Abschied - AIDS-Hilfe Stuttgart

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MAGAZIN KINGS CLUB 1977 – 2007 Am 9. Februar 1977 eröffnete in der Calwer Straße 21 in Stuttgart der berühmt – berüchtigte „KINGS CLUB“ – heute einer der ältesten Schwulendiscos von ganz Europa. Gleich bei der Eröffnung schwoofte eine junge Dame namens Laura auf der wild beleuchteten Tanzfläche zu „Dancing Queen“ von den Abbas. Sie fühlte sich wohl unter den vielen schwulen Männern. Es gefiel ihr so gut, dass es sie nahezu jede Nacht magisch in die Calwer Straße zog. Denn unter ihnen war auch Thomas Bergmeister als Gründer und Besitzer des Kings Club. Um in seiner Nähe zu sein, bewachte Laura die Garderobe, leerte Aschenbecher und putzte auch die Klos. Thomas war begeistert von der Beliebtheit dieser interessanten Rumänin und baute ihr daher eine Extra-Bar namens „Coco-Loco“. Der erzielte Umsatz sprach für ihren Erfolg und so 42 I 43 stieg sie schon bald die „Karriereleiter“ zur „großen“ KC-Bar auf. Etwa vor 17 Jahren zogen sich die Besitzer Thomas und Rudolf Bergmeister aus dem KC zurück und Laura übernahm den edlen Club, wo sie bis heute Hunderte von Schwulen und Lesben über Jahre hinweg begleitet, ihnen ein Zuhause schenkt und sie im Kampf gegen die heimtückische und schreckliche Krankheit AIDS in unendlich vielen Formen unterstützt und ermutigt. Am 8. Februar in diesem Jahr feierte sie mit musikalischer Begleitung von Duo Rondo, mit Uwe Hübner (Moderation) und Lilo Wanders sowie mit Hunderten von Gästen das wichtige und stolze Ereignis. Kurz zuvor führte Ralf Bogen mit Laura für RAINBOW ein Interview, das wir im folgenden veröffentlichen: Rainbow: Liebe Laura, wie würdest Du selbst 30 Jahre KC beschreiben? Laura: Wie soll ich ein Kind beschreiben, das ich viele Jahre lang groß gezogen habe? Glück, Stolz, Liebe, Stress und viel Horror – einfach ALLES! Rainbow: Was ist Dein schlimmstes und was Dein schönstes Erlebnis in diesen 30 Jahren KC? Laura: Fangen wir mit dem Positiven an: Das Schönste ist, dass ich alles überlebt habe, dass ich Generationen großgezogen habe und dass ich das Glück habe, 30 Jahre viel Zeit und Nächte zu verbringen mit Menschen, die ich liebe. Dass ich heute große Annerkennung durch Politik, Presse und Gesellschaft genießen kann. „Ich mach’s für 25 € !“ * *Haarschnitte only for men von Marcus HEZLON Joshua A. Karaoglan Lange Strasse 18 70147 Stuttgart Öffnungszeiten: Di – Fr 9 – 20 Uhr Sa 10 – 20 Uhr Telefon: 0711/2293811 E-Mail: Joshuaka@gmx.de

