CP 2-09_Ums - Pluradent
CP 2-09_Ums - Pluradent
CP 2-09_Ums - Pluradent
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...<br />
<strong>CP</strong> Das<br />
2<br />
Postvertriebsstück · Deutsche Post AG<br />
Entgelt bezahlt · 76463<br />
Zahnärztlicher Fach-Verlag<br />
Postfach 10 18 68 · 44608 Herne<br />
ISSN 1865-7036<br />
20<strong>09</strong><br />
3. Jahrgang<br />
CHANCE PRAXIS<br />
Fachmagazin für junge Zahnmediziner<br />
Verschenken Sie noch<br />
oder berechnen Sie schon?<br />
Abrechnungsverwaltung<br />
ist das Rückgrat der Praxis<br />
Lieber „Do it yourself“ oder<br />
„Outsourcing“?<br />
Honorarsicherung<br />
für Einsteiger<br />
Die zahnärztliche Abrechnung<br />
und ihre Fallstricke<br />
Abrechnung
pluradent – Ihr Partner für Erfolg<br />
Wer als Zahnarzt oder Dentallabor auch in Zukunft erfolgreich sein will, muss neue<br />
Wege gehen. Nutzen Sie die Chancen, die der Wandel im Dentalmarkt bietet, um<br />
neue Ziele für Ihre Praxis und Ihr Labor zu definieren.<br />
<strong>Pluradent</strong> unterstützt Sie dabei und hilft Ihnen, diese Ziele zu realisieren. Mit<br />
Ihnen gemeinsam entwickeln wir individuelle, zukunftsweisende Konzepte, die den<br />
Erfolg für Sie als Zahnarzt oder Dentallabor sicherstellen.<br />
<strong>Pluradent</strong> ist einer der führenden herstellerunabhängigen Dentalfachhändler in<br />
Deutschland mit der Kompetenz in Materialien, Geräten und Einrichtungen. Und unser Wissen und unsere Erfahrung,<br />
verbunden mit individueller Beratung und exzellentem Service stellen wir in den Dienst einer einzigen Sache:<br />
Ihren Erfolg!<br />
Sprechen Sie uns an – Sie dürfen mehr erwarten.<br />
Hier und in vielen weiteren bundesweiten Niederlassungen finden Sie uns:<br />
<strong>Pluradent</strong> AG & Co KG · Kaiserleistraße 3 · 63067 Offenbach (Zentrale) · Tel. 0 69 / 8 29 83-0 · Fax 0 69 / 8 29 83-271 · E-Mail: offenbach@pluradent.de<br />
Berlin: Tel. 0 30 / 23 63 65-0 · Bonn: Tel. 02 28 / 7 26 35-0 · Bremen: Tel. 04 21 / 3 86 33-0 · Chemnitz: Tel. 0 37 22 / 51 74-0 · Dortmund: Tel. 02 31 / 9 41 04-70<br />
Erfurt: Tel. 03 62 03 / 6 17-0 · Hamburg: Tel. 0 40 / 32 90 80-0 · Hannover: Tel. 05 11 / 5 44 44-6 · Karlsruhe: Tel. 07 21 / 86 05-0 · Kassel: Tel. 0561/5897-0<br />
Magdeburg: Tel. 03 91 / 7 31 12-35/36 · München: Tel. 0 89 /46 26 96-0 · Neu-Ulm: Tel. 07 31 / 9 74 13-0 · Nürnberg: Tel. <strong>09</strong> 11 / 9 54 75-0 · Osnabrück: Tel.<br />
05 41 / 9 57 40-0 · Stuttgart: Tel. 0711/252556-0
Impressum<br />
Editorial<br />
CHANCE PRAXIS 2/20<strong>09</strong><br />
Herausgeber<br />
Prof. Dr. med. dent. Rolf Hinz, Herne<br />
Jürgen Pischel, Bonn<br />
Redaktion<br />
Jürgen Pischel (ChR.)<br />
Dr. Marion Marschall (CvD, stellv. ChR.)<br />
Verantwortliche Redakteurin: Monia Geitz<br />
Kurt-Schumacher-Str. 6, 53113 Bonn<br />
Telefon: (02 28) 96 94 25-0<br />
Telefax: (02 28) 96 94 25-20<br />
E-Mail: redaktion@dzw.de<br />
Korrektorat: Hans-Georg Larmann, Doris Tiu<br />
Verlag<br />
Zahnärztlicher Fach-Verlag GmbH<br />
Amtsgericht Bochum, HRB 9559<br />
Postfach 101868, 44608 Herne<br />
Mont-Cenis-Str. 5, 44623 Herne<br />
Geschäftsführung<br />
Prof. Dr. med. dent. Rolf Hinz<br />
Verlagsleitung<br />
Heinrich Bolz<br />
Anzeigenabteilung<br />
Verkaufsleitung Anzeigen/Abonnements:<br />
Heike Müller-Wüstenfeld<br />
Anzeigenberatung: Cornelia Breucker,<br />
Anja Hennern, Petra Javornik<br />
Telefon: (0 23 23) 59 31 37<br />
Telefax: (0 23 23) 59 31 35<br />
E-Mail: anzeigen@dhug.de<br />
Leiterin Produktion: Beate Dzikowski<br />
E-Mail: vertrieb.print@dhug.de<br />
Grafik und Layout: Mario Elsner<br />
Zurzeit gültige Anzeigenpreisliste Nr. 3<br />
vom 1. Januar 20<strong>09</strong>.<br />
Abonnentenservice<br />
Susanne Sommer<br />
Telefon: (0 23 23) 59 31 52<br />
E-Mail: abo-service@dhug.de<br />
Druckauflage: 8.000 (Verlagsangabe)<br />
Herstellung<br />
Gutenberg-Druckerei GmbH, Von-Braun-<br />
Straße 4b, 46244 Bottrop-Grafenwald<br />
Erscheinungsweise viermal jährlich,<br />
Bezugspreis jährlich 26,- €, Einzelpreis<br />
je Ausgabe 6,50 € inkl. Versand,<br />
unverbindliche Preisempfehlung.<br />
Die nächste Ausgabe von CHANCE PRAXIS<br />
erscheint am 9. September 20<strong>09</strong>.<br />
Gute Zahnmedizin und gutes Geld<br />
Wenn junge Zahnmediziner nach Staatsexamen und Approbation ihre<br />
Assistenzzeit in einer Vertragszahnarztpraxis beginnen, werden viele<br />
erstmals mit einer entscheidenden Frage konfrontiert: Was ist meine<br />
Leistung wert? Diese Frage hat viele Facetten und ist nicht leicht zu beantworten,<br />
entscheidet aber unter <strong>Ums</strong>tänden über den beruflichen<br />
Erfolg – oder Misserfolg – als freiberuflicher Zahnarzt.<br />
Da sind zum einen die vorhandenen Abrechnungsvorschriften und<br />
Bewertungen des Bewertungsmaßstabs (Bema) für die „Kasse“ und der<br />
Gebührenordnung für Zahnärzte mit ihren – in der GOZ vielfach veralteten<br />
– Leistungsbeschreibungen, Faktoren und Punktwerten. Da sind<br />
die schlichten betriebswirtschaftlichen Fakten und Zwänge – die Betriebskosten<br />
der Praxis, der Materialaufwand, die Gehälter der Mitarbeiter,<br />
der Unternehmerlohn des Zahnarztes etc. und das dafür nötige<br />
Stundenhonorar – das ziemlich einvernehmlich von Bundeszahnärztekammer<br />
und Bundesgesundheitsministerium mit rund 200 Euro pro<br />
Stunde angesetzt wird. Hier bieten auf Abrechnung spezialisierte<br />
Dienstleister, Factoring-Anbieter, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer<br />
etc. Seminare und Hilfen an, um in der eigenen Praxis die tatsächlich<br />
erbrachten Leistungen auch korrekt abzurechnen, den gefürchteten<br />
Wirtschaftlichkeitsprüfungen zu entgehen, die Einnahmen und Ausgaben<br />
im Blick zu haben. Dazu gibt diese Ausgabe der Chance Praxis<br />
viele Informationen und Hinweise.<br />
Die Frage geht aber tiefer: Die Leistungsbeschreibungen spiegeln<br />
nicht das wider, was man als junger Zahnmediziner an der Uni über eine<br />
lege artis durchgeführte Behandlung gelernt hat und was man auch<br />
bei seinen Patienten als ZahnArzt leisten möchte. Die Zahnmedizin<br />
bietet heute eine Fülle von besseren Diagnose- und Therapiemöglichkeiten,<br />
die „auf Kasse“ aber nicht wirtschaftlich zu erbringen sind. Diese<br />
Leistungen müssen Patienten dann privat bezahlen – aber wie viel<br />
sollen sie dafür zahlen?<br />
Rein betriebswirtschaftlich ist diese Frage schnell beantwortet, aber<br />
sie hat auch eine ethische Dimension – und eine kommunikative. Jede<br />
Zahnärztin, jeder Zahnarzt muss für sich selbst festlegen, was der angemessene<br />
und faire Preis für die eigene Leistung ist – was ist meine<br />
Arbeit wert? Und er muss diesen Preis, den Wert seiner Leistung, den<br />
Patienten kommunizieren.<br />
Wer heute erfolgreich eine vertragszahnärztliche Praxis führen will,<br />
kann dies nicht mehr allein mit Kassenleistungen tun. In den alten<br />
Bundesländern kommen nur rund 50 Prozent der Praxiseinnahmen<br />
noch über die Kassenzahnärztlichen Vereinigungen, die andere Hälfte<br />
stammt zum überwiegenden Teil aus sogenannten Selbstzahlerleistungen<br />
der gesetzlich versicherten Patienten. Die Patienten wissen<br />
längst, dass sie für die bessere Lösung zuzahlen müssen, und sind dazu<br />
auch bereit, wenn sie gemeinsam mit ihrem Zahnarzt die Entscheidung<br />
für die bessere Therapie treffen können und von Leistung und<br />
Preis überzeugt sind. Hier liegt einer der Schlüssel zum Erfolg als<br />
ZahnArzt in der Praxis.<br />
Viel Erfolg wünscht Ihnen<br />
Ihre Redaktion der Chance Praxis<br />
CHANCE<br />
PRAXIS
Inhaltsverzeichnis<br />
6<br />
8<br />
11<br />
13<br />
15<br />
Schwerpunkt<br />
Verschenken Sie noch oder berechnen<br />
Sie schon?<br />
Vollständige und korrekte Abrechnung für die<br />
Zahnarztpraxis ist allererste Unternehmerpflicht<br />
Abrechnungsverwaltung ist das<br />
Rückgrat der Praxis<br />
Lieber „Do it yourself“ oder „Outsourcing“?<br />
Grundlagen einer nachhaltig erfolgreichen<br />
Praxisführung<br />
Ausgeprägtes betriebswirtschaftliches Denken und<br />
professionelles Abrechnungswissen<br />
Schneller zum Geld kommen<br />
Schlechte Zahlungsmoral bei Patienten offen<br />
ansprechen<br />
Liquiditätssicherung ist Existenzsicherung<br />
Finanzieller Schutz, Rechnungsprüfung oder<br />
Teilzahlungsmöglichkeiten<br />
11<br />
Grundlagen einer nachhaltig erfolgreichen<br />
Praxisführung<br />
18<br />
20<br />
22<br />
Recht<br />
Honorarsicherung für Einsteiger<br />
Die zahnärztliche Abrechnung und ihre Fallstricke<br />
Die analoge Berechnung von dentinadhäsiven<br />
Rekonstruktionen<br />
Gerichtsurteile erkennen unterschiedliche<br />
Berechnungsarten in der Praxis an<br />
Mediation kann bei Streit in der<br />
Gemeinschaftspraxis helfen<br />
Konflikte zwischen Praxispartnern müssen nicht vor<br />
dem Kadi enden<br />
24<br />
Termine effizient planen<br />
...<br />
<strong>CP</strong><br />
33<br />
Der Zahlensinn oder Warum wir<br />
rechnen können
24<br />
27<br />
30<br />
Praxismanagement<br />
Termine effizient planen<br />
Geringe Wartezeiten tragen zur Kundenzufriedenheit<br />
und Weiterempfehlung der Praxis bei<br />
Günstige Einstiegskonditionen für<br />
Existenzgründer beim Factoring<br />
Die Liquiditätslücken zwischen Leistungserbringung,<br />
Abrechnung und Bezahlung auffangen<br />
Beratung ohne Tunnelblick<br />
Von A wie Abrechnung bis Z wie Zulassung<br />
Einladung<br />
32<br />
33<br />
34<br />
34<br />
Lifestyle<br />
Die kleine Mengenlehre der Bienen<br />
Auch wirbellose Tiere sind zahlenkompetent<br />
Der Zahlensinn oder Warum wir<br />
rechnen können<br />
Stanislas Dehaene<br />
„Rechnen wie die Meister“<br />
Sonderausstellung zum 450. Todestag von Adam Ries<br />
Wie man durch eine Postkarte steigt ...<br />
und andere spannende mathematische<br />
Experimente<br />
Albrecht Beutelspacher, Marcus Wagner,<br />
Anna Zimmermann<br />
»Starten Sie Ihre<br />
persönliche Erfolgsstory«<br />
Einladung zu den pluradent<br />
Existenzgründertagen 20<strong>09</strong><br />
Die Termine:<br />
Hannover Freitag, 18. September 20<strong>09</strong><br />
Frankfurt Samstag, 07. November 20<strong>09</strong><br />
Stuttgart Samstag, 14. November 20<strong>09</strong><br />
München Samstag, 21. November 20<strong>09</strong><br />
Programm:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Abendveranstaltung:<br />
<br />
Anmeldung und Informationen:<br />
<br />
<br />
Nähere Informationen und Anmeldung bei:<br />
<strong>Pluradent</strong> AG & Co KG · Kaiserleistraße 3<br />
63067 Offenbach · Telefon 0 69 /8 29 83-0<br />
E-Mail: offenbach@pluradent.de
Abrechnung<br />
Vollständige und korrekte Abrechnung für die<br />
Zahnarztpraxis ist allererste Unternehmerpflicht<br />
6/7<br />
SCHWERPUNKT<br />
Verschenken Sie noch<br />
oder berechnen Sie schon?<br />
Vor kurzem veranstaltete ich meinen Polterabend, ganz traditionell am Abend vor<br />
der Hochzeit. Mit dem Fleischer, der den Polterabend mit Fleischkäse, Kasseler und<br />
weiteren Köstlichkeiten belieferte, hatten wir großes Glück, hat er uns doch trotz<br />
mehrfachen Nachfragens nie eine Rechnung geschrieben. Schön, aber letztlich eine<br />
betriebswirtschaftlich maximale Fehlleistung, wahrscheinlich durch organisatorische<br />
Mängel verursacht.<br />
von ALBRECHT FREIESLEBEN, OFFENBACH<br />
...<br />
<strong>CP</strong><br />
Dieselbe Problematik findet<br />
sich in zahlreichen Zahnarztpraxen<br />
wieder. Untersuchungen<br />
zufolge verlieren deutsche<br />
Zahnarztpraxen durch organisatorische<br />
Mängel in der Abrechnung<br />
durchschnittlich 10 Prozent ihres<br />
<strong>Ums</strong>atzes. Für die einzelne Praxis<br />
ist das sehr ärgerlich, weil es sich<br />
ausnahmslos um <strong>Ums</strong>ätze für Leistungen<br />
handelt, die schon erbracht<br />
worden sind. Die entsprechenden<br />
Kosten sind somit entstanden, und<br />
Lieferanten sowie Mitarbeiter werden<br />
kaum auf einen Teil der Bezahlung<br />
verzichten, weil es der Praxis<br />
nicht gelungen ist, die entsprechenden<br />
<strong>Ums</strong>ätze zu realisieren.<br />
Aus diesem Grund geht es hier<br />
nicht allein um <strong>Ums</strong>atz, sondern<br />
um reinen Gewinn! Betrachtet man<br />
diese Situation nicht als Ärgernis,<br />
sondern als Chance, führt das zu<br />
folgender Rechnung (siehe Tabelle).<br />
In diesem Beispiel entspricht die<br />
10-prozentige <strong>Ums</strong>atzsteigerung sage<br />
und schreibe einer 26-prozentigen<br />
Gewinnsteigerung. Das ist eine<br />
Chance, die in einem gut organisierten<br />
Abrechnungsprozess steckt,<br />
und das Potenzial, das es zu heben<br />
gilt. Die Abrechnungsproblematik
ALBRECHT FREIESLEBEN<br />
tangiert aber nicht nur die aktuelle,<br />
kurzfristige Situation, sondern<br />
wirkt sich gegebenenfalls auch auf<br />
Ihre langfristige Investitionstätigkeit<br />
aus. Gerade in dem immer härter<br />
umkämpften Markt und unter<br />
zunehmendem Kostendruck geht es<br />
darum, weiter investieren zu können,<br />
um stets auf dem aktuellen<br />
Stand der Wissenschaft und Technik<br />
behandeln zu können. Auch<br />
wollen die Mitarbeiter(innen) angemessen<br />
honoriert werden und auch<br />
im nächsten Jahr wieder einer Gehaltsaufbesserung<br />
entgegensehen.<br />
In dem sich zuspitzenden Wettbewerb<br />
ist eine vollständige und korrekte<br />
Abrechnung für die Zahnarztpraxis<br />
die allererste Unternehmerpflicht.<br />
Zwei Aspekte sind für die vollständige<br />
und korrekte Abrechnung<br />
besonders zu berücksichtigen. Zum<br />
einen die inhaltliche und fachliche<br />
Kompetenz, zum anderen die Systematik,<br />
das heißt, das Einbinden des<br />
Abrechnungsprozesses in den Arbeitsalltag.<br />
Die inhaltliche und fachliche<br />
Kompetenz lässt sich mit jährlichen<br />
Schulungen der Abrechnungsmitarbeiter<br />
in den Griff bekommen.<br />
Die unternehmerische Herausforderung<br />
steckt in der Abrechnungssystematik.<br />
Für diese Fragestellung<br />
gibt es keinen allgemeingültigen<br />
Königsweg, ist sie doch abhängig<br />
von zahlreichen Variablen:<br />
❯ Wer hat die Abrechnungskompetenz<br />
(Behandler[in]/Stuhlassistenz/Rezeption)?<br />
❯ Gibt es Bildschirmarbeitsplätze<br />
in allen Behandlungszimmern?<br />
❯ Arbeitet die Praxis karteikartenlos?<br />
❯ Welche Praxissoftware kommt<br />
zum Einsatz?<br />
❯ Welche Struktur und welche<br />
Tätigkeitsschwerpunkte hat die<br />
Praxis?<br />
Unter Berücksichtigung dieser Variablen<br />
stellen sich unter anderem<br />
