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S2 – Leitlinie - Deutsche Gesellschaft für Pneumologie

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9. Obesitas-Hypoventilations-Syndrom<br />

9.1. Allgemeine Definition und Krankheitsbild<br />

Obesitas-Hypoventilations-Syndrom<br />

Mit der weltweit zunehmenden Prävalenz der Adipositas ist auch die Anzahl der Patienten,<br />

die an einem Obesitas-Hypoventilations-Syndrom (OHS, früher Pickwick-<br />

Syndrom [Bickelmann et al, 1956]) leiden und einer Therapie zugeführt werden, stark<br />

gestiegen [Mokhlesi et al, 2007]. Bereits jetzt ist das OHS an einigen Zentren prozentual<br />

die häufigste Erkrankung, die eine intermittierende außerklinische Beatmung erfordert<br />

[Janssens et al, 2003] [Janssens et al, 2008].<br />

Definitionsgemäß ist das OHS durch das Vorliegen einer Adipositas (Body-Mass-<br />

Index (BMI) > 30 kg/m 2 ) in Kombination mit einer chronisch alveolären<br />

Hypoventilation und konsekutiver Hyperkapnie (PaCO 2 > 45 mmHg) im Wachzustand<br />

unter Ruheatmung, nach Ausschluss anderer bekannter Ursachen einer<br />

Hypoventilation, sowie schlafbezogener Atmungsstörung (bis zu 90 % zusätzliches<br />

OSAS) charakterisiert [Olson et al, 2005] [Anonymous, 1999b] [Mokhlesi et al, 2007].<br />

Die Patienten mit OHS beklagen meist eine ausgeprägte Tagesschläfrigkeit, rasche<br />

Erschöpfung, Atemnot oder Kopfschmerzen. Bei einer Vielzahl der Patienten wird die<br />

Erkrankung auch durch Zeichen einer rechtskardialen Dekompensation, pulmonalen<br />

Hypertonie oder Polyglobulie manifest [Kessler et al, 2001].<br />

Dem OHS liegen komplexe pathophysiologische Mechanismen zugrunde, welche<br />

noch nicht in allen Details geklärt sind. Ein entscheidender Mechanismus ist die fast<br />

regelhaft nachweisbare obstruktive Schlafapnoe. Weitere bedeutsame<br />

pathogenetische Faktoren sind die ungünstige Atemmechanik einschließlich der extra-thorakal<br />

restriktiven Ventilationsstörung und die erhöhte Atemarbeit als Folge der<br />

extremen Adipositas in Kombination mit einer gestörten zentralen Atemregulation,<br />

die sich in einem verminderten Atemantrieb auf hypoxische und hyperkapnische Stimuli<br />

ausdrückt [Mokhlesi et al, 2007] [Olson et al, 2005] [Piper et al, 2007] [Pankow<br />

et al, 1998]. Einige Untersuchungen weisen insbesondere darauf hin, dass die zentrale<br />

atemstimulierende Wirkung von Leptin vermindert ist („Leptinresistenz“) [Campo<br />

et al, 2007] [Shimura et al, 2005] [Phipps et al, 2002] [Yee et al, 2006].<br />

9.2. Indikation<br />

Der optimale Zeitpunkt und die exakten Kriterien, welche die Einleitung einer NIV<br />

bzw. einer CPAP-Therapie bei OHS begründen, sind bisher nicht validiert und einheitlich<br />

festgelegt [Mokhlesi et al, 2007].<br />

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