong>de</strong>s Brabag-Benzinwerkes<br />

1943/44 Erhöhung <strong>de</strong>r Kapazität <strong>de</strong>s Druckgaswerkes<br />

1941/44 Errichtung von Anlagen zur Benzinveredlung<br />

1940 Errichtung von Anlagen zur Schwefelgewinnung,<br />

von Stadtgas, Teer und Leichtöl<br />

Tagebau Cospu<strong>de</strong>n<br />

Kohleverladung <strong>de</strong>s Tagebaus Zwenkau, um 1969<br />

Eingestürzte AFB Böhlen I im Tagebau Böhlen, 1937<br />

Sanierung im ehemaligen Tagebau Zwenkau, 2009<br />

26 Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n


1960 Zweite Auslegerverlängerung an<br />

<strong>de</strong>r AFB Böhlen II auf 153 Meter<br />

1962 „Der Sprung“: Sprunghafter Durchgang<br />

<strong>de</strong>r Mittelstütze durch das Mittel<br />

1964 Umstellung auf <strong>de</strong>n<br />

Drehpunkt Zwenkau<br />

1969 Umbenennung <strong>de</strong>s Tagebaus „Böhlen“<br />

in „Zwenkau“<br />

1980 Einbau eines neuen Komandostan<strong>de</strong>s<br />

in die AFB Böhlen II<br />

2005 Errichtung <strong>de</strong>s Abzweigbauwerkes<br />

und Einleiters Zwenkau-West<br />

1999 Stilllegung <strong>de</strong>s Tagebaus Zwenkau<br />

1998 Außerbetriebnahme <strong>de</strong>r AFB Böhlen II<br />

2006 Eröffnung <strong>de</strong>s Bergbaupavillons am Kap Zwenkau;<br />

Planfeststellungsbeschluss zur Flutung;<br />

Beginn <strong>de</strong>s Grundwasserwie<strong>de</strong>ranstiegs<br />

durch Einstellung <strong>de</strong>r Wasserhebung<br />

2007 Flutungsbeginn für <strong>de</strong>n Zwenkauer See,<br />

Beginn <strong>de</strong>r Planung für <strong>de</strong>n Yachthafen Zwenkau<br />

2008 Baustart für das Hafenbecken Zwenkau; Taufe<br />

<strong>de</strong>s Passagierschiffes „Santa Barbara“, seit<strong>de</strong>m<br />

täglicher Betrieb; Errichtung <strong>de</strong>r landseitigen<br />

Hafenwän<strong>de</strong> und Herstellung <strong>de</strong>r Molenkörper<br />

2014 voraussichtliches<br />

Erreichen <strong>de</strong>s Endwasserstan<strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>s Zwenkauer Sees<br />

57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 1970 >> 1980 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 2016<br />

1981 Aufschluss <strong>de</strong>s Tagebaus Cospu<strong>de</strong>n;<br />

Aufnahme <strong>de</strong>r Kohleför<strong>de</strong>rung<br />

1989 Abschluss <strong>de</strong>r Überschwenkung <strong>de</strong>s Baufel<strong>de</strong>s I;<br />

Einnahme von Drehpunkt 2; Beginn <strong>de</strong>r Überschwenkung<br />

von Baufeld II<br />

1985 Einsatz <strong>de</strong>s Baggers 1264 E1120<br />

aus <strong>de</strong>m Tagebau Peres<br />

1990 Gründung <strong>de</strong>r Bürgerinitiative<br />

„Stoppt Cospu<strong>de</strong>n“; Sternmarsch<br />

mit 10.000 Menschen zum Tagebau;<br />

Regelbetrieb <strong>de</strong>s Tagesbaus mit Einstellung<br />

<strong>de</strong>s Vorschnittes gestoppt<br />

1991 Stilllegung <strong>de</strong>s Tagebaus<br />

Cospu<strong>de</strong>n, Beginn umfassen<strong>de</strong>r<br />

Sanierungsarbeiten<br />

1994 Zuführung von Sümpfungswasser aus <strong>de</strong>m<br />

Tagebau Zwenkau in das Restloch Cospu<strong>de</strong>n<br />

1998 Beginn <strong>de</strong>r Überleitung von Grubenwasser aus <strong>de</strong>m aktiven Tagebau Profen<br />

2000 Erreichen <strong>de</strong>s Endwasserstan<strong>de</strong>s; Freigabe zur öffentl. Nutzung (EXPO 2000)<br />

2003 Eröffnung von BELANTIS<br />

2004 Taufe <strong>de</strong>r Solarfähre „Solaria1“<br />

2010 Fertigstellung <strong>de</strong>s Gewässerverbun<strong>de</strong>s<br />

vom Stadthafen Leipzig zum<br />

Cospu<strong>de</strong>ner See<br />

2014 Fertigstellung <strong>de</strong>r kurzen Gewässerverbindung<br />

vom Cospu<strong>de</strong>ner zum Zwenkauer See<br />

1965 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 2016<br />

Freizeitpark BELANTIS, 2008<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n<br />

27


28<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n


M O R G E N<br />

Neuer Lebensraum<br />

Schwimmen<strong>de</strong> Grillinsel<br />

auf <strong>de</strong>m Cospu<strong>de</strong>ner See, 2008<br />

Die ehemaligen Kohlegruben im Leipziger Sü<strong>de</strong>n haben ihr Gesicht von Grund<br />

auf gewan<strong>de</strong>lt. Die entstehen<strong>de</strong>n Seen bil<strong>de</strong>n das Fundament für die touristische<br />

Entwicklung <strong>de</strong>s Leipziger Neuseenlan<strong>de</strong>s. Flutungswasser, „abgezapft“ aus <strong>de</strong>m<br />

aktiven Tagebau Profen und <strong>de</strong>r Weißen Elster sichert auch in <strong>de</strong>r Nachsorgephase<br />

und darüber hinaus ein gute Qualität <strong>de</strong>r Gewässer. Einige <strong>de</strong>r neuen Seen<br />

südlich von Leipzig wer<strong>de</strong>n mit künstlichen Kanälen und Schleusen verbun<strong>de</strong>n, so<br />

auch <strong>de</strong>r Zwenkauer mit <strong>de</strong>m Cospu<strong>de</strong>ner See. Darüber hinaus sind die Seen in<br />

das Gewässernetz von Pleiße, Weißer Elster und Floßgraben – bis hin zur Metropole<br />

Leipzig eingebettet. Eigens für dieses sensible, durch <strong>de</strong>n Auwald führen<strong>de</strong><br />

Flusssystem entwickelte man zwei Typen eines umweltfreundlichen „Leipzig-<br />

Bootes“, die auf <strong>de</strong>m nördlich von Leipzig gelegenen Schladitzer See getestet<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Schritt für Schritt soll <strong>de</strong>r Gewässerverbund auf über 200 Kilometer Länge ausge<strong>de</strong>hnt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Zwenkauer wer<strong>de</strong>n künftig mit <strong>de</strong>m Boot bis in das Zentrum<br />

von Leipzig gelangen können. Cafés und Restaurants mit Sonnenterrassen und<br />

Bootsanlegern wer<strong>de</strong>n zu beliebten Stationen für Wasserwan<strong>de</strong>rer. Eine aufre-<br />

Hafen im Zöbigker Winkel am Cospu<strong>de</strong>ner<br />

See, im Hintergrund: Pyrami<strong>de</strong> von Belantis<br />

und Aussichtsturm Bistumshöhe, 2005<br />

gen<strong>de</strong> Vision. Der Cospu<strong>de</strong>ner See zeigt, wie es geht. An <strong>de</strong>r „Costa Cospuda“<br />

können Besucher von nah und fern schon seit 2000 das maritime Flair erkun<strong>de</strong>n.<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n 29


„Blaue Lunge“ im Leipziger Sü<strong>de</strong>n – <strong>de</strong>r Cospu<strong>de</strong>ner See<br />

Der Name Cospu<strong>de</strong>n steht für einen zur EXPO 2000 eröffneten Landschaftspark mit <strong>de</strong>m über vier Quadratkilometer<br />

großen Cospu<strong>de</strong>ner See. Hier gibt es Sachsens längsten Sandstrand. Das Hafengelän<strong>de</strong> „Pier 1“ mit seinen<br />

