TAGEBAU BoRNA-oST/BockwiTZ - post-mining.de
TAGEBAU BoRNA-oST/BockwiTZ - post-mining.de
TAGEBAU BoRNA-oST/BockwiTZ - post-mining.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Mittel<strong>de</strong>utsches Braunkohlenrevier<br />
Wandlungen<br />
und Perspektiven<br />
Borna-Ost/Bockwitz
Schwarze Elster<br />
Pleiße<br />
Saale<br />
Mul<strong>de</strong><br />
Weiße Elster<br />
Saale<br />
Elbe<br />
B250<br />
B87<br />
B88<br />
B87<br />
B80<br />
B180<br />
B176<br />
B180<br />
B80<br />
B86<br />
B180<br />
B6<br />
B185<br />
B6<br />
B71<br />
B87<br />
B180<br />
B91<br />
B176<br />
B176<br />
B2<br />
B176<br />
B91<br />
B181<br />
B91<br />
B87<br />
B186<br />
B184<br />
B100<br />
B183A<br />
B184<br />
B93<br />
B95<br />
B176<br />
B186<br />
B6<br />
B184n<br />
B2<br />
B183A<br />
B87<br />
B107<br />
B107<br />
B87<br />
B183<br />
B185<br />
B183<br />
B6n<br />
B184<br />
B185<br />
B100<br />
B183<br />
B107<br />
B2<br />
B100<br />
B182<br />
B169<br />
B7<br />
B6<br />
B182<br />
B183<br />
B87<br />
B6<br />
B187<br />
A9<br />
A38<br />
A143<br />
A14<br />
A72<br />
A9<br />
A14<br />
0 10 20 km<br />
Schwarze Elster<br />
Pleiße<br />
Saale<br />
Mul<strong>de</strong><br />
Weiße Elster<br />
Saale<br />
Elbe<br />
B250<br />
B87<br />
B88<br />
B87<br />
B80<br />
B180<br />
B176<br />
B180<br />
B80<br />
B86<br />
B180<br />
B6<br />
B185<br />
B6<br />
B71<br />
B87<br />
B180<br />
B91<br />
B176<br />
B176<br />
B2<br />
B176<br />
B91<br />
B181<br />
B91<br />
B87<br />
B186<br />
B184<br />
B100<br />
B183A<br />
B184<br />
B93<br />
B95<br />
B176<br />
B186<br />
B6<br />
B184n<br />
B2<br />
B183A<br />
B87<br />
B107<br />
B107<br />
B87<br />
B183<br />
B185<br />
B183<br />
B6n<br />
B184<br />
B185<br />
B100<br />
B183<br />
B107<br />
B2<br />
B100<br />
B182<br />
B169<br />
B7<br />
B6<br />
B182<br />
B183<br />
B87<br />
B6<br />
B187<br />
A9<br />
A38<br />
A143<br />
A14<br />
A72<br />
A9<br />
A14<br />
0 10 20 km<br />
Mittel<strong>de</strong>utsches Revier
Borna-Ost/Bockwitz<br />
Landschaften und Industriestandorte im Wan<strong>de</strong>l<br />
In <strong>de</strong>r Gegend östlich von Borna wur<strong>de</strong> bereits in <strong>de</strong>r<br />
zweiten Hälfte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts nach Braunkohle<br />
gegraben. Bevor <strong>de</strong>r Tagebau hier großflächig in die Landschaft<br />
eingriff, erstreckten sich auf <strong>de</strong>m dünn besie<strong>de</strong>lten<br />
Gebiet ausge<strong>de</strong>hnte Landwirtschaftsflächen und die<br />
Flussauen von Pleiße und Wyhra. Unterhalb <strong>de</strong>r Thierbacher<br />
Schichten wur<strong>de</strong>n die Flöze II und IV abgebaut.<br />
Der Bergbau, <strong>de</strong>ssen Aus<strong>de</strong>hnung mit <strong>de</strong>m Aufschluss<br />
<strong>de</strong>r Tagebaue Borna-Ost und später Bockwitz enorm<br />
anwuchs, griff empfindlich in die Landschaft und <strong>de</strong>n<br />
Wasserhaushalt ein. Durch großflächige Abholzungen<br />
gingen erhebliche Waldbestän<strong>de</strong> verloren. Der zuletzt<br />
stillgelegte Tagebau Bockwitz befand sich rund 30 Kilometer<br />
südlich <strong>de</strong>r Großstadt Leipzig, unweit von Borna<br />
und wur<strong>de</strong> 1981 aufgeschlossen. Im Bagger-Zug-Betrieb<br />
erfolgte <strong>de</strong>r Abbau <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Flöze. Für die Gewinnung<br />
von 10,8 Millionen Tonnen Kohle wur<strong>de</strong>n fast 80 Millionen<br />
Kubikmeter Abraum bewegt. Zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Einstellung<br />
<strong>de</strong>s Tagebaus im Jahr 1992 waren bereits große<br />
Teile <strong>de</strong>r Kippenflächen für die Land- und Forstwirtschaft<br />
rekultiviert. Die entstan<strong>de</strong>nen Restlöcher begannen sich<br />
nach <strong>de</strong>r Stilllegung <strong>de</strong>r Wasserhaltung mit Grundwasser<br />
zu füllen. Das Bergbaugebiet umfasst gemeinsam mit<br />
<strong>de</strong>n Flächen <strong>de</strong>s Vorgängertagebaus Borna-Ost rund<br />
1.510 Hektar.<br />
Kurz nach<strong>de</strong>m die Sanierung Mitte <strong>de</strong>r neunziger Jahre<br />
angelaufen war, begann eine enge Zusammenarbeit<br />
zwischen <strong>de</strong>m Sanierungsträger, <strong>de</strong>r Lausitzer und Mittel<strong>de</strong>utschen<br />
Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV),<br />
und <strong>de</strong>m Naturschutz. Dem gemeinsamen Wirken von<br />
Sanierern und Umweltschützern ist es zu verdanken,<br />
dass <strong>de</strong>r Restlochbereich Bockwitz weitgehend <strong>de</strong>r Natur<br />
überlassen blieb. Ein Großteil <strong>de</strong>s Artenreichtums konnte<br />
so gesichert wer<strong>de</strong>n.<br />
Und nun wünsche ich Ihnen viel Spaß bei <strong>de</strong>r Lektüre.<br />
Ein herzliches Glückauf!<br />
Dr.-Ing. Mahmut Kuyumcu<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Geschäftsführung <strong>de</strong>r LMBV<br />
Borna-Ost/Bockwitz<br />
1
2<br />
Borna-Ost/Bockwitz
GESTERN<br />
Auftakt zum Bergbau<br />
Gleisbauarbeiten bei <strong>de</strong>r Vorbereitung <strong>de</strong>s<br />
Aufschlusses <strong>de</strong>s Tagebaus Borna-Ost, 1959<br />
Lange vor <strong>de</strong>m Aufschluss <strong>de</strong>r Tagebaue Borna-Ost und Bockwitz war das Gebiet<br />
zwischen Eula und Wyhra vom Bergbau geprägt. Um 1850 brachten Bohrtrupps<br />
mehrere Versuchsbohrungen neben <strong>de</strong>m Gut in Bockwitz nie<strong>de</strong>r. Bereits kurz darauf<br />
wur<strong>de</strong> Kohle im Tiefbau geför<strong>de</strong>rt. En<strong>de</strong> 1852 erfolgte <strong>de</strong>r Aufschluss <strong>de</strong>r Grube<br />
Bockwitz. In größerem Maßstab setzte die Braunkohlengewinnung hier ab 1855<br />
ein. Bis 1950 wur<strong>de</strong> von diesem Zeitpunkt an östlich <strong>de</strong>r Stadt Borna das Flöz IV in<br />
sechs Tief- und fünf Tagebauen abgebaut. Lag die Kohle dicht unter <strong>de</strong>r Erdoberfläche,<br />
för<strong>de</strong>rte man diese im Tagebau, wie z. B. in <strong>de</strong>r Rathsgrube zu Kesselshain<br />
o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Tagebauen „Heine“ und „Gottes Segen Dittmannsdorf“. Ab 1880 ging<br />
<strong>de</strong>r Abbau zurück. Der bis dahin letzte Tagebau lief 1918, <strong>de</strong>r letzte Tiefbau 1950<br />
aus. Grün<strong>de</strong> für die Stilllegung <strong>de</strong>r Gruben waren zum einen die Auskohlung<br />
<strong>de</strong>r recht kleinen Lagerstätten, aber auch das „Absaufen“, wie 1888 in <strong>de</strong>r Grube<br />
„Commune“ infolge eines Wassereinbruchs, o<strong>de</strong>r ein Grubenbrand durch Selbstentzündung<br />
<strong>de</strong>r Kohle in <strong>de</strong>r Grube „Gottessegen Kesselshain“ im Jahr 1950.<br />
Auch im Gebiet um Neukirchen und Benndorf wur<strong>de</strong> bereits seit 1882 Kohle im<br />
Tief- und später im Tagebau gewonnen. Der Tagebau Neukirchen und die Bubendorfer<br />
Kohlenwerke bei Benndorf för<strong>de</strong>rten <strong>de</strong>n kostbaren Rohstoff, <strong>de</strong>r zum Teil<br />
Bagger 367-Es 425 beim Aufschluss<br />
<strong>de</strong>s Tagebaus Borna-Ost, 1960<br />
die Brikettfabrik Neukirchen versorgte.<br />
Borna-Ost/Bockwitz<br />
3
Tagebau Borna-Ost<br />
Der Tagebau Borna-Ost wur<strong>de</strong> ab 1960 aufgeschlossen.<br />
Die Vorräte in <strong>de</strong>n Abbaugebieten westlich und nördlich<br />
<strong>de</strong>r Kreisstadt waren weitgehend erschöpft.<br />
Bis zu seiner planmäßigen Auskohlung im Jahr 1985<br />
versorgte dieser Tagebau nun die Veredlungsanlagen<br />
und Kraftwerke <strong>de</strong>r Umgebung mit Kohle.<br />
Borna<br />
Bkf.<br />
Witznitz<br />
1968<br />
1966<br />
Birkenhain<br />
1969<br />
1964<br />
1965<br />
1970<br />
Baufeld II<br />
1971<br />
1973<br />
1972<br />
1975<br />
Tagebau<br />
Altbergbau<br />
Sonstige Braunkohleabbauflächen<br />
Drehpunkt<br />
Waldflächen<br />
Sukzessionsflächen<br />
Landwirtschaftsflächen<br />
Verkehrsflächen<br />
Wasser<br />
Wohnen<br />
Gewerbeflächen<br />
Eisenbahn<br />
Tagebau Borna-Ost (1960-1985)<br />
Landinanspruchnahme: 1.272 ha<br />
Rohkohleför<strong>de</strong>rung: 98,2 Mio. t<br />
Abraumbewegung: 354,6 Mio. m³<br />
Von 1954 bis 1959 erkun<strong>de</strong>te man die Lagerstätte für das<br />
Abbaufeld Borna-Ost. Mit einem System aus Schächten<br />
