Erleben im Mittelpunkt stehen, Ablenkung und rauschhafte Momente, die uns die Zeit und die Aufmerksamkeit stehlen, zu uns selbst, zu Gott und zu unserem Nächsten zu kommen. Paulus schreibt: sauft euch nicht voll Wein, sondern lasst euch vom Geist erfüllen. Es ist nicht gleichgültig, was wir alles zu uns nehmen, konsumieren, uns auferlegen und verdauen müssen. Es gibt allerlei Süchte, die uns Menschen gefangen nehmen können – nicht nur der Missbrauch von Alkohol. Das kann auch die übertriebene Arbeit sein, die gesundheitsgefährdende Freizeitgestaltung oder manches Genussverhalten, das uns statt uns zu bereichern und zu beschenken, fest im Griff hält und nicht wieder loslässt. Hinter all dem mag ja ein wichtiger Impuls stecken: die Suche und Sehnsucht nach Freiheit, Selbstverwirklichung, glückhafter Gemeinschaft oder das Ausprobieren unserer Kräfte. Aber stillt das unseren Lebensdurst? Wird nicht der verständliche Hunger nach Leben auf einer ganz falschen Ebene befriedigt und festgehalten? Viel zu vordergründig und materialistisch, nicht tief genug und nicht wirklich geistlich gegründet. (In Alexishafen habe ich gelesen: Gott ist das einzige Ziel, das die Sehnsucht der Menschen erfüllen kann.) Sich vom Geist erfüllen lassen, heißt zunächst einmal innehalten, still werden, hinhorchen, einfach werden, leer und bereit zu empfangen. Denn Gott kommt nicht mit Donner und Brausen, nicht mit bezwingenden Eindrücken wie all die anderen, die uns erreichen und beeindrucken wollen. Gott kommt leise und leicht – mit einem stillen sanften Sausen, in einer Stimme verschwebenden Schweigens. Gott füllt uns nicht ab, so dass wir Verdauungsschwierigkeiten bekommen, Gott nähert sich behutsam und erfüllt mit seinem Geist – ganz leicht, ganz einfach. Geistliche Fülle hat etwas mit Gespräch zu tun, mit Gesang und Gebet. „Ermuntert einander in Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen und sagt Dank...“ schreibt Paulus. Es geht um den Spielraum im Herzen. Gibt es den noch oder sind wir längst voll gestellt mit Ängsten und Sorgen, mit Streitfragen und Tagesordnungspunkten? Achten wir auf unsere Herzen noch so, dass Gott darin Platz hat? Bei der Tagung der Luther-Akademie, die uns hier im Dom zusammengeführt hat, geht es um die Wichtigkeit der Gottesbeziehung als dem eigentlich tiefen Inhalt aller Religion und aller Religionen. Wir sollten einander dazu ermuntern, Zeit zu haben für Gott. Und wenn wir es bei einem anderen Menschen entdecken, dass er diese Zeit für Gott hat, dass er betet und singt, ehren und achten, auch wenn das nicht oder noch nicht mit Christus verbindet. Religion haben heißt auch dankbar sein und leben aus dem, was uns gegeben ist. Wer das kann, danken für empfangene Gabe, und Zeit hat für Gott und das Göttliche, der ist nicht weit entfernt von der Haltung Jesu. Er hat uns doch gezeigt und vorgelebt, was das heißt, Vertrauen zu haben, sich die Kraft zum Leben aus der Gottesbeziehung zu holen und ganz und gar hingegeben zu sein an den, der allein weiß, was gut für uns ist. „Herr schicke was du willst, ein Liebes oder Leides, ich bin vergnügt, dass Beides aus deinen Händen quillt. Wollest mit Freuden und wollest mit Leiden mich nicht überschütten. Doch in der Mitten liegt holdes Bescheiden.“ (Eduard Mörike) So beten wir manchmal und zeigen darin, welch Geistes Kinder wir sind. Es gibt eine Freude und einen Reichtum aus innerem Glanz und Erleben. Alle wahrhaft religiösen Menschen teilen diese Haltung und verwandeln darin das Antlitz der Erde. Sie können auch wahrhaft dienen und sich unterordnen, weil sie sich nicht zu behaupten brauchen und auch nichts behaupten müssen gegenüber anderen. 46
Sie haben ein Haupt, das ist das Entscheidende, Gott, dem sie dienen. Für uns hat dieses Haupt ein menschliches Antlitz bekommen: liebevoll und segnend, heilend und erklärend, manchmal auch sorgenvoll und zornig, am Ende aber hingegeben und verzeihend. Er schaut uns an vom Kreuz und fragt uns: Willst du es, kannst du es annehmen, dass Liebe so sein kann? Wenn Du nicht so sein kannst, lass es Dir wenigstens schenken und es wird dich verwandeln. Dann hört das auf, mächtig zu sein: die böse Zeit und der Unverstand, die Unordnung und die Verlorenheit. Dann bist du wirklich frei, weil Du der Liebe, weil Du einem Liebenden gehörst: Christus. Amen. 47
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Verzeichnis der Bibelstellen 1. Mos