Seeterrassen ist zu einem Treffpunkt <strong>de</strong>r Einwohner <strong>de</strong>r Stadt und <strong>de</strong>s Landkreises Leipzig und ihrer Gäste gewor<strong>de</strong>n.<br />

Im Hafen liegen mehr als 200 Segelboote vor Anker.<br />

Der Cospu<strong>de</strong>ner See war <strong>de</strong>r erste Tagebausee im Leipziger<br />

Neuseenland, <strong>de</strong>r nach 1990 zur Nutzung freigegeben<br />

wer<strong>de</strong>n konnte. Gegenüber <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Gewässern<br />

im Südraum hatte <strong>de</strong>r Cospu<strong>de</strong>ner See neben <strong>de</strong>r Nähe zu<br />

Leipzig und <strong>de</strong>r verkehrsgünstigen Lage vor allem einen<br />

großen Vorteil: Er war vor allen an<strong>de</strong>ren fertig. Dies mag<br />

die Ursache für die vergleichsweise rasche Etablierung<br />

einer anspruchsvollen Freizeit- und Erholungsinfrastruktur<br />

an <strong>de</strong>n Ufern <strong>de</strong>s Sees gewesen sein. Da <strong>de</strong>r Cospu<strong>de</strong>ner<br />

See als Mo<strong>de</strong>llprojekt für die Gestaltungsmöglichkeiten<br />

einer Bergbaufolgelandschaft angesehen wur<strong>de</strong>, ging die<br />

Vielfalt <strong>de</strong>r Nachnutzungen weit über die Nutzungsformen<br />

an vergleichbaren Restseen hinaus.<br />

Motor für die Revitalisierung – die EXPO 2000<br />

Als <strong>de</strong>zentraler Beitrag <strong>de</strong>r Stadt Leipzig war <strong>de</strong>r Cospu<strong>de</strong>ner<br />

See Teil <strong>de</strong>r Weltausstellung EXPO 2000. Konzepte<br />

und Baumaßnahmen wur<strong>de</strong>n durch das Thema „Mensch,<br />

Natur und Technik“ geprägt. Die EXPO war Motor für die<br />

Revitalisierung <strong>de</strong>s Tagebaugelän<strong>de</strong>s. Der Cospu<strong>de</strong>ner<br />

See zeigt für das Leipziger Neuseenland wie auch für an<strong>de</strong>re<br />

Regionen Ost<strong>de</strong>utschlands exemplarisch auf, welche<br />

innovativen und phantasievollen I<strong>de</strong>en zur nachhaltigen<br />

Gestaltung einer Bergbaufolgelandschaft realisierbar sind<br />

und wirtschaftlich tragfähig wer<strong>de</strong>n. Voraussetzung war<br />

die Kooperation aller beteiligten Entscheidungsträger.<br />

Gegenwart und Zukunft<br />

Der Cospu<strong>de</strong>ner See ist beispielgebend für an<strong>de</strong>re Seen,<br />

auch für <strong>de</strong>n Zwenkauer See. Schäumen<strong>de</strong> Wellen rollen<br />

sanft am Ufer aus, die Boote am Zöbigker Hafen schlagen<br />

schaukelnd gegeneinan<strong>de</strong>r. Ein einsamer Surfer zieht in<br />

<strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Südufers seine Bahn. Und auch unter Wasser<br />

hat <strong>de</strong>r See viel zu bieten. Tauchgänge führen tief in<br />

die Erdgeschichte, zu Kohleflözen, die in 50 Metern Tiefe<br />

noch zu erkennen sind.<br />

Landschaftspark und Cospu<strong>de</strong>ner See ziehen jährlich rund<br />

500.000 begeisterte Gäste und Wassersportler an. Seit<br />

April 2003 steht mit <strong>de</strong>m ersten Freizeitpark Ost<strong>de</strong>utschlands<br />

– <strong>de</strong>m BELANTIS Vergnügungspark Leipzig – südwestlich<br />

<strong>de</strong>s Cospu<strong>de</strong>ner Sees eine weitere Attraktion für<br />

Besucher offen. Er wur<strong>de</strong> auf einer speziell dafür vorbereiteten<br />

Kippenfläche <strong>de</strong>s Tagebaus Zwenkau errichtet.<br />

Der Hafen im Ortsteil Zöbigker hat sich zum Wassersportzentrum<br />

<strong>de</strong>r Region entwickelt. Hier kann man segeln,<br />

surfen, kitesurfen, tauchen und Boote ausleihen. Wer es<br />

eher ruhiger mag, kann zum Ba<strong>de</strong>n und Entspannen die<br />

Strän<strong>de</strong> am Nord- und Ostufer besuchen – unter an<strong>de</strong>rem<br />

<strong>de</strong>n längsten Sandstrand Sachsens. Ein paar erholsame<br />

Stun<strong>de</strong>n verbringt man in <strong>de</strong>r „Sauna im See“. Auch<br />

eine Partie Golf auf <strong>de</strong>m benachbarten 9-Loch-Golfplatz,<br />

eine Schifffahrt mit <strong>de</strong>n Motorschiffen „Cospu<strong>de</strong>n“ und<br />

„Neuseenland“ o<strong>de</strong>r eine gemütliche Erkundungsreise mit<br />

<strong>de</strong>r Kleinbahn „Schlendrian“ sind möglich. Rund um <strong>de</strong>n<br />

See sind über die Jahre zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten,<br />

Ferienwohnungen und Pensionen entstan<strong>de</strong>n.<br />

Vom Zöbigker Hafen wer<strong>de</strong>n in einigen Jahren mit Muskelkraft<br />

betriebene Boote über <strong>de</strong>n Floßgraben zum Zwenkauer<br />

See gelangen können. Der rund sieben Kilometer<br />

lange neue Floßgraben verläuft dann teilweise auf <strong>de</strong>r<br />

historischen Trasse <strong>de</strong>s alten Floßgrabens, <strong>de</strong>r im Zuge<br />

<strong>de</strong>s Bergbaus überbaggert wur<strong>de</strong>. Er wird damit zu einem<br />

wichtigen Bestandteil <strong>de</strong>s geplanten Gewässerverbun<strong>de</strong>s.<br />

Wasserskifahrer auf <strong>de</strong>m Cospu<strong>de</strong>ner See, 2008<br />

LeipzigBoot auf <strong>de</strong>m Cospu<strong>de</strong>ner See, 2008<br />

Paddler in <strong>de</strong>r Schleuse am Nordufer, 2006<br />

30 Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n


Blick über <strong>de</strong>n Cospu<strong>de</strong>ner See,<br />

im Vor<strong>de</strong>rgrund: Pier 1 und Hafen, 2009<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n 31


Natur und ein Hauch Ursprünglichkeit<br />

Während sich besucherintensive Nutzungen am Nord- und Ostufer konzentrieren, bleibt das Westufer, das <strong>de</strong>r<br />

Auenlandschaft <strong>de</strong>r Weißen Elster zugewandt ist, <strong>de</strong>n eher sanften Freizeitformen vorbehalten. Rund um <strong>de</strong>n<br />

„Südzipfel“ fin<strong>de</strong>n sich Naturrefugien in einer überraschen<strong>de</strong>n Vielfalt. Bei <strong>de</strong>r Gestaltung wur<strong>de</strong> viel Wert darauf<br />

gelegt, eine ursprünglich wirken<strong>de</strong> Landschaft zu schaffen.<br />

Die „Neue Harth” – ein lohnen<strong>de</strong>s Ziel<br />

Während <strong>de</strong>r 1970er und 1980er Jahre nahm <strong>de</strong>r Tagebau<br />

Böhlen-Zwenkau die Waldfläche <strong>de</strong>r Harth südlich von<br />

Leipzig in Anspruch, die vor <strong>de</strong>m Bergbau ein beliebtes<br />

Ausflugsziel <strong>de</strong>r Leipziger Bevölkerung war. Mit <strong>de</strong>r<br />

ganzen Familie fuhr man mit <strong>de</strong>m Zug bis Gaschwitz und<br />

startete von dort seine Wan<strong>de</strong>rungen. Lange vor <strong>de</strong>r Stillsetzung<br />

