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Contra emag Nr. 12 /14

Magazin Nummer 12 mit starken 60 Seiten Umfang. Titelthema: Die Wahlen zum Europäischen Parlament mit einigen anschaulichen Grafiken zu den Ergebnissen in Deutschland und Österreich. Hierzu haben wir auch zwei sehr interessante Artikel von der "Buergerstimme" inkludiert. Weiters haben wir uns selbstverständlich wieder dem Thema "Ukraine & Russland" gewidmet, sowie einige innen- und außenpolitische Themen aufgegriffen.

Magazin Nummer 12 mit starken 60 Seiten Umfang. Titelthema: Die Wahlen zum Europäischen Parlament mit einigen anschaulichen Grafiken zu den Ergebnissen in Deutschland und Österreich. Hierzu haben wir auch zwei sehr interessante Artikel von der "Buergerstimme" inkludiert. Weiters haben wir uns selbstverständlich wieder dem Thema "Ukraine & Russland" gewidmet, sowie einige innen- und außenpolitische Themen aufgegriffen.

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Editorial<br />

Die Wahlen zum Europäischen Parlament sind geschlagen. Die Ergebnisse<br />

sind je nach Betrachtungsweise erfreulich, erschreckend,<br />

oder einfach nur ernüchternd. Doch so lange die parlamentarischen<br />

Vertreter in Straßburg kaum wirkliche Befugnisse haben, obwohl es<br />

das einzige demokratische Element der Europäischen Union ist, sollte man<br />

das Ganze vielleicht einfach nicht überbewerten.<br />

Immerhin haben die rund 50.000 EU-Beamten und die Europäische Kommission in<br />

Brüssel deutlich mehr Einfluss auf die europäische Politik als die gewählten Vertreter in<br />

Straßburg. Mit Demokratie hat das EU-System eben nicht sonderlich viel zu tun.<br />

Man kann den Rechtsruck in manchen Ländern sehen wie man möchte, doch wenn<br />

man es genau nimmt, relativiert sich das Ganze ein wenig. Aus den 25 Prozent der Wähler<br />

für den französischen Front National werden bei einer Wahlbeteiligung von rund 44 Prozent<br />

effektiv gerade einmal 11 Prozent aller Wahlberechtigten.<br />

Dass das Europäische Parlament (wie auch die nationalen Parlamente) nur bedingt die<br />

Bevölkerung repräsentieren, zeigen wir Ihnen in dieser Ausgabe anhand einiger Grafiken.<br />

Daraus wird zudem ersichtlich, wie wenig Rückhalt die Regierungsparteien im Endeffekt<br />

wirklich haben.<br />

Weiters möchten wir hier an dieser Stelle auch bekannt geben, dass wir mit Daniela<br />

Disterheft eine Autorin für das <strong>Contra</strong>-Magazin gewinnen konnten. Einige ihrer Artikel<br />

können Sie schon in dieser Ausgabe lesen.<br />

2 – Impressum<br />

3 – Editorial<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

15 – Buchtipps in Sachen Europa<br />

Ihr, Marco Maier<br />

16 – Österreich: Wahlergebnisse aus den<br />

einzelnen Bundesländern<br />

18 – Deutschland: Wahlergebnisse aus<br />

Titelthema<br />

den einzelnen Bundesländern<br />

5 – Europawahl: Keine großen Überraschungen<br />

in Deutschland und Österreich europäischen Wahlergebnisse<br />

24 – Zusammenfassung der wichtigsten<br />

7 – Das Europa-Gefühl<br />

25 – EU-Wahl: Ein Zeichen, dass sich etwas<br />

ändern 8 – Die Qual der Wahl<br />

muss<br />

10 – Europawahl: Wie die Portugiesen 27 – EU-Wahl: Bayerische Nachlese<br />

mit ihrer Regierung abrechnen<br />

28 – Europa nach der Wahl: Konservative<br />

11 – Europawahl in Portugal – Parteien Kräfte bestimmen die Politik<br />

und Prognosen<br />

29 – Europa nach der Wahl: Wie geht es<br />

13 – Rezension: Das EU-Diktat – Vom weiter?<br />

Untergang der Freiheit in Europa<br />

3


Schwerpunkt Russland &<br />

Ukraine<br />

31 – Bürgermeister von Kiew: Vitali<br />

Klitschko braucht keine Werbeverträge<br />

mehr<br />

32 – Timoschenko: Als Präsidentin<br />

will sie die Ukraine in die NATO führen<br />

33 – Russland-Sanktionen: China will<br />

Europäer bei Investitionen ersetzen<br />

34 – Tagesthemen: Die Wahrheit hinter<br />

der Ostukraine-Propaganda<br />

35 – Polen: Fest in seiner Unsicherheit<br />

36 – Neuer Kurs der NATO: Kalter<br />

Krieg 2.0<br />

37 – Wirtschaftsforum in St. Petersburg:<br />

Die USA mauern<br />

38 – Öl & Gas: So versucht der Westen<br />

Russland zu Fall zu bringen<br />

40 – Putin in China – Der Gas-Deal<br />

ist durch<br />

42 – Ukraine: Zwei russische Journalisten<br />

auf Militärstützpunkt verschleppt<br />

43 – Ukraine: Ausrüstung aus den<br />

USA<br />

49 – Sezession: Zerfallen bald die<br />

USA?<br />

50 – Satelliten-Navigation: Spiegel<br />

der Weltpolitik<br />

51 – Syrien und die UN: Russland und<br />

China spielen den Westen aus<br />

52 – Boko Haram: Die Handschrift<br />

der CIA in Nigeria<br />

53 – Spionage: CIA will Impfkampagnen<br />

zukünftig nicht mehr infiltrieren<br />

54 – Hawaii: Raketentest für Osteuropa<br />

Weitere Themen<br />

55 – Grund zur Sorge um Angela Merkel?<br />

56 – Remembering Rudi Dutschke…<br />

58 – VfL Wolfsburg gewinnt das<br />

Champions-League-Finale der Frauen<br />

59 – Private Messen: “Wir sind Kirche”-Chefin<br />

exkommuniziert<br />

60 – China: Devisenreserven steigen<br />

auf 4 Billionen Dollar<br />

Politik<br />

44 – Demokratie? Merkel monologisiert<br />

und propagiert trotz Pfiffen<br />

45 – Bundestag winkt Rentenpaket<br />

durch<br />

46 – Steuerhinterziehung & Schmiergeld:<br />

Wenn SPD-Politiker Panzerdeals<br />

machen<br />

47 – Berlins Afrikapolitik: Misserfolg<br />

durch Illusionen<br />

48 – China: Neue Strategie in Afrika<br />

4


Europawahl: Keine großen<br />

Überraschungen in Deutschland<br />

und Österreich<br />

Die Europawahl<br />

20<strong>14</strong> ist<br />

vorüber und<br />

die ersten Ergebnisse<br />

und Hochrechnungen<br />

trudeln ein. Anders als<br />

in den Niederlanden<br />

oder Irland gab es in<br />

Deutschland und Österreich<br />

keine wirklich<br />

großen Überraschungen.<br />

Die Wahlsiege relativieren<br />

sich allerdings<br />

im Hinblick auf<br />

die tatsächliche Stimmenanzahl.<br />

Von Marco Maier<br />

Die Wahlbeteiligung war<br />

sowohl in Deutschland (ca.<br />

48 Prozent) und Österreich<br />

(45,7 Prozent) nicht sonderlich<br />

hoch. Dementsprechend<br />

relativieren sich die Wahlerfolge<br />

deutlich. Die Spitzenplätze<br />

für die "alteingesessenen<br />

Platzhirsche" von Konservativen<br />

(CDU, CSU &<br />

ÖVP), sowie der Sozialdemokraten<br />

(SPD & SPÖ) relativieren<br />

sich dadurch wieder.<br />

Wären die Nichtwähler tatsächlich<br />

an einer Politikänderung<br />

interessiert gewesen,<br />

hätten sie ihre Stimme auch<br />

einer der vielen Kleinparteien<br />

geben können.<br />

5<br />

Deutschland<br />

Im Vergleich mit den Umfrageergebnissen<br />

vor der<br />

Wahl gab es in Deutschland<br />

keine großen Überraschungen.<br />

Lediglich der Umstand,<br />

dass infolge des Urteils des<br />

Bundesverfassungsgerichts<br />

die Prozenthürde weggefallen<br />

ist und dadurch die kleinen<br />

Parteien ebenfalls im<br />

neuen Europaparlament vertreten<br />

sind, sorgt für einige<br />

Veränderungen bei den Mandaten,<br />

die von 99 auf 96 reduziert<br />

wurden. Die bisher in<br />

Straßburg vertretenen Parteien<br />

verlieren allesamt Sitze,<br />

die auf die anderen Parteien<br />

aufgeteilt werden.


Hype um die pinken Newcomer<br />

legte. Die negative Presse<br />

von jenen Medien, die sie<br />

zuvor noch in den Wählerhimmel<br />

hoben, sorgte genauso<br />

dafür.<br />

Ersten Einschätzungen zufolge<br />

dürften aus Deutschland<br />

Vertreter von insgesamt<br />

<strong>12</strong> Parteien in Straßburg ihre<br />

Wähler repräsentieren. Angesichts<br />

der niedrigen Wahlbeteiligung<br />

relativieren sich<br />

die publizierten Zahlen doch<br />

ein wenig, wie die Grafik unten<br />

zeigt. Die beiden großen<br />

Clubs von Union und SPD<br />

kommen zusammen in Wirklichkeit<br />

nämlich gerade einmal<br />

auf gut 30 Prozent Zustimmung<br />

beim Wahlvolk.<br />

Selbst der von den Anhängern<br />

der Alternative für<br />

Deutschland (AfD) gefeierte<br />

Erfolg mit dem respektablen<br />

Ergebnis von 6,7 Prozent der<br />

Wählerstimmen reduziert<br />

sich damit auf 3,2 Prozent.<br />

Die FDP als großer Wahlverlierer<br />

findet sogar nur noch<br />

eine effektive Zustimmung<br />

von 1,5 Prozent.<br />

Österreich<br />

Auch in der Alpenrepublik<br />

gab es keine sehr großen<br />

Überraschungen, wenngleich<br />

die ÖVP deutlich besser, die<br />

NEOS hingegen deutlich<br />

schlechter abschnitten als gedacht.<br />

Die größten Veränderungen<br />

ergeben sich aus der<br />

Nichtkandidatur von Hans-<br />

Peter Martin, dessen Liste<br />

2009 noch 17,7 Prozent erhielt,<br />

und dessen Abgeordnete<br />

während der letzten Legislaturperiode<br />

aus seiner<br />

Partei austraten.<br />

Dass es für die liberale<br />

NEOS dann doch<br />

nicht für ein zweistelliges<br />

Ergebnis reichte,<br />

war vorauszuahnen.<br />

Spitzenkandidaten<br />

Mlinar sorgte mit ihren<br />

Äußerungen zur<br />

Wasserprivatisierung,<br />

TTIP und dergleichen<br />

dafür, dass sich der ganze<br />

Jedoch relativiert sich<br />

auch in Österreich das Ergebnis,<br />

wenn man sich das<br />

Ergebnis der Europawahl mit<br />

Berücksichtigung der Nichtwähler<br />

betrachtet. Die große<br />

Koalition kommt hierbei gar<br />

nur auf eine Zustimmung<br />

von 23,4 Prozent aller Wahlberechtigten.<br />

Die FPÖ trotz<br />

der prozentualen Zugewinne<br />

auf magere 8,9 Prozent. Vom<br />

"pinken Aufbruch" in Österreich<br />

ist mit effektiven 3,6<br />

Prozent der Wählerstimmen<br />

erst recht nichts zu spüren.<br />

Insgesamt betrachtet ist<br />

das österreichische Ergebnis<br />

doch ernüchternd. Desinteresse,<br />

Lethargie und vielleicht<br />

auch angesichts der jüngsten<br />

innenpolitischen Desaster<br />

die politische Resignation<br />

dürften dazu beigetragen haben.<br />

6


Heute am Tag<br />

der Wahl<br />

zum Europaparlament<br />

frage ich<br />

mich intensiv, wie wichtig<br />

mir Europa ist. Ich<br />

stelle fest, die Propaganda<br />

kommt bei mir<br />

einfach nicht an. Österreich<br />

ist mir nach wie<br />

vor zu wichtig, um es an<br />

die "Vereinigten Staaten<br />

von Europa" bedingungslos<br />

abzutreten.<br />

Längst ist es für mich<br />

beschlossene Sache –<br />

mein Österreich bekommt<br />

ihr nicht<br />

"kampflos".<br />

Von Andre Eric Keller<br />

Egal wo man hinhört, egal<br />

welche Zeitung man liest<br />

oder welche Informationssendung<br />

man sieht, von<br />

überall schallt es her: "Europa<br />

ist da wo du bist, Europa<br />

bist auch du". Vielleicht glaube<br />

auch ich es irgendwann.<br />

Vorerst ärgere ich mich extrem<br />

über die Gehirnwäsche.<br />

Wer glaubt denn bitte dieses<br />

stumpfsinnige wiederkehrende<br />

Gewäsch von Solidarität.<br />

Ich sehe gar nicht ein, mich<br />

solidarisch mit den Südstaaten<br />

und Osterweiterungsländern<br />

zu erklären. Diese Solidarität<br />

würde denen helfen,<br />

aber was haben wir davon.<br />

Vielleicht mag für manche<br />

Geben wichtiger als Nehmen<br />

sein - für mich hingegen ist<br />

ein ausgeglichenes Geben<br />

Das Europa-Gefühl<br />

und Nehmen optimal. Nur<br />

Geben ist für mich gar nicht<br />

vorstellbar. Das wäre einfach<br />

nur dumm. Und dumm ist<br />

für mich eben diese auf "Solidarität"<br />

ausgerichtete Politik<br />

der selbsternannten Kommission.<br />

Und dann wären da noch<br />

die Werte der Europäischen<br />

Union. Unter anderem wird<br />

die "Demokratie" hochgehalten.<br />

Wir dürfen zwar das Parlament<br />

zur Europäischen<br />

Union wählen, aber zu entscheiden<br />

hat es nichts. Sehr<br />

demokratisch. Der Verordnungswahn<br />

macht mich auch<br />

echt sauer. Von A -Z will man<br />

alles regulieren. Mit Richtlinien<br />

fahren sie dann in ihrem<br />

Gleichheitswahn über die nationalen<br />

Parlamente und gehen<br />

nicht auf die Bedürfnisse<br />

der Menschen ein. Nein, ich<br />

habe keine Lust auf ein Europa<br />

der Europäischen Union.<br />

Wenn man dort in Brüssel<br />

nur ein klein wenig das Hirn<br />

einschalten würde – ich kann<br />

gerne nachhelfen – so ginge<br />

man die wichtigsten Dinge<br />

sofort an. Wenn schon ein<br />

gemeinsames Europa entstehen<br />

muss, dann widmen wir<br />

uns doch zuerst einer gemeinsamen<br />

Sozial- und Arbeitsmarktpolitik.<br />

Gleicher<br />

Lohn für gleiche Arbeit in der<br />

ganzen Europäischen Union.<br />

Sozialleistungen detto. Das<br />

würde ein Riesenproblem lösen<br />

und vor allem die innereuropäische<br />

Völkerwanderung<br />

eindämmen. Das<br />

7<br />

scheint aber nicht gewollt zu<br />

sein, denn man ist an einer<br />

Durchmischung der verschiedenen<br />

Völker interessiert,<br />

um so irgendwann die nationalen<br />

Identitäten begraben<br />

zu können.<br />

Das Europa der Europäischen<br />

Union ist unfair. Unfair<br />

zu denen die mehr haben.<br />

Wozu wurden all die<br />

Dinge erkämpft und erstritten,<br />

wenn die EU mit ihrer<br />

Gleichmacherei wie eine<br />

Dampfwalze darüber fahren<br />

kann? Warum fängt diese EU<br />

z.B. nicht bei sich selbst zu<br />

sparen an. Wieso benötigt sie<br />

zwei Niederlassungen für das<br />

Europäische Parlament in<br />

Straßburg und Brüssel? Fragen<br />

gibt es zuhauf. Nur beantworten<br />

wird es niemand.<br />

Und wie soll sich dann ein<br />

Gefühl von Europa einstellen,<br />

wenn man kein gutes Gefühl<br />

mit der Europäischen<br />

Union hat? Ich kann mich<br />

einfach nicht mit diesem Europa<br />

identifizieren, wenn es<br />

sich nicht mit mir identifiziert.<br />

Versteht eines Tages<br />

dieses Europa der EU meine<br />

Sorgen und Ängste, dann<br />

kann ich mir eine persönliche<br />

Annäherung vorstellen. Beantwortet<br />

dieses Europa meine<br />

Fragen nicht, versucht es<br />

mich zu reglementieren und<br />

zu überwachen, so wird es<br />

nie mein Herz erobern können.<br />

Und dieses Gefühl von<br />

Europa werde ich dann wohl<br />

nie spüren.


Heute läuft der<br />

Endspurt zu<br />

den seit Donnerstag<br />

stattfindenden<br />

Wahlen zum Europäischen<br />

Parlament. Doch<br />

die Meinungen über die<br />

Sinnhaftigkeit dieses<br />

Wahlgangs gehen weit<br />

auseinander. Schlussendlich<br />

muss jeder für<br />

sich entscheiden, ob und<br />

wem die Stimme gegeben<br />

wird.<br />

Von Marco Maier<br />

Eine repräsentative Demokratie<br />

lebt davon, dass sich<br />

die Menschen aktiv und passiv<br />

an den Wahlen beteiligen.<br />

Ob man einfach nur zur Wahl<br />

schreitet oder sich für eine<br />

politische Partei aufstellen<br />

lässt, spielt hierbei kaum<br />

eine Rolle. Doch nicht jeder<br />

ist mit diesem System der<br />

politischen Beteiligung zufrieden.<br />

Für manche Menschen<br />

gilt der Grundsatz<br />

"Wer seine Stimme abgibt,<br />

der hat selbst keine mehr",<br />

auch wenn dies so nicht ganz<br />

stimmt.<br />

Die Qual der Wahl<br />

Wer seine "Stimme" in einer<br />

repräsentativen Demokratie<br />

abgibt, erteilt damit<br />

dem Kandidaten oder der<br />

Partei einen Auftrag, sich<br />

entsprechend den Wahlversprechen<br />

für eben diese stark<br />

zu machen. Dass das aktuelle<br />

politische System durch den<br />

Einfluss von externen und innerparteilichen<br />

Lobbygruppen<br />

pervertiert wurde, ändert<br />

daran nicht viel. Im Gegenteil:<br />

gerade dann gilt es, jene<br />

bei den Wahlen abzustrafen,<br />

die sich dieser Einflussnahme<br />

unterworfen haben.<br />

Nicht zur Wahl zu gehen<br />

ist zwar eine Möglichkeit der<br />

Unmutsbekundung gegenüber<br />

der Politik, allerdings<br />

überlässt man so den treuen<br />

Parteisoldaten die Entscheidung.<br />

Ob die Wahlbeteiligung<br />

bei 90 oder bei 20 Prozent<br />

liegt, interessiert kaum<br />

jemanden. In den USA liegt<br />

diese traditionell bei etwa<br />

50-60 Prozent, in der<br />

Schweiz bei den Nationalratswahlen<br />

seit 1979 stets unter<br />

50 Prozent. Zu glauben,<br />

dass dadurch irgendwer von<br />

den Regierenden dieses System<br />

nachhaltig in Frage stellt<br />

ist naiv.<br />

Die passiv-aggressive Version<br />

der Unmutsbekundung<br />

durch die Ungültigmachung<br />

des Stimmzettels wirkt sich<br />

wie die Stimmenthaltung aus<br />

– nämlich gar nicht. Für die<br />

Verteilung der Mandate sind<br />

lediglich die gültigen Stimmen<br />

relevant. Anders wäre<br />

es, wenn die Zahl der Parlamentssitze<br />

von der Wahlbeteiligung,<br />

bzw. dem Anteil<br />

der gültigen Stimmen abhängig<br />

wäre.<br />

Schlussendlich bleibt die<br />

Möglichkeit der Protestwahl.<br />

Gerade die Kleinparteien –<br />

bei denen man sich ebenfalls<br />

engagieren kann – können so<br />

zum Zünglein an der Waage<br />

werden. Ein Blick in die Rathäuser<br />

zeigt doch, wie erfolgreich<br />

gerade dort Bürgerbewegungen<br />

und Vertreter von<br />

Kleinparteien agieren können.<br />

Sicher, man kann den Unmut<br />

auch auf die Straßen tragen.<br />

Was 1989 in der DDR<br />

funktionierte, kann heute<br />

ebenso Wirkung zeigen. Die<br />

8


Montagsdemonstrationen<br />

und Mahnwachen für den<br />

Frieden heute sind ja auch so<br />

ein Versuch der Einflussnahme<br />

auf die Politik. Und dennoch<br />

sollte man auf die Instrumente<br />

des repräsentativen<br />

Systems nicht verzichten,<br />

um so zumindest ein wenig<br />

zusätzlichen Einfluss auf die<br />

Gestaltung der Politik zu erhalten.<br />

Dies macht auch die<br />

folgende Grafik von "Stimmbürger<br />

Bananenrepublik"<br />

deutlich.<br />

Auch wenn das Europäische<br />

Parlament angesichts<br />

des geringen Einflusses auf<br />

die europäische Politik nur<br />

eine mittemäßig wichtige<br />

Rolle spielt, so sollte man es<br />

nicht unterschätzen. ACTA<br />

und die Saatgutverordnung<br />

wurden durch die Straßburger<br />

Bürgerkammer der Europäischen<br />

Union verhindert.<br />

TTIP kann vielleicht noch<br />

verhindert werden, auch<br />

wenn die übermächtige EU-<br />

Kommission und manche<br />

Parteienvertreter in Straßburg<br />

dies gerne hätte.<br />

9<br />

Für diese Wahl mag es<br />

schon zu spät sein, doch weitere<br />

werden folgen. Vielleicht<br />

können wir alle zusammen –<br />

jeder auf seine Weise – dazu<br />

beitragen, eine bessere Zukunft<br />

zu verwirklichen. Ob<br />

man nun zur Wahl geht, sich<br />

zu den Wahlen aufstellen<br />

lässt, oder andere Möglichkeiten<br />

wie beispielsweise den<br />

Protest auf den Straßen bevorzugt.<br />

Wichtig ist nur,<br />

überhaupt etwas zu tun.<br />

Rumsitzen und jammern ändert<br />

gar nichts am heutigen<br />

Zustand, dessen sollte man<br />

sich stets bewusst sein.