und Strecken begann ab 1957 die Entwässerung <strong>de</strong>s Baufel<strong>de</strong>s.<br />
Dabei wur<strong>de</strong> das Wasser über Fall- und Steckfilter<br />
aus <strong>de</strong>m Deckgebirge abgeleitet. Filterbrunnen hatten zu<br />
dieser Zeit nur eine geringe Be<strong>de</strong>utung. 1960 waren die<br />
Entwässerungsarbeiten schließlich so weit vorangeschritten,<br />
dass <strong>de</strong>r Tagebau östlich <strong>de</strong>r Ortschaft Zedtlitz unweit<br />
von Borna aufgeschlossen wer<strong>de</strong>n konnte. Schon <strong>de</strong>r<br />
erste Abraumschnitt durchtrennte die Ortsverbindungsstraße<br />
Zedtlitz-Schönau. Der Versturz <strong>de</strong>r Abraummassen<br />
erfolgte auf einer Außenkippe im Tagebau Neukirchen.<br />
Mit Aufnahme <strong>de</strong>r Kohleför<strong>de</strong>rung im Jahr 1961 konnten<br />
die umliegen<strong>de</strong>n Brikettfabriken und Kraftwerke mit<br />
Kohle beliefert und ein nahtloser Übergang <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung<br />
vom 1962 stillgelegten Tagebau Neukirchen nach<br />
Borna-Ost erreicht wer<strong>de</strong>n. Aus <strong>de</strong>m Birnenaufschluss<br />
heraus schwenkte <strong>de</strong>r Tagebau zwischen 1966 und 1968<br />
im Uhrzeigersinn an Borna vorbei und bewegte sich<br />
anschließend in Richtung Sü<strong>de</strong>n. Von 1967 bis 1971 fiel<br />
<strong>de</strong>r Wagnergrund, <strong>de</strong>r vom ehemaligen Stadtwald Borna<br />
Wyhra<br />
1963<br />
Zedtlitz<br />
Wyhra<br />
1962<br />
Baufeld I<br />
1961<br />
1960<br />
Neukirchen<br />
Tagesanlagen<br />
Borna-Ost<br />
Bkf.<br />
Neukirchen<br />
Bubendorf<br />
Tagebau<br />
Borna-Ost<br />
1960-1985<br />
Baufeld III<br />
Baufeld IV<br />
Schönau<br />
Nenkersdorf<br />
in nördlicher Richtung zum Lerchenberg verlief, auf einer<br />
Länge von ca. zwei Kilometern <strong>de</strong>n Baggern zum Opfer.<br />
In <strong>de</strong>n Jahren 1971/72 kam <strong>de</strong>r Tagebau <strong>de</strong>r Ortslage<br />
Bockwitz von Sü<strong>de</strong>n her sehr nahe, ohne sie jedoch zu<br />
1983<br />
1982<br />
1981<br />
1976<br />
1980<br />
1978<br />
1979<br />
1977<br />
1980<br />
überbaggern. Ab 1977 än<strong>de</strong>rte man das Entwässerungsregime<br />
und setzte von nun an ausschließlich Filterbrunnen<br />
ein. Insgesamt 72 Kilometer Entwässerungsstrecken<br />
wur<strong>de</strong>n im Tagebau Borna-Ost zwischen 1957 und 1976<br />
von Hand aufgefahren. Von 1979 bis 1981 gruben sich<br />
die Bagger im ersten Abraumschnitt durch die Auen vom<br />
Schönauer Bach und Harthbach westlich <strong>de</strong>r Orte Schönau<br />
und Nenkersdorf. Dabei durchtrennten sie auch die<br />
Ortsverbindungsstraße von Neukirchen nach Schönau.<br />
Als <strong>de</strong>r Abbaubetrieb in <strong>de</strong>n 1980er Jahren auf <strong>de</strong>r Höhe<br />
<strong>de</strong>r Ortslage Nenkersdorf war, schwenkte er auf Neukirchen<br />
zu. In <strong>de</strong>n Jahren 1981 bis 1983 ging <strong>de</strong>r Tagebau<br />
über <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>s 1926 stillgelegten Tagebaues<br />
Bubendorf hinweg, <strong>de</strong>ssen Sümpfung noch bis Mitte<br />
1980 andauerte. Die alten Grubenbaue <strong>de</strong>s ehemaligen<br />
Tagebaues, auf die man im Kohleflöz stieß, wur<strong>de</strong>n<br />
überbaggert. Östlich von Neukirchen kam <strong>de</strong>r Tagebau<br />
in einer Entfernung von rund 500 Metern zum Stillstand.<br />
1983 stellte man die Abraumbewegung ein, und bis 1985<br />
erfolgte die Restauskohlung. Nach Abschluss <strong>de</strong>r Verkippung<br />
verblieb im südlichen Bereich <strong>de</strong>s Baufel<strong>de</strong>s IV das<br />
Restloch Nenkersdorf, <strong>de</strong>r heutige Harthsee.<br />
4 Borna-Ost/Bockwitz
Tagebau Borna-Ost, 1964<br />
Aufschlussarbeiten<br />
im Tagebau Borna-Ost, 1960<br />
Borna-Ost/Bockwitz 5
Tagebau Bockwitz<br />
Der Tagebau Bockwitz wur<strong>de</strong> 1982 als Nachfolger <strong>de</strong>s<br />
Tagebaus Borna-Ost aufgeschlossen und diente ab<br />
1984 als Kohlelieferant <strong>de</strong>r Brikettfabriken Neukirchen<br />
und Thräna. In späteren Jahren fuhr man <strong>de</strong>n Rohstoff<br />
von hier aus auch zu weiter entfernt gelegenen<br />
Abnehmern „ins Revier“. So versorgte er außer<strong>de</strong>m die<br />
Brikettfabriken Borna, Lobstädt und Regis.<br />
Bevor <strong>de</strong>r erste Bagger mit <strong>de</strong>m Aufschluss für <strong>de</strong>n<br />
Tagebau Bockwitz begann, nahm man 1981 ein Netz von<br />
Filterbrunnen in Betrieb, die das künftige Baufeld Bockwitz<br />
entwässern sollten. Der eigentliche Aufschuss vollzog<br />
sich im Jahr 1982 mit <strong>de</strong>m ersten Abraumschnitt.<br />
Am 1. Juni 1984 – rund ein Jahr bevor die Kohlegewinnung<br />
im Tagebau Borna-Ost en<strong>de</strong>te – wur<strong>de</strong> die För<strong>de</strong>rung<br />
im Baufeld Bockwitz aufgenommen. Die Gewinnung<br />
erfolgte hauptsächlich im Bornaer Hauptflöz (Flöz II) und<br />
im Böhlener Oberflöz (Flöz IV).<br />
Die im Tagebau Borna-Ost betriebene Kippe wur<strong>de</strong> als<br />
Nordkippe für <strong>de</strong>n Tagebau Bockwitz weitergeführt. In<br />
<strong>de</strong>n Auen von Schönauer Bach und Harthbach sowie<br />
Wagner- und Mordgrund musste während <strong>de</strong>s Tagebaubetriebes<br />
ein hoher Aufwand zur Gewährleistung <strong>de</strong>r<br />
Tragfähigkeit <strong>de</strong>r Arbeitsebenen sowie zur Gewinnbarkeit<br />
von Abraum und Kohle betrieben wer<strong>de</strong>n. Baugruben<br />
und Gräben verbun<strong>de</strong>n mit Horizontal- und Na<strong>de</strong>lfiltern<br />
waren zur Entwässerung <strong>de</strong>s Gebietes zusätzlich erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Im Jahr 1988 wur<strong>de</strong> die Nordkippe geschlossen<br />
und ab diesem Zeitpunkt <strong>de</strong>r Abraum auf eine Innenkippe<br />
Bkf.<br />
Witznitz<br />
Borna<br />
Wyhra<br />
Siedlung<br />
Kesselshain<br />
Zedtlitz<br />
Wyhra<br />
Restfeld<br />
(ursprüngliche<br />
Abbauplanung<br />
bis 2000)<br />
Birkenhain<br />
Neukirchen<br />
Tagesanlagen<br />
Borna-Ost<br />
Bkf.<br />
Neukirchen<br />
Bubendorf<br />
Tagebau<br />
Bockwitz<br />
1982-1992<br />
Schönau<br />
Nenkersdorf<br />
transportiert. Mit <strong>de</strong>m Beräumen <strong>de</strong>r Ortschaft Bockwitz<br />
ab 1988 bereitete man das Einschwenken in das letzte<br />
Abbaufeld bis zur Erschöpfung <strong>de</strong>r Lagerstätte vor.<br />
1990<br />
1988<br />
1987<br />
1986<br />
1985<br />
1984<br />
1983<br />
Tagebau<br />
Altbergbau<br />
Ursprünglich geplante Abbaufläche<br />
Sonstige Braunkohleabbauflächen<br />
Drehpunkt<br />
Waldflächen<br />
Sukzessionsflächen<br />
Landwirtschaftsflächen<br />
Verkehrsflächen<br />
Wasser<br />
Wohnen<br />
Gewerbeflächen<br />
Tagebau<br />
Altbergbau<br />
Ursprünglich geplante Abbaufläche<br />
Sonstige Braunkohleabbauflächen<br />
Tagebau Drehpunkt Bockwitz (1982-1992)<br />
Landinanspruchnahme: Waldflächen 238 ha<br />
Rohkohleför<strong>de</strong>rung: Sukzessionsflächen10,8 Mio. t<br />
Abraumbewegung: Landwirtschaftsflächen 83,4 Mio. m³<br />
Verkehrsflächen<br />
Wasser<br />
Wohnen<br />
Gewerbeflächen<br />
Eisenbahn<br />
Am 27. April 1990 fiel die Entscheidung zum Anhalten<br />
Eisenbahn<br />
<strong>de</strong>s Tagebaus. Im selben Jahr stellte man die Abraumbewegung<br />
im 1. Abraumschnitt ein und legte die verschie<strong>de</strong>nen<br />
Betriebsteile, wie Innenkippe, Außenkippe-Süd und<br />
Abraum-Kohleschnitt nach und nach still. Die Rohkohleför<strong>de</strong>rung<br />
en<strong>de</strong>te 1992. In <strong>de</strong>r Auslaufphase <strong>de</strong>s Tagebaus<br />
wur<strong>de</strong> als zusätzlicher Rohstoff Ton aus <strong>de</strong>n Thierbacher<br />
Schichten gewonnen, <strong>de</strong>r als Dichtungsmaterial in Deponien<br />
Verwendung fand. Von 1978 bis 1990 lieferte <strong>de</strong>r<br />
Filterbrunnen -Randriegel Ost insgesamt 46 Millionen Kubikmeter<br />
Wasser an das Wasserwerk Prießnitz, das auch<br />
zur Speisung <strong>de</strong>s Harthsees diente. Bis 1990 wur<strong>de</strong>n im<br />
Bereich <strong>de</strong>r Tagebaue Borna-Ost und Bockwitz zusammen<br />
etwa 100 bis 125 Filterbrunnen betrieben und daraus etwa<br />
