Staatsstrukturprinzipien - Alpmann Schmidt
Staatsstrukturprinzipien - Alpmann Schmidt
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Rechtsprechung<br />
Verhältnis der Bahnbetriebsunternehmer untereinander eigenständig die Verantwortung<br />
trägt (…). Trotz dieser Trennung verfügen Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
und Eisenbahninfrastrukturunternehmen aber gemeinsam über den Eisenbahnbetrieb;<br />
ein reibungsloser Bahnverkehr ist nur durch ihr Zusammenwirken zu<br />
erreichen. Inhalt und Umfang der aus einem Eisenbahnbeförderungsvertrag folgenden<br />
Pflichten sind deshalb selbständig zu bestimmen. Die vertraglichen Nebenpflichten<br />
der Parteien eines Eisenbahnbeförderungsvertrags beschränken<br />
sich nicht auf die Zeit zwischen Ein- und Aussteigen, sondern umfassen<br />
die gesamte Abwicklung der Beförderung, d.h. auch die notwendige Benutzung<br />
der Eisenbahninfrastruktur, die der eigentlichen Beförderungsleistung<br />
vorangeht oder ihr nachfolgt. ….<br />
[13] c) Zu den vertraglichen Nebenpflichten des Eisenbahnverkehrsunternehmens,<br />
die bei der Abwicklung des Beförderungsvertrags bestehen, gehört die<br />
Pflicht, für einen sicheren Zu- und Abgang des Fahrgastes zu sorgen. Der Umfang<br />
vertraglicher Schutzpflichten bestimmt sich nach dem Inhalt des Schuldverhältnisses<br />
(§ 241 Abs. 2 BGB). Eine Schutzpflicht entsteht vor allem dann, wenn die<br />
Vertragsparteien dem anderen Teil im Rahmen des Vertrags eine gesteigerte<br />
Einwirkung auf ihre Belange gestatten und daher in einem höheren Maß<br />
als sonst auf die Wahrung und den Schutz ihrer Rechtsgüter durch den anderen<br />
Teil vertrauen oder zu vertrauen gezwungen sind (…). Dies ist im Rahmen<br />
eines Eisenbahnbeförderungsvertrags nicht nur während der Durchführung<br />
der eigentlichen Beförderung der Fall, sondern während der gesamten Abwicklung.<br />
Der Fahrgast muss zur Durchführung der vertragsgemäßen Beförderung die<br />
besonderen Bahnanlagen wie Bahnhöfe und Bahnsteige benutzen. Diese Nutzung<br />
erfolgt nicht nur bei Gelegenheit der Durchführung des Eisenbahnbeförderungsvertrags,<br />
sondern wird von diesem umfasst. Auch Bahnanlagen, die den Zuund<br />
Abgang ermöglichen, dienen der Abwicklung des Reiseverkehrs, § 4 Abs. 1<br />
Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) vom 8. Mai 1967 (BGBl. II S. 1563).<br />
Durch die Nutzung der besonderen Bahnanlagen ist der Fahrgast den damit einhergehenden<br />
Gefahren in besonderem Maß ausgesetzt. Hiermit geht die Pflicht<br />
des Eisenbahnverkehrsunternehmens einher, den Fahrgast vor diesen Gefahren<br />
zu schützen und Bahnanlagen, die der Fahrgast vor und nach der Beförderung benutzen<br />
muss, verkehrssicher bereitzustellen.<br />
[14] … Das Eisenbahnverkehrsunternehmen bedient sich des Eisenbahninfrastrukturunternehmens,<br />
das die Infrastruktur der Personenbahnhöfe und<br />
damit die notwendigerweise vom Fahrgast zu benutzenden Bahnanlagen<br />
bereitstellt, als Erfüllungsgehilfen bei der Abwicklung eines Beförderungsvertrags<br />
(…). Die unternehmerische Selbständigkeit des Infrastrukturunternehmens<br />
steht seiner Eigenschaft als Erfüllungsgehilfe nicht entgegen (BGH, Urteil<br />
vom 30. März 1988 I ZR 40/86, NJW 1988, 1907, 1908). Das Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
kann deswegen den Fahrgast bei einer Schädigung infolge nicht verkehrssicher<br />
gehaltener, für die Erfüllung seiner vertraglichen Verpflichtungen notwendiger<br />
Bahnanlagen nicht auf deliktische Ansprüche gegen Dritte verweisen,<br />
sondern hat ein etwaiges Verschulden des Eisenbahninfrastrukturunternehmens<br />
und im Fall der Übertragung der Verkehrssicherungspflichten auf weitere Dritte<br />
deren Verschulden in gleichem Umfang zu vertreten wie eigenes (§ 278 BGB).“<br />
3. Vertretenmüssen<br />
Der Deutschen Bahn AG selbst ist kein Verschuldensvorwurf zu machen. Allerdings<br />
hat sie gemäß § 278 BGB für das Verschulden der Deutsche Bahn Station &<br />
Service AG einzustehen. Diese hat sich vorliegend nicht exkulpiert.<br />
Ergebnis: Die Klägerin hat gegen die Deutsche Bahn AG einen Anspruch auf<br />
Schadensersatz gemäß §§ 280 Abs. 1, 241 Abs. 2 BGB.<br />
RÜ 4/2012<br />
Auch wenn § 278 BGB nach seinem<br />
Wortlaut nur die Zurechnung von Verschulden<br />
regelt, werden „erst Recht“<br />
Pflichtverletzungen eines Erfüllungsgehilfen<br />
zugerechnet. § 278 BGB ist damit<br />
regelmäßig bereits unter dem Prüfungspunkt<br />
„Pflichtverletzung“ anzusprechen.<br />
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