Europawahl: Wie die Portugiesen<br />

mit ihrer Regierung abrechnen<br />

Die portugiesische<br />

Regierung<br />

steht auf dem<br />

Prüfstand. Bestnoten,<br />

wie sie die Troika, die<br />

Regierungen der „Länder“<br />

bzw. der Banken<br />

der Länder und alle anderen<br />

Spekulanten, Freimaurer,<br />

Bilderberger<br />

und Großkapitalisten,<br />

die von der Sparpolitik<br />

profitieren, ausgestellt<br />

haben, können Paulo<br />

Rangel und die anderen<br />

Kandidaten der „Aliança<br />

Portugal“, die Liste der<br />

regierenden Parteien<br />

PSD und CDS, vom<br />

Wahlvolk nicht erwarten.<br />

Von Ruí Filipe<br />

Gutschmidt<br />

Wie fast überall in Europas<br />

Demokratien und Scheindemokratien<br />

hat auch der portugiesische<br />

Wahlkampf die<br />

europäischen Themen ausgeklammert.<br />

Doch sind es die<br />

Wähler, die das Thema bestimmen.<br />

Was nutzt es dem<br />

Wähler, im aktuellen EU-<br />

Wahlkampf Themen zu diskutieren,<br />

die nicht von den<br />

Parlamentariern, ihren „Räpresentanten“,<br />

entschieden<br />

werden. Die wahre Macht<br />

liegt bei der Europäischen<br />

Kommission, und damit bei<br />

den nationalen Regierungen.<br />

Sicher, es besteht ein Machtkampf<br />

zwischen Parlament<br />

und Kommission, aber Barroso<br />

war eindeutig eher ein Verbündeter<br />

der übermächtigen<br />

Finanzmärkte, die in Kanzlerin<br />

Merkel ihre Gallionsfigur<br />

haben.<br />

Generell ist das Vertrauen<br />

in die Politiker verloren gegangen.<br />

Schon länger nimmt<br />

die Wahlbeteiligung ab und –<br />

im Gegensatz zu den meisten<br />

anderen Staaten der EU –<br />

nehmen die Stimmen für die<br />

kleineren Parteien nicht zu.<br />

Als eine der jüngsten Demokratien<br />

Europas, haben die<br />

Portugiesen eine besondere<br />

Sichtweise, was die Politik betrifft.<br />

Sie glauben zwar nicht<br />

an die Politiker, die in einer<br />

Welt von Lügen, Propaganda,<br />

Desinformation und falscher<br />

Anschuldigungen einerseits<br />

und einem Sumpf von Korruption,<br />

Vetternwirtschaft<br />

und Klientelpolitik andererseits,<br />

in den Menschen ein<br />

Gefühl der Ohnmacht vermitteln<br />

– aber die Parteien werden<br />

noch als Sammelpunkte<br />

für ideologisch Gleichgesinnte<br />

gesehen. Schließlich ist das<br />

der Sinn der Parteien in einer<br />

repräsentativen Demokratie.<br />

Die etablierten Parteien<br />

schaffen es eben immer wieder,<br />

jemanden zu finden der<br />

relativ unbescholten ist.<br />

Trotz alledem wird die<br />

Wahlbeteiligung diesmal ungleich<br />

höher sein als bei den<br />

vorangegangenen Europawahlen.<br />

Nicht weil diesmal<br />

über den Kommissionspräsidenten<br />

indirekt mitentschieden<br />

werden kann, sondern<br />

10<br />

weil es eine Möglichkeit bietet,<br />

mit der aktuellen Regierung<br />

abzurechnen und der<br />

Opposition den Rücken zu<br />

stärken. Bei den letzten Gemeindewahlen<br />

haben Paços<br />

Coelho und Paulo Portas<br />

schon eine Niederlage hinnehmen<br />

müssen. Dennoch<br />

wurde argumentiert, dass<br />

dies auf die Arbeit der Bürgermeister<br />

und Stadträte zurückzuführen<br />

wäre und man<br />

die Ergebnisse nur teilweise<br />

auf die nationale Politik beziehen<br />

könne. Aufgrund der<br />

Umfrageergebnisse bereitet<br />

sich die Regierung darauf vor,<br />

eine ähnliche Argumentation<br />

anzuführen.<br />

Die meisten Parteien und<br />

Bündnisse sind davon überzeugt,<br />

dass Europa und auch<br />

der Euro nicht das Problem<br />

sind, sondern die Leute die<br />

eine gute Idee zu ihrem persönlichem<br />

Nutzen missbrauchen.<br />

Dadurch haben sowohl<br />

rechts- wie linkspopulistische<br />

Euroskeptiker keine Chance.<br />

Anders als in Nordeuropa haben<br />

die Südeuropäer keine<br />

Zukunft ohne die EU. Die<br />

Portugiesen wissen sehr wohl,<br />

dass sie sich auf sich allein<br />

gestellt dem Ruin entgegen<br />

blicken würden. Die Kosten<br />

einer Umstellung auf eine eigene<br />

Währung wäre unbezahlbar<br />

für das kleine, durch<br />

die Troika ruinierte Land –<br />

ganz zu schweigen von den<br />

wirtschaftlichen Konsequenzen!


Europawahl in Portugal –<br />

Parteien und Prognosen<br />

Nach der gestrigen<br />

Übersicht<br />

zur allgemeinen<br />

politischen Lage in<br />

Portugal gibt es heute<br />

einen Überblick zu den<br />

politischen Parteien des<br />

westlichsten Landes Europas,<br />

sowie deren Ziele<br />

und Chancen. Die jüngsten<br />

Umfragen lassen<br />

einen Linksrutsch vermuten.<br />

Von Ruí Filipe<br />

Gutschmidt<br />

PS - Mitte-Links-Partei,<br />

Sozialdemokraten:<br />

36,9%<br />

Die größte Oppositionspartei<br />

ist vom Verhalten der<br />

EU, vor allem jenem der Europäischen<br />

Komission und<br />

dessen Präsidenten, des<br />

Landsmannes Barroso,<br />

schwer enttäuscht. Sie fordern<br />

mehr Solidarität mit<br />

den Staaten die in den Strudel<br />

der Spekulation und Verschuldung<br />

geraten sind und<br />

wollen ein Europa ohne die<br />

gewaltigen Unterschiede zwischen<br />

Arm und Reich. Sie<br />

fordern eine Neustrukturierung<br />

der Schulden, ohne jedoch<br />

dabei einen Schuldenerlass<br />

miteinzuschließen. Es<br />

ist ein Balanceakt zwischen<br />

Haushaltskonsolidierung<br />

und Aufrechterhaltung bzw.<br />

Wiederherstellung des Sozialstaates.<br />

Staatliche Investitionen<br />

in die Realwirtschaft<br />

sollen für Wachstum sorgen,<br />

auch wenn das bedeutet, erst<br />

einmal die Schulden langsamer<br />

zurückzuzahlen.<br />

Aliança Portugal<br />

(PSD/CDS) – Mitte-Rechts-Bündnis:<br />

29,7%<br />

Die Regierungsparteien<br />

wollen die bisherige Sparpolitik<br />

fortführen. Sie sind davon<br />

überzeugt auf dem richtigem<br />

Weg zu sein, sowie dass<br />

Europa wettbewerbsfähiger<br />

werden muss, um mit den<br />

Schwellenländern wie China,<br />

Indien, Brasilien usw. mithalten<br />

zu können. Weiters<br />

wollen sie die bis 2020 für<br />

Portugal vorgesehenen 11<br />

Millionen Euro täglich mit<br />

Bedacht in die Wirtschaft investieren.<br />

CDU (PCP/PEV) - Bündnis<br />

aus Kommunisten<br />

und Grünen: <strong>12</strong>,5%<br />

11<br />

Das über ein Jahrzehnt<br />

alte Bündnis aus Altkommunisten<br />

und Grünen stellt eine<br />

Konstellation dar, welches<br />

man sich in Deutschland<br />

kaum vorstellen könnte. Die<br />

PCP, die kein Wort zu<br />

Tschernobyl und all den anderen<br />

Umweltsünden ihrer<br />

Genossen in der Sowjetunion,<br />

DDR oder Kuba sagte;<br />

die Kriege wie jene in Afghanistan,<br />

oder Kubas Eingreifen<br />

in Angola befürworteten,<br />

werden bedingungslos von<br />

den grünen Umwelt- und<br />

Friedensaktivisten akzeptiert,<br />

welche dafür ein paar<br />

Plätze im Parlament besetzen<br />

dürfen. Sie werben mit dem<br />

Motto "Eine patriotische und<br />

linke Politik". Ziel des rotgrünen<br />

Bündnisses ist es, die<br />

Abhängigkeit Portugals von<br />

der EU zu verringern. Damit<br />

stellt sie im Grunde genommen<br />

eine linksnationalistische<br />

Bewegung dar, welche<br />

die Rolle der Euroskeptiker<br />

in Portugal übernimmt. Interessant<br />

ist auch die Obsession<br />

mit den Sozialdemokraten<br />

der PS, die von der CDU<br />

traditionell mit den Mitte-Rechts<br />

Parteien in einen<br />

Topf geworfen werden.<br />

BE - Moderne Linkspartei,<br />

zwischen Sozialdemokraten<br />

und Kommunisten<br />

situiert: 5,7%<br />

Der “Linke Block“ hat ein<br />

Dilemma, da die Menschen<br />

zwar gut finden was sie sagen<br />

- ihre Vorschläge und Gesetzentwürfe<br />

finden allgemein<br />

Zustimmung - doch am<br />

Wahltag entscheiden sich die<br />

meisten Wähler dafür, ihr<br />

Kreuz bei den etablierten<br />

Parteien PS und CDU zu machen.<br />

Hinzu kommt die Abspaltung<br />

einer Gruppe um<br />

den Europaabgeordneten Rui<br />

Tavares, der 2011 im EU-Parlament<br />

von den europäischen<br />

Linksparteien zu den Grünen<br />

wechselte. Seit dem Ausscheiden<br />

aus dem aktiven politischem<br />

politischem Leben<br />

des historischem Mitbegründers<br />

und - bis einige Zeit


nach den Wahlen von 2011 -<br />

Vorsitzenden des Bloco Esquerda<br />

(BE), Fransisco<br />

Louçã, hat die Partei in der<br />

Wählergunst weiter an Boden<br />

verloren. Seither hat die<br />

Partei eine Doppelspitze.<br />

Auch diese Linkspartei ist<br />

nicht grundsätzlich gegen die<br />

EU und den Euro. Europa<br />

muss nur dem Volk dienen<br />

und nicht umgekehrt. Der<br />

Schlingerkurs, sich einerseits<br />

zu einer Koalition mit den<br />

Sozialdemokraten und Kommunisten<br />

bereit zu erklären,<br />

andererseits Forderungen zu<br />

stellen die nicht erfüllbar<br />

sind, dürfte sie auch Stimmen<br />

kosten. Die PL (Partido<br />

Livre) von Rui Tavares hat<br />

sich deshalb abgespalten,<br />

weil sie eine Koalition mit<br />

der PS anstreben. In der Basis<br />

der Partei gibt es große<br />

Diskussionen darüber, welche<br />

Zugeständnisse zu Verantworten<br />

sind - ohne das eigene<br />

Profil zu verlieren.<br />

Die kleineren Parteien haben<br />

nur geringe Aussichten,<br />

einen der 21 Abgeordneten<br />

zu stellen. Hier die wichtigsten:<br />

MPT - Bauernpartei (Movimento<br />

Partido da Terra):<br />

3%<br />

Der ehemalige Vorsitzende<br />

der Anwaltschaft, António<br />

Marinho e Pinto, hat in der<br />

kleinbürgerlichen Partei eine<br />

Platform für seine politischen<br />

Ideen gefunden. Als<br />

Anwalt liegt ihm das Thema<br />

Gerechtigkeit natürlich besonders<br />

am Herzen. Er hat<br />

sich den Kampf gegen Korruption,<br />

Vetternwirtschaft,<br />

soziale Ungerechtigkeit und<br />

eine Justiz welche die Mächtigen,<br />

die Eliten und die<br />

Superreichen bevorzugt, auf<br />

die Fahnen geschrieben. Einer<br />

seiner Aussprüche lautet:<br />

„In Portugal wird straffrei gemordet<br />

und geraubt.“<br />

PL - Freie Partei (Partido<br />

Livre): 2%<br />

Der Europaabgeordnete<br />

Rui Tavares wechselte 2011<br />

im EU-Parlament von den<br />

europäischen Linksparteien<br />

(GUE/NGL) zu den<br />

Grünen/EFA. Er hat dabei<br />

viele Mitglieder von der BE<br />

in seine neue Partei mitgenommen.<br />

Auch enttäuschte<br />

Sozialdemokraten haben sich<br />

ihm angeschlossen. Der einzig<br />

erwähnbare Unterschied<br />

zu anderen Linksparteien, ist<br />

die Bereitschaft eine Koalition<br />

mit den Sozialdemokraten<br />

einzugehen.<br />

PCTP/MRPP - Komunistische<br />

Splitterpartei: 1%<br />

Sie fordern den sofortigen<br />

Austritt aus EU, NATO und<br />

dem Euro.<br />

PAN - Tier-und Umweltschutzpartei<br />

(Partido dos<br />

Animais e pela<br />

Natureza): 1%<br />

Haben ein grünes Programm<br />

welches soziale Themen<br />

miteinschließt.<br />

Die anderen Parteien (inklusive<br />

Royalisten und Nationalisten)<br />

liegen allesamt unter<br />

1 Prozent Zustimmung.<br />

Die Umfrageergebnisse<br />

von der Katholischen Universität<br />

(Universidade Católica),<br />

die am Donnerstag veröffentlicht<br />

wurden, lassen folgendes<br />

Ergebnis inklusive möglicher<br />

Sitzverteilung erwarten:<br />

PS - 34% = 8-10 Abgeordnete<br />

(Total 21)<br />

AP - 30% = 7-9<br />

CDU - <strong>12</strong>% = 2-4<br />

BE - 5% = 1<br />

MPT - 3% = 0-1<br />

Dazu muss ich aber sagen,<br />

dass die Umfragen der Universidade<br />

Católica eher tendenziös<br />

sind. Die Ergebnisse<br />

tendieren meistens zugunsten<br />

der konservativ-bürgerlichen<br />

Parteien. Daher sind<br />

diese letzten Werte mit Vorsicht<br />

zu genießen.<br />

<strong>12</strong>


Rezension: Das EU-Diktat – Vom<br />

Untergang der Freiheit in Europa<br />

Mit dem<br />

Blick eines<br />

Philosophen,<br />

Politologen und<br />

Ökonomen erklärt Florian<br />

Stumfall in seinem<br />

Buch "Das EU<br />

Diktat – Vom Untergang<br />

der Freiheit in<br />

Europa" die Fehlentwicklungen<br />

der Europäischen<br />

Union. Die<br />

dabei beleuchteten<br />

Aspekte sind für all<br />

jene Menschen interessant,<br />

die sich argumentativ<br />

mit der Brüsseler<br />

Eurokratie auseinandersetzen<br />

möchten.<br />

Von Marco Maier<br />

Wer sich wirklich mit<br />

dem Konstrukt der Europäischen<br />

Union auseinandersetzen<br />

möchte, muss sich<br />

auch mit dem grundlegenden<br />

Wesen von Staaten und<br />

Staatsverbünden beschäftigen.<br />

Der Autor zeigt einleitend<br />

in einem historischen<br />

Abriss, wie sich staatliche<br />

Gesellschaften entwickelten,<br />

um damit ein Verständnis<br />

für die Fehlentwicklungen<br />

beim Aufbau der Europäischen<br />

Union zu schaffen.<br />

Besonders kritisch betrachtet<br />

Stumfall die zunehmende<br />

Kompetenzverlagerung<br />

nach Brüssel, wodurch<br />

sich seiner Ansicht nach gefährliche<br />

Tendenzen hin zu<br />

einem autokratischen System<br />

ausbilden. Besonders<br />

kritisch beleuchtet er hierbei<br />

das Großmachtstreben der<br />

Eurokratie, welches mittels<br />

widerlegbarer Behauptungen<br />

die Machtausdehnung<br />

zu rechtfertigen sucht.<br />

Wohlstand und eine gesunde<br />

Wirtschaftskraft hängen,<br />

13<br />

so der Autor, nicht von der<br />

Größe der Staaten ab. Dabei<br />

wirft er einen Blick auf erfolgreiche<br />

kleinere Staaten<br />

dieser Welt.<br />

Wenn die EU als Wirtschafts-<br />

und Zollunion gelobt,<br />

und diese "Errungenschaft"<br />

als Wohlstandsförderung<br />

gepriesen wird, die wir<br />

lediglich der EU zu verdanken<br />

haben, so zeigt Florian


Stumfall anhand des Beispiels<br />

vom Zollverein des<br />

Deutschen Bundes im 19.<br />

Jahrhundert auf, dass derartige<br />

Abkommen schon früher<br />

bestanden und es dazu<br />

keine supranationale Behörde<br />

braucht. Das Plädoyer für<br />

eine kleinteilige Staatsordnung<br />

zieht sich hierbei anhand<br />

mannigfaltiger historischer,<br />

politischer und wirtschaftlicher<br />

Beispiele durch<br />

das ganze Buch.<br />

Doch nicht nur der staatsrechtliche<br />

Aspekt inklusive<br />

der Gewaltenteilung kommt<br />

darin zur Sprache, auch der<br />

wirtschafts- und finanzpolitische<br />

Aspekt. Er hinterfragt<br />

hierbei nicht nur die<br />

Machtergreifung Brüssels in<br />

Sachen Gesetze und Verordnungen,<br />

die tief in die<br />

rechtsstaatliche Ordnung<br />

der EU-Mitgliedsstaaten bis<br />

auf die kommunale Ebene<br />

greifen, sondern ebenso äußerst<br />

kritisch und sachlich<br />

fundiert die finanzpolitischen<br />

Instrumente von ESM<br />

& Co.<br />

<strong>14</strong><br />

Insgesamt betrachtet<br />

kann man sagen: Insbesondere<br />

für EU-Kritiker bietet<br />

dieses Buch ein hervorragendes<br />

argumentatives<br />

Rüstzeug, um damit die glühenden<br />

Verfechter dieser<br />

Europäischen Union ins<br />

Schwitzen zu bringen. Ebenso<br />

ist es ein Plädoyer für ein<br />

Europa, welches in seiner<br />

Vielfalt bestehen und gefördert<br />

werden soll, anstatt einer<br />

Zentralverwaltung von<br />

Bürokraten unterstellt zu<br />

werden.<br />

Geschrieben von einem<br />

Bayern mit Herzblut für seine<br />

Heimat, verbindet dieses<br />

Werk in harmonischer Weise<br />

sowohl konservative wie<br />

auch manch libertär wirkende<br />

Elemente miteinander -<br />

ergänzt durch eine ordentliche<br />

Prise Regionalismus.<br />

Meiner Ansicht nach ist dieses<br />

Buch eine hervorragend<br />

gelungene Zusammenfassung<br />

all dessen, was im heutigen<br />

"vereinigten Europa"<br />

falsch läuft, ohne jedoch dabei<br />

auf Lösungsvorschläge<br />

zu verzichten, sondern stets<br />

auf positivere Beispiele zu<br />

verweisen.<br />

Das Buch können Sie entweder<br />

direkt beim EWK-<br />

Verlag, oder (wenn Sie uns<br />

unterstützen möchten) über<br />

unseren Bücherladen bestellen.<br />

Die 21 Euro für das 192<br />

Seiten umfassende Buch<br />

(Hardcover) sind eine lohnenswerte<br />

Investition.


