1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...
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lismus gehen. Ideologie ist Vaterersatz. Haben die Väter in der ehemaligen DDR versagt?<br />
Wenden sich die verlassenen und vernachlässigten Kinder des Sozialismus<br />
nun gegen Staat und Gesellschaft? Wir brauchen den Mut, ihnen entgegenzutreten<br />
und sie an die Werte zu erinnern, auf denen wir miteinander aufbauen wollen. Ich<br />
erinnere mich noch an einen Besuch in Wolfen bei meinen Verwandten nach der<br />
Wende. Wie mich die ausländerfeindlichen Aufkleber aufgebracht haben, die da an<br />
den Mauern und Zäunen klebten. Sieht niemand hin, hat keiner den Mut, sowohl den<br />
Jugendlichen wie ihren verblendeten Eltern entgegenzutreten? „Die reich werden<br />
wollen, die fallen in Versuchung und Verstrickung und in viele törichte und schädliche<br />
Begierden, welche die Menschen versinken lassen in Verderbnis und Verdammnis.<br />
Denn Geldgier ist eine Wurzel allen Übels.“<br />
Paulus hat schon damals gesehen, was die Charaktere der Menschen verdirbt. Das<br />
ist keine Frage von Ost und West in Deutschland, sondern ein allgemeines und<br />
längst bekanntes Phänomen. Wir haben unverdientermaßen ein Geschenk erhalten<br />
45 Jahre nach Kriegsende: die Einheit Deutschlands wiederherzustellen in Frieden<br />
und Gerechtigkeit. Wir sollten das nicht vergeuden und verschenken durch Übermut<br />
und Gier, durch Ungerechtigkeit und Ausländerfeindlichkeit, durch Dummheit und<br />
Borniertheit. Wir haben allen Grund dankbar zu sein, für die einmalige Gelegenheit,<br />
Wunden zu heilen, Menschen am Wohlstand zu beteiligen und gerechte und friedliche,<br />
demokratische und rechtsstaatliche Verhältnisse herzustellen in Deutschland.<br />
Es ist genug Unrecht geschehen von deutschem Boden, es wird Zeit, dass unsere<br />
Nachbarn uns als friedfertige Zeitgenossen erleben. Es müssen ja nicht alle gleich<br />
Gottmenschen werden. Aber einige doch, eine qualifizierte Minderheit, die wie Sauerteig<br />
wirkt in der Gesellschaft. Die auch nachjagen nach Gewinn, aber nicht in<br />
schwankenden Geldeinheiten, sondern in der beständigen Währung echter Menschlichkeit.<br />
„Aber du, Gottesmensch, fliehe das! Jage aber nach der Gerechtigkeit, der<br />
Frömmigkeit, dem Glauben, der Liebe, der Geduld, der Sanftmut!“ Denn: „Die Frömmigkeit<br />
ist ein großer Gewinn für den, der sich genügen lässt.“ Amen.<br />
29.11.2000: Kirchenkreissynode (Lehrtext)<br />
Thema: Weggefährtenschaft (2. Korinther 13,11)<br />
Der Lehrtext des heutigen Tages aus dem 2. Korintherbrief, Kap. 13, Vers 11, erinnert<br />
uns daran, was synodale Gemeinschaft eigentlich bedeutet: Es ist ein Unterwegs<br />
sein mit Gott. Die Weggefährtenschaft – das heißt ja Synode – bezieht sich<br />
zunächst auf Gott und dann auf die Menschen neben mir. Ich gehe meinen Weg<br />
nicht allein, sondern zusammen mit anderen und vor allem mit dem Anderen, mit<br />
Gott. Es ist der Gott der Liebe und des Friedens, der mich auf meinem Weg begleitet.<br />
Das ist eine Zusage, die mir gilt seit meiner Taufe:<br />
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst;<br />
ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!<br />
Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein,<br />
dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen;<br />
und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen,<br />
und die Flamme soll dich nicht versengen.<br />
Denn ich bin der Herr, dein Gott,<br />
der Heilige Israels, dein Heiland.<br />
Ich habe viel für dich getan,<br />
weil du in meinen Augen so wert geachtet<br />
und auch herrlich bist<br />
und weil ich dich lieb habe. (Jesaja 43,1-4)<br />
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