<strong>de</strong>s Tagebaus wur<strong>de</strong> bereits zu DDR-Zeiten die<br />

Aufforstung <strong>de</strong>r Fläche begonnen – die „Neue Harth“<br />

entstand. Inzwischen ist sie zu einem jungen Wald<br />

herangewachsen, Bestandteil <strong>de</strong>s großen Naherholungsgebietes<br />

südlich von Leipzig, <strong>de</strong>m Neuseenland. Für Erholungssuchen<strong>de</strong><br />

aus Leipzig und Umgebung ist die Neue<br />

Harth – ob mit Fahrrad o<strong>de</strong>r zu Fuß – ein lohnen<strong>de</strong>s Ziel.<br />

Mittlerweile ist <strong>de</strong>r Raum auch touristisch erschlossen.<br />

Das Motto: Ruhe im Einklang mit <strong>de</strong>r Natur. Im Auftrag<br />

<strong>de</strong>r Stadt Markkleeberg wur<strong>de</strong> hier ein attraktives Wan<strong>de</strong>rwegenetz<br />

mit Informations- und Rastpunkten konzipiert<br />

und umgesetzt .<br />

Gleichzeitig hat das rekultivierte Gebiet eine wichtige<br />

Funktion für <strong>de</strong>n Naturraum. Planerisch festgesetzt als<br />

Vorrang- und Vorbehaltsgebiet für <strong>de</strong>n Natur- und Landschaftsschutz<br />

bil<strong>de</strong>t es einen ökologischen Verbund zwischen<br />

<strong>de</strong>n Landschaftsschutzgebieten Leipziger Auwald<br />

im Nor<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r Elsteraue im Sü<strong>de</strong>n.<br />

Landmarke Bistumshöhe – Der Blick aufs Ganze<br />

Im Südwesten <strong>de</strong>s Cospu<strong>de</strong>ner Sees, direkt neben <strong>de</strong>m<br />

Freizeitpark Belantis, ragt eine mo<strong>de</strong>rne Turmkonstruktion<br />

in <strong>de</strong>n Himmel. Weithin sichtbar markiert <strong>de</strong>r gleichnamige<br />

Aussichtsturm die Bistumshöhe und erinnert in seiner<br />

eigenwilligen Form an die Schlote und Kühltürme <strong>de</strong>r<br />

ehemaligen Industrielandschaft. Von <strong>de</strong>r Aussichtsplattform<br />

in 35 Metern Höhe hat man einen überwältigen<strong>de</strong>n<br />

Blick über <strong>de</strong>n Cospu<strong>de</strong>ner See und <strong>de</strong>n entstehen<strong>de</strong>n<br />

Zwenkauer See. Errichtet wur<strong>de</strong> die Landmarke auf<br />

einem künstlich aufgeschütteten Hügel, an <strong>de</strong>ssen Stelle<br />

Jahrzehnte zuvor die Bagger <strong>de</strong>s Tagebaus Zwenkau nach<br />

Kohle gruben. Unweit <strong>de</strong>r Bistumshöhe sind seit kurzem<br />

Sikawild und amerikanische Waldbisons in einem Gehege<br />

heimisch.<br />

Unterwegs rund um <strong>de</strong>n Cospu<strong>de</strong>ner See<br />

Im Landschaftspark Cospu<strong>de</strong>n ist mit <strong>de</strong>m Cospu<strong>de</strong>ner<br />

See als wichtigstem Element und <strong>de</strong>m Waldsee Lauer<br />

ein weit verzweigtes Radwan<strong>de</strong>rnetz entstan<strong>de</strong>n. Dieses<br />

bezieht <strong>de</strong>n 11,5 Kilometer langen Rundweg um <strong>de</strong>n See<br />

und die ökologische Erlebnisachse am Nordufer <strong>de</strong>s Cospu<strong>de</strong>ner<br />

Sees mit ein. Außer<strong>de</strong>m verbin<strong>de</strong>t es zahlreiche<br />

Erlebnis- und Aufenthaltsorte. Aus <strong>de</strong>m nahen Wildpark<br />

kommend, führt <strong>de</strong>r 7-Seen-Wan<strong>de</strong>rweg am Waldsee<br />

Lauer und am Westufer <strong>de</strong>s Cospu<strong>de</strong>ner Sees vorüber.<br />

Dort verläuft auch <strong>de</strong>r Elsterradweg, ein Radwan<strong>de</strong>rweg<br />

von Thüringen über Sachsen-Anhalt nach Sachsen. Auch<br />

<strong>de</strong>r „Innere Grüne Ring Leipzig“, gleichfalls ein touristischer,<br />

die Städte Markranstädt, Leipzig und Markkleeberg<br />

verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Radweg, tangiert <strong>de</strong>n Landschaftspark<br />

Cospu<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m führt am Ost- und Südufer die<br />

Neuseenlandroute entlang, ein neu konzipierter Radwan<strong>de</strong>rweg<br />

durch das Leipziger Neuseenland.<br />

Auch auf <strong>de</strong>m Wasser kann man sich durch <strong>de</strong>n Landschaftspark<br />

Cospu<strong>de</strong>n bewegen. Der See kann mit <strong>de</strong>r<br />

„Neuseenland“, einer historischen Hamburger Hafenbarkasse,<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Motorschiff „Cospu<strong>de</strong>n“ befahren<br />

wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m stehen Ru<strong>de</strong>r- und Tretboote zur<br />

Erkundung <strong>de</strong>s Gewässers bereit.<br />

Fische tummeln sich im glasklaren Wasser <strong>de</strong>s Cospu<strong>de</strong>ner Sees, 2008<br />

Aussichtsturm auf <strong>de</strong>r Bistumshöhe, 2004<br />

Ruhe und Entspannung am Ufer, 2000<br />

32<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n


„Waldsee Lauer“ im<br />

Landschaftspark Cospu<strong>de</strong>n, 2007<br />

33


Der Gewässerverbund wächst zusammen<br />

Schon bald wird man per Boot über einen Kanal mit Schleuse vom Zwenkauer in <strong>de</strong>n nördlich anschließen<strong>de</strong>n<br />

Cospu<strong>de</strong>ner See gelangen können. Von hier aus ist es bereits ab 2010 möglich, auf <strong>de</strong>m Wasser zum Ausflug in<br />

die Leipziger City aufzubrechen. Dann wer<strong>de</strong>n nämlich die alten Wasserstraßen im Auenwald mit Booten durchgängig<br />

befahrbar sein.<br />

Gewässerverbund Leipzig – Cospu<strong>de</strong>ner See<br />

Im Leipziger Südraum entsteht in <strong>de</strong>n nächsten Jahren<br />

ein touristischer Gewässerverbund, <strong>de</strong>r unter an<strong>de</strong>rem<br />

<strong>de</strong>n Zwenkauer mit <strong>de</strong>m Cospu<strong>de</strong>ner See und bei<strong>de</strong> mit<br />

<strong>de</strong>r Stadt Leipzig verbin<strong>de</strong>t. Auch eine Bootsfahrt vom<br />

Cospu<strong>de</strong>ner hinüber zum Markkleeberger und weiter zum<br />

Störmthaler See könnte in einigen Jahren über Floßgraben<br />

und die zu vertiefen<strong>de</strong> Pleiße möglich sein. Genutzt<br />

wird dafür die bestehen<strong>de</strong> Schleuse am Nordstrand <strong>de</strong>s<br />

Cospu<strong>de</strong>ner Sees und die geplante Schleuse im Bereich<br />

<strong>de</strong>s Markkleeberger Pleißewehrs, von <strong>de</strong>r ein neu zu<br />

errichten<strong>de</strong>r Kanal zum Markkleeberger See führen soll.<br />

Derzeitig laufen dazu die Planungen als §4-Maßnahme<br />

durch <strong>de</strong>n im Auftrag <strong>de</strong>s Freistaates Sachsen tätigen<br />