Buchtipps in Sachen Europa<br />

15


Österreich: Wahlergebnisse aus<br />

den einzelnen Bundesländern<br />

Prozentwerte ohne Wahlkarten. Die Sitzverteilung wird sich nicht mehr ändern.<br />

16


Ein paar Fakten zur Wahl:<br />

Mit 31,21 Prozent die niedrigste Wahlbeteiligung<br />

hatte Tirol, die höchste Niederösterreich<br />

(49,41 Prozent). Die Wahlbeteiligung<br />

insgesamt sank von 45,97 Prozent<br />

(2009) auf 39,78 Prozent.<br />

Obwohl mit 6,41 Millionen Menschen um 0,75 Prozent mehr Menschen wahlberechtigt<br />

waren, nahmen mit 2,55 Millionen Wählern um <strong>12</strong>,8 Prozent weniger Menschen an der<br />

Wahl teil. Allerdings erhöhte sich die Zahl der ungültigen Stimmen von 60.511 auf<br />

79.927.<br />

Die ÖVP rekrutierte ihre Wähler vor allem bei den Älteren, den Männern, den Gebildeten<br />

und den Selbstständigen. Die SPÖ bei den Pflichtschülern, Pensionisten (vor allem<br />

Frauen). Die FPÖ siegte bei den Arbeitern und den Männern unter 30. Die Grünen hingegen<br />

bei den jungen Frauen und den Gebildeten Schichten. Besonders erfolgreich waren<br />

die NEOS bei den Maturanten, Selbstständigen und Angestellten, sowie bei den unter 30-<br />

Jährigen.<br />

17


Deutschland: Wahlergebnisse aus<br />

den einzelnen Bundesländern<br />

Die Daten zur Europawahl sind das vorläufige Endergebnis nach Angaben des Bundeswahlleiters.<br />

Zu vergeben waren in diesem Jahr nach der Umstrukturierung des Europäischen<br />

Parlamentes (750 Mitglieder plus Parlamentspräsident) nur noch 96 statt 99 Sitze.<br />

Dadurch, und durch die Abschaffung der Prozenthürde für die Kleinparteien verzeichnen<br />

die bisher im Europaparlament vertretenen Parteien einen Verlust an Parlamentssitzen.<br />

Insgesamt werden in den nächsten 5 Jahren Vertreter von <strong>14</strong> Parteien ihre Wähler in<br />

Straßburg vertreten. Noch ist bei einigen Kleinparteien nicht klar, ob sie in einer der Parlamentsfraktionen<br />

unterkommen werden, oder als fraktionslose Abgeordnete wirken.<br />

Erfreulich ist, dass dank der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zugunsten<br />

der Kleinparteien dieses Mal nur rund 2 Prozent der Wähler keine politische Vertretung<br />

in Straßburg haben. Einige der Kleinparteien hatten trotzdem zu wenige Stimmen erhalten,<br />

so dass sie dieses Mal leer ausgehen.<br />

18


Zusammenfassung der wichtigsten<br />

europäischen Wahlergebnisse<br />

In Großbritannien<br />

konnte die EU-kritische<br />

UKIP einen<br />

Erdrutschsieg feiern und<br />

wird mit rund 27,5 Prozent<br />

zur stärksten politischen<br />

Kraft auf den Inseln.<br />

Die benachbarten<br />

Iren haben ihre Regierung<br />

ebenso abgestraft<br />

und entsenden nun vor<br />

allem unabhängige Kandidaten<br />

nach Straßburg.<br />

Von Marco Maier<br />

Die Niederländer überraschten<br />

mit dem Sieg zweier<br />

liberaler Parteien, während<br />

die PVV von Geerd Wilders,<br />

die als Favorit gehandelt<br />

wurde, nur auf den dritten<br />

Platz gewählt wurde. Offenbar<br />

konnten die Umfragewerte<br />

die Anhänger anderer<br />

Parteien motivieren.<br />

In Frankreich siegte der<br />

rechte Front National. Ein<br />

Viertel der Wähler stimmte<br />

für Marine le Pens Partei, die<br />

damit einen Erdrutschsieg<br />

feiern konnte.<br />

Die Slowaken schafften<br />

einen neuen Negativrekord<br />

in Sachen Wahlbeteiligung:<br />

Gerade einmal 13 Prozent der<br />

Wahlberechtigten konnten<br />

sich durchringen zur Wahl zu<br />

schreiten. Sieger des Urnengangs<br />

sind die Sozialdemokraten,<br />

die rund ein Viertel<br />

der Stimmen auf sich vereinen<br />

konnten.<br />

Mit ordentlichen 26,57<br />

Prozent der Stimmen schaffte<br />

es die populistische Linkspartei<br />

Syriza in Griechenland<br />

an die Spitze. Die rechtsextreme<br />

„Goldene Morgenröte“<br />

erzielte lediglich 9,38 Prozent.<br />

Mit satten 21,15 Prozent<br />

und Platz zwei gab es für die<br />

linkspopulistische Fünf-Sterne-Bewegung<br />

Beppe Grillos<br />

einen Achtungserfolg in Italien.<br />

Sieger wurde die Demokratische<br />

Partei mit ordentlichen<br />

40,81 Prozent.<br />

Viktor Orbans rechtskonservative<br />

FIDESZ erzielte in<br />

Ungarn mit 51,49 Prozent sogar<br />

die absolute Mehrheit.<br />

Auf Platz 2 folgt die rechtsaußen-Partei<br />

Jobbik, die <strong>14</strong>,68<br />

Prozent der Stimmen auf sich<br />

vereinigen konnte. Platz 3<br />

geht an die Sozialdemokraten,<br />

die gerade einmal 10,92<br />

Prozent schafften.<br />

In Spanien konnte die<br />

konservative Volkspartei mit<br />

26,06 Prozent den ersten<br />

Platz behaupten. Die Sozialdemokraten<br />

folgen mit 23<br />

Prozent knapp hinterher.<br />

24


EU-Wahl: Ein Zeichen, dass sich<br />

etwas ändern muss<br />

Die Stimmengewinne<br />

für die<br />

EU-kritischen<br />

Parteien bei der Wahl<br />

zum Europäischen Parlament,<br />

sowie die sehr<br />

niedrige Wahlbeteiligung<br />

von 43,09 Prozent sollten<br />

ein Weckruf für die<br />

regierenden Politiker<br />

sein. Anstatt über die<br />

Köpfe der Menschen hinweg<br />

zu entscheiden,<br />

muss die Bevölkerung in<br />

die wichtigen Entscheidungen<br />

eingebunden<br />

werden.<br />

Von Marco Maier<br />

Politisch gesehen mag<br />

Deutschland in Sachen EUkritische<br />

Parteien zwar eine<br />

Ausnahme gewesen sein,<br />

doch angesichts des medialen<br />

Trommelfeuers pro EU<br />

und die Schmähung von EU-<br />

Kritikern als Nazis, Ewiggestrige<br />

und Hinterwäldler ist<br />

dies kein Wunder. Wer in<br />

Deutschland nicht zufrieden<br />

ist, wählt keine Protestpartei,<br />

sondern bleibt zu Hause und<br />

murrt. In anderen Ländern<br />

hingegen lassen sich die<br />

Menschen von den Massenmedien<br />

nicht so leicht einschüchtern.<br />

In Dänemark gab es Platz<br />

1 und 26,6 Prozent für die<br />

"Dänische Volkspartei", in<br />

Finnland konnten die "Wahren<br />

Finnen" mit <strong>12</strong>,9 Prozent<br />

Platz 3 ergattern, Frankreichs<br />

"Front National" holte<br />

mit rund 25 Prozent ebenfalls<br />

Platz 1 und linke EU-<br />

Kritiker kommen noch dazu.<br />

Die britische UKIP holte mit<br />

27,5 Prozent ein Rekordergebnis,<br />

die FPÖ in Österreich<br />

darf sich ebenfalls mit rund<br />

20 Prozent der Stimmen und<br />

einem satten Zuwachs freuen.<br />

Ebenso erfolgreich: Grillos<br />

5-Sterne-Bewegung in<br />

Italien.<br />

Zu behaupten, diese Länder<br />

würden allesamt "nach<br />

rechts abdriften", greift jedoch<br />

zu wenig tief. Selbst das<br />

Rekordergebnis für den französischen<br />

Front National<br />

entspricht unter Berücksichtigung<br />

der Nichtwähler gerade<br />

einmal einem Anteil von<br />

11 Prozent der Wahlberechtigten.<br />

Wenn die FPÖ gut 20<br />

Prozent erhält, sind das bei<br />

der mageren Wahlbeteiligung<br />

dann schon mal keine<br />

25<br />

10 Prozent der Wahlberechtigten<br />

mehr.<br />

Bedenklicher als die Protestwähler<br />

der Parteien an<br />

den linken und rechten Ränder<br />

– nicht alle sind "Überzeugungswähler"<br />

– ist die<br />

Tatsache, dass vor allem die<br />

Gewohnheitswähler von<br />

Konservativen, Sozialdemokraten<br />

und Liberalen diesen<br />

Fraktionen immer noch eine<br />

satte Mehrheit bescherten.<br />

Den Hochrechnungen zufolge<br />

dürfte die konservative<br />

EVP-Fraktion immer noch<br />

2<strong>12</strong> der 751 Sitze ergattern,<br />

die Sozialdemokraten 187<br />

und die Liberalen 72. Das<br />

sind doch genau jene Parteien/Fraktionen,<br />

die seit Jahrzehnten<br />

die europäische Politik<br />

maßgeblich bestimmen!<br />

Die von der Politik Enttäuschten<br />

unter den Nichtwählern<br />

haben es ermöglicht.


Doch was vor allem die Politiker jener Parteien die sich den Verlockungen der Konzernlobbyisten<br />

hingeben bedenken sollten ist: wenn sie so weitermachen, kommt es irgendwann<br />

zum großen Knall. Man kann nicht ständig über die Köpfe der Bürger hinweg<br />

entscheiden, ohne dass dies nicht irgendwann zu entsprechenden Konsequenzen führt.<br />

Entweder die Regierenden reagieren darauf in angemessener Weise, oder die Menschen<br />

beginnen sich in oppositionellen Gruppen zu organisieren.<br />

In den letzten Jahren wäre nämlich genügend Zeit gewesen, Bürgerbewegungen auf die<br />

Beine zu stellen und sich in einer der kleineren Parteien einzubringen, um der Politik –<br />

sowohl auf nationaler wie auch europäischer Ebene – einen "wind of change" zu verpassen.<br />

Lethargie und Resignation haben das offenbar verhindert. Dabei wäre insbesondere<br />

eine konstruktive Kritik an Brüssel und den Eurokraten notwendig. Anstatt mit Sprüchen<br />

wie "Raus aus der EU!" oder "Raus aus dem Euro!" punkten zu wollen, gälte es vielmehr<br />

zu sagen: "Raus mit den zentralistischen Eurokraten!"<br />

Die Europäische Union braucht umfassende Reformen in puncto Soziales, Demokratie,<br />

Wirtschaft, Finanzen und der politischen Struktur. Dazu braucht es jedoch den Willen der<br />

nationalen Regierungen, welche die EU-Kommissare ernennen, und jenen des Europäischen<br />

Parlaments. Doch dafür braucht es den Druck der Bevölkerung. Geht auf die Straßen,<br />

gründet Bürgerinitiativen oder werdet in Kleinparteien aktiv, schreibt Leserbriefe,<br />

schreibt den Abgeordneten E-Mails – zeigt den Politikern, dass ihr mit dieser Politik nicht<br />

einverstanden seid!<br />

Kommentare zur EU-Wahl auf unserer<br />

Facebook-Seite<br />

Kevin F.: „Anstatt die Parteien zu wählen die einem die Meinung am nächsten vertreten,<br />

geht man natürlich aus Protest nicht wählen...die ganzen Schwachmaten, die sich<br />

ständig über alles und jeden aufregen und irgendwelche Verschwörungstheorien zusammenspinnen<br />

haben im grunde genommen nichts anderes getan als den Großen, die sie ja<br />

alle so verachten zu zuspielen...schämt euch ihr pussies !!!“<br />

Cevin V.: „Meistens sind es die Nichtwähler die am meisten jammern!“<br />

Piotre H.: „Danke auch an die vielen Nichtwähler! Das geht mir auf eure Kappe! Hier<br />

ständig dicke Backen machen, und wenn dann eine Wahl ansteht den Kopf in den Sand<br />

stecken! So wird das sicher nichts mit einem Systemwechsel!“<br />

Markus G.: „An alle Kritiker der Nichtwähler:<br />

Glaubt ihr wirklich, dass wenn die 52 % der Nichtwähler wirklich etwas geändert hätten?<br />

Ja vl. hätte eine andere Partei gewonnen, z. B. die AfD. Aber ihr müsst euch immer<br />

im klaren sein, dass auch die nicht auf einmal das sagen haben. Die Parteien die wir<br />

wählen sind doch nichts anderes als die Pressesprecher der großen Lobbys. Man sieht es<br />

doch jetzt wieder. Vor dem Wahlkampf große Töne von der AfD raus aus dem Euro und<br />

nu sind sie mit knapp 7 % im Parlament und Richtungswechsel:"Wir wollten eigentlich<br />

nie raus aus dem Euro "<br />

Wacht auf! Die, die gewählt werden können, haben nicht das sagen, also können auch<br />

nichts verändern!“<br />

26


EU-Wahl: Bayerische Nachlese<br />

Wenn es dafürsteht,<br />

ein<br />

Einzelergebnis<br />

der EU-Wahl in<br />

Deutschland herauszuziehen,<br />

dann ist es das<br />

Abschneiden der CSU in<br />

Bayern. Sie hat gegenüber<br />

2009 volle 7,6 Prozentpunkte<br />

eingebüßt<br />

und damit ihr schlechtestes<br />

Resultat seit 60<br />

Jahren kassiert. Ein erster,<br />

inoffizieller Kommentar<br />

des Ministerpräsidenten<br />

und CSU-Vorsitzenden<br />

Seehofer: „Da<br />

muss irgendwo ein Fehler<br />

gemacht worden<br />

sein.“<br />

Von Florian Stumfall<br />

Seit den Zeiten des ersten<br />

Bundeskanzlers Konrad Adenauer<br />

konnten bis hin zu Angela<br />

Merkel nur deshalb weitere<br />

CDU-Politiker Kanzler<br />

werden, weil die bayerische<br />

CSU immer für weit überdurchschnittliche<br />

Ergebnisse<br />

gut war. Im Regelfall sammelte<br />

die Partei allein in Bayern<br />

mehr Stimmen als die<br />

FDP im ganzen Bundesgebiet.<br />

Die Hürde der 50 Prozent<br />

zu nehmen, war für die<br />

CSU über viele Jahre eine<br />

Selbstverständlichkeit. Bei<br />

Europa-Wahlen hatte sie sogar<br />

schon über 60 Prozent.<br />

Jetzt ist sie bei 40 Punkten<br />

gelandet, hat das Gesamtergebnis<br />

der beiden Unions-<br />

Parteien belastet – und fragt<br />

sich warum.<br />

Als erstes kam die Erkenntnis,<br />

dass das Manöver,<br />

den EU-Realisten Peter Gauweiler<br />

zum stellvertretenden<br />

Parteivorsitzenden zu machen,<br />

um die Skeptiker zu bedienen,<br />

allzu durchsichtig<br />

war. Zwar spricht er vielen<br />

nicht nur innerhalb der CSU<br />

aus der Seele, doch sein Wort<br />

wird neutralisiert durch die<br />

unaufhörliche gehirnwaschende<br />

EU-Leier der Brüssel-Profis,<br />

wie sie in jeder<br />

Partei, landauf, landab gleichermaßen<br />

und zu jeder Zeit<br />

zu hören ist.<br />

Mehr noch: Der inhaltliche<br />

Gegensatz von Gauweiler<br />

zu, meinetwegen, dem CSU-<br />

Spitzenkandidaten Ferber<br />

personifiziert die Zerrissenheit<br />

der CSU in europäischen<br />

Belangen und macht sie dadurch<br />

überdeutlich. Aber die<br />

Wähler mögen kein Sowohl-als-auch.<br />

Das haben sie<br />

schon genug vom Bundesverfassungsgericht,<br />

das bei allen<br />

EU-Urteilen sagt: „Eigentlich<br />

nicht, aber diesmal schon.“<br />

Auch der frühere Ministerpräsident<br />

Stoiber gehört in<br />

dieses Bild: Anfangs war er<br />

27<br />

ein heroischer EU-Gegner.<br />

Jetzt isst er, irgendwo versteckt<br />

und mit einem Ämtchen<br />

betraut, das Brot Brüssels.<br />

Dazu kommt ein bayerisches<br />

Spezifikum. Die Anhänger<br />

CSU haben der Partei<br />

die Treue gehalten, weil sie<br />

für Ordnungsmuster und<br />

Ideale wie Subsidiarität und<br />

Bürokratieabbau sowie das<br />

Recht des einzelnen, Heimat<br />

und Tradition steht. In der<br />

EU wird das alles konterkariert.<br />

Das nehmen Wähler<br />

mit einer konservativen Einstellung,<br />

wie<br />

es die der<br />

CSU sind, übler<br />

als andere.<br />

Und die CSU<br />

muss erkennen:<br />

Nichts<br />

macht so verwundbar<br />

wie<br />

die Sünde wider<br />

den eigenen<br />

Geist.<br />

Es geht eben nicht auf<br />

Dauer, dagegen zu sein, dann<br />

aber mitzumachen. Die CSU<br />

hat, im Gefolge ihre Schwesterpartei<br />

CDU, noch jede<br />

Entscheidung mitgetragen,<br />

die zu mehr Zentralismus,<br />

Bürokratenherrschaft und<br />

Bevormundung sowie zur<br />

schrittweisen Auflösung der<br />

Staaten in Europa geführt<br />

hat. Das hat sich gerächt. Es<br />

stimmt schon, was Seehofer<br />

sagt: Es ist ein Fehler gemacht<br />

worden, mindestens<br />

einer.


Europa nach der Wahl: Konservative<br />

Kräfte bestimmen die Politik<br />

Das lang und<br />

ausführlich im<br />

Vorfeld diskutierte<br />

Ereignis der Europa-Wahl<br />

20<strong>14</strong>, die sich in<br />

den 28 EU-Mitgliedsstaaten<br />

in vier Tagen vollzog,<br />

endete gestern abend.<br />

Natürlich beschäftigten<br />

zumindest die Wahlinteressierten<br />

die Ergebnisse<br />

in ihren jeweiligen<br />

Ländern. Insgesamt muß<br />

man feststellen, daß in<br />

Europa nach der Wahl<br />

konservative Kräfte die<br />

Politik weiterhin bestimmen<br />

werden.<br />

Von Lotar Martin Kamm via<br />

Buergerstimme<br />

Doch wie schaut das<br />

Wahlverhalten in den einzelnen<br />

Ländern aus, welche von<br />

den europäischen Parteienfamilien<br />

konnten sich jeweils<br />

an der Spitze behaupten, um<br />

somit die meisten Mitglieder<br />

ins Europäische Parlament<br />

zu entsenden? Wie verhält es<br />

sich mit der Politikverdrossenheit,<br />

die sich ablesbar<br />

überwiegend widerspiegelt?<br />

Fraktion der Europäischen<br />

Volksparteien<br />

(EVP) in <strong>14</strong><br />

Ländern vorne<br />

In den folgenden Mitgliedsstaaten<br />

setzten sich die<br />

jeweiligen konservativen<br />

Volksparteien durch, konnten<br />

die meisten Wählerstimmen<br />

erringen, wobei hinter<br />

dem Mitgliedsstaat in Klammern<br />

gleichzeitig die Zahl<br />

den Prozentsatz der Wahlbeteiligung<br />

aufzeigt:<br />

Bulgarien (35,5), Deutschland<br />

(47,9), Irland (51,6),<br />

Kroatien (25,1), Lettland<br />

(30), Luxemburg (90), Österreich<br />

(45,7), Polen (22,7),<br />

Slowakei (13), Slowenien<br />

(21), Spanien (45,9), Tschechische<br />

Republik (19,5), Ungarn<br />

(28,9) und Zypern (44).<br />

Auffällig dabei, daß im<br />

Wesentlichen in Zentraleuropa<br />

„schwarz“ gewählt wurde.<br />

In Luxemburg fühlten sich<br />

90 Prozent der Wähler aufgefordert,<br />

ihr Kreuz zu machen,<br />

während in der Slowakei nur<br />

13 Prozent der Stimmberechtigten<br />

den Weg zur Wahlurne<br />

fanden. Bei genauerer Betrachtung<br />

muß man ein geringeres<br />

Vertrauen zur Europa-Wahl<br />

in den östlichen Europastaaten<br />

feststellen.<br />

S&D- und ALDE-<br />

Bündnisse in jeweils<br />

5 Ländern an der<br />

Spitze<br />

In den folgenden fünf Ländern<br />

konnten sich die entsprechenden<br />

zuzuordnenden<br />

Parteien des S&D-Bündnisses<br />

(Fraktion der Progressiven<br />

Allianz der Sozialisten<br />

und Demokraten im Europäischen<br />

Parlament) mehrheitlich<br />

durchsetzen. In<br />

Klammern Höhe des Prozentsatzes<br />

der Wahlbeteiligung:<br />

28<br />

Italien (60), Malta (74,8),<br />

Portugal (34,5), Rumänien<br />

(32,2) und Schweden (48,8).<br />

Obwohl in Deutschland<br />

die liberale Partei, die FDP,<br />

letztlich zu Recht mit gerade<br />

mal 3,4 Prozent abgestraft<br />

wurde, dennoch die zum AL-<br />

DE-Bündnis (Allianz der Liberalen<br />

und Demokraten fur<br />

Europa) gehörenden Parteien<br />

in folgenden Ländern als<br />

stärkste Kraft hervorgingen.<br />

In Klammern Höhe des Prozentsatzes<br />

der Wahlbeteiligung:<br />

Belgien (90), Estland<br />

(36,4), Finnland (40,9), Litauen<br />

(44,9) und Niederlande<br />

(37).<br />

Restliche vier Länder<br />

tanzen aus der Reihe<br />

In den beiden westlichen<br />

EU-Mitgliedsstaaten, Frankreich<br />

und dem Vereinigten<br />

Königreich, gewannen die<br />

nationalen Parteien. Der<br />

Front National unter der<br />

Führung von Marine Le Pen<br />

wird mit 22 Abgeordneten im<br />

Europäischen Parlament vertreten<br />

sein. Die Wahlbeteiligung<br />

war mit 43,5 Prozent<br />

ein wenig niedriger als hierzulande.<br />

Im Vereinigten Königreich<br />

setzte sich die europafeindliche<br />

United Kingdom Independence<br />

Party (UKIP)<br />

durch und erreichte gar 28<br />

Prozent der Wählerstimmen,<br />

war daher klarer Wahlsieger<br />

auf der Insel. Zahlen zur


Wahlbeteiligung liegen<br />

leider nicht vor.<br />

In Griechenland siegte das<br />

oppositionelle Linksbündnis<br />

Syriza und entsendet 8 Mitglieder<br />

ins Europäische Parlament.<br />

Die Wahlbeteiligung<br />

lag immerhin bei 58,2 Prozent.<br />

Bei unserem nördlichen<br />

Nachbarn ging die rechtspopulistische<br />

Dänische Volkspartei<br />

(Dansk Folkeparti) als<br />

stärkste Kraft hervor und<br />

wird im EU-Parlament mit 4<br />

Mandaten vertreten sein.<br />

Im Buch Crashkurs<br />

von Dirk Müller ist<br />

folgende, weise<br />

Aussage zu finden: „Ich<br />

behaupte nicht: >>So ist<br />

es!>Könnte es sein,<br />

dass…?