folgende organisatorische Herausforderungen:<br />
❯ Wer erfasst die Gebührenziffern,<br />
Faktoren und Begründungen?<br />
❯ Wo findet die Eingabe statt (Behandlungszimmer,<br />
Rezeption,<br />
Büro, Home-Office)?<br />
❯ Wann und wie zeitnah findet<br />
die Eingabe statt (während oder<br />
direkt nach der Behandlung,<br />
in der Mittagspause, abends,<br />
am Wochenende, am Quartalsende)?<br />
❯ Werden die Möglichkeiten der<br />
Praxissoftware (Definition von<br />
Leistungskomplexen …) genutzt?<br />
❯ Wird ein Vier-Augen-Prinzip<br />
(Eingabekontrolle) genutzt?<br />
Albrecht Freiesleben ist Geschäftsführer<br />
der prodent consult GmbH<br />
in Offenbach. Für weitergehende<br />
Informationen steht der Autor gerne<br />
auch telefonisch unter (069)<br />
80104671 oder per E-Mail unter<br />
a.freiesleben@prodent-consult.de<br />
zur Verfügung.<br />
Viele Fragen, viele beeinflussende<br />
Faktoren. Aus all diesen Aspekten<br />
ergibt sich das beste Vorgehen für<br />
die einzelne Praxis, und dieses kann<br />
für jede Praxis ein anderes sein.<br />
Wichtig ist dabei nur eines: dass auf<br />
dem Weg von der Leistungserbringung<br />
bis zur Rechnungsstellung<br />
kein Euro verloren geht.<br />
Was bedeutet das konkret für Sie?<br />
Eine Möglichkeit ist, dass Sie sich<br />
selbst intensiv in die Thematik einarbeiten<br />
– mithilfe entsprechender<br />
Seminare und Literatur. Die andere<br />
Möglichkeit ist, dass Sie sich einen<br />
kompetenten Partner an Ihre Seite<br />
holen. Der Nutzen ergibt sich hier<br />
in der Geschwindigkeit der Etablierung<br />
des für Sie besten Abrechnungsprozesses.<br />
Die Beratungskosten<br />
eines solchen Projekts sind nach<br />
der ersten Quartalsabrechnung bereits<br />
mehr als amortisiert. ✽<br />
<strong>Ums</strong>atz<br />
Gewinn<br />
ø Gesamteinnahmen 287.000 Euro Einnahmeüberschuss 107.300 Euro<br />
Praxisinhaber*<br />
Steigerungspotenzial 10 Prozent Steigerungspotenzial 28.700 Euro<br />
durch optimale<br />
durch optimale<br />
Abrechnungssystematik<br />
Abrechnungssystematik<br />
Entspricht 28.700 Euro Entspricht 26,75 Prozent<br />
Summe 315.700 Euro Summe 136.000 Euro<br />
(*Laut KZBV-Jahrbuch 2007, fremdlaborbereinigt)<br />
CHANCE<br />
PRAXIS
Abrechnung<br />
Lieber „Do it yourself“ oder „Outsourcing“?<br />
8/ 9<br />
SCHWERPUNKT<br />
Abrechnungsverwaltung<br />
ist das Rückgrat der Praxis<br />
...<br />
<strong>CP</strong><br />
Zu den wichtigen Entscheidungen bei der Gründung einer Praxis oder Berufsausübungsgemeinschaft<br />
(BAG) gehört das Abrechnungsmanagement. Den meisten jungen<br />
Zahnärztinnen und Zahnärzten ist heute bewusst, dass die Praxis – nüchtern betrachtet<br />
– nicht von der perfekten Zahnheilkunde lebt, sondern von deren Abrechnung.<br />
Bekannt ist sicher auch: Abrechnung ist ein Buch mit vielen Siegeln und findet in<br />
einem zahlungsunfreudigen Umfeld statt. Will man sich das Thema selbst ans Bein<br />
binden? Eine ZMV einstellen? Ein Rechenzentrum beauftragen? Der Dentista-Verband<br />
bat langjährig erfahrene Zahnärztinnen für Chance Praxis um einige Kriterien für<br />
die Entscheidungsfindung.<br />
von BIRGIT DOHLUS, BERLIN
Klar wurde: Es hängt von der<br />
Praxis, den Patienten, dem eigenen<br />
Nervenkostüm und<br />
dem Behandlungskatalog ab, ob<br />
man die Verwaltung selbst macht –<br />
oder delegiert. Wenn man wie Dr.<br />
Cornelia Gins, Berlin, eine Einzelpraxis<br />
in einem gutbürgerlichen<br />
Stadtteil hat, mit „geerbten“ Patienten<br />
und einem allgemeinzahnärztlichen<br />
Leistungskatalog, reicht<br />
oft die Abrechnung in der Praxis bei<br />
gelegentlichen Aktualisierungskursen<br />
für das Team.<br />
sind – und wir dies im Falle des Falles<br />
dann persönlich abklären können.“<br />
Das tue dem Praxis-Patienten-<br />
Verhältnis gut: „Tatsächlich haben<br />
wir nur sehr wenig Außenstände.“<br />
Das Geld für externe Abrechnungsverwaltung<br />
investiere sie lieber in<br />
ihre Mitarbeiterinnen: „Gut qualifiziert<br />
und gut bezahlt sind sie hochmotiviert.“<br />
Anders sieht es aus, wenn die Praxis<br />
größer ist und/oder eine hohe<br />
Quote an Privatleistungen angeboten<br />
wird: Da ist „Krach mit der PKV“<br />
oft Alltag – wie auch Auseinandersetzungen<br />
mit Patienten um von<br />
der PKV unterstellte Falschabrechnung.<br />
„Ich nutze mein erfahrenes<br />
DZR-Team, weil sie mir viel Bürokratie<br />
abnehmen, Rückfragen der<br />
Versicherungen, unklare Ablehnung<br />
des Steigerungssatzes bei Beihilfepatienten<br />
etc.“, berichtet Zahnärztin<br />
Marlies Bartels, Euskirchen. Sie<br />
Auch bei Dr. Susanne Fath, Berlin,<br />
Einzelpraxis mit Schwerpunkt Parodontologie,<br />
findet die Abrechnungsverwaltung<br />
in der Praxis statt.<br />
„Wir machen das selbst, weil wir dann<br />
auch den besten Überblick haben, welche<br />
Patienten säumig sind – und wir dies<br />
im Falle des Falles dann persönlich<br />
abklären können.“<br />
Wenn man wie Dr. Cornelia Gins, Berlin,<br />
eine Einzelpraxis in einem gutbürgerlichen<br />
Stadtteil hat, reicht oft die Abrechnung<br />
in der Praxis bei gelegentlichen<br />
Aktualisierungskursen für das Team:<br />
„Die Zahlungsmoral meiner Patienten<br />
ist ausgezeichnet. Bei nur einem Behandler<br />
bleibt doch alles überschaubar.“<br />
„In der starken <strong>Ums</strong>atzphase hatte<br />
ich mit einem Abrechnungsinstitut<br />
zusammengearbeitet und war<br />
auch sehr zufrieden“, sagt Dr. Gins,<br />
„aber als der Prothetikboom nachließ,<br />
habe ich mich davon wieder<br />
getrennt. Die Zahlungsmoral meiner<br />
Patienten ist ausgezeichnet. Bei<br />
nur einem Behandler bleibt doch alles<br />
überschaubar.“<br />
Auch bei Dr. Susanne Fath, Berlin,<br />
Einzelpraxis mit Schwerpunkt<br />
Parodontologie, findet die Abrechnungsverwaltung<br />
in der Praxis<br />
statt. „Wir machen das selbst, weil<br />
wir dann auch den besten Überblick<br />
haben, welche Patienten säumig<br />
Dentales Netzwerk Deutschland GmbH www.quality-smile.de<br />
Welche Patienten<br />
passen zu Ihnen?<br />
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Leistungs angeboten für Patienten<br />
sprechen wir zielgruppengerecht<br />
die Richtigen an und unterstützen<br />
Sie damit in Ihrer individuellen<br />
Praxisstrategie.<br />
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CHANCE<br />
PRAXIS
Abrechnung<br />
10 / 11<br />
SCHWERPUNKT<br />
...<br />
<strong>CP</strong><br />
bietet Implantologie und Ästhetik<br />
und macht viel Prothetik.<br />
Zahnärztin Marlies Bartels, Euskirchen,<br />
vertraut auf die Zusammenarbeit mit<br />
ihrem Finanzdienstleister: „Ich nutze<br />
mein erfahrenes DZR-Team, weil sie<br />
mir viel Bürokratie abnehmen, Rückfragen<br />
der Versicherungen, unklare<br />
Ablehnung des Steigerungssatzes bei<br />
Beihilfepatienten etc.“<br />
„Durch die Online-Abrechnung<br />
habe ich oft schon 48 Stunden später<br />
mein Geld auf dem Praxiskonto“<br />
„Ich habe durch die Bonitätsauskunft<br />
meines Rechenzentrums eine<br />
Sicherheit, wen ich da im Stuhl habe.<br />
Es wird von dem Abrechnungszentrum<br />
ja nicht jede Rechnung gekauft<br />
– ab einer gewissen zu erwartenden<br />
Rechnungssumme müssen<br />
wir vorab fragen, ob ein Ankauf ansteht.<br />
Wenn nicht – dann weiß ich,<br />
dass der Patient keine Bonität hat.“<br />
In der Praxisgründungszeit habe<br />
sie einmal einen fünfstelligen Betrag<br />
verloren, das habe nachhaltig<br />
wehgetan: „Deshalb gönne ich mir<br />
heute die Sicherheit durch das Abrechnungsteam.“<br />
Rechnet sich die<br />
Delegation an das Zentrum? „Wenn<br />
ich meine Arbeitszeit, die ich sonst<br />
für die Beantwortung der oft unsinnigen<br />
Versicherungstextbausteinschreiben<br />
brauche, dagegensetze,<br />
dann lohnt sich das allemal!“ Online-Abrechnung<br />
macht die Übermittlung<br />
der Abrechnungsunterlagen<br />
leicht und „oft habe ich schon<br />
48 Stunden später mein Geld auf<br />
dem Praxiskonto“.<br />
Die Delegation verlangt allerdings<br />
auch rechtliche Sorgsamkeit:<br />
„Man muss peinlich genau darauf<br />
achten, dass man die Unterschrift<br />
unter dem Abtretungsvertrag mit<br />
dem Patienten auch vorliegen hat –<br />
sonst wird es im Streitfall eng! Das<br />
ist auch wichtig, wenn, wie bei Kinderbehandlung,<br />
nicht der Versicherte<br />
selbst unterschreibt, sondern<br />
die Eltern. Heikel wird es,<br />
wenn diese getrennt und zerstritten<br />
sind und einer von der Behandlung<br />
angeblich nichts wusste und nicht<br />
einverstanden war. Aber auch so etwas<br />
regelt mein DZR-Team cool –<br />
und entlastet damit meine Nerven.<br />
Ich kann das nur empfehlen.“<br />
Dass man sortieren muss, was<br />
ans Abrechnungsbüro geht und<br />
was in der Praxis bleibt, ist eine<br />
Empfehlung von Drs. Annemarie<br />
Kant, Oldenburg: „Die Kosten für<br />
das Factoring setzen sich häufig zusammen<br />
aus einer Bearbeitungsgebühr<br />
und einem Prozentsatz der<br />
Rechnungssumme. Bei kleineren<br />
Beträgen kann es schnell passieren,<br />
dass mehr als 10 Prozent der Rechnungssumme<br />
für die Kosten ausgegeben<br />
werden.“ Aber auch das<br />
rechnet sich, wenn gänzlich auf eine<br />
Abrechnungshelferin verzichtet<br />
wird beziehungsweise „bei solchen<br />
Patienten, die grundsätzlich<br />
erst nach der zweiten oder dritten<br />
Mahnung zahlen“.<br />
So ganz ohne regelmäßige Kommunikation<br />
sollte ein gutes Rechenzentrum<br />
aber nicht arbeiten: „Es<br />
darf nicht passieren, dass ein gerichtliches<br />
Mahnverfahren bei einem<br />
‚Lieblingspatienten‘ eingeleitet<br />
wird, nur weil sich dieser länger<br />
im Urlaub befindet …“<br />
Ein großer Vorteil ist sicher die<br />
Steuerbarkeit der Praxiseinnahmen<br />
durch planbare Zahlung seitens des<br />
Abrechnungszentrums: „Ich rechne<br />
zum Termin entsprechend den<br />
finanziellen Verpflichtungen wie<br />
Sozialabgaben, Miete, Gehälter so<br />
viel ab, wie ich benötige“, sagt Dr.<br />
Andrea Diehl, Berlin, die in ihrer<br />
Praxis Implantologie und CMD-<br />
Therapie anbietet und inzwischen<br />
immer öfter externe Dienstleistung<br />
nutzt: „Bei Praxisabrechnung zahlt<br />
der Patient, wie er kann und Lust<br />
hat. Bei straffer finanzieller Verpflichtung<br />
ist man mit der Fremdabrechnung<br />
deutlich im Vorteil.“<br />
Gemessen an den Gehaltskosten einer<br />
ZMV für den Zeitaufwand für<br />
Mahnungen, Verbuchung von Zahlungseingängen<br />
usw. sei das auch<br />
betriebswirtschaftlich sinnvoll.<br />
Vom Outsourcing überzeugt ist auch<br />
Dr. Dr. Marianne Grimm, Bonn:<br />
„Bei Zusammenarbeit mit einem<br />
Rechenzentrum habe ich einen<br />
Zahlungsfluss innerhalb von 14 Tagen.“<br />
Kurz und bündig sieht Dr. Dr. Marianne<br />
Grimm, Bonn, die Vorteile<br />
für sich: „Bei Zusammenarbeit mit<br />
einem Rechenzentrum habe ich einen<br />
Zahlungsfluss innerhalb von 14<br />
Tagen, das Team dort übernimmt<br />
strittige Fälle und das Mahnwesen<br />
und informiert Patienten auch bei<br />
Fragen zur GOZ, nach Rücksprache<br />
mit der Praxis werden eventuell<br />
notwendige Nach-Begründungen<br />
übernommen, und meine Patienten<br />
haben ein sechsmonatiges zinsfreies<br />
Zahlungsziel.“<br />
Und der Nachteil? „Eigentlich<br />
nur die relativ hohen Kosten.“ ✽
Ausgeprägtes betriebswirtschaftliches Denken und professionelles Abrechnungswissen<br />
Grundlagen einer<br />
nachhaltig erfolgreichen<br />
Praxisführung<br />
Betriebswirtschaftliche<br />
Ausrichtung<br />
Nachdem im Verlauf der Zahnarztausbildung<br />
die Vermittlung von<br />
Abrechnungswissen und die Schulung<br />
des betriebswirtschaftlichen<br />
Denkens eine eher untergeordnete<br />
Rolle gespielt hatten, werden diese<br />
Themen mit der Eröffnung der eigenen<br />
Praxis auf einmal überlebenswichtig.<br />
Nur eine zügige und vor allem<br />
konsequente Ausrichtung des<br />
Praxisbetriebs nach betriebswirtschaftlichen<br />
Grundsätzen verhindert<br />
jetzt finanzielle Verluste. Zunächst<br />
muss – gegebenenfalls in<br />
Zusammenarbeit mit dem Steuerberater<br />
– eine transparente Kostenstruktur<br />
geschaffen und regelmäßig<br />
(zum Beispiel monatlich) übervon<br />
SYLVIA WUTTIG, HEIDELBERG<br />
Wirtschaftlicher<br />
Praxiserfolg<br />
Eine angemessene Vergütung von<br />
erbrachten Leistungen ist für jeden<br />
Unternehmer die Basis seines kaufmännischen<br />
Bestehens. Auch jeder<br />
Zahnarzt muss wie ein Unternehmer<br />
handeln und durch eine professionelle<br />
Abrechnung der von ihm<br />
erbrachten Leistungen den Bestand<br />
seiner Praxis sichern. Die Grundlagen<br />
einer nachhaltig erfolgreichen<br />
Praxisführung sind, gleichberechtigt<br />
neben der zahnmedizinischen<br />
Kompetenz, ein ausgeprägtes betriebswirtschaftliches<br />
Denken und<br />
professionelles Abrechnungswissen.<br />
Derjenige Zahnarzt, der die betriebswirtschaftlichen<br />
Aspekte seiner<br />
Praxisführung geringschätzt<br />
beziehungsweise ohne professionelles<br />
Abrechnungswissen agiert,<br />
verkennt den engen Zusammenhang<br />
zwischen Patientenzufriedenheit<br />
und wirtschaftlichem Erfolg.<br />
Nur in einer wirtschaftlich gesunden<br />
Zahnarztpraxis kann dauerhaft<br />
auf hohem Niveau Zahnmedizin<br />
zum Wohl des Patienten betrieben<br />
werden.<br />
SYLVIA WUTTIG<br />
Sylvia Wuttig ist geschäftsführende<br />
Gesellschafterin der<br />
Daisy Akademie + Verlag GmbH<br />
(Dentale-Abrechnungs-Informations-Systeme<br />
= Daisy). Das<br />
von ihr gegründete innovative<br />
Heidelberger Verlagshaus<br />
schreibt seit mehr als 30 Jahren<br />
Erfolgsgeschichte und liefert<br />
jedem zweiten Zahnarzt in<br />
Deutschland zuverlässiges Expertenwissen<br />
rund um das Thema Honorierungssysteme.<br />
Sylvia Wuttig hat mehr als 100.000 Praxisinhaber und<br />
deren Mitarbeiter in allen Bereichen der Abrechnung geschult.<br />
Darüber hinaus gehören beratende Tätigkeiten,<br />
Vorträge und Seminare, u.a. für KZVen, Zahnärztekammern,<br />
IUZ, Schulen, Institute, Arbeitskreise, Zahnärztliche<br />
Rechenzentren, Krankenkassen, Zahntechnische Labore<br />
und EDV-Firmen, ebenfalls zu ihren Aktivitäten.<br />
Sylvia Wuttig ist Mitglied der Prüfungskommission der<br />
Landeszahnärztekammer Sachsen für die Prüfung zur<br />
Zahnmedizinischen Verwaltungsassistentin. An der Ruprecht-Karls-Universität<br />
Heidelberg hat sie einen offiziellen<br />
Lehrauftrag zum Thema „Honorierungssysteme“ für<br />
Studenten der Zahnheilkunde.