Projektträger LMBV. Parallel dazu müssen die erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Finanzierungen für <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>r Anlagen gesichert<br />

wer<strong>de</strong>n, damit <strong>de</strong>r Gewässerverbund entstehen kann.<br />

Bis zum Jahr 2014 soll die rund 24 Quadratkilometer<br />

große Seenlandschaft unmittelbar südlich von Leipzig<br />

fertig sein. Die Bergbaufolgeseen Cospu<strong>de</strong>n, Markkleeberg,<br />

Störmthal und Zwenkau sollen mit <strong>de</strong>r Pleiße, <strong>de</strong>r<br />

Weißen Elster, <strong>de</strong>r Neuen Luppe und <strong>de</strong>n Kanälen in<br />

Leipzig verknüpft wer<strong>de</strong>n und so einen großräumigen Gewässerverbund<br />

bil<strong>de</strong>n. Viele Akteure arbeiten im Rahmen<br />

eines wassertouristischen Nutzungskonzeptes <strong>de</strong>r Region<br />

Leipzig bereits seit längerem an diesem ehrgeizigen Ziel.<br />

Schleusen – wichtige Bausteine für <strong>de</strong>n Verbund<br />

Der Planfeststellungsbeschluss zur Errichtung <strong>de</strong>r<br />

Wasserbauwerke im Bereich <strong>de</strong>s Cospu<strong>de</strong>ner Sees von<br />

2008 ist eine wichtige Grundlage für die Realisierung <strong>de</strong>s<br />

Gewässerverbun<strong>de</strong>s vom künftigen Stadthafen Leipzig<br />

zum Cospu<strong>de</strong>ner See, <strong>de</strong>m Schlüsselprojekt <strong>de</strong>s wassertouristischen<br />

Nutzungskonzeptes <strong>de</strong>r Region Leipzig. Die<br />

bisherige provisorische Verbindung vom Waldsee Lauer<br />

zum Floßgraben über eine Unterführung <strong>de</strong>r Staatsstraße<br />

46 mittels zweier Rohrdurchlässe, wur<strong>de</strong> bis September<br />

2009 von <strong>de</strong>r LMBV durch ein überbrücktes Kanalstück<br />

ersetzt. So kann neben kleinen Booten auch das LeipzigBoot<br />

vom Floßgraben in <strong>de</strong>n Cospu<strong>de</strong>ner See und<br />

zurück gelangen. Das bisher umständliche Umtragen von<br />

Pad<strong>de</strong>lbooten über die Staatsstraße gehört damit <strong>de</strong>r<br />

Vergangenheit an.<br />

Durch die Fertigstellung <strong>de</strong>r Schleuse am Connewitzer<br />

Wehr wird zum Saisonbeginn 2010 die Gesamtstrecke<br />

nach Leipzig durchgängig befahrbar sein. Das Bauwerk<br />

wird als Maßnahme <strong>de</strong>s Freistaates Sachsen im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s §4 Verwaltungsabkommens III Braunkohlesanierung<br />

in Verantwortung <strong>de</strong>r LMBV realisiert. Die erfor<strong>de</strong>rliche<br />

Bootsschleuse am Nordufer <strong>de</strong>s Cospu<strong>de</strong>ner Sees wur<strong>de</strong><br />

bereits im Jahr 2006 durch die Stadt Leipzig errichtet –<br />

einer <strong>de</strong>r ersten Bausteine und ein Meilenstein für <strong>de</strong>n<br />

Gewässerverbund.Die Herstellung <strong>de</strong>r ökologischen und<br />

wassersportlichen Durchgängigkeit am Connewitzer Wehr<br />

durch <strong>de</strong>n Bau einer Schleuse mit Fisch- und Bootspass<br />

wird vollständig durch <strong>de</strong>n Freistaat Sachsen finanziert.<br />

Dadurch wird auch die Verbindung zwischen <strong>de</strong>n bereits<br />

vorhan<strong>de</strong>nen Gewässern im Stadtgebiet Leipzig und <strong>de</strong>n<br />

neuen Seen <strong>de</strong>r Bergbaufolgelandschaft im Südraum<br />

Leipzig ermöglicht und <strong>de</strong>r Einsatzraum <strong>de</strong>s LeipzigBoots<br />

erheblich erweitert.<br />

Umbau <strong>de</strong>s Connewitzer Wehres in <strong>de</strong>r Pleiße, 2009<br />

Brücke S46 mit Verbindungsgraben Cospu<strong>de</strong>n, 2009<br />

Nord-Ufer <strong>de</strong>s Cospu<strong>de</strong>ner Sees mit Schleuse und Waldsee, 2009<br />

34<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n


Bereich <strong>de</strong>r künftigen Gewässerverbindung,<br />

im Vor<strong>de</strong>rgrund: Zwenkauer See mit Hafen,<br />

im Hintergrund: Cospu<strong>de</strong>ner See, Bildmitte:<br />

A 38 mit Brücke über <strong>de</strong>n künftigen Kanal, 2009<br />

35


Zwenkau – Stadt am See<br />

Im 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> das Schicksal Zwenkaus von mächtigen Kohleflözen bestimmt. Der Braunkohleabbau<br />

im gleichnamigen Tagebau prägte bis vor kurzem die Entwicklung <strong>de</strong>r Stadt. Noch befin<strong>de</strong>t sich nördlich von<br />

Zwenkau eine riesige Landschaftsbaustelle. In wenigen Jahren schon liegt Zwenkau am See –<br />

sogar mit eigenem Hafen.<br />

landseitigen Hafenwän<strong>de</strong> und die Herstellung <strong>de</strong>r Molenkörper.<br />

Die Umsetzung und Finanzierung erfolgte im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r §4-Maßnahmen. Projektträger war die LMBV,<br />

und Bauherr ist die Stadt Zwenkau. Im Yachthafen hinter<br />

<strong>de</strong>r Mole wer<strong>de</strong>n 160 Boote Platz fin<strong>de</strong>n. Einen technischen<br />

Hafen mit Werften und Bootstankstellen soll das<br />

Areal später auch besitzen.<br />

Eine Perspektive für die Stadt am Tagebaurand<br />

Die Stadt Zwenkau hatte durch die Beendigung <strong>de</strong>s<br />

Braunkohlebergbaus im gleichnamigen Tagebau wie<strong>de</strong>r<br />

eine Zukunft. Nun folgte <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>raufbau einer<br />

fast <strong>de</strong>m Abriss geweihten Stadt. Über Jahrzehnte war<br />

Zwenkau als Bergbauschutzgebiet in eine Art Dornröschenschlaf<br />

gefallen. Wohn- und Kommunalgebäu<strong>de</strong>,<br />

aber auch das Straßen- und Versorgungsnetz befan<strong>de</strong>n<br />

sich in einem sehr schlechten Zustand. Reparatur- und<br />

Ausbesserungsarbeiten gehörten zum Zwenkauer Alltag.<br />

Als die Vision von Zwenkau als Stadt am See zum ersten<br />

Mal diskutiert wur<strong>de</strong>, glaubte noch niemand an diese<br />

Perspektive.<br />

Das Jahr 1991 war für die Stadt <strong>de</strong>r Beginn eines wirtschaftlichen<br />

und städtebaulichen Aufschwungs. Der<br />

erste Spatenstich für <strong>de</strong>n Gewerbepark Zwenkau war<br />

ein Meilenstein, da hier durch die Ansiedlung namhafter<br />

Firmen etwa 2.000 neue Arbeitsplätze entstan<strong>de</strong>n. Die<br />

Sanierung <strong>de</strong>r Innenstadt und die Erneuerung <strong>de</strong>r Infrastruktur<br />

als auch Erschließung und Bau neuer Wohngebiete<br />

verliehen Zwenkau ein völlig neues Gesicht.<br />

Nach <strong>de</strong>r endgültigen Stilllegung <strong>de</strong>s Tagebaus Zwenkau<br />

im Jahr 1999 arbeiteten Planer, Investoren, Bergbausanierer<br />

gemeinsam mit <strong>de</strong>r Stadt an <strong>de</strong>r Verwirklichung<br />

