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1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...

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nach dem Besseren fragte, sondern einfach bei dem Guten blieb. Der sich weder von<br />

Petrus noch von Judas dazu verleiten ließ, angesichts des eigenen Sterbens die<br />

Frage zu stellen: Wäre es nicht besser, wenn eine andere Lösung gefunden würde?<br />

Er nahm nicht das vermeintlich Bessere, sondern unterzog sich dem Guten. Er wusste<br />

ja, was das, genauer: wer das war. Gut sein heißt in der Nähe Gottes sein.<br />

Das vermeintlich Bessere wählen führt doch nur zum Beratschlagen und, wenn’s darauf<br />

ankommt, auch zum Erschlagen. Deshalb sollten wir aufmerksam sein, wenn wir<br />

irgendwo den Kaiphas-Rat hören: Es ist besser für euch ...<br />

Bleiben wir bei dem, was wir kennen und worauf wir vertrauen: Es ist dir gesagt,<br />

Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und<br />

Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. Amen.<br />

19.08.2001: 10. Sonntag nach Trinitatis (40 Jahre Bürgerfest)<br />

Thema: Am Anfang der Garten, am Ende die Stadt<br />

40 Jahre Bürgerfest in Ratzeburg sind Anlass genug, über den Beitrag der Kirchengemeinden<br />

zum Leben in der Stadt Ratzeburg nachzudenken. Ich möchte dazu nicht<br />

einfach die vielen Beispiele praktischer Gemeindearbeit nennen, mit denen wir uns<br />

am sozialen und kulturellen Leben dieser Stadt beteiligen – sei es nun im Kindergarten,<br />

in der Jugendarbeit, in der Erwachsenenbildung und -beratung oder in der Seniorenarbeit.<br />

Ich möchte tiefer nach den Beweggründen und Zielsetzungen unseres<br />

bürgerschaftlichen Engagements in dieser Stadt als Christengemeinde fragen. Dazu<br />

berufe ich mich auf die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments, die in vielen<br />

Geschichten deutlich macht, warum den Gläubigen des alten und neuen Bundes das<br />

Schicksal der Stadt, in der sie leben, nicht gleichgültig sein kann.<br />

„Am Anfang der Garten, am Ende die Stadt“ – so könnten wir den Bogen beschreiben,<br />

den die Bibel über die Geschichte der Menschen wölbt. Wir kommen aus paradiesischen<br />

Zuständen einfacher Naturverbundenheit und haben gelernt im Laufe der<br />

geschichtlichen Entwicklung, unsere Umwelt mitzugestalten in technischer und sozialer<br />

Hinsicht. So ist das Leben in der Stadt ein Ergebnis unserer schöpferischen Kraft,<br />

mit der wir Anteil haben an Gottes Schöpfung und Heilswillen in der Welt. Städtisches<br />

Leben bedeutet, wenn es gut geht, befriedetes Leben mit der Möglichkeit zur<br />

Befriedigung materieller, sozialer und kultureller Bedürfnisse. Gelingende Urbanität<br />

verheißt Lebensqualität, Hoffnung und Zukunftsorientierung eines Gemeinwesens.<br />

Die Bibel folgt dieser Perspektive, indem sie am Ende das Bild einer vollkommenen<br />

Stadt zeichnet, in der die Menschen zu sich selbst und zu Gott finden sollen in einem<br />

großartigen Entwurf gelingenden Lebens.<br />

„Am Anfang der Garten, am Ende die Stadt“ – das ist nicht nur die Erzählperspektive<br />

der Bibel, das ist auch die exakte Beschreibung unserer menschlichen Entwicklungsgeschichte,<br />

die uns am Ende das Leben auf engem, aber sorgfältig gestaltetem, sozial<br />

befriedetem und kulturell beflügelndem Raum zumutet.<br />

Aber die Bibel wäre nicht die Bibel, wenn sie nicht auch um die vielfältigen Bedrohungen<br />

und Gefährdungen wüsste, denen städtisches Leben der Menschen ausgesetzt<br />

ist. In den beiden Lesungen aus dem Alten und Neuen Testament des heutigen<br />

Gottesdienstes haben wir etwas davon vernommen. Und ich möchte in ein paar Strichen<br />

nachzuzeichnen versuchen, was biblische Erfahrung über das Leben der Menschen<br />

in der Stadt weiß.<br />

Städtisches Leben, nicht nur im gerade zu Ende gegangenen Jahrhundert zweier<br />

schrecklicher Weltkriege, kennt Feinde und Wälle, Belagerung und Bedrängung, ja<br />

Zerstörung, die so weit gehen kann, dass eine Stadt dem Erdboden gleichgemacht<br />

wird. Wir brauchen nur an Hiroshima zu denken, an Rotterdam, Leningrad oder<br />

Dresden. Es gibt so viele Städte auf der Welt, die das schreckliche Zerstörungswerk<br />

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