6,5 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr geför<strong>de</strong>rt. Als<br />
<strong>de</strong>r Tagebau seine Endstellung an <strong>de</strong>r heutigen Bun<strong>de</strong>sstraße<br />
B 176 erreichte, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rbetrieb vorzeitig<br />
eingestellt. Das westlich davon liegen<strong>de</strong> Restfeld sollte<br />
bis zum Jahr 2000 abgebaut wer<strong>de</strong>n, doch die För<strong>de</strong>rung<br />
wur<strong>de</strong> nicht mehr aufgenommen. Wirtschafts- und<br />
umweltpolitische Entscheidungen, die aus <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rvereinigung<br />
resultierten, waren <strong>de</strong>r Grund für die Stilllegung.<br />
Die neue Energie- und Umweltpolitik rechtfertigte die<br />
geplante Weiterentwicklung <strong>de</strong>s Tagebaus Bockwitz nicht<br />
mehr. Der nachlassen<strong>de</strong> Bedarf an Rohkohle machte <strong>de</strong>n<br />
Weiterbetrieb überflüssig.<br />
6 Borna-Ost/Bockwitz
Kohle-Abraum-Schnitt im Unterflöz<br />
im Tagebau Bockwitz, 1988<br />
Borna-Ost/Bockwitz<br />
7
Verlorene Orte<br />
In <strong>de</strong>r kleinen Ortslage Bockwitz war die Umsiedlung bereits weitgehend abgeschlossen und damit nicht mehr<br />
rückgängig zu machen, als die Entscheidung zur Schließung <strong>de</strong>s Tagebaus fiel. Letztlich verblieb eine Wüstung –<br />
<strong>de</strong>r Umsiedlungsgrund wur<strong>de</strong> im Nachhinein hinfällig.<br />
Der Bergbau hatte schwerwiegen<strong>de</strong> Auswirkungen<br />
sowohl auf das Landschaftsbild, <strong>de</strong>n Grundwasserhaushalt<br />
als auch auf die Menschen, die hier lebten. Zwischen<br />
1964 und 1966 mussten 134 Einwohner aus Borna-Ost<br />
ihren Wohnort für immer verlassen, da <strong>de</strong>r gleichnamige<br />
Tagebau die Siedlung überbaggerte. Auch die kleine<br />
Siedlung Bockwitz wur<strong>de</strong> 1988 angesichts <strong>de</strong>s heranrücken<strong>de</strong>n<br />
Tagebaus beräumt. Zur Überbaggerung <strong>de</strong>r<br />
Ortslage kam es jedoch nicht mehr, da <strong>de</strong>r Tagebau 1992<br />
geschlossen wur<strong>de</strong>. Bockwitz existiert genauso wie die<br />
kleine Ansiedlung „Blauer See“ seit 1989 als Wüstung.<br />
Nicht nur die Orte selbst waren betroffen. Auch die<br />
Ortsverbindungsstraße zwischen Schönau und Neukirchen,<br />
damals als K 145 bezeichnet, und ein Teil <strong>de</strong>r<br />
heutigen Bun<strong>de</strong>sstraße B 176 zwischen Flößberg und<br />
Borna wur<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n Tagebaubetrieb gekappt und<br />
verlegt. Die umliegen<strong>de</strong>n Orte und Siedlungsteile,<br />
die nicht unmittelbar durch <strong>de</strong>n Bergbau in Anspruch<br />
genommen wor<strong>de</strong>n waren, hatten gleichfalls erhebliche<br />
Beeinträchtigungen durch ihre Nachbarschaft zum<br />
Tagebau zu ertragen. Borna, Schönau, Nenkersdorf,<br />
Benndorf, Neukirchen, Dittmannsdorf und Kesselshain<br />
hatten unter <strong>de</strong>n Emissionen, <strong>de</strong>r Zerschneidung von<br />
Verkehrswegen und <strong>de</strong>r Zerstörung <strong>de</strong>r Landschaft,<br />
die für viele Menschen vor <strong>de</strong>m Bergbau Naherholungsgebiet<br />
war, zu lei<strong>de</strong>n. Die durch Aufschüttung <strong>de</strong>s<br />
Abraums entstan<strong>de</strong>nen Kippenareale waren zwar ein<br />
nur beschei<strong>de</strong>ner, aber <strong>de</strong>nnoch wichtiger Ersatz für die<br />
verloren gegangenen Ackerflächen.<br />
Für die Regulierung <strong>de</strong>s Wasserhaushaltes <strong>de</strong>r Tagebaue<br />
Borna-Ost und Bockwitz waren die Vorfluter Schönauer<br />
Bach und Harthbach, die in die Wyhra entwässerten,<br />
sowie <strong>de</strong>r Saubach mit Mord- und Wagnergrund, die<br />
ihr Wasser in die Eula leiteten, von Be<strong>de</strong>utung. Durch<br />
<strong>de</strong>n Abbaubetrieb wur<strong>de</strong>n sie zum Teil <strong>de</strong>vastiert.<br />
Überbaggerte Ortschaften und Straßen im Tagebauraum<br />
Überbaggerte Waldflächen und natürliche Gewässer im Tagebauraum<br />
d<br />
Am Blauen See<br />
(Lerchenberghäuser)<br />
Grosses Fürsten Holz<br />
Bockwitz<br />
Wagner Grund<br />
Borna<br />
Borna-Ost<br />
Borna-Flössberg<br />
Grosse Abtei<br />
Wyhra<br />
Ortsinanspruchnahmen<br />
Zedlitz<br />
Neukirchen<br />
Nenkersdorf<br />
Schönau<br />
Zedlitz-Schönau<br />
Neukirchen-Schönau<br />
Neukirchen-Nenkersdorf<br />
Ort Jahr betroffene<br />
Einwohner<br />
Borna-Ost 1964-66 134<br />
Bockwitz 1988 130<br />
Wyhra<br />
Bubendorf<br />
Summe 264<br />
8 Borna-Ost/Bockwitz
Beräumte Ortslage Bockwitz,<br />
im Hintergrund: <strong>de</strong>r Tagebau Bockwitz, 1988<br />
9
10<br />
Borna-Ost/Bockwitz
HEUTE<br />
Sanierung einer Landschaft<br />
Neutralisierung <strong>de</strong>s<br />
Bockwitzer Sees, 2004<br />
Zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Einstellung <strong>de</strong>r Restauskohlung <strong>de</strong>s Tagebaus Bockwitz<br />
im März 1992 waren bereits große Teile <strong>de</strong>r Kippenflächen für die Land- und<br />
Forstwirtschaft wie<strong>de</strong>r nutzbar gemacht wor<strong>de</strong>n. Für die LMBV bestand die<br />
Hauptaufgabe in <strong>de</strong>r Sanierung <strong>de</strong>r Restlöcher. Insbeson<strong>de</strong>re die standsichere<br />
Gestaltung <strong>de</strong>r Böschungen bil<strong>de</strong>te die Voraussetzung für <strong>de</strong>ren Flutung.<br />
Diese erfolgte nach Einstellung <strong>de</strong>r bergbaulichen Wasserhaltung durch<br />
das wie<strong>de</strong>r ansteigen<strong>de</strong> Grundwasser.<br />
Die Planung zur zukünftigen Nutzung <strong>de</strong>r Bergbaufolgelandschaft sah sowohl<br />
eine Entwicklung von Freizeit- und Erholungsbereichen einschließlich Ba<strong>de</strong>nutzung<br />
als auch von geschützten Bereichen für Flora und Fauna vor. Insbeson<strong>de</strong>re<br />
kleinere Restlochgewässer sollten als Biotope erhalten und gepflegt<br />
wer<strong>de</strong>n. Während Teile <strong>de</strong>s Sanierungsgebietes im Sü<strong>de</strong>n und Nor<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />
Freizeit- und Erholungsnutzung vorbehalten blieben, entstand in an<strong>de</strong>ren<br />
Abschnitten südlich <strong>de</strong>s Bockwitzer Sees und im Bereich <strong>de</strong>r Restlöcher<br />
Hauptwasserhaltung und Südkippe ein Komplex, in <strong>de</strong>m sich vor allem<br />
Natur und Landschaft ungestört entwickeln können.<br />
Sukzessionslandschaft im Bereich <strong>de</strong>s<br />
Hauptrestloches Bockwitz, 2006<br />
Borna-Ost/Bockwitz<br />
11
Blick über <strong>de</strong>n Südteil<br />
<strong>de</strong>s Bockwitzer Sees, 2009<br />
Sanierungsarbeiten im ehemaligen<br />
Tagebau Bockwitz, 2004<br />
Rahmenplan Bockwitz, 2000<br />
Sanierungsrahmenplan<br />
Borna-Ost/Bockwitz, 1998<br />
12<br />
Borna-Ost/Bockwitz
Seen gespeist aus <strong>de</strong>r Tiefe<br />
Mit <strong>de</strong>r Einstellung <strong>de</strong>s aktiven Bergbaubetriebes im Jahr 1992 und <strong>de</strong>m Übergang zur Sanierung begann<br />
die Gestaltung <strong>de</strong>s Tagebaugebietes. Mehrere Wasserflächen entstan<strong>de</strong>n – die größte bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Bockwitzer See.<br />
Die Hauptarbeiten – die Sicherung und Ausformung <strong>de</strong>r Böschungen – konnten bereits abgeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />
B93<br />
B95<br />
A72<br />
Borna<br />
Zedtlitz<br />
Neukirchen<br />
Zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Stilllegung <strong>de</strong>s Tagebaus Bockwitz war<br />
nur ein relativ kleines zum Abbau vorbereitetes Restfeld<br />
verblieben. Ein großer Teil <strong>de</strong>r Flächen <strong>de</strong>s ehemaligen<br />
Tagebaus Borna-Ost war bereits bis 1989 saniert und<br />
für eine künftige Nutzung vorbereitet wor<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>m<br />
Abschalten <strong>de</strong>r Hauptwasserhaltung im Jahr 1993<br />
begann <strong>de</strong>r Grundwasserwie<strong>de</strong>ranstieg. Die sich nun<br />
bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Seen speisten sich daher ausschließlich aus<br />
<strong>de</strong>m Zufluss von Grund- und Regenwasser. Eine Flutung<br />
durch Fremdwasser war aufgrund <strong>de</strong>r isolierten Lage <strong>de</strong>s<br />