MAGAZIN Damals vor genau 20 Jahren... 30 Jahre Stuttgarter KINGS CLUB Das Schlimmste ist, dass ich sehr viele Freunde verloren habe durch Krankheit und Tod. Menschen, die mit mir die Szene aufgebaut haben, die ich heute zum 30jährigen Jubiläum gerne dabei haben würde und deren Energien ich heute noch in mir tief spüre und die mich so lange ich leben werde, begleiten. Trotz dieses Verlustes bin ich sehr dankbar darüber, dass ich diesen lieben Menschen, die mein Leben bereichert haben, begegnet bin und ich wichtige Jahre mit ihnen verbringen konnte. Rainbow: Was hat sich für Dich am meisten in dieser Zeit verändert und wie siehst Du die Zukunft? Laura: Die Einstellung zu der Szene und zu Schwulen und Lesben in der Gesellschaft hat sich sehr verändert. Die junge Generation der Schwulen bewegen sich viel mehr in Freiheit und kennt z.T. keinen großen Kampf wegen Diskriminierung und Ängsten mehr. Sie betrachten das KC als reinen Party- Treffpunkt, vergessen dabei, dass hinter dem KC eine ideologische Institution steht: wir, die Älteren, haben uns diesen Platz als Freiraum erkämpft, um so sein zu können, wie wir fühlen und wie wir sind. Wir haben uns im KC getroffen, um uns gegenseitig zu ermutigen und um gemeinsam Pläne zu schmieden, wie wir nach außen Gleichberechtigung und Respekt durchsetzen und uns verschaffen können. Wir haben uns auch nicht durch die schlimme Krankheit AIDS wieder zurückwerfen lassen. Rainbow: Was sagst Du zu dem Gerücht, dass Du zu Deiner mittlerweile 3jährigen, neuen Liebe nach Berlin ziehst? Laura: Dass wird es nie geben! Für mich gibt es nur Stuttgart und das KC! Das ist meine Welt... und „sonst gar nichts“! Meine Männer sind alle Horror, guter Horror, aber die kommen und gehen, doch das KC bleibt! Rainbow: Drei Wünsche von Dir zum Abschluss? Laura: Dass das KC ewig und als schwul-lesbische Institution überlebt, dass die junge Generation bewusster lebt und für die schwule Identität politisch kämpft und vor allem, dass AIDS endgültig durch ein wirkliches Heilmittel besiegt wird! Die gesamte RAINBOW-Redaktion wünscht Laura die volle Erfüllung all dieser Wünsche und dankt für das Interview und die Einladung zum grandiosen Fest und wünscht sich selbst, dass Laura die Stuttgarter Szene noch viele Jahre glücklich verhext! Ralf Bogen Spenden zu Gunsten der AIDS-Hilfe Stuttgart e.V. (AHS) Am Donnerstag, 08. Februar 2007, startete der Stuttgarter KINGS CLUB (www.kingsclub-stuttgart.de), Calwer Str. 21, seine dreitägigen Feiern zum 30-jährigen Bestehen. Laura Halding-Hoppenheit und ihr Team feierten ab 17.00 Uhr mit geladenen Gästen aus der ganzen Republik – und die AHS kam dabei auch nicht zu kurz! Anzutreffen waren Lilo Wanders, die Kult-Diva ohne Alter, der Moderator Uwe Hübner, einst Gesicht der „ZDF-Hitparade“ und Frl. Wommy Wonder. Aus Berlin waren u.a. der Modedesigner Harald Glööckler, die Sängerin Romy Haag und Mitglieder des Vorstandes der Deutschen AIDS-Hilfe e.V. (DAH) angereist. Egon Emmerling sprach für den Vorstand die Glückwünsche der DAH aus. Im Namen der AHS dankte Ulrike Hallenbach vom AHS-Vorstand Laura für ihre unerschütterliche Treue zur AHS und beglückwünschte sie zu dem Verdienst, die Institution KINGS CLUB über den 30. Geburtstag in eine hoffnungsfrohe Zukunft geführt zu haben. Die Stimmung war super – das Haus hätte wohl kaum noch mehr Gäste fassen können. Allüberall war es zu hören und auf vielen Gesichtern war es auch abzulesen, dass der KINGS CLUB – „das KC“ – für viele etwas Besonderes war und immer noch ist. Der erste Jubiläumsabend war bis 21 Uhr für alle reserviert, „die älter sind als das KC“. Ob nun die heutige Gäste-Generation im „KC“ dasselbe sieht, wie die älteren Semester, bezweifelt selbst Laura: „Die Jungen, die im KC feiern wollen und Diskriminierung zum Glück nicht kennen, vergessen, dass wir immer mehr wollten als nur Party. Die älteren haben diesen Platz als Freiraum erkämpft, um so sein zu können, wie sie sind.“ 44 I 45 44 I 45 MAGAZIN Angesichts der Massen, die sich allabendlich ab 22 Uhr im „KC“ tummeln, kann man aber wohl davon ausgehen, dass der KINGS CLUB weiterhin Biographien prägen wird – wenn auch auf andere Weise: der KINGS CLUB hat seinen Weg in die Zukunft gefunden! Im Rahmen des Empfangs hatten die Gäste auch Gelegenheit, die Spendenpyramide der AHS zu füllen – wovon reichlich Gebrauch gemacht wurde: 2.588,52 EUR wurden für den guten Zweck gespendet. Vorstand, Geschäftsführung und Mitarbeiter der AIDS-Hilfe Stuttgart e.V. sagen Laura, ihrem Team sowie allen SpenderInnen herzlichen Dank und wünschen dem KINGS CLUB mindestens 30 weitere, erfolgreiche Jahre!! Franz Kibler, AIDS-Hilfe Stuttgart e.V., Geschäftsführung