<strong>de</strong>s Traums, Zwenkau zur Stadt am See zu machen.<br />

Die Eröffnung <strong>de</strong>s Bergbaupavillons am Kap Zwenkau<br />

im April 2006, seit<strong>de</strong>m ein beliebter touristischer Anziehungspunkt,<br />

war erst <strong>de</strong>r Anfang. Von <strong>de</strong>r Sonnenterrasse<br />

<strong>de</strong>s Pavillons aus kann man seit<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n<br />

Ausbau <strong>de</strong>s Hafenterrains gut beobachten. Das Kap<br />

Zwenkau wird zu einem neuen urbanen Zentrum direkt<br />

am zukünftigen Zwenkauer See. Bunte Segel, Ausflugsdampfer,<br />

die über <strong>de</strong>n See schweben<strong>de</strong>n Gon<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>r<br />

Seilbahn, entspannte Besucher im Hafen, am Ba<strong>de</strong>strand<br />

o<strong>de</strong>r im Feriendorf – Bil<strong>de</strong>r, die entstehen, wenn<br />

man sich die Zukunft <strong>de</strong>s Kaps ausmalt. Entsprechen<strong>de</strong><br />

Konzepte liegen in Form eines Masterplanes vor. Aus <strong>de</strong>r<br />

Masterplanung wur<strong>de</strong>n zwei Bebauungspläne für das<br />

Areal abgeleitet.<br />

Der Hafen – Bin<strong>de</strong>glied zwischen Stadt und See<br />

Schon lange führt die Leipziger Straße in Zwenkau nicht<br />

mehr nach Leipzig. In <strong>de</strong>n 1970er Jahren wur<strong>de</strong> sie vom<br />

Tagebau durchtrennt. Heute gelangt man über die Straße<br />

immer noch nicht in die Messestadt, dafür aber gera<strong>de</strong>wegs<br />

zum Stadthafen. Der Baustart für das Becken <strong>de</strong>s<br />

Hafens wur<strong>de</strong> im Januar 2008 symbolisch mit einem<br />

ersten Baggerbiss begangen. Bis En<strong>de</strong> November 2008<br />

dauerten die Erdbaumaßnahmen, die Errichtung <strong>de</strong>r<br />

Eigentlich kehrt das Wasser ja nur wie<strong>de</strong>r zurück, <strong>de</strong>nn<br />

beim Setzen <strong>de</strong>r Spundwän<strong>de</strong> für die Kaimauern <strong>de</strong>s<br />

Zwenkauer Seehafens sind die Arbeiter unter an<strong>de</strong>rem<br />

auf die Kalkbänke <strong>de</strong>s Nordsee-Urmeeres gestoßen.<br />

Die Stadt Zwenkau besitzt nun wie<strong>de</strong>r langfristige<br />

Entwicklungspotenziale. Ein Wellnessurlaub im Seebad<br />

Zwenkau ist schon heute keine Vision mehr. Auf <strong>de</strong>m<br />

Wasserweg wird Leipzig künftig erreichbar sein.<br />

Fahrgastschiff „Santa Barbara“ an <strong>de</strong>r provisorischen<br />

Anlegestelle auf <strong>de</strong>m Zwenkauer See, 2008<br />

Eröffnung <strong>de</strong>s Besucherpavillons Zwenkau, 2003<br />

36 Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n


Vorbereitetes Hafenbecken Zwenkau, 2009<br />

37


Zwenkauer See – Ausflugsdampfer statt Kohlebagger<br />

Die Gestaltung <strong>de</strong>r Bergbaufolgelandschaften im Südraum Leipzig hat viele Facetten. Doch rund um <strong>de</strong>n Zwenkauer See<br />

wird Beson<strong>de</strong>res geschaffen. Es entsteht eine völlig an<strong>de</strong>re Kulturlandschaft mit vielfältigen Möglichkeiten einer intensiven<br />

touristischen Nutzung. Damit wächst zugleich auch eine neue Lebensgrundlage für die Menschen <strong>de</strong>r Region.<br />

Mit <strong>de</strong>r „Santa Barbara” auf Erkundungstour<br />

Unmittelbar zu Füßen <strong>de</strong>s Besucherpavillons Zwenkau<br />

kann man <strong>de</strong>m Zwenkauer See beim Wachsen zusehen.<br />

Wenn <strong>de</strong>r Endwasserstand erreicht ist, wer<strong>de</strong>n die eindrucksvollen<br />

von <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rbrücke geschütteten Rippenformationen<br />

mit Wasser über<strong>de</strong>ckt sein und im Zwenkauer<br />

Hafen Boote am Kai liegen.<br />

Der Zwenkauer See ist das jüngste <strong>de</strong>r im Leipziger Neuseenland<br />

entstehen<strong>de</strong>n Gewässer. Voraussichtlich im Jahr<br />

2014 soll er <strong>de</strong>r Öffentlichkeit übergeben wer<strong>de</strong>n. Er wird<br />

mit 970 Hektar dann <strong>de</strong>r größte See südlich von Leipzig<br />

und <strong>de</strong>r zweitgrößte Sachsens sein.<br />

Im Jahr 2008 empfing <strong>de</strong>r Zwenkauer See seinen ersten<br />

schwimmen<strong>de</strong>n Gast: Das Passagierschiff „Santa Barbara“<br />

wur<strong>de</strong> getauft und fährt seit<strong>de</strong>m täglich über <strong>de</strong>n entstehen<strong>de</strong>n<br />

See. Eine weithin einmalige und sehr beliebte<br />

Attraktion. Denn wo sonst kann man auf einem noch in<br />

Flutung befindlichen Tagebausee bizarre Erosionsrippen<br />

bestaunen und Wäl<strong>de</strong>r an sich vorüberziehen lassen, die<br />

in einigen Jahren unter <strong>de</strong>r Wasseroberfläche verschwun<strong>de</strong>n<br />

sein wer<strong>de</strong>n? Die eineinhalbstündige Fahrt startet etwas<br />

unterhalb <strong>de</strong>s noch trockenen Hafenbeckens. Wenn<br />

dieses erst gefüllt ist, kann die St. Barbara von hier aus zu<br />

neuen Ufern, zum Beispiel an das Nordufer aufbrechen.<br />

Am Nordufer <strong>de</strong>s Zwenkauer Sees<br />

Für das Gebiet um <strong>de</strong>n künftigen Zwenkauer See hat <strong>de</strong>r<br />

Zweckverband Neue Harth einen Masterplan erarbeitet,<br />

<strong>de</strong>r 2005 von <strong>de</strong>n Anrainerkommunen beschlossen wur<strong>de</strong>.<br />

Einer <strong>de</strong>r Entwicklungsschwerpunkte ist das Nordufer.<br />

Hier soll ein Freizeit- und Erholungsgebiet unter Fe<strong>de</strong>rführung<br />

<strong>de</strong>s eigens gegrün<strong>de</strong>ten Zweckverban<strong>de</strong>s Neue<br />

Harth zusammen mit <strong>de</strong>r Sächsischen Seebad Zwenkau<br />

(SSZ) entstehen.<br />

Im Zentrum <strong>de</strong>s Nordufers ist als prägen<strong>de</strong>s Element eine<br />

Seebrücke geplant, die als aufschwimmen<strong>de</strong>, mit <strong>de</strong>m<br />

Ufer allerdings fest verbun<strong>de</strong>ne Anlage vorgesehen ist.<br />

Hier sollen sich Restaurants, Cafés und Bars ansie<strong>de</strong>ln, die<br />

durch ihre Lage am Wasser eine beson<strong>de</strong>re Attraktivität<br />

gewinnen. Touristischer Magnet wird jedoch <strong>de</strong>r Fähranleger<br />

für die Fahrgastschifffahrt sein, von <strong>de</strong>m man das gegenüber<br />

liegen<strong>de</strong> Kap Zwenkau per Schiff erreichen kann.<br />

Bestandteil <strong>de</strong>r Planungen ist auch ein Feriendorf, das,<br />

getrennt durch ein kleines Waldstück, in Nachbarschaft<br />

zu einem Hotel errichtet wer<strong>de</strong>n soll. Hier könnten in<br />

<strong>de</strong>r Endausbaustufe maximal 400 Ferienhäuser mit<br />

allen Einrichtungen, die eine solche Anlage ausmachen,<br />

entstehen. Als Beson<strong>de</strong>rheit sind auch 30 schwimmen<strong>de</strong><br />