Abrechnung<br />
12 / 13<br />
SCHWERPUNKT<br />
...<br />
<strong>CP</strong><br />
prüft werden. Hierzu gehört insbesondere<br />
eine lückenlose Erfassung<br />
aller Ausgaben zulasten der<br />
Praxis; zum Beispiel das zahnärztliche<br />
Honorar, die Kosten für Personal,<br />
Räume, Technik, Finanzierungen,<br />
Versicherungen, Bewirtschaftung<br />
usw. Das Ziel besteht darin,<br />
den für die jeweilige Praxis betriebswirtschaftlich<br />
notwendigen<br />
Stundensatz zu ermitteln. Dieser ist<br />
eine praxisspezifische Größe und<br />
kann somit von Praxis zu Praxis<br />
durchaus sehr verschieden sein. Er<br />
bezeichnet in jedem Fall denjenigen<br />
Eurobetrag, welcher durch die jeweilige<br />
Praxis für eine nachhaltige<br />
Betriebsführung pro Betriebsstunde<br />
erwirtschaftet werden muss und<br />
ist die Grundlage jeder praxisindividuellen<br />
Honorarkalkulation.<br />
Professionelle<br />
Abrechnung<br />
Eine wichtige Grundbedingung für<br />
den wirtschaftlichen Erfolg der<br />
Zahnarztpraxis ist die angemessene<br />
Abrechnung der erbrachten Leistungen.<br />
Dabei müssen natürlich die<br />
geltenden gesetzlichen, aber eben<br />
auch die durch den betriebswirtschaftlich<br />
notwendigen Stundensatz<br />
vorgegebenen Rahmenbedingungen<br />
eingehalten werden. Durch<br />
diese komplexe Herausforderung<br />
besteht für den jungen Zahnarzt<br />
Handlungsbedarf auf zwei Ebenen:<br />
Zum einen muss er seine eigenen<br />
Kenntnisse und Fertigkeiten auf<br />
dem Gebiet der Abrechnung zügig<br />
erweitern und den hohen Anforderungen<br />
des Praxisalltags anpassen.<br />
Zum anderen sollte er eine qualifizierte,<br />
möglichst erfahrene zahnmedizinische<br />
Fachangestellte in<br />
sein Team einbinden, welche ihn<br />
von der oft überbordenden Verwaltungstätigkeit<br />
entlastet. Beide Entwicklungen<br />
dürfen jedoch nicht getrennt<br />
voneinander ablaufen oder<br />
sich gegenseitig behindern beziehungsweise<br />
ausschließen; vielmehr<br />
bedarf es einer gemeinsamen Weiterbildung<br />
mit dem Ziel, die in der<br />
Praxis erbrachten Leistungen nicht<br />
nur korrekt, sondern auch wirtschaftlich<br />
optimal = professionell<br />
abzurechnen. Dabei liegt die letzte<br />
Verantwortung immer beim Zahnarzt<br />
– auch juristisch (!) –, der somit<br />
in der Lage sein muss, jede Abrechnung<br />
zu kontrollieren. Aufgrund<br />
der unablässigen Weiterentwicklung<br />
der Abrechnungsbestimmungen,<br />
der lebhaften Rechtsprechung<br />
in diesem Bereich und nicht zuletzt<br />
wegen möglicher Veränderungen in<br />
der Zahnarztpraxis selbst (zum Beispiel<br />
beim betriebswirtschaftlich<br />
notwendigen Stundensatz) gibt es<br />
zum regelmäßigen Besuch von Weiterbildungen<br />
zum Thema Abrechnung<br />
keine Alternative. Neben anderen<br />
Veranstaltungen bietet insbesondere<br />
die breite Palette der<br />
verschiedenen Daisy-Seminare umfassende<br />
Wissensvermittlung für<br />
unterschiedlichste Anforderungen,<br />
zum Beispiel Seminare für Praxisgründer,<br />
Quereinsteiger, Techniker,<br />
Profis, Spezialisten und viele andere<br />
mehr. Nur beständiges „Dranbleiben“<br />
an den Fragen der Abrechnung<br />
und die Vermittlung des anwachsenden<br />
Wissens an das gesamte<br />
Praxisteam sichern nachhaltig den<br />
wirtschaftlichen Erfolg.<br />
Personalpolitik<br />
Die oben beschriebenen Sachverhalte<br />
und Zusammenhänge im Bezug<br />
auf professionelle Abrechnung,<br />
betriebswirtschaftliche Ausrichtung<br />
und wirtschaftlichen Praxiserfolg<br />
sollten maßgebend bei Personalauswahl<br />
und Personaleinsatz sein und<br />
für die in diesem Bereich tätigen<br />
Mitarbeiter eine Selbstverständlichkeit.<br />
✽
Schlechte Zahlungsmoral bei Patienten offen ansprechen<br />
Schneller zum Geld kommen<br />
Wenn die Zahlungen für Rechnungen zu lange ausstehen, gerät die Praxis in<br />
Liquiditätsengpässe. Auch in Deutschland hat sich die Zahlungsmoral der Patienten<br />
in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. Denn viele Patienten haben<br />
oft selber Liquiditätsprobleme und zahlen deshalb nicht fristgerecht, und immer<br />
mehr zahlen erst nach der zweiten Mahnung.<br />
von ROLF LEICHER, HEIDELBERG<br />
In der Hektik des Praxisbetriebs<br />
verschiebt man „Administratives“<br />
wie etwa Fakturieren gerne<br />
auf später, auf nächste Woche oder<br />
ans Monatsende. Damit verzögert<br />
sich der Cash-Inflow um Wochen.<br />
Stellen Sie deshalb sicher, dass sofort<br />
nach der Behandlung fakturiert<br />
wird. Zudem sollten die Rechnungen<br />
möglichst informativ und transparent<br />
sein, denn bei Unklarheiten<br />
bleibt Ihre Rechnung beim Patienten<br />
liegen oder er hat Rückfragen<br />
und zahlt erst nach Klärung. Bei<br />
längerer Behandlungsdauer schreiben<br />
Sie zwischendurch Ihre Rechnung,<br />
warten Sie nicht bis zum Abschluss<br />
der letzten Behandlung.<br />
Viele Ärzte verhalten sich da noch<br />
zurückhaltend und warten passiv<br />
ab, wenn eine Rechnung aussteht.<br />
So verstreicht unnötig Zeit, denn<br />
ein wirksames Mahnwesen ist einfach<br />
zu realisieren:<br />
Werden Sie sofort aktiv<br />
Wenn Zahlungen nicht innerhalb<br />
der ersten zehn Tage nach Zahlungsfälligkeit<br />
eintreffen, mahnen<br />
Sie nach dieser Frist unverzüglich:<br />
Sie haben Ihre Leistung erbracht,<br />
der Patient schuldet das Geld. Senden<br />
Sie ihm ein kurzes, freundliches<br />
Schreiben oder mahnen Sie<br />
gleich telefonisch die Zahlung Ihrer<br />
Rechnung. Vielfach genügt diese<br />
erste Aktion bereits, um die Zahlung<br />
auszulösen.<br />
Telefonieren Sie<br />
Viele Praxen versenden bis zu fünf<br />
Mahnbriefe an Patienten, die nicht<br />
zahlen. Rufen Sie an statt zu schreiben.<br />
Damit wissen Sie gleich, was<br />
los ist:<br />
❯ Der Patient findet Ihre Rechnung<br />
nicht? Senden Sie sogleich eine<br />
Kopie und fragen Sie nach wenigen<br />
Tagen telefonisch nach.<br />
❯ Die Abrechnung wird beanstandet?<br />
Klären Sie dies gleich am<br />
Telefon oder vereinbaren Sie<br />
einen Besprechungstermin.<br />
❯ Trotz mehrmaligem Anrufen ist<br />
die oder der Verantwortliche für<br />
Sie nie zu sprechen?<br />
Verlangen Sie eine<br />
feste Zahlungszusage<br />
Die Kunst des erfolgreichen Mahnens<br />
besteht darin, den Patienten<br />
nicht zu verärgern, ihn aber gleichzeitig<br />
zur Zahlung zu bringen. Allzuviel<br />
Rücksichtnahme bei „zahlungsschwachen“<br />
Personen ist nicht<br />
angebracht.<br />
Trotzdem: Ein positives Gesprächsklima<br />
sollte deshalb auch Ziel bei einer<br />
Zahlungserinnerung sein. Es<br />
hilft wenig, wenn der Patient unter<br />
Druck bezahlt und anschließend<br />
seinen Arzt wechselt. Im Gespräch<br />
muss klar die Botschaft rüberkommen:<br />
„Ich möchte die gute Partnerschaft<br />
mit Ihnen nicht gefährden,<br />
die Außenstände müssen aber reinkommen.“<br />
Und: Sprechen Sie immer mit dem<br />
Schuldner direkt. Wenn sich am Telefon<br />
zum Beispiel die Tochter oder<br />
der Schwiegervater meldet, können<br />
Sie sich Ärger verschaffen, wenn<br />
Sie über offene Rechnungen sprechen.<br />
Das delikate Thema geht eine<br />
Drittperson nichts an, Ausnahme<br />
bildet der Ehepartner. Den fehlenden<br />
Krankenschein zur Abrechnung<br />
können Sie auch einem Verwandten<br />
des Patienten sagen, nicht<br />
aber, dass Sie noch auf Zahlungen<br />
warten.<br />
Telefonieren Sie immer mit dem<br />
Ziel, ein festes Zahlungsversprechen<br />
mit Betrag und Termin zu erhalten.<br />
Gummibegriffe wie „baldmöglichst“<br />
sind nicht akzeptabel.<br />
Die Zusage muss mindestens so<br />
konkret sein wie „noch diese Woche“<br />
oder „am 15. des Monats“.<br />
CHANCE<br />
PRAXIS
Abrechnung<br />
14 / 15<br />
SCHWERPUNKT<br />
Damit erreichen Sie ein wichtiges<br />
Teilziel. Die meisten Leute nehmen<br />
nämlich ihre Versprechungen ziemlich<br />
ernst – deshalb versuchen sich<br />
manche auch mit ungenauen Äußerungen<br />
aus der Affäre zu ziehen.<br />
Wenn nun ein Patient ein konkretes<br />
Zahlungsversprechen abgegeben<br />
hat, bedanken Sie sich und<br />
wiederholen Sie die verbindliche<br />
Zusage. Delegieren Sie das Mahnen?<br />
Dann hält man die Zahlungszusage<br />
schriftlich fest.<br />
ROLF LEICHER<br />
Dipl.-Betriebswirt Rolf Leicher,<br />
Marketingexperte aus Heidelberg,<br />
ist als Seminarleiter und Kommunikationstrainer<br />
in namhaften Unternehmen<br />
tätig. Außerdem arbeitet<br />
er als Autor in verschiedenen<br />
Redaktionen und hat bisher 14<br />
Fachbücher verfasst.<br />
Für die Haranni-Academie in<br />
Herne hält er ein Tagesseminar<br />
über das Thema „Gute <strong>Ums</strong>ätze mit<br />
schwierigen Patienten erzielen“.<br />
Ansprechen offener<br />
Rechnungen<br />
Schuldner gehen meist den Weg des<br />
geringsten Widerstandes. Sie bezahlen<br />
die Rechnungen zuerst, die<br />
am meisten Ärger verursachen. Das<br />
sind unter <strong>Ums</strong>tänden nicht Ihre,<br />
da Sie bisher recht tolerant waren.<br />
Manche Patienten haben das Überziehen<br />
von Zahlungsfristen zum<br />
Prinzip erhoben, um damit einen<br />
Zinsgewinn zu machen und ihre eigene<br />
Liquidität auf Kosten Ihrer<br />
Praxis zu erhöhen. Offene Rechnungen<br />
sind kein angenehmes Gesprächsthema.<br />
Der mögliche materielle<br />
Schaden und die Belastung<br />
der bisher ungetrübten Beziehung<br />
werden begrenzt, wenn Sie die Fakten<br />
offen ansprechen und mit Ihrem<br />
Schuldner die Vorgehensweise<br />
gemeinsam erarbeiten. Weder Ihnen<br />
noch ihm ist damit gedient,<br />
wenn Sie den Mantel des Schweigens<br />
über diese Ärgernisse breiten.<br />
Delegieren Sie die vierte Anmahnung<br />
nicht an Ihre Helferin, wenn<br />
Sie das Gefühl haben, dass Sie selbst<br />
mehr erreichen können. Dann zögern<br />
Sie nicht, selbst anzurufen<br />
und Ihre Autorität einzusetzen. Am<br />
besten rufen Sie zu Monatsbeginn<br />
an, da haben die Patienten im Angestelltenverhältnis<br />
gerade Lohn oder<br />
Gehalt bekommen.<br />
Ärgern Sie sich nicht,<br />
organisieren Sie sich<br />
Trotzdem wird es in jeder Praxis offene<br />
Rechnungen geben, die man<br />
bei den Patienten anmahnen muss.<br />
Man sollte unterscheiden, ob es<br />
sich um ein einmaliges Vergessen<br />
der Begleichung einer Rechnung<br />
handelt oder ob es ein langjährig<br />
bekannter „notorischer Nichtzahler“<br />
aus dem Patientenstamm ist.<br />
Deshalb sollte man zwei Formen<br />
von Mahnungen bereithalten: Für<br />
den ersten Fall genügt eine freund-<br />
liche Erinnerung an den offenstehenden<br />
Betrag, die aber trotzdem<br />
gleich ein Zahlungsziel vorgibt. Es<br />
folgt im Abstand von rund zwei<br />
Wochen die Mahnung, in der nur<br />
noch zwei Daten einzusetzen sind.<br />
Als dritter Schritt erfolgt die letzte<br />
Mahnung. Sollte dann der Patient<br />
die offenstehende Rechnung immer<br />
noch nicht begleichen, wird der Fall<br />
umgehend einem Inkasso-Institut<br />
übergeben, das dann für einen bestimmten<br />
Prozentsatz des Rechnungsbetrags<br />
die Eintreibung des<br />
Geldes übernimmt. Möchte man<br />
sich in der Praxis mit dem Mahnwesen<br />
nicht befassen, gibt es die Möglichkeit,<br />
mit einem Abrechnungszentrum<br />
zusammenzuarbeiten.<br />
Sofortmaßnahme<br />
Lassen Sie sich von Ihrer Helferin<br />
eine unbezahlte Rechnung sofort<br />
vorlegen. Schalten Sie sich dann in<br />
der gleichen Woche ein und verschenken<br />
Sie keine Zeit, indem Sie<br />
bis zum Quartalsende warten. ✽
Finanzieller Schutz, Rechnungsprüfung oder Teilzahlungsmöglichkeiten<br />
Liquiditätssicherung<br />
ist Existenzsicherung<br />
Als Existenzgründer haben Sie – unabhängig davon, ob Sie eine bestehende Praxis übernehmen<br />
oder aber eine Praxisneugründung anstreben – gerade am Anfang mit mehr<br />
oder weniger schwerwiegenden Liquiditätsproblemen zu kämpfen. Dies liegt daran, dass<br />
Sie von Anfang an Ihren vertraglichen Verpflichtungen (Zahlungen für Miete, Personal,<br />
Zinsen usw.) nachkommen müssen, Einnahmen jedoch nur zögerlich realisiert werden.<br />
Doch warum ist das so?<br />
von DR. SUSANNE WOITZIK, DÜSSELDORF<br />
Zum einen erhalten Sie KZV-<br />
Zahlungen in der Regel erst<br />
nach einem Monat, Restzahlungen<br />
sogar häufig erst nach fünf<br />
Monaten. Zum anderen lassen Patientenzahlungen<br />
verschuldet oder<br />
unverschuldet auf sich warten. Es<br />
gilt also, die zeitlichen Verwerfungen<br />
zwischen Aus- und Einzahlungen<br />
zu überbrücken beziehungsweise<br />
so zu gestalten, dass der Verwerfungszeitraum<br />
möglichst minimiert<br />
wird. Dazu haben Sie zwei<br />
Möglichkeiten, nämlich die Auszahlungen<br />
hinauszuzögern oder Einzahlungen<br />
schneller zu realisieren.<br />
Das Hinauszögern von Auszahlungen<br />
ist nur selten ohne negative<br />
Konsequenzen möglich. Daher ist<br />
dies keine sinnvolle Handlungsalternative<br />
und bleibt im Folgenden<br />
unberücksichtigt.<br />
Im Hinblick auf die KZV-Zahlungen<br />
bleibt Ihnen ebenfalls kein Gestaltungsspielraum.<br />
Anders stellt sich<br />
dies bei Patientenzahlungen dar:<br />
Dort können Sie in einem gewissen<br />
Rahmen Einfluss auf den Zahlungsfluss<br />
nehmen:<br />
1. Zeitpunkt der<br />
Rechnungsstellung<br />
Eine zeitnahe Rechnungsstellung<br />
ist Voraussetzung dafür, dass Ihre<br />
Forderung überhaupt fällig wird.<br />
2. Gestaltung des<br />
Mahnwesens<br />
Sie werden immer wieder mit Patienten<br />
zu tun haben, die es mit der<br />
Zahlungsmoral nicht genau nehmen.<br />
Diesen müssen Sie ein konsequentes<br />
Mahnwesen entgegensetzen.<br />
Sonst signalisieren Sie ihnen,<br />
dass Sie Zahlungsverzug tolerieren<br />
und ermutigen sie zu wiederholtem<br />
Nichtzahlen. Darüber hinaus müssen<br />
Sie damit rechnen, dass es sich<br />
herumspricht, dass Sie „freiwillig“<br />
auf Zahlungen verzichten. Die Autorin<br />
stellt Ihnen gerne auf Anfrage<br />
einige Informationen zum rechtssicheren<br />
Mahnwesen zur Verfügung.<br />
Ein konsequentes Mahnwesen kostet<br />
Zeit. Zeit, die Ihnen gerade in der<br />
CHANCE<br />
PRAXIS
Abrechnung<br />
16<br />
SCHWERPUNKT<br />
extrem arbeitsintensiven Startphase<br />
häufig fehlen wird. Hier bietet<br />