Tagebaus und <strong>de</strong>s relativ schnellen Grundwasserwie<strong>de</strong>ranstiegs<br />
nicht vorgesehen. Im Laufe eines Jahrzehnts<br />
bil<strong>de</strong>ten sich Gewässer unterschiedlicher Größe, Qualität<br />
und Nutzungsmöglichkeiten. Im Wesentlichen han<strong>de</strong>lte<br />
es sich um das Hauptrestloch Bockwitz einschließlich<br />
Bockwitzer<br />
See<br />
Harthsee<br />
B176<br />
Nenkersdorf<br />
<strong>de</strong>r Dammwasserhaltung und die Restlöcher Südkippe,<br />
Hauptwasserhaltung und das Feuchtbiotop. Aus <strong>de</strong>m<br />
Hauptrestloch, <strong>de</strong>m größten <strong>de</strong>r Restlöcher, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Bockwitzer See, <strong>de</strong>r mit 170 Hektar im Jahr 2004 seinen<br />
Zielwasserstand erreicht hat. Die ehemalige Dammwasserhaltung<br />
am südlichen Zipfel <strong>de</strong>s Sees musste technologisch<br />
bedingt durch einen Erddamm abgetrennt wer<strong>de</strong>n.<br />
Dieser wur<strong>de</strong> En<strong>de</strong> 2005 zum Teil überflutet.<br />
Sanierung im Einklang mit <strong>de</strong>m Naturschutz<br />
Die Sanierung und Rekultivierung im Bockwitzer Gebiet<br />
unterlag streng naturschutzfachlichen Gesichtspunkten<br />
und wur<strong>de</strong> so zu einem mustergültigen Beispiel für <strong>de</strong>n<br />
nachhaltigen Umgang mit Bergbaufolgelandschaften.<br />
Die Zusammenarbeit zwischen <strong>de</strong>r LMBV als Projektträgerin<br />
und <strong>de</strong>r Naturför<strong>de</strong>rungsgesellschaft Ökologische<br />
Station Borna-Birkenhain e. V. hat zu einer innovativen<br />
Verbindung von ökologischen und sicherheitstechnischen<br />
Kriterien bei <strong>de</strong>r Sanierung von Bergbaufolgelandschaften<br />
geführt. Durch die mitunter jahrelange Unberührtheit <strong>de</strong>r<br />
Böschungen im ehemaligen Tagebau Bockwitz bil<strong>de</strong>ten<br />
sich infolge natürlicher Besiedlungsvorgänge Bereiche,<br />
die einen schutzwürdigen Tier- bzw. Pflanzenbestand aufwiesen.<br />
Diese waren jedoch nicht sicher genug, um <strong>de</strong>m<br />
Wie<strong>de</strong>ranstieg <strong>de</strong>s Grundwassers standzuhalten.<br />
Die wertvollsten Böschungssegmente wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />
Sanierungsleistungen im Bereich Borna-Ost/Bockwitz<br />
1992-2009<br />
Massenbewegungen 2,35 Mio. m³<br />
Begrünung/Bepflanzung<br />
264 ha<br />
Großgeräte-Demontage<br />
6 Stück<br />
Gleisrückbau<br />
52,45 km<br />
Wassererhebung 5,31 Mio. m³<br />
Abbruch baulicher Anlagen 19.480 m 2<br />
Phase <strong>de</strong>r Böschungssicherung entwe<strong>de</strong>r abschnittsweise<br />
nicht abgeflacht o<strong>de</strong>r partiell durch eine „Kopfentlastung“<br />
im oberen Böschungsteil nachhaltig gesichert. Dadurch<br />
konnten einige etwas steilere Böschungsabschnitte<br />
im Nor<strong>de</strong>n und Osten – darunter eine Brutwand für Uferschwalben<br />
– erhalten wer<strong>de</strong>n, die sich nun prägnant von<br />
<strong>de</strong>n benachbarten planierten und rekultivierten Böschungen<br />
abheben. Die in <strong>de</strong>n geologisch jüngeren Abschnitten<br />
<strong>de</strong>r gewachsenen Böschung befindlichen Vorsprünge – so<br />
genannte geologische Fenster – leiten über zur angrenzen<strong>de</strong>n<br />
gewachsenen Landschaft. Manche Tierarten<br />
nutzen diese inselhaften Habitate als Vor<strong>post</strong>en für eine<br />
Einwan<strong>de</strong>rung in die zentralen Tagebaubereiche. Damit<br />
konnte ein Mosaik aus Rohbö<strong>de</strong>n, Kleingewässern, Grasund<br />
Krautfluren sowie Pioniergehölzen erhalten wer<strong>de</strong>n.<br />
Borna-Ost/Bockwitz<br />
13
Gewässergütemonitoring<br />
am Bockwitzer See, 2006<br />
Einleitung von Soda<br />
in <strong>de</strong>n Bockwitzer See, 2005<br />
14<br />
Borna-Ost/Bockwitz
Neutralisierung eines Sees<br />
Der Bockwitzer See, <strong>de</strong>r nach Einstellung <strong>de</strong>r bergbaulichen Grundwasserabsenkung durch wie<strong>de</strong>r ansteigen<strong>de</strong>s<br />
Grundwasser entstan<strong>de</strong>n ist, war zunächst aufgrund geologischer Gegebenheiten stark versauert. Durch Zugabe<br />
von Soda konnte eine Neutralisation <strong>de</strong>s Gewässers erreicht wer<strong>de</strong>n. Im Ergebnis <strong>de</strong>r weiteren Nachsorge weist<br />
das Wasser <strong>de</strong>s Bockwitzer Sees trotz weiterhin saurer Grundwasserzuflüsse einen neutralen pH-Wert auf, so dass<br />
Überschusswasser aus <strong>de</strong>m See ohne Be<strong>de</strong>nken zur Eula ausgeleitet wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Bockwitzer See*<br />
Fläche<br />
168 ha<br />
Volumen 19 Mio. m³<br />
Wasserstand*<br />
146,0 m NHN<br />
Flutungsbeginn**<br />
1993 (Einstellung Liegendwasserhaltung)<br />
Flutungsen<strong>de</strong><br />
2004 (erstm. Erreichen <strong>de</strong>s gepl. Wasserstan<strong>de</strong>s)<br />
pH-Wert 6,5 (Ausleitgüte Mai 2010)<br />
* Stand: 31.12.2009<br />
** durch Grundwasserwie<strong>de</strong>ranstieg<br />
Soda für das Restloch Bockwitz<br />
Beschaffenheitsprognosen unter Beachtung <strong>de</strong>r lokalen<br />
hydrogeologischen Verhältnisse zeigten schon frühzeitig,<br />
dass <strong>de</strong>r Bockwitzer See bei Erreichen seines Endwasserstan<strong>de</strong>s<br />
mit pH-Werten unter 3 stark saure Verhältnisse<br />
sowie hohe Eisen- und Aluminiumgehalte aufweisen<br />
wür<strong>de</strong>. Ursache hierfür waren Verwitterungsprozesse<br />
im Bereich <strong>de</strong>r Restlochböschungen und Kippen, die zur<br />
Oxidation von Pyrit führten. Das Entstehen von zweiwertigem<br />
Eisen und Schwefelsäure sorgt in Verbindung<br />
mit Nie<strong>de</strong>rschlags- und aufsteigen<strong>de</strong>m Grundwasser für<br />
einen „Säureschub“ in <strong>de</strong>n aufgehen<strong>de</strong>n Tagebauseen.<br />
Durch <strong>de</strong>n niedrigen pH-Wert lösen sich auch Aluminium<br />
und Schwermetalle, die auf viele Wasserlebewesen giftig<br />
wirken. Leben könnte sich im See somit kaum entwickeln.<br />
Die Ausleitung von Überschusswasser aus <strong>de</strong>m See in die<br />
anliegen<strong>de</strong>n Fließgewässer, die aus <strong>de</strong>r Begrenzung <strong>de</strong>s<br />
mittleren Seewasserstan<strong>de</strong>s auf 146 m Normalhöhennull<br />
(NHN) resultiert, wäre nicht möglich gewesen. Rot-orange<br />
bis braun gefärbte Ausfällungen von Eisen in <strong>de</strong>n Fließgewässern<br />
hätten zu einer drastischen Verschlechterung<br />
<strong>de</strong>r Wasserqualität geführt. Im Rahmen eines Pilotvorhabens<br />
<strong>de</strong>r LMBV wur<strong>de</strong> erstmals in Deutschland an<br />
einem so großen Gewässer wie <strong>de</strong>m Bockwitzer See<br />
<strong>de</strong>r Inlake-Neutralisation gegenüber einer lokalen Wasseraufbereitungsanlage<br />
am Ablauf <strong>de</strong>r Vorzug eingeräumt.<br />
Im Zeitraum von 2004 bis 2007 wur<strong>de</strong>n in mehreren<br />
Etappen zunächst im Sü<strong>de</strong>n und später im Nordteil <strong>de</strong>s<br />
Bockwitzer Sees 15.000 Tonnen Soda in <strong>de</strong>n Wasserkörper<br />
eingebracht. Ausgehend von einem Eisengehalt von<br />
55 Milligramm pro Liter und einem pH-Wert von 2,8 im<br />
März 2004 war es Ziel <strong>de</strong>r LMBV, die Vorgaben zur Ausleitung<br />
<strong>de</strong>s Seewassers in die Vorflut zu erreichen. Das<br />
Sodapulver wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Jahren 2004/05 direkt von Silofahrzeugen<br />
aus in <strong>de</strong>n Südteil <strong>de</strong>s Sees eingeleitet. Die<br />
von einer Dosieranlage hergestellte konzentrierte Lösung<br />
wur<strong>de</strong> mittels einer Pumpstation über eine 1.200 Meter<br />
lange schwimmen<strong>de</strong> Rohrleitung etwa bis in die Mitte<br />
<strong>de</strong>s Sees gepumpt. Entschei<strong>de</strong>nd für die Durchmischung<br />
<strong>de</strong>s geschichteten Seewasserkörpers mit <strong>de</strong>r Sodalösung<br />
waren die Zirkulationsphasen jeweils im Herbst und im<br />
Frühjahr.<br />
Seit Januar 2007 darf die Ausleitung aus <strong>de</strong>m See in die<br />
Vorflut über ein im Jahr 2006 neu errichtetes Auslaufbauwerk,<br />
welches mittels Wehr regelbar ist, erfolgen. Durch<br />
die Neutralisierungsmaßnahmen ist es gelungen, die behördlichen<br />
