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Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

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Was as macht eigentlich ...?<br />

Cornelia Hanisch<br />

Von Steffen Haffner<br />

C<br />

ornelia Hanisch hat sich gerade beim Tennis, ihrer zweiten<br />

sportlichen Liebe, ausgetobt. Jetzt sitzt sie entspannt beim<br />

Interview im Clubhaus <strong>des</strong> TC Waldschwimmbad. Hier schwingt die<br />

viermalige Fechtweltmeisterin <strong>und</strong> "einmalige" Olympiasiegerin <strong>und</strong><br />

Olympiazweite von 1984 seit Jahrzehnten den Schläger. Die Tennisplätze,<br />

die sich malerisch hinter herbstlich gefärbten hohen Bäumen<br />

verstecken, liegen nur einen Steinwurf<br />

weit vom Sportzentrum Rosenhöhe<br />

entfernt, wo einst "Albatros" Michael<br />

Groß seine Bahnen zog. Mit dem<br />

Schwimmstar hat sie eines gemeinsam:<br />

Beide sind in Frankfurt geboren, beide<br />

starteten für einen Offenbacher Verein.<br />

Bei <strong>der</strong> heute Fünf<strong>und</strong>fünfzigjährigen<br />

sind die Bezüge zu Offenbach noch<br />

stärker: Hier ist sie aufgewachsen, hier<br />

focht sie beim Offenbacher Fechtclub,<br />

dem einst die deutsche Fechtikone<br />

Helene Mayer, die Olympiasiegerin von<br />

1928 <strong>und</strong> Olympiazweite von 1936,<br />

angehörte, hier ist sie als Berufsschullehrerin<br />

tätig. Das Haus, das sie<br />

gemeinsam mit ihrem Mann, einem<br />

Psychiater, bewohnt, steht in Dietzenbach,<br />

sozusagen auf neutralem Terrain.<br />

"Mal fühle ich mich als Offenbacherin,<br />

mal als Frankfurterin. Das ist so, als<br />

wenn man zwei Nationalitäten in sich<br />

hat." So teilt sie mit den Kickers <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Eintracht Freud <strong>und</strong> Leid.<br />

Als Kind hat sich die "Conny", wie sie<br />

die meisten nennen, beim Fußball mit<br />

den Jungs ausgetobt. "Das passte zu<br />

meiner Art von Aggressivität. Ich bin<br />

ein direkter Mensch. Wenn mir was<br />

nicht passt, dann fauche ich den<br />

an<strong>der</strong>en an, <strong>und</strong> <strong>der</strong> darf dann zurück fauchen. So setzen sich Jungs<br />

auseinan<strong>der</strong>. Die Mädchen haben dann gleich geweint <strong>und</strong> sind zur<br />

Mami gelaufen." Ihre Tanten haben die Mutter gewarnt: "Wenn du<br />

nicht aufpasst, wird die Conny noch ein Junge." So wurde ihr, auf die<br />

sich als Einzelkind die geballte Aufmerksamkeit ihrer Eltern <strong>und</strong><br />

Verwandten richtete, <strong>der</strong> Weg zum Offenbacher Fechtclub gewiesen.<br />

Als die Elfjährige zum ersten Mal in den Fechtsaal kam, "stolzierte ein<br />

50<br />

alter Fechtmeister in Lackschuhen <strong>und</strong> ganz in Schwarz gekleidet<br />

zwischen den Mädchen umher. Die lachten sich kringelig über August<br />

Heim. Lachen fand ich immer schon gut. Da sagte ich mir: Okay, da<br />

machst du das eben." Ohne zu ahnen, dass damit ihre ruhmreiche<br />

Laufbahn als Fechterin begann.<br />

Die erste Schlagzeile in <strong>der</strong> "Offenbach-Post"<br />

lautete: "Cornelia Hornisch<br />

imponiert." Eine Freudsche Fehlleistung,<br />

an <strong>der</strong> ihr Fechtkamerad Uli<br />

Horn "schuld" war. Bei den ersten<br />

Sichtungslehrgängen merkte sie, dass<br />

die Gleichaltrigen besser waren. Die<br />

zwei St<strong>und</strong>en Training in ihrem Club<br />

reichten ihr nicht mehr. Sie trainierte<br />

nun auch noch in an<strong>der</strong>en Vereinen.<br />

Um ihre technischen Defizite auszugleichen,<br />

nahm sie bei August Heim<br />

zusätzlich Unterricht. Der in Ehren<br />

ergraute Fechtmeister verlangte von<br />

dem Teenager pro Lektion stolze 30 D-<br />

Mark. "Meine Eltern waren nicht auf<br />

Rosen gebettet, mein Vater war<br />

kaufmännischer Angestellter, Prokurist<br />

bei einer Offenbacher Firma, meine<br />

Mutter übte ihren Beruf als Heilpraktikerin<br />

nicht aus. Das Geld für die<br />

Trainerst<strong>und</strong>en habe ich mir nebenbei<br />

verdient, hab' bei Behle Spielzeug<br />

verkauft, hab' bei <strong>der</strong> Post gearbeitet<br />

<strong>und</strong> hab' auch noch im Vereinsheim<br />

geputzt."<br />

Eine Zeitlang sah es so aus, als würde<br />

sich die Elevin vom Fechten abwenden.<br />

Drei Monate lang spielte die Siebzehnjährige<br />

ausgiebig Tennis beim TC<br />

Waldschwimmbad. "Das war schon ein komisches Gefühl, als ich zum<br />

ersten Mal das Fechttraining schwänzte <strong>und</strong> mir statt<strong>des</strong>sen im<br />

Fernsehen einen Edgar-Wallace-Film mit "Blackie" Fuchsberger ansah.<br />

Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, es hat mir aber auch gut<br />

getan." Dahinter steckte, dass sie mit <strong>der</strong> antiquierten Fechtmethode<br />

von August Heim nicht mehr einverstanden war.

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