Kinder erziehen, Alltagssituationen meistern,<br />

Produkte erstellen, einander helfen<br />

oder oftmals auch konkurrieren. Ganz<br />

gleich, welche Kanten, Falten sowie Ecken<br />

Europas Bürger haben, genau dadurch wirkt<br />

die Union lebendig. Politik hingegen gleicht<br />

einzig einem dunklen, haltlosen Schauspiel,<br />

weil repräsentative Organe endlosen, gierigen<br />

Zerstörungsprozessen frönen, keinesfalls<br />

humanfreundliche Strukturen unterstützen,<br />

was eigentlich ihre Aufgabe wäre.<br />

Parteien – alles Schall und<br />

Rauch<br />

Am heutigen Europa-Wahlsonntag 20<strong>14</strong><br />

gaben Millionen Menschen ihre Stimme ab.<br />

Grundsätzlich nachvollziehbar, schließlich<br />

verschaffen ins Parlament gewählte Kleinparteien<br />

zumindest zeitliche Ressourcen,<br />

nur Lösungen sollten Wähler nicht erwarten.<br />

Politiker erzeugen Probleme, verzögern,<br />

reden, handeln zum Wohle eigener wirtschaftlicher<br />

Interessen – stets entgegen völkischen<br />

Wohlergehens. Obgleich gewissermaßen<br />

Gegenwind aufkommen mag samt<br />

Parteien wie AfD oder UKIP, naht Europas<br />

totaler Untergang. Richtig gelesen, die Europäische<br />

Union reißt das gute Europa<br />

ebenfalls in den Abgrund. Jetzt mag mancher<br />

Bürger empört äußern: „Daran sind<br />

etablierte Politiker Schuld.“ Pardon, aber<br />

wer hat sie gewählt? Kritische Stimmen antworten:<br />

„Ich wähle die schon lange nicht<br />

mehr.“ Ok, wer hat dann aufopfernd täglich<br />

Menschen via Gespräche überzeugt, freie<br />

Bewusstseinsentwicklungen unterstützt?<br />

Bisher waren selten nachhaltige Bemühungen<br />

ersichtlich.<br />

Völker, die sich um trügerischen<br />

Wohlstand suhlen<br />

Kinder brauchen Liebe, Zuwendung und<br />

keine Smartphonebetäubung. Alte Menschen<br />

wünschen sich Gesprächspartner,<br />

Kinder die einfach für sie da sind. Unsere<br />

Natur fordert umsichtige, verständnisvolle<br />

Menschen. Was macht Mensch? Er betrachtet<br />

alles als selbstverständlich, denkt, die<br />

Natur müsse ihn am Leben erhalten. Nein,<br />

ganz und gar nicht, sowas muss Mensch erarbeiten,<br />

kooperieren, Technik vergessen,<br />

stärkeres Miteinander fördern – das ist Europa,<br />

unsere Welt!<br />

Berufsjunkies, studierende Roboter, genervte<br />

Eltern, alleingelassene alte Menschen,<br />

Familien auf der Straße – dramatische,<br />

von Bürgern unterstützte Entwicklungen,<br />

welche verhindert hätten werden können,<br />

wenn Courage gelebt, Millionen Menschen<br />

ihre Arbeit niederlegen würden, sofern<br />

Firmen kein Verständnis für Familien.<br />

Ein vorbildhaftes Europa benötigt mutige,<br />

familienorientierte Bürger, die beherzt handeln,<br />

füreinander einstehen und einer menschenfeindlichen<br />

Politik geschlossen entgegentreten,<br />

gänzlich ohne parteipolitischen<br />

Ideologien.<br />

30


Bürgermeister von Kiew:<br />

Vitali Klitschko braucht<br />

keine Werbeverträge<br />

mehr<br />

Um endlich<br />

doch Bürgermeister<br />

der<br />

ukrainischen Hauptstadt<br />

zu werden,<br />

brauchte unser Boxheld<br />

zwar drei Anläufe<br />

– aber wen interessiert<br />

das schon. Am Ende<br />

kamen für ihn offiziell<br />

57,4 Prozent aller<br />

Stimmen zusammen.<br />

Von Daniela Disterheft<br />

Da hat die CDU nahe<br />

Konrad-Adenauer-Stiftung<br />

doch ganze Arbeit geleistet<br />

und Angela Merkels<br />

Wunschkandidaten für die<br />

gestrige Präsidentschaftswahl<br />

in der Ukraine, doch<br />

noch an einflussreicher<br />

Stelle in Kiew platziert.<br />

Klitschko sitzt für die<br />

Udar-Partei im ukrainischen<br />

Parlament.<br />

31<br />

Der designierte Präsident<br />

der Ukraine, der<br />

Schokoladen-Oligarch Petro<br />

Poroschenko, war derart<br />

zuversichtlich dass<br />

Klitschko dieses Mal sein<br />

Ziel erreichen würde, dass<br />

er im bereits vor Bekanntwerden<br />

des offiziellen Ergebnisses<br />

zu seinem Bürgermeisterposten<br />

gratulierte.<br />

Seinen internen Daten<br />

nach hatte Klitschko es<br />

bereits geschafft. Nachdem<br />

Vitali Klitschko auf eine<br />

Kandidatur zur Präsidentschaftswahl<br />

verzichtet hatte,<br />

entschloss er sich dazu,<br />

Petro Poroschenko in dessen<br />

Wahlkampf zu unterstützen.


Timoschenko: Als Präsidentin will<br />

sie die Ukraine in die NATO führen<br />

Julia Timoschenko:<br />

"NA-<br />

TO-Beitritt<br />

wird eingeleitet".<br />

Wenn sie denn, als<br />

Präsidentschaftskandidatin<br />

der Partei „Batkiwschtschina“,<br />

aus<br />

dem heutigen ersten<br />

Wahldurchgang in der<br />

Ukraine als Siegerin<br />

hervorgeht.<br />

Von Daniela Disterheft<br />

Dies wird das erste Anliegen,<br />

um welches sich Timoschenko<br />

bemühen werde,<br />

da ein NATO-Beitritt<br />

ihrer Meinung nach die<br />

territoriale Integrität der<br />

Ukraine gewährleisten<br />

könnte. Doch will sie, mittels<br />

eines Referendums am<br />

15. Juni, den Volkswillen<br />

in dieser Frage entscheiden<br />

lassen. Auf dieses Datum<br />

fällt auch der zweite<br />

Durchgang der Präsidentschaftswahlen,<br />

wie die<br />

„Stimme Russlands“ in ihrer<br />

heutigen Ausgabe berichtet.<br />

"Ich habe für die Freiheit<br />

und die Demokratie in<br />

der Ukraine gestimmt",<br />

sagte die 53-Jährige bei<br />

der Stimmabgabe in ihrer<br />

Heimatstadt Dnjepropetrowsk.<br />

Doch ihre Chancen<br />

stehen schlecht. Gegenüber<br />

dem Oligarchen Poroschenko,<br />

der in den Umfragen<br />

weit vorne liegt, hat<br />

die Gasprinzessin, die abgeschlagen<br />

auf Platz Zwei<br />

liegt, kaum eine Chance.<br />

Allerdings ist die ukrainische<br />

Präsidentenwahl<br />

umstritten. Im Osten und<br />

Süden des Landes tobt ein<br />

Bürgerkrieg und Gegner<br />

der aktuellen rechtsgerichteten<br />

Junta wurden mit repressiven<br />

Maßnahmen aus<br />

dem Rennen genommen.<br />

Die neue ukrainische Oligarchenherrschaft<br />

hat die<br />

Bezeichnung „Demokratie“<br />

nicht verdient.<br />

Eine interessante Aussage machte die Gasprinzessin die wohl zur Königin<br />

der Ukraine avancieren will im Rahmen des Wahlkampfs:<br />

"Ich will nicht für das Scheitern der Revolution verantwortlich<br />

sein. Wenn dieses Land einen anderen Präsidenten wählt als mich -<br />

und ich habe ja nur einen Konkurrenten - dann glaube ich, dass wir<br />

die dritte Runde der Revolution starten müssen."<br />

32


Russland-Sanktionen: China will<br />

Europäer bei Investitionen ersetzen<br />

Chinesische Investoren<br />

sind<br />

dazu bereit die<br />

Europäer in Russland<br />

zu ersetzen, sollte die<br />

EU mit den Sanktionen<br />

fortfahren. Dies berichtet<br />

Russia Today unter<br />

Berufung auf Reiner<br />

Hartmann, dem Vorsitzenden<br />

des Verbandes<br />

der europäischen Unternehmer<br />

in Russland.<br />

Damit stellt sich China<br />

demonstrativ auf die<br />

Seite des von USA und<br />

EU angefeindeten Landes.<br />

Von Marco Maier<br />

Wie ernst es der Volksrepublik<br />

China mit der strategischen<br />

Partnerschaft zwischen<br />

den beiden Ländern<br />

ist, offenbart sich auf dem<br />

Sankt Petersburger Wirtschaftsforum.<br />

Hartmann<br />

sagte gegenüber Russia Today,<br />

dass 20 von 57 chinesischen<br />

Unternehmen bereit<br />

seien, europäische Firmen<br />

wie Alstrom, BASF, Bayer<br />

oder Siemens in Russland<br />

zu ersetzen.<br />

Dieses Worte sollten ein<br />

wichtiges Signal für Brüssel<br />

sein, nicht länger als verlängerter<br />

Arm der US-Administration<br />

zu dienen. Gegenüber<br />

der europäischen Wirtschaft,<br />

aber auch in Sachen<br />

bilaterale Beziehungen ist<br />

die europäische Vasallenmentalität<br />

ein enormer<br />

Nachteil für die langfristigen<br />

wirtschaftlichen und<br />

politischen Perspektiven.<br />

Anstatt sich auf eine eigenständige<br />

europäische<br />

Politik zu besinnen und die<br />

kontinentalen Interessen im<br />

Sinne einer nachhaltigen<br />

und zukunftsorientierten<br />

Entwicklung auszurichten,<br />

agieren die Brüsseler Eurokraten<br />

(siehe auch mein<br />

Buch) und viele nationale<br />

Regierungen ganz nach dem<br />

Wunsch der angloamerikanischen<br />

Konzernoligarchie.<br />

Diese Unterwürfigkeit gegenüber<br />

dem korporatistischen<br />

System, dem sich<br />

schon die US-Administration<br />

bedingungslos untergeordnet<br />

hat (siehe auch Bill<br />

Moyers "Deep State"), lässt<br />

die Europäische Union –<br />

auch mit TTIP – direkt in<br />

33<br />

ein fatales Abhängigkeitssystem<br />

zu den USA und deren<br />

Finanzeliten (siehe Erkenntnisse<br />

aus einer Princeton-Studie)<br />

fallen.<br />

Unsere Politiker, vor allem<br />

jene von Konservativen<br />

(EVP), Liberalen (ALDE)<br />

und Sozialdemokraten<br />

(S&D), tragen die Verantwortung<br />

für diese Entwicklung.<br />

Jetzt haben sie noch<br />

die Chance, ihrer Verantwortung<br />

gegenüber den<br />

Menschen in Europa gerecht<br />

zu werden und sich<br />

von diesem System der<br />

Transatlantiker zu emanzipieren.<br />

Doch dies bedeutet,<br />

über den eigenen Schatten<br />

zu springen und die Fehler<br />

der Vergangenheit zu korrigieren.<br />

Allerdings ist es<br />

fraglich, ob sie überhaupt<br />

dazu bereit sind.


Tagesthemen: Die Wahrheit hinter<br />

der Ostukraine-Propaganda<br />

Am 20. Mai wurde<br />

in den ARD-<br />

Tagesthemen<br />

ein Bericht ausgestrahlt,<br />

in dem von "tausenden<br />

Menschen" die<br />

Rede ist, die dem Aufruf<br />

des Oligarchen Rinat<br />

Achmetow gefolgt seien.<br />

Ein Blick hinter die Kulissen<br />

zeigt jedoch, wie<br />

viel Propaganda hinter<br />

dieser Sendung steckt.<br />

Von Marco Maier<br />

Massenhaft sollen die<br />

Menschen den Worten der<br />

Tagesthemen-Moderatorin<br />

nach dem Ruf Achmetows<br />

gefolgt sein und gegen die<br />

Spaltung der Ukraine protestiert<br />

haben. Von "tausenden<br />

Menschen" in der Donbass<br />

Arena und "Autokonvois"<br />

auf den Straßen war<br />

darin die Rede. Geschickt<br />

inszeniert von Medienfachleuten<br />

die ihre Kameras<br />

perfekt positionierten um<br />

der Propaganda gerecht zu<br />

werden.<br />

Doch die Realität sieht<br />

ganz anders aus. Bildmaterial<br />

welches von der ARD<br />

aus politischen Gründen<br />

nicht gezeigt wurde zeigt,<br />

wie die deutsche Bevölkerung<br />

vom Staatsfernsehen<br />

für dumm verkauft werden<br />

soll. Wie das nachfolgende<br />

Video zeigt, waren nicht<br />

tausende Menschen dem<br />

Aufruf des Oligarchen gefolgt,<br />

sondern lediglich rund<br />

300. Fast ausschließlich<br />

Mitarbeiter des wichtigsten<br />

Arbeitgebers der Region.<br />

34<br />

Der angebliche große Autokonvoi<br />

entpuppt sich<br />

ebenfalls als gewöhnlicher<br />

Verkehr auf den Straßen.<br />

Vereinzelt hupen einige Autos<br />

und ukrainische Flaggen<br />

sind auch nur vereinzelt zu<br />

sehen. Und das soll der angebliche<br />

Massenaufmarsch<br />

sein? Man muss sich hierbei<br />

die Frage stellen, ob die Moderatoren<br />

diesen Unsinn<br />

überhaupt selbst glauben<br />

und die Menschen in<br />

Deutschland vorsätzlich belügen,<br />

oder selbst nur Opfer<br />

der Redakteure und Programmverantwortlichen<br />

sind.<br />

Info: Das Video finden<br />

Sie im Onlineartikel.


Polen scheint es<br />

nicht leicht zu<br />

haben, zu einer<br />

schlüssigen Politik<br />

gegenüber Russland zu<br />

finden. Die innerhalb<br />

der EU deutlich eingeschränkte<br />

Souveränität<br />

auch in außenpolitischen<br />

Belangen spielt<br />

dabei ebenso eine Rolle<br />

wie der Widerstreit<br />

zwischen der brüderlich-slawischen<br />

Nachbarschaft<br />

einerseits<br />

und den Belastungen<br />

aus einer leidvollen<br />

Geschichte andererseits.<br />

Die Ukraine-Krise<br />

deckt alte Bruchlinien<br />

und Widersprüche<br />

auf.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Polen: Fest in seiner<br />

Unsicherheit<br />

Dass auch in einem Land<br />

der EU, angeblich der Meinungsfreiheit<br />

verpflichtet,<br />

eine abweichende Sicht der<br />

Dinge nicht ungefährlich ist,<br />

hat Professorin Anna Razny,<br />

Leiterin des Instituts für<br />

Russland und Osteuropa an<br />

der Jagiellonen-Universität<br />

in Krakau erfahren. Sie hat<br />

in einem Offenen Brief die<br />

Ukraine-Politik der USA<br />

und der EU kritisiert und<br />

zur Unterstützung Russlands<br />

aufgerufen. Daraufhin<br />

wurde sie vom Rat der Fakultät<br />

ihrer Pflichten entbunden.<br />

In dem Brief, den<br />

außer Razny noch weitere<br />

Wissenschaftler unterschrieben<br />

hatten, war von der<br />

westlichen Politik die Rede<br />

gewesen, die zum „blutigen<br />

Umsturz des sogenannten<br />

Euro-Maidan“ und zur Herrschaft<br />

von Neonazis geführt<br />

hätte.<br />

Demgegenüber forderte<br />

der polnische Regierungschef<br />

Donald Tusk eine stärkere<br />

Präsenz der NATO in<br />

seinem Land: Nur das könne<br />

die Sicherheit Polens garantieren.<br />

„Wir haben schon bestimmte<br />

Ergebnisse erreicht,<br />

doch hätte die NATO ihre<br />

militärische Präsenz schneller<br />

ausbauen können.“ Tusk<br />

rief dazu auf, dauerhaft ein<br />

Truppenkontingent in Polen<br />

zu stationieren. Ebenso setzt<br />

sich der polnische Außenminister<br />

Radoslaw Sikorski dafür<br />

ein, dass die NATO zwei<br />

Panzergrenadierbrigaden in<br />

Polen stationiert. Diese Forderung<br />

ergänzt die Tatsache,<br />

dass Polen, sich vergangenen<br />

Jahr dem Drohnen-gestützten<br />

NATO-Überwachungsprogramm<br />

Alliance<br />

Ground Surveillance (AGS)<br />

angeschlossen hat.<br />

Außerdem will Sikorski,<br />

dass Polen möglichst schnell<br />

den Euro übernimmt. „Die<br />

gegenwärtige Entwicklung<br />

in der Ukraine soll (Polen)<br />

zu einer Integration in die<br />

35<br />

Eurozone mobilisieren“,<br />

sagte der Minister vor dem<br />

Parlament in einem Bericht<br />

zur Außenpolitik. Die Begründung<br />

lautete: „Die Entscheidung<br />

über eine mögliche<br />

Einführung der Gemeinschaftswährung<br />

wird nicht<br />

nur finanziellen Charakter,<br />

sondern vor allem eine politische<br />

Bedeutung haben. In<br />

der Eurozone gilt das Prinzip<br />

‚einer für alle und alle für<br />

einen‘. Deshalb bedeuten<br />

ernsthafte Gefahren für<br />

einen Staat automatisch<br />

Probleme für alle anderen.“<br />

Demgegenüber war es<br />

wiederum Premier Tusk, der<br />

kurz darauf völlig andere<br />

Töne anschlug. Polen sollte<br />

nicht an einer „antirussischen<br />

Avantgarde“ oder in<br />

irgendeinem „Kreuzzug gegen<br />

Russland“ teilnehmen,<br />

sagte er im TV. Polens starke<br />

Position in Europa komme<br />

davon, dass es gegenüber<br />

Russland und der Ukraine<br />

eine „rationale Politik, ohne<br />

irgendwelche Emotionen“<br />

betreibe. Zwar habe die Entscheidung<br />

auf der Krim eine<br />

neue Lage geschaffen, doch:<br />

„Ich will jedoch mit aller Bestimmtheit<br />

sagen, dass Polen,<br />

solange ich zu den Personen<br />

gehöre, die Entscheidungen<br />

treffen, kein Land<br />

sein wird, das eine aggressive<br />

antirussische Konzeption<br />

verfolgt.“


Neuer Kurs der NATO: Kalter<br />

Krieg 2.0<br />

Mit einem stärkeren<br />

Fokus<br />

auf Osteuropa<br />

– und damit gegen<br />

Russland – soll die NATO<br />

neu ausgerichtet werden.<br />

Werden nun die Pläne<br />

aus den Zeiten des Kalten<br />

Kriegs an die heutige<br />

geopolitische Situation<br />

angepasst?<br />

Von Daniela Disterheft<br />

Die NATO erfand eine neue<br />

Doktrin, welche es ihr erlaubt,<br />

das neue alte Feindbild Russland<br />

weiter zu zementieren.<br />

Die neue Formel lautet:<br />

“Russlands Teilung der Ukraine“,<br />

so NATO-Chef Anders<br />

Fogh Rasmussen, schaffe eine<br />

„völlig neue Sicherheitslage in<br />

Europa.“ Weiters ätzte er:<br />

„Was wir in der Ukraine gesehen<br />

haben, ist empörend.“<br />

Die NATO baue nun seit 20<br />

Jahren ihre Verteidigungsplanung<br />

auf der Annahme, dass<br />

von Russland keine direkte<br />

Gefahr ausgehe. Jetzt aber<br />

sehe man, so Rasmussen, die<br />

russische Doktrin, nach welcher<br />

Russland sich das Recht<br />

herausnehme in anderen Ländern<br />

zu intervenieren, um die<br />

Interessen der russischen Gemeinden<br />

zu schützen.<br />

Auf der Krim und in der<br />

Ukraine habe man gesehen,<br />

dass dies Vorhaben nicht nur<br />

auf Worten basiere. Dieses<br />

könne leicht in die Tat umgesetzt<br />

werden, so Rasmussen<br />

in Brüssel. Das berichten die<br />

Deutschen Wirtschafts Nachrichten<br />

(DWN) in ihrer heutigen<br />

Ausgabe. Weiter heißt es,<br />

zudem habe die NATO erkannt,<br />

dass die russische Militärdoktrin<br />

die NATO als Widersacher<br />

ansehe. Rasmussen:<br />

“Ich denke, das sollten<br />

wir ernst nehmen“.<br />

Darüber hinaus bezichtigte<br />

er den russischen Präsidenten<br />

Wladimir Putin der Lüge. Er<br />

(Putin) habe bereits drei Mal<br />

angekündigt, die russischen<br />

Truppen zurückzuziehen. Bisher<br />

hätte man in der NATO<br />

allerdings keinen einzigen<br />

Rückzug ausgemacht. Rasmussen<br />

bezog sich dabei auf<br />

die Aussagen Vladimir Putins,<br />

die Truppen an der Grenze<br />

zur Ukraine zurückzubeordern.<br />

In der Ostukraine sei es<br />

schwer, am Sonntag überhaupt<br />

Wahlen durchzuführen,<br />

da Russland die Region stark<br />

destabilisiert habe. Durch die<br />

Entwicklungen in der Ukraine<br />

würde es auch schwieriger,<br />

36<br />

das Freihandelsabkommen<br />

zwischen Georgien und Moldawien<br />

mit der EU im Juni zu<br />

unterzeichnen, da Russland<br />

auch dort Druck ausüben<br />

würde.<br />

Er plädiere deshalb dafür,<br />

die Verteidigungspläne der<br />

NATO neu zu formulieren<br />

und den Einsatz in Osteuropa<br />

zu verstärken. Allerdings gäbe<br />

es seiner Ansicht nach keine<br />

militärische Lösung für die<br />

Ukraine. Dennoch will das<br />

nordatlantische Militärbündnis<br />

Beitrittsgespräche mit Georgien<br />

und der ukrainischen<br />

Übergangsregierung (die keine<br />

demokratische Legitimation<br />

besitzt) führen.<br />

Bleibt hinzuzufügen: Da<br />

darf man wohl gespannt sein,<br />

welche Order Herr Rasmussen<br />

aus den USA empfangen<br />

hat. Angesichts dieser unglaublichen<br />

Provokationen<br />

und Lügen seitens der NATO<br />

bleibt Deutschland nur eines:<br />

Ausstieg aus dem Irrenhaus –<br />

jetzt!