sich die Zusammenarbeit mit einer<br />
zahnärztlichen Abrechnungsgesellschaft<br />
an. Diese erwirbt von Ihnen<br />
im Rahmen eines Factoring-Rahmenvertrags<br />
Ihre Privatliquidationen<br />
und kümmert sich im Folgenden<br />
um das komplette kaufmännische<br />
und – sofern erforderlich<br />
– auch das gerichtliche Mahnwesen.<br />
Dies schafft Ihnen zeitliche<br />
Spielräume, die Sie und Ihr Team in<br />
aller Regel dringend benötigen, um<br />
sich honorarwirksamen Tätigkeiten<br />
zu widmen.<br />
„Mehr Zeit für honorarwirksame<br />
Tätigkeiten für Zahnarzt und Team“<br />
DR. SUSANNE WOITZIK<br />
Die Zusammenarbeit mit einer<br />
zahnärztlichen Abrechnungsgesellschaft<br />
hat darüber hinaus noch weitere<br />
Vorteile:<br />
❯ Sie können sich wirksam gegen<br />
Forderungsausfälle schützen.<br />
❯ Sie erhalten Ihr Geld sofort. So<br />
entspannt sich Ihre Liquiditätslage<br />
spürbar.<br />
Dr. Susanne Woitzik absolvierte ein<br />
Studium der Wirtschaftswissenschaften<br />
mit Promotion und ist als<br />
leitende Mitarbeiterin des Freien<br />
Verbands Deutscher Zahnärzte e.V.<br />
sowie als leitende Mitarbeiterin<br />
der ZA – Zahnärztliche Abrechnungsgenossenschaft<br />
eG-Gruppe<br />
tätig. Des Weiteren betätigt sie sich<br />
als Gastrednerin und Repräsentantin<br />
auf zahnärztlichen Veranstaltungen<br />
und hält Referate zu Themen rund um das Management<br />
von Zahnarztpraxen. Darüber hinaus ist Dr. Woitzik Chefredakteurin<br />
des Newsletters praxis management aktuell und<br />
veröffentlicht regelmäßig in zahnärztlichen Fachmagazinen. Die<br />
Autorin ist unter der E-Mail-Adresse swoitzik@za-eg.de zu erreichen.<br />
❯ Das Leistungsangebot einiger<br />
weniger Anbieter umfasst eine<br />
Rechnungsprüfung. Im Rahmen<br />
der Rechnungsprüfung fallen<br />
vergessene Positionen oder unzureichende<br />
Begründungen für<br />
Faktorsteigerungen auf und<br />
werden in Abstimmung mit<br />
Ihnen bereinigt. Dies hat für Sie<br />
als Existenzgründer den entscheidenden<br />
Vorteil, dass Sie so<br />
sukzessive an korrektes Abrechnen<br />
herangeführt werden.<br />
❯ Einige Anbieter bieten eine umfassende<br />
GOZ-Beratung, die<br />
Ihnen bereits im Vorfeld bei der<br />
Erstellung von Heil- und Kostenplänen<br />
zur Seite steht.<br />
❯ Ergänzend bieten einige Dienstleister<br />
Teilzahlungsmöglichkeiten<br />
für Patienten. So wird höherwertige<br />
Zahnmedizin für eine<br />
breitere Patientenschicht finanzierbar.<br />
Bevor Sie sich für die Zusammenarbeit<br />
mit einer zahnärztlichen Abrechnungsgesellschaft<br />
entscheiden,<br />
sollten Sie immer sehr detailliert<br />
die Leistungsangebote vergleichen.<br />
Denn die Gefahr, letztlich „Äpfel<br />
mit Birnen“ zu vergleichen, ist<br />
groß. Berücksichtigen Sie in diesem<br />
Kontext auch die gesellschaftsrechtlichen<br />
Hintergründe der Anbieter:<br />
Wer steht hinter den Gesellschaften?<br />
Ein wichtiger Hinweis: Es gibt<br />
zahnärztliche Abrechnungsgesellschaften,<br />
die Existenzgründern gerade<br />
vor ihrem gesellschaftsrechtlichen<br />
Hintergrund vielfältige<br />
Starthilfen geben: Sonderkonditionen,<br />
die ihre Liquidität entlasten,<br />
Newsletter-, Seminar- und Beratungsangebote<br />
und vieles mehr.<br />
3. Zeitpunkt des<br />
Zahlungseingangs<br />
Im Rahmen der Zusammenarbeit<br />
mit einer zahnärztlichen Abrechnungsgesellschaft<br />
können Sie selbst<br />
bestimmen, wann Sie Ihr Geld gerne<br />
haben möchten. In der Startphase<br />
ist eine Sofortauszahlung sinnvoll,<br />
um Ihre Liquiditätslage zu ent-<br />
spannen. Später können Sie bei einigen<br />
Anbietern Ihre Liquidität frei<br />
planen und gegebenenfalls zur Auszahlung<br />
anstehendes Geld sogar<br />
verzinslich bei der Gesellschaft stehen<br />
lassen.<br />
Daneben gibt es weitere Gestaltungsoptionen,<br />
mit denen Sie Einfluss<br />
auf die Höhe Ihrer Einnahmen<br />
nehmen können:<br />
1. Honorarkalkulation<br />
Um Ihre Praxis langfristig auf solide<br />
Standbeine zu stellen, ist eine saubere<br />
Kalkulation Ihrer Honorare erforderlich.<br />
Die Autorin stellt Ihnen<br />
auf Anfrage gerne einen für Sie kostenlosen<br />
Honorarkalkulator zur<br />
Verfügung.<br />
2. Rechtssichere Vereinbarungen<br />
Gegebenenfalls müssen Sie mit Ihrem<br />
Patienten eine oder mehrere<br />
rechtswirksame Vereinbarungen<br />
treffen. Verzichten Sie darauf, riskieren<br />
Sie, dass Sie Ihr Honorar<br />
ganz oder teilweise nicht realisieren<br />
können. Gerne können Sie bei der<br />
Autorin Merkblätter sowie entsprechende<br />
Vereinbarungsformulare anfordern.<br />
3. Dokumentation<br />
Achten Sie in Ihrer Praxis darauf,<br />
dass jede Behandlung sorgfältig dokumentiert<br />
wird. Planen Sie in Ihrem<br />
Arbeitsalltag feste Dokumentationskontrollen,<br />
zum Beispiel am<br />
Abend, ein. Zu diesem Zeitpunkt<br />
können Sie sich noch gut an die einzelnen<br />
Behandlungsfälle erinnern<br />
und können eventuell auffallende<br />
Dokumentationslücken zeitnah<br />
schließen. So stellen Sie zum einen<br />
die Vollständigkeit der Liquidation<br />
und zum anderen auch eine korrekte<br />
Begründung der Steigerungsfaktoren<br />
sicher.<br />
Fazit:<br />
Stellen Sie gleich in der Startphase<br />
alle Weichen richtig, kann das<br />
unvermeidbare Liquiditätsproblem<br />
kleingehalten und vor allem schnell<br />
überwunden werden.<br />
✽
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Entgelt bezahlt · 76463<br />
Zahnärztlicher Fach-Verlag<br />
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ISSN 1865-7036<br />
2<br />
CHANCE PRAXIS<br />
Fachmagazin für junge Zahnmediziner<br />
20<strong>09</strong><br />
3. Jahrgang<br />
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oder berechnen Sie schon?<br />
Abrechnungsverwaltung<br />
ist das Rückgrat der Praxis<br />
Lieber „Do it yourself“ oder<br />
„Outsourcing“?<br />
Abrechnung<br />
Honorarsicherung<br />
für Einsteiger<br />
Die zahnärztliche Abrechnung<br />
und ihre Fallstricke<br />
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Ja,<br />
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will ein Vertragszahnarzt wirtschaftlich, gewinnbringend und dauerhaft<br />
honorargesichert arbeiten. Neben dem Wissen um die grundsätzliche Struktur<br />
der vertragszahnärztlichen Vergütung (siehe Punkt 1) ist das Wissen um<br />
die grundlegenden Anforderungen des Sozialgesetzbuchs (siehe Punkt 2)<br />
unabdingbar. Nur so kann eine maximale Honorarsicherung gelingen.<br />
von DR. KARL-HEINZ SCHNIEDER, MÜNSTER<br />
...<br />
<strong>CP</strong><br />
1. Die grundsätzliche<br />
Struktur der vertragszahnärztlichen<br />
Vergütung<br />
Der Vertragszahnarzt hat einen Anspruch<br />
auf die Honorierung seiner<br />
zahnärztlichen Leistungen. Dieser<br />
Anspruch besteht gegenüber der<br />
Kassenzahnärztlichen Vereinigung,<br />
die von den Krankenkassen zur Honorierung<br />
der zahnärztlichen Leistungen<br />
eine sogenannte „Gesamtvergütung“<br />
erhalten hat.<br />
Allerdings ist nicht jede Leistung,<br />
die in der Praxis eines Zahnarztes<br />
erbracht wird, ohne Weiteres<br />
gegenüber der KZV abrechenbar.<br />
Grundvoraussetzung ist zunächst<br />
ein ordnungsgemäßer vertragszahnarztrechtlicher<br />
Status, das heißt, eine<br />
Zulassung als Vertragszahnarzt,<br />
eine Ermächtigung oder eine genehmigte<br />
Angestellten- beziehungsweise<br />
Assistententätigkeit. Fehlt es<br />
hieran, so können Leistungen nicht<br />
abgerechnet werden.<br />
Darüber hinaus ist es erforderlich,<br />
dass der Zahnarzt seine Leistungen<br />
persönlich erbringt. Persön-<br />
lich bedeutet dabei jedoch nicht<br />
notwendigerweise „eigenhändig“.<br />
Die Delegation und Durchführung<br />
routinemäßiger, einfacher Tätigkeiten<br />
durch zahnärztliches Personal<br />
ist üblich und zulässig. Das Gesetz<br />
über die Ausübung der Zahnheilkunde<br />
(ZHG) bestimmt im Wesentlichen,<br />
welche Leistungen delegierbar<br />
sind und welche nicht. Eine<br />
zahnärztliche und persönlich erbrachte<br />
Leistung ist daher auch gegeben,<br />
wenn diese zulässigerweise<br />
„nur“ unter Überwachung und<br />
Kontrolle des Arztes geschieht.<br />
Eine zahnärztliche Leistung kann<br />
zudem grundsätzlich nur dann abgerechnet<br />
werden, wenn sie im Bema-Z<br />
definiert ist. Ein weiterer<br />
Aspekt ist die Qualitätssicherung.<br />
Eine Reihe von zahnärztlichen Behandlungs-<br />
und Untersuchungsmethoden<br />
oder der Einsatz bestimmter<br />
Geräte (zum Beispiel Röntgenleistungen)<br />
bedürfen einer<br />
besonderen fachlichen Qualifikation<br />
und/oder Genehmigung durch<br />
die KZV.<br />
Grundlage für die Vergütung ist<br />
der Einheitliche Bewertungsmaßstab<br />
(EBM) für vertragszahnärztliche<br />
Leistungen (Bema-Z), also eine<br />
vertragliche Vereinbarung zwischen<br />
der KZBV und den Spitzenverbänden<br />
der Krankenkassen, die<br />
in sogenannten Bewertungsausschüssen<br />
gemeinsam über die Bewertung<br />
bzw. Vergütung der einzelnen<br />
zahnärztlichen Leistungen entscheiden<br />
(vgl. Paragraf 87 Absatz 1,<br />
Absatz 2d Sozialgesetzbuch [SGB] V).<br />
Der jeweilige Punktwert, der<br />
Grundlage für die Auszahlung ist,<br />
kann hierbei je nach KZV-Bereich<br />
variieren. Gleichzeitig ist die vom<br />
einzelnen Zahnarzt insgesamt abrechnungsfähige<br />
Punktmenge ebenfalls<br />
begrenzt in der Weise, dass<br />
sich der Punktwert ab Überschreitung<br />
einer gewissen Gesamtpunktmenge<br />
reduziert (der sogenannte<br />
„degressive Punktwert“).<br />
Also steht der bezifferbare Honoraranspruch<br />
des Zahnarztes im Zeit-
DR. KARL-HEINZ SCHNIEDER<br />
punkt der Abrechnung durch den<br />
Zahnarzt noch nicht fest. Der Zahnarzt<br />
kann daher auf den Bestand eines<br />
vorläufigen Honorarbescheids<br />
nicht vertrauen. Erst nach Abrechnungsprüfung<br />
durch die KZV (Verteilung<br />
des Honorars gemäß Honorarverteilungsmaßstab/-vertrag,<br />
eventuelle Kürzungen durch Punktwertdegression,<br />
eventuelle Kürzungen<br />
durch Wirtschaftlichkeitsprüfungen)<br />
wird ein endgültiger Honoraranspruch<br />
festgestellt. Bis zum<br />
Ablauf von allen „Verfolgungsfristen“<br />
– in der Regel vier Jahre – ist damit<br />
der Honoraranspruch potenziell<br />
gefährdet.<br />
Rechtsanwalt Dr. Karl-Heinz Schnieder,<br />
geb. 1961, ist Fachanwalt für<br />
Sozialrecht sowie für Medizinrecht.<br />
Dr. Schnieder ist seit 2003 Referent<br />
der Netzakademie (Bundesärztekammer,<br />
Kassenärztliche Bundesvereinigung,<br />
APO-Bank) sowie<br />
ebenfalls seit 2003 Lehrbeauftragter<br />
der Westfälischen Wilhelms-<br />
Universität Münster. Darüber hinaus<br />
ist er Mitglied der Arbeitsgemeinschaft<br />
Medizinrecht im Deutschen Anwaltsverein, Mitglied<br />
der Deutschen Gesellschaft für Kassenarztrecht e.V. und der<br />
Deutschen Gesellschaft für Recht und Politik im Gesundheitswesen.<br />
Weitere Informationen zum Thema und Kontaktmöglichkeit<br />
finden Interessenten aus den Homepages unseres Autors<br />
schnieder@kwm-rechtsanwaelte.de.<br />
2. Die grundlegenden<br />
Anforderungen des<br />
Sozialgesetzbuchs<br />
Insbesondere die Wirtschaftlichkeitsprüfungen<br />
(inklusive Plausibilitätsprüfung)<br />
bereiten vielen Zahnärzten,<br />
gerade neu niedergelassenen,<br />
Schwierigkeiten.<br />
Bei der Wirtschaftlichkeitsprüfung<br />
handelt es sich um ein das Vergütungssystem<br />
flankierendes Instrument<br />
zur Steuerung der Leistungsmenge<br />
und zur Gewährleistung<br />
der Wirtschaftlichkeit der<br />
Leistungserbringung. Ein weiteres<br />
Instrument ist die Abrechnungsprüfung,<br />
also die sachlich-rechnerische<br />
Prüfung und die Plausibilitätsprüfung.<br />
Zentrale Normen im Bereich der<br />
Wirtschaftlichkeitsprüfung sind die<br />
Paragrafen 12, 106 SGB V. Diese Vorschriften<br />
sind eingebunden in die<br />
Regelungen über die gesetzliche<br />
Krankenversicherung, die als Solidargemeinschaft<br />
die Aufgabe hat,<br />
die Gesundheit der Versicherten zu<br />
erhalten, wiederherzustellen oder<br />
ihren Gesundheitszustand zu verbessern.<br />
Die Prüfgremien tragen in<br />
diesem Zusammenhang mittelbar<br />
zur Stabilität der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
bei.<br />
Dieses sogenannte Wirtschaftlichkeitsgebot<br />
ist als allgemeine<br />
Anspruchsvoraussetzung für sämtliche<br />
Leistungen der Krankenversicherung<br />
maßgeblich und verpflichtet<br />
auch die Leistungserbringer und<br />
die Krankenkassen, diese Voraussetzungen<br />
zu beachten. Das Wirtschaftlichkeitsgebot<br />
muss die Brücke<br />
schlagen zwischen der auf die<br />
Gesundheit des einzelnen Menschen<br />
ausgerichteten Individualmedizin<br />
und den finanziell-wirtschaftlichen<br />
Grenzen der gesetzlichen<br />
Krankenkassen. Es gewährleistet<br />
daher einerseits den notwendigen<br />
Leistungsstandard, andererseits<br />
verhindert es aber auch Leistungen<br />
im Übermaß. Die Versicherten<br />
haben daher (nur) Anspruch auf<br />
ausreichende, zweckmäßige und<br />
wirtschaftliche Leistungen, welche<br />
das Maß des Notwendigen nicht<br />
überschreiten dürfen.<br />
Das so in Paragraf 12 SGB V fixierte<br />
Wirtschaftlichkeitsgebot wird<br />
mittels Wirtschaftlichkeitsprüfverfahren<br />
überwacht. Die Kernvorschrift<br />
dafür findet sich in Paragraf<br />
106 SGB V wieder. Daneben können<br />
Abrechnungsprüfungen (sachlichrechnerische<br />
Richtigstellung, Plausibilitätsprüfung)<br />
durchgeführt werden.<br />
Kernvorschrift ist hierfür der<br />
Paragraf 106a SGB V. Hervorzuheben<br />
ist in diesem Zusammenhang<br />
die Verpflichtung der Zahnärzte zur<br />
peinlichst genauen Abrechnung.<br />
Verstöße gegen vermeidlich „kleine“<br />
formelle Abrechnungsbestimmungen<br />
(die sich beispielsweise in<br />
dem EBM wiederfinden) können dazu<br />
führen, dass rückwirkend – unter<br />
<strong>Ums</strong>tänden für mehrere Quartale<br />
– die ausgezahlten Honorare zurückgefordert<br />
werden. Dies gilt es<br />
unbedingt zu vermeiden, und deshalb<br />
ist genauestens darauf zu achten,<br />
dass die Abrechnung den Vorschriften<br />
entspricht. Ebenso sollte<br />
die Behandlungsdokumentation<br />
