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Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

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sterile Stimmung im nicht immer vollbesetzten Leichtathletik-<br />

Stadion von Osaka (Japan) während <strong>der</strong> Weltmeisterschaft<br />

kommentiert. Er hätte die gleichen Worte wählen können in<br />

Anbetracht sich quälen<strong>der</strong> Ausdauerathleten, <strong>der</strong> Opfer <strong>der</strong><br />

extremen, wiewohl vorhersehbaren Wetterbedingungen am<br />

WM-Ort - <strong>und</strong> wäre mit seiner Bemerkung dem Kern <strong>des</strong><br />

Problems näher gekommen als diverse Beschwichtiger vom<br />

Weltverband <strong>der</strong> Leichtathleten. Sie hatten, wie<strong>der</strong>um sinngemäß,<br />

klagenden Europäern empfohlen, sich nicht so zu haben,<br />

große Teile <strong>der</strong> WM-Starter müssten sich schließlich ständig<br />

mit <strong>der</strong>artigen Hitze- <strong>und</strong> Luftfeuchtigkeitswerten auseinan<strong>der</strong>setzen.<br />

So viel fürs erste zum Gr<strong>und</strong>satz von gleichen<br />

Bedingungen für alle.<br />

Mögen die Verhältnisse von Osaka nicht je<strong>der</strong>manns Sache<br />

gewesen sein, für die Sportwissenschaft waren sie "a g`mahde<br />

Wiesn", wie die Bayern in solchen Fällen zu sagen pflegen. Ein<br />

Experimentierfeld, auf dem sie sich mal so richtig austoben<br />

<strong>und</strong>, ganz wichtig, Erkenntnisse für Olympia 2008 im ähnlich<br />

"gestrickten" Peking sammeln konnten. Nachdem an den<br />

Universitäten Darmstadt <strong>und</strong> Münster festgestellt worden war,<br />

dass Profisportler ihre Leistung bis zu acht Prozent steigern<br />

können, wenn sie sich mehrmals je zweieinhalb Minuten in<br />

einem auf minus 120 Grad abgesenkten Polarium aufhalten,<br />

mussten Verhaltensmuster im an<strong>der</strong>en Extrem plus deftigen<br />

Luftfeuchtigkeitsspitzen einfach neugierig machen. Bei Kühlung,<br />

fanden findige Köpfe heraus, reagiert <strong>der</strong> Körper, indem<br />

er die Blutgefäße in <strong>der</strong> Haut verengt. In <strong>der</strong> Folge sollen<br />

darunter liegende Muskeln über mehr Sauerstoff verfügen. Bei<br />

Körpererwärmung dagegen wächst <strong>der</strong> Energie-, sprich Sauerstoffverbrauch,<br />

um Hitze abzuleiten. Die Aufgabenstellung<br />

konnte demnach für Athleten <strong>und</strong> ihre Betreuer in Osaka nur<br />

lauten: Cool bleiben in <strong>der</strong> größten Hitze.<br />

Die <strong>Deutschen</strong> behalfen sich unter an<strong>der</strong>em mit Kühlwesten.<br />

Bis Peking sollten sie allerdings das logistische Problem gelöst<br />

haben, je<strong>der</strong>zeit <strong>und</strong> überall auch Kühlschränke zur Verfügung<br />

zu haben. Ohne die kommt selbst die beste Weste nicht auf<br />

Temperatur. Einige Amerikaner benutzten ebenfalls Westen,<br />

freilich mit exakt dem gegenteiligen Ziel: Im kühlen, sauerstoffarmen<br />

Höhentrainingslager zu Hause in den Rockys sollten<br />

sie den Körper überproportional erwärmen, um ihn an die<br />

Osaka-Verhältnisse zu gewöhnen, ohne auf den Höheneffekt<br />

zu verzichten.<br />

Die Frage, welche Anpassung an außergewöhnliche Klimaverhältnisse<br />

die beste ist, berührt vermutlich das sensibelste<br />

sportwissenschaftliche Gebiet (es sei denn, es bereitet Probleme,<br />

Dauerläufer angesichts hohen Schweißverlusts in die Kunst<br />

<strong>des</strong> Trinkens neu einzuweisen). Die beiden Möglichkeiten:<br />

Umstellung wohl auf die verän<strong>der</strong>te Zeitzone, aber ohne<br />

mehrtägige Einstellung auf die Klimabedingungen am Wettkampfort,<br />

wie von den <strong>Deutschen</strong> praktiziert im Norden Japans<br />

mit mitteleuropäischem Sommerklima. O<strong>der</strong> <strong>der</strong> etwa zweiwö-<br />

44 OF-K<br />

chige Aufenthalt mit kontinuierlicher Annäherung an eine<br />

Region mit den exakt gleichen Wetterwerten wie sie während<br />

<strong>des</strong> Wettkampfs vorherrschen. Die guten Ergebnisse <strong>der</strong>er, die<br />

letztere Variante wählten, könnten deutsche Langstreckler, falls<br />

sie sich denn überhaupt für Olympia qualifizieren, zur Praxisumkehr<br />

animieren.<br />

Wem <strong>der</strong>lei - wohlgemerkt ethisch nicht verwerfliche - Experimente<br />

mit dem menschlichen Organismus nicht mehr ins Bild<br />

vom Sport als <strong>der</strong> herrlichsten <strong>und</strong> natürlichsten Nebensache<br />

<strong>der</strong> Welt passen, dem sei mitgeteilt: Das vermutlich größte<br />

Handicap für 2008 in Peking startende Athleten, die Luftverschmutzung,<br />

harrt noch <strong>der</strong> Beseitigung. O<strong>der</strong> haben sich<br />

unsere Sportwissenschaftler längst Rat bei <strong>der</strong> Automobilindustrie<br />

geholt? Dort arbeitet man ja inzwischen mit Russpartikelfilter...<br />

Michael Gernandt<br />

Noch ein Fußball-Märchen<br />

A<br />

uch <strong>der</strong> deutsche Frauenfußball benötigte lange Wege bis<br />

zur breiten Anerkennung, obwohl er jedenfalls in Europa<br />

frühzeitig sehr erfolgreich Maßstäbe gesetzt hatte. Mit dem<br />

Aufsehen erregenden Gewinn <strong>des</strong> Weltmeistertitels 2003 in<br />

den USA kämpfte <strong>und</strong> spielte sich <strong>der</strong> (bis dahin) fünffache<br />

Europameister endlich auch in die sportlichen Männerherzen.<br />

Inzwischen gewannen "unsere" Fußballerinnen die sechste EM<br />

<strong>und</strong> verteidigten jetzt in China als erstes Team den WM-Titel,<br />

mit Glück, Glanz <strong>und</strong> Gloria. Noch dazu ohne ein einziges<br />

Gegentor, was keinem Weltmeister je gelang. Männern schon<br />

mal gleich gar nicht. Längst werden die patenten Protagonistinnen<br />

<strong>der</strong> populärsten Sportart <strong>der</strong> Welt nicht mehr belächelt,<br />

son<strong>der</strong>n allgemein bew<strong>und</strong>ert. Die besten Kickerinnen <strong>der</strong><br />

Nation praktizieren einen attraktiven, durchdachten, energischen,<br />

leidenschaftlichen, schnellen Fußball - erfolgreiche<br />

Attribute, mit denen sich ein großes Publikum gewinnen lässt.<br />

So fuhren die Schützlinge <strong>der</strong> einst selbst ausgezeichneten<br />

OF-KOMMENT OMMENTARE ARE

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