Ferienhäuser im zentralen Strandbereich <strong>de</strong>s Feriendorfes<br />

geplant. Der Traum vom Urlaub auf <strong>de</strong>m Wasser mit eigenem<br />

Bootsanleger kann hier Wirklichkeit wer<strong>de</strong>n.<br />

Auch ein Segelhafen darf natürlich nicht fehlen. Das „Son<strong>de</strong>rgebiet<br />

Vereinssegelhafen“ run<strong>de</strong>t am östlichen En<strong>de</strong><br />

die Reihe <strong>de</strong>r Baugebiete am Nordstrand <strong>de</strong>s Zwenkauer<br />

Sees ab. Zwischen Campingplatz und <strong>de</strong>r geplanten Kanalverbindung<br />

zwischen Cospu<strong>de</strong>ner und Zwenkauer See<br />

soll <strong>de</strong>r Hafen Raum für einen Segelsportverein bieten.<br />

Ganz im Westen <strong>de</strong>s touristischen Ban<strong>de</strong>s sind ein weiterer,<br />

etwas kleinerer Segelstützpunkt, ein Campingplatz<br />

sowie ein Sportpark mit Ba<strong>de</strong>strand vorgesehen. Wenn<br />

man sich die Akzeptanz <strong>de</strong>r Einrichtungen am Cospu<strong>de</strong>ner<br />

See anschaut, kann man sicher sein, dass ein <strong>de</strong>rartiger<br />

Erfolg auch am Zwenkauer See eintreten wird.<br />

„Baggerbiss“ im Hafenbereich von Zwenkau, 2008<br />

Ausschnitt aus <strong>de</strong>m Masterplan für das Nordufer <strong>de</strong>s Zwenkauer Sees, 2007<br />

38 Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n


Fahrgastschiff „Santa Barbara“ bei einer Fahrt<br />

auf <strong>de</strong>m entstehen<strong>de</strong>n Zwenkauer See, 2008<br />

39


40<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n


M e ta m o r p h o s e n<br />

Landschaftswan<strong>de</strong>l<br />

Freigabe <strong>de</strong>s Cospu<strong>de</strong>ner Sees, 2000<br />

Zwenkau-Nord und mehrere Dörfer in seiner Umgebung sowie große land- und<br />

forstwirtschaftlich genutzte Flächen fielen <strong>de</strong>m Braunkohlebergbau zum Opfer.<br />

Der Rest <strong>de</strong>s Elster-Auenwal<strong>de</strong>s, das „Eichholz“, das nicht abgebaggert wur<strong>de</strong>,<br />

ist nun ein Teil <strong>de</strong>r im Entstehen begriffenen neuen Wald- und Seenlandschaft<br />

im Südraum Leipzig.<br />

Die Sanierungsarbeiten im ehemaligen Tagebau Cospu<strong>de</strong>n sind schon seit <strong>de</strong>m<br />

Jahr 2000 been<strong>de</strong>t, und <strong>de</strong>r Cospu<strong>de</strong>ner See ist längst ein etabliertes Tourismusgebiet.<br />

Auch <strong>de</strong>r Zwenkauer See nimmt immer mehr Gestalt an. Die Uferböschungen<br />

sind sicher und für künftige Nutzungen vorbereitet. Von einem<br />

Fahrgastschiff lässt sich <strong>de</strong>r Landschaftswan<strong>de</strong>l live verfolgen. Der Hafen<br />

Zwenkau ist weitgehend fertiggestellt – nur das Wasser fehlt noch. Und auch<br />

das Nord-Ufer wird schrittweise entwickelt. Trotz <strong>de</strong>r Vielzahl <strong>de</strong>r Vorhaben<br />

bleiben rund 90 Prozent <strong>de</strong>s Ufers frei zugänglich.<br />

Wo einst Dörfer <strong>de</strong>m Tagebau weichen mussten, eröffnen sich heute neue Chancen<br />

für eine urbane Entwicklung in einer völlig verän<strong>de</strong>rten Landschaft. Was<br />

noch vor 20 Jahren eine Utopie schien, wird nun in naher Zukunft Wirklichkeit:<br />

das „Seebad Zwenkau“.<br />

Schüttrippen <strong>de</strong>r Abraumför<strong>de</strong>rbrücke im<br />

Tagebau Zwenkau, 2008<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n<br />

41


Orte im Strom <strong>de</strong>r Zeit<br />

Bösdorf Cospu<strong>de</strong>n Eythra<br />

vor <strong>de</strong>m Bergbau um 1850<br />

Bösdorf nordwestlich von Zwenkau<br />

war Mitte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

ein kleines Dorf in <strong>de</strong>r Flussaue<br />

<strong>de</strong>r Weißen Elster. Seit 1917 hatte<br />

das Stahl- und Hartgusswerk seinen<br />

Sitz in Bösdorf, so dass viele<br />

Menschen hier Arbeit suchten. Der<br />

1950 verstaatlichte Betrieb lieferte<br />

vor allem Stahlgussteile für Tagebauanlagen<br />

und Brikettfabriken.<br />

vor <strong>de</strong>m Bergbau um 1850<br />

Cospu<strong>de</strong>n, damals noch Kospu<strong>de</strong>n,<br />

lag 1850 an <strong>de</strong>r Batschke inmitten<br />

von Flussauen und umgeben von<br />

Waldgebieten. Johann Sebastian<br />

Bach erwähnte 1742 <strong>de</strong>n Ort in<br />

seiner Bauernkantate. Bemerkenswert<br />

war auch die Errichtung <strong>de</strong>r<br />

Papiermühle im Jahr 1599, die<br />

ein Monopol zur Herstellung aller<br />

sächsischen Kanzleibütten hatte.<br />

vor <strong>de</strong>m Bergbau um 1850<br />

Das Örtchen Eythra befand sich<br />

vor <strong>de</strong>m Bergbau westlich <strong>de</strong>s<br />

Mühlgrabens. Östlich <strong>de</strong>s Nachbarflusses<br />

lag mit <strong>de</strong>m Eichenholz<br />

eine <strong>de</strong>r wenigen in <strong>de</strong>r Region<br />

noch verbliebenen Waldflächen.<br />

Wegen seiner reizvollen Lage inmitten<br />

<strong>de</strong>r Auenlandschaft war <strong>de</strong>r<br />

Ort über lange Zeit ein beliebtes<br />

Ausflugsziel <strong>de</strong>r Leipziger.<br />

Zeit <strong>de</strong>s Bergbaus, 1969-1999<br />

Als En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 70er Jahre <strong>de</strong>r Tagebau<br />

Zwenkau <strong>de</strong>m Ort näher<br />

rückte, war sein Schicksal<br />

besiegelt. 1980-82 erfolgte die<br />

Umsiedlung <strong>de</strong>r Einwohner. 1984<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ort überbaggert. Das<br />

Stahl- und Hartgusswerk zog nach<br />

Knautnaundorf um. Der nördlich<br />

angrenzen<strong>de</strong> Stausee erhielt <strong>de</strong>n<br />

Namen <strong>de</strong>s einstigen Dorfes.<br />

Zeit <strong>de</strong>s Bergbaus, 1969-1999<br />

In <strong>de</strong>n 1970er Jahren kündigte<br />

sich das endgültige Schicksal <strong>de</strong>s<br />

Ortes an. Obwohl <strong>de</strong>r Tagebau<br />

Cospu<strong>de</strong>n, als Nachbar <strong>de</strong>s Tagebaus<br />

Zwenkau, erst 1981 seinen<br />

Betrieb aufnahm, musste die<br />

Ortslage bereits 1974 abgerissen<br />

wer<strong>de</strong>n. Das war notwendig, weil<br />

<strong>de</strong>r Tagebau Zwenkau dieses<br />

Gebiet bereits 1974-76 passierte.<br />

Zeit <strong>de</strong>s Bergbaus, 1969-1999<br />

Die bergbauliche Inanspruchnahme<br />

von Eythra stand seit 1970 fest.<br />

In <strong>de</strong>n Jahren zwischen 1982 und<br />

1986 mussten die Einwohner ihre<br />

Heimat verlassen. Die Abgrabung<br />

<strong>de</strong>s Ortes erfolgte von 1990 bis<br />

1999, bevor die Bagger an <strong>de</strong>r Lin<strong>de</strong>nallee<br />