MAGAZIN<br />

Damals vor genau 20 Jahren... 30 Jahre <strong>Stuttgart</strong>er KINGS CLUB<br />

Das Schlimmste ist, dass ich sehr viele<br />

Freunde verloren habe durch Krankheit<br />

und Tod. Menschen, die mit mir die<br />

Szene aufgebaut haben, die ich heute<br />

zum 30jährigen Jubiläum gerne dabei<br />

haben würde und deren Energien ich<br />

heute noch in mir tief spüre und die<br />

mich so lange ich leben werde, begleiten.<br />

Trotz dieses Verlustes bin ich sehr<br />

dankbar darüber, dass ich diesen lieben<br />

Menschen, die mein Leben bereichert<br />

haben, begegnet bin und ich wichtige<br />

Jahre mit ihnen verbringen konnte.<br />

Rainbow:<br />

Was hat sich für Dich am meisten in<br />

dieser Zeit verändert und wie siehst Du<br />

die Zukunft?<br />

Laura:<br />

Die Einstellung zu der Szene und zu<br />

Schwulen und Lesben in der Gesellschaft<br />

hat sich sehr verändert. Die<br />

junge Generation der Schwulen bewegen<br />

sich viel mehr in Freiheit und<br />

kennt z.T. keinen großen Kampf wegen<br />

Diskriminierung und Ängsten mehr. Sie<br />

betrachten das KC als reinen Party-<br />

Treffpunkt, vergessen dabei, dass hinter<br />

dem KC eine ideologische Institution<br />

steht: wir, die Älteren, haben uns diesen<br />

Platz als Freiraum erkämpft, um so sein<br />

zu können, wie wir fühlen und wie wir<br />

sind. Wir haben uns im KC getroffen, um<br />

uns gegenseitig zu ermutigen und um<br />

gemeinsam Pläne zu schmieden, wie<br />

wir nach außen Gleichberechtigung und<br />

Respekt durchsetzen und uns verschaffen<br />

können. Wir haben uns auch nicht<br />

durch die schlimme Krankheit <strong>AIDS</strong> wieder<br />

zurückwerfen lassen.<br />

Rainbow:<br />

Was sagst Du zu dem Gerücht, dass Du<br />

zu Deiner mittlerweile 3jährigen, neuen<br />

Liebe nach Berlin ziehst?<br />

Laura:<br />

Dass wird es nie geben! Für mich gibt<br />

es nur <strong>Stuttgart</strong> und das KC! Das ist<br />

meine Welt... und „sonst gar nichts“!<br />

Meine Männer sind alle Horror, guter<br />

Horror, aber die kommen und gehen,<br />

doch das KC bleibt!<br />

Rainbow:<br />

Drei Wünsche von Dir zum Abschluss?<br />

Laura:<br />

Dass das KC ewig und als schwul-lesbische<br />

Institution überlebt, dass die junge<br />

Generation bewusster lebt und für die<br />

schwule Identität politisch kämpft und<br />

vor allem, dass <strong>AIDS</strong> endgültig durch ein<br />

wirkliches Heilmittel besiegt wird!<br />

Die gesamte RAINBOW-Redaktion<br />

wünscht Laura die volle Erfüllung all<br />

dieser Wünsche und dankt für das<br />

Interview und die Einladung zum grandiosen<br />

Fest und wünscht sich selbst,<br />

dass Laura die <strong>Stuttgart</strong>er Szene noch<br />

viele Jahre glücklich verhext!<br />

Ralf Bogen<br />

Spenden zu Gunsten der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V. (AHS)<br />

