25.05.2014 Aufrufe

1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...

1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...

1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Freilich – die, die immer wieder so hartnäckig bitten und fordern, können sich auch<br />

irren. Vielleicht sagen sie eines Tages: Nun gut, jetzt haben wir verstanden und eingesehen.<br />

Es geht nicht anders. Jetzt mag auch ausgewiesen und abgeschoben werden<br />

nach geltendem Recht. Aber jetzt erst! Jetzt, nachdem alles noch einmal hin und<br />

her überlegt worden ist. So schwierig, so anstrengend, so mühsam ist das mit dem<br />

Rechtsstaat.<br />

Es soll verhindert werden, dass gegen unsere innerste Überzeugung und gegen unser<br />

christliches Gewissen vermeintliches Recht gesprochen wird. Alle können irren.<br />

Deshalb wird gestritten um die Wahrheit. Und deshalb gibt es Anwälte und rechtsförmige<br />

Verfahren. „Kirchenasyl“ heißt: Es gibt noch eine Instanz, die mich anhört<br />

und vertritt. Können wir nicht die Geduld aufbringen, dass unter uns in Ruhe geschehen<br />

zu lassen? Es ist kein Unrecht – es ist der Versuch, dem Recht Geltung zu verschaffen,<br />

nicht nach seinem äußeren Anschein, sondern nach seinem inneren Gehalt.<br />

Und dann die Sache mit der Segnung gleichgeschlechtlich liebender Menschen in<br />

der Kirche!<br />

Es gibt eine „biblische Korrektheit“, die dem anderen ständig seine Irrtümer und Verfehlungen<br />

vorhält und nicht mehr Acht gibt auf seine inneren Beweggründe, auch das<br />

Maß der Umkehr übersieht zu so etwas wie Liebe und Verantwortung in einer<br />

schwierigen Lebenssituation.<br />

Praktizierte Homosexualität wird an vielen Stellen der Bibel, nicht nur im Alten, sondern<br />

auch im Neuen Testament, verworfen. Wir können nicht leichtfertig darüber<br />

hinwegsehen und das alles für bedeutungslos erklären. Wir wollen uns in unserem<br />

kritischen Nachfragen auch nicht von denen beirren lassen, die für biblische Ansichten<br />

und kirchliche Überzeugungen nur Hohn und Spott haben und ihr überzogenes<br />

Treiben durch nichts und niemanden stören lassen wollen. Als ob es das nicht auch<br />

gäbe: diesen Spott und diesen Übermut!<br />

Aber die, die auch kommen zu dem Herrn und mit uns anbeten wollen, die werden<br />

wir nicht einfach verachten.<br />

Wir werden uns nicht hinstellen und uns selbst für gerechtfertigt halten in der Art und<br />

Weise, wie wir unsere Ehen und Partnerschaften leben oder mit unserem Single-<br />

Dasein zurechtkommen. Wir werden uns bewusst machen, wie sehr wir alle der Vergebung<br />

bedürfen. Denn, mit Paulus gesprochen: Wir sind allzumal Sünder und ermangeln<br />

des Ruhms, den wir bei Gott haben sollten (Römer 3,23).<br />

Aber fragen werden wir den anderen dürfen, ob er gemeinsam mit uns ein Hörender<br />

bleiben will und ein Bittender, dem bewusst ist, wie viel wir Gott und den Menschen<br />

immer wieder schuldig bleiben „auch in dem besten Leben“. Und dann treten wir<br />

nicht mehr mit Rechtfertigungsversuchen und Segenswünschen für alles und jedes<br />

auf, sondern begnügen uns mit der Erkenntnis, dass Gott das Herz ansieht, auch<br />

wenn andere Menschen meinen, über Äußerlichkeiten herziehen zu müssen.<br />

Wer kann schon beurteilen, was angesichts von Lebensrisiken, Herausforderungen<br />

und Zumutungen, die einem mitgegeben oder zugewachsen sind, der Anfang von<br />

Umkehr und Heimkehr zu Gott und seiner Lebensordnung ist? Jesus wagt dieses<br />

Urteil hier in dieser konkreten Situation: „Dieser ging hinab gerechtfertigt in sein<br />

Haus, nicht jener.“ Ob wir das auch immer so zielsicher beurteilen und sagen können?<br />

Jedenfalls sollten wir uns hüten, uns an dieser Stelle zu übernehmen und womöglich<br />

noch öffentlich und pauschal zu segnen und zu rechtfertigen, was nicht einmal<br />

im Einzelfall leicht zu beurteilen ist.<br />

Wir sind und bleiben doch miteinander auf der menschlichen, fehlbaren Seite. Und<br />

da gilt: Verlangen können wir das Gerechtfertigtsein und den Segen so ohne weiteres<br />

für uns nicht, aber bitten um Gottes Nähe und Beistand können wir schon. Wer<br />

6

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!