Vorgaben bezüglich eines pH-Wertes zwischen<br />
6 und 8 sowie 3 Milligramm Eisen pro Liter Ausleitwasser<br />
weitgehend einzuhalten.<br />
Überwachung auch in Zukunft<br />
Gutachterliche Aussagen belegen, dass <strong>de</strong>r See auch<br />
noch nach Erreichen <strong>de</strong>s Endwasserspiegels in <strong>de</strong>r Nachsorgephase<br />
für einen gewissen Zeitraum mit Soda o<strong>de</strong>r<br />
einem an<strong>de</strong>ren Neutralisationsmittel behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n<br />
muss. Dies ist erfor<strong>de</strong>rlich, um das <strong>de</strong>m See über das<br />
Grundwasser zuströmen<strong>de</strong> Säurepotenzial zu neutralisieren.<br />
Die LMBV wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb über Nebenbestimmungen<br />
im Planfeststellungsbeschluss zur Herstellung <strong>de</strong>s Bockwitzer<br />
Sees zur Gewässernachsorge verpflichtet.<br />
Die Wasserqualität ist danach so lange zu überwachen<br />
und zu konditionieren, bis sich dauerhaft stabile Verhältnisse<br />
eingestellt haben. Dazu ist die Durchführung eines<br />
Monitorings <strong>de</strong>s Oberflächen- und Grundwassers langfristig<br />
erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Borna-Ost/Bockwitz<br />
15
Behutsame Sanierung<br />
Bereits zu DDR-Zeiten sind in einem Programm zur Sanierung <strong>de</strong>s Tagebauareals Borna-Ost/Bockwitz von 1985<br />
Sanierungsmaßnahmen zur Gestaltung <strong>de</strong>s Restloches Borna-Ost, auch als Restloch Nenkersdorf bekannt,<br />
ausgearbeitet wor<strong>de</strong>n. Der daraus entstan<strong>de</strong>ne Harthsee hat seinen Endwasserstand schon lange erreicht und<br />
wird intensiv als Ba<strong>de</strong>see und zur Naherholung genutzt.<br />
Der Harthsee – Entstehung eines Ba<strong>de</strong>sees<br />
Der Wie<strong>de</strong>ranstieg <strong>de</strong>s Grundwassers und die Einleitung<br />
eines Teils <strong>de</strong>s Sümpfungswassers aus <strong>de</strong>m Entwässerungsbetrieb<br />
<strong>de</strong>s zu dieser Zeit noch aktiven Tagebaus<br />
Bockwitz begannen im Restloch Nenkersdorf – <strong>de</strong>m heutigen<br />
Harthsee – ab 1985. Mit <strong>de</strong>r sukzessiven Einstellung<br />
<strong>de</strong>r Wasserhaltung en<strong>de</strong>te im Mai 1993 die Einleitung von<br />
Sümpfungswasser. Seit dieser Zeit erfolgte die Füllung <strong>de</strong>s<br />
Restloches nur noch durch Grundwasser und <strong>de</strong>n Zufluss<br />
von Oberflächenwasser. In geringem Umfang wur<strong>de</strong> zu<br />
Beginn <strong>de</strong>r Flutungsphase auch Wasser aus <strong>de</strong>m nahen<br />
Harthbach verwen<strong>de</strong>t. Der Harthsee ist bis 1995 zu einem<br />
rund 87 Hektar großen Gewässer angewachsen und wird<br />
seit<strong>de</strong>m als Erholungs- und Ba<strong>de</strong>gewässer genutzt.<br />
Ein Sanierungsziel war die Einglie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r entstan<strong>de</strong>nen<br />
Wasserfläche in die Vorflut. Dazu stellte man die<br />
Anbindung <strong>de</strong>s Harthsees an <strong>de</strong>n Harthbach her, um<br />
die Endwasserstän<strong>de</strong> regulieren zu können.<br />
Aus Restlöchern wer<strong>de</strong>n Biotope<br />
Für die kleineren Restlochbereiche Hauptwasserhaltung<br />
und Südkippe begannen die standsichere Gestaltung und<br />
Wie<strong>de</strong>rnutzbarmachung En<strong>de</strong> 1992. Die Flutung dieser<br />
Restlöcher erfolgte seit <strong>de</strong>r Außerbetriebnahme <strong>de</strong>r<br />
Wasserhaltungen allein aus <strong>de</strong>m natürlichen Grund- und<br />
Oberflächenwasserzufluss. Im Restloch Hauptwasserhaltung<br />
ist <strong>de</strong>r Endwasserstand mit +150 m NN im Jahr<br />
2004 erreicht wor<strong>de</strong>n. Der See hat heute eine Größe<br />
von 18 Hektar. Die Hauptwasserhaltung für <strong>de</strong>n Tagebau<br />
Bockwitz wur<strong>de</strong> im Jahr 1995 vollständig außer Betrieb<br />
genommen. Ein Teil <strong>de</strong>r Gehölze verblieb damals im sich<br />
mit Wasser füllen<strong>de</strong>n Hauptrestloch. Diese inzwischen<br />
abgestorbene Vegetation bil<strong>de</strong>t einen geeigneten Lebensraum<br />
für Zwerg- und Rothalstaucher.<br />
Das zentral im Sanierungsbereich liegen<strong>de</strong> Restloch Südkippe<br />
hat seinen vorgegebenen Endwasserstand von<br />
+148 m NN und damit eine Größe von rund 31 Hektar<br />
bereits 2001 erreicht. Um Lebensräume von Pflanzen, die<br />
sich auf Rohbö<strong>de</strong>n ansie<strong>de</strong>ln, zu erhalten, verzichtete man<br />
auf die Sanierung <strong>de</strong>r angrenzen<strong>de</strong>n Böschungsbereiche.<br />
So konnten sogar mächtige, bis zu 12 Meter tiefe Erosionsrinnen<br />
erhalten wer<strong>de</strong>n. Voraussetzung hierfür waren<br />
genau <strong>de</strong>finierte Nutzungsbedingungen. Im Restloch<br />
Feuchtbiotop war <strong>de</strong>r Endwasserstand von + 158 m NN im<br />
Jahr 2002 erreicht. Das rund 12 Hektar große Gewässer<br />
ist durch Ansammlung von Oberflächenwasser in einer<br />
Gelän<strong>de</strong>senke im nördlichen Kippenmassiv entstan<strong>de</strong>n.<br />
Ein weiteres Restloch aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s Altbergbaus<br />
befin<strong>de</strong>t sich in unmittelbarer Nachbarschaft <strong>de</strong>s Abflusses<br />
<strong>de</strong>s Bockwitzer Sees.<br />
Der im Rahmen <strong>de</strong>r bergmännischen Grundwasserabsenkung<br />
ausgetrocknete Blaue See wird mit <strong>de</strong>n sich regenerieren<strong>de</strong>n<br />
Grund- und Oberflächenwasserstän<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r<br />
Wasser führen und sich damit an das Niveau <strong>de</strong>s Bockwitzer<br />
Sees und <strong>de</strong>s Saubaches angleichen. Das Überschusswasser<br />
<strong>de</strong>s Bockwitzer Sees wird seit <strong>de</strong>r Inbetriebnahme<br />
<strong>de</strong>s Ableiters über <strong>de</strong>n Saubach zur Eula abgeleitet.<br />
Restloch Südkippe mit Brikettfabrik Neukirchen<br />
(„CULT“) im Hintergrund, 1999<br />
Sohlgleite <strong>de</strong>s neu hergestellten Mordgrundbachs,<br />
Ableiter aus <strong>de</strong>m Bockwitzer See zur Eula, 2007<br />
16 Borna-Ost/Bockwitz
Abstimmung von Sanierungsmaßnahmen<br />
am aufgehen<strong>de</strong>n Bockwitzer See, 2004<br />
Borna-Ost/Bockwitz<br />
17
Zeitschiene<br />
Tagebau Borna-Ost/Bockwitz<br />
1807 Inbetriebnahme einer Grube auf <strong>de</strong>r Bockwitzer Hei<strong>de</strong>,<br />
Herstellung von Streichsteinen<br />
1837 Braunkohlengrube bei Bockwitz (Borna) erwähnt<br />
1850 Versuchsbohrungen neben <strong>de</strong>m Gut Bockwitz<br />
1852 Aufschluss <strong>de</strong>r Tiefbaugrube Bockwitz<br />
1868 Bornaer Ratsgrube bei Bockwitz, eine <strong>de</strong>r<br />
leistungsfähigsten im Bornaer Revier<br />
um 1875 Blütezeit <strong>de</strong>s Bockwitzer Bergbaus,<br />
4 Tief- und 4 Tagebaue in Betrieb<br />
1887 Inbetriebnahme <strong>de</strong>r Brikettfabrik (Bkf.) Neukirchen, erste Brikettfabrik im Bornaer Revier<br />
1897 Aufschluss <strong>de</strong>r Grube Wyhra,<br />
Kohletransport mittels Drahtseilbahn zur Brikettfabrik Neukirchen<br />
1918 Schließung <strong>de</strong>s letzten Alttagebaus im Raum Bockwitz<br />
1950 Schließung <strong>de</strong>r Grube Gottessegen, letzter Tiefbau im Raum Bockwitz<br />
1954 Beginn <strong>de</strong>r Erkundungsarbeiten für das Abbaufeld Borna-Ost<br />
1964 Beginn <strong>de</strong>r Umsiedlung von Einwohnern von<br />
Borna-Ost und teilweise Überbaggerung <strong>de</strong>s Ortes<br />
1962 Beginn <strong>de</strong>s Regelbetriebes in Borna-Ost<br />
1961 Beginn <strong>de</strong>r Kohleför<strong>de</strong>rung in Borna-Ost<br />
1957 Beginn <strong>de</strong>r Entwässerungsarbeiten<br />
für <strong>de</strong>n Tagebau Borna-Ost<br />
1960 Aufschlussbeginn<br />
in Borna-Ost<br />
1977 Umstellung <strong>de</strong>s Entwässerungsregimes<br />
in Borna-Ost auf Filterbrunnen<br />
1807 37 50 52 68 75 76 77 87 1897 1918 50 54 55 56 57 58 59 60 61 62 64 77<br />
Tagebau Bockwitz, 1988<br />
18 Borna-Ost/Bockwitz
Blick über <strong>de</strong>n Bockwitzer See, 2009<br />
Junge Anpflanzungen am Bockwitzer See, 1996<br />
1981 Beginn <strong>de</strong>r Entwässerung <strong>de</strong>s Tagebaus Bockwitz<br />
1982 Beginn <strong>de</strong>r Abraumbaggerung im Tagebau Bockwitz<br />