Wirtschaftsforum in St. Petersburg:<br />

Die USA mauern<br />

Zum Petersburger<br />

Wirtschaftsforum<br />

diese Woche werden<br />

drei ausländische<br />

Staatschefs erwartet,<br />

außerdem fünf Regierungschefs<br />

und vier Außenminister.<br />

Das bestätigte<br />

Russlands Wirtschaftsminister<br />

Alexej<br />

Uljukajew, ohne zu sagen,<br />

welche Länder ihre<br />

Spitzenpolitiker entsenden.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Delegationen aus 20 Ländern<br />

werden erwartet, darunter<br />

Deutschland, Belgien,<br />

Australien, Dänemark, Ungarn,<br />

Italien, Spanien, Lettland,<br />

Norwegen, Chile, Mexiko<br />

und Aserbaidschan.<br />

Doch der Minister schränkte<br />

gleichzeitig ein: „Es gibt<br />

manche Risiken, dass sich<br />

etwas wegen des nicht so<br />

günstigen geopolitischen<br />

Klimas ändert, aber nach<br />

der Zusammensetzung der<br />

Teilnehmer zu urteilen,<br />

werden diese Risiken nicht<br />

eintreten.“<br />

Von der Politik abgesehen,<br />

soweit das möglich ist,<br />

erscheint Russland als geeigneter<br />

Gastgeber. Wie Uljukajew<br />

mitteilte, ist die Industrieproduktion<br />

des Landes<br />

in den ersten vier Monaten<br />

des Jahres um mehr<br />

als zwei Prozent gewachsen,<br />

ein Wert, um den manches<br />

Euro-Land sehr froh wäre.<br />

„Wir sehen eine Verbesserung<br />

der Situation in der Industrie“<br />

bestätigt der Minister,<br />

wobei er zugibt, dass<br />

das nicht nur auf eigener<br />

Tüchtigkeit beruht: „Zum<br />

Teil ist dies eine Folge der<br />

Wechselkursveränderungen.“<br />

Schon vor einem Monat<br />

haben 734 Unternehmen<br />

und 561 Top-Manager ihre<br />

Teilnahme am Wirtschaftsforum<br />

bestätigt. Dabei dürften<br />

allerdings die Gäste aus<br />

den USA dünn gesät sein.<br />

Wie die „New York Times“<br />

berichtet, haben Berater<br />

von Präsident Obama, so<br />

Valerie Jarrett, Finanzminister<br />

Jacob Lew und Handelsministerin<br />

Penny Pritzker,<br />

auf US-Unternehmen<br />

in dem Sinne eingewirkt, sie<br />

sollten ihren Besuch in St.<br />

Petersburg absagen. Bei den<br />

unauflöslich engen Verbindungen<br />

zwischen dem Weißen<br />

Haus und der Wall-<br />

Street-Oligarchie ist es kein<br />

Wunder, dass einige<br />

Schwergewichte umgehend<br />

ihre Willfährigkeit bekundet<br />

haben, dem Aufruf zu folgen:<br />

Alcoa, Goldman Sachs,<br />

PepsiCo, Morgan Stanley<br />

oder auch Conoco Phillips.<br />

Einer der betroffenen<br />

Unternehmer meinte zu<br />

dem Aufruf: „Im Grunde genommen<br />

hieß es: ‚Wir<br />

schreiben Ihnen zwar nicht<br />

vor, was Sie zu tun haben,<br />

aber es würde schlecht aussehen‘.“<br />

Der Vorstoß des<br />

Weißen Hauses müsse so<br />

verstanden werden, dass<br />

„diejenigen, die die Einladung<br />

nach St. Petersburg<br />

wahrnehmen würden, auf<br />

die Schwarze Liste der Administration<br />

Obama geraten“,<br />

so ein Teilnehmer einer<br />

nicht-öffentlichen Gesprächsrunde<br />

der US-Handelskammer<br />

in Russland.<br />

Die „Times“ berichtet<br />

auch über die hinter vorgehaltener<br />

Hand geäußerten<br />

Bedenken von US-Wirtschafts-Bossen.<br />

Der Abbruch<br />

von Geschäftsverbindungen<br />

mit Russland würde<br />

sich negativ auf die Beziehungen<br />

auswirken. In die<br />

entstehende Lücke würden<br />

dann die Europäer und die<br />

Asiaten eindringen. Bedenkt<br />

man, dass die Wirtschaftsbeziehungen<br />

zwischen<br />

den USA und Russland<br />

weitaus geringer sind<br />

als diejenigen zwischen<br />

Russland und der EU, so ist<br />

erkennbar, dass auch die<br />

Amerikaner nichts zu verschenken<br />

haben, auch nicht<br />

Obama zuliebe.<br />

37


Öl & Gas: So versucht der Westen<br />

Russland zu Fall zu bringen<br />

Im Rahmen einer<br />

Fragestunde äußerte<br />

sich Wladimir<br />

Putin am 17.03.20<strong>14</strong><br />

zu verschiedensten Themenkomplexen.<br />

Unter<br />

anderem sprach er über<br />

die Sanktionspläne,<br />

durch welche die EU-<br />

Staaten Russland, nach<br />

amerikanischer Anweisung,<br />

unter Druck setzen<br />

sollen. Der entsprechende<br />

Ausschnitt dieser Veranstaltung<br />

liegt jetzt in<br />

deutscher Übersetzung<br />

vor. Ausgestrahlt wurde<br />

diese Fragestunde auf<br />

Russia Today.<br />

Von Daniela Disterheft<br />

Darüber hinaus beinhaltet<br />

das nachfolgende Youtube-Video<br />

(siehe Online-Artikel)<br />

zusätzlich zu diesem Interviewteil<br />

hochinteressante<br />

Veröffentlichungen, die beweisen,<br />

dass der Kampf gegen<br />

die Sowjetunion sowie<br />

die spätere Russische Föderation,<br />

seit über vierzig Jahren<br />

an der Spitze der amerikanischen<br />

Agenda steht. Beginnend<br />

in den Siebziger<br />

Jahren, während der Administrationen<br />

Reagans und<br />

George Bush Seniors, bis hin<br />

zu den aktuellsten Sanktionsforderungen,<br />

welche die ehemalige<br />

US-Außenministerin,<br />

Condoleezza Rice (siehe<br />

hier), in Richtung EU adressierte.<br />

So findet sich auf diesem<br />

Video unter anderem die<br />

Aussage des damaligen amerikanischen<br />

Leiters für Sonderoperationen<br />

der CIA:<br />

„Wir haben für Casey (den<br />

damaligen CIA Chef) gearbeitet.<br />

Der Plan war, die Sowjetunion<br />

zu Fall zu bringen,<br />

einfach, indem wir die Saudis<br />

zu einer Erdöl-Überproduktion<br />

veranlassten“.<br />

Die Ausführungen Putins,<br />

vom 17.03.20<strong>14</strong>, sollen an<br />

dieser Stelle einleitend zusammengefasst<br />

werden:<br />

Die Rentnerin Ljudmilla<br />

Budarina aus der Region<br />

Tambov, fragt: “Wenn der<br />

Westen auf russisches Gas<br />

verzichtet, wie wird sich das<br />

insgesamt auf den Wohlstand<br />

Russlands auswirken?<br />

Wie wird sich das speziell auf<br />

die Situation der Rentner<br />

niederschlagen?“<br />

Wladimir Putin: “Zuallererst<br />

muss man sagen, dass<br />

die Einnahmen aus Erdölund<br />

Gasverkäufen einen beträchtlichen<br />

Teil des russischen<br />

Budgets ausmachen.<br />

Das bedeutet, dass dieses Geschäft<br />

für uns sehr wichtig<br />

ist. Die entsprechenden Gelder<br />

welche aus diesen Einnahmen<br />

stammen sind wichtig<br />

für unsere Wirtschaftsentwicklung,<br />

zur Finanzierung<br />

laufender Programme auf<br />

dem Gebiet der sozialen Versorgungsleistungen<br />

für unsere<br />

Bürger.<br />

Ich möchte Folgendes sagen:<br />

Ich bin nicht ganz sicher,<br />

ob ich alle Zahlen richtig<br />

im Kopf habe – dennoch<br />

werde ich versuchen, sie zu<br />

nennen. Der überwiegende<br />

Teil unserer Einnahmen aus<br />

dem Öl- und Gasgeschäft<br />

stammt aus den Ölexporten.<br />

Nicht aus den Gasverkäufen.<br />

38


In Dollar umgerechnet sprechen<br />

wir für das Jahr 2013<br />

von 194 Milliarden Dollar<br />

Einnahmen aus dem Ölexport<br />

und von etwa 28 Milliarden<br />

Dollar Einnahmen aus<br />

den Gasverkäufen. Sehen sie<br />

den Unterschied? 194 Milliarden<br />

aus Erdölverkäufen –<br />

28 Milliarden bringt der Gasexport.<br />

Also Erdöl – das wird auf<br />

dem Weltmarkt verkauft.<br />

Kann man nun speziell auf<br />

dem Gebiet der Erdölverkäufe,<br />

Russland in irgendeiner<br />

Weise Schaden zufügen?<br />

Man kann es versuchen. Was<br />

werden diejenigen, die das<br />

versuchen, damit erreichen?<br />

Hierzu muss man zuerst die<br />

Frage stellen - ist das überhaupt<br />

möglich? Über die reale<br />

Möglichkeit, seine Erdölförderungen<br />

zu erhöhen und<br />

somit den Weltmarktpreis zu<br />

senken, verfügt einzig Saudi<br />

Arabien.<br />

Wenn ich mich nicht irre,<br />

veranschlagt Saudi Arabien<br />

seine Einnahmen für das<br />

Staatsbudget in für dieses<br />

Jahr mit 85 bis 90 Dollar pro<br />

1.000 Kubikmeter Erdgas.<br />

Verzeihung, ich meine 85 bis<br />

90 Dollar für das Barrel Erdöl<br />

nicht Gas. Für unsere Berechnung<br />

des Staatshaushaltes<br />

gehen wir von 90 Dollar<br />

pro Barrel aus. Wenn also<br />

Saudi Arabien für 85 Dollar<br />

je Barrel verkauft, wird es<br />

selbst darunter leiden. Uns<br />

verursacht eine Senkung des<br />

Weltmarktpreises von 90 auf<br />

85 Dollar je Barrel keinerlei<br />

Probleme. Wir können das<br />

hinnehmen. Das ist das Eine.<br />

Zum Anderen haben wir<br />

zu Saudi Arabien ein sehr gutes<br />

Verhältnis. Zwar vertreten<br />

wir unterschiedliche<br />

Standpunkte zu Themenbereichen<br />

wie beispielsweise<br />

der Syrienkrise, doch in Bezug<br />

auf Ägypten, stimmen<br />

wir mit Saudi Arabien nahezu<br />

überein. Auch zu vielen<br />

anderen Themen der Außenpolitik<br />

vertreten wir gleiche<br />

Standpunkte. Ich empfinde<br />

einen großen Respekt für den<br />

König von Saudi Arabien,<br />

dem Hüter der beiden muslimischen<br />

Heiligtümer. Er ist<br />

ein sehr kluger und ausgeglichener<br />

Mensch. Ich denke,<br />

dass unsere saudischen<br />

Freunde den russischen<br />

Wirtschaftsinteressen sowie<br />

ihren eigenen, nicht würden<br />

schaden wollen.<br />

Dann ist da noch die<br />

OPEC. Saudi Arabien ist verpflichtet<br />

stets im Einklang<br />

mit den Interessen dieser Organisation<br />

zu handeln. Sehr<br />

viele ihrer Mitgliedsstaaten<br />

39


sind prorussisch eingestellt.<br />

Dabei geht es diesen Nationen<br />

nicht darum, mit Russland<br />

zu sympathisieren. Es<br />

geht darum, dass eine massive<br />

Absenkung der Erdölproduktion<br />

ihren eigenen wirtschaftlichen<br />

Interessen entgegenstehen<br />

würde. In der<br />

OPEC wäre es sehr schwierig,<br />

einen solchen Kurs durchzusetzen.<br />

Ich komme schlussendlich<br />

zu den USA. Sie fördern Erdöl<br />

sowie Erdgas heutzutage<br />

mittels Fracking. Diese Art<br />

der Gewinnung ist extrem<br />

kostspielig und nur dann lohnend,<br />

wenn die Weltmarktpreise<br />

dementsprechend<br />

hoch sind. Andernfalls ist es<br />

schlicht nicht rentabel. Das<br />

Frackingverfahren ist extrem<br />

kostenintensiv. Wenn man<br />

auf diese Art den Weltmarktpreis<br />

senken will um gegen<br />

Russland zu konkurrieren,<br />

wird Fracking für die USA<br />

absolut unrentabel. Diese im<br />

Entstehen begriffene<br />

Frackingbranche wird unweigerlich<br />

wieder zusammenbrechen.<br />

Eine weitere Überlegung<br />

dazu: der Handel mit Erdöl<br />

wird auf dem Weltmarkt ausschließlich<br />

in Dollar abgewickelt.<br />

Wird in der Absicht<br />

Russland zu schaden, der<br />

Weltmarktpreis gesenkt, da<br />

wir dadurch weniger Einnahmen<br />

erzielen würden, so<br />

sinkt damit zwangsläufig<br />

auch die Nachfrage nach Dollar<br />

und somit auch der Wert<br />

der Währung. Als Weltwährung<br />

wird der Dollar auf diese<br />

Weise seine Vormachtstellung<br />

einbüßen. Das Thema<br />

Erdöl ist sehr vielschichtig.<br />

Auf diesem Gebiet will man<br />

Russland zu gerne Schaden<br />

zufügen. Allein die Möglichkeiten<br />

dazu sind sehr begrenzt.<br />

Obwohl, vielleicht<br />

wäre hier doch etwas zu erreichen.<br />

Nur ich wüsste<br />

nicht, was das sein sollte.<br />

Und jetzt zum Gas. Wir<br />

transportieren unser Exportgas<br />

durch Pipelines vor allem<br />

nach Europa. Die EU-Staaten<br />

decken ihren Bedarf an Erdgas<br />

zu 34 bis 35 Prozent<br />

durch Lieferungen aus Russland.<br />

Kann die EU auf die<br />

40<br />

Gaslieferungen aus Russland<br />

verzichten? Aus meiner Sicht<br />

ist das unmöglich. Einige unserer<br />

Nachbarstaaten, zu denen<br />

wir sehr gute Beziehungen<br />

haben – beispielsweise<br />

Finnland – decken ihren<br />

Gasbedarf zu 80 bis 90 Prozent<br />

durch russische Lieferungen.<br />

Andere europäische<br />

Staaten beziehen 50 bis 70<br />

Prozent von uns.<br />

Die Frage, ob es möglich<br />

ist auf russische Gaslieferungen<br />

in die EU vollständig zu<br />

verzichten, ist aus meiner<br />

Sicht völlig unrealistisch.<br />

Wenn man sich selbst schaden<br />

will, so kann man das<br />

natürlich tun. Aber das kann<br />

ich mir kaum vorstellen.<br />

Heutzutage reden alle von<br />

Diversifizierung. Das ist es,<br />

wonach jetzt alle streben. In<br />

Europa spricht man von der<br />

Notwendigkeit, sich vom russischen<br />

Zulieferer unabhängiger<br />

zu machen. Wir unsererseits<br />

streben Gleiches an.<br />

Wir bemühen uns darum,<br />

unabhängiger von unseren<br />

Abnehmern zu werden.<br />

Bis jetzt besteht eine gewisse<br />

Balance zwischen Zulieferern<br />

und Abnehmern.<br />

Das einzige Problem sind<br />

hier die Transitländer. Der<br />

gefährlichste Teil ist hierbei<br />

der Transit durch das Territorium<br />

der Ukraine, mit der<br />

sich die Verhandlungen im<br />

Hinblick auf die Vertragserfüllung<br />

ihrerseits, sehr<br />

schwierig gestalten.“


Putin in China – Der Gas-Deal<br />

ist durch<br />

Bei den Immobilien-Maklern<br />

gibt es eine<br />

klassische Frage: „Wollen<br />

Sie verkaufen oder<br />

müssen sie verkaufen?“<br />

Danach richtet sich der<br />

Preis. Beim Gas-Geschäft<br />

ist das nicht anders. Daher<br />

hat es ein Weilchen<br />

gedauert, bis die Vereinbarung<br />

zwischen Russland<br />

und China zustande<br />

gekommen ist. Dass das<br />

Gefeilsche schon zehn<br />

Jahre anhielt zeigt, was<br />

für harte Hunde die Chinesen<br />

beim Handeln<br />

sind. Jetzt ist man sich in<br />

Shanghai im letzten Moment<br />

einig geworden.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Bereits im Vorfeld des Putin-Besuches<br />

war eines klar:<br />

Das aggressive Verhalten der<br />

USA wie auch Europas gegenüber<br />

Russland bringt Moskau<br />

und Peking näher zusammen.<br />

Deshalb war auch damit gerechnet<br />

worden, dass der<br />

große Gas-Handel endlich unter<br />

Dach und Fach kommt:<br />

auf 30 Jahre jährlich 38 Milliarden<br />

Kubikmeter. China<br />

wollte grundsätzlich einen geringeren<br />

Preis als die EU, wo<br />

für tausend Kubikmeter 350<br />

bis 370 Dollar gezahlt werden.<br />

Dabei waren die Argumente<br />

gar nicht so ungleich verteilt:<br />

Zwar sucht Russland<br />

neue Absatzmärkte für seine<br />

Energiewirtschaft, und da bietet<br />

sich China an, um nicht zu<br />

sagen, es drängt sich auf. Andererseits<br />

braucht das Reich<br />

der Mitte Gas und Öl in einem<br />

Umfang, den nur Russland<br />

aufbringen kann. In dieser Situation<br />

kommt es eben darauf<br />

an, wer den längeren Atem<br />

hat, daher dauerte es so lange.<br />

Auch vom Gas-Deal abgesehen<br />

war die Reise Putins<br />

kein Schneidergang. Der eigentliche<br />

Erfolg liegt jedoch<br />

weniger in dem Warenkorb<br />

der ausgehandelten und unterschriebenen<br />

50 Abkommen,<br />

sondern im Verfahren.<br />

Dieses wurde in einem gemeinsamen<br />

Statement über<br />

die Entwicklung der Beziehungen<br />

dargelegt. Kernpunkt<br />

ist: Die beiden Länder wollen<br />

im Rahmen ihres gemeinsamen<br />

Handels „die Vereinbarungen<br />

für lokale Währungen<br />

ausweiten“. Das heißt in<br />

schnöder Kürze: Rubel und<br />

Yuan statt Dollar. Damit lässt<br />

man nicht nur die USA ins<br />

Leere laufen, sondern verspricht<br />

sich auch Vorteile bei<br />

grenzüberschreitenden Investitionen<br />

und Bankgeschäften.<br />

41<br />

Die Chinesen haben einen<br />

ausgeprägten Sinn für diplomatische<br />

Feinheiten. Daher<br />

ist ein Kommentar der Nachrichtenagentur<br />

Xinhua zum<br />

Putin-Besuch auch als Botschaft<br />

an das Weiße Haus zu<br />

verstehen: Die häufigen Treffen<br />

auf höchster Ebene – Putin<br />

und Staatspräsident Xi<br />

Jinping treffen einander bereits<br />

das siebente Mal – unterstrichen<br />

„die sich festigenden<br />

freundschaftlichen Beziehungen“<br />

zwischen Peking und<br />

Moskau. Zwischen den beiden<br />

Staatsmännern gebe es zudem<br />

eine „tiefe Freundschaft“. Sie<br />

sei das Fundament für die<br />

Entwicklung der chinesisch-russischen<br />

Beziehungen.<br />

Was nun das Gas angeht,<br />

so sagte Gazprom-Chef Alexej<br />

Miller, indem er auf den Umfang<br />

des Geschäfts Bezug<br />

nahm: „Wir haben mit keinem<br />

anderen Partner eine solche<br />

Vereinbarung.“ Über Details<br />

will er nichts sagen, doch<br />

dürfte sich der Gesamtumfang<br />

auf 400 Milliarden Dollar<br />

belaufen. Damit kommt<br />

man auf einen Gas-Preis von<br />

350 Dollar.<br />

Der Gesamtwert der unterzeichneten<br />

Abkommen ist<br />

noch gar nicht ausgerechnet.<br />

Wesentlich dabei ist, dass es<br />

sich um zukunftsweisende<br />

Projekte handelt: Finanzen,<br />

Energie, Infrastruktur und<br />

Hochtechnologie. Russlands<br />

Handelsvolumen mit China<br />

dürfte dasjenige mit der EU in<br />

absehbarer Zeit übertreffen.<br />

Alexander Lukin, Vizerektor<br />

der russischen Akademie für<br />

Auslandsdiplomatie sagt: „Je<br />

mehr Sanktionen die EU verhängt,<br />

desto enger wird sich<br />

Russland an Asien anschließen,<br />

insbesondere an China.“


Ukraine: Zwei russische Journalisten<br />

auf Militärstützpunkt verschleppt<br />

Russia Today<br />

meldet die<br />

Entführung<br />

zweier russischer<br />

Journalisten in der<br />

Ukraine. Nach Informationen<br />

des Senders<br />

wird ihnen seitens<br />

ukrainischer Behörden<br />

vorgeworfen, Terrorismus<br />

zu unterstützen.<br />

Festgesetzt wurden die<br />

beiden von Regierungstruppen,<br />

während<br />

sie Filmaufnahmen<br />

im Osten der<br />

Ukraine machten.<br />

Von Daniela Disterheft<br />

So berichtet Russia Today<br />

über die Ereignisse:<br />

Es gibt keine sicheren Informationen<br />

darüber, wo<br />

die beiden TV-Journalisten<br />

festgehalten werden. Auf<br />

dem Video ist aber zu sehen,<br />

wie man sie behandelt.<br />

Sie knien mit Säcken über<br />

dem Kopf vor vorgehaltenen<br />

Waffen, die Kämpfer<br />

drücken sie auf den Boden.<br />

Die Journalisten wurden<br />

gefangen genommen, während<br />

sie in der Stadt Kramatorsk<br />

filmten. Für weitere<br />

Informationen haben wir<br />

uns mit dem Chefredakteur<br />

des Senders unterhalten.<br />

Wir bekamen eine SMS<br />

von einem der beiden Journalisten<br />

in der stand: “Wir<br />

sind erledigt.“ Wir haben<br />

mehrfach versucht, sie zu<br />

erreichen, aber ihre Telefone<br />

waren aus. Dann nahm<br />

Oleg doch ab und wir konnten<br />

hören, was vor sich<br />

ging. Es gab eine Art Auseinandersetzung<br />

mit denen,<br />

die sie festnahmen. Sie sagten:<br />

“Wir sind Journalisten.“<br />

Geantwortet wurde ihnen<br />

mit Flüchen. Sie wiederholten:<br />

“Wir sind Journalisten<br />

hier sind unsere<br />

Pässe und Ausweise.“ Die<br />

Verbindung brach ab.<br />

Zwei Stunden Später kamen<br />

wir noch einmal zu ihnen<br />

durch. Dieses Mal klang<br />

es wie ein Verhör. Eine<br />

Stimme fragte sie, woher sie<br />

kommen, wohin sie gehen,<br />

was sie filmen usw. Danach<br />

sind wir nicht mehr zu ihnen<br />

durchgekommen.<br />

Mittlerweile heißt es vom<br />

Sender, er habe zweifelsfreie<br />

Informationen, die beiden<br />

Journalisten würden<br />

derzeit auf einer Militärbasis<br />

der Nationalgarde festgehalten.<br />

Der Sprecher des<br />

42<br />

nationalen Sicherheitsrates<br />

in Kiew sagt, tatsächlich seien<br />

die Journalisten Terroristen,<br />

die die lokalen<br />

Selbstverteidigungskräfte<br />

unterstützen. Moskau hat<br />

sich wegen der Gefangennahme<br />

an die OSZE gewandt.<br />

Diese hat die Freilassung<br />

der beiden Journalisten<br />

gefordert sowie eine<br />

Untersuchung ihrer Festnahme.<br />

Diesen Sonntag wurde<br />

ein anderes Nachrichtenteam<br />

eines russischen Senders,<br />

das in der Ukraine arbeitete,<br />

gezwungen das<br />

Land zu verlassen. Dies ist<br />

nur der Letzte, einer Reihe<br />

wiederholter Angriffe, auf<br />

russische Journalisten, die<br />

in der Ukraine arbeiten. Es<br />

gibt eine Menge Berichte<br />

von Drohungen, Entführungen<br />

und Ausweisungen, die<br />

beinahe regelmäßig hereinkommen.


