1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...
1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ... 1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...
dass neue Kräfte sich melden, dass Mut und Phantasie da ist, etwas Sinnvolles für den anderen zu entwickeln und dabei selbst reichlich beschenkt zu werden. Das dritte Stichwort in unserer Lebens- und Vermögensberatung heißt „bedacht sein auf“ und meint eine gewisse Konzentration und Ausrichtung der Kräfte auf ein langfristig angestrebtes Ziel. Sie kennen das Problem beim Gebrauch einer Taschenlampe im Dunkeln. Manchmal ist sie so eingestellt, dass das Licht nur sehr diffus die nächste Umgebung erhellt. Wenn wir uns auf den Weg machen wollen, ist es wichtig, die Einstellung des Fokus zu verändern und den Lichtstrahl zu bündeln und weiter nach vorn zu richten. Diese „Fokussierung“, Ausrichtung und Bündelung der Kräfte ist gemeint mit diesem „bedacht sein auf“. Wenn ich die richtige Grundeinstellung gefunden habe für meinen Weg in die Zukunft, dann macht es nichts, wenn es auch mal Umwege oder Verzögerungen gibt. Ich verliere das Ziel ja nicht aus dem Auge und bleibe auf der Bahn, auch wenn manchmal die Umstände nicht so günstig sind, es nicht die rechte Zeit ist oder die Kräfte für eine klare Entscheidung noch nicht ausreichen. „Bedacht sein auf“ heißt einen langen Atem entwickeln für das einmal ins Auge gefasste und beharrlich erstrebte Ziel. Das vierte Stichwort zur Entwicklung unseres „inneren Vermögens“ heißt „genügsam sein, sich genügen lassen“. Auch dieser Rat dient langfristig der angemessenen Entfaltung und Stärkung unserer Kräfte. Schon mancher hat sich mit Eifer in eine Sache gestürzt und wollte alles auf einmal erreichen. Er konnte nicht zufrieden sein mit Teilergebnissen, er wollte alles auf einmal und das am besten sofort und ist an dieser Übertreibung und Maßlosigkeit gescheitert. Gewiss, wir sollen nicht aufhören, zu wünschen und zu streben auch über das Vorfindliche hinaus. Leben erstarrt und wird langweilig, wenn wir uns immer nur mit dem gerade Bestehenden zufrieden geben und uns darin genug sein lassen. „Genügsam sein, sich genügen lassen“ heißt Schritt für Schritt seinen Weg gehen, auf die Entwicklung und das Vorankommen achten und nicht alles auf eine Karte setzen. Sie kennen das gegenteilige Verhalten von süchtig gewordenen Spielern, die auch nach einer gewissen Glückssträhne eben nicht aufhören können, wenn es genug ist, sondern immer noch einmal allen Einsatz wagen, bis sie zuletzt alles verlieren. Auf dem Weg durch das Leben sollen wir nicht „va banque“ spielen, sondern klug und umsichtig handeln und unsere Kräfte maßvoll und gezielt einsetzen. Das fünfte Stichwort in unserer Lebens- und Vermögensberatung beim Apostel Paulus und seiner Gemeinde lautet: „vertraut sein mit Extremen, mit Grenzerfahrungen des Lebens“. Paulus macht deutlich, dass er seinen Weg der Liebe und Zuwendung zu den Menschen gegangen ist durch allerlei Anfechtungen und Herausforderungen auf der einen und der anderen Seite. Er konnte Überfluss aushalten und Mangel erleiden, ohne seine persönliche Zielorientierung zu verlieren. Mich erinnert das an eine entsprechende Übung in den zen-buddhistischen Klöstern. Die Mönche sollen in der Kargheit von Schweigen und Fasten lernen, Selbstdisziplin zu üben und ihre jeweiligen Kräfte angemessen einzusetzen. Damit sie aber immer wieder wissen, was die Mitte und was das Ziel ist, werden sie gelegentlich angehalten, mal richtig über die Stränge zu schlagen, das Maß im Essen und Trinken und im Vergnügen zu verlieren, um wieder selber aus eigener Erfahrung zu wissen, was recht und was angemessen ist. Es geht ja nicht darum, dass andere uns immer wieder Vorschriften machen sollen, damit wir auf dem richtigen Weg bleiben. Wir selber müssen es einsehen und begreifen und uns ganz bewusst dafür entscheiden. Das geht nur, wenn wir die Grenzen selbst erfahren haben, wissen, was wir aushalten können, und wissen, welche Grenzen wir selbst einhalten wollen. Freilich: Wir müssen uns nicht allem und jedem aussetzen, aber doch ein wenig erfahren sein in den Grenzregionen unseres Lebens. 68