zwingend jeden einzelnen Behandlungsschritt<br />
und seine Notwendigkeit<br />
im Sinne des Paragraf 12 SGB V<br />
fixieren.<br />
Im Ergebnis führen die gesetzlichen<br />
Regelungen der Paragrafen<br />
106 und 106a SGB V zu einer Verschärfung<br />
des Prüfwesens und zu<br />
einer verstärkten Kontrolle der<br />
zahnärztlichen Leistungserbringung<br />
und Leistungsabrechnung. Betroffen<br />
sind nicht mehr – wie in der Vergangenheit<br />
häufig – auffällige, sondern<br />
nahezu alle Abrechnungen.<br />
Der Vertragszahnarzt wird somit<br />
zukünftig verstärkt Zeit, Mühe und<br />
Nerven darauf verwenden müssen,<br />
einen eventuellen finanziellen Nachteil<br />
aufgrund der eingeleiteten Prüfungen<br />
möglichst gering zu halten.<br />
Dabei kann ihm ein kompetenter<br />
juristischer Beistand äußerst behilflich<br />
sein.<br />
✽<br />
CHANCE<br />
PRAXIS
Vertragszahnarzt<br />
Gerichtsurteile erkennen unterschiedliche Berechnungsarten in der Praxis an<br />
Die analoge Berechnung<br />
20 / 21<br />
RECHT<br />
von dentinadhäsiven<br />
Rekonstruktionen<br />
Auch wenn einzelne Kostenerstatter es noch nicht zur Kenntnis genommen haben oder<br />
nehmen wollen, die Analogie für dentinadhäsive Restaurationen ist bereits mehrfach<br />
durch Gerichtsurteile anerkannt worden. Folgende Möglichkeiten der analogen<br />
Berechnung gemäß GOZ Paragraf 6 Absatz 2 ergeben sich daraus in der Praxis:<br />
1. Dentinadhäsive<br />
Mehrschichtrekonstruktion<br />
im Seitenzahngebiet<br />
Bei dentinadhäsiv befestigten Komposit-Restaurationen<br />
liegen die Voraussetzungen<br />
vor, eine analoge Berechnung<br />
nach Paragraf 6 Absatz 2<br />
GOZ vorzunehmen, da es sich hierbei<br />
um ein erst nach Inkrafttreten<br />
der Gebührenordnung für Zahnärzte<br />
(GOZ) vom 22. Oktober 1987 entwickeltes<br />
neues Verfahren handelt.<br />
Materialien für das Dentinbonding<br />
sind in Deutschland erst seit 1993<br />
auf dem Markt. Mögliche Analogpositionen<br />
bei dentinadhäsiv befestigten<br />
Komposit-Restaurationen im<br />
Seitenzahngebiet sind zum Beispiel<br />
die GOZ-Nummern 215 bis 217.<br />
auf eine zahnfarbene Restauration<br />
hat.<br />
Der Kommentar von Liebold/<br />
Raff/Wissing (offizieller Kommen-<br />
tar in 13 KZVen und Begründungshilfe<br />
für Gerichtsentscheidungen)<br />
führt im Bereich der dentinadhäsiven<br />
Mehrschichtrekonstruktionen<br />
...<br />
<strong>CP</strong><br />
2. Dentinadhäsive<br />
Mehrschichtrekonstruktion<br />
im Frontzahngebiet<br />
Die Berechnung von Mehrkosten<br />
bei der Füllungstherapie im Seitenzahngebiet<br />
hat sich weitgehend<br />
durchgesetzt. Im Frontzahngebiet<br />
werden aber nach wie vor mehrkostenfähige<br />
Füllungen allein über den<br />
Bema abgerechnet. Grund dafür ist<br />
meist die rechtliche Unsicherheit,<br />
da ein GKV-Versicherter Anspruch
ergänzend aus: „Hierbei ist außerdem<br />
zu beachten, dass die Anwendung<br />
des Analogieverfahrens bei<br />
der Anwendung der Dentin-Adhäsiv-Mehrschicht-Technik<br />
nicht auf<br />
den Seitenzahnbereich begrenzt ist,<br />
sondern auch entsprechende Anwendung<br />
im Frontzahnbereich finden<br />
kann.“<br />
Dies entspricht auch der Auffassung<br />
der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung<br />
(KZBV) zur Mehrkostenregelung<br />
im Frontzahnbereich:<br />
„Wählt der Versicherte eine über<br />
das ausreichende und zweckmäßige<br />
hinausgehende Versorgung, hat er<br />
die Mehrkosten selbst zu tragen.<br />
Dies gilt auch für den Frontzahnbereich.<br />
Wir halten es für vertretbar,<br />
wenn die Mehrkostenregelung<br />
des Paragraf 28 Absatz 2 SGB V auch<br />
für Kompositfüllungen angewendet<br />
wird, bei denen zusätzlich zur<br />
Schmelzätzung auch das Dentin<br />
konditioniert und das Füllungsmaterial<br />
geschichtet appliziert wird.“<br />
215 bis 217 nach sich ziehen. Die beschränkenden<br />
Worte „zur Aufnahme<br />
einer Krone“ sind durch die offenere<br />
Formulierung „zur Aufnahme<br />
einer indirekten Restauration“<br />
ersetzt.<br />
Diese Form der Berechnung ist<br />
nicht nur für präprothetische Aufbauten<br />
möglich, sondern auch für<br />
präendodontische Aufbauten.<br />
4. Dentinadhäsive Rekonstruktion<br />
mit Stiftverankerung<br />
im Wurzelkanal<br />
Es gibt konfektioniert hergestellte<br />
Wurzelstifte aus Zirkonoxid oder<br />
Glasfaser, um unter Verwendung<br />
von dentinadhäsiv zu befestigendem<br />
plastischem Material einen<br />
Stumpf aufbauen und entsprechend<br />
der Zahnform gestalten zu<br />
können.<br />
Diese Wurzelstifte werden nach<br />
instrumentell abgestimmter Wurzelkanalaufbereitung<br />
im Wurzelkanal<br />
befestigt. Danach wird mithilfe<br />
von dentinadhäsiv zu befestigendem<br />
plastischem Material ein abformfähiger<br />
Zahnstumpf hergestellt.<br />
Die Berechnung des zahnärztlichen<br />
Honorars dieser in der GOZ<br />
1988 nicht beschriebenen Leistung<br />
erfolgt nach Paragraf 6 Absatz 2<br />
GOZ gemäß einer nach Art, Kostenund<br />
Zeitaufwand gleichwertigen<br />
Leistung des Gebührenverzeichnisses<br />
für zahnärztliche Leistungen<br />
zuzüglich der Kosten für die verwendeten<br />
Verankerungselemente.<br />
Der GKV-Patient hat bei einer Versorgung<br />
mit dentinadhäsiver Rekonstruktion<br />
mit Stiftverankerung<br />
im Wurzelkanal Anspruch auf den<br />
Festzuschuss 1.4, wenn ein entsprechender<br />
Befund vorliegt. Es handelt<br />
sich um einen gleichartigen Zahnersatz.<br />
Die Berechnung erfolgt<br />
nach Maßgabe der GOZ Paragraf 6<br />
Absatz 2 (analog).<br />
✽<br />
3. Dentinadhäsive Rekonstruktion<br />
eines Zahns zur<br />
Aufnahme einer indirekten<br />
Restauration = dentinadhäsive<br />
Aufbaufüllung<br />
Bei dieser Aufbauart wird die Form<br />
des Zahnstumpfes nur unter Verwendung<br />
von dentinadhäsiv befestigtem<br />
plastischem Material wiederhergestellt,<br />
ohne zur Verankerung<br />
intrakanaläre oder parapulpäre<br />
Stifte zu verwenden.<br />
Die Berechnung des zahnärztlichen<br />
Honorars dieser in der GOZ<br />
von 1988 nicht beschriebenen Leistung<br />
erfolgt nach Paragraf 6 Absatz<br />
2 GOZ gemäß einer nach Art, Kosten-<br />
und Zeitaufwand gleichwertigen<br />
Leistung des Gebührenverzeichnisses<br />
für zahnärztliche Leistungen.<br />
Mögliche Analogposition<br />
bei dentinadhäsiven Aufbau-Restaurationen<br />
ist zum Beispiel die<br />
GOZ-Nr. 214.<br />
Hinweis aus Der Kommentar zu Bema<br />
und GOZ von Liebold/Raff/Wissing:<br />
Diese Leistung kann auch die<br />
Versorgung mit Einlagefüllungen<br />
(Inlays) nach den GOZ-Nummern<br />
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CHANCE<br />
PRAXIS
Vertragszahnarzt<br />
Konflikte zwischen Praxispartnern müssen nicht vor dem Kadi enden<br />
Mediation kann bei Streit<br />
22 / 23<br />
RECHT<br />
in der Gemeinschaftspraxis<br />
helfen<br />
Viele junge Zahnärzte wollen sich nicht in einer Einzelpraxis niederlassen, sondern in<br />
eine Gemeinschaftspraxis (heute: Berufsausübungsgemeinschaft) einsteigen. Dies hat<br />
viele Vorteile wie geringere Kosten und die Möglichkeit eines fachlichen Austauschs.<br />
Leider kommt es nicht selten zu Streit unter den Partnern. Das ist nicht nur nervenaufreibend,<br />
sondern oft auch teuer. In solchen Fällen kann ein Mediator helfen.<br />
von RA DR. MED. DENT. WIELAND SCHINNENBURG, HAMBURG<br />
...<br />
<strong>CP</strong><br />
Gerade zwischen einem älteren<br />
und einem jüngeren Partner<br />
kommt es häufig zu Streit.<br />
Dabei geht es oft um Umbau oder<br />
<strong>Ums</strong>trukturierung der Praxis: Der<br />
jüngere ist der – oft durchaus berechtigten<br />
– Ansicht, dass in der gemeinsamen<br />
Praxis vieles überholt<br />
ist. Der ältere verweist darauf, dass<br />
es bisher ganz gut funktioniert hat.<br />
Manchmal führen solche Streitigkeiten<br />
zur Resignation, nämlich<br />
zum Weggang eines Partners, meist<br />
des jüngeren. In vielen Fällen findet<br />
jedoch eine Eskalation statt. So<br />
nutzt zum Beispiel der eine Partner<br />
den Urlaub des anderen zu weitreichenden<br />
Umbauten oder Änderungen<br />
des Praxisablaufs. Dies lässt<br />
dann der andere Partner nicht auf<br />
sich sitzen und nimmt im Urlaub<br />
des ersten Änderungen in seinem<br />
Sinne vor. Dann kommt es meist zu<br />
offenen Streitereien und der Einschaltung<br />
von Rechtsanwälten.<br />
Außerdem bekommen sowohl Patienten<br />
als auch das Praxispersonal<br />
sehr schnell mit, was vorgeht. Es<br />
liegt auf der Hand, dass nicht nur<br />
erhebliche Kosten entstehen, sondern<br />
auch das Ansehen der Praxis<br />
leidet und Patienten abwandern.<br />
Meist geht es in solchen Fällen<br />
beiden Seiten „ums Prinzip“, sodass<br />
der Streit nunmehr vor Gericht<br />
ausgetragen wird. Im oben genannten<br />
Fall könnte zum Beispiel die<br />
Verpflichtung zur Tragung der Renovierungskosten<br />
eingeklagt werden.<br />
Selbst wenn dann das Gericht<br />
nach oft langer Auseinandersetzung<br />
zugunsten der einen Partei<br />
entscheidet, ist dies keine Lösung.<br />
Die unterlegene Partei sinnt nämlich<br />
auf Rache und strengt einen<br />
Prozess wegen einer anderen Sache<br />
an. Auch dieser zweite Rechtsstreit<br />
wird nicht zu einem Ende der Streitereien<br />
führen.<br />
Auf absehbare Zeit gibt es keinen<br />
echten Sieger sondern zwei Verlierer.<br />
Beide Partner müssen nämlich<br />
viel Geld bezahlen und verlieren einen<br />
erheblichen Teil ihres Patientenstamms.<br />
Hier setzt die Mediation an. Die<br />
Technik der Mediation ist in den<br />
USA schon seit vielen Jahren etab-<br />
liert und findet seit einiger Zeit<br />
auch in Deutschland Zuspruch. Bei<br />
der Mediation geht es nur am Rande<br />
um den aktuellen Streit (wird die<br />
Praxis renoviert?).<br />
Die Hintergründe erfragen<br />
Vielmehr fragt die Mediation nach<br />
dem hinter dem Streit stehenden<br />
Konflikt (alter Zahnarzt gegen jungen<br />
Zahnarzt). Ziel der Mediation<br />
ist eine sogenannte Win-Win-Situation,<br />
das heißt, es soll eine Lösung<br />
gefunden werden, die beide Seiten<br />
besser dastehen lässt. (Der alte Zahnarzt<br />
bringt seine Erfahrung und seine<br />
Souveränität ein, der junge den<br />
neuesten wissenschaftlichen Stand<br />
sowie einen frischen Wind.)<br />
Es ist keineswegs utopisch, eine<br />
solche Win-Win-Situation zu erreichen.<br />
Allerdings gelingt dies den<br />
Parteien ab einer gewissen Eskalation<br />
nicht mehr alleine. Hierzu wird<br />
die Hilfe eines professionellen Mediators<br />
benötigt, der unter anderem<br />
in Kommunikationstechniken ausgebildet<br />
ist und so die meist sehr<br />
verhärteten Fronten auflockern
RA DR. MED. DENT. WIELAND SCHINNENBURG<br />
kann. So eine Mediation ist oft<br />
durchaus langwierig und auch<br />
nicht ganz billig. Jedoch ist eine solche<br />
Mediation sehr viel günstiger<br />
als eine lang dauernde und eventuell<br />
vor Gericht ausgetragene Auseinandersetzung.<br />
Allerdings sollte<br />
man bei der Auswahl des Mediators<br />
sorgfältig vorgehen, da der Titel<br />
Mediator nicht geschützt ist. Der<br />
Mediator sollte eine fundierte Ausbildung<br />
nachweisen können.<br />
Rechtzeitig einen<br />
Mediator suchen<br />
Schwierig wird es auch für einen<br />
guten Mediator, wenn nach langem<br />
Streit nunmehr Zeitdruck entstanden<br />
ist. So kommt es nicht selten<br />
zum Streit über eine Änderung der<br />
Gewinnverteilung. Einer der Partner<br />
will diese nicht akzeptieren und<br />
verweigert deshalb die Unterschrift<br />
unter die gemeinsame Steuererklärung.<br />
Das Finanzamt setzt dann<br />
Fristen, die auch verlängert werden.<br />
Irgendwann droht jedoch der Ablauf<br />
der allerletzten Frist und nach<br />
deren Ablauf die Schätzung durch<br />
das Finanzamt, die regelmäßig<br />
nicht zugunsten der Steuerpflichtigen<br />
ausfällt. So wird dann wenige<br />
Tage vor Ablauf dieser Frist nach<br />
dem letzten Rettungsanker gesucht:<br />
Ein Mediator muss her. Eine<br />
solche Mediation unter Zeitdruck<br />
ist fast immer zum Scheitern verurteilt.<br />
Aus diesem Grund wird ein<br />
seriöser Mediator diese ablehnen.<br />
Deshalb sollte man einen Streit unter<br />
Partnern nicht zu lange eskalieren<br />
lassen und frühzeitig einen Mediator<br />
engagieren.<br />
Es bietet sich auch an, in den Praxisvertrag<br />
eine Klausel aufzunehmen,<br />
dass vor Anrufung eines Gerichts<br />
zunächst eine Mediation versucht<br />
werden muss.<br />
Zahnarzt und Rechtsanwalt Dr.<br />
med. dent. Wieland Schinnenburg,<br />
geboren 1958, absolvierte<br />
das Studium der Zahnmedizin in<br />
Hannover, Münster und Los Angeles<br />
und darüber hinaus ein Studium<br />
der Rechtswissenschaften in<br />
Hamburg und Washington D.C. Als<br />
Zahnarzt ist er seit 1987 niedergelassen,<br />
als Rechtsanwalt seit 1998.<br />
Seit 2006 ist er außerdem Fachanwalt<br />
für Medizinrecht, und im Jahr 2007 folgte die Ausbildung<br />
zum Mediator an der Universität Bielefeld.<br />
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www.rechtsanwalt-schinnenburg.de sowie www.mediatorschinnenburg.de.<br />
Nur am Rande sei noch erwähnt,<br />
dass eine Mediation auch bei Konflikten<br />
mit Mitarbeitern und Patienten<br />
helfen kann.<br />
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Die Terminplanung wird als wesentlicher Einflussfaktor auf den wirtschaftlichen Erfolg<br />
einer Zahnarztpraxis immer noch unterschätzt. Längst ist ein volles Wartezimmer kein<br />
Indiz mehr für eine gut laufende Praxis. Im Gegenteil: Es deutet auf Schwachstellen<br />
in der Terminplanung hin. Darunter haben nicht nur die Patienten, sondern auch<br />
der Behandler und das Praxisteam zu leiden. Zielsetzung muss es sein, nicht nur gut,<br />
sondern effizient zu planen, damit auch die Kasse klingelt.<br />
von DR. WALTER SCHNEIDER, BIANCA BÖHMER, STUTTGART<br />
ter darum bei der letzten Kontrolle<br />
gleich den ersten Behandlungstermin<br />
um 8 Uhr morgens geben. Entsprechend<br />
groß war die Verwunderung,<br />
als er fünf Minuten vor acht<br />
im Wartezimmer bereits zwei weitere<br />
Patienten vorfand und es<br />
schließlich 25 bis 30 Minuten dauerte,<br />
bis er an die Reihe kam. Als ihm<br />