1983 Erreichen <strong>de</strong>r Endstellung <strong>de</strong>s Tagebaus Borna-Ost<br />
1984 Beginn <strong>de</strong>r Kohleför<strong>de</strong>rung im ersten Abraum-Kohle-Schnitt in Bockwitz<br />
1985 En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kohleför<strong>de</strong>rung in Borna-Ost,<br />
Errichtung <strong>de</strong>r Südkippe,<br />
Erste Sanierungsmaßnahmen im Tagebau Borna-Ost<br />
Beginn <strong>de</strong>s Grundwasserwie<strong>de</strong>ranstiegs und <strong>de</strong>r Zuführung<br />
von Sümpfungswasser in <strong>de</strong>n heutigen Harthsee<br />
1990 Einstellung <strong>de</strong>s Betriebes auf <strong>de</strong>r Innen- und auf <strong>de</strong>r Südkippe<br />
1988 Schließung <strong>de</strong>r Nordkippe im Tagebau Bockwitz<br />
Aufnahme <strong>de</strong>s Innenkippenbetriebes in Bockwitz<br />
1992 Einstellung <strong>de</strong>s Tagebaus Bockwitz,<br />
Beginn <strong>de</strong>r standsicheren Gestaltung für <strong>de</strong>n<br />
Restlochbereich Hauptwasserhaltung und Südkippe<br />
1993 Beginn <strong>de</strong>r Flutung<br />
<strong>de</strong>s Restloches Bockwitz durch<br />
Grundwasserwie<strong>de</strong>ranstieg<br />
2001 Erreichen <strong>de</strong>s Endwasserstan<strong>de</strong>s im Restloch Südkippe<br />
2002 Erreichen <strong>de</strong>s Endwasserstan<strong>de</strong>s im Restloch Feuchtbiotop<br />
2003 Ausweisung von Teilen <strong>de</strong>s ehemaligen Tagebaus<br />
Bockwitz als Naturschutzgebiet<br />
2004 Erreichen <strong>de</strong>s Zielwasserstan<strong>de</strong>s<br />
im Bockwitzer See,<br />
Beginn <strong>de</strong>r Neutralisationsmaßnahmen<br />
im Bockwitzer See, Erreichen <strong>de</strong>s Endwasserstan<strong>de</strong>s<br />
im Restloch Hauptwasserhaltung<br />
81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 98 99 2000 01 02 03 04 05 06 2007<br />
Borna-Ost/Bockwitz<br />
19
20<br />
Borna-Ost/Bockwitz
MORGEN<br />
Neuer Lebensraum<br />
Besucher am Bockwitzer See, 2009<br />
Die bergbauliche Sanierung ist heute weitestgehend abgeschlossen.<br />
Derzeit wird das Wirtschaftswegenetz behutsam ausgebaut.<br />
Der Bockwitzer See besticht weniger durch seine Größe, als durch sein herausragen<strong>de</strong>s<br />
Potenzial für Natur und Landschaft. Im Ergebnis <strong>de</strong>s fachkundigen<br />
Zusammenwirkens <strong>de</strong>r Ökologischen Station Borna-Birkenhain, <strong>de</strong>r Sächsischen<br />
Lan<strong>de</strong>sstiftung für Natur und Umwelt sowie <strong>de</strong>r LMBV konnten sich Biotope<br />
ausbil<strong>de</strong>n, die im Leipziger Neuseenland ihresgleichen suchen. Orchi<strong>de</strong>enwiesen,<br />
Uferschwalbenkolonien und Vogelinseln zeugen von <strong>de</strong>r Kraft <strong>de</strong>r Natur, sich<br />
vom Bergbau gravierend in Anspruch genommene Bereiche zurückzuerobern.<br />
Geführte Wan<strong>de</strong>rangebote bieten Interessierten beste Möglichkeiten für ein<br />
Naturerlebnis, ohne die wertvollen Lebensräume zu stören. Naturschutzverträgliche<br />
Wassersportangebote sollen am Nordufer <strong>de</strong>s Bockwitzer Sees<br />
etabliert wer<strong>de</strong>n.<br />
Uferböschung am Bockwitzer See, 2008<br />
Borna-Ost/Bockwitz 21
Naturparadies am Bockwitzer See<br />
Der ehemalige Tagebau Bockwitz ist heute ein wahres Naturparadies. Große Teile <strong>de</strong>s Gebietes unterlagen<br />
während und nach <strong>de</strong>m Tagebaubetrieb <strong>de</strong>r natürlichen Sukzession, so dass sich vielfältige Biotope entwickeln<br />
konnten. Heute sind sie Refugien für zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten. Rund um <strong>de</strong>n Bockwitzer See<br />
befin<strong>de</strong>t sich seit August 2003 eines <strong>de</strong>r größten Naturschutzgebiete Sachsens.<br />
Das Nordufer <strong>de</strong>s zum Leipziger Neuseenland gehören<strong>de</strong>n<br />
Bockwitzer Sees soll durch einen kleinen Ba<strong>de</strong>strand und<br />
eine Bootsanlegestelle auf eine naturverbun<strong>de</strong> Erholungsnutzung<br />
ausgerichtet wer<strong>de</strong>n. Der See ist ein Paradies für<br />
Wasservögel. Speziell in <strong>de</strong>n Wintermonaten rasten hier<br />
zahlreiche nordische Gänse. Für an<strong>de</strong>re Vögel, wie beispielsweise<br />
Sturmmöwen, schufen die Sanierer im Sü<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>s Sees zwei große Inseln. In einigen Uferabschnitten<br />
konnten in so genannten ökologischen Fenstern wertvolle,<br />
für die Bergbaufolgelandschaft typische Sukzessions- und<br />
Erosionsflächen erhalten wer<strong>de</strong>n. Unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>shalb<br />
weist <strong>de</strong>r ehemalige Tagebaubereich eine erstaunliche<br />
Vielfalt an zum Teil sehr seltenen Tieren und Pflanzen auf.<br />
Einzigartige Naturoase<br />
Bereits in <strong>de</strong>r Phase <strong>de</strong>r bergmännischen Arbeiten, die<br />
die Sicherung, Sanierung und Gestaltung <strong>de</strong>r Böschungen<br />
umfasste, legte man großen Wert auf <strong>de</strong>n Erhalt<br />
ökologisch wertvoller Standorte. Teilweise wur<strong>de</strong>n diese<br />
auch neu geschaffen, wie die Beispiele <strong>de</strong>s Uferschwalbenblocks<br />
und <strong>de</strong>s Biotops „Ringwall“ zeigen. Durch<br />
eine lokale Setzung <strong>de</strong>r Kippe entstand das sieben<br />
Hektar große Feuchtbiotop, ein einzigartiger Flachwassersee,<br />
<strong>de</strong>r Heimat für seltene Vögel, Lurche und Libellen<br />
ist. Der maximal 1,20 Meter tiefe See besitzt sowohl<br />
ausge<strong>de</strong>hnte Röhrichtzonen als auch schlammige,<br />
vegetationsarme Ufer. Im Nordwesten grenzt <strong>de</strong>r aus<br />
einzelnen Schüttkegeln bestehen<strong>de</strong> Ringwall an, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />
Biotop seinen heutigen Namen gab. Die Trockenstandorte<br />
in diesem Bereich beherbergen Spezialisten <strong>de</strong>r Tierund<br />
Pflanzenwelt, die an <strong>de</strong>rartige extreme Lebensorte<br />
angepasst sind.<br />
En<strong>de</strong> 2001 hatte die Sächsische Lan<strong>de</strong>sstiftung für Natur<br />
und Umwelt damit begonnen, Flächen <strong>de</strong>s Tagebaus für<br />
<strong>de</strong>n Sächsischen Naturschutzfonds zu erwerben, um das<br />
Gebiet dauerhaft als großen unzerschnittenen Lebensraum<br />
für schützenswerte Fauna und Flora zu erhalten.<br />
Inzwischen befin<strong>de</strong>n sich rund 470 Hektar im Bestand<br />
<strong>de</strong>s Fonds. Gemeinsam mit <strong>de</strong>r Ökologischen Station<br />
Borna-Birkenhain, die ihren Sitz unweit <strong>de</strong>s Bockwitzer<br />
Sees hat, setzt sich die Stiftung für <strong>de</strong>n Erhalt <strong>de</strong>r wertvollen<br />
Lebensräume ein.<br />
Große Teile <strong>de</strong>s Tagebaus wur<strong>de</strong>n im August 2003 zum<br />
Naturschutzgebiet „Bockwitz“ erklärt. Durchstreifen kann<br />
man das Gebiet auf Führungen, die von <strong>de</strong>r Ökologischen<br />
Station Borna-Birkenhain angeboten wer<strong>de</strong>n. Dabei<br />
betritt <strong>de</strong>r Besucher Bereiche, die über Jahrzehnte <strong>de</strong>r<br />
natürlichen Sukzession überlassen geblieben waren und<br />
auf <strong>de</strong>nen sich so ein Ensemble aus Feucht- und Trockenstandorten<br />
entwickelte.<br />
Einzigartig ist das Flächennatur<strong>de</strong>nkmal Orchi<strong>de</strong>enwiese<br />
einschließlich eines Wäldchens im Zedtlitzer Grund. Im<br />
Mai und Juni blüht hier das Breitblättrige Knabenkraut.<br />
Zum Erhalt dieser und weiterer Arten, wie z. B. <strong>de</strong>m<br />
Wollgras und <strong>de</strong>m Sumpf-Dreizack, wird <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rmoorstandort<br />
einmal jährlich gemäht.<br />
Erholung im Naturschutzgebiet am Bockwitzer See, 2009<br />
Knabenkraut am Bockwitzer See<br />
Uferböschung <strong>de</strong>s Bockwitzer Sees, 2008<br />
22<br />
Borna-Ost/Bockwitz
Naturschutzgebiet<br />
am Bockwitzer See, 2009<br />
Borna-Ost/Bockwitz<br />
23
Natur und Tourismus am Harthsee<br />
Am Harthsee – entstan<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Tagebaurestloch Borna-Ost – hat sich einiges getan, seit hier geba<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n darf. Stück für Stück wird <strong>de</strong>r See zum Naherholungsgebiet ausgebaut. Örtliche Interessengruppen<br />
