S2 – Leitlinie - Deutsche Gesellschaft für Pneumologie

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27.05.2014 Aufrufe

Obstruktive Atemwegserkrankungen 7. Obstruktive Atemwegserkrankungen 7.1. Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) Im Gegensatz zum Einsatz von NIV bei akuter respiratorischer Insuffizienz [Ram et al, 2004] [Schönhofer et al, 2008b] [Schönhofer et al, 2008a] ist das gesicherte Wissen über den langfristigen Nutzen der außerklinischen Beatmung bei COPD- Patienten mit CRI begrenzt. Die primäre Therapie-Option ist die NIV. Eine langfristige invasive Beatmung über ein Tracheostoma stellt heute eine Ausnahmesituation dar, überwiegend nach Weaning-Versagen. 7.1.1. Indikationen Wichtigstes Kriterium für den Beginn einer langfristigen NIV ist die chronische Hyperkapnie, wenn diese mit typischen Symptomen der ventilatorischen Insuffizienz (s. Kap. 3) und Einschränkung der Lebensqualität einhergeht. Indikationskriterien (mindestens 1 zusätzliches Kriterium muss erfüllt sein): • chronische Tages-Hyperkapnie mit PaCO 2 ≥ 50 mmHg • nächtliche Hyperkapnie mit PaCO 2 > 55 mmHg • stabile Tages-Hyperkapnie mit 46-50 mmHg und Anstieg des PT c CO 2 um ≥ 10 mmHg während des Schlafs. • stabile Tages-Hyperkapnie mit PaCO 2 46-50 mmHg und mindestens 2 akute, hospitalisationspflichtige Exazerbationen mit respiratorischer Azidose in den letzten 12 Monaten • im direkten Anschluss an eine akute, beatmungspflichtige Exazerbation, nach klinischer Einschätzung Die Beurteilung von „symptomatisch“ bedarf immer einer klinischen Einschätzung, wobei weitere Kriterien, wie der Verlauf von Lungenfunktion, körperliche Leistungsfähigkeit und der Wunsch des Patienten zu berücksichtigen sind. Patienten mit milder Tages-Hyperkapnie (PaCO 2

Obstruktive Atemwegserkrankungen Wiederholte, schwere Exazerbationen mit respiratorischer Azidose (pH < 7,35) können als Indikatoren für eine latente Atempumpeninsuffizienz und einen beschleunigten Krankheitsverlauf angesehen werden. Mindestens zwei schwere, hospitalisationspflichtige Exazerbationen innerhalb von 12 Monaten stellen eine Indikation zur dauerhaften außerklinischen NIV dar. Darüber hinaus kann bei Patienten nach akuter, beatmungspflichtiger Exazerbation oder nach prolongierter Beatmungsentwöhnung [Quinnell et al, 2006] eine Indikation zur dauerhaften außerklinischen NIV bestehen, wenn damit (nächtliche) Hyperkapnien unter Spontanatmung verhindert werden können. Schwere nächtliche Sauerstoff-Entsättigungen (SaO 2 < 85 % über länger als 5 Minuten) sind mit erheblicher Mortalität assoziiert [Fletcher et al, 1992], demzufolge gelten schwere nächtliche, mit LTOT nicht ausreichend behandelbare, Sauerstoff- Entsättigungen als Nebenkriterium für die Einleitung einer NIV-Therapie. 7.1.2. Praktische Durchführung Die Beatmungstechnik der Wahl ist die NIV mittels Mund-Nasenmaske oder Nasenmaske. Ziel der Beatmung ist die Normalisierung des PaCO 2 unter Beatmung und im beatmungsfreien Intervall bei bestmöglicher Akzeptanz [Tuggey et al, 2006]. Die besten therapeutischen Effekte der Beatmung wurden bei Anwendung kontrollierter Beatmungsmodi mit Beatmungsdrücken von 20 bis 40 mbar erzielt [Windisch et al, 2002c] [Windisch et al, 2006a] [Windisch et al, 2005b] [Windisch et al, 2009] [Dreher et al, 2009a]. Erfahrungsgemäß werden diese Vorgaben nicht bei allen Patienten erreicht; dann soll die Beatmung mit dem Druck erfolgen, der möglichst nahe am therapeutisch notwendigen Druck liegt und vom Patienten noch toleriert wird. Ein schneller Anstieg des Inspirationsdruckes (innerhalb von 0,1 bis 0,2 Sekunden) wird am besten toleriert. Bei Anwendung von assistierter oder assistiert-kontrollierter Beatmung kann ein PEEP sinnvoll sein. 7.1.3. Beatmungseffekte bei stabiler, chronischer Hyperkapnie Langfristige NIV zeigte sich als erfolgreich hinsichtlich physiologischer Parameter wie Blutgase, Spontanatemfrequenz und Lungenfunktion bzw. Überblähung [Meecham Jones et al, 1995] [Clini et al, 2002] [Budweiser et al, 2007a] [Nickol et al, 2008] [Budweiser et al, 2005] [Windisch et al, 2002c] [Windisch et al, 2006a] [Windisch et al, 2005b] [Windisch et al, 2009] [Dreher et al, 2009a] und Kachexie [Budweiser et al, 51