Mit diesen fünf Stichworten sind wir eigentlich schon ans Ende unserer Lebens- und Vermögensberatung gekommen, wenn da nicht noch die Quintessenz des ganzen Vorganges der Ermächtigung und Gewinnung von Lebenskraft zu bedenken wäre. Paulus macht uns deutlich: Er hat diese Weisheit und Einsicht nicht aus sich selber geschöpft. Er hat sich nicht hingesetzt und ein „Lebensberatungsprogramm“ entwickelt zur richtigen Entfaltung der in uns steckenden Kräfte. Solche Programme konnte man immer erwerben und kann man auch heute sehr fein und vielfältig entwickelt überall kaufen. Nein, um Selbsthilfe und Selbsterlösung geht es Paulus und seiner Gemeinde nicht. Die entscheidende Erfahrung in aller Entfaltung eigener Kräfte und eigenen Vermögens ist die Erfahrung des Zuwachses und des Geschenks. Es wird mir geschenkt, es wächst mir zu. Es wird mir zugesagt und zugeeignet: Du kannst es, Du schaffst es, Du bleibst auf dem richtigen Weg, weil Du Gottes geliebtes und gesegnetes Kind bist. Du bist ja nicht allein auf dem Weg. Gott hat Dich im Blick, er kennt Dich, er sorgt sich um Dich, er beugt sich herab, sucht Dich auf, sucht Dich heim – durch so viele Ereignisse und Erfahrungen hindurch – mit Menschen- und mit Engelszungen. „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht – Christus“ – das ist die Quintessenz der Lebens- und Vermögensberatung des Paulus. Ob wir es damit wagen, in ein neues Jahr zu gehen? - Wir sollen eifrig sein und aufblühen. - Wir sollen sorgen für andere und von uns selber absehen. - Wir sollen stets darauf bedacht sein und unser Ziel nicht aus dem Auge verlieren. - Wir sollen genügsam sein und schrittweise vorgehen, nicht alles auf einmal wagen und dabei alles wieder verspielen. - Wir sollen vertraut werden mit den Grenzerfahrungen des Lebens und uns nicht abschrecken lassen, sondern die verständige Mitte halten angesichts der Versuchungen auf beiden Seiten. - Wir sollen nichts erzwingen und selber machen wollen, sondern uns beschenken, begleiten und ermächtigen lassen durch den, der unser Leben gemacht hat und liebevoll und segnend in seinen Händen hält. Das ist christliche Lebens- und Vermögensberatung an der Schwelle des neuen Jahres – angestoßen durch den uns aufgetragenen Predigttext. Amen. 12.03.2002: Gesamtkonferenz Ev. Militärgeistlicher (Losung und Lehrtext) Thema: Vom rechten Gottesverständnis (Jeremia 16,20; 1. Johannes 5,21) Die Rede von Gott ist mir begegnet in den Geschichten des Alten und Neuen Testaments, die mir zuerst von den Eltern und dann in der Schule erzählt worden sind und die ich dann selber im Laufe meines Lebens Stück für Stück weiter entdeckt habe. Und ich bin angesichts dieser Geschichten, die Menschen aus ihrem Leben erzählen, gefragt, ob ich ihnen glaube, ob ich ihnen ihre Erfahrungen mit Gott abnehme, ob ich damit für mein Leben etwas anfangen kann. Zunächst geht es mir so: Wenn ich in der Bibel über Gott lese, dann bemerke ich Unterschiede. Manchmal wird über Gott geredet wie von einer Mutter. So heißt es im Buch des Propheten Jesaja: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“ (Jesaja 66,13). Oder im Psalm 36: „Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben“ (Psalm 36,8). Manchmal ist von Gott die Rede als dem Vater, einem strengen oder auch mehr liebevollen. Wie es im Psalm 103 heißt: „Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten“ (Psalm 103,13). Oder im 2. Buch 69
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dass neue Kräfte sich melden, dass Mut und Phantasie da ist, etwas Sinnvolles für<br />
den anderen zu entwickeln und dabei selbst reichlich beschenkt zu werden.<br />
Das dritte Stichwort in unserer Lebens- und Vermögensberatung heißt „bedacht sein<br />
auf“ und meint eine gewisse Konzentration und Ausrichtung der Kräfte auf ein langfristig<br />