Ukraine: Ausrüstung aus den USA<br />

Hilfe naht. Zwar<br />

dreht es sich<br />

nicht um eine<br />

offene militärische Unterstützung<br />

der Kiewer<br />

Regierung durch die<br />

USA, doch einen gewissen<br />

Beistand ist Washington<br />

den ukrainischen<br />

Machthabern, die<br />

sie doch selbst in den<br />

Sattel gesetzt hat, schon<br />

schuldig. Teile der versprochenen<br />

Ausrüstung,<br />

so berichtet Andrej Parubij,<br />

Sekretär des Rates<br />

für Nationale Sicherheit,<br />

befänden sich bereits an<br />

der Grenze zur Ukraine.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Es handelt sich nach den<br />

Worten des Herrn Sekretärs<br />

um „Schutzhelme, kugelsichere<br />

Westen, Nachtsichtgeräte,<br />

Medikamente und andere<br />

Ausrüstungen von der<br />

NATO“. Dieser Nachschub<br />

könne in wenigen Tagen von<br />

der ukrainischen Armee<br />

übernommen werden. Doch<br />

dabei lässt es Washington<br />

nicht bewenden. Der staatliche<br />

Grenzdienst der Ukraine<br />

erhält vom US-Kriegsministerium<br />

ein zusätzliches Hilfspaket<br />

in einem Umfang von<br />

sieben Millionen Dollar. Damit<br />

soll die Sicherheit an den<br />

Grenzen des Landes gewährleistet<br />

werden. Bei diesen<br />

Sachspenden handelt es sich<br />

um Kraftstoff-Pumpen, Stacheldraht,<br />

Akkumulatoren,<br />

Ersatzteile für Fahrzeuge<br />

oder auch Feldstecher. Im<br />

großen und ganzen scheint<br />

diese Liste derjenigen zu entsprechen,<br />

die die Ukraine bereits<br />

im März der NATO<br />

übergeben hat, als Bedarfsmeldung,<br />

sozusagen.<br />

Damit bleibt die NATO<br />

vorerst hinter dem zurück,<br />

was die Republikaner im US-<br />

Senat vorgeschlagen haben,<br />

nämlich der Ukraine 100<br />

Millionen Dollar an Militärhilfe<br />

zu gewähren. „Eine sehr<br />

große Gruppe republikanischer<br />

Senatoren schlägt vor,<br />

Militärhilfe in Höhe von 100<br />

Millionen Dollar für die<br />

Ukraine gesetzlich festzulegen“,<br />

so John McCain, ohne<br />

den die USA nur ungern<br />

einen Krieg führen. „Die Zeit<br />

spielt aber gegen uns, deshalb<br />

hoffen wir Barack Obama<br />

dazu bewegen zu könne,<br />

diese Militärhilfe zu geben.“<br />

Die Standfestigkeit des<br />

Präsidenten Obama dürfte<br />

für McCain und die Seinigen<br />

kein allzu großes Hindernis<br />

43<br />

darstellen. Noch im März<br />

hatte der Mann im Weißen<br />

Haus verkündet: „Die Ukraine<br />

muss über ihr Schicksal<br />

selbst entscheiden“, wobei er<br />

allerdings die Rolle seines<br />

State Department und der<br />

CIA bei den ukrainischen Ereignissen<br />

übersehen haben<br />

dürfte. Anfang Mai war Obamas<br />

Abstinenz schon nicht<br />

mehr so deutlich gewesen. Er<br />

drohte: „Sollte Russland seinen<br />

Kurs vor der Präsidentschaftswahl<br />

in der Ukraine<br />

am 25. Mai jedoch nicht ändern,<br />

werden wir zusätzliche<br />

Sanktionen verhängen, die<br />

unter anderem konkrete<br />

Branchen betreffen werden.“<br />

Was aber die Militärhilfe<br />

angeht, so ist der Weg von<br />

den kugelsicheren Westen<br />

zur Infanteriemunition nicht<br />

weit. Apropos Westen an der<br />

ukrainischen Grenze. Es<br />

wäre interessant zu wissen,<br />

an welcher Grenze die Geschenke<br />

auf ihre Abholung<br />

warten, und welchen Weg sie<br />

genommen haben.


Am 17.05.20<strong>14</strong><br />

präsentierte<br />

sich Angela<br />

Merkel unter Beteiligung<br />

einiger anderer<br />

Protagonisten ihrem<br />

Wahlvolk. Nicht etwa<br />

dem Volk, das wirklich<br />

eine Wahl hat, wenn es<br />

am 25.05. seine Stimme<br />

einer Wahlurne anvertrauen<br />

soll, sondern<br />

dem Volk,<br />

das weiß<br />

welcher<br />

Part ihm in<br />

dem ganzen<br />

Theaterstück<br />

zugedacht<br />

ist.<br />

Bei der betreffenden<br />

Wahlveranstaltung<br />

in<br />

Hamburg<br />

fiel es<br />

schlicht aus<br />

der Rolle.<br />

Von Daniela Disterheft<br />

Inhaltsangabe zum nachfolgenden<br />

Video: Das Wahlvolk<br />

erwartet, untermalt mit<br />

beschwingter Musik und<br />

vor den Objektiven aufmerksamer<br />

Kameras den<br />

Auftritt der CDU – Parteiprominenz.<br />

Dann wird eingeheizt:<br />

“Begrüßen sie mit<br />

mir den Landesvorsitzenden<br />

der CDU in Hamburg,<br />

Demokratie? Merkel<br />

monologisiert und<br />

propagiert trotz Pfiffen<br />

der Altona seit 2005 auch<br />

im Bundestag vertritt –<br />

schon setzt das Pfeifkonzert<br />

an – den Bundestagabgeordneten<br />

Frank…“ der<br />

Nachnahme geht in Pfiffen<br />

unter.<br />

„Wir begrüßen auch den<br />

Spitzenkandidaten der<br />

Hamburger CDU von Brüssel,<br />

den stellvertretenden<br />

Fraktionsvorsitzenden der<br />

CDU in der Hamburger<br />

Bürgerschaft, Dr. Roland<br />

Heinze.“ „Buuuuhhhhh“ Die<br />

Sprecherin versucht Haltung<br />

zu bewahren:“ Wir<br />

freuen uns über den nationalen<br />

44<br />

Spitzenkandidaten der<br />

CDU Deutschlands für die<br />

Europawahl: David McAllister“.<br />

Jetzt aber war es angesagt<br />

– das große Finale:<br />

„Und wir begrüßen die erfolgreichste<br />

Regierungschefin<br />

Europas, die Parteivorsitzende<br />

der CDU Deutschlands<br />

– unsere Kanzlerin,<br />

Dr. Angela Merkel!“ Das<br />

„Herzlich Willkommen,“<br />

bringt die tapfere Dame nur<br />

noch halblaut heraus. Aber<br />

sie hebt zu neuem Mute an.<br />

Als die Kanzlerin die Bühne<br />

erklommen hat, wird sie<br />

durch ein krampfhaftes Lächeln<br />

gefragt: „Das ist doch<br />

wirklich eine sehr schöne<br />

Kulisse hier, oder?“ Den<br />

Rest kann man nicht beschreiben.<br />

Man muss ihn<br />

einfach sehen, um ihn wirklich<br />

zu begreifen.<br />

So geht Demokratie!<br />

Info: Video im Onlineartikel


Bundestag winkt Rentenpaket<br />

durch<br />

Das von Experten<br />

im Vorfeld<br />

scharf kritisierte<br />

Rentenpaket der<br />

Großen Koalition wurde<br />

vom Bundestag mit<br />

großer Mehrheit durchgewunken.<br />

Damit ist der<br />

Weg für das teuerste<br />

Vorhaben der schwarzroten<br />

Regierung, eine<br />

ausgebaute Mütterrente<br />

und die abschlagsfreie<br />

Rente ab 63 für langjährig<br />

Beschäftigte frei.<br />

Von Marco Maier<br />

Die Abstimmung war<br />

deutlich: 460 Abgeordnete<br />

stimmten dafür, 64 dagegen<br />

und 60 enthielten sich der<br />

Stimme. Unter den ablehnenden<br />

Abgeordneten fanden<br />

sich neben den Grünen<br />

auch rund ein Dutzend Mandatare<br />

von CDU und CSU.<br />

Die Linke enthielt sich der<br />

Stimme. Der Bundesrat muss<br />

für das am 1. Juli in Kraft tretende<br />

Paket keine Zustimmung<br />

geben.<br />

45<br />

Das nun vom Bundestag<br />

verabschiedete Rentenpaket<br />

enthält neben der verbesserten<br />

Rente für ältere Mütter<br />

und der abschlagsfreien Rente<br />

ab 63 für besonders lange<br />

Versicherte auch Verbesserungen<br />

für Erwerbsminderungsrentner<br />

sowie mehr<br />

Geld für Reha-Leistungen.<br />

Pro Jahr kostet das zwischen<br />

neun und elf Milliarden Euro<br />

mehr als die bisherige Lösung.<br />

Während Experten das<br />

Rentenpaket heftig kritisierten<br />

stößt dieses in der Bevölkerung<br />

selbst auf deutlichen<br />

Zuspruch. Nach Angaben des<br />

ARD-Deutschlandtrends befürworten<br />

73 Prozent der Befragten<br />

die Rentenreform, 22<br />

Prozent lehnen sie ab. Mit<br />

dem Motto "45 Jahre arbeiten<br />

sind genug" kann sich<br />

demnach die Mehrheit der<br />

Deutschen anfreunden.


Steuerhinterziehung & Schmiergeld:<br />

Wenn SPD-Politiker Panzerdeals machen<br />

Wenn es<br />

um<br />

Steuerehrlichkeit<br />

geht,<br />

scheinen nicht einmal<br />

die Staatsjünger<br />

der Sozialdemokraten<br />

Skrupel<br />

zu kennen, die<br />

Steuerlast für Geldgeber<br />

drastisch zu<br />

reduzieren. Die<br />

Staatsanwaltschaft<br />

ermittelt nun gegen<br />

zwei frühere SPD-<br />

Bundestagsabgeordnete,<br />

die bei<br />

Waffengeschäften Beihilfe<br />

zur Steuerhinterziehung<br />

geleistet haben<br />

sollen.<br />

Von Marco Maier<br />

Wie bekannt wurde, sollen<br />

die beiden ehemaligen<br />

SPD-Abgeordneten Heinz-<br />

Alfred Steiner und Dagmar<br />

Luuk im Rahmen eines<br />

Rüstungsgeschäfts mit<br />

Griechenland nicht nur 5<br />

Millionen Euro an<br />

Schmiergeld ("Beraterhonorar")<br />

kassiert, sondern<br />

die Waffenschmiede<br />

Krauss-Maffei-Wegmann<br />

(KMW) auch noch angewiesen<br />

haben, die Zahlungen<br />

nicht als Betriebsausgaben<br />

aufzuführen.<br />

Schmiergeldzahlungen<br />

könne man ja nicht von<br />

der Steuer absetzen.<br />

Nach Angaben von Süddeutschen<br />

Zeitung, NDR<br />

und WDR soll es inzwischen<br />

auch schon Durchsuchungen<br />

in diesem Zusammenhang<br />

gegeben haben.<br />

Davon betroffen seien<br />

neben den beiden Ex-Politikern<br />

auch fünf ehemalige<br />

Manager von KMW. Hierbei<br />

geht es um einen Deal<br />

vor rund 10 Jahren, als<br />

Panzerhaubitzen "PzH<br />

2000" im Wert von 200<br />

Millionen Euro nach Griechenland<br />

verkauft wurden.<br />

Dabei soll es zu Schmiergeldzahlungen<br />

gekommen<br />

sein.<br />

Angesichts dieser Vorwürfe<br />

leidet auch die<br />

46<br />

Glaubwürdigkeit der SPD<br />

in Sachen Rüstungsexporte,<br />

zumal sich die Sozialdemokraten<br />

stets kritisch<br />

dazu äußerten. Allerdings<br />

passt dieser Skandal beinahe<br />

perfekt zu den von<br />

Wirtschaftsminister Gabriel<br />

genehmigten Waffenexporten,<br />

weswegen er zu<br />

Recht heftig kritisiert wird.<br />

Die Wähler der Sozialdemokraten<br />

müssen sich angesichts<br />

dieser Vorkommnisse<br />

eigentlich doch inzwischen<br />

vollkommen veräppelt<br />

fühlen. Wie glaubwürdig<br />

ist die SPD überhaupt<br />

noch?


Berlins Afrikapolitik:<br />

Misserfolg durch Illusionen<br />

Angesichts der<br />

systematischen<br />

Misserfolge europäischer<br />

Entwicklungshilfe,<br />

die Zeugnis<br />

einer grundsätzlichen<br />

Fehlkonstruktion sind,<br />

gehört einiger Mut dazu,<br />

das Amt eines Entwicklungshilfe-Ministers<br />

zu<br />

übernehmen. Diesen<br />

Mut hatte anlässlich der<br />

Bildung der Großen Koalition<br />

in Berlin der CSU-<br />

Politiker Gerd Müller.<br />

Mehr noch. Jetzt legte er<br />

ein neues Konzept für<br />

die deutsche Afrika-Politik<br />

vor.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Zu Müllers Mut gesellt<br />

sich Optimismus. Er betrachtet<br />

Afrika als den Kontinent<br />

mit den großen Chancen für<br />

Deutschland. Allerdings beschränkt<br />

sich die Dynamik,<br />

die er vor allem südlich der<br />

Sahara wahrnimmt, auf ein<br />

großes Bevölkerungswachstum.<br />

Was an Wirtschaftswachstum<br />

fehlt, soll durch<br />

die sogenannte „Public Private<br />

Partnership“ in Rollen gebracht<br />

werden. Müller sieht<br />

die deutsche Wirtschaft aufgerufen,<br />

sich zu engagieren.<br />

Nun ist es im allgemeinen so,<br />

dass die Wirtschaft das ohnehin<br />

tut wo es sich lohnt. Engagement<br />

als Draufzahlgeschäft<br />

kann man von ihr<br />

nicht erwarten.<br />

Und diese Gefahr ist in<br />

Afrika nach wie vor groß. Unfähigkeit,<br />

fehlende Infrastruktur,<br />

Unterschleif, Nepotismus<br />

prägen weithin das<br />

Bild ebenso wie Rechtsunsicherheit,<br />

Korruption und<br />

Kriminalität. Doch das alles<br />

spielt für den Minister offenbar<br />

keine entscheidende Rolle.<br />

Er verspricht neue Anstrengungen,<br />

diesen Übeln<br />

beizukommen, wobei er offen<br />

lässt, warum die bisherigen<br />

jahrzehntelangen Anstrengungen<br />

seitens der Entwicklungspolitik<br />

an den Übeln<br />

nicht geändert haben. Im Gegenteil.<br />

Mehr und mehr afrikanische<br />

Länder, auch solche,<br />

die einst als Vorzeige-<br />

Beispiele gegolten hatten wie<br />

Kenia, zerfallen und hören<br />

auf, ein Staat zu sein. So gibt<br />

es im Kongo, der, was den<br />

natürlichen Reichtum angeht,<br />

zu den Spitzenländern<br />

der Welt zählt, nicht eine einzige<br />

Straße, auf der man von<br />

Ost nach West oder Nord<br />

nach Süd fahren könnte.<br />

Demgegenüber sind Müllers<br />

Pläne, in Äthiopien eine<br />

Industrie für die Verwertung<br />

von Bambus einzurichten,<br />

nichts als ein Basteln an<br />

Symptomen. Auch wenn sein<br />

Konzept die landwirtschaftlichen<br />

Potentiale Afrikas beschwört,<br />

sollte er, was bisher<br />

nie geschah, bedenken, dass<br />

Europa mit jeder Lebensmittel-Lieferung<br />

ein paar afrikanische<br />

Bauern ruiniert, weil<br />

diese mit Gratis-Importen<br />

nicht konkurrieren können.<br />

Soweit die Fortsetzung der<br />

bisherigen erfolglosen Politik.<br />

Noch bedenklicher aber<br />

ist die Bereitschaft Berlins,<br />

auch militärisch in Afrika<br />

einzugreifen, so wie in Mali.<br />

Man nennt das „Verantwortung<br />

übernehmen“.<br />

47


China: Neue Strategie in Afrika<br />

China ist im Begriff,<br />

die Strategie<br />

seiner<br />

Investitionen in Afrika<br />

umzustellen. Hat das<br />

Reich der Mitte bislang<br />

sein wirtschaftliches<br />

und finanzielles Engagement<br />

auf Grund von<br />

bilateralen Abkommen<br />

durchgeführt, schickt<br />

es sich jetzt an, eine<br />

länderübergreifende<br />

Einrichtung für seine<br />

Wirtschafts- und Entwicklungspolitik<br />

zu<br />

schaffen, die mit mehreren<br />

Milliarden Dollar<br />

ausgestattet wird.<br />

Von Florian Stumfall<br />

„China hat in Afrika bisher<br />

bilaterale Kontakte genutzt“,<br />

sagte ein hoher chinesischer<br />

Funktionär der Londoner Tageszeitung<br />

Financial Times.<br />

„Jetzt gehen wir mehr einen<br />

Weg der mehrseitigen Verbindungen.“<br />

Dazu hat Peking<br />

mit der Afrikanischen Entwicklungsbank<br />

(BAD) Kontakt<br />

in der Absicht aufgenommen,<br />

noch im Verlauf<br />

des Mai einen afrikanischen<br />

Investitionsfonds einzurichten,<br />

der zunächst mit zwei<br />

Milliarden Dollar ausgestattet<br />

wird. Er heißt „Africa<br />

Growing Together Fund“ und<br />

soll anlässlich der Jahresversammlung<br />

der BAD Ende<br />

Mai in der ruandischen<br />

Hauptstadt Kigali gegründet<br />

werden.<br />

Freilich bedeutet die neue<br />

Initiative keineswegs eine<br />

völlige Umkehr. Denn das<br />

System bilateraler Abkommen<br />

mit einzelnen Staaten<br />

soll neben dem neuen Fonds<br />

beibehalten werden. Ein Experte<br />

für chinesisch-afrikanische<br />

Beziehungen vom Institut<br />

für Internationale Studien<br />

in Shanghai, Zhang Chun,<br />

versichert, dass das neue Engagement<br />

in den kommenden<br />

Jahren keineswegs zu<br />

lasten der bilateralen Zusammenarbeit<br />

gehen wird. „Diese<br />

neue Strategie“, so versichert<br />

er, „ist kein Gegensatz zur<br />

bisherigen. Es handelt sich<br />

um zwei Methoden, die parallel<br />

laufen können.“<br />

Neben wirtschaftspolitischen<br />

Zielen verfolgt Peking<br />

mit dem Afrika-Fonds auch<br />

eine psychologische Absicht.<br />

Die Chinesen haben nämlich<br />

den Vorteil gegenüber den<br />

Europäern, den sie auf dem<br />

Schwarzen Kontinent lange<br />

genossen haben, nämlich<br />

nichts mit dem Kolonialismus<br />

zu tun zu haben, eingebüßt.<br />

Das liegt nicht zuletzt<br />

an den praktischen Schwierigkeiten<br />

der Zusammenarbeit<br />

und der auffälligen Neigung<br />

der Afrikaner, für eigene<br />

Malaisen ihre Partner verantwortlich<br />

zu machen.<br />

So hat sich allmählich ihre<br />

Gewohnheit, die Ursache für<br />

alle Übel im Kolonialismus<br />

zu suchen, auch auf die Chinesen<br />

erstreckt. Grund genug<br />

für Chinas Premierminister<br />

48<br />

Li Keqiang für eine Klarstellung:<br />

„Ich versichere unsere<br />

afrikanischen Freunde in aller<br />

Ernsthaftigkeit, dass China<br />

nicht die Absicht hat, irgendwie<br />

in kolonialistischer<br />

Weise vorzugehen, wie es bestimmte<br />

andere Länder auf<br />

dem afrikanischen Kontinent<br />

getan haben. Der Kolonialismus<br />

gehört der Vergangenheit<br />

an.“<br />

Solch höfliche Floskeln<br />

sind in Afrika ebenso willkommen<br />

wie das Geld. Daran<br />

herrscht nämlich erheblicher<br />

Mangel. Laut McKinsey besteht<br />

bei der Infrastruktur<br />

des Kontinents ein Finanzbedarf<br />

von rund 2,6 Billionen<br />

Dollar. Das ist ein umso größeres<br />

Problem, als das große<br />

Geld Afrika eher flieht als<br />

sucht. Eine prominentes Beispiel<br />

gibt die reichste Frau<br />

Afrikas, die Angolanerin Isabel<br />

dos Santos, die, einem<br />

Bericht von Forbes Amerika<br />

zufolge, ihre Anteile an dem<br />

portugiesischen Geldhaus<br />

Banco BIC auf 50 Prozent erhöht<br />

hat.


