25.05.2014 Aufrufe

1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...

1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...

1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Der Rangstreit der Jesus-Jünger ist womöglich keine bloß historische Reminiszenz.<br />

Unter den politischen Parteien hat es den Streit um die Sitze und Plätze im Wahlkampf<br />

reichlich gegeben. Und das Ergebnis war ja durchaus überraschend und klar.<br />

Es hat Sieger und Verlierer gegeben – aber diejenigen, die die Wahl gewonnen haben,<br />

wissen aus eigener schmerzlicher Erfahrung und nicht erst belehrt durch unseren<br />

Bibeltext, dass nun nicht etwa das Herrschen, sondern das Dienen losgeht. Die<br />

besseren politischen Konzepte müssen her, in Zeiten des Mangels und der wachsenden<br />

Unzufriedenheit ist das keine leichte Aufgabe. Ach, wie war es doch vordem<br />

mit den vollen Kassen so bequem. Das hat man nun davon: Die Wahl gewonnen und<br />

die schwere Arbeit übernommen!<br />

Ja, so ist es. Auch in der Politik werden keine Ehrenplätze in Ehrenlogen vergeben,<br />

sondern verantwortungsvolle Sitze und Mandate übernommen, die zum Dienen verpflichten.<br />

Manch einer von Ihnen wird dann die kleinste Kleinigkeit entdecken über dem Wappen<br />

des Kreises: das Kreuz über der preußischen Königskrone.<br />

Es wirkt wie ein Relikt aus alter Zeit. Sollte es uns noch so bestimmen wie eine Obrigkeit,<br />

die sich selbst als christlich verstand und es selbst nicht immer war? Gilt nicht<br />

unter uns heute die weltanschauliche Neutralität des Staates als oberstes Gut? Da<br />

mag selbst ein solcher Gottesdienst zur Eröffnung des Lauenburgischen Kreistages<br />

bei manchen auf Kritik stoßen.<br />

Aber schauen wir genauer hin: Bedürfen wir nicht alle des Gebetes und der Vergewisserung<br />

durch gute Worte? Und am Ende werden wir noch miteinander entdecken,<br />

dass das Kreuz ein ganz besonderes Zeichen ist. Der Philosoph Eugen Rosenstock-<br />

Hussey, einer der großen Vordenker der europäischen Idee, beschrieb es als das<br />

„Kreuz der Wirklichkeit“. Ausgespannt sind wir da zwischen außen und innen, zwischen<br />

gestern und morgen. Ich will das kurz erläutern.<br />

Wir sprechen gern über „den“ Menschen, aber „der“ Mensch ist eine Abstraktion, die<br />

in der Wissenschaft und in der Statistik besteht. Im konkreten Leben begegnen wir<br />

Menschen (in der Mehrzahl), die darüber hinaus an einen bestimmten Raum und eine<br />

bestimmte Zeit gebunden sind.<br />

Wir wohnen zusammen mit anderen zu einem bestimmten Zeitpunkt, in einem bestimmten<br />

Gebiet. Zusammen mit anderen leben wir unser Mensch-Sein. Wir sorgen<br />

dafür, dass wir zu essen haben, dass wir unsere Kinder zur Welt bringen können, wir<br />

fangen Streit mit Gegnern an, wir haben unsere sozialen Absicherungen und unsere<br />

Freizeit, kurz, unsere Lebensform äußert sich als Kultur, als menschliches Verhaltensmuster,<br />

das unverkennbar den Stempel von Zeit und Milieu trägt. Durch diese<br />

Bindung an Zeit und Ort können wir zwei Tatsachen unterscheiden, die beide zwei<br />

Pole haben, mit denen wir es zu tun bekommen. So entsteht das, was Eugen Rosenstock-Hussey<br />

das „Kreuz der Wirklichkeit“ nennt.<br />

Wir wohnen irgendwo – nein nicht irgendwo, sondern in unserem schönen Kreis Herzogtum<br />

Lauenburg –, in einem bestimmten Land oder Gebiet, dies bedeutet, es gibt<br />

96

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!