angestrebtes Ziel. Sie kennen das Problem beim Gebrauch einer Taschenlampe<br />
im Dunkeln. Manchmal ist sie so eingestellt, dass das Licht nur sehr diffus die<br />
nächste Umgebung erhellt. Wenn wir uns auf den Weg machen wollen, ist es wichtig,<br />
die Einstellung des Fokus zu verändern und den Lichtstrahl zu bündeln und weiter<br />
nach vorn zu richten. Diese „Fokussierung“, Ausrichtung und Bündelung der Kräfte<br />
ist gemeint mit diesem „bedacht sein auf“. Wenn ich die richtige Grundeinstellung<br />
gefunden habe für meinen Weg in die Zukunft, dann macht es nichts, wenn es auch<br />
mal Umwege oder Verzögerungen gibt. Ich verliere das Ziel ja nicht aus dem Auge<br />
und bleibe auf der Bahn, auch wenn manchmal die Umstände nicht so günstig sind,<br />
es nicht die rechte Zeit ist oder die Kräfte für eine klare Entscheidung noch nicht ausreichen.<br />
„Bedacht sein auf“ heißt einen langen Atem entwickeln für das einmal ins<br />
Auge gefasste und beharrlich erstrebte Ziel.<br />
Das vierte Stichwort zur Entwicklung unseres „inneren Vermögens“ heißt „genügsam<br />
sein, sich genügen lassen“. Auch dieser Rat dient langfristig der angemessenen Entfaltung<br />
und Stärkung unserer Kräfte. Schon mancher hat sich mit Eifer in eine Sache<br />
gestürzt und wollte alles auf einmal erreichen. Er konnte nicht zufrieden sein mit Teilergebnissen,<br />
er wollte alles auf einmal und das am besten sofort und ist an dieser<br />
Übertreibung und Maßlosigkeit gescheitert. Gewiss, wir sollen nicht aufhören, zu<br />
wünschen und zu streben auch über das Vorfindliche hinaus. Leben erstarrt und wird<br />
langweilig, wenn wir uns immer nur mit dem gerade Bestehenden zufrieden geben<br />
und uns darin genug sein lassen. „Genügsam sein, sich genügen lassen“ heißt<br />
Schritt für Schritt seinen Weg gehen, auf die Entwicklung und das Vorankommen<br />
achten und nicht alles auf eine Karte setzen. Sie kennen das gegenteilige Verhalten<br />
von süchtig gewordenen Spielern, die auch nach einer gewissen Glückssträhne eben<br />
nicht aufhören können, wenn es genug ist, sondern immer noch einmal allen Einsatz<br />
wagen, bis sie zuletzt alles verlieren. Auf dem Weg durch das Leben sollen wir nicht<br />
„va banque“ spielen, sondern klug und umsichtig handeln und unsere Kräfte maßvoll<br />
und gezielt einsetzen.<br />
Das fünfte Stichwort in unserer Lebens- und Vermögensberatung beim Apostel Paulus<br />
und seiner Gemeinde lautet: „vertraut sein mit Extremen, mit Grenzerfahrungen<br />
des Lebens“. Paulus macht deutlich, dass er seinen Weg der Liebe und Zuwendung<br />
zu den Menschen gegangen ist durch allerlei Anfechtungen und Herausforderungen<br />
auf der einen und der anderen Seite. Er konnte Überfluss aushalten und Mangel erleiden,<br />
ohne seine persönliche Zielorientierung zu verlieren. Mich erinnert das an eine<br />
entsprechende Übung in den zen-buddhistischen Klöstern. Die Mönche sollen in<br />
der Kargheit von Schweigen und Fasten lernen, Selbstdisziplin zu üben und ihre jeweiligen<br />
Kräfte angemessen einzusetzen. Damit sie aber immer wieder wissen, was<br />
die Mitte und was das Ziel ist, werden sie gelegentlich angehalten, mal richtig über<br />
die Stränge zu schlagen, das Maß im Essen und Trinken und im Vergnügen zu verlieren,<br />
um wieder selber aus eigener Erfahrung zu wissen, was recht und was angemessen<br />
ist. Es geht ja nicht darum, dass andere uns immer wieder Vorschriften machen<br />
sollen, damit wir auf dem richtigen Weg bleiben. Wir selber müssen es einsehen<br />
und begreifen und uns ganz bewusst dafür entscheiden. Das geht nur, wenn wir<br />
die Grenzen selbst erfahren haben, wissen, was wir aushalten können, und wissen,<br />
welche Grenzen wir selbst einhalten wollen. Freilich: Wir müssen uns nicht allem und<br />
jedem aussetzen, aber doch ein wenig erfahren sein in den Grenzregionen unseres<br />
Lebens.<br />
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