Sezession: Zerfallen bald die<br />

USA?<br />

In ganzen 36 US-<br />

Bundesstaaten<br />

formieren sich sezessionistische<br />

Kräfte,<br />

die eine Loslösung ihrer<br />

Territorien von den Vereinigten<br />

Staaten von<br />

Amerika fordern. Getragen<br />

werden diese Bewegungen<br />

hauptsächlich<br />

von Republikanern, die<br />

mit der Bundespolitik<br />

nicht einverstanden<br />

sind.<br />

Von Marco Maier<br />

Noch mögen die Befürworter<br />

einer Abspaltung in<br />

der Minderheit sein, doch je<br />

größer das finanzielle Desaster<br />

der US-Bundesregierung<br />

wird, umso mehr Zulauf<br />

könnten diese Unabhängigkeitsbewegungen<br />

erhalten.<br />

Immer mehr Menschen fragen<br />

sich offenbar, wie die<br />

Bundesadministration zwar<br />

Unsummen für das Militär<br />

aufbringen kann, die Infrastruktur<br />

des Landes jedoch<br />

sukzessive zerfällt.<br />

Für Bildung und Soziales<br />

fehlt oftmals der finanzielle<br />

Rahmen, da die letzten Bundesregierungen<br />

in Sachen<br />

Steuern stets die reichsten 1<br />

Prozent begünstigten, während<br />

die Mittelschicht zur<br />

Kasse gebeten wird. Dennoch<br />

reicht das Geld von vorne bis<br />

hinten nicht aus, um die laufenden<br />

Ausgaben zu decken.<br />

Die Menschen fühlen sich zunehmend<br />

von der Bundespolitik<br />

veräppelt.<br />

Das einzige Problem für<br />

die Sezessionisten: Es gibt<br />

keine gesetzliche Grundlage,<br />

wonach Bundesstaaten aus<br />

dem Verband wieder austreten<br />

können. Doch wenn es zu<br />

einer Volksabstimmung<br />

käme, bei der sich eine überwältigende<br />

Mehrheit der Bevölkerung<br />

eines Bundesstaates<br />

für den Austritt aus den<br />

Vereinigten Staaten von<br />

Amerika ausspricht, müsste<br />

Washington wohl klein beigeben.<br />

Dennoch: es gärt in der<br />

Bevölkerung die zusehends<br />

verarmt, während eine kleine<br />

Elite in unermesslichem<br />

Reichtum lebt. Dem politischen<br />

Establishment vertraut<br />

man dort noch weniger als<br />

hierzulande, was sich in den<br />

erschreckend niedrigen<br />

Wahlbeteiligungen offenbart.<br />

Noch funktioniert nämlich<br />

das System von Brot und<br />

Spielen, indem man den<br />

Ärmsten der Gesellschaft Lebensmittelmarken<br />

in die<br />

Hand drückt und die unzähligen<br />

TV-Sender ihre sedierende<br />

Wirkung entfalten.<br />

Doch was geschieht, wenn<br />

die breite Masse der US-Amerikaner<br />

plötzlich bemerkt,<br />

wie sehr sie von der Politik<br />

nach Strich und Faden belogen<br />

wird? Was ist, wenn die<br />

Leute endlich merken, wie<br />

das Establishment zusammen<br />

mit dem Militärisch-Industriellen-Komplex<br />

an einem<br />

Polizeistaat arbeitet, in<br />

dem die Menschen nur noch<br />

als gefügige Masse existieren<br />

sollen?<br />

Der Zerfall der Supermacht<br />

USA ist – siehe auch<br />

mein Buch – nur noch eine<br />

Frage der Zeit. Schon jetzt<br />

zeigen sich die Grenzen des<br />

Zweiparteiensystems, indem<br />

die rechtskonservative "Tea<br />

Party" den ganzen Kongress<br />

in Geiselhaft nehmen kann,<br />

obwohl sie nur eine Minderheit<br />

der Abgeordneten stellt.<br />

Die Frage die sich stellt: Was<br />

kollabiert zuerst, die Finanzen,<br />

die Wirtschaft oder die<br />

Politik? Überall kristallieren<br />

sich Sollbruchstellen heraus,<br />

die nur noch notdürftig zusammenhalten.<br />

49


Satelliten-Navigation: Spiegel<br />

der Weltpolitik<br />

Nachdem die<br />

USA nicht nur<br />

den Wettbewerb,<br />

sondern die Rivalität<br />

mit Russland haben<br />

wollen, bekommen sie<br />

ihren Wunsch erfüllt. Allerdings<br />

auch auf Gebieten,<br />

die sie nicht vorgesehen<br />

hatten, und auf eine<br />

Art und Weise, die eine<br />

unangenehme Überraschung<br />

darstellt.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Die Amerikaner haben es<br />

herausgefordert: Da sie nach<br />

wie vor der Meinung zu vertreten<br />

scheinen, sie seien mit ihrem<br />

GPS-Navigationssystem<br />

konkurrenzlos, und alles zu<br />

tun bereit sind, dass dies so<br />

bleibe, haben sie den Russen<br />

verboten, auf US-Territorium<br />

Bodenstationen für das russische<br />

System GLOSNASS zu errichten.<br />

Das war allerdings unbedacht,<br />

denn sie selbst, die<br />

Amerikaner, haben ihrerseits<br />

zahlreiche Bodenstationen auf<br />

dem Gebiet der Russischen<br />

Föderation. Da die einschlägigen<br />

russisch-amerikanischen<br />

Verhandlungen feststecken,<br />

haben die Russen nun gedroht,<br />

mit 1. Juni die US-Stationen<br />

abzuschalten. Dem solle<br />

eine Zeit für intensivierte<br />

Verhandlungen folgen, bis 1.<br />

September. Wäre dann keine<br />

Einigung hergestellt, käme es<br />

zur endgültigen Abschaltung.<br />

Ein Blick auf den Globus<br />

macht klar, was die beiden jeweils<br />

zu verlieren haben: Zwar<br />

liegen zwischen New York und<br />

San Francisco über 4.000 Kilometer,<br />

doch die Entfernung<br />

zwischen Königsberg und<br />

Kamtschatka erreicht fast das<br />

Doppelte. Das heißt, nimmt<br />

man Russland aus dem GPS-<br />

System heraus, kann man dieses<br />

vergessen. Der Rückschlag<br />

auf einem milliardenschweren<br />

Markt wäre nicht mehr aufzuholen.<br />

Technisch gesehen, ist<br />

das russische System GLOS-<br />

NASS bereits weltweit einsetzbar.<br />

Es hat seine Bewährungsprobe<br />

in der militärischen Praxis<br />

bestanden.<br />

Ein weiteres kommt hinzu,<br />

China. Dort arbeitet man am<br />

Aufbau eines eigenen Systems,<br />

„Beidou“ genannt. Vor zwei<br />

Jahren schon befand sich über<br />

die Hälfte der geplanten 30<br />

Satelliten im Orbit. Das System<br />

soll bis 2020 weltweit verfügbar<br />

sein. Allerdings haben<br />

die Chinesen den Schritt über<br />

die Grenzen schon getan. Sie<br />

haben in Pakistan ein Netzwerk<br />

von fünf Basisstationen<br />

errichtet, nach einer zweiten<br />

Stufe des Ausbaus wird das<br />

Netz ganz Pakistan abdecken.<br />

Wer hinten nachhinkt, ist<br />

die EU mit ihrem „Galileo“.<br />

Widerstand kommt aus den eigenen<br />

Ländern, in denen die<br />

Gegner erklären, das sei ein<br />

„reines Prestige-Objekt“. Diese<br />

Argumentation dürfte freilich<br />

von den USA inspiriert sein.<br />

Doch auch aus eigenem Antrieb<br />

brachten es die Europäer<br />

fertig, durch Kompetenz-Streitigkeiten<br />

„Galileo“ an den<br />

Rand des Abgrunds zu wirtschaften.<br />

Steuermilliarden<br />

mussten das Projekt retten.<br />

Doch es ist nicht dran zu denken,<br />

dass „Galileo“ wenigstens<br />

vor dem chinesischen „Beidou“<br />

einsatzfähig sein könnte.<br />

So spiegelt der Konkurrenzkampf<br />

um die Satelliten-Navigation<br />

getreulich die Kräfteverhältnisse<br />

auf der Erde wider.<br />

50


Syrien und die UN: Russland und<br />

China spielen den Westen aus<br />

Zu den brillantesten<br />

diplomatischen<br />

Schachzügen<br />

des russischen Präsidenten<br />

Putin gehört die<br />

Art und Weise, wie er im<br />

allerletzten Moment, als<br />

sich die USA und mit ihr<br />

die üblichen anderen<br />

NATO-Länder bereits auf<br />

einen offenen Krieg gegen<br />

Syrien vorbereitet<br />

hatten, den Vorwand dafür<br />

aus der Welt schaffte.<br />

Seither werden die syrischen<br />

chemischen Waffen<br />

unter internationaler<br />

Aufsicht vernichtet.<br />

Doch in Washington und<br />

Brüssel wird Putin nicht<br />

verziehen, dass er der<br />

NATO den Kriegsgrund<br />

weggenommen hat.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Diesmal sollte es über die<br />

UN gehen. Frankreich wurde<br />

vorgeschickt und brachte in<br />

den Sicherheitsrat eine Beschlussvorlage<br />

ein, wonach<br />

alle Verbrechen von Regierungstruppen<br />

und regierungstreuen<br />

Milizen sowie<br />

von „bewaffneten nichtstaatlichen<br />

Gruppen“ untersucht<br />

werden sollten. Der Begriff<br />

der „bewaffneten nichtstaatlichen<br />

Gruppen“ ist derart<br />

unklar, dass er alle Möglichkeiten<br />

bietet, eigene Parteigänger<br />

unberücksichtigt zu<br />

lassen. Nachdem Syrien nicht<br />

Mitglied das Internationalen<br />

Strafgerichtshofs ist, kann<br />

Den Haag nicht von sich aus<br />

aktiv werden, daher das französische<br />

UN-Manöver.<br />

Kann man der Regierung<br />

Assad in Damaskus nicht unmittelbar<br />

mit einer Klage ans<br />

Leder, stehen überdies die<br />

militärischen Belange der<br />

vom Westen unterstützten<br />

Aufständischen bis hin zur<br />

al-Kaida nicht gut, so versucht<br />

man es mit dem bewährten<br />

Hebel der UN. Der<br />

dortige Botschafter Russlands,<br />

Vitali Tschurkin,<br />

machte auf die Taktik aufmerksam,<br />

die sich hinter<br />

dem Vorstoß verbirgt.<br />

Tschurkin warnte davor, dass<br />

der französische Vorstoß den<br />

Vorwand für eine offene militärische<br />

Einmischung in Syrien<br />

schaffen könnte. Wäre<br />

es zu einer Verurteilung Syriens<br />

im Sinne der französischen<br />

Demarche gekommen,<br />

so hätte das der NATO<br />

weitaus mehr Mittel in die<br />

Hand gegeben als die einer<br />

Anklage in Den Haag – bis<br />

hin zum offenen Krieg, den<br />

Obama ja seit jeher gewollt<br />

hatte.<br />

Nun aber geschah es zum<br />

zweiten Mal, dass den kriegerischen<br />

Ambitionen der<br />

NATO gegenüber Syrien von<br />

Russland, das von seinem<br />

Vetorecht Gebrauch machte,<br />

ein Riegel vorgeschoben wurde.<br />

Dass sich China der russischen<br />

Entscheidung anschloss,<br />

ist gerade kurz nach<br />

dem erfolgreichen russisch-chinesischen<br />

Gipfeltreffen<br />

in Shanghai von besonderer<br />

Bedeutung. „Russland“,<br />

so quittierte Syriens<br />

Präsident al-Assad das<br />

Scharmützel im Sicherheitsrat,<br />

„hat damit nicht nur Syrien,<br />

sondern den ganzen Nahen<br />

Osten gerettet, indem es<br />

Stabilität in der Welt bewahrt<br />

und der westlichen Hegemonie<br />

Einhalt geboten hat.“<br />

51


Boko Haram: Die Handschrift<br />

der CIA in Nigeria<br />

Dass die US-Sicherheitsdienste<br />

und allen<br />

voran die CIA mit Extremisten<br />

und Terroristen<br />

zusammenarbeiten,<br />

ist kein Geheimnis. Mehr<br />

noch: Gruppierungen<br />

wie al-Kaida oder die Taliban<br />

sind von der CIA<br />

gegründet worden, und<br />

es gibt bis heute eine jedenfalls<br />

punktuelle Zusammenarbeit.<br />

Herausragende<br />

Beispiele hierfür<br />

war der Krieg der<br />

NATO gegen Libyen und<br />

ist derjenige gegen Syrien.<br />

Jetzt kommt Boko<br />

Haram in den Fokus. Ein<br />

nigerianischer Journalist<br />

hat es sich zur Aufgabe<br />

gemacht, die Weltöffentlichkeit<br />

darüber aufzuklären.<br />

Atheling P. Reginald<br />

Mavangira weiß,<br />

dass er mit seinem Leben<br />

spielt. Dennoch schreibt<br />

er gegen die Weltmacht<br />

USA an.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Die ECOMOG ist eine militärische<br />

Gründung der Westafrikanischen<br />

Wirtschaftsgemeinschaft<br />

(ECOWAS), die von<br />

Nigeria angeführt wird und der<br />

außerdem im wesentlichen<br />

Ghana, Guinea, Sierra Leone,<br />

Gambia, Liberia, Mali, Burkina<br />

Faso und Niger angehören. Eines<br />

der Ziele ist die Errichtung<br />

einer „Pax Nigeriana“ und als<br />

Voraussetzung hierfür die Eindämmung<br />

des Einflusses der<br />

ehemaligen Kolonialmächte<br />

Großbritannien und Frankreich.<br />

Um diesen Plan zu<br />

durchkreuzen, hat im Jahr<br />

2004 US-Präsident Bush Junior<br />

die ACRI (Africa Crisis Response<br />

Initiative) gegründet.<br />

Bereits zu Beginn wurde die<br />

Handschrift der CIA sichtbar:<br />

Wie Mavangira schreibt, nutzte<br />

sie wie anderswo auch ethnische<br />

und soziale Verwerfungen<br />

und sammelte arbeitslose islamistische<br />

Jugendliche um sich<br />

– und an denen war kein Mangel.<br />

„Die CIA“, führt Mavangira<br />

fort, „hat seit langem entlang<br />

der durchlässigen Grenzen<br />

zum Tschad, zu Niger und Kamerun,<br />

Ausbildungs- und Indoktrinationslager<br />

eingerichtet.<br />

Dort werden arme, verwirrte<br />

und desorientierte Jugendliche<br />

zu Aufständischen<br />

im Namen Allahs ausgebildet,<br />

um in dem gottlosen Nigeria<br />

eine gerechte islamische Ordnung<br />

herzustellen.“<br />

Das erklärt, „wie eine zerlumpte<br />

Sammlung von hauptsächlich<br />

halbgebildeten, unbedarften<br />

Personen, die vor allem<br />

mit Mopeds operieren, sich<br />

praktisch über Nacht in eine<br />

Organisation verwandeln<br />

(kann), die in der Lage ist,<br />

Bomben zu entwerfen, herzustellen<br />

und in Gebäuden und<br />

Fahrzeugen anzubringen, die<br />

Millionen Nairas kosten, und<br />

Angriffe gleichzeitig an mehreren<br />

Orten des Landes auszuführen“.<br />

52<br />

Hauptquartier der CIA-Offiziere<br />

in Nigeria ist die dortige<br />

US-Botschaft, wie auch schon<br />

"Wikileaks" enthüllt hat. Hier<br />

liegt die Basis für „weitreichende<br />

Subversionsakte“ durch Erpressung,<br />

Spionage und Überwachung<br />

und durch „Unterstützung<br />

und Finanzierung<br />

subversiver Gruppen“, wie das<br />

im Regelfall die Aufgabe von<br />

US-NGO ist, vor allem des<br />

"National Endowment for Democracy",<br />

eines Subunternehmens<br />

der CIA.<br />

Mavangiras organisatorischer<br />

Hintergrund ist die<br />

"Greenwhite Coaliton", eine<br />

patriotische Vereinigung<br />

(Grün-weiß sind die nigerianischen<br />

Landesfarben). Sie wird,<br />

wie er ankündigt, in nächster<br />

Zeit „die nigerianische Öffentlichkeit<br />

aufklären um zu verhindern,<br />

dass unser Land unter<br />

den amerikanischen Stiefel<br />

kommt“. Doch Mavangiras ist<br />

nicht der einzige Zeuge der Täterschaft<br />

der CIA. Bereits im<br />

Dezember 2011 schilderte<br />

"News + Rescue" diese Zusammenhänge<br />

im selben Sinne und<br />

mit denselben Einzelheiten.<br />

Stellt sich abschließend die<br />

Frage, ob es denn immer die<br />

CIA sein muss, wenn sich auf<br />

der Welt politisch-militärische<br />

Kabalen abspielen. Legt man<br />

zugrunde, dass die USA die<br />

Welthegemonie wollen, und alles<br />

andere zu glauben, wäre<br />

blind, dann wäre das nicht nur<br />

eine Erklärung, dann muss es<br />

so sein.


Spionage: CIA will Impfkampagnen<br />

zukünftig nicht mehr infiltrieren<br />

Humanitäre Hilfe<br />

dürfe nicht<br />

für geheimdienstliche<br />

Aktionen<br />

missbraucht werden, da<br />

dies die Arbeit der Hilfsorganisationen<br />

massiv erschwere,<br />

so der Tenor der<br />

Beschwerdeführer an die<br />

US-Regierung. Nun, mehr<br />

als ein Jahr nach der heftigen<br />

Kritik, kam die Zusicherung<br />

des US-Auslandsgeheimdienstes<br />

CIA.<br />

Von Marco Maier<br />

Eine Sprecherin des Weißen<br />

Hauses teilte mit, dass die<br />

CIA in Zukunft Impfaktionen<br />

nicht mehr für ihre eigenen<br />

Zwecke nutzen würde. Damit<br />

reagiert die US-Administration<br />

nach langer Zeit auf einen<br />

Beschwerdebrief von <strong>12</strong> Dekanen<br />

amerikanischer Gesundheitseinrichtungen<br />

vom Januar<br />

2013.<br />

Die Dekane hatten massiv<br />

dagegen protestiert, dass der<br />

pakistanische Chirurg Shakil<br />

Afridi dazu benutzt wurde, im<br />

Zuge einer Impfkampagne gegen<br />

Hepatitis Informationen<br />

über Osama Bin Laden herauszufinden.<br />

Ziel der CIA-<br />

Operation war es, Flüssigkeiten<br />

mit der DNA von möglichen<br />

Verwandten Osama Bin<br />

Ladens zu erhalten. Afridi<br />

wurde anschließend in Pakistan<br />

wegen Hochverrats angeklagt<br />

und zu 23 Jahren Gefängnisstrafe<br />

verurteilt.<br />

53<br />

Die Afridi-Affäre hatte damals<br />

zur Folge, dass viele<br />

Hilfsorganisationen Mitarbeiter<br />

aus Pakistan abzogen, damit<br />

diese nicht wegen Spionagevorwürfen<br />

in pakistanischen<br />

Gefängnissen landen oder<br />

noch mehr von ihnen Opfer<br />

von Anschlägen wurden. Inzwischen<br />

weigern sich immer<br />

mehr Menschen in Pakistan,<br />

Hilfe von amerikanischen Organisationen<br />

anzunehmen, damit<br />

sie nicht in Verdacht geraten<br />

selbst zu US-Agenten erklärt<br />

zu werden.<br />

Ob sich die US-Schnüffeltruppe<br />

tatsächlich daran halten<br />

wird, muss sich jedoch erst<br />

noch zeigen. Angesichts der<br />

Vorkommnisse während der<br />

letzten Jahrzehnte sollte man<br />

sich allerdings nicht leichtfertig<br />

verlassen.


„<br />

Aegis“ ist das<br />

modernste<br />

US-amerikanische<br />

Warn-und Feuerleitsystem.<br />

Es wurde von<br />

der US-Navy entwickelt<br />

und wird im wesentlichen<br />

bei der Marine eingesetzt.<br />

Jetzt aber<br />

scheint man erweiterte<br />

Verwendungsmöglichkeiten<br />

zu suchen. Jedenfalls<br />

haben die USA auf<br />

der Hawaii-Insel Kauai<br />

erstmals ein bodengestütztes<br />

„Aegis“-System<br />

getestet.<br />

Hawaii: Raketentest für<br />

Osteuropa<br />

Von Florian Stumfall<br />

Technisch gesehen, war der<br />

Versuch ein Erfolg. Colonel<br />

Steve Warren, ein Sprecher<br />

des Pentagon, sagte, von 30<br />

Zielen seien 26 abgefangen<br />

worden. Im kommenden Jahr<br />

will man einen weiteren Test<br />

durchführen, bei dem erschwerte<br />

Aufgaben zu lösen<br />

sein werden. Während der<br />

vergangenen elf Jahre wurden<br />

mit „Aegis“ insgesamt 28 erfolgreiche<br />

Übungen durchgeführt.<br />

Doch liegt die Bedeutung<br />

des Manövers weniger<br />

im technischen Bereich als<br />

vielmehr im politischen.<br />

Dieses landgestützte „Aegis“-System<br />

nämlich ist das<br />

Herzstück des europäischen<br />

Raketenabwehrsystems, das<br />

die USA in Osteuropa aufbauen<br />

wollen, und dessentwegen<br />

es mit Russland seit vielen<br />

Monaten Spannungen gibt.<br />

„Aegis“-Systeme wie auf Hawaii,<br />

so Colonel Warren, sollen<br />

demnächst zunächst in<br />

Rumänien aufgestellt werden,<br />

und zwar im südrumänischen<br />

Deveselu, angeblich als<br />

Schutz gegen iranische Raketen,<br />

tatsächlich aber sollen sie<br />

die russische Luftabwehr unterlaufen.<br />

Die bodengestützte<br />

Variante „Aegis Ashore“ kann<br />

gleichzeitig mit 24 Raketen<br />

geladen werden. In absehbarer<br />

Zeit könne diese Zahl noch<br />

aufgestockt werden, sagte der<br />

Direktor des SM-3-Programms,<br />

Mitch Stevison.<br />

Die Planungen für Deveselu<br />

bestätigte auch Wladimir<br />

Kosin, ein Berater des Direktors<br />

des Russischen Instituts<br />

für strategische Forschungen.<br />

Es handelt sich dabei um<br />

einen Militärflughafen im<br />

Kreis Olt, 60 Kilometer nördlich<br />

der bulgarischen Grenze,<br />

der bis zum nächsten Jahre zu<br />

einem der größten Militärstandorte<br />

der USA im Gebiet<br />

des ehemaligen Warschauer<br />

Paktes ausgebaut werden soll.<br />

54<br />

Im Oktober 2013 war dafür<br />

der Grundstein gelegt worden.<br />

Hier sind 24 SM-3-Raketen<br />

vorgesehen, weitere 24<br />

Raketen dieses Typs werden<br />

im Norden Polens aufgestellt.<br />

Das rumänische Raketenabwehrsystem<br />

solle 2015 und<br />

das polnische 2018 in Betrieb<br />

genommen werden. „Diese 48<br />

Raketen werden nur ein Teil<br />

der Raketenabwehrstruktur<br />

sein, die bald in Europa entsteht“,<br />

so Kosin. Hinzu kämen<br />

13 Kriegsschiffe mit „Aegis“-<br />

Anlagen an Bord, an der USamerikanischen<br />

Atlantikküste,<br />

weitere 16 Schiffe an der<br />

Pazifikküste. Sechs bis zehn<br />

dieser Schiffe befänden sich<br />

ständig in der Barents-,<br />

Nord-, und Ostsee sowie im<br />

Mittel- bzw. im Schwarzen<br />

Meer.<br />

Dort war es auch, wo vor<br />

einigen Wochen ein russisches<br />

Kampfflugzeug das gesamte<br />

„Aegis“-System der<br />

Fregatte „Donald Cook“ lahmgelegt<br />

hatte.