<strong>de</strong>s früheren Schlosses<br />

zum Stehen kamen, wodurch diese<br />

teilweise erhalten blieb.<br />

nach <strong>de</strong>m Bergbau, ca. 2010<br />

Heute befin<strong>de</strong>t sich die Fläche <strong>de</strong>s<br />

ehemaligen Ortes südlich <strong>de</strong>r neu<br />

gebauten Autobahn A38. Nordöstlich<br />

davon lockt <strong>de</strong>r auf ehemaligen<br />

Bergbauflächen errichtete<br />

Freizeitpark Belantis. Am Nordufer<br />

<strong>de</strong>s Zwenkauer Sees entsteht<br />

die Neue Harth, ein Freizeit- und<br />

Erholungsgebiet mit vielfältigen<br />

touristischen Angeboten.<br />

nach <strong>de</strong>m Bergbau, ca. 2010<br />

Nach Einstellung <strong>de</strong>s Bergbaus und<br />

Flutung <strong>de</strong>s Restloches Cospu<strong>de</strong>n,<br />

liegt das Areal <strong>de</strong>r früheren Ortslage<br />

mitten im See. Auf gleicher<br />

Höhe befin<strong>de</strong>t sich heute die<br />

mo<strong>de</strong>rne Hafenanlage Pier 1. Am<br />

Südufer <strong>de</strong>s Sees steht <strong>de</strong>r Aussichtsturm<br />

Bistumshöhe, <strong>de</strong>r einen<br />

weiten Blick über <strong>de</strong>n Freizeitpark<br />

Belantis und <strong>de</strong>n See bietet.<br />

nach <strong>de</strong>m Bergbau, ca. 2010<br />

Nach Abschluss <strong>de</strong>r Flutung <strong>de</strong>s<br />

Zwenkauer Sees voraussichtlich<br />

im Jahr 2014 wird sich die Ortslage<br />

<strong>de</strong>s früheren Eythra nahe <strong>de</strong>s<br />

Südufers befin<strong>de</strong>n. Südlich <strong>de</strong>r<br />

ehemaligen Gemein<strong>de</strong> ist zunächst<br />

nur ein lokaler Strandbereich für<br />

die Einwohner <strong>de</strong>r westlich <strong>de</strong>r<br />

Weißen Elster liegen<strong>de</strong>n Kommunen<br />

vorgesehen.<br />

42 Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n


Gautzsch<br />

Prö<strong>de</strong>l<br />

Zwenkau<br />

vor <strong>de</strong>m Bergbau um 1850<br />

Mitte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts lag<br />

Gautzsch am Floßgraben nördlich<br />

von Zöbigker. Nordwestlich davon<br />

erstreckte sich das Leipziger Raths<br />

Holz. Erstmalig 961 erwähnt,<br />

zählt Gautzsch zu <strong>de</strong>n ältesten<br />

Siedlungen <strong>de</strong>r Region. In <strong>de</strong>r<br />

Grün<strong>de</strong>rzeit stieg die Einwohnerzahl<br />

stark an. 1925 lebten hier<br />

bereits knapp 5.700 Menschen.<br />

vor <strong>de</strong>m Bergbau um 1850<br />

Der kleine Ort Prö<strong>de</strong>l, ehemals<br />

am Floßgraben gelegen, wird im<br />

Jahr 1551 erstmalig genannt.<br />

Hier lebten bis Anfang <strong>de</strong>s 20.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts etwas mehr als 400<br />

Einwohner. 1926 wur<strong>de</strong> Prö<strong>de</strong>l<br />

nach Zöbigker und mit diesem<br />

zusammen 1937 nach Markkleeberg<br />

eingemein<strong>de</strong>t. Prö<strong>de</strong>l galt als<br />

nordwestliches Tor zur „Harth“.<br />

vor <strong>de</strong>m Bergbau um 1850<br />

Die Stadt Zwenkau erlebte in <strong>de</strong>n<br />

letzten 50 Jahren vielleicht die<br />

spannendsten Verän<strong>de</strong>rungen von<br />

allen vom Bergbau betroffenen<br />

Gemein<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Region. Der Ort<br />

wur<strong>de</strong> 974 erstmalig urkundlich<br />

belegt. Seine Lage an <strong>de</strong>r Fernhan<strong>de</strong>lsstraße<br />

nach Leipzig ließ<br />

hier zahlreiche bemerkenswerte<br />

Bauten entstehen.<br />

Zeit <strong>de</strong>s Bergbaus, 1981-1990<br />

Mit <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n Aus<strong>de</strong>hnung<br />

<strong>de</strong>r Siedlung, strebte Gautzsch<br />

zunächst eine selbständige<br />

städtische Entwicklung an.<br />

Letztlich wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ort aber 1934<br />

