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Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

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es Bedrohungspotenzial entspringt neueren Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />

das Studium <strong>der</strong> geburtenschwachen Jahrgänge zu<br />

organisieren. Der Trend zur Europäisierung unter dem Zwang<br />

<strong>der</strong> "Bologna"-Vereinbarungen sorgt schon heute für einen<br />

ökonomischen Druck, <strong>und</strong> das Schmalspurwissen eines<br />

sechssemestrigen Bachelor-Abschlusses provoziert neue<br />

Nie<strong>der</strong>gangs-Szenarien.<br />

Das Kränkeln <strong>der</strong> Sportwissenschaft sollte auch den organisierten<br />

Sport beschäftigen - auch wenn er in den letzten<br />

Jahren allenfalls lokale Bündnisse mit <strong>der</strong> Geisteswissenschaft<br />

geschmiedet hat. Die Sportverbände müssen sich in den<br />

kommenden Jahren neu positionieren, um in einem breiten<br />

Spektrum die kulturelle, soziale <strong>und</strong> nationale Strahlkraft <strong>des</strong><br />

DOSB, <strong>des</strong> größten Personenverban<strong>des</strong> in unserem Land,<br />

behaupten zu können. Bisher hat <strong>der</strong> autonome Sport zwar<br />

wissenschaftliche Wegmarken gefor<strong>der</strong>t, den Spitzensport auf<br />

ein verän<strong>der</strong>tes Tableau zu heben. Zielführende Antworten<br />

auf die Folgen von Ökonomisierung <strong>und</strong> Globalisierung, auf<br />

Verrechtlichung <strong>und</strong> Verdinglichung wurden aber bislang<br />

nicht erfragt. Dabei steht <strong>der</strong> Sport vor Ort vor umwälzenden<br />

Deutschlands Sportmediziner kämpfen um ihren Ruf.<br />

Ende Mai offenbarten die Freiburger Kollegen Andreas<br />

Schmid <strong>und</strong> Lothar Heinrich <strong>der</strong> Öffentlichkeit, dass<br />

sie in den 90er Jahren Radprofis <strong>des</strong> Team Telekom mit Erythropoietin<br />

(Epo) versorgt hätten <strong>und</strong> beendeten damit von<br />

einem Tag auf den an<strong>der</strong>en ihre hoffnungsvolle medizinische<br />

Karriere in Deutschland. Kopfschütteln allenthalben: Wie<br />

kann man nur? Die Universität Freiburg entließ die beiden<br />

Sportmediziner <strong>und</strong> schob eine umfangreiche Untersuchung<br />

<strong>der</strong> Vorgänge an. Fünf Monate später sind die Schlagzeilen<br />

längst wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e. Schmid <strong>und</strong> Heinrich, wer?<br />

Der Spitzensport ist erbarmungslos, Einzelschicksale spielen<br />

da keine Rolle. Und trotzdem wirkt <strong>der</strong> Freiburger Skandal<br />

nach. Thomas Bach scheute jedenfalls die klaren Worte nicht.<br />

Der Präsident <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong><br />

(DOSB) for<strong>der</strong>te die Sportmediziner in Köln auf, ihr Wissen<br />

nicht zur Unterstützung <strong>des</strong> Dopings im Sport zu missbrauchen,<br />

weil sie damit "die Basis ihrer eigenen Tätigkeit mit<br />

Füßen treten". Beim 40.Sportärztekongress im Gürzenich<br />

wurde Bach sehr deutlich: "Wir mussten auf internationaler<br />

<strong>und</strong> nationaler Ebene feststellen, dass Ärzte Doping mit<br />

erschreckenden, abstoßenden <strong>und</strong> mafiösen Methoden geradezu<br />

orchestrieren. Doping ist aber we<strong>der</strong> mit dem Arztberuf<br />

34<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen, die Existenz vieler Vereine könnte langfristig<br />

gefährdet sein. Nur ein Beispiel: Immer weniger Kin<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> Jugendliche fühlen sich zum Wettkampfsport hingezogen,<br />

dafür suchen jetzt verstärkt Senioren Bewegungs- <strong>und</strong><br />

Sportangebote auf. Solche Nachfrage kann mancherorts<br />

kaum noch gemeistert werden. Der demografische Faktor<br />

wird diesen neuen Trend noch verstärken.<br />

Die Finanzierung <strong>des</strong> Breitensports steht vor dem Umbruch.<br />

Gutsituierte aus <strong>der</strong> gehobenen Mittelschicht haben längst<br />

dem Vereinssport <strong>und</strong> damit <strong>der</strong> Solidargemeinschaft den<br />

Rücken gekehrt <strong>und</strong> bewegen sich auf individuellen Pfaden in<br />

Freizeit- <strong>und</strong> Fitnesscentern. Anything goes heißt dort das<br />

Prinzip. Fit for fun, trendorientiert, beliebig, individuell. Der<br />

Sportverein darf nicht zum Daseinsvorsorge-Zentrum für den<br />

sozialen Rest verkommen, das wegen fehlen<strong>der</strong> Beiträge<br />

passiver Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> jungen Generation keine Angebote<br />

mehr vorhalten kann. Der Schulsport muss sich nicht nur<br />

quantitativ, son<strong>der</strong>n auch qualitativ verän<strong>der</strong>n - seit über 20<br />

Jahren schon wird diese For<strong>der</strong>ung erhoben, die nach wie vor<br />

aktuell ist. Allein schon aus ges<strong>und</strong>heitspolitischen Überle-<br />

Deutschlands Sportmedizin kämpft um ihren Ruf<br />

noch mit dem Sport vereinbar." Die Sportmediziner beeilten<br />

sich im Schatten <strong>des</strong> Domes zu versichern, dass Doping mit<br />

ihnen nicht machbar sei. Obwohl die Freiburger Kollegen<br />

Schmid <strong>und</strong> Heinrich Mitglie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Gesellschaft<br />

für Sportmedizin <strong>und</strong> Prävention (DGSP) waren. "Wir<br />

haben nur die Möglichkeit, Mitglie<strong>der</strong> auszuschließen", sagt<br />

DGSP-Präsident Professor Herbert Löllgen aus Remscheid.<br />

"Mehr können wir nicht tun."<br />

Die aktuelle Dopingdiskussion <strong>und</strong> "die schwarzen Schafe<br />

unter den Sportärzten haben unseren Stand in eine Schieflage<br />

gebracht", gab Professor Hans-Georg Predel, Leiter <strong>der</strong> Abteilung<br />

Präventive <strong>und</strong> Rehabilitative Sportmedizin <strong>des</strong> Instituts<br />

für Kreislaufforschung <strong>und</strong> Sportmedizin <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

Sporthochschule Köln, freimütig zu. Studien zum Testosteron-<br />

Doping, die im Freiburger Institut für Sportmedizin entstanden<br />

sind, o<strong>der</strong> die Radsport-Ärzte, die Dopingmittel verteilten <strong>und</strong><br />

injizierten, hätten einen ganzen Berufszweig in Verruf<br />

gebracht. Auch unter den Sportmedizinern in Köln kursierte<br />

das <strong>der</strong>zeit erfolgreichste Buch <strong>der</strong> Szene. "Anabole Steroide -<br />

Das schwarze Buch 2007" ist ein 1,9 Kilogramm schweres<br />

Nachschlagewerk aus <strong>der</strong> Schattenwelt <strong>des</strong> Sports. Verfügbarkeit<br />

<strong>und</strong> Nebenwirkungen von 88 Substanzen sind dort aufgelistet,<br />

geballtes Wissen über Anabolika, erschienen im nie<strong>der</strong>-

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