1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...
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Zwar haben die „Bauleute“, d.h. die Menschen, die sich ihre Welt selbst bauen wollen<br />
– ohne Rücksicht auf Verluste –, Jesus als einen für ihren Bau ungeeigneten Stein<br />
weggeworfen. Und dies geschieht bis zum heutigen Tag immer wieder. Aber Gott hat<br />
ihn zum Eckstein einer Gemeinschaft von Menschen gemacht, die zuerst nach seinem<br />
Willen fragen und bereit sind, als verantwortliche Menschen zu leben. Ohne den<br />
Eckstein stürzt alles zusammen. Aber mit diesem Eckstein werden wir nicht zuschanden<br />
werden.<br />
Unsere Kirche, unsere Gemeinde wird bestehen, solange sie sich auf Jesus Christus<br />
gründet. Und solange sie ihn als Herrn anerkennt und keine anderen Herren neben<br />
ihm. Dann werden wir in aller Vielfalt unserer Lebendigkeit vereint sein – nämlich in<br />
einem gemeinsamen Ziel: ein Tempel Gottes zu werden, so wie Gott selbst ihn will.<br />
Ein Haus des Friedens, des Lebens und der Freiheit. Mit Jesus Christus als Eckstein.<br />
Und mit uns als vielen verschiedenen, einzigartigen und lebendigen Steinen. Amen.<br />
03.04.2003: Einführungsgottesdienst Heiko Steiner<br />
Thema: Verkündigung des Evangeliums in Wort und Tat (1. Petrus 4,10-11)<br />
Der erste Petrusbrief spiegelt etwas von der Ämterdifferenzierung in der Alten Kirche<br />
wider. Zuerst entstand zur Bildung von Gemeinden das Predigtamt. Denn der Glaube<br />
kommt aus der Predigt. In der ersten Gemeinde entstehen aber auch ziemlich bald<br />
Fürsorgeprobleme für Witwen und Waisen. Wer achtet auf ihre Versorgung? Neben<br />
dem Amt der Apostel, die das Evangelium verkündigen und Gemeinde sammeln,<br />
entsteht das Amt der Diakone, die sich um das Wohlergehen der Gemeindeglieder<br />
bemühen. Die Verkündigung des Evangeliums in Wort und Tat wird zum Markenzeichen<br />
der christlichen Gemeinde. Sie hat damit das Wohlfahrtswesen in Staat und<br />
Gesellschaft vorbereitet und möglich gemacht.<br />
In unserem Bibeltext werden beide Tätigkeiten, das Verkündigen und das Dienen,<br />
also die Sozialarbeit, zurückgebunden an das göttliche Wort, an den Auftraggeber<br />
sozusagen. Predigt und Diakonie sind religiöse Tätigkeiten, rückgebundene, an Gott<br />
gebundene Tätigkeiten, die die christliche Gemeinde nicht aus eigener Machtvollkommenheit<br />
und auch nicht zur Mehrung des eigenen Ruhms und der eigenen Ehre<br />
veranstaltet, sondern zur Ehre Gottes. Gepredigt werden soll nicht die Ansicht des<br />
Predigers oder seiner Gemeinschaft, sondern das Wort Gottes. Gedient werden soll<br />
aus der Kraft Gottes und zu seiner Ehre, damit in allen Dingen Gott gepriesen werde<br />
durch Jesus Christus.<br />
Ein wesentliches Element christlicher Diakonie und Sozialarbeit kommt zum Vorschein:<br />
Es ist nicht die Verteilung von Wohltaten zum höheren Ruhm einer Person,<br />
einer Gemeinschaft oder einer Idee, es ist die Weitergabe göttlicher Fürsorge, göttlichen<br />
Achtgebens auf die Menschen, die schon seit der Schöpfung zum Ausdruck<br />
kommt. Gott gibt uns das tägliche Brot, damit wir leben können – allen Menschen,<br />
guten wie bösen. Er lädt uns ein, dankbar zu sein für alle empfangene Gabe und darin<br />
gut zu werden, indem wir uns dem Geber aller Gaben dankbar zuwenden. Wir<br />
verstehen dann tiefer und besser, was „tägliches Brot“ heißt: nämlich, um mit Luther<br />
zu sprechen, „alles, was not tut für Leib und Leben, wie Essen, Trinken, Kleider,<br />
Schuh, Haus, Hof, Acker, Vieh, Geld, Gut, fromme Eheleute, fromme Kinder, fromme<br />
Gehilfen, fromme und treue Oberherren, gute Regierung, gut Wetter, Friede, Gesundheit,<br />
Zucht, Ehre, gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen“.<br />
Was es bedeutet, wenn wir solche gnädige Gabe Gottes nicht empfangen, können<br />
wir schmerzlich erleben in Zeiten des Krieges, wenn böse Obrigkeit meint, Menschen<br />
um irgendwelcher Ziele willen ins Unglück stürzen zu dürfen.<br />
Christliche Gemeinde hat aus ihrer Rückbindung an eine von Gott gewollte und aufgetragene<br />
Verkündigung und Diakonie gelernt, die sieben Werke der Barmherzigkeit<br />
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