kurz darauf einer seiner Kunden<br />
von einer anderen Praxis im selben<br />
Stadtteil vorschwärmte, war der<br />
Wechsel beschlossene Sache.<br />
Lange Wartezeiten sind für Patienten<br />
ein großes Ärgernis. Wie<br />
der Behandler Pünktlichkeit erwartet,<br />
hat auch der Patient den berechtigten<br />
Anspruch, dass seine Zeit<br />
respektiert wird. Eine gute Terminplanung<br />
ist somit ein bedeutender<br />
Imagefaktor. Sie trägt maßgeblich<br />
zur Kundenzufriedenheit und -bindung<br />
sowie zur Weiterempfehlung<br />
der Praxis bei.<br />
dass der Behandler seine Praxiszeit<br />
effektiv nutzen kann. Gleichzeitig<br />
sorgt sie für reibungslose Praxisabläufe<br />
und ein entspanntes Zusammenarbeiten<br />
im Team. Auch das<br />
spürt der Patient!<br />
Aus Sicht des Unternehmens<br />
„Zahnarztpraxis“ muss das Terminmanagement<br />
eine gute Auslastung<br />
des Behandlers gewährleisten. Doch<br />
damit allein ist es nicht getan. Ein<br />
Tag voll mit Kurzterminen bedeutet<br />
Stress und Hektik. Darum ist bei<br />
der Terminvergabe an jedem Tag<br />
auf eine gute Durchmischung von<br />
Lang- und Kurzzeitbehandlungen<br />
sowie Behandlungsarten zu achten.<br />
Sie erleichtert es dem Behandler,<br />
sich zu konzentrieren, Behandler<br />
und Team kommen mit der Dokumentation<br />
besser hinterher, es<br />
bleibt Zeit für die Kommunikation,<br />
und Engpässe, vor allem bei der Sterilisation,<br />
werden vermieden.<br />
...<br />
<strong>CP</strong><br />
Peter M. vertraute seit Jahren<br />
auf das medizinische Können<br />
und die Beratung seines Zahnarztes.<br />
Was ihn jedoch zunehmend<br />
störte, waren die langen Wartezeiten<br />
trotz langfristiger Terminvereinbarung.<br />
In der Hoffnung auf eine<br />
kurze Wartezeit ließ sich der<br />
selbstständige Versicherungsbera-<br />
Worauf kommt es bei<br />
der Terminplanung an?<br />
Die Vermeidung von Wartezeiten<br />
ist ein wichtiger, aber nicht der einzige<br />
Aspekt bei der Terminvergabe.<br />
Eine gekonnte Terminplanung wirkt<br />
sich nicht nur nach außen, sondern<br />
auch nach innen positiv aus. Sie<br />
schafft die Voraussetzung dafür,<br />
Was unterscheidet<br />
effiziente Planung von<br />
einer guten Planung?<br />
Eine effiziente Terminplanung ist<br />
zudem umsatzorientiert, sprich, es<br />
werden nicht einfach nur freie Termine<br />
vergeben, sondern an jedem<br />
Tag wird ein Gleichgewicht zwischen<br />
<strong>Ums</strong>atzbringern und gerin-
ger honorierten Routinebehandlungen<br />
angestrebt. Um eine Messlatte<br />
zu haben, sollte eine klare <strong>Ums</strong>atzvorgabe<br />
getroffen werden, zum<br />
Beispiel: Das Stundenhonorar soll<br />
300 Euro bei sechs Stunden Behandlungszeit<br />
pro Tag betragen.<br />
Zur Absicherung des erwünschten<br />
<strong>Ums</strong>atzes am Tagesende empfiehlt<br />
es sich, Terminzonen für die<br />
einzelnen Behandlungskategorien,<br />
wie Chirurgie, Endodontie, konservierende<br />
Behandlungen und Kontrollen,<br />
im Terminbuch einzurichten.<br />
Die Verteilung über den Tag<br />
und die Woche ist an den Schwerpunkten<br />
der Praxis und dem Tagesrhythmus<br />
des Behandlers auszurichten.<br />
Um außerdem auf die freien<br />
Zeiten der Patienten eingehen zu<br />
können, sollten beispielsweise die<br />
Terminzonen für operative Eingriffe<br />
von Woche zu Woche variieren.<br />
Eine perfekte umsatzorientierte<br />
Auslastung des Zahnarztes bei minimaler<br />
Wartezeit für die Patienten<br />
Eine effiziente Terminplanung ist umsatzorientiert und hilft außerdem dem Zahnarztteam,<br />
die Behandlungen besser zu dokumentieren. Eine gute Durchmischung von<br />
Lang- und Kurzzeitbehandlungen vermeidet Stress.<br />
erfordert es, die Behandlungszeit<br />
(Stuhlzeit) exakt zu kalkulieren und<br />
immer wieder zu überprüfen. Um<br />
die Wartezeiten zu senken, ist<br />
außerdem zu überlegen, anstatt des<br />
in vielen Praxen üblichen 15-Minuten-Takts<br />
den 5-Minuten-Takt einzuführen.<br />
Somit ist es möglich,<br />
dem Patienten einen Termin anzubieten,<br />
den die Praxis auch sehr gut<br />
Infos unter www.daisy.de<br />
DAISY Akademie +Verlag GmbH<br />
Heidelberg - Leipzig<br />
Hauptverwaltung: Lilienthalstraße 19 · 69214 Eppelheim<br />
Fon 06221 40670 · Fax 06221 402700 · info@daisy.de · www.daisy.de<br />
CHANCE<br />
PRAXIS
Zeitmanagement<br />
einhalten kann und vermeidet dadurch,<br />
dass beispielsweise – auch<br />
bei kleinen Kontrollen – drei Patienten<br />
gleichzeitig erscheinen.<br />
26 / 27<br />
PRAXIS-<br />
MANAGEMENT<br />
DR. WALTER SCHNEIDER<br />
Unvorhersehbares<br />
einplanen<br />
Dem effizienten Terminmanagement<br />
sind natürlich auch Grenzen<br />
gesetzt. Kurzfristige Absagen,<br />
Schmerzpatienten oder ein unerwarteter<br />
Behandlungsverlauf wirbeln<br />
die minutiöse Planung durcheinander.<br />
Um Unvorhersehbares<br />
abfedern zu können, müssen von<br />
vornherein Pufferzonen eingeplant<br />
werden. Zusätzlich sollte für Akutpatienten<br />
und Schmerzpatienten,<br />
die zur Kontrolle kommen, täglich<br />
eine halbe Stunde vor der Mittagspause<br />
oder am Ende der Sprechzeit<br />
Dr. Walter Schneider, Geschäftsführer<br />
der solutio GmbH, ist Zahnarzt<br />
und Unternehmer zugleich.<br />
1992 gründete er als Praxisinhaber<br />
die solutio GmbH. Sein Anspruch<br />
war es, eine Software zu entwickeln,<br />
die die Arbeitsprozesse seiner<br />
Praxis optimal abbilden und<br />
sein damals schon vorhandenes<br />
Qualitätsmanagementsystem nach<br />
ISO 9000 unterstützen sollte. Nach<br />
dem Motto „Aus der Praxis – für die Praxis“ hat er seine langjährige<br />
Erfahrung in die Entwicklung der Software Charly einfließen<br />
lassen. Und damit seine Ansprüche an eine modern geführte<br />
Praxis in die Tat umgesetzt.<br />
BIANCA BÖHMER<br />
Bianca Böhmer ist nach mehrjähriger<br />
Tätigkeit in einer Zahnarztpraxis<br />
nun schon seit acht Jahren<br />
bei der solutio GmbH als Referentin<br />
und Teamleiterin tätig. Sie gilt als<br />
Spezialistin in den Bereichen des<br />
Praxiscoachings, des Qualitätsmanagements<br />
und der Softwareberatung<br />
rund um das Produkt Charly.<br />
Moderne Praxismanagementsoftware unterstützt die Terminplanung in zahlreichen<br />
Aspekten. Pufferzonen halten die Wartezeiten für Patienten kurz.<br />
vorgesehen werden. Diese 30 Minuten<br />
lassen sich, wenn nicht für<br />
Schmerzpatienten benötigt, leicht<br />
mit Verwaltungsaufgaben ausfüllen<br />
oder indem Patienten, die auf der<br />
Warteliste stehen, kurzfristig einbestellt<br />
werden.<br />
Durch die Pufferzonen ist es in<br />
der Regel möglich, den angemeldeten<br />
Patienten nicht viel mehr als<br />
zehn Minuten Wartezeit zuzumuten.<br />
Sind längere Verzögerungen<br />
absehbar, sollten die nachfolgenden<br />
Patienten telefonisch benachrichtigt<br />
werden. Um auf der anderen<br />
Seite sicherzustellen, dass Patienten<br />
lange im Voraus vereinbarte<br />
Termine, vor allem bei Langzeitbehandlungen,<br />
nicht versäumen, sind<br />
Erinnerungsmails, -telefonate oder<br />
-SMS am Vortag sinnvoll.<br />
Verantwortung klar regeln<br />
Auch wenn klare Vorgaben getroffen<br />
und Zeitzonen definiert wurden,<br />
muss die Qualität der Terminplanung<br />
kontinuierlich überprüft<br />
werden. Der Zahnarzt im Behandlungszimmer<br />
erkennt Unregelmäßigkeiten<br />
nur schwer. Diese Aufgabe<br />
übernimmt deswegen am besten<br />
die Verwaltungsassistentin beziehungsweise<br />
die Praxismanagerin.<br />
In regelmäßigen Teamsitzungen<br />
gilt es zu besprechen, wie gut die<br />
Terminplanung war und wo es zu<br />
Abweichungen von den Zielgrößen<br />
kam.<br />
Moderne Praxismanagementsoftware<br />
wie Charly unterstützt die Terminplanung<br />
in allen genannten<br />
Aspekten. Dreh- und Angelpunkt<br />
ist das digitale Terminbuch. Gut<br />
strukturiert mit Terminspalten für<br />
Behandlungszimmer und zugeordnetem<br />
Behandler sowie farbiger<br />
Kennzeichnung der Terminzonen<br />
sorgt es für schnelle Übersicht und<br />
erleichtert die Terminvergabe im<br />
Dialog mit dem Patienten. Ein direkter<br />
Link vom Terminbuch zu den<br />
Patientennotizen erlaubt zusätzlich,<br />
patientenspezifische Informationen<br />
in die Terminplanung einzubeziehen.<br />
Ein komfortables Managementinformationssystem,<br />
wie es Charly<br />
bietet, ermöglicht darüber hinaus<br />
mit wenigen Tastenklicks gezielte<br />
Abfragen zu Terminauslastung (behandelte<br />
Patienten) und <strong>Ums</strong>atz<br />
pro Tag, sowohl für zurückliegende<br />
als auch für künftige Zeiträume.<br />
Darüber hinaus liefert das System<br />
Auswertungen zu Behandlungsund<br />
Wartezeiten, Zeitaufwand für<br />
Schmerzpatienten und vieles mehr.<br />
Anhand dieser Daten lässt sich die<br />
Terminplanung – ganz im Sinne des<br />
Qualitätsmanagements – kontinuierlich<br />
verbessern und an neue Anforderungen<br />
anpassen. ✽
Die Liquiditätslücken zwischen Leistungserbringung,<br />
Abrechnung und Bezahlung auffangen<br />
Günstige Einstiegskonditionen<br />
für Existenzgründer<br />
beim Factoring<br />
Nach erfolgter Niederlassung beginnt die eigentliche Aufbauarbeit der zahnärztlichen<br />
Praxis. Es geht um die Gewinnung von Patienten, die Erbringung von guten zahnärztlichen<br />
Leistungen und um die Erzielung der benötigten Praxiseinnahmen. Werden<br />
Patientenrechnungen allerdings nicht pünktlich und vollständig bezahlt, kann<br />
das den frischgebackenen Praxisinhaber schnell in Not bringen.<br />
von PROF. DR. JOHANNES GEORG BISCHOFF, KÖLN<br />
Zahnärztliche Liquidationen werden<br />
heute üblicherweise über<br />
die Praxissoftware erstellt, in<br />
der alle gegenüber einem Patienten<br />
erbrachten Leistungen gesammelt<br />
und abgerechnet werden. Darüber<br />
hinaus bieten die meisten modernen<br />
Abrechnungsprogramme dazu<br />
noch eine Forderungsverwaltung an,<br />
sprich eine Kontrolle der Zahlungseingänge.<br />
Das Programm speichert<br />
dazu zunächst alle geschriebenen<br />
Rechnungen automatisch in der<br />
Liste „unbezahlte Patientenrechnungen“<br />
ab. Geht der Rechnungsbetrag<br />
auf dem Praxiskonto oder bar<br />
ein, so kennzeichnet die mit der Abrechnung<br />
befasste Mitarbeiterin<br />
dies im Programm und entfernt die<br />
Rechnung damit aus der Liste der<br />
unbezahlten Rechnungen. Bei Anschaffung<br />
eines Buchhaltungsmoduls<br />
können Zahlungsvorgänge der<br />
Bank und der Kasse in die Forderungsverwaltung<br />
eingespielt werden.<br />
Dies kann der Rezeptionskraft<br />
das Kennzeichnen der bezahlten<br />
Rechnungen im Programm erleichtern,<br />
führt aber auch zu zusätzlichen<br />
Software- und Pflegegebühren<br />
sowie Einarbeitungsaufwand.<br />
Zahlt ein Patient trotz mehrfacher<br />
Mahnung nicht, so wird üblicherweise<br />
ein gerichtliches Mahnverfahren<br />
eingeleitet oder die Forderung<br />
eingeklagt. Erfahrungen<br />
zeigen, dass zahlungsunwillige oder<br />
-unfähige Patienten gerne auch eine<br />
schlechte Behandlung, einen Behandlungsfehler<br />
oder formal unrichtige<br />
Abrechnungen als Grund<br />
für eine Nichtzahlung vorgeben.<br />
Will der Zahnarzt hier trotzdem zu<br />
seinem Geld kommen, benötigt er<br />
fast immer die Hilfe eines Rechtsanwalts.<br />
Von diesen eher seltenen<br />
Extremfällen abgesehen, gewöhnt<br />
sich der junge Praxisinhaber aber<br />
bereits in der Anfangszeit an eine<br />
weitere Realität: Zwischen Abrechnung<br />
und Bezahlung einer zahnärztlichen<br />
Leistung durch den Patienten<br />
vergehen oft Wochen. Und<br />
gerade in den ersten Monaten der<br />
Selbstständigkeit fehlen dem Praxisinhaber<br />
diese Einnahmen besonders.<br />
Factoring<br />
Wer über finanzielle Mittel im Überfluss<br />
verfügt, kann diese Liquiditätslücke<br />
bereits im Rahmen der<br />
Praxisplanung einkalkulieren und<br />
so ganz leicht verschmerzen. Die<br />
meisten Praxisgründer rechnen in<br />
der Anfangszeit aber mit jedem Euro,<br />
und viele bedienen sich deshalb<br />
einer beliebten Dienstleistung, dem<br />
Factoring. Dabei überträgt der Zahnarzt<br />
geschriebene Rechnungen nicht<br />
in das Mahnprogramm seines Abrechnungscomputers,<br />
sondern tritt<br />
sie an eine sogenannte Factoringgesellschaft<br />
ab. Diese bezahlt die Patientenforderung<br />
nach Abzug eines<br />
Abschlags in aller Regel innerhalb<br />
von drei Tagen an den Zahnarzt, erledigt<br />
den Versand der Rechnung<br />
und überwacht den Zahlungseingang.<br />
Die Kosten für das Factoring<br />
liegen in aller Regel zwischen 3 und<br />
CHANCE<br />
PRAXIS
Factoring<br />
28 / 29<br />
PRAXIS-<br />
MANAGEMENT<br />
5 Prozent der Rechnungssumme.<br />
Die Höhe der Factoringgebühr bemisst<br />
sich dabei unter anderem an<br />
dem Risiko, das die Factoringgesellschaft<br />
trägt sowie an der Höhe und<br />
der Anzahl der übertragenen Patientenrechnungen.<br />
Feiner Unterschied<br />
Beim „echten“ Factoring übernimmt<br />
eine Factoringgesellschaft<br />
das Risiko der Zahlungsunfähigkeit<br />
ten zusätzlich noch feste Gebühren<br />
zur Rechnung (zum Beispiel für<br />
Porto und Versand). Ein objektiver<br />
Vergleich der Gebühren ist daher<br />
schwierig. Jedem Zahnarzt, der sich<br />
für Factoring interessiert, ist daher<br />
zu empfehlen, seinen eigenen<br />
Dienstleistungsumfang einzugrenzen.<br />
Dieser geht aus der geschätzten<br />
Anzahl an Rechnungen, der Höhe<br />
der Rechnungssummen, der gewünschten<br />
Absicherung von Aus-<br />
gesellschaften im Verhältnis zu den<br />
übertragenen Forderungen. Auf<br />
eventuelle Unregelmäßigkeiten, Unklarheiten<br />
oder steigende Gebühren<br />
kann dann sofort reagiert werden.<br />
Labor-Factoring<br />
Manche Factoringgesellschaften bieten<br />
eine sogenannte „Labor-Variante“<br />
an, bei der die Gebühren zwischen<br />
Labor und Zahnarzt aufgeteilt<br />
werden. Denn: Für viele<br />
...<br />
<strong>CP</strong><br />
oder -unwilligkeit des Patienten. Im<br />
Unterschied dazu verlangt die Gesellschaft<br />
beim „unechten“ Factoring<br />
eine Rückzahlung des Honorars,<br />
wenn der Patient nicht zahlt.<br />
Factoring erspart also der Praxis<br />
das Mahnwesen und bringt schneller<br />