Grund zur Sorge um<br />

Angela Merkel?<br />

Zu diesem<br />

Schluss könnte<br />

man kommen,<br />

wenn man bei Ria Novosti<br />

folgende Schlagzeile<br />

liest: „Meinungsverschiedenheiten<br />

mit Russland<br />

sind durch Dialog<br />

zu überwinden“. Ja, lesen<br />

Sie ruhig zwei Mal<br />

oder drei Mal nach,<br />

wenn sie glauben, Ihre<br />

Augen spielten einen<br />

Streich. Sie tun es nicht.<br />

Das steht dort wirklich.<br />

Von Daniela Disterheft<br />

Der Gasdeal mit China<br />

scheint Angela Merkel nun<br />

doch irgendwie auf das Gemüt<br />

zu schlagen. Deutschlands<br />

Verhalten hat tatsächlich<br />

Folgen. Diesmal besinnt<br />

sich Putin nicht auf die<br />

Deutsch- Russische Freundschaft.<br />

Ja, Frau Merkel, es<br />

könnte sogar sein, dass er<br />

drauf pfeift. Ich habe Russland<br />

noch nie bereist und<br />

doch, soviel weiß ich über die<br />

russische Mentalität: Russen<br />

verzeihen Verrat nicht. Hat<br />

nicht Putin sogar den deutschen<br />

Mitgliedern des<br />

„OSZE-Beobachter-Teams“<br />

in Kiew den Popo gerettet?<br />

Nachdem Sie, Frau Merkel,<br />

sich nicht mehr anders zu<br />

helfen wussten, als an seine<br />

Autorität zu appellieren?<br />

Und was bekam er dafür?<br />

Das Massaker von Odessa.<br />

Unter anderem.<br />

Aber verehrte Frau Merkel,<br />

ihr NATO-Wording behalten<br />

sie ja bei. An Dialogbereitschaft<br />

appellieren und<br />

trotzdem weiter von der Annexion<br />

der Krim seitens<br />

Russlands sprechen? Frau<br />

Merkel, wer soll Sie ernstnehmen?<br />

Der Präsident<br />

Russlands? Durch die Annexion<br />

der Krim, das sagen Sie,<br />

Frau Merkel, habe Russland<br />

einen Teil dessen verletzt,<br />

was die Nachkriegsordnung<br />

prägt – die territoriale Integrität.<br />

Na, Frau Merkel, spätestens<br />

jetzt sollte wirklich<br />

jeder begriffen haben, wo sie<br />

gebrieft werden. Fast aufs<br />

Wort genau dasselbe, hat<br />

NATO-Chef Anders Rasmussen<br />

vor ein paar Tagen dem<br />

russischen Präsidenten ins<br />

Gesicht gesagt und damit begründet,<br />

warum man dort<br />

Russland ab sofort als permanente<br />

Bedrohung einstufen<br />

werde. Das ist doch eine<br />

echte Gesprächsbasis.<br />

55<br />

Jetzt fällt ihnen ein, dass<br />

wir die Meinungsverschiedenheiten<br />

durch Gespräche<br />

überwinden müssen! Was<br />

gibt es da zu reden, Frau<br />

Merkel? China hat den Deal,<br />

Sie nicht. Langstreckenlauf<br />

gegen sich selbst ist wohl<br />

wirklich keine kluge Sportart.<br />

Wobei, in diesem Falle hat ja<br />

schon ein Kurzstreckensprint<br />

gereicht. Oder? Sie wollen<br />

Putin jetzt erzählen, dass Ihnen<br />

der Ukraine-Konflikt gezeigt<br />

habe, dass jede Generation<br />

für das Friedenswerk<br />

Europa arbeiten muss?! Frau<br />

Merkel, wäre ich Wladimir<br />

Putin, hätten Sie Einreiseverbot<br />

in Russland.


Remembering Rudi Dutschke…<br />

…oder: Ein Zwischenruf<br />

aus der Vergangenheit<br />

analysiert das<br />

Heute. 1968 meets 20<strong>14</strong>.<br />

Von Daniela Disterheft<br />

Rudi, morgen findet hier<br />

eine Scheinveranstaltung<br />

statt. Viel größer manipulierter<br />

und zentralistischer, als<br />

du es dir nach deiner Flucht,<br />

aus deinem Geburtsland, der<br />

DDR, je hättest träumen lassen.<br />

Das Land Rudi, in dem<br />

du deine Weltenreise auf<br />

dich nahmst, kennt die erste<br />

Generation Nachgeborener<br />

nur noch aus Geschichtsbüchern.<br />

Die Revolution hat gesiegt,<br />

glaubst du? Der<br />

Mensch habe sich erhoben,<br />

um sich bewusst zu werden<br />

seiner Knechtschaft in den<br />

Klauen der Konzerne und<br />

habe sich auf gemacht Geschichte<br />

bewusst zu machen?<br />

Nicht länger als Idiot zu dienen,<br />

hilflos im Weltengetriebe?<br />

Überwunden sei die Diktatur?<br />

56<br />

Nun Rudi, die Nationalstaaten<br />

sind tatsächlich in<br />

Auflösung begriffen. Auf dass<br />

die Menschen sich verbinden?<br />

Autsch! Um jede<br />

Schranke aufzuheben, die<br />

den freien Handel der Konzerne<br />

auch nur noch irgendwie<br />

behindern kann. Sogar<br />

eine einheitliche Währung ist<br />

geschaffen, die knapp dreißig<br />

Staaten in ihren Schulden<br />

aneinander bindet. Dazu ließ<br />

man die Börse kollabieren,<br />

die mit der Ware „Aktienanteil“<br />

gläubige und unersättlich<br />

gierige aber noch dazu<br />

absolut nicht wissende Anleger<br />

um ihre Erspartes prellte.<br />

Ganze Rentenersparnisse<br />

wurden Konzernen in den<br />

Rachen geworfen. Der Verlust?<br />

Stets fürs Volk. Sogar<br />

an Spareinlagen darf „Vater<br />

Staat “sich jetzt bedienen.<br />

Wozu? Um Zocker x-fach unter<br />

Schutzschirme zu stellen,<br />

auf dass sie, der Regen, den<br />

sie über andre brachten, niemals<br />

träfe. Alle Gewinne dem<br />

Shareholder. Die Arbeitslosen<br />

bilden ein Millionenheer.<br />

Die, die noch Arbeit haben,<br />

kennen nur die Angst davor,<br />

diese zu verlieren und knechten<br />

in 400-Euro-Jobs. Dass<br />

keiner davon leben kann, ist<br />

allen klar. Das macht die<br />

Menschen, wenn auch schon<br />

erheblich weniger – gefügig.<br />

Denn der Rest, den es<br />

braucht um existieren zu<br />

können, wird amtlicherseits<br />

aufgestockt.<br />

Vater Staat selbst, hat<br />

nicht mehr viel zu melden.<br />

Brüssel heißt der neue Gott.<br />

Der Gouverneursrat meldet<br />

jedem Pseudostaatsgebilde,<br />

welche Summe abzuliefern<br />

ist. Wem das nicht passt, wer<br />

demonstriert, für den gilt<br />

wieder: Todesstrafe! Frank<br />

und frei. Der Gouverneursrat<br />

ist in keiner Weise haftbar,<br />

genießt Immunität, ist nicht<br />

vom Volk gewählt. Denn ein<br />

Staat Europa existiert nicht.<br />

Du sagtest: Es sei nicht<br />

gut, wenn Produktionsmittel<br />

sich in Unternehmerhand be-


finden. Heute gehört den<br />

Konzernen Trinkwasser,<br />

Saatgut, der genetische Bauplan<br />

fast jeder Kreatur.<br />

Doch eine Chance scheint<br />

geblieben. Wir nennen sie<br />

das Internet. Springer und<br />

Co treibt dieser viereckige<br />

kleine Kasten die Tränen in<br />

die Augen, weil er jede Unwahrheit<br />

aufdeckt. Über kurz<br />

oder lang in zahllosen Verzeichnissen<br />

und Archiven,<br />

Milliarden elektronischer<br />

Seiten, findet sich fast jede<br />

Information der Welt. Jeder<br />

verbreitet was er will, jeder<br />

sagt was er will, jeder preist<br />

an, was er will. Binnen Sekunden<br />

für jeden abrufbar.<br />

Jedes Gefühl, jede Idee, jeder<br />

Gedanke. So man ihn denn<br />

mit dem weltweiten elektronischen<br />

Netz teilen will. Ob<br />

du ihn oder sie da draußen<br />

kennst oder nicht. So findet<br />

man sich aber auch. Wer will<br />

was von wem? Warum?<br />

Wann? Wo? Und Wie? Gedacht<br />

hatten es die Erfinder<br />

zu Kontrolle der Menschheit.<br />

Doch es ist ihnen entglitten.<br />

Nun herrscht, zu allen realen<br />

Kriegen auf der Welt, die<br />

durch Verbreitung von<br />

Falschinformationen binnen<br />

Tagen ihren Lauf nehmen<br />

können, auch noch der Krieg<br />

um die Köpfe, die Herzen,<br />

die Ideale und Träume. Auf<br />

eine Art und Weise, mir unmöglich<br />

ist, einem Außenstehenden<br />

zu beschreiben. Denn<br />

alles und jeder kann hier entstehen<br />

und vergehen. Binnen<br />

Minuten. Sein oder nicht sein<br />

definiert sich heute nahezu<br />

ausschließlich in diesem Kasten.<br />

Du bestellst dir deine<br />

Pizza genauso, wie deine<br />

Traumfrau aus Thailand. Um<br />

das tun zu können, muss<br />

dein reales Bankkonto allerdings<br />

ganz real gedeckt sein.<br />

Schließlich fliehen die meisten<br />

Frauen, die auf solvente<br />

Heiratswillige hoffen, vor absolut<br />

realer Armut im eigenen<br />

Land. Und da sind wir<br />

wider bei dir, Rudi – deiner<br />

Systemkritik des Jahres<br />

1968. Alles beim Alten nur<br />

viel, viel wirklich sehr viel extremer.<br />

1968 sagtest du, Rudi, voraus:<br />

„Raus mit Deutschland<br />

aus der NATO!“ Oder in den<br />

Siebzigern Stahlbad. Rudi,<br />

Die NATO ist im Jahre 20<strong>14</strong><br />

die einzig verbliebene weltweite<br />

Supermacht. Jedenfalls<br />

sieht sie das so und das nur,<br />

weil sie die Sowjetunion wirtschaftlich<br />

und ideologisch<br />

niedergerungen hat. Als Folge<br />

hieraus ist die Berliner<br />

Mauer verschwunden. Die<br />

Russische Föderation, der<br />

Nachfolgestaat, welcher von<br />

der Sowjetunion übrig blieb,<br />

ist inzwischen erstarkt, während<br />

die USA im Niedergang<br />

begriffen sind. Komplett<br />

bankrott durch zahllose<br />

Kriegsschauplätze die diese<br />

auf der Welt geschaffen haben<br />

und diesen Vorgang jeweils<br />

friedenserhaltende<br />

Operationen, mit dem Zwecke<br />

der „Befreiung“ des jeweiligen<br />

Staates, der allermeist<br />

über große Erdölreserven,<br />

Gold oder andere Bodenschätze<br />

verfügt, um die es<br />

den USA tatsächlich geht.<br />

Das Einzige, was die USA<br />

ökonomisch am Leben erhält,<br />

ist die weltweite Bezahlung<br />

von Erdöllieferungen in<br />

Dollar. Nichts sonst ist in der<br />

Lage. Doch der Dollar als<br />

Weltleitwährung steht vor<br />

dem Niedergang. Ach ja, vorgestern<br />

erklärte der aktuelle<br />

NATO-Chef die neueste Doktrin<br />

des „Bündnisses“ Die<br />

neue, ständige Bedrohung<br />

stellt wieder Russland dar.<br />

Grund? Es habe angeblich<br />

den eigenständigen Staat<br />

Ukraine geteilt. Der Kalte<br />

Krieg war nie vorbei.<br />

Morgen sollen wir unsere<br />

Abgeordneten für das EU-<br />

Parlament wählen. Ja Rudi,<br />

ein Parlament für einen<br />

„Staat“ der nicht existiert.<br />

Weißt du, was einer ihrer<br />

Obersten sagt? „Die Wahlen<br />

sind überflüssig. Entschieden<br />

wird sowieso woanders.“ Die<br />

Wahlberechtigten bewiesen<br />

durch ihr Desinteresse einen<br />

sicheren Instinkt.<br />

Sag´s noch einmal, Rudi –<br />

trotz allem!<br />

57


VfL Wolfsburg gewinnt das<br />

Champions-League-Finale der Frauen<br />

Lissabon, am<br />

22.05.20<strong>14</strong>,<br />

Estadio do<br />

Restelo. Das Stadion<br />

von Belenenses, im<br />

vornehmen Stadtteil<br />

Belém war der Schauplatz<br />

des 20<strong>14</strong> Champions<br />

League Finale<br />

(fem) zwischen dem<br />

VfL Wolfsburg und Tyresö<br />

FF.<br />

Von Ruí Filipe Gutschmidt<br />

Das Stadion in Portugals<br />

Hauptstadt Lissabon war<br />

zwar gut gefüllt, aber leider<br />

nicht ausverkauft. Die Spielerinnen<br />

des amtierenden<br />

Europameisters VfL Wolfsburg<br />

und des Neulings Tyresö<br />

FF um die Fußballerin<br />

des Jahres, Martha, hätten<br />

es verdient, vor 25.000 Zuschauern<br />

zu spielen.<br />

Tyresö FF - VfL Wolfsburg:<br />

3:4<br />

Estadio do Restelo – Lissabon<br />

Schiedsrichterin: Kateryna<br />

Monzul<br />

Tore Tyresö FF: Marta 28' +<br />

56'; Verónica Boquete 30';<br />

Tore VfL Wolfsburg: Alexandra<br />

Popp 47'; Martina<br />

Müller 53' + 80'; Verena<br />

Faißt 68'<br />

Das Spiel begann mit beiden<br />

Teams mehr darauf bedacht<br />

keine Fehler zu machen,<br />

doch allmählich übernahm<br />

der VfL die Initiative<br />

und näherte sich immer<br />

mehr dem schwedischem<br />

Tor. Torhüterin Carola Söberg<br />

bekam immer mehr zu<br />

tun, bis Martha bei einem<br />

schnellem Konter das halbe<br />

Spielfeld und die Abwehr<br />

der Wölfe überrannte und<br />

in der 28‘ ein Traumtor erzielte.<br />

Wolfsburg hatte diesen<br />

Schock noch nicht verdaut,<br />

als Christina Press die<br />

Schwedin Martha imitierte,<br />

aber statt das Tor selbst zu<br />

machen, Boquete in der 30‘<br />

zum 2:0 assistierte. Der<br />

Rest der 2. Halbzeit war<br />

ausgeglichen, sollte aber<br />

keine Tore mehr bringen.<br />

In der zweite Hälfte haben<br />

die Wölfe einen Traumstart<br />

hingelegt und glichen<br />

mit Toren von Alexandra<br />

Popp in der 47‘ und Müller<br />

in der 53‘ aus. Tyresö FF<br />

58<br />

ging durch Marthas zweites<br />

Tor noch mal in Führung,<br />

doch schoss Verena Faißt in<br />

der 68‘ das 3:3, um schließlich<br />

den 4:3 Siegestreffer<br />

durch Müller in der 80‘ zu<br />

erzielen.<br />

Schön ist auch zu sehen<br />

das der Frauenfußball mehr<br />

Fairplay hat, wobei die Qualität<br />

des Spiels davon stark<br />

profitiert. Die Zeit in der<br />

Mann Frauenfußball schaute<br />

weil es sexy ist, sind<br />

schon lange vorbei. Auch<br />

die portugiesischen Machos<br />

lernen das langsam, wobei<br />

man sagen muss, dass viele<br />

Frauen heute Fußball<br />

schauen, um Cristiano Ronaldos<br />

oder Balotellis Beine<br />

zu sehen – oder darauf hoffen,<br />

dass sie sich das Dress<br />

vom Leib reißen (und sich<br />

eine Gelbe Karte fangen).<br />

Ich denke es ist nur fair!


Private Messen: “Wir sind<br />

Kirche”-Chefin exkommuniziert<br />

Zum ersten Mal<br />

seit 13 Jahren<br />

gab es in Österreich<br />

wieder eine Exkommunikation<br />

durch<br />

die katholische Kirche.<br />

Betroffen sind die Chefin<br />

des kirchenreformatorischen<br />

Vereins "Wir sind<br />

Kirche", Martha Heizer,<br />

sowie ihr Ehemann<br />

Gerd.<br />

Von Marco Maier<br />

Das katholische Kirchenrecht<br />

kennt unzählige Vorschriften<br />

und Dogmen, die<br />

auf diversen Konzilen während<br />

der letzten Jahrhunderte<br />

beschlossen wurden. Eine<br />

dieser Vorschriften besagt,<br />

dass lediglich geweihte Priester<br />

die Eucharistie feiern<br />

dürfen. Diese gilt als der<br />

Hauptteil katholischer Messen,<br />

neben der Verkündung<br />

des Wortes Gottes gemäß der<br />

Bibel.<br />

Da die beiden Kirchenreformer<br />

dieses Sakrament jedoch<br />

wiederholt ohne Priester<br />

durchführten, schritt die<br />

Kirchenführung ein. Gemäß<br />

den Canones 1378 und 1379<br />

des Kirchenrechts haben die<br />

beiden den Tatbestand des<br />

"Simulierens der Eucharistiefeier"<br />

vollzogen, weshalb sie<br />

von der Erteilung der kirchlichen<br />

Sakramente ausgeschlossen<br />

wurden. Mitglieder<br />

der katholischen Kirche bleiben<br />

sie dennoch.<br />

Grundsätzlich ist diese<br />

Entscheidung der Kirchenoberen<br />

verständlich. Wer Teil<br />

einer Gemeinschaft ist, hat<br />

die geltenden Regeln zu befolgen.<br />

Wenngleich es immer<br />

die Möglichkeit gibt, für Adaptierungen<br />

einzutreten. Im<br />

Falle der beiden Exkommunizierten<br />

heißt das: mit gewissen<br />

Regeln unzufrieden<br />

zu sein und für eine Änderung<br />

einzutreten ist in Ordnung,<br />

aus Trotz und Provokation<br />

gezielt dagegen zu verstoßen<br />

jedoch nicht.<br />

Man muss ja auch mit<br />

Konsequenzen rechnen,<br />

wenn man gegen staatliche<br />

Gesetze verstößt, nur weil<br />

man mit diesen nicht einverstanden<br />

ist. Auch dort besteht<br />

die Möglichkeit, eine<br />

politische Partei zu unterstützen,<br />

die sich für entsprechende<br />

Gesetzesänderungen<br />

stark macht. Ansonsten muss<br />

59<br />

man es eben auch in Betracht<br />

ziehen, in ein anderes Land<br />

auszuwandern, welches diesbezüglich<br />

die passenderen<br />

gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

bereitstellt. Im Falle<br />

des Ehepaars Heizer würde<br />

dies bedeuten, dass sie sich<br />

einer anderen christlichen<br />

Konfession hätten anschließen<br />

können, die deren Vorstellungen<br />

entspricht.<br />

Allerdings gibt es für Martha<br />

und Gerd Heizer noch<br />

eine Möglichkeit wieder vollwertige<br />

Mitglieder der Katholischen<br />

Kirche zu werden:<br />

sie müssen ihre kirchenrechtlichen<br />

Vergehen ehrlich<br />

bereuen und dürfen sie nicht<br />

mehr wiederholen.


China: Devisenreserven steigen<br />

auf 4 Billionen Dollar<br />

An<br />

Devisen<br />

mangelt<br />

es den Chinesen<br />

nicht. Die<br />

offiziellen Devisenreserven<br />

steigen bis<br />

zum Ende des<br />

Jahres nach<br />

aktuellen Angaben<br />

auf<br />

mehr als 4<br />

Billionen Dollar<br />

– das sind<br />

2,9 Billionen<br />

Euro. Damit könnte das<br />

Reich der Mitte die<br />

Staatsschulden<br />

Deutschlands und Österreichs<br />

zusammen<br />

mit einem Schlag tilgen<br />

– und hätte noch Geld<br />

übrig.<br />

Von Marco Maier<br />

Satte Überschüsse beim<br />

Außenhandel sorgen dafür,<br />

dass die chinesischen Devisenreserven<br />

unablässig<br />

wachsen. Wie die chinesische<br />

Zeitung "People's Daily"<br />

berichtet, erwartet man<br />

in Peking bis Jahresende<br />

mit einer Rekordsumme<br />

von über 4 Billionen Dollar.<br />

Im ersten Quartal 20<strong>14</strong> lag<br />

der Wert schon bei 3,95<br />

Milliarden.<br />

Seit der wirtschaftlichen<br />

Öffnung des Landes im<br />

Jahr 1978 geht es mit den<br />

Devisen steil bergauf. Bis<br />

1990 konnte China seine<br />

Devisenreserven schon auf<br />

10 Milliarden Dollar erhöhen,<br />

1996 waren es dann<br />

100 Milliarden Dollar und<br />

2006 wurde dann die 1-Billion-Dollar-Marke<br />

geknackt.<br />

Heute hält Peking<br />

rund ein Drittel aller Devisenreserven<br />

weltweit und<br />

liegt damit unangefochten<br />

auf Platz 1.<br />

Problematisch hierbei ist<br />

jedoch der Umstand, dass<br />

die Dollarguthaben lediglich<br />

Zahlungsversprechen<br />

der Amerikaner sind, und<br />

diese zudem durch die<br />

Geldpolitik der US-Notenbank<br />

im Laufe der Jahre<br />

60<br />

ständig an Wert verlieren.<br />

Langfristig werden die erzielten<br />

Überschüsse im Außenhandel<br />

somit zu einem<br />

massiven Verlustgeschäft in<br />

Sachen Kaufkraft.<br />

Umso wichtiger dürfte<br />

die währungspolitische Diversifizierung<br />

werden, die<br />

Peking inzwischen angeht.<br />

Nicht nur mit Russland,<br />

sondern auch mit anderen<br />

Staaten laufen Verhandungen<br />

darüber, die Geschäfte<br />

in den jeweiligen Landeswährungen<br />

abzuwickeln.<br />

Damit kann die Abhängigkeit<br />

vom US-Dollar sukzessive<br />

reduziert, und das Risiko<br />

von Verlusten reduziert<br />

werden.

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