Abschied - AIDS-Hilfe Stuttgart
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LEBEN MIT HIV & <strong>AIDS</strong><br />
Prof. Stoll wahrnehmen wird. Er wird<br />
voraussichtlich der Leiter des kommenden<br />
Studienprojektes.<br />
Rückblickend ist die Antwort einfach<br />
und verständlich: Ein Medikament, mit<br />
dem ein Unternehmen viel Geld verdient<br />
oder zu verdienen hofft, begegnet Ihnen<br />
in einer Präsentation nach der anderen.<br />
Auch der Medizin- und Selbsthilfe-<br />
Journalismus ist sehr weitgehend vom<br />
Sponsoring abhängig. Verständlicherweise<br />
finden hier Strategien statt.<br />
Wissenschaftliche Daten und Präsentationen<br />
sind Werbung. Hinter<br />
Ansätzen, deren Besonderheit vielleicht<br />
ist, dass sie nichts kosten, steht all<br />
diese Finanzpower nicht. Entsprechend<br />
schwer tun sich diese Ansätze, voranzukommen<br />
und Eingang in die Diskussion<br />
zu finden.<br />
Rainbow:<br />
Wie sehen Sie die Bedeutung des<br />
Therapieansatzes für Menschen mit HIV<br />
in der sog. „3. Welt“, die noch keinen<br />
Zugang zur HAART erstreiten konnten?<br />
HIVNEWS<br />
40 I 41<br />
Erhöhtes Risiko für Analkarzinome bei HIV<br />
Dr. Ulmer:<br />
Darin liegt unsere große Hoffnung.<br />
Prednisolon hat nach unseren bisherigen<br />
Beobachtungen seine größte<br />
Bedeutung bei Patienten, die keine<br />
HAART brauchen. In der von uns eingesetzten<br />
Dosis kostet es in Afrika nur 3<br />
Dollar pro Jahr. Es kann die antiretrovirale<br />
Therapie nicht ersetzen, aber wahrscheinlich<br />
deren Notwendigkeit hinauszögern,<br />
bei einzelnen – nicht sehr vielen<br />
– vielleicht sogar dazu beitragen, dass<br />
sie nie eine HAART brauchen. Aber bisher<br />
ist das eine Vision. Ob <strong>Stuttgart</strong>er<br />
Verhältnisse wirklich auf Regionen mit<br />
ganz anderen Bedingungen übertragbar<br />
sind, muss noch geklärt werden. Eine<br />
erste Prüfung dieser Frage findet jetzt in<br />
Tansania statt.<br />
Rainbow:<br />
Wie denken Sie, sollten sich <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n<br />
und andere <strong>AIDS</strong>-Organisationen zu solchen<br />
Forschungsanliegen verhalten,<br />
wenn sie entsprechend ihres eigenen Anspruches,<br />
„Interessensvertretung der<br />
Menschen mit HIV und <strong>AIDS</strong>“ sein wollen?<br />
Menschen mit HIV erkranken auffällig häufig an bestimmten Krebsarten: vor allem an bösartigen Tumoren im Bereich des<br />
Afters (Analkarzinom) und an Lymphdrüsenkrebs (Morbus Hodgkin). Das Analkarzinom, normalerweise mit weniger als einer<br />
Person pro 100.000 Personen und Jahr eine Rarität, hat bei HIV-Patienten eine Häufigkeit von 34 pro 100.000<br />
Patientenjahre erreicht. Betroffen sind fast nur HIV-positive Männer. Dr. Mosthaf vermutet, dass humane Papiloma-Viren ein<br />
Grund für die Analkarzinome sind. Sie sind sexuell übertragbar und verursachen zunächst Feigwarzen , aus denen dann ein<br />
Krebs entstehen kann. Er rief alle Ärzte auf, bei HIV-Patienten auf Hautveränderungen im Bereich des Afters zu achten.<br />
(Quelle: Nürnberger Schwulenpost, Dez. 2006, „Gesundheits-Check“)<br />
Dr. Ulmer:<br />
<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n und andere Interessensvertretungen<br />
haben längst einen unverzichtbaren<br />
Stellenwert darin, Ideen zu verfolgen<br />
und kritisch zu begleiten. Für „unsere“<br />
Idee kann das durchaus zum Input<br />
wichtiger weiterer Ideen führen. Ich habe<br />
bisher mehr Skepsis als Euphorie verspürt.<br />
Mir war das immer ein wichtiger<br />
Anstoß, alles erneut zu überdenken. Aber<br />
vielleicht muss auch umgekehrt die<br />
Skepsis immer wieder überdacht werden.<br />
Vielleicht lässt sich das ein oder andere<br />
mehr für eine Idee tun, hinter der nicht<br />
gleich die industriellen Spenden winken.<br />
Zu denken ist dabei an Vernetzungsarbeit,<br />
die ein oder andere Öffentlichkeitsarbeit<br />
und, wer weiß, was es noch für Ideen<br />
gibt. Wenn die deutsche Prednisolonstudie<br />
startet, die übrigens bisher den<br />
Namen PRETREAT hat, kann eine logistische<br />
Unterstützung, an dieser Studie teilzunehmen,<br />
von unschätzbarem Wert sein.<br />
Wir bedanken uns bei Herrn Dr. Ulmer für<br />
das Interview.<br />
Ralf Bogen<br />
HIVNEWS<br />
Genetische Marker für Leberschädigungen durch<br />
die Medikamente Viramune und Sustiva<br />
In zwei US-Studien wurde herausgefunden, dass es<br />
genetische Anhaltspunkte gibt, die vorhersagen können,<br />
welche Patienten ein besonders hohes Risiko für<br />
Leberschädigung durch den Einsatz von Nevirapin<br />
(Viramune) und Efavirenz (Sustiva) erleiden.<br />
Schwere Leberschäden, definiert als Erhöhung der<br />
Leberwerte GOT (= AST) und GPT (=ALT) treten demnach<br />
beim Einsatz dieser Medikamente auf: bei<br />
Viramune je nach Studie bei bis zu 25% der<br />
Patienten, bei Sustiva bei bis zu 8% der Patienten!<br />
(Quelle: November/Dezember-Ausgabe von Projekt Information<br />
München)<br />
HIVNEWS<br />
Wissenschaftler rechnen bald mit Integrase-<br />
Hemmern<br />
Die Integrase-Hemmer MK-0518, eine noch nicht zugelassene<br />
Substanz mit einem neuen Angriffspunkt zur<br />
Hemmung der HIV-Vermehrung im menschlichen Körper<br />
befindet sich in der Entwicklung. Sie verhindern, dass<br />
die in DNA umgeschriebene virale Erbsubstanz des HIV<br />
in das menschliche Zellgenom integriert wird. Nach<br />
einer Presseveröffentlichung der Ärzte-Zeitung vom 23.<br />
Januar 2007 erhalten 178 Patienten mit fortgeschrittener<br />
HIV-Infektion in einer noch laufenden Phase-II-<br />
Studie zweimal täglich 200 mg, 400 mg oder 600 mg<br />
MK-0518 oder Placebo, jeweils kombiniert mit Hemmstoffe<br />
des HIV-Enzyms Reverse Transkriptase.<br />
(Quelle: Ärzte-Zeitung vom 23. Januar 2007)