Geld auf das Konto. Factoring<br />
folgt aber auch bestimmten Gesetzmäßigkeiten,<br />
die man vor der Entscheidung<br />
für diese Dienstleistung<br />
kennen und für sich abwägen sollte.<br />
Vergleichbare Angebote<br />
Neben den prozentualen Gebühren<br />
fordern viele Factoringgesellschaf-<br />
fallrisiken sowie den Servicewünschen<br />
hervor. Auf dieser Grundlage<br />
können Factoringgesellschaften<br />
konkrete Angebote ausarbeiten.<br />
Nachkalkulation<br />
von Factoringgebühren<br />
Junge Zahnärzte, die ihre Praxis von<br />
Anfang an professionell steuern,<br />
sind auch über ihre Factoringgebühren<br />
stets im Bilde. Bei PraxisNavigation<br />
finden sie in jedem Quartalsbericht,<br />
aus dem die aktuelle<br />
Wirtschaftlichkeit der Praxis abzulesen<br />
ist, eine saubere Nachkalkulation<br />
aller Gebühren der Factoring-<br />
Zahnärzte ist es ein Ärgernis, dass<br />
sie nicht nur Factoringgebühren<br />
auf ihre zahnärztlichen Leistungen<br />
bezahlen müssen, sondern auch auf<br />
die Laborleistungen, die sie vom<br />
Fremdlabor beziehen und ohne<br />
Aufschlag an den Patienten weiterberechnen.<br />
Beim Splitten der Gebühren<br />
zahlt letztlich das Labor die<br />
Gebühren, die auf „seinen Teil der<br />
Rechnung“ entfallen. Ein möglicher<br />
Nachteil für den Zahnarzt: Bei dieser<br />
Factoring-Variante bezahlt nicht<br />
der Zahnarzt die Laborrechnung,<br />
sondern die Factoringgesellschaft.<br />
Der Zahnarzt kann also seinen Kon-
PROF. DR. JOHANNES GEORG BISCHOFF<br />
tostand nicht mehr dadurch verbessern,<br />
dass er das Labor länger auf<br />
sein Geld warten lässt.<br />
Einverständniserklärung<br />
des Patienten<br />
Das Factoring bringt noch eine organisatorische<br />
Besonderheit mit<br />
sich. Aus datenschutzrechtlichen<br />
Gründen dürfen Forderungen an eine<br />
Factoringgesellschaft nur weitergegeben<br />
werden, wenn der Patient<br />
diesem Verfahren vorher<br />
schriftlich zugestimmt hat.<br />
Bonitätsprüfung<br />
vor der Behandlung<br />
Doch nicht alle Forderungen werden<br />
aufgekauft. Factoringgesellschaften<br />
prüfen in aller Regel die<br />
Bonität des Patienten, bevor sie eine<br />
Rechnung kaufen. Moderne Factoringgesellschaften<br />
bieten eine<br />
Überprüfung der Patientenbonität<br />
„Die anfänglichen Liquiditätslücken<br />
gerade kurz nach der<br />
Niederlassung auffangen“<br />
direkt am Praxiscomputer (zum<br />
Beispiel Online-Banksystem) an.<br />
Dazu gibt man Name und Anschrift<br />
des Patienten ein und erhält durch<br />
Anzeigen einer grünen Ampel, dass<br />
die Bonität des Patienten in Ordnung<br />
ist und dass die Factoringgesellschaft<br />
bereit ist, die Rechnung<br />
des Patienten aufzukaufen. Auch<br />
wenn die Factoringgesellschaft<br />
durch Anzeige einer roten Ampel<br />
eine schlechte Bonität des Patienten<br />
dokumentiert, ist dies eine wichtige<br />
Information für den Zahnarzt. Er<br />
weiß, dass er bei diesem Patienten<br />
mit Zahlungsschwierigkeiten zu<br />
rechnen hat und kann mit dem Patienten<br />
vor Beginn der Behandlung<br />
angemessene Vorschüsse vereinbaren<br />
und dann die Behandlung Zug<br />
um Zug durchführen. Eine solche<br />
Unterredung vor einer Behandlung<br />
ist vielleicht nicht besonders angenehm,<br />
aber allemal besser als der<br />
uneinbringliche Verzicht auf Honorar<br />
für tatsächlich geleistete Arbeit.<br />
Servicequalität<br />
Sehr serviceorientierte Gesellschaften<br />
überprüfen vor Versand der<br />
Rechnung auch formale Richtigkeit<br />
und Logik der Abrechnung. Auch<br />
die Befürchtung einiger Zahnärzte,<br />
dass ein möglicherweise unwirsches<br />
Mahnwesen einer Factoringgesellschaft<br />
Patienten verprellen<br />
könnte, steht bei guten und langjährig<br />
am Markt agierenden Gesellschaften<br />
nicht zu befürchten. Allerdings<br />
schlägt sich besonders guter<br />
Service auch in den Gebühren nieder.<br />
Fazit<br />
Gerade in den ersten Monaten nach<br />
der Niederlassung, in denen junge<br />
Zahnärzte das Zahlungsverhalten<br />
ihrer Patienten noch nicht<br />
genau einschätzen können,<br />
ist Factoring ein geeignetes<br />
Instrument, die<br />
anfänglichen Liquiditätslücken,<br />
die durch die zeitliche<br />
Verschiebung von<br />
Leistungserbringung, Abrechnung<br />
und Bezahlung<br />
entstehen, aufzufangen. Das Geld<br />
ist schneller auf dem Konto, und es<br />
muss nicht mühsam ein Mahnwesen<br />
aufgebaut werden. Um diese Lage<br />
der jungen Praxis wissen Factoringgesellschaften<br />
natürlich genau<br />
Bescheid und bieten gerade Existenzgründern<br />
besonders günstige<br />
Einstiegskonditionen, wie zum Beispiel<br />
den sechsmonatigen Verzicht<br />
auf Gebühren. Denn hat sich der<br />
Zahnarzt erst einmal an die<br />
„schnelle und sichere“ Liquidität<br />
gewöhnt, möchte er ungern darauf<br />
verzichten. Jeder Zahnarzt sollte<br />
sein eigenes Anforderungsprofil regelmäßig<br />
überprüfen, gegebenenfalls<br />
Konditionen nachverhandeln,<br />
alternative Angebote einholen oder<br />
– wenn es sein Klientel zulässt oder<br />
seine Verwaltung möglich macht –<br />
es ohne Factoring probieren. Ein<br />
Patentrezept gibt es nicht. ✽<br />
Prof. Dr. Johannes Georg Bischoff ist<br />
Mehrheitsgesellschafter von Prof.<br />
Dr. Bischoff & Partner Steuerberater<br />
Rechtsanwälte vereid. Buchprüfer<br />
mit rund 60 Mitarbeitern in Köln,<br />
Chemnitz und Berlin. Die Steuerberatungsgesellschaft<br />
Prof. Dr. Bischoff<br />
& Partner AG betreut in ganz<br />
Deutschland niedergelassene Zahnarztpraxen.<br />
Das gemeinsam mit der<br />
Bergischen Universtität Wuppertal<br />
entwickelte Instrument PraxisNavigation wird seit 2001 von<br />
Zahnärzten zur betriebswirtschaftlichen Steuerung der Praxis<br />
eingesetzt und wurde im Jahr 2007 durch Planrad, eine digitale<br />
Planungshilfe zur Berechnung künftiger Praxisentwicklungen,<br />
optimiert. Weitere Informationen erhalten Interessenten im<br />
Internet unter www.bischoffundpartner.de.<br />
CHANCE<br />
PRAXIS
Beratung und Betreuung<br />
Von A wie Abrechnung<br />
bis Z wie Zulassung<br />
30 / 31<br />
PRAXIS-<br />
MANAGEMENT<br />
Beratung ohne<br />
Tunnelblick<br />
Einem niederlassungswilligen Zahnarzt stellen sich im Vorfeld schwerwiegende Fragen.<br />
Die erste Frage ist: „Strebe ich eine Praxisneugründung oder eine Praxisübernahme an?<br />
Welche Vor- und welche Nachteile habe ich bei welchem Vorgehen zu erwarten?“<br />
Ziemlich schnell stellt sich das ganze Unterfangen als noch komplexer dar, als im ersten<br />
Moment angenommen. Wünschenswert wäre eine fachkundige Beratung in allen<br />
Bereichen, ohne Tunnelblick und ohne eigene Vorteilnahme des Beraters.<br />
von GEORG KIRSCHNER, MÜNSTER, BAD WIESSEE<br />
...<br />
<strong>CP</strong><br />
Genau hierfür ist der für zahnmedizinische<br />
Niederlassungen,<br />
Praxisübernahmen und<br />
Kooperationen ausgebildete Wirtschaftsberater<br />
der richtige Ansprechpartner.<br />
Dieser Wirtschaftsberater<br />
ist auch derjenige, der im<br />
Laufe der Niederlassung, und auch<br />
danach, alle betriebswirtschaftlich<br />
notwendigen Beratungsleistungen<br />
koordiniert, und so seinem Mandanten,<br />
seiner Mandantin den Rücken<br />
freihält, um sich auf die eigenen<br />
Kompetenzen konzentrieren zu<br />
können.<br />
Welches Leistungsspektrum deckt<br />
der Wirtschaftsberater im Rahmen<br />
einer Niederlassung oder einer Praxisübernahme<br />
ab? Im Idealfall werden<br />
bereits zwei bis drei Jahre vor<br />
der geplanten Niederlassung gemeinsam<br />
die ersten Niederlassungsüberlegungen<br />
besprochen. Bereits<br />
zu diesem Zeitpunkt findet die Abwägung<br />
der Vor- und Nachteile einer<br />
Übernahme, Kooperation oder<br />
Neugründung statt. Der Wirtschaftsberater<br />
bringt hier seinen Erfahrungsschatz<br />
ein und unterstützt<br />
seinen Mandanten bei sämtlichen<br />
Entscheidungsprozessen für die<br />
bestmögliche Niederlassungsart.<br />
Dabei sind heute auch viele wirtschaftliche<br />
Faktoren zu beachten,<br />
und die frühzeitige Prüfung der finanziellen<br />
Möglichkeiten ist für<br />
den Existenzgründer, die Existenzgründerin<br />
sehr hilfreich und erspart<br />
Enttäuschungen bei späteren<br />
Bankgesprächen. Die Prüfung der<br />
wirtschaftlichen Anforderungen an<br />
den Existenzgründer hat noch den<br />
weiteren Vorteil, dass nur Projekte<br />
in Angriff genommen werden, die<br />
den höchsten Erfolgsfaktor aufweisen.<br />
Beispielhafte Berechnungen<br />
der möglichen Niederlassungsvor-<br />
haben lassen hier schnell den richtigen<br />
Weg erkennen.<br />
Unterstützung bei der Suche<br />
nach einer geeigneten Praxis<br />
Sind die Würfel gefallen und das<br />
Vorhaben ist konkretisiert, dann<br />
unterstützt der Wirtschaftsberater<br />
seinen Mandanten aktiv bei der Suche<br />
nach einer geeigneten Praxis<br />
zur Übernahme, bei einer Kooperation<br />
oder bei seiner Praxisneugründung<br />
mit dem notwendigen<br />
betriebswirtschaftlichen Hintergrund<br />
und seiner Erfahrung. Es<br />
gibt viele interessante Zugangswege,<br />
um den Erfolg einer künftigen<br />
Praxis genau auf den Existenzgründer,<br />
die Existenzgründerin zuzuschneiden.<br />
Hier spielen zum einen<br />
der geplante Tätigkeitsschwerpunkt<br />
und die Praxisausrichtung eine große<br />
Rolle, zum anderen das wirtschaftliche<br />
Umfeld der Praxisum-
GEORG KIRSCHNER<br />
gebung, welche Altersstruktur die<br />
Bewohner haben und wie die städtebauliche<br />
Planung aussieht. Der Wirtschaftsberater<br />
steht hier mit Rat<br />
und Tat zur Seite, um Schwierigkeiten<br />
bereits im Vorfeld auszuräumen.<br />
Dabei hilft auch eine sehr konkrete<br />
zeitliche Planung des Vorhabens.<br />
Oft kommen Zahnmediziner<br />
und Zahnmedizinerinnen erst jetzt<br />
oder zu einem noch späteren Zeitpunkt<br />
auf den Wirtschaftsberater<br />
zu, oft auch nach bereits erlebten<br />
Misserfolgen oder unerfreulichen<br />
Übernahmegesprächen.<br />
Konkrete Niederlassung<br />
Nun kann das Existenzgründungsvorhaben<br />
mit konkreten Zahlen berechnet<br />
und auf seine Erfolgsaussichten<br />
geprüft werden. Hierbei<br />
werden wichtige betriebswirtschaftliche<br />
Kennzahlen erarbeitet, die am<br />
Ende unter Evaluierung aller Risikofaktoren<br />
als tragfähiger Businessplan<br />
der Bank vorgelegt werden<br />
können:<br />
❯ Erstellung einer Einnahmen- und<br />
Ausgabenplanung für die Praxis<br />
❯ Risikoabschätzung anhand einer<br />
Mindestumsatzanalyse<br />
❯ Entwicklung von wirtschaftlich<br />
vorteilhaften Finanzierungsalternativen<br />
❯ Ableitung einer mittelfristigen<br />
Rentabilitätsprognose<br />
Praxisneugründung<br />
Das verbindliche Niederlassungskonzept<br />
als schriftliches Exposé<br />
enthält die genaue Vorhabenschilderung<br />
mit der geplanten Vorgehensweise<br />
und einer genauen Terminplanung,<br />
die Zuständigkeiten,<br />
Informationen über bereits abgeschlossene<br />
Verträge und Verhandlungen<br />
bis hin zur geplanten Finanzierung.<br />
Das Exposé dient nicht nur<br />
der Bank, sondern ist zugleich der<br />
Fahrplan, an dem der Zahnarzt und<br />
sein Wirtschaftsberater eine kontinuierliche<br />
Soll-Ist-Analyse, gerade<br />
in den ersten Monaten, vornehmen.<br />
Eventuell notwendige Kurskorrekturen<br />
werden zeitnah erkannt und<br />
„Gefahren gebannt“.<br />
Praxisübernahme<br />
Bei der Beurteilung der wirtschaftlichen<br />
Tragfähigkeit einer Praxisübernahme<br />
muss das Übernahmeangebot<br />
sehr genau geprüft werden.<br />
Bei einer Praxisübernahme ist eine<br />
gerechte Praxisbewertung das A<br />
und O. Dadurch sind spätere Streitigkeiten<br />
und Gefühle von Ungerechtigkeit<br />
in vielen Fällen von<br />
vornherein ausgeschlossen. Der<br />
Wirtschaftsberater fungiert hierbei<br />
als Mediator und wird für seinen<br />
Mandanten oft auch zum Prellbock,<br />
was so durchaus erwünscht ist.<br />
Hierbei wird dann weitere Unterstützung<br />
durch einen Fachanwalt<br />
zur Ausgestaltung des Vertragskonzepts<br />
hinzugezogen.<br />
Praxiskooperation<br />
Bei der Beurteilung der wirtschaftlichen<br />
Zweckmäßigkeit einer Praxiskooperation<br />
ist ein Hauptaugenmerk<br />
auf die Ermittlung der Vorstellungen<br />
der Kooperationspartner<br />
über die künftige Zusammenarbeit<br />
als Grundlage des Kooperationsvertrags<br />
zu legen. Dabei spielt auch<br />
hier die Ermittlung der wirtschaftlichen<br />
Tragfähigkeit des Kooperationsangebots<br />
eine große Rolle, um<br />
dem Mandanten des Wirtschaftsberaters<br />
eine gesicherte Zukunft zu<br />
bieten.<br />
Weitere Leistungen<br />
Verhandlungen mit Banken und Erläuterung<br />
des Niederlassungsvorhabens<br />
zur Bereitstellung von Kreditmitteln,<br />
dabei gehört die Abstimmung<br />
der Zins- und Tilgungsvereinbarungen<br />
mit der kreditgebenden<br />
Bank zu den wichtigsten<br />
Voraussetzungen für den erfolgreichen<br />
Start.<br />
LITERATUR:<br />
H. Binsch, M. Frehse, G. Kirschner,<br />
M. Rottkemper: „Assistenzzeit und<br />
Niederlassung für Zahnärzte“,<br />
Deutscher Zahnärzteverlag 20<strong>09</strong><br />
Georg Kirschner studierte Betriebswirtschaftslehre<br />
an den Universitäten<br />
Dortmund und Münster mit<br />
Schwerpunkt Marketing. Seit 1988<br />
ist er für die A.S.I. Wirtschaftsberatung<br />
AG in Bad Wiessee tätig, derzeit<br />
als Marketingleiter. Seit 2008<br />
konzipiert er in Zusammenarbeit<br />
mit der Personalabteilung den Gesamtbereich<br />
Berater-Akquisition.<br />
Darunter fällt insbesondere die<br />
Entwicklung des Images von A.S.I. hin zu einer Arbeitgebermarke.<br />
Dazu kommen weitere Analysen,<br />
wie das vom Vermieter vorgelegte<br />
Vertragskonzept und die Beratung<br />
bei der kaufmännischen Ausgestaltung<br />
des Mietvertrags.<br />
Die Erstellung und Vermittlung<br />
eines Absicherungs- (Praxis und<br />
privat) und Altersvorsorgekonzepts<br />
runden das Beratungsangebot ab.<br />
Kontinuierliche betriebswirtschaftliche<br />
Begleitung<br />
Fortlaufende Prüfung der betriebswirtschaftlichen<br />
Kennzahlen der<br />
Praxis und gemeinsame Erarbeitung<br />
von Anpassungsmaßnahmen,<br />
um den Erfolg langfristig zu sichern<br />
und auszubauen. Dabei spielen<br />