engagieren sich dafür, das Gewässer zu einem unverwechselbaren Bestandteil <strong>de</strong>r neuen Seenlandschaft<br />
im Südraum Leipzig zu entwickeln.<br />
Innerhalb <strong>de</strong>s Leipziger Neuseenlan<strong>de</strong>s bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r zwischen<br />
Borna und Frohburg gelegene Harthsee <strong>de</strong>n südöstlichen<br />
Vor<strong>post</strong>en zum Kohrener Land. Der über zwei<br />
Zugänge von <strong>de</strong>n Ortslagen Neukirchen und Nenkersdorf<br />
erreichbare Nordstrand ist mit seinem Restaurant<br />
„La Taverna“ bei Ba<strong>de</strong>gästen längst zu einem Geheimtipp<br />
gewor<strong>de</strong>n. Demgegenüber bleibt <strong>de</strong>r Südteil <strong>de</strong>s<br />
in seinen Uferbereichen wenig geglie<strong>de</strong>rten und so von<br />
überall aus überschaubaren Harthsees eher ruhig und<br />
naturbelassen.<br />
terra cultura – lebenswerte Er<strong>de</strong><br />
Zu <strong>de</strong>n Attraktionen in unmittelbarer Nachbarschaft zählt<br />
„terra cultura“ – die stillgelegte Brikettfabrik Neukirchen,<br />
umgebaut zu einer Freizeiteinrichtung. Die Tanzfabrik<br />
„CULT“ veranstaltet im Sommer Open-Air-Feste direkt<br />
am Harthsee.<br />
Das in Neukirchen gelegene Industrie<strong>de</strong>nkmal kün<strong>de</strong>t<br />
weithin sichtbar von <strong>de</strong>n letzten 100 Jahren Geschichte<br />
<strong>de</strong>r einstigen Bergbauregion. Doch sie ist nicht nur<br />
ein Zweckbau, son<strong>de</strong>rn eine Kathedrale <strong>de</strong>r Industriearchitektur.<br />
Einst gebaut zur Produktion von Briketts,<br />
wur<strong>de</strong> hier durch die Verschmelzung von historischer<br />
Industriearchitektur mit neuen Nutzungskonzepten<br />
eine Vision Wirklichkeit: Das Projekt „terra cultura –<br />
lebenswerte Er<strong>de</strong>“ war geboren. Es gelang, das Areal<br />
<strong>de</strong>r ehemaligen Brikettfabrik Neukirchen unter diesem<br />
Namen zu vermarkten und in ein Sport- und Freizeitzentrum<br />
zu verwan<strong>de</strong>ln. Die damalige Wyhrataler<br />
Entwicklungsgesellschaft mbH sanierte alle auf <strong>de</strong>m<br />
Gelän<strong>de</strong> befindlichen und zum ehemaligen Produktionsstandort<br />
zählen<strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong> und vermietete diese<br />
zielorientiert an entsprechen<strong>de</strong> Betreiber <strong>de</strong>r Sportund<br />
Freizeitbranche. Auf <strong>de</strong>m Gelän<strong>de</strong> entwickelte<br />
sich ein Freizeitangebot, das überregional Anklang<br />
fin<strong>de</strong>t. Die Besucherzahlen sprechen für das Konzept<br />
<strong>de</strong>r „Kulturfabrik“.<br />
Naturnahe Campingromantik<br />
Der Entwurf eines Bebauungsplanes aus <strong>de</strong>m Jahr<br />
2009 sieht vor, das Westufer und Teile <strong>de</strong>s Nordufers zu<br />
einem Erholungsgebiet zu entwickeln. Auf einer Fläche<br />
von insgesamt etwa zehn Hektar sollen neben bis zu<br />
45 Ferienhäusern, ein Campingplatz mit über 40 Stellplätzen<br />
und mehreren Liegewiesen in Strandnähe, ein<br />
zentraler Gastronomie- und Verwaltungsbereich sowie<br />
ein Festplatz entstehen. Die gesamte Anlage umfasst<br />
knapp 3,5 Hektar und wird über zwei Zufahrtsstraßen<br />
im Nor<strong>de</strong>n und Sü<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Sees erschlossen.<br />
Sanierte Brikettfabrik Neukirchen, 2004<br />
Schaufelrad vor <strong>de</strong>r sanierten Brikettfabrik Neukirchen, 2005<br />
Harthsee mit Schwänen, 1996<br />
Strand am Harthsee, 1996<br />
24<br />
Borna-Ost/Bockwitz
Harthsee mit Booten, 1996<br />
Borna-Ost/Bockwitz<br />
25
METAMORPHOSE<br />
Landschaftsverwandlung<br />
Strand am Bockwitzer See, 2004<br />
Das Kapitel Bergbau im Raum Borna-Ost/Bockwitz ist zu En<strong>de</strong>. Rund 150 Jahre<br />
prägte die Gewinnung und Veredlung von Braunkohle das Gesicht <strong>de</strong>r Region<br />
östlich von Borna. Die <strong>de</strong>r Landschaft zugefügten Wun<strong>de</strong>n sind kaum noch<br />
sichtbar, Tier- und Pflanzenwelt haben sich erholt und die neue Landschaft nach<br />
<strong>de</strong>m Bergbau zurückerobert. Seen, Wäl<strong>de</strong>r und Biotope sind durch die sorgsame<br />
Hand <strong>de</strong>r Sanierer neu entstan<strong>de</strong>n.<br />
Für die Bergbaufolgelandschaft typische Sukzessions- und Erosionsflächen<br />
konnten langfristig erhalten wer<strong>de</strong>n. Aus großen Bereichen <strong>de</strong>r ehemaligen<br />
Tagebaue entstan<strong>de</strong>n Naturschutzgebiete. Die Tagebaulandschaft Bockwitz<br />
wur<strong>de</strong> in das europäische Schutzgebietssystem „NATURA 2000“ aufgenommen<br />
und genießt heute als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet „Bergbaufolgelandschaft<br />
Tagebau Bockwitz“ internationalen Schutz. Lebensräume und Arten sind<br />
hier zum Erhalt <strong>de</strong>r biologischen Vielfalt behütet. Vor ein paar Jahrzehnten<br />
wäre diese Metamorphose einer Landschaft noch un<strong>de</strong>nkbar gewesen.<br />
Frühlingsblüte<br />
am Bockwitzer See, 2008<br />
26<br />
Borna-Ost/Bockwitz
Orte im Strom <strong>de</strong>r Zeit<br />
Bockwitz Neukirchen Zedlitz<br />
Vor <strong>de</strong>m Bergbau um 1850 Vor <strong>de</strong>m Bergbau um 1850<br />
Vor <strong>de</strong>m Bergbau um 1850<br />
Kesselshain<br />
Wagner Grund<br />
Vorwerk<br />
Bockwitz<br />
Schacht<br />
Segen Gottes<br />
Grosses<br />
Fürsten<br />
Holz<br />
Die kleine Siedlung Bockwitz ist eng<br />
mit <strong>de</strong>m Braunkohlenbergbau im<br />
Bornaer Revier verbun<strong>de</strong>n.<br />
Nach ersten Bohrversuchen um 1835<br />
waren Mitte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
sieben Gruben nördlich <strong>de</strong>r Ortslage<br />
in Betrieb. Neben einigen Tiefbaugruben<br />
gab es bei Bockwitz Anfang<br />
<strong>de</strong>r 1870er Jahre die Tagebaue<br />
Kunze, Bauer und Gottessegen.<br />
Neukirchen<br />
Bubendorf<br />
Bauern<br />
Teich<br />
Nenkersdorf<br />
Himmelsreich<br />
Teich<br />
Das erstmalig 1350 genannte Neukirchen<br />
lag Mitte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
in <strong>de</strong>r Flussaue am Ufer <strong>de</strong>r<br />
Wyhra, umgeben von Ackerflächen.<br />
Schon früh grub man nördlich <strong>de</strong>r<br />
Ortslage im Tiefbau nach Braunkohle.<br />
Östlich von Bubendorf gab<br />
es ebenfalls einige Tiefbaugruben<br />
und später die Tagebaue Bubendorfer<br />
Kohlewerke und Flama.<br />
Wyhra<br />
Lerchenberghäuser<br />
Braunkohlengrube<br />
Zedlitz<br />
Die erste urkundliche Nennung<br />
von Zedlitz, damals noch Ce<strong>de</strong>liz,<br />
stammt aus <strong>de</strong>m Jahr 1190.<br />
Der in <strong>de</strong>r Wyhra-Aue liegen<strong>de</strong><br />
Ort wur<strong>de</strong>, wie alle Siedlungen<br />
<strong>de</strong>r Gegend, vom Bergbau geprägt.<br />
Schon En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
grub man vor allem östlich und<br />
südlich <strong>de</strong>r Ortslage im Tief- und<br />
Tagebau nach Braunkohle.<br />
Zeit <strong>de</strong>s Bergbaus, 1960-1992 Zeit <strong>de</strong>s Bergbaus, 1960-1985<br />
Zeit <strong>de</strong>s Bergbaus, 1960 -1985<br />
Siedlung<br />
Kesselshain<br />
Birkenhain<br />
Bockwitz<br />
Tagebau<br />
Borna-Ost<br />
Am Blauen See<br />
(Lerchenberghäuser)<br />
Tagebau<br />
Bockwitz<br />
Das seit 1854 zur Stadt Borna gehören<strong>de</strong><br />
Bockwitz sollte En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
1980er Jahre <strong>de</strong>m gleichnamigen<br />
Tagebau weichen. Während <strong>de</strong>r<br />
Tagebau Borna-Ost die Siedlung<br />
noch verschonte, wur<strong>de</strong> sie 1988 in<br />
Vorbereitung <strong>de</strong>s Tagebaus Bockwitz<br />
geräumt. Durch die vorzeitige<br />
Stilllegung 1992 kam es nicht mehr<br />
zur Überbaggerung.<br />
Bkf.<br />
Neukirchen<br />
Neukirchen<br />
Bubendorf<br />
Tagebau<br />
Borna-Ost<br />
Nenkersdorf<br />
Die 1887 erbaute Brikettfabrik<br />
Neukirchen war die erste im<br />
engeren Bornaer Revier. Sie wur<strong>de</strong><br />
vom bereits ab 1897 betriebenen<br />
Tagebau Neukirchen-Petergrube<br />
östlich von Wyhra versorgt.<br />
Der 1960 aufgeschlossene Tagebau<br />
Borna-Ost durchtrennte die<br />
Verbindungen von Neukirchen nach<br />
