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Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

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V<br />

or 40 <strong>und</strong> mehr Jahren ging <strong>der</strong> junge Medizinstudent Helmut<br />

Pabst in <strong>der</strong> Basketball-Bun<strong>des</strong>liga für die Münchner Vereine Post<br />

SV <strong>und</strong> TSV 1860 auf Punktejagd. Ein Jäger im übertragenen Sinn ist<br />

<strong>der</strong> Sportarzt Dr. Helmut Pabst, 64, auch heute noch: Er jagt Dopingsün<strong>der</strong>.<br />

Seit nunmehr 13 Jahren. 1994 gründete <strong>der</strong> Münchner<br />

gemeinsam mit dem Wuppertaler Polizisten <strong>und</strong> deutschen Leichtathletikmeister<br />

(4x400 m) Klaus Wengoborski, 68, die Firma Physical Work<br />

Control GmbH (PWC). PWC löste damals mit zunächst 20 Mitarbeitern<br />

die TÜV-Tochter German Control ab <strong>und</strong> übernahm für den deutschen<br />

Sport die nationalen Wettkampf- <strong>und</strong> Trainingskontrollen. Seit 2004<br />

testet die in Gilching bei München ansässige Firma auch international,<br />

unter an<strong>der</strong>en werden die PWC-Kontrolleure von <strong>der</strong> Weltantidoping-<br />

Agentur Wada auf den Weg geschickt. Ende August besuchte das<br />

"Olympische Feuer" (OF) Helmut Pabst zum Interview über die Arbeit<br />

von PWC im oberbayerischen Bad Wiessee, wo er sich nach einer<br />

schweren Knie-Operation zur Rehabilitation aufhielt.<br />

OF: Kleine Scherzfrage zum Auftakt: Wenn <strong>der</strong> Chefkontrolleur<br />

ges<strong>und</strong>heitlich wie Sie außer Gefecht ist, haben es Betrüger dann<br />

beson<strong>der</strong>s leicht?<br />

PABST: Nein, mit Sicherheit nicht. Wir sind inzwischen eine Truppe,<br />

die auf 95 Mitarbeiter angewachsen ist, da sind alte Hasen dabei, die<br />

strenger kontrollieren als <strong>der</strong> Chef selber.<br />

OF: Wo <strong>und</strong> wie rekrutiert die Firma PWC ihre Kontrolleure, herrscht<br />

großer Andrang in dieser Branche?<br />

PABST: Früher war das so, dass wir die Kontrolleure über die Kontrolleure<br />

rekrutiert haben. Das heißt: Wir haben viele Polizisten <strong>und</strong><br />

Bun<strong>des</strong>wehrler in unseren Reihen, frühpensionierte o<strong>der</strong> pensionierte,<br />

die haben dann gesagt: da ist wie<strong>der</strong> einer, den könnten wir brauchen,<br />

da kenn` ich jemanden. So ging das in den ersten Jahren.<br />

Inzwischen geben wir, wenn es dringend ist, auch mal Annoncen in<br />

regionalen Zeitungen auf. Seit eineinhalb Jahren, seit die Dopingberichterstattung<br />

immer stärker geworden ist, stapeln sich bei uns die<br />

Bewerbungen. Wir können jetzt gezielt aussuchen.<br />

OF: Was steht für die Kontrolleure am Anfang?<br />

PABST: Für die Kandidaten gibt es zunächst Einführungsseminare, in<br />

Berlin <strong>und</strong> Köln, da bekommen sie erklärt, zu welchen Konditionen sie<br />

arbeiten können. Wir arbeiten mit freien Mitarbeitern, die dürfen sich<br />

ihre Arbeit selbst einteilen <strong>und</strong> können auch schon mal einen Auftrag<br />

ablehnen. Daraus kann dann ein Personalproblem für uns werden. Die<br />

Mitarbeiterdichte ist inzwischen aber gut. Wichtig ist, dass <strong>der</strong> Athlet<br />

nicht immer von denselben Leuten kontrolliert wird.<br />

OF: PWC kommt ohne Festangestellte aus?<br />

PABST: Nein, inzwischen gibt es fünf. Unter ihnen den Sportwissenschaftler<br />

Dr. Kirchbichler, <strong>der</strong> jetzt die Einsätze <strong>der</strong> Mediziner bei den<br />

Blutkontrollen koordiniert.<br />

"Die Leute aus dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>des</strong><br />

Sportlers sind unsere Kontrahenten"<br />

Dr. Helmut Pabst, Chef <strong>der</strong> Doping-Kontroll-Firma (PWC)<br />

16<br />

OF: Was sind die wichtigsten Kriterien eines Mitarbeiterprofils, wer<br />

hat dieses Profil erstellt?<br />

PABST: Was wir brauchen, ist aus <strong>der</strong> Erfahrung <strong>der</strong> letzten 15 Jahre<br />

erwachsen. Wir brauchen Leute, die sehr souverän auftreten können,<br />

die davon überzeugt sind, richtig zu handeln, seriös <strong>und</strong> neutral, <strong>und</strong><br />

die den Job nicht zur Profilierung nutzen. Geht es dennoch in die<br />

Richtung, wird er gebremst - o<strong>der</strong> er arbeitet nicht mehr für mich.<br />

Wichtig ist Stressresistenz, nicht so sehr bei Einzel-, aber bei Wettkampfkontrollen.<br />

Die sind <strong>des</strong>halb stressig, weil es lei<strong>der</strong> immer noch<br />

nicht eine Harmonisierung aller Kontrollen gibt. Je<strong>der</strong> weiß was<br />

an<strong>der</strong>es. Wir haben uns mit <strong>der</strong> nationalen Behörde Nada geeinigt,<br />

nach den von uns erarbeiteten Richtlinien vorzugehen. Bei Wada-<br />

Aufträgen ist <strong>der</strong> Wada-Code maßgebend, <strong>der</strong> "standard of testing".<br />

OF: Die örtlichen Vorrichtungen für die Kontrollen sind ebenfalls<br />

uneinheitlich. Gibt`s dann Probleme?<br />

PABST: Nur bei <strong>Olympischen</strong> Spielen ist alles vorhanden, was wir<br />

brauchen. Oft sind die Räumlichkeiten eingeschränkt, dann werden<br />

Mitarbeiter schon mal nervös. Das kann ich nicht vertragen, da musst<br />

du die Ruhe selbst sein.<br />

OF: Der Bedarf an Kontrolleuren nimmt offenbar ständig zu, zumal<br />

die spektakulären Dopingfälle <strong>der</strong> jüngsten Vergangenheit bei Verbänden<br />

zu einem Antidoping-Aktionismus geführt haben.<br />

OF-INTERVIEW

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