dann auch die Erstellung und<br />
Vermittlung von Absicherungsund<br />
Altersvorsorgekonzepten für<br />
die Praxis und das Privatleben eine<br />
wichtige Rolle.<br />
Fazit<br />
Die Selbstständigkeit als Zahnarzt,<br />
Zahnärztin anzustreben, ob als Praxisneugründung,<br />
-übernahme oder<br />
in einer Gemeinschaftspraxis ist<br />
immer noch ein lohnendes Ziel.<br />
Heute mehr denn je ist man jedoch<br />
auf die fachgerechte, hochspezialisierte<br />
und autonome Beratung angewiesen.<br />
Wie angenehm ist es<br />
doch, einen erfahrenen betriebswirtschaftlichen<br />
Kenner an seiner<br />
Seite zu haben, um sich selbst auf<br />
die eigene Fachkompetenz und die<br />
ersten Ziele in der Selbstständigkeit<br />
fokussieren zu können. ✽<br />
CHANCE<br />
PRAXIS
Rechnen – mal anders<br />
Auch wirbellose Tiere sind zahlenkompetent<br />
Die kleine Mengenlehre<br />
32 / 33<br />
LIFESTYLE<br />
der Bienen<br />
Ein Mensch bekommt ganz kurz eine Schachtel mit Bohnen gezeigt.<br />
Er soll sagen, wie viele es sind. Liegen bis zu vier Bohnen<br />
drin, stimmt die Antwort immer, bei fünf und mehr Bohnen ist<br />
sie meist falsch. Ein ähnliches Experiment haben Forscher nun<br />
mit Bienen gemacht – das Ergebnis ist verblüffend.<br />
...<br />
<strong>CP</strong><br />
Dass Menschen eine Menge aus<br />
vier oder weniger Objekten<br />
stets fehlerfrei schätzen, ist<br />
seit 1871 bekannt. Es war der englische<br />
Ökonom W.S. Jevons, der das<br />
Bohnen-Experiment durchführte und<br />
die Ergebnisse im Wissenschaftsjournal<br />
Nature publizierte. Ab fünf<br />
und mehr Bohnen konnten seine<br />
Versuchspersonen die genaue Menge<br />
nur dann nennen, wenn sie länger<br />
in die Schachtel sehen und die<br />
Bohnen zählen durften.<br />
Mengen aus weniger als fünf<br />
Gegenständen auf einen Blick erfassen<br />
und voneinander unterscheiden:<br />
Mit dieser Fähigkeit steht der<br />
Mensch nicht alleine da. Auch Affen,<br />
Tauben und andere Wirbeltiere<br />
können das, wie spätere Untersuchungen<br />
gezeigt haben.<br />
Sogar Honigbienen sind dazu in<br />
der Lage. Das berichten Forscher<br />
vom Biozentrum der Universität<br />
Würzburg mit Kollegen aus Canberra<br />
(Australien) im Online-Journal<br />
PLoS ONE. „Damit haben wir erstmals<br />
nachgewiesen, dass auch wirbellose<br />
Tiere zahlenkompetent sind“,<br />
sagt Professor Jürgen Tautz von der<br />
Würzburger Beegroup.<br />
Die Wissenschaftler ließen ihre<br />
Bienen zu zwei nebeneinander stehenden<br />
Tafeln fliegen, die optisch<br />
unterschiedlich gestaltet waren.<br />
Auf der einen Tafel waren zwei Objekte<br />
abgebildet, auf der anderen<br />
nur eines.<br />
Jede Tafel hatte außerdem ein<br />
Loch, durch das die Bienen fliegen<br />
konnten. Hinter der Tafel mit zwei<br />
Objekten darauf fanden sie stets eine<br />
Belohnung, nämlich ein Schälchen<br />
mit zuckersüßem Wasser.<br />
Schnell hatten sie gelernt, wo das<br />
Futter versteckt war, und flogen nur<br />
noch zur Tafel mit den zwei Objekten.<br />
Nun stellten die Forscher die<br />
Bienen auf die Probe. Sie veränderten<br />
die Anordnung der Tafeln sowie<br />
Anzahl, Farbe und Form der darauf<br />
abgebildeten Objekte. Das Ergebnis:<br />
Die Bienen flogen immer zu der<br />
Tafel, auf der zwei Objekte zu sehen<br />
waren. Ob die Tafel rechts oder<br />
links stand, ob es sich bei den Gegenständen<br />
um rote Äpfel oder gelbe<br />
Punkte handelte, war ihnen egal<br />
– nur zwei mussten es sein. Zwei<br />
Objekte bedeuten Futter, das hatten<br />
die Bienen zuvor gelernt. Die richtige<br />
Tafel konnten sie auf Anhieb<br />
identifizieren.<br />
Diesen Versuch spielten die Forscher<br />
wieder und wieder durch. Sie<br />
trainierten die Bienen mal auf Tafel-<br />
Drei Objekte auf der linken, vier auf der<br />
rechten Tafel: Honigbienen können die<br />
jeweilige Zahl auf einen Blick erfassen.<br />
Erst bei fünf und mehr Objekten gelingt<br />
ihnen das nicht mehr.<br />
paare mit zwei und drei Objekten,<br />
dann auf welche mit drei und vier<br />
Objekten. Immer fanden die Bienen<br />
schnell heraus, zu welcher Tafel sie<br />
fliegen mussten. Erst bei Tafelpaarungen<br />
mit vier und fünf oder höheren<br />
Objektmengen scheiterten<br />
sie.<br />
Man vermutet, dass die Insekten<br />
ihr Können nutzen, um schnell die<br />
Zahl der Blüten an einem Zweig<br />
oder die Zahl anderer Bienen auf einer<br />
Blüte abschätzen zu können<br />
und sich dann schnell zwischen den<br />
Optionen „Landen“ oder „Durchstarten“<br />
zu entscheiden. Den wirklichen<br />
Grund erforscht der Würzburger<br />
Doktorand Mario Pahl in<br />
Canberra.<br />
Antike Hochkulturen:<br />
Bruch zwischen der Vier<br />
und der Fünf<br />
Auf eine kulturelle Besonderheit<br />
weist Professor Hans Joachim Gross,<br />
Mitglied der Beegroup und emeritierter<br />
Inhaber des Würzburger
Lehrstuhls für Biochemie, angesichts<br />
des neuen Forschungsergebnisses<br />
hin: In vielen antiken Hochkulturen<br />
gibt es einen auffallenden<br />
Bruch beim Übergang von der Zahl<br />
4 zur Zahl 5.<br />
In der frühesten römischen Antike<br />
beispielsweise wurden die Ziffern<br />
1 bis 8 so geschrieben: I, II, III,<br />
IIII, V, VI, VII, VIII. Im antiken Südarabien<br />
schrieben die Menschen I,<br />
II, III, IIII, U, UI, UII, UIII. Und bei<br />
den Maya in Mittelamerika sahen<br />
die Zahlen von 1 bis 8 so aus:*, **,<br />
***, ****, I, *I, **I, ***I.<br />
„In diesen Hochkulturen mit einem<br />
entwickelten Kalender- und<br />
Rechnungswesen hat man bewusst<br />
oder unbewusst gefühlt oder verstanden,<br />
dass Objektzahlen bis vier<br />
ohne zu zählen richtig und fehlerfrei<br />
erkannt werden und dass bereits<br />
bei fünf Punkten oder Strichen<br />
gezählt werden muss. So hat man<br />
für die Zahl fünf eigene, neue Zeichen<br />
erfunden“, so die Wissenschaftler.<br />
Schneller rechnen:<br />
Eigene Zeichen für die Fünf<br />
und die Zehn<br />
Und der Mensch von heute? Wenn er<br />
mit Strichlisten zählt, dann macht<br />
er bis zur Zahl vier jeweils einen<br />
Strich (I, II, III, IIII). Aber statt IIIII<br />
für fünf zu schreiben, streicht er<br />
einfach die IIII mit einem Querstrich<br />
durch – und hat damit ein<br />
neues Zeichen geschaffen, das ihm<br />
das Abzählen von fünf Strichen erspart.<br />
„Die Erfindung eines eigenen,<br />
neuen Zeichens für die Fünf beziehungsweise<br />
die Zehn macht es dem<br />
Menschen möglich, auch Zahlen<br />
wie VII und VIII auf einen Blick als<br />
sieben oder acht zu erkennen – ohne<br />
zählen zu müssen“, sagen die<br />
Forscher. Auf diese Weise könne<br />
man erheblich schneller rechnen.<br />
Dasselbe gelte für XII, XIII oder XXII<br />
etc.<br />
✽<br />
Stanislas Dehaene<br />
Der Zahlensinn oder<br />
Warum wir rechnen können<br />
„Ein Bauer hat acht Kühe. Alle bis auf fünf sterben. Wie viele<br />
Kühe bleiben ihm? Drei?“ Haben auch bei Ihnen die Wörter<br />
„bis auf “ das Subtraktionsschema ausgelöst? Dieses Beispiel<br />
gibt schon einen kleinen Einblick, wie wir mit Zahlen umgehen,<br />
wie sie sich in unserer Vorstellung zu Zahlenstrahlen vereinigen<br />
und welche charakteristischen Farben sie für einige<br />
Menschen haben. Wir alle können rechnen, auch wenn wir es<br />
noch gar nicht gelernt haben.<br />
Säuglinge können schon im Alter von wenigen Monaten erkennen,<br />
dass 1 plus 1 unmöglich gleich 1 und auch 2 minus 1 nicht<br />
gleich 2 sein kann. Stanislas Dehaene geht in seinem Buch Der<br />
Zahlensinn oder Warum wir rechnen können konsequenterweise noch<br />
einen Schritt weiter und beschäftigt sich in den ersten Kapiteln seines<br />
Buches mit unserem numerischen Erbe: Können Tiere rechnen?<br />
Hier geht es um rechnende Ratten und ein Pferd namens Hans, das<br />
sogar Brüche addieren konnte und somit die Erwartungen eines<br />
Lehrers an einen mittelmäßig begabten Schüler weit übertraf.<br />
Der Autor dieses spannenden und heiteren Werks ist Mathematiker,<br />
der sich vor allem mit experimenteller Psychologie beschäftigt.<br />
Viele Versuche belegen eindeutig, dass Tiere Anzahlen wahrnehmen<br />
können oder auch über einen zuverlässigen „inneren Zähler“ verfügen.<br />
Dieser „Verstehensreflex“ ist auch beim Menschen die Grundlage<br />
mathematischen Denkens, der unter <strong>Ums</strong>tänden zu überlisten<br />
ist. Deshalb kosten Dinge ja auch 0,99 und nicht 1,00 Euro.<br />
Je weiter man liest, desto spannender wird dieses Buch. So beschäftigt<br />
sich Dehaene auch mit den Mathematikgenies und Rechenkünstlern,<br />
die auf den ersten Blick die siebte Wurzel aus<br />
170.859.375 ziehen können. Tatsächlich gibt es einfache Abkürzungen,<br />
die die Lösung nicht nur vereinfachen, sondern überhaupt erst<br />
möglich machen. Auch wie das Gehirn diese Aufgabe löst, beschreibt<br />
der Autor in diesem mit Beispielen und Geschichten gespickten<br />
Werk. Insgesamt eine Lektüre für alle, die nicht nur rechnen<br />
können, sondern auch wissen wollen, warum sie es können. Der<br />
Autor gibt in klarer und leicht verständlicher Sprache einen Überblick<br />
über die Wechselbeziehungen zwischen Mathematik und Gehirn<br />
und beschreibt genau, wo und wie Mathematik eigentlich stattfindet.<br />
✽<br />
Dehaene, Stanislas;<br />
„Der Zahlensinn oder Warum<br />
wir rechnen können“,<br />
Birkhäuser Verlag, 1999, gebunden,<br />
311 Seiten, ISBN-10: 37643596<strong>09</strong>,<br />
ISBN-13: 978-3764359607<br />
CHANCE<br />
PRAXIS
Rechnen – mal anders<br />
Sonderausstellung zum 450. Todestag von Adam Ries<br />
„Rechnen wie die Meister“<br />
34<br />
LIFESTYLE<br />
Noch bis zum 30. Juni 20<strong>09</strong> erinnert<br />
das Arithmeum im Forschungsinstitut<br />
für Diskrete Mathematik<br />
der Universität Bonn in<br />
einer Sonderausstellung an den<br />
450. Todestag von Adam Ries am<br />
30. März 1559. Die Ausstellung<br />
gibt einen interessanten Einblick<br />
in die umfassende Sammlung<br />
historischer Rechenbücher, über<br />
die das Arithmeum verfügt.<br />
Das Sprichwort: „Das macht<br />
nach Adam Ries …“ ist auch<br />
heute noch jedem geläufig.<br />
Die Ausstellung geht der Frage<br />
nach, was Adam Ries und andere<br />
Rechenmeister zu Beginn der Neuzeit<br />
wirklich bewirkt haben. Haben<br />
sie das Rechnen revolutioniert?<br />
Adam Ries und die Rechenmeister<br />
des 16. Jahrhunderts haben die indisch-arabischen<br />
Ziffern in Deutschland<br />
verbreitet. Das Rechnen unterschied<br />
sich vom Rechnen heutzutage<br />
jedoch ebenso sehr wie das<br />
didaktische Konzept bei der Vermittlung<br />
des Rechnens. In der Ausstellung<br />
kann das „Rechnen auf der<br />
Linie“ selbst ausprobiert werden.<br />
Zur Ausstellung erscheint auch<br />
eine limitierte Auflage von faksimilisierten<br />
Rechenbüchern und ein<br />
reich bebilderter Begleitband, in<br />
dem Museumsdirektorin Dr. Ina<br />
Prinz eine historische Einordnung<br />
der Bücher liefert und anhand zahlreicher<br />
anschaulicher Beispiele<br />
zeigt, wie damals gerechnet wurde.<br />
Weitere Informationen erhalten<br />
Interessenten auf der Homepage<br />
www.arithmeum.uni-bonn.de. ✽<br />
Albrecht Beutelspacher, Marcus Wagner, Anna Zimmermann<br />
Wie man durch eine Postkarte steigt ...<br />
und andere spannende mathematische Experimente<br />
In Gießen steht das erste mathematische Mitmach-Museum der Welt, das Mathematikum. Jährlich<br />
überzeugen sich dort mehr als 150.000 Besucher: Mathematik ist alles andere als langweilig!<br />
Was kann man eigentlich mit der Würfelschlange und dem Kepler-Stern anstellen? Was mit der Pentagrammleuchte<br />
und der Cäsar-Scheibe? Zwei ausgefuchste Experimentatoren schnippeln, knicken<br />
und falten, was das Zeug hält, basteln Möbiusbänder und Doppelringe, bauen einen Spiegelkasten<br />
und steigen ganz ungeniert durch eine Postkarte. Faszinierende Mathematik zum „Be-greifen“ – ein Buch für<br />
kleine und große Mathematiker.<br />
Professor Dr. Albrecht Beutelspacher ist Mathematiker an der Justus-Liebig-<br />
Universität Gießen und Autor mehrerer Bücher, die Mathematik für die Öffentlichkeit<br />
kommunizieren. Er ist Direktor des Mathematikums in Gießen. ✽<br />
...<br />
<strong>CP</strong><br />
Beutelspacher, Albrecht; Wagner, Marcus; Zimmermann, Anna:<br />
„Wie man durch eine Postkarte steigt …<br />
und andere spannende mathematische Experimente“,<br />
Herder-Verlag, 2. Auflage, 2008, gebunden, 160 Seiten,<br />
ISBN-10: 3451296438, ISBN-13: 978-3451296437
ERFOLGREICHE GRÜNDUNG UND<br />
ÜBERNAHME EINER ZAHNARZTPRAXIS<br />
Erleichtern Sie sich den Einstieg in die<br />
Selbstständigkeit! Erfolgsrelevante, in der<br />
Gründungsphase besonders wichtige<br />
Themen werden in diesem Buch verständlich<br />
aufbereitet. Eine wertvolle Hilfe für<br />
Praxisgründer, Risiken zu minimieren<br />
und die eigene Praxis von Beginn an<br />
erfolgreich zu führen.<br />
Herausgeber: R. Hinz, H. Bolz<br />
Seiten: 414 Seiten (Hardcover)<br />
Bestell-Nr.: 64201<br />
ISBN: 978-3-941169-03-6<br />
Preis: € 54,00<br />
• Betriebswirtschaftliche Grundlagen<br />
• Praxissuche und -bewertung<br />
• Praxisplanung und -organisation<br />
• Praxisorientiertes Management und Marketing<br />
• Entscheidungskriterien für Behandlungsschwerpunkte<br />
• Wichtige rechtliche Bestimmungen<br />
• Grundlagen Abrechnungswissen<br />
• Erfahrungen erfolgreicher Praxisgründer<br />
PRAXISMARKETING MIT SYSTEM<br />
Steigern Sie Ihre Erfolgsquote, indem Sie<br />
bewusst Marketingmaßnahmen einführen<br />
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Ihnen alle wesentlichen Marketingkonzeptionen<br />
und ihre <strong>Ums</strong>etzung vorgestellt.<br />
Ein Muss sowohl für Praxisgründer<br />
als auch für erfahrene Zahnärzte!<br />
Autoren: K. Bochmann, S. David, H. Gensler,<br />
A. Handrock, T. Hopf, P. Raab,<br />
F. Steuer<br />
Seiten: 254 Seiten (Hardcover)<br />
Bestell-Nr.: 64202<br />
ISBN: 978-3-941169-01-2<br />
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den Zahnmediziner für diese Themenfelder<br />
sensibilisieren.<br />
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Seiten: ca. 200 Seiten (Hardcover)<br />
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