Schönau und Nenkersdorf.<br />
Wyhra<br />
Zedtlitz<br />
Tagebau<br />
Borna-Ost<br />
Tagesanlagen<br />
Borna-Ost<br />
Der Tagebau Borna-Ost kam Zedlitz<br />
gefährlich nahe. Die Tagebaukante<br />
reichte fast bis an <strong>de</strong>n Ortsrand.<br />
Später befand sich die Hauptwasserhaltung<br />
<strong>de</strong>s Tagebaus östlich<br />
von Zedlitz. Das Restloch füllte<br />
sich schon frühzeitig durch wie<strong>de</strong>r<br />
ansteigen<strong>de</strong>s Grundwasser.<br />
Nach <strong>de</strong>m Bergbau, ca. 2015 Nach <strong>de</strong>m Bergbau, ca. 2015<br />
Nach <strong>de</strong>m Bergbau, ca. 2015<br />
Siedlung<br />
Kesselshain<br />
Birkenhain<br />
Bockwitz<br />
Am Blauen See<br />
(Lerchenberghäuser)<br />
Strand<br />
Bockwitzer<br />
See<br />
Das Gebiet <strong>de</strong>r ehemaligen<br />
Ortslage liegt heute unweit <strong>de</strong>s<br />
nordwestlichen Strandbereiches<br />
am See. Zur Erschließung <strong>de</strong>s<br />
daneben befindlichen Areals<br />
existieren bereits fortgeschrittene<br />
Planungen. Weite Teile <strong>de</strong>s Bockwitzer<br />
Sees bleiben <strong>de</strong>m Schutz<br />
<strong>de</strong>r Natur vorbehalten.<br />
Tanzfabrik<br />
CULT<br />
Ferienhaussiedlung<br />
Campingplatz<br />
Bubendorf<br />
Tagebau<br />
Borna-Ost/<br />
1958-1984 RL Hauptwasserhaltung<br />
Ferienhaussiedlung<br />
Neukirchen<br />
Harthsee<br />
Nenkersdorf<br />
Im Südzipfel <strong>de</strong>s ehemaligen Tagebaus<br />
Borna-Ost ist bereits En<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r 1980er Jahre das Naherholungsgebiet<br />
Harthsee entstan<strong>de</strong>n.<br />
Eine Ferienhaussiedlung und ein<br />
Campingplatz am Westufer sind<br />
geplant. Die aus <strong>de</strong>r Brikettfabrik<br />
Neukirchen entstan<strong>de</strong>ne Tanzfabrik<br />
„CULT“ verkörpert <strong>de</strong>n Neuanfang<br />
nach <strong>de</strong>m Bergbau.<br />
Wyhra<br />
Zedtlitz<br />
Gewerbegebiet<br />
Waldstraße<br />
Industriepark<br />
Zedtlitzer Dreieck<br />
Heute sind die Spuren <strong>de</strong>s<br />
Braunkohlenbergbaus um Zedlitz<br />
verschwun<strong>de</strong>n. Das Areal um die<br />
ehemaligen Tagesanlagen wur<strong>de</strong><br />
zu einem Industriepark gestaltet.<br />
Das Restloch bleibt ausschließlich<br />
<strong>de</strong>r Entwicklung von Natur und<br />
Landschaft vorbehalten.<br />
Die Uferbereiche wur<strong>de</strong>n naturnah<br />
gestaltet.<br />
Borna-Ost/Bockwitz<br />
27
Glossar<br />
Abraum Zwischen Erdoberfläche und<br />
Lagerstätte liegen<strong>de</strong> Erdschichten<br />
Absetzer Großgerät, das im Braunkohlentagebau<br />
zum Verkippen von Abraum in <strong>de</strong>n<br />
ausgekohlten Teil <strong>de</strong>s Tagebaus o<strong>de</strong>r auf<br />
Außenkippen und Hal<strong>de</strong>n eingesetzt wird<br />
Außenkippe Kippe außerhalb <strong>de</strong>s jetzigen<br />
Tagebaus, in <strong>de</strong>n Abraum verbracht wird<br />
Drehpunkt Punkt, um <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tagebau<br />
schwenkt<br />
Eimerkettenbagger Gewinnungsgerät im<br />
Tagebau mit Eimern, die an einer umlaufen<strong>de</strong>n<br />
Kette über einen Ausleger laufen<br />
und das Erdreich (Abraum o<strong>de</strong>r Braunkohle)<br />
abgraben<br />
Filterbrunnen Ausgebautes Bohrloch mit<br />
Pumpe zum Heben von Grundwasser<br />
Flöz Bo<strong>de</strong>nschicht, die einen nutzbaren<br />
Rohstoff enthält, z. B. Braunkohle, Kali,<br />
Kupferschiefer<br />
Innenkippe Kippe für Abraum innerhalb<br />
<strong>de</strong>s ausgekohlten Tagebauraumes<br />
Liegen<strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nschicht unterhalb <strong>de</strong>s<br />
Kohlenflözes<br />
Sohle Tiefste Ebene in einem Tagebau<br />
Strosse Arbeitsebene, auf <strong>de</strong>r Gewinnungsund<br />
Verkippungsgeräte in Verbindung mit<br />
<strong>de</strong>n ihnen zugeordneten För<strong>de</strong>rmitteln<br />
(z. B. Bandstraßen) arbeiten<br />
Sümpfung Heben und Ableiten von Grundwasser<br />
zur Trockenhaltung <strong>de</strong>r Tagebaue<br />
Tagesanlagen Zentraler Bereich am Tagebaurand<br />
mit Umklei<strong>de</strong>- und Waschräumen,<br />
Büros, Parkplätzen, Betriebsfeuerwehr,<br />
Sanitätsstation, Werkstätten und Magazin<br />
Tiefschnitt Gewinnung von Abraum o<strong>de</strong>r<br />
Kohle unterhalb <strong>de</strong>r Arbeitsebene eines<br />
Schaufelradbaggers/Eimerkettenbaggers<br />
Vorfeld Bereich innerhalb <strong>de</strong>r genehmigten<br />
Tagebaugrenzen, wo <strong>de</strong>r Abbau unmittelbar<br />
bevorsteht und vorbereiten<strong>de</strong> Maßnahmen<br />
zur Freimachung <strong>de</strong>r Erdoberfläche, wie<br />
Rodung und Beseitigung von Straßen, laufen<br />
Vorflut Wasserlauf (Fluss, Bach, Kanal),<br />
über <strong>de</strong>n das in <strong>de</strong>n Tagebauen gehobene<br />
und gereinigte Grubenwasser abgeleitet<br />
wird<br />
Vorschnitt Der Abraumför<strong>de</strong>rung vorausgehen<strong>de</strong>r<br />
Abbaubetrieb; för<strong>de</strong>rt die oberen<br />
Bo<strong>de</strong>nschichten bis <strong>de</strong>r Arbeitsbereich <strong>de</strong>r<br />
Abraumför<strong>de</strong>rbrücke beginnt<br />
28 Borna-Ost/Bockwitz
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Lausitzer und Mittel<strong>de</strong>utsche<br />
Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH<br />
Unternehmenskommunikation<br />
(verantw. Dr. Uwe Steinhuber)<br />
Knappenstr. 1, 01968 Senftenberg<br />
Telefon: +49 3573 84-4302<br />
Telefax: +49 3573 84-4610<br />
www.lmbv.<strong>de</strong><br />
Konzept, Text, Realisierung:<br />
LMBV – Abteilung Planung Mittel<strong>de</strong>utschland<br />
(Bernd-Stephan Tienz, Dietmar Onnasch)<br />
andreas kadler • <strong>post</strong>-<strong>mining</strong> & brownfields consulting<br />
agreement werbeagentur (Marcus Blanke)<br />
Gestaltung und Satz: agreement werbeagentur<br />
Grundgestaltung: wallat & knauth<br />
Mit freundlicher Unterstützung:<br />
Prof. Dr. habil. Andreas Berkner (Leiter <strong>de</strong>r Regionalen<br />
Planungsstelle <strong>de</strong>s Planungsverban<strong>de</strong>s Leipzig-Westsachsen),<br />
Gerd Hoppenheidt, Joachim Kappler<br />
Fotos:<br />
René Bär, Christian Be<strong>de</strong>schinski, Foto-Geuther, Joachim<br />
Kappler, Foto-Knoll Leipzig, Foto-König, LMBV, Wolfgang<br />
Müller, Peter Radke, Reinhard Röhser, T. Weischet<br />
Dezember 2010<br />
Wandlungen und Perspektiven<br />
In dieser Reihe sind bereits erschienen:<br />
Lausitzer Braunkohlenrevier<br />
01 Schlabendorf/Seese **<br />
02 Greifenhain/Gräbendorf<br />
03 Sedlitz/Skado/Koschen **<br />
04 Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord<br />
05 Plessa/Lauchhammer/Schwarzhei<strong>de</strong><br />
06 Tröbitz/Domsdorf<br />
07 Spreetal/Bluno<br />
08 Scheibe/Burghammer<br />
09 Lohsa/Dreiweibern<br />
10 Meuro<br />
11 Erika/Laubusch<br />
12 Bärwal<strong>de</strong><br />
13 Berzdorf<br />
14 Meuro-Süd<br />
15 Welzow-Süd/Jänschwal<strong>de</strong>/Cottbus-Nord<br />
16 Trebendorfer Fel<strong>de</strong>r/Nochten/Reichwal<strong>de</strong><br />
Mittel<strong>de</strong>utsches Braunkohlenrevier<br />
01 Holzweißig/Goitsche/Rösa<br />
02 Espenhain **<br />
03 Geiseltal *<br />
04 Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n **<br />
05 Wasserlandschaft im Leipziger Neuseenland<br />
06 Golpa-Nord/Gröbern<br />
07 Borna-Ost/Bockwitz<br />
08 Witznitz II<br />
* unverän<strong>de</strong>rter Nachdruck<br />
** 2. aktualisierte Auflage<br />
Titelbild: Tagebau Bockwitz, 1991 (links), Bockwitzer See, 2008 (rechts), hintere Umschlagseite: Blick über <strong>de</strong>n Bockwitzer See (<strong>de</strong>r türkisfarbene Bereich<br />
ist bereits neutralisiert, während im dunkelblauen Bereich <strong>de</strong>s Sees die Neutralisation noch aussteht), 2009<br />
Die unterschiedliche Schreibweise von Ortsbezeichnungen in Karten und Texten resultiert aus <strong>de</strong>r Nutzung unterschiedlicher Quellen, die hier jeweils korrekt wie<strong>de</strong>rgegeben<br />
wer<strong>de</strong>. Die vorliegen<strong>de</strong> Dokumentation wur<strong>de</strong> nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Lausitzer und Mittel<strong>de</strong>utsche<br />
Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH<br />
Knappenstraße 1<br />
01968 Senftenberg<br />
www.lmbv.<strong>de</strong>