Obstruktive Atemwegserkrankungen<br />

Wiederholte, schwere Exazerbationen mit respiratorischer Azidose (pH < 7,35) können<br />

als Indikatoren für eine latente Atempumpeninsuffizienz und einen beschleunigten<br />

Krankheitsverlauf angesehen werden. Mindestens zwei schwere,<br />

hospitalisationspflichtige Exazerbationen innerhalb von 12 Monaten stellen eine Indikation<br />

zur dauerhaften außerklinischen NIV dar.<br />

Darüber hinaus kann bei Patienten nach akuter, beatmungspflichtiger Exazerbation<br />

oder nach prolongierter Beatmungsentwöhnung [Quinnell et al, 2006] eine Indikation<br />

zur dauerhaften außerklinischen NIV bestehen, wenn damit (nächtliche)<br />

Hyperkapnien unter Spontanatmung verhindert werden können.<br />

Schwere nächtliche Sauerstoff-Entsättigungen (SaO 2 < 85 % über länger als 5 Minuten)<br />

sind mit erheblicher Mortalität assoziiert [Fletcher et al, 1992], demzufolge gelten<br />

schwere nächtliche, mit LTOT nicht ausreichend behandelbare, Sauerstoff-<br />

Entsättigungen als Nebenkriterium für die Einleitung einer NIV-Therapie.<br />

7.1.2. Praktische Durchführung<br />

Die Beatmungstechnik der Wahl ist die NIV mittels Mund-Nasenmaske oder Nasenmaske.<br />

Ziel der Beatmung ist die Normalisierung des PaCO 2 unter Beatmung und im<br />

beatmungsfreien Intervall bei bestmöglicher Akzeptanz [Tuggey et al, 2006]. Die besten<br />

therapeutischen Effekte der Beatmung wurden bei Anwendung kontrollierter Beatmungsmodi<br />

mit Beatmungsdrücken von 20 bis 40 mbar erzielt [Windisch et al,<br />

2002c] [Windisch et al, 2006a] [Windisch et al, 2005b] [Windisch et al, 2009] [Dreher<br />

et al, 2009a]. Erfahrungsgemäß werden diese Vorgaben nicht bei allen Patienten<br />

erreicht; dann soll die Beatmung mit dem Druck erfolgen, der möglichst nahe am therapeutisch<br />

notwendigen Druck liegt und vom Patienten noch toleriert wird. Ein<br />

schneller Anstieg des Inspirationsdruckes (innerhalb von 0,1 bis 0,2 Sekunden) wird<br />

am besten toleriert. Bei Anwendung von assistierter oder assistiert-kontrollierter Beatmung<br />

kann ein PEEP sinnvoll sein.<br />

7.1.3. Beatmungseffekte bei stabiler, chronischer Hyperkapnie<br />

Langfristige NIV zeigte sich als erfolgreich hinsichtlich physiologischer Parameter wie<br />

Blutgase, Spontanatemfrequenz und Lungenfunktion bzw. Überblähung [Meecham<br />

Jones et al, 1995] [Clini et al, 2002] [Budweiser et al, 2007a] [Nickol et al, 2008]<br />

[Budweiser et al, 2005] [Windisch et al, 2002c] [Windisch et al, 2006a] [Windisch et<br />

al, 2005b] [Windisch et al, 2009] [Dreher et al, 2009a] und Kachexie [Budweiser et al,<br />

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