nach Markkleeberg eingemein<strong>de</strong>t.<br />

In Gautzsch fan<strong>de</strong>n auch viele<br />

Menschen aus <strong>de</strong>n vom Bergbau<br />

beanspruchten Gemein<strong>de</strong>n eine<br />

neue Heimat.<br />

Zeit <strong>de</strong>s Bergbaus, 1969-1999<br />

In weitläufigen Parks gelegene<br />

Villen dienten lange Zeit als<br />

Sommersitz. Auch beherbergte<br />

<strong>de</strong>r Ort eine Heilanstalt. Nach<br />

<strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg entstand<br />

daraus ein Sanatorium. Durch <strong>de</strong>n<br />

vorrücken<strong>de</strong>n Tagebau Zwenkau<br />

erfolgte die Umsiedlung 1972.<br />

Wenig später war <strong>de</strong>r Ort von <strong>de</strong>r<br />

Landkarte verschwun<strong>de</strong>n.<br />

Zeit <strong>de</strong>s Bergbaus, 1921-1999<br />

Ab 1921 näherte sich <strong>de</strong>r Bergbau<br />

von Südosten <strong>de</strong>r Stadt. Sie<br />

blieb zunächst verschont. 1969<br />

erhielt <strong>de</strong>r Tagebau <strong>de</strong>n Namen<br />

Zwenkaus. Durch <strong>de</strong>n Westschwenk<br />

<strong>de</strong>s Tagebaus wur<strong>de</strong> die<br />

Verbindung zwischen Zwenkau<br />

und Leipzig unterbrochen. Am<br />

Nordrand <strong>de</strong>r Stadt befan<strong>de</strong>n sich<br />

die Tagesanlagen Zwenkau.<br />

nach <strong>de</strong>m Bergbau, ca. 2015<br />

Obwohl <strong>de</strong>r Tagebau Cospu<strong>de</strong>n<br />

immer näher an Gautzsch<br />

heranrückte, blieb die Siedlung<br />

erhalten. Inzwischen wur<strong>de</strong>n<br />

nicht nur die alten Planungen<br />

zur Ortserweiterung wie<strong>de</strong>r<br />

aufgegriffen, son<strong>de</strong>rn auch neue<br />

Vorhaben zur Errichtung mo<strong>de</strong>rner<br />

Wohnquartiere realisiert.<br />

nach <strong>de</strong>m Bergbau, ca. 2015<br />

Die Ortslage von Prö<strong>de</strong>l befän<strong>de</strong><br />

sich heute südöstlich <strong>de</strong>s Cospu<strong>de</strong>ner<br />

Sees. Dieser Teil <strong>de</strong>r<br />

Bergbaufolgelandschaft ist von<br />

naturnahen Nutzungen geprägt.<br />

Südlich <strong>de</strong>s ehemaligen Ortes entsteht<br />

neben einer hydraulischen<br />

auch eine schiffbare Verbindung<br />

zwischen <strong>de</strong>m Cospu<strong>de</strong>ner und<br />

<strong>de</strong>m Zwenkauer See.<br />

nach <strong>de</strong>m Bergbau, ca. 2015<br />

Die Stadt besitzt hervorragen<strong>de</strong><br />

Entwicklungsmöglichkeiten. An<br />

<strong>de</strong>r Nordspitze entsteht das Kap<br />

Zwenkau mit Hafen und attraktiver<br />

Wohnbebauung. Die St. Barbara<br />

kreuzt bereits auf <strong>de</strong>m See. Schon<br />

heute kann man von <strong>de</strong>r Aussichtsplattform<br />

<strong>de</strong>s Informationspavillons<br />

die spannen<strong>de</strong> Entwicklung am<br />

Zwenkauer See verfolgen.<br />

Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n<br />

43


Glossar<br />

Abraum Zwischen Erdoberfläche und<br />

Lagerstätte liegen<strong>de</strong> Erdschichten (auch<br />

Deckgebirge o<strong>de</strong>r Hangen<strong>de</strong>s)<br />

Absetzer Großgerät, das im Braunkohletagebau<br />

zum Verkippen von Abraum in <strong>de</strong>n<br />

ausgekohlten Teil <strong>de</strong>s Tagebaus eingesetzt<br />

wird<br />

Außenkippe Kippe außerhalb <strong>de</strong>s jetzigen<br />

Tagebaus, in <strong>de</strong>n Abraum verbracht wird<br />

Drehpunkt Punkt, um <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tagebau<br />

schwenkt, häufig gleichzeitig <strong>de</strong>r Bandsammelpunkt<br />

Eimerkettenbagger Gewinnungsgerät im<br />

Tagebau mit Eimern, die an einer umlaufen<strong>de</strong>n<br />

Kette über einen Ausleger laufen<br />

und das Erdreich (Abraum o<strong>de</strong>r Braunkohle)<br />

abkratzen<br />

Filterbrunnen ausgebautes Bohrloch mit<br />

Pumpe zum Heben von Grundwasser<br />

Flöz Bo<strong>de</strong>nschicht, die einen nutzbaren<br />

Rohstoff enthält, z. B. Braunkohle, Kali,<br />

Kupferschiefer<br />

Tagesanlagen Zentraler Bereich am Tagebaurand<br />

mit Umklei<strong>de</strong>- und Waschräumen,<br />

Büros, Parkplätzen, Betriebsfeuerwehr,<br />

Sanitätsstation, Werkstätten und Magazin<br />

Tiefschnitt Gewinnung von Abraum o<strong>de</strong>r<br />

Kohle unterhalb <strong>de</strong>r Arbeitsebene eines<br />

Schaufelradbaggers/Eimerkettenbaggers<br />

Verkippung Ablagerung von Abraum auf<br />

<strong>de</strong>r ausgekohlten Seite <strong>de</strong>s Tagebaus<br />

Vorfeld Bereich innerhalb <strong>de</strong>r genehmigten<br />

Tagebaugrenzen, wo <strong>de</strong>r Abbau unmittelbar<br />

bevorsteht und vorbereiten<strong>de</strong> Maßnahmen<br />

zur Freimachung <strong>de</strong>r Erdoberfläche, wie<br />

Rodung und Beseitigung von Straßen, laufen<br />

Vorflut Wasserlauf (Fluss, Bach, Kanal),<br />

über <strong>de</strong>n das in <strong>de</strong>n Tagebauen gehobene<br />

und gereinigte Grubenwasser abgeleitet<br />

wird<br />

Vorschnitt Der Abraumför<strong>de</strong>rung vorausgehen<strong>de</strong>r<br />

Abbaubetrieb; för<strong>de</strong>rt die oberen<br />

Bo<strong>de</strong>nschichten bis <strong>de</strong>r Arbeitsbereich <strong>de</strong>r<br />

Abraumför<strong>de</strong>rbrücke beginnt<br />

Innenkippe Kippe für Abraum innerhalb<br />

<strong>de</strong>s ausgekohlten Tagebauraumes<br />

Liegen<strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nschicht unterhalb <strong>de</strong>s<br />

Kohleflözes<br />

Sohle Tiefste Ebene in einem Tagebau<br />

Strosse Teil <strong>de</strong>r Arbeitsebene, auf <strong>de</strong>m<br />

Gewinnungs- und Verkippungsgeräte in<br />

Verbindung mit <strong>de</strong>n ihnen zugeordneten<br />

För<strong>de</strong>rmitteln (z. B. Bandstraßen) arbeiten<br />

Sümpfung Heben und Ableiten von<br />

Grundwasser zur Trockenhaltung <strong>de</strong>r<br />

Tagebaue durch Tauchmotorpumpen in<br />

Entwässerungsbrunnen<br />

44 Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n


Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Lausitzer und Mittel<strong>de</strong>utsche<br />

Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH<br />

Unternehmenskommunikation<br />

(verantw. Dr. Uwe Steinhuber)<br />

Knappenstr. 1, 01968 Senftenberg<br />

Telefon: +49 35 73 - 84 43 02<br />

Telefax: +49 35 73 - 84 46 10<br />

www.lmbv.<strong>de</strong><br />

Konzept, Text, Realisierung:<br />

LMBV – Abteilung Planung Mittel<strong>de</strong>utschland<br />

(Bernd-Stephan Tienz, Dietmar Onnasch)<br />

andreas kadler • <strong>post</strong>-<strong>mining</strong> & brownfields consulting<br />

agreement werbeagentur (Marcus Blanke)<br />

Gestaltung und Satz: agreement werbeagentur<br />

Grundgestaltung: wallat & knauth<br />

Mit freundlicher Unterstützung:<br />

Prof. Dr. habil. Andreas Berkner (Regionaler Planungsverband<br />

Westsachsen)<br />

Fotos:<br />

Archiv LMBV, Christian Be<strong>de</strong>schinski, Helmut Hentschel<br />

(Heimatverein <strong>de</strong>s Bornaer Lan<strong>de</strong>s e. V.), Archiv<br />

MIBRAG mbH, Peter Radke (LMBV), Andreas Struzina<br />

(MIBRAG mbH), Archiv Thomas Wilken (www.eythra.<strong>de</strong>)<br />

Wandlungen und Perspektiven<br />

In dieser Reihe sind bereits erschienen:<br />

Lausitzer Braunkohlenrevier<br />

01 Schlabendorf/Seese<br />

02 Greifenhain/Gräbendorf<br />

03 Sedlitz/Skado/Koschen<br />

04 Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord<br />

05 Plessa/Lauchhammer/Schwarzhei<strong>de</strong><br />

06 Tröbitz/Domsdorf<br />

07 Spreetal/Bluno<br />

08 Scheibe/Burghammer<br />

09 Lohsa/Dreiweibern<br />

10 Meuro<br />

11 Erika/Laubusch<br />

12 Bärwal<strong>de</strong>*<br />

13 Berzdorf*<br />

Mittel<strong>de</strong>utsches Braunkohlenrevier<br />

01 Holzweißig/Goitsche/Rösa<br />

02 Espenhain<br />

03 Geiseltal<br />

04 Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n<br />

* Veröffentlichung voraussichtlich Anfang 2010<br />

Titelbild: Blick in <strong>de</strong>n Tagebau Zwenkau, um 1975 (links),<br />

Abendstimmung am Cospu<strong>de</strong>ner See, 2003 (rechts)<br />

Hintere Umschlagseite: Schüttrippen <strong>de</strong>r Abraumför<strong>de</strong>rbrücke<br />

im entstehen<strong>de</strong>n Zwenkauer See, 2008<br />

Die unterschiedliche Schreibweise von Ortsbezeichnungen in Karten und Texten<br />

resultiert aus <strong>de</strong>r Nutzung unterschiedlicher Quellen, die hier jeweils korrekt<br />

wie<strong>de</strong>rgegeben wer<strong>de</strong>n.<br />

November 2009<br />

Die vorliegen<strong>de</strong> Dokumentation wur<strong>de</strong> nach bestem Wissen und Gewissen<br />

recherchiert und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.


Lausitzer und Mittel<strong>de</strong>utsche<br />

Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH<br />

Knappenstraße 1<br />

01968 Senftenberg<br />

www.lmbv.<strong>de</strong>

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