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1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...

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Umso interessanter wird uns das Bild vom Haus aus lebendigen Steinen! Unsere<br />

Kirche ist ein Haus, aus Steinen gebaut. Und unsere Gemeinde ist ein Haus, aus<br />

Steinen gebaut, die lebendig sind. Aus Steinen, die wachsen können, die klingen<br />

können oder Wärme ausströmen.<br />

Noch etwas klingt mit in diesen Worten aus dem 1. Petrusbrief: das priesterliche<br />

Selbstverständnis der Gemeindeglieder.<br />

Nicht einzelne Priester sind es, die Gott besonders nahe stehen. Sondern wir alle<br />

stehen in Gottes Nähe. Wir sind alle ermächtigt und verpflichtet, zu tun, was Priestern<br />

vorbehalten ist, nämlich Gott zu dienen. Und dazu sind wir nicht durch die Erfüllung<br />

bestimmter kultischer Gesetze befähigt, sondern durch die Taufe, durch Gottes<br />

Ja zu uns sind wir berufen zu seinem Dienst.<br />

Nicht Opfergaben wie Weihrauch und Widder sind es, die wir Gott darbringen sollen,<br />

sondern Gaben des Herzens wie Dankbarkeit, wie Vertrauen und Gehorsam.<br />

Nicht festgebaute Tempelhäuser sind es, die Gottes Gegenwart verbürgen, sondern<br />

unsere Herzen sind es, in denen Gott Wohnung nehmen möchte.<br />

Hier im 1. Petrusbrief heißt es:<br />

„Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen<br />

Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus<br />

Christus.“<br />

Und damit wird die Vision eines neuen Tempels gezeichnet – eine Vision, die bereits<br />

jetzt schon in unserer Gegenwart wirklich werden kann und soll. Der Tempel, in dem<br />

Gott erfahrbar sein will, wird nicht aus Steinen gebaut, sondern aus der Liebe und<br />

aus dem Vertrauen derer, die sich von Gottes Willen leiten lassen. Dort gibt es keine<br />

Priesterschaft, die sich als etwas Besseres fühlt als die normalen Gläubigen. Dort<br />

schenkt man sich als Opfer gegenseitig Liebe, wahrt den Frieden und gewährt sich<br />

gegenseitig Freiheit. So dass jeder Mensch ein menschlicher Mensch sein darf, vor<br />

Gott, vor dem anderen und vor sich selbst.<br />

Fassen wir also zusammen:<br />

- Ein Haus und auch eine Kirche werden gebaut, um Menschen eine Zuflucht zu<br />

sein. Geborgenheit schenken sie aber nur durch die Menschen, die darin leben.<br />

- Steine sind nicht wirklich tot, sondern sind lebendiger, als wir üblicherweise<br />

denken.<br />

- Und ein Tempel, wie Gott ihn sich wünscht, ist kein Raum des tötenden Gesetzesbuchstabens,<br />

wo nur einige wenige den Ton angeben, sondern ein<br />

Raum der Freiheit, des Lebens und der Liebe für alle.<br />

Wir sind heute als die neugewählten und neuberufenen Kirchenvorsteherinnen und<br />

Kirchenvorsteher der St. Petri-Gemeinde zusammengekommen aus verschiedenen<br />

Lebensbereichen und Lebensaltern, zusammengekommen als Einzelne, und doch<br />

heute vereint in der Mahlgemeinschaft, im gegenseitigen Kennenlernen und nun<br />

beim Hören des Wortes Gottes.<br />

Da wird sich jeder von uns der Frage stellen: Wo ist eigentlich mein Platz in diesem<br />

Haus der Gemeinde Gottes? Bin ich ein Stein, der einen festen Platz hat. Wer steht<br />

neben mir und stützt mich? Wer steht unter mir und hält mich? Und wer steht über<br />

mir und verlässt sich darauf, das ich ihn trage? In einem Mauerwerk sind die Steine<br />

aufeinander angewiesen. Sie tragen und stützen sich gegenseitig. Und jede Mauer<br />

ist nur so stark, wie ihr schwächster Stein. Wo habe ich meinen Platz in diesem Gebäude,<br />

das wir Kirchengemeinde, Kirchenvorstand, nennen?<br />

Habe ich überhaupt einen bestimmten Platz in diesem Gremium oder liege ich am<br />

liebsten nutzlos am Rand herum, damit mich keiner gebraucht, vielleicht sogar belastet?<br />

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