Am Donnerstag, 08. Februar 2007,<br />

startete der <strong>Stuttgart</strong>er KINGS<br />

CLUB (www.kingsclub-stuttgart.de),<br />

Calwer Str. 21, seine dreitägigen Feiern<br />

zum 30-jährigen Bestehen. Laura<br />

Halding-Hoppenheit und ihr Team feierten<br />

ab 17.00 Uhr mit geladenen Gästen<br />

aus der ganzen Republik – und die AHS<br />

kam dabei auch nicht zu kurz!<br />

Anzutreffen waren Lilo Wanders, die<br />

Kult-Diva ohne Alter, der Moderator Uwe<br />

Hübner, einst Gesicht der „ZDF-Hitparade“<br />

und Frl. Wommy Wonder. Aus<br />

Berlin waren u.a. der Modedesigner<br />

Harald Glööckler, die Sängerin Romy<br />

Haag und Mitglieder des Vorstandes der<br />

Deutschen <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> e.V. (DAH) angereist.<br />

Egon Emmerling sprach für den<br />

Vorstand die Glückwünsche der DAH<br />

aus. Im Namen der AHS dankte Ulrike<br />

Hallenbach vom AHS-Vorstand Laura für<br />

ihre unerschütterliche Treue zur AHS<br />

und beglückwünschte sie zu dem<br />

Verdienst, die Institution KINGS CLUB<br />

über den 30. Geburtstag in eine hoffnungsfrohe<br />

Zukunft geführt zu haben.<br />

Die Stimmung war super – das Haus<br />

hätte wohl kaum noch mehr Gäste fassen<br />

können. Allüberall war es zu hören<br />

und auf vielen Gesichtern war es auch<br />

abzulesen, dass der KINGS CLUB –<br />

„das KC“ – für viele etwas Besonderes<br />

war und immer noch ist. Der erste<br />

Jubiläumsabend war bis 21 Uhr für alle<br />

reserviert, „die älter sind als das KC“.<br />

Ob nun die heutige Gäste-Generation im<br />

„KC“ dasselbe sieht, wie die älteren<br />

Semester, bezweifelt selbst Laura: „Die<br />

Jungen, die im KC feiern wollen und<br />

Diskriminierung zum Glück nicht kennen,<br />

vergessen, dass wir immer mehr<br />

wollten als nur Party. Die älteren haben<br />

diesen Platz als Freiraum erkämpft, um<br />

so sein zu können, wie sie sind.“<br />

44 I 45 44 I 45<br />

MAGAZIN<br />

Angesichts der Massen, die sich allabendlich<br />

ab 22 Uhr im „KC“ tummeln,<br />

kann man aber wohl davon ausgehen,<br />

dass der KINGS CLUB weiterhin Biographien<br />

prägen wird – wenn auch auf<br />

andere Weise: der KINGS CLUB hat seinen<br />

Weg in die Zukunft gefunden!<br />

Im Rahmen des Empfangs hatten die<br />

Gäste auch Gelegenheit, die Spendenpyramide<br />

der AHS zu füllen – wovon<br />

reichlich Gebrauch gemacht wurde:<br />

2.588,52 EUR wurden für den guten<br />

Zweck gespendet. Vorstand, Geschäftsführung<br />

und Mitarbeiter der<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V. sagen Laura,<br />

ihrem Team sowie allen SpenderInnen<br />

herzlichen Dank und wünschen dem<br />

KINGS CLUB mindestens 30 weitere,<br />

erfolgreiche Jahre!!<br />

Franz Kibler, <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V